Es ist genug für alle da - baptisten gemeinde steglitz

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Es ist genug für alle da
Armin Hoffmann, 03.08.2014
Predigttext: 2. Mose 16, 2-3; 12-18
Liebe Gemeinde, immer öfter geht es mir so, dass ich mir die Nachrichten im Fernsehen gar
nicht mehr ansehen möchte. Eine Katastrophe folgt der anderen und wenn von einem Krieg
nichts mehr zu berichten gibt, fängt an einer Stelle auf der Erde ein neuer an. Und überall
dazwischen die Menschen, Frauen, Männer und Kinder, die darunter am meisten zu leiden
haben, 45 Millionen Menschen auf der Flucht, und sehr viele wissen noch nicht einmal, wohin
sie denn fliehen sollen, weil sie gar nicht aus dem Inferno herauskönnen. Fürchterlich sich
vorzustellen, was diese Menschen durchmachen müssen.
Und gerade in dieser Zeit werden wir an mehreren Sonntagen mit Predigttexten konfrontiert, die
uns zurück versetzen in die Zeit, als das Volk Israel auf der Flucht war vor den Ägyptern, noch
nicht angekommen im gelobten Land, unterwegs in der Wüste.
ich glaube die meisten von euch sind ja schon sehr lange dabei, auf dem Weg des Glaubens
und der Nachfolge. Viele von euch sind schon seit der Kindheit durch Sonntagsschule,
Jungschar, Bibelklassen vertraut mit der Bibel und besonders auch vertraut mit den
Erzählungen über die Wanderung durch die Wüste. Und sicher habt ihr genau so gestaunt über
die Wunder, die in der Wüste geschahen. Da schlägt Mose auf einen Felsen und es kommt
Wasser heraus, Wachteln fallen vom Himmel und Manna liegt morgens rings um das Lager
herum. Aber im Laufe der Jahre ist mein Erstaunen einer gewissen Ernüchterung gewichen,
denn heute weiß man, dass durchaus in Felsen Wasser gespeichert wird, das durch darauf
schlagen austritt, dass Wachteln nach ihrem Flug übers Meer erschöpft sind und so tief fliegen,
dass man sie mit der Hand fangen kann und dass Tamariskenbäume eine honigähnliche
Flüssigkeit absondern, wenn sie von Läusen befallen werden. Nun ist uns aber heute gerade
diese Geschichte vom Manna als Text für diesen Sonntag zu bedenken gegeben. Wenn es
aber vielleicht gar keine Wundergeschichte mehr ist, jedenfalls was das Manna und die
Wachteln betrifft, dann stellt sich natürlich die Frage, worum geht es denn dann in dieser
Erzählung, was können wir denn heute als Botschaft für unseren Alltag aus dieser Geschichte
mitnehmen? Ich lese uns den Text aus dem 2.Buch Mose, dem 16. Kapitel:
Die ganze Gemeinde der Israeliten murrte in der Wüste gegen Mose und Aaron.
Die Israeliten sagten zu ihnen: Wären wir doch in Ägypten durch die Hand des Herrn
gestorben, als wir an den Fleischtöpfen saßen und Brot genug zu essen hatten. Ihr habt
uns nur deshalb in diese Wüste geführt, um alle, die hier versammelt sind, an Hunger
sterben zu lassen.
Der Herr sprach zu Mose: Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Sag ihnen: Am
Abend werdet ihr Fleisch zu essen haben, am Morgen werdet ihr satt sein von Brot und
ihr werdet erkennen, dass ich der Herr, euer Gott, bin.
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Am Abend kamen die Wachteln und bedeckten das Lager. Am Morgen lag eine Schicht
von Tau rings um das Lager.
Als sich die Tauschicht gehoben hatte, lag auf dem Wüstenboden etwas Feines,
Knuspriges, fein wie Reif auf der Erde.
Als das die Israeliten sahen, sagten sie zueinander: Man-hu? Denn sie wussten nicht,
was es war. Da sagte Mose zu ihnen: Das ist das Brot, das der Herr euch zu essen gibt.
Das ordnet der Herr an: Sammelt davon so viel, wie jeder zum Essen braucht, ein Krug je
Kopf. Jeder darf so viel Krüge holen, wie Personen im Zelt sind.
Die Israeliten taten es und sammelten ein, der eine viel, der andere wenig.
Als sie die Krüge zählten, hatte keiner, der viel gesammelt hatte, zu viel und keiner, der
wenig gesammelt hatte, zu wenig. Jeder hatte so viel gesammelt, wie er zum Essen
brauchte.
Also ich kann die Israeliten gut verstehen, da werden sie in die Wüste geführt von Mose und
Aaron und plötzlich merken sie, so eine Wüstenwanderung ist kein Sonntagsspaziergang um
den Schlachtensee. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen mit sich, Zelte aufbauen und
wieder abbauen, Wasserstellen zu suchen um für sich und die Tiere genug zum trinken zu
haben, sehen, wo man etwas zu Essen herbekam und dazu noch den ganzen Tag diese Hitze
und die Kälte in der Nacht. Da ist es doch kein Wunder, wenn man anfängt zu murren, also zu
jammern und zu klagen. Übrigens sind wir Deutsche ja darin auch Weltmeister, zu jammern,
wenn auch auf hohem Niveau, wie es bei uns heute heißt. Ja und dann setzt langsam ein
gewisser Gedächtnisverlust ein, früher war alles besser, früher hatten wir wenigstens jeden Tag
genug zu essen und zu trinken, sie sind so menschlich diese Israeliten und uns dabei so
ähnlich.
Und dann geschieht das Wunder, bzw. meiner Meinung nach geschehen 2 Wunder.
Das erste ist die Reaktion Gottes auf das Murren des Volkes. Er reagiert darauf nämlich nicht
mit Unverständnis und Ärger. Er sagt nicht: jetzt reicht es mir aber, seid doch zufrieden damit,
das ihr nicht mehr unter den Ägyptern zu leiden habt. Spinnt ihr denn, habt ihr denn vergessen
wie schlecht es euch als Sklaven ergangen ist? Er sagt auch nicht, Ihr seid alt genug, sorgt nun
mal gefälligst für euch selbst. Nein, Gott sagt: Ich habe das Murren gehört. Gott reagiert wie ein
liebender Vater und gibt ihnen was sie brauchen. Am Abend lagern sich Wachtelschwärme und
die Israeliten können sie mit den Händen greifen und werden satt. Und am Morgen Brot,
zumindest etwas Ähnliches.“ Man Hu“ sagen die Israeliten dazu, „Was ist das denn“? Daraus
wurde dann das Brot mit dem Namen Manna. Ja etwas skeptisch waren sie denn schon noch,
so etwas kannten sie ja noch nicht, aber als sie dann merkten, dass sie auch damit ihren
Hunger stillen konnten, war ihre Unzufriedenheit gewichen. Das ist das erste Wunder in dieser
Geschichte, Gott denkt voll Liebe an sein Volk und er gibt ihnen das was sie zum Leben
brauchen. Allerdings mit einer Einschränkung, „Ein jeder sammle, soviel er zum Essen braucht,
einen Krug voll für jeden nach der Zahl der Leute in seinem Zelt“.
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Gott will offenbar nicht dass sich seine Leute die Taschen vollstopfen, gierig zusammenraffen
soviel, wie man kriegen kann. Das Maß Gottes ist der Tag. Am Abend kamen die Wachteln und
am Morgen das Manna, So sorgte Gott an jedem Tag neu dafür, dass alle genug zum Leben
hatten.
( Ihr wisst natürlich auch wie die Geschichte weiterging, denen, die sich nicht mit der
Tagesration begnügten, wurde das Manna im Krug stinkend und ungenießbar)
Ich finde, diese Geschichte passt doch auch sehr gut zum Vaterunser, das wir in jedem
Gottesdienst beten. „Unser tägliches Brot gib uns heute“ So heißt es in der 4.Bitte. Und damit
ist ja auch nicht gemeint, dass uns Gott Brot und alles andere, was wir zum Leben brauchen in
Hülle und Fülle bescheren soll, sondern dass er uns eben das „tägliche“ Brot, also soviel wie
wir für den heutigen Tag brauchen, schenken möchte.
Im Grunde passt dazu gar nicht unsere ganze Vorratswirtschaft, unser Sparen und unser
Streben uns selbst für alle Wechselfälle und alle Bedrohungen des Lebens zu versichern, schon
gar nicht für uns als Christen. Aber sicher ist es auch richtig, dass es nicht ohne eine gewisse
Vorsorge geht, dass wir also auch Kompromisse schließen müssen, aber trotzdem gilt es
festzuhalten, dass Gott will, dass wir zu ihm Vertrauen haben, dass er uns auch morgen mit
allem Notwendigen versorgen wird, wie er das gestern und heute getan hat. Und wenn wir an
das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg denken, dann wird uns deutlich, wie stark und
unbeirrbar dieser Wille Gottes ist, seinen Menschen das zukommen zu lassen, was sie nötig
haben: Noch die Arbeiter der letzten Stunde bekommen so viel, dass es zum Leben für einen
Tag reicht.
Dieser Gedanke führt uns nun zu dem zweiten Wunder, dass in dieser Geschichte passiert und
dieses Wunder ist wirklich bemerkenswert. Da heißt es nämlich am Schluss:
Die Israeliten taten es und sammelten ein, der eine viel, der andere wenig.
Als sie die Krüge zählten, hatte keiner, der viel gesammelt hatte, zu viel und keiner, der
wenig gesammelt hatte, zu wenig. Jeder hatte so viel gesammelt, wie er zum Essen
brauchte.
Hat man da etwa falsch gemessen? Hat der, von dem uns diese Geschichte schriftlich
überliefert wurde, nicht richtig hingehört, als man ihm davon erzählte?
- Ich denke, so wunderbar das auch klingt, es ist doch nur folgerichtig! Die Sache mit dem
Manna ist immerhin auch schon ein Wunder! Aber wenn wir diese Botschaft hören, dass Gott
die Menschen wie ein Vater täglich mit allem ausstatten will, was sie brauchen, dann passt dazu
auch das andere: Dass nämlich am Ende kein Unterschied war, ob einer nun viel oder wenig
gesammelt hatte - in jedem Fall reichte es zum Leben! Und hier hören wir noch einmal den Kern
der Botschaft: Was Gott uns schenkt, soll unser Leben erhalten! Es soll uns reichen, uns
Auskommen gewähren und nicht dazu dienen, unsere Scheunen zu füllen, dass wir Vorrat auf
lange Zeit haben!
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(Man kann jetzt sicher an den Reichen Kornbauern denken, von dem Jesus erzählt, der gut
geerntet hatte und dann glaubte, seine Zukunft wäre gesichert. In derselben Nacht aber forderte
Gott seine Seele!)
Es liegt aber noch etwas in diesem zweiten Gedanken, das wir unbedingt beachten sollten: Die
Israeliten sammelten einer viel einer wenig ... Es machte keinen Unterschied. Es geht hier also
nicht darum, ob der eine vielleicht fleißig, der andere aber faul gewesen wäre. Wir sollen das
wahrscheinlich so verstehen:
Nicht unsere Leistung bestimmt unser Auskommen! Nicht weil wir uns mehr anstrengen als
andere, erreichen wir mehr. Nicht unser Verdienst kriegt den Lohn eines vielleicht besseren
Lebens! Es ist Gottes Geschenk! Alles, was wir sind und haben, gibt ER uns. Gott allein
versorgt uns mit dem zum Leben Notwendigen. Dem können wir mit aller Anstrengung, allem
Schuften und Hetzen nichts hinzufügen.
Allerdings kann man jetzt einwenden, es gibt doch aber auch Unterschiede, es gibt Reiche und
es gibt Arme und das ist auch gut so. Entscheidend ist aber, was tue ich mit dem was ich habe,
sammle ich und behalte alles für mich, oder sehe ich auch den Reichtum als Geschenk Gottes
an, mit dem ich verantwortlich umgehen muss. Ich denke dabei an die Milliardäre in Amerika,
die bereit sind , einen Teil ihres Vermögens für soziale Aufgaben zur Verfügung zu stellen, oder
auch an Bill Gates, der mit seiner Stiftung schon sehr viel erreicht hat im Kampf gegen Aids im
südlichen Afrika. Wenn diese Beispiele um sich greifen würden, dann könnte wirklich
Wunderbares auf dieser Welt geschehen. Denn auch das will uns diese Geschichte vom Manna
in der Wüste deutlich machen, dass es darauf ankommt, dass für alle das lebensnotwendige zur
Verfügung stehen sollte.
Ich glaube, diese beiden Wunder, dass Gott sich um sein Volk kümmert und dass alle genug
zum Leben bekommen unabhängig von dem was sie geleistet haben, sind die eigentlichen und
wichtigen Botschaften dieses Textes. Gott versorgt uns und gibt uns das was wir brauchen.
Wenn wir darauf vertrauen, kann unser Leben gelingen.
Und wenn wir dann aus diesem Vertrauen und dieser Geborgenheit in Gott, unsere Augen
öffnen, uns umsehen, um zu sehen, wo sind Menschen, denen das lebensnotwendige fehlt, wo
können wir mithelfen, Gottes Hände zu sein, die dazu beitragen mit unseren bescheidenen
Mitteln für andere das Leben ein Stück lebenswerter zu machen, ich glaube, dann sind wir auf
einem guten Weg als Einzelne und als Gemeinde.
Amen
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