Technische Universität Braunschweig Institut für Physikalische und Theoretische Chemie Gaußstraße 17 38106 Braunschweig Thermodynamik und Transportprozesse - SS 2017 - apl. Prof. Dr. Uwe Hohm Tel.: 0531-3915350 email: [email protected] www.tu-braunschweig.de/pci 6. Übungsblatt (18./19.05.2017) Themen: Thermochemie, 2. Hauptsatz der Thermodynamik. Beachten Sie: Alle Gase verhalten sich ideal. 1. Gasförmiges Ozon wird beim Durchleiten durch eine Mischung aus Wasser und 178,2 g Eis nach der Reaktionsgleichung 2 O3 (g) → 3 O2 (g) zersetzt. Nach Umwandlung von 9,46 Liter gasförmigem Ozon bei 1 bar und 273,15 K ist alles Eis geschmolzen. Wie groß ist die Bildungsenthalpie des Ozons bei dieser Temperatur, wenn die Schmelzenthalpie von Eis 6,01 kJ/mol beträgt (nach [7])? 2. In der Vorlesung hatten wir den Carnot’schen Kreisprozess in einem (V, p)−Diagramm dargestellt. Skizzieren Sie ihn nun (a) in einem (V, T )−Diagramm und (b) in einem (S, T )−Diagramm. 3. Wie verändert sich die Entropie von Xenon, wenn ein Mol des Gases ausgehend vom Standarddruck und einer Temperatur von T = 300 K (a) isotherm auf einen Druck von 10 bar komprimiert wird, (b) isochor auf 200 K abgekühlt wird, (c) isobar auf 400 K erhitzt wird? (d) Berechnen Sie für die unter (a) angegebene Zustandsänderung auch die Änderung der freien Energie und freien Enthalpie. (e) Welche der in (a) - (d) berechneten Differenzen hängen davon ab, ob die betreffende Zustandsänderung reversibel oder irreversibel durchgeführt worden ist? 4. Die molare Wärmekapazität von kristallinen, atomaren Stoffen wie Silber kann bei tiefen T 3. 4 π R Temperaturen durch folgende Beziehung beschrieben werden: c̄V (T ) = 12 5 ΘD Hierin ist R die allgemeine Gaskonstante und ΘD die sogenannte Debye-Temperatur. Diese ist eine Stoffkonstante und beträgt für Silber 215 K. Berechnen Sie die für eine isochore Erwärmung von 2 K auf 30 K aufzuwendende Wärmeenergie sowie die dabei auftretende Änderung der Entropie für ein mol Silber. 5. 2 mol Heliumgas bei 298,15 K und einem Druck von 105 Pa werden bis zum Siedepunkt von 4,0 K abgekühlt und vollständig zur Flüssigkeit kondensiert. Diese wird weiter auf 2,0 K abgekühlt, wo dann ein weiterer Phasenübergang, nun zum Fluid Helium-II, stattfindet. Diese Flüssigkeit wird mit Hilfe eines Laserpulses schlagartig verdampft, wobei das Gas nun bei 298,15 K einen Druck von 5·104 Pa aufweist. Berechnen Sie die Entropieänderung für diesen Gesamtprozess; benötigte Stoffkonstanten müssen Sie sich in diesem Fall aus Datensammlungen besorgen (nach [3]). 1 6. Nun mache ich es Ihnen einfach: Sie müssen lesen, nachdenken, aber quasi nichts rechnen. Wir betrachten einen Prozess, wie er auch in der Realität auftritt: Das plötzliche Erstarren einer unterkühlten Flüssigkeit. In bestimmten Fällen kann man nämlich Substanzen bis unterhalb ihres Schmelzpunkts abkühlen, ohne dass sie erstarren - sie bleiben flüssig und liegen in einem metastabilen Zustand vor. Man hat eine unterkühlte Flüssigkeit vorliegen, welche aber, ausgelöst durch irgendeinen äußeren Anlass, plötzlich erstarren kann. Wir betrachten die Thermodynamik der Erstarrung dieser unterkühlten Flüssigkeit am Beispiel des Wassers, es soll sein T0 = 258, 15 K, T1 = 273, 15 K und p0 = 105 Pa, die Stoffmenge sei 2 mol. Alle angegebenen Zahlenwerte stammen aus [3] und sind korrekt. Wir zerlegen die zu betrachtende Reaktion I. H2 O(l, p0 , T0 ) → H2 O(s, p0 , T0 ) in die drei Teilschritte (s. Abbildung unten) II. Erhitzen von T0 auf T1 : H2 O(l, p0 , T0 ) → H2 O(l, p0 , T1 ), ∆HII. = 2264 J, III. Erstarren bei T1 : H2 O(l, p0 , T1 ) → H2 O(s, p0 , T1 ), ∆HIII. = −12020 J, IV. Abkühlen von T1 auf T0 : H2 O(s, p0 , T1 ) → H2 O(s, p0 , T0 ), ∆HIV. = −1114 J. Damit bekommen wir für die gesamte Änderung der Enthalpie im Prozess I. mit Hilfe des Satzes von Hess das Ergebnis: ∆HI. = ∆HII. + ∆HIII. + ∆HIV. = −10870 J. Man kann nun genauso für die Prozesse II. - IV. die Entropieänderungen ermitteln. Diese ergeben sich zu II. H2 O(l, p0 , T0 ) → H2 O(l, p0 , T1 ), ∆SII. = 8, 53 J/K, III. H2 O(l, p0 , T1 ) → H2 O(s, p0 , T1 ), ∆SIII. = −44, 00 J/K, IV. H2 O(s, p0 , T1 ) → H2 O(s, p0 , T0 ), ∆SIV. = −4, 20 J/K. Damit bekommen wir für die gesamte Änderung der Entropie im Prozess I. ∆SI. = ∆SII. +∆SIII. +∆SIV. =-39,67 J/K. So. Nun berechnen wir direkt die Entropieänderung für den Prozess I., das Erstarren des unterkühlten Wassers. Wir benutzen die in der Vorlesung angegebene Gleichung dS = dq/T , integrieren für Prozess I. zu ∆SI. = qI. /T0 , identifizieren die bei diesem isobaren Prozess zwischen System und Umgebung ausgetauschte Wärmeenergie qI. als Enthalpieänderung ∆HI. und erhalten damit ∆SI. = ∆HI. /T0 = −10870/258, 15 J/K=-42,11 J/K - mithin ein anderes Ergebnis! •Woher kommt der Unterschied der unterstrichenen Ergebnisse, ist da was falsch? Die Entropie, wie auch die Enthalpie, ist doch eine Zustandsfunktion, deren Änderung kann doch nicht vom Weg abhängen? Oder doch? Abbildung 1: Das isotherme und isobare Erstarren des unterkühlten Wassers (Weg I.) wird in drei Teilschritte II., III. und IV. unterteilt. 2