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Sex-Pass
Sexuelle Passgenauigkeit mit 423 Fragen zum sexuellen Profil
Bearbeitet von
Dagmar Cassiers
1. Auflage 2016. Taschenbuch. 268 S. Paperback
ISBN 978 3 7345 2004 4
Format (B x L): 17 x 22 cm
Gewicht: 470 g
Zu Inhaltsverzeichnis
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Sexuelle Vorlieben – das sexuelle Persönlichkeitsprofil
Da die menschliche Sexualität neben der Fortpflanzung im Wesentlichen auch der Lustgewinnung und Lustbefriedigung dient und damit
gleichzeitig auch der psychischen Gesundheit, hat sie sich in ihrer Ausformung immer weiter entwickelt. Sicher gibt es große kulturelle und
regionale Unterschiede, aber auch viel mehr Gemeinsamkeiten, als man
vielleicht denkt.
Auch in Mitteleuropa entwickelte sich mindestens bis zum Anfang des
20. Jahrhunderts eine ausgeprägte Doppelmoral. Auf der einen Seite
steht die offizielle, auch kirchlich getragene Moral, die sich im Wesentlichen auf den Nutzen der Sexualität für die Fortpflanzung beschränkt,
also den eigentlichen Geschlechtsakt. Auf der anderen Seite wurden
schon über unzählige Generationen hinweg immer weiter darüber hinausgehende Sexualpraktiken gelebt. In der offiziellen Sexualmoral galten diese Handlungen als pervers und degeneriert.
Siegmund Freud, der als Arzt besonders auf die Behandlung von Neurosen spezialisiert war, hatte sich um die Jahrhundertwende dieses Problems angenommen. Man muss seine Forschungsergebnisse und Erkenntnisse aber auch vor dem geschichtlichen Hintergrund sehen. Er
trat mit seiner analytischen Trieblehre der sexuellen Entartungs- und
Degenerationstheorie entgegen.
Für Freud lag der wesentliche Grund für die Entstehung von Neurosen
in einer Störung der kindlichen Triebentwicklung und in der gesellschaftlichen Unterdrückung der Sexualität. Die „Perversionen“ führte
er auf die Störung der kindlichen Sexualität zurück, wobei es seinerzeit
schon sensationell war, die Existenz einer kindlichen Sexualität überhaupt zu benennen.
Freud unterteilte bekanntlich die kindliche Triebentwicklung in die
orale, anale und phallische Phase, die Latenzzeit und die sich schließlich entwickelnde genitale Sexualität. Die Erwachsenensexualität entsteht demnach durch Vereinigung und Unterordnung der Partialtriebe
unter das Primat der Genitalität. Mit der partnerbezogenen genitalen
– 115 –
Sexualität ist die sexuelle Entwicklung bei Freud abgeschlossen.
Er rechtfertigt aber auch das Fortbestehen der Partialtriebe in der reifen Sexualität. „Paraphilie“ und „perverse Anlagen“, also verschiedene
sexuelle Vorlieben, entstehen demnach aus der Störung der sexuellen
Entwicklung und schlagen sich z. B. als Exhibitionismus, Fetischismus,
Sadomasochismus oder Voyeurismus nieder. Freud schreibt: „Bei keinem Gesunden dürfte irgendein pervers zu nennender Zustand zum
normalen Sexualziel fehlen, und diese Allgemeinheit genügt für sich allein, um die Unzweckmäßigkeit einer vorwurfsvollen Verwendung des
Namens Perversion darzutun … Wenn die Perversion nicht neben dem
Normalen (Sexualziel und Objekt) auftritt, wo günstige Umstände dieselbe fördern und ungünstige das Normale verhindern, sondern wenn
sie das Normale unter allen Umständen verdrängt und ersetzt hat – in
der Ausschließlichkeit und in der Fixierung also der Perversion, sehen
wir zu allermeist die Berechtigung, sie als ein krankhaftes Symptom zu
beurteilen“ (S. Freud, Drei Abhandlungen zur Sexualtherapie). Ein unter Berücksichtigung des sozialgeschichtlichen Hintergrundes sehr lesenswertes Buch in Bezug auf unsere Fragestellung!
Das Strukturieren der unterschiedlichen sexuellen Neigungen, Vorlieben, Fantasien und Wünsche ist sehr schwierig. Die sexuelle Orientierung auf das Geschlecht des Partners (also die Frage nach Homo- oder
Bisexualität) möchte ich in diesem Buch jedoch bewusst ausklammern.
Das Thema ist natürlich genau so wichtig wie die heterosexuelle Zweisamkeit, es würde jedoch diesen Rahmen sprengen. Aber natürlich lassen sich viele unserer Aussagen auch auf homo- oder bisexuelle Beziehungen übertragen.
Was sind unterschiedliche sexuelle Strukturen und Vorlieben, und welche Bedeutung haben sie für die Partnerschaft? Generell sind die Unterschiede im Bereich der Sexualität nicht geringer als in anderen persönlichen Bereichen. Ganz im Gegenteil! Bei ihrer Entwicklung spielen
nicht nur die individuellen sozialen Erfahrungen eine Rolle, sondern
wie bereits erläutert auch eine Vielzahl von genetischen, kulturellen
und religiösen Faktoren. Die Erfassung und Kategorisierung der für
die Sexualität bedeutenden Unterschiede ist enorm schwierig. Die ver– 116 –
schiedenen psychologischen Persönlichkeitstheorien helfen auch nur
bedingt weiter.
In der Freudschen Trieblehre gibt es, wie oben dargestellt, wichtige
Ansätze. Aber weder die Analytiker noch die Behavioristen oder die
Systemtheoretiker haben befriedigende Theorien zu den vielen spezifischen Persönlichkeitsmerkmalen machen können, die bei meiner Fragestellung weiterhelfen könnten.
Es gilt für uns einige Persönlichkeitsmerkmale herauszuarbeiten, bestimmte Impulse und Partialtriebe, die uns helfen können, Unterschiede
zu erkennen und deren Bedeutung für die sexuelle Interaktion festzustellen. Erklärungsansätze zum Ursprung dieser Persönlichkeitsmerkmale können und sollen hier nicht umfassend geleistet werden. Wichtig
ist aber die Feststellung, dass es sich hierbei auch nur um das Ergebnis der menschlichen Vielfalt handelt. Man sollte sich jedoch dringend
davor hüten, in diesem Zusammenhang von Normalität, abnormalem
oder abweichendem Verhalten, Perversität, Paraphilie, sexueller Deviation oder Sexualpräferenzstörungen zu sprechen.
Mir geht es um die Erfassung sexueller Partialtriebe oder sexueller Partialbedürfnisse, also um persönliche sexuelle Vorlieben und Strukturen.
Mit dem Freudschen Begriff der reifen genitalen Sexualität ist doch
noch nichts erklärt, es sind vielmehr alle bedeutenden Unterschiede
erschlagen oder sogar diffamiert. Es muss noch mal ganz deutlich gesagt werden: Es geht hier um die gleichberechtigte Beziehung zweier erwachsener Menschen, die selber entscheiden können und müssen, was
für sie gut ist. Es geht hier nicht um die natürlich auch wichtigen Fragen
von Gewalt und Unterdrückung zwischen zwei Menschen, es geht auch
nicht um die Frage von Pädophilie und den Sex mit Abhängigen. Es
geht auch nicht um Sodomie oder andere sexuelle Ausrichtungen, die
nicht auf eine Beziehung zwischen Mann und Frau zielen. Es geht um
die Frage, wie zwei erwachsene Menschen auf einer gleichberechtigten,
freiwilligen Basis, mit ihren Unterschiedlichkeiten, auf Augenhöhe eine
beiderseits befriedigende Sexualität erleben können. Und es geht natürlich auch um die Frage, bei welcher Konstellation dieses nicht oder nur
sehr schwer möglich ist.
– 117 –
Wenn der eine Partner eine Vorliebe hat, die ihm ganz wichtig ist, und
bei dem anderen geht genau das gar nicht, dann passt es eben nicht.
Wenn die Wünsche bei beiden nur relativ sind, der eine sagt: „Ich hätte
es lieber so“, der andere: „Das ist mir nicht so wichtig“, dann können
beide Partner eine Schnittstelle finden.
Daher ist auch die Gewichtung der Aussagen zu sexuellen Vorlieben,
also die Gradierung (Skalierung) von großer Bedeutung.
Nehmen wir als Beispiel aus dem Bereich visueller Wünsche das schlichte Bedürfnis, den Partner beim Sex auch sehen zu können. Sagt der eine:
„Ich brauche viel Licht, die optischen Reize sind für mich beim Sex sehr
wichtig“ und der andere: „Ich kann und will es nur im Dunkeln machen“,
dann wird man nur schwer eine Schnittmenge finden. Es sei denn, einer
oder beide Partner sind bereit, sich ein Stück aus der eigenen Position
wegzubewegen, ohne sich über Gebühr überwinden oder verbiegen zu
müssen.
Schwierig ist es auch bei einem sehr unterschiedlichen sexuellen Zeitschema der Paare. Wenn beispielsweise eine Frau überfallartigen, heftigen, schnellen Sex liebt, wenn sie von einem „richtigen Mann“ gerne heftig „genommen“ werden will, ihr potenzieller Partner aber stets
mit sexueller Übererregung gegen seinen frühen Orgasmus kämpft,
dann werden die beiden wohl kaum sexuell befriedigend zusammenkommen. Oder wenn eine Frau eine nur langsam ansteigende sexuelle
Erregungskurve hat und ein langes Vorspiel mit viel Zärtlichkeit und
Sanftheit benötigt und dann an einen „richtigen Mann“ gerät, der ihr
den „Hengst“ machen will, dann werden diese beiden auch nur schwer
sexuell harmonieren.
Die Bedeutung von Gleichheit und Gegensätzlichkeit sexueller Vorlieben für die Passgenauigkeit beider Partner ist ein weiteres Problem.
Wenn der Wunsch nach Licht beim Sex bei beiden Partnern ähnlich
ausgeprägt ist, dann stärkt dies die Beziehung. Die Wünsche sind deckungsgleich, die Partner fühlen gleich. Wenn beide einen schnellen,
direkten, heftigen sexuellen Akt bevorzugen, dann passt es. Und wenn
beide eine langsame, zärtliche und vorsichtige sexuelle Erregungssteige– 118 –
rung mögen, dann haben sie eine gute Aussicht auf ein befriedigendes
Sexualleben.
Bei anderen Vorlieben ist wiederum ein großer Unterschied in den Bedürfnissen von Vorteil.
Liebt es der eine Partner zum Beispiel, sich hingeben zu können, und
der andere ergreift gerne die Initiative, so führt genau dieser Gegensatz
zur Passgenauigkeit. In diesem Beispiel verhalten sich die Wünsche der
Partner wie ein Puzzle, bei dem die Teile zusammenpassen, wie Schloss
und Schlüssel oder wie der berühmte Topf mit dem Deckel. Die sind ja
auch nicht gleich, passen aber gut zusammen. Das heißt aber: Es gibt
komplementäre, sich ergänzende Unterschiede, und es gibt störende,
sich ausschließende Unterschiede in den sexuellen Strukturen.
Ein weiteres Wechselspiel findet auch zwischen quantitativen und qualitativen sexuellen Bedürfnissen statt.
Hat ein Mensch in seiner sexuellen Struktur eine ausgeprägte Libido,
hat also viel oder immer sexuelle Lust, dann wird er auch mehr Interesse und Möglichkeiten haben, verschiedene Spielarten der Sexualität
auszuprobieren. Er hat dabei die größere Chance, bei sich selbst spezielle sexuelle Wünsche zu erfahren, zu erkennen und weiterzuentwickeln.
Wahrscheinlich haben aber gerade auch viele ewig suchende Menschen
eher eine weniger ausgeprägte Libido. Sie sind dann auf der ständigen
Suche nach dem richtigen Kick, nach der richtigen sexuellen Befriedigung und verlieren sich oft in Beliebigkeiten, ohne Befriedigung zu
finden. Ständige Partnerwechsel, ständig neue Stellungen, neue Liebesspiele ohne in sich und einem Befriedigungsgefühl zu ruhen sind der
Versuch, dem eigenen sexuellen Bedürfnisprofil auf die Spur zu kommen.
Ohne die sexuelle Erfahrung hat man ja nur ein mehr oder weniger sicheres Gefühl für das, was einem im Sexualleben Spaß machen könnte.
Andererseits führt die Entwicklung von speziellen sexuellen Wünschen
und die Erfahrung mit den speziellen Befriedigungsmöglichkeiten auch
zu einer stärkeren Lust, also zu einer Steigerung der Libido. Das heißt
– 119 –
die Weiterentwicklung qualitativer sexueller Bedürfnisstrukturen kann
auch zu einer häufigeren und befriedigenderen Sexualität führen. Qualität und Quantität stehen so in einem individuellen Wechselspiel. Sie
sind im Laufe des Lebens und in der Weiterentwicklung der Paarbeziehung daher auch einem gewissen Wandel unterzogen.
Bei Erreichen einer hohen Passgenauigkeit kann die Sexualität in der
festen Beziehung auch in relativ festen Ritualen ablaufen. Wenn die
Passgenauigkeit ausreichend ist und das Paar eine große gemeinsame
sexuelle Schnittmenge erreicht, bezeichnen diese Paare ihre Beziehung
als glücklich und die Sexualität als befriedigend.
Große Veränderungen sind dann im sexuellen Ablauf nicht mehr notwendig. Diese Paare erleben auch kein Abflauen der sexuellen Leidenschaft und keine sexuelle Langeweile mit den Jahren, sie sind einfach
nur glücklich miteinander. Eigentlich ein Zustand, den wir alle anstreben.
Leider ist diese sexuelle Passgenauigkeit häufig ein Zufallsprodukt. Die
Partnersuche und die Gefühle der Verliebtheit verstellen oftmals den
Blick für das Wesentliche, für die sexuelle Passgenauigkeit. Und wie will
man es auch feststellen? Man kann die Wahrscheinlichkeit der sexuellen
Passgenauigkeit bei der Partnerwahl mit dem Griff in eine Lostrommel
auf der Kirmes vergleichen. Der Hauptgewinn ist natürlich sehr selten,
und wenn wir ihn ziehen sollten, tragen wir ihn zunächst stolz nach
Hause. Aber passt er überhaupt zu uns? Was sollen wir mit dem überlebensgroßen Teddybär oder der riesigen Puppe anfangen? Zunächst stellen wir den Preis vielleicht in irgendeine Ecke, oder wir verschenken ihn
an einen armen Trottel, der sich nicht traut nein zu sagen. Andernfalls
wird er nach einer Weile, wenn er angestaubt ist, entsorgt.
Und in der Partnerschaft? Meist sind in der Lostrommel Nieten oder
kleine Trostpreise. Und wie ist es auf dem Markt der Eitelkeiten bei der
Partnersuche? Partner verlieben sich ineinander, oder Paare fügen sich
schon recht fest zusammen, ehe sie sich mit der Frage der Passgenauigkeit auseinandersetzen. Gerade das Fremde reizt. Die Schmetterlinge
im Bauch am Anfang der Verliebtheit verhindern auch einen kritischen
– 120 –
Blick. Wir denken, das wird sich schon alles entwickeln, und wir werden
uns schon zusammenraufen.
Und spannend sind die ersten erotischen und sexuellen Kontakte mit
dem neuen Partner allemal. Das Überschreiten der gesellschaftlich üblicherweise vorgesehenen schicklichen Distanz ist ein sensationelles
Abenteuer. Viele Menschen empfinden diesen Zustand als das letzte
Abenteuer, das es in der modernen, aufgeklärten Gesellschaft noch zu
bestehen gibt. Und das stimmt in gewisser Weise auch.
Der erotisch sexuelle Kontakt mit einem bisher doch recht fremden
Menschen ist eine enorm spannungsgeladene Situation. Alle konventionellen Umgangsformen werden außer Kraft gesetzt, viele Grenzen und
Tabus fallen. Wir sehen uns mehr oder weniger unvermittelt in der Situation, ganz andere Verhaltensweisen an den Tag zu legen und einem
völlig neuen Empfindungsszenario ausgesetzt zu sein.
Nehmen wir nur das banale Beispiel des ersten intimen Kusses. Die
meisten Menschen achten penibel darauf, auf keinen Fall ein bereits benutztes Trinkglas oder das Besteck eines anderen zu benutzen. Und fast
unvorstellbar ist es, die benutzte Zahnbürste eines anderen in den eigenen Mund zu stecken. Ekelschwellen, Intimsphären, vulgäre Ausdrücke,
gesellschaftliche Verhaltensnormen, soziale Hierarchien, Schamgefühle, Schmerz, Aggression, undefinierbare Laute und Schreie, Körperflüssigkeiten und Exkremente, No-Go-Zonen, Sexspielzeug, Pornografie,
absurde Verrenkungen, Tränen und Lachen, Gegenstände als Fetische
(Stiefel, Reizwäsche, Leder, Latex u.a.), Körperteile (Fuß, Zehen, Haare),
Körperschmuck (Piercings, Tattoos), Rollenspiele, Foltergegenstände
(Fesseln, Handschellen, Halsbänder, Leinen), Möbel (Waschmaschine,
Schreibtisch, Gynäkologenstuhl) und seltsame Orte (Park, Auto, Fahrstuhl, Toilette), Obst und Lebensmittel, all diese Dinge können im Liebesspiel eine neue, sexuelle, lustbereichernde Bedeutung bekommen.
Aber dass nicht alle Menschen mit allen diesen sexuellen Tendenzen
etwas anfangen können, merkt jeder, der eine solche Ansammlung, die
natürlich längst nicht vollständig ist, durchliest. Dieses Buch soll den
Blick des Lesers auf seine eigenen sexuellen Vorlieben und Fantasien
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lenken. Er muss natürlich erst einmal ein möglichst klares Bild von seinen eigenen sexuellen Wünschen, aber auch von seinen eigenen sexuellen Grenzen haben, ehe er weiß, welcher Partner diesen entsprechen
würde.
Das zweite Ziel des Buches ist es, dem Leser bei der Definition seines sexuellen Wunschpartners hilfreich zu sein. Der Fragenkatalog ermöglicht
beides. Man kann ihn gemeinsam ausfüllen und dadurch die Verbalisierung erleichtern. Man kann ihn getrennt ausfüllen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeiten. Man kann ihn als Gesprächsgrundlage über Sexualität mit dem Partner verwenden oder auch nur
für sich selbst, die eigene Sexualität erforschend und definierend.
Wichtig ist es, dass sich zwei Partner in der Sexualität auf Augenhöhe
begegnen. Es gibt keinen guten oder schlechten Partner, d. h. es gibt
keinen, der die gute oder schlechte Sexualität verkörpert. Er oder sie
ist ganz toll im Bett oder sexuell „super drauf “ (heißer Feger, richtiger
Hengst, super geil etc.) ist nur eine subjektive Aussage, die sich nicht
verallgemeinern lässt.
In der Transaktionsanalyse gibt es dafür einen markanten Merksatz als
Grundlage für die reife Kommunikation im Erwachsenen-Ich. Der Satz
lautet: „Ich bin o.k. – Du bist o.k.“ (Eric Bern / Thomas A. Harris). Das
bedeutet, jeder Mensch ist in seiner Ganzheit und seinen Schattierungen in Ordnung. Er muss die Verantwortung für sein Leben und dessen
Gestaltung selbst übernehmen. Er ist in der Lage, sich in einer offenen
Kommunikation mit anderen Menschen auf gleicher Ebene auseinander und in Beziehung zu setzen. Die entscheidende Frage ist doch nicht,
wer o.k. ist, sondern ob wir beide zusammenpassen.
Es geht darum, alle Punkte vorurteilsfrei, offen und ohne Hemmungen anzusprechen, nach dem Motto: „Ich bin nicht falsch, ich bin nicht
schlechter oder besser, ich bin wie ich bin und suche einen Partner, der
zu mir passt“.
Man kann auch nicht einfach einige Prototypen sexueller Persönlichkeitsmerkmale definieren. Zu vielschichtig und differenziert sind diese
– 122 –
Unterschiede. Die Tests in den Frauenzeitschriften wollen gerne mit einigen Fragen bestimmte Persönlichkeitstypen festlegen, wie zum Beispiel der romantische oder der temperamentvolle Typ. Das ist aber nicht
so einfach, weil es keine festlegbare Anzahl von Typen geben kann. Jeder Mensch ist anders und sehr individuell. Gerade im Bereich der sexuellen Vorstellungen bastelt sich jeder Einzelne über die lange Zeit in
seiner pubertären Entwicklung selbstständig und oft im Verborgenen
seine Sexualität zusammen. Dadurch kommen natürlich auch sehr vielfältige und unterschiedliche Strukturen zustande. Man muss sich schon
der Mühe unterziehen, im Einzelnen ganz genau hinzusehen und die
Passgenauigkeit auf den verschiedenen Ebenen abzugleichen. Hierbei
gibt es mehr oder weniger wichtige Unterscheidungsmermale.
Wesentliche Punkte für eine sexuelle Passgenauigkeit
Die größte Bedeutung für die sexuelle Harmonie liegt sicher in der
Übereinstimmung des Stellenwerts, den die Sexualität für den Einzelnen hat. Die Ausprägung der Libido, der quantitative Faktor, ist für das
glückliche Miteinander und die Dauerhaftigkeit der Beziehung sehr
bedeutsam. Wenn der eine Partner deutliche häufiger Lust hat als der
andere, sind die Probleme für die Partnerschaft vorprogrammiert. Der
sexuell bedürftigere Partner fühlt sich vernachlässigt, vielleicht nicht
ausreichend geliebt und in seiner Geschlechtsrolle abgelehnt. Erst bedrängt er den Partner, dann sucht er vielleicht außerhalb der Partnerschaft Lösungen. Der sexuell weniger Bedürftige fühlt sich in einer länger dauernden Partnerschaft zunehmend bedrängt und flüchtet sich in
Arbeit oder gesundheitliche Probleme oder in andere Ausreden.
Im qualitativen Bereich der sexuellen Ausgestaltung spielen Wünsche,
Fantasien und spezielle Vorlieben eine Rolle. Aber ganz klar: genital,
oral, klitoral, vaginal, verbal, sensual, visual, temporal, theatral – völlig
egal. Was zusammenpasst, ist o.k.!
Was wurde in den 70er Jahren in der Bundesrepublik über die „richtige“
weibliche Sexualität zwischen klitoral und genital gestritten! Eine gute
sexuelle Aufklärung, die sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert hat, gibt jedem die Möglichkeit, sich mit verschiedenen sexuellen
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Vorlieben auseinanderzusetzen und seinen eigenen Weg zu definieren
und natürlich auch den passenden Partner dafür zu finden. Wenn man
nach den wesentlichen qualitativen Unterschieden fragt, muss man drei
Bereiche besonders hervorheben.
Zum einen ist der unterschiedlich ausgeprägte Wunsch nach Intimität,
körperlicher Nähe, Schamlosigkeit und Hemmungslosigkeit von entscheidender Bedeutung. Dieser Bereich spielt in alle sexuellen Handlungen hinein und scheint auch beim einzelnen Menschen wenig veränderbar zu sein.
Die zweite sehr bedeutende Kategorie betrifft das Verhältnis von Aktivität und Passivität und den Wunsch nach Dominanz und Unterwerfung.
Auch hierbei spielen langfristig erworbene Verhaltensstrukturen eine
Rolle. Diese können geschlechtsübergreifend sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Trotz aller Flexibilität im zwischenmenschlichen Umgang
eines Paares schlagen diese Strukturen immer wieder durch und sollten
von daher auch gut zueinander passen. Auch die Frage des sexuellen
Temperaments ist ganz entscheidend. Wer es lieber zärtlich und kuschelig mag (Blümchensex oder Kuschelsex) wird mit einem sehr wilden,
temperamentvollen, sexuell eher unruhigen Partner nicht so gut zusammenpassen.
Die dritte wichtige Kategorie für die sexuelle Passgenauigkeit eines Paares betrifft das Timing der Sexualität. Der prinzipielle Unterschied lässt
sich ganz gut zusammenfassen mit den Aussagen „Der Weg ist das Ziel“
oder eben „Das Ziel ist das Ziel“. Der eine will eben den Zustand sexueller Erregung möglichst lange genießen und versucht den Orgasmus
oder das Ende möglichst lange hinauszuzögern. Der andere findet die
sexuelle Befriedigung vor allem im direkten Ansteuern des Höhepunktes. Für ihn ist das sensationelle, das stürmische Erobern des Gipfels das
Ziel.
Auch diese Unterschiede sind bei aller Flexibilität und Veränderung im
Beziehungsverlauf doch prinzipiell relativ stark in der Persönlichkeitsstruktur eines jeden verankert. Unbestritten gibt es auch eine Ambivalenz zwischen den beiden Polen sexueller Vorlieben. Man ist gern mal
– 124 –
passiv und mal aktiv, man will an einem Tag mehr Intimität als am anderen, weil man einfach „geiler“ ist. Man will mal den ruhigen, langen
Sex und mal den Quickie. Leider brechen jedoch grundsätzliche Unterschiede irgendwann wieder durch und führen dann zu Frustrationen
und sexueller Abwendung vom Partner.
Wir wollen uns im Weiteren einmal einige Aspekte ansehen, die durch
die Entwicklung spezifischer Persönlichkeitsmerkmale als Partialbedürfnisse oder Partialtriebe zu verstehen sind. Eine eindeutige Trennung in unterschiedliche Kategorien ist sicher schwierig. Es gibt eine
Menge Überschneidungen und eine nach unendlich strebende Vielfalt
an Unterschieden. Diese können nur annähernd definiert werden, um
eine größtmögliche Passgenauigkeit zu erreichen.
Ziel ist, die Stimmigkeit zweier Menschen zu finden, die als Voraussetzung für ein Gefühl der sexuellen Befriedigung der Klebstoff für eine
langanhaltende Zweisamkeit sein könnte. Die nachfolgenden Kategorien sind die Grundlage für den folgenden Fragenkatalog. Sie sollen uns
helfen, die verschiedenen Facetten der Sexualität quasi wie mit einem
Skalpell zu sezieren. Damit hat der Leser die Möglichkeit, aus den vielen
Einzelteilen seine eigene sexuelle Struktur und die seines Partners zu
erkennen. Die möglichst größte Passgenauigkeit dieser Gesamtstruktur
mit dem vorhandenen oder dem potenziellen Partner entscheidet darüber, ob der Sex bei ihnen zum Kleb- oder Sprengstoff taugt.
Da war doch noch etwas – Liebe !
Jetzt haben wir uns die ganze Zeit mit Fragen der sexuellen Passgenauigkeit beschäftigt. Haben wir dabei nicht das wesentliche Bindungsglied
der Paarbeziehung vergessen? Sicher, es gibt sehr viele Dinge, die bei der
Partnerwahl bedeutsam sind. Äußerlichkeiten wie Körpergröße oder
Konstitution, Haar- und Augenfarbe oder innere Werte spielen eine
große Rolle. Gemeinsame Hobbys, Interessen, gesellschaftliche und politische Positionen oder ein ähnlicher Lebensentwurf (Kinder, Hausbau
oder Reisen) sind wichtig. Der berufliche und wirtschaftliche Status, religiöse und kulturelle Unterschiede und Ähnlichkeiten beeinflussen die
Partnerwahl.
– 125 –
Aber es sind vor allen Dingen weniger konkret erfassbare Merkmale am
potenziellen Partner, die zunächst unser Interesse, dann unsere Sympathie und schließlich unsere Liebe wecken. Wie es zur Verliebtheit und
dann zur Liebe kommt, lässt sich oft rational nicht vollständig erfassen.
Es sind die Gefühle, die sich verselbständigen und die wir plötzlich nur
noch schlecht kontrollieren können. Ein Zusammenspiel von Botenstoffen und Hormonen in den emotionalen Gehirnanteilen ist stärker als
kognitive Entscheidung. Leider ist die sexuelle Passgenauigkeit damit
noch nicht erfasst. Die Liebe ist leider auch nicht unbedingt ein guter
Berater für die Auswahl des passenden Sexualpartners.
Schon in die ersten Liebesgefühle fließen erotische und sexuelle Wünsche und Fantasien mit ein. Aber oftmals sieht die Realität ganz anders
aus. Abgesehen von einigen optischen Kriterien und allgemeinen Verhaltensweisen, wissen wir am Anfang der Beziehung noch wenig über
die Passgenauigkeit. Sicher, die sinnliche Liebe führt uns zum sinnlichen
Körperkontakt und zur sexuellen Liebe. Oftmals wird durch die ersten
sexuellen Kontakte die Liebe noch verstärkt, und wenn man nach der
biologischen Funktion der Liebe fragt, werden die biologisch sinnvollen
Wechselbeziehungen zwischen Sex und Liebe auch sehr deutlich.
Die Liebe führt uns zum potenziellen Sexualpartner, sie führt uns zum
Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Verschmelzung und findet im
sexuellen Akt auch eine wesentliche Form ihrer Befriedigung. Die Liebe
spielt ihre biologische Rolle in der Verfestigung der spezifischen Beziehungsstruktur und bildet damit einen günstigen Rahmen für menschliche Fortpflanzung und den Schutz und die Aufzucht der Nachkommen
und die wirtschaftliche Absicherung des Partners.
Die intensiven Gefühle, die besonders in der Anfangsphase der Liebe
und besonders der stürmischen Verliebtheit stehen, geben natürlich
auch die Möglichkeit, sich auf die bestimmten Verhaltensweisen und
Wünsche des Partners einzustellen. In einer beginnenden Beziehung
ist daher die Chance und Bereitschaft zu Veränderungen in den eigenen sexuellen Wünschen und Verhaltensweisen noch relativ groß. In
der frühen Liebe liegt die große Chance, die Passgenauigkeit noch zu
gestalten und zu formen. So kann die Liebe auch helfen, die sexuelle
– 126 –
Harmonie des Paares zu verbessern.
Es besteht gerade am Anfang der Paarbeziehung die Gelegenheit, die sexuelle Struktur der beiden Partner aufeinander abzustimmen, Schnittmengen zu erleben und zu kultivieren und Passgenauigkeiten zu verfeinern. Im Idealfall, wenn die individuellen sexuellen Strukturen gut
zusammenpassen, befruchten sich Liebe und Sexualität gegenseitig,
und es entsteht die von allen gewünschte langjährige, glückliche Liebesbeziehung.
In der Realität sieht es aber leider meistes anders aus. Die heftigen
Liebesgefühle sind meistens schlechte Berater für die Frage, ob unser
Partner passgenaue sexuelle Strukturen aufweist. Im Gegenteil, die starken Gefühle verstellen uns den kritischen Blick, und es muss passend
gemacht werden, was vielleicht nicht zusammenpasst. Wenn dann im
Laufe der Zeit die heftigen Gefühle nachlassen, eventuell auch, weil sich
die sexuelle Befriedigung nicht einstellen will, ist das Kind schon in den
Brunnen gefallen – will heißen, das erste Kind ist schon da.
Das ist ein schlechter Zeitpunkt, um noch sexuelle Passgenauigkeiten
abklären zu können. Ganz im Gegenteil – die neuen Aufgaben in der
Beziehung helfen, den Fokus von der Sexualität auf andere, „wichtigere“
Dinge zu lenken. Das können berufliche, wirtschaftliche oder andere
Fragestellungen sein, die oft dazu führen, dass das Paar gefühlsmäßig
und sexuell auseinanderdriftet. Eventuell kommt jetzt die Erkenntnis: Wir passen ja gar nicht so gut zusammen. Eine Trennung ist jetzt
schwierig, Kompromisse werden gesucht, und statt der Liebesgemeinschaft entsteht eine Zweckgemeinschaft.
Natürlich kann sich Liebe durch eine passgenaue Sexualität auch verfestigen. Dann stellt sich die Frage, ob die starke Liebe die Folge der befriedigenden Sexualität oder die stimmige Sexualität die Folge der starken
Liebe ist. Wechselwirkungen gibt es auf alle Fälle.
– 127 –
Fragenkatalog – Sexuelle Passgenauigkeit
Die 28 Kategorien des Fragenkatalogs
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
Zärtlichkeit
Erotik
Petting/Vorspiel
Lust und Leidenschaft/Libido
Intimität, Lust versus Ekel
Voyeurismus und Exhibitionismus
Sexuelle Berührung
Küsse
Temperament
Dauer des Sexualaktes – Timing
Sexuelle Praktiken
Sexuelle Stellungen
Sexueller Höhepunkt
Rollenspiele und Fetisch
Sadomasochistische Aspekte
Sexuelle Hilfsmittel
Autoerotik in und außerhalb der Beziehung
Die Lust an der Lust des Partners
Verbalsex
Fantasien beim Sex und sexuelle Gedanken
Sexuelles Neugierverhalten
Sexuelle Räumlichkeiten – Ambiente
Passgenaue Äußerlichkeiten
Charaktertyp des sexuellen Partners
Monogam – polygam – Seitensprünge – Treue
Gespräche und Wünsche
Verhütung und sexuelle Lust
Bedeutung der Sexualität in der Partnerschaft
Der Fragebogen ist nach dem vorstehenden Kapitel strukturiert. Die
Fragen sind zur leichteren Auffindbarkeit nach den Kategorien durchnummeriert. Sie können zur Klärung der eigenen Wünsche alleine be– 128 –
antwortet werden. Sie können auch in bestehenden Partnerschaften von
jedem alleine oder von beiden gemeinsam beantwortet werden, um
dann als Diskussionsgrundlage zu dienen. Genauso können sie auch gut
im Rahmen von Paartherapien zur Klärung sexueller Probleme herangezogen werden.
Bitte erschrecken Sie nicht über den Umfang des Fragenkatalogs. Je umfangreicher und detaillierter die Fragen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, wirklich aussagekräftige Antworten zu bekommen.
Neueste Forschungen an der FU Berlin, an der Uni Mannheim und an
der Uni Konstanz zweifeln die Validität gängiger Persönlichkeitstests an.
Diese Tests fassen in der Regel viele Einzelfragen unter einer Fragestellung und zu komplexen Fragenkategorien zusammen und bieten damit
einen großen Interpretationsspielraum zum Inhalt der Fragestellung
und zu den Antwortmöglichkeiten, in Abhängigkeit von der aktuellen
Situation und Stimmungslage der Probanden. Auf diese Weise lässt sich
kein präzises und authentisches Profil erstellen (Jule Specht, FU Berlin, Edgar Erdfelder, Uni Mannheim, Jan Querengässer und Sebastian
Schindler, Uni Konstanz).
Ein kleines Beispiel zur Verdeutlichung:
Die Frage: „Sind sie ein romantischer Typ?“ wirft sofort die nächste Frage auf. Was ist unter einem romantischen Typ zu verstehen? Jeder darf
grundsätzlich etwas anderes unter Romantik verstehen. Der eine inszeniert romantische Stimmung durch Kerzenlicht, mit Kerzen, die duften
oder auch nicht, mit roten oder weißen Kerzen. Ein anderer benötigt
musikalische Untermalung, um romantische Stimmung zu erzeugen,
das kann Mozarts kleine Nachtmusik, ein Beatles-Song oder ein Schlager von Helene Fischer sein. Wieder andere bekommen fast automatisch romantische Gefühle beim Anblick eines Sonnenuntergangs, beim
ersten Date, im Urlaub, im Kino oder bei einem Glas Rotwein. Verliebte
mit Schmetterlingen im Bauch, Menschen, die gerade eine Prüfung bestanden oder eine Gehaltserhöhung erhalten haben, sind logischerweise
sensibler und empfänglicher für romantische Gefühle als Menschen mit
frischem Liebeskummer oder solche, die aktuell arbeitslos geworden
sind oder eine Mieterhöhung erhalten haben.
– 129 –
Demgegenüber ist der Fragenkatalog zur sexuellen Passgenauigkeit sehr
einfach, eindeutig, klar, präzise und verständlich.
Grundsätzlich gibt es bei allen Fragen eine Gewichtung, eine fünfstufige Skalierung:
1
2
3
4
5
Ist mir sehr wichtig
Mag ich
Egal, bin ich leidenschaftslos
Mag ich nicht so sehr
Geht überhaupt nicht
Für die Dringlichkeit einer Klärung führe ich drei Kennzeichen der
Passgenauigkeit ein:
Red Flag: Wenn ein Partner sagt: „Ist mir sehr wichtig“ (Skalierung 1),
und der andere Partner sagt: „Geht überhaupt nicht“ (Skalierung 5),
dann ist zwingend Diskussionsbedarf!
Yellow Flag: Kombination von Skalierung 1 mit 4, oder Kombination
von Skalierung 2 mit 5. Ein Partner sagt: „Licht mag ich überhaupt nicht
beim Sex“ (Skalierung 5), und der andere Partner sagt: „Mag ich ganz
gern“ (Skalierung 2), dann sollte, um spätere Konflikte zu vermeiden,
ein offenes Gespräch stattfinden. Auch bei der Kombination von 2 „Mag
ich“ mit 4 „Mag ich nicht so sehr“ ist eine offene Aussprache nützlich.
Green Flag: Gleiche Gewichtung oder die Gewichtung im gleichen positiven oder negativen Spektrum, also 1 bis 3 oder 3 bis 5, dürften für die
partnerschaftliche Sexualität keine größeren Probleme mit sich bringen.
Ausnahme: Anziehende Gegensätze: Bei einigen wenigen Fragen, bei
denen die Gegensätze die Passgenauigkeit erhöhen (passiv – aktiv, sado
– maso etc.), ist natürlich gerade die Unterschiedlichkeit attraktiv. Diese
Fragen sind mit dem Hinweis (Gegensatz-Frage)) gekennzeichnet.
Unter Bemerkung steht oftmals aktiv/passiv? Z. B. „Berühren der Ohren“ (aktiv: ich berühre die Ohren meines Partners gern; passiv: ich lasse
mich gerne an den Ohren berühren), oder „Sex in Stiefeln“ (aktiv: ich
trage gerne Stiefel beim Sex; passiv: ich mag es wenn mein Partner Stiefel
– 130 –
beim Sex trägt). Hier wäre die entsprechende Aussage zu markieren (entweder ich mag den aktiven Part oder den passiven oder beide Seiten).
1 Zärtlichkeit
Zärtlichkeit und Sexualität sind ein schönes Paar, besonders wenn auch
noch die Liebe dazukommt. Zärtliche Berührungen tun uns gut. Sie setzen die Wohlfühlhormone frei, schaffen Glücksmomente und befriedigen den Wunsch nach Geborgenheit. Interessant sind die Fragen nach
dem Verhältnis von Zärtlichkeit und Sexualität. Geht Sex auch ohne
Zärtlichkeit? Geht Zärtlichkeit auch ohne Sex? Was ist, wenn körperliche Zärtlichkeit bei dem einen Partner immer erotische Gefühle freisetzt, bei dem anderen jedoch diese sexuellen Bedürfnisse die wahre
Zärtlichkeit entwerten? In der Zärtlichkeit suchen wir Nähe. Suchen wir
im sexuellen Akt die Steigerung von Nähe? Verschmelzen, Einswerden,
die Auflösung des Individuellen im Gemeinsamen, die Auflösung des
schwachen, einsamen „Ich“ im starken, gemeinsamen „Wir“?
1.1 Sexualität ist nur mit Zärtlichkeit möglich. Diese Aussage …
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ist mir sehr wichtig
Bemerkung
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mag ich
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ist mir egal
❒4
mag ich nicht
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geht gar nicht
1.2 Körperliche Zärtlichkeit führt meist zu erotischen Gefühlen. Diese Aussage …
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ist mir sehr wichtig
Bemerkung
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mag ich
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ist mir egal
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mag ich nicht
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geht gar nicht
1.3 Mit meinem Partner zärtlich im Bett kuscheln, ohne dass es zu sexuellen Handlungen kommt
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ist mir sehr wichtig
Bemerkung
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mag ich
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ist mir egal
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mag ich nicht
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geht gar nicht
1.4 Langes Kuscheln reduziert die sexuelle Spannung. Diese Aussage …
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ist mir sehr wichtig
Bemerkung
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mag ich
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ist mir egal
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mag ich nicht
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geht gar nicht
2 Erotik
Erotik ist die Vorstimmung, bevor es zu sexuellen Handlungen kommt.
Ist die erotische Stimmung Voraussetzung für den sexuellen Kontakt?
Was löst bei mir erotische Gefühle aus? Ist eine aktuell harmonische
Beziehung Voraussetzung für befriedigenden partnerschaftlichen Sex?
Muss ich mit ihm vorher ausgehen (gut essen, tanzen, in die Kneipe)?
Oder kann ich auch nach einem heftigen Streit mit ihm ins Bett springen
und den Adrenalinschub auf sexuelle Aktivitäten umleiten? Was ist die
erotische Minimalstimmung, die mir einen sexuellen Kontakt möglich
macht? Mag ich spontane und direkte sexuelle Berührungen, die ohne
Vorbereitung direkt zum Sex führen? Kann oder möchte ich die Erotik
steigern durch alleinige oder gemeinsame Betrachtung von Pornografie
(Bilder, Filme Internet) oder das alleinige Lesen oder gemeinsame Vorlesen von erotischen Geschichten? Wie halte ich es mit dem Entkleiden?
Sachlich nüchtern jeder für sich? Als erotischer Striptease für den Partner? Oder ein gemeinsames Hochschaukeln im erotischen, sich gegenseitigen Ausziehen? Sollte sich die Sexualität immer spontan entfalten,
oder habe ich mit meinem Partner gerne feste Termine (Jour fixe)?
Interessant ist auch die Frage der Alltagserotik und Übergriffigkeit ohne
weitere sexuelle Konsequenzen. Viele Paare halten so eine erotische
Grundstimmung aufrecht, die sich zu einem späteren Zeitpunkt sexuell
entladen kann. Mag ich erotische Anzüglichkeiten? Mag ich erotische
Berührungen? Ins Ohr geflüsterte Obszönitäten auch ohne direkte sexuelle Absichten? Mag ich heimliche Anrufe beim Partner mit lüsternen
Anspielungen? Manche Paare halten auch eine erotische Grundstimmung aufrecht, indem sie in Gegenwart des Partners nackt herumlaufen.
Also nicht als Vorspiel, sondern als kontinuierliche sexuelle Stimulation.
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Nackt putzen oder kochen, nur mit kleiner Schürze bekleidet, keine Unterwäsche unter dem kurzen Rock oder Reparaturarbeiten in gebückter
Haltung, wenn die Frau hinter dem „Hobby-Klempner“ steht.
2.1 Vor dem Sex sollte eine erotische Stimmung herrschen. Diese Aussage …
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ist mir sehr wichtig
Bemerkung
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mag ich
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ist mir egal
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mag ich nicht
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geht gar nicht
2.2 Sex geht nur in einer harmonischen Grundstimmung. Diese Aussage …
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ist mir sehr wichtig
Bemerkung
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mag ich
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ist mir egal
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mag ich nicht
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geht gar nicht
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mag ich nicht
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geht gar nicht
2.3 Sex direkt nach einem Streit
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ist mir sehr wichtig
Bemerkung
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mag ich
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ist mir egal
2.4 Vor dem Sex sollten andere gemeinsame Aktivitäten stehen (z. B. Ausgehen)
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ist mir sehr wichtig
Bemerkung
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mag ich
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geht gar nicht
2.5 Überraschende sexuelle/intime Berührungen meines Partners ohne
Vorbereitung
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ist mir sehr wichtig
Bemerkung
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mag ich
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geht gar nicht
2.6 Partnerschaftliche sexuelle Übergriffigkeit/Spontane sexuelle Überfälle
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Bemerkung
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geht gar nicht
2.7 Kurze sexuelle Stimulation und Erregung ohne Befriedigung (z. B. morgens im Bett)
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ist mir sehr wichtig
Bemerkung
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mag ich
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ist mir egal
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geht gar nicht
2.8 Intime, zärtliche Berührungen führen meistens zu erotischer Stimmung und Sex. Diese Aussage ...
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ist mir sehr wichtig
Bemerkung
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mag ich
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mag ich nicht
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geht gar nicht
2.9 Gemeinsames Ansehen von Erotika oder Pornografie
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Bemerkung
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mag ich
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mag ich nicht
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