Umweltschutz Kristina Sinemus Klaus Minol Grüne Gentechnik – ein Beitrag zur Nachhaltigkeit? „Nachhaltige Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ So definierte eine UN-Kommission unter Leitung der früheren norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland 1987 den Begriff einer nachhaltigen Entwicklung. Seit dem Weltgipfel in Rio de Janeiro 1992 wurde Nachhaltigkeit zum Leitbegriff in Fragen der Umwelt und Entwicklung. Ein kontrovers diskutiertes Thema unserer Zeit ist, ob gentechnisch veränderte Pflanzen das Kriterium der Nachhaltigkeit erfüllen oder im Gegenteil eher die Gefahr bergen, ökologische und soziale Probleme zu verschärfen. 45 Umweltschutz ie Frage, ob gentechnologisch veränderte Pflanzen einen Beitrag zu einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Landwirtschaft leisten, ist nur zu beantworten, wenn ganz verschiedene Aspekte betrachtet werden. Einerseits müssen die direkten Einflüsse transgener Pflanzen auf ihre Umwelt bewertet werden, andererseits die Auswirkungen, wenn solche Pflanzen kategorisch von der Nutzung in der Landwirtschaft ausgeschlossen würden. D Die Begrenzung von Anbauflächen hat Priorität Kulturlandschaften sollen durch die Landwirtschaft sowohl für die Erzeugung von Lebensmitteln genutzt als auch gleichzeitig möglichst intakt gehalten werden. Ein Kriterium für eine nachhaltige landwirtschaft- Brandrodung im tropischen Regenwald: Zur Deckung des Nahrungsbedarfs wird in vielen Schwellenländern die landwirtschaftliche Nutzfläche auf Kosten des Waldes vergrößert. Foto: Greenpeace liche Produktion ist die Sicherung von Ernteerträgen bei möglichst geringer Belastung von Boden und Wasser und unter Erhalt der Artenvielfalt. Aber die Produktivität der Landwirtschaft muss bis zum Jahr 2025 weltweit nahezu verdoppelt werden, um die dann schätzungs- 46 weise 8,5 Milliarden Menschen auf der Erde ernähren zu können. In Schwellenländern wird schon jetzt durch Brandrodung von Wäldern die landwirtschaftliche Nutzfläche vergrößert, um den Mehrbedarf an Nahrung zu decken. Auch Grasland wird überweidet. Das zerstört unwiederbringlich Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Die Stabilität des Klimas wird gefährdet und die genetische Vielfalt beeinträchtigt. Da genetische Vielfalt auch Grundlage für die Entwicklung neuer Medikamente und Kulturpflanzen ist, trifft uns deren Verlust umso schwerer. International angesehene Organisationen wie die IUCN – The World Conservation Union und rend in den 1980er-Jahren noch ein Ertragszuwachs von jährlich drei Prozent verzeichnet werden konnte, liegt dieser zur Zeit nur noch bei knapp über einem Prozent. Zudem geht jährlich etwa ein Drittel der Welternte durch Insekten, Krankheiten und Unkräuter verloren. Bei bestimmten Pflanzenarten ist der Verlust sogar noch sehr viel größer. Virale Erkrankungen zum Beispiel bei Maniok können in Afrika zum Verlust von 40 bis 95 Prozent der Ernte führen. Dort, wo konventionelle Methoden offenbar an ihre Grenzen stoßen, können gezielt transgene Pflanzen zur Weiterentwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft Tropenwald: Zerstörung der Heimat von 90 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten ■ 90 Prozent der Waldvernichtung in den immerfeuchten Tropen ist auf Ausdehnung der Landwirtschaft zurückzuführen (Weidewirtschaft und Wanderfeldbau). ■ Knapp zehn Prozent der Waldvernichtung sind direkt auf Holzwirtschaft zurückzuführen (in Asien über 30 Prozent). ■ Die Zerstörung der tropischen Wälder schreitet rasch voran. In Südamerika wurden in den 70er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts jährlich über 20.000 Quadratkilometer Regenwald zerstört. In den 1990er-Jahren konnte die Rate leicht reduziert werden auf durchschnittlich 16.000 Quadratkilometer. ■ Die Regenwälder Westafrikas wurden bereits weitgehend zerstört. 1985 waren 72 Prozent dieser Wälder in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt und weitere neun Prozent für die Holzgewinnung geöffnet. ■ Die Waldvorräte asiatischer Länder wie Thailand, den Philippinen und Malaysia sind durch Wanderfeldbau, Plantagen und Holzexporte bereits weitgehend erschöpft. ■ Wenn die Zerstörung in unverminderter Weise anhält, werden in 30 Jahren 20 Prozent der biologischen Vielfalt dieser Erde zerstört worden sein. Fast die Hälfte der Landflächen werden dann landwirtschaftlich genutzte Flächen oder bebaute Gebiete sein. Zum Vergleich: heute ist dies nur ein Fünftel der Landfläche. das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen UNDP (United Nations Development Programme) haben dazu aufgerufen, der unzureichenden Nahrungsmittelproduktion mit einer intensiveren Landwirtschaft zu begegnen und letzte naturnahe, artenreiche Gebiete vor der Bewirtschaftung zu schützen. Allerdings haben die konventionellen Methoden zur Intensivierung der Landwirtschaft teilweise an Leistungsfähigkeit eingebüßt. Wäh- mensch+umwelt spezial 17. Ausgabe 2004/2005 eingesetzt werden. Beim konsequenten Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen mit effektiven Resistenzen gegen die wichtigsten Erreger und Schädlinge sind natürliche Lebensräume – und damit auch die Artenvielfalt und das Klima – deutlich einfacher zu schützen. Entsprechende Pflanzen werden zur Zeit weltweit für alle Klimazonen entwickelt. Übernutzung und ungünstige Anbauverfahren führen jährlich zu Verluste durch Schädlinge, Krankheiten und Unkrautkonkurrenz: Etwa ein Drittel der Welternte geht heute noch verloren (verändert nach Saedler, 1994). großen Verlusten an Ackerland. Überweidung lässt die Wüsten weiter vordringen und besonders durch unsachgemäße Bewässerungen in ariden Klimazonen – also in Regionen, in denen die Verdunstung größer ist als die Niederschlagsmenge – reichern sich die im Wasser gelösten Salze im Boden an. Weite Gebiete in Indien, China, Pakistan und im Westen der USA sind auf diese Weise bereits völlig Bestimmte transgene Tomatenpflanzen können in Salzwasser wachsen. Sie bilden ein Protein, das das Salz innerhalb der Zellen in Vakuolen transportiert. Das Salz wird hauptsächlich in den Blättern eingelagert. Das Foto zeigt allerdings normale Tomaten im Gewächshaus. Foto: Martin Specht, MPI f. Züchtungsforschung Köln unproduktiv geworden. Jedes Jahr geht eine Fläche von zehn Millionen Hektar (etwa die Hälfte der Fläche Großbritanniens) durch Versalzung verloren. Diese Flächen könnten durch den Anbau salz- beziehungsweise trockenheitsresistenter Pflanzen wieder landwirtschaftlich nutzbar gemacht werden. Es sind bereits transgene Tomaten- und Reispflanzen hergestellt worden, die in Salzwasser wachsen können. Bei der Tomate wurde ein Gen für ein spezielles Na+/H+-Antiport-Protein eines Wildkrauts übertragen. Die so veränderten Tomatenpflanzen bildeten ein Protein, das das Salz innerhalb der Zellen in Speicherorganellen – Vakuolen – trans- portiert. Die Früchte der Tomatenpflanze sind davon kaum betroffen. Das Salz wird hauptsächlich in den Blättern gelagert und die Pflanze ist in der Lage, im Salzwasser zu gedeihen. Diese transgene Tomate soll als Modell dienen, um andere Kulturpflanzen auf gleiche Art und Weise salztolerant zu machen. Kanadische Forscher arbeiten bereits an einer salztoleranten Rapsart, in Indien haben Wissenschaftler Gene einer salztoleranten Mangrovenart in bestimmte Kulturpflanzen, wie Aubergine und Papaya, eingebracht, um deren Salztoleranz zu erhöhen. Ein weiterer Vorteil des Anbaus salztoleranter Pflanzen ist die Regeneration von versalztem Kulturland. Mit der Ernte der salzangereicherten Pflanzen reduziert sich die Menge an schädlichem Salz im Boden. In einem Feldversuch wurde gezeigt, dass salztolerante Gräser und Bäume den Salzgehalt im Boden von zehn Prozent auf bis zu 0,5 Prozent senken können. Einsparung von Pflanzenschutzmitteln Einsparung von Pflanzenschutzmitteln wirkt sich in den meisten Fällen positiv auf die Biodiversität aus. Nützlinge und andere Nicht-Zielorganismen werden geschont. Im Jahr 2000 wurde in den USA durch den Anbau von gentechnisch verändertem Soja, Raps, Baumwolle und Mais der Verbrauch von Pflan- Verdorrter Mais als Folge anhaltender Trockenheit. Mit gentechnischen Verfahren kann die Trockentoleranz von Pflanzen erhöht werden. Fotos: Gerd Spelsberg / www.biosicherheit.de 47 Umweltschutz zenschutzmitteln schätzungsweise um 20.000 Tonnen reduziert. Besonders im Baumwollanbau werden viele Insektizide angewendet – 20 Prozent der weltweit versprühten Insektizide gelangen auf Baumwollfelder. Mit der Einführung von insektenresistenten B.t.-Baumwollpflanzen, also transgenen Pflanzen, die das Insektizid des Bakteriums Bacillus thuringiensis selbst produzieren, wurden insbesondere in den Entwicklungsländern große Einsparungseffekte erzielt. In China konnten laut einer Studie der Rutgers-Universität in New Jersey und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften im Jahr 2001 durch den Anbau transgener Pflanzen 78.000 Tonnen Pflanzenschutzmittel eingespart werden – das entspricht einer Abnahme um 25 Prozent. Studien der Universität Bonn und der kalifornischen Universität in Berkeley haben ergeben, dass sich beim Anbau von B.t.-Baumwolle in Indien der Verbrauch an Pflanzen- schutzmitteln um teilweise 70 Prozent reduzierte (Anbausaison 2001/ 2002). Die Erträge stiegen im Durchschnitt um 80 Prozent gegenüber den Erträgen konventioneller Baumwollsorten. In Südafrika wurden Einsparungseffekte von zirka 40 Prozent dokumentiert. Die nächste Generation von insektenresistenten Pflanzen könnte diese Einsparungseffekte noch verstärken. Seit der Saison 2002/ 2003 ist beispielsweise in den USA und Australien die neue B.t.-Baumwolle Bollgard II zum Anbau zugelassen. Sie enthält zwei unterschiedliche B.t.-Resistenzgene, die die Wirkungseffizienz weiter erhöhen. Der dreijährige Versuchsanbau von Bollgard II in Australien hat gezeigt, dass der Verbrauch an Insektiziden gegenüber konventioneller Baumwolle um 75 Prozent zurückging. Bei der Vorgängerversion mit nur einem B.t.-Toxingen fiel die Einsparung mit rund 50 Prozent deutlich geringer aus. Bodenschonende Anbauverfahren Die Einführung herbizidtoleranter Kulturpflanzen hat in den USA dazu geführt, dass die Fläche mit einer pfluglosen beziehungsweise reduzierten Bodenbearbeitung um 35 Strategien zur Erzeugung von Salz- und Trockenheitstoleranzen in Kulturpflanzen Produktion von Osmolyten in Pflanzenzellen: Diese Substanzen halten Wasser auf zellulärer Ebene zurück. Dazu gehören bestimmte Zucker, Aminosäuren oder Glycinbetaine. Gene, die für diese Substanzen kodieren, wurden in diverse Pflanzenarten eingeführt: Cholinoxidase, Betainaldehyd-Dehydrogenase, Arginindecarboxylase oder Mannitol-1-Phosphat-Dehydrogenase. Late Embryogenesis Abundant-Proteine (LEA): LEA-Proteine schützen Makromoleküle (Enzyme, Lipide und mRNAs) vor Trockenheit und Salzstress. Natürlicherweise sind diese Substanzen im Samen und dort vor allem im Embryo enthalten, der vor der Keimung noch wenig Wasser enthält. Es wurde bereits ein transgener Reis mit einem LEA-Gen aus der Gerste erzeugt. Stresshormone: Wirken auf Pflanzen Stressfaktoren ein, stellen sie mehr Abscisinsäure (ABA) her. Dieses Pflanzenhormon erhöht die Toleranz gegen Kälte, Salz und Trockenheit. Daher versucht man, den ABA-Gehalt in Kulturpflanzen bei Bedarf zusätzlich zu erhöhen, um damit die Pflanze stressresistenter zu machen. 48 mensch+umwelt spezial 17. Ausgabe 2004/2005 Baumwolle ist eine der wichtigsten Nutzpflanzen in den USA. Foto: Bayer CropScience Prozent ausgedehnt werden konnte. Beim herkömmlichen Anbau zum Beispiel von Sojabohnen ist durchschnittlich eine intensivere Bodenbearbeitung zur Vermeidung hoher Unkrautbelastung notwendig. Auch beim Maisanbau ergeben sich Verbesserungen. Die chemische Kontrolle von Bodendeckern (falls diese über Winter nicht abgefroren sind) sowie der Alt- und Neuverunkrautung kann bei herbizidtoleranten Sorten noch zu einem deutlich späteren Zeitpunkt durchgeführt werden. Damit kann auf ein generelles Pflügen des Feldes vor der Einsaat verzichtet werden. Der Boden bleibt in der besonders erosionsgefährdeten Zeit am Anfang der Vegetationsperiode bedeckt. Ohne diese neuen Anbaumethoden würden in den USA durch Niederschläge und Windverwehungen jährlich zirka eine Milliarde Tonnen mehr Erde von den Feldern abgetragen werden. Damit entfallen auch Kosten in Höhe von etwa 3,5 Milliarden US-Dollar, die für die Beseitigung dieser Sedimente in Gewässern, auf Straßen und zur Trinkwasseraufbereitung notwendig würden. Ein weiterer Effekt ist die Einsparung von Treibstoff für die Bodenbearbeitung. Schätzungsweise 1,2 Milliarden Liter Treibstoff konnten auf diese Weise im Jahr 2002 in den USA eingespart werden (zirka sechs Liter pro bearbeiteten Hektar). Schließlich bewahrt eine pfluglose Bodenbearbeitung besser die Feuchtigkeit im Boden und reduziert somit den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft. Gentechnik und Artenvielfalt auf dem Feld Die landwirtschaftliche Produktion ist in ihrem Wesen nicht auf Artenvielfalt ausgelegt. Im Gegenteil: Seitdem der Mensch Wildpflanzen domestiziert hat, versucht er seine landwirtschaftlichen Anbauflächen vor allem durch Nutzpflanzen zu bebauen und konkurrierende Wildoder Kulturpflanzen sowie Schädlinge von den Flächen fernzuhalten. Je besser ihm das gelingt, um so höher und sicherer werden in der Regel die erzielten Erträge sein. Die Absicherung der Ernährungsgrundlage in einem weltweiten Kontext steht hierbei im Widerspruch zur Artenvielfalt. Die Gentechnik kann aber dazu beitragen diesen Widerspruch zu entschärfen, indem neue Verfahren entwickelt werden, die nützliche Lebewesen in den Feldfluren fördern. Ein Beispiel sind herbizidtolerante Rüben, deren Auswirkung auf die Zahl von Insekten im Feld in zwei unabhängigen Studien überprüft wurde (Broom's Barn Research Station im englischen Suffolk, Nationales Umweltforschungsinstitut des dänischen Umweltministeriums). Es zeigte sich, dass die Anzahl an Gliedertieren in herbizidtoleranten Rübenfeldern deutlich höher lag als in Feldern mit konventionellen Rüben. Ursache dafür ist, dass die Unkrautbekämpfung aufgrund der Herbizidtoleranz der Zuckerund Futterrüben im Vergleich zu konventionellen Rüben zu einem deutlich späteren Zeitpunkt erfolgen kann. Ohne Ertragseinbußen hinnehmen zu müssen, kann bis in den Frühsommer hinein im Umfeld zahlreicher Wildkräuter auf dem Acker ein artenreicherer Bestand existieren. Nicht jede gentechnisch veränderte Pflanze zeigt im Vergleich zu konventionellen Pflanzen ähnlich positive Ergebnisse und vieles hängt auch von der Anwendungspraxis der Landwirte ab. Das Beispiel der Rüben soll aber verdeutlichen, dass es Möglichkeiten und Strategien gibt, mit transgenen Pflanzen nachhaltige Anbauverfahren zu unterstützen. Aus den bisher vorliegenden Erfahrungen mit schadschwellenorientiertem Herbizideinsatz und bodenschonenden Bearbeitungsverfahren mit herbizidresistenten Pflanzen deutet sich an, dass diese generell ein größeres Potenzial für einen integrierten Pflanzenschutz besitzen als Systeme ohne herbizidresistente Pflanzen. Grüne Gentechnik zur Bodensanierung Industriegifte in Böden können nur mit größtem Aufwand wieder entfernt werden. Meist handelt es sich um Schwermetalle, verschiedene halogenierte Kohlenwasserstoffverbindungen oder die Hinterlassen- schaften von Sprengstofffabriken. In bestimmten Fällen wurden Belastungen von bis zu 200 Milligramm Trinitrotoluol (TNT) pro Kilogramm Erdreich festgestellt. Gängiges Verfahren für eine Bodensanierung ist die Abtragung der Erde, die anschließend verbrannt oder in Bioreaktoren durch Mikroorganismen dekontaminiert werden muss. Diese Verfahren sind teuer und zum Teil für die Ausführenden recht gefährlich. Gentechnisch optimierte Pflanzen zur Beseitigung von Giftstoffen sind eine alternative Option, die allerdings zurzeit noch am Anfang ihrer Erprobung steht. Der Prototyp einer solchen Pflanze entstand 1999: Tabakpflanzen wurde ein bakterielles Gen, die Pentathritol-Tetranitratreduktase, übertragen. Diese transgenen Pflanzen konnten im Wurzelbereich TNT in harmlose Verbindungen umwandeln. Häufigkeit von Insekten- und Spinnentieren in Feldern mit konventionellen und herbizidtoleranten Rüben. Bei der vom Hersteller empfohlenen Herbizidbehandlung der gentechnisch veränderten Rüben (durchgezogene schwarze Linie) sind in der frühen Saison (Juni-Termin) im Vergleich zur konventionellen Herbizidbehandlung (grüne Linie) deutlich mehr Gliedertiere im Feld gefunden worden. Dies wird darauf zurückgeführt, dass im Feld mit den gentechnisch veränderten Rüben unter diesen Bedingungen etwa die doppelte Menge von Beikräutern vorhanden war. Wenn der Herbizid-Behandlungstermin noch später gesetzt wurde, lag die Biomasse der Beikräuter in der Juni-Juli-Periode sogar zehnfach über der Menge im konventionellen Feld. Dies erhöhte die Zahl der Gliedertiere (gestrichelte Linie) im Vergleich zum konventionellen Anbau (grüne Linie) etwa um den Faktor 1,5 (im Juli) bis Faktor 3 (im Juni). Verändert nach Agricultural Biotechnology in Europe, 2003 49 Umweltschutz Zur Entfernung speziell von Schwermetallen wurden verschiedene Ansätze entwickelt. Beispielsweise können Quecksilberionen Schutz der Pflanze gegen verschiedene Stress- und Umweltfaktoren eine zentrale Rolle. Es kann toxische Verbindungen über chemische Reaktionen entgiften. Das Ergebnis sind Verbindungen (Konjugate), die in den Vakuolen der Pflanzenzellen abgelagert werden. Im Gewächshaus nahmen transgene Pappeln innerhalb eines Monats bis zu 15 Prozent des eingesetzten Cadmiums auf. Es wird jedoch noch einige Zeit dauern, bis Pflanzen auch solche Literaturhinweise: Huang, J. et al.: Plant Biotechnology in China. Science 295, 674-676 (2002) Kramer, U., Chardonnens, A.N.: The use of transgenic plants in the bioremediation of soils contaminated with trace elements. Appl. Microbiol. Biotechnol. 55, 661-672 (2001) Phipps, R., Park, J.R.: Environmental Benefits of Genetically Modified Crops: Global and European Perspectives on their Ability to Reduce Pesticide Use. 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Bisher wurden Versuche mit der Expression der bakteriellen Hg2+-Reduktase in transgenen Ackerschmalwand-(Arabidopsis-)Pflanzen und Pappeln durchgeführt. Das weniger toxische und flüchtige metallische Quecksilber wird nach der Reduktion durch die transgenen Pflanzen freigesetzt. Andere Schwermetalle wie Blei, Uran oder Cadmium können vom Wurzelsystem von Bäumen aufgenommen und nach Komplexbildung mit organischen Substanzen gespeichert werden. Ein Beispiel für einen solchen Ansatz sind transgene Pappeln mit einem erhöhten Glutathiongehalt, der durch Übertragung eines bakteriellen Glutamylcystein-Synthetase-Gens erreicht wird. Glutathion spielt beim 50 Böden entseuchen können, die eine Mischung verschiedenster Giftstoffe enthalten. In diesen Fällen sind eine Reihe zusätzlicher Gene notwendig, die zusammen in die Pflanzen eingebracht werden müssen. Fazit Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen sind aufgrund ihrer Herstellungsmethode per se weder nachhaltiger noch umweltschädlicher als andere Kulturpflanzen. Bei Betrachtung der vorliegenden Anbauerfahrungen und dem Wissen um die Möglichkeiten der neuen Technologie ist aber absehbar, dass bestimmte transgene Pflanzen einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft leisten können. mensch+umwelt spezial 17. Ausgabe 2004/2005 Gianessi, L.P.. et al.: Plant Biotechnology: Current and Potential Impact for Improving Pest Management in US Agriculture. An Analysis of 40 Case Studies. National Center for Food and Agricultural Policy (2002). www.ncfap.org/whatwedo/ 40CaseStudies.php