Gunter Ochs Sommersemester 2012 Probeklausur zu Mathematik 3 für Informatik Lösungshinweise (onhe Garantie aus Fehlerfrieheit) 1. (a) Geben Sie die Taylorpolynome 3. 4. und 5. Ordnung f (x) = cos x im Entwicklungspunkt x0 = 0 an. T3 (x) = 1 − 12 x2 und T4 (x) = T5 (x) = 1 − 21 x2 + (b) Wie groÿ muss −1 ≤ x ≤ 1 n T3 (x), T4 (x) und T5 (x) der Funktion 1 4 24 x sein. damit für den Approximationsfehler für alle x mit gilt |Rn (x)| = |f (x) − Tn (x)| ≤ 0, 01 ? f (n) (x) = ± cos x bzw. f (n) (x) = ± sin x. (n) (x)| ≤ C = 1 für alle n ≥ 0 und x ∈ R. Es folgt |f 1 n Damit gilt |Rn (x)| = |f (x) − Tn (x)| ≤ (n+1)! · |x| Alle Ableitungen haben die Form Für −1 ≤ x ≤ 1 ⇒ |x|n ≤ 1 Damit 1 (n+1)! gilt somit |Rn (x)| ≤ 1 (n+1)! . |Rn (x) ≤ 0, 01 muss also gelten ≤ 0, 01 ⇔ (n + 1)! ≥ 100 ⇔ (n + 1) ≥ 5 ⇔ n ≥ 4. (c) Bestimmen Sie ausgehend von (a) das Taylorpolynom 4. Ordnung x0 = 0 T4 (x) in für (i) g(x) = cos x − 1, (ii) h(x) = cos x − 1 , x Z (iii) H(x) = cos x − 1 dx x 1 4 cos x = 1 − 12 x2 + 24 x + ∗ erhält man 1 2 1 4 cos x − 1 = − 2 x + 24 x + ∗, 1 1 3 · (cos x − 1) = − 12 x + 24 x + ∗∗ sowie Rx cos x−1 R 1 1 3 1 4 dx = − x + x + ∗∗ dx = − 14 x2 + 96 x + ∗, x 2 24 wobei ∗ für Terme 6. und höherer Ordung sowie ∗∗ für Terme 5. und höherer Ordnung steht. Diese Ausgehend von Terme werden bei den TaylorPolynomen 4. Ordnung jeweils weggelassen. (d) Bestimmen Sie die 3. Ableitung x3 Koezient der 6 h000 (0) = 3! · a3 = 24 = Der 2. h000 (0). Taylorreihe von h ist a3 = 1 24 (siehe (c)). Aus a3 = h000 (0) folgt 3! 1 4. f (x, y) = x2 + 2y 2 + 3xy + 4. Prüfen Sie, ob f im Punkt (x; y) = (0; 0) (a) Sei ein lokales Maximum, ein lokales Minimum oder einen Sattelpunkt hat. Man bestimmt den Gradienten und die HesseMatrix: grad f= Es ist grad fx fy = f (0; 0) = 2x + 3y fxx fxy und Hf = 4y + 3x fyx fyy 0 und det Hf (0; 0) = −1 < 0. 0 = 2 3 3 4 Daher liegt ein Sattelpunkt vor. (b) Das Volumen eines Zylinders mit Radius V = V (r, h) = π · r2 · h. Gemessen werden r = 2 cm und h=5 r und Höhe h ist gegeben durch cm jeweils mit einer Genauigkeit von ± 0, 1 cm. Bestimmen Sie mittels einer linearen Approximation des Fehlers, mit welcher Genauigkeit sich daraus das Volumen V berechnen lässt. Das totale Dierential ist dV = ∂V ∂r dr + ∂V ∂h dh = 2πrh dr + πr2 dh. Aus dem Fehlerfortpanzungsgesetz folgt (die Einheit cm weggelassen) |∆V | ≤ |2πrh| · |∆r| + |πr2 | · |∆h| = 20π · 0, 1 + 4π · 0, 1 = 2, 4π ≈ 7, 5. 3 Es folgt, dass das Volumen mit einer Genauigkeit von ±7, 5 cm bestimmt 3. Gegeben seien folgende drei Dierentialgleichungen für (1) x0 = x2 · sin(1 − t) werden kann. x(t): (2) x00 − 4x0 + 4x = 0 (3) x0 = x − 2t (a) Geben Sie die jeweilige Ordnung der Dierentialgleichungen (1), (2) und (3) an. (1) und (3) haben Ordnung 1 (da nur 1. Ableitungen vorkommen), (2) hat Ordnung 2. (b) Handelt es es um lineare Dierentialgleichungen? Wenn ja, homogen oder inhomogen? (1) ist nichtlinear (wegen x2 ), (2) linear und homogen und (3) linear und inhomogen. (c) Bestimmen Sie die allgemeine Lösung von zwei der drei Dierentialgleichungen (nach Wahl). dx dx 2 (1) Mit Trennung der Variablen: dt = x · sin(1 − t) ⇒ x2 = sin(1 − t) dt R dx R −1 ⇒ x2 = sin(1 − t) dt ⇒ − x1 = cos(1 − t) + c ⇒ x(t) = cos(1−t)+c mit c (Berechnung des dtIntegrals ∈ R. mit linearer Substitution) (2) Bei einer homogenen linearen DGL 2. Ordnung ist die charakteristische Gleichung zu lösen: λ2 − 4λ + 4 = 0 ⇔ λ = 2 ± √ 4 − 4 = −2. Da der Ausdruck unter der Wurzel Null ist, ist man im Fall 2 und die allgemeine Lösung der DGL ist nach der zugehörigen Lösungsformel x(t) = (c1 + c2 · x) · e2t mit c1 , c2 ∈ R. (3) Bei einer inhomogenen linearen DGL löst man zunächst die zugehörige homogene DGL x0 = x ⇔ x0 − x = 0, die nach xh (t) = c · et mit c ∈ R hat. der Lösungsformel die allgemeine Lösung Für eine spezielle Lösung der inhomogenen DGL kann man den Ansatz xs (t) = αt + β ⇒ x0s (t) = α machen. α = αt + β − 2t. Durch Koezientenvergleich erhält man α = β und α − 2 = 0 ⇒ α = β = 2, also xs (t) = 2t + 2. t Die allgemeine Lösung ist dann x(t) = xs (t) + xh (t) = 2t + 2 + c · e mit c ∈ R. Eingesetzt in die DGL erhält man (d) Finden Sie für eine der beiden Gleichungen (1) oder (3) (nach Wahl) eine spezielle Lösung mit x(0) = 1. Die Anfangsbedingung wird in die in (c) berechnete allgemeine Lösung eingesetzt und daraus bestimmt: (1) x(t) = (3) −1 cos(1)+c −1 cos(1−t)−cos(1)−1 1 = x(0) = ⇔ cos(1) + c = −1 ⇔ c = −1 − cos(1) ≈ −1, 54, 1 = x(0) = 2 · 0 + 2 + c · e0 = 2 + c ⇔ c = −1, also also x(t) = 2t + 2 − et . c 4. Teil 1: Gegeben sei die Stichprobe mit den Werten 1, 3, 3, 4, 6 und 7. (a) Bestimmen Sie das arithmetische Mittel, den Median und die beiden Quartile. x = 16 · (1 + 3 + 3 + 4 + 6 + 7) = 24 6 = 4. Mit dem Stichprobenumfang n = 6 ist n · 0, 25 = 1, 5, n · 0, 5 = 3 und n · 0, 75 = 4, 5. Da n · 0, 5 n ganzzahlig ist (⇔ n gerade), liegt der Median zwischen dem 3. (= ) und dem 4. Stichprobenwert: 2 1 1 x̃ = x̃0,5 = 2 (x3 + x4 ) = 2 (3 + 4) = 3, 5 Die Quartile entsprechen dem 2. und dem 5. Stichprobenwert: x̃0,25 = x2 = 3 und x̃0,75 = x5 = 6 Das arithmetische Mittel ist (b) Berechnen Sie die empirische Varianz, die Standardabweichung, die Spannweite und den Interquartilsabstand. h i · (1 − 4)2 + (3 − 4)2 + (3 − 4)2 + (4 − 4)2 + (6 − 4)2 + (7 − 4)2 √ s2 ≈ 2, 19 = 51 · (9 + 1 + 1 + 0 + 4 + 9) = 24 5 = 4, 8 und s = Die Spannweite ist 7 − 1 = 6 (Dierenz zwischen gröÿtem und kleinsten Wert) tilsabstand x̃0,75 − x̃0,25 = 3 s2 = Teil 2: 1 5 und der Interquar- Ein Würfel sei (nichtstandardmäÿig) beschriftet mit den Augenzahlen 1, 3, 3, 4, 6 und 7. (c) Bestimmen Sie Erwartungswert, Varianz und Standardabweichung der Augenzahl 1 6 X. 24 6 · (1 + 3 + 3 + 4 + 6 + 7) = = 4 (vgl. (a)) und h i V (X) = 16 · (1 − 4)2 + (3 − 4)2 + (3 − 4)2 + (4 − 4)2 + (6 − 4)2 + (7 − 4)2 = 24 6 (Man beachte den Unterschied zur empirischen Varianz aus (b), bei der durch n−1 EX = =4 geteilt wird. Ansonsten ist die Rechnung die gleiche). Schlieÿlich ist sX = p V (X) = 2. (d) Bestimmen Sie Erwartungswert, Varianz und Standardabweichung der Augensumme S9 bei 9maligem Würfeln. ES9 = 9 · EX = 36, V (S9 ) = 9 · V (X) = 36 und σS9 = p V (S9 ) = 6. (e) Bei einem Glücksspiel beträgt der Gewinn die 9fache Augenzahl. Bestimmen Sie Erwartungswert, Varianz und Standardabweichung des Gewinns bei einmaligem Würfeln. E(9 · X) = 9 · EX = 36, V (9 · X) = 92 · V (X) = 324 und σ9X = √ 324 = 18 = 9 · σX . (f ) Wie hoch wäre bei dem Spiel aus (e) ein fairer Einsatz, bei dem im langfristigen Durchschnitt tendenziell weder ein Gewinn noch ein Verlust zu erwarten wäre? Einer fairer Einsatz ist gleich dem Erwartungswert des Gewinns, also gleich 36. 5. In einer Produktion sind 40% der Artikel mit kleineren Mängeln behaftet. Die Zufallsvariable die Anzahl der fehlerfreien Artikel in einer Lieferung von n = 150 X gebe Artikeln an. (a) Welche diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilung beschreibt die Zufallsvariable X, wenn angenom- men wird, dass Fehler in verschiedenen Artikeln unabhängig voneinander auftreten? Binomialverteilung mit Parametern keit für Erfolg = n = 150 (Zahl der Versuche) und p = 0, 6 (Wahrscheinlich- fehlerfreier Artikel) X an. p = V (X) = 6. (b) Geben Sie Erwartungswert, Varianz und Standardabweichung von EX = n · p = 90, V (X) = n · p · (1 − p) = 36 und σX (c) Geben Sie eine Formel für die exakte Wahrscheinlichkeit an, dass genau 100 Artikel fehlerfrei sind. P (X = 100) = b150;0,6 (100) = 150 100 · 0, 6100 · 0, 450 . (d) Berechnen Sie mit Hilfe des zentralen Grenzwertsatzes (mit Stetigkeitskorrektur) näherungsweise die Wahrscheinlichkeiten, dass (i) mindestens 86 Artikel bzw. (ii) mindestens 95 Artikel fehlerfrei sind. P (X ≥ 86) = P (X > 85, 5) = 1 − P (X ≤ 85, 5) ≈ 1 − Φ 85,5−90 = 1 − Φ(−0, 75) = Φ(0, 75), 6 wobei Φ die Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung ist. Der Tabelle entnimmt man P (X ≥ 86) ≈ Φ(0, 75) = 0, 77337 = 77, 337%. 94,5−90 Analog rechnet man P (X ≥ 95) = P (X > 94, 5) = 1 − P (X ≤ 94, 5) = 1 − Φ 6 1 − Φ(0, 75) = 1 − 0, 77337 = 22, 663%. 6. Bei einem normalverteilten Merkmal ergibt eine Stichprobe vom Umfang Mittel x = 10, 5 2 und eine empirsiche Varianz s n = 21 ein arithmetisches = 6. (a) Bestimmen Sie ein zweiseitiges Kondenzintervall zum Vertrauensniveau 1 − α = 90% für die 2 Varianz σ . χ2 Verteilung (mit α = 0, 1 ⇒ α/2 = 0, 05) 120 120 = 31,41 ; 10,85 = (3, 8; 11, 1) Nach der Formel ist mit den entsprechenden Quantilen der I= 2 (n−1)·s2 ; (n−1)·s χ2n−1;1−α/2 χ2n−1;α/2 = 20·6 ; 20·6 χ220;0,95 χ220;0,05 (b) Bestimmen Sie ein einseitiges Kondenzintervall der Form für I = (a, ∞) zum Vertrauensniveau 90% σ2. Hier ist I= (n−1)·s2 ; χ2n−1;1−α 2 (c) Im Folgenden sei σ 20·6 120 ∞ = χ2 ; ∞ = 28,41 ; ∞ = (4, 2; ∞) 20;0,9 =4 als bekannt vorausgesetzt. Eine weitere Stichprobe vom Umfang ergibt ein arithmetisches Mittel x = 11, 2 und eine empirische Varianz Bestimmen Sie anhand dieser Stichprobe ein einseitiges Kondenzintervall der Form 1 − α = 99% für den Erwartungswert µ. 2 Varianz σ erhält man mit dem Quantil z1−α n = 16 s2 = 4. [ a, ∞) zum Vertrauensniveau Bei bekannter der Standardnormalverteilung als einseites Kondenzintervall für den Erwartungswert h I = x− √σ n h · z1−α ; ∞ = 11, 2 − √ √4 16 · z0,99 ; ∞ = 11, 2 − 1 2 · 2, 326; ∞ = [10, 037; ∞) σ 2 = 4) die Alternative Nullhypothese H0 : µ = 10. (d) Testen Sie anhand der Stichprobe aus (c) (bei bekanntem H1 : µ > 10 zum Niveau α = 1% gegen die Bei bekannter Varianz wird ein GauÿTest angewandt. Dazu berechnet man die Teststatistik z= √ n· x−µ0 σ = √ 16 · 11,2−10 2 = 2, 4 und vergleicht sie mit dem entsprechenden Quantil der Standardnormalverteilung, hier z1−α = z0,99 = 2, 326. Wegen z > z1−α wird H0 verworfen und H1 angenommen. (e) Was würde sich in (d) ändern, wenn die Varianz nicht als bekannt vorausgesetzt würde? tTest statt des GauÿTests benutzt. Die zugehörige Teststatistik √ = 16 · 11,2−10 hat ebenfalls den Wert t = 2, 4. Verglichen wird dieser 2 Quantil der tVerteilung, hier tn−1;1−α = t15;0,99 = 2, 602. Wegen t < tn−1;1−α wird jetzt H0 beibehalten und H1 abgelehnt. Hier würde ein √ t = n· x−µ0 s mit einem