"…das habt ihr mir getan" Matthäus 25, 31-46 Predigt zum Vorletzten Sonntag im Kirchenjahr 15. November 2009 Pastor Dietmar Adler Ich bin von Gewalttätern bedroht worden ... ... und du hast mich geschützt. Liebe Gemeinde, Ob Christus das zu jenem Mann sagen wird, der in der Münchner S-Bahn die Kinder vor den jugendlichen Gewalttätern bewahrt hat, so dass er dann selbst auf dem Bahnsteig zum Opfer wurde? Dominik Brunner ist ein Held, nicht weil er ein Held werden wollte, nicht weil er sich einem Staat oder einer Ideologie verschrieben hatte, sondern weil er Menschen geholfen hat. Nicht weil er einen Lohn dafür wollte, weder auf Erden noch im Himmel, sondern weil er Kindern beigestanden hat, Menschen, die Hilfe brauchten. Was ihr einem meiner geringsten Schwestern oder Brüder getan hat, das habt ihr mir getan... Sagt Christus.... 2) Das Gleichnis vom großen Weltgericht, eigentlich spricht es für sich selbst. Es ist Jesu letzte große Rede im Matthäusevangelium. Und sie läuft auf zwei Überraschungen hinaus: "Wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben, oder durstig und haben dir zu trinken gegeben?" fragen die Gerechten den Weltenrichter. und "Wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient?" fragen die anderen Diese Überraschung, das ist der springende Punkt: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Geschwistern, das habt ihr mir getan. Wahrlich, ich sage euch: 2 Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. Das ist wirklich eine Überraschung, Im Menschen, der Hilfe braucht, begegnet er uns, der große Weltenrichter, der, der über allem thront, wie hier in dem Bild über unserem Altarraum. Er begegnet uns in dem kranken Menschen, der zu besuchen ist, in dem Gefangenen, der Kontakt braucht, in dem, der nicht weiter einem Unrecht dienen wollte, nicht weiter im Krieg töten wollte, und der ein Versteck braucht vor den Häschern, in dem Notleidenden, der Hilfe braucht, in dem Fremden, der aufgenommen wird oder eben nicht, sogar in dem illegal in Deutschland lebenden. In all diesen begegnet uns Christus In all diesen schaut er uns an... 3) Liebe Gemeinde, ich mache mir keine Gedanken über das Ende der Welt, dafür gibt’s grad wieder neue Filme: 2012 soll sie untergehen, die Welt, so ein alter Maya-Kalender, und dazu ein Katastrophen-Film noch gewaltiger, noch bombastischer... Aber die Geschichte und die Personen kommen mir nicht nahe, eher wie ein aufgeblasenes Videogame. Und mit meinem Leben hat das wenig zu tun... Was ich aber frage: Was sagt mir dieses Gleichnis vom Weltgericht für mein Leben hier und jetzt? Was sagt mir das große Bild, das mich in dieser Kirche anschaut? Und ich spüre: Ich bin gemeint, mein Leben - mein Denken- mein Tun - hier und jetzt in dieser Welt. 4) Liebe Gemeinde, Viele hat die Trauer um Robert Enke in diesen Tagen ergriffen. Wie bei jedem Tod eines Menschen, mit dem wir in Kontakt waren - so oder so - stellen sich uns Fragen, auch Zweifel. 3 Der Sportdirektor von Hannover 96, Jörg Schmattke, hat am Mittwoch gesagt: “Wir haben eine Aufgabe gestellt bekommen von Robert, über die sollten wir nachdenken” Natürlich: zuerst ist am Dienstagabend das Entsetzen dran gewesen, Als ich eine SMS mit drei Worten bekam "Enke ist tot", wollte ich's nicht glauben. Ein so sympathischer Mensch, ausgeglichen, motivierend für andere, ein solch umsichtiger Fußballer..., unvorstellbar, unfassbar. Dann die Fragen nach dem Warum. Dann haben wir erfahren, dass Robert Enke schwer krank war: Depression, und das schon viele Jahre lang.Vielleicht sogar schon in der Jugend angelegt, Versagensängste. Das hat einiges erklärt, nicht alles geklärt. Aber irgendwann wird auch dran sein, was der Sportdirektor gesagt hat: eine Aufgabe. Was er meinte: In der Bundesliga muss anders mit depressiv erkrankten umgegangen werden. Und insbesondere auf die jungen Spieler ist zu achten. Ich denke, wir können das getrost ausweiten: aufeinander achten - das ist angesagt. Nicht erst seit diesem Ereignis, aber es ruft uns wieder in Erinnerung: In jedem Menschen, auf den wir achten, begegnet uns kein geringerer als Jesus Christus. Und er schaut uns auch an in dem, auf den wir nicht achten. Achtsam miteinander umgehen - nicht aus Berechnung, um bei den Menschen und Medien oder bei Gott gut angesehen zu sein, um nachher auf der richtigen Seite zu stehen zu kommen - aufeinander achten, einfach weil ein Mensch Hilfe brauchen könnte. Aufeinander achten, das kann so viel sein und Sie und Ihr wisst selbst so viele Situationen: Ist der Nachbar noch in der Lage einzukaufen, braucht er Hilfe? Braucht einer, der in der S-Bahn bedroht wird, unseren Schultz? Müssen wir uns zusammentun, um ihm zu beizustehen? Braucht ein Mensch in meiner Umgebung jemanden, der ihm zuhört? Vielleicht auch, um schlimme Erlebnisse erzählen und verarbeiten zu können? Wir wissen, auch lange zurück liegende Erlebnisse können lange belasten: auch Erlebnisse aus dem Krieg, - wie Kameraden getötet wurden neben einem 4 - wie man selbst geschossen hat - wie Menschen auf der Flucht Gewalt erlitten haben - oder wie wir eine schlimme Nachricht erfahren haben. Erzählen können ist heilsam. Aufeinander achten, heißt auch: zuhören können... auch Signale empfangen, auf Zeichen. 5) Und wie ist das nun mit dem Gericht am Ende der Zeiten? Ich weiß es nicht. Aber was ich weiß: diese Erzählung vom Gericht des Königs, macht mir Mut, dass ich den Hintern hochkriege vom Sofa. Im anderen begegnet mir Christus und das verändert mein Verhalten. Nicht indem uns erneut Angst eingejagt wird, Angst giltet nicht. Sondern einfach das Selbstverständliche tun. Im Gegenüber schaut Christus mich an. Ob es dann ein Gericht gibt, für die einen rechts, die anderen links, ich weiß es nicht. Meine Hoffnung richtet sich auf Gott, die Hoffnung, dass Gott ein noch größeres Herz hat. Was mich bestärkt in meiner Hoffnung: Auf dem Bild dort oben, kniet rechts und links, auf beiden Seiten Crhisti, jeweils ein Engel, der für die Menschen da ist. Amen 5 Matthäus 25, 31 – 46 Szenische Lesung ERZ: Das Evangelium für den heutigen vorletzten Sonntag im Kirchenjahr stellt uns Jesus als Weltenrichter vor Augen. Maßstab für das Gericht wird das, sein, was wir für ihm getan oder nicht getan haben. Und wir begegnen ihm in unseren Mitmenschen. Matthäus 25, zugleich der Predigttext für heute: Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken. Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: KÖNIG Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen. ERZ: Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: GERECHTE Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben, oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen, oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? ERZ: Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: 6 KÖNIG Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Geschwistern, das habt ihr mir getan. ERZ: Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: KÖNIG Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht. ERZ: Dann werden sie ihm auch antworten und sagen: UNGERECHTE Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? ERZ: Dann wird er ihnen antworten und sagen: KÖNIG Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. ERZ Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben. Amen (Der Gerechte und der Ungerechte werden von der gleichen Person gespielt, die nur die Position wchselt)