Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten

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Marcel Machill, Markus Beiler, Johannes R. Gerstner
Online-Recherchestrategien
für Journalistinnen
und Journalisten
Workshopmaterialien für die Aus- und Weiterbildung
Marcel Machill, Markus Beiler, Johannes R. Gerstner
Online-Recherchestrategien
für Journalistinnen
und Journalisten
Workshopmaterialien für die Aus- und Weiterbildung
Impressum
Herausgeber:
Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM)
Bereich Tagungen und Öffentlichkeitsarbeit
Zollhof 2, 40221 Düsseldorf
www.lfm-nrw.de
Bereich Tagungen und Öffentlichkeitsarbeit
Verantwortlich: Dr. Joachim Gerth
Redaktion: Dagmar A. Rose
Bereich Förderung, Medienkompetenz, Bürgermedien
Verantwortlich: Mechthild Appelhoff
Redaktion: Antje vom Berg
Redaktionsschluss
31. März 2009
Autoren und Projektleitung
Prof. Dr. Marcel Machill, Dipl.-Medienwiss. Markus Beiler, Dipl.-Journ. Johannes R. Gerstner
Konzeptionelle und inhaltliche Mitarbeit
Judith Biedermann, Sven Class, Constanze Emde, Alexandra Falk, Christine Gräfe, Anne Kabacinski, Efthymia Mourgela,
Franziska Rattei, Kerstin Ruskowski; Sekretariat: Ingrid Lipfert; Studentische Hilfskraft: Alexander Kahl
Gestaltung: disegno visuelle kommunikation, Wuppertal
Druck: Boerje Halm, Wuppertal
Oktober 2009
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Inhaltsverzeichnis
Einleitung und Konzept des Workshops
Hintergrund und Relevanz des Workshops
Konzept, Zielgruppe und Nutzen des Workshops
Gliederung und Inhalt des Workshops
Exemplarischer Ablaufplan eines Workshops (mit Zeitplanung)
Organisatorische Voraussetzungen zur Durchführung des Workshops
Entwicklung und Erprobung des Workshops
Über diese Dokumentation
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Workshopteil A – Studie „Journalistische Recherche im Internet“
Einführung und Fragestellung
Beobachtung des journalistischen Rechercheprozesses im Redaktionsalltag
Befragung von Journalisten zu ihrer Online- und Suchmaschinennutzung
und -beurteilung sowie zum Technikverständnis
Experiment zur Suchmaschinenkompetenz von Journalisten
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Workshopteil B – Einführende Suchmaschinen-Rechercheübungen
Einführung und Überblick
Übungsaufgabe 1 „Therapie gegen Krankheiten“
Allgemeine Beschreibung für den Dozenten
Anweisung zur Durchführung für den Dozenten
Aufgabenstellung
Exemplarische Lösungswege
Auswertungsanweisungen für den Dozenten
Diskussionsanregung durch den Dozenten
Aktualisierungsmöglichkeiten der Aufgabe (für den Dozenten)
Übungsaufgabe 2 „Bernd Schneider, der dritte Bürgermeister“
Allgemeine Beschreibung für den Dozenten
Anweisung zur Durchführung für den Dozenten
Aufgabenstellung
Exemplarische Lösungswege
Auswertungsanweisungen für den Dozenten
Diskussionsanregung durch den Dozenten
Aktualisierungsmöglichkeiten der Aufgabe (für den Dozenten)
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Workshopteil C – Strategien zur Suchmaschinenrecherche
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Workshopteil D – Vertiefende Suchmaschinen-Rechercheübungen
Einführung und Überblick
Übungsaufgabe 1 „Der Alumnus der Leipziger Journalistik“
Allgemeine Beschreibung für den Dozenten
Anweisung zur Durchführung für den Dozenten
Aufgabenstellung
Exemplarische Lösungswege
Auswertungsanweisungen für den Dozenten
Diskussionsanregung durch den Dozenten
Aktualisierungsmöglichkeiten der Aufgabe (für den Dozenten)
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Übungsaufgabe 2 „Die Gemeinde Leutenbach“
Allgemeine Beschreibung für den Dozenten
Anweisung zur Durchführung für den Dozenten
Aufgabenstellung
Exemplarische Lösungswege
Auswertungsanweisungen für den Dozenten
Diskussionsanregung durch den Dozenten
Aktualisierungsmöglichkeiten der Aufgabe (für den Dozenten)
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Workshopteil E – Glaubwürdigkeit von Quellen im Internet
Einführung und Überblick
Übungsaufgabe 1 „Verkehrsunternehmen 2009“
Allgemeine Beschreibung für den Dozenten
Anweisung zur Durchführung für den Dozenten
Aufgabenstellung
Exemplarische Lösungswege
Auswertungsanweisungen für den Dozenten
Aktualisierungsmöglichkeiten der Aufgabe (für den Dozenten)
Theoretische Grundlagen
Einführung
Impressum
Denic-Abfragen
Internationale Whois-Abfragen
Hintergrundinformationen und Beispiele
Beispiel 1: Pressemitteilung des Arthur-Schütz-Instituts über das ISA-Gen
Grubenhunde
Beispiel 2: AP-Meldung zur Forderung des Bunds Deutscher Juristen nach leichter Folter
Beispiel 3: Gefälschter Wikipedia-Eintrag zu Vornamen des Bundeswirtschaftsministers zu Guttenberg
Übungsaufgabe 2 „Tag der Vertriebenen“
Allgemeine Beschreibung für den Dozenten
Anweisung zur Durchführung für den Dozenten
Aufgabenstellung (Aufgabenblatt wird an Teilnehmer ausgeteilt)
Exemplarische Lösungswege
Auswertungsanweisungen für den Dozenten und Diskussionsanregungen
Aktualisierungsmöglichkeiten der Aufgabe (für den Dozenten)
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Anhang Workshopteil A – Studie
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Anhang Workshopteil B – Arbeitsunterlagen
Workshopteil B – Übungsaufgabe 1 „Therapie gegen Krankheiten“
Workshopteil B – Übungsaufgabe 2 „Bernd Schneider, der dritte Bürgermeister“
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Anhang Workshopteil C – Strategien zur Suchmaschinenrecherche
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Anhang Workshopteil D – Arbeitsunterlagen
Workshopteil D – Übungsaufgabe 1 „Der Alumnus der Leipziger Journalistik“
Workshopteil D – Übungsaufgabe 2 „Die Gemeinde Leutenbach“
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Anhang Workshopteil E – Arbeitsunterlagen
Workshopteil E – Übungsaufgabe 1 „Verkehrsunternehmen 2009“
Workshopteil E – Beispiel 1 „ISA-Gen“
Workshopteil E – Beispiel 2 „Bund Deutscher Juristen“
Workshopteil E – Übungsaufgabe 2 „Tag der Vertriebenen“
Workshopteil E – Hintergrundartikel zum Austeilen
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Anhang Workshopteil F – Bewertungsfragebogen
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Über die Autoren
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Einleitung und Konzept des Workshops
Hintergrund und Relevanz des Workshops
Der Computer – besonders das Internet – ist aus dem journalistischen Recherchealltag in Deutschland nicht mehr wegzudenken. Journalisten schätzen die digitalen Möglichkeiten der Informationsfindung und -überprüfung im Wesentlichen
aus drei Gründen: Schnelligkeit, Aktualität und ständige Verfügbarkeit. Insbesondere Suchmaschinen nehmen eine zentrale
Rolle ein. Doch neben den Chancen für die journalistische Recherche ergeben sich auch Gefahren. Unsichere Quellenlage,
mangelnde Zeit zur Überprüfung und besonders mangelnde Qualifizierung der Journalisten schaffen in der täglichen
Arbeit Konfliktsituationen.
Die Herausforderungen der journalistischen Recherche im digitalen Zeitalter hat die aktuelle Studie „Journalistische
Recherche im Internet“ des Lehrstuhls für Journalistik II der Universität Leipzig im Auftrag der Landesanstalt für Medien
Nordrhein-Westfalen (LfM) analysiert. Grundlage war die Beobachtung von 235 Journalisten bei 34 verschiedenen Medienangeboten, die Befragung von 601 Journalisten und Suchmaschinen-Experimente mit 48 Journalisten.1 Aufbauend auf
den Ergebnissen wurden Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der journalistischen Qualität der Recherche erarbeitet.
Der Befund der Studie ist eindeutig: Obwohl das Arbeiten online fast die Hälfte aller Recherchetätigkeit ausmacht, werden
viele Möglichkeiten kaum genutzt. Onlinerecherche trägt trotz ihres Potenzials noch nicht zur optimalen Effektivitätssteigerung in den Redaktionen bei. Oft werden Informationen unreflektiert und ungeprüft übernommen. In Gesprächen mit
den untersuchten Journalisten hat sich gezeigt, dass der Hauptgrund dafür nicht etwa fehlende Zeit, sondern fehlende
oder unzureichende Weiterqualifizierungsangebote sind.
Daher wurde ausgehend von den Ergebnissen der Studie und den praktischen Handlungsempfehlungen ein Qualifizierungsprogramm entwickelt, mit dem Journalisten in der Aus- und Weiterbildung Kenntnisse vermittelt werden, die sowohl
Qualität als auch Effizienz der täglichen journalistischen Arbeit steigern. Hauptbestandteil der praktischen Übungen ist
die Vermittlung zentraler Recherchestrategien mit Suchmaschinen, insbesondere mit Google.
Konzept, Zielgruppe und Nutzen des Workshops
Ausgehend von den Erkenntnissen und praktischen Handlungsempfehlungen der Studie „Journalistische Recherche im
Internet. Bestandsaufnahme journalistischer Arbeitsweisen in Zeitungen, Hörfunk, Fernsehen und Online“ wurde für die
Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) ein umfassendes Aus- und Weiterbildungsprogramm für Journalisten
zur Verbesserung der Qualität der Recherche im Internet entwickelt, insbesondere im Hinblick auf Suchmaschinen. Von
dem Workshop zur journalistischen Online-Recherche sollen die Teilnehmer in mehreren Bereichen profitieren:
• Die Journalisten bekommen Basisinformationen über die Recherche in Deutschland und können ihre eigene Situation
besser einschätzen.
• Die Journalisten lernen effiziente Recherchestrategien mit Suchmaschinen, speziell Google, und Suchbefehle kennen.
• Die Journalisten werden qualifiziert, Online-Quellen zielsicher einzuschätzen.
• Die Journalisten werden anhand praktischer Übungen evaluiert und betreut.
Das Programm richtet sich an alle Journalisten in Deutschland. Es können Teilnehmer aller Ressorts aus den Bereichen
Print, Hörfunk (öffentlich-rechtlich und privat), Fernsehen (öffentlich-rechtlich und privat) sowie Online betreut werden.
Die Teilnahme am Workshop empfiehlt sich ebenso für freie Mitarbeiter oder Volontäre wie für Redakteure und Redaktionsleiter. Auch Journalisten in der akademischen Ausbildung (Universität, Journalistenschule o.Ä.) sowie Verantwortliche
in der Aus- und Weiterbildung gehören zur Zielgruppe. Der berufliche Umgang mit dem Internet als Recherchemittel reicht
als Vorkenntnis aus, eine vorherige Qualifikation im Bereich Onlinerecherche ist nicht notwendig.
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Machill, Marcel/ Beiler, Markus/ Zenker, Martin (2008): Journalistische Recherche im Internet. Bestandsaufnahme journalistischer Arbeitsweisen
in Zeitungen, Hörfunk, Fernsehen und Online (Schriftenreihe Medienforschung der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, Band 60).
Berlin: Vistas.
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Gliederung und Inhalt des Workshops
Der Workshop untergliedert sich in fünf Teile (A bis E). In Workshopteil A erhalten die Teilnehmer einen theoretischen
Überblick über den Status quo der journalistischen Recherche in Deutschland. Grundlage ist hierfür die oben genannte
Mehrmethodenstudie „Journalistische Recherche im Internet“. Die Vorstellung dieser Studie und anderer theoretischer
Erkenntnisse soll die Workshopteilnehmer für das Thema und die Probleme der Recherche sensibilisieren. Auch sollte sich
an dieser Stelle eine Diskussion der Studienergebnisse mit den Teilnehmern anschließen, um auch die eigene Recherchesituation zu reflektieren.
Die Workshopteile B bis D beschäftigen sich mit der journalistischen Online- und Suchmaschinenrecherche, speziell mittels
Google, da diese Suchmaschine am häufigsten von den deutschen Journalisten verwendet wird. Die Workshopteile B und
D sind dabei praktisch ausgelegt und beinhalten Suchmaschinenrecherchen, während Teil C zwischen den beiden praktischen Teilen Regeln und Tipps zur besseren Recherche mittels Suchmaschinen bzw. Google vermittelt.
In Workshopteil B werden den Teilnehmern ein bis zwei Internetrechercheaufgaben gestellt, die sie unter realen Bedingungen und festen Zeitvorgaben lösen sollen. Die Arbeit mit Suchmaschinen, insbesondere mit Google, als Ausgangspunkt
für Recherchewege spielt dabei die tragende Rolle. Ziel ist es, mit öffentlich zugänglichen Recherchemitteln (Suchmaschinentechnik, Internetauftritte von Firmen, Medien, Parteien und öffentlichen Einrichtungen) Recherchefragen gezielt
zu beantworten. Der individuelle Sucherfolg der einzelnen Teilnehmer wird umgehend ausgewertet, analysiert und anschließend in der Gruppe diskutiert.
Konkret wurden verschiedene Rechercheaufgaben entwickelt, die die Teilnehmer mittels der Suchmaschine Google als Ausgangspunkt ihrer Recherche lösen sollen. Die Aufgaben werden so in Szene gesetzt, dass sie weitgehend typische Aufgaben
und Tätigkeiten von Journalisten in Redaktionen simulieren. Zur Verwendung im Workshop stehen die folgenden beiden
Suchaufgaben bereit:
• Übungsaufgabe 1 „Therapie gegen Krankheiten“: Für ein Feature oder einen Hintergrundartikel zum Thema „Apitherapie“ (Heilmethode mit Bienenprodukten) sollen verschiedene Informationen gesammelt werden. Diese Aufgabe fällt
in den Bereich Wissen, Wissenschaft und Nutzwert. Mit dieser Aufgabe soll die Diskussion von Suchstrategien und die
Nutzung von Phrasensuche und Operatoren angeregt werden.
• Übungsaufgabe 2 „Bernd Schneider, der dritte Bürgermeister“: Es sollen Informationen zum dritten Bürgermeister
der Gemeinde Weißenbrunn in Bayern recherchiert werden (Bernd Schneider). Damit wird eine mögliche investigative Geschichte anrecherchiert. Die Aufgabe ist typisch für die Tätigkeit in einer Politikredaktion. Es handelt sich um eine mittelschwere Aufgabe, denn es gibt mehrere bekanntere Personen namens Bernd Schneider, so dass die Suchanfragen
entsprechend zu präzisieren sind. Auch die Wichtigkeit der Phrasensuche wird hier verdeutlicht.
Anhand der Sucherfolge in der Gruppe werden ein Vergleich zu dem in der Studie empirisch beobachteten Rechercheverhalten gezogen und erfolgversprechende Suchstrategien erarbeitet. In Workshopteil C stellt der Dozent erfolgssteigernde
Recherchestrategien wie etwa die Nutzung von Boole’schen Operatoren, Phrasensuche sowie speziell auf Google abgestimmte Suchtechniken wie den Site-Befehl vor. Diese Techniken können von den Teilnehmern sofort exemplarisch am eigenen Rechner nachvollzogen werden.
Diese Suchstrategien und Suchtechniken wenden die Teilnehmer anschließend in Workshopteil D an. Hier sehen die Workshopteilnehmer, wie sich die vermittelten Suchkompetenzen unmittelbar positiv auf ihre Rechercheleistung auswirken.
Folgende zwei Suchaufgaben können für den Workshop verwendet werden:
• Übungsaufgabe 1 „Der Leipziger Alumnus“: Im Rahmen einer Beitragsserie zum 600-jährigen Jubiläum der Universität
Leipzig sollen Porträts zu berühmten Absolventen entstehen und dazu Informationen über den Journalisten Alexander
Osang recherchiert werden. Es geht um eine ausführliche Personenrecherche mit biographischen, werks- und arbeitsbezogenen Fakten. Die Aufgabe ist mittelschwer bis schwer. Die Thematik soll die teilnehmenden Journalisten in der
Mitte des zweiten Workshopteils motivieren, da es um einen Kollegen geht.
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
• Übungsaufgabe 2 „Die Gemeinde Leutenbach“: Für eine Serie über verschiene kleinere Gemeinden und das dortige
Leben der Menschen sollen Informationen zur Gemeinde Leutenbach in Bayern zusammengetragen werden, bevor vor
Ort eine Reportage entstehen soll. Bei der mittelschweren bis schweren Aufgabe müssen die Suchanfragen genau spezifiziert werden, weil es eine gleichlautende Gemeinde in Baden-Württemberg gibt. Zudem soll hier noch einmal deutlich
werden, dass eine Tiefen- zielführender als eine Breitenrecherche ist: Viele Informationen sind besser durch das Weiterverfolgen von Links als durch neue Suchanfragen zu lösen.
Diese Suchaufgaben werden ebenfalls unmittelbar ausgewertet und den Suchergebnissen aus dem ersten interaktiven Teil
gegenübergestellt. Anschließend werden die Erkenntnisse des Workshops vom Workshopleiter zusammengefasst und eingeordnet.
In Workshopteil E werden anhand von praktischen Übungen die problematische Situation der Quellengüte im Internet
erörtert und in Übungsaufgaben Möglichkeiten aufgezeigt, Gefahren für die journalistische Sorgfalt zu vermeiden. Ein
weiterer Punkt sind das Recherchieren von Ansprechpartnern online, und spezielle Techniken bei besonders konflikthaltigen
oder investigativen Themen. Dem sollen folgende Aufgaben dienen:
• Übungsaufgabe 1 „Verkehrsunternehmen 2009“: Die Workshopteilnehmer sollen Informationen zu der (nicht existierenden) Bremer U-Bahn zusammentragen. Sie erhalten dazu eine (erfundene) Pressemitteilung des Verbands Deutscher
Verkehrsunternehmen (VDV), die die Bremer U-Bahn als Verkehrsunternehmen des Jahres bezeichnet, sowie den Link
zur Website der Bremer U-Bahn, die eine Fälschung ist. Die Teilnehmer sollen lernen, die Glaubwürdigkeit und Echtheit
von Quellen über das Impressum und eine Denic-Abfrage zu klären.
• Übungsaufgabe 2 „Tag der Vertriebenen“: Es wird eine redaktionelle Situation simuliert, in der die Teilnehmer eine
Pressemitteilung der „Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland“ (JLO) erhalten. Darin werden Veranstaltungen anlässlich des „Tags der Vertriebenen“ und des „Tags der Heimat“ angekündigt. Die Teilnehmer sollen den Hintergrund der
Organisation und der Veranstaltungen klären und entscheiden, ob sie einen Veranstaltungshinweis in ihrer Zeitung aufnehmen würden. Diese Aufgabe vertieft die Quellenverifizierung mittels Internet.
Zwischen den beiden Übungsaufgaben werden den Teilnehmern in einem theoretischen Block Möglichkeiten zur Herstellung
von Quellentransparenz gezeigt. In diesem Zusammenhang wird ein Überblick u.a. über die Impressumspflicht und die
Whois-Abfragen zu Domaineigentümern gegeben. Des Weiteren sollen anhand von drei tatsächlichen Fällen exemplarisch
mangelnde Überprüfungs- und Faktenkontrolle aufgezeigt werden, bei denen Journalisten auf Grubenhunde und Fakes
hereingefallen sind.
Zum Schluss werden die Ergebnisse des Workshops zusammengefasst, spezielle Fragen der Teilnehmer beantwortet und
der Workshop mündlich sowie schriftlich mit dem in Anhang F befindlichen Bewertungsfragebogen auf die Lernziele evaluiert. Nachfolgend findet sich ein exemplarisches Programm für einen eintägigen Workshop.
Exemplarischer Ablaufplan eines Workshops (mit Zeitplanung)
9:00-9:30
Registrierung der Teilnehmer und Ausgabe des Workshopmaterials
9:30-09:45
Begrüßung durch den Gastgeber bzw. die Dozenten des Workshops
9:45-11:00
Workshopteil A – Studie „Journalistische Recherche im Internet“: Wo steht der Journalismus in Deutschland?
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie werden prägnant und praxisbezogen zusammengefasst:
Journalisten nutzen täglich das Internet, haben aber bestenfalls durchschnittliche Kompetenzen.
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
So leiden Effizienz und Qualität.
Neue Informationen kommen fast ausschließlich von anderen Medien und Agenturen, Primärquellen werden kaum noch
abgefragt.
Suchmaschinen erschließen fast die Hälfte aller Zusatzquellen – und verzerren so massiv die Wahrnehmung. Die Googleisierung der Recherche ist Realität.
Die intensive Nutzung des Internets beschränkt sich bei Journalisten auf einige wenige Seiten. Das bedroht die notwendige
Quellenpluralität.
11:00-11:15
Kaffeepause
11:15-12:45
Workshopteil B – Einführende Suchmaschinen-Rechercheübungen
Zwei Aufgaben müssen von den Teilnehmern anhand der aktuellen Quellenlage im Internet gelöst werden. Dabei werden
zu zwei Themen einzelne Aspekte abgefragt. Die einzelnen Aspekte sind mit unterschiedlicher Schwierigkeit zu finden.
Im Anschluss wird der individuelle Sucherfolg der Teilnehmer ermittelt und zu den bundesweiten Ergebnissen in Relation
gestellt.
12:45-13:30
Mittagspause
13:30-14:15
Workshopteil C – Strategien zur Suchmaschinenrecherche
Die Teilnehmer lernen die erfolgreichsten Suchstrategien kennen, darunter spezielle Suchtechniken wie Boolesche Operatoren, Phrasensuche oder spezifische Googlebefehle.
14:15-16:00
Workshopteil D – Vertiefende Suchmaschinen-Rechercheübungen
Im zweiten Übungsteil sollen die Teilnehmer zwei weitere Aufgaben lösen, jetzt mit den erarbeiteten Suchstrategien und
-techniken. Um die Lernerfolge sichtbar zu machen, haben diese Aufgaben einen ähnlichen Schwierigkeitsgrad wie im
ersten Übungsteil.
16:00-16:15
Kaffeepause
16:15-17:30
Workshopteil E – Glaubwürdigkeit von Quellen im Internet
Anhand praktischer Übungen werden die problematische Situation der Quellengüte im Internet erörtert und Gefahren
aufgezeigt. Ein weiterer Punkt sind das Recherchieren von Ansprechpartnern online und spezielle Techniken bei besonders
konflikthaltigen oder investigativen Themen.
17:30-18:00
Zusammenfassung und Evaluation des Workshops
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Organisatorische Voraussetzungen zur Durchführung des Workshops
Es wird empfohlen, den Workshop mit zwei Dozenten durchzuführen. Dies erlaubt eine individuelle Betreuung und eine
unmittelbare Auswertung der praktischen Übungen. Jedoch ist auch die Durchführung mit einem Dozenten möglich.
Jeder Teilnehmer benötigt einen Computer. Dieser Computer muss über folgende Ausstattung verfügen:
• Highspeed-Internet
• Betriebssystem Windows XP oder neuer
• Internet-Explorer
• uneingeschränkten Zugang zu Internet-Seiten (kein IP-Filter o.Ä.)
Die Teilnehmer sollten sich in einem Raum befinden. Für die Durchführung des Workshops benötigen die Dozenten einen
Laptop mit Internetanschluss, USB-Möglichkeit und Power Point sowie einen Beamer.
Die Teilnehmerzahl ist in erster Linie durch die Ausstattung an Einzelrechnern begrenzt, aufgrund des individuellen Betreuungscharakters sollten allerdings pro Sitzungstag nicht mehr als 15 Journalisten teilnehmen.
Entwicklung und Erprobung des Workshops
An der Entwicklung des Workshops waren die Studierenden des Masterstudiengangs Journalistik an der Universität Leipzig
Judith Biedermann, Sven Class, Constanze Emde, Alexandra Falk, Christine Gräfe, Anne Kabacinski, Efthymia Mourgela,
Franziska Rattei und Kerstin Ruskowski beteiligt, denen an dieser Stelle gedankt sei. Im Rahmen der Entwicklung wurden
zahlreiche Übungsaufgaben konzipiert und Pre-tests unterzogen. Diese fanden mit insgesamt 50 Studierenden des Bachelor-Studiengangs Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig statt.
Es schlossen sich drei Erprobungsworkshops an, die klären sollten, welche Aufgaben in das endgültige Workshopprogramm
aufgenommen werden sollten. Zudem dienten die Erprobungsworkshops dem Zweck, die Veranstaltung auf ihre praktische
Durchführung zu testen und die Lernziele inhaltlich zu evaluieren.
Die Erprobungsworkshops fanden im Februar und März 2009 im „Deutschen Institut für publizistische Bildungsarbeit,
Journalisten-Zentrum Haus Busch“ in Hagen, bei der RTL-Journalistenschule in Köln und der Journalistenschule Ruhr in
Essen statt. Insgesamt nahmen 50 Journalisten teil. Diese stammten aus allen Mediengattungen, wobei der Schwerpunkt
auf der Zeitung lag. Etwa ein Drittel der Teilnehmer waren Volontäre, die Mehrheit feste und freie Redakteure. Es waren
alle Altersgruppen vertreten. Unser Dank gilt den Teilnehmern sowie den Verantwortlichen in den Aus- und Weiterbildungsinstitutionen Thomas Müller, Leonhard Ottinger und Harald Heuer.
Konzept, Inhalt und die praktische Durchführung des Workshops wurden mit den teilnehmenden Journalisten der Erprobungsworkshops ausführlich besprochen und reflektiert sowie schriftlich evaluiert. Die Erkenntnisse wurden bei der Verschriftlichung des endgültigen Workshopkonzepts berücksichtigt.
Über diese Dokumentation
Diese Dokumentation enthält die komplette Beschreibung zur Durchführung eines eintägigen Workshops zur journalistischen Recherche im Internet. Sie ermöglicht es, erfahrenen Dozenten in der Aus- und Weiterbildung von Journalisten,
den Workshop eigenständig durchzuführen. Dazu sind in dieser Handreichung alle notwendigen Hintergrundinformationen
sowie verschiedene Übungsaufgaben und Musterlösungen enthalten. Die Übungsblätter und Hintergrundmaterialien finden
sich kopierfertig im jeweiligen Anhang. Sie werden als Dozent in dieser Dokumentation direkt angesprochen.
Zur leichteren und schnelleren Handhabung dieser Dokumentation befindet sich auf jeder Seite oben rechts ein Registerkasten
mit dem Buchstaben des jeweiligen Workshopteils und der Kurzbezeichnung des jeweiligen Unterabschnitts. Die Schrift ist
weiß auf schwarzem Hintergrund. Die zugehörigen Anhänge mit den kopierfertigen Übungsblättern und Hintergrundmaterialien sind entsprechend gekennzeichnet, jedoch mit schwarzer Schrift auf weißem Hintergrund. Die Seitenzahlen sind in
der gesamten Dokumentation einschließlich der Anhänge fortlaufend. In den Anleitungen und Lösungsdokumentationen
sind Suchbegriffe, die bei Google eingegeben werden können oder sollen, in [eckige Klammern] gesetzt.
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Redaktionsschluss dieser Dokumentation war der 31. März 2009. Da sich das Internet sowie die Indexe und das Ranking
von Suchmaschinen ständig verändern, kontrollieren Sie als Dozent bitte unmittelbar vor jedem Workshop die einzelnen
Übungsaufgaben und die zugehörigen Lösungswege auf ihre Durchführbarkeit und vermerken Sie Änderungen entsprechend. In der Dokumentation werden Sie auf die Punkte besonders hingewiesen, bei denen Veränderungen am wahrscheinlichsten sind. Die Dokumentation enthält auch Ersatzvorschläge für einzelne Teilaufgaben sowie für ganze
Übungsaufgaben. Zudem finden Sie Vorschläge zur Konzeption einer ähnlichen Übungsaufgabe, sollte eine Übungsaufgabe
gar nicht mehr durchführbar sein.
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Workshopteil A
Studie
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Workshopteil A – Studie „Journalistische Recherche im Internet“
Einführung und Fragestellung
Ziel der Mehrmethodenstudie „Journalistische Recherche im Internet“ war es, den Stellenwert und die Bedeutung des Internets für die Recherche von Journalisten zu untersuchen. In der Diskussion spielt vor allem das Schlagwort von der
„Googleisierung“ des Journalismus eine Rolle, d.h. dem vermuteten starken Einfluss einer Suchmaschine. Weiterhin wird
gefragt, ob die verstärkte Nutzung des Internets im Rechercheprozess zu einer journalistischen Selbstreferentialität bisher
nicht gekannten Ausmaßes führt, da nur noch bereits veröffentlichte Informationen übernommen werden.
Bisherige Studien sind insbesondere quantitative Befragungen, die den Einsatz des Internets oder bestimmter Onlineangebote bei der journalistischen Arbeit allgemein gemessen sowie Einstellungen gegenüber dem Internet ermittelt haben,
jedoch keinen Einblick in den Rechercheprozess geben. Hier gilt es anzusetzen, wenn man den Stellenwert des Internets
in der journalistischen Recherche ermitteln möchte. Darüber hinaus fehlen bislang Erkenntnisse zur Kompetenz von Journalisten, online und speziell mittels Suchmaschinen zu recherchieren. Im Mittelpunkt standen zwei Forschungsfragen:
1. Es sollte die konkrete Einbindung von Online-Recherchierverfahren im Gesamtrechercheprozess von Journalisten umfassend und detailliert untersucht werden. Dabei sollen typische Recherchemuster identifiziert werden.
2.Es sollte untersucht werden, wie Journalisten das Internet und spezielle Onlinerecherchemittel, insbesondere Suchmaschinen, einordnen und bewerten und ob sie über die notwendigen Kompetenzen verfügen, um Online-Recherchierverfahren effektiv und nach Maßgabe journalistischer Qualitätsstandards zu nutzen.
Um diese Forschungsfragen angemessen untersuchen zu können, wurde eine Multimethodenstudie durchgeführt:
• Hauptelement war eine Beobachtung des journalistischen Rechercheprozesses im Redaktionsalltag. Es sollte herausgefunden werden, aus welchen Handlungen eine Recherche besteht und welche Recherchemittel eingesetzt werden.
Die Studie wurde als offene, nichtteilnehmende Beobachtung angelegt. Es beteiligten sich 235 Journalisten von 34
Medienangeboten, die jeweils einen ganzen Arbeitstag lang beobachtet wurden. Im Anschluss wurden ergänzend Leitfadeninterviews mit den Beobachteten durchgeführt.
Workshopteil A
Studie
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
• Als zweite Teilstudie wurde eine Befragung von Journalisten zu ihrer Online- und Suchmaschinennutzung und -beurteilung sowie zum Technikverständnis konzipiert. An der quantitativ-standardisierten und schriftlichen Befragung beteiligten sich 601 Journalisten.
• Drittens wurde ein explorativ und qualitativ angelegtes Experiment zur Suchmaschinenkompetenz von Journalisten
am Beispiel von Google durchgeführt, da Suchmaschinen und speziell Google ein zentrales Recherchemittel von Journalisten geworden sind, aber bislang nicht bekannt ist, wie Journalisten mit Suchmaschinen recherchieren. An dem
Experiment nahmen 48 Journalisten teil, die jeweils drei verschiedene Suchaufgaben mit Hilfe von Google zu bearbeiten
hatten.
Es sei darauf hingewiesen, dass der Medienvergleich keine Aussage über „bessere“ oder „schlechtere“ Journalisten erlaubt.
Aufgrund der sowohl inhaltlichen als auch medienspezifischen Ausrichtung der einzelnen Mediensparten ist keine Wertung
im Sinne eines Wettbewerbes möglich. Allerdings können hinsichtlich der journalistischen Recherche Vergleiche gezogen
und Handlungsempfehlungen aufgezeigt werden.
Beobachtung des journalistischen Rechercheprozesses im Redaktionsalltag
Ziel der Beobachtung war es, die Einbindung des Internets in den journalistischen Recherchealltag zu untersuchen. Um
ein umfassendes Bild des Recherchealltags zu erhalten, wurden 235 Journalisten von 34 Medienangeboten jeweils einen
Tag lang offen und nichtteilnehmend beobachtet. 43 Prozent der beobachteten Journalisten arbeiteten für die Tageszeitung, 37 Prozent für das Fernsehen, 23 Prozent für den Hörfunk und 11 Prozent für Online-Medien. 60 Prozent waren
Männer, 40 Prozent Frauen. Die Journalisten waren im Durchschnitt 37,2 Jahre alt und hatten 13,3 Jahre Berufserfahrung.
Rund drei Viertel waren fest beschäftigt. Der Großteil von 81 Prozent der beobachteten Journalisten war als Redakteur
tätig, 12 Prozent in der Gesamt- oder Teilleitung und sechs Prozent als Volontäre. Insgesamt liegt eine Stichprobe vor, die
der Grundgesamtheit für die vier einbezogenen Mediengattungen ähnelt.
Für die Beobachtung wurde der Rechercheprozess in drei große Rechercheteilprozesse eingeteilt, die sich wiederum aus
mehreren einzelnen Rechercheschritten zusammensetzen. Der erste Teilprozess „Themenfindung und Relevanzbewertung“
umfasst das Suchen und Finden von Themen sowie die Bewertung ihrer Bedeutung. Der zweite Rechercheteilprozess der
Überprüfungsrecherche dient dazu, Quellen und bereits vorhandene Informationen auf ihre Richtigkeit und Wahrhaftigkeit
zu überprüfen. Der dritte Teilprozess umfasst die Erweiterungsrecherche. Dazu zählen alle Handlungen, mit denen zusätzliche Quellen ermittelt werden, die Ausgangsinformation erweitert und zusätzliches Material beschafft wird.
➡ Eine Überprüfungsrecherche findet kaum noch statt.
Die beobachteten Journalisten recherchieren fast ausschließlich zur Themenfindung und Relevanzbewertung (Häufigkeitsanteil von 40,8 Prozent) und zur Erweiterung von Informationen (51,3 Prozent) – eine Überprüfungsrecherche (7,9
Prozent) findet kaum statt. Sie ist offensichtlich zum Luxus des journalistischen Alltags geworden.
Produktionsnotwendige, weil Inhalt generierende Tätigkeiten spielen die wichtigste Rolle. Dazu gehören folgende Rechercheschritte: das Einholen von Zusatzinformationen (Häufigkeitsanteil von 28,4 Prozent), das Beobachten der Nachrichten- und Themenlage (16,9 Prozent), das Ermitteln von Zusatzquellen (14,9 Prozent) und das Bearbeiten von
eingegangenem Material (13,2 Prozent).
Während sich weibliche und männliche Journalisten nicht in ihrem Rechercheverhalten unterscheiden, spielt das Alter
eine Rolle. Je älter Journalisten sind, desto höher ist der Häufigkeitsanteil des Rechercheteilprozesses Themenfindung
und Relevanzbewertung. Der Anteil steigt auch mit der redaktionellen Verantwortung, die ein Journalist aufgrund seiner
Berufsposition übernimmt. Vom Volontär bis zum Journalisten in Leitungsposition verdoppelt sich der Anteil. Im Ressortvergleich kann man beobachten, dass in den Bereichen Politik und Kultur/Feuilleton die Themenfindung und Relevanzbewertung wesentlich wichtiger ist als für Lokaljournalisten. Diese haben ihren Rechercheschwerpunkt beim Ermitteln
von Zusatzinformationen.
Unterscheidet man nach Mediengattungen, sieht man bei den Online- und Hörfunkjournalisten einen Schwerpunkt auf
der Themenfindung und Relevanzbewertung (Häufigkeitsanteil von 53,5 Prozent bzw. 50,9 Prozent). Der Grund dürften
die äußerst kurzen Erscheinungszyklen von Online- und Hörfunkmedien im Gegensatz zu den Tageszeitungen und zum
Fernsehen sein. Bei Zeitungen und Fernsehsendern überwiegt hingegen die Erweiterungsrecherche (Häufigkeitsanteil von
55,0 Prozent bzw. 55,5 Prozent).
➡ Computergestützte Recherchemittel haben sich auf breiter Ebene etabliert, aber die klassischen (nicht computergestützten) Mittel keineswegs verdrängt.
Zu jedem Rechercheschritt wurde erfasst, mit welchem Recherchemittel dieser ausgeführt wird. Dabei hat sich gezeigt,
dass sich computergestützte Mittel auf breiter Ebene etabliert haben: Sie machen einen Häufigkeitsanteil von 47,0 Prozent
aus. Die klassischen, nicht computergestützten Recherchemittel wie z.B. das Telefon liegen mit 40,6 Prozent darunter,
Agenturen haben einen Anteil von 11,5 Prozent.
Computergestützte Recherchemittel ermöglichen ein zeiteffizientes Arbeiten, das sieht man daran, dass diese Mittel zwar
einen höheren Häufigkeitsanteil, aber einen geringeren Daueranteil haben als klassische Recherchemittel (Daueranteil
von 37,2 zu 51,3 Prozent).
➡ Die wichtigsten computergestützten Recherchemittel sind E-Mails und Suchmaschinen/Webkataloge.
Die wichtigsten computergestützten Recherchemittel sind E-Mails (Häufigkeitsanteil von 12,1 Prozent an allen Recherchemitteln), Suchmaschinen/Webkataloge (8,3 Prozent) und redaktionelle Websites (7,5 Prozent).
Wichtigstes Mittel sowohl innerhalb der nicht computergestützten Recherchemittel als auch insgesamt ist das Telefon mit
einem Häufigkeitsanteil von 15,0 Prozent. Eine weitere wichtige Rolle spielen redaktionsinterne Absprachen mit 12,9 Prozent Häufigkeitsanteil.
Suchmaschinen werden zur zeitsparenden, schnellen Recherche eingesetzt. Setzt man den Häufigkeitsanteil von 8,3 Prozent in Beziehung zum geringen Daueranteil von 4,1 Prozent, erkennt man eine häufige aber nur kurze Nutzung. Google
hat einen Häufigkeitsanteil von 90,4 Prozent an der Suchmaschinenrecherche. Das Problem der „Googleisierung“ der
Suchmaschinenrecherche ist damit Realität in deutschen Redaktionen.
Bei den Recherchemitteln zeigt sich ebenfalls kein Unterschied beim Geschlecht. Allerdings spielt erneut das Alter eine
Rolle. So nimmt der Häufigkeitsanteil der Nutzung von computergestützten Recherchemitteln mit dem Alter ab. Ausnahme
ist die E-Mail. Hier bleibt der Häufigkeitsanteil über alle Altersklassen konstant. Das Recherchemittel E-Mail gehört somit
für alle Journalisten fest zum Recherchealltag. Computergestützte Archive werden größtenteils von jüngeren Journalisten
genutzt. Zeitintensive Vor-Ort-Recherchen erledigen ebenfalls bevorzugt jüngere Journalisten. Dagegen weisen ältere
Journalisten einen höheren Anteil an Schreibtischrecherche auf, was sich z.B. an der Nutzung von Nachrichtenagenturen
zeigt. Hier steigt der Anteil von den jüngsten bis zu den ältesten Journalisten von 7,3 Prozent auf 18,9 Prozent an.
Hinsichtlich der Funktion lässt sich feststellen, dass je höher die Verantwortung eines Journalisten ist, desto geringer die
Nutzung von computergestützten Recherchemitteln. Die berufliche Onlinenutzung zeigt einen erwarteten Effekt. Je länger
Journalisten bereits online sind, desto höher ist auch der Anteil der computergestützten Recherchemittel.
➡ Im Ressort Unterhaltung/Boulevard recherchieren Journalisten besonders häufig mit dem Computer.
Hinsichtlich einzelner Ressorts zeigt sich, dass im Unterhaltungs- bzw. Boulevardressort der höchste Häufigkeitsanteil an
computergestützten Recherchemitteln auftritt (53,0 Prozent). Ähnliche Anteile haben hier die Ressorts Kultur/Feuilleton
und Wirtschaft (51,7 bzw. 50,5 Prozent). Den geringsten Anteil hat das Sportressort mit 39,4 Prozent. Suchmaschinen
werden über alle Ressorts gleich oft verwendet, am seltensten im Sportressort mit einem Häufigkeitsanteil von 5,4 Prozent.
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Workshopteil A
Studie
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Workshopteil A
Studie
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Bei der Agenturnutzung ergab sich der geringste Häufigkeitsanteil im Lokalen (3,0 Prozent), was sich durch das eingeschränkte Lokalangebot der Nachrichtenagenturen erklären lässt. Das Politikressort und das Sportressort sind die stärksten
Nutzer von Agenturinhalten (17,9 bzw. 19,4 Prozent Häufigkeitsanteil).
Die deutlichsten Unterschiede im Vergleich der Mediengattungen zeigen Journalisten bei Onlinemedien. Sie sind sowohl
die stärksten Nutzer computergestützter Mittel (Häufigkeitsanteil von 50,9 Prozent) als auch von Nachrichtenagenturen
(30,1 Prozent). Nicht computergestützte Mittel werden von ihnen seltener genutzt (19,0 Prozent). Hörfunkjournalisten
bei privaten Sendern nutzen kaum Nachrichtenagenturen (1,4 Prozent). Sie verzichten allerdings nicht auf Agenturinhalte,
sondern beziehen diese bereits vorselektiert und bearbeitet von externen Dienstleistern, die Meldungen in das hausinterne
computergestützte Archiv einpflegen. Das Telefon wird von Onlinejournalisten kaum genutzt, dieser Häufigkeitsanteil
liegt mit 3,7 Prozent etwa elf Prozent unter dem Mittelwert.
Betrachtet man, welchen Anteil die Recherchemittel an den Rechercheteilprozessen bzw. -schritten haben, fällt auf,
dass die computergestützte Recherche eindeutig bei der Erweiterungsrecherche mit einem Häufigkeitsanteil von 52,3 Prozent dominiert. Exakt gleich sind die Anteile von computergestützten und nicht computergestützten Recherchemitteln
bei der Themenfindung und Relevanzbewertung mit 42,4 Prozent. Bei der Überprüfungsrecherche, auch wenn sie selten vorkommt, zeigen die Journalisten eine deutliche Präferenz für die nicht computergestützte Recherche (61,8 Prozent). Nachrichtenagenturen haben ihre Domäne im Rechercheschritt der Themenfindung und Relevanzbewertung mit einem
Häufigkeitsanteil pro Journalist von 15,2 Prozent. Bei der Erweiterungsrecherche beträgt ihr Häufigkeitsanteil 10,5 Prozent, bei der Überprüfungsrecherche spielt sie kaum eine Rolle (3,7 Prozent).
➡ Journalisten beobachten die Nachrichten- und Themenlage vor allem mit der Hilfe von Agenturen und anderen
Medien. Websites von Regierungen oder Institutionen sind nicht von Bedeutung.
Das Beobachten der Nachrichten- und Themenlage findet größtenteils über Nachrichtenagenturen (Häufigkeitsanteil von
34,8 Prozent) und über Onlineangebote redaktioneller Medien (22,9 Prozent) sowie Offlinemedien (17,9 Prozent) statt.
Dies deutet auf die Gefahr der Selbstreferentialität hin. Andere Recherchemittel wie z.B. Websites von Regierungen oder
Institutionen sind nicht von Bedeutung.
Eingegangenes Material bearbeiten die Journalisten fast ausschließlich per E-Mail (Häufigkeitsanteil von 76,6 Prozent).
Eine gewisse Rolle spielt daneben nur noch das Telefon (7,4 Prozent).
➡ Bei der Themenbewertung verzichten Journalisten auf den Computer. Hier zählt vor allem das Gespräch
von Kollege zu Kollege.
Die Themenbewertung wird nach wie vor nicht computergestützt vorgenommen, sondern vorwiegend in redaktionsinternen
Absprachen (Häufigkeitsanteil 80,9 Prozent). Auch Telefonate haben mit einem Häufigkeitsanteil von 11,8 Prozent noch
eine Bedeutung. In diesem Rechercheschritt ist also das unmittelbar reaktive Gespräch, ein nicht zeitversetzter Dialog,
von entscheidender Bedeutung.
Der Quellencheck konnte nur bei 53 von 235 Journalisten beobachtet werden. Wenn er überhaupt ausgeführt wird, dann
spielen vor allem Mittel der direkten Kommunikation, wie das Telefon (Häufigkeitsanteil von 32,8 Prozent) und redaktionsinterne Absprachen (17,8 Prozent), eine Rolle. Hier ziehen die wenigen Journalisten verschiedene Internetseiten
nichtredaktioneller Art zu Rate (26,7 Prozent).
Ähnlich ist das Bild bei der Faktenkontrolle, die immerhin von 202 Journalisten durchgeführt wurde. Hier haben Telefonate
einen Häufigkeitsanteil von 30,8 Prozent und redaktionsinterne Absprachen von 23,3 Prozent. Wichtig für die journalistische Arbeit sind ebenfalls Internetangebote verschiedener Art (11,9 Prozent). Dabei verlassen sich Journalisten besonders auf internetgestützte Primärquellen wie etwa die Auftritte von Städten, Unternehmen oder Vereinen. Privatseiten
spielen keine Rolle.
➡ Fast die Hälfte aller Zusatzquellen wird mit Hilfe von Suchmaschinen recherchiert. Wer dort nicht oben erscheint,
hat kaum Chancen, von Journalisten in ihrem Rechercheprozess wahrgenommen zu werden.
Bei der Ermittlung von Zusatzquellen sind Suchmaschinen mit einem Häufigkeitsanteil von 43,7 Prozent das zentrale Recherchemittel. Es folgt das Telefon mit einem bedeutend geringeren Häufigkeitsanteil von 18,7 Prozent. Das bedeutet,
dass fast die Hälfte aller Kontakte mit Suchmaschinen bzw. konkret mit Google ermittelt wird. Hier besteht die Gefahr
einer Wirklichkeitsverzerrung.
Beim Einholen von Zusatzinformationen sind verschiedene Recherchemittel gleichgewichtig von Bedeutung: das Telefon
(Häufigkeitsanteil von 19,7 Prozent), verschiedene Onlineangebote (15,7 Prozent), Nachrichtenagenturen (14,6 Prozent)
und Onlineangebote redaktioneller Medien (11,1 Prozent). Dies zeigt, dass Journalisten hier auf Quellenpluralität achten.
Pragmatismus zeigt sich beim Suchen und Sichten von Zusatzmaterial. Hausinterne Archive nehmen einen Häufigkeitsanteil
von 34,8 Prozent ein. Journalisten verlassen sich also hier auf bereits im eigenen Medium publiziertes Material. Erstaunlich
ist die geringe Nutzung von Nachrichtenagenturen, obwohl diese auf diesen Rechercheschritt abgestimmte Angebote wie
Bilddatenbanken oder Filmarchive bereitstellen (9,3 Prozent).
Die jeweilige Mediengattung hat einen Einfluss auf die Verwendung bestimmter Recherchemittel bei bestimmten Rechercheschritten. In Bezug auf die Themenfindung und Relevanzbewertung zeigt sich ein hoher Häufigkeitsanteil von Nachrichtenagenturen bei Onlinejournalisten. Ähnlich hoch ist die Nutzung nur beim öffentlich-rechtlichen Hörfunk. Auch
Onlineangebote redaktioneller Medien werden von Onlinejournalisten ausgiebig genutzt (Häufigkeitsanteil von 16,8 Prozent). Tageszeitungsjournalisten nutzen im Vergleich kaum redaktionelle Onlineangebote (5,9 Prozent).
Die Überprüfungsrecherche wird von den verschiedenen Mediengattungen unterschiedlich gehandhabt. Das Telefon als Recherchemittel wird in diesem Rechercheteilprozess von Onlinejournalisten am seltensten verwendet, dafür überprüfen
Onlinejournalisten häufiger im redaktionsinternen Gespräch.
Beim Rechercheteilprozess Erweiterungsrecherche zeigt sich eine starke Nutzung der Nachrichtenagenturen durch Onlinejournalisten (Häufigkeitsanteil von 29,2 Prozent im Vergleich zu 10,5 Prozent bei allen Journalisten). Insgesamt werden
nicht computergestützte Recherchemittel von den Onlinejournalisten mit einem Häufigkeitsanteil von 12,6 Prozent wesentlich seltener genutzt als zum Beispiel von Zeitungsjournalisten (45,1 Prozent). Starke Nutzer von Suchmaschinen sind
die Journalisten bei öffentlich-rechtlichen Hörfunkstationen mit einem Anteil von 19,9 Prozent. Tageszeitungs- und Fernsehjournalisten hingegen sind eifrigere Nutzer verschiedener Onlineangebote mit Häufigkeitsanteilen von 12,4 Prozent
und 13,8 Prozent.
Beim Rechercheschritt der Ermittlung von Zusatzquellen nutzen Onlinejournalisten mit einem Häufigkeitsanteil von 53,8
Prozent Suchmaschinen am stärksten. Bei Zeitungsjournalisten war ein hoher Häufigkeitsanteil des Recherchemittels
„persönliche Ablage, hausinterne Archive und Nachschlagewerke“ auffällig (13,8 Prozent). Sie verlassen sich also zum
großen Teil auf Quellen, die bereits bekannt sind, was zu einer internen Selbstreferentialität führen kann, wenn immer
wieder die gleichen Ansprechpartner befragt werden.
Beim Einholen von Zusatzinformationen zeigt sich jedoch auch, dass Zeitungsjournalisten am seltensten auf bereits publiziertes oder vorgefertigtes Material anderer Medienquellen oder von Nachrichtenagenturen zurückgreifen (Häufigkeitsanteil von 7,7 Prozent). Sie sind oft die einzigen Informationsdienstleister vor Ort und haben gar keine Möglichkeit, auf
Konkurrenzmedien zurückzugreifen.
Das Suchen und Sichten von Zusatzmaterial ist von Produktionszwängen geprägt. Fernsehredaktionen weisen einen hohen
Häufigkeitsanteil von 32,2 Prozent bei Rohmaterial auf. Ebenfalls produktionsbedingt ist die immens hohe Nutzung computergestützter hausinterner Archive bei Hörfunkjournalisten (70,5 Prozent). Hier recherchieren Journalisten nach Tonsamples oder Hintergrundmusik.
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Workshopteil A
Studie
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Workshopteil A
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Die Beobachtung hat gezeigt, dass Recherchetätigkeiten etwas weniger als die Hälfte der Arbeitszeit einnehmen. Computergestützte Recherchemittel haben bezogen auf die Häufigkeit der Nutzung einen größeren Anteil als nicht computergestützte Recherchemittel. Umgekehrt nehmen die klassischen Recherchemittel einen größeren Anteil an der Recherchedauer
ein. Überprüfungsrecherche findet kaum statt. Das Telefon ist nach wie vor das wichtigste Recherchemittel. Suchmaschinen, insbesondere Google, dominieren bei der Ermittlung von Zusatzquellen und haben damit einen entscheidenden Einfluss auf den gesamten Rechercheverlauf.
➡ Journalisten binden das Internet differenziert in ihre Recherche ein. Aber: Der Computer verstärkt den Hang zur
Selbstreferentialität.
Insgesamt binden Journalisten das Internet in ihre Recherchearbeit sehr differenziert ein. Von einer dominierenden Internetrecherche kann nicht gesprochen werden. Vielmehr gewinnt das Internet gegenüber den klassischen Recherchemitteln vor allem dort an Bedeutung, wo es Rechercheaufgaben effizienter erledigen hilft und neue Möglichkeiten eröffnet.
Computergestützte Recherche ergänzt, aber verdrängt damit nicht die klassische Recherche. Journalisten nutzen verschiedenste Recherchemittel, plumpes „Anfüttern“ über eine einzige Recherchequellenart war nicht zu beobachten. Zwei
unbequeme Wahrheiten sollten allerdings nicht vergessen werden: Überprüfen – eine Grundtugend der journalistischen
Recherche – findet nur noch eingeschränkt statt. Und: Das Rechercheverhalten in der digitalen Medienwelt verstärkt den
Hang zur Selbstreferentialität im Journalismus, da computergestützte Recherchemittel Journalisten zuallererst zu den
Produkten ihrer Kollegen führen – und nicht zu selbst recherchierten Primärquellen.
Befragung von Journalisten zu ihrer Online- und Suchmaschinennutzung und -beurteilung
sowie zum Technikverständnis
Ziel der Befragung war es, über die Beobachtung hinaus weitere Befunde zur Online- und Suchmaschinennutzung sowie
zur Technikaffinität von Journalisten zu sammeln, insbesondere zur Einstellung von Journalisten zum Internet und zu
Suchmaschinen als Recherchemittel. Die Befragung wurde quantitativ-standardisiert und schriftlich durchgeführt. Hierzu
wurde eine Stichprobe von 389 tagesaktuell arbeitenden Medien aus den Bereichen Zeitung, Hörfunk, Fernsehen und
Online gezogen, an die insgesamt 3.921 Fragebögen versendet wurden. Es gab es einen verwertbaren Rücklauf von 601
Fragebögen (Rücklaufquote von 15,7 Prozent).
49,8 Prozent der Befragten arbeiteten für die Tageszeitung, 23,5 Prozent für den Hörfunk, 17,6 Prozent für das Fernsehen
und 9,1 Prozent für Onlinemedien. Fast zwei Drittel der Befragten (65,1 Prozent) waren Männer, knapp über ein Drittel
Frauen (34,9 Prozent). Die teilnehmenden Journalisten waren im Durchschnitt 37,4 Jahre alt und hatten 13,5 Jahre journalistische Berufserfahrung. 88,1 Prozent waren fest beschäftigt, 11,9 Prozent frei. Der Großteil von fast zwei Dritteln
der befragten Journalisten (63,7 Prozent) war als Redakteur tätig, fast ein Viertel in Gesamt- oder Teilleitungsfunktionen
(21,4 Prozent) und knapp ein Zehntel als Volontäre (8,7 Prozent). Etwas über drei Viertel der Befragten (76,0 Prozent)
haben ein Volontariat absolviert. Im Lokal- bzw. Regionalressort arbeiteten 39,4 Prozent der Befragten und im Politikressort 28,0 Prozent. Damit liegt eine Beobachtungsstichprobe vor, die in den zentralen Tendenzen der Grundgesamtheit für
die vier einbezogenen Mediengattungen ähnelt.
➡ Journalisten sind nicht besonders technikaffin.
Hinsichtlich der Technikaffinität, die über sechs einzuschätzende Aussagen erhoben wurde, ergab sich eine rechnerisch
durchschnittliche bis eher geringe Technikaffinität. Die Journalisten wurden offen nach ihrer Recherchezeit pro Tag
gefragt. Durchschnittlich sind es 2:44 Stunden. Die Journalisten schätzten den zeitlichen Anteil der Online-Recherche
am Gesamtrechercheaufwand auf durchschnittlich 47,9 Prozent ein, was rund 1:19 Stunde entspricht.
Die Befragungsteilnehmer sollten einzuschätzen, wie häufig sie das Internet für verschiedene Recherchetätigkeiten einsetzen. 71,3 Prozent nutzen es sehr oft zum Einholen von Zusatzinformationen, 70,1 Prozent zum Ermitteln zusätzlicher
Quellen und Kontaktdaten, 64,7 Prozent zum Beobachten der Nachrichten- und Themenlage und 56,5 Prozent zur Kontrolle
von Fakten. Weniger häufig wird das Internet eingesetzt, um komplexe Sachverhalte gründlich zu recherchieren oder die
Relevanz eines Themas einzuschätzen. Aber auch für diese Tätigkeiten nutzen jeweils mehr als ein Drittel der Befragten
das Internet noch sehr oft (36,4 bzw. 35,5 Prozent). Die Glaubwürdigkeit von Quellen überprüfen noch 22,9 Prozent sehr
oft im Internet.
➡ Webangebote redaktioneller Medien haben neben den Suchmaschinen Google und Yahoo sowie
der Online-Enzyklopädie Wikipedia die größte Bedeutung für Journalisten bei der Online-Nutzung.
Die Journalisten sollten offen die fünf wichtigsten Internetangebote für ihre Arbeit angeben. Drei Viertel der Journalisten
gaben Google an, 53,4 Prozent Spiegel Online und 37,4 Prozent Wikipedia. Mit großem Abstand folgen sueddeutsche.de
(9,8 Prozent), tagesschau.de (9,5 Prozent), bild.de (9,2 Prozent), Yahoo (7,2 Prozent), und welt.de (5,5 Prozent). Webangebote redaktioneller Medien haben somit – neben den Suchmaschinen Google und Yahoo sowie der Online-Enzyklopädie
Wikipedia – die größte Bedeutung für Journalisten bei der Online-Nutzung. Mit anderen Worten: Unter den ersten zehn
Seiten, die von Journalisten als am häufigsten genutzte Internetangebote angegeben werden, befindet sich keine einzige
Primärquelle wie z.B. die Website eines Ministeriums, einer Partei, einer internationalen Organisation oder eines Unternehmens. Stattdessen werden die redaktionellen Produkte von journalistischen Kollegen konsultiert. Der Hang zur Selbstreferentialität wird also verstärkt.
➡ Journalistische Arbeit sei ohne das Internet nicht mehr denkbar. Aber: Durch das Internet werde das Auswählen
von Informationen wichtiger als deren Beschaffung.
Hinsichtlich der Beurteilung des Internets für die journalistische Arbeiten stimmten 99,4 Prozent bzw. 94,0 Prozent der
befragten Journalisten eher oder voll und ganz den Aussagen zu, dass das Internet ihre Arbeit erleichtert hat und dass
journalistisches Arbeiten heute ohne das Internet nicht mehr denkbar ist. Umgekehrt erkennen die Journalisten auch
Probleme: 79,1 Prozent stimmen eher oder voll und ganz zu, dass durch das Internet der Aktualitätsdruck auf Journalisten
zugenommen hat. 61,3 Prozent meinen eher oder voll und ganz, dass durch das Internet das Auswählen von Informationen
wichtiger wird als das Beschaffen neuer Informationen, und 53,6 Prozent, dass die journalistische Qualität dadurch leidet,
dass jeder Informationen über das Internet verbreiten kann. Die befragten Journalisten benennen somit sowohl die Notwendigkeit des Internets für ihre Arbeit, sind sich aber auch möglicher Probleme bewusst. Anders herum ausgedrückt:
Journalisten sind kompetent genug, die Probleme zu erkennen, jedoch nicht konsequent genug, ihr Rechercheverhalten
zu ändern.
➡ Die Googleisierung der Suchmaschinenrecherche ist Realität.
Die Journalisten wurden in einer offenen Frage gebeten, die drei am häufigsten genutzten Suchmaschinen anzugeben,
mit denen sie nach Informationen im Internet suchen. Fast jeder Befragte nannte Google (99,3 Prozent). Daneben kann
lediglich Yahoo noch eine nennenswerte Stellung erreichen (35,7 Prozent). Darüber hinaus zeigte sich, dass 39,4 Prozent
aller Journalisten für ihre Recherchen lediglich auf eine einzige Suchmaschine zurückgreifen, die in der Regel Google ist.
Die „Googleisierung“ der Suchmaschinenrecherche ist somit bereits Wirklichkeit.
Von den unterschiedlichen Arten von Suchfunktionen nutzen 98,5 Prozent der Journalisten sehr oft oder gelegentlich
die normale Websuche, 81,9 Prozent die erweiterte Suche und 78,8 Prozent die Nachrichtensuche.
Hinsichtlich der Anwendungsbereiche setzen Journalisten Suchmaschinen nicht nur zur schnellen Suche von leicht verfügbaren Basis-Informationen wie z.B. Kontaktdaten ein, was 90,5 Prozent für wichtig oder sehr wichtig halten. 80,9 Prozent
der befragten Journalisten gaben auch an, dass Suchmaschinen für die ausgiebige Recherche eines Themas wichtig oder
sehr wichtig seien. Dies ist auch vor dem Hintergrund der Dominanz von Google kritisch zu sehen, weil der Fokus der Recherche auf die Datenbasis dieser Suchmaschine beschränkt bleibt. Eine derartige Einseitigkeit kann sich negativ auf die
Qualität der Berichterstattung auswirken. In Bezug auf die Überprüfung von Fakten bzw. Quellen halten 83,2 bzw. 70,4
Prozent Suchmaschinen für wichtig oder sehr wichtig, für die Themen- und Ideenfindung immerhin noch 48,8 Prozent.
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Workshopteil A
Studie
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Workshopteil A
Studie
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
➡ Journalisten wissen, dass Suchmaschinen keine neutralen Suchergebnisse liefern. Dennoch schätzen sie sie als
unentbehrliche Hilfsmittel ein.
Hinsichtlich der generellen Beurteilung von Suchmaschinen stimmten 97,0 Prozent bzw. 96,6 Prozent der Journalisten
eher oder voll und ganz den beiden Aussagen zu, dass Suchmaschinen ein unentbehrliches Hilfsmittel sind, und dass
Suchmaschinen eine schnelle und kostengünstige Recherche ermöglichen. 91,9 Prozent meinten eher oder voll und ganz,
dass Suchmaschinen ein gutes Werkzeug sind, das zu finden, was man sucht. 66,0 Prozent sahen Suchmaschinen eher
oder voll und ganz als eine qualitativ hochwertige Recherchemöglichkeit an. Demgegenüber stimmen 72,9 Prozent der
Journalisten überhaupt oder eher nicht zu, dass Suchmaschinen neutrale Suchergebnisse liefern. Auch hier können Journalisten es vereinbaren, das Manko eines Mittels erkannt zu haben und es dennoch zu nutzen.
Experiment zur Suchmaschinenkompetenz von Journalisten
Ziel des Suchmaschinenexperiments war es, die Suchmaschinenkompetenz von Journalisten zu testen und Einblicke zu
gewinnen, mit welchen Suchstrategien Journalisten vorgehen, wenn sie Suchmaschinen verwenden. Es nahmen 48 Journalisten teil, davon jeweils ein Viertel von der Tageszeitung, dem Hörfunk, dem Fernsehen und Onlinemedien. Zwei Drittel
waren Männer. Die Probanden waren im Mittel 34,2 Jahre alt und hatten durchschnittlich 10,8 Jahre journalistische Berufserfahrung. Zwei Drittel hatten ein Volontariat absolviert.
Das Experiment wurde in einer kontrollierten Feldsituation am jeweiligen Arbeitsplatz der Journalisten durchgeführt. Die
Probanden wurden gebeten, drei Suchaufgaben mit Google zu bearbeiten; ihr Rechercheverhalten wurde dabei systematisch
beobachtet. Zwei der Suchen waren Retrievalaufgaben. Bei diesen ging es um das Auffinden konkreter Fakten. Die dritte
Aufgabe war eine komplexere Recherchesuche, bei der alle vorhandenen Informationen zu einem Thema gesammelt werden
sollten.
Bei der leichten Retrievalaufgabe sollten die Probanden innerhalb von fünf Minuten fünf Fragen zum Vorsitzenden des
SPD-Kreisverbands Salzland beantworten. Bei der schweren Retrievalaufgabe mussten innerhalb von zehn Minuten acht
Fakten zu dem aktuellen Schweizer Bundesratsbunker gefunden werden. Bei der Rechercheaufgabe waren innerhalb von
15 Minuten alle möglichen Informationen zu Prinz Ali Khan, einem berühmten Playboy der 1950er und 1960er Jahre, zu
sammeln. Mit Hilfe eines Fragebogens wurde das erzielte Wissen gemessen.
➡ Die meisten Journalisten recherchierten befriedigend, aber nicht gut.
Bei allen drei Suchaufgaben hatten die 48 Versuchsteilnehmer kein Vorwissen. Die drei Suchaufgaben unterschieden sich
hinsichtlich des Sucherfolgs kaum voneinander: Der Anteil der gefundenen an den maximal zu findenden Informationen
– der prozentuale Sucherfolg – lag bei durchschnittlich 58,3, 55,7 bzw. 61,0 Prozent. Der durchschnittliche prozentuale
Gesamtsucherfolg über alle drei Suchaufgaben betrug 58,4 Prozent. Der Sucherfolg kann insgesamt also als mittelmäßig
bezeichnet werden. Die meisten Journalisten recherchierten befriedigend, aber nicht gut. Der Sucherfolg der Journalisten
ist vergleichbar mit den Ergebnissen vergleichbarer Suchexperimente mit normalen Nutzern.
Allerdings streute der Sucherfolg unter den Probanden erheblich. Anhand des durchschnittlichen prozentualen Gesamtsucherfolgs wurden drei Gruppen gebildet. 13 Probanden stellten die Gruppe der erfolglosesten Sucher mit einem durchschnittlichen prozentualen Sucherfolg von unter 50 Prozent. Die Hälfte der 48 Versuchsteilnehmer verzeichnete einen
durchschnittlichen prozentualen Sucherfolg von 50 bis 74 Prozent und kann damit als durchschnittlich erfolgreiche Probanden gelten. Elf Journalisten waren der Gruppe der erfolgreichsten Probanden zuzuordnen mit einem durchschnittlichen
Gesamtsucherfolg von 75 Prozent oder mehr.
Bezüglich soziodemografischer und berufsbezogener Faktoren waren zwischen den drei Nutzergruppen nur geringe Unterschiede festzustellen. Tendenziell waren die erfolglosesten Probanden etwas jünger als die anderen Versuchsteilnehmer
und besaßen eine geringere journalistische Berufserfahrung. Dies erscheint plausibel, da erfahrene Journalisten – un-
abhängig von der Suchmaschinennutzung – gelernt haben, Informationen einzuordnen und auszuwerten. Die Technikaffinität, die auf eine größere Expertise im Umgang mit Suchmaschinen hinweist, ist bei erfolgreicheren Probanden tendenziell höher ausgeprägt als bei weniger erfolgreichen.
➡ Tendenziell waren die erfolglosesten Probanden etwas jünger als die anderen Versuchsteilnehmer und besaßen
eine geringere journalistische Berufserfahrung. Es stimmt also nicht, dass die jungen Journalisten die älteren
Kollegen mit einer alles überragenden Suchmaschinen-Kompetenz ausstechen.
Bezüglich der Mediengattungen war auffällig, dass Journalisten des privaten Hörfunks, gefolgt von Tageszeitungsredakteuren die schlechtesten und Journalisten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens die besten waren. Der Sucherfolg der
Onlinejournalisten sowie der Versuchsteilnehmer des öffentlich-rechtlichen Hörfunks und des Privatfernsehens fiel etwas
besser als der Durchschnitt aus.
Die Versuchsteilnehmer greifen nur in sehr wenigen Fällen auf Operatoren zurück. Auch werden Operatoren nicht immer
richtig eingesetzt. Der durchschnittliche Anteil von Suchanfragen mit Operatoren pro Proband liegt bei der leichten Retrievalaufgabe und der Rechercheaufgabe bei 4,4 Prozent und bei der schweren Retrievalaufgabe immerhin bei 7,8 Prozent.
Diese stammen von einer kleinen Minderheit der Versuchsteilnehmer.
Phrasen wurden dagegen häufiger verwendet. Sie kamen durchschnittlich pro Proband in 23,3 Prozent der Suchanfragen
zu der leichten Retrievalaufgabe und sogar in 37,0 der Suchanfragen zur Rechercheaufgabe vor. Bei der schweren Retrievalaufgabe waren es nur 4,8 Prozent; hier bot sich die Verwendung von Phrasen aber weniger an als bei den beiden
anderen Suchaufgaben, bei der in der Regel der Name des Vorsitzenden des SPD-Kreisverbands Salzland bzw. von Prinz
Ali Khan in Anführungszeichen gesetzt worden ist. Allerdings setzte nur etwa ein Drittel bzw. die Hälfte der Probanden
bei der leichten Retrievalaufgabe bzw. bei der Rechercheaufgabe Phrasen ein.
In der Ergebnisliste von Google wurde nur selten geblättert – bei der leichten und schweren Retrievalaufgabe grundsätzlich
gar nicht. Bei der Rechercheaufgabe wurden insgesamt auch nur 0,66 weitere Seiten der Google-Liste mit zehn weiteren
Suchergebnissen über die erste Seite der Ergebnisliste hinaus aufgerufen.
Bei der leichten Retrievalaufgabe riefen die Probanden im Durchschnitt pro Suchaufgabe 5,40 Zielseiten bzw. Suchergebnisse auf, d.h. Webseiten, die in der Ergebnisliste von Google verlinkt sind. Bei der schweren Retrievalaufgabe, bei der
mehr Zeit zur Verfügung stand und mehr Fakten gefunden werden mussten, waren es 9,29 Zielseiten und bei der Rechercheaufgabe, bei der wiederum mehr Zeit vorhanden war und mehr Informationen zu suchen waren, 11,31. Umgekehrt verhält es sich mit der Anzahl der aufgerufenen weiterführenden Webseiten pro Suchaufgabe. Diese nimmt von der leichten
Retrievalaufgabe (6,19) über die schwere Retrievalaufgabe (4,69) bis zur Rechercheaufgabe (2,35) ab.
➡ Die erfolgreichste Suchstrategie ist die „Recherche in die Tiefe“: Wohldurchdachte Suchanfragen,
wenig Herumklicken, gezieltes Ansteuern von Zielseiten.
Im Vergleich der drei nach dem durchschnittlichen Sucherfolg gebildeten Nutzergruppen zeigte sich, dass die erfolgreichsten Probanden sowohl bei den beiden Retrievalaufgaben als auch bei der Rechercheaufgabe eine Suchstrategie verfolgt haben, die sich als Recherche „in die Tiefe“ interpretieren lässt. Sie benötigten weniger Selektionsaktionen: So
tätigten sie wenige Suchanfragen, riefen wenige Zielseiten und wenige weiterführende Webseiten auf. Die semantische
Betrachtung der Suchanfragen zeigte, dass die Suchwörter gut durchdacht waren. Die Suchbegriffe wurden zunächst
direkt der Aufgabenstellung entnommen und dann sukzessive verbessert bzw. dem Suchfortschritt angepasst. Auch die
logische Verknüpfung der Suchwörter bzw. die Verwendung erschien sehr reflektiert und der Aufgabenstellung angemessen
zu erfolgen. Durch die präzise Einschränkung der Suchanfrage war es nicht notwendig, die Ergebnisliste aufwändig zu
durchforsten, viele Zielseiten aufzurufen oder auf weiterführende Webseiten zu surfen. Nach der guten Vorauswahl über
die reflektierte Suchanfrage war es möglich, bestimmte Zielseiten gezielt anzusteuern und diesen die gefragten Informationen zu entnehmen. Diese Probanden waren in ihrem Vorgehen wesentlich effektiver.
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Workshopteil A
Studie
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Workshopteil A
Studie
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Demgegenüber lässt sich das Suchverhalten der erfolglosesten Probanden als Recherche „in die Breite“ bezeichnen. Diese
Probanden führten viele Selektionsaktionen aus, insbesondere schickten sie viele Suchanfragen ab und klickten viele Zielseiten an. Auch blätterten sie stärker in der Ergebnisliste und surften insgesamt häufiger auf weiterführenden Seiten.
Die semantische Analyse der Suchanfragen ergab, dass die erfolglosesten Sucher häufig allgemeine bzw. indirekte Suchbegriffe verwendeten, die die gesuchte Information nicht präzise genug umschrieben. Die Wahl der Suchbegriffe erfolgte
unreflektierter. Die insbesondere bei Namen sinnvolle Phrasensuche wird nicht eingesetzt. Die wenig eingeschränkte
Suchanfrage liefert dementsprechend eine nur wenig eingeschränkte Ergebnisliste, die dann auf „gut Glück“ durchsucht
wird. Ebenso heuristisch, wenn nicht sogar zufällig stellt sich der Aufruf der Zielseiten dar. Die geringe Einschränkung
der Suchanfragen wird durch den Aufruf vieler Ziel- und weiterführender Seiten versucht zu kompensieren. Dies führt
aber, aufgrund des durch das wenig reflektierte Vorgehen vorhandene sehr starke „Rauschen“ in den Ergebnislisten, zu
einem sehr geringen Sucherfolg. Zudem fehlt bei diesem Vorgehen die Zeit, Zielseiten sinnvoll nach Ergebnissen zu durchsuchen. Die Suche bleibt damit oberflächlich.
➡ Weiterbildung wirkt sich deutlich positiv auf den Sucherfolg aus.
Bezüglich der journalistischen Aus- und Weiterbildung deuten die Ergebnisse darauf hin, dass für eine höhere Recherchekompetenz mit Suchmaschinen nicht der grundsätzliche Ausbildungsweg über Volontariat oder Journalistikstudium entscheidend war, sondern zusätzliche Weiterbildungsangebote während des Berufs. In der Gruppe der erfolgreichsten
Versuchsteilnehmer hat fast die Hälfte entsprechende Angebote besucht, in den beiden anderen Gruppen nur jeweils etwa
ein Viertel.
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Workshopteil B
Einführung
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Workshopteil B – Einführende Suchmaschinen-Rechercheübungen
Einführung und Überblick
In Workshopteil B werden den Teilnehmern ein bis zwei Internetrechercheaufgaben gestellt, die sie unter realen Bedingungen und festen Zeitvorgaben lösen sollen. Als Suchmaschine soll ausschließlich Google verwendet werden. Die Suchstrategie der Teilnehmer wird nach Durchführung jeder Übungsaufgabe umgehend ausgewertet, analysiert und in der
Gruppe diskutiert. Die Aufgaben werden so in Szene gesetzt, dass sie weitgehend typische Aufgaben und Tätigkeiten von
Journalisten in Redaktionen simulieren.
• Übungsaufgabe 1 „Therapie gegen Krankheiten“: Für ein Feature oder einen Hintergrundartikel zum Thema „Apitherapie“ (Heilmethode mit Bienenprodukten) sollen verschiedene Informationen gesammelt werden. Diese Aufgabe fällt
in den Bereich Wissen, Wissenschaft und Nutzwert. Mit dieser Aufgabe soll die Diskussion von Suchstrategien und die
Nutzung von Phrasensuche und Operatoren angeregt werden.
• Übungsaufgabe 2 „Bernd Schneider, der dritte Bürgermeister“: Es sollen Informationen zum dritten Bürgermeister
der Gemeinde Weißenbrunn in Bayern recherchiert werden (Bernd Schneider). Damit wird eine mögliche investigative
Geschichte anrecherchiert. Die Aufgabe ist typisch für die Tätigkeit in einer Politikredaktion. Es handelt sich um eine
mittelschwere Aufgabe, denn es gibt mehrere bekanntere Personen namens Bernd Schneider, so dass die Suchanfragen
entsprechend zu präzisieren sind. Auch die Wichtigkeit der Phrasensuche wird hier verdeutlicht.
Es wird empfohlen, mit der Übungsaufgabe 1 „Therapie gegen Krankheiten“ zu beginnen. Je nach Zeitplanung des Workshops
genügt möglicherweise diese Aufgabe als Einführung und um die Recherchekompetenzen der Teilnehmer beurteilen zu können,
so dass Sie mit Workshopteil C fortfahren und die wichtigsten Suchstrategien vermitteln, bevor Sie in Workshopteil D weitere
Suchmaschinenrecherchen durchführen lassen. Die Übungsaufgabe 2 „Bernd Schneider, der dritte Bürgermeister“ kann von
der Anlage und dem Schwierigkeitsgrad auch in Workshopteil D verwendet werden.
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Übungsaufgabe 1 „Therapie gegen Krankheiten“
Allgemeine Beschreibung für den Dozenten
Workshopteil B
Übung 1
Diese Aufgabe soll eine Alltagsrecherche zu einem eher unbekannten Thema simulieren. Das Recherchethema ist Apitherapie. Zuerst sollen allgemeine Informationen zum Thema Apitherapie im Internet recherchiert werden, anschließend
folgt die Recherche detaillierter Informationen. Ziel der Aufgabe ist es, in einem ersten Schritt grundlegende Recherchewege, wie die Wahl der richtigen Suchwörter, die genaue Betrachtung von Ergebnislisten bei Google und die weiterführende
Recherche auf der Lösungs-Internetseite zu erlernen. Diese Strategien sollen in einer anschließenden Diskussion besprochen werden.
Anweisung zur Durchführung für den Dozenten
Für die Aufgabe haben die Workshop-Teilnehmer 25 Minuten Zeit. Teilen Sie den Teilnehmern das Aufgabenblatt aus. Bitte
weisen Sie die Teilnehmer darauf hin, dass als Suchmaschine ausschließlich Google verwendet werden soll. Bitten Sie die
Teilnehmer darum, sich still anderweitig zu beschäftigen, falls die Aufgabe früher erledigt ist, um allen Teilnehmern die
Lösung der Aufgabe zu ermöglichen. Bitten Sie die Teilnehmer, den Such- bzw. Lösungsweg der einzelnen Teilaufgaben
kurz zu notieren, damit dieser im Anschluss reflektiert werden kann.
Aufgabenstellung
Für die Bearbeitung der folgenden Aufgabe haben Sie 25 Minuten Zeit. Bitte benutzen Sie als Suchmaschine ausschließlich
Google (www.google.de). Vermerken Sie bei jeder Teilaufgabe die Antwort und machen Sie sich Notizen zum Rechercheweg.
Sie arbeiten im Wissenschaftsressort, haben von der Apitherapie als Therapieform gegen vielerlei Krankheiten gehört und
wollen darüber berichten.
a) Zuerst wollen Sie sich allgemein über Apitherapie informieren. Was verbirgt sich hinter dem Begriff Apitherapie?
b) Woher kommt das Wort Apitherapie?
c) Ein Kollege hat Ihnen in der Redaktionskonferenz erzählt, dass es in Tirol einen Imker gibt, der zur Apitherapie Führungen anbietet. Das halten Sie für ein interessantes Reportagethema. Recherchieren Sie deshalb, wie dieser Imker
heißt.
d) Sie möchten diese Imkerei besuchen und eventuell eine Führung mitmachen. Recherchieren Sie, wie die Adresse der
Imkerei lautet und unter welcher Telefonnummer Sie dort anrufen können.
e) Als Vorbereitung auf den Besuch der Imkerei wollen Sie sich über Ihren Ansprechpartner, den Imker, informieren. Welchen Beruf hat dieser ausgeübt, bevor er zum Imker wurde?
f) Im Telefongespräch hat der Imker Ihnen erzählt, dass er noch eine zweite Imkerei hat. Sie haben vergessen nachzufragen, wo sich diese befindet und wollen das über das Internet in Erfahrung bringen. Wie lautet also die Adresse dieser
zweiten Imkerei?
g) Um Ihren Lesern im Artikel auch einige Serviceinformationen zu liefern, wollen Sie in Erfahrung bringen, ob Apitherapie
in Deutschland von den Krankenkassen als Therapieform anerkannt wird.
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
25
Exemplarische Lösungswege
Linktitel bei Google
Lösungs-URL
Apitherapie ist eine Heila) Zuerst wollen Sie sich
allgemein über Apitherapie methode mit Bienenproinformieren. Was verbirgt dukten.
sich hinter dem Begriff
Apitherapie?
[Apitherapie]
Apitherapie
www.apitherapie.de/info/ap
itherapie.html
Das Wort Apitherapy
stammt vom lateinischen
„apis“ = Biene ab.
[Apitherapie]
Was ist Apitherapie? –
Apitherapie
http://apitherapy.themenplattform.com/151609.0/
b) Woher kommt das Wort
Apitherapie?
Antwort
Suchstrategie
Hier kann die Ergebnisliste
vom Fragenteil a) zur weiteren Recherche genutzt
werden.
Klickt man die jeweiligen
Google-Links, die man
sich näher ansehen
möchte, mit der rechten
Maustaste an und gibt an:
„Link in neuem Tab öffnen“, öffnet sich die Seite
in einem neuen Tab und
die Ergebnisliste kann für
die Dauer der Recherche
offen bleiben und weiter
genutzt werden.
c) Ein Kollege hat Ihnen in Heinrich Hüttner
der Redaktionskonferenz
erzählt, dass es in Tirol
einen Imker gibt, der zur
Apitherapie Führungen anbietet. Das halten Sie für
ein interessantes Reportagethema. Recherchieren Sie
deshalb, wie dieser Imker
heißt.
[Apitherapie Tirol]
http://www.tirolerbienenTiroler Bienenwelt –
welt.at/
Familienregion WILDER
KAISER – Skifahren
Oder:
Willkommen bei der Tiroler
Bienenwelt
Der Google-Link „Tiroler
Bienenwelt – Familienregion WILDER KAISER – Skifahren“ erscheint vor dem
Link „Willkommen bei der
Tiroler Bienenwelt“, hier
kommt man jedoch erst
über einen weiteren Link
auf der entsprechenden
Seite zur Lösungs-Internetseite.
Hiermit soll aufgezeigt
werden, dass es sinnvoll
ist, nicht nur den ersten
Link der Ergebnisliste zu
beachten, sondern die
Ergebnisliste genau zu
betrachten und den Vorschautext zu lesen, um
schnell zum richtigen Ergebnis zu kommen.
d) Sie möchten diese Imke- Bocking 3, 6306 Söll/Tirol; rei besuchen und eventuell 0664-1408040
eine Führung mitmachen.
Recherchieren Sie, wie die
Adresse der Imkerei lautet
und unter welcher Telefonnummer Sie dort anrufen
können.
-
http://www.tirolerbienen- Die Recherche wird auf der
bereits aufgerufenen Interwelt.at/
netseite weitergeführt.
Es ist nicht notwendig,
eine neue Suchanfrage
bei Google zu starten.
e) Als Vorbereitung für den Uhrmacher
Besuch der Imkerei wollen
Sie sich über Ihren Ansprechpartner, den Imker,
informieren. Welchen Beruf
hat dieser ausgeübt, bevor
er zum Imker wurde?
-
-
http://www.tirolerbienen- Es ist nicht notwendig,
eine neue Suchanfrage
welt.at/
bei Google zu starten.
Die Recherche wird auf der
bereits aufgerufenen Internetseite weitergeführt.
Unter dem Reiter „Geschichte“ ist die Lösung im
Fließtext zu finden.
f) Im Telefongespräch hat Vorderschlag 12,
A-4153 Peilstein
der Imker Ihnen erzählt,
dass er noch eine zweite
Imkerei hat. Sie haben vergessen nachzufragen, wo
sich diese befindet und
wollen das über das Inter-
[„Heinrich Hüttner“]
Erlebnisimkerei HÜTTNER – http://www.bienenluft.com Auf der bisherigen Internetseite von Heinrich
Atmen Sie sich gesund mit /
Hüttner findet sich kein
Bienenluft im…
Link zu einer zweiten
Imkerei.
Eine neue Google-Suche
muss gestartet werden, bei
Workshopteil B
Übung 1
Eingabemöglichkeit
bei Google
Teilaufgabe
26
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
der der Name des Imkers
zur Lösung führt.
net in Erfahrung bringen.
Wie lautet also die Adresse
dieser zweiten Imkerei?
Workshopteil B
Übung 1
Dies soll die Wichtigkeit der
Auswahl des richtigen
Suchbegriffes [„Heinrich
Hüttner“] verdeutlichen.
Die Suche führt auch zum
Ergebnis, wenn man den
Namen nicht in Phrasen
setzt.
g) Um Ihren Lesern im Arti- keine Antwort im Internet
kel auch einige Serviceinformationen zu liefern,
wollen Sie in Erfahrung
bringen, ob Apitherapie in
Deutschland von den Krankenkassen als Therapieform
anerkannt wird.
-
-
-
Im Internet lässt sich
mit Google keine seriöse
Antwort auf diese Frage
finden. Schwierigkeit:
Google-Suchwort [Apitherapie Krankenkassen] ergibt beim ersten Link die
Antwort, dass Apitherapie
nicht anerkannt ist. Es handelt sich hierbei jedoch um
eine Schweizer Homepage.
Eine weitere Internetseite
einer Firma für Bienenprodukte (http://binexinfo.de/pages/apitherapie.
php) gibt an, dass „die
wirksamsten Mittel zur Prävention“ von Krankenkassen „leider nicht bezahlt“
würden. Auch diese Information ist nicht verlässlich, da keine direkte
Aussage zur Apitherapie
gemacht wird.
Der Fragenteil g) soll eine
allgemeine Diskussion zur
Begrenztheit der Internetrecherche anregen. Hier
soll von den Teilnehmern
erkannt werden, dass es
durchaus schneller und erfolgreicher sein kann, zum
Telefon zu greifen und sich
bei den Krankenkassen zur
Anerkennung der Apitherapie in Deutschland zu erkundigen.
Nachfrage: Wie würden Sie
hier vorgehen?
Auswertungsanweisungen für den Dozenten
Bitten Sie die Teilnehmer nach 25 Minuten, die Recherche zu beenden und fragen Sie nach den Lösungen und Lösungswegen. Die verschiedenen Lösungswege sollen diskutiert werden, Schwierigkeiten oder nicht gefundene Lösungen werden
besonders angesprochen. Bitte besprechen Sie die Teilaufgaben Schritt für Schritt und fragen bei jeder Teilaufgabe gezielt
nach möglichen Problemen.
Stellen Sie am besten bei jeder einzelnen Teilaufgabe die folgenden Fragen:
• Wer hat die Lösung?
• Wie sind Sie auf die Lösung gekommen?
• Gibt es Teilnehmer, die einen anderen Lösungsweg haben?
• Gab es Probleme bei der Suche?
Gehen Sie direkt nach der jeweiligen Frage auf die nachfolgend aufgeführten Punkte ein.
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
27
Diskussionsanregung durch den Dozenten
Ziel der Aufgabe war es, in einem ersten Schritt Recherchewege, wie die Wahl der richtigen Suchwörter, die genaue Betrachtung von Ergebnislisten bei Google und die weiterführende Recherche auf der bereits gefundenen Internetseite, zu
erlernen.
An Teilaufgabe c) sollte aufgezeigt werden, dass es sinnvoll ist, nicht nur den ersten Link der Ergebnisliste zu beachten,
sondern die Ergebnisliste genau zu betrachten und den Vorschautext zu lesen, um schnell zum richtigen Ergebnis zu kommen.
Am Beispiel von Teilaufgabe d) sollte das Problem besprochen werden, dass manche Homepages eine schlechte Navigation
haben, hier könnte man anstelle des Rück-Pfeils auch oben im Domain-Namen (http://www.tirolerbienenwelt.at/pages/
api1.html) die Erweiterungen „pages/api1.html“ entfernen, um zur Ursprungshomepage zu gelangen.
Teilaufgabe f) sollte die Wichtigkeit der Auswahl des richtigen Suchbegriffes [Heinrich Hüttner] verdeutlichen.
Teilaufgabe g) schließt eine allgemeine Diskussion zur Begrenztheit der Internetrecherche an. Hier soll von den Teilnehmern erkannt werden, dass es durchaus schneller und erfolgreicher sein kann, zum Telefon zu greifen und sich bei den
Krankenkassen zur Anerkennung der Apitherapie in Deutschland zu erkundigen.
Aktualisierungsmöglichkeiten der Aufgabe (für den Dozenten)
Sollten sich die Lösungen zu einzelnen Teilaufgaben verändern, aktualisieren Sie bitte Lösungsweg und Lösung. Sollte
dies nicht möglich sein, streichen Sie diese Teilaufgabe ersatzlos und reduzieren Sie die Bearbeitungszeit der Gesamtaufgabe um 3 Minuten. Sollten die Lösungen zu zwei Teilaufgaben nicht zu finden sein, reduzieren Sie die Bearbeitungszeit
um 5 Minuten. Sind die Lösungen zu mehr als zwei Teilaufgaben nicht mehr auffindbar, tauschen Sie die komplette Übungsaufgabe gegen eine Ersatzaufgabe aus.
In der Ersatzaufgabe soll es besonders auf die Wahl der richtigen Suchwörter, die genaue Betrachtung von Ergebnislisten
bei Google und die weiterführende Recherche auf der Lösungs-Internetseite ankommen. Auch eine Diskussion zur Begrenztheit der Internetrecherche sollte aus dieser Aufgabe hervorgehen.
Die voranstehende Übungsaufgabe baut auf den Internetseiten des Imkers Heinrich Hüttner auf. Sollten seine Internetseiten nicht mehr online sein, könnten Sie beispielsweise nach einer anderen Imkerei (www.honighaeuschen.de) fragen.
Die weiteren Fragenteile müssten dann an die Informationen dieser Internetseite angepasst werden. Auch der Aufgabenteil
g) könnte sich ändern, indem Informationen zur Anerkennung von Apitherapie bei Krankenkassen online gestellt werden.
In diesem Fall könnte eine ähnliche Frage gestellt werden, zu der es keine sicheren Informationen im Internet gibt, wie
beispielsweise, ob Apitherapie von Ärzten in Deutschland anerkannt wird.
Workshopteil B
Übung 1
Am Beispiel von Teilaufgabe b) sollte aufgezeigt werden, dass es manchmal sinnvoller ist, in den Google-Ergebnislisten
weiterzusuchen, als neue Suchwörter zu generieren. Auch die Nutzung von neuen Tabs, als Möglichkeit die Google-Ergebnisliste offen zu lassen, soll vermittelt werden.
28
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Übungsaufgabe 2 „Bernd Schneider, der dritte Bürgermeister“
Allgemeine Beschreibung für den Dozenten
Workshopteil B
Übung 2
Bei dieser Aufgabe geht es darum, Informationen zum dritten Bürgermeister der Gemeinde Weißenbrunn, Bernd Schneider,
herauszufinden. Die Schwierigkeit dabei: Der Name Bernd Schneider existiert häufig – unter anderem heißen zwei prominente
Sportler so (ein Fußball-Nationalspieler und ein ehemaliger DTM-Fahrer). Beide sind bei Google deutlich höher gelistet.
Didaktisches Ziel dieser Aufgabe ist es zum einen, die Teilnehmer für präzise Suchanfragen zu sensibilisieren. Hierbei
spielt die Phrasensuche eine wichtige Rolle. Anhand von Teilaufgabe a) und g) zeigen sich aber auch Probleme, die durch
die Phrasensuche auftauchen können – gerade bei der Phrasensuche kommt es auf eine besonders präzise Formulierung
der Suchanfrage an: Unterschiedliche Schreibweisen bzw. Rechtschreibfehler sind hierbei besonders maßgebliche Misserfolgsfaktoren.
Das zweite didaktische Ziel dieser Aufgabe ist es, die Teilnehmer für einen kritischen Umgang mit Quellen zu sensibilisieren.
Sowohl das Ergebnis aus Teilaufgabe c) (Wie viele Stimmen hat er bei der letzten Bürgermeisterwahl erhalten? – das
Ergebnis ist auch auf der Homepage der örtlichen CSU abzurufen), als auch die mögliche Schlussfolgerung aus Teilaufgabe
f) sind bedenklich, da hinter den Anbietern jeweils Organisationen stehen, die ihrerseits Interessen vertreten.
Außerdem soll gezeigt werden, dass bei der Suche nach Informationen im Internet gründliches und systematisches Vorgehen einen Erfolgsfaktor darstellt: Das gründliche Lesen der Informationen, die sich auf einer Webseite befinden, sowie
das Anklicken weiterführender Links führen häufig schneller zum Ziel, als das Starten einer neuen Suchanfrage bei Google.
So sind bei dieser Aufgabe die Lösungen zu vier Teilaufgaben auf der Webseite der Gemeinde zu finden. Speziell bei Teilaufgabe g) wird der Vorteil einer systematischen Suche besonders deutlich.
Anweisung zur Durchführung für den Dozenten
Für die Aufgabe haben die Workshop-Teilnehmer 25 Minuten Zeit. Teilen Sie den Teilnehmern das Aufgabenblatt aus. Bitte
weisen Sie die Teilnehmer darauf hin, dass als Suchmaschine ausschließlich Google verwendet werden soll. Bitten Sie die
Teilnehmer darum, sich still anderweitig zu beschäftigen, falls die Aufgabe früher erledigt ist, um allen Teilnehmern die
Lösung der Aufgabe zu ermöglichen. Bitten Sie die Teilnehmer, den Such- bzw. Lösungsweg der einzelnen Teilaufgaben
kurz zu notieren, damit dieser im Anschluss reflektiert werden kann.
Aufgabenstellung
Für die Bearbeitung der folgenden Aufgabe haben Sie 25 Minuten Zeit. Bitte benutzen Sie als Suchmaschine ausschließlich
Google (www.google.de). Vermerken Sie bei jeder Teilaufgabe die Antwort und machen Sie sich Notizen zum Rechercheweg.
Ihr Chefredakteur kommt zu Ihnen ins Büro. Er erzählt Ihnen von einer spannenden Geschichte, die er in lockerer Runde
am Wochenende gehört hat. Er erinnert sich lediglich noch daran, dass es sich um einen Mann mit dem Namen Bernd
Schneider handelt, der dritter Bürgermeister in irgendeiner Gemeinde ist. Er bittet Sie, im Internet einige Informationen
über diesen Mann herauszufinden.
a) Um welche Gemeinde handelt es sich?
b) Welcher Partei gehört er an?
c) Wie viele Stimmen hat er bei der letzten Gemeinderatswahl erhalten?
d) Welche Funktion hat er im Kreisvorstand seiner Partei?
e) Welche Funktion hat er im AWV und wofür steht die Abkürzung AWV?
f) Welche Informationen können Sie im Internet zur Haltung Bernd Schneiders zur Privatisierung der Bahn finden?
g) In welchen Ausschüssen seiner Gemeinde ist Bernd Schneider vertreten?
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
29
Exemplarische Lösungswege
Lösungs-URL
Suchstrategie
Antwort
Eingabemöglichkeit
bei Google
Linktitel bei Google
a) Um welche Gemeinde
handelt es sich?
Weißenbrunn
["Bernd Schneider"
"Dritter Bürgermeister"]
http://www.weissenbrunn.d Phrasensuche verwenden,
Geschäftsordnung
ohne Phrasensuche ist die
e/sa_gscho.htm
weiterer Verbandsrat:
Lösung deutlich schwieriDritter Bürgermeister Bernd
ger zu finden.
Schneider. Stellvertreter:
Gemeinderatsmitglied
Dieter Wolf. weiterer Verbandsrat: Zweiter Bürgermeister ...
[“Bernd Schneider“
“3. Bürgermeister“]
www.weissenbrunn.de/arArchiv MitBlatt
chivmb.htm - 413k Die bisherigen 2. und 3.
Bürgermeister Friedrich
Thaler und Bernd Schneider
gehören auch dem neuen
Gemeinderat an und es
wurde ihnen für ihre Verdienste im
[“Bernd Schneider“
Weißenbrunn]
www.weissenbrunn.de/spdw Die Lösung dieser Aufgabe
SPD-Ortsverein Weissenist über Google zu finden,
br.htm - 3k brunn
aber deutlich schneller
SPD-Ortsverein Weißenund einfacher über die
brunn. Ansprechpartner:.
Webseite der Gemeinde,
Bernd Schneider. 1. Vorsitdie die meisten Teilnehzender. Waldweg 30. 96369
mer bei Aufgabe a) schon
Weißenbrunn ... E-Mail:
gefunden haben müssten.
[email protected]
…
b) Welcher Partei gehört er SPD
an?
http://www.weissenbrunn.d
e/sa_gscho.htm
Direkt über die Webseite
der Gemeinde Weißenbrunn
c) Wie viele Stimmen hat er 666
bei der letzten Gemeinderatswahl erhalten?
[Gemeinderatswahl
Stimmen Weißenbrunn
“Bernd Schneider“]
[Gemeinderat
Stimmen
Weißenbrunn
“Bernd Schneider“]
Workshopteil B
Übung 2
Teilaufgabe
Die Frankenwald-CSU.
Näher am Menschen! - Aktuelles Weißenbrunn. Die
Mehrheitsverhältnisse im
Weißenbrunner Gemeinderat haben sich nicht ...
Günter Oßwald (832),
Dieter Wolf (754), Bernd
Schneider (666), ...
Mehrwortsuche
http://www.frankenwaldcsu.de/index.php3?id=2&pa
ram=1&pageID=2008-03- Bei der ersten Suchstrategie: “Bernd Schneider“ in
03-090652
Phrasen, ohne Phrasensuche ist die Lösung deutlich
schwieriger zu finden. Bei
der zweiten Suchstrategie
spielt es keine Rolle ob die
Phrasensuche verwendet
wird. Das Ergebnis ist auch
über eine Recherche auf
der Gemeindeseite zu finden (http://www.landkreiskronach.de/wahlergebnisse
/Weissenbrunn/KW_2008/6
_3_000476185E02.html),
allerdings muss man sich
hier erst durch mehrere
Ebenen klicken.
Wo haben Sie die Information her? Vertrauen Sie
der Quelle? Welche Möglichkeiten gibt es, die Information zu verifizieren?
d) Welche Funktion hat er
im Kreisvorstand seiner
Partei?
SPD-Kreis Kronach - Kreis- http://www.spd-kv-kronStellvertretender Beisitzer ["Bernd Schneider"
ach.de/verband.html
Weißenbrunn Kreisvorstand verband
SPD-Kreisverband Kronach Suche:
SPD]
SPD-Kreisvorstandschaft:
Landrat Oswald Marr, ....
Beisitzer, Herr, Bernd
Schneider, Weißenbrunn.
Wilhelmsthal. Ordentl. ...
[“Bernd Schneider“
e) Welche Funktion hat er Verbandsrat
AWV]
im AWV und wofür steht die
Abwasserverband KronachAbkürzung AWV?
Süd
Auszug aus der NIEDERSCHRIFT
Dateiformat: PDF/Adobe
Acrobat - HTML-Version
Berlips, Dieter Lau, Gerhard
Sesselmann, Egon Herr-
www.kueps.de/events__info
s___news/aktuelles_aus_de
n_gremien/awv/pdfs_sitzungen/AWV_07_02008.pdf
Lösung: Ist zwar erstes
Ergebnis bei Google, allerdings könnte man bei kurzem Betrachten vermuten,
er sei Beisitzer, ist allerdings nur stellvertretender
Beisitzer.
Schneller und vor allem sicherer als die Suche über
Google kommt man über
die Homepage der Gemeinde zur Lösung: Verwaltung, Gemeinderat und
30
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Ausschüsse ganz nach
unten scrollen.
mann, Bernd Schneider, ...
Vollzug der Beschlussfassung des AWV vom
02.05.2007 TOP 10 Punkt 1;
...
Achtung: Bei PDF-Dateien
auf das Datum achten,
diese könnten nicht mehr
aktuell sein!
Workshopteil B
Übung 2
Besser/ Sicherer:
Zunächst die Suche:
[AWV Weißenbrunn]
und dann:
f) Welche Informationen
können Sie im Internet zur
Haltung Bernd Schneiders
zur Privatisierung der Bahn
finden?
NIEDERSCHRIFT ÜBER DIE
[“Bernd Schneider“
“Abwasserverband Kronach- SITZUNG des Abwasserverbandes Kronach-Süd
Süd“]
Dateiformat: PDF/Adobe
Acrobat - HTML-Version
[Bernd Schneider
Abwasserverband Kronach- die Verbandsräte Bernd
Rebhan, Manfred Pauli und
Süd]
Bernd Schneider (alle. beruflich). ..... Abwasserverband Kronach-Süd folgende
Nachtragshaushaltssatzung
: ...
www.kueps.de/events__info
s___news/aktuelles_aus_de
n_gremien/awv/pdfs_sitzungen/AWV_10_02006.pdf
Geschäftsordnung
Zweckverbandes „Abwasserverband Kronach-Süd“ vier
Verbandsräte. ... weiterer
Verbandsrat: Dritter Bürgermeister Bernd Schneider
...
www.weissenbrunn.de/sa_g
Direkt über die Webseite
der Gemeinde Weißenbrunn scho.htm - 243k (Rubrik Verwaltung, Unterrubrik Gemeinderat und
Ausschüsse)
http://www.weissenbrunn.d
e/sa_gscho.htm
Auf privatisierungstoppen.- ["Bernd Schneider"
deinebahn.de hat er sich in Weißenbrunn Bahn]
einer Unterschriftenliste
eingetragen – offensichtlich steht er der Privatisierung der Bahn also kritisch
gegenüber.
g) In welchen Ausschüssen Haupt- und Finanzausseiner Gemeinde ist Bernd schuss, Rechnungsprüfungsausschuss,
Schneider vertreten?
Sozialausschuss (Verbandsrat beim Abwasserverband
Kronach-Süd (s.o.))
[Weißenbrunn Ausschuss
Bernd Schneider]
[Weißenbrunn
Ausschuss
“Bernd Schneider“]
Unterschrift
Bernd Schneider, Weißenbrunn, 16.10.2007. Funktion: OV-Vors. Bärberl
Fuchsel, Weißenbrunn,
16.10.2007. Funktion:
Kassiererin ...
http://www.weissenbrunn.d
e/sa_gscho.htm
privatisierungstoppen.deinebahn.de/scr/spd_signature/liste/53?sort_by=city 14k -
Phrasensuche! Wenn der
Name “Bernd Schneider“
nicht in Phrasen gesetzt
wird, ist die Lösung – zumindest auf den ersten 5
Seiten der Google-Trefferliste – nicht zu finden.
http://www.weissenbrunn.d Die Lösung dieser Aufgabe
Geschäftsordnung
ist über Google zu finden,
(2) 1Die Sitzungen finden e/sa_gscho.htm
aber deutlich schneller
im Sitzungssaal des Ratund einfacher über die
hauses in Weißenbrunn und
Webseite der Gemeinde.
... ( 4) Zu Tagesordnungspunkten, die in einem Ausschuss behandelt worden
sind,
Direkt über die Webseite
der Gemeinde Weißenbrunn
(Rubrik Verwaltung, Unterrubrik Gemeinderat und Ausschüsse)
Auswertungsanweisungen für den Dozenten
Bitten Sie die Teilnehmer nach 25 Minuten, die Recherche zu beenden und fragen Sie nach den Lösungen und Lösungswegen. Die verschiedenen Lösungswege sollen diskutiert werden, Schwierigkeiten oder nicht gefundene Lösungen werden
besonders angesprochen. Bitte besprechen Sie die Teilaufgaben Schritt für Schritt und fragen bei jeder Teilaufgabe gezielt
nach möglichen Problemen.
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
31
Stellen Sie am besten bei jeder einzelnen Teilaufgabe die folgenden Fragen:
Diskussionsanregung durch den Dozenten
Verdeutlichen Sie anhand von Teilaufgabe a) noch einmal die Wichtigkeit der Phrasensuche. Zeigen Sie aber auch die
Probleme der Phrasensuche auf: Bei der Phrasensuche erzielt man nur Treffer, wenn innerhalb der gesuchten Seite diese
Phrase im Wortlaut exakt so zu finden ist. Rechtschreibfehler oder ein falscher Begriff innerhalb dieser Phrase haben
somit einen erheblichen Einfluss auf den Sucherfolg. Das Beispiel dieser Aufgabe verdeutlicht: Ob nach [„3. Bürgermeister“] oder [„Dritter Bürgermeister“] gesucht wird, hat bei dieser Aufgabe erheblichen Einfluss auf die Treffer bei Google.
Während (zum Zeitpunkt der Konzeption des Workshops) bei der Suche nach [„Dritter Bürgermeister“] bereits das erste
Suchergebnis zur richtigen Lösung führt, ist es bei der Suche nach [„3. Bürgermeister“] erst das fünfte.
Fragen Sie bei Teilaufgabe c) explizit nach, wo das Ergebnis gefunden wurde. Nach derzeitigem Stand ist dieses über
eine Suchanfrage bei Google nur auf der Webseite der CSU in Weißenbrunn zu finden. Die verlässlichere Aussage findet
sich auf der Gemeindeseite, allerdings muss man hier mehr Zeit zur Recherche verwenden. Diskutieren Sie die Zuverlässigkeit der Quelle CSU: Fragen Sie die Teilnehmer, ob Sie dieser im Redaktionsalltag ohne weitere Überprüfung vertrauen
würden. Weisen Sie darauf hin, dass ein solches Vorgehen problematisch ist, da hinter der Webseite der CSU eine Partei
steht, die politische Interessen vertritt. Damit ist diese Quelle nicht objektiv. Als objektive Quelle für das Ergebnis einer
solchen Wahl können lediglich behördliche Institutionen dienen – beispielsweise der Landeswahlleiter.
Teilaufgabe d) sollte zeigen, dass Mehrwortsuchen im Vergleich zu Einwortsuchen in der Regel zielführender sind. Beispiel:
Bei der Suche nach dem ehemaligen CDU-Verteidigungsminister Gerhard Schröder wird eine Suche, die lediglich den
Begriff [Schröder] nutzt, kaum zum Erfolg führen. Erst durch die Kombination mehrerer Suchbegriffe wird die Suche hier
erfolgreich, also beispielsweise durch die Begriffe [“Gerhard Schröder“ CDU Verteidigungsminister].
Außerdem soll anhand von Teilaufgabe d) gezeigt werden, dass es wichtig ist, den Link anzuklicken und die vermeintliche
Lösung nicht aus dem Linktitel bei Google abzuleiten. Hier könnte man bei kurzem Betrachten vermuten, er sei Beisitzer
im Kreisverband seiner Partei, er ist allerdings nur stellvertretender Beisitzer.
Teilaufgabe e): Sucht man bei dieser Aufgabe nach [“Bernd Schneider“ AWV] oder [Bernd Schneider AWV] finden sich
als die ersten Suchergebnisse PDF-Dateien. Fragen Sie, wer die Lösung über ein solches PDF-Dokument beantwortet hat.
Fragen Sie nach, welche Probleme beim Vertrauen auf eine Quelle bei dieser Frage auftauchen können. Weisen Sie auf
folgendes Problem hin: Die PDF-Dateien, die in diesem Beispiel gefunden werden können, sind alle schon einige Monate
bis Jahre alt. In dieser Zeit kann es Veränderungen geben, die PDF-Dokumente könnten aber trotzdem im Netz bleiben
(als eine Art Archiv).
Bei Teilaufgabe f) gilt Ähnliches wie schon bei Teilaufgabe c): Hinter der Webseite privatisierungstoppen.de steht eine
Interessensgruppe. Aus der Tatsache, dass Bernd Schneider hier eingetragen ist, kann nicht automatisch die Schlussfolgerung gezogen werden, dass er gegen eine Privatisierung der Bahn ist. Der Eintrag könnte beispielsweise von einer anderen Person in seinem Namen getätigt worden sein.
Bei Teilaufgabe g) zeigt sich, dass eine Suche über Google häufig umständlicher ist, als das aufmerksame Lesen einer
Webseite und das Suchen von Details auf dieser. Die Lösungen zu vier der Teilaufgaben (a), b), g) und e)) können alle
unter einem Link gefunden werden (http://www.weissenbrunn.de/sa_gscho.htm). Insgesamt kann an dieser Frage damit
die Wichtigkeit strukturierten Vorgehens verdeutlicht werden: Durch das aufmerksame Lesen auf dieser Webseite erspart
sich der Informationssuchende immer neue Suchanfragen.
Workshopteil B
Übung 2
• Wer hat die Lösung?
• Wie sind Sie auf die Lösung gekommen?
• Gibt es Teilnehmer, die einen anderen Lösungsweg haben?
• Gab es Probleme bei der Suche?
Gehen Sie direkt nach der jeweiligen Frage auf die nachfolgend aufgeführten Punkte ein.
32
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Da die Informationen zu dieser Aufgabe auf der Webseite der Gemeinde nur schwer zu finden sind, weisen Sie in diesem
Zusammenhang auch auf die Suchfunktion der Internetbrowser hin: Mit dem Shortcut Strg F öffnet sich sowohl beim Internet Explorer, als auch bei Mozilla Firefox eine Suchmaske, in die ein Suchbegriff bequem eingegeben werden kann. Der
Browser zeigt dann alle Stellen auf dieser Seite an, an denen dieser Begriff zu finden ist. Diese Maske lässt sich beim Internet Explorer 7 auch öffnen über das Symbol ‚Suchen‘, das mit dem Bild einer Lupe am Kopf der Seite zu finden ist. Bei
Firefox kann diese Suchmaske durch einen Klick auf ‚Bearbeiten‘ und ‚suchen‘ geöffnet werden.
Workshopteil B
Übung 2
Aktualisierungsmöglichkeiten der Aufgabe (für den Dozenten)
Das Internet sowie der Index und das Ranking von Google verändern sich ständig. Bitte kontrollieren Sie daher vor jedem
Workshop die einzelnen Teilaufgaben und Lösungswege auf ihre Durchführbarkeit. Sollten sich die Lösungen zu einzelnen
Teilaufgaben verändern, aktualisieren Sie bitte Lösungsweg und Lösung. Sollte dies nicht möglich sein, streichen Sie diese
Teilaufgabe ersatzlos und reduzieren Sie die Bearbeitungszeit der Gesamtaufgabe um 3 Minuten. Sollten die Lösungen zu
zwei Teilaufgaben nicht zu finden sein, reduzieren Sie die Bearbeitungszeit um 5 Minuten. Sind die Lösungen zu mehr als
zwei Teilaufgaben nicht mehr auffindbar, tauschen Sie die komplette Übungsaufgabe gegen eine Ersatzaufgabe aus.
Bernd Schneider ist seit Mai 2008 im Amt, die nächsten Kommunalwahlen finden im Jahr 2014 statt. Daher ist davon auszugehen, dass diese Aufgabe mindestens bis zu diesem Termin verwendet werden kann.
Workshopteil C – Strategien zur Suchmaschinenrecherche
Suchmaschinen sind wichtige Recherchemittel für Journalisten. Insbesondere bei der Ermittlung zusätzlicher Quellen
spielen sie eine dominante Rolle. Suchmaschinenrecherche ist in der Regel gleichbedeutend mit der Nutzung von Google.
In der Beobachtung der Mehrmethodenstudie „Journalistische Recherche im Internet“ konnte ein Häufigkeitsanteil dieser
Suchmaschinen von 90,4 Prozent an der gesamten Suchmaschinennutzung festgestellt werden. Nach der Befragungsstudie
schätzen Journalisten Google als wichtigstes Internetangebot für die journalistische Arbeit ein. Die Journalisten geben
an, nur 1,7 verschiedene Suchmaschinen häufig einzusetzen. 99,3 Prozent der befragten Journalisten nennen Google
unter den drei am häufigsten verwendeten Suchmaschinen. Die nächst häufigste Suchmaschine, Yahoo, nennen nur noch
etwas über ein Drittel der Journalisten (35,7 Prozent). 91,7 Prozent der befragten Journalisten sagen, dass Google die
mit Abstand beste Suchmaschine im Netz ist.
Die Befragung hat zudem gezeigt, dass Journalisten Suchmaschinen überwiegend positiv bewerten. Sie halten Suchmaschinen für ein unentbehrliches sowie schnelles und kostengünstiges Recherchemittel, das zu finden, was man braucht.
Journalisten sind sich aber auch der grundsätzlichen Gefahren von Suchmaschinen bewusst. Zwar loben sie noch mehrheitlich die hochwertige Qualität der Recherchemöglichkeit, jedoch ist sich eine Mehrheit auch bewusst, dass Suchmaschinen keine neutralen Ergebnisse liefern. Das explorative Rechercheexperiment der Mehrmethodenstudie am Beispiel
von Google ergab nur mittelmäßige Ergebnisse im Durchschnitt aller Journalisten und zeigte einige Defizite in Bezug auf
die Suchmaschinenkompetenz auf.
Vor diesem Hintergrund der bestätigten „Googleisierung“ der Recherche bzw. wichtiger Teile der Recherche müssen Schritte
zur Stärkung der Suchmaschinenkompetenz von Journalisten unternommen werden. Eine Hilfe bietet hier auch der von
der LfM herausgegebene Verbraucher-Ratgeber „12 goldene Suchmaschinen-Regeln“.2
Journalisten sollten sich zunächst der Probleme von Suchmaschinen bewusst sein.3 Suchmaschinen decken nicht das gesamte Internet ab. Ihre Auswahl- und Rankingkriterien sind höchst selektiv. Bestimmte Webseiten – und damit auch die
auf diesen Webseiten vertretenen Meinungen und Standpunkte – haben keine Chance, auf wahrnehmbaren Rankingplätzen
2
Machill, Marcel (2005, aktualisiert 2007): 12 goldene Suchmaschinen-Regeln. Ein Ratgeber für Verbraucherinnen und Verbraucher, die sich besser und
sicherer im Internet zurecht finden wollen. Düsseldorf: Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen.
Online unter: http://www.lfm-nrw.de/downloads/ratgeber-suchmaschinen-farbe.pdf.
3 Im Überblick bei Machill, Marcel/Beiler, Markus/Zenker, Martin (2007): Suchmaschinenforschung. Überblick und Systematisierung eines interdisziplinären Forschungsfeldes. In: Machill, Marcel/Beiler, Markus (Hrsg.): Die Macht der Suchmaschinen – The Power of Search-Engines. Köln: Halem,
S. 7-43.
33
Workshopteil C
Suchtipps
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
34
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
gelistet zu werden oder überhaupt in den Ergebnislisten von Suchmaschinen aufzutauchen.4 Außerdem können Suchmaschinen von außen durch so genannte Suchmaschinenoptimierer manipuliert werden.5 Damit „erkämpfen“ sich bestimmte
Seiten eine größere Bedeutung im Ranking von Suchmaschinen. Begehrtes Manipulationsopfer ist aufgrund ihrer Reichweite dabei die Suchmaschine Google. Zudem werden zahlreiche Seiten nur selten von den Suchmaschinen besucht, so
dass diese nur mit alten Versionen im Index der Suchmaschine präsent sind.6
Nachfolgend werden die wichtigsten Strategien zur Recherche mit Suchmaschinen und speziell Google vorgestellt. Die
wichtigsten Regeln, die Sie den Workshopteilnehmern vermitteln sollten, sind vor der jeweiligen Erläuterung im Imperativ
vorangestellt.
➡ Verlassen Sie sich nicht auf nur eine Suchmaschine.
Workshopteil C
Suchtipps
Aufgrund der angesprochenen Problembereiche ist eine Wirklichkeitsverzerrung bei der Nutzung von Suchmaschinen als
journalistischem Recherchewerkzeug möglich, insbesondere bei der Nutzung nur einer Suchmaschine. Die Wirklichkeitsverzerrung kann gemindert werden, wenn man sich nicht nur auf eine Suchmaschine verlässt und darüber hinaus zumindest
ergänzend oder validierend auf andere Recherchemöglichkeiten zurückgreift. Die Nutzung mehrerer Suchmaschinen ist
anzuraten, da jede Suchmaschine über eine andere Datenbasis und andere Rankingkriterien verfügt. Damit liefert jede
Suchmaschine grundsätzlich auch andere Suchergebnisse.
Für bestimmte Recherchen ist selbstverständlich die Nutzung einer einzigen Suchmaschine völlig ausreichend. Sucht ein
Journalist beispielsweise nach der Webseite eines ihm bekannten Unternehmens, weil er die Adresse für ein Vor-OrtInterview benötigt oder einen Geschäftsbericht herunterladen möchte, so sollte dies mittels einer Anfrage bei einer einzigen Suchmaschinen zu erledigen sein.
Bereits aber, wenn es um das Ermitteln neuer, d.h. nicht bekannter Ansprechpartner geht, ist die Verwendung mehrerer
Suchmaschinen zielführend. Die Beobachtung der Mehrmethodenstudie hat gezeigt, dass das Ermitteln von zusätzlichen
Quellen hauptsächlich über Suchmaschinen erfolgt. Verwendet man dabei nur eine Suchmaschine, dann findet man womöglich nur bestimmte Ansprechpartner, die – aus welchen Gründen auch immer – in der Suchmaschine hoch gerankt
sind. Und da die meisten Journalisten dieselbe Suchmaschine verwenden, nämlich Google, kann es passieren, dass die
Mehrheit bei einem Thema auf dieselben Kontakte zurückgreift. Dabei sollte es im Interesse von Journalisten wie Redaktionen liegen, sich durch eine anders aufbereitete und exklusive Berichterstattung von der Konkurrenz abzusetzen.
Der Einsatz mehrerer Suchmaschinen sollte auch Standard bei komplexen Themenrecherchen sein. Gerade hier geht
es um eine vielfältige, alle relevanten Aspekte einzubeziehende Aufgabe, die die Basis für einen qualitativ hochwertigen
Artikel schafft. Die Verwendung nur einer einzigen Suchmaschine kann die Recherche in eine bestimmte Richtung lenken,
die gesamte Recherche determinieren und auch später durch Hinzunahme anderer Quellen nicht mehr grundsätzlich
geändert werden. In einer frühen Phase der Themenrecherche sollten daher bereits mehrere Suchmaschinen verwendet
werden.
83,2 bzw. 70,4 Prozent der befragten Journalisten in der Studie „Journalistische Recherche im Internet“ halten Suchmaschinen bei der Überprüfung von Fakten und Quellen für wichtig oder sogar sehr wichtig. Die Beobachtung ergab, dass
für diese Tätigkeiten am häufigsten auf das Telefon zurückgegriffen wird oder Kollegen gefragt werden. Tatsächlich sollte
man bei der Überprüfungsrecherche die Manipulationsanfälligkeit oder die „Blindheit“ von Suchmaschinen zur inhaltlichen
Bedeutung und Richtigkeit von Internetseiten bedenken und sich nicht alleine auf Suchmaschinen verlassen.
➡ Nutzen Sie je nach Thema Spezialsuchen.
Suchmaschinen bieten verschiedene Suchfunktionen. Außerdem gibt es für verschiedene Themenbereiche spezielle Suchmaschinen. Mit der Verwendung der so genannten erweiterten Websuche oder spezieller Suchfunktionen lässt sich eine
4
Goldman, Eric (2006): Search Engine Bias and the Demise of Search Engine Utopianism. In: Yale Journal of Law and Technology, 9, S. 111-123.
Vgl. etwa Gyöngyi, Zoltán/Garcia-Molina, Hector (2005): Web Spam Taxonomy. Online unter: http://airweb.cse.lehigh.edu/2005/gyongyi.pdf und
Machill, Marcel/Neuberger, Christoph/Schindler, Friedemann (2002): Transparenz im Netz. Funktionen und Defizite von Internet-Suchmaschinen.
Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung.
6
Vgl. Lewandowski, Dirk/Wahlig, Henry; Meyer-Bautor, Gunnar (2006): The Freshness of Web search engine databases. In: Journal of Information
Science, 32(2), S. 133-150.
5
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
35
Suchanfrage sehr viel genauer formulieren. Sinnvolle Spezialsuchen, die über eine eingeschränkte und dadurch in der
Regel qualitativ bessere Datenbasis verfügen, sind etwa wissenschaftliche Suchmaschinen oder Suchen, die die Recherche
in Büchern erlauben.
Je nach Ressort bzw. Fachgebiet sollten sich Journalisten einen Überblick über die Angebote und Möglichkeiten verschaffen. Aber nicht jede Spezialsuche ist schon ausgereift. So muss etwa Google Scholar bei der Recherche nach wissenschaftlichen Quellen nicht besser sein als die normale Google-Websuche.7 Bei der Nachrichtensuche sollte man berücksichtigen,
dass deren Ergebnisse stark konzentriert auf einige Quellen sind und sich oft überschneiden. Außerdem sind sie nicht
neutral. Zur Ermittlung der Relevanz eines Themas eignen sie sich nicht, da sie Artikel nur aufgrund technischer Faktoren,
nicht aber inhaltlicher, etwa Nachrichtenwerten, sortieren.
➡ Nutzen Sie die erweiterte Suche.
Immerhin 81,9 Prozent der befragten Journalisten in der Studie „Journalistische Recherche im Internet“ geben an, die
erweiterte Suche zumindest gelegentlich zu nutzen. Nur etwas mehr als ein Drittel (37,1 Prozent) verwendet sie sehr oft
– im Vergleich zu 88,9 Prozent bei der normalen Websuche. Der Einsatz der erweiterten Suche ist ebenfalls nicht bei einfachen Recherchen notwendig, bei komplexeren oder thematisch sehr speziellen Recherchen sollte sie aber Gewinn bringend sein.
➡ Machen Sie sich mit der Suchmaschine vertraut.
Wichtig für Journalisten ist es, sich mit der Funktionsweise der öfter eingesetzten Suchmaschinen ausreichend vertraut
zu machen. Auch wenn Suchmaschinen scheinbar einfach und ohne Training zu bedienen sind, muss für gute Sucherfolge
die richtige Bedienung erlernt werden. Jede Suchmaschine verfügt über eine andere Bedienweise, insbesondere in Bezug
auf die Formulierung und Einschränkung der Suchanfrage – auch wenn viele Suchmaschinen sehr ähnlich aussehen und
sich ihre „Suchgrammatik“ einander in vielen Punkten ähnelt.
Als Journalist sollte man sich daher die Zeit nehmen, die Hilfetexte auf den Seiten der Suchmaschinen gründlich durchzulesen. Diese finden sich jedoch oft sehr versteckt, etwa bei Google über den Link „Über Google“ unter dem Suchfeld
auf der Startseite. Darüber hinaus empfehlen sich ergänzend die zahlreich vorhandenen Literaturhinweise. Hier sollte
man die dort präsentierten Tipps ausprobieren und testen, wie sich die Suchergebnisse ändern, je nachdem wie man die
Suchanfrage formuliert und einschränkt.
➡ Suchen Sie in die Tiefe und nicht in die Breite.
Eine zielführende Suchmaschinenrecherche sollte sich von der Strategie nicht grundsätzlich anders gestalten als es Journalisten allgemein halten, d.h. eine Recherche in die Tiefe ist oft Gewinn bringender als eine Recherche in die Breite.8
Der Journalist kann sich damit systematisch auf die gesuchte Information hinbewegen und läuft nicht Gefahr sich, zu
verirren.
Im Experiment der Mehrmethodenstudie erwies sich diese grundsätzliche Recherchetechnik von Journalisten auch in
Bezug auf Suchmaschinen als am erfolgreichsten. Gleichwohl diese Recherchestrategie bekannt bzw. sogar internalisiert
sein sollte, ist nur etwa ein Viertel der Probanden hiernach verfahren. Grundsätzliche und erfolgreiche Recherchestrategien
sollten aber auch beibehalten werden, wenn es um neue Recherchemittel geht.
7
Vgl. den Test von Machill, Marcel/Beiler, Markus/Neumann, Ulrike (2007): Leistungsfähigkeit von wissenschaftlichen Suchmaschinen. Ein Experiment am Beispiel von Google Scholar. In: Machill, Marcel/Beiler, Markus (Hrsg.): Die Macht der Suchmaschinen – The Power of Search Engines. Köln:
Herbert von Halem, S. 327-347.
8
Vgl. zu allgemeinen journalistischen Recherchestrategien Haller, Michael (2004): Recherchieren. Ein Handbuch für Journalisten (6. Aufl.). Konstanz:
UVK, S. 52ff.
Workshopteil C
Suchtipps
Die erweiterte Suche erlaubt eine leichtere Eingabe der Verknüpfung der Suchwörter und bietet darüber hinaus eine Vielzahl weiterer Einschränkungen der Suchanfrage, etwa nach bestimmten Dokumentenarten oder Sprachen. Damit besteht
die Chance, inhaltlich relevantere Ergebnisse zu erhalten.
36
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
➡ Überlegen Sie sich geeignete Suchwörter.
Eine zielgerichtete Suchmaschinenrecherchestrategie in die Tiefe beginnt bei der Formulierung und Gestaltung der Suchanfrage. Zunächst müssen geeignete Suchwörter überlegt werden. Dabei muss berücksichtigt werden, dass Suchmaschinen
generell nur Seiten finden können, die die eingegebenen Suchbegriffe im Text enthalten. Daher muss man sich überlegen,
welche Begriffe auf den noch zu findenden Seiten enthalten sein könnten. Allgemeine Schlagworte, die Oberbegriffe darstellen, führen nur zum Sucherfolg, wenn sie auf der Seite enthalten sind. Crawler basierte Suchmaschinen verschlagworten
nicht die Inhalte, wie es etwa ein Bibliothekar tut (anders bei so genannten Webkatalogen).
Workshopteil C
Suchtipps
In dem Suchmaschinenexperiment der Studie „Journalistische Recherche im Internet“ erwiesen sich direkte Suchbegriffe
als am erfolgreichsten – im Gegensatz zu Suchbegriffen, die einen Begriff nur umschrieben haben. Wenn man also nach
„Bundesratsbunker“ in der Schweiz sucht, dann sollte man diesen Begriff bzw. diese Begriffe auch eingeben und nicht
etwa „Schutzraum Regierung Schweiz“.
➡ Nutzen Sie Mehrwort- statt Einwortsuchen.
Des Weiteren sind Mehrwortsuchen im Vergleich zu Einwortsuchen in der Regel die zielführenderen. Dies wird an einem
einfachen Beispiel deutlich: Sucht man nach Informationen über den ehemaligen CDU-Verteidigungsminister Gerhard
Schröder, so muss eine Suchanfrage nur mit dem Nachnamen „Schröder“ nicht erfolgreich sein, weil es viele andere Personen mit diesem Nachnamen gibt, vom Komiker Atze Schröder über verschiedene Firmen mit diesem Namen bis zum ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder, der sogar denselben Vornamen hat.
Gibt man zusätzlich den Vornamen ein, so ist es wahrscheinlich, dass auch diese Suche noch nicht zwangsläufig zum Ziel
führt. Setzt man nun aber noch „Verteidigungsminister“ oder „CDU“ hinzu, so wird die Suche so stark eingeschränkt, dass
sie erfolgreich sein sollte. Man sollte also vorliegende Ausgangsinformationen auch in der journalistischen Recherche mit
Suchmaschinen nutzen.
➡ Verwenden Sie Boole’sche Operatoren und die Phrasensuche.
Der nächste Punkt gilt der logischen Verknüpfung der Suchwörter durch Boole’sche Operatoren und Phrasen. Eine ODERbzw. OR-Verknüpfung z.B. zwischen zwei Suchbegriffen bedeutet, dass nur einer der beiden Suchbegriffe auf der Seite
vorkommen muss. So kann man z.B. Synonyme verwenden. Ein NICHT oder NOT oder Minuszeichen vor einem Wort bedeutet, dass dieses auf der Seite nicht vorkommen darf. Suchbegriffe in Anführungszeichen („Phrasensuche“) müssen in
genau dieser Formulierung auf der Seite vorkommen. Aber auch hier gilt wieder zu beachten, dass man sich informieren
muss, welche Möglichkeiten der Einschränkung einer Suche die jeweilige Suchmaschine überhaupt anbietet.
In dem vorherigen Beispiel wäre es sinnvoll, den Namen Gerhard Schröder in Phrasen zu setzen. Die Phrasensuche bietet
sich insbesondere bei der Namenssuche an. Dies hat sich auch in dem Suchmaschinenexperiment gezeigt. Diejenigen
Journalisten, die Phrasen verwendeten, waren erfolgreicher. Bei der logischen Verknüpfung der Suchwörter hilft auch
die erweitere Suchfunktion.
➡ Greifen Sie bei Google auf spezielle Operatoren zurück.
Die Nummernbereich-Suche findet Ergebnisse mit Zahlen in einem bestimmten Nummernbereich. Falls der Suchbegriff Zahlen in einem bestimmten Nummernbereich enthält, lassen sich diese durch zwei Punkte (ohne Leerzeichen) getrennt in
das Suchfeld eingeben. Nummernbereiche können beispielsweise für Jahreszahlen [„Angela Merkel“ 1980..1989] oder Gewichte [LKW 5000..10000 kg] verwendet werden. Dabei muss unbedingt eine Maßeinheit oder ein beliebiger anderer Indikator für den Zahlenbereich angegeben werden.
Mit Google kann auch innerhalb einer bestimmten Website gesucht werden (Domainsuche). Hierfür sind die gewünschten
Suchbegriffe einzugeben, dann das Word „site“ sowie einen Doppelpunkt gefolgt vom Domain-Namen: [abwrackprämie
site:www.tagesschau.de]. Mit [filetype:xyz] sucht man nach einem Wort in bestimmten Dateitypen, z.B. [abwrackprämie
filetype:pdf].
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
37
Mit [link:www.xyz.de] werden Webseiten gefunden, die einen Link auf die Webseite xyz haben, z.B. [link:www.tagessschau.de].
Mit [related:www.xyz.de] werden Webseiten gefunden, die der Seite www.xyz.de ähneln (auch möglich durch Anklicken
von ‚ähnliche Seiten‘ bei den Suchergebnissen).
Mit [define:xyz] wird nach Definitionen des eingegebenen Wortes im Netz gesucht. Des Weiteren gibt es die Feldsuche:
Mit [allintitle:xyz] liefert Google nur Suchergebnisse, die den Suchbegriff im Titel haben (d.h. im sog. Title-Tag). Mit [allinurl:xyz] sucht Google ausschließlich nach Webseiten, die den Suchbegriff in der Internetadresse enthalten.
➡ Beurteilen Sie die Suchergebnisse genau.
Bei der Auswahl in der Ergebnisliste sollte man die Suchergebnisse genau beurteilen, etwa anhand der Überschrift, dem
Vorschautext und der Internetadresse. Im Vorschautext kann man erkennen, wie die Suchbegriffe im Text vorkommen
bzw. in welchem Kontext. Die Darstellung der Suchmaschinen lässt allerdings hier teilweise zu wünschen übrig.
➡ Betrachten Sie nicht nur die ersten Seite der Ergebnisliste.
Nicht immer findet sich die gewünschte Information gleich unter den ersten zehn Suchergebnissen, auch wenn die Suchanfrage gut eingeschränkt wurde. Um zu beurteilen, ob sich die gewünschte Information unter den Suchergebnissen
findet, sollte man sich ruhig ein paar weitere Seiten der Ergebnisliste anschauen. Außerdem findet man so möglicherweise
noch weitere Quellen und Informationen, die man sonst nicht gefunden hätte.
Das Blättern in der Ergebnisliste ist aber nur sinnvoll, wenn die Suchanfrage bereits vernünftig eingeschränkt war. Ansonsten gleicht das Blättern in der Ergebnisliste der Suche nach der Nadel im Heuhaufen durch das starke „Rauschen“ in
der Ergebnisliste. Ein Blättern in der Ergebnisliste und womöglich ein Anklicken vieler Suchergebnisse kann die gute Einschränkung einer Suchanfrage nicht ersetzen. Auch dies zeigen die Ergebnisse des Suchmaschinenexperiments der Mehrmethodenstudie „Journalistische Recherche im Internet“. In diesem Fall sollte man innehalten und die Suchfrage lieber
noch einmal überarbeiten.
Die Empfehlungen zur Nutzung von Suchmaschinen bei der journalistischen Recherche können nur erste Anregungen sein;
sie werden im folgenden Workshopteil D praktisch vertieft. In jedem Falle gilt für Journalisten in besonderem Maße, dass
sie ein Rechercheinstrument nur dann verwenden sollten, wenn sie sich dessen Möglichkeiten und Grenzen bewusst sind.
Diese Möglichkeiten gezielt zu erweitern ist Aufgabe aller, die zur Qualität im Journalismus beitragen wollen.
Workshopteil C
Suchtipps
Anhand der Internetadresse kann man oft erkennen, von welcher Quelle die Informationen stammen. In jedem Fall sollte
man niemals der erstbesten Information vertrauen – vor allem nicht, nur weil ein Ergebnis hoch in einer Suchmaschine
gerankt ist.
38
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Workshopteil D – Vertiefende Suchmaschinen-Rechercheübungen
Workshopteil D
Einführung
Einführung und Überblick
Ziel des Workshopteils D ist es, die Erfahrungen aus dem Workshopteil B sowie die theoretisch vermittelten Suchstrategien
aus Workshopteil C in weiteren Rechercheaufgaben zu vertiefen. Die Aufgaben in diesem Übungsteil sind ungefähr auf
demselben Schwierigkeitsniveau, wie in Workshopteil B. Dadurch sehen die Workshopteilnehmer, wie sich die vermittelten
Suchkompetenzen unmittelbar positiv auf ihre Rechercheleistung auswirken.
• Übungsaufgabe 1 „Der Leipziger Alumnus“: Im Rahmen einer Beitragsserie zum 600-jährigen Jubiläum der Universität
Leipzig sollen Porträts zu berühmten Absolventen entstehen und Informationen über den Journalisten Alexander Osang
recherchiert werden. Es geht um eine ausführliche Personenrecherche mit biographischen, werks- und arbeitsbezogenen
Fakten. Die Aufgabe ist mittelschwer bis schwer. Die Thematik soll die teilnehmenden Journalisten in der Mitte des
zweiten Workshopteils motivieren, da es um einen Kollegen geht.
• Übungsaufgabe 2 „Die Gemeinde Leutenbach“: Für eine Serie über verschiedene kleinere Gemeinden und das dortige
Leben der Menschen sollen Informationen zur Gemeinde Leutenbach in Bayern zusammengetragen werden, bevor vor
Ort eine Reportage entstehen soll. Bei der mittelschweren bis schweren Aufgabe müssen die Suchanfragen genau spezifiziert werden, weil es eine gleichlautende Gemeinde in Baden-Württemberg gibt. Zudem soll hier noch einmal deutlich
werden, dass eine Tiefen- zielführender als eine Breitenrecherche ist: Viele Informationen sind besser durch das Weiterverfolgen von Links als durch neue Suchanfragen zu lösen.
Es wird empfohlen, zwei Übungsaufgaben in diesem Workshopteil bearbeiten zu lassen; bei engerem Zeitplan genügt aber
auch eine Übungsaufgabe. In beiden Fällen sollte Übungsaufgabe 2 „Die Gemeinde Leutenbach“ verwendet werden. Falls in
Workshopteil B nur eine Aufgabe bearbeitet worden ist, bietet sich auch die Verwendung von Übungsaufgabe 2 „Bernd Schneider, der dritte Bürgermeister“ im Workshopteil D an.
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
39
Übungsaufgabe 1 „Der Alumnus der Leipziger Journalistik“
Allgemeine Beschreibung für den Dozenten
Die folgende Frage beschäftigt sich mit Alexander Osang, einem Journalistik-Alumnus der Universität Leipzig, der inzwischen Karriere als äußerst bekannter und anerkannter Journalist und Autor gemacht hat. Es geht darum, eine ausführliche
Personenrecherche durchzuführen. Wie bei vielen Autoren sind die Werke des Künstlers wichtiger Bestandteil einer Porträtierung. So sollen in dieser Aufgabe nicht nur biographische, sondern auch werks- und arbeitslebenbezogene Fakten
recherchiert werden. Die Teilnehmer sollen lernen, dass mitunter eine Suche nicht ausreicht, um eine Frage genügend zu
beantworten, und dass gefundene Seiten aufmerksam gelesen werden müssen.
Anweisung zur Durchführung für den Dozenten
Für die Aufgabe haben die Workshop-Teilnehmer 25 Minuten Zeit. Teilen Sie den Teilnehmern das Aufgabenblatt aus. Bitte
weisen Sie die Teilnehmer darauf hin, dass als Suchmaschine ausschließlich Google verwendet werden soll. Bitten Sie die
Teilnehmer darum, sich still anderweitig zu beschäftigen, falls die Aufgabe früher erledigt ist, um allen Teilnehmern die
Lösung der Aufgabe zu ermöglichen. Bitten Sie die Teilnehmer, den Such- bzw. Lösungsweg der einzelnen Teilaufgaben
kurz zu notieren, damit dieser im Anschluss reflektiert werden kann.
Aufgabenstellung
a) Ihr Vorgesetzter hat einen ganz bestimmten Alumnus im Kopf, aber er kann sich nicht an den Namen erinnern. Welcher
Mann (geboren 1962) studierte in Leipzig Journalistik und veröffentlichte mehrere Bücher?
b) Gute Bücher sind häufig nicht so bekannt wie gute Filme. Für den Wiedererkennungswert in Ihrem Artikel suchen Sie,
welches dieser Bücher 2004 verfilmt wurde.
c) Jetzt sind Sie neugierig geworden und wollen mehr über diesen Film wissen. Welcher Sender verfilmte dieses Buch?
d) Wann hatte der Film im Fernsehen Premiere?
e) Der Hauptdarsteller des Films verweigerte zu DDR-Zeiten den Dienst bei der NVA. Ein prominenter Anwalt beriet ihn
zur damaligen Rechtslage. Wer war dieser Anwalt?
f) Natürlich möchten Sie die Texte des bekannten Alumnus nicht vernachlässigen und recherchieren weiter. Ein Kollege
gibt Ihnen in der Kantine einen (leider unvollständigen) Tipp: Der gesuchte Leipziger Student ist 2008 für den EgonErwin-Kisch-Preis nominiert worden. Wie lautet der Titel des Textes?
g) In welchem Medium und wann erschien der Text?
h) Über den Werdegang des Autors möchten Sie auch noch mehr wissen. Der Autor arbeitete bei der Berliner Zeitung.
Welche unterschiedlichen Funktionen bekleidete er dort?
Workshopteil D
Übung 1
Für die Bearbeitung der folgenden Aufgabe haben Sie 25 Minuten Zeit. Bitte benutzen Sie als Suchmaschine ausschließlich
Google (www.google.de). Vermerken Sie bei jeder Teilaufgabe die Antwort und machen Sie sich Notizen zum Rechercheweg.
Die Universität Leipzig feiert ihr 600-jähriges Jubiläum. Ihr Redaktionsleiter möchte bekannte Alumni verschiedener Jahrgänge vorstellen. Sie widmen sich erfolgreichen Journalistik-Absolventen und suchen nach Informationen. Dabei übernehmen Sie die Recherche zu Studenten aus den Sechziger Jahren.
40
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Exemplarische Lösungswege
Teilaufgabe
Antwort
Alexander Osang
a) Ihr Vorgesetzter hat
einen ganz bestimmten
Alumnus im Kopf, aber er
kann sich nicht an den
Namen erinnern. Welcher
Mann (geboren 1962) studierte in Leipzig Journalistik und veröffentlichte
mehrere Bücher?
Lösungs-URL
Suchstrategie
Eingabemöglichkeit
bei Google
Linktitel bei Google
[Jahrgang 1962
Journalistik Leipzig]
Die Suche mit dem Stich„Reporter Forum: Autoren“ http://www.reporterforum.de/index.php?id=22& wort Jahrgang hilft weiter
no_cache=1&tx_rfartikel_pi (siehe unten zu a) ).
1[mode]=1&tx_rfartikel_pi1
[sort]=author%3A1
[1962 journalistik leipzig
geboren]
“PROSANOVA 2008 - Festival für junge Literatur“
http://www.prosanova.net/ Aber auch ohne das Stichwort Jahrgang kann man
autoren.html
die Antwort finden.
Unter dem Buchstaben
„O“ findet man Alexander
Osang. Falls Sie beim Besprechen der Aufgabe
diese Seite miteinbeziehen
wollen, machen Sie die Teilnehmer auf die Suchfunktion innerhalb einer Seite
aufmerksam. Per Tastenkombination Steuerung+F,
oder unter Bearbeiten-Suchen öffnet sich ein Fenster, in das Sie [1962]
eingeben.
Workshopteil D
Übung 1
b) Gute Bücher sind häufig Die Nachrichten
nicht so bekannt wie gute
Filme. Für den Wiedererkennungswert in Ihrem Artikel suchen Sie, welches
dieser Bücher 2004 verfilmt
wurde.
[„Alexander Osang“ Film
2004]
http://www.herbertfeuer„Seite über den Film auf
www.herbertfeuerstein.de“ stein.de/filme/nachrich.html
[Osang Film 2004]
“Lehrreich, besonders für
Wessis”
http://www.abendblatt.de/ Eine Suche ohne den Vordaten/2005/10/01/488258 namen des Autors ist auch
möglich.
.html
Falls man in der
http://www.herbertfeuer„Seite über den Film auf
www.herbertfeuerstein.de“ stein.de/filme/nachrich.html Teilaufgabe b) die Seite
<http://www.herbertfeuerstein.de/filme/nachrich.ht
ml >verwendet, findet man
die Antwort gleich hier.
c) Jetzt sind Sie neugierig ZDF
geworden und wollen mehr
über diesen Film wissen.
Welcher Sender verfilmte
dieses Buch?
["die nachrichten" osang
2004 sender]
„Die Nachrichten“
Falls man die Antwort für
http://www.herbertfeuerstein.de/filme/nachrich.html b) anderweitig recherchiert hat, kann man natürlich auch eine neue
Google-Anfrage starten.
„Die Nachrichten“ in
Anführungszeichen zu
setzen, also eine Phrasensuche durchzuführen, ist
bei allen Teilaufgaben, bei
denen der Begriff verwendet wird, wichtig. Lässt
man die Anführungszeichen weg, stößt man auf
etliche Nachrichtenangebote, aber nicht auf den
gesuchten Buchtitel.
d) Wann hatte der Film im
Fernsehen Premiere?
03.10.2005
http://www.imdb.com/title/ Die Teilnehmer kennen die
Seite imdb inzwischen.
tt0454904/
Wenn man die Seite direkt
aufsucht, gelangt man
schnell zur Antwort, weil
die Seite alle wichtigen
Fragen zu Filmen beantwortet.
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
["die nachrichten" osang
film premiere]
"Film-Premiere für "Die
Nachrichten": Textarchiv
Berliner ...“
http://www.berlinonline.de/ Die alternative Suche mit
berlinerzeitung/archiv/.bin/ Google ist natürlich auch
dump.fcgi/2005/0926/none möglich.
/0123/index.html
Die Antwort lautet auch
hier: TV-Zuschauer können
den Film am 3. Oktober
2005 im ZDF sehen.
Zuerst muss der Hauptdarsteller des Films gefunden
werden. Auf der Seite von
imdb findet man die Antwort schnell: Jan Josef
Liefers.
e) Der Hauptdarsteller des Gregor Gysi
Films verweigerte zu DDRZeiten den Dienst bei der
NVA. Ein prominenter Anwalt beriet ihn zur damaligen Rechtslage. Wer war
dieser Anwalt?
Alternativ kann mit Google
gesucht werden.
[„die Nachrichten“ hauptdarsteller]
[„jan josef liefers“ nva ddr „ BRIGITTE.de - Kultur &
Unterhaltung: "Wo einer
anwalt]
herkommt, ist egal"
[Egon Erwin Kisch Preis]
Oder
http://www.brigitte.de/kul- Nachdem man den Namen
tur/leute/jan_josef_liefers/i des Hauptdarstellers gefunden hat, erfolgt diese
ndex.html?p=2
Suche.
Auch bei diesem Rechercheschritt ist die Phrasensuche
wieder hilfreich, man gelangt aber auch ohne die
Vornamen und ohne Phrasen auf die genannte Ergebnisseite.
„Henri Nannen Preis - 2008 http://www.henri-nannen- Diese Anfrage bringt einen
preis.de/beste_reportage_e direkt zu dieser Seite.
/ Reportage“
gon_erwin_kischpreis_2008.php
[„Alexander Osang“ Egon
Erwin Kisch Preis 2008]
Zu finden auf derselben
Seite: Henri Nannen Preis 2008 / Reportage
g) In welchem Medium und Spiegel, 05.03.2007
wann erschien der Text?
Diese Aufgabe soll die
Teilnehmer daran erinnern, dass nicht nur Ergebnislisten, sondern
auch Seiten selbst gelesen/überflogen werden
sollten.
h) Über den Werdegang des Kolumnist, Volontär, LokalAutors möchten Sie auch chef, Wirtschaftsredakteur,
Chefreporter, Reporter
noch mehr wissen. Der
Autor arbeitete bei der Berliner Zeitung. Welche unterschiedlichen Funktionen
bekleidete er dort?
Hier findet man die Anthttp://www.buecher[„Alexander Osang“ „Berli- „Alexander Osang: ein
deutscher Schriftsteller im wiki.de/index.php/Buecher- wort Volontär und Wirtner Zeitung“]
schaftsredakteur,
Wiki/OsangAlexander
Bücher-Wiki“
Lokalchef.
[„Alexander Osang“ „Berli- „Alexander Osang“
ner Zeitung“]
http://www.perlentaucher.d Hier findet man: Chefreporter, Reporter, Kolumnist.
e/autoren/3569.html
Workshopteil D
Übung 1
Das Leben neben dem anf) Natürlich möchten Sie
deren
die Texte des bekannten
Alumnus nicht vernachlässigen und recherchieren
weiter. Ein Kollege gibt
Ihnen in der Kantine einen
(leider unvollständigen)
Tipp. Der gesuchte Leipziger Student ist 2008 für
den Egon-Erwin-Kisch-Preis
nominiert worden. Wie lautet der Titel des Textes?
41
42
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Auswertungsanweisungen für den Dozenten
Bitten Sie die Teilnehmer nach 25 Minuten, die Recherche zu beenden und fragen Sie nach den Lösungen und Lösungswegen. Die verschiedenen Lösungswege sollen diskutiert werden, Schwierigkeiten oder nicht gefundene Lösungen werden
besonders angesprochen. Bitte besprechen Sie die Teilaufgaben Schritt für Schritt und fragen bei jeder Teilaufgabe gezielt
nach möglichen Problemen.
Stellen Sie am besten bei jeder einzelnen Teilaufgabe die folgenden Fragen:
• Wer hat die Lösung?
• Wie sind Sie auf die Lösung gekommen?
• Gibt es Teilnehmer, die einen anderen Lösungsweg haben?
• Gab es Probleme bei der Suche?
Gehen Sie direkt nach der jeweiligen Frage auf die nachfolgend aufgeführten Punkte ein.
Diskussionsanregung durch den Dozenten
Workshopteil D
Übung 1
Bei Teilaufgabe a) hilft die Suche mit dem Wort „Jahrgang“ weiter. Eine Suchanfrage mit der bloßen Jahreszahl ergibt
Suchergebnisse über alle möglichen Dinge, die 1962 an der Uni vor sich gingen. Machen Sie die Teilnehmer beim Besprechen dieser Teilaufgabe auf Such-Synonyme (z.B. geboren, Jahrgang, geb., Geburtsjahr) aufmerksam und fragen Sie nach
weiteren bzw. nach Erfahrungen der Seminarteilnehmer. Vielleicht hat der eine oder andere schon mal erlebt, dass für
bestimmte Antworten nur ganz bestimmte Suchanfragen funktionieren.
Auch ohne das Wort „Jahrgang“ kommt man weiter, z. B wie folgt: [1962 journalistik leipzig geboren]. Als Link erscheint:“
PROSANOVA 2008 – Festival für junge Literatur“ (http://www.prosanova.net/autoren.html). Unter dem Buchstaben „O“
findet man Alexander Osang. Falls Sie beim Besprechen der Aufgabe diese Seite miteinbeziehen wollen, machen Sie die
Teilnehmer auf die Suchfunktion innerhalb einer Seite aufmerksam. Bei Windows-Computern geht das mit der Tastenkombination Strg+F. Bei Mac-Computern per Tastenkombination Steuerung+F, oder unter Bearbeiten-Suchen. In das sich öffnende Fenster geben Sie dann [1962] ein.
Bei der Besprechung der Teilaufgabe c) sollten Sie die Teilnehmer auf die Phrasensuche aufmerksam machen. Ohne „“
ergeben sich sehr viel mehr Ergebnisse für Nachrichten, weil man auf viele redaktionelle Angebote stößt. Erklären Sie,
dass Wörter in „“ genau so, in genau dieser Reihenfolge und Schreibweise gesucht werden.
Bei der Besprechung von Teilaufgabe d) sollten Sie den Teilnehmern diese Seite zeigen. Fragen Sie nach den Lieblingsfilmen der Teilnehmer und recherchieren Sie zu Übungszwecken Details über diese Filme auf der Seite.
Teilaufgabe e): Google zeigt nach der durchgeführten Suche zwar die Seite http://www.brigitte.de/kultur/leute/jan_
josef_liefers/index.html?p=2 an, allerdings findet man den Namen „Gysi“ mit der Textsuchfunktion (Steuerung + F) erst,
wenn man die zweite Seite der Internetseite angewählt hat. Erwähnen Sie dieses Detail bei der Besprechung der Aufgabe.
Bei dieser Aufgabe ist es möglich, dass einige Teilnehmer keine Antwort gefunden haben. Fragen Sie nach deren Suchanfragen und überlegen Sie gemeinsam mit der Gruppe, warum die Suchanfragen nicht erfolgreich waren. Ohne Einbindung
des Wortes „DDR“ gelangt man noch immer auf die o.g. Seite, ohne das Wort „nva“ wird die Menge der Ergebnisse unübersichtlich. Erläutern Sie den Teilnehmern, dass die Menge der Ergebnisseiten immer kleiner wird, je mehr Suchbegriffe
man eingibt.
Der Lerneffekt von Teilaufgabe f) ist: Manchmal können auch kurze Suchanfragen zu einem Ergebnis führen, vor allem
dann, wenn man weiß, wo im Netz man die gesuchte Antwort finden kann. Dass die Teilnehmer des Workshops wissen,
dass der Henri-Nannen-Preis eine eigene Seite hat, ist sehr wahrscheinlich. Machen Sie sie darauf aufmerksam, dass es
manchmal sinnvoller ist, nach einer bestimmten Seite (von der man weiß, dass sie die Antwort enthält) als nach einer
bestimmten Antwort zu suchen.
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
43
Die Schwierigkeit der Teilaufgabe h) besteht darin, dass mehrere Seiten aufgesucht werden müssen, um alle Funktionen
des Gesuchten herauszufinden. Die Seminarteilnehmer sollen aufmerksam die Fragestellung beachten („unterschiedliche
Funktionen“) und lernen, dass manchmal nur mehrere Suchanfragen zu einem kompletten Ergebnis führen.
Sprechen Sie außerdem an, dass eine Quelle mit allen Funktionen noch zuverlässiger wäre als zwei getrennte Quellen und
fragen Sie, ob ein Teilnehmer so eine Seite gefunden hat. Sprechen Sie an, dass ein kurzes Telefonat mit der Berliner Zeitung endgültige Gewissheit verschaffen könnte (Stichwort Telefon als Recherchemittel, Überprüfungsrecherche).
Aktualisierungsmöglichkeiten der Aufgabe (für den Dozenten)
Das Internet sowie der Index und das Ranking von Google verändern sich ständig. Bitte kontrollieren Sie daher vor jedem
Workshop die einzelnen Teilaufgaben und Lösungswege auf ihre Durchführbarkeit. Sollten sich die Lösungen zu einzelnen
Teilaufgaben verändern, aktualisieren Sie bitte Lösungsweg und Lösung. Sollte dies nicht möglich sein, streichen Sie diese
Teilaufgabe ersatzlos und reduzieren Sie die Bearbeitungszeit der Gesamtaufgabe um 3 Minuten. Sollten die Lösungen zu
zwei Teilaufgaben nicht zu finden sein, reduzieren Sie die Bearbeitungszeit um 5 Minuten. Sind die Lösungen zu mehr als
zwei Teilaufgaben nicht mehr auffindbar, tauschen Sie die komplette Übungsaufgabe gegen eine Ersatzaufgabe aus.
Beachten Sie bei der Überprüfung und Aktualisierung dieser Übungsaufgabe besonders die folgenden Hinweise:
Teilaufgabe b) Auch wenn die Seite <http://www.herbertfeuerstein.de/filme/nachrich.html> nicht mehr in der Ergebnisliste auftaucht, werden Sie mit den Suchwörtern ein Rechercheergebnis erzielen. Unterschiedliche Filmdaten zeigen
(wenn auch nicht auf der ersten Seite der Ergebnisliste) eine Antwort an, z.B. http://www.crew-united.com/
index.asp?show=projectdata&ID=18615. Dasselbe gilt für die Teilaufgabe c), d) und e).
Teilaufgabe f) Auf der Seite des Henri-Nannen-Preises finden Sie die nominierten Texte der letzten vier Jahre. Den Text
von Alexander Osang zu finden, wird bis 2012 deshalb kein Problem darstellen.
Übungsaufgabe 2 „Die Gemeinde Leutenbach“
Allgemeine Beschreibung für den Dozenten
Bei dieser Aufgabe sollen die Teilnehmer Informationen zur Gemeinde Leutenbach in Bayern suchen. Das didaktische Ziel
bei Suchaufgabe 2 ist, die Teilnehmer für eine präzise Suche mit möglichst genauen Suchbegriffen zu sensibilisieren. Die
Schwierigkeit bei dieser Aufgabe liegt in der Tatsache, dass es in Deutschland mehrere Gemeinden mit dem Namen Leutenbach gibt – unter anderem eine in Bayern und eine in Baden-Württemberg. Wird die Suchanfrage unpräzise formuliert,
listet Google die Gemeinde Leutenbach in Baden-Württemberg häufig höher als die gesuchte Gemeinde in Bayern. Dazu
kommt eine große Fülle an Informationen zum Amoklauf in Winnenden bei Leutenbach. Ohne eine präzise Suche stehen
die Workshopteilnehmer bei dieser Aufgabe also immer wieder vor dem Problem, auf Informationen aus der Gemeinde
Leutenbach in Baden-Württemberg zu stoßen.
Ein weiteres didaktisches Ziel dieser Aufgabe ist, noch einmal die Vorteile strukturierten Vorgehens zu zeigen. Wie schon
bei Suchaufgabe 1 zeigt sich hier erneut, dass mit einer systematischen Suche häufig schneller und effektiver gesucht
werden kann: Viele Informationen finden sich über die Webseite der Gemeinde. Eine jeweils neue Suche bei Google kostet
mehr Zeit.
Workshopteil D
Übung 2
Teilaufgabe a) Die Seite http://www.reporter-forum.de/index.php?id=22&no_cache=1&tx_rfartikel_pi1 [mode]=1&tx_
rfartikel_pi1[sort]=author%3A1 wird regelmäßig aktualisiert. Da sich die Lebensdaten von Osang nicht verändern, wird
die Seite voraussichtlich noch lange in der Ergebnisliste anzutreffen sein. Andere Seiten, die den Lebenslauf von Osang
behandeln, sind für diese erste Frage ähnlich zuverlässig.
44
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Zu dieser Gemeinde existiert ein Artikel bei Wikipedia. Die meisten Fragen sind über diese Seite nicht zu beantworten, einige Antworten finden sich allerdings in diesem Wikipedia-Artikel. Die Teilnehmer sollen in dieser Aufgabe deshalb auch
für einen angemessenen Umgang mit der Quelle Wikipedia sensibilisiert werden.
Anweisung zur Durchführung für den Dozenten
Für die Aufgabe haben die Workshop-Teilnehmer 25 Minuten Zeit. Teilen Sie den Teilnehmern das Aufgabenblatt aus. Bitte
weisen Sie die Teilnehmer darauf hin, dass als Suchmaschine ausschließlich Google verwendet werden soll. Bitten Sie die
Teilnehmer darum, sich still anderweitig zu beschäftigen, falls die Aufgabe früher erledigt ist, um allen Teilnehmern die
Lösung der Aufgabe zu ermöglichen. Bitten Sie die Teilnehmer, den Such- bzw. Lösungsweg der einzelnen Teilaufgaben
kurz zu notieren, damit dieser im Anschluss reflektiert werden kann.
Aufgabenstellung
Für die Bearbeitung der folgenden Aufgabe haben Sie 25 Minuten Zeit. Bitte benutzen Sie als Suchmaschine ausschließlich
Google (www.google.de). Vermerken Sie bei jeder Teilaufgabe die Antwort und machen Sie sich Notizen zum Rechercheweg.
Ihr Chefredakteur möchte in einer Serie verschiedene kleinere Gemeinden und das Leben der Menschen dort vorstellen.
Er hat von der Gemeinde Leutenbach in Bayern erfahren. Bevor er sich auf den Weg zu einer Recherchereise dorthin macht,
bittet er Sie, einige Ansprechpartner in dieser Gemeinde herauszufinden und sich einen Überblick über die Gemeinde und
ihr Umfeld zu verschaffen. Dabei sollen Sie den Schwerpunkt auf das politische Leben in der Gemeinde legen und auch
mögliche Ansprechpartner herausfinden.
a) Wie heißt der Bürgermeister der Gemeinde Leutenbach in Bayern?
Workshopteil D
Übung 2
b) Unter welcher Telefonnummer ist er dienstlich zu erreichen?
c) Neben seinem Amt als Bürgermeister – welches Unternehmen betreibt der Bürgermeister?
d) Auf der Liste der Gemeinderatsmitglieder finden Sie auch den zweiten Bürgermeister. Er heißt Oswald Pieger. Welches
Ehrenamt hat er neben seiner Aufgabe in der Gemeinde?
e) Neben den Fragen nach dem politischen Leben suchen Sie auch heraus, wie Ihr Chefredakteur am besten nach Leutenbach kommen kann. Da er gerne mit der Bahn fährt, suchen Sie nach dem nächstgelegenen Bahnhof. Wo befindet sich
dieser Bahnhof?
f) Ihr Chefredakteur möchte auch noch mit Menschen sprechen, die nicht in der Leutenbacher Kommunalpolitik tätig
sind. Sie suchen daher einen Kirchenvertreter. Wie heißt der Pfarrer, der in der St. Jakobus Kirche in Leutenbach predigt?
g) In kleineren Gemeinden bestimmt häufig die Feuerwehr einen großen Teil des kulturellen Lebens. Sie suchen daher
auch einen Vertreter der Leutenbacher Feuerwehr. Wie heißt der Kommandant der freiwilligen Feuerwehr in Leutenbach?
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
45
Exemplarische Lösungswege
Suchstrategie
Teilaufgabe
Antwort
Eingabemöglichkeit
bei Google
Linktitel bei Google
Lösungs-URL
a) Wie heißt der Bürgermeister der Gemeinde
Leutenbach in Bayern?
Otto Siebenhaar
[Leutenbach Bayern Bürgermeister]
Bayerischer Behördenwegweiser
Telefax, 09199 6969901.
Homepage, http://www.kirchehrenbach.de/leutenbach/.
E- Mail, [email protected]. 1. Bürgermeister,
Otto Siebenhaar ...
www.behoerdenwegweiser.bayern.de/dokumente/behoerde/16663750
629 - 13k - Im Cache - Ähnliche Seiten
www.behoerdenwegweiser.b Hier ist es wichtig, nach
ayern.de/dokumente/beho- dem „richtigen“ Leutenerde/16663750629 - 13k - bach zu suchen – es existiert auch noch eine
Gemeinde Leutenbach in
Baden-Württemberg
[Leutenbach Kirchehrenbach Bürgermeister]
Ausgehend vom ersten Suchergebnis kann die Frage
zwar beantwortet werden,
direkt auf die Homepage
der Gemeinde kommt man
aber nur über Verlinkungen
http://www.kirchehrenbzw. eine Suchanfrage mit
bach.de/leutenbach/rathaus_und_buergerservice/ra Kirchehrenbach und Leutenbach
thauswegweiser/
Rathauswegweiser
VG Kirchehrenbach > Leutenbach > Rathaus und
Bürgerservice > Rathauswegweiser ... Bürgermeister
Otto Siebenhaar finden im
neuen Rathaus von Leutenbach ...
b) Unter welcher Telefonnummer ist er dienstlich
zu erreichen?
Tel.: 09191/798960 (Durchwahl des Bürgermeisters),
evtl. auch Tel.
09199/6969900 (Telefonnummer Rathaus).
[Leutenbach "Otto Sieben- index
Sprechstunde des Ersten
haar" Rathaus]
Bürgermeisters Otto
[Leutenbach Otto Sieben- Siebenhaar. im Rathaus
Leutenbach. Dienstag,
haar Rathaus]
18.00 - 19.30 Uhr.
[Leutenbach Otto Sieben- Tel.: privat 0 91 99 / 69 75
70 ...
haar Telefon[
Hier spielt es keine Rolle,
http://www.kirchehrenob mit oder ohne Phrasenbach.de/leutenbach/rathaus_und_buergerservice/ra suche gesucht wird.
thauswegweiser/
c) Neben seinem Amt als
Bürgermeister – welches
Unternehmen betreibt der
Bürgermeister?
Schnapsbrennerei
[“Otto Siebenhaar“ Leuten- * Otto Siebenhaar Branche
Spirituosen in Leutenbach
bach]
auf branchen ...
Otto Siebenhaar im Bran(gleiches Suchergebnis
chenbuch Leutenbach in
wenn [Otto Siebenhaar]
ohne Phrasensuche gesucht Spirituosen auf brancheninfo.net.
wird.)
Brennerei Otto Siebenhaar
- Leutenbach - Qype
Brennerei Otto Siebenhaar,
Leutenbach 91359 - Anfahrt und Bewertungen:
Hier spielt es keine Rolle,
www.brancheninfo.net/leutenbach/spiri- ob mit oder ohne Phrasentuosen-einzelhandel/otto-si suche gesucht wird.
ebenhaar_1560693.php 49k -
www.qype.com/place/preview/de-4608435-brennereiotto-siebenhaar-leutenbac
h - 78k -
http://www.sportverein.mit- Hier spielt es keine Rolle,
Sportverein Mittelehrentelehrenbach.de/chronik.ht ob mit oder ohne Phrasenbach
suche gesucht wird.
Vorstand : Oswald Pieger , m
2.Vorstand : Jürgen Heinl.
(gleiches Suchergebnis
wenn [Oswald Pieger] ohne 1990: Spielgemeinschaft im
Jugendbereich mit FC LeuPhrasensuche gesucht
tenbach. 1995: Antrag der
wird.)
Ortsvereine zum Kauf der
...
1. Vorstand im Sportverein
d) Auf der Liste der
Mittelehrenbach
Gemeinderatsmitglieder
finden Sie auch den zweiten Bürgermeister. Er heißt
Oswald Pieger. Welches Ehrenamt hat er neben seiner
Aufgabe in der Gemeinde?
["Oswald Pieger" Leutenbach]
e) Neben den Fragen nach Kirchehrenbach
dem politischen Leben suchen Sie auch heraus, wie
Ihr Chefredakteur am besten nach Leutenbach kommen kann. Da er gerne mit
der Bahn fährt, suchen Sie
nach dem nächstgelegenen
Bahnhof. Wo befindet sich
dieser Bahnhof?
[Leutenbach Bayern Bahnhof]
(Auf Google Maps klicken,
dort kann man dann herausfinden, dass in Kirchehrenbach der nächste
Bahnhof liegt.)
Lokale Branchenergebnisse
für Bahnhof im Umkreis von
Leutenbach
A) Bahnhof Kirchehrenbach
- maps.google.de - Mehr
http://maps.google.de/map
s?hl=de&um=1&ie=UTF8&q=Leutenbach+Bayern+B
ahnhof&fb=1&view=text&lat
lng=2376877479168402492
Hier muss genau gesucht
werden (Bayern in der
Suchanfrage wichtig), ansonsten findet man den
Bahnhof in der Nähe von
Leutenbach in BadenWürttemberg.
Die Lösung zu dieser Aufgabe wird am leichtesten
über Google Maps. Um die
Lösung herauszufinden,
muss man die Entfernung
von Leutenbach allerdings
noch einmal gesondert berechnen.
Workshopteil D
Übung 2
Direkt über Webseite der
Gemeinde
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
f) Ihr Chefredakteur möchte Alfred Beißer
auch noch mit Menschen
sprechen, die nicht in der
Leutenbacher Kommunalpolitik tätig sind. Sie suchen daher einen
Kirchenvertreter. Wie heißt
der Pfarrer, der in der St.
Jakobus Kirche in Leutenbach predigt?
g) In kleineren Gemeinden
bestimmt häufig die Feuerwehr einen großen Teil des
kulturellen Lebens. Sie suchen daher auch einen Vertreter der Leutenbacher
Feuerwehr. Wie heißt der
Kommandant der freiwilligen Feuerwehr in Leutenbach?
[“St.Jakobus Leutenbach"
Pfarrer Kirchehrenbach]
[“St.Jakobus Leutenbach"
Pfarrer]
Über Webseite der Gemeinde (Rubrik Bildung
und Soziales, Unterrubrik
Kirchen, dann Link
www.pfarrei-leutenbach.de.
vu anklicken Rubrik Wir,
Pfarrgemeinderat
Karsten Römer (nicht Georg [Leutenbach „Freiwillige
Spinner – der ist Komman- Feuerwehr“ Kommandant]
dant der freiwilligen Feuerwehr in Leutenbach in
Baden-Württemberg)
[Kirchehrenbach "Freiwillige Feuerwehr Leutenbach"
Kommandant]
Kindertagesstätte
HS-Kirchehrenbach SV-Kirchehrenbach ... Kirchenstiftung St. Jakobus
Leutenbach unter Vorsitz
von Herrn Pfarrer Alfred
Beißer. ...
www.kirchehrenbach.de/leu
tenbach/bildung_und_soziales/ - 26k -
www.kirchehrenbach.de/leu- Die Suche nach dem Pfarrer
tenbach/bildung_und_so- St. Jakobus Leutenbach
führt auch zur St. Jakobus
ziales/ - 26k Gemeinde in Leutenbach in
BW.
Freiwillige Feuerwehr Leutenbach-Dietzhof
Freiwillige Feuerwehr Leutenbach-Dietzhof FFW Leutenbach. ...
kommandant@ffw- leutenbach.de oder nutzen Sie
das folgende Formular. ...
http://www.ffw-leutenbach.de/index.php?option=com_contact&task=vie
w&contact_id=2&Itemid=17
http://www.eobamberg.de/eob/dcms/sites
/bistum/pfarreien/dekanate/ebermannstadt/st_jakobus_leutenbach/wir/pgr/i
ndex.html
Selbst bei sehr präziser
Suche ist die Lösung über
Google sehr schwer zu finden – mit einer systematischen Suche ausgehend
von der Webseite der Gemeinde ist es einfacher
Suche: Leutenbach „Freiwillige Feuerwehr“ Kommandant (dann weisen die
ersten beiden Ergebnisse
auf die Feuerwehr in Leutenbach in BW hin!)
besser: Kirchehrenbach
"Freiwillige Feuerwehr
Leutenbach" Kommandant
➡ mit einer konkreteren
Suchanfrage minimiert
sich das Risiko, die falsche Lösung zu finden.
Workshopteil D
Übung 2
Auswertungsanweisungen für den Dozenten
Bitten Sie die Teilnehmer nach 25 Minuten, die Recherche zu beenden und fragen Sie nach den Lösungen und Lösungswegen. Die verschiedenen Lösungswege sollen diskutiert werden, Schwierigkeiten oder nicht gefundene Lösungen werden
besonders angesprochen. Bitte besprechen Sie die Teilaufgaben Schritt für Schritt und fragen bei jeder Teilaufgabe gezielt
nach möglichen Problemen.
Stellen Sie am besten bei jeder einzelnen Teilaufgabe die folgenden Fragen:
• Wer hat die Lösung?
• Wie sind Sie auf die Lösung gekommen?
• Gibt es Teilnehmer, die einen anderen Lösungsweg haben?
• Gab es Probleme bei der Suche?
Gehen Sie direkt nach der jeweiligen Frage auf die nachfolgend aufgeführten Punkte ein.
Diskussionsanregung durch den Dozenten
Teilaufgabe a), f) und g): Anhand dieser Aufgabe können Sie noch einmal deutlich machen, wie wichtig eine präzise
Suche mit möglichst genauen Suchbegriffen ist. Außerdem zeigt sich hier auch, wie hilfreich eine Mehrwortsuche ist.
Ohne eine präzise Suche mit mehreren Suchbegriffen steht man bei dieser Aufgabe immer wieder vor dem Problem, auf
Informationen aus der Gemeinde Leutenbach in Baden-Württemberg zu stoßen. Verdeutlichen Sie das anhand der Teilaufgaben a) und g) noch einmal exemplarisch:
Tippen Sie für Suchaufgabe a) lediglich [Leutenbach Bürgermeister] ein. Zeigen Sie die Ergebnisse bei Google. Tippen Sie
nun [Leutenbach Bürgermeister Bayern] ein. Sie finden durch die Konkretisierung der Suchanfrage bereits auf der ersten
Seite mehrere zielführende Links.
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
47
Einer dieser Links ist allerdings der Link zu Wikipedia. Fragen Sie unter den Teilnehmern nach, wer Wikipedia zur Beantwortung von Teilaufgabe a) (oder einer anderen Teilaufgabe) verwendet hat. Fragen Sie auch nach, wie Wikipedia im Redaktionsalltag verwendet wird. Fragen Sie konkret nach Problemen, die die Workshopteilnehmer in der Verwendung von
Wikipedia sehen. Weisen Sie auf die Gefahren von Wikipedia hin:
• Jeder Mensch kann dort Eintragungen vornehmen.
• Falsche Eintragungen werden nicht unbedingt kontrolliert oder verbessert.
• Der Autor/Urheber eines Eintrages kann nicht eindeutig ermittelt werden (wie beispielsweise über das Impressum bei
einer Webseite) – Eintragungen könnten interessengeleitet sein und damit bewusst unvollständig und so den Leser beeinflussen.
• Eintragungen könnten veraltet sein – offizielle Webseiten von Behörden bieten eine größere Sicherheit.
Weisen Sie aber auch auf Vorzüge von Wikipedia hin. Gehen Sie dazu noch einmal auf Teilaufgabe a) ein: Über Wikipedia
ist die Antwort auf diese Frage möglicherweise schneller und bequemer zu finden, da im Wikipedia-Artikel sowohl die
(vermeintliche) Lösung, als auch ein Link zur Homepage der Gemeinde Leutenbach zu finden ist. Letzterer ist über Google
schwerer auffindbar.
Bei aller Hilfe, die Wikipedia bei einer Suche im Netz darstellen kann: Weisen Sie die Teilnehmer darauf hin, speziell Erkenntnisse aus Wikipedia immer noch mit weiteren Quellen zu vergleichen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass teilweise auch andere Quellen Informationen von Wikipedia auf ihren Webseiten übernehmen!
Gleiches gilt für die Suche nach [freiwillige Feuerwehr Leutenbach Kommandant Kirchehrenbach]. Zeigen Sie nun, wie
sich die Qualität einer Mehrwortsuche durch die Kombination mit einer Phrasensuche verbessern lässt: Tippen Sie folgende
Suchbegriffe bei Google ein: ["freiwillige Feuerwehr Leutenbach" Kommandant Kirchehrenbach]. Die Teilnehmer können
nun sehen, wie sich durch eine präzise Suchanfrage die Anzahl der Ergebnisse minimiert und das Finden der richtigen Lösung einfacher wird.
Verdeutlichen Sie ausgehend von dieser Teilaufgabe g) noch einmal, wie ohne erneutes Zurückgreifen auf Google die Aufgabe auch beantwortet werden kann: Durch systematisches Suchen, ausgehend von der Webseite der Gemeinde. Die Lösungen zu den Teilaufgaben a), b), f), g) sowie auf die Ersatzfrage h) sind alle über die Webseite der Gemeinde bzw. von
dort aus weiterführende Links zu beantworten. Eine solche strukturierte Suchstrategie minimiert das Risiko, falsche Lösungen zu finden (die beispielsweise aus einer Unkonzentriertheit bei der Betrachtung von Suchergebnissen resultieren).
Verdeutlichen Sie dieses, indem Sie die Webseite der Gemeinde Leutenbach aufrufen und dort über die Unterrubriken Vereine und Freizeit, Vereine und Organisationen, F, Freiwillige Feuerwehr Leutenbach klicken. Dort findet sich ein Link zur
Webseite der gesuchten freiwilligen Feuerwehr.
Die Lösung zu Teilaufgabe e) findet sich am präzisesten über Google Maps. Bei der Suche nach [Leutenbach Bayern Bahnhof] ist eines der Suchergebnisse Google Maps. Mithilfe der Funktion „Route berechnen“ bei Google Maps können die Entfernungen zu den einzelnen Suchtreffern ermittelt werden. Sollten Sie diese Suche demonstrieren wollen, geben Sie die
Postleitzahl von Leutenbach ein (91359).
Workshopteil D
Übung 2
Kommen Sie noch einmal darauf zurück, wie wichtig eine präzise Suche ist. Tippen Sie für Teilaufgabe g) [Leutenbach
freiwillige Feuerwehr Kommandant] bei Google ein. Zeigen Sie, dass die ersten Suchergebnisse hier auf das falsche Leutenbach hinweisen. Gerade in stressigen Situationen läuft ein Redakteur Gefahr, versehentlich den falschen Link anzuklicken. Tippen Sie dann [freiwillige Feuerwehr Leutenbach Kommandant Bayern] ein. Wieder ist die Lösung zu dieser
Teilaufgabe nur über Umwege auffindbar – und das trotz einer Mehrwortsuche.
48
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Aktualisierungsmöglichkeiten der Aufgabe (für den Dozenten)
Das Internet sowie der Index und das Ranking von Google verändern sich ständig. Bitte kontrollieren Sie daher vor jedem
Workshop die einzelnen Teilaufgaben und Lösungswege auf ihre Durchführbarkeit. Sollten sich die Lösungen zu einzelnen
Teilaufgaben verändern, aktualisieren Sie bitte Lösungsweg und Lösung. Sollte dies nicht möglich sein, streichen Sie diese
Teilaufgabe ersatzlos und reduzieren Sie die Bearbeitungszeit der Gesamtaufgabe um 3 Minuten. Sollten die Lösungen zu
zwei Teilaufgaben nicht zu finden sein, reduzieren Sie die Bearbeitungszeit um 5 Minuten. Sind die Lösungen auf mehr
als zwei Teilaufgaben nicht mehr auffindbar, tauschen Sie die komplette Übungsaufgabe gegen eine Ersatzaufgabe aus.
Insgesamt ist es aber sehr unwahrscheinlich, dass mittelfristig viele Teilaufgaben nicht mehr zu bearbeiten sind. Die letzte
Kommunalwahl in Bayern fand im Jahr 2008 statt, die nächste Kommunalwahl ist im Jahr 2014. Da sich ein Großteil der
Informationen auf Webseiten von Behörden finden lässt, ist außerdem davon auszugehen, dass die Informationen beständig abrufbar sind.
Ersatzaufgabe (diese Frage ist nur zu bearbeiten, wenn eine der regulären Fragen gestrichen werden muss)
h) Wie viele Mitglieder hat der Gemeinderat dieser Gemeinde?
Teilaufgabe
Antwort
Workshopteil D
Übung 2
h) Wie viele Mitglieder hat Lösung: 12 + der erste
der Gemeinderat dieser Ge- Bürgermeister
meinde?
Eingabemöglichkeit
bei Google
Linktitel bei Google
[Leutenbach Gemeinderat Gemeinderat
Leutenbach Kirchehrenbach Gemeinderat. Der Gemeinderat von Leutenbach setzt
Gemeinderat]
sich aus 12 Gemeinderatsmitgliedern und dem Ersten
Bürgermeister zusammen.
...
Direkt über die Web-seite www.kirchehrenbach.de/leu
tenbach/rathaus_und_buder Gemeinde
ergerservice/gemeinderat/
- 16k -
Lösungs-URL
Suchstrategie
http://www.kirchehrenbach.de/leutenbach/rathaus_und_buergerservice/g
emeinderat/
Wird lediglich nach [Leutenbach Gemeinderat] gesucht, sind Suchergebnisse
zu Leutenbach in BW auf
den ersten Stellen zu finden; durch die Suche nach
[Leutenbach Kirchehrenbach Gemeinderat] wird das
Risiko, die falsche Lösung
zu finden minimiert. Noch
geringer ist das Risiko bei
einer systematischen Suche
direkt über die Webseite
der Gemeinde.
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
49
Workshopteil E – Glaubwürdigkeit von Quellen im Internet
Einführung und Überblick
Im Workshopteil E werden anhand von praktischen Übungen die problematische Situation der Quellengüte im Internet
erörtert und durch Übungsaufgaben Möglichkeiten aufgezeigt, Gefahren für die journalistische Sorgfalt zu vermeiden.
Ein weiterer Punkt ist das Recherchieren von Ansprechpartnern online, und speziellen Techniken bei besonders konflikthaltigen oder investigativen Themen.
Nach der Auswertung der ersten Aufgabe folgt ein Theorieblock zur Überprüfung der Quellen im Internet. Darin enthalten
sind Hinweise auf gängige Möglichkeiten der Überprüfung, wie das Impressum, die Denic-Abfrage und die internationale
Whois-Abfrage. Es schließen sich drei Beispiele für Grubenhunde und mangelnde Quellen- und Faktenüberprüfung an.
Nach diesem Hintergrundteil folgt die zweite Übungsaufgabe, die eine internationale Seiteninhaber-Abfrage beinhaltet.
Dabei sollen noch einmal die erlernten Fähigkeiten gefestigt und die Anwendung der Inhaberabfrage ermöglicht werden.
Es wird eine redaktionelle Situation simuliert, in der die Teilnehmer eine [erfundene] Pressemitteilung der „Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland“ (JLO) erhalten. Darin werden Veranstaltungen anlässlich des „Tags der Vertriebenen“ und
des „Tags der Heimat“ angekündigt. Die Teilnehmer sollen den Hintergrund der Organisation und der Veranstaltungen
klären und entscheiden, ob sie einen Veranstaltungshinweis in ihrer Zeitung aufnehmen würden.
Workshopteil E
Einführung
Bei der ersten Übungsaufgabe sollen Informationen zu der (nicht existierenden) Bremer U-Bahn zusammengetragen
werden. Sie erhalten dazu eine (erfundene) Pressemitteilung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), die
die Bremer U-Bahn als Verkehrsunternehmen des Jahres bezeichnet, sowie den Link zur Website der Bremer U-Bahn, die
ein Fake ist. Die Teilnehmer sollen lernen, die Glaubwürdigkeit und Echtheit von Quellen über das Impressum und eine
Denic-Abfrage zu klären.
50
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Übungsaufgabe 1 „Verkehrsunternehmen 2009“
Allgemeine Beschreibung für den Dozenten
Die erste Aufgabe soll die Teilnehmer für die Glaubwürdigkeit der Quellen im Internet sensibilisieren. Zwar ist die Seite
der Bremer U-Bahn, die in dieser Aufgabe genutzt werden soll, professionell gestaltet und aufgemacht, dennoch ist sie
falsch. Die Teilnehmer sollen dabei lernen, dass ein professioneller Auftritt nicht zwangsläufig mit einem seriösen Inhaber
verbunden ist.
Anweisung zur Durchführung für den Dozenten
Sie teilen die beiliegende Pressemitteilung des VDV an die Teilnehmer aus. Es darf als Suchmaschine ausschließlich Google
verwendet werden. Jeder Teilnehmer arbeitet für sich. Es sollte keine Gespräche über Rechercheergebnisse oder „Entdeckungen“ unter den Teilnehmern geben, bis Sie die Teilnehmer zur Auswertung/Diskussion bitten.
Nachdem Sie die Pressemitteilung ausgeteilt haben, haben die Teilnehmer 15 Minuten Zeit, sich die Pressemitteilung
durchzulesen, im Netz zu recherchieren und sich einige Informationen aufzuschreiben.
Nach 15 Minuten bitten Sie zur „Redaktionskonferenz“, auf der alle Teilnehmer ihre Recherche präsentieren. Sie übernehmen dabei die Rolle des Chefredakteurs.
Aufgabenstellung
Für die Bearbeitung der folgenden Aufgabe haben Sie 15 Minuten Zeit. Bitte benutzen Sie als Suchmaschine ausschließlich
Google (www.google.de). Machen Sie sich Notizen zu Ihrer Recherche. Lösen Sie die Aufgabe selbständig und besprechen
Sie sich nicht mit den anderen Teilnehmern. Falls Sie vor Ende der Bearbeitungszeit fertig sind, beschäftigen Sie sich anderweitig.
Workshopteil E
Übung 1
Die Pressemitteilung des VDV zum „Verkehrsunternehmen 2009“ ist gerade in der Redaktion eingegangen (siehe folgende
Seite). Der Chefredakteur bittet Sie, bis zur Redaktionssitzung in 15 Minuten kurz über die Bremer U-Bahn zu recherchieren.
Auf der Konferenz sollen dann die Ergebnisse vorgestellt und entschieden werden, ob es in der morgigen Ausgabe ein
kurzes Porträt der U-Bahn geben wird.
51
Workshopteil E
Übung 1
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
52
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Exemplarische Lösungswege
Eingabemöglichkeit
bei Google
Linktitel
bei Google
Lösungs-URL
Suchstrategie
[Bremer U-Bahn]
[Bremen U-Bahn]
[U-Bahn Bremen]
[Bremer Ubahn]
[Ubahn Bremen]
Die Bremer U-Bahn: Willkommen
www.die-bremer-ubahn.de
Groß- oder Kleinschreibung ebenso wie
Phrasensuche sind nebensächlich.
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen www.vdv.de
[VDV]
(VDV) – Home
[VDV Verkehrsunternehmen 2009]
[Verband Deutscher Verkehrsunternehmen
Verkehrsunternehmen 2009]
Groß- oder Kleinschreibung ebenso wie
Phrasensuche sind nebensächlich.
[Verband Deutscher Verkehrsunternehmen]
Groß- oder Kleinschreibung ebenso wie
Phrasensuche sind nebensächlich.
---
kein sinnvoller, inhaltlich weiterführender
Link
Recherche bei Google nach der Bremer U-Bahn: Bereits einige Suchergebnisse in der Ergebnisliste lassen an der Existenz
der Bremer U-Bahn zweifeln.
Website der „Bremer U-Bahn“ (http://www.die-bremer-ubahn.de): Das Onlineangebot ist professionell gestaltet und
verzeichnet viele Informationen für eine erste Recherche zur Bremer U-Bahn. Erst im „Impressum“ (http://www.die-bremer-ubahn.de/index.php?id=38) findet sich der Hinweis, dass Bremen gar keine U-Bahn hat. Die Website wurde von Christian Bode im Rahmen der Bachelor-Arbeit von Juni bis September 2005 entwickelt.
Website des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (http://www.vdv.de): Das Onlineangebot zeigt, dass der Verband gar keine Auszeichnung zum Verkehrsunternehmen des Jahres vergibt.
Auswertungsanweisungen für den Dozenten
Workshopteil E
Übung 1
Nach 15 Minuten bitten Sie zur „Redaktionskonferenz“, auf der alle Teilnehmer ihre Recherche präsentieren. Hierbei übernehmen Sie die Rolle des Chefredakteurs, der jeden Teilnehmer nach seinen Ergebnissen fragt: Entweder die Teilnehmer
haben den Fehler der Bremer U-Bahn selbst gefunden und teilen es sich gegenseitig mit oder Sie als Workshopleiter
weisen darauf hin.
Hinweis für die Reihenfolge in der Redaktionskonferenz: Sie werden während der Suchaufgabe sehen können, welcher Teilnehmer den „Fehler“ gefunden hat. Dies ist einfach zu erkennen, an frühzeitigem Beenden der Arbeit und „wissendem
Lächeln“. Diese Teilnehmer sollten Sie nicht als erste aufrufen, sondern lieber diejenigen, bei denen es so aussieht, als
haben sie den „Fehler“ nicht gefunden. Auf diese Weise erhöhen sich der Überraschungseffekt und die Aufnahmebereitschaft für Neues.
Nachdem alle Teilnehmer ihre Ergebnisse präsentiert haben und der Fehler aufgeklärt wurde, fragen Sie diejenigen Teilnehmer, die den Fehler gefunden haben, wie Sie vorgegangen sind, um in den Diskussionsteil/Theorieteil überzuleiten.
So haben Sie bereits ein erstes Lernziel, über das Sie sprechen können. Falls keiner den Fehler gefunden haben sollte,
leiten Sie selbst zum Diskussionsteil/Theorieteil über.
Aktualisierungsmöglichkeiten der Aufgabe (für den Dozenten)
Das Internet verändert sich ständig. Bitte kontrollieren Sie vor jedem Workshop die Aufgabe und Lösungswege auf ihre
Durchführbarkeit. Falls die Seite der Bremer U-Bahn nicht mehr aufzufinden ist, kann diese Aufgabe nicht durchgeführt
werden. Eine andere Fake-Website als möglicher Ersatz ist www.hamsterfelle.de; mögliche Aufgabe: einen Artikel zum
neuen Modetrend Hamsterfell zu schreiben oder einen Artikel in der Lokalausgabe über einen Bauern, der jetzt auch
Hamster züchtet).
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
53
Theoretische Grundlagen
Einführung
Das Herstellen von Quellentransparenz kommt im journalistischen Alltag oft zu kurz, darauf deutet der verschwindend
geringe Anteil der Überprüfungsrecherche hin. Da diese Rechercheart vor allem unter zeitlichen Beschränkungen leidet,
müssen handwerkliche Instrumente aufgezeigt werden, die ein schnelles Herstellen von Transparenz ermöglichen.
Im Internet ist es oft schwierig, den Verfasser von Inhalten ausfindig zu machen. Bei Internetseiten besteht zwar die
Pflicht eines Impressums laut § 5 Telemediengesetz, allerdings gilt dies nur für „geschäftsmäßige Telemedien“ und schützt
nicht vor gefälschten Inhalten. Daher ist es in vielen Fällen sinnvoll, den Eigentümer der Seite über eine so genannte
„Whois“-Abfrage zu ermitteln. Dazu gibt es spezielle, kostenfreie Anbieter wie etwa die Registrierungsstelle Denic.
Impressum
Das Telemediengesetz (TMG, gültig seit 1.3.2007)9 enthält die zentralen Vorschriften des Internetrechts in Deutschland
und fasst Regelungen zusammen, die zuvor in drei Normen geregelt waren (Teledienstegesetz, Mediendienste-Staatsvertrag, Rundfunkstaatsvertrag).
Das TMG gilt für alle elektronischen Informations- und Kommunikationsdienste, d.h. (nahezu) alle Angebote im Internet
(auch private Websites und Weblogs). Es enthält Bestimmungen zu Impressumspflichten in „§ 5 Allgemeine Informationspflichten“.10
Danach haben alle Diensteanbieter für geschäftsmäßige, in der Regel gegen Entgelt angebotene Telemedien folgende
Informationen leicht erkennbar, unmittelbar erreichbar und ständig verfügbar zu halten:
• Namen und Anschrift, unter der sie niedergelassen sind, bei juristischen Personen zusätzlich die Rechtsform und den
Vertretungsberechtigten
• Angaben, die eine schnelle elektronische Kontaktaufnahme und unmittelbare Kommunikation mit ihnen ermöglichen,
einschließlich der Adresse der elektronischen Post
• bei einer Tätigkeit, die der behördlichen Zulassung bedarf, Angaben zur zuständigen Aufsichtsbehörde
• bei bestimmten Berufen Kammer, gesetzliche Berufsbezeichnung, Bezeichnung der berufsrechtlichen Regelungen
• Umsatzsteuer- oder Wirtschafts-Identifikationsnummer.
Umstritten ist, welche Angebote unter den Begriff „gewerbsmäßig“ fallen. Der Gesetzentwurf des TMG sah noch eine allgemeine Impressumspflicht vor.
Der Rundfunkstaatsvertrag enthält in § 55 Abs.1 ebenfalls eine Impressums-Regelung: „Anbieter von Telemedien, die
nicht ausschließlich persönlichen oder familiären Zwecken dienen, haben folgende Informationen leicht erkennbar, unmittelbar erreichbar und ständig verfügbar zu halten: 1. Namen und Anschrift sowie 2. bei juristischen Personen auch
Namen und Anschrift des Vertretungsberechtigten.“
Nimmt man die Normen wörtlich, so dürften knapp 95 Prozent der deutschen Webseiten nicht mehr einer Impressumspflicht
unterliegen. Dies ist vom Gesetzgeber nicht intendiert. In der Regel sollte jede Website ein Impressum haben.
9
10
Online unter http://www.gesetze-im-internet/tmg.
Vgl. im Folgenden z.B. Eichhorn, Bert (2007): Internetrecht – ein Wegweiser für Nutzer und Web-Verantwortliche. Berlin: Beuth, S. 59f.
Workshopteil E
Theorie
• Handelsregister, Vereinsregister, Partnerschaftsregister, Genossenschaftsregister
54
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
In einer Grundlagenentscheidung des Bundesgerichtshofs vom 20. Juli 2006 zur „Anbieterkennzeichnung im Internet“
(BGH-I ZR 228/03) wurde entschieden, dass es grundsätzlich ausreicht, wenn die Anbieterkennzeichnung über zwei Links
(in diesem Fall: „Kontakt“ und „Impressum“) erreichbar ist.
Der Europäische Gerichtshof hat am 16. Oktober 2008 (Az. C-298/07) entschieden, dass eine Telefonnummer nicht zwingend im Impressum eines Telemediendienstes angegeben werden muss. Es sei allerdings eine zweite Kontaktmöglichkeit,
etwa eine „elektronische Anfragemaske“, neben der E-Mail-Adresse anzugeben bzw. zur Verfügung zu stellen.
Denic-Abfragen
Fehlt auf einer deutschen Internetseite das Impressum, lässt sich dennoch ein Ansprechpartner ermitteln. Dies ist über
die Website der Denic möglich.11 Die Denic eG ist die zentrale Registrierungsstelle für alle Internetseiten unterhalb der
Top-Level-Domain .de. Das heißt, sie vergibt alle Adressen, die mit .de enden.
Über die Denic-Domainabfrage (whois) kann ermittelt werden, welche Kontaktdaten zu einer Website gespeichert sind.12
Der Begriff whois, aus dem englischen Sprachgebrauch, bedeutet wörtlich „Wer ist“.13
Gehen Sie auf denic.de und zeigen Sie den Workshopteilnehmern anhand eines Beispiels, wie eine Denic-Abfrage funktioniert
und welche Informationen man damit findet, vor allem diejenigen, die für Journalisten relevant sind (Ansprechpartner und
Adresse).
Internationale Whois-Abfragen
Das Internet ist ein globales Medium. Webseiten müssen nicht unbedingt im Heimatland angemeldet sein. Häufig werden
„zwielichtige“ Seiten, die zum Beispiel rechtlich bedenkliche Inhalte aufweisen, in Ländern angemeldet, deren Gesetze
lockerer sind und auch keine Impressumspflicht haben. Solche Seiten können über eine internationale Whois-Abfrage
überprüft werden. Es gibt in diesem Bereich viele verschiedene Anbieter, z.B. whois.com oder allwhois.com).
Wählen Sie einen Anbieter aus und zeigen Sie an einem Beispiel, wie eine internationale Abfrage funktioniert und welche
Informationen man damit findet, vor allem diejenigen, die für Journalisten relevant sind (Ansprechpartner und Adresse).
Workshopteil E
Theorie
Gibt es keine Fragen zu diesem Teil bzw. haben die Teilnehmer die Anwendung dieser Instrumente verstanden, fahren Sie mit
den folgenden Hintergrundinformationen und Beispielen fort.
11
12
13
http://www.denic.de.
http://www.denic.de/de/whois/index.jsp.
Ausführliche Denic-Dokumentation unter: http://www.denic.de/media/de/pdf/dokumente/DENIC-12p.pdf.
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
55
Hintergrundinformationen und Beispiele
Beispiel 1: Pressemitteilung des Arthur-Schütz-Instituts über das ISA-Gen
Der Journalistik-Student Andreas Strumpf der Universität Eichstätt führte im Rahmen seiner Diplomarbeit ein Experiment
durch, um zu überprüfen, wie die Medien mit Informationen aus dem Internet umgehen. Dazu verfasste der Student die
folgende falsche Pressemitteilung, in der es hieß, dass Genforscher des – in Wirklichkeit nicht existierenden – ArthurSchütz-Instituts in der menschlichen DNS ein Gen nachgewiesen hätten, das mutmaßlich das Sexualverhalten steuert.
Das ISA-Gen enthalte detaillierte Informationen darüber, welche Menschen uns sympathisch sind.14
Die Pressemitteilung enthielt einen Link zu der – damals noch existierenden, ebenfalls erfundenen – Website des angeblichen Instituts (http://www.asi-forschung.de). Im Impressum der Website und in der Pressemitteilung waren verschiedene
E-Mail-Adressen und eine 0180-5-er Telefonnummer („Hotline für Journalisten“) enthalten.
Die Pressemitteilung war so konzipiert, dass sie zwar auf den ersten Blick schlüssig erschien, zugleich aber durch gewisse
Ironie und logische Fehler Journalisten die Möglichkeit gab, den Fake-Charakter zu erkennen, wenn diese zumindest die
minimalen Anforderungen einer journalistischen Quellenüberprüfung anlegten.
Geben Sie diese Pressemitteilung an die Workshopteilnehmer aus, die diese kurz durchlesen sollen. Ermuntern Sie zu einigen
Überprüfungsrecherchen im Internet bzw. mittels Suchmaschine. Diskutieren Sie dann, woran man die Fälschung erkennen
könnte. Erläutern Sie anschließend die Hintergründe dieser „Pressemitteilung“.
Pressemitteilung des Arthur-Schütz-Instituts 07/04
Sex-Gen „ISA“ entdeckt
Sogar Sexualpartner-Schemata im Erbgut
Genforscher des Münchener Arthur-Schütz-Instituts (ASI) haben in der menschlichen DNS ein Gen nachgewiesen, das
maßgeblich das Sexualverhalten steuert. „Eine Sensation“, urteilt Professor Georg Stopczyk, Leiter des Arbeitskreises
Humanbiologie und Humangenetik.
„ISA ist unglaublich vielfältig“, so Stopczyk. Nach Ansicht der Forscher enthält es sogar detaillierte Informationen darüber, welche Menschen uns sympathisch sind. „Wir haben herausgefunden, dass ISA Neuropeptide, also spezielle Botenstoffe im Nervensystem freisetzt, wenn wir jemanden als attraktiv einstufen“, erklärt Stopczyk. Darauf hatten schon
zuvor vergleichbare Kreuztests an Rattenkolonien hingewiesen. Die Untersuchungen hatten überdies gezeigt, dass weibliche Tiere umso mehr Botenstoffe freisetzen, je ausgeprägter die Geschlechtsmerkmale ihrer Artgenossen sind.
Somit sind bereits im menschlichen Erbgut spezielle Vorgaben für unsere Sexualpartner festgelegt. „Und in der Regel
folgen wir diesen vordefinierten Schemata auch sehr genau“, so der Experte. Welche konkreten Kriterien im ISA-Gen
verankert sind, ist noch unklar. „Fest steht aber, dass es sich hierbei vor allem um äußere Merkmale wie Haut-, Augenund Haarfarbe sowie Statur und Körperhaltung handelt“, so Stopczyk.
ISA steuert darüber hinaus große Teile unseres sexuellen Empfindungsvermögens. „Das fängt bereits damit an, ob man
dazu tendiert, rot zu werden“, erklärt Stopczyk. Und auch die Intensität unserer Erregungszustände ist genetisch bedingt
– denn ISA regelt die Versorgung der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) mit Endorphinen. „Je höher die Endorphin-Zufuhr,
14
Vgl. im Folgenden z.B. Wegner, Jochen (2005): Bauer Poppe und die Googleisierung. In: EPD Medien und Jung, Helmut-Martin (2004): Grubenhund
mit Sex-Gen. Online unter: http://www.sueddeutsche.de/panorama/299/373110/text/.
Workshopteil E
Hintergrund
„Nach unseren Ergebnissen ist dieses Gen sowohl für die Auswahl unserer Sexualpartner als auch für den Großteil unserer
sexuellen Empfindungen zuständig“, so der Experte. Die Wissenschaftler fanden das Gen, das sie „ISA“ tauften, in
einem Sequenzabschnitt des Chromosoms 16. Dieses Chromosom kontrolliert unter anderem die Mechanorezeptoren
(Berührungszellen) unseres Tastsinns.
56
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
desto stärker sind unsere sexuellen Gefühle“, erklärt der Experte. Durch das ISA-Gen wird der MAE-Wert, also die maximale Anzahl an Endorphinen, die zur Hypophyse transportiert werden, beschränkt. Dieser Wert kann bei verschiedenen
Individuen Schwankungsbreiten von bis zu 30 Prozent aufweisen.
Die Münchener Wissenschaftler untersuchen nun, inwiefern es möglich ist, ISA genetisch zu manipulieren. „Allein durch
die Manipulation weniger Basenpaare kann das ganze Sexualverhalten eines Menschen verändert werden“, urteilt
Stopczyk. Schon jetzt sind sich die Wissenschaftler einig, dass ein solcher genetischer Eingriff in Zukunft eine der wichtigsten Methoden zur Behandlung von erektilen Dysfunktionen (Potenzproblemen) sein wird – und damit das Medikament
Viagra ablösen könnte. Der Grund: Sildenafil, der Hauptwirkstoff in Viagra, regt genau diejenigen Plasmide im ISA-Gen
an, die durch spezielle Rekombinationstechniken dauerhaft aktiviert werden könnten. Doch Stopczyk warnt davor, die
gentechnische Veränderung des ISA-Gens als Wunderwaffe gegen Potenzprobleme anzusehen. „Eine Reihe von Dysfunktionen hat psychische Ursachen“, erklärt der Experte. In diesen Fällen sei eine Manipulation von ISA sinnlos.
Schon 1998 konnten Wissenschaftler der Stanford University im US-Bundesstaat Kalifornien nachweisen, dass das komplette Sexualleben der männlichen Fruchtfliege „Drosophila“ von einem einzigen Gen gesteuert wird. Die Forscher
hielten es bereits damals für möglich, beim Menschen ein vergleichbares Gen zu finden.
Mehr Infos zum ISA-Gen auf der Homepage des Arthur-Schütz-Instituts:
http://www.asi-forschung.de/isa.html
Kontakt:
[email protected]
[email protected]
ISA-Hotline für Journalisten:
0180-5 / 999 189 1890 (12 ct/Min.)
Die gefälschte Pressemitteilung des vermeintlichen Arthur-Schütz-Instituts wurde an 1.500 Redaktionen verschickt. Die
Meldung vom Sex-Gen ISA wurde in mindestens drei Medien – offensichtlich ungeprüft –übernommen. Die Falschmeldung
brachten die beiden Regionalzeitungen Hessisch/Niedersächsische Allgemeine und Thüringische Landeszeitung sowie die
medizinische Fachpublikation „PTA in der Apotheke“.
Workshopteil E
Hintergrund
Der überwiegenden Mehrheit der Medien erschien die Pressemitteilung fragwürdig. Die Nachfragen von Andreas Strumpf
ergaben, dass dabei die Beurteilung anhand kurzer Überprüfungen des Instituts bei Google eine wichtige Rolle spielte.
Da das Institut in der Realität nicht existierte, ließen sich über Google keine Informationen zu dem Institut recherchieren.
Insofern lässt sich davon sprechen, dass zwar das Internet die Gefahr zusätzlicher Falschmeldungen enthält, jedoch auch
schnellere Möglichkeiten der Überprüfung für Journalisten, etwa über Suchmaschinen bietet.
Grubenhunde
Beim obigen Beispiel handelt es sich um einen so genannten Grubenhund. Der Urheber eines Grubenhunds verfolgt meist
eine medienpädagogische Funktion: Er will den Medien bewusst etwa ihre mangelnde Recherchequalität oder die Grenzen
ihrer Macht aufzeigen.15
Die Bezeichnung geht auf den Wiener Ingenieur Arthur Schütz zurück, der sich 1911 über die Berichterstattung der „Neuen
Freien Presse“ geärgert hatte. Diese hatte ein kleineres Erdbeben hochgespielt und belanglose Leserbriefe veröffentlicht.
Schütz verfasste daraufhin ebenfalls einen Leserbrief, der technischen Unsinn enthielt. Die Neue Freie Presse druckte diesen ohne Überprüfung am nächsten Tag ab. In dem Leserbrief hieß es unter anderem: „Völlig unerklärlich ist jedoch die
Erscheinung, dass mein im Laboratorium schlafender Grubenhund schon eine halbe Stunde vor Beginn des Bebens auffallende Zeichen größter Unruhe gab.“ Ein Grubenhund ist jedoch kein Tier, sondern bezeichnet in der Bergmannssprache
(hier eher Grubenhunt) einen Rollwagen, mit dem Abbaumaterial über ein Schienensystem übertage gefördert wird. Nachfolgend findet sich ein zweites Beispiel für eine Falschmeldung.
15
Vgl. allgemein zu Grubenhunden z.B. Haller, Michael (2000): Fakes. Wenn Grubenhunde bellen. In: Message, o. Jg.(3), S. 68f.
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
57
Beispiel 2: AP-Meldung zur Forderung des Bunds Deutscher Juristen nach leichter Folter
Am 1. Januar 2006 um 10:43 Uhr brachte die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) die folgende Meldung eines angeblichen Verbands Deutscher Juristen in Umlauf. Darin forderte der vermeintliche Strafrichter am Bundesgerichtshof
Claus Grötz als Vorsitzender des Bunds Deutscher Juristen, dass zur Terrorbekämpfung die Gewinnung von Aussagen unter
„leichter Folter“ möglich sein müsse. AP bezog sich auf eine am Vortag um 17:14 Uhr per E-Mail zugesandte Pressemitteilung mit Verweis auf die Website des Bundes Deutscher Juristen.
Geben Sie diese Agenturmeldung an die Workshopteilnehmer aus, die diese kurz durchlesen sollen und im Internet die Website
des Bunds Deutscher Juristen ansehen können. Ermuntern Sie außerdem zu einigen Überprüfungsrecherchen im Internet bzw.
mittels Suchmaschine. Diskutieren Sie dann, woran man die Fälschung erkennen könnte. Erläutern Sie anschließend die Hintergründe dieser Falschmeldung.
AP-Meldung vom 1. Januar 2006, 10.43 Uhr:
Bund Deutscher Juristen fordert Aussagen unter »leichter Folter«
Karlsruhe (AP) Der Bund Deutscher Juristen hat eine Abkehr vom bisherigen Folterverbot gefordert. »Die Gewinnung
von Aussagen mittels leichter Foltermaßnahmen und die Verwertung solcher Aussagen sind zukünftig möglich zu machen«, sagte der Vorsitzende des BDJ, Claus Grötz, der auch Strafrichter am Bundesgerichtshof ist, in einer am Sonntag
verbreiteten Erklärung.
»Unsere Behörden stehen unter ungerechtfertigtem moralischen Druck, wie der Fall Gäfgen und die Terroristenverfolgung
zeigen«, sagte Grötz. Im Fall des wegen Mordes an einem Frankfurter Bankierssohn verurteilten Magnus Gäfgen hatte
die Folter-Anordnung des damaligen Frankfurter Polizei-Vizepräsidenten Wolfgang Daschner für große Aufregung gesorgt. Dem Entführer war mit nie gekannten Schmerzen gedroht worden, um das Versteck des entführten Jungen herauszubekommen und damit möglicherweise dessen Leben zu retten. Gäfgen hatte daraufhin das Versteck genannt, der
Junge war aber schon tot.
Nach derzeitiger Gesetzeslage ist die Androhung und Anwendung von leichter Folter untersagt. Unter leichter Folter
werden laut BDJ Maßnahmen verstanden, die nicht zu einer dauerhaften Schädigung führen und zumeist nicht unter
die Folterdefinition von Artikel 1 der UN-Anti-Folter-Konvention fallen. Möglich wären die Androhung von Folter sowie
die Anwendung von Schlaf- und Nahrungsentzug, Elektroschocks, pharmakologische Behandlung und ähnlicher Maßnahmen unter ärztlicher Aufsicht, hieß in der Erklärung.
Zuletzt hatte der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, davor gewarnt, im Kampf gegen den
Terrorismus rechtsstaatliche Prinzipien aufzugeben. Insbesondere lehnte er die Verwendung von Geständnissen ab, die
unter Folter gemacht wurden.
Workshopteil E
Hintergrund
»Das Leben unschuldiger Opfer besitzt einen höheren Wert als die körperliche Integrität von Verbrechern. Wir müssen
jetzt Tabus brechen«, fügte er hinzu. Zur Terroristenverfolgung sagte Grötz: »Wir müssen auch nachrichtendienstliche
Erkenntnisse aus Ländern nutzen, die foltern. Denn wer gegen die Interessen des deutschen Volkes kämpft, verspielt
seine staatsbürgerlichen Rechte. Es ist nicht zumutbar, dass jede Aussage auf die Goldwaage gelegt wird. Hier wird auch
ein Umdenken des derzeitigen Verfassungsrichters Papier sowie eine Änderung des Grundgesetzes notwendig sein.«
Grötz forderte eine offene Diskussion des Themas Folter: »Die Zeit der weihnachtlichen Sentimentalitäten ist vorbei.«
Der Bund Deutscher Juristen werde sich zukünftig, unter Beachtung rechtsstaatlicher Grundsätze, für dieses Thema
einsetzen. »Die rote Linie muss neu gezogen werden.«
58
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Laut Internetseite des angeblichen Bunds Deutscher Juristen wurde dieser 1952 von Richtern des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesgerichtshofs gegründet. Angeblich habe er über 2.700 namhafte Juristen als Mitglieder. Tatsächlich
gibt es jedoch keinen Bund Deutscher Juristen und auch keinen Bundesrichter Claus Grötz. Auffällig ist, dass die Website
kein Impressum hat. Im Fuß trägt sie lediglich den Hinweis „© BDJ/AgenturOMF 1999-2006“, obwohl die Seite erst am
28.12.2005 registriert und online gestellt worden ist, also drei Tage vor dem Versand der Pressemitteilung an AP.
Um 12:17 Uhr zog AP die Meldung ersatzlos zurück. In den anderthalb Stunden seit der Veröffentlichung der Meldung
hatte es jedoch schon mehrfache Veröffentlichungen gegeben, z.B. mdr, n-tv und Spiegel Online. Auch nach dem Rückzug
der Meldung durch AP verbreiteten noch weitere Medien die Falschmeldung, z.B. das Saar Echo und der WDR. Die Geschäftsführerin von Bündnis 90/Die Grünen, Steffi Lemke, forderte den Rücktritt des vermeintlichen Bundesrichters.
Dieser Hoax zeigte, wie leicht es ist, Falschmeldungen auch zu brisanten Themen zu lancieren, und wie wenig deutsche
Medien Meldung sorgfältig überprüfen. Nach der Falschmeldung warnte AP-Chefredakteur Peter M. Gehrig vor den Gefahren
der Routine, und Spiegel Online entschuldigte sich mit dem „nachrichtenarmen Feiertag mit beschränkten Recherchemöglichkeiten“, obwohl eine einfache Überprüfung im Internet genügt hätte.
Machen Sie an dieser Stelle deutlich, wie wichtig es ist, skeptisch zu werden, wenn ein Impressum fehlt, gegebenenfalls eine
Whois-Abfrage vorzunehmen und eventuell auch einen Blick in Archive von Internetseiten zu werfen, wie etwa die WayBackMachine.
Die WayBackMachine16 archiviert Websites, so dass deren Entwicklung nachvollzogen werden kann. Dies geschieht allerdings
lückenhaft. Aber was man bei archive.org findet, stand in dieser Form im Netz. Findet man dort nichts, ist dies aber nicht
zwangsläufig ein Beleg für die Nichtexistenz einer Seite zu einem früheren Zeitpunkt, da die WayBackMachine den Robots
Exclusion Standard beachtet. Das bedeutet: Wünscht ein Website-Anbieter keine Archivierung, kann er dies angeben.
Beispiel 3: Gefälschter Wikipedia-Eintrag zu Vornamen des Bundeswirtschaftsministers
zu Guttenberg
Workshopteil E
Hintergrund
Am 10. Februar 2009 veröffentlichten mehrere Medien neben den neun richtigen Vornamen des neuen CSU-Bundeswirtschaftsministers Freiherr von und zu Guttenberg auch einen falschen zehnten Vornamen, und zwar „Wilhelm“. Bild titelte
z.B. „Müssen wir uns diesen Namen merken?“ und führte den vermeintlichen Namen „Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann
Jacob Philipp Wilhelm Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg“ auf. Der falsche Name schaffte es in weitere
Medien, darunter Handelsblatt.com, heute.de, RP online und Spiegel Online sowie das RTL-Nachtjournal, die tageszeitung,
die Rheinische Post und die Süddeutsche Zeitung.17
16
17
http://www.archive.org.
Vgl. im Folgenden z.B. Bartsch, Matthias/Brauck, Markus/Hülsen, Isabell/Müller, Martin U. (2009): Wilhelm und der Grubenhund. In: Der Spiegel,
Nr. 9, S. 54-56; Biermann, Kai (2009): „Mich hat überrascht, wie viele den Fehler übernahmen“.
Online unter: http://www.zeit.de/online/2009/08/guttenberg-bildblog-namensfaelschung?page=all; Anonym (2009): Wie ich Freiherr von Guttenberg zu Wilhelm machte. Online unter: http://www.bildblog.de/5695/wie-ich-freiherr-von-guttenberg-zu-wilhelm-machte/ (2 Seiten).
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
59
Machen Sie an dieser Stelle Folgendes deutlich: Es ist zur Vorsicht bei der Nutzung von nach dem Wiki-Prinzip gestalteten
Internetangeboten zu raten. Wikipedia wird von deutschen Journalisten gleichwohl sehr häufig genutzt: Das Angebot ist
das drittwichtigste Internetangebot in der in Workshopteil A vorgestellten Befragung. Zwar eignet sich die Site oft für
einen „ersten Überblick“ und liefert Links zu weiterführenden Informationen. Dennoch gilt: Wikipedia-Inhalte lassen sich
von jedem Nutzer jederzeit verändern und sind dadurch eine höchst unzuverlässige Quelle.
Die Argumentation, dass Vandalismus oder vorsätzliche Fehlinformationen durch andere Nutzer wieder berichtigt werden,
greift für Journalisten zu kurz. Selbst wenn Fehler schnell bereinigt werden, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass ein
Journalist kurz zuvor gefälschte Informationen abruft und abschreibt. Selbst wenn diese bereits Sekunden später berichtigt
werden, ist es für den konkreten journalistischen Beitrag zu spät. Die Fehlinformation verbreitet sich, wie das z7u Guttenberg-Beispiel zeigt.
Informationen aus Wikipedia sollten also immer noch einmal überprüft werden. Außerdem ist es möglich, frühere Versionen
der Einträge anzuschauen und die aktuellen Inhalte auf Konsistenz zu prüfen.
Workshopteil E
Hintergrund
Einer anonym gebliebenen Person waren am Vorabend vor der Vorstellung des neuen Wirtschaftsministers durch den CSUVorsitzenden Horst Seehofer in einem Wikipedia-Artikel die vielen Vornamen aufgefallen,wo „Wilhelm“ hinzugefügt worden
war. Dieser Grubenhund sollte als Experiment dienen, wer diese Änderungen von Wikipedia übernimmt. Zwischenzeitlich
hatten einige skeptische Wikipedia-Autoren den Namen gelöscht. Allerdings wurde er von anderen Wikipedia-Autoren wieder eingetragen, weil ja seriöse Medien den Namen so verbreitet haben. Dies zeigt, wieweit Journalismus und Wikipedia
inzwischen interagieren.
60
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Übungsaufgabe 2 „Tag der Vertriebenen“
Allgemeine Beschreibung für den Dozenten
Nachdem die Teilnehmer in der ersten Aufgabe für die unsichere Quellenlage im Internet sensibilisiert sowie Beispiele für
Grubenhunde oder Hoax und Überprüfungsinstrumente vorgestellt worden sind, sollen diese nun anhand der zweiten
Übungsaufgabe angewendet und gefestigt werden.
Anweisung zur Durchführung für den Dozenten
Sie teilen die beiliegende Pressemitteilung der „Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland“ an die Teilnehmer aus. Es darf
als Suchmaschine ausschließlich Google verwendet werden. Jeder Teilnehmer arbeitet für sich. Es sollte keine Gespräche
über Rechercheergebnisse oder „Entdeckungen“ unter den Teilnehmern geben, bis Sie die Teilnehmer zur Auswertung/Diskussion bitten.
Es ist bei dieser Aufgabe nicht nötig, noch einmal auf die „Brisanz“ des Themas hinzuweisen. Dies sollte sich den Journalisten aus der Aufmachung der Internseite der Jungen Landsmannschaft und der Pressemitteilung erschließen.
Nachdem Sie die Pressemitteilung ausgeteilt haben, haben die Teilnehmer 15 Minuten Zeit, sich die Pressemitteilung
durchzulesen, im Netz zu recherchieren, einen Ansprechpartner zu finden und zu entscheiden, ob sie die Ankündigung
veröffentlichen.
Nach 15 Minuten bitten Sie zur „Redaktionskonferenz“, auf der alle Teilnehmer ihre Recherche präsentieren. Sie übernehmen dabei die Rolle des Chefredakteurs.
Aufgabenstellung (Aufgabenblatt wird an Teilnehmer ausgeteilt)
Für die Bearbeitung der folgenden Aufgabe haben Sie 15 Minuten Zeit. Bitte benutzen Sie als Suchmaschine ausschließlich
Google (www.google.de). Machen Sie sich Notizen zu Ihrer Recherche. Lösen Sie die Aufgabe selbstständig und besprechen
Sie sich nicht mit den anderen Teilnehmern. Falls Sie vor Ende der Bearbeitungszeit fertig sind, beschäftigen Sie sich anderweitig.
Workshopteil E
Übung 2
Die Pressemitteilung der „Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland“ (JLO)“ ist in der Redaktion eingegangen (siehe folgende Seite). Darin bittet die JLO um die Ankündigung ihrer Veranstaltung im Rahmen des „Tags der Vertriebenen“. Der
Chefredakteur bittet Sie, sich der Sache anzunehmen, zu recherchieren, einen Ansprechpartner zu finden und gegebenenfalls die Veranstaltung dann anzukündigen. Wie gehen Sie vor?
61
Workshopteil E
Übung 2
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
62
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Exemplarische Lösungswege
1. Schritt
Lösungs-URL
Suchstrategie
[Junge Landsmannschaft Ostdeutschland] JLO - Junge Landsmannschaft Ostdeutschland
www.ostpreussen.org
Groß- oder Kleinschreibung ebenso wie
Phrasensuche sind nebensächlich.
JLO - Junge Landsmannschaft Ostdeutschland
www.ostpreussen.org
Groß- oder Kleinschreibung ebenso wie
Phrasensuche sind nebensächlich.
Eingabemöglichkeit bei Google
[JLO]
Linktitel bei Google
2. Schritt:
Es gibt zwar ein Impressum (keine eigene URL, herunterscrollen, in der rechter Spalte ganz unten), aber keinen namentlichen Ansprechpartner; es ist nur das Versenden einer E-Mail möglich.
Möglicherweise versuchen die Teilnehmer eine Denic-Abfrage. Diese ist jedoch nicht möglich, da es sich um eine „.org“Adresse handelt. Es erscheint in diesem Fall eine Fehlermeldung.
Daher muss eine internationale Whois-Abfrage erfolgen (z.B. allwhois.com): Nach Eingabe der Adresse erscheint der Name
„Michael Gellenthin“ als Seiteninhaber und dessen Adresse.
3. Schritt:
Gibt man bei Google das Suchwort „Michael Gellenthin“ ein, zeigen die Suchergebnisse eindeutig, dass Michael Gellenthin
dem rechten politischen Lager zuzuordnen ist. Beispiele für Linktitel bei Google sind z.B. „Die braune Elite von morgen“,
„Informationsportal Rassismus/Antisemitismus“, „Initiative gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit im ...“.
Auswertungsanweisungen für den Dozenten und Diskussionsanregungen
Workshopteil E
Übung 2
Nach 15 Minuten bitten Sie ihre „Redakteure“ zur Konferenz und fragen, wer die Pressemitteilung veröffentlichen und
wer dies aus welchen Gründen nicht machen würde. An diese Frage schließt sich die Diskussion an. Die Teilnehmer, die
die Aufgabe bis zum Ende gelöst haben, werden den Ansprechpartner gefunden haben. Michael Gellenthin ist eindeutig
dem rechten politischen Lager zuzuordnen. Daher würde eine Ankündigung der Veranstaltung nicht in Frage kommen.
Die Schwierigkeit bei dieser Aufgabe besteht darin, auch die Suchergebnisse der Quellenprüfung noch einmal gegenzuchecken: Der letzte Schritt wird vielleicht nicht von allen Teilnehmern gemacht, da ihnen möglicherweise der Name Michael
Gellenthin als Ansprechpartner und dessen Adresse über die Abfrage reicht. Dieser Punkt kann in einer Diskussion unter
den Teilnehmern thematisiert werden.
Aktualisierungsmöglichkeiten der Aufgabe (für den Dozenten)
Das Internet verändert sich ständig. Bitte kontrollieren Sie vor jedem Workshop die Aufgabe und Lösungswege auf ihre
Durchführbarkeit. Falls die Seite der „ostpreussen.org“ nicht mehr aktiv sein sollte, kann die Aufgabe in dieser Form nicht
mehr durchgeführt werden.
Suchen Sie in diesem Fall eine private Seite, die kein Impressum oder keinen Kontakt verzeichnet (schwieriger) oder eine
gewerbliche Seite (einfach). Hauptintention dieser Aufgabe ist es, die Inhaberabfrage durchzuführen. Dies ist generell
mit jeder Internetseite möglich.
Eine mögliche Ersatzseite ist jlo.sachsen.de (gleiche Aufgabenstellung und gleiches Vorgehen wie oben; „Tobberstein Elli“
scheint ein Pseudonym zu sein und auch die Viktor-Klemper-Str. gibt es nicht in Dresden, denn sie heißt „Klemperer“).
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
63
Anhang
Workshopteil A
Anhang Workshopteil A – Studie
64
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Anhang
Workshopteil A
Gesamtpublikation
Machill, Marcel/ Beiler, Markus/ Zenker, Martin (2008): Journalistische Recherche im Internet. Bestandsaufnahme journalistischer Arbeitsweisen in Zeitungen, Hörfunk, Fernsehen und Online
(Schriftenreihe Medienforschung der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, Band 60). Berlin: Vistas.
Zum Preis von Euro 23,00 (zuzüglich Versandkosten) direkt beim Verlag bestellbar:
http://www.vistas.de/ content/warenkorb.php?id=417
Kurzfassung als Zeitschriftenartikel
Machill, Marcel/ Beiler, Markus (2008): Die Bedeutung des Internets für die journalistische Recherche. Multimethodenstudie zur Recherche von Journalisten bei Tageszeitung, Hörfunk, Fernsehen und Online.
In: Media Perspektiven, o. Jg. (10), S. 516-631.
Online unter: http://www.media-perspektiven.de/uploads/ tx_mppublications/10-2008_Machill_Beiler.pdf (16 Seiten).
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
65
Anhang
Workshopteil B
Anhang Workshopteil B – Arbeitsunterlagen
66
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Name, Vorname
Workshopteil B – Übungsaufgabe 1 „Therapie gegen Krankheiten“
Für die Bearbeitung der folgenden Aufgabe haben Sie 25 Minuten Zeit. Bitte benutzen Sie als Suchmaschine ausschließlich
Google (www.google.de). Vermerken Sie bei jeder Teilaufgabe die Antwort und machen Sie sich Notizen zum Rechercheweg.
Sie arbeiten im Wissenschaftsressort, haben von der Apitherapie als Therapieform gegen vielerlei Krankheiten gehört und
wollen darüber berichten.
a)Zuerst wollen Sie sich allgemein über die Apitherapie informieren. Was verbirgt sich hinter dem Begriff Apitherapie?
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
b) Woher kommt das Wort Apitherapie?
Antwort:
Anhang
Workshopteil B
Notizen zum Rechercheweg:
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
67
c) Ein Kollege hat Ihnen in der Redaktionskonferenz erzählt, dass es in Tirol einen Imker gibt, der zur Apitherapie
Führungen anbietet. Das halten Sie für ein interessantes Reportagethema. Recherchieren Sie deshalb, wie dieser
Imker heißt.
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
d) Sie möchten diese Imkerei besuchen und eventuell eine Führung mitmachen. Recherchieren Sie, wie die Adresse
der Imkerei lautet und unter welcher Telefonnummer Sie dort anrufen können.
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
e) Als Vorbereitung auf den Besuch der Imkerei wollen Sie sich über Ihren Ansprechpartner, den Imker, informieren.
Welchen Beruf hat dieser ausgeübt, bevor er zum Imker wurde?
Antwort:
Anhang
Workshopteil B
Notizen zum Rechercheweg:
68
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
f) Im Telefongespräch hat der Imker Ihnen erzählt, dass er noch eine zweite Imkerei hat. Sie haben vergessen
nachzufragen, wo sich diese befindet und wollen das über das Internet in Erfahrung bringen. Wie lautet also
die Adresse dieser zweiten Imkerei?
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
g) Um Ihren Lesern im Artikel auch einige Serviceinformationen zu liefern, wollen Sie in Erfahrung bringen,
ob Apitherapie in Deutschland von den Krankenkassen als Therapieform anerkannt wird.
Antwort:
Anhang
Workshopteil B
Notizen zum Rechercheweg:
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
69
Name, Vorname
Workshopteil B – Übungsaufgabe 2 „Bernd Schneider, der dritte Bürgermeister“
Für die Bearbeitung der folgenden Aufgabe haben Sie 25 Minuten Zeit. Bitte benutzen Sie als Suchmaschine ausschließlich
Google (www.google.de). Vermerken Sie bei jeder Teilaufgabe die Antwort und machen Sie sich Notizen zum Rechercheweg.
Ihr Chefredakteur kommt zu Ihnen ins Büro. Er erzählt Ihnen von einer spannenden Geschichte, die er in lockerer Runde
am Wochenende gehört hat. Er erinnert sich lediglich noch daran, dass es sich um einen Mann mit dem Namen Bernd
Schneider handelt, der dritter Bürgermeister in irgendeiner Gemeinde ist. Er bittet Sie, im Internet einige Informationen
über diesen Mann herauszufinden.
a) Um welche Gemeinde handelt es sich?
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
b) Welcher Partei gehört er an?
Antwort:
Anhang
Workshopteil B
Notizen zum Rechercheweg:
70
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
c) Wie viele Stimmen hat er bei der letzten Gemeinderatswahl erhalten?
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
d) Welche Funktion hat er im Kreisvorstand seiner Partei?
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
e) Welche Funktion hat er im AWV und wofür steht die Abkürzung AWV?
Antwort:
Anhang
Workshopteil B
Notizen zum Rechercheweg:
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
71
f) Welche Informationen können Sie im Internet zur Haltung Bernd Schneiders zur Privatisierung der Bahn finden?
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
g) In welchen Ausschüssen seiner Gemeinde ist Bernd Schneider vertreten?
Antwort:
Anhang
Workshopteil B
Notizen zum Rechercheweg:
Anhang
Workshopteil B
72
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
73
Anhang
Workshopteil C
Anhang Workshopteil C – Strategien zur Suchmaschinenrecherche
74
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Anhang
Workshopteil C
Machill, Marcel (2005, aktualisiert 2007): 12 goldene Suchmaschinen-Regeln. Ein Ratgeber für Verbraucherinnen und
Verbraucher, die sich besser und sicherer im Internet zurecht finden wollen.
Düsseldorf: Landeanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen.
Online unter: http://www.lfm-nrw.de/downloads/ratgeber-suchmaschinen-farbe.pdf (in Farbe) oder
http://www.lfm-nrw.de/downloads/ratgeber-suchmaschinen-sw.pdf (in Schwarz-Weiß)
Kostenlos bestellbar unter: http://www.lfm-nrw.de/publikationen/article/108
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
75
Anhang
Workshopteil D
Anhang Workshopteil D – Arbeitsunterlagen
76
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Name, Vorname
Workshopteil D – Übungsaufgabe 1 „Der Alumnus der Leipziger Journalistik“
Für die Bearbeitung der folgenden Aufgabe haben Sie 25 Minuten Zeit. Bitte benutzen Sie als Suchmaschine ausschließlich
Google (www.google.de). Vermerken Sie bei jeder Teilaufgabe die Antwort und machen Sie sich Notizen zum Rechercheweg.
Die Universität Leipzig feiert ihr 600-jähriges Jubiläum. Ihr Redaktionsleiter möchte bekannte Alumni verschiedener Jahrgänge vorstellen. Sie widmen sich erfolgreichen Journalistik-Absolventen und suchen nach Informationen. Dabei übernehmen Sie die Recherche über Studenten aus den Sechziger Jahren.
a) Ihr Vorgesetzter hat einen ganz bestimmten Alumnus im Kopf, aber er kann sich nicht an den Namen erinnern. Welcher
Mann (geboren 1962) studierte in Leipzig Journalistik und veröffentlichte mehrere Bücher?
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
b) Gute Bücher sind häufig nicht so bekannt wie gute Filme. Für den Wiedererkennungswert in Ihrem Artikel suchen
Sie, welches dieser Bücher 2004 verfilmt wurde.
Antwort:
Anhang
Workshopteil D
Notizen zum Rechercheweg:
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
77
c) Jetzt sind Sie neugierig geworden und wollen mehr über diesen Film wissen. Welcher Sender verfilmte dieses Buch?
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
d) Wann hatte der Film im Fernsehen Premiere?
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
e) Der Hauptdarsteller des Films verweigerte zu DDR-Zeiten den Dienst bei der NVA. Ein prominenter Anwalt beriet
ihn zur damaligen Rechtslage. Wer war dieser Anwalt?
Antwort:
Anhang
Workshopteil D
Notizen zum Rechercheweg:
78
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
f) Natürlich möchten Sie die Texte des bekannten Alumnus nicht vernachlässigen und recherchieren weiter.
Ein Kollege gibt Ihnen in der Kantine einen (leider unvollständigen) Tipp: Der gesuchte Leipziger Student
ist 2008 für den Egon-Erwin-Kisch-Preis nominiert worden. Wie lautet der Titel des Textes?
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
g) In welchem Medium und wann erschien der Text?
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
h) Über den Werdegang des Autors möchten Sie auch noch mehr wissen. Der Autor arbeitete bei der Berliner
Zeitung. Welche unterschiedlichen Funktionen bekleidete er dort?
Antwort:
Anhang
Workshopteil D
Notizen zum Rechercheweg:
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
79
Name, Vorname
Workshopteil D – Übungsaufgabe 2 „Die Gemeinde Leutenbach“
Für die Bearbeitung der folgenden Aufgabe haben Sie 30 Minuten Zeit. Bitte benutzen Sie als Suchmaschine ausschließlich
Google (www.google.de). Vermerken Sie bei jeder Teilaufgabe die Antwort und machen Sie sich Notizen zum Rechercheweg.
Ihr Chefredakteur möchte in einer Serie verschiedene kleinere Gemeinden und das Leben der Menschen dort vorstellen.
Er hat von der Gemeinde Leutenbach in Bayern erfahren. Bevor er sich auf den Weg zu einer Recherchereise dorthin macht,
bittet er Sie, einige Ansprechpartner in dieser Gemeinde herauszufinden und sich einen Überblick über die Gemeinde und
ihr Umfeld zu verschaffen. Dabei sollen Sie den Schwerpunkt auf das politische Leben in der Gemeinde legen und auch
mögliche Ansprechpartner herausfinden.
a) Wie heißt der Bürgermeister der Gemeinde Leutenbach in Bayern?
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
b) Unter welcher Telefonnummer ist er dienstlich zu erreichen?
Antwort:
Anhang
Workshopteil D
Notizen zum Rechercheweg:
80
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
c) Neben seinem Amt als Bürgermeister – welches Unternehmen betreibt der Bürgermeister?
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
d) Auf der Liste der Gemeinderatsmitglieder finden Sie auch den zweiten Bürgermeister. Er heißt Oswald Pieger.
Welches Ehrenamt hat er neben seiner Aufgabe in der Gemeinde?
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
e) Neben den Fragen nach dem politischen Leben suchen Sie auch heraus, wie Ihr Chefredakteur am besten nach
Leutenbach kommen kann. Da er gerne mit der Bahn fährt, suchen Sie nach dem nächstgelegenen Bahnhof. Wo
befindet sich dieser Bahnhof?
Antwort:
Anhang
Workshopteil D
Notizen zum Rechercheweg:
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f) Ihr Chefredakteur möchte auch noch mit Menschen sprechen, die nicht in der Leutenbacher Kommunalpolitik
tätig sind. Sie suchen daher einen Kirchenvertreter. Wie heißt der Pfarrer, der in der St. Jakobus Kirche in
Leutenbach predigt?
Antwort:
Notizen zum Rechercheweg:
g) In kleineren Gemeinden bestimmt häufig die Feuerwehr einen großen Teil des kulturellen Lebens. Sie suchen
daher auch einen Vertreter der Leutenbacher Feuerwehr. Wie heißt der Kommandant der freiwilligen Feuerwehr
in Leutenbach?
Antwort:
Anhang
Workshopteil D
Notizen zum Rechercheweg:
Anhang
Workshopteil D
82
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
83
Anhang
Workshopteil E
Anhang Workshopteil E – Arbeitsunterlagen
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Name, Vorname
Workshopteil E – Übungsaufgabe 1 „Verkehrsunternehmen 2009“
Für die Bearbeitung der folgenden Aufgabe haben Sie 15 Minuten Zeit. Bitte benutzen Sie als Suchmaschine ausschließlich
Google (www.google.de). Machen Sie sich Notizen zu Ihrer Recherche. Lösen Sie die Aufgabe selbstständig und besprechen
Sie sich nicht mit den anderen Teilnehmern. Falls Sie vor Ende der Bearbeitungszeit fertig sind, beschäftigen Sie sich anderweitig.
Die Pressemitteilung des VDV zum „Verkehrsunternehmen 2009“ ist gerade in der Redaktion eingegangen (siehe Seite 2).
Der Chefredakteur bittet Sie, bis zur Redaktionssitzung in 15 Minuten kurz über die Bremer U-Bahn zu recherchieren. Auf
der Konferenz sollen dann die Ergebnisse vorgestellt und entschieden werden, ob es in der morgigen Ausgabe ein kurzes
Porträt der U-Bahn geben wird.
Anhang
Workshopteil E
Notizen:
85
Anhang
Workshopteil E
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86
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Workshopteil E – Beispiel 1 „ISA-Gen“
Folgende Pressemitteilung veröffentlichte das Münchner Arthur-Schütz-Institut im Juli 2004.
Ist diese Pressemitteilung glaubwürdig?
Pressemitteilung des Arthur-Schütz-Instituts 07/04
Sex-Gen „ISA“ entdeckt
Sogar Sexualpartner-Schemata im Erbgut
Anhang
Workshopteil E
Genforscher des Münchener Arthur-Schütz-Instituts (ASI) haben in der menschlichen DNS ein Gen nachgewiesen, das
maßgeblich das Sexualverhalten steuert. „Eine Sensation“, urteilt Professor Georg Stopczyk, Leiter des Arbeitskreises
Humanbiologie und Humangenetik.
„Nach unseren Ergebnissen ist dieses Gen sowohl für die Auswahl unserer Sexualpartner als auch für den Großteil unserer
sexuellen Empfindungen zuständig“, so der Experte. Die Wissenschaftler fanden das Gen, das sie „ISA“ tauften, in
einem Sequenzabschnitt des Chromosoms 16. Dieses Chromosom kontrolliert unter anderem die Mechanorezeptoren
(Berührungszellen) unseres Tastsinns.
„ISA ist unglaublich vielfältig“, so Stopczyk. Nach Ansicht der Forscher enthält es sogar detaillierte Informationen darüber, welche Menschen uns sympathisch sind. „Wir haben herausgefunden, dass ISA Neuropeptide, also spezielle Botenstoffe im Nervensystem freisetzt, wenn wir jemanden als attraktiv einstufen“, erklärt Stopczyk. Darauf hatten schon
zuvor vergleichbare Kreuztests an Rattenkolonien hingewiesen. Die Untersuchungen hatten überdies gezeigt, dass weibliche Tiere umso mehr Botenstoffe freisetzen, je ausgeprägter die Geschlechtsmerkmale ihrer Artgenossen sind.
Somit sind bereits im menschlichen Erbgut spezielle Vorgaben für unsere Sexualpartner festgelegt. „Und in der Regel
folgen wir diesen vordefinierten Schemata auch sehr genau“, so der Experte. Welche konkreten Kriterien im ISA-Gen
verankert sind, ist noch unklar. „Fest steht aber, dass es sich hierbei vor allem um äußere Merkmale wie Haut-, Augenund Haarfarbe sowie Statur und Körperhaltung handelt“, so Stopczyk.
ISA steuert darüber hinaus große Teile unseres sexuellen Empfindungsvermögens. „Das fängt bereits damit an, ob man
dazu tendiert, rot zu werden“, erklärt Stopczyk. Und auch die Intensität unserer Erregungszustände ist genetisch bedingt
– denn ISA regelt die Versorgung der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) mit Endorphinen. „Je höher die Endorphin-Zufuhr,
desto stärker sind unsere sexuellen Gefühle“, erklärt der Experte. Durch das ISA-Gen wird der MAE-Wert, also die maximale Anzahl an Endorphinen, die zur Hypophyse transportiert werden, beschränkt. Dieser Wert kann bei verschiedenen
Individuen Schwankungsbreiten von bis zu 30 Prozent aufweisen.
Die Münchener Wissenschaftler untersuchen nun, inwiefern es möglich ist, ISA genetisch zu manipulieren. „Allein durch
die Manipulation weniger Basenpaare kann das ganze Sexualverhalten eines Menschen verändert werden“, urteilt
Stopczyk. Schon jetzt sind sich die Wissenschaftler einig, dass ein solcher genetischer Eingriff in Zukunft eine der wichtigsten Methoden zur Behandlung von erektilen Dysfunktionen (Potenzproblemen) sein wird – und damit das Medikament
Viagra ablösen könnte. Der Grund: Sildenafil, der Hauptwirkstoff in Viagra, regt genau diejenigen Plasmide im ISA-Gen
an, die durch spezielle Rekombinationstechniken dauerhaft aktiviert werden könnten. Doch Stopczyk warnt davor, die
gentechnische Veränderung des ISA-Gens als Wunderwaffe gegen Potenzprobleme anzusehen. „Eine Reihe von Dysfunktionen hat psychische Ursachen“, erklärt der Experte. In diesen Fällen sei eine Manipulation von ISA sinnlos.
Schon 1998 konnten Wissenschaftler der Stanford University im US-Bundesstaat Kalifornien nachweisen, dass das komplette Sexualleben der männlichen Fruchtfliege „Drosophila“ von einem einzigen Gen gesteuert wird. Die Forscher
hielten es bereits damals für möglich, beim Menschen ein vergleichbares Gen zu finden.
Mehr Infos zum ISA-Gen auf der Homepage des Arthur-Schütz-Instituts:
http://www.asi-forschung.de/isa.html
Kontakt:
[email protected]
[email protected]
ISA-Hotline für Journalisten:
0180-5 / 999 189 1890 (12 ct/Min.)
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
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Workshopteil E – Beispiel 2 „Bund Deutscher Juristen“
Untersuchen Sie die Quellenlage, prüfen Sie die Aussagengültigkeit, stufen Sie die Verlässlichkeit des Berichts ein und
überlegen Sie weitere notwendige Rechercheschritte. Ein kleiner Tipp: Das Original der Pressemitteilung finden Sie unter
http://www.bunddeutscherjuristen.org/aktuell/ap.htm
AP-Meldung vom 1. Januar 2006, 10.43 Uhr:
Bund Deutscher Juristen fordert Aussagen unter »leichter Folter«
Karlsruhe (AP) Der Bund Deutscher Juristen hat eine Abkehr vom bisherigen Folterverbot gefordert. »Die Gewinnung
von Aussagen mittels leichter Foltermaßnahmen und die Verwertung solcher Aussagen sind zukünftig möglich zu machen«, sagte der Vorsitzende des BDJ, Claus Grötz, der auch Strafrichter am Bundesgerichtshof ist, in einer am Sonntag
verbreiteten Erklärung.
»Das Leben unschuldiger Opfer besitzt einen höheren Wert als die körperliche Integrität von Verbrechern. Wir müssen
jetzt Tabus brechen«, fügte er hinzu. Zur Terroristenverfolgung sagte Grötz: »Wir müssen auch nachrichtendienstliche
Erkenntnisse aus Ländern nutzen, die foltern. Denn wer gegen die Interessen des deutschen Volkes kämpft, verspielt
seine staatsbürgerlichen Rechte. Es ist nicht zumutbar, dass jede Aussage auf die Goldwaage gelegt wird. Hier wird auch
ein Umdenken des derzeitigen Verfassungsrichters Papier sowie eine Änderung des Grundgesetzes notwendig sein.«
Grötz forderte eine offene Diskussion des Themas Folter: »Die Zeit der weihnachtlichen Sentimentalitäten ist vorbei.«
Der Bund Deutscher Juristen werde sich zukünftig, unter Beachtung rechtsstaatlicher Grundsätze, für dieses Thema
einsetzen. »Die rote Linie muss neu gezogen werden.«
»Unsere Behörden stehen unter ungerechtfertigtem moralischen Druck, wie der Fall Gäfgen und die Terroristenverfolgung
zeigen«, sagte Grötz. Im Fall des wegen Mordes an einem Frankfurter Bankierssohn verurteilten Magnus Gäfgen hatte
die Folter-Anordnung des damaligen Frankfurter Polizei-Vizepräsidenten Wolfgang Daschner für große Aufregung gesorgt. Dem Entführer war mit nie gekannten Schmerzen gedroht worden, um das Versteck des entführten Jungen herauszubekommen und damit möglicherweise dessen Leben zu retten. Gäfgen hatte daraufhin das Versteck genannt, der
Junge war aber schon tot.
Nach derzeitiger Gesetzeslage ist die Androhung und Anwendung von leichter Folter untersagt. Unter leichter Folter
werden laut BDJ Maßnahmen verstanden, die nicht zu einer dauerhaften Schädigung führen und zumeist nicht unter
die Folterdefinition von Artikel 1 der UN-Anti-Folter-Konvention fallen. Möglich wären die Androhung von Folter sowie
die Anwendung von Schlaf- und Nahrungsentzug, Elektroschocks, pharmakologische Behandlung und ähnlicher Maßnahmen unter ärztlicher Aufsicht, hieß in der Erklärung.
Anhang
Workshopteil E
Zuletzt hatte der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, davor gewarnt, im Kampf gegen den
Terrorismus rechtsstaatliche Prinzipien aufzugeben. Insbesondere lehnte er die Verwendung von Geständnissen ab, die
unter Folter gemacht wurden.
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Name, Vorname
Workshopteil E – Übungsaufgabe 2 „Tag der Vertriebenen“
Für die Bearbeitung der folgenden Aufgabe haben Sie 15 Minuten Zeit. Bitte benutzen Sie als Suchmaschine ausschließlich
Google (www.google.de). Machen Sie sich Notizen zu Ihrer Recherche. Lösen Sie die Aufgabe selbstständig und besprechen
Sie sich nicht mit den anderen Teilnehmern. Falls Sie vor Ende der Bearbeitungszeit fertig sind, beschäftigen Sie sich anderweitig.
Die Pressemitteilung der „Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland“ (JLO)“ ist in der Redaktion eingegangen (siehe Seite
2). Darin bittet die JLO um die Ankündigung ihrer Veranstaltung im Rahmen des „Tags der Vertriebenen“. Der Chefredakteur
bittet Sie, sich der Sache anzunehmen, zu recherchieren, einen Ansprechpartner zu finden und gegebenenfalls die Veranstaltung dann anzukündigen. Wie gehen Sie vor?
Anhang
Workshopteil E
Notizen:
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Anhang
Workshopteil E
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Workshopteil E – Hintergrundartikel zum Austeilen
Wegner, Jochen (2005): Bauer Poppe und die Googleisierung. In: epd Medien. (2 Seiten)
Müller-Neuhof, Jost (2006): Der Folter-Fopp. Ein erfundener Bundesrichter stützt Innenminister Schäuble und fordert den
Tabubruch – nicht nur die Grünen fielen darauf herein.
Online unter: http://www.tagesspiegel.de/politik/;art771,1913919. (2 Seiten)
Ude, Albrecht (2008): Lügen im Netz. Kann man Informationen aus dem Internet trauen? Acht Tipps, wie man vermeidet,
falschen Online-Informationen aufzusitzen.
Online unter: http://www.zeit.de/2008/06/C Internetwahrheit. (3 Seiten)
Bartsch, Matthias/ Brauck, Markus/ Hülsen, Isabell/ Müller, Martin U. (2009): Wilhelm und der Grubenhund.
In: Der Spiegel, Nr. 9, S. 54-56. (3 Seiten)
Biermann, Kai (2009): „Mich hat überrascht, wie viele den Fehler übernahmen“. Online unter: http://www.zeit.de/online/2009/08/guttenberg-bildblog-namensfaelschung?page=all. (2 Seiten)
Anonym (2009): Wie ich Freiherr von Guttenberg zu Wilhelm machte.
Online unter: http://www.bildblog.de/5695/wie-ich-freiherr-von-guttenberg-zu-wilhelm-machte/. (2 Seiten)
Thiel, Thomas (2007): Wie bei Wikipedia manipuliert wird.
Online unter:
http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~EBF389DE45EB9475EA950759D1E20D04B~ATpl~
Ecommon~Scontent.html. (2 Seiten)
Mitarbeiter schönen Wikipedia-Eintrag über Siemens-Chef (2006).
Online unter: http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,druck-418289,00.html. (1 Seite)
Anhang
Workshopteil E
Troesser, Julia (2009). USA: Frisierter Palin-Eintrag. Wahlkampf via Wikipedia.
Online unter: http://www.sueddeutsche.de/politik/544/308488/text/. (2 Seiten)
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
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Anhang Workshopteil F – Bewertungsfragebogen
Anhang
Workshopteil F
Um die Workshop zu verbessern, ist ein Evaluierungsbogen am Ende auszufüllen. Die Teilnehmer sollen ihn nach der
Schlussdiskussion anonym ausfüllen. Der Seminarleiter wird die Ergebnisse dieser Evaluation auswerten und gegebenenfalls in den Workshop einarbeiten.
Anhang
Workshopteil F
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
93
Anhang
Workshopteil F
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
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Über die Autoren
Univ.-Prof. Dr. Marcel Machill ist Professor für Journalistik mit dem Schwerpunkt internationale Mediensysteme an der
Universität Leipzig und Geschäftsführender Leiter der Abteilung Journalistik. Seine Forschungs- und Lehrschwerpunkte
liegen im Cross-Media-Bereich mit Fokus auf den elektronischen Medien Fernsehen, Radio und Onlinemagazine. Außerdem
arbeitet Machill in den Bereichen internationaler Journalismus, (internationale) Medienpolitik und -systeme, Suchmaschinen, Internet Governance, Medienkompetenz und journalistische Kultur(en). Während seines Forschungssemesters
im Sommer 2007 wirkte Machill als Visiting Professor an der Nanyang Technological University of Singapore (School of
Communication and Information).
Vor seiner Berufung als Journalistik-Professor im April 2002 leitete Machill die Abteilung Medienpolitik der Bertelsmann
Stiftung und zeichnete für das internationale Medien-Projektmanagement verantwortlich. Professor Machill hält akademische Grade aus drei Ländern: Bevor er nach Harvard an die John F. Kennedy School of Government kam und dort mit
dem Master of Public Administration (MPA) abschloss, hat er in Paris und Dortmund Journalistik und Psychologie studiert;
1993 Diplôme an der französischen Journalistenschule Centre de Formation des Journalistes (CFJ) sowie 1994 deutsches
Diplom („mit Auszeichnung“) an der Universität Dortmund. 1997 Promotion („summa cum laude“) zum Dr. phil. am Lehrstuhl für Medienpolitik und Medienökonomie mit einer Arbeit über die französische Medien- und Sprachenpolitik; Auszeichnung mit dem Dissertationspreis der Universität Dortmund für die „herausragende Dissertation des Jahres“.
Prof. Machill hat international als Sachverständiger und Gutachter gewirkt: im August 2000 für den US-Kongress zum Einsatz von Internet-Filtern, im Juni 2002 für den Landtag NRW zur Bekämpfung von Mediengewalt, im Jahr 2003 für den
Österreichischen Fachhochschulrat. Seit 2003 ist er von der Europäischen Kommission als Sachverständiger zur Evaluierung
von Medien- und Internetprojekten bestellt. 2004 kamen weitere Fachgutachten u.a. für den norwegischen Forschungsrat,
die Humboldt-Stiftung sowie für die European Science Foundation hinzu.
Neben seiner internationalen wissenschaftlichen Tätigkeit (Lehraufträge in Zürich, St. Gallen, Tours, Düsseldorf, Münster,
Dortmund) arbeitete Prof. Machill als Journalist sowohl bei Print- als auch elektronischen Medien: 1991/92 Volontariat
und Ausbildung zum Rundfunkredakteur bei der Deutschen Welle in Köln und Berlin. Er arbeitete bei Radio France Internationale in Paris und moderierte dort 1993 das erste Europa-Journal. Anschließend freier Redakteur bei Euronews-TV in
Lyon. Dort moderierte er Nachrichten und Magazinsendungen sowie politische Live-Reportagen (Europaparlament u.a.).
Freie Mitarbeit für den WDR, ORB, Radio France, Die Zeit, Frankfurter Rundschau, taz, journalist, ARD-Studio Washington.
2004 und 2005 hat Markus Beiler Lehraufträge an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) im
Studiengang Medientechnik sowie an der Hochschule Mittweida im Studiengang Angewandte Medienwirtschaft ausgeübt.
Von 1999 bis 2003 hat er am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung (IJK) der Hochschule für Musik und
Theater Hannover Medienmanagement (Angewandte Medienwissenschaft) studiert. Bei der gemeinnützigen Bertelsmann
Stiftung wirkte er von 2000 bis 2002 in medienpolitischen Projekten zum Thema Ko-Regulierung des Internets mit. Markus
Beiler ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft e.V. (DGPuK) und der International Communication Association (ICA), für deren Fachgruppe „Journalism Studies“ er als Reviewer tätig ist.
Autoren
Dipl.-Medienwiss. Markus Beiler (Jahrgang 1978) ist seit Mai 2003 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für
Journalistik II des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft (IfKMW) der Universität Leipzig bei Prof. Dr.
Marcel Machill tätig. Er leitet die Lehrredaktion Online und forscht zu den Gebieten Online-Kommunikation, Suchmaschinen, Internet Governance und internationale Mediensysteme. Markus Beiler hat Artikel in verschiedenen internationalen
Fachzeitschriften veröffentlicht (u.a. The European Journal of Communication, Journalism Studies, Journalism Practice)
und ist Ko-Herausgeber des Sammelbands „Die Macht der Suchmaschinen“ (März 2007, Herbert von Halem Verlag) sowie
Ko-Autor des Buchs „Journalistische Recherche im Internet“ (Mai 2008, Vistas Verlag).
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Online-Recherchestrategien für Journalistinnen und Journalisten
Dipl.-Journ. Johannes R. Gerstner (Jahrgang 1980) ist seit 2008 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für
Journalistik II des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft (IfKMW) der Universität Leipzig bei Prof. Dr.
Marcel Machill tätig. Er leitet die Lehrredaktion Fernsehen und produziert zusammen mit den Studenten ein regelmäßiges
Sendeformat, das lokal ausgestrahlt wird. Ebenso lehrt er zu verschiedenen Themen im Bereich Fernsehjournalismus und
Fernsehplanung. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich Cross-Media, Web-TV sowie Nachrichtenformate im Fernsehen.
Autoren
Von 2000 bis 2008 hat Johannes R. Gerstner in Leipzig Diplomjournalistik und Soziologie studiert. Seine Diplomarbeit
hat er zum Thema „Wachhund im Googlezwinger“ verfasst und redaktionell sowie konzeptionell am Forschungsprojekt
„Journalistische Recherche im Internet“ mitgearbeitet, das der Lehrstuhl für Journalistik II im Auftrag der Landesanstalt
für Medien Nordrhein-Westfalen von 2006 bis 2008 durchgeführt hat. Johannes Gerstner hat auch am Entstehen des
gleichnamigen Buches mitgewirkt. Ferner war er Ko-Redner bei verschiedenen Vorträgen; ebenfalls hat er an einem Workshop zum Thema „Kommunikationspläne der EU“, veranstaltet von der Europäischen Akademie für Steuern, Wirtschaft
und Recht, bei der Konzeption und als Redner mitgewirkt. Er arbeitet nebenberuflich als freier Fernsehjournalist in den
Bereichen Kultur und Boulevard für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
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