11 Web-Analytics 559 Web-Controlling 566 Web-Mining 578 Bewertung von Web 2.0-Portalen 585 Klickbetrug und Affiliate-Hopping 593 Online-Marktforschung 601 Leitfaden Online Marketing Performance-Marketing T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics „Die Hälfte meiner Werbung ist zum Fenster hinausgeworfenes Geld. Ich weiß nur leider nicht, welche Hälfte“. Dieser Henry Ford zugeschriebene – eigentlich von John Wanamaker stammende – Ausspruch gilt nicht für Online-Marketing. Hier kann sehr genau gemessen werden, welches Werbemittel wie viele gute Kunden bringt. Das wird als Performance Marketing bezeichnet. Darüber hinaus können aber noch weit mehr Daten via Internet erhoben werden. Wolfgang Thomas erläutert, was genau Performance-Marketing ist und was dabei gemessen werden kann. Damit kann die Frage beantwortet werden, welche Kampagne wie wirksam war und wie sie weiter optimiert werden kann. Direktmarketingprofis haben Performance-Marketing als Erste für sich entdeckt. Eifersüchtig bewachte Kompetenzgrenzen zwischen Marketing und Vertrieb müssen neu abgesteckt werden. Thomas Brommund definiert Web-Controlling als Abbildung der Unternehmensziele auf den Teilbereich der Internetaktivitäten. Key-Performance-Indicators (KPI) liefern aussagekräftige Erfolgsfaktoren. Diese enden nicht mit den Standardmetriken PageViews, Visits und Visitors. Ergänzend sollten Bezahlsysteme, Bonitätssysteme, externe Datenbanken und Warenwirtschaftssysteme eingebunden werden. Martin Oesterer beleuchtet die Möglichkeiten des Web-Mining. Er erläutert, wie man Relevanz generieren, Produktaffinitäten bestimmen und Interessen ermitteln kann. Data-Mining wird seit Jahrzehnten im Direktmarketing genutzt. Nun setzt es sich auch im Online-Marketing durch. Hauptanwendungen sind die Personalisierung von Inhalten und die ereignisgesteuerte Interaktion mit Besuchern. Harald Eichsteller zeigt, welche Messwerte für die Bewertung von Onlineportalen geeignet sind. Marktposition, Kundenstamm, Kundenbeziehung und Nachhaltigkeit sind die wichtigsten Faktoren. Bei abnehmenden Responseraten sinkt der Returnon-Customer (ROC) überproportional. Hohen Einfluss hat die Churn-Rate, die besagt wie viele Premium-Kunden kündigen. Besteht erst einmal ein stabiler Kundenstamm, gibt es einen First-Mover-Advantage. Will ein Konkurrent diesen durch Nachbauen eines Portals aufholen, ist das schwer. Christian Bennefeld demonstriert, dass die präzise Messbarkeit auch eine ganz andere Seite des Internet enthüllen kann: Klickbetrug. Um solchen Dingen auf die Spur zu kommen, ist das Tracking des Besucherverhaltens durch ein WebControlling System ratsam. Inzwischen haben jedoch alle großen Anbieter eigene Vorkehrungen getroffen, um Manipulationen zu entlarven und diese Klicks rückzuvergüten. Axel Theobald behandelt die Möglichkeiten der Online-Marktforschung. OnlineBefragungen vereinen geringe Kosten und hohe Geschwindigkeit. Innerhalb weniger Stunden können auch komplexeste Fragebögen entworfen werden. Interessant ist die Möglichkeit der zufälligen Anordnung von Fragen oder Antworten. Auch Online-Panels können sehr schnell Antworten liefern. Das ist ein Stamm von Befragungspersonen, die regelmäßig zu unterschiedlichen Themen befragt werden können. 558 Performance-Marketing – Direktmarketing im Internet Wolfgang Thomas Marketingentscheider, die zum ersten Mal den Begriff Performance-Marketing hören, werden wahrscheinlich misstrauisch, da er zunächst wenig aussagekräftig und trennscharf daher kommt. Wer möchte schon Marketing-Maßnahmen oder Strategien verfolgen, die nicht „performen“, wie man neudeutsch sagt. Jede Kampagne, jedes Marketingkonzept wird schließlich auf ein bestimmtes Ziel, eine bestimmte Leistung hin entwickelt, sei es nun Markenbekanntheit oder -sympathie oder auch die Kaufbereitschaft in der Zielgruppe. Das Besondere am Performance-Marketing in Online-Medien ist die Orientierung an unmittelbar messbaren Zielgrößen wie zum Beispiel einem Besuch auf einer Website, eine Registrierung als Nutzer oder gar den direkten Kauf. Die Fachgruppe Performance-Marketing im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW e.V.) hat den Begriff daher wie folgt definiert: „Performance-Marketing in den digitalen Medien ist ein Bestandteil des Mediamix und dient sowohl der Kundengewinnung als auch der Kundenbindung. Der Einsatz der verschiedenen Werbemedien verfolgt das Ziel, messbare Reaktionen und/oder Transaktionen mit dem Nutzer zu erzielen. Die Ansprache des Kunden beziehungsweise Interessenten erfolgt sehr gezielt, nach Möglichkeit individuell, um die größtmögliche Interaktion mit den Nutzern zu erreichen. Performance-Marketing versteht sich als integrierter Ansatz. Die Bestandteile sollen vernetzt zum Einsatz kommen, um so auf Handlungsweisen des Kunden beziehungsweise potenzieller Interessenten einwirken zu können.“ Wen diese Beschreibung an gängige Direktmarketing-Definitionen erinnert, liegt völlig richtig: letztlich ist Performance-Marketing „nur“ die Ausprägung des Direktmarketing in interaktiven Medien. Einige Besonderheiten werden aber an den folgenden Merkmalen des Performance-Marketing deutlich: Performance-Marketing bedeutet Messbarkeit Die Reaktionen und Transaktionen der Zielgruppe sind eindeutig, zeitnah, vollständig und modular beobachtbar und messbar. • Eindeutigkeit bedeutet in diesem Kontext vor allem, dass die Zielgrößen direkt aufgezeichnet werden können. Es bedarf keiner Definition und Inter559 Zielgrößen sind unmittelbar messbar Größtmögliche Interaktion durch individuelle Ansprache T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics pretation von Hilfsgrößen wie zum Beispiel bei der psychografischen Größe der Kaufbereitschaft der Kauf, sondern die Anzahl der Besucher einer Website oder der Käufer eines Produktes kann sehr unmittelbar beobachtet werden. • Zeitnah ist eine Messung, wenn zwischen der Kampagnenaktivität und der Messung der Reaktion durch die Zielgruppe eine Zeitspanne von wenigen Stunden oder Tagen liegt, während eine regelmäßige Messung beispielsweise der Markenbekanntheit in Quartals-, Halbjahres- oder gar JahresZyklen vorgenommen wird. • Vollständig ist eine Messung, wenn diese nicht auf der Reaktion einer Stichprobe oder ein Panel sondern auf der Grundgesamtheit aller Interaktionen mit der Zielgruppe beruht, was im Performance-Marketing üblicherweise der Fall ist. • Modular meint eine Betrachtung, in der die einzelnen Kampagnenelemente separat beurteilt und auch gesteuert werden können. Insbesondere der Aspekt der Modularität unterscheidet Performance-Marketing erheblich vom klassischen Marketing. Stellen wir uns einen Print- oder TV-Flight vor, so ist die Auswirkung einer einzigen Anzeige und eines einzelnen TV-Spots im Normalfall nicht bewertbar, die Wirkung der Kampagne entfaltet sich aus der Gesamtheit aller Kampagnenelemente. Hinzu kommt, dass durch die längeren Vorlaufzeiten bei Einbuchung und technischer Umsetzung von Werbung in klassischen Medien eine taktische Steuerung nicht so ohne weiteres möglich wäre, selbst wenn eine entsprechende Informationsgrundlage über die Responseleistung einer Anzeige, eines Spots oder einer Beilage vorliegt, wie dies im klassischen Direktmarketing angestrebt wird. Anzeigentexte und Keywords können in Echtzeit während der Kampagne geändert werden Verglichen damit ist insbesondere das Suchmaschinen-Marketing unglaublich modular und kleinteilig. Kampagnen umfassen hier von einigen Hundert bis zu Hunderttausenden Begriffen und Suchwortkombinationen. Für jeden dieser Suchbegriffe lässt sich die Zahl der Kontakte und Reaktionen in Form von Klicks und späterer Käufe in der Folge dieses Shopbesuches aufzeichnen und auswerten. Die Erkenntnisse daraus können dann gleich in Optimierungsschritte der Kampagne umgesetzt werden, indem zum Beispiel ein Anzeigentext praktisch in Echtzeit geändert wird oder ein erfolgloses Keyword von jetzt auf gleich nicht mehr geschaltet wird. Damit kann die Effizienz der Kampagne optimiert werden, noch während sie läuft. Der Werbetreibende identifiziert also ex-post präzise, welche Kampagnenelemente gut funktioniert haben und ist unmittelbar in der Lage, aus diesen Erkenntnissen auch Reaktionen abzuleiten und umzusetzen. Schließlich ist die Vernetzung des Performance-Marketing mit dem übrigen Marketing-Mix essentiell für den Gesamterfolg. Natürlich wird die Reaktionsbereitschaft der Zielgruppe auf die Kampagnenelemente des interaktiven Direktmarketing entscheidend von Faktoren wie Bekanntheit oder Sympathie einer Marke beeinflusst. Es gibt zwar auch viele Performance-Marketing Kampagnen von Anbietern, die auf Markenkommunikation praktisch vollständig verzichten (müssen) und diese Kampagnen funktionieren in gewisser Weise auch. Unbekannte Anbieter weisen aber regelmäßig niedrigere Responseraten auf als bekannte Absender 560 Wolfgang Thomas: Performance-Marketing – Direktmarketing im Internet einer Botschaft. Auch wird die Bereitschaft zum Kauf per Kreditkarte bei einem Markenanbieter eher höher sein als bei einem namenlosen Powerseller. Umgekehrt können Performance-Marketing-Kampagnen auch als Nebeneffekt für eine hohe Sichtbarkeit im Netz sorgen und damit die Bekanntheit einer Marke unterstützen. Wohlgemerkt: Klassische Werbung ist keine Voraussetzung für PerformanceMarketing, aber wenn ohnehin solche Kampagnen existieren, sollten diese möglichst eng mit dem Performance-Marketing abgestimmt und auch zeitlich synchronisiert werden, um einen optimalen Gesamteffekt zu erzielen. Für klassische Werber ist die Kleinteiligkeit der Kampagnenplanung sowie die Geschwindigkeit und Eindeutigkeit der Responsedaten oft irritierend. Das Glauben an die Richtigkeit eines Konzeptes wird durch einen schnellen Realitätstest ersetzt. Positiv ist hierbei sicher, dass definitive Irrwege in der Kundenansprache schneller identifiziert werden. Henry Fords berühmte alte Klage, er wüsste nicht welche Hälfte für Werbung er zum Fenster rausgeschmissen hätte, verliert so ein Stück weit seine Gültigkeit. Vorsicht ist aber trotzdem angebracht vor vorschnellen Schlüssen. Natürlich kann man eine Online-Kampagne schon am zweiten Tag auswerten und optimieren. Hier sollte aber insbesondere auf ausreichende Fallzahlen unbedingt geachtet werden, sonst regiert der Zufall über der Stringenz der Erkenntnisse. Werbekonzepte können durch die Eindeutigkeit der Responsedaten sehr schnell überprüft werden Kennzahlen im Performance-Marketing Zahlen regieren das Performance-Marketing. Das Verständnis dieser Größen ist essentiell, um dieses Marketingkonzept zu verstehen und richtig umsetzen zu können. Gerade weil das Internet eine solche Fülle von Daten en passant zur Auswertung zur Verfügung stellt, ist deren richtiges Verständnis und die Konzentration auf die wesentlichen Kennziffern (neudeutsch auch gern als Key Performance Indicators oder KPI zusammengefasst) so wichtig. Immer noch begegnet man Kunden, die den aktuellen Traffic ihrer Website zwar mit „über 200.000“ recht genau beziffern können, aber leider nicht wissen, was diese Zahl aussagen sollte: Page Impressions, Visits, User oder gar Hits. Daher zunächst die wichtigsten Messgrößen und Kennzahlen im Überblick: Eine Page Impression ist der Aufruf einer Seite. Dabei reicht es aus, wenn sich der wesentliche Teil des Bildschirms ändert, während die Navigation und das Basislayout unverändert auf dem Schirm bleiben. Historisch entstand dieser Begriff in den späten 90er Jahren, als sich der Bildschirm vieler Websites aus sogennanten Frames zusammensetzte und damit beim Aufruf einer neuen Seite mitunter drei bis vier neue HTML-Seiten gleichzeitig aufgerufen wurden. Da der technische Aufbau eines Internet-Angebotes aber nicht die Nutzungszahlen verfälschen sollte, einigte sich die Internet-Branche seinerzeit auf die Definition der Page Impressions. Da Frames heute kaum noch vorkommen, entspricht die Anzahl der Page Impressions mittlerweile wieder den HTML-Seitenabrufen. AdImpressions sind dementsprechend die beim Nutzer geladenen und angezeigten Werbeflächen bei der Nutzung einer werbefinanzierten Website. Ruft ein User zum Beispiel eine Ergebnisseite bei einer Suchmaschine ab, erhält er neben seinen Suchergebnissen auch bis zu zehn Textanzeigen. Eine PageImpression entspricht in 561 Das Verständnis und die Konzentration auf die wesentlichen Kennzahlen ist wichtig, um das Konzept des PerformanceMarketing zu verstehen T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics diesem Fall also 10 AdImpressions. Bei Bannerschaltungen sind auf einer Seite meist nur 2 bis 4 Anzeigen (manchmal auch nur eine oder überhaupt keine) zu sehen. Ein Click ist die vom Nutzer ausgeführte Interaktion mit einem Werbemittel. Weniger kompliziert: der Nutzer folgt dem in der Anzeige hinterlegten Hyperlink zur Seite des Werbetreibenden, um sich dort näher mit dessen Angebot zu beschäftigen. Auf einen Click folgt damit im Normalfall ein Visit, also ein Nutzungsvorgang einer beworbenen Website. Für die Handelsszene entspricht ein Visit damit der Kundenfrequenz in einem Ladengeschäft. Wie im richtigen Leben kann ein Kunde einen Shop natürlich auch mehrfach aufsuchen, bevor er oder sie tatsächlich einen Kauf tätigt. Die Anzahl verschiedener Nutzer ohne diese Besuchsdopplungen bezeichnet man als Unique Visitor beziehungsweise Unique User. Als prozentuale Relation zwischen Clicks und AdImpressions wird die ClickThrough-Rate (CTR, auch Klickrate) gebildet. Ein Wert von einem Prozent sagt also, dass jeder hundertste User, der mit der Werbebotschaft konfrontiert wurde, die Anzeige auch anklickt, um die Seite des Werbetreibenden zu besuchen. Die Höhe der Klickrate hängt maßgeblich vom Umfeld der Werbeschaltung und der Gestaltung des Werbemittels ab. Für Banner sind Klickraten zwischen 0,1 und 2 Prozent üblich, bei Textanzeigen in Suchmaschinen liegt die Rate etwas höher bei 0,5 bis 5 Prozent, was aber auch logisch ist, da der Nutzer hier Angebote als Antwort auf eine von ihm geäußerte Abfrage erhält und nicht spontan mit Werbung konfrontiert wird. Im Cost-per-Click (CpC) wird das eingesetzte Werbebudget durch die Anzahl der erzielten Klicks geteilt. Dieser Cost-per-Click ist im Suchmaschinen-Marketing auch die Abrechnungs- und damit die Stellgröße für die Budgetierung, während bei einer Abrechnung auf Tausenderkontaktpreis der CpC eine resultierende Effizienzkennziffer ist. Was genau als Conversion gewertet wird, ist vom Werbetreibenden selbst definierbar Ausgehend vom Besuch des Nutzers auf einer Website – zum Beispiel einem OnlineShop – ist die nächste Stufe der Interaktion üblicherweise der Kauf. Die Relation zwischen Anzahl der Verkäufe und Visits wird als Conversion Rate bezeichnet, also die Umwandlungsrate zwischen Besuchern des Shops und denen, die auch zu Kunden wurden. Typische E-Commerce Umwandlungsraten liegen in einer Größenordnung von ein bis zwei Prozent bezogen auf alle Visits einer Website. Bei kostenlosen Registrierungsprozessen und Gewinnspielen können andere Raten erreicht werden. Was genau aus Sicht des Werbetreibenden als Conversion gewertet wird, ist frei definierbar: • ein Kauf, • eine Bestellung von Prospektmaterial, • der Wunsch nach Besuch eines Außendienstmitarbeiters, • die Vereinbarung einer Probefahrt für einen PKW oder • die Anmeldung für einen Newsletter. Abhängig von dieser Vielfalt in den Conversion-Zielen gibt es eine Vielzahl von Kennziffern, in denen das eingesetzte Werbebudget durch die Anzahl der erreichten Conversions geteilt wird, um die anteiligen Cost per Acquisition (CPA) zu ermitteln. Gängige Ausprägungen sind: 562 Wolfgang Thomas: Performance-Marketing – Direktmarketing im Internet • der Cost per Order (CPO) als Werbekosten pro Kauf, • der Cost per Lead (CPL) als Werbekosten pro generierter Adresse und • der Cost per Registration (CPR) als Kosten pro Registrierung. Die aus dem Direktmarketing bekannte Trichterdarstellung ist auch im PerformanceMarketing durchaus üblich, um die Beziehungen zwischen den genannten Kennziffern zu verdeutlichen. In einigen Webcontrolling-Systemen wird auch die englische Bezeichnung „Funnel“ hierfür verwandt. Die folgende Abbildung fasst somit die erläuterten Begriffe zusammen: Abb. 1: Beziehungen zwischen den Kennziffern Performance-basierte Abrechnungsmodelle Ein häufiges Missverständnis im Performance-Marketing betrifft die sogenante Performance-basierte Abrechnung mit den Medien. Hierbei werden die Werbeträger (im Online-Bereich also Websites, Suchmaschinen oder Affiliates) nur für die tatsächlich erbrachten Responseerfolge bezahlt und nicht für die werbliche Präsenz an sich. Klassische Medien wie Print oder TV extrapolieren aus ihrer Verbreitung in der Vergangenheit die Reichweite eines Werbeträgers in die Zukunft und legen Preise hierfür fest. Um diese Preise vergleichbar zu machen, ist der Tausenderkontaktpreis (TKP, in englisch CPM) hilfreich. Bei Bannerschaltungen wird der TKP zum Preismodell, das heißt es wird pro tausend angezeigte Banner ein bestimmter Preis erhoben und am Kampagnenende abgerechnet. Performance-orientierte Preismodelle gehen noch einen Schritt weiter: der Werbeträger erhält nur dann Geld für die erbrachte Werbeleistung, wenn tatsächlich der gewünschte Erfolg in Form eines Klicks, eines Leads oder gar eines Kaufs eingetreten ist. Werbeleistung, die nicht zum gewünschten Erfolg führt, wird demnach auch nicht bezahlt. Damit wälzt der Werbetreibende einen erheblichen Teil seines wirtschaftlichen Risikos ab auf die Medien, die Planung 563 Werbeträger werden nur für Responseerfolge bezahlt, nicht allein für die werbliche Präsenz T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics Bei einer leistungsbasierten Abrechnung entscheidet der Betreiber der Website welche Werbung wann, wo und wie oft läuft einer Kampagne wird bedeutend einfacher. Im Suchmaschinen-Marketing hat sich die Abrechnung auf Kosten pro Klick (CpC) fest etabliert, im Affiliate-Marketing dominiert die Abrechnung pro Kaufabschluss. Dagegen sind Websites mit begehrten, knappen und hochwertigen Zielgruppen oder Features nicht darauf angewiesen, ihre Werbeflächen leistungsbasiert zu verkaufen. Eine weitere Konsequenz der leistungsbasierten Abrechnung ist auch, dass die Medien ein Mitspracherecht bei der Platzierung und Gestaltung der Werbung beanspruchen. Dies äußert sich zum Beispiel in den redaktionellen Richtlinien für die Gestaltung von Textanzeigen in Suchmaschinen. Auch verliert der Werbetreibende in diesem Modell seinen Anspruch auf eine Präsenz in einem von ihm gebuchten Umfang oder an einer von ihm ausgesuchten Platzierung. Bei Performance-orientierter Abrechnung legt der Betreiber der Website fest, welche Werbung wann, wo und wie oft läuft. Aus seiner Sicht unwirtschaftliche Kampagnen werden entweder überhaupt nicht angenommen oder nach einer kurzen Testperiode wieder abgesetzt. So verlockend die leistungsbasierte Abrechnung der Medialeistung auch sein mag: sie ist in vielen Umfeldern schlicht nicht durchsetzbar. Die gute Nachricht ist, dass es im Performance-Marketing nicht notwendig ist, dass die Werbung erfolgsorientiert abgerechnet wird. Natürlich macht dies für die Planung und Optimierung vieles einfacher. Es gibt aber auch sehr viele Platzierungen, die auf Basis von Fixkosten pro Belegungszeitraum oder eben über Tausenderkontaktpreise abgerechnet werden und trotzdem sehr wirtschaftlich sind. Entscheidend für die Nutzung als Performance-Marketing Instrument ist daher nicht die Abrechnungsmethode sondern der Planungs- und Optimierungsansatz. Solange der Erfolg einer Kampagne primär oder ausschließlich auf Basis der unmittelbar erzielten Resultate beurteilt und gesteuert wird, können alle Geschäftsmodelle zum Einsatz kommen. Steigende Grenzkosten bei Skalierung Testkampagnen im Kleinen können nicht unbedingt hochgerechnet werden Je stärker ein Bedarf beim potenziellen Kunden geweckt werden muss, desto niedriger die Conversion Economies of scale sind im Wirtschaftsleben ein natürliches Phänomen. Intuitiv erwartet daher jeder Entscheider, dass sich die Ergebnisse einer noch bescheidenen Testkampagne zumindest linear hochrechnen und damit skalieren lassen. In der Praxis des Performance-Marketing ist dies leider oft ein Trugschluss. Viele WebsiteBetreiber schwärmen zum Beispiel von der unglaublich guten Umwandlungsrate bevor sie überhaupt die Website aktiv bewerben, beobachten aber dann oft ein Sinken der Kaufrelation, sobald das Angebot aktiv vermarktet wird. Dies ist relativ leicht erklärbar mit der Struktur der Seitennutzer: eine wenig beworbene Website erfährt überwiegend eine Nutzung durch Bestandskunden oder Neukunden, die durch Mund-zu-Mund-Propaganda auf das Angebot aufmerksam wurden. Diese User kommen also schon mit dem mehr oder minder fest gefassten Entschluss auf die Website, sich mit dem Angebot näher zu beschäftigen und gegebenenfalls auch zu kaufen. Ähnlich ist die Lage bei Nutzern, die über Suchmaschinen-Werbung (SEM) auf die Seite kommen. Je früher der Nutzer noch im Kaufentscheidungsprozess ist, je stärker ein Bedarf erst noch geweckt werden muss, umso niedriger wird die Conversion sein. Der Haken dabei: die Kosten pro Bestellung oder Neukunde mögen bei einer sehr 564 Wolfgang Thomas: Performance-Marketing – Direktmarketing im Internet kleinen Kampagne zwar sensationell günstig sein, aber die absolute Dimension des Geschäfts ist noch sehr bescheiden. Möchte der Werbetreibende dann aber „den Hahn aufdrehen“, stehen der Skalierung diverse Hindernisse im Weg: die Anzahl der Suchanfragen in einer Suchmaschine ist letztlich begrenzt. Wohlgemerkt: bei über 35 Millionen deutschen Online Nutzern besteht mittlerweile eine mehr als ausreichende Reichweite, um deutlich steigende Investitionen auch in Performance-Marketing-Kampagnen zu rechtfertigen. Die Erfahrung zeigt aber, dass die CPOs im Zuge der Skalierung tendenziell eher steigen als fallen, aller Konditionenvorteile im Einkauf größerer Kampagnen zum Trotz. Solange die Kosten für die Neukundengewinnung aber mit den traditionellen Wegen konkurrenzfähig sind, lohnt auch eine Skalierung bei steigenden Grenzkosten. Organisatorische Herausforderungen Unternehmen mit ausgeprägter Direktmarketing-Erfahrung werden sich mit dem Einstieg ins Performance-Marketing leicht tun. Hier liegen schon LeistungsBenchmarks und Erfahrungen zu Umwandlungsraten aus den Offline-Kampagnen vor. Ein wichtiger Aspekt ist die Bereitschaft zum ständigen Lernen und Optimieren einer Kampagne. Für die kontinuierliche und zeitnahe Verbesserung von Platzierungen und Werbemittel ist es zum Beispiel notwendig, die mit der Steuerung der Kampagne betrauten Geschäftseinheiten mit den erforderlichen Kompetenzen und Entscheidungsspielräumen auszustatten. Der klassische Konflikt zwischen Marketing und Vertrieb wird im PerformanceMarketing insoweit entschärft, als dass Vertriebsziele in das Zentrum der Kommunikation rücken. Daran schließt sich aber die Frage an, ob solche Maßnahmen aus dem Vertriebs- oder Werbebudget bestritten werden sollten und welcher Bereich „den Hut aufhat“. Letztlich profitieren aber beide Bereiche von einer engen Verzahnung ihrer Aktivitäten. Insgesamt bietet Performance-Marketing vielfältige Ansätze für neue und effiziente Wege zur Erschließung neuer Kunden. Als innovatives Marketingkonzept bricht es mit verschiedenen Paradigmen der klassischen Werbung, erfahrene Direktmarketer werden sich aber nach Gewöhnung an die neuen Begriffe schnell heimisch fühlen und die enorm schnellen Reaktionszeiten und Reportingzyklen zu schätzen wissen. Mit einer im Performance-Marketing erfahrenen Agentur, die idealerweise alle relevanten Spielarten integriert planen und umsetzen kann, wird die Erschließung des Internet als Sales und Pre-Sales-Kanal zu einer schnell umsetzbaren und auch langfristig erfolgreichen Marketinginnovation. 565 Die Bereitschaft zum ständigen Lernen und Optimieren ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Kampagne Web Analytics – Web Controlling Thomas Brommund, Axel Amthor Abbildung der Unternehmensziele auf den Teilbereich der Internetaktivitäten Der entscheidende Schritt in Richtung einer funktionierenden Erfolgsmessung liegt zunächst nicht in der Implementierung eines technischen Mess-Systems, sondern beginnt immer mit Abbildung der Unternehmensziele auf den Teilbereich der Internetaktivitäten. Der Web Analytics-Regelkreis Während die initiale Einführung eines Web Analytics-Tools ein in sich abgeschlossenes Projekt darstellt, bedeutet Web Analytics einen kontinuierlichen Regelkreis zu durchlaufen, der wie folgt beschrieben werden kann: 1. Planung Es gilt Marketingziele zu definieren, Key-Performance-Indicators (KPIs) zu identifizieren und diese messbar zu machen. 2. Erfolgsmessung Dies bedeutet die Überwachung des laufenden Betriebes, um bei relevanten Abweichungen von den Zielvorgaben rechtzeitig handeln zu können. 3. Analyse Es gilt die Web-Statistik-Daten auszuwerten und hinsichtlich der gesetzten Ziele und Geschäftsausrichtung zu interpretieren. 4. Optimierung Es gilt nun die aus der Analyse abgeleiteten Handlungsempfehlungen umzusetzen und die Reaktion auf die Veränderungen erneut zu messen und zu analysieren. Abb.1: Web Analytics-Regelkreis 566 Thomas Brommund, Axel Amthor: Web Analytics – Web Controlling Abb.2: Von der Metrik und Dimension zur Web-Scorecard Was zeichnet Web Analytics-Projekte aus? Sie sind interdisziplinär, zumeist technisch anspruchsvoll und in der Regel strategisch ausgerichtet und müssen schnell auf neue Anforderungen angepasst werden. Interdisziplinär Web Analytics-Projekte sind grundsätzlich interdisziplinär, häufig sogar unternehmensübergreifend. Sie umspannen ein sehr weites Feld an erforderlichem Knowhow, um erfolgreich durchgeführt werden zu können: • Umfassendes Marketingwissen. • Spezielles Wissen im Online-Marketing, dessen Instrumente und Abrechnungsmodelle, wie zum Beispiel Suchmaschinenoptimierung (SEO), Suchmaschinenmarketing (SEM), Affiliate-Marketing, E-Mail-Marketing und cross-mediale Kampagnen. • Kenntnisse des Geschäftsmodells und der Strategie des Unternehmens. • Kenntnisse der Prozesse im Unternehmen. • Kenntnisse der IT-, Web- und weiteren Infrastruktur in Breite und Tiefe. • Kenntnisse im Controlling und Reporting. • und gegebenenfalls Kenntnisse im Bereich Data-Warehousing und Business-Intelligence. Web Analytics-Projekte erfordern die zielgerichtete Zusammenarbeit unterschiedlicher Abteilungen innerhalb eines Unternehmens. Marketing, Vertrieb und Technik müssen eine gemeinsame Sprache finden, um die Anforderungen an eine Web Analytics-Lösung zu definieren. Es gilt gemeinsam die Anforderungsseite aus Marketing und Vertrieb mit der Entwicklungsseite der IT und externen Dienstleister zusammenzuführen. Hierbei wird die Komplexität der Projektabwicklung vielfach unterschätzt. 567 T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web Analytics Technisch anspruchsvoll Bezahlsysteme, Bonitätssysteme, externe Datenbanken und Warenwirtschaftssysteme einbinden Web Analytics-Projekte sind technisch anspruchsvoll. Es geht letztendlich um die Verarbeitung von Massendaten in nahezu Echtzeit. Es gilt zu verstehen wie aktive Elemente in die Seite zu integrieren sind, Transaktionsabläufe abgebildet werden, Bezahlsysteme, Bonitätssysteme, externe Datenbanken und Warenwirtschaftssysteme eingebunden werden, interne und externe Marketing Maßnahmen gemessen werden. Zusätzliche Werkzeuge wie zum Beispiel Bid-Management Tools oder Behavioral Targeting-Lösungen gilt es ebenso einzubinden wie die Daten von externen Online-Marketing beziehungsweise Performance- MarketingDienstleistern. Übernehmen externe Dienstleister Bereiche des Online-Marketings, gilt es diese Erfolgsmetriken in die eigenen Tools einzubinden, um letztendlich eine ganzheitliche Sicht auf die Online-Marketing-Maßnahmen zu erhalten. Strategisch Web Analytics-Projekte sollen die Zahlen für die strategische Weiterentwicklung der Website und des Unternehmens liefern, dafür müssen die erhobenen Kenndaten und Zahlen auch einen starken Bezug zum Geschäftsmodell haben. Des Weiteren sollen die Tools die Grundlage für ein erfolgreiches Online-Marketing liefern. Diese Daten sollen nahezu in Echtzeit, valide und zuverlässig erhoben werden und anschließend detailliert und aggregiert bereitgestellt werden. Change Management is King! Die Anforderungen an das Web Analytics System sind permanenten Änderungen und Anpassungen unterworfen: • Änderung der Websitestruktur • Änderung der Transaktionsabläufe in der Site • Änderung oder Erweiterung des Geschäftsmodells • Marketingmaßnahmen als „Mini Projekte“ • Neue Werbepartner, neue Werbeformen, neue Werbemittel, neue Verrechnungsmodelle • Technologische Weiterentwicklung der Website • An- und Einbindung neuer Tools und Technologien Es gilt diese Änderungen in der Projektplanung und in der Tool-Auswahl zu berücksichtigen. 568 Thomas Brommund, Axel Amthor: Web Analytics – Web Controlling Kriterien für die Auswahl von Web Analytics-Tools Dimensionen und Metriken stellen die Basis für die geschäftsrelevanten Informationen über eine Website bereit. Aus dieser Erkenntnis ergeben sich zwei wichtige Konsequenzen. Dimensionen und Metriken Die genaue Planung der Metriken und Dimensionen legt den Grundstein für WebAnalytics. Eine gute Basis für die Bestimmung der verwendeten Dimensionen bilden die Fragen, die das Web Analytics-System beantworten soll. Die Antworten auf diese Fragen werden im Reporting für die Entscheider zusammengefasst. Nach der Auswahl der erforderlichen Dimensionen, erfolgt die Wahl des WebAnayltics-Tools, welche die gewünschten Informationen bereitstellen können. Da sich die verfügbaren Tools in diesem Punkt teilweise erheblich unterscheiden, kommt der Genauigkeit des Pflichtenheftes eine besonders große Bedeutung zu. Die folgenden Abschnitte zeigen einige Kriterien auf, mit deren Hilfe die Eignung der Tools für die eigene Web Analytics-Aufgabenstellung geprüft werden kann. Zusammenhang Metrik, Dimension und Instanz Das Aufsetzen eigener Statistiken im Web-Controlling-Umfeld endet nicht mit den Standardmetriken „PageViews“, „Visits“ und „Visitors“. Die meisten Programme in diesem Umfeld bieten Auswertungen dieser Metriken nach Dimensionen wie Seitennamen, Webseitenbereichen oder Navigationshierarchien an. Bei der Definition eigener Metriken werden aber immer wieder Fehler gemacht und es kommt nicht selten vor, dass Metriken, Dimensionen und Instanzen verwechselt und fröhlich durcheinandergewürfelt werden. Web-Controlling endet nicht mit den Standardmetriken PageViews, Visits und Visitors So stellt die Zählung von erfolgreichen Registrierungen eine eigene Metrik dar. Simpel, ist dies doch einfach ein Zähler, den man nach Zeitverlauf darstellen kann: gestern einhundert, heute achtzig Registrierungen. Der erste und häufigste Fehler in diesem Zusammenhang ist, dass in einer eher „schlichten“ Implementierung einfach die Seitenabrufe der Quittungsseite „Vielen Dank ...“ gezählt werden. Wir beobachten aber auf solchen Seiten immerhin rund 15 bis 20 Prozent Wiederherstellungen, reloads, zum Beispiel über Taste F5 oder Ähnlichem, was die Ergebnisse stark verfälscht. Auch handelt es sich hier nicht um die Metrik „Anzahl Registrierungen“ sondern um die Metrik „Page-Views“ – und das ist ein Unterschied. Möchte man die echten Registrierungen zählen, braucht man schon eine engere Verzahnung mit dem Backend. Gleiches gilt für Bestellungen und Leads oder Ähnliches. Interessant wird es dann, wenn man Fragen stellt wie: „Wieviel Käufe im letzten Monat wurden von welcher Altersgruppe getätigt?“. Dann benötigt man eine Dimension „Altersgruppe“, nach der die Metrik „Bestellungen“ heruntergebrochen werden kann. Eine Instanz dieser Dimension „Altersgruppe“ wäre dann zum Beispiel „30-39“. Die Vorgehensweise bei der Erstellung von Metriken und Dimensionen ist also zunächst, die Fragen aus dem Reporting korrekt zu formulieren und danach zu 569 15 bis 20 Prozent Wiederherstellungen verfälschen die Ergebnisse T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web Analytics ermitteln, welche Metriken in welchen Dimensionen dargestellt werden müssen. Erst dann kann daraus die notwendige technische Implementierung abgeleitet werden. Zuordnung von Dimensionen zu Metriken Im Idealfall können Metriken und Dimensionen frei zugeordnet werden, das ist aber nicht bei allen Web Analytics-Tools der Fall. Manche Tools erfassen zum Beispiel die Besuchereigenschaften wie Alter oder Geschlecht et cetera nur in einer Auswahl der verfügbaren Metriken, zum Beispiel nur Traffic-Metriken, obwohl auch eine Auflösung dieser Dimensionen nach Erfolgsmetriken wie „Newsletteranmeldung“ wichtige Informationen liefern kann. Korrelation von Dimensionen Dimensionen stellen Eigenschaften von bestimmten Ereignissen dar. Manchmal reicht eine Eigenschaft alleine aber nicht aus, um die gewünschten Informationen zu gewinnen. Für eine Metrik „Newsletteranmeldung“ können zum Beispiel die Dimensionen „Geschlecht“ und „PLZ-Bereich“ definiert werden. Einzeln geben diese Dimensionen aber noch keine Antwort auf die Frage, wie viele Newsletteranmeldungen von weiblichen Besuchern aus Hamburg im letzten Monat erfolgt sind. Für eine solche Fragestellung muss eine Korrelation zwischen den Dimensionen „Geschlecht“ und „PLZ-Bereich“ hergestellt werden. Dabei sind nur Korrelationen möglich zwischen Dimensionen, die in der gleichen Metrik gemessen werden. Derzeitig bieten nur hochwertige Web Analytics-Tools die Möglichkeit Dimensionen zu korrelieren, dabei ist jedoch oft nur die Korrelation von zwei Dimensionen möglich. Die Frage, wie viele Newsletteranmeldungen von weiblichen Besuchern im Alter von 18 bis 30 Jahren aus Hamburg im letzten Monat erfolgt sind, wird allerdings nur bei der Korrelation von drei Dimensionen, nämlich Geschlecht, PLZBereich und Alter, beantwortet. Als weiteres Unterscheidungsmerkmal der Web Analytics-Tools sollte die Flexibilität bei den Korrelationen betrachtet werden. In vielen Fällen sind die Korrelationen vorgegeben und können vom Kunden nicht geändert werden. Da die Wahl der Dimensionen und Korrelationen aber entscheidenden Einfluss auf sinnvolles Reporting hat, kann auf die benutzerdefinierte Wahl der Korrelationen in vielen Fällen nicht verzichtet werden. Reporting Bewertung der ReportingFunktionen eines Tools Über das Reporting gilt es die verantwortlichen Entscheider und Mitarbeiter regelmäßig über die aktuelle Zielerreichung zu informieren und auf eventuelle Schwachstellen aufmerksam zu machen. Die Ausführung des Reportings hat einen erheblichen Einfluss auf die Akzeptanz bei den Anwendern und damit auf den Gesamterfolg des Web Analytics-Projektes. 570 Thomas Brommund, Axel Amthor: Web Analytics – Web Controlling Folgende Aspekte helfen bei der Bewertung der Reporting-Funktionen eines Tools: • Können Dashboards zur Darstellung der Kennzahlen individuell, zum Beispiel bezogen auf die Rolle oder Funktion, eingerichtet werden? • Können Dashboards und Reports automatisch per E-Mail zeitgesteuert verschickt werden, zum Beispiel als PDF? • Können für den Zugriff auf die Reporting-Daten Gruppenund Benutzerrechte angelegt werden? Die Reporte sollten zusätzlich dokumentierbar sein, um „Ausreißer“ in den Kennzahlen zu erläutern. Key-Performance-Indicators (KPI) Mit den KPI werden die zahlreichen Kennzahlen, die auf Basis von Dimensionen und Metriken erhoben werden, zu aussagekräftigen Erfolgsfaktoren für das Onlinegeschäft verdichtet. Folgende Aspekte helfen bei der Bewertung der KPI-Funktionen eines Tools: Key-PerformanceIndicators (KPI) liefern aussagekräftige Erfolgsfaktoren • Können eigene KPIs definiert werden? • Können für die KPIs Zielvorgaben (Sollwerte) angegeben werden? Performance-Marketing Die Web Analytics-Daten bilden die Entscheidungsgrundlage für die Optimierungsmaßnahmen von Schwachstellen beziehungsweise von ungenutzten Potenzialen im Onlinebereich. Mit integrierten Lösungen können die Aufgaben des PerformanceMarketings deutlich effizienter erledigt werden als mit verteilten Systemen. Folgende Aspekte helfen bei der Bewertung, beispielhaft für die Einbindung von SEM-Maßnahmen, eines Tools: • Kann die Performance der SuchmaschinenmarketingMaßnahme gemessen werden? • Welche Suchmaschinen können verwaltet werden? Die Einführung eines Web Analytics-Systems Für die Einführung eines Web Analytics-Systems wird in der Regel ein interdisziplinäres Projekt-Team gebildet: Management beziehungsweise Geschäftsleitung, Marketing und IT beziehungsweise Technik arbeiten dabei oft mit externen Dienstleistern und Beratern zusammen. Das Ziel der Projektleitung ist es dabei, die Kenntnisse und Anforderungen aus allen Bereichen gewinnbringend 571 Einbindung von SEM-Maßnahmen T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web Analytics in das Projekt einzubringen. Der Ansatz, ein Web Analytics-Projekt ausschließlich durch Marketing oder IT durchführen zu lassen, führt der Erfahrung nach nicht zu optimalen Ergebnissen: • Die IT-Verantwortlichen neigen dazu, sich eher am technisch Machbaren zu orientieren, was zu eher technologischen, aber für den Geschäftserfolg nicht relevanten Kennzahlen führt. • Das Marketing setzt im Projekt zwar meistens relevante Kennzahlen um, kommt aber in der Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern oft zu strukturellen Insellösungen, die nicht oder nur schwer in die (informations-) technische Infrastruktur zu integrieren sind. Idealerweise führt die Geschäftsleitung das Projekt mit Mitgliedern aus allen beteiligten Funktionen in einer klassischen Matrix-Organisation. Der Fokus der Projektleitung liegt dabei vor allem auf der Rentabilität der Web AnalyticsEinführung gemessen im Return on Investment (ROI), auf der durchgängigen technischen Implementierung und der Konzentration auf die wesentlichen KeyPerformance-Indicators, die tatsächlich die strategischen Ziele des Unternehmens abbilden. Planung eines Web Analytics-Systems Die Planung eines Web Analytics-Systems ist für jedes Unternehmen verschieden. Dennoch lässt sich ein genereller Leitfaden erstellen, der die wichtigsten Schritte umfasst. Web AnalyticsProjekt steht und fällt mit der Konzeption der OnlineAktivitäten Best Practice Der Erfolg von Web Analytics-Projekten steht und fällt mit der Konzeption der Onlineaktivitäten. Sofern die Internetkonzepte schon einen relevanten Bezug zur Geschäftsstrategie haben, sind sie in der Regel in sich tragfähig und beinhalten die wesentlichen KPIs. Mit der Konzentration auf die relevanten Kennzahlen, die individuell auf das eigene Unternehmen und die eigene Strategie zugeschnitten sind, reduziert sich die Auswahl der möglichen Tools beziehungsweise Hersteller automatisch. Werden hingegen – aufgrund mangelnder Vorbereitung – nur allgemeine Kennzahlen ohne Bezug zur spezifischen Aufgabenstellung des Unternehmens vom Web AnalyticsSystem eingefordert, so können zahllose Tools diese Anforderungen erfüllen. Das gesamte Projekt zur Einführung wird so deutlich aufgebläht und sowohl zeitlich wie auch finanziell belastet. Die Aufgabenstellung sollte daher im Vorfeld soweit definiert werden, dass nur circa drei Anbieter als mögliche Lösungspartner in Frage kommen. Diese Kandidaten werden dann auf die Erfüllung der Vorgaben hin geprüft und bewertet, um mit einem angemessenen Aufwand zu Entscheidungsvorlagen zu kommen. 572 Thomas Brommund, Axel Amthor: Web Analytics – Web Controlling Projektdauer und Projektaufwände Die Dauer für die Einführung eines Web Analytics-Systems hängt natürlich stark von den Anforderungen ab. In der Regel muss man mit circa drei bis sechs Monaten für komplexe Websites rechnen. Aufgrund der Vielzahl der beteiligten Projektmitglieder Exemplarischer Projektplan 1. Erstellung eines Anforderungskataloges mit folgenden Aspekten: • Key-Performance-Indicators (KPI) zur Abbildung der relevanten Ergebnisse aus den Online-Aktivitäten. • Web Scorecards zur Zusammenfassung der KPI und zum Abgleich mit den Sollwerten. • Aufschlüsselung interner und externer Marketingmaßnahmen. • Anforderungen an das Reporting mit erforderlichen Formaten, Möglichkeiten der Benutzerverwaltung, Verteilung der Reports und Automatisierungsoptionen. • Integration der Daten (Import, Export), Schnittstellen zu anderen „Datenwelten“ wie Data-Warehouse oder Warenwirtschaftssystem. • Informationen aus anderen Informationssystemen wie zum Beispiel die Retourenrate aus dem Warenwirtschaftssystem. 2. Erarbeitung des Optimierungspotenzials und monetäre Bewertung – notwendig für die ROI-Berechnung. 3. Erarbeitung eines Request-for-Information (RFIs) für die Auswahl der Web Analytics-Tools beziehungsweise deren Hersteller. Die in dem RFI aufgeführten Kriterien sollen eine individuelle Bewertung zulassen und nach den Anforderungen des Unternehmens gewichtet sein. 4. Auswahl eines geeigneten Tools. Idealerweise soll sich die gewählte Lösung innerhalb von maximal 24 Monaten rentieren. 5. Erstellung eines technischen Umsetzungskonzeptes mit entsprechendem Projektplan. 6. Integration in die Webseite und erste Validierung der gemessenen Zahlen. In dieser Phase hilft die Plausibilitätsprüfung umfangreicher Kennzahlen dabei, eventuell Schwachstellen aufzuspüren. 7. Aufsetzen der Benutzerverwaltung, Erstellung und Konfiguration der Reports. 8. Aufstellen der ETLs für die Datenflüsse in andere Informationssysteme (ETL – Extraction-Transformation-Load). 9. Detaillierte Validierung der Zahlen. In dieser Phase erfolgt die Feinabstimmung des Systems, hier werden gegebenenfalls Korrekturen in der technischen Implementierung vorgenommen. Auch Anforderungen, die sich erst im Laufe des Projektes ergeben haben, werden in dieser Phase umgesetzt. 10. Projektabnahme und Inbetriebnahme. An dieser Stelle setzt der regelmäßige Prozess aus planen, messen, analysieren und optimieren ein, der den Erfolg des Projektes sicherstellt. 573 Benutzerverwaltung, Verteilung der Reports und Automatisierungsoptionen T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web Analytics Tipp Eine mit definiertem Rücktrittsrecht verbundene Verpflichtung, die Anforderungen auch tatsächlich einzuhalten, hilft beim Aussortieren derjenigen Anbieter, die in der ersten Runde grundsätzlich alle Anforderungen erfüllen, dies später aber nicht in der gewünschten Form leisten können. Die Auswahl weniger, individueller und wichtiger KPIs reduziert auch den Aufwand für die technische Implementierung in die Website, die einen großen Teil des gesamten Projektumfangs ausmacht. Es empfiehlt sich nicht mehr als 5 KPIs pro Rolle zu definieren. Muss hingegen das verwendete Tool aufgrund ungenauer Vorarbeiten während der Implementierung gewechselt werden, kommt der erforderliche Aufwand fast einem neuen Projekt gleich. aus verschiedenen Funktionen und der engen Verknüpfung mit der geschäftlichen Strategie sind kürzere Projektlaufzeiten selten zu erreichen. Es ist relativ schwer, allgemeine Aussagen über Aufwände für Web AnalyticsProjekte zu treffen, da Anforderungen und technische Implikationen je nach Website, Programmhersteller und Projektorganisation sehr weit gefächert sein können. Generell können jedoch für die Kalkulation der Aufwände folgende Regeln herangezogen werden: • Die in die Webseite zu integrierenden HTML-Elemente – Tracking Pixel, Landmark – sind von Hersteller zu Hersteller sehr unterschiedlich aufgebaut und erfordern sehr unterschiedliche Backend-Integrationen bei komplexen Dimensionen und Metriken. Generell sind diese HTML-Elemente zwischen den Herstellern naturgemäß völlig inkompatibel – ein Austausch des Anbieters führt zumindest zu einer völligen technischen Neuintegration des neuen Anbieters. Dies hat auch Auswirkung auf eventuell Evaluierungen von Tools. Unterschiedliche in die Webseite zu integrierenden HTML-Elemente wie Tracking Pixel und Landmark • Die Projektphasen Planung/Konzeption und Validierung sollten zusammen mit mindestens dreißig Prozent des Gesamtaufwandes kalkuliert werden. • Auch wenn die technische Integration irrtümlich oft als trivial betrachtet wird, sollte man ein sorgfältiges Integrationskonzept erstellen und darauf achten, dass alle KPIs und deren Abbildung in Form von spezifischen Tracking-Elementen in den Seiten sauber dokumentiert werden. Ansonsten ist eine spätere Pflege und Wartung nicht durchführbar. Die Aufwände hierfür sind zu kalkulieren und einzuplanen. 574 Thomas Brommund, Axel Amthor: Web Analytics – Web Controlling Budget und Wirtschaftlichkeit Web Analytics-Systeme zielen auf den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen ab, insofern ist die Betrachtung des Returns on Investments (ROI), also die Rentabilität oder Wirtschaftlichkeit, ein zentraler Aspekt. Auf der Ausgabenseite sind zu berücksichtigen: • Aufwand für Marketingkampagnen • Aufwand für Websiteoptimierungen • Aufwand für Analyse und Bewertung • Aufwand für das Web Analytics-Tool Demgegenüber stehen Kostenreduzierungen beziehungsweise Ergebnisverbesserungen durch: • Einsparpotential bei Marketingmaßnahmen (Streuverluste, Makrokonversion) • Verbesserung der Mikrokonversion • Steigerung der Effizienz • Steigerung von Umsatz und Leads Bezogen auf einen Betrachtungszeitraum von zwölf bis vierundzwanzig Monaten sollte die Einführung einer Web Analytics-Lösung rentabel werden, dementsprechend muss das benötigte Budget bereitgestellt werden – siehe auch Ziffern 1 – 3 und 9 des Projektplanes. Auswahl eines geeigneten Web Analytics-Tools Eine optimale „Short List“ der Anbieter führt maximal drei verschiedene Tools auf, die einem weitergehenden Vergleich unterzogen werden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine längere Liste von Anbietern, die zur Angebotsabfrage aufgefordert werden, nicht zu einer besseren Entscheidungsgrundlage führt. Vielmehr ist es entscheidend, so exakte Angaben wie möglich über die einzelnen Kriterien wie beispielsweise KPIs, Dimensionen und Metriken zu machen, die in das Reporting einfließen sollen. Um eine entsprechende Vorauswahl an geeigneten Web Analytics-Anbietern treffen zu können, sei auf den Einkaufsführer von Ideal Observer verwiesen. Anhand der dort aufgeführten Kriterien kann eine „long list“ erstellt werden. Diese „long list“ sollte im nächsten Schritt anhand von Primärkriterien auf eine überschaubare Anzahl von Herstellern – wir empfehlen maximal drei – eingegrenzt werden: • Wirtschaftliche Position des Anbieters. • Zugrunde liegendes Lizenzmodell. • Referenzen, aktive und passive, mit Präferenz auf Lösungen, die ähnliche Geschäftsmodelle als Grundlage haben wie die zu messende Website. 575 Maximal drei verschiedene Tools einem weitergehenden Vergleich unterziehen T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web Analytics • Reife beziehungsweise Marktreife des Produktes. • Beratungs- und Servicekompetenz des Anbieters. In dem noch recht jungen Markt „Web Analytics“ tendieren die Hersteller oftmals zu einer aggressiven Vertriebsstrategie, was mitunter zu einem tatsächlichen „overselling“ führen kann. Um hier unliebsame Überraschungen zu vermeiden, sollten die Ausschreibungsunterlagen, auch Request for Informations (RFIs), die Anforderungen so exakt wie möglich beschreiben und hinsichtlich des Erfordernisses auch gewichten. Andernfalls tritt ein, was wir in Projekten als das „100-ProzentSyndrom“ bezeichnen: Alle zur Angebotsabgabe aufgeforderten Anbieter erfüllen alle Anforderungen zu hundert Prozent. Dieser Effekt ist zu erwarten, wenn allzu banale Kennzahlen in allzu allgemeiner Form abgefordert werden. Tipp Vermeiden Sie die Herstellerdatenblätter eines favorisierten Herstellers abzuschreiben und diese als Tabelle an die diversen Anbieter zu versenden. Sie erhalten in der Regel alle Fragebögen mit 100 Prozent Erfüllungsgrad zurück. Formulieren Sie Ihre Anforderungen bezogen auf Ihr Geschäftsmodell und beschreiben Sie, was Sie vom Tool erwarten. Konzentrieren Sie sich auf wesentliche Aspekte ihres Geschäftes und der dafür relevanten Kennzahlen. Fragen Sie dezidiert nach, wie Ihre KPIs dargestellt werden können und ob hierfür zusätzliche Module oder Komponenten erforderlich sind. Für die Lieferung von Echtzeitdaten sind sogenannte „Service-Level-Agreements“ hilfreich, um sicher zu stellen, auch bei höherem Traffic auf der Site noch zeitnahe Auswertungen vornehmen zu können. Evaluierung von Tools Die Probefahrt ist der sicherste Weg, spätere Enttäuschungen zu vermeiden Ein probates Mittel zur Bewertung der Leistungsfähigkeit von Softwareprogrammen ist die Evaluierung. Hierbei wird für einen begrenzten Zeitraum, in einem begrenzten aber repräsentativen Szenario, eine Reihe von Tools zur Bewertung der Leistungsfähigkeit „Probe gefahren“. Web Analytics befasst sich mit der Messung von Erfolgskriterien auf Websites. Dazu gehören insbesondere solche KPIs, die den wirtschaftlichen Erfolg von Websites, Portalen oder Shops abbilden. Diese KPIs sind in der Regel nicht trivial und erfordern entsprechenden Aufwand in der technischen Integration der TrackingTools. Insofern laufen Unternehmen bei der Evaluierung solcher Tools in zwei mögliche Problemfelder: • Entweder, die Evaluierung vermeidet den größeren technischen Aufwand und wird anhand primitiver Kennzahlen durchgeführt – dann ist das Ergebnis nicht repräsentativ und führt wiederum zum „100-Prozent-Syndrom“. 576 Thomas Brommund, Axel Amthor: Web Analytics – Web Controlling • Oder das Unternehmen wird versuchen, mit den zu evaluierenden Tools alle KPIs zu implementieren und damit das Projekt gleich n-mal durchführen – damit wird der wirtschaftliche Rahmen (ROI) des Projektes gefährdet. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass insbesondere solche Projekte zu unbefriedigenden Gesamtergebnissen geführt haben, bei denen eine zu große Zahl von Herstellern mit trivialen Anforderungen in eine Evaluierung genommen wurde. Projektlaufzeiten von mehr als einem Jahr, mit anschließend banalen Statistiken, waren (leider) die Folge – abgesehen von einer nicht mehr nachvollziehbaren Wirtschaftlichkeit eines solchen Projektablaufes. Es muss im Gegenteil davon ausgegangen werden, dass die Gesamtaufwände für die Durchführung der Evaluierung nicht durch eine bessere, weil wirtschaftlichere, Entscheidung oder die Auswahl eines vermeintlich günstigeren Anbieters amortisiert werden können. Literatur Axel Amthor, Thomas Brommund: Projektleitfaden Web Analytics – Erfolg ist messbar! – Bezug über www.contentmetrics.de, 2006. 577 WebMining Martin Oesterer, Karsten Winkler Unternehmen mit analytischen Geschäftsstrategien können ihren Wettbewerbern immer einen Schritt voraus sein. Das postulierte Thomas H. Davenport in seinem Artikel „Aus Daten Geld machen“, der im Harvard Businessmanager 4/2006 publiziert wurde. Dieser Beitrag greift Davenports Postulat auf und zeigt, wie Geschäftsstrategien mit Bezug zum Internet durch den Einsatz von Web-Mining erfolgreicher verwirklicht werden. Die Daten quälen, bis sie gestehen? Nachdem nun auch ältere Semester im Web Fahrkarten buchen, Überweisungen tätigen oder Renteninformationen anfordern, steht fest: Das Internet hat sich in vielen Geschäftsbereichen zu einem unverzichtbaren Informationsund Vertriebskanal entwickelt. Aktuell ist einerseits eine Renaissance von innovativen, rein Internet-basierten Geschäftsmodellen zu beobachten, die etwa durch Information, Gemeinschaftsgefühl oder Unterhaltung ihren Kunden echte Mehrwerte bieten. Andererseits investieren bereits zu Zeiten der Dampfmaschine, des Telegramms oder der Lochkarte gegründete Unternehmen verstärkt in ihre Internetpräsenzen, um diesen Vertriebskanal optimal in die Geschäftsprozesse und Kommunikationsstrategien einzubetten. So vielfältig kommerzielle und administrative Websites und ihre Betreiber auch sind, eines haben sie gemeinsam: Die Investition in das Internet dient der Verwirklichung eigener Ziele, wie zum Beispiel Reputation und Sichtbarkeit zu erhöhen, Gewinne zu erzielen, Kunden zu gewinnen oder Kommunikationskosten zu senken. Relevanz generieren, Produktaffinitäten bestimmen, Interessen ermitteln Die Verwirklichung dieser Ziele erfordert eine konsequente Umsetzung geeigneter Maßnahmen: Die Relevanz der Webinhalte ist zu optimieren, es sollten nur produktaffine Zielgruppen angesprochen werden, Benutzeroberflächen sind möglichst intuitiv zu gestalten und Bestandskunden sollten aktiv auf für sie interessante Angebote hingewiesen werden. Wie aber können Betreiber von Websites im virtuellen Raum Relevanz generieren, Produktaffinitäten bestimmen, die Gebrauchstauglichkeit erhöhen beziehungsweise Interessen ermitteln? Die sprichwörtliche Tante Emma setzte ihr Gedächtnis und ihre Intelligenz ein, um sich diesen Herausforderungen des Geschäftslebens im Krämerladen zu stellen. Sie kannte Generationen von Stammkunden, deren Freud und Leid, ihre persönliche Interessen, Kaufhistorie und deren finanziellen Spielraum. Laufkundschaft wurde von Tante Emma aufgrund jahrelanger Erfahrung und kaufmännischen Gespürs 578 Martin Oesterer, Karsten Winkler: Web-Mining bestmöglich beraten. Wie ist aber das Gedächtnis und die Intelligenz von Tante Emma auf den Vertriebskanal Internet mit Millionen potenzieller Kunden und einer für Menschen oft nicht mehr überschaubaren Produktvielfalt zu übertragen? Ein institutionalisiertes Gedächtnis im Form von Datenbanken wird, oft in Kombination mit intelligenten Verfahren der Datenauswertung wie etwa DataMining, seit Jahrzehnten im Direktmarketing von erfolgreichen Unternehmen genutzt, um trotz einer Vielzahl von Mitarbeitern, Kontaktpunkten und Produkten eine vertrauensvolle, profitable und langfristige Beziehung zu Kunden aufzubauen. Erklärtes Ziel von Investitionen in das Kundenbeziehungsmanagement ist die Abkehr von der rein transaktionsorientierten Belieferung eines Massenmarktes mit standardisierten Produkten hin zur individuellen Ansprache des Kunden zur Etablierung einer langfristigen Geschäftsbeziehung. Im Gegensatz zum Einkauf über traditionelle Vertriebswege (zum Beispiel Filiale, Telefon oder Versicherungsvertreter) ist der Besuch einer Website weitgehend frei von direkten Kontakten von Mensch zu Mensch. Aber: Der virtuelle Raum weist höchst interessante Besonderheiten auf, zum Beispiel die mögliche Personalisierung von Inhalten oder auch die denkbare direkte, ereignisgesteuerte Interaktion mit Besuchern. Data-Mining wird seit Jahrzehnten im Direktmarketing genutzt Personalisierung von Inhalten und ereignisgesteuerte Interaktion mit Besuchern Zur Bestimmung dieser zielgruppengesteuerten Inhalte bieten sich nun, analog zum Data-Mining auf „klassischen“ Datenbeständen, Methoden des Web-Mining an. Pragmatisch betrachtet ist Web-Mining ein zielorientierter Prozess der Selektion, Aufbereitung, Exploration und Modellierung Internet-basierter Daten, um unbekannte Zusammenhänge zum Vorteil des eigenen Unternehmens zu entdecken. Anders als im konventionellen Data-Mining sind in Web-Mining-Projekten meist sehr große Mengen von Online-Protokolldaten zu erfassen, mit teilweise speziellen Verfahren aufzubereiten und anzureichern sowie oft mit spezifischen Methoden zu analysieren und zu interpretieren. Das grundsätzliche, sehr prozessorientierte Vorgehen im Web-Mining ist aber ebenso identisch mit einem klassischen DataMining-Projekt wie die Mehrzahl eingesetzter Methoden. Einsatzgebiete für Web-Mining Bei einem produktiven Einsatz im Unternehmen ist Web-Mining kein Selbstzweck, sondern leistet einen wertvollen Beitrag zur Erreichung der Unternehmensziele. Die oft genutzte Klassifikation von Web-Mining-Einsatzgebieten in die Analyse von Inhalten (Web-Content-Mining), die Gewinnung von Einsichten in das Besucherverhalten (Web-Usage-Mining) und die Identifizierung Website-übergreifender Verweisstrukturen (Web-Structure-Mining) zielt eher auf eine Abgrenzung gegenüber klassischen Data-Mining-Fragestellungen. Wird Web-Mining hingegen aus Anwendersicht betrachtet und umfasst damit auch die Methodenvielfalt des Data-Mining, so bietet sich eine vereinfachte Unterscheidung von explorativen und prädiktiven Einsatzgebieten an. Explorative Verfahren des Web-Mining, wie etwa Clustering-Algorithmen, die Pfadanalyse, die Entdeckung von Assoziationsregeln oder die Analyse sozialer Netzwerke, werden eingesetzt, um in der verfügbaren Datenbasis interessante und 579 Web-ContentMining, WebUsage-Mining und WebStructure-Mining T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics wirtschaftlich verwertbare Muster zu identifizieren, zu interpretieren und deren Veränderung im Zeitablauf zu verfolgen. Primäres Ziel ist die Gewinnung von neuen, nützlichen und nachvollziehbaren Einsichten in das Verhalten von Besuchern und Kunden, um zum Beispiel das kundenzentrierte Data-Warehouse mit neuen Erkenntnissen anzureichern. Next-Best-OfferSysteme zur Empfehlung von relevanten Produkten Die aus der Marktforschung bekannte Segmentierung von Besuchern mittels Clustering-Algorithmen dient beispielsweise deren Unterteilung in Gruppen mit einem homogenen Klickverhalten, Kaufverhalten oder Kommunikationsverhalten. Außerdem unterscheiden sich Profile eines Segments in ihrer Charakteristik möglichst stark von denen anderer Segmente. Deshalb lassen sich Segmente mit sprechenden Bezeichnungen wie „junge Wintersportinteressenten aus Großstädten“ charakterisieren. Die Ergebnisse explorativer Analysen werden beispielsweise für die Definition zielgruppenspezifischer Inhalte, ein Behavioural Targeting bei der Auslieferung von Werbebotschaften oder im Rahmen von produktorientierten Newsletter-Kampagnen verwendet. So genannte Next-Best-Offer-Systeme zur Empfehlung von relevanten Produkten oder Inhalten basieren ebenfalls häufig auf explorativen Verfahren, um das Verhalten ähnlicher Kundengruppen oder Verbundkaufeffekte auszunutzen. Prädiktive Verfahren des Web-Mining fokussieren auf die Erstellung möglichst zuverlässiger Vorhersagen, zum Beispiel durch Anwendung von Regressionsverfahren, Entscheidungsbäumen oder neuronalen Netzen. Im Online-Marketing gibt es eine Vielzahl interessanter Eigenschaften von Besuchern und Kunden, deren möglichst gute Vorhersage wirtschaftliche Vorteile verspricht. Die Modellierung von Kanalpräferenzen vor einer Kundenansprache, die Vorhersage der Bonität neuer Kunden oder auch die Ermittlung von Produktaffinitäten dienen der Senkung von Kommunikationskosten, ermöglichen die Reduktion des Zahlungsausfallrisikos und erhöhen den Umsatz durch relevante Cross-Selling-Angebote. Darüber hinaus lassen sich durch den Einsatz von Text-Mining-Methoden auch eingehende E-Mails hinsichtlich ihres Inhalts klassifizieren und können anschließend automatisiert an die richtige Abteilung weitergeleitet werden. Im Gegensatz zu explorativen Einsatzgebieten ist die Nachvollziehbarkeit meist eine im Vergleich zur angestrebten hohen Vorhersagequalität untergeordnete Eigenschaft von prädiktiven Modellen. Zahlung auf Rechnung verweigern, falls die Ausfallwahrscheinlichkeit über achtzig Prozent liegt Die Vorhersagemodellierung nutzt vergangenheitsbezogene Daten mit bekannter Ausprägung der Zielvariable und potenziell erklärende Variablen, um ein Modell zu trainieren, zu optimieren und auf Allgemeingültigkeit zu testen. Je nach Anforderung an die Aktualität eines Modells umfasst die für Training und Test relevante Zeitspanne ein Jahr, zwei Monate oder nur die letzten zehn Minuten. Nach der Modellierung wird das beste Vorhersagemodell exportiert und auf neue, aber strukturgleiche Datensätze angewendet, um zum Beispiel die Eintrittswahrscheinlichkeit der relevanten Ausprägung einer kategoriellen Zielvariable zu ermitteln. Die Anwendung von Vorhersagemodellen wird auch als Scoring bezeichnet. Nach einem Scoring der Bonität neu angemeldeter Kunden kann das Shopsystem zum Beispiel eine Zahlung auf Rechnung verweigern, falls die Ausfallwahrscheinlichkeit über achtzig Prozent liegt. 580 Martin Oesterer, Karsten Winkler: Web-Mining Vorgehen im Web-Mining Die Frage nach dem Aufbau analytischer Kenntnisse im Unternehmen einerseits oder dem Zukauf analytischer Beratung andererseits ist unter Beachtung der strategischen Relevanz des Web-Mining sowie der aktuellen Personalsituation und der Zeitplanung zu entscheiden. Ob der Einsatz von Web-Mining als einmaliges Projekt geplant ist oder Training und Anwendung von Vorhersagemodellen in Geschäftsprozesse einzubetten sind: Zunächst ist ein wirtschaftlich relevantes Ziel aus dem OnlineMarketing zu formulieren und entsprechende Erfolgskriterien festzulegen. Ein Beispiel ist die „Steigerung der Click-Through-Rate interner Verweise auf Aktionsartikeln von zwei auf fünf Prozent zur Erhöhung des Umsatzes“. Ein im Idealfall durch das Management unterstütztes Team, das sowohl fachliche als auch methodische Kompetenz vereint, formuliert anschließend Anforderungen an die Datenbasis, übersetzt das Marketing-Ziel in eine Web-Mining-Fragestellung und plant die Einbettung der Ergebnisse in operative Systeme, wie zum Beispiel die Auslieferung nutzerspezifischer Artikelempfehlungen. Nach der Festlegung von Ziel, Erfolgskriterien, Budget und Zeitplanung ist die Datenbasis zur Anwendung von Web-Mining-Methoden zu definieren, aus den Quelldatensystemen zu extrahieren und in einer Tabelle zusammenzuführen. Im Ergebnis entsteht eine so genannte analytische Basistabelle, die je Untersuchungsobjekt (etwa Sitzung eines Besuchers oder Kunde) potenziell relevante Informationen und gegebenenfalls eine oder mehrere Zielvariablen enthält. Beispiele für Variablengruppen sind demographische Informationen, Reaktionen auf OnlineMarketing-Kampagnen, besuchte Seiten und Inhaltsbereiche sowie angesehene und gekaufte Produkte. Der typische Web-Mining-Prozess besteht aus folgenden Schritten: Stichprobenziehung, Exploration der Daten, Modifizierung der Daten, Modellierung der Fragestellung und Auswertung der Ergebnisse. Der Anwender im analytischen Online-Marketing modelliert die jeweilige Fragestellung in einem graphischen Prozessflussdiagramm, wie es in Abb. 1 dargestellt ist. In diesem Diagramm repräsentieren Pfeile den Fluss von Daten und Metadaten, während graphische Symbole die jeweils auszuführenden, parametrisierten Prozess-Schritte (zum Beispiel ein Regressionsverfahren) repräsentieren. Die Anwendung des besten Modells im Rahmen eines Scoring in Stapelverarbeitung oder Echtzeit wird einerseits durch den Export der Scorewerte in beliebige Datenbanken ermöglicht. Somit können beispielsweise für Kunden Produktaffinitäten oder die Zugehörigkeit zu Kundensegmenten direkt in der Datenbank des Shopsystems gespeichert werden. Struktur, Syntax und Semantik der bei Anwendung eines Modells zu verarbeitenden Daten müssen den Trainingsdaten entsprechen. Andererseits lassen sich Vorhersagemodelle und Ergebnisse einiger explorativer Verfahren auch als ausführbare Programme (zum Beispiel als Base SAS Code, in C oder Java) sowie in der Syntax der Predictive Modeling Markup Language zur direkten Anwendung in Datenbewirtschaftungsprozessen oder operativen Systemen exportieren. Ein letzter, wichtiger Aspekt der Modellanwendung ist die Überwachung der Modellgüte operativ genutzter Segmente oder Vorhersagemodelle, um deren „Lebenszeit“ nicht zu überschreiten. 581 Demographische Informationen, Reaktionen auf OnlineMarketingKampagnen, besuchte Seiten und Inhaltsbereiche sowie angesehene und gekaufte Produkte T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics Es ist beispielsweise wenig zielführend, Kunden für den Rest ihres Lebens als „junge Wintersportinteressenten aus Großstädten“ zu klassifizieren, ausgelistete Artikel zu empfehlen oder die Bonität von Kunden anhand eines fünf Jahre alten Modells zu evaluieren. Abb. 1: Web-Mining-Prozessflussdiagramm im SAS Enterprise Miner Daten, Daten und nochmals Daten Statischer Zählpixel oder JavaScriptbasierter PageTags sind besser als Logfiles Qualitativ hochwertige Online-Protokolldaten bilden zweifellos die Basis für Aktivitäten im Web-Mining. Grundlage für deren Erfassung können einerseits Logdateien der Webserver sein, in denen die ausgelieferten Dateien mit Zeitstempel, IP-Adresse des anfordernden Rechners und weiteren Informationen aufgezeichnet werden. Diese rein Server-seitige Datenerfassung ist aber mehr ein Notbehelf als eine vollständige und fehlerfreie Protokollierung, da insbesondere die auf unterschiedlichen Ebenen eingesetzten Zwischenspeicher und Proxy-Server sowie die oft bei Internet-Zugangsdienstleistern beobachtete dynamische Zuweisung verschiedener IP-Adressen innerhalb einer Sitzung die Daten stark verfälschen. Diese Nachteile führten zur Entwicklung von Client-seitigen Protokollierungsverfahren, die mittels statischer Zählpixel oder JavaScript-basierter Page-Tags Informationen über Browser und betrachtete Webseiten an einen Protokollserver übermitteln. Allerdings werden die Vorteile der Client-seitigen Verfahren meist mit einem großen Wartungsaufwand zur zeitnahen, konsistenten Aktualisierung der Page-Tag-Parameter, einer Ladezeiterhöhung durch die Abhängigkeit von Protokollservern und einer aus Datenschutzgründen kritischen Kommunikation mit Third-Party-Servern erkauft. In der Lösung SAS for Customer Experience Analytics wird mit der speedtrap Dynamic Data Collection ein innovatives Client-seitiges Verfahren zur Echtzeit-Protokollierung von Ereignissen im Browser der Besucher eingesetzt, 582 Martin Oesterer, Karsten Winkler: Web-Mining das die Nachteile der beiden skizzierten Verfahren umgeht. Kern des FirstParty-Verfahrens ist die einmalige Einbettung desselben parameterlosen Skripts in sämtliche ausgelieferte Webseiten. Nach dem Laden einer Seite übermittelt dieses Skript verschlüsselt und asynchron, zur Vermeidung von Wartezeiten, die relevanten Ereignisse an den Protokollserver, wobei die Kommunikation aus dem gesicherten „Sandkasten“ der jeweiligen Seite im Browser heraus erfolgt. Der Detaillierungsgrad der übermittelten Ereignisse wird je Website, Seitenbereich oder Seite zentralisiert konfiguriert, so dass, im Gegensatz zu Page-Tags, die Geschäftslogik nicht mittels JavaScript-Parametern in Webseiten zu kodieren ist. Neben den üblichen Page-Tag-Informationen können zum Beispiel Klicks, Ladevorgänge, Metadaten, Tastatureingaben, verdeckte Formularfelder oder auch Mouse-Over-Ereignisse zur visuellen Sitzungsrekonstruktion aufgezeichnet werden. Dieses äußerst wartungsarme Verfahren ermöglicht neben datengetriebenen Usability-Studien insbesondere den Aufbau einer stets aktuellen, fehlerfreien und konsistenten Datenbasis für Web-Mining. Das gilt auch für Ajax-Applikationen, Flash-Inhalte oder mobile Endgeräte. Online-Protokolldaten hoher Qualität sind zwar eine wichtige Basis für Web-Mining, aber eben nur eine Seite der Medaille. Zu Gewinnung einer vollständigen Sicht auf Besucher und Kunden des Vertriebskanals Internet ist die Anreicherung dieser online erfassten Informationen mit Offline-Daten unerlässlich. Beispielsweise können URL-Parameter wie die Seitennummer in der Datenbank des Content-ManagementSystems um ergänzende Informationen wie Seitentitel, Autor oder Inhaltskategorie angereichert werden. Warenwirtschaftssysteme verfügen zudem über vielfältige Zusatzinformationen, um Artikelnummern in Warenkorbdaten anzureichern. Die Integration von Daten der Offline-Welt in analytische Basistabellen für WebMining ermöglicht die Generierung von weitaus größeren analytischen Mehrwerten als bei alleinigem Fokus auf Online-Protokolldaten. Zusammenfassung und Ausblick Online-Marketing wird durch den gezielten Einsatz von Web-Mining sowohl effektiver, adressiert also die richtigen Zielgruppen mit passenden Botschaften, als auch effizienter, beispielsweise durch Senkung der Kommunikationskosten. Der Einsatz intelligenter Verfahren der Datenanalyse ermöglicht im Sinne von Davenports analytischen Geschäftsstrategien die Generierung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile im äußerst dynamischen Internet. Die Literaturhinweise am Schluss des Beitrags zeigen wichtige Quellen für den Einstieg in die Welt des Web-Mining. Aktuell diskutierte Themen in der Web-Mining-Community sind die Konvergenz von Online- und Offline-Welt, die Anwendung analytischer Modelle in Echtzeit sowie Aspekte des Datenschutzes. Trotz vieler Besonderheiten: Das Internet ist für die Mehrzahl der Unternehmen eben nur ein Kanal von vielen. Eine vielfach angestrebte ganzheitliche Kundenorientierung darf somit weder das Internet gänzlich ignorieren noch eine ausschließliche Konzentration von Maßnahmen auf 583 Klicks, Ladevorgänge, Metadaten, Tastatureingaben, verdeckte Formularfelder oder auch MouseOver-Ereignisse können aufgezeichnet werden T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics dieses Medium zulassen. Die gegenwärtig verbreitete Schaffung von Insellösungen im Online-Marketing ist deshalb unter Konvergenzaspekten nicht überzeugend. Anonymisierung der erfassten Daten oder transparente Einwilligung Im Web-2.0-Zeitalter korreliert der Wert von Unternehmen stark mit der Kundenzufriedenheit. Deshalb gilt es, das Vertrauen von Interessenten und Kunden durch Einhaltung der Datenschutzbestimmungen langfristig zu sichern. Neben einer möglichen Anonymisierung der erfassten Daten gilt es insbesondere, Kunden durch deutlich wahrnehmbare Mehrwerte zur Einwilligung in die Speicherung und Verarbeitung personenbezogener Daten zu motivieren. Die vorgestellte speedtrap Dynamic Data Collection setzt zum Beispiel einen Hinweis in den jeweiligen Datenschutzrichtlinien voraus, respektiert im Browser hinterlegte P3P-Richtlinien, unterstützt SSL-Verschlüsselung und ermöglicht den Einsatz von Opt-in- oder Optout-Mechanismen. Literatur Patricia Cerrito: Introduction to Data Mining Using SAS Enterprise Miner. – 468 Seiten, ISBN 9781590478295, SAS Publishing, Cary, NC, 2006. Soumen Chakrabarti: Mining the Web: Discovering Knowledge from Hypertext Data. – 344 Seiten, ISBN 9781558607545, Morgan Kaufmann Publishers, San Francisco, CA., 2002. Thomas H. Davenport, Jeanne G. Harris: Competing on Analytics. The New Science of Winning. – 240 Seiten, ISBN 9781422103326, Harvard Business School Press, Boston, MA., 2007. Hajo Hippner, Melanie Merzenich, Klaus D. Wilde: Handbuch Web Mining im Marketing: Konzepte, Systeme, Fallstudien. – 509 Seiten, ISBN 9783528057947, Verlag Vieweg, Braunschweig/Wiesbaden, 2002. SAS Institute Inc.: Beyond Web Analytics: A New Generation of Customer Experience Analytics: Increasing Sales Revenue and Improving Service by Gaining Actionable Multi-Channel Intelligence. – White Paper. SAS Institute Inc., Cary, NC., 2007. SAS and all other SAS Institute Inc. product or service names are registered trade-marks or trademarks of SAS Institute Inc. in the USA and other countries. Other brand and product names are trademarks of their respective companies. 584 Kundenkapitalbezogene Bewertung von Web 2.0-Portalen Harald Eichsteller Was hat die Bewertung eines Web 2.0-Portals mit der Bewertung eines Heizölhandels gemeinsam? Vor der Akquisition eines Heizölhandels sind für den potenziellen Käufer die folgenden Faktoren besonders wichtig: A. Stärke der Marktposition (Zahl der Wettbewerber, relativer Marktanteil, Marktführerschaft) Marktposition, Kundenstamm, Kundenbindung und Nachhaltigkeit sind die wichtigsten Faktoren B. Kundenstamm (Zahl, Altersstruktur, Fassungsvermögen der Tanks) C. Bindung der Kunden (Tradition, Dauer der Kundenbeziehung, Loyalität/Wiederkaufsraten) D. Gefahr der Abwanderung von Kunden (Nachhaltigkeit, langfristige Sicherung) Daraus wird kundenbezogen das Heizölvolumen der nächsten 10 Jahre hochgerechnet und bepreist, mit der Methode der Diskontierten Cashflows (DCF) zu einem Barwert verdichtet und schließlich mit den eigenen Erwartungen und Vorgaben zu Rentabilität und Profitabilität abgeglichen. Zusätzlich wird betrachtet, ob es auf folgende Fragen positive Antworten gibt: E. Verschafft mir die Akquisition Zugang zu einem Markt, den ich bisher nicht hatte? (Segment, Region, Struktur) F. Erhöht sich durch die Akquisition die Effizienz meiner Kommunikationsmaßnahmen? (Anzeigen, Radio, Flyer, Internet) G. Erreiche ich durch die Akquisition eine höhere Marge? (Kostendegression, geringere Preissensitivität) H. Erreiche ich durch die Akquisition eine zusätzliche Marge, die über dem Invest liegt? (Return on Investment, Interner Zinsfuß) Das Einstiegsbeispiel aus einer Branche, die eindeutig eher zur „Very Old Economy“ zählt, zeigt Historie, Qualität und Praxistauglichkeit von Kundenkapitalbetrachtungen bei der Bewertung von Geschäften. Man hätte auch die Bewertung einer Zahnarztpraxis heranziehen können – das hätte den Sprung zur Bewertung von Web 2.0-Portalen optisch etwas kürzer aussehen lassen, im Kern hätten sich aber kaum Unterschiede ergeben. 585 T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics Return-on-Customer (ROC) Viele der im Einstiegsbeispiel genannten Aspekte haben Don Peppers und Martha Rogers Mitte 2005 in ihrem Buch „Return-on-Customer“ aufgegriffen [1]. Sie appellieren dabei an Manager und Shareholder gleichermaßen, die Kunden und die Erhaltung ihres Wertes in den Mittelpunkt der Betrachtungen zu stellen und dabei die Nachhaltigkeit von (Marketing-)Aktionen als oberstes Beurteilungskriterium für positives Wirken zu etablieren. Der Begriff Return-on-Customer (ROC) ist mit Bedacht in Analogie zum allgemein anerkannten Konzept des Return on Investment (ROI) gewählt, das klassischerweise zur Beurteilung der Beurteilung der Vorteilhaftigkeit von Investitionen herangezogen wird. Spielregeln der Finanzmärkte vernachlässigen kundenorientierte Betrachtungsweisen Die Finanzmärkte haben spätestens in den letzten zehn Jahren Spielregeln geprägt, die nicht immer optimale Voraussetzungen für kundenorientierte Betrachtungsweisen bieten; einige dieser Spielregeln sind im Folgenden kurz skizziert: 1. Finanzmärkte funktionieren kurzfristig, maximal quartalsorientiert, und Manager sind tendenziell bereit, wichtige kundenorientierte Maßnahmen zugunsten der vorausgesagten Umsatz- und Ertragsziele zu opfern. 2. Finanzmärkte belohnen stetiges überproportionales Wachstum mit einer höheren Notierung; Aktienoptionsprogramme für Manager können durchaus auch dazu führen, dass dieses Wachstum‚ ohne Rücksicht auf langfristige Verluste angestrebt wird. [2] 3. Finanzmärkte hatten den Charme kundenorientierter Lebenswertbetrachtungen (Customer-Lifetime-Value – CLV) schon vor Jahren erkannt und Mergers & Akqui-sitions (M&A’s) in der Phase des Internet-Hypes um das Jahr 2000 mit CLVs bewertet – schade nur, dass die zu Grunde gelegten Kundenwerte in vielen Fällen nicht einmal ansatzweise realisiert waren, als die Unternehmen ihre Pforten wieder geschlossen haben. 4. Finanzmärkte nehmen Brand-Equity und Customer-Equity bei M&A‘s als Residualwert wahr, der zusätzlich zu den Buchwerten bezahlt wird und den die Buchhalter als „Goodwill“ abschreiben. Es existieren eine Vielzahl unterschiedlicher Brand-Equity Modelle [3] – lediglich das Ranking der weltweiten Top-100 Brands von Interbrand, Zintzmeyer & Lux [4] wird öffentlich wahrgenommen; in den meisten Unternehmen werden solche Werte weder errechnet noch ausgewiesen. Doch die Betrachtung des Konzepts von Peppers und Rogers zur Berechnung des Return-on-Customer (ROC) lohnt sich dennoch, vor allem wenn man die nachhaltige Werthaltigkeit des Kundenkapitals beurteilen möchte. Hier das Rechenwerk in der Übersicht: Dabei ist das Kundenkapital (Customer-Equity) gleich der Summe der Kundenlebenswerte (CLV) aller Kunden. Dies bedeutet, dass nur ein positiver Return-onCustomer (ROC) erzielt werden kann, wenn nicht nur ein positiver Cashflow erreicht wird, sondern darüber hinaus die zukünftigen (abgezinsten) Erträge der Kunden 586 Harald Eichsteller: Kundenkapitalbezogene Bewertung von Web 2.0-Portalen nicht mehr abnehmen, als aktuell‚ aus ihnen heraus erwirtschaftet wird. Hier ist Marken- und Kunden-Management gefragt, nicht zu verkaufen, sondern gleichzeitig die Zukunft des Unternehmens zu stärken, also Wert zu schaffen. Kampagnen, die gerade mal einen kurzfristig positiven Cashflow erzeugen, aber gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit reduzieren, dass ein Großteil der Kunden weiterhin Kunde bleibt, führen zu einem Wertverlust. πi + Δ CEi ROC = ______________ CEi-1 πi = Cashflow der Kunden im betrachteten Zeitraum i Δ CE = Zuwachs/Verlust von Customer-Equity im Zeitraum i CEi-1 = Customer-Equity zu Beginn des Zeitraums i Abb. 1: Berechnung des Return-on-Customer (ROC) Peppers und Rogers illustrieren dies am Beispiel einer Unternehmung, deren Responseraten im Direktmarketing (6 Mailings pro Jahr) von ursprünglich ein Prozent jeweils 0,05 Prozentpunkte jährlich zurückgehen. Das klingt nicht wirklich tragisch, Direktmarketingleute leben seit Jahren mit solchen Phänomenen. Doch diese „schleichende Erosion“ lässt das Kundenkapital erschreckend abschmelzen. Die Auswirkungen auf den ROC sind verheerend: Jahr 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr Responserate 1,00 % 0,95 % 0,90 % 0,85 % ROC + 20 % - 10 % - 20 % - 40 % Schleichende Erosion der Responseraten lässt das Kundenkapital abschmelzen Abb. 2: Entwicklung des Return-on-Customer (ROC) bei abnehmenden Responseraten Während eine gleichbleibende Zufriedenheit und Responserate von ein Prozent in diesem Beispiel kontinuierlich einen Return-on-Customer von 20 Prozent generieren würde, erodiert die Kundenbasis mit abnehmender Zufriedenheit und entsprechend abnehmenden Responseraten auf nur noch etwas mehr als ein Viertel (-10% -20% -40% = -70%) des Ursprungs. Peppers und Rogers beschäftigen sich im Hauptteil von „Return-on-Customer“ damit, wie man erfolgreich das Kundenkapital erhöht. So liegt die Basis kundenorientierter Strategien in der Segmentierung der Kunden nach Werthaltigkeit und Potenzial sowie der Berücksichtigung von Lebenszyklusphasen. Es ist empfehlenswert, sich besonders dem Segment mit dem größten Wachstumspotenzial zu widmen, Up- und Cross-Selling zu aktivieren und die Gewinnung von Neukunden durch Empfehlungen zu stimulieren. 587 Segmentierung der Kunden nach Werthaltigkeit und Potenzial T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics Kundenkapital und Return-on-Customer von Web 2.0-Portalen Geschäftsmodell beruht auf kostenpflichtigen PremiumFunktionen XING, ehemals openBC, ist eine Plattform, auf der Ende Dezember 2006 1,7 Millionen Business-orientierte Menschen ihre Profildaten aktiv hinterlegt haben und über „Social Software“ Verknüpfungen zu anderen Mitgliedern dieser Plattform erstellt und optisch ersichtlich gemacht werden. Das Geschäftsmodell beruht auf attraktiven Premium-Funktionalitäten mit Such-, Verknüpfungs- und Kommunikationsmöglichkeiten, die gegenüber der kostenfreien Basisversion mit 5,95 Euro pro Monat bepreist werden. Die 5,2 Millionen Aktien mit einem Nennwert von 1 Euro wurden im Dezember 2006 erfolgreich mit einer Erstnotierung von 30 Euro an der Börse eingeführt. Das entspricht einem Wert von über 150 Millionen Euro, der in den ersten sechs Monaten bei +/- 2 Euro pro Aktie stabil blieb. Im Februar 2007 waren circa 1,19 Millionen Unique-Visitors online und haben ungefähr 99 Millionen Seiten abgerufen (Page-Impressions). Circa sechzig Prozent der Basis-Mitglieder und 89 Prozent der Premium-Mitglieder sind pro Monat auf der Plattform eingeloggt. Ungefähr 13 Prozent (221.000) aller Mitglieder sind Premium-Mitglieder (Stand: 31. Dezember 2006). Die Jahresbilanz 2006 weist einen Umsatz von sechs Millionen Euro aus, ohne die Kosten für den Börsengang war ein operativer Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 1,4 Millionen angefallen. Die EBITDA-Marge soll auf 30 bis 35 Prozent in 2007 steigen [5]. Dank Publizitätsgesetz haben wir detaillierte Daten zur Beurteilung der Werthaltigkeit des Social-Networks XING vorliegen und können so die 150 Millionen Euro „challengen“. Zunächst wären da die Faktoren A bis D, nach denen wir die potenzielle Heizölhandelsakquisition beurteilt haben. Klare Pluspunkte auf der ganzen Linie: A. Absoluter Marktführer, LinkedIn & Co. in Deutschland klar abgeschlagen. B. Relevante Zahl der potenziellen Zielgruppe erfasst. C. Kundenbindung eher groß. D. Ausstiegsbarrieren eher klein (lediglich Gefahr des Ausstiegs aus Premium-Angebot). Da es sich um einen IPO (Initial-Public-Offering) und nicht um eine Akquisition handelt, sind die Fragen E bis H für die Bewertung hier nicht relevant. Bleibt die Berechnung des kundenbezogenen Umsatz- und Margenvolumens. Der maximale Umsatz ergibt sich aus einer einfachen Multiplikation der Premium-Kunden mit der Jahresgebühr (12 x 5,95 Euro). 588 Harald Eichsteller: Kundenkapitalbezogene Bewertung von Web 2.0-Portalen Kunden Anteil Premium-Kd. max. Umsatz tats. Umsatz EBITDA 1.700.000 13% 221.000 15.779.400 € 6.000.000 € 1.400.000 € in % 23% Abb. 3: Key Performance Indicator (KPI) von XING in 2006 Setzen wir nun die prospektiven Daten rein hypothetisch in einer Modellrechnung auf 3,5 Millionen aktive Kunden mit einem Premium-Anteil von 20 Prozent und gehen von der avisierten Marge von 35 Prozent aus, ergeben sich die folgenden Zahlen: Kunden Anteil Premium-Kd. max. Umsatz tats. Umsatz EBITDA 3.500.000 20% 700.000 49.980.000 € 49.980.000 € 17.493.000 € in % 35% Abb. 4: Key Performance Indicator (KPI) von XING hypothetisch Um von einem Jahres-EBITDA von circa 17,5 Mio Euro auf den Wert von 150 Millionen Euro zu kommen, wird hier ein Multiplikator von 8,6 angesetzt. In diesem sogenannten EBITDA-Multiple sind zukünftige Gewinnerwartungen einerseits sowie Risikoeinschätzungen und Diskontierungssätze andererseits mit einbezogen. Bei der im Sommer 2007 durchgeführten Übernahme der skandinavischen Mediengruppe SBS durch die ProSiebenSat.1 Media AG kamen EBITDA-Multiples von 12 bis 14 zum Ansatz, was bei der kontrovers diskutierten Zukunft des werbefinanzierten Fernsehens als sehr ambitioniert betrachtet werden kann. Zurück zu XING: es sind offensichtlich noch viele wichtige Fragen unbeantwortet, die hilfreich sein können, um auf Basis der in Abbildung 4 skizzierten KPI den Wert von XING zu beurteilen: I. Wie groß ist das gesamte Zielgruppen-Potenzial? J. Kann das Angebot auf weitere Zielgruppen übertragen werden? K. Kann das Angebot auf weitere Länder übertragen werden? L. Wie groß ist der Unterschied zwischen EBITDA und EBIT? M. Wie groß ist die Churn-Rate: Wie viele Premium-Kunden kündigen? N. Welche Business-Modelle lassen sich zusätzlich andocken? O. Welche Strategischen Allianzen können Netz- und Margeneffekte verstärken? P. Welche EXIT-Szenarien sind möglich? Q. Ist ein Verkauf an die „üblichen Verdächtigen“ für diese attraktiv? (Google, eBay, Microsoft, News Corporation, Holtzbrinck, Private Equity Companies) Und zu guter Letzt bleibt die Frage nach der Nachhaltigkeit und langfristigen Sicherung des eingesetzten Kapitals. Der erste Aspekt kann mit hoher Wahrscheinlichkeit positiv bewertet werden – trotz niedriger Eintrittsbarrieren bei digitalen Konzepten werden es weitere Plattformen wie StayFriends oder LinkedIn schwer haben, sich in Deutschland erfolgreich und schnell zu etablieren. Mittelfristig bleibt 589 Wie groß ist die Churn Rate: Wie viele Premium-Kunden kündigen? T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics nur die Frage, wie es StudiVZ, einem im jüngeren Zielsegment positionierten Social-Network, gelingt, den Übergang von der Studierenden-Plattform in die Business-Welt zu gestalten. StudiVZ ist eine Plattform, auf der Studierende die Möglichkeit haben, ihren Freundeskreis online abzubilden, sich mit Kommilitonen zu vernetzen und neue Kontakte zu knüpfen. Gemeinsam besuchte Vorlesungen, Interessen und Themengruppen werden verlinkt. Persönliche Profile, Fotoalben und Diskussionsgruppen zählen zu den Grundfunktionen. Die 1,8 Millionen Mitglieder sind zu 97 Prozent zwischen 18 und 29 Jahren alt und rufen monatlich über 1,8 Milliarden Seiten ab (Page Impressions). 51 Prozent sind täglich, 84 Prozent wöchentlich und 93 Prozent mindestens einmal im Monat eingeloggt. Es sind 1500 Hochschulen und andere Bildungseinrichtungen vertreten, besonders BWL/VWL/Jura (20% + 6%), angehende Ingenieure und Informatiker (13% + 5%) sowie Pädagogen (7%). Die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck hat die Plattform, die im März 2006 noch 3000 Mitglieder zählte, für einen hohen zweistelligen Millionenbetrag gekauft, die Angaben schwanken zwischen 50 und 85 Millionen Euro. Vermarktet wird die Site nun über GWP media-marketing der Verlagsgruppe Handelsblatt. Auf einem Portal massiv Werbung zu schalten, könnte die Community verschrecken Die Financial Times Deutschland (FTD) schreibt am 3. Januar 2007: „Bei Holtzbrinck selbst wird der Preis für das Verluste schreibende Unternehmen als durchaus hoch bewertet.“ „Die größte Frage wird sein, wie das zu monetarisieren ist, da haben wir noch eine Menge Arbeit vor uns“, sagte ein Beteiligter. Auf dem Portal massiv Werbung zu schalten, könnte die Studenten-Community verschrecken. „Das wird man sicher sehr vorsichtig machen müssen“, hieß es. „Für die Nutzer soll das Angebot des Portals weiter kostenlos sein.“ [6] Es wird deutlich, dass unser Kriterienkatalog A bis D zwar auch durchaus sehr positive Antworten generiert, aber keinerlei monetarisierbare kundenbezogene Ansätze bietet. Das Vorbild Facebook mit über 20 Millionen Nutzern soll laut FTD im Jahr 2006 ca. 50 Mio. Dollar Umsatz mit Onlinewerbung und dem Verkauf virtueller Symbole erzielt haben. Die Gründer und Betreiber von Facebook setzen sich mit eigenen Wertansätzen immer wieder geschickt in Szene. Nach Brancheninformationen haben 2006 Angebote von Viacom und Yahoo über mindestens 750 Mio Dollar vorgelegen. Peter Thiel, Großaktionär und Aufsichtsratsmitglied sagte der „Financial Times“ Mitte Juli 2007, dass Facebook aktuell 2 bis 3 Mrd. Dollar bekommen könne, aber man an 8 bis 10 Milliarden Dollar Wert glaube. In einem Blog der Zeitschrift „Business 2.0 Magazine“ in den USA stand letztes Jahr der von Facebook schon damals in Umlauf gebrachte Wertansatz von 2 Milliarden Dollar heftig in der Diskussion; ein Blogger rechnete vor, dass jeder College-Student also 285 Dollar wert sein müßte. [6] Klassischen Verlagshäusern ist diese Art von Rechnung vertraut. Die Betrachtung fokussiert sich dabei allerdings nicht auf den kundenbezogenen Wert, sondern die kundenbezogenen Akquisitionskosten. Der FTD beispielsweise ist es 200 Euro wert, einen neuen Abonnenten zu gewinnen (Stand Mai 2007). Rechnet man die Akquisitionskosten für StudiVZ als Akquisitionskosten für die zahlreichen Produkte 590 Harald Eichsteller: Kundenkapitalbezogene Bewertung von Web 2.0-Portalen der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck um, errechnet sich ein Wert von circa 50 Euro. Frage E „Verschafft mir die Akquisition Zugang zu einem Markt, den ich bisher nicht hatte?“ und Frage F „Erhöht sich die Effizienz meiner Kommunikationsmaßnahmen?“ treffen hier offensichtlich eher den Kern der Strategie bei von Holtzbrinck Networks. Laut FTD „erhofft sich der Konzern beizeiten Synergien mit dem Studienführer der zum Verlag gehörenden Wochenzeitung „Zeit“, die darüber hinaus das Magazin „Zeit Campus“ mit dazugehörigem Online-Portal an den Start gebracht hat“ [6]. Werbefinanzierten Portalen bleibt also definitiv der gleiche Weg wie allen medialen Werbeträgern – Erhöhung der Tausender-Kontakte, Etablierung einer hohen Kontaktqualität, Realisierung hoher Tausender-Kontakt-Preise. Mit dem Betrieb von lokalen Portalen in Frankreich, Spanien, Italien und Polen ist StudiVZ auf einem guten Weg zur weiteren Expansion. Mit einem Spin-Off für Schüler erschließt man die noch jüngeren Zielgruppen, die sich in ihren Peer Groups per SMS und Messenger verständigen. Bleibt die am Ende des letzten Kapitels gestellte Frage, wie es gelingt, den Übergang von der Studierenden-Plattform in die Welt der Werktätigen zu gestalten. Zeitungen ist es bis zu 200 Euro wert, einen neuen Abonnenten zu gewinnen Social Commerce ist ein erst in diesem Jahr an der Oberfläche sichtbar gewordenes Feld, das zusätzliche Perspektiven eröffnen könnte. Das auf Revenue-Sharing aufgebaute Business-Modell, was in Affiliate-Programmen erfolgreich zum Einsatz kommt, setzt darauf, dass die aktiven Meinungsführer in Communities ihre Empfehlungsmacht auch für Produkte und Dienstleistungen einsetzen. Dieser relativ kleine, auf 5 Prozent geschätzte Teil der Community Members, die bereits 1997 von Hagel/Armstrong skizziert wurden [7], stellen in ihrem Bereich/Profil Produkte und Dienstleistungen dar und schaffen einen Direktzugang zu Commerce-Seiten. Für Unternehmen und Plattformbetreiber bedeutet dies, diese Meinungsführer als eigene Zielgruppe zu erfassen und es dieser besonders einfach zu machen, attraktive Links zu Produkten und Dienstleistungen in ihren Bereich/Profil zu integrieren. Dealjaeger.de beispielsweise ist eine Social-Commerce-Plattform, die dieses Business Modell betreibt und sich den Revenue-Share der Commerce-Betreiber mit den aktiven Usern teilt. Dieser Mechanismus könnte nach Einschätzung von Experten durchaus eine wertvolle Erweiterung der Business-Modelle der skizzierten Social-Network-Plattformen werden. Der Zugang zu technischem Knowhow und hochperformanter Informationstechnologie bei Web 2.0-Portalen und anderen digitalen Konzepten ist ein wichtiger Aspekt, der durch die Kundenfokussierung der dargestellten Wertansätze noch nicht betrachtet wurde. Die Gründergeneration von Web 1.0 hat immer noch die Nase vorn, wenn es gilt, den Nerv von interessanten Zielgruppen mit innovativen Angeboten und einem „Added Value“ zu treffen.[8] Die Applikationen sind durchweg web-basiert, schlank und skalierbar auf dem neuesten Stand der Technologie ohne Rücksichten auf bestehende IT-Infrastrukturen aufgebaut. Das gelingt in traditionellen Unternehmen nicht immer und so entsteht leicht ein zeitlich technologischer Gap von einem Jahr und mehr. Die Schlussfolgerung: „Nachbauen“ geht nicht so einfach, den „First-MoverAdvantage“ aufholen oftmals auch nicht. Strategische Alternativen sind somit lediglich: „Aufgeben“ oder „Kaufen“! 591 First-MoverAdvantage durch Nachbauen aufzuholen ist schwer T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics Diese Erkenntnis hat viele etablierte Unternehmen dazu bewegt, Gründerfirmen mit Eigenkapital auszustatten und somit einen alternativen Zugang zu innovativen Ansätzen und Technologien zu haben. Eine sehr stark vereinfachte Rechnung zeigt allerdings, dass auch hier das Investment erheblich sein kann: Ein Web-Arbeiter mit 75.000 Euro pro Jahr „all inclusive“ ausgestattet „verbrennt“ in einem Jahr mit 39 Kollegen ein Jahresbudget von 3 Millionen Euro – ein schlagkräftiges, gut überschaubares und hochmotiviert führbares Unternehmens-Setup. Berücksichtigt man zwei Jahre Entwicklungszeit und eine Erfolgsquote von 20 Prozent, errechnen sich 30 Millionen Euro. Zugegebenermaßen ist das einfach und konservativ gerechnet; jeder Fondsmanager von Private Equity und Venture Capital wird deshalb bestrebt sein, die Entwicklungszeit zu verkürzen und Erfolgsaussichten durch eine qualifizierte Vorauswahl der Investments zu erhöhen. Virtuelle Welten produzieren seit Second Life Schlagzeilen in Boulevard- und Fachpresse. Die Ankündigungen von Sony@home sowie Endemol mit Electronic Arts, weitere Welten zu kreieren, die sich grafisch zweifelsohne in einer anderen Qualitäts- und Performanzebene bewegen werden, müssten bei Linden Labs die Alarmglocken läuten lassen. Second Life hat es nicht geschafft, schnell und nachhaltig genug die Zielgruppe zu binden. So sind die Investitionen der werbetreibenden Wirtschaft in ihre jeweilige virtuelle Selbstdarstellung auf Second Life nicht als Commitment für die Plattform, sondern für das Genre zu sehen. Virtuelle Showrooms und Ingame-Advertising sind Werbeformen der Zukunft, für die sich die Unternehmen von American Apparel bis Adidas, von Reuters bis Springer, von IBM bis Vodafone rüsten. Abschließend kann man sagen, dass für die Bewertung von Web 2.0-Portalen nicht mehr oder weniger strukturiertes Vorgehen gefragt ist als bei der Bewertung von Old und Very Old Economy Geschäften. Das Risiko kann nur dann besser eingeschätzt werden, wenn man enger und näher an Zielgruppen und Technologie ranrückt, um potenzielle Erfolgsaussichten einschätzen zu können. Kundenkapitalbezogene Ansätze sind auf jeden Fall hilfreich, fantasievolle und zugleich realistische Einschätzungen zukünftiger Erträge zu erhalten. Literatur [1] Marta Rogers, Don Peppers: Return-on-Customer: Creating Maximum Value from Your Scarcest Resource. – 304 Seiten, ISBN 9780385510301, Cyan Books, 2005. [2] Harald Eichsteller, Michael Lorenz, Stephan Wecke: Fit für die Geschäftsführung. – Aufgaben und Verantwortung souverän meistern. – 256 Seiten, ISBN 9783593376622, Campus, 2005. [3]) Brand Equity Review, Göttgens, Bauer, BBDO 2001. http://www.bbdo.de/de/home/ studien.download.Par.0008.Link1Download.File1Title.pdf [4] http://www.interbrand.ch/d/presse/presse_d.asp?anc=bestglobalbrands06 [5] http://corporate.xing.com/ [6] Financial Times Deutschland unter www.ftd.de; diverse Abrufe Mai-Juli 2007. [7] John Hagel, Arthur G. Armstrong: Net Gain: Profit im Netz. – 344 Seiten, ISBN 9783636013941, Redline Wirtschaftsverlag, 2006. [8] Die 50 interessantesten Gründer, Wirtschaftswoche, 3. April 2007. 592 Klickbetrug und Affiliate-Hopping Christian Bennefeld Müssen sich Privatkunden mit kriminellen Auswüchsen wie Phishing, URLSpoofing und Dialern herumschlagen, so werden Internetunternehmen von Klickbetrug und Affiliate-Hopping heimgesucht. Diese beiden Ausprägungen illegaler Web-Aktivitäten richten genau da Unheil an, wo es viele Unternehmen besonders schmerzt: im Online-Marketing. Denn so effizient die unterschiedlichen Instrumente der virtuellen Absatzförderung auch sind, betrügerische Geldmacherei ist auch hier längst keine Seltenheit mehr – und dabei geht es häufig um beträchtliche Summen. Entsprechend häuft sich auch die Zahl der Werbetreibenden, die gegen ihre Marketingpartner vor Gericht ziehen. Ein prominentes Beispiel: Im Rahmen einer Sammelklage gegen Google wurde im Juli 2006 ein Vergleich geschlossen, der den Internetkonzern zur Zahlung von 90 Millionen US-Dollar an seine Kunden verpflichtete. Diese beträchtliche Summe resultiert ausschließlich aus Schäden, die auf Klickbetrug zurückzuführen sind. Auf Kundenseite ist man sich einig, dass Suchmaschinenbetreiber und Affiliate-Plattformen weitreichendere Maßnahmen ergreifen müssen, um sich und ihre Werbepartner vor der kriminellen Energie von Internetbetrügern zu schützen. Doch wie lässt sich Betrug im Internet systematisch aufdecken? Ist es vielleicht sogar möglich, kriminelle Handlungen zu verhindern? Mit welchen Mitteln können die tatsächlichen Betrüger identifiziert und darüber hinaus auch haftbar gemacht werden? Um diesen Fragestellungen auf den Grund zu gehen, werden im Folgenden drei wesentliche Formen von Betrügereien im E-Business unterschieden: Klickbetrug im Keyword-Advertising und bei Google-AdSense sowie betrügerische Machenschaften im Affiliate-Marketing. Dieser Artikel liefert Informationen zu den technischen Hintergründen und bietet wertvolle Hinweise, wie sich illegale Machenschaften erkennen und sogar vermeiden lassen. Betrug im CPC-Geschäft Ein Großteil der Klickbetrügereien spielt sich rund um die Marketingmaßnahmen ab, bei denen pro Klick abgerechnet wird. Diese spezielle Form der Online-Werbung, das Cost-per-Click- oder kurz CPC-Modell, kommt sowohl im klassischen Keyword-Advertising als auch beispielsweise bei Google-AdSense zum Einsatz. 593 Was für Privatkunden Phishing ist, sind für Unternehmen Klickbetrug und Affiliate-Hopping T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics Klickbetrug im Keyword-Advertising Mitbewerber klickt mehrfach auf Sponsored Links seines Konkurrenten Die simpelste Variante des Klickbetrugs im Keyword-Advertising zielt auf die finanzielle Schädigung der Konkurrenz ab. Dazu klickt ein Mitbewerber meist manuell mehrfach auf den Sponsored-Link seines Konkurrenten – dieser muss deshalb letztlich auch für Klicks zahlen, die nicht von seiner Zielgruppe stammen. Regelrecht professionell wird der Klickbetrug, wenn sogenannte Robots oder Click-Bots zum Einsatz kommen. Bei ihnen handelt es sich um Software-Tools, die automatisch und mit hoher Frequenz auf Sponsored Links und Werbeanzeigen klicken. Automatisiertes Klicken ist für Betrüger insbesondere dann ein probates Mittel, wenn die Werbeanzeige, die ein Mitbewerber geschaltet hat, komplett aus der Liste der Sponsored Links verschwinden soll. Die Robots klicken hierzu einfach so lange auf einen gut gelisteten Link, bis dessen festgelegtes Tagesbudget ausgeschöpft ist. Häufig wird so das CPC-Budget durch die Robots bereits in den frühen Morgenstunden aufgebraucht. Die Folge: Die Anzeige des Mitbewerbers erscheint an diesem Tag gar nicht mehr. Inzwischen bieten sogar organisierte Banden ihre Dienste an, wenn es darum geht, die Konkurrenz entweder durch manuelles oder durch automatisiertes Klicken auf die Sponsored Links zu schädigen. Beispiel: Ein namhafter Anbieter von Krankenversicherungen wird bei einer Suchmaschine in den Sponsored Links an erster Stelle gelistet, sobald ein Internetnutzer die Suchbegriffe „Krankenversicherung Vergleich“ eingibt. Er zahlt dafür den Betrag von 7,50 Euro pro Klick; das Tagesbudget ist auf 11.250 Euro, also exakt 1.500 Klicks festgelegt. Nun beauftragt ein Konkurrenzunternehmen einen Klickbetrüger mit dem Wegklicken des Mitbewerbers. Mit einer speziell zu diesem Zweck entwickelten Robot-Software ist es für den Betrüger ein Leichtes, in kürzester Zeit 1.500 Klicks zu tätigen. Er beginnt damit kurz nach Mitternacht, und am folgenden Morgen ist der Krankenversicherungsanbieter aus der Liste der Sponsored Links verschwunden. Dem Werbetreibenden ist dabei ein doppelter Schaden entstanden: Zum einen hat er mehrere tausend Euro in eine Marketingmaßnahme investiert, die absolut keinen Nutzen erzielt, zum anderen entgehen ihm für den entsprechenden Tag Neukundengewinne, Interessenten geraten an die Konkurrenz. Klickbetrug bei Google-AdSense Die Motivation zum Klickbetrug bei Google-AdSense liegt weniger in der Schädigung der Konkurrenz als darin, dass ein Websitebetreiber, der GoogleAdSense auf seiner Website schaltet, durch zahlreiche Klicks mehr Geld verdienen kann. Deshalb geht ein Großteil der Betrügereien bei Google-AdSense auf das Konto von Werbepartnern, die – manuell oder automatisiert – auf die Links der bei ihnen gelisteten Unternehmen klicken. Die Zahl der Betrüger, die scheinbar thematisch relevante Websites erstellen, nimmt inzwischen beträchtliche Ausmaße an. Beispiel: Ein Online-Händler von Trekking-Ausrüstungen definiert in GoogleAdWords unter anderem die Keywords „Zelten“, „Camping“ und „Trekking“ für seine Werbeanzeigen. Gleichzeitig aktiviert er Google-AdSense für die zusätzliche Werbeeinblendung auf themenspezifischen Websites. Dadurch erscheint der Link zu seinem Online-Shop jetzt automatisch beispielsweise auch auf Special-Interest- 594 Christian Bennefeld: Klickbetrug und Affiliate-Hopping Portalen zum Thema Trekking und auf Websites von Individualreiseanbietern. Eine der Special-Interest-Seiten, ein Forum zum Thema „Camping in Skandinavien“, ist ausschließlich erstellt worden, um als Werbeplattform Gewinne zu erzielen. Der Betreiber des Campingforums begnügt sich jedoch nicht mit den regulären Einnahmen, die er durch die Klicks seiner Websitebesucher auf die Links des Trekkingausrüsters erzielt. Er steigert seine Erträge dadurch, dass er mehrfach am Tag selbst auf die entsprechenden Links klickt, intelligente Robots zur Klickgenerierung einsetzt oder professionelle Klickbetrüger beauftragt. Hier entstehen für den Werbenden je nach Höhe des Klickpreises ebenfalls erhebliche finanzielle Schäden – ganz abgesehen davon, dass vielleicht seine gesamte Online-MarketingKampagne ohne Wirkung verpufft. Betrug im Affiliate-Marketing Neben den professionellen Klickbetrügern, die sich durch die Manipulation von Costper-Click-Programmen bei Google, Yahoo und Co. bereits bis zu dreißig Prozent der eingesetzten Budgets unter den Nagel reißen, erschleichen sich sogenannte Affiliate-Hopper mit unlauteren Mitteln Provisionen und Gewinnbeteiligungen. Im Affiliate-Marketing wird nur selten über Einzelklicks auf Banner oder Links betrogen, da CPC-Modelle hier keine große Verbreitung haben. Die geringen Klickpreise bieten – anders als im Keyword-Advertising – keinen großen Anreiz für Betrüger. In den meisten Fällen erschleichen sich sogenannte Affiliate-Hopper unrechtmäßig Provisionen, indem sie für denselben Merchant auf mehreren AffiliatePlattformen als Publisher registriert sind. So ist es möglich, dass dem Publisher ein und derselbe Einkauf beim selben Merchant durch die unterschiedlichen Plattformen mehrfach vergütet wird. Da die einzelnen Affiliate-Plattformen autark arbeiten und einen Cookie einer anderen Plattform nicht auslesen können, ist es technisch für die Plattformbetreiber nicht möglich, diesen Betrug festzustellen. Diese Betrugsvariante funktioniert immer dann, wenn Merchants ihr Partnerprogramm auf mehreren Affiliate-Plattformen betreiben und auf ihnen dieselben AffiliatePartner teilnehmen. Die technische Umsetzung von Affiliate-Hopping ist simpel: Schaltet ein Merchant im Rahmen seiner Kampagne Werbemittel auf verschiedenen Affiliate-Plattformen, veröffentlicht der Publisher diese zwar auf seiner Website, er verlinkt sie jedoch so geschickt, dass der Besucher Cookies von jeder der Affiliate-Plattformen gesetzt bekommt – auch wenn er nur auf ein einziges Werbemittel klickt. So geht bei Abschluss einer Transaktion dieses Besuchers jeweils eine Rückmeldung an die einzelnen Affiliate-Plattformen, auf denen der Merchant sein Programm betreibt, obwohl es nur einen Kaufabschluss gab. Resultat: Der Betrüger kassiert die Provision für eine einzelne Transaktion gleich mehrfach. Beispiel: Ein Modehaus möchte die Besucherzahl und damit gleichzeitig die Verkaufsrate in seinem Online-Shop erhöhen. Dazu betreibt es sowohl bei affilinet und TradeDoubler als auch bei zanox ein Affiliate-Programm. Nun erstellt ein Webmaster ein Webportal zum Thema „Mode und Lifestyle“ und meldet sich bei den drei Plattformen als Publisher für das Modehaus an. Er schaltet das aktuelle 595 Wenn Partnerprogramme auf mehreren AffiliatePlattformen gleichzeitig betrieben werden T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics Werbemittel des Modehauses jedoch nur einmal und verknüpft dieses so geschickt mit den einzelnen Programmen der Plattformen, dass ein Werbemittelklick bei allen drei Plattformen registriert wird. Deshalb wird nicht nur ein Cookie gesetzt, wenn ein Besucher seiner Website über das Werbemittel in den Online-Shop des Modehändlers gelangt, sondern gleich drei. Bestellt der Kunde jetzt ein Produkt, so wird bei Bestellung ebenfalls für jede der drei Plattformen je ein unsichtbares Pixel geladen. Die Folge: Jede Plattform registriert die Bestellung und ordnet den Verkauf dem betrügerischen Publisher zu. Der Betrüger streicht so für nur eine Bestellung die vereinbarte Gewinnbeteiligung dreifach ein. Kein Rückkanal zwischen Warenwirtschaft und AffiliatePlattform wichtig Doch damit nicht genug: Um seine unrechtmäßigen Erträge weiter zu erhöhen, macht sich der Affiliate-Betrüger den fehlenden Rückkanal zwischen Warenwirtschaft und Affiliate-Plattform zu Nutze. Hierzu bestellt er zunächst sehr kostspielige Produkte selbst, beispielsweise teure Herrenanzüge und Abendkleider. Diese Bestellungen storniert er jedoch umgehend. In Ermangelung einer Schnittstelle zwischen der Warenwirtschaft, in der die Stornierungen verwaltet werden, und den Affiliate-Plattformen, die den Verkauf registriert haben, ist keine Transparenz darüber gegeben, ob eine Bestellung widerrufen wurde. So kann das Modehaus im Affiliate-System nicht detailliert erkennen, welche Waren tatsächlich gekauft und welche Bestellungen storniert wurden. Der Affiliate-Betrüger nutzt diesen blinden Fleck und streicht lukrative Provisionen für Verkäufe ein, die faktisch nicht zu Stande gekommen sind. Weil ein Rückkanal zur Stornomeldung an die Affiliate-Plattform nicht vorhanden ist, nimmt das Modehaus jeden Monat eine pauschale Provisionsbereinigung vor, die sich an der aktuellen Stornoquote bemisst. Die Abzüge, die durch diese Provisionsbereinigung entstehen, sind für den Affiliate-Hopper jedoch praktisch irrelevant, denn er fährt nach wie vor enorme Provisionssummen ein – und das bei geringstem Aufwand. E-Business-Betrüger: Eine anonyme Masse Betrüger, die sich in der Unterwelt des Online-Marketings besonders wohlfühlen, zeichnen sich durch ein ganz spezielles Merkmal aus: Sie verstehen es, sich weitestgehend unerkannt im Internet zu bewegen. Dabei wächst die geschätzte Dunkelziffer über Häufigkeit und Ausmaß von E-Business-Betrügereien von Jahr zu Jahr dramatisch. Wie E-Business-Betrüger ihre Spuren verwischen Egal ob Klickbetrug oder Affiliate-Hopping, die wenigsten Internetgauner gehen so ungeschickt ans Werk, dass sie über ihre IP-Adresse oder Cookies ausfindig gemacht werden können. Hinter dieser kleinen Gruppe von Amateur-Betrügern verbergen sich in den meisten Fällen vermutlich Unternehmer, die durch manuelle Klicks auf Sponsored-Links oder Werbebanner ihrem Konkurrenten auf die Schnelle Schaden zufügen wollen. Der Großteil der professionellen Klickbetrüger bedient sich jedoch wesentlich ausgereifterer Methoden. Inzwischen ist es selbst für Laien kein Problem mehr, sich im Internet völlig anonym zu bewegen. Viele Maßnahmen schützen jedoch nicht nur die Privatsphäre von 596 Christian Bennefeld: Klickbetrug und Affiliate-Hopping aufrichtigen Nutzern, sie ermöglichen es auch Online-Betrügern, nahezu unentdeckt zu bleiben. Üblicherweise kann spätestens durch einen richterlichen Beschluss über die IP-Adresse, die an jeden Internetnutzer vergeben wird, festgestellt werden, wer sich hinter dem Besucher einer Website verbirgt. Das lässt sich jedoch leicht umgehen: Durch sogenannte Proxies ist es so gut wie unmöglich, einen Nutzer zu identifizieren. Proxy heißt „Stellvertreter“ und bezeichnet einen Netzwerkserver, der anstelle eines Client-Rechners Netzwerkverbindungen aufbaut und so die Rolle des Internetnutzers übernimmt. Ähnlich einem Boten führt der Proxy die Anweisungen des Internetnutzers stellvertretend durch und verwendet dabei eine eigene IP-Adresse. Bei sogenannten offenen Proxies handelt es sich zumeist um Server, die fehlerhaft konfiguriert sind. Sie nehmen im Gegensatz zu regulär eingestellten Proxy-Servern jegliche externe Anfrage entgegen und reichen diese in ihrem Namen weiter. So wird die Identität der anfragenden Person nicht sichtbar. Letztlich kann jedermann einen offenen Proxy als virtuelle Zwischenstation verwenden. Auf diesem Weg bleiben Internetbetrüger, die auf einzelne Links klicken, in der Regel völlig unentdeckt. Und auch die vorgetäuschte Bestellung von Produkten eines Affiliate-Merchants bleibt so anonym. Erschwerend kommt hinzu, dass professionelle Betrüger ausländische Proxies nutzen oder direkt aus dem Ausland heraus agieren. Sie können also häufig selbst dann nicht rechtlich belangt werden, wenn ihre Identität aufgedeckt wurde. Häufigkeit von E-Business-Betrug Der Betrug über den Verbrauch des Tagesbudgets, also Klickbetrug im KeywordAdvertising, ist in Europa zurzeit noch nicht so stark verbreitet; in den USA ist er aber längst ein großes Thema. Klickbetrug über Google-AdSense bewegt sich inzwischen auch in Europa in manchen Branchen deutlich im zweistelligen Prozentbereich. Ebenso wächst die Zahl der Affiliate-Hopper. Bei großen Unternehmen, die ihre Online-Marketingaktionen über mehrere Affiliate-Plattformen laufen lassen, können in Deutschland schon jetzt bis zu zwanzig Prozent der Provisionen auf betrügerische Maßnahmen zurückgeführt werden. Klickbetrug im Keyword Advertising, ist in Europa zurzeit noch nicht stark verbreitet Anbieter von CPC-Abrechnungsmodellen wie Google, Yahoo! Search Marketing und Miva sehen im Gegensatz zu vielen Experten den Klickbetrug in Deutschland und Europa im zu vernachlässigenden Promillebereich. Diese Aussage wird durch eigene Messungen der Betreiber unterstrichen. Jedoch sind die CPC-Anbieter technisch gar nicht in der Lage, die wirkliche Größenordnung zu messen. Den Anbietern stehen in der Regel nur Daten über den Besucher zur Verfügung, die bei der Einblendung der Werbeanzeige und beim Klick erfasst wurden. Ob der Besucher jemals die Website des Werbetreibenden erreicht und sich auf dieser wie ein regulärer Nutzer verhält, bleibt ihnen verschlossen. Maßnahmen gegen Betrug im E-Business Das wirksamste Mittel, um Betrügereien im Internethandel zu erkennen, ist ein durchgängiges Tracking des Besucherverhaltens durch ein Web-Controlling System. Kennt ein Online-Verantwortlicher das natürliche Verhalten auf seiner Website, so kann er Abweichungen im Nutzerverhalten, die auf Klickbetrug 597 Grundsätzliche Maßnahmen gegen E-Business-Betrug T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics Tracking des Besucherverhaltens durch ein WebControlling System notwendig hinweisen, schnell erkennen. Um eine Website und ihr natürliches Verhalten zu messen, empfiehlt es sich, zunächst nur jene Nutzer zu beobachten, die nicht über Affiliate-Maßnahmen oder Sponsored Links auf die Website gelangen. Bei dieser Messung werden im regulären Websitetraffic unter anderem folgende Kennzahlen betrachtet: Geografie: Aus welchen Ländern, Regionen und Städten kommen die Besucher? IP-Adressen: Haben die Besucher Proxies genutzt? Wurde ein Großteil der Werbemittelklicks und Abverkäufe von offenen Proxies aus getätigt? Technische Daten: Welche Betriebssysteme, Browser, Provider et cetera verwenden die Besucher? Verweildauer: Wie lange haben sich die Besucher auf der Website aufgehalten? Seitenaufrufhäufigkeiten: Wie viele und welche Seiten wurden aufgerufen? Zeitverhalten: Zu welcher Uhrzeit und mit welcher Frequenz wird auf Anzeigen geklickt? Konversionsraten: Wie viele Käufe oder Transaktionen wurden korrelierend zur entsprechenden Werbemaßnahme getätigt? Werbemittelkontakte: Mit welchem Werbemittel hatte der Besucher den letzten und damit zu wertenden Werbemittelkontakt? Nachdem die Website und das natürliche Verhaltensmuster der Besucher durch das Web-Controlling System analysiert und eingemessen sind, kann eine Betrugsanalyse sämtlicher Besucher – inklusive der Kampagnenbesucher – erfolgen, also auch derjenigen, die über CPC-Modelle und Affiliate-Kampagnen auf die Website gelangt sind. Weichen nun einer oder mehrere der Parameter erheblich von den zuvor analysierten Mustern ab, ist es mehr als wahrscheinlich, dass der Werbetreibende Klickbetrügern zum Opfer gefallen ist. Bei nachgewiesenem Betrug werden Vergütungen nicht ausschüttet sondern dem Werbetreibenden automatisch rückerstattet Gerade bei Click-Bots, die das betrügerische Klicken automatisieren, werden Abweichungen vom Verhalten realer Websitebesucher schnell deutlich. Besonders auffällig sind in solchen Fällen beispielsweise Seitenzugriffe, bei denen der mutmaßliche Besucher nach dem Aufruf der Startseite die Website direkt wieder verlässt. Häuft sich ein derartiges Verhalten, liegt auch hier wieder der Betrugsverdacht nahe. Selbst bei intelligenteren Click-Robots, die sich dem menschlichen Verhalten entsprechend mit mehreren Klicks über eine Website bewegen, lassen sich mit einem übergreifenden Web-Controlling über kurz oder lang Abweichungen vom natürlichen Traffic feststellen. Ein spezieller Indikator für systematischen Klickbetrug ist das verstärkte Aufkommen von IP-Adressen, hinter denen sich offene Proxies verbergen. Um auf Klickbetrüger aufmerksam zu werden, die sich auf diese Weise anonymisieren, abonnieren die Suchmaschinenbetreiber Listen offener Proxies und gleichen diese mit den bei Werbemittelklicks gemessenen IP-Adressen ab. Decken sich die IP-Adressen der Liste mit denen verdächtiger Werbemittelklicks, kann es vorkommen, dass der 598 Christian Bennefeld: Klickbetrug und Affiliate-Hopping Betreiber die entsprechenden Vergütungen im Verdachtsfall nicht ausschüttet und dem Werbetreibenden automatisch rückerstattet. Spezielle Maßnahmen im Affiliate-Marketing Um Affiliate-Hopping zu verhindern, können Online-Händler selbst ein aufwändiges Cookie-Tracking auf ihrer Website implementieren. Die Krux an dieser Idee: Eine derartige Lösung zu entwickeln und zu betreiben, ist für den Merchant mit erheblichem Aufwand und Kosten verbunden – und häufig ist dies nur mit externem Know-how zu bewältigen. Daher ist in den meisten Fällen der Einsatz einer intelligenten Web-Controlling Lösung, die Affiliate-Betrüger aktiv abwehrt, die wesentlich kostenfreundlichere Alternative. Beim Affiliate-Betrug ist eine Form des Web-Controlling besonders wirkungsvoll: Mittels Pixel-Technologie lässt sich exakt feststellen, welcher Käufer über welche Affiliate-Website in einen Online-Shop gelangt ist. Durch solch ein übergreifendes Web-Controlling lassen sich Affiliate-Maßnahmen unabhängig von den erhobenen Daten der Affiliate-Plattformen kontrollieren. Im Gegensatz zu den Plattformbetreibern, die Werbemaßnahmen lediglich im unmittelbaren Zusammenhang mit ihrem Affiliate-System überprüfen, erfasst ein übergeordnetes Web-Controlling den Traffic einer Website in einem wesentlich weitreichenderen Kontext. So können durch die Pixel-Technologie mehrfache Provisionsausschüttungen von vornherein vermieden werden, denn der letzte Kontakt mit der Werbemaßnahme und die tatsächliche Konversion erscheinen in ihrem unmittelbaren Zusammenhang. Der Shopbetreiber sieht hier den tatsächlichen Abverkauf nur einmal, weil nicht mehr mehrere Pixel statisch in das Bestellbestät igungsformular eingebunden sind, sondern das Pixel der Plattform dynamisch mit dem letzten Kontakt eingeblendet wird. Vom Betrug durch Affiliate-Hopper sind besonders große Unternehmen betroffen, die aufgrund ihrer umfangreichen Marketingmaßnahmen die Affiliate-Programme auf mehreren Plattformen parallel betreiben. Unternehmen, deren Marketingerfolg nicht zwingend davon abhängt, dass sie auf mehrere Plattformen zurückgreifen, sollten sich ausschließlich auf ein Affiliate-Programm beschränken. Diese Maßnahme bietet als einzige eine hundertprozentige Sicherheit gegen Betrug durch Affiliate-Hopper. Fazit Viele Klicks, keine Kunden, hohe Kosten – Klickbetrüger und Affiliate-Hopper verderben inzwischen vielen Werbetreibenden die Freude am Online-Marketing. Dabei sind die Instrumente der Internetwerbung die ideale Basis für preiswerte und höchst effektive Marketingkampagnen. Gerade deshalb sind die Forderungen der Werbenden nach verstärkten Kontrollen und transparenteren Abrechnungsmodellen durch die Suchmaschinenbetreiber und Affiliate-Plattformen mehr als verständlich. Wenn es auch grundsätzlich sehr schwer ist, die verschiedenen Varianten des 599 Mehrfache Provisionsausschüttungen können von vornherein vermieden werden T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics Klickbetrugs aufzudecken, eines gilt für alle betroffenen Parteien: Ohne ein übergreifendes Web-Controlling ist es schlicht unmöglich, dem Betrug im EBusiness beizukommen. Wer sich vor illegalen Machenschaften im Internethandel schützen und Betrüger dingfest machen will, kann dies nur durch Web-Controlling tun. 600 OnlineMarktforschung Axel Theobald Zwei Trends, zum einen die immer weiter steigende digitale Vernetzung auch unter Privatpersonen und zum anderen ein stetig steigender Bedarf der Unternehmen an aktuellen empirischen Daten, treffen im Internet zusammen und gewinnen eine neue Dynamik. Beide zusammen umrahmen die noch relativ junge Disziplin der Online-Marktforschung und führen dazu, dass Online-Befragungen immer beliebter werden. Ihr Einsatzspektrum ist mannigfaltig, man begegnet ihnen beinahe auf Schritt und Tritt im Internet. Bekannt sind vor allem die kleinen Abstimmungen oder Votings auf Webseiten, für die teilweise sogar Teilnehmer über andere Medien wie TV oder Radio angeworben werden. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um wirkliche Marktforschung. Im Gegenteil: Aktionen dieser Art bringen seriöse und sinnvolle Online-Befragungen eher in Verruf beziehungsweise sorgen latent für ein schlechteres Image derselben. Belastbare Daten zur Entscheidungsunterstützung erfordern wenigstens eine irgendwie kontrollierte Teilnehmerauswahl sowie einen intelligenten Fragenkatalog mit aufeinander abgestimmten Inhalten und einer durchdachten Dramaturgie, der verschiedene Fragestellungen auch zueinander in Beziehung setzen und damit Erkenntnisgewinne gewährleisten kann. OnlineBefragungen werden immer beliebter Einführung einer neuen Befragungsform Die Durchführung von Befragungen zum Zweck der Markt- und Sozialforschung ist gängige Praxis in Wissenschaft und Unternehmen. Man bedient sich dabei verschiedener Methoden. Im Allgemeinen werden bezüglich der Vorgehensweise drei als eigenständige unterschieden: die schriftliche, die mündliche sowie die telefonische Befragung. Noch bis Mitte der 1990er-Jahre waren persönlichmündliche Befragungen die bevorzugte Methode der Marktforscher zur Datenerhebung. Der Anteil dieser Methode sank jedoch kontinuierlich zugunsten von schriftlichen Umfragen, die günstiger sind, sowie telefonischen Befragungen, die schneller sind. Ungefähr zur Jahrtausendwende trat dann die Online-Marktforschung auf den Plan und entledigte sich langsam aber sicher ihres eher experimentellen Charakters, den sie bis zu diesem Zeitpunkt noch hatte. Mittlerweile werden von den Marktforschungsinstituten gut ein Viertel aller getätigten Interviews online durchgeführt, ein noch vor wenigen Jahren undenkbarer Wert. Der einfache Grund für diese Entwicklung ist, dass Online-Befragungen die beiden treibenden Faktoren „geringe Kosten“ und „hohe Geschwindigkeit“ in nahezu idealer Weise in sich vereinen. 601 Schriftliche, die mündliche und telefonische Befragung T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics OnlineBefragungen vereinen geringe Kosten und hohe Geschwindigkeit Mit keiner anderen Methode können gleichzeitig die Meinungen vieler tausend Personen zu solch geringen Kosten erfasst werden. Vor allem der Faktor Geschwindigkeit hat sich bei der Anwendung des Internet im Bereich der Marktforschung als zunehmend kritisch erwiesen. Manager benötigen traditionell sehr häufig – und mit der allgemein stark steigenden Dynamik des Marktgeschehens immer häufiger – aktuelle Daten als Grundlage ihrer Entscheidungen. Im Optimalfall hätte der Manager die Ergebnisse zu seinen Fragen am liebsten „noch während der gerade laufenden Sitzung“. Dies ist bei ausgewählten Zielgruppen beziehungsweise Fragestellungen mit Hilfe des Internet durchaus realisierbar. Aus den vorherigen Ausführungen wird deutlich, dass das Internet mit seinen spezifischen Eigenschaften ein sinnvolles Alternativmedium für Befragungen sein kann. Es dient mittlerweile vielen Menschen als eine Art Treffpunkt und kann dazu benutzt werden, Eigenschaften, Einstellungen und Meinungen von Personen zu studieren, die auf andere Weise nie ökonomisch sinnvoll erfasst werden könnten. Die Internetnutzung ist heute für einen Großteil der Bevölkerung bereits selbstverständlich. Die weitere Entwicklung ist voraussehbar, und mittelfristig werden fast alle Menschen, zumindest in den industrialisierten Nationen, über irgendeine Art von Netzwerk erreichbar sein. Vorteile der Online-Marktforschung Selbst die konservativsten Marktforschungsinstitute haben in den vergangenen Jahren anerkannt, dass sich im Online-Bereich ein neuer Markt entwickelt hat und bieten Online-Forschung in der einen oder anderen Form an. Als besondere Vorteile der neuen Methode sind die im Folgenden angeführten herauszustellen. Innerhalb weniger Stunden auch komplexeste Fragebögen Schnelligkeit: Bei der Messung von Kundenzufriedenheiten zum Beispiel ist ein sofortiges Feedback vom Kunden mit eventueller Reaktionsmöglichkeit oftmals entscheidend. Mit entsprechender Software lassen sich innerhalb weniger Stunden auch komplexeste Fragebögen entwickeln, und die Einladung zur Teilnahme kann sofort per E-Mail an den Kundenstamm beziehungsweise an eine Stichprobe daraus verschickt werden. Die Erfahrung zeigt, dass in diesem Fall bereits in den ersten zwei Tagen ein Großteil des gesamten Rücklaufs eingebracht und entsprechend zeitnah auf die Ergebnisse reagiert werden kann. Wirtschaftlichkeit: Gegenüber traditionellen Methoden der Marktforschung ist die Online-Erhebung von Daten vor allem dann weit überlegen, wenn es sich um sehr große oder weit verteilte, zum Beispiel internationale, Stichproben handelt. Diese Voraussetzungen sind zum Beispiel bei Onlinedienstleistern häufig gegeben. Datenverfügbarkeit: Alle Daten liegen bereits in elektronischer Form vor. Mühsames Abtippen wie zum Beispiel vom Papierfragebogen entfällt. Auch dies erhöht die Geschwindigkeit des gesamten Forschungs- und Reaktionsprozesses. 602 Axel Theobald: Online-Marktforschung Multimedia-Fähigkeit: Dem Teilnehmer können auch Vorlagen und Stimuli in verschiedener Form präsentiert werden, zum Beispiel zur Beurteilung neuer Produkte und Verpackungen oder zur Bewertung von TV- und Radio-Werbespots. Möglichkeit komplexer Fragebögen: Online-Befragungen ermöglichen es wie in kaum einer anderen Methode, die technischen Möglichkeiten zur Steuerung des Fragebogens voll auszuschöpfen. Im einfachsten Fall ist dies eine Filterführung, um Teilnehmer nicht mit Fragen zu belästigen, die sie aufgrund der zuvor gegebenen Antworten gar nicht betreffen. Weiterhin gibt es die Möglichkeit der zufälligen Anordnung von Fragen oder Antworten, auch Randomisierung genannt, um Reihenfolgeeffekte zu vermeiden. Ein weiteres Beispiel ist die Zufallsauswahl von Bewertungsobjekten, um den Aufwand für den Teilnehmer möglichst gering zu halten. Direkte Kontrolle von Fehleingaben: Neben der möglichen Komplexität sorgen Online-Befragungen auch von vornherein für eine einheitliche und konsistente Datenbasis. Die Teilnehmer können so kontrolliert werden, dass sie die gestellten Fragen auch in korrekter Art und Weise ausfüllen müssen. Dies betrifft zum Beispiel die Anzahl auswählbarer Antworten, die Summe von vergebenen Prozentwerten oder das Erzwingen von Antworten, falls dies geboten ist. Hiermit ist keine Beeinflussung der Teilnehmer gemeint, sondern es wird lediglich eine formal stimmige Eingabe und damit die direkte Verwertbarkeit der erhobenen Daten ohne besondere Datenpflege gewährleistet. Kein Interviewereinfluss: Gerade wenn es um die Messung von Zufriedenheiten und Einstellungen geht, ist der Einfluss eines Interviewers nicht selten beachtlich, da die Teilnehmer oftmals nicht offen ihre Meinung, zum Beispiel eine mögliche Unzufriedenheit, zum Ausdruck bringen möchten. Die Erfahrungen der OnlineMarktforscher zeigen, dass über das Internet in der Regel ehrlichere und „extremere“ Antworten von den interviewten Personen zu erwarten sind. Der Aspekt der Wirtschaftlichkeit gewinnt an zusätzlicher Relevanz, wenn bedacht wird, dass im Zuge der Globalisierungstendenzen auch der internationalen Marktforschung entscheidende Bedeutung zukommt. So müssen zum Beispiel Entscheidungen über die Entwicklung einer Marketingstrategie beziehungsweise das Marketing-Mix in der heutigen Zeit häufig vor dem Hintergrund einer international ausgerichteten Unternehmenstätigkeit getroffen werden. Bisher leisteten sich im Wesentlichen nur große und finanzstarke Unternehmen eine solche Form der Marktforschung, da die Erhebungsdesigns durch technische oder wirtschaftliche Restriktionen meist auf bestimmte Regionen beschränkt waren. Mit dem Internet steht nun auch kleineren Firmen ein kostengünstiges Medium für diesen Zweck zur Verfügung, mit dem effizient mehrsprachige Untersuchungen durchgeführt werden können. 603 Möglichkeit der zufälligen Anordnung von Fragen oder Antworten T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics Einsatzgebiete für Onlinebefragungen Die Möglichkeiten der Verwendung von Onlinebefragungen sind mittlerweile mannigfaltig und erweitern sich ständig. Die häufigsten Einsatzgebiete und Themenstellungen sind zur Zeit die folgenden: • Kundenzufriedenheit • Websitebefragung • Beschwerdemanagement • Nutzeranalyse • Produkt-/Konzepttest • Expertenbefragung • Bedarfs-/Potenzialanalyse • Business-to-Business-Befragung • Werbewirksamkeitsanalyse • Mitarbeiterbefragung • Preistest • Führungskräfte-Feedback • Imageanalyse • 360-Grad-Befragung • Qualitätsmanagement • Messebefragung • Onlinepanel Online-Panels sind ein Stamm von Befragungspersonen, die regelmäßig zu unterschiedlichen Themen befragt werden können Was die derzeit häufigsten Anwendungsbereiche betrifft, so dominieren naturgemäß jene Einsatzgebiete, in denen die jeweilige Zielgruppe am besten über das Medium Internet erreichbar ist. Zum einen sind dies Befragungen direkt auf einer Website, bei denen die Teilnehmer mittels Pop-up oder Layer zufallsgesteuert ausgewählt werden können. Zum zweiten sind es Mitarbeiterbefragungen, bei denen durch die heute in den meisten Fällen vorhandene interne Vernetzung beziehungsweise PCAusstattung hohe Abdeckungsraten anzutreffen sind, was die Verfügbarkeit von Internet oder Intranet angeht. Und zum dritten geht es um Kundenbefragungen von Unternehmen im Business to Business-Bereich, bei denen die häufig vorhandenen Kundenlisten direkt verwendet werden können, um die Teilnehmer einzuladen. Ein weiteres wichtiges Thema in diesem Zusammenhang sind die sogenannten Onlinepanels. Hierbei handelt es sich um einen Stamm von Befragungspersonen, die in gewissen zeitlichen Abständen zu unterschiedlichen Themen befragt werden können. Mittlerweile gibt es zahlreiche Anbieter auf dem Markt, die Stichproben aus solch großen Teilnehmer-Pools zur einmaligen Verwendung quasi vermieten. Großer Vorteil dieser Vorgehensweise ist es, dass die gewünschte Stichprobe bereits vorab nach bestimmten Merkmalen, wie zum Beispiel Alter, Geschlecht, Konsumvorlieben et cetera, ausgesucht werden kann. Nachteilig sind die damit verbundenen Kosten, die in der Regel zwischen fünf und fünfzehn Euro pro Teilnehmer liegen. 604 Axel Theobald: Online-Marktforschung Software-Unterstützung Zur Durchführung von Online-Marktforschung bietet sich die Verwendung spezieller Software an, die auch den methodischen Anforderungen der Erstellung von komplexen Fragebögen Rechnung trägt. Hierfür gibt es bereits verschiedene etablierte Anbieter, die sich allerdings in Bezug auf ihre Ausrichtung sowie den Umfang der erhältlichen Features teilweise deutlich unterscheiden. Die Verwendung solcher Software bietet klare Effizienzvorteile gegenüber der Eigenprogrammierung mit Hilfe von HTML-Formularen und CGI-Skripten oder Ähnlichem. Diese Vorteile sind naturgemäß weniger relevant, wenn es nur um eine geringe Anzahl von Fragen beziehungsweise Teilnehmern geht. Je mehr Fragen jedoch gestellt werden sollen, je komplexer die Anforderungen an die Filterführung, das Design oder die Ablaufkontrolle sind und je kritischer der Aspekt der Datensicherheit ist, desto eher empfiehlt es sich, dies Spezialisten zu überlassen, die tagtäglich mit Projekten dieser Art zu tun haben. Wie in vielen anderen Bereichen gibt es auch hier einerseits sehr billige sowie andererseits relativ hochpreisige Software-Lösungen. Die vermeintlich günstigeren Anbieter offenbaren jedoch häufig sehr schnell ihre Schwachpunkte wie geringe Belastbarkeit bei hohen Teilnehmerzahlen, nicht ausgereifte Features, mangelnder Service und Support bei Problemfällen, geringer Erfahrungshintergrund et cetera. Do’s and Don’ts Im Folgenden soll noch auf einige wichtige Aspekte bei der Anlage und Durchführung von Online-Befragungen verwiesen werden: Organisation • Eine seriöse Umfrage darf nie einen anderen Zweck als den der Datenerhebung und Umfrageforschung beinhalten, also keine Verkaufs- oder Werbeabsicht. • Gewähren Sie nach Möglichkeit die Option, ein Interview zu unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt fortzuführen. Dies erhöht den Komfort für den Teilnehmer und bringt höhere Rücklaufquoten. • Nutzen Sie im Fall der Teilnehmerrekrutierung per E-Mail die Möglichkeit, eine Erinnerungs-E-Mail (Reminder) zu versenden, um die Rücklaufquote zu erhöhen. 605 Je mehr Fragen jedoch gestellt werden sollen, je komplexer die Anforderungen an die Filterführung T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics Rekrutierung • Die Befragten sollten über den Zweck der Umfrage sowie die Verwendung der Daten soweit wie möglich und wahrheitsgemäß aufgeklärt werden. • Weisen Sie auf die Freiwilligkeit der Teilnahme an Ihrer Umfrage hin. • Der Hinweis, dass die erhobenen Daten lediglich in aggregierter und anonymisierter Form ausgewertet beziehungsweise weitergeleitet und nicht für forschungsfremde Zwecke verwendet werden, sollte nicht fehlen. • Sprechen Sie keine Person direkt mit der Bitte um Teilnahme an einer Umfrage an, die zuvor ausdrücklich bekundet hat, dass sie dies nicht wünscht. Erlaubt ist die direkte persönliche Einladung nur bei einem bereits vorhandenen Firmenkontakt oder vorheriger Einwilligung. • Belästigen Sie die Personen, die Sie mit Ihrer Umfrage ansprechen, so wenig wie möglich. Jede kontaktierte Person sollte jederzeit ohne großen Aufwand die Möglichkeit haben, das Interview zu beenden beziehungsweise die Teilnahme zu verweigern. • Die Bereitschaft zur Teilnahme an einer Umfrage darf nicht absichtlich erhöht werden durch unrealistische Angaben bezüglich der wahrscheinlichen Dauer der Befragung. Gestaltung • Wählen Sie das Design so, dass die Teilnehmer klar erkennen, von wem sie befragt werden beziehungsweise, wer die Umfrage durchführt (Firmenlogo, Firmenfarben et cetera). • Beachten Sie, dass nicht jeder Teilnehmer über die gleiche PC-Ausstattung verfügt. Optimieren Sie die Befragung auf eine relativ geringe Auflösung – heutiger Standard ist 1024x768. Vermeiden Sie das Auftreten von Scrollbalken bei dieser Auflösung. • Setzen Sie multimediale Elemente wie kleine Filme, animierte GIFBilder oder Töne nur dann ein, wenn sie dem Umfragezweck dienen. • Informieren Sie die Teilnehmer über den aktuellen Ausfüllgrad ihres Fragebogens mit einer Fortschrittsanzeige. 606 Axel Theobald: Online-Marktforschung • Platzieren Sie auf den Umfrageseiten keine Werbebanner oder andere Formen der Werbung, falls dies nicht aufgrund des Untersuchungsdesigns erforderlich ist. Unauffällige Hinweise auf die durchführende Institution sind gestattet. • Geben Sie den Probanden ausreichende Hinweise über sich selbst als durchführende Institution. Als Mindestanforderung sollten Sie auf der Einführungs- und Schluss-Seite den Firmennamen inklusive Kontaktmöglichkeit via E-Mail-Adresse oder Telefonnummer nennen. Geben Sie die Möglichkeit, keine Angabe zu machen beziehungsweise nicht zu antworten • Gewähren Sie den Teilnehmern bei persönlichen Fragen die Möglichkeit, keine Angabe zu machen beziehungsweise nicht zu antworten. Gleiches gilt für Fragestellungen, bei denen nicht sicher ist, ob alle Teilnehmer diese überhaupt sinnvoll beantworten können. Incentives • Vermeiden Sie zu hohe Incentives, also Belohnungen der Teilnehmer für die Bearbeitung eines Fragebogens, zum Beispiel in Form von Verlosungen. Diese bergen immer die Gefahr der Verzerrung der Untersuchungsergebnisse. Geringwertige Incentives haben dagegen nachweislich keine ergebnisrelevanten Einflüsse, können sich jedoch positiv auf die Antwortquoten auswirken. • Falls Sie Incentives verwenden, sollten Sie keinen der Teilnehmer von der Chance zum Erhalt der Belohnung ausschließen. • Ausgelobte Incentives müssen auch tatsächlich ausgegeben werden. Literatur Axel Theobald, Marcus Dreyer, Thomas Starsetzki (Hrsg.): Online-Marktforschung – Theoretische Grundlagen und praktische Erfahrungen. – 430 Seiten, ISBN: 9783409217811, Gabler Verlag, 2003. 607 T. Schwarz: Leitfaden Online Marketing / Kap. 11 Web-Analytics 608 Buchinformation Leitfaden Online-Marketing Herausgeber: Torsten Schwarz 850 Seiten, Preis: 39,90 Euro, gebunden ISBN: 978-3000209048, September 2007, Verlag: marketing-BÖRSE. http://www.amazon.de/dp/3000209042 Online-Werbung wächst derzeit zehnmal schneller als alle anderen Werbemedien. Kein anderes Medium ist so preisgünstig und effizient bei der Ansprache neuer Kunden und Zielgruppen. Deshalb setzen immer mehr Unternehmen bei der Neukundengewinnung auf Suchmaschinenmarketing, Kontextwerbung oder Viral Marketing. In diesem Buch erläutern die einhundert renommiertesten deutschsprachigen Online-Marketing-Experten, was sich bewährt hat. Es bündelt das aktuelle praxisrelevante Wissen einer jungen Branche. Von Affiliate- über Suchmaschinenmarketing bis zum Web 2.0 werden Strategien erläutert und praktische Tipps gegeben. Keine Werbeform entwickelt sich so schnell weiter wie Online-Werbung. Während TV-, Print- und Außenwerbung 2006 um maximal sieben Prozent zulegten, stiegen die Ausgaben für Online-Werbung laut Branchenverband BVDW um sagenhafte 84 Prozent. Fast eine Milliarde Euro wurde 2006 für klassische Online-Werbebanner ausgegeben. Dazu kommen noch einmal über eine Milliarde Euro für Suchmaschinenanzeigen. Aber auch Bereiche wie Suchmaschinenoptimierung oder E-Mail-Marketing boomen. Unter dem Sammelbegriff Web 2.0 schießen Mitmach-Angebote und soziale Netzwerke wie Pilze aus dem Boden. Verbraucher informieren sich via Internet über Preisvergleichs- und Meinungsportale. Dort schreiben Menschen offen, was sie von Produkten und Firmen halten. Hier als Unternehmen Präsenz zu zeigen, erfordert Fingerspitzengefühl. Dieses Buch bündelt das aktuelle Wissen einer ganzen Branche. Als Standardwerk ist es ein absolutes Muss für Online-Marketing-Spezialisten und solche, die es werden wollen. Die Autoren sind die führenden Köpfe der Online-Branche. Es sind erfolgreiche Fachbuchautoren, hochrangige Experten aus renommierten Unternehmen sowie anerkannte Wissenschaftler. Zum Herausgeber: Dr. Torsten Schwarz gilt als Fachmann für Online-Marketing in Deutschland. Er ist Herausgeber des Beratungsbriefs "Online-Marketing-Experts", Autor diverser Fachbeiträge und Bücher sowie mehrfacher Lehrbeauftragter. Laut "acquisa" gehört er zu den Vordenkern in Marketing und Vertrieb. Der Online-Pionier war Marketingleiter eines Softwareherstellers und berät heute internationale Unternehmen. Er ist Geschäftsführer des Dienstleisterportals marketing-BÖRSE und leitet den Arbeitskreis Online-Marketing im Verband der deutschen Internetwirtschaft. marketing-BÖRSE GmbH – Melanchthonstr. 5 – 68753 Waghäusel – www.marketing-boerse.de Bestellfax an ++49 (0) 7254 / 95773-90 Ja, ich bestelle das Buch Leitfaden Online-Marketing 850 Seiten, gebunden ISBN: 978-3000209048, September 2007 Preis: 39,90 Euro* (*zzgl. 3,- Euro Versandkosten innerhalb Deutschlands, für den internationalen Versand werden die tatsächlichen Portokosten erhoben) Datum/Unterschrift Vor-/Nachname Firma Straße PLZ/Ort Telefon Fax E-Mail marketing-BÖRSE GmbH – Melanchthonstr. 5 – 68753 Waghäusel – www.marketing-boerse.de