Diplomarbeit PatientInnen mit akuter und chronischer

Werbung
Diplomarbeit
PatientInnen mit akuter und chronischer Herzinsuffizienz an
einer großen internistischen Abteilung in der Oststeiermark
European Heart Failure Survey – pilot phase
eingereicht von
Hamid Reza ASHKBUS
Matr. Nr. 0834530
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktor der gesamten Heilkunde
(Dr. med. univ.)
an der
Medizinischen Universität Graz
Klinische Abteilung für Kardiologie
unter der Anleitung von
ao. Univ.-Prof. Dr. med. Friedrich Fruhwald
ausgeführt am
Landeskrankenhaus Feldbach
Zweitbetreuer
OA Dr. med. Adrian Oberrauner
Medizinische Abteilung, LKH Feldbach
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, das ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne
fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht
verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich
entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.
Graz, am
Hamid Reza Ashkbus
Vorwort
Die Datenerhebung der vorliegenden Arbeit erfolgte unter Aufsicht von Herrn
Dr. Adrian Oberrauner im Landeskrankenhaus Feldbach von November 2009
bis September 2010.
Die Arbeit befasst sich mit dem Thema der Herzinsuffizienz in der
Oststeiermark basierend auf der Studie European Heart Failure Survey – pilot
phase.
Danksagungen
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Personen bedanken, die mich bei
der Erstellung dieser Arbeit unterstützt haben.
Ein besonderer Dank gilt Herrn Dr. Adrian Oberrauner, der mich mit sehr viel
Engagement bei der Durchführung der Diplomarbeit mit Rat und Tat
unterstützt hat. Ebenfalls bedanken möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr.
Friedrich Fruhwald für seine Unterstützung und Geduld.
Bedanken möchte ich mich auch bei allen Mitarbeitern des LKH Feldbach,
besonders denen, die mit ihrer Arbeit zum Gelingen dieser Diplomarbeit
beigetragen haben.
Graz im April 2011
Widmung
Gewidmet dem Licht der Wissenschaft,
das befreit von Finsternis!
Zusammenfassung
EINLEITUNG: Herzinsuffizienz (HI) ist eine der Hauptdiagnosen, die zur stationären
Aufnahme der über 65 Jährigen führt. Ihre Prävalenz verdoppelt sich mit jeder weiteren
Lebensdekade. Die HI ist mit einer hohen Sterblichkeits- und Morbiditätsrate, einer
verringerten Lebensqualität sowie steigenden Gesundheits- und Pflegekosten verbunden.
Das Management der chronischen Herzinsuffizienz bringt nicht jedem Patienten einen
Benefit, vor allem die Umsetzung der Behandlungsempfehlungen (Guidelines) in die
Praxis ist weitgehend unbekannt.
Die European Society of Cardiology (ESC) hat mit dem European Heart Failure
Survey (EHFS) das Ziel einen repräsentativen Querschnitt in Europa zu erhalten.
METHODEN: Das EHFS untersuchte Patienten von 136 kardiologischen Zentren aus 12
europäischen Staaten. Die teilnehmenden Kliniken wurden von einem nationalen
Koordinator vorgeschlagen und sollten ein breites Versorgungsspektrum abbilden.
Das LKH Feldbach wurde als Haus der Basisversorgung gewählt. Wie im Studienprotokoll
vorgesehen wurden an 1 Tag/Woche (frei wählbar, in Feldbach mittwochs von 0.00 –
24.00 Uhr) alle Patienten (stationär und ambulant) im Euro Heart Failure Survey
dokumentiert. Die Datensammlung fand im Zeitraum von November 2009 bis
einschließlich Juni 2010 statt. Die Kontrolle der Diagnosen der Patienten sowie deren
Behandlung und optimales Management unterlag der Aufgabe der klinischen Kardiologen.
ERGEBNISSE: Es konnten insgesamt 8 Patienten
(5 männliche und 3 weibliche,
Durchschnittsalter 53 Jahre) im LKH Feldbach in die Dokumentation eingeschlossen
werden. 7 Patienten wurden ambulant behandelt. Nur bei einem Patienten erfolgte eine
stationäre Therapie. Ein Todesfall konnte im Untersuchungszeitraum nicht dokumentiert
werden. Die Werte der 8 Patienten des LKH Feldbach waren tendenziell übereinstimmend
mit den vorliegenden Daten der EHFS.
Hinsichtlich der geringen Patientenanzahl (n=8) waren jedoch keine statistisch
signifikanten Ergebnisse zu erwarten. Ebenso können diesbezüglich keine Vergleiche mit
den Ergebnissen der anderen Teilnehmerländer gezogen werden.
DISKUSSION: Die Datenerfassung in Feldbach kann auf Grund der geringen
Patientenzahl nicht als repräsentativ für Österreich angesehen werden. Sie zeigt uns, dass
Daten aus einzelnen Zentren nicht zwangsweise repräsentativ für ein großes Kollektiv sein
müssen und somit mit Sorgfalt interpretiert werden sollten.
Abstract
BACKGROUND: One of the most common reasons for hospitalization of persons who
belong to the age group 65 and above is heart failure. Furthermore, the number of patients
diagnosed with heart failure approximately doubles in every decade added to people live.
Heart failure has a high morbidity and mortality, an impaired quality of life and increasing
costs for hospitals and the healthcare-system itself. Management of chronic heart failure is
not beneficial for all patients, especially implementation of guidelines for this disease is
virtually unknown.
The European Society of Cardiology (ESC) tries to acquire a representative dataset from
all over Europe by starting the Euro Heart Failure Survey (EHFS).
METHODS: The EHFS includes patients from 136 cardiology centers in 12 European
countries. Participating hospitals are selected by a national coordinator and should
represent all stages of care for heart failure patients.
The general hospital (LKH) Feldbach provides basic supply for cardiology and took part in
the EHFS. As requested by the protocol patients being treated in the LKH Feldbach on one
specific day/week (either outpatients of hospitalized) have been include in the EHFS. Data
have been collected from November 2009 to June 2010. Control of the patients´ diagnosis,
treatment and the accurate management has entirely been in the responsibility of the
clinical cardiologist.
RESULTS: A total of 8 patients (5 male, 3 female, mean age 53 years) have been included
in the LKH Feldbach. Seven patients were outpatients, one patient was hospitalized, no
patient died during the study period. The values of the 8 patients, who were treated in
LKH Feldbach tended to be consistent with the existing data of EHFS.
Concerning the low number
of
the
patients no statistically significant
results were expected. Accordingly, no tests to compare local and European results have
been performed.
DISCUSSION: Local data from the LKH Feldbach cannot be considered representative
for Austria due to the small number of patients. However, they show that data from a
specific centre should be rated with care and are not necessarily representative for a bigger
cohort.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
12
1.1 Definition der Herzinsuffizienz
12
1.2 Epidemiologie der Herzinsuffizienz
13
1.3 Pathogenese der Herzinsuffizienz
13
1.4 Formen und Einteilung der Herzinsuffizienz
14
1.4.1 Stadieneinteilung der Herzinsuffizienz nach „NYHA“
15
1.5 Ätiologie der Herzinsuffizienz
16
1.6 Klinische Symptome der Herzinsuffizienz
17
1.7 Diagnostik der Herzinsuffizienz
18
1.8 Komorbidität
19
1.9 Therapie der Herzinsuffizienz
19
1.9.1 Allgemeine Therapiemaßnahmen
20
1.9.2 Medikamentöse Therapie
20
1.9.2.1 ACE-Hemmer
23
1.9.2.2 Betablocker
23
1.9.2.3 Diuretika
23
1.9.2.4 Aldosteron-Antagonisten
24
1.9.2.5 AT1-Antagonisten
25
1.9.2.6 Digitalispräparate
25
1.9.3 Nicht-pharmakologische Therapie
25
1.9.3.1 Revaskularisation und Aneurysmektomie
26
1.9.3.2 Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT)
26
1.9.3.3 Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD)
27
1.9.3.4 Mechanische Unterstützungssysteme (Assist-Systeme)
27
1.9.3.4.1 Intraaortale Ballongegenpulsation (IABP)
28
1.9.3.5 Herztransplantation
28
1.9.3.6 Mitralklappenchirurgie
29
1.10 Prognose der chronischen Herzinsuffizienz
29
1.11 Das „Europäische Herzstudienprogramm“
30
2 Landeskrankenhaus Feldbach
31
3 Patienten und Methodik
32
3.1 Euro Heart Failure Survey III
32
3.2 Datengewinnung für das Euro Heart Failure Survey III
32
3.3 Voraussetzung der Patienten zur Teilnahme am EHFS III
33
3.3.1 Erhebung und Veröffentlichung wesentlicher Parameter
bei der Datengewinnung
34
4 Ergebnisse
35
4.1 Ergebnisse zu demografischen Parametern, RR und Puls
35
4.2 Ergebnisse bedeutender Laborparameter
36
4.3 Vergleich der Daten der 8 Patienten des LKH Feldbach mit den
Daten der Patienten der EHFS III
36
4.4 NYHA-Stadien
37
4.5 Genese der chronischen Herzinsuffizienz
37
4.6 Medikamentöse Therapie
39
4.7 Komorbidität und klinische Symptome
39
4.8 Klappenfehler und operative Maßnahmen
40
4.9 Kontrolle der Patienten des LKH nach drei und sechs Monaten
40
5 Diskussion
41
5.1 Chronische Herzinsuffizienz als heterogenes Syndrom
41
5.2 Diagnose der Herzinsuffizienz
41
5.2.1 EKG-Diagnostik
42
5.2.2 Echokardiographie
42
5.2.3 Diagnostische Laborparameter
43
5.3 Ursachen der chronischen Herzinsuffizienz
44
5.4 Therapie der chronischen Herzinsuffizienz
44
5.4.1 Medikamentöse Versorgung herzinsuffizienter Patienten
44
5.4.2 Chirurgische Therapiemaßnahmen der chronischen
Herzinsuffizienz
47
5.5 Conclusio
47
Literaturverzeichnis
48
Abkürzungen und deren Erklärung
Abb.
Abbildung
ACE
Angiotensin – Converting – Enzyme
ANP
Atriales natriuretisches Peptid
ASS
Acetylsalicylsäure
BNP
Natriuretisches Peptid B-Typ (brain-type)
Chron.
chronisch
CRT
Kardiale Resynchronisationstherapie
d. h.
das heißt
EF
Ejektionsfraktion
ESC
European Society of Cardiology
HI
Herzinsuffizienz
IABP
Intraaortale Ballonpumpe
ICD
Implantierbarer Cardioverter - Defibrillator
KHK
Koronare Herzkrankheit
LKH
Landeskrankenhaus
LVAD
Left Ventricular Assist Device
MI
Myokardinfarkt
MUG
Medizinische Universität Graz
NT-proBNP N-terminales B-Typ pro-(brain type) Natriuretisches Peptid
NYHA
New York Heart Association
Hrsg.
Herausgeber
S.
Seite
s.
siehe
SM
Schrittmacher
u. a.
und andere
z. B.
zum Beispiel
Abbildungsverzeichnis
Seite
Abb. 1: Übliche Dosierung der Medikamente bei der HI
21
Abb. 2: Hausärztliche Therapieleitlinien / chron. HI
22
Abb. 3: Entwicklung der am EHFS III beteiligten Kliniken
35
Abb. 4: Genese der HI / LKH Feldbach
38
Abb. 5: Genese der HI / EHFS III
38
Abb. 6: Vergleich Medikamente LKH Feldbach/ EHFS
39
Tabellenverzeichnis
Seite
Tab.1: Demografische Parameter und Laborwerte Vergleich EGFS III / LKH F. 36
Tab.2: Herzparameter der am EHFS III teilnehmenden Patienten
37
1 Einleitung
Um
die
Wichtigkeit
einer
umfangreichen
Datengewinnung
zur
chronischen
Herzinsuffizienz sowie die Bedeutung eines zentralen Herzregisters zu verstehen, muss
man sich mit dieser Erkrankung intensiv auseinandersetzen. Außerdem werden die
klinischen Symptome sowie die möglichen Komplikationen der Herzinsuffizienz
aufgezeigt, die Diagnose- und Therapiemöglichkeiten erklärt. So wird explizit die Schwere
des Erkrankungsbildes erläutert und die Bedeutung der „European Heart Failure Survey
III“, an der die Patienten der vorliegenden Studie teilnehmen, verdeutlicht.
1.1 Definition der Herzinsuffizienz
Als allgemeine Definition der Herzinsuffizienz ist das aus dem Jahr 1995 von der WHO
bezeichnete Unvermögen des Herzens zu verstehen, bei normalen Füllungsdrücken der
Ventrikel die Körperperipherie ausreichend mit Blut zu versorgen. Durch die resultierende
Unterversorgung des Gewebes kommt es zu einem Mangel an Sauerstoff und Nährstoffen,
so dass der Stoffwechsel anfangs unter Belastung, im weiteren Verlauf aber auch unter
Ruhebedingungen nicht aufrechterhalten werden kann [1]. Angestoßen durch weitere
Forschungsergebnisse ist die Definition der HI erweitert worden.
Derzeit gelten die Guidelines zur Diagnostik und Therapie der chronischen wie akuten
Herzinsuffizienz, die 2008 von der European Society of Cardiology herausgegeben
wurden.
Demnach ist per definitionem die Herzinsuffizienz ein klinisches Syndrom , bei dem die
Patienten
1) die typischen Symptome einer Herzinsuffizienz zeigen (Müdigkeit, Ruhe- und
Belastungsdyspnoe)
2) die typischen klinischen Zeichen einer Herzinsuffizienz zeigen (Tachykardie,
Tachypnoe,
Pleuraergüsse,
erhöhter
Jugularvenendruck,
Knöchelödeme,
Hepatomegalie) und sich
3) eine strukturelle oder funktionelle Abnormität des Herzens wie eine Kardiomegalie,
ein 3. Herzton, EKG-Veränderungen oder erhöhte Konzentrationen des
natriuretischen Peptids
12
objektiv nachweisen lassen [2].
Die
Herzinsuffizienz
sollte
nicht
unabhängig
von
weiteren
bestehenden
Grunderkrankungen gesehen werden und erfordert eine individuelle Begleitung und
standardisierte Therapie des jeweiligen Patienten.
1.2 Epidemiologie der Herzinsuffizienz
Die Herzinsuffizienz kann - ebenso wie die koronare Herzerkrankung - als Volkskrankheit
angesehen werden [3]. Es ist jedoch schwierig, genaue Daten zu erfassen, da
länderübergreifend unterschiedliche Methoden bei der Erhebung der Krankenstände sowie
der demographischen Definitionen verwandt werden. Dennoch kann davon ausgegangen
werden, dass zwischen
1,5 % und 2,5 % der Bevölkerung in Europa unter einer
Herzinsuffizienz leiden, Männer sind in der Tendenz etwas häufiger betroffen als Frauen
(2,8 % zu 1,9 %). Durch die Fortschritte der Medizin und den demographischen Wandel
hin zu älteren Teilen der Bevölkerung in Europa ist die Inzidenz der HI in den letzten
Jahren stark gestiegen, nach dem 45. Lebensjahr verdoppelt sie sich mit jedem weiteren
Jahrzehnt, so dass bei den über 65-jährigen schon 3,0 %– 13,0 % von dieser Erkrankung
betroffen sind. Die HI nimmt in Europa einen Platz unter den ersten drei der häufigsten
Todesursachen ein [4]. Über eine längere Zeit ist es dem Patienten noch möglich, ambulant
vom Hausarzt oder Internisten erfolgreich therapiert zu werden, in späteren Stadien ist
jedoch oftmals eine Hospitalisierung unumgänglich.
1.3 Pathogenese der Herzinsuffizienz
Der Entstehungsmechanismus einer Herzinsuffizienz ist komplex. Da die HI als eine
Multisystemerkrankung angesehen werden muss, ist es erklärlich, dass unterschiedliche
pathophysiologische Mechanismen an ihrem Zustandekommen beteiligt sind. Wenn
Faktoren, die für eine genügende Pumpleistung des Herzens nötig sind, beeinträchtigt
werden, führt dies konsekutiv zu einer kardialen Funktionsstörung. Um die Pathogenese
der HI zu verstehen, kommen in der Medizin unterschiedliche Modelle zum Tragen, die
auch verschiedene therapeutische Interventionsmöglichkeiten nach sich ziehen. Es existiert
somit keine allumfassende Erklärung [5].
13
Das erste Modell bezieht sich auf das kardiorenale System. Durch eine krankhafte
Veränderung des Blutflusses in den Nieren kommt es zu einer Wasser- und Salzretention,
die zu einer unphysiologischen Volumenbelastung des rechten Ventrikels führt (Erhöhung
der Vorlast). Im Zuge dieser Volumenbelastung kommt es zur Überbeanspruchung des
Herzmuskels mit Schädigung der myozytären Strukturen und damit zu einer Verminderung
der Kontraktilität des Herzmuskels.
Die zweite Erklärung beruht auf dem hämodynamischen bzw. kardiozirkulatorischen
Modell. Als Folge einer Reduktion der linksventrikulären Kontraktilität oder eines
erhöhten peripheren Gefäßwiderstandes (Erhöhung der Nachlast) kommt es zu einer
verstärkten Druckbelastung des linken Ventrikels und konsekutiv zu einer Reduktion des
Herzminutenvolumens. Erweiternd müssen in dieses Modell auch die Veränderung auf
zellulärer Ebene wie zum Beispiel Myozytenhypertrophie, Alterationen kontraktiler
Proteine, Veränderungen des Zytoskelettes einbezogen werden.
Das
dritte
Modell
Herzinsuffizienz.
Das
beschreibt
das
neurohumorale
Geschehen
Renin-Angiotensin-Aldosteron-System
ist
während
ein
einer
wichtiges
vasokonstriktorisch und antinatriuretisch wirkendes Regulationssystem. Es ist heute zwar
immer noch schwierig, festzustellen, wie weit dieses System aktiviert ist, weil
Massnahmen wie Behandlung mit Diuretika und Einschränkung der Natriumzufuhr hierbei
stören können, doch korreliert die Aktivierung dieses Systems mit dem Schweregrad der
Herzinsuffizienz. Seine Wirkung auf die Niere ist sehr wichtig, um die glomeruläre
Filtration bei erniedrigtem renalen Blutfluss aufrechtzuerhalten [6]. Eine Aktivierung des
Renin - Angiotensin – Aldosteron - Systems sowie des symphatischen Nervensystems ist
zwar nicht direkt ursächlich für die Entstehung, fördert jedoch das Fortschreiten der
Herzinsuffizienz [7].
1.4 Formen und Einteilung der Herzinsuffizienz
Eine Differenzierung der Form der jeweilig vorliegenden Herzinsuffizienz ist über den
zeitlichen Ablauf definiert. Die akute Form der HI entsteht innerhalb von Minuten bis
Stunden, die chronische entwickelt sich über Tage bis Monate.
Je nach Leistungsfähigkeit des Patienten kann man von einer kompensierten oder einer
dekompensierten Form der Herzinsuffizienz sprechen. Ist die Erkrankung kompensiert,
verspürt der Patient meist keine oder nur eine geringgradige Einschränkung seiner
Lebensqualität, bei der dekompensierten Form ist die Minderung der Belastbarkeit für den
14
Betroffenen schon deutlich bis erheblich zu spüren. Treppensteigen z. B. ist dann meist
kaum noch möglich.
Wenn bei der Linksherzinsuffizienz die Pumpleistung des Herzens vermindert ist und die
systemische Blutversorgung gestört ist spricht man von einem „Vorwärtsversagen“. Beim
Rückwärtsversagen staut sich das Blut zurück in die Lungengefäße [8]. Dies hat für den
Patienten je nach Schwere Husten, Atemnot oder sogar ein Lungenödem zur Folge. Im
Falle eines Vorwärtsversagens kann die vorliegende Form der Herzinsuffizienz weiter
unterteilt werden. Zumeist liegt hier ein „Low – Output – Failure“ vor, bei dem der Bedarf
des Körpers an Sauerstoff und Nährstoffen durch die verminderte Kontraktilität des linken
Ventrikels nicht mehr ausreichend gedeckt werden kann. Selten kommt es jedoch auch zu
einem „High – Output – Failure“. Ursprünglich ist in diesem Fall das Herz gesund. Da
jedoch ein pathologisch gesteigerter Versorgungsbedarf des Körpers besteht (z. B. bei
einer Sepsis oder einer starken Anämie) wird das zu fördernde Herzzeitvolumen derartig
groß, dass der Herzmuskel als Folge der Mehrbelastung insuffizient wird.
Versagt überwiegend der rechte Herzteil (Rechtsherzinsuffizienz), kann die insuffiziente
rechte Herzhälfte das aus dem Körper kommende Blut nicht ausreichend aufnehmen, es
staut sich in die Körpervenen zurück. Für den Patienten bedeutet der erhöhte venöse Druck
die Ausbildung von Ödemen, eines Aszites oder eines Pleuraergusses.
Von einer globalen, biventrikulären Herzinsuffizienz spricht man wenn beide Ventrikel
betroffen sind und eine Kombination der klinischen Symptome vorliegt.
1.4.1. Stadieneinteilung der Herzinsuffizienz nach „NYHA“
Die Einteilung der HI nach der „New York Heart Association (NYHA)“ basiert auf
klinischen Symptomen. Als Leitsymptom ist die Dyspnoe anzusehen.
NYHA Klasse I: asymptomatisch
Patienten mit einer Herzerkrankung, jedoch ohne Einschränkung der körperlichen
Belastbarkeit; eine übliche alltägliche Beschäftigung verursacht keine Erschöpfung,
Luftnot, Rhythmusstörungen und / oder Angina pectoris
NYHA Klasse II : leicht
Patienten verspüren in Ruhe keine Beschwerden; geringe Einschränkung der körperlichen
Leistungsfähigkeit bei normaler Belastung – alltägliche körperliche Beschäftigung führt zu
Erschöpfung, Luftnot, Rhythmusstörungen und / oder Angina pectoris
NYHA Klasse III: mittelschwer
15
Patienten verspüren in Ruhe keine Beschwerden; starke Einschränkung der körperlichen
Leistungsfähigkeit bei normaler Belastung – geringe körperliche Beschäftigung führt zu
Erschöpfung, Luftnot, Rhythmusstörungen und / oder Angina pectoris
NYHA Klasse IV: schwer
Symptome der Herzinsuffizienz sind bereits in Ruhe vorhanden: Beschwerdezunahme bei
jedweder körperlichen Aktivität; häufig Bettlägerigkeit
Die NYHA – Klassifizierung kann eine Hilfestellung für die anzuwendenden
Therapiemaßnahmen sowie deren Ansprechen insbesondere im hausärztlichen Bereich
geben [8].
1.5 Ätiologie der Herzinsuffizienz
Die Ursachen einer Herzinsuffizienz sind vielfältig, sie können kardial aber auch
extrakardial bedingt sein. Als die wohl häufigsten Gründe für die Entstehung einer HI sind
eine chronische, unzureichend therapierte Hypertonie sowie eine koronare Herzerkrankung
zu nennen, die sowohl allein als auch kombiniert auftreten können [9]. Der durch die
Hypertonie bedingte hohe systemische Gefäßwiderstand führt zu einer Überlastung des
Herzmuskels, deren Endstadium die Herzinsuffizienz darstellt.
Davon unabhängig ist zwischen den Ursachen für eine akute und denen einer chronischen
Herzinsuffizienz zu differenzieren.
Unterschieden wird bei der HI nach dem klinischen Erscheinungsbild eine beginnende HI
(mit akutem Beginn innerhalb von Stunden bis Tagen, lebensbedrohlich), transiente HI
(rezidivierend/ episodisch) und chronische HI (verschlechternd, innerhalb von Monaten bis
Jahren) [2].
Unter einer akuten Herzinsuffizienz versteht man ein plötzliches Auftreten von
Symptomen und Zeichen der Herzinsuffizienz, in Kombination mit einer kardialen
Dysfunktion. Diese könnte sich als eine Exazerbation der chronischen Herzinsuffizienz
manifestieren, aber auch unabhängig davon auftreten.
Die chronische HI jedoch entsteht aus dem Zusammenspiel vieler Faktoren. Daher ist es
nicht einfach eine allgemeine Definition zu erfassen. Vereinfacht formuliert spricht man
von einer chronischen HI bei Unfähigkeit des Herzens -trotz ausreichender Blutmengeden Organismus mit Sauerstoff zu versorgen [2]. Infektionen können ätiologisch eine Rolle
spielen. Im Gegensatz zur akuten Herzinsuffizienz befallen sie jedoch nicht den
Klappenapparat, sondern das Herzmuskelgewebe wie man es unter anderem bei der
16
bakteriellen oder viral bedingten Myokarditis findet. Die muskuläre Schädigung führt
wiederum zu einer reduzierten Herzfunktion, welche voranschreiten kann.
Des weiteren spielt der Alkoholkonsum eine wichtige Rolle in der Genese der
Herzinsuffizienz. Auch hier kommt es zu Zellschäden, welche sich später im Bild einer
Kardiomyopathie zeigen.
Dilatative als auch restriktive Kardiomyopathie zeigen Überschneidungen hinsichtlich
ihrer ätiologischen Faktoren. Neben Alkohol, herzschädigenden Medikamenten (z.B.
Chemotherapeutika), fehlendes Abtraining bei Beendigung des Leistungssportes können
auch genetische Erkrankungen dafür verantwortlich sein. So findet man auch bei einigen
Kollagenosen Veränderungen im Zytoskelett des Herzmuskels, welche eine verringerte
Strapazierbarkeit des Herzmuskels bewirken und zu Insuffizienzen führen [6]. Zusätzlich
gibt es die bereits erwähnte ischämische Schädigung des Herzmuskels. Man spricht von
einer
ischämischen
Kardiomyopathie.
Diese
entsteht
durch
die
unzureichende
Sauerstoffversorgung des Herzmuskels aufgrund Koronarsklerosen oder Koronarspasmen.
Verschlechtert
werden
Symptomatik
und
Prognose,
wenn
im
Rahmen
eines
Myokardinfarktes bereits Herzmuskelzellen abgestorben sind. Diese Areale werden durch
bindegewebigen Umbau zu Narben und sind nicht mehr kontraktionsfähig und nehmen
daher nicht mehr an der Herzarbeit teil. Das Ausmaß der Narben bestimmt die Insuffizienz
des Herzens.
1.6 Klinische Symptome der Herzinsuffizienz
Je nach der vorliegenden Form der Herzinsuffizienz unterscheiden sich auch die klinischen
Symptome. Kann die linke Herzhälfte ihre Funktion aufgrund einer verminderten
Kontraktionsfähigkeit (systolische Insuffizienz) oder einer behinderten Ventrikelfüllung
aufgrund einer eingeschränkten Elastizität des Myokards (diastolische Insuffizienz) nicht
mehr ausreichend erfüllen, so hat dies für die Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität
des Patienten weit reichende Folgen. Staut sich das Blut vor dem linken Herzen
(Rückwärtsversagen), wird das pulmonalvenöse System überlastet. Die diastolische HI
zeigt eine Behinderung der diastolischen Füllung des Herzens, da die Myofibrillen nur
langsam und unzureichend in ihre Ausgangslage zurückkehren können. Die Relaxation des
Herzens ist damit pathologisch verringert, die Steife des Herzmuskels verstärkt [10].
Studien haben ergeben, dass bei ca. 20 % der Patienten, die mit der Diagnose „COPD“ in
17
eine stationäre Notfallaufnahme kamen, eine unerkannte Herzinsuffizienz die Ursache der
pulmonalen Beschwerden war [11].
Man kann jedoch davon ausgehen, dass es gewisse klinische und diagnostische Zeichen
gibt, die, wenngleich sie mit Sorgfalt bewertet werden müssen, auf eine Herzinsuffizienz
hinweisen können. Hierzu gehören periphere Ödeme insbesondere der Knöchel- und
Unterschenkelregion,
gestaute
Jugularvenen,
Anasarka
und
tachykarde
Herzrhythmusstörungen.
1.7 Diagnostik der Herzinsuffizienz
Die Diagnostik einer Herzinsuffizienz beruht auf unterschiedlichen Verfahren. Als
Erstuntersuchungen sind eine sorgfältige Anamneseerhebung sowie die körperliche
Untersuchung unabdingbar. Gerade bei älteren und / oder multimorbiden Patienten ist die
Diagnose einer Herzinsuffizienz durch eine Vielzahl verschleiernder Symptome oft
erschwert [11]. Ebenfalls zur Basisdiagnostik gehört das Ruhe - EKG, in dem zwar keine
sicheren Zeichen einer Herzinsuffizienz erkennbar sind, das aber auf eine zugrunde
liegende Herzerkrankung hinweisen kann. Eine einfache Röntgen – Thorax –
Untersuchung kann Aufschluss über eine eventuell bestehende Kardiomegalie oder
Stauungszeichen geben.
Als erweiterndes diagnostisches Mittel ist die Echokardiografie unverzichtbar. Mithilfe der
Bestimmung der Ejektionsfraktion kann die systolische, mittels Dopllerechokardiographie
auch die diastolische Funktion bestimmt werden. Außerdem sind echokardiografisch auch
die Funktion der Klappen und allfällige Perikardpathologien bestimmbar. Weiters kann
man Pleuraergüsse, Leberstauungen und erhöhte Volumina der Vena cava inferior als
hinweisend für eine Herzinsuffizienz darstellen.
Um zu einer erweiterten Beurteilung der Herzfunktion zu gelangen, bietet sich als
invasives Verfahren die Herzkatheteruntersuchung an. Hierbei können zum einen die
Koronarien beurteilt werden (ischämische Kardiomyopathie). Zum anderen ist es möglich
via Kontrastmittel die Kontraktilität und die Auswurfvolumina zu bestimmen. Auch
vergrößerte Ventrikel lassen sich hierbei leicht darstellen.
Eine wesentliche Neuerung in der Diagnostik der HI stellen die laborchemisch
bestimmbaren natriuretischen Peptide dar (ANP, BNP und dessen Vorstufe NT – proBNP).
Es ist erwiesen, dass ihr Gehalt im Blut mit dem Schweregrad der Herzinsuffizienz
korreliert und durch einen Anstieg bei zunehmender Volumenbelastung des Herzens auch
18
den Verlauf der HI darstellen kann [12]. „BNP“ ist zusätzlich ein sensitiver Marker für die
schnell zu erfolgende, dringliche Diagnosefindung bei der akuten Herzinsuffizienz und
trägt zur Abgrenzung akuter Lungenerkrankungen mit ähnlicher Symptomatik bei. [13].
1.8. Komorbidität
Vor allem in den Industrienationen ist das metabolische Syndrom verantwortlich für eine
Vielzahl von Herzinsuffizienzerkrankungen. Die Patienten leiden an Fettleibigkeit,
Diabetes mellitus, arterieller Hypertonie und Fettstoffwechselstörung.
Auf diesem Hintergrund wird klar, dass eine Herzinsuffizienz selten allein im Raum steht.
Sie ist vergesellschaftet mit weiteren Problemen und Erkrankungen. Zum einen sind es die
typischen Zivilisationskrankheiten, die hier hineinfließen. Zum anderen Erkrankungen wie
die arterielle Verschlusskrankheit oder Klappenvitien. Auch Störungen im Lungensystem
wie
COPD,
Lungenemphysem
oder
Asthma
bronchiale
können
eine
Rechtsherzinsuffizienz nach sich ziehen. Die chronisch respiratorische Insuffizienz führt
zur Bildung von Ödemen, vor allem bei hyperkapnischer Dekompensation [6].
Anscheinend ist die Hyperkapnie
für die Ödemenbildung verantwortlich.
Der
Pathomechanismus ist noch nicht ganz geklärt. Die Vasodilatation mit Erniedrigung des
zirkulierenden Blutvolumens zur Aktivierung des Sympathikus- und des ReninAngiotensin-Aldosteron-Systems. Deren Folge ist wiederum die Plasmavolumenerhöhung.
Bei chronischer Niereninsuffizienz bewirken Hyperparathyreoidismus, Phosphatretention,
sowie der inflammatorische Status eine Progression der myokardialen Dysfunktion (renokardiales Syndrom). Die Niereninsuffizienz führt durch den Abfall der glomerulären
Filtrationsrate zu einer weiteren Störung der Natrium- und Wasserelimination und
schließlich zur Volumenbelastung [14].
1.9 Therapie der Herzinsuffizienz
Genau wie die Klinik präsentiert sich auch die Therapie einer HI sehr unterschiedlich. Der
Behandlungserfolg stützt sich auf verschiedene Säulen, die im Folgenden kurz erläutert
werden. Im Vordergrund sollte auf jeden Fall nicht nur eine Verlängerung der Lebenszeit
sondern auch eine verbesserte Lebensqualität für den Patienten stehen [15]. Die Anzahl der
Rehospitalisierungen, die bei älteren Patienten mit HI immer noch bei über 50 % liegen,
19
gilt es, durch effektive Therapiemaßnahmen zu verringern [11]. Auch müssen bestimmte
Vorerkrankungen, die ursächlich zu einer HI beitragen, konsequent behandelt werden.
1.9.1 Allgemeine Therapiemaßnahmen
Der medikamentösen oder sogar operativen Therapie einer chronischen Herzinsuffizienz
müssen allgemeine Maßnahmen, die auch vom Patienten selbst durchzuführen sind,
vorangehen. Zu Beginn sollte das ausführliche ärztliche Gespräch mit dem Patienten
stehen, um ihn über den Therapieplan zu informieren und Risikofaktoren zu minimieren.
Dieses Vorgehen erhöht signifikant die Compliance – insbesondere der älteren Patienten.
Ein solches Eingangsgespräch ermöglicht auch die Erfassung zusätzlich eingenommener
Medikamente und hilft eventuell, deren negativen Einfluss bei Herzinsuffizienz zu
reduzieren. So sind ca. 20 % aller akuten Dekompensationen einer chronischen
Herzinsuffizienz älterer Menschen auf die Einnahme nicht – steroidaler Antirheumatika
zurückzuführen, die über eine Salz- und Wasserretention eine bestehende HI kritisch
verschlechtern [16].
Von Seiten des Patienten ist eine Änderung der Lebensführung von immenser Bedeutung,
um die Progredienz der HI zu stoppen und die klinische Symptomatik zu verbessern.
Kardiotoxische Substanzen wie Alkohol und Nikotin müssen gemieden werden [15],
ebenso ist bei Übergewicht eine Gewichtsreduktion meist angeraten. Auch die Trinkmenge
muss bei schwerer Herzinsuffizienz auf 1,5 Liter / Tag reduziert werden. Der
Kochsalzkonsum darf bei nicht mehr als drei bis sechs Gramm täglich liegen [15]. So wird
vermieden, dass das bei einer HI durch den meist bestehenden Hyperaldosteronismus
ohnehin schon erhöhte Extrazellulärvolumen noch mehr gesteigert wird. Auch eine
regelmäßig durchgeführte leichte bis mittlere körperliche Aktivität kann bei einer
kompensierten Herzinsuffizienz zu einer Verbesserung des Krankheitsverlaufes beitragen
[17]. Neuere Studien haben ergeben, dass sich selbst beim Vorliegen einer schweren
Herzinsuffizienz leichtes körperliches Training positiv auf die Schwere der Erkrankung
auswirkt und die kardiale Kachexie zu vermeiden hilft [18].
1.9.2 Medikamentöse Therapie
Bei der pharmakologischen Therapie der HI kommen verschiedene Behandlungsansätze
zum Einsatz. Die wichtigsten Medikamente, die je nach Stadium der Erkrankung auch
20
kombiniert eingesetzt werden, sind in folgender Abbildung mit „Start-“ und „Zieldosis“
kurz aufgelistet:
Abb.1: Übliche Dosierung der Medikamente bei der HI: „ESC Guidelines for the diagnosis and
treatment of acute and chronic heart failure” aus European Heart Journal (2008). Mit freundlicher
Genehmigung von Kenneth Dickstein, Stavanger University Hospital, Norwegen
21
Abb.2: Therapieleitlinien bei der chronischen Herzinsuffizienz aus : „Hausärztliche Leitlinien –
Therapie der chronischen Herzinsuffizienz“[19], interdisziplinär erstellter Algorithmus zum Einsatz
der medikamentösen Therapie nach klinischen Gesichtspunkten. Mit freundlicher Genehmigung von
Ingrid Schubert-Isringhausen, Universität zu Köln, Deutschland
22
1.9.2.1 ACE-Hemmer
ACE-Hemmer bewirken durch Hemmung des Angiotensin-Converting-Enzymes die
Umwandlung von Angiotensin I in Angiotensin II, welches einer der stärksten
Vasokonstriktoren im menschlichen Körper ist. Dadurch wird eine Blutdrucksenkung
mittels einer Senkung der Vor- und Nachlast des Herzens erzielt. Die häufigsten
Nebenwirkungen dieser Substanz sind das Bradykinin-induzierte Husten und eine
Hypotension. ACE-Hemmer sind empfohlen bei allen Patienten mit verminderter
linksventrikulärer systolischer Funktion (Ejektionsfraktion ≤35-40 %) unabhängig von der
Symptomatik (NYHA I-IV) und bei denen, die im Rahmen eines Herzinfarktes eine
Herzinsuffizienz entwickelt haben. Für empfohlene Start- und Erhaltungs-Dosierungen
siehe Abb.1 auf der Seite 21 [2].
1.9.2.2 Betablocker
Betarezeptorenblocker hemmen an zellulären Betarezeptoren kompetitiv alpha- und betamimetisch wirkende Substanzen wie Isoprenalin, Noradrenalin oder Adrenalin, wodurch
der stimulierende Effekt des Sympathikus auf die Zielorgane, unter anderem das Herz,
gedämpft wird. Betablocker (derzeit im Gebrauch sind Bisoprolol, Carvedilol und
Metoprolol-succinat und Nebivolol) sind bei allen Patienten mit symptomatischer stabiler
ischämischer oder nicht ischämischer systolischer Herzinsuffizienz im NYHA-Stadium IIIV indiziert. Sie werden in der Regel zusätzlich zu einer Standardtherapie mit ACEHemmer und ggf. Diuretika gegeben.
Reizleitungsstörungen,
Hypoglykämien
periphere
(Diabetikern)
Bekannte Nebenwirkungen wie Bradykardie,
arterielle
und
eine
Durchblutungsstörungen,
Verschlechterung
der
Müdigkeit,
obstruktiven
Atemwegerkrankung könnten bei einigen Patienten den Einsatz dieser Medikamente
einschränken. Für empfohlene Start- und Erhaltungs-Dosierungen siehe Abb.1 auf der
Seite 21 [2].
1.9.2.3 Diuretika
Diuretika sind bei Herzinsuffizienz mit Flüssigkeitsretention (z.B. Lungenstauung,
periphere Ödeme) indiziert. Sie sollten möglichst immer mit ACE-Hemmern kombiniert
werden. Durch Hemmung der renalen Rückresorption bewirken Diuretika eine erhöhte
23
Ausscheidung v.a. von Natrium-, Chlorid- und Bikarbonat-Ionen. Demzufolge wird
vermehrt Wasser ausgeschieden und dadurch wird das Plasmavolumen gesenkt.
Bei milden bis mäßiggradigen Flüssigkeitseinlagerung können Thiazide mit Erfolg, bei
schwerer
Herzinsuffizienz
oder
eingeschränkter
Nierenfunktion
kommen
Schleifendiuretika zum Einsatz (Kreatininwerte >1,8 mg/dl, >158 μmol/l bzw.
Kreatininclearance <30 ml/min). Erwiesen ist bislang, dass Diuretika eine Besserung der
klinischen Symptome der Patienten bewirken [20]. Während bei einer milden HI noch
Thiazide eingesetzt werden können, muss bei einer schweren Ausprägung der Erkrankung
abhängig von der Kreatininclearance die Gabe von Schleifendiuretika vorgezogen werden.
Da Furosemid in seiner Resorption äußerst variabel ist, sollte stattdessen dem stabileren
Torasemid der Vorzug gegeben werden [21, 22]. Bei Therapieresistenz kann auch eine
Kombination von Thiaziden und Schleifendiuretika nötig werden, die über eine
Nephronblockade zu einer Ausschwemmung fixierter Ödeme beitragen. In einem solchen
Fall ist jedoch eine engmaschige Kontrolle des Patienten erforderlich kann [23, 24].
1.9.2.4 Aldosteron-Antagonisten
Aldosteron-Antagonisten hemmen die Wirkung von Aldosteron (Nebennierenrinde) an
intrazellulären Mineralkortikoidrezeptoren, da diese Rezeptoren nicht ausreichend durch
ACE-Hemmer geblockt werden. In der Regel erhöht Aldosteron die Resorption von
Natriumionen aus den Nieren, wodurch der Natriumspiegel im Blut erhöht wird [25].
Durch Einsatz von Antagonisten wird diese Resorption von Natrium (und Wasser)
unterbrochen, was die Abnahme des Plasmavolumens begünstigt. Aldosteron-Antagonisten
sollten niedrig dosiert (12,5-50 mg/Tag) bei schwerer systolischer Herzinsuffizienz
(NYHA III-IV) zusätzlich zu einer Basistherapie mit ACE-Hemmer, Betablocker und
Diuretikum verordnet werden [26].
1.9.2.5 AT1-Antagonisten
AT1-Antagonisten
(Angiotensin-II-Rezeptor-Subtyp-1-Antagonisten,
AT1-
Rezeptorantagonisten, Angiotensin-Rezeptorblocker) sind Arzneistoffe, die als spezifische
Hemmstoffe am Subtyp 1 des Angiotensin II-Rezeptors wirken. Die hauptsächliche
Wirkung entsteht nach Bindung des AT1-Antagonisten an die AT1-Rezeptoren. Dadurch
24
bewirken Zellen der glatten Gefäßmuskulatur in den Arteriolen ein direktes Relaxieren der
Gefäßmuskeln und damit eine Gefäßdilatation. Der periphere Gefäßwiderstand und der
Blutdruck werden gesenkt. Die AT1-Antagonisten haben gegenüber den ACE-Hemmern,
die auch die Blutdruck erhöhende Wirkung des Angiotensin II verhindern, den Vorteil,
dass sie deutlich seltener einen trockenen Husten (mangels Interaktion mit dem
Bradykinin-Abbau) als Nebenwirkung verursachen. Vor allem hochgradig erkrankte
Personen (NYHA-Klasse III), die trotz Therapie mit Diuretika, ACE Hemmer und
Betablocker symptomatisch bleiben, profitieren von einer zusätzlichen Gabe des AT1Antagonisten. Für empfohlene Start- und Erhaltungs-Dosierungen siehe Abb.1 auf der
Seite 21 [2].
1.9.2.6 Digitalispräparate
Über eine Hemmung der Natrium-Kalium-ATPase bewirken Digitalisglykoside (Digoxin
und Digitoxin) am Herzen eine Steigerung der Kontraktionskraft (positiv inotrop), eine
Verringerung
der
Schlagfrequenz
(negativ
chronotrop),
eine
Erschwerung
der
Erregungsleitung (negativ dromotrop) und begünstigen durch eine Senkung der
Reizschwelle die Erregungsbildung (positiv bathmotrop) [27]. Daher können sie zur
Therapie der Herzinsuffizienz oder einer supraventrikulären Tachykardie, vor allem des
tachykarden Vorhofflimmerns, eingesetzt werden. Allerdings wirkt sich die positiv
bathmotrope
Wirkung
der
Digitalisglykoside
nachteilig
aus,
wodurch
es
zu
Herzrhythmusstörungen und Kammerflimmern kommen kann. Ein verminderter
Glykosidbedarf
besteht
Niereninsuffizienz.
Eine
bei
Patienten
Hypokaliämie
mit
schwerer
(z.B.
kombinierter
induziert
durch
Leber-
und
Diuretikatherapie)
sensibilisiert das Myokard für Digitoxin, sogar wenn der Digitoxinserumspiegel in der
therapeutischen Breite liegt, daher wäre eine
Dosisanpassung notwendig [28].
Kontraindikationen für Digitalis sind unter anderem AV-Block II°+III° ohne
Schrittmacher,
Myokarditis,
Kammertachykardie,
Sick-Sinus-Syndrom,
Koronare
Herzkrankheit ohne Herzinsuffizienz [29].
1.9.3 Nicht-pharmakologische Therapie
Zur
nicht-pharmakologischen
Therapie
der
chronischen
Herzinsuffizienz
stehen
verschiedene Verfahren zur Verfügung, auf die im Rahmen der vorliegenden
Untersuchung nur kurz eingegangen werden kann.
25
1.9.3.1 Revaskularisation und Aneurysmektomie
Liegen bei einer chronischen Herzinsuffizienz noch ≥ 50% vitales Myokard sowie eine
Ejektionsfraktion
des
linken
Ventrikels
von
mindestens
20%
vor,
kann
die
Revaskularisation des Myokards im Rahmen einer Bypassoperation die Symptome des
Patienten verbessern [30]. Eine weitere Voraussetzung für diese Operation sind jedoch so
genannte „bypassfähige“ Koronarien. Die Mortalität dieses Verfahrens (2 – 7 %) ist –
genauso wie die Langzeitüberlebensrate - der Herztransplantation gleichzusetzen. Es muss
jedoch bedacht werden, dass die perioperative Mortalität bei Patienten mit einer
bestehenden HI mit 5 bis 20% höher liegt als bei diesbezüglich gesunden Patienten (1,2 –
3,7%) [31]. Liegt im Ventrikel ein Aneurysma als Ursache der ischämischen HI vor, ist
eine Entfernung dieser Aussackung ebenfalls mit einer verbesserten Lebensqualität des
Patienten verbunden [31].
Desweiteren ist die weit häufiger angewandte Methode zur Revaskularisation die
perkutane koronare Intervention (PCI) zu nennen. Sie ist eine nichtchirurgische
katheterinvasive Maßnahme zur Eröffnung stenosierter Gefäße. Hierbei werden
verschiedene Katheter verwendet, über die Ballondilatatoren oder Stents in die
Koronararterien eingebracht werden. Heutzutage werden fast nur noch „Slotted-TubeStents“ verwendet, bei deren Herstellung ein Laser das Stentgeflecht aus einem
dünnwandigen Röhrchen herausschneidet. Durch Einbringen von Stents werden stenosierte
Gefäße aufgedehnt und ein Verschluss verhindert. Komplikationen bei dieser Methode
sind Restenose (erneute Lumeneinengung > 50% ), Dissektion (Gefäßwandeinriss),
Perforation (kann zunächst durch den Ballon, später durch einen Stent gedeckt werden)
[32].
1.9.3.2 Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT)
Häufig geht die chronische Herzinsuffizienz mit einer Störung im kardialen
Reizleitungssystem einher [8]. Meist bedingt ein Linksschenkelblock konsekutiv eine
Verzögerung der linksventrikulären Kontraktion. Dadurch wird die diastolische Füllung
der
linken
Herzkammer
verlangsamt
und
es
entsteht
eine
funktionelle
Mitralklappeninsuffizienz [33, 34]. Über eine biventrikuläre Stimulation kann die
asynchrone Kontraktion des Myokards synchronisiert und die Pumpleistung des Herzens
verbessert werden. Studien [35, 36] konnten zeigen, dass es so zu einer wesentlich
verbesserten Lebensqualität [37] und einer erhöhten Belastbarkeit der Patienten kommt
26
[37].
In
der
CARE-HF
Studie
konnte
gezeigt,
dass
die
Kardiale
Resynchronisationstherapie vielen Patienten mit Herzinsuffizienz das Leben rettete und die
Behandlungsdauer im Krankenhaus verringert werden konnte [38].
Außerdem ermöglicht diese operative Maßnahme den Patienten eine prognostische
Verbesserung ihrer Erkrankung [39]. Zusätzlich konnte die Zahl der Rehospitalisierungen
deutlich gesenkt werden.
1.9.3.3 Implantierbarer Kardioverter – Defibrillator (ICD)
Patienten die in der Folge eines Herzinfarkts unter einer Herzinsuffizienz mit
eingeschränkter linksventrikulärer Funktion leiden, weisen zu einem hohen Prozentsatz
maligne ventrikuläre Rhythmusstörungen auf, die nicht selten den Tod des Patienten
bedeuten. In Studien konnte gezeigt werden, dass die Implantation eines Kardioverter –
Defibrillator die Mortalität dieser Patienten im Vergleich zur herkömmlichen
antiarrhythmischen Therapie um 30% senken konnte [40]. Selbst herzinsuffiziente
Patienten mit einer ventrikulären Ejektionsfraktion von unter 30 Prozent profitieren von
dem ICD. Die MADIT II – Studie belegte, dass auch bei diesen Erkrankten die
Gesamtmortalität bei Implantation eines ICD um 31% im Vergleich zu einer
medikamentös therapierten Patientengruppe gesenkt werden konnte [41]. Daher sollte
jedem HI - Patienten mit entsprechenden Risikofaktoren die Implantation eines ICD
empfohlen werden [42], insbesondere dann, wenn in der Vorgeschichte schon ein
bedrohliches Kammerflimmern aufgetreten ist [43].
Man unterscheidet zwischen Primär (hohes Risiko)- und Sekundärprävention (Prävention
eines Zweitereignisses). Bei Patienten, die einen Herzstillstand, eine Synkope oder
hämodynamische Beeinträchtigung
wegen ventrikulären Tachyarrhythmien überlebt
haben, ist die Implantation eines ICD als Sekundärprophylaxe angebracht [6].
1.9.3.4 Mechanische Unterstützungssysteme (Assist – Systeme)
Unterstützungssysteme bei Herzinsuffizienz können entweder zeitlich begrenzt eingesetzt
werden, z. B. um die Wartezeit auf eine Herztransplantation zu überbrücken, sie können
aber auch als langfristige Systeme der hämodynamischen Verbesserung dienen.
Im
Rahmen
der
ventrikulären
Unterstützungssysteme
können
drei
Kategorien
unterschieden werden. Sie werden in fortgeschritten Herzinsuffizienzstadien eingesetzt und
müssen individuell den Erfordernissen des Patienten angepasst werden.
27
Soll die Unterstützung nur kurzfristig bestehen – z.B. im Rahmen einer Myokarditis – sind
die eingesetzten Systeme meist extrakorporal. Ist es jedoch notwendig, die Zeit bis zu einer
geplanten Herztransplantation zu überbrücken, können die Systeme sowohl extra – als
auch intrakorporal angewandt werden und ermöglichen das Überleben des Patienten bis
zur Organtransplantation und schaffen eine verbesserte präoperative Ausgangslage [44].
Komplette Kunstherzen, die anstelle des erkrankten Herzens implantiert werden können,
befinden sich momentan noch in der Erprobungsphase, haben aber erstmals einem
Patienten eine 17-monatige Überlebenszeit ermöglicht [45].
Nachteil all dieser ventrikulären Assist – Systeme sind ihre hohen Komplikationsraten. So
haben die Patienten mit der Gefahr zerebrovaskulärer Thrombosen, Blutungen und
Infektionen zu rechnen [44].
1.9.3.4.1 Intraaortale Ballongegenpulsation (IABP)
Die intraaortale Ballongegenpulsation gilt als häufigste und simpelste Methode, die
Herzfunktion zu unterstützen. Da der Ballonkatheter diastolisch gefüllt und präsystolisch
geleert wird, ist das Verfahren in der Lage, zum einen den Perfusionsdruck in den
Koronararterien zu erhöhen und zum anderen die Nachlast zu senken und so eine
Entlastung des linken Ventrikels herbeizuführen. Der dadurch sinkende Sauerstoffbedarf
hilft dem kardialen System sich z.B. nach einer Bypass – Operation zu erholen. Auch
präoperativ wird der Ballonkatheter bei Hochrisikopatienten eingesetzt, um das Herz zu
entlasten. Die Anwendbarkeit des Verfahrens ist jedoch auf wenige Tage begrenzt [46].
1.9.3.5 Herztransplantation
Die Indikation für eine Herztransplantation sehen Experten bei einer therapieresistenten
HI und einer wahrscheinlichen Überlebensdauer von weniger als zwei Jahren ohne
Transplantation als gegeben an. Eine breite Anwendung dieses Verfahrens wird zum einen
jedoch durch eine ungenügende Anzahl von Spenderherzen, zum anderen durch
patientenbezogene Ausschlusskriterien begrenzt. Erkrankte, die sich einer Transplantation
unterziehen
müssen,
sollten
unter
70
Jahre
alt
sein,
keinen
Drogen-
oder
Alkoholmissbrauch in der Anamnese aufweisen, sowie weder unter zusätzlichen, anderen
schweren Grunderkrankungen noch unter einer pulmonalen Hypertonie leiden [47].
28
1.9.3.6 Mitralklappenchirurgie
Im Rahmen einer schweren Herzinsuffizienz kommt es nicht selten zu einer funktionellen
Mitralklappeninsuffizienz. Studien konnten zeigen, dass in Fällen einer nachgewiesenen
hochgradigen Insuffizienz der Mitralklappe und einer damit verbundenen Pumpschwäche
des linken Ventrikels die Rekonstruktion der Mitralklappe für die Patienten eine
Verbesserung ihrer klinischen Symptomatik bedeutete [33]. Perioperativ liegt das
Mortalitätsrisiko dieses Verfahrens bei 6 bis 7%. Mit einer Einjahresüberlebensrate von 81
bis 86% stellt sich die operative Wiederherstellung der Mitralklappe bei gegebener
Indikation als eine positive Therapiemaßnahme dar [33, 34].
1.10 Prognose der chronischen Herzinsuffizienz
Seit 1970 ist eine deutliche Steigerung der Prävalenz der Herzinsuffizienz um das
Vierfache zu verzeichnen. 90% der betroffenen Patienten haben das 65. Lebensjahr
überschritten [48, 49]. Trotz zunehmender Häufigkeit der Herzinsuffizienz sind die
Gesamtsterblichkeitsrate der Herzinsuffizienz wie die Mortalität bei stationärer
Behandlung rückläufig.
Zurückzuführen ist dieses scheinbare Paradoxon auf die verbesserte und frühzeitig
einsetzende Diagnostik, die eine vorzeitige Sterblichkeit reduziert [45]. Die Prognose der
chronischen HI ist selbstverständlich von ihrem Schweregrad abhängig. Patienten mit einer
höheren NYHA – Klasse haben eine geringere Lebenserwartung als an milder HI
Erkrankte. Doch auch die Prognose von Patienten im Stadium NYHA III und IV lässt sich
therapeutisch beeinflussen. ACE – Hemmer beispielsweise sind in der Lage bei einer HI
NYHA – Stadium III oder IV die Mortalität um 20% gegenüber einer inadäquat
behandelten Patientengruppe mit gleichem Schweregrad der Erkrankung zu senken [50].
Erwiesen ist ebenfalls, dass Patienten mit einer systolischen Funktionseinschränkung
(Mortalitätsrate 15 – 19 %) prognostisch schlechter zu bewerten sind als diejenigen mit
einer rein diastolischen Dysfunktion (Mortalitätsrate 8 - 9 %) [51]. Auch ist die
Sterblichkeit bei Männern insgesamt höher als bei Frauen.
Die häufigsten Todesursachen einer chronischen Herzinsuffizienz sind die fortschreitende
Verschlechterung der Kontraktionsfähigkeit des Myokards mit einer konsekutiven
Minderversorgung aller Organsysteme sowie der plötzliche Herztod.
29
1.11 Das „Europäische Herzstudienprogramm“
Das aktuelle Forschungsprogramm der ESC trägt den Namen „EURObservational
Research Programme“ und inkludiert als eine der ersten Untersuchungen die Pilotphase
des Euro Heart Failure Survey (kurz „EHFS“). Ziel dieser Studie ist es, Daten von an
Herzinsuffizienz erkrankten Patienten europaweit zu protokollieren, um sowohl den
Krankheitsverlauf als auch diagnostische und therapeutische Interventionen innerhalb der
teilnehmenden Länder zu vergleichen. Über die Auswertung der Daten soll eine vermehrte
Transparenz bei der Diagnose und der Therapie der Patienten erreicht werden.
Es hat sich gezeigt, dass sowohl die Therapieoptionen als auch die allgemeine ambulante
und stationäre Versorgung der Herzinsuffizienz – Patienten nicht nur zwischen den
einzelnen europäischen Ländern sondern auch innerhalb eines Staates variieren. Dadurch
sind weder eine optimale Betreuung noch die bestmögliche Therapie der Patienten
gewährleistet. Auch Forschungsergebnisse erreichen längst nicht alle Ärzte, die mit der
Behandlung herzkranker Patienten betraut sind. So konnten in der „IMPROVEMENT –
Studie“ aus dem Jahr 2002 sowie in den „Euro Heart Failure Survey – Studien I und II“
(Daten aus 2003) gezeigt werden, dass nur ca. 20% der Patienten mit einer HI gemäß den
vorgegebenen Leitlinien therapiert werden [2, 52]. Daher ist es bedeutsam, in einer neu
angelegten Studie (EHFS III) nicht nur epidemiologische Daten und allgemeine
Therapiemaßnahmen zu erfassen, sondern die gesamte Historie der Krankengeschichte des
jeweiligen Patienten - einschließlich seiner Komorbiditäten und Risikofaktoren festzuhalten und zusätzlich nicht nur während einer akuten Erkrankungsphase sondern
fortlaufend das Ansprechen der Behandlung sowie die Lebensqualität des Patienten zu
protokollieren. Leitlinien, die auf dem aktuellsten Kenntnisstand beruhen und praxisnah
präsentiert werden, können so den mit der Behandlung herzkranker Patienten beauftragten
Ärzten eine wichtige Hilfestellung sein. Voraussetzung für
die Gestaltung eines
dauerhaften Herzregisters ist jedoch eine valide und sensitive Qualität der gewonnenen
Daten.
Die allgemeine Durchführung der „Euro Heart Failure Survey III“ sowie die aktuelle
Datengewinnung
an
dem
in
der
vorliegenden
Untersuchung
beschriebenem
Landeskrankenhaus Feldbach, das mit acht Patienten eines der teilnehmenden
Krankenhäuser darstellt, werden in Kapitel 3 „Patienten und Methodik“ ausführlich
erläutert.
30
2 Das Landeskrankenhaus Feldbach
Das an der EHFS III teilnehmende LKH Feldbach gilt als Krankenhaus der erweiterten
Basisversorgung und fungiert auch als Lehrkrankenhaus der Medizinischen Universität
Graz. Pro Jahr werden ca. 13400 Patienten im stationären Bereich der Klinik betreut und
etwa 4900 Operationen durchgeführt. Die interne Abteilung in Feldbach verfügt über 85
Betten, davon 5 auf der Intensivstation. Die kardiologische
Ambulanz bietet als
Sprechstunden die „Allgemeine Herzambulanz“ und die „Schrittmacherambulanz“ an. Für
die ebenfalls am Krankenhaus Feldbach mögliche 24h-Akutversorgung herzkranker
Patienten
stehen
folgende
technisch-kardiologische
Diagnose-
und
Überwachungsmöglichkeiten zur Verfügung: transthorakale und transösophageale
Echokardiographie, 24h-Blutdruckmessung und 24h-EKG, Event-Recorder, SM- und ICDNachsorge, Ergometrie und kardiologische Leistungsbeurteilung, Carotis-DopplerUntersuchung, Lungenfunktionsprüfung und ein 24h-Labor. Des weiteren werden in der
chirurgischen Abteilung des LKH Feldbach bradykarde SM-Systeme implantiert.
Außer der Inneren Medizin sind im LKH Feldbach folgende Disziplinen vertreten:
Anästhesiologie und Intensivmedizin, Chirurgie und Unfallchirurgie, Gynäkologie und
Geburtshilfe,
Radiologie
und
Neurologie.
31
3 Patienten und Methodik
Im Rahmen dieses Kapitels werden zum einen die Durchführung der EHFS III sowie die
Voraussetzungen zur Teilnahme an dieser Studie dargelegt, zum anderen wird die
Methode, mit der am LKH Feldbach die Daten der acht Patienten gewonnen und
protokolliert wurden, beschrieben.
3.1 Euro Heart Failure Survey III
Die Europäische Herzstudie ist eine prospektive, multizentrisch angelegte Untersuchung,
die dem Erkenntnisgewinn der Umsetzung der Guidelines der Herzinsuffizienz dienen soll.
Es nehmen 136 kardiologische Zentren aus 12 EU – Mitgliedsstaaten teil. Insgesamt soll
die Gruppe der an der Studie beteiligten Kliniken ein heterogenes Bild ergeben, so dass
größere wie auch kleinere Häuser an der Untersuchung beteiligt sein können.
12 europäische Länder sind in die EHFS III involviert: vier westeuropäische Länder
(Österreich, Frankreich, Deutschland und die Niederlande), zwei osteuropäische Länder
(Rumänien und Polen), drei südeuropäische Länder (Griechenland, Italien und Spanien)
sowie mit Dänemark, Norwegen und Schweden auch drei nordeuropäische Staaten. Pro
Land sollten nicht weniger als sechs und nicht mehr als 25 Kliniken an dem Programm
partizipieren. Bei der Auswahl der Krankenhäuser ist auf die Bevölkerungsdichte des
betreffenden Landes (2.000.000 Einwohner / Klinik) sowie auf eine möglichst
unterschiedliche Spezialisierung der Zentren geachtet worden. Es wurde unterschieden in
Häuser der Spitzenversorgung (mit invasiver Kardiologie plus Herzchirurgie), Häuser der
kardiologischen Standardversorgung (mit invasiver Kardiologie) sowie Häuser der
kardiologischen Basisversorgung (ohne invasive Kardiologie).
3.2 Datengewinnung für die Euro Heart Failure Survey III
Alle Patientendaten sind anonymisiert in eine Internet-basierte Datenbank der ESC
eingegeben worden. Da die Standards für solche Studien hinsichtlich der Genehmigung
durch eine Ethikkommission in den einzelnen Staaten unterschiedlich sind, war es in der
Verantwortung
jedes
Hauses,
die
lokalen
Gegebenheiten
dementsprechend
zu
berücksichtigen.
32
Stets jedoch wurden die Patienten in einer ausführlichen Aufklärung über die genaue
Durchführung und den Nutzen dieser Maßnahmen unterrichtet. Es wurden nur Daten
derjenigen Patienten, die sich schriftlich mit der Teilnahme einverstanden gezeigt hatten,
für die EHFS III – Studie verwandt.
Jedes Haus konnte für sich einen Tag der Woche festlegen, an dem die Daten von 0.00 bis
24.00 Uhr
erhoben wurden. Diese Phase dauerte acht Monate. Erfolgte von einem
Krankenhaus über zwei Monate keine Datenweitergabe, wurde es automatisch von der
Studie ausgeschlossen und eine andere Klinik rückte nach.
Folgende Kriterien der jeweiligen Patienten sind dokumentiert worden: demografische
Daten, kardiovaskuläre Risikofaktoren, Komorbiditäten, Symptome die auf eine akute HI
hinweisen, sonstige klinische Symptome, Blutwerte, die Störungen des neurohumoralen
Systems anzeigen, bislang eingenommene Medikamente, nicht – medikamentöse
Behandlungsmaßnahmen, bereits erfolgte invasive / nicht – invasive Diagnostiken.
Alle ambulanten oder aus der stationären Behandlung entlassenen Patienten sind nach drei,
sechs sowie zwölf Monaten erneut visitiert bzw. telefonisch befragt worden.
Die Euro Heart Failure Survey III – Studie ist eine rein beobachtende Untersuchung.
Keinesfalls greifen die Koordinatoren der einzelnen Länder oder die lokal die Daten
erhebenden Ärzte in die Therapie der erkrankten Patienten ein. Diese obliegt allein den
behandelnden Kardiologen.
Die gesamteuropäischen Daten der baseline-Untersuchung sind mittlerweile präsentiert
sowie publiziert [53]. Da in der gegenständlichen Diplomarbeit im LKH Feldbach aber nur
8 Patienten erfasst worden sind, kann eine aussagekräftige Auswertung der lokalen Daten
nicht durchgeführt werden.
3.3 Voraussetzungen der Patienten zur Teilnahme an der EHFS III
Alle Patienten, die sich aufgrund einer akuten neu aufgetretenen HI oder einer akuten
Dekompensation einer schon vorbestehenden chronischen Herzinsuffizienz an einem
bestimmten Tag in der Klinik vorstellten, sowie Patienten, deren chronische HI schon
vormals von einem Kardiologen diagnostiziert wurde und die sich in klinische Behandlung
begaben, nahmen, sofern ihre schriftliche Einwilligung vorlag, an der Studie teil. Die
Patienten
mussten
mindestens
18
Jahre
alt
sein, ansonsten
bestanden
keine
Ausschlusskriterien [54].
33
3.3.1 Erhebung und Veröffentlichung wesentlicher Parameter bei der
Datengewinnung
Die mittels Standardprotokoll gewonnenen Daten wurden erfasst und unterlagen
anonymisiert der Verantwortung des Executive Committee des EHS Department.
Um praxisrelevante Ergebnisse zu erzielen, welche Auswirkungen auf die Betreuung der
herzkranken Patienten haben, waren folgende Punkte bei der Datenerhebung von
Bedeutung:
1. Ätiologie der Herzinsuffizienz
2. Daten und Werte der wichtigsten Anzeichen der Herzinsuffizienz
3. Nachweis jeglicher neurohumoraler Therapie
4. Zeit und Dosis der verabreichten Medikation
5. Diagnostische Maßnahmen
6. Follow-Up nach 3, 6 und 12 Monaten
Insbesondere die Auswertung dieser Angaben soll zukünftig die Diagnostik, Therapie
sowie den prognostischen Verlauf der chronischen HI vereinheitlichen.
34
4 Ergebnisse
Die ermittelten Daten der Patienten des LKH Feldbach, die an einer chronischen
Herzinsuffizienz leiden, sollen im Rahmen der Euro Heart Failure Survey III - Studie
ausgewertet werden. Nachfolgend die wichtigsten Ausgangswerte, die für jeden einzelnen
Patienten erhoben wurden.
4.1 Ergebnisse zu demografischen Parametern, RR und Puls
In dem Zeitraum von November 2009 bis einschließlich Juni 2010 konnten mittwochs
insgesamt acht Patienten mit der Diagnose „Herzinsuffizienz“ am LKH Feldbach erfasst
werden. Fünf der Patienten waren männlich, drei weiblich. Der Mittelwert des systolischen
Blutdruckes lag bei 119, diastolisch bei 76 mmHg und der Mittelwert der Herzfrequenz bei
89 Schlägen pro Minute.
Sieben Patienten sind ambulant behandelt worden, bei einer Patientin war eine stationäre
Aufnahme zur Therapie ihrer bestehenden Herzinsuffizienz NYHA III erforderlich.
Drei von acht Patienten zeigten bereits klinisch wegweisende Zeichen einer
Herzinsuffizienz (periphere Ödeme, Jugularvenenstauung). Die übrigen fünf wiesen
keinerlei klinische Zeichen auf. Diagnostisch zeigten sich in allen echokardiographischen
Untersuchungen der Patienten Zeichen einer linksventrikuläre Dysfunktion. Jene, die eine
Röntgen-Thorax-Untersuchung erhielten, wiesen eine Herzvergrößerung auf.
Zum Vergleich sind die Länder sowie die Entwicklung der an der EHFS III – Studie
teilnehmenden Kliniken zur Veranschaulichung in den folgenden Abbildungen grafisch
dargestellt.
Abb.3: An der EHFS III teilnehmende Länder mit der Anzahl der stationären / ambulanten Patienten.
Mit freundlicher Genehmigung von Emanuela Fiorucci, EURObsevational Research Programme, European
Society of Cardiology
35
4.2 Ergebnisse bedeutender Laborparameter
Der Natrium- und Kaliumwert im Serum lag im LKH Feldbach sowohl bei den weiblichen
als auch bei den männlichen Patienten im Normbereich. Natrium lag zwischen 135mmol/l
und 140mmol/l. Kalium lag zwischen 4 und 5 mmol/l. Wobei der Kaliumwert von 5mmol/l
bei einem Patienten schon deutlich an der oberen Normalwertgrenze von 5.1mmol/l liegt
[55]. Das Kreatinin lag mit einem Mittelwert von 0.99mg/dl im Normbereich. Ein erhöhter
Kreatininwert von 1,79mg/dl war nur bei einer Patientin nachweisbar. Der NT - proBNT –
Wert war mit einem Mittelwert von 4777 pg/ml und Werten zwischen 217pg/ml und
24965pg/ml einer starken Schwankungsbreite unterworfen.
4.3 Vergleich der Daten der acht Patienten des LKH Feldbach mit den
Daten der Patienten der EHFS III
Der Vergleich einiger wichtiger Daten der acht Patienten mit denen von 3226 chronisch
Erkrankten, die sich im Rahmen der EHFS III – Studie in der Pilotphase in den
Krankenhäusern der teilnehmenden Länder vorstellten, wird in den folgenden Tabellen
dargestellt. Die im weiteren Verlauf außerhalb der Klinik in der Arztpraxis ermittelten
Werte der Patienten, die an der EHFS III teilnahmen, werden hier nicht berücksichtigt.
Daten
Alter / Jahren
Mittelwert
Männlich in %
Weiblich in %
NT-proBNP pg/ml
LKH Feldbach
53
63
37
1633
EHFS III
67 +/- 13
70
30
4007
Medianwert
Tab. 1: Demografische Parameter und mittlerer NT-pro-BNP-Wert der acht am EHFS III
teilnehmenden herzinsuffizienten Patienten im Vergleich zu den im Rahmen der EHFS III – Studie
ausgewerteten Daten von 3226 Patienten mit chronischer HI [53]
36
Daten
Vorhofflimmern in %
QRS > 120 ms in %
Ventrikeldilatation in
%
Mittlere EF in %
LKH
Feldbach
25
12,5
37,5
33
EHFS III
35
35,5
16
38
Tab. 2: Herzparameter der acht am EHFS III teilnehmenden herzinsuffizienten Patienten im
Vergleich zu den im Rahmen der EHFS III – Studie ausgewerteten Daten von 3226 Patienten mit
chronischer HI [53]
Nur bei einer Patientin wurde eine stationäre Aufnahme aufgrund der HI notwendig. Die
Patientin befand sich fünf Tage in stationärer Betreuung.
4.4 NYHA – Stadien
Von den weiblichen Patienten zeigten zwei das NYHA – Stadium III, eine NYHA Stadium II. Bei den männlichen Patienten wiesen zwei das NYHA – Stadium II und drei
das NYHA – Stadium III auf. Während die acht Patienten der vorliegenden Studie zu 37%
dem NYHA – Stadium II und zu 63% dem Stadium III angehörten, stellt sich die Situation
bei der EHFS III folgendermaßen dar: 42% NYHA II, 35% NYHA III, 12% NYHA IV
und 11% NYHA I, wobei 61% ambulant und 39% stationär behandelt wurden.
4.5 Genese der chronischen Herzinsuffizienz
Als Genese der chronischen Herzinsuffiszienz ließen sich bei den acht Patienten des LKH
Feldbach folgende Erkrankungen eruieren, die in der Abbildung 4 optisch anschaulich
dargestellt werden.
37
%
n=4
50
45
40
35
n=2
30
Dilatative Kardiomyopathie
25
20
n=1
15
Ischämische Herzerkrankung
n=1
10
Tachykarde Kardiomyopathie
Postinfektiöse Genese
5
0
HI Ursache am LKH Feldbach nach Häufigkeit in Prozent
Abb. 4: Ursächlich für die Entstehung einer HI verantwortliche Erkrankung in ihrer Häufigkeit in
Prozent bei den acht am EHFS III teilnehmenden herzinsuffizienten Patienten des LKH Feldbach
Im Vergleich hierzu sind die ätiologischen Erkrankungen aller europäischen Patienten mit
chronischer HI im Rahmen der EHFS III – Studie dargestellt.
%
45
n=1387
40
35
30
25
Ischämische Herzerkrankung
n=742
Dilatative Kardiomyopathie
20
15
10
5
0
n=387
Hypertonie
n=323
n=226
n=65
Klappenfehler
Andere Ursachen
Tachykarde Kardiomyopathie
Ursache der chronischen HI aller europäischen Patienten im Rahmen der EHFS III in Prozent
Abb. 5: Ursächlich für die Entstehung einer chronischen HI verantwortliche Erkrankung in ihrer
Häufigkeit in Prozent im Rahmen der EHFS III-Studie
38
4.6 Medikamentöse Therapie
Die acht Patienten (n=8) des LKH Feldbach erhielten in Bezug auf ihre Erkrankung
folgende Medikamente, die auch in Kombination gegeben wurden. Sie sind in der
Abbildung 6 in prozentualer Häufung grafisch dargestellt:
Vergleich der Medikamentenverteilung in Prozent
ACE Hemmer
Betablocker
Diuretika
Aldosteronantagonist
AT1 Blocker
Digitalis
87
75
75
83
65
62,5
50
44
27
12,5 12,5
LKH Feldbach
21
EHFS III
Abb. 6: Links: Medikamente der acht am EHFS III teilnehmenden herzinsuffizienten Patienten des
LKH Feldbach in ihrer Häufigkeit nach Prozent. Rechts: Medikamentenverteilung der an der EHFS
III -Studie teilnehmenden Patienten mit chronischer HI (n= 3226) in Prozent
75% der Patienten des LKH Feldbach wurden aufgrund ihrer chronischen Herzinsuffizienz
mit ß – Blockern behandelt. Ebenfalls 75% (6 Patienten) wurden mit ACE-Hemmer,
62,5% (5 Patienten) mit Diuretika, 50% (4 Patienten) mit Aldosteron-Antagonisten, 12,5%
mit AT1-Blocker und 12,5% (1 Patient) mit Digitalis behandelt.
4.7 Komorbidität und klinische Symptome
5 der acht Patienten (62,5%) des LKH Feldbach standen unter einer blutdrucksenkenden
Therapie, 3 Patienten (37,5%) litten unter einer Depression, 2 Patienten (25%) unter einem
Diabetes mellitus. Ebenfalls 2 der Patienten (25%) wiesen Symptome einer COPD auf, 1
Patient (12,5%) litt unter einer renalen Dysfunktion. Diese Häufigkeitsangaben sind
39
insbesondere für die eine blutdrucksenkende Therapie erhaltenden Patienten (58%), für
den Diabetes (29%) und die chronische renalen Dysfunktion (18,5%) mit den Werten der
oben erwähnten Untersuchungen vergleichbar. Als klinische Symptome ließen sich bei der
Vorstellung der acht Patienten im LKH Feldbach bei zwei Patienten periphere Ödeme
nachweisen (25%), diese traten im Rahmen der EHFS – Pilot Studie bei 24, 5% aller
Patienten auf [53].
4.8 Klappenfehler und operative Maßnahmen
25% der Patienten (n=2) der vorliegenden Untersuchung zeigten eine Aortenstenose,
12,5% (n=1) eine Mitralklappeninsuffizienz bzw. das Bild eines Linksschenkelblocks.
Insbesondere die Häufigkeit einer Mitralklappeninsuffizienz lag mit 43% bei der EHFS –
Pilot Studie wesentlich höher. Bei keinem der acht herzinsuffizienten Patienten, die sich im
LKH Feldbach vorstellten, war eine operative Intervention nötig. Die Patienten der EHFS
III, die unter einer chronischen HI litten, hatten bereits im Rahmen des Pilotprogramms zu
13% eine ICD, zu 1% einen CRT und zu 9% einen CRT – D.
4.9 Kontrolle der Patienten des LKH Feldbach nach drei und sechs
Monaten
Bei der Kontrolle der Patienten nach drei und sechs Monaten zeigte sich, dass bei keinem
der sieben kontaktierten PatientInnen (eine Patientin war „lost to follow up“) eine
stationäre Behandlung notwendig geworden war, auch die Medikamenteneinnahme erwies
sich als erfolgreich und wurde in der Zeit seit dem Erstkontakt in keinem Fall verändert.
Insgesamt kann anhand dieser Ergebnisse postuliert werden, dass die acht Patienten der
vorliegenden Untersuchung zwar nicht in allen Punkten, jedoch trotzdem in wichtigen
Parametern eine Übereinstimmung mit den europaweit gesammelten Daten der EHFS III Studie aufweisen, so dass eine Interpretation der Werte im Rahmen dieser Studie durchaus
sinnvoll erscheint.
40
5 Diskussion
Die zugrundeliegende EHFS-Studie zielte darauf ab, den IST-Zustand der verschiedenen
Kliniken Europas mit kardiologischem Klientel aufzuzeigen, um die Unterschiede in der
Versorgung herzinsuffizienter Patienten verstehen zu können.
Selbstverständlich ist mir als Autor der vorliegenden Untersuchung bewusst, dass die
geringe Anzahl der herzinsuffizienten Patienten des LKH Feldbach keine statistisch
relevante Beurteilung der Ergebnisse zulässt und auch im Hinblick auf die
Gesamtbevölkerung der Steiermark (der Fläche nach das zweitgrößte, der Einwohnerzahl
nach das viertgrößte Bundesland der Republik Österreich) mit insgesamt 1.208.372
Einwohnern [56], von denen 67.334 im Bezirk Feldbach [56] angesiedelt sind, nur eine
eingeschränkte Aussagekraft besitzt.
5.1 Chronische Herzinsuffizienz als heterogenes Syndrom
Durch die Heterogenität des Krankheitsbildes wird eine einheitliche Umsetzung der
Therapieleitlinie erschwert, da oftmals auf individuelle Risikofaktoren und Komorbiditäten
Rücksicht genommen werden muss. So steht der Arzt bei jedem Patienten mit den Zeichen
einer HI vor der Entscheidung, die individuell beste Therapieform zu wählen. Es gibt zwar
evidenzbasierte Leitlinien zum Thema „Chronische Herzinsuffizienz“ [2] doch wird der
komplette Krankheitsverlauf – einschließlich akuter Dekompensationsphasen und anderer
Komplikationen
sowie
der
Einbeziehung
von
Komorbiditäten
oder
Medikamentenunverträglichkeiten – zuwenig berücksichtigt, so dass die therapeutischen
Vorgaben oftmals therapieresistente und komplikationsreiche Krankheitsfälle außen vor
lassen. Die Euro Heart Failure Survey III – Studie hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle
Facetten und Verläufe der HI, insbesondere die regional forcierten zu berücksichtigen.
5.2 Diagnose der Herzinsuffizienz
Im
Folgenden
wird
auf
die
bildgebenden,
invasiven
und
laborchemischen
Diagnostikverfahren der Herzinsuffizienz am LKH Feldbach eingegangen.
41
5.2.1 EKG - Diagnostik
Bei den acht Patienten des LKH Feldbach zeigten sich EKG – Veränderungen, die jedoch
im Vergleich zu den 3226 Patienten der Pilotphase der EHFS III seltener auftraten. So
konnte eine Verbreiterung des QRS – Komplexes ≥ 120ms nur bei 12,5% (EHFS III =
35,5%) und ein Vorhofflimmern bei 25% (EHFS III = 35%) der Erkrankten festgestellt
werden. Diese Differenz ist zum einen selbstverständlich über die geringe Anzahl der
Patienten der vorliegenden Studie und zum anderen über den Schweregrad der HI, der bei
den acht Patienten des LKH Feldbach das NYHA – Stadium III nicht überstieg, zu
erklären, denn die Inzidenz des Vorhofflimmerns steigt mit zunehmender Schwere der
Herzinsuffizienz an . So weisen ca. 4% der Herzinsuffizienten im Stadium I - II, aber
schon 50% im Stadium IV ein Vorhofflimmern auf. Insbesondere ältere Menschen leiden
verstärkt unter dieser Komplikation [11]. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung
stimmen mit dieser Erkenntnis überein, Vorhofflimmern trat hier bei den beiden ältesten
Patienten der Gruppe auf (66 und 85 Jahre).
Wird im EKG ein Linksschenkelblock mit einem Kammerkomplex von ≥ 120 ms
festgestellt, ist nach heutigem Wissensstand die Indikation eines biventrikulären
Schrittmachers gegeben, sofern zusätzlich eine NYHA – Klassifikation III - IV und eine
EF < 35% vorliegen. Diese Parameter waren bei keinem der in der vorliegenden
Untersuchung vorgestellten Patienten gegeben, sodass keine Indikation für eine operative
Maßnahme bestand. In der erhobenen Statistik zur EHFS Pilot -Studie hatten bereits 13%
der Patienten einen biventrikulären Schrittmacher.
5.2.2 Echokardiographie
Hier
muss
daraufhingewiesen
werden,
dass
die
alleinige
Bestimmung
der
echokardiographischen Parameter keine Aussage über das Ausmaß der Herzinsuffizienz
zuläßt. So können ausgedünnte LV-Wände wie beim Bild der dilatativen Kardiomyopathie
ebenso für eine Herzinsuffizienz sprechen wie exzentrisch hypertrophierte LV-Wände bei
einer Aorteninsuffizienz mit konsekutiver Herzinsuffizienz.
Die acht Patienten der vorliegenden Studie hatten eine EF zwischen 15% und 75%, der
Mittelwert konnte mit 33% errechnet werden und lag leicht unter dem mit 38%
angegebenen Wert der gesamteuropäischen Patienten der EHFS III.
42
Der
ebenfalls
Durchmesser
echokardiographisch
(Normwert
33-56mm)
ermittelte
zeigte
bei
linksventrikuläre
enddiastolische
allen
eine
Patienten
deutliche
linksventrikuläre Störung, bei einem Patienten konnte eine linksventrikuläre Hypertrophie
(12,5% der Patienten) , bei drei Patienten eine dilatative Kardiomyopathie (37,5% der
Patienten) ermittelt werden.
Im Vergleich zu obigen Parametern zeigte sich bei den Patienten der EHFS – Pilot eine
linksventrikuläre Hypertrophie in 16% der Fälle, die Häufigkeiten sind also annähernd
vergleichbar.
In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass insbesondere im ambulanten Bereich in
den letzten Jahren längst nicht alle herzinsuffizienten Patienten in Europa einer
Echokardiographie zur diagnostischen Aklärung ihrer Erkrankung unterzogen wurden. Die
Prozentzahl lag insgesamt lediglich bei 60%, in einigen Ländern sogar noch tiefer
(Frankreich = 22,5%) [57]. Hier zeigt sich, dass den bislang bestehenden Empfehlungen
der „European Society of Cardiology“, die die Echokardiographie als unverzichtbare
diagnostische Maßnahme ansieht, nicht in vollem Umfang entsprochen werden kann [2].
5.2.3 Diagnostische Laborparameter
Die NT - proBNT – Werte der acht Patienten lagen zwischen 217pg/ml und 24965pg/ml,
der Medianwert betrug 1633pg/ml, ist aber aufgrund der starken Schwankungsbreite nicht
aussagekräftig. Die im Rahmen der Pilotphase ausgewerteten Daten der EHFS III ergaben
einen Medianwert für NT - proBNP von 4007pg/ml. Die Daten der Erkrankten des LKH
Feldbach ergaben jedoch, dass 50% trotz HI unter der kritischen Grenze von 1600pg/ml
für den NT - proBNP – Wert lagen , lediglich bei den beiden höchsten Werten von
5611pg/ml und 24965 pg/ml lag eine dokumentierte HI im Stadium NYHA III vor. Eine
Erklärung für die niedrigen Werte der beiden anderen Patienten mit einer chronischen HI
im
NYHA
–
Stadium
III
ist
möglicherweise
auf
eine
bereits
stattgehabte
Herzinsuffizienztherapie zurückzuführen.
In der Literatur sind jedoch neben den Untersuchungen, welche die hohe Sicherheit der
natriuretischen Peptide im Verlauf einer HI postulieren, auch kritische Studien zu finden,
die die Evidenz von BNP und NT - proBNP zur Verlaufskontrolle einer HI als nicht
ausreichen gesichert bezeichnen [51, 58].
43
5.3 Ursachen der chronischen Herzinsuffizienz
Als Ursachen für die chronische HI lagen bei den acht Patienten der vorliegenden
Untersuchung mit einer Häufigkeit von 50% eine dilatative Kardiomyopathie und mit 25%
eine ischämische Herzerkrankung vor. Bei den Patienten, deren Daten im Rahmen der
EHFS III - Studie ausgewertet wurden, zeigten sich diese beiden Erkrankungen ebenfalls
als Hauptursachen für das Entstehen einer chronischen HI verantwortlich (ischämische
Herzerkrankung 43%; dilatative Kardiomyopathie 23%). Auch in diesem Punkt ist zu
sehen, dass die niedrige Patientenanzahl der vorliegenden Studie dennoch gut mit den
Gesamtergebnissen der bereits ausgewerteten Daten der EHFS III korreliert.
5.4 Therapie der chronischen Herzinsuffizienz
Im Rahmen der Diskussion soll der Focus auf die medikamentöse Therapie sowie auf die
chirurgischen Interventionsmaßnahmen gelegt werden, da in diesen Bereichen viele
Patienten keine individuell - optimale Therapieform erhalten.
5.4.1 Medikamentöse Versorgung herzinsuffizienter Patienten
Die therapeutische Versorgung herzinsuffizienter Patienten ist insbesondere außerhalb der
großen kardiologischen Zentren noch immer als mangelhaft anzusehen. Denn obwohl –
insbesondere für die ACE – Hemmer – bereits breit angelegte Studien die Wirksamkeit
einer adäquaten, konsequent durchgeführten medikamentösen Therapie belegen konnten,
erhalten noch immer längst nicht alle Patienten die lebensrettenden oder zumindest –
verlängernden Therapeutika [59].
Die acht Patienten der vorliegenden Untersuchung wurden – auch in Kombination - zu
jeweils 75% mit ACE – Hemmern und Beta – Blockern, zu 62,5% mit Diuretika, zu 50%
mit Aldosteron – Antagonisten, zu 12,5% mit AT1 – Blockern und lediglich zu 12,5% mit
Digoxin behandelt. Damit entspricht die Therapie dieser Patienten dem zurzeit gültigen
Standard und weicht nicht wesentlich von der Behandlung der gesamteuropäischen
Patienten der EHFS III ab [53]. Der Erfolg dieser medikamentösen Maßnahmen ist auch
im weiteren Krankheitsverlauf zu erkennen, da bei den Patienten nach drei und sechs
Monaten weder eine Verschlechterung der HI noch eine Rehospitalisierung oder eine
Änderung der Medikation zu erheben waren.
44
Sechs der Patienten der vorliegenden Untersuchung (75%) erhielten zur Therapie ihrer
chronischen HI ACE - Hemmer, die als Medikamente der ersten Wahl gelten, und zu 65%
ebenfalls bei den chronisch herzinsuffizienten Patienten der EHFS III – Studie eingesetzt
wurden.
75% der Patienten des LKH Feldbach wurden aufgrund ihrer chronischen Herzinsuffizienz
mit ß – Blockern behandelt. Von diesen Patienten wiederum erhielten 67% das
Medikament Bisoprolol und jeweils 17% Carvediol bzw. Nebivolol. Von 4 Patienten, die
mit Bisoprolol behandelt wurden, erhielt einer die empfohlene Zieldosis von 10mg, und 3
Patienten lagen darunter. Von 2 Patienten, die mit Carvediol behandelt wurden, erhielt
einer die empfohlene Zieldosis von 20-50 mg, und einer lag darunter. Es zeigte sich in
Studien für Carvediol und Bisoprolol eine deutlich reduzierte Mortalität [30, 60, 61, 62]
auch bei schweren Krankheitsverläufen. Im Rahmen der EHFS III – Studie erhielten knapp
90 % der Erkrankten Beta – Blocker, auch hier überwiegend Carvediol und Bisoprolol.
Diuretika waren mit einer Häufigkeit von 62,5 % (5 Patienten) die am dritthäufigsten
verabreichten Therapeutika bei den acht Patienten der vorliegenden Studie, und bei den
gesamteuropäischen Patienten mit einer chronischen Herzinsuffizienz (n=3226) der EHFS
III wurden sie zu 83 % eingesetzt [53].
Da es bislang nur kleinere Studien hinsichtlich der Wirkung der Diuretika auf die
Mortalität, Progression und Hospitalisierungsrate bei einer chronischen Herzinsuffizienz
gibt [20, 63], sind die Ergebnisse der europaweit angelegten EHFS III – Studie von
besonderer Bedeutung, da hier erstmals an einem großen Patientenkollektiv die
Beeinflussung des Krankheitsbildes durch Diuretika beschrieben werden kann.
Eine weitere wichtige Gruppe der bei einer Herzinsuffizienz eingesetzten Medikamente
sind die Aldosteron – Antagonisten, welche die Patienten der vorliegenden Studie zu 50 %
(zwei Patienten standen unter der Therapie mit der Startdosis von 25 mg und zwei wurden
mit der Zieldosis behandelt) und die Patienten der EHFS III – Studie im ambulanten Sektor
ebenfalls zu knapp 50 % erhielten. Die Aldosteron – Antagonisten Spironolacton und
Epleronon werden meist zusätzlich zu ACE – Hemmern und Beta – Blockern gegeben und
haben in Studien - als Additivtherapeutika eingesetzt - die Mortalität und auch die
Rehospitalisierungsrate senken können. Zurzeit wird in den Leitlinien eine niedrige Dosis
Spironolacton (12,5 – 50 mg / Tag) und Epleronon (25 – 50 mg / Tag) als optimale Gabe
angesehen.
45
Als weitere Therapeutika erhielt einer der acht herzinsuffizienten Patienten (12,5%) der
vorliegenden Untersuchung AT1 – Blocker. Dieser eine Patient erhielt eine Dosis von 24
mg Candesartan und damit lag die Therapie unterhalb der Zieldosis von 32 mg. Die Daten
der Patienten, die an der EHFS III – Studie teilnahmen, ließen erkennen, dass hier ca. 30%
der Erkrankten AT1-Blocker verordnet bekamen. Die Häufigkeit des Einsatzes dieser
Medikamentengruppe zeigt bei den beiden Gruppen zwar keine exakte Übereinstimmung,
lässt aber den Trend erkennen, dass diese Therapeutika bei der Behandlung der HI nicht als
Medikamente der ersten Wahl gelten. Gerade die AT1 – Antagonisten werden kontrovers
beurteilt. Zwar können einige Studien zeigen, dass diese Medikamente in der Lage sind,
die Belastbarkeit herzinsuffizienter Patienten deutlich zu steigern [64], eine verbesserte
Wirkung im Vergleich zu den ACE – Hemmern wurde bislang jedoch nicht bewiesen. Als
additive Medikamente zusätzlich zu den ACE – Hemmern gegeben, konnte durch die AT1
-Antagonisten Valsartan und Candesartan die Zahl der stationären Aufenthalte der
Patienten gesenkt werden [64, 65]. Jedoch erwies sich die Nebenwirkungsrate bei einer
Kombinationstherapie als deutlich erhöht [66].
Den Forschern der CHARM – Added - Studie gelang hingegen der Beweis einer kardialen
mortalitätssenkenden Wirkung des Candesartans [65]. Der Verdacht einer prognostisch
negativen Beeinflussung des Krankheitsverlaufs unter Gabe von AT1 – Blockern
zusätzlich zu einer Kombinationstherapie aus ACE - Hemmer und ß – Blocker konnte
nicht eindeutig belegt, aber auch nicht hinreichend ausgeräumt werden [65].
Ein Patient (12,5%) des LKH Feldbach sowie 20,6% der EHFS III – Patienten haben auf
Grund ihrer chronischen Herzinsuffizienz Digitalispräparate (in der vorliegenden Studie Digoxin) verabreicht bekommen. Da Herzglykoside in der Lage sind, die neurohumorale
Aktivierung, die für eine Progression der HI verantwortlich ist, zu vermindern, können
Glykoside - additiv gegeben - für die Patienten eine Verbesserung ihrer klinischen
Symptomatik sowie einer erhöhte kardiopulmonale Belastbarkeit bedeuten [67]. Dennoch
wird ihr Einsatz in der Behandlung der HI kontrovers beurteilt. Ein Einfluss dieser
Therapeutika auf die kardiale oder die Gesamtmortalität konnte bislang nicht belegt
werden, es zeigten sich sogar dosisabhängig eine differierende Wirkung im Hinblick auf
die Sterblichkeit der Patienten. Niedrige Digoxin - Blutspiegel von 0,5 – 0,9 ng / ml
scheinen die Überlebensrate der Patienten zu verbessern, mittlere Spiegel (0,9 – 1,1 ng /
ml) erwiesen sich ohne Einfluss, ein hoher Digoxingehalt im Serum (> 1,1 ng / ml) erhöhte
die Sterblichkeit der Patienten jedoch [68, 69].
46
5.4.2 Chirurgische Therapiemaßnahmen der chronischen
Herzinsuffizienz
Als chirurgische Interventionsmaßnahmen stehen die Revaskularisation sowie die
Aneurysmektomie, die kardiale Resynchronisationstherapie (CRT), ein Implantierbarer
Kardioverter – Defibrillator (ICD), mechanische Unterstützungssysteme und letztendlich
die Herztransplantation zur Verfügung.
Keiner der acht Patienten der vorliegenden Studie musste sich einer chirurgischen
Intervention unterziehen, in der Pilotstudie der EHFS III ist 7,4 % der Patienten die
Implantation eines Kardioverter-Defibrillators und 6,2% der Erkrankten eine kardiale
Resynchronisationstherapie empfohlen worden.
Durchgeführt worden sind diese Maßnahmen letztendlich bei 33% (ICD) und 22,5%
(CRT) bezogen auf die Patienten, denen diese operativen Verfahren angeraten worden sind
(= 100%). Anhand dieser Datenlage zeigt sich, dass die nach den gängigen Empfehlungen
[70] getroffenen Entscheidungen für einen ICD oder eine CRT nur zu einem Drittel bzw.
Einem Fünftel im klinischen Alltag umsetzbar waren.
5.5 Conclusio
Bezugnehmend auf die Empfehlung der European Society of Cardiology ist im LKH
Feldbach bei der Therapie der chronischen HI keine nennenswerte Abweichung zu
erwähnen.
Die Auswertung des Erfassten zeigt, dass Daten aus einzelnen Zentren nicht zwangsweise
repräsentativ für ein großes Kollektiv sein müssen und somit mit Sorgfalt interpretiert
werden sollen. Die Datenerfassung in Feldbach kann auf Grund der geringen Patientenzahl
als nicht repräsentativ für Österreich angesehen werden.
Summa summarum ließen Ergebnisse keine signifikanten Unterschiede erkennen, jedoch
die relativ geringe Anzahl an Patienten lässt keine eindeutigen Schlüsse zu.
47
Literaturverzeichnis
1. Ferrari R. EURObservational Research Programme. Eur Heart J 2010; 31(9):1023–1031
2. Dickstein K, Cohen-Solal A, Filippatos G et al. ESC Guidelines for the diagnosis and
treatment of acute and chronic heart failure. Eur Heart J 2008 29(19):2388-2442
3. Schuster U, Osterziel KJ, Dietz R. Kompetenznetz Herzinsuffizienz. Humboldt-Spektrum
2003; 4:4-7
4. Fink W, Haidinger G. Die Häufigkeit von Gesundheitsstörungen in 10 Jahren
Allgemeinpraxis. Z Allg Med 2007; 83(200):102-108
5. Jessup M, Brozena S. Heart Failure. N Engl J Med 2003; 348(20):2007-2018
6. Seigneux S, Feraille E, Martin PY. Extrarenale Entstehungsmechanismen von Ödemen.
Schweiz Med Forum [Internet] 2003 [zitiert am 02.04.2011]; 9:205-211. Abrufbar auf:
http://www.medicalforum.ch/pdf/pdf_d/2003/2003-09/2003-09-535.PDF
7. Mann DL. Pathophysiology of Heart Failure in Braunwald E, Zipes DP, Libby P et al.
editors. Braunwald’s Heart Disease: A Textbook of Cardiovascular Medicine. 8 Ed.,
Saunders Company, Philadelphia, 2008:541-543
8. Braunwald E, Zipes DP, Libby P et al. editors: Braunwald´s Heart Disease: A Textbook of
Cardiovascular medicine. 7 Ed. Saunders Company, Philadelphia; 2004
9. Lip GYH, Gibbs CR, Beevers DG. ABC of heart failure ethiology. BMJ 2000;
320(7229):104-107
10. Zile MR, Baicu CF, Gaasch WH. Diastolic Heart Failure – Abnormalities in Active
Relaxation and Passive Stiffness of the left Ventricle. N Engl J Med 2004; 350(19):19531959
11. Nietlispach F, Pfisterer M. Praktische Probleme bei älteren Patienten mit Herzinsuffizienz.
Swiss Medical Forum 2003; 50:1237- 1241
12. Maisel AS, Krishnaswamy P, Nowak RM et al. Rapid Measurement of B-type Natriuretic
Peptide in the Emergency Diagnosis of Heart Failure N Engl J Med 2002; 347(3):161-167
13. Goonewardena SN, Gemignana A, Ronan A et al. Comparison of hand-carried ultrasound
assessment of the inferior vena cava and N-terminal pro-brain natriuretic peptide for
predicting readmission after hospitalization for acute decompensated heart failure. J Am
Coll Cardiol Img: 2008; 1(5):595-601
48
14. Schwarz C. Nephrologie Herzinsuffizienz und Niereninsuffizienz. [Internet] Linz KH der
Elisabethinen, Innere Medizin III,
2009, [zitiert am 11.01.2011], abrufbar auf:
http://www.springermedizin.at/artikel/12481-herzinsuffizienz-und-niereninsuffizienz
15. Stevenson W, O’Connor M, Califf M. Changing preferences for survival after
hospitalization with advanced heart failure. J Am Coll Cardiol 2008; 52(21):1702-1708
16. Page J, Henry D. Consumption of NSAIDs and the development of congestive heart
failure in elderly patients with heart failure. Arch Intern Med 2000; 160(6):777-784
17. Davos C, Francis DP, Coats AJ. ExTraMATCH Collaborative. Exercise training
metaanalysis of trials in patients with chronic heart failure (ExTraMATCH). BMJ 2004;
328 (7433):189
18. Nägele H, Grosse T, Kreulich K. Bewegungstherapie bei schwerer Herzinsuffizienz.
[Internet]
2010;
[zitiert
am
11.01.2011],
abrufbar
auf:
www.herzinform.de/Bewegungstherapie.html
19. Bergert FW, Braun M, Conrad D et al. Therapie der chronischen Herzinsuffizienz.
Hausärztliche Leitlinien, 2007; Version 3.01:10
20. Faris R, Flather M, Purcell H et al. Current evidence supporting the role of diuretics in
heart failure: a meta analysis of randomized controlled trias. Int J Cardiol 2002;
82(2):149-158
21. Cosin J, Diez J. (TORIC Investigators) Torasemide in chronic heart failure: results of the
TORIC study. Eur J Heart Fail 2002; 4(4):507-513
22. Murray MD, Deer MM, Ferguson JA et al. Open–label randomized trial of torasemide
compared with furosemide therapy for patients with heart failure. Am J Med 2001;
111(7):513-520
23. Zieschang M. Klinische Studien im Praxisalltag am Beispiel von Spironolacton.
Arzneiverordnung in der Praxis 2005; 32(1):28-30
24. Wrenger E, Muller R, Moesenthin M et al. Interaction of spironolactone with ACE
inhibitors or angiotensin receptor blockers: analysis of 44 cases. BMJ 2003;
327(7407):147-149
25. Endokrinologie. Übersicht: Hormone und ihre Funktion. [Internet] [Zitiert am 20.04.2011]
Aufrufbar auf: http://www.medizinfo.de/endokrinologie/hormone.htm
26. Hoppe U,
Böhm M,
Dietz R et al. Leitlinien zur Therapie der chronischen
Herzinsuffizienz. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie − Herz- und Kreislaufforschung
e.V
[Internet]
2004
[zitiert
am
11.01.2011],
abrufbar
auf:
http://www.dgk.org/leitlinien/leitlinienherzinsuffizienz.pdf
49
27. Herzglykoside.
[Internet]
[zitiert
am
20.04.2011]
Aufrufbar
auf:
http://www.medlibrary.de/index.php?title=Herzglykoside
28. Behandling der chronischen Herzinsuffizienz: Wie sie die aktuellen Leitlinien in die
Praxis
umsetzen.
[Internet]
[Zitiert
am
20.04.2011]
Aufrufbar
auf:
http://www.cardiopartner.de/fortbildung/literaturreferate/behandlung-der-chronischenherzinsuffizienz:-wie-sie-die-aktuellen-leitlinien-in-der-praxis-umsetzen.htm
29. Thieme Checkliste Arzneimittel A – Z [Internet] [zitiert am 02.04.2011]. Abrufbar auf:
http://www.thieme.de/ebooklibrary/inhalte/3131308532/cl_ws.php?docid=152
30. Schmid FX, Hengstenberg C, Völkel S et al. Chirurgische Therapieoptionen bei schwerer
Herzinsuffizienz. Dtsch Arztebl 2004; 101(7):A429–A435
31. Athanasuelas CL, Stanley AWH, Buckberg GD et al. Surgical anterior ventricular
endocardial restoration (SAVER) in the dilated remodeled ventricle after anterior
myocardial infarction. Reconstructive Endoventricular Surgery, returning Torsion
Original Radius Elliptical Shape (RESTORE group).
J Am Coll Cardiol, 2000;
37(5):1199-1209
32. www.elsevier.de Kardiologie, Invasive Therapie. [zitiert am 11.01.2011], abrufbar auf:
http://shop.elsevier.de/sixcms/media.php/792/3437421867_Kardiologie_144_145.pdf
33. Gummert JF, Rahmel A, Bucerius J et al. Mitral valve repair in patients with end stage
cardiomyopathy: who benefits? Eur J Cardiothorac Surg 2003; 23(6):1017-1022
34. Romano MA, Bolling SF Mitral valve repair as an alternative treatment for heart failure
patients. Heart Fail Monit 2003; 4(1):7-12
35. Hoppe UC, Erdmann E. Chronische Herzinsuffizienz – Stellenwert der biventrikulären
Stimulation. Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(13):677-681
36. Cazeau S, Leclercq C, Lavergne, T et al. Multisite Stimulation in Cardiomyopathies
(MUSTIC) Study investigators, Effects of multisite biventricular pacing in patients with
chronic heart failure and interventricular conduction delay. N Engl J Med 2001; 344(12):
873-880
37. Linde C, Leclercq C, Rex S et al. Long–term benefits of biventricular pacing in congestive
heart failure: results from the MUItisite Stimulation In Cardiomyophathy (MUSTIC)
study. J Am Coll Cardiol 2002; 40(1):111-118
38. Medtronic
news,
www.medtronic.com
[zitiert
am
11.01.2011]
abrufbar
auf:
http://wwwp.medtronic.com/Newsroom/NewsReleaseDetails.do?itemId=1110964638569
&lang=de_DE
50
39. Lasek R, Berthold H, Ludwig WD. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft.
Arzneiverordnung in der Praxis. Chronische Herzinsuffizienz. in Therapieempfehlungen
der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. 2007; 3:21
40. Moss AJ, Zareba W, Hall WJ et al. for the Multicenter Automatic Defibrillator
Implantation Trial II (MADIT II) Investigators. Prophylactic implantation of a
defibrillator in patients with myocardial infarction and reduced ejection fraction. N Engl J
Med 2002; 346(12):877-883
41. Bansch D, Antz M, Boczor S et al. Primary prevention of sudden cardiac death in
idiopathic dilated cardiomyopathy: the Cardiomyopathy Trial (CAT). Circulation 2002;
105(12):1453-1458
42. Hohnloser SH, Andresen D, Block Z et al. Leitlinien zur Implantation von Defibrillatoren.
Z Kardiol 2000; 89:126-135
43. Williams MR, Oz MC. Indications and patient selection for mechanical ventricular
assistance. Ann Thorac Surg 2001; 71(3):86–91
44. Morales DL, Catanese KA, Helman DN et al. Six–year experience of caring for patients
with a left ventricular assist device at home: safe, economical, necessary. J Thorac
cardiovasc Surg 2000; 119(2):251-259
45. Polanczyk CA, Rohde LE, Dec GW et al. Ten-year trends in hospital care for congestive
heart failure: improvement outcomes and increased use for resource. Arch Intern Med
2000; 160:325-332
46. Critical Care Page CPR WORKS [Internet], Intra-aortic Balloon Pump fundamentals,
Crystal
Lake
Illinois
[zitiert
am
11.01.2011].
Abrufbar
auf:
http://www.cprworks.com/IABP.html
47. Zimpfer D, Czerny M, Grimm M et al. Indikationen zur Herztransplantation. Journal für
Kardiologie - Austrian Journal of Cardiology [Internet] 2004 [zitiert am 11.01.2011];
11(Supplementum B):42-43. Abrufbar auf: http://www.kup.at/kup/pdf/4277.pdf
48. Levy D, Kenchaiah S, Larson M et al. Long–term trends in the incidence of and survival
with heart failure. N Engl J Med 2002; 347(18):1397-1399
49. Baker DW, Einstadter D, Thomas C et al. Mortality trends for 23.505 Medicare patients
hospitalized with heart failure in Northeast Ohio, 1991 to 1997. Am Heart J 2003;
146(2):258-264
50. Hoppe UC, Bohm M, Dietz R et al. Leitlinien zur Therapie der chronischen
Herzinsuffizienz. Z Kardiol 2005; 94(8):488-509
51
51. Luchner A, Holmer S, Schunkert H et al. Bedeutung der Herzinfarktmarker BNP und NT
– proBNP für die Klinik. Dtsch Ärztebl 2004; 100:A3314-A3321
52. Cleland JGF, Cohen-Solal A, Cosin J et al. Management of heart failure in primary care
(the IMPROVEMENT of Heart Failure Programme): an international survey. The Lancet
2002; 360(9346):1631-1639
53. Maggioni A, Dahlstro U, Filippatos G et al. EURObservational Research Programme: The
Heart Failure Pilot Survey. Eur J Heart Fail 2010; 12(10):1076–1084
54. Komajda M, Lassus J, Lopez-Sendon JL et al. The Euro Heart Failure Survey Programme
– a survey on the quality of care among patients with heart failure in Europe. Eur Heart J
2003; 24(5):464-474
55. Widimsky P. Hypokalemia and the heart. E-Journal of the ESC Council for Cardiology
Practice.
[Internet]
2008
[zitiert
am
02.04.2011];
7(9).
Aufrufbar
auf:
http://www.escardio.org/communities/councils/ccp/e-journal/volume7/Pages/vol7n9.aspx
56. Verwaltungsportal Steiermak, www.verwaltung.steiermark.at [zitiert am11.01.2011]
Abrufbar
auf:
http://www.verwaltung.steiermark.at/cms/dokumente/10004611_97710/95ea445e/Wbinsg
esamt-10.pdf
57. Köhler E, Tataru MC. Klinische Echokardiographie. 5 Aufl. Thieme Verlag, Stuttgart –
New York; 2001
58. McCullough PA, Nowak RM, McCord J et al. B-type natriuretic peptide and clinical
judgment in emergency diagnosis of heart failure; analysis from Breathing Not Properly
(BNP) Multinational Study. Circulation 2002; 106(4):416-422
59. Masoudi FA, Rathore SS, Wang Y et al. National patterns of use and effectiveness of
angiotensin–converting enzyme inhibitors in older patients with heart failure and left
ventricular systolic dysfunction. Circulation 2004; 110(6):724-731
60. Whorlow SL, Krum H. Meta- Analysis of Effect of Beta-Blocker Therapy on Mortality in
Patients with New York Heart Association Class IV Chronic Congestive Heart Failure.
Am J Cardiol 2000; 86(8):886-889
61. Hood Jr. WB, Dans AL, Guyatt GH et al. Digitalis for treatment of congestive heart
failure in patients in sinus rhythm. Cochrane Database Syst Rev 2004; (2): CD002901
62. Brunner HP. COR – Richtlinien Herzinsuffizienz. [Internet] 2007; [zitiert am 11.01.2011]
abrufbar auf: http://www.cardiobasel.ch/docs/cor_richtlinien/herzinsuffizienz_07.pdf
63. Faris R, Flather MD, Purcell H et al. Diuretics for heart failure. Cochrane Database Syst
Rev 2006; (1): CDOO3838
52
64. Cohn JN, Tognoni G. (Valsartan Heart Failure Trial Investigators) A Randomized trial of
the angiotensin–receptor blocker valsartan in chronic heart failure. N Engl J Med 2001;
345(23):1667-1675
65. McMurray JJ, Ostergren J, Swedberg K et al. Effects of candesartan in patients with
chronic heart failure and reduced left – ventricular systolic function taking angiotensin –
converting – enzyme inhibitors: the CHARM–Added trial. Lancet 2003; 362(9386):767771
66. Pfeffer MA, McMurray JJ, Velazquez EJ et al. Valsartan, Captopril, or both in myocardial
infarction complicated by heart failure, left ventricular dysfunction, or both. N Engl J
Med, 2003; 349(20):1893-1906
67. Rathore SS, Curtis JP, Wang Y et al. Association of serum digoxin concentration and
outcomes in patients with heart failure. JAMA 2003; 289(7):871-878
68. Ahmed KF, Rich MW, Love TE et al. Digoxin and reduction in mortality and
hospitalization in heart failure: a comprehensive post hoc analysis of the DIG trial. Eur
Heart J 2006; 27(2):178-186
69. Adams Jr KF, Patterson JH, Gattis WA et al. Relationship of serum digoxin concentration
to mortality and morbidity in women in the digitalis investigation group trial: a
retrospective analysis. J Am Coll Cardiol, 46(3):497-504
70. Ho KK, Anderson KM, Kannel WB et al. Survival after the onset of congestive heart
failure in Framingham Heart Study subjects. Circulation 1993; 88(1):107-115
53
Herunterladen