MYSTERIUM DES DANKES Das Danksagungsgebet, zu dem uns

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MYSTERIUM DES DANKES
Das Danksagungsgebet, zu dem uns die eucharistische Liturgie als ihrem
Höhepunkt und ihrer Vollendung hinführt, wird in den liturgischen Handbüchern in der Regel nach Abschnitten untersucht, die seit alters her
mit lateinischen oder griechischen Bezeichnungen versehen sind: praefatio, anamnesis, epiclesis usf •• Eine solche ergänzende Unterteilung,
dem Bau und der Ordnung des eucharistischen Hochgebets entsprechend,
hätte als eben dem V o 1 l,z u g der Liturgie zu ihrem Verständnis
beitragen können und zu diesem Zweck, so sei unterstrichen, tauchte
sie auch in der Liturgiewissenschaft auf. Sie führte jedoch in Wirklichkeit zum buchstäblich gegenteiligen Resultat, so sonderbar dies
auch scheinen mag. Diese Unterteilung des Danksagungsgebetes zerlegte
zuerst im Bewußtsein der Liturgiker und Theologen und in der Folge bei
den Gläubigen selbst dann auch tatsächlich das eucharistische Hochgebet, zerstückelte es in mehrere zwar aufeinander folgende, aber schon
nicht mehr als ein Ganzes verstandene Gebete, als ein einheitliches
und einziges Gebet.
Mehr noch, werden all diese Teile, ihre historische Genese, ihre
Ähnlichkeit und Verschiedenheit von den zahlreichen aus der Antike auf
uns überlieferten eucharistischen Hymnen den Liturgikern ~um Studienobjekt, so konzentrieren sich die Theologen bereits seit langem auf den
T e i 1 , den s i e mi t d e r "m y,s t e r i e n v o 11 endenden F o r me 1 " g 1 e ich g e s e t z t h aben, d.h. mit dem Moment in der Form der Darbringung der eucharistischen Gaben.
Die allmählich sich in der Kirche durchsetzende Praxis des "geheimen" , d • h • d e s " s t i 11 e n" Le s e n s s e i t e n s d e s Ze 1 e b r an t e n f ö r der t e die
Fragmentierung des eucharistischen Hochgebets. Uber die Gründe dieser
der frühen Kirche völlig unbekannten Pcaxis soll in einem separaten
Exkurs die Rede sein, da die Erörterung dieses Pcoblems schwierig ist
und den vorliegenden Rahmen sprengen wücde. Hier sei lediglich gesagt,
daß bereits seit mehreren Jahrhunderten das Volk Gottes, die Laien,
vom Apostel Petrus das "auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, ins Eigentum (Gottes) aufgenommen" (1 Petrus 2,9) genannt,
n i c h t s h ö r e n und daher di~ses Gebet aller Gebete, mit dem das Mysterium vollzogen wird, und in dem sich dec
Sinn und die Bestimmung der Kirche selbst erfüllen, nicht kennen. Alles, was die Betenden hören, beschränkt sich auf einzelne Ausrufe und
zusammenhanglose Formeln, deren Verbindung untereinander, ja sogar deren Sinn unverständlich bleiben, wie z.B.: " ••• den Siegeshymnus singen, rufen, jauchzen und sprechen." Fügt man dem Gesagten hinzu, daß
in vielen orthodoxen Kirchen dieses "geheim" gewordene Gehet zudem bei
geschlossener heiliger Pforte und manchmal sogar bei zugezogenem Vorhang gelesen wird, so kann man ohne zu übertreiben sagen, das Eucharistiegebet sei faktisch aus dem Gottesdienst hinausgefallen. Die Laien
kennen es nicht, die Theologen interessieren sich nicht für es, und
der Priester, der es unter dem häufig "konzertanten" Gesang des Chores
"für sich" lesen muß, ist kaum fähig, es in seiner ganzen Fülle und
Einheit aufzunehmen. Und schließlich wird es in den liturgischen Büchern selbst schon seit langem in einzelne Paragraphen unterteilt ge-
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druckt. Ebenso verhält es sich mit den willkUrlieh eingesetzten EinschUhen. In Anbetracht solcher Umstände, in denen wir nach unserem Gewissen nur einen tiefen Verfall sehen können, muß man das eucharistische Hochgebet von seiner Einheit her aufschlUsseln, d.h. der in ihm
wie in einem unteilbaren Ganzen vorhandenen gegenseitigen Verschränkung all der Teile, in die es durch Liturgiewissenschaft und gottesdienstliche Praxis leider geteilt und zersplittert wird. Denn nur in
diesem Ganzen, so sei nochmals unterstrichen, erschließt sich sein
Sinn und seine Kraft, als gerade dem V o 1 1 z u g
d e s
M y s t er i u m s, als der ErfUllung des Eucharistiemysteriums selbst.
Die Mehrzahl der uns Uberlieferten eucharistischen Gebete widerspricht durchaus nicht dieser Einheit. In der Antike hatte fast jedes
kirchliche Gebiet seine
A n a p h o r a, d.h. Form und Text des Danksagungsgebetes. Die frUhe Kirche, frei von dem sich später entwickelnden Drang nach Einheitlichkeit, hat letztere in keiner Weise mit der
Einheit identifiziert. Auch hier existieren in der orthodoxen Kirche
zwei Liturgien: die des hl. Johannes Chrysostomus und die des hl. Basilius des Großen, die voneinander im Großen und Ganzen durch das eucharistische Hochgebet verschieden sind. Wenn wir dahe( von der Einheit dieses Gebetes sprechen, meinen wir folglich nicht die äußere,
wörtliche Einheit, die es in der Kirche niemals gab, son~ern etwas unauslotbar Tieferes. Wir sprechen von der Einheit des Glaubens und der
Erfahrung der Kirche, aus der alle diese Gebete gebo.cen wurden. Wie
auch immer die semantischen Unterschiede zwischen ihnen sein mögen,
sie alle ve.ckö.cpern ein und dieselbe in sich geschlossene Erfahrung,
ein und dasselbe Wissen, ein und dasselbe Zeugnis. Eine Erfah.cung, von
der man aus dem gleichen Grund auch sagen könnte, daß zu ihrer Definition die menschliche Sp.cache nicht aus.ceicht, und daß sie fU.c diejenigen, die diese Erfahrung gemacht haben, in einigen wenigen, knappen
Wort lebt, sich ausbreitet und belebt.
2
Was also gibt diesem wichtigsten, in Wahrheit "vollendenden" Gebet
de.c Liturgie seine Einheit, verwandelt es in das Ganze, von dem wir
eben betonten, daß gerade in ihm das Myste.cium aller Myste.cien vollzogen wird? Auf diese erste und wesentliche Frage gibt die Kirche seit
ihrem Bestehen Antwort, indem sie nicht nur dieses Gebet, sondern auch
die ganze Litu.cgie so benennt: Eucharistie, Danksagung. Eucharistie
nannte und nennt die Kirche sowohl die dargebrachten Gaben als auch
das sie heiligende Gebet und seine Aufnahme durch die Gläubigen. Nachdem wir die heiligen Mysterien empfangen haben, beten wir darum, daß
uns dieser Dank "Gesundheit und Heil" werde. Hieraus foLgt, daß sowohl
der Ausruf des Vorstehe.cs:
"L a s s e t
u n s
d a n k e n
d e m
als auch die Antwo.ct der Versammlung darauf: "W U r d i g
H e r r n."
i s t
e s
u n d
r e c h t."
sich nicht nur lediglich auf einen
"einleitenden" Teil des eucharistischen Gebetes - Praefatio in der Terminologie de.c Liturgiker - beziehen, sondern, im Grunde genommen, der
Anfang, der Grund und der SchlUssel zu seinem ganzen Inhalt sind, außerhalb dere.c uns das heiligste Mysterium der Eucha.cistie verborgen
bleibt. Die ganze Darbringung, die Anapho.ca, die von alters her dieser
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Teil de~ Litu~gie heißt, ist von Anfang bis Ende Dank. Um jedoch heute, nach Jah~hunde~ten de~ Ve~gessenheit, den Sinn dieses Gedankens zu
verstehen, zu begreifen,
was der f~ühen Ki~che f~eudige Selbstve~­
ständlichkeit wa~, die keine~lei Ecklä~ungen b~auchte, müssen wie uns
zum uranfänglichen Sinn und zur E~fah~ung des
D a n k e s
durch ein
Dickicht von Kommentaren schlagen, die diese Selbstve~ständlichkeit
verloren haben.
Besse~
und volle~ könnte man schlicht sagen: Dank ist die E~fah­
cung des Paradieses. Abe~ das Wo~t "Pa~adies" ist im ch.cistlichen Bewußtsein auch fa.cb- und leblos gewo~den, geleh.cte Exegeten meiden es
als "naiv" und "p~imitiv", und man muß es ebenso neu entdecken. Vielleicht ist es aber fa.cblos gewo~den, weil es sich als von seinem ki.cchlichen "Klang" losgelöst erwies, von de.c E~fah.cung des Pa.cadieses, in
dessen Ecfah~ung und Vo~wegnahme de.c alleeerste und tiefste Sinn des
ki.cchlichen Gottesdienstes besteht: "In de~ Ki~che zu stehen, im Himmel ••• " Und so singt die Ki.cche, die Ankunft Gottes an Weihnachten
feiernd: "
die Seraphim weichen vom Holz des Lebens, und ich habe
teil an des Paradieses Köstlichkeit." Aus de~ leuchtenden Tiefe de~
österlichen Nacht ~ichten wi~ an den auferstandenen Ch~istus die frohlockenden Worte: "Du hast uns die Pfo~ten des Pa~adieses geöffnet ••• "
Und wi.c erkennen auf's Neue, daß das Paradies de~ ursprüngliche Zustand des Menschen und der gesamten Schöpfung ist, ih~ Zustand bis zum
Sündenfall, bis zu~ "Ve~treibung aus dem Pacadies" und dec Zustand in
dec Eclösung ducch Christus, die von Gott vecspcochen und von Ch~istus
geschenkt ist; dem Menschen ist schon das ewige Leben offen. Mit anderen Worten: das Paradies ist ANFANG und ENDE, auf die sich das ganze
menschliche Leben bezieht, und durch die es bestimmt und bewertet wird
und mit ihm das dec ganzen Schöpfung. Der göttliche Quell unse~es Lebens, unsec Abfall von Gott, unsere Versklavung unter die Sünde und
den Tod, unsere Erlösung durch Christus und unser Schicksal in Ewigkeit werden im Verhältnis zu Anfang und Ende erreicht. Wi.c sind erschaffen im Paradies und füc das Pacadies, wird sind vertrieben aus
ihm, und Christus "füh.ct uns wieder ins Paradies".
Wenn man für diese kirchliche Erfahrung des Paradieses ein geistliches Auge und Ohr hat, für das einmütige Zeugnis von ihm durch das
Wo~t Gottes, den Gottesdienst und die niemals versiegende Heiligkeit
der Kicche, so ecöffnet sich uns das Wesen diesec Ecfah.cung des ewigen
Lebens, dec ewigen Freude, der ewigen Seligkeit, fü~ die wir geschaffen sind in eine.c Dceiheit des Wissens, der F~eiheit und des Dankes.
Nicht etwa des Wi~sens und der Freiheit, so sei nachd~ücklich betont,
und dann als etwas von ihnen Ve~schiedenes, Hinzugefügtes, des Dankes,
sondecn Wissen und Freiheit als sich im Dank E.cfüllendes, des Dankes
als Fülle des Wissens und der F.ceiheit und somit der Ve~bindung mit
Gott und daher des Besitzes.
3
"Das abe~ ist das ewige Leben, daß sie Dich, den wah~en Gott e.ckennen" (Joh 17,3). In diesen Wo~ten Ch~isti ist das ganze Ch~istentum
enthalten. De~ Mensch ist füc die Gotteserkenntnis geschaffen, und in
der Gotteseckenntnis ist sein wah~es und dahe~ ewiges Leben. Abe~ die-
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ses Wissen, diese Erkenntnis ist nicht das Wissen, mit dem unser Intellekt prahlt, davon überzeugt, daß er alles. erkennen kann einschließlich Gottes, und nicht wissend, daß gerade in der Verdunkelung des
Verstandes und im Verfall des echten Wissens die ganze Tiefe und das
Nichtwiedergutzumachende unseres Falles liegt. Und daher ist die Gotteseckenntnis, von der Christus als dem ewigen Leben im Paradiese
spricht, nicht das rationale Wissen um Gott, das, wie "formal" oder
"objektiv" cichtig es auch immec wäre-,-dennoch beschränkt bleibt und,
geschwächt ducch die Sünde, fragmentacisches und gefallenes Wissen ist,
das den Zugang zum Wesentlichen veclocen hat, nämlich Begegnung, Umgang, Einheit zu sein. Adam hörte in seinec Loslösung von Gott, in seiner buchstäblich vernünftigen Wahl eines Lebens nicht in Gott, sondern
in sich und mit sich, nicht auf, "um Gott zu wissen", d.h. mit dem
Glauben zu glauben, von dem gesagt wicd, daß "auch die Dämonen glauben
und zittern". Abec ec hat aufgehöct,
G o t t
zu k e n n e n,
und
sein Leben hat aufgehöct, jene Begegnung mit Gott zu sein, jener Umgang mit Ihm und in Ihm, die gemäß der Heiligen Schcift das Paradies
ausmachen. Die Seele dürstet nur nach dieser Begegnung mit dem lebendigen Gott, mit Gott als dem Leben des Lebens, kann nicht anders als
dürsten, denn in ihcec letzten Tiefe ist sie selbst diesec Ducst: "Meine Seele dürstet" - so heißt es im Psalm - "nach dem lebendigen Gott."
Als "Zeichen"- besser gesagt- als Vorhandensein, als·Fceude, als
Fülle dec Gotteseckenntnis, d.h. des Wissens als Begegnung, des Wissens als Umgang, des Wissens als Einheit erscheint der Dank. So wie es
unmöglich ist, Gott zu kennen und ihm nicht zu danken, so unmöglich
ist es, Gott zu danken, ohne ihn zu kennen. Die Gotteseck~nntnis verwandelt unser Leben in Dank, der Dank vecwandelt die Ewigkeit ins ewige Leben. "Lobe den Hercn, meine Seele, und alles, was in mic ist, seinen heiligen Namen .•• " Wenn das Leben der Kicche in erstec Linie ein
einziger Aufschwung von Lob, Segen und Dank ist, wenn dieser Dank sich
sowohl aus Fceude wie aus Leid erhebt, aus der Tiefe des Glücks und
des Unglücks, dem Leben wie dem Tod, wenn sich ducch sie selbst das
wehklagende Grablied in das Loblied des Alleluia vecwandelt, so deshalb, weil die Kicche die Begegnung mit Gott ist, die sich in Chcistus
vollendet hal, Seine -Christi- uns gegebene Gotteserkenntnis als Gabe ceinen Dankes und Lob des Paradieses. "Christus hat uns die Tore
des Paradieses geöffnet." Daher bleibt, da alles erfüllt ist, da die
Vecgebung dec Sünden und der Sieg übec den Tod aufgestrahlt sind und
der "Seraph vom Holz des Lebens weicht", nur noch Lob, nur noch Dank.
Ein Dank, der, bevor er Dank für
etwas
ist, 11 fiic all~s Gute, das
Ve c b o c g e n e und das 0 f f e n b a c e , ob wi c es kennen o d e c n i <: h t .; , uns a l s
ein ceinec Dank gegeben ist, als eine selige, pacadiesische Fülle dec
Seele,
"die die unausspcechliche Güte (d .• h. Schönheit) des Antlitzes
Gottes sieht" und in diesem Wissen die ganzheitliche Fceude des evangelischen Kindes findet, ohne dessen Aufecstehung in uns wie nach dem
Worte Christi keinen Eingang ins Paradies finden.
4
Diesec reine Dank, gecade weil er echtes Wissen, Fülle der Seele
ist, die Gott eckannt hat, erstellt eine g a n z h e i t 1 i c h e
die in dec sündigen Abkehc des
E c k e n n t n i s d e r W e 1 t,
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Menschen von Gott zerfallen und lediglich zu einem W i s s e n
v o n
W e 1 t
geworden ist. Diesem äußerlich "objektiven" Wissen ist
d e r
der Zugang zum "Ding an sich", - wie Kant es allgemeingültig formuliert hat - d.h. zum eigentlichen Wesen der Welt und des Lebens und
damit zu ihrem wahren Besitz hoffnungslos verschlossen.
Der Mensch wurde jedoch zu diesem Besitz geschaffen, zu ihm ist er
berufen, von Gott als Herr der Schöpfung ins Paradies gestellt und mit
der Macht ausgestattet, "jede lebende Seele" zu
b e n e n n e n,
d.h.
sie
v o n
i n n e n
h e r,
ihrer Grundbestimmung und Tiefe zu erkennen. Und so entsteht also mit der Danksagung dieses Wissen, nicht
als Wissen von der Welt, sondern als Erkenntnis der Welt, welches die
Welt als Schöpfung Gottes erkennt, da es Gotteserkenntnis ist. Es geht
nicht nur um die Erkenntnis, daß alles in der Welt seine Ursache in
Gott hat, dazu ist auch das zwar begrenzte Wissen um Gott in der Lage,
sondern um die Erkenntnis, daß alles in der Welt und die Welt selbst
Gaben der Liebe Gottes, die Selbstoffenbarung Gottes, die Berufung zu
allem - Gott in allem und durch alles zu erkennen, in Verbindung mit
Ihm zu sein, sich zu allem so zu verhalten wie mit dem Leben in Ihm.
Wie die Welt durch das gute ("blag") Wort Gottes, den Segen ("blago-slovenie" = wörtl. "Gut-Nennen", blago = das Gute, slavenie = Benennung Anm. d. U.) in der tiefsten ontologischen Bedeutung dieser
Wortbildung erschaffen ist, so wird s.ie durch Dank und Segen, der uns
in der Kirche Christi gegeben wird, gerettet und wiederaufgerichtet.
Durch sie erkennen und nehmen wir die Welt an wie eine Ikone, wie die
Eucharistie, wie eine Erleuchtung. Wir verwandeln dadurch .die Welt in
das, als das und wofür sie geschaffen und uns von Gott gegeben wurde.
"Gedankt, gesegnet, geheiligt ••• " jedesmal, wenn wir diese Worte des
Eucharistiegebets aussprechen, kommemorieren wir ChristuS;: ''nahm er das
Brot in Seine heiligen und makellosen Hände", d.h. die Materie, die
We 1 t , d i e Sc h ö p f u n g. Wi r s in d wie d e r Zeugen d e r Neu s c h ö p f u n g d e r We 1 t ,
ihrer Wiederaufrichtung als "Paradies der Nahrung der Unsterblichkeit",
in dem alles von Gott Geschaffene berufen ist, zu unserer Teilnahme an
der göttlichen Liebe, dem göttlichen Leben zu werden.
5
Indem der Dank schließlich die Erfüllung des Wissens ist, ist er
auch die Erfüllung der Freiheit, jener echten Freiheit, von der Christus gesagt hat: "Erkennt die Wahheit, und die Wahrheit macht Euch
frei" (Joh 8,32). Der Mensch ist dieser Freiheit in seinem Abfall von
Gott, seiner Vertreibung aus dem Paradies verlustig ge•orden. Wie das
von ihm prahlerisch als allm~chtig angesehene Wissen k~in echtes Wissen ist, sowenig ist auch die Freiheit, die er nicht müde wird zu beklagen, keine echte Freiheit, sondern ein spezifischer geheimnisvoller, durch keine "echte" Wissenschaft erklärter Abglanz, ein rätselhafter Durst im menschlichen Herzen. Erstaunlicherweise vergessen es sogar die Christen und eignen sich wie selbstverständlich eine billige,
"freimachende" Rhet.orik an, ob derer die zeitgenössische Gesellschaft
außer sich gerät. Es erstaunt umso mehr, als die Christen es besser
wissen sollten, das in der Tat "in dieser von Sünde und Tod unterjochten Welt" niemand jemals das Wesen dieser zu einem Götzen gewordenen
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Feeiheit definiert hat odee jenes "Reich dec Feeiheit" bescheieben, um
dessentwillen ein das Geschick dee Menschheit bestimmender Kampf entbrannt ist. Auch dieses cühct aus unserem Wissen um die Freiheit, nicht
abec aus ihcec Erkenntnis. Und diese kennen wie nuc analog, nuc "im
Veegleich". Selbsteedend ist ein in einer Demokcatie lebendec Mensch
fceiec als einer in einem totalitären Staat. Füc einen ins Gefängnis
Gespeccten fängt die Freiheit hinter dec Zellenwand an. Füc den "fcei"
L.ebenden besteht sie in der Entfernung irgendeiner näheeen "Unfeeiheit"
u!'lf. bis in Unendlichkeit. Und dennoch, wie viele solcher Schichten
Tinfreiheit wie auch immer abnähmen, wenn wie eine abhöben, so fänden
wie unter diesec unvecmeidlich die nächste, die nicht ducchlässigec,
sondern unduechdcinglichec erschiene, und es scheint als sollten wie
die Illusion des uns versengenden Teaums eealisiecen. Dieses ''Illusoeische" kennt weder dec "Durchschnittsmensch", dessen Aufmeeksamkeit
lediglich auf die einander folgenden Unfeeiheiten ausgerichtet ist,
noch die Masse, die zum Stucm auf die einander folgenden Bastillen
übergeht, noch jener Massenmensch desOrtegay Gasset, den die "Befrei~c'' jeder Couleur und Nuance nach dem Woct eines russischen Dichtees
Ln das
"H u c e a" aus dem Schlund des Patcioten, in das
"N i ed e c" aus dem Rachen des Aufständischen verwandelt haben. Diese Determiniectheit jedoch eekennen und bezeugen mit ihrem ganzen furchtbaien Schicksal die wenigen, die in ihcec prometheischen Such~ nach Feeiheit - der Freiheit nicht nuc v o n jemanden odec v o n einer Sache, sondecn der absoluten "Freiheit an sich" - an der Wand zerschellen, auf die dieses Suchen in diesec Welt unausweichlich hinfühet, gemäß seinen Elementen und durch Selbstmord und "in dec • Wicklichkeit"
ecteinkt Nietzache in Wahnsinn, zeestöct Acthue RimbaU:d sein Leben,
nachdem ec das "fucchtbaee Lachen des Idioten gehört hat"; "Ich blicke
auf eine Wand", flüstert dee sterbende Val~ry und die schwarze, kafkaeske Flamme des Absurden und dee Verzweiflung bcennt sich immee klacee durch die Risse dec vermeintlich auf Freiheit und Vernunft aufgebauten, Freiheit verspeechenden Welt. Es ist jedoch an dec Zeit, sich
einzugestehen, daß die Christen an diesec Tragödie der Fceiheit einen
großen Teil dec Verantwortung tragen, daß nicht umsonst die Wurzeln
diesec Tragödie in die Welt und in die Kultur ceichen, die sich vor
nicht allzu langer Zeit eheistlieh nannten. Denn einerseits ist eben
durch das Chcistentum und ausschließlich durch es die unerhörte, die
~nmögliche Frohbotschaft dec Freiheit gekommen, die Berufung, "in dec
Freiheit zu stehen, die uns Christus gegeben hat" (Cal 5~1). Geeade
das Cheistentum und nur es hat Eüc immec das menschliche Be~ußts~in
mit diesem nicht löschbaren Durst vergiftet. Wee andececseits hat,
wenn nicht die Chcisten, selbst diese Verheißung heimlich vertauscht,
man kann sogar sagen verr.aten, indem sie sie für "die Welt", füc die
Äußerlichkeiten auf ein glattes, "wissenschaftliches" und "objektives"
W i s s e n u m G o t t
red u z i e c t haben , auf das Wi s s e n , daß Go t t
nicht anders als in den Kategocien dec Macht, der Autorität, dec Notwendigkeit und des Gesetzes bestimmt. Gerade aus diesem Wissen resultiert das furchtbare Pathos des Gottkämpferturns (Atheismus = Kampf gegen Gott), das den den Menschen Eclösung vecheißenden Ideologien eigen
ist. Es ist zweifellos so, wenn Gott nämlich dasjenige ist, was das
"Wissen von Gott" selbstsicher behauptet, daß ec es sei, daß dann dec
Mensch Sklave ist, und dies ungeachtet aller in glatten Apologien und
Theodizeen vocgeschlagenen Ausreden und Erklärungen. Letztlich muß man
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im Namen der Freiheit Gott erschlagen, damit es ihn nicht mehr gibt,
und durch dieses Töten Gottes bewegt sich auch in letzter Tiefe die
zeitgenössische, sich vergötternde Menschheit ••• Somit ist "diese Welt"
weder nach ihrer Logik noch nach ihren Kategorien des Wissens um Gott
in der Lage, das Wesen der Freiheit nicht nur in Negativen, sondern
auch in ihrem positiven und absoluten Gehalt zu bestimmen. Die Freiheit ist nämlich nicht irgendein "Wesen", irgendetwas Existierendes
und folglich aus sich selbst heraus Bestimmbares. Gott hat uns nicht
für irgendeine abstrakte "Freiheit" geschaffen, sondern für sich, um
uns, die wir aus dem "Nichtsein" geführt sind, am Leben und am überströmenden Leben, das nur von ihm ausgeht, in Ihm ist - Ee ist der
Seiende
, teilnehmen zu lassen. Nue nach diesem Leben dürstet der
Mensch und dieses sucht er, nur von ihm sagt er, daß es ihm unverständlich sei, weil nichts in der Natur "dieser Welt'' dem immer verkrusteten Wort "Freiheit" entspräche, nur nach diesem strebt er sogar dann,
wenn er in Blindheit und Irrsinn mit Gott kämpft.
Lassen wie daher "die Toten die Toten begeaben", lassen wie die
triste Suche nach der Quadratur des Kreises, zu der unausweichlich jedes Bemühen um die Lösung des "Problems der Freiheit" führt. Lassen
wir es und hören uns ein in den Dank, von dem wir eben sagten, daß in
ihm und nicht in den Ideen über ihn die echte Gotteserkenntnis sich
erfüllt, die Begegnung mit Ihm vollzieht. In der Danksag~ng, die der
Kirche Luft zum Atmen ist; wir stimmen uns ein und in dem Maße, in dem
wir die Dankbarkeit aufnehmen, verstehen wir - nicht intellektuell,
sondern mit unserem ganzen Wesen -, daß hier und nur hier, nue in diesem Wissen sich unser Eingang in die einzig wahre, weil göttliche Freiheit vollzieht. Diese Freiheit ist wie das Atmen selbst, wie ein königlicher Adel, eine Kraft und Vollkommenheit, Fülle und Schönheit des
Lebens, richtiger jedoch, wie das Leben selbst in seinem Uberfluß, die
der Lebenspender, der Heilige Geist, gibt. Der "atmet, wo er will, und
seine Stimme höest du und weißt nicht, woher sie kommt, und wohin sie
geht: so ist es mit jedem aus dem Geist Geborenen." (Joh. 3,8)
Der aus Gott Geborene, dee Ihn erkannt hat, dankt, der Dankende
ist frei. Stärke und Wundee des Dankes wie der Feeiheit und Befreiung
liegen darin, daß er die
U n g 1 e i c h e n
g 1 e i c h m a c h t:
den Menschen und Gott, das Geschöpf und den Schöpfer, den Knecht und
den Heren. Es handelt sich nicht um die Gleichheit, die dem Menschen
durch den Teufel eingegeben wird, dessen versteckter Auslöser im Neid
liegt, im Haß gegen alles, was
v o n o b e n
ist, was heilig und
hehr ist, im p 1 ehe j i s chen Abweisen des Dankes und der Anbetung und
daher in der Tendenz, alles
n a c h
u n t e n hin zu nivellieren.
Sondeen so gleichgemacht, daß er die objektiv zweifellose und ontologisch absolute Abhängigkeit des Menschen von Gott
a 1 s
F e e ih e i t e r k e n n t, von innen her mit dem Wissen Gottes, aus dee
Begegnung mit Gott heraus, aus der der Dank selbst frei geboren wird.
Und wenn der Drang nach Gleichheit der Drang eines Knechtes ist vom
Unwissen herrührend, so stammen Dank und Anbetung aus dem Wissen und
der Reife von der Begegnung mit dem Heiligen und Hehren, vom Einteitt
der Kinder Gottes in die Freiheit.
Diese Freiheit bietet und schenkt uns die Kieche jedesmal, wenn
wir zum Höhepunkt der Göttlichen Lituegie gelangen und den an uns und
40
•lle Sch~pfung Gottes gewandten,
alles umfassenden Aufcuf h~cen:
Las s e t
uns
d a n k e n dem He c c n!,
und wie auf ihn im
Vollbesitz des Wissens antworten:
W li c d i g
i s t
e s
u n d
c e c h tl
6
w li
i s
c d i g
z
g e n,
D i c h
d a n k e n,
z u
H e r
D e i n e c
t
e s
u n d
g e c e c h t'
D i r
z u
s i nu
s e g n e n,
D i c h
z u
1 0 b e n,
D i c
D i c h
a n z u b e t e n
a n
j e d e m 0 r t e
c s c h a f t.
So erhebt sich von Neuern dieser ceine, fceie, selige Dank liber der
Welt, von Chcistus flic die Menschen geschaffen und ihnen geschenkt.
Sein Dank, Sein Wissen, Seine Freiheit als Sohn Gottes sind zu den unsecen gewocden und werden es in einem foct. Dec Dank, dec - weil ec
von Chcistus und
v o n
o b e n
gegeben ist - uns ins Pacadies als
seine Vorwegnahme, als Teilhabe schon hiec auf Erden in das zuklinftige
Reich flihct. Darum ist jedesmal die Ecl~sung dec Welt vollendet, wenn
ec ausgesprochen wicd. Alles ist ecflillt, alles geschenkt. Dec Mensch
steht von Neuern doct, wohin Gott ihn gestellt hat, in seinec Becufung
wiederhergestellt, Gott einen "vecnlinftigen Dienst" daczubcingen, Ihn
zu kennen, zu danken, "im Geist und in dec Wahcheit" anzubeten und mit
diesem Wissen und diesem Dank die Welt selbst zur Teilnahme an dem Le~
ben zu verwandeln, das "beim Vater wac und uns erschien" (1.Joh 1,2).
B e i m V a t e c
w a r. Es ist zum Verständnis dec Liturgie als
auch des Wesens des Christentums außecocdentlich wichtig, zu wissen
und dacan zu ecinnecn, daß die
E u c h a c i s t i e
T e i 1 n a hm e
a m V a t e c
i s t.
An den Vater ist das klihne Du des Danksagungsgebetes gerichtet, und die Gotteseckenntnis, in dec sich, wie
wie uns bemliht haben zu zeigen, dec Dank der Kirche ecflillt, ist die
E c k e n n t n i s
d e s
V a t e c s.
Wie haben uns jedöch so sehr
an den Gebeauch des Wortes
V a t e c
als Anrede an Gott gew~hnt, daß
wie das Unech~rte, die Unm~glichkeit seiner Verwendung durch Menschenmund, durch das Gesch~pf, das sich an den Sch~pfec wendet, schon nicht
mehc empfinden. Und daher sind wir uns dessen nicht bewußt, daß wir in
diesec Möglichkeit, "mit Fceimut und ohne Schuld es zu wagen, Gott als
Vatec anzusprechen"
Z u t c i t t
z u m V a t e c h a b e n
(Eph
2,18), nicht nur die gewaltigste dec Gaben Chcisti haben, sondern das
Wesen dec E.cl~sung selbst - unsecec und der dec ganzen Welt durch
Chcistus.
"Niemand hat Gott je gesehen" (Joh 1,18). Jede echte celigi~se Erfahrung, die immec und in ecster Linie Erfahrung des
H e i 1 i g e n
im ersten, anfänglichen Sinn dieses Wortes ist, weiß darum: "des Heiligen" als des
"a b s o 1 u t
An d e c e n",
des Unverständlichen,
Unbekannten, Unecceichbacen und gegebenenfalls sogac Furchtbaren. Religion wucde und wicd gleichzeitig aus dec Anziehungskraft zum H e i1 i g e n
gebocen, aus dem Wissen, daß es ein absolut Andeces gibt,
und dem Unwissen, was es ist. Und dahec gibt es auf der Welt keine
zweideutigece und in ihrec Zweideutigkeit tcagischece Bezeichnung als
Religion. Nuc unsece zeitgen~ssische milde und sentimentale "Religi~si-
41
tät" ist davon überzeugt, daß "Religion" immer iegendetwas Gutes, Positives und Nützliches ist, und daß folglich die Menschen immer an den
"guten" und nachsichtigen Gott geglaubt haben, an den "Vater", der in
der Tat nach dem "Bild und Gleichnis" unseres eigenen kleinen Gutseins,
der unbeschwerten Moral, des Gerübetseins in unserem Leben und billiger Eebaulichkeit geschaffen ist. Wie haben vergessen~ daß der ''Religion" in einem bestimmten Sinn die dunkelsten Untiefen des Schreckens
eigen sind, des Wahns, des Hasses, des Fanatismus, all der unheimliche
Aberglaube, den das frühe Christentum mit soviel Anstrengung entlarvt
hat, da es in ihm die teuflische Versuchung gesehen hat. Mit anderen
Worten, wir haben vergessen, daß die Religion sowohl Gottes ist, ·aus
dem ungestillten Durst und der Suche des Menschen nach Ihm, als auch
des "Fürsten diesec Welt", der den Menschen von Gott losgerissen und
in das furchtbare Dunkel des Unwissens gestürzt hat. S~hließlich haben
wie die fucchtbaesten jemals ausgesprochenen Woete vergessen: "Euer
Vater ist der Teufel." (Job. 8,44), die nicht an die lauen Agnostiker,
sondeen an die "Religiösen" gerichtet waren.
Und somit eröffnet sich unsecem geistigen Bewußtsein das uns in
Christus ecstcahlte Licht der Erkenntnis nur in Bezug zum "Land und
Schatten des Todes in diesec gefallenen Welt" als die Erkenntnis des
einen und wahren Gottes und die Eckenntnis von ihm al~ Vater. Denn bei
der uns durch Christus offenbarten Vaterschaft Gottes handelt es sich
nicht um die kreatürliche, antcopomocphe Vaterschaft, auf die die Religion in Bezug auf Gott von u n t e n
schließt und die Gott somit
den einzelnen iedischen Vaterschaften subsummiect. Diese Vaterschaft
ist nur Gott eigen und dem einziggezeugten, einzigen.Sohn Gottes erschienen und geschenkt. "Niemand kennt den Sohn außer dem Vatee und
den Vater kennt niemand außer dem Sohn und, wem es der Sohn eröffnen
will" (Mt 11,27). Das Christentum begann nicht mit einer "ökumenischen", allgemeinmenschlichen und allgemeinreligiösen Predigt von einem Gott-Vatec, in welcher das Wort "Vater" zur Krönung des Ganzen zudem doppeldeutig ist, denn Gott hat die Welt und den Menschen nicht
"geboren", sondern sie erschaffen, womit sie nun keineswegs eine "Emanation" Gottes darstellen. Das Christentum begann mit dem Glauben an
das Kommen in die Welt, an die Menschwerdung des einziggebocenen Sohnes Gottes und unseeec
K i n d s c h a f t - in Ihm und nur in Ihm durch Ihn vom Vater. Das Christentum ist die Gabe einer zweifachen
Offenbarung: der Offenbarung des Sohnes, "den niemand.kennt außec dem
Vater", ducch den Vater und die Offenbarung des Vaters, "den niemand
kennt außer dem Sohn" und in dessen Erscheinung, in Hinführung zu ihm
das durch Christus vollendete Erlösungswerk am Menschen und der Welt
besteht. "Seht, was für eine Liebe uns der Vater gab, daß wir Kinder
Gottes sind und uns nennen dürfen ••• Geliebte, wir sind jetzt Kinder
Gottes!'' (l.Joh 3,1-2). Folglich heißt in Christus zu glauben vor allem, an
I h n
z u
g 1 a u b e n,
daß Er dec einziggebocene Sohn
Gottes und dahec die
G o t t e s e r k e n n t n i s
in der Welt
ist, die Liebe zum Vater, des Lebens durch Ihn und in Ihm; und ebenso
die Erscheinung dec Liebe des Vatecs, mit der Er "ewig den Sohn liebt
und Ihm alles gegeben hat". Fernec müssen wir wiederholen, daß uns der
Sohn seine einziggeborene Sohnschaft schenkt, uns Gott dem Vater adoptiert: "Ich gehe zu Meinem Vatec und zu Eurem Vater, zu Meinem Gott
und zu Eurem Gott". Und schließlich muß man dacan erinnern und sich
42
vo~
Augen füh~en, daß der Vater, den "die Welt nicht e~kannt hat" (Joh
17,25), uns in Seinem geliebten Sohn seine Vaterschaft offenbart und
schenkt, uns mit de~ Liebe liebt, mit der E~ den Sohn liebt. Weil in
de~ Sohnschaft des Sohnes alle E~kenntnis des Vate~s, alle Liebe zu
Ihm, alle Einheit in Ihm ist, weil Vater und Sohn
e i n s
sind, erkennt daher de~jenige, der den Sohn erkannt hat, den Vater, hat Eintritt zu Ihm und dem ewigen Leben. Die Kirche lebt aus diesem Bewußtsein der Sohnschaft des Vaters heraus, des Zutritts zu ihm im Sohn,
verkündet es feierlich als ErlHsung und ewiges Leben. Und daher ist
das Mysterium der Eucharistie, in dem sich die Kirche als neue SchHpfung, als Leib Christi und als Teilnahme an der zukünftigen Welt e~­
füllt, in seine~ letzten Tiefe das
M y s t e r i u m d e ~
G o tt e s e r k e n n t n i s,
dem Zut~itt, dem Aufgang zu Ihm in Seinem
einziggebo~enen Sohn. Der Apostel bat "Her~, zeige uns den Vater, und
wir werden frei sein" (Job. 14,8). Und also ist uns im Sohne Gottes
der Vater gezeigt und offenbart: "der Mich gesehen hat, hat den Vater
gesehen" (Joh 14,9). Und hat Ihn nicht nu~ gesehen, sondern hat zu Ihm
Zutritt, kennt Ihn wie den Vater.
7
"DU HAST UNS AUS DEM NICHTSEIN INS DASEIN GEFÜHRT
II
Insofern der Dank Gotteserkenntnis ist, ist er auch jedesmal eine als
uns von Gott gegebene
"E r k e n n t n i s
d e r
W e 1 t"
und uns e r e r s e 1 b s t a 1 s von Go t t " a u s d e r Dun k e 1 h e i t in s e in wunde r b a r e s
Licht" Berufene (1 Petr 2,9) und als solche, die die großen und kostbaren Verheißungen empfangen haben, damit wir durch sie zu Teilhabern
an dem Wesen Gottes werden (2 Petr 1,4). Nur indem wir in Christus, dem
Sohne Gottes, vor den Vater treten, erkennen wir sowohl uns als auch
die Welt mit der Erkenntnis, die in der Dunkelheit "dieser Welt" unmöglich geworden ist, nachdem in uns die Kindschaft des Vaters er~ich·tet und zurückgegeben ist.
In der Tat ist das Dunkel der Unwissenheit, in das uns unser Abfall von Gott eingetaucht hat, ni~gends offensichtlicher als in de~
Unkenntnis des Menschen seiner selbst, und dies trotz des unersättlichen Interesses, mit dem die Menschheit, die Gott verlo~en hat, sich
selbst studie~t und in ihren "sciences humaines" darum bemüht ist, das
Geheimnis des Menschen zu lüften. Wir leben in einer Epoche des unaufhaltsamen
N a r z i ß m u s,
der allgemeinen "Hinwendung auf das
'Selbst". Aber wie eigenartig und sogar unheimlich es auch lauten mag,
je spontaner dieses Interesse ist, umso offensichtlicher ist es von
einem
dumpfen
Wunsche
gespeist,
den
M e n s c h e n
z u
v e ~­
m e n s c h 1 i c h e n.
"Wir sind davon überzeugt", schreibt LeviStrauss, einer der Hauptvertreter des anthropologische~ Strukturalismus, "daß das eigentliche Ziel der Wissenschaft vom Menschen nicht in
der Bestätigung des Menschen liegt, sonde~n in seiner AuflHsung ••• ".
Und dies wiederholen, wenn auch auf andere Art und Weise, sowohl zeitgenHssische Linguistik, Psychologie und Soziologie. "Alle Archäologie
unseres Gedenkens", schreibt Michel Foucauld, eine andere Geistesg~Hße,
"beweist, daß es sich beim Menschen um eine junge Erfindung handelt,
und sagt sein vermutlich nahes Ende voraus." Die LHsung des Geheimnis43
ses Mensch ve.rkehct sich nicht nuc in die Vecneinung dieses Geheimnisses, sondern dec Mensch selbst, seine Auflösung in dec einförmig grauen Welt, in dec nach den Worten des NobelpreisträgersJacqu~sMonod uneingeschränkt das eisige Gesetz von "Zufall und Notwendigkeit" herrscht.
Der von der Kirche dargebeachte Dank jedoch antwortet auf diese nicht
nuc zeitgenössische, sondern bereits uralte Lüge vom Menschen seiner
Selbst, eine Offenbarung seines Wesens, seines Platzes und seiner Berufung in der Welt im Antlitz Gottes, und daher ist er ein Akt dec Erneuerung und Wiedechecstellung des Menschen. Im Dank erkennen und bekennen wie vor allem den Göttlichen Quell und die Göttliche Berufung
des Lebens selbst. Gott hat uns aus dem N i c h t s e i n
i n s
D as e i n geführt, untersteeicht das eucharistische Hochgebet, und das
heißt, daß er uns zu Teilnehmern am S e i n gemacht hat, d.h. nicht
nur an dem, was von Ihm ist, sondern auch was mit Seiner Anwesenheit,
Seinem Licht, Seiner Weisheit und Liebe durchtränkt ist; mit demjenigen, das die Orthodoxe Theologie nach dem heiligen Gregoc Palamas die
göttlichen E n e r g i e n nennt, und das die Welt zuc Veckläcung in
einen "neuen Himmel und eine neue Erde" und den Herrn der Schöpfung,
den Menschen, zur Vecgöttlichung, zur"Teilnahme am Göttlichen Wesen"
beruft und fähig macht.
"UND UNS, DA WIR GEFALLEN WAREN
"
Erst jetzt, erst aus dec Höhe dec Gotteserkenntnis, dec Erkenntnis des
Menschen und der Welt, zu dec uns der Dank hinaufgeführt hat, können
wir die beiden Worte in ihrer ganzen Tiefe und Kraft erfassen: die uns
in jeder Eucharistie gegebene zweifache Offenbarung des Mysteriums von
Sünde und Erlösung.
Warum "erst jetzt"? Eben weil der dem Christentum eigene
a nt h r o p o 1 o g i s c h e M a x i m a 1 i s m u s,
von dem wie gerade gesprochen haben, d.h. die Bestätigung der Göttlichen Größe des
Menschen, seines Wesens und seiner Berufung sich ständig sogar im Bewußtsein gläubiger, nach außen hin kirchlicher, frommer Leute in einen
in Wahrheit häretischen anthropologischen Minimalismus wandelt. Häretisch deswegen, weil er in seinem Arrangement mit dec Sünde in nichts
anderem besteht als in der
christlichen N o c m a1 i s i e r u n g dec Sünde und des Bösen. Empfinden wie denn nicht
in dec Tat in unserer üblichen, alltäglichen und lauen Religiösität
die Sünde als irgend etwas normales, aus unserer eigenen Schwäche und
Unvollkommenheit Resultierendes und die Vollkommenheit umgekehrt als
etwas "Ubecnatürliches"? Und eben diese Normalisiecung der Sünde, dieses Hinabzerren des Menschen in verantwortungsloser Schwäche des Geschöpfes auf ein schmalbrüstiges Niveau, diese - offen gesagt - Schmähung des göttlichen Schöpfungswerkes entlarvt die Eucharistie mit jedem Woct, mit jedem Gottesdienst. Sie entlarvt es dadurch, daß sie die
Sünde nicht nur als
Ab f a 1 1 des Menschen von Gott offenbart, sondern auch v o n s i c h s e 1 b s t,
von seinem eigentlichen Wesen,
von de.r "Ehce deR Standes von oben", zu dem Gott ihn berufen hat.
Allein schon das Wort
A b f a 1 1 setzt die Erfahrung der Höhe,
von der der Abfall stattgefundin hat, voraus und schließt sie ein; ein
Fall, de.r so furchtbar ist, als er dem göttlichen Geschöpf nicht eigen
44
ist, dec füc denjenigen, "den Gott mit Ehce und Hecclichkeit ecwählt
hat", und den ec "übec die Wecke seinec Hände" gestellt hat, niemals
selbstvecständlich wecden kann. Weil die Kicche diese Höhe kennt und
ihc ganzes Leben eine selige Ecfahc?ng dec Wiedecaufcichtung, d.h. dec
Rückkehc zu diesec Höhe, des Wiedecaufstiegs zu ihc ist,
k e n n t
d i e
K i c c h e
a u c h
d i e
S ü n d e
in ihcec ganzen Tiefe
und Kcaft. Dieses ~issen ist jedoch von denjenigen glatten, cationalen,
diskucsiven Eckläcungen gcundlegend vecschieden, decen entscheidendec,
folgenschwecer Fehlee gecade dacin besteht, daß sie so odec anders die
Sünde mit dem "gesetzmäßigen Fundament" untermauecn, sie nach dec philosophischen Tecminologie zum phänomenon bene fundatum machen. Eben in
solchen Eckläcungen höct die Sünde auf, ein A b f a 1 1
zu sein. Indem sie in die "objektive" Kette von Ucsache und Wickung eingeschlossen ist, ecweist sie sich als "gesetzmäßig" und "nocmal". Und dann
wicd nicht mehc sie selbst, sondecn dec Sieg über sie als etwas über
die "Noem" hinausgehendes betcachtet. Abec füc die Kicche sind die
Sünde und das Böse in ihcer Erfahcung und in ihcem Glauben voc allem
M y s t e c i u m,
sind dahec Mystecium, weil das Böse kein Sein hat
und kein Sein sein kann (denn alles Sein ist von Gott und folglich
"sehe gut"), welches dec Mensch fcei wählen könnte, indem ec es in
seiner freien Entscheidung "dem Guten" voczöge. Nach den Wocten eines
Kicchenvaters ist das Böse "ungesätes Gcas". Ungesät: nicht von Gott
geschaffen,
i s t
es, es vecfügt übec eine fucchtbace zerstörecisehe
Macht, so daß übec die Welt selbst gesagt ist, daß "sie im Bösen liegt"
(1 Joh 5,19).
Der christliche Glaube gibt keine Er.kläcung dieses Mysteciums,
weil eine Erkläcung in den Kategocien unseres Denkens zwangsläufig zu
einec Rechtfectigung wi.cd, wie es eines de.c v'eclogensten und dahec
vielleicht am weitesten vecb.ceiteten Sp.cichwocte ist: "Vecstehen heißt
Veczeihen". Abe.c die Sünde kann man weder verstehen noch .cechtfertigen.
Die Kicche
e n t l a c v t
die Sünde, ohne sie zu erkläcen, dem u.cspcünglichen, dem pcimäf'en Sinn des \<lortes "entlarven" entspcechend,
das heißt, daß sie und nur sie die Sünde
a 1 s
Sünde e.cscheinen läßt,
das Böse
a 1 s
Böses, in all dec Maßlosigkeit ihrec Uneckläcbackeit,
ihrer
U n m H g 1 i c h k e i t
und folglich des Schceckens, dec Unausweichlichkeit, der Ir.cepa.cabilität .••
Wie und wann geschieht diese Entlacvung? Auf diese in dec Tat
wichtigste Fcage antwocten wie uns dessen bewußt, daß uns die gelehrten Spezialisten des "Pcoblems des Bösen" kaum höcen wecden. Die Ki.cche entla.cvt die Sünde vor allem und vor.cangig ducch den
D a n k.
Ducch ihn erkennt sie das "lebensnotwendige Wesen" des Bösen, eckennt
sie die Quelle de.c Sünde als
U n d a n k b a r k e i t,
als Abfall
des Menschen vom "Singen, vom Segnen, vom Danken, vom Loben und Anbeten", ducch die der Mensch und in ihm die Schöpfung lebt, da sie Gott
kennt und Zutcitt zu ihm hat. Die Undankbackeit ist die Wuczel und dec
Hebel des
Ho c h m u t s, in welchem alle Lehce.c des geistlichen Lebens, diesec "Kunst allec Künste", ohne Ausnahme eine Sünde sehen, die
den Menschen von Gott losgecissen hat. Denn das alleetiefste geistige
Wesen des Hochmuts, das eigentlich nuc in dec geistigen Anstcengung
dec "Untecscheidung dec Geistec" eckannt wecden kann, liegt gecade
dacin, daß er im Untecschied zu allen andecen "Gcünden" nicht
v o n
45
u n t e n, sondern v o n o b e n her kommt: nicht von 4ec Unvollkommenheit, sondern von dec Vollkommenheit, nicht aus dem Fehler, sondern aus dem Zuviel an Talent, nicht aus dec Schwäche, sondern aus der
Stärke. Mit anderen Worten, nicht aus irgendeinem uneckläclichen, von
irgendwoher gekommenen "tlbel", sondern aus dec Verlockung und Verführung des göttlichen "sehe gut" dec Schöpfung und des Menschen. Dec
Hochmut steht deshalb als Undank dem Dank gegenüber, weil ec aus demselben Grund entsteht wie dec Dank; ec ist eine andere, entgegengesetzte Antwort auf dieselbe Gabe, eine Verlockung durch die gleiche
Gabe.
Nach dem einstimmigen Zeugnis all decec, die sich auf den Weg zum
Kampf gegen die Sünde begeben haben, wissen wir, daß die Versuchung
noch keine Sünde ist. Versucht wurde auch Christus selbst und gerade
durch die Ihm eigenen Gaben: dec Kraft, dec Macht und dec Wundertätigkeit. In Wahrheit ist jede dem Menschen von Gott gegebene Gabe, die
Gottesebenbildlichkeit und seine Vollkommenheit eine Versuchung, voc
allem aber die Gabe des
I c h, dieses Wunder dec absolut einmaligen,
ewigen, unwiedecholbacen und unteilbaren P e c s ö n 1 i c h k e i t,
die jeden Menschen zum "Herrn übec die Schöpfung" macht. Die Versuchung ist der Persönlichkeit e i g e n und eigen deswegen, da nur der
Mensch in dec ganzen Schöpfung Gottes dazu berufen ist, sich zu lieben , d • h • s ich der g ö t t 1 ich e n Gabe und d e s Wunde .c s d e s
I c h bewußt zu
sein. Denn nu.c du.cch die Liebe zu sich selbst ec.ceicht dec Mensch Gott
als das Leben des Lebens, als das absolut gewollte Du,
in dem ec
sich selbst findet, seine Fülle, sein Glück, sein menschliches
I c h,
geschaffen nach dem Ebenbild Gottes - dec Liebe. Die Persönlichkeit
des Menschen besteht in dec Liebe zu sich selbst, und aus ihc cesultie.ct
f o 1 g 1 i c h die Liebe zu Gott, und aus dec Liebe zu Gott
folgt
d a h e c die Liebe zu sich selbst, das Erkennen dec eigenen
Pe.cson als Träger de.c göttlichen Gabe des Eckennens und des Eintritts
in die Fülle des Lebens. Und gerade diesec Liebe des Menschen z u
s i c h
s e 1 b s t
ist es eigen, sich in die Eigenliebe zu verwandeln, in die Eigenliebe, die den Kecn des Hochmuts bildet. Nein, nicht
durch das "Böse" wurde der Mensch verfüh.ct, sonde.cn durch sich, durch
seine Gottesebenbildlichkeit, das göttliche Wunder seines
I c h. Nicht
von außen, sonde.cn im Innecn, in der seligen Fülle des Reiches hat ec
das Flüstern dec Schlange gehört: "Ihr werdet sein wie Gott", und ec
wo 11 t e das Leben in s ich s e 1 b s t haben und f ü c s ich , a 11 e g ö t t 1 ich e n
Gaben sich zu eigen machen: " ••• nachdem (ich) auf die Schönheit des
Gartens geschaut und ve.cfühct ducch den Verstand ••• " (Kanon des heiligen Andceas von Kreta).
Hier auf dieser Höhe und von diesec Höhe herab hat sich der Stucz
des Menschen vollzogen: "Ihc werdet sein wie Gott ••• ". Aber diese Worte sind ja von Gott gestohlen; Gott hat uns geschaffen und in "sein
wunderbares Licht be.cufen", um uns "zu Göttern" zu machen, damit wie
das Leben in Fülle haben. Wie konnten diese Worte zu einer Lüge werden, zuc Ursache des Falls, zu.c Quelle dec Sünde, des Verfalls und des
Todes? Eben auf diese Frage antwo.ctet die Eucharistie, der Dank, der
uns zum Thron des Reiches zurückführt, dec uns Gott und seine Schöpfung, Himmel und Ecde, die Erfüllung seines Lobes von Angesicht zu Angesicht schauen läßt. Ec antwortet nicht mit Definitionen ode.c mit
46
Wo~ten
auf Wo~te, sondern mit seinem Licht und seiner K~aft. Denn de~
Dank ist K~aft, die zum Leben beruft, Wünsche und Bef~iedigung gewährt.
Liebe und Behe~cschung, die alles uns auf der Welt von Gott gegebene
in der Gotteserkenntnis und in Ihm erfüllt. Und daher ist es nur de~
Dank, der entlarvt, d.h. er läßt die Sünde als Abfall der Liebe vom
Dank, als
U n d a n k
erscheinen
Geschaffen nach dem Bild und
Ebenbild Gottes
de~ Liebe kann der Mensch nicht aufhören, ohne
Liebe zu existieren. Auch im "Undank" bleibt er immer noch in der gleichen Liebe und im Wohlgefallen mit denselben Gaben.
D a s
L e b e n
i n
s i c h ••• Aber nur der Vater "trägt das Leben in sich" (Joh 5,26). Nur Gott ist das Leben und daher das Leben
allen Lebens. Schrecken und Unausweichlichkeit des Falls rühren daher,
daß der Mensch vom Leben abgefallen ist, als er das Leben in sich und
für sich wollte. Mit de~
S ü n d e
k a m d e r
T o d
in die Welt
(Röm 5,12), und die Welt selbst wird zur "Dunkelheit und Wohnstätte
des Todes". Wenn sie durch den Dank nicht in die "Speise der Unste~­
blichkeit" verwandelt wi~d, in der Teilnahme am Leben, wi~d sie zur
Teilnahme am Tod, und die Liebe zur Welt, die nicht in Dank in de~
Gottese~kenntnis ve~wandelt ist, wird zur lee~en und selbstze~störeci­
schen "Gier des Fleisches, Gier der Augen und Stolz des Lebens" (l.Joh.
2,16). "L'homme est une passion, mais une passion inutile". J.B. Sartre wußte natürlich nicht, daß er mit diesen Wo~ten die genaue Bestimmung dessen gegeben hat, was im Abfall des Menschen stattgefunden hat,
in de~ "Ursünde", in der die Welt sti~bt, nachdem sie aufgehört hat,
Mysterium des Dankes zu sein, und das Leben zum Stechen wird •••
9
All das: die furchtba~e Lüge der Sünde, die bodenlose T~aucigkeit
und die vom Tod duccht~änkte Stärke unseres Abfalls von Gott, die
Macht des Bösen, die in de~ Welt herrscht,
e c k e n n e n wi~ jedes
Mal, wenn aus der Höhe des Himmel, zu der uns der Dank Christi erhoben
hat, diese zwei Worte fallen: "und die Gefallenen wiedecaufgerichtet •• "
Aber wie erkennen es darum, weil wie
w i e d e c a u f g e c i c htet sind, weil wi~ Zut~itt haben zum Vater und zu Teilnehmern des künftigen Reiches gemacht wurden.
"Denn nicht _!.ü~ immer hast Du Dein Gebilde, das ~~Gütiger,
selbst gemacht, verwo~fen und hast nicht vergessen der We~ke DeiHände ... " "Du hast uns, da wir gefallen wacen, wieder aufge~ichtet
und lässest nicht nach, alles zu tun, uns in den Himmel empo~zufüh­
ren und uns Dein künftiges Reich zu schenken."
In Christus ist die menschliche Natur in den Himmel erhoben, geheiligt, vecgöttlicht: "Kein Auge hat es je gesehen, kein Ohr hat es
gehört, und in keines Menschen Herz ist es je emporgestiegen, was Gott
denen be~eitet hat, die Ihn lieben. Aber Gott hat es uns durch Seinen
Geist geoffenbart" (1 Kor 2,9). Das Pa~adies war auf Erden, und wie
sind in den Himmel erhoben, und unser Leben ist schon jetzt "eingeschlossen mit Christus in Gott" (Kol. 3,3). Die Offenbarung diesec
Seiner letzten und höchsten Schenkung ist die Ki~che. Diese erfüllt
47
sich im Mysterium des Dankes, wocin sich die Kicche als
a u f
E c d e n
selbst ecfüllt.
H im m e 1
Von diesec Erfüllung zeugt auch das Sanctus, dec Lobgesang dec Engel: Heilig, Heilig, Heilig ••• , mit dem in fast allen uns übecliefecten Hymnen dec Eucharistie die sogenannte Präfation beschlossen wicd.
Diese führt, wie wie weitec sehen wecden, das Mysterium des Dankes
ein in das Mysterium dec göttlichen Anamnesis, des An-denkens, des
Heccn-Gedächtnisses.
"Füc all das danken wie Die und Deinem einziggeborenen Sohn und
Deinem Heiligen Geist, füc alles Gute, das uns geworden ist, das
Verborgene und das Offenbare, ob wir es kennen oder nicht.
Wie danken Dir auch für diese Liturgie, die Du aus unseren Händen
entgegenzunehmen geruhest.
Dich umgeben doch Tausende von Engeln und Abertausende von Eczenaeln, die Cherubim und die Seraphim, die sechsflügeligen, vieläugigen, auf den Flügeln sich erhebenden, die den Siegeshymnus singen
und rufen und jauchzen und sprechen:
Heilig, Heilig, Heilig ist der Heer Sabaoth. Ecfüllt sind Himmel
und Ecde von Deiner Herrlichkeit. Hosanna in den Höhen! Gesegnet,
der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in den Höhen!"
Wovon zeugt diesec ewige Lobgesang, wenn nicht vom Himmel, den wie
s e h e n
und
h ö c e n,
da wie selber in ihn emporgehoben sind?
Was sind diese Worte himmlischer Begrüßung andecs als eine Ikone: Erscheinung, Offenbarung, Gegebenheit des Reiches des Lobes? Ist es nicht
die Begegnung mit Gott, von Dank ecfüllt - an Seinem Tisch, in Seinem
Reich?
Pcotopresbytec Pcofessoc Dc. Alexander Schmemann
Theologische Hochschule St. Vladimic, New Yock
Aus dem Russischen übersetzt von Olga Stiegec-Heitz
48
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