Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Klimawandel & Biodiversität Folgen für Deutschland Uwe Kaminski, Dietrich Mebs, Jens Amendt, Ulrich Kuch, Sven Klimpel 2.8 Auswirkungen Gesundheit Deutscher Wetterdienst Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Inhalt 1. Einführung Klimawandel und Biodiversität 2. Direkte Wirkungen des Klimawandels 3. Indirekte Wirkungen des Klimawandels 4. Zusammenfassung 5. Ausblick Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Klimawandel und Biodiversität In welcher Weise hat der Verlust von Biodiversität infolge des Klimawandels und anderer Gründe eine Relevanz für die menschliche Gesundheit? Zustrom gebietsfremder Wärme liebender Tier- und Pflanzenarten einheimische Arten, die infolge des Klimawandels aussterben, werden verdrängt oder ersetzt Stabile Ökosysteme spielen eine wichtige Rolle, sie stabilisieren z. B. Landschaften gegen Erosion oder Überflutungen Vorhandene Ökosysteme werden bedroht von: Luftverschmutzung, Deutscher Wetterdienst 1. Einführung fortschreitender Waldrodung, einer zunehmenden Verstädterung, Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Trockenlegung von Feuchtgebieten, Bau von Dämmen und Flussbegradigungen, einer zunehmenden Versteppung Eine besondere Gefahr geht von Erregern aus, die in Deutschland bisher nicht heimisch waren, die aber durch Vektoren und Reservoirtiere verstärkt eingeschleppt werden können [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit Vektorenbedingte Vektorenbedingte Zoonotische & &Zoonotische Krankheiten Krankheiten Menschliche Entwicklungseffekte Toxische Chemikalien & Müll 1. Einführung Wetterbedingte Wetterbedingte Morbidität Morbidität & Sterblichkeit & Sterblichkeit Lungenkrankheiten Wetteränderungen und Extreme Ökosysteme Umweltmedizin & Hygiene Landnutzung LuftQualität Krebs Kardiovaskuläre Krankheiten & Schlaganfall Neurologische Krankheiten & Syndrome Nahrungsmittel sicherheit Klimawandel Anpassen Vermindern Stadtentwicklung & Bebauung Asthma, Allergien, Allergien Luftwegskrankheiten Atemwegserkrankungen Psychische Krankheiten & stressbedingte Depressionen Deutscher Wetterdienst Ozeane und Küsten WasserVersorgung Nahrungsmittelbedingte Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Krankheiten & Ernährung Brennstoffe und Energie Hitzebedingte Morbidität & Sterblichkeit Wasserbedingte Krankheiten Gesundheits Systeme [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Direkte und indirekte Folgen des Klimawandels direkt Klimawandel indirekt Niederschlag Hochwasser extreme Wetterereignisse Stürme Störung der Funktion unserer Ökosysteme 1. Einführung Hitzeperioden Dürre Deutscher Wetterdienst Auswirkungen Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Todesfälle, Verletzte, Zerstörung der Infrastruktur Leben und Gesundheit [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Hitze Dürre 2. Direkte Wirkungen birgitH / pixelio.de johnnyb / pixelio.de Thomas Max Müller / pixelio.de Hitzewellen, Dürreperioden und Gesundheitliche Schäden drohen Waldbrände stehen in engem durch längere Hitzeperioden und Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Zusammenhang. extrem heiße Tage besonders in Gesundheitliche Schäden durch Ballungszentren. erhöhte Partikelbelastung. Deutscher Wetterdienst In Deutschland künftig deutlich mehr Sommertage und heiße Tage [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst 2. Direkte Wirkungen Hitzetote 2003 Deutscher Wetterdienst Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts extrem warme Jahreszeiten wie der Hitzesommer 2003 die Regel werden! [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Hitzebedingte Morbidität & Mortalität Zunahme der Anzahl von „Hitzetoten“ durch Anstieg der Temperaturen Besonders betroffen Personen über 65 Jahre 2. Direkte Wirkungen Hitzewarnsysteme für alle betroffenen Regionen können die Gefahren mindern Deutscher Wetterdienst Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Direkte hitzebedingte Beschwerden sowie deren Ursachen und Symptome (nach Mammarella und Paoletti, 1989; Hildebrandt et al., 1998) [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Gesundheitliche Folgen: direkt • Verletzung bzw. Tod durch Ertrinken • psychische Störungen Elbe, August 2002 2. Direkte Wirkungen Niederschlag - Hochwasser Gefahren durch extreme Niederschläge werden ab 2040 deutlich zunehmen! Deutscher Wetterdienst indirekt • infektiöse Erkrankungen Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung durch verunreinigtes Wasser • günstige Bedingungen für Vektoren Michael Andre May / pixelio.de [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Stürme Klimaszenarien projizieren weniger als 10% Intensivierung von Stürmen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. Deutscher Wetterdienst BirgitH / pixelio.de Sturm Kyrill, Januar 2007 2. Direkte Wirkungen Zunahme von Tornados Angela Parszyk / pixelio.de Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Gesundheitliche Auswirkungen sind relativ gering, da abgesehen von materiellen Schäden die Menschen einfache Schutzmassnahmen treffen können. [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Luftqualität IPCC 2007: abhängig von Emissionen und Meteorologie d 2. Direkte Wirkungen Thomas Max Müller / pixelio.de Deutscher Wetterdienst Grey59 / pixelio.de Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Dietmar Silber / pixelio.de Gerd Altmann / pixelio.de [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Anstieg des bodennahen Ozons durch Klimawandel Anzahl Stunden > 120 120µg / m3 2. Direkte Wirkungen Sommer 2003: Hinweis auf mehr Ozon durch Klimawandel Modellsimulationen für das 21. Jahrhundert: Anstieg des troposphärischen Ozons bis 2030 um ca. 10 µg/m3 und bis 2100 um bis zu 40 µg/m3 In einigen Regionen wie vor allem in Süd- und Ostasien sogar um mehr als 90 µg/m3 . Deutscher Wetterdienst Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Anzahl Stunden pro Jahr mit Ozonkonzentrationen über 120 µg/m3 an den NABEL-Messstationen. Datenquellen: NABEL, BAFU und EMPA [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Gesundheitliche Auswirkungen einer Änderung des bodennahen Ozons Stundenmittelwert < 110 µg/m3: Keine Gefahr für die Gesundheit. 2. Direkte Wirkungen Stundenmittelwert ≥ 180 µg/m3: Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit empfindlicher Menschen. Stundenmittelwert ≥ 200 µg/m3: Symptome wie Tränenreiz, Schleimhautreizungen in Rachen, Hals und Bronchien, Kopfschmerzen, verstärkter Hustenreiz, Verschlechterung der Lungenfunktion. Deutscher Wetterdienst Stundenmittelwert ≥ 360 µg/m3: Gefahr für die menschliche Gesundheit Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Quelle: EU-Richtlinie [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst 2. Direkte Wirkungen Gesundheitliche Auswirkungen einer Änderung des statosphärischen Ozons Anstieg der UV-Intensität 305 nm Deutscher Wetterdienst durch Ozon-Rückgang Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Globale Erwärmung würde insgesamt die Ozonzerstörung in der Stratosphäre verstärken. Falls sich der Ozonverlust fortsetzt, muss weltweit pro Jahr mit zusätzlichen 250 000 Fällen von Hautkrebs gerechnet werden. [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Gesundheitliche Auswirkungen einer Änderung der Partikelkonzentration 2. Direkte Wirkungen Der Einfluss des Klimawandels auf die Aerosolkonzentrationen z.B. PM10 oder PM2.5 ist wesentlich schwieriger und unsicherer als beim Ozon. Man weiß aber inzwischen, dass erhöhte PM-Konzentrationen sowohl Krankheiten als auch die Mortalitätsrate beeinflusst (Dominici et al., 2006; Pope und Dockery, 2006). Besonders Feinstaub PM 2.5 kann bis in die Alveolen der Lunge vordringen. Einer besonderen Bedeutung kommen hier Dieselpartikel zu, da an ihnen Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung überwiegend karzinogene PAHs angelagert sind. Deutscher Wetterdienst Niederschlagshäufigkeit und die Mischungsschichthöhe sind wichtige Einflussgrößen auf die Partikelkonzentration, aber die Projektionen dieser Variablen sind noch unsicher. [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Direkte und indirekte Folgen des Klimawandels direkt Klimawandel indirekt 3. Indirekte Wirkungen Niederschlag Hochwasser extreme Wetterereignisse Stürme Störung der Funktion unserer Ökosysteme Hitzeperioden Dürre Deutscher Wetterdienst Auswirkungen Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Todesfälle, Verletzte, Zerstörung der Infrastruktur Leben und Gesundheit [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Astma, Allergien, Atemwegserkrankungen Luftqualität Pollen 3. Indirekte Wirkungen Zunahme des Potentials allergener Pollen durch Neophyten Eichenprozessionsspinner Plankton- und Algenblüten Deutscher Wetterdienst Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Thomas Max Müller / pixelio.de [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Häufigeres Auftreten von allergischem Asthma 3. Indirekte Wirkungen Asthma Deutscher Wetterdienst Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Allergene Pflanzen 3. Indirekte Wirkungen IPCC 2007: geänderte saisonale Verteilung und Konzentrationsanstieg einiger allergener Pollen Früherer Start der Pollensaison (Erle in NW-Deutschland, Gräser in Süddeutschland) Länge der Pollensaison hat für einige Arten zugenommen (Erle in NW-Deutschland, Gräser in S-Deutschland) Deutscher Wetterdienst fürBedingungen Medizin-Meteorologische GünstigeZentrum klimatische und höhere CO2Forschung -Konzentrationen führen zu einer höheren Pollenproduktion (Hasel in NWDeutschland; Gräser, Birke, Hasel und Erle in S-Deutschland; Birke, Hasel und Erle in NO-Deutschland) (Kaminski & Glot, Met. Zeitschrift, 2011) [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst 3. Indirekte Wirkungen Zunahme des Potentials allergener Pollen durch Neophyten Verbreitung großer Ambrosiabestände Zusammenstellung großer Vorkommen der Beifuß-Ambrosie in Deutschland ab 100 Pflanzen. Darstellung auf Ebene der Landkreise. Die Daten stammen aus dem Zeitraum 2006 bis Anfang 2008 Deutscher Wetterdienst Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Quelle: Projektgruppe Biodiversität, B. Alberternst, S. Nawrath 5-10 Pollen der Ambrosia können allergische Reaktionen hervorrufen! [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Klimaänderungsszenarien und Pollen y = -3,3748x + 117,39 R2 = 0,38 120 110 100 • Mit steigenden Temperaturen wird der Pollenflug immer früher eintreten. Julianischer Tag 3. Indirekte Wirkungen 90 März 80 70 60 50 40 30 • Zunahme der Pollenproduktion und die Pollenfreisetzung der Pflanzen wird Februar ganz entscheidend vom Wetter in seiner komplexen Form während der Januar Pollensaison moduliert. Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung 5 6 7 8 9 10 11 Deutscher Wetterdienst 20 10 0 4 mittlere Tagesmaximumtemperatur °C Mittelungszeitraum: 1.1. bis Start Pollenflug [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Klimaänderungsszenarien und Pollen Mittlere Wolkenbedeckung während der Birkenpollensaison in NO-Deutschland 6 4 2 0 Mittlerer Wolkenbedeckungsgrad in Achteln 8 8 y = -0,1087x + 5,4354 R2 = 0,37 7 6 5 4 3 2 1 0 19 94 19 95 19 96 19 97 19 98 19 99 20 00 20 01 20 02 20 03 20 04 20 05 20 06 20 07 20 08 20 09 10 y = 0,1918x + 5,2924 R2 = 0,29 19 94 19 95 19 96 19 97 19 98 19 99 20 00 20 01 20 02 20 03 20 04 20 05 20 06 20 07 20 08 20 09 Mittlere Sonnenscheindauer in Stunden 12 Gesamtpollenmenge (Sonnenscheindauer) Gesamtpollenmenge (Wolkenbedeckung) Deutscher Wetterdienst 40000 40000 y = 1990,8x - 5033,3 R2 = 0,19 35000 Pollenmenge in Anzahl/ m 3 Pollenmenge in Anzahl/ m 3 3. Indirekte Wirkungen Mittlere Sonnenscheindauer während der Birkenpollensaison in NO-Deutschland y = -4044,3x + 26994 R2 = 0,20 35000 Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung 30000 25000 20000 15000 10000 5000 30000 25000 20000 15000 10000 5000 0 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Be deckungsgrad in Achtel Sonnenscheindauer in h [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Eichenprozessionsspinner Raupenhaare sind als Aeroallergene zu betrachten. • Der Eichenprozessionsspinner bevorzugt trockene und warme Regionen (BBA, 2005). 3. Indirekte Wirkungen • Besonders in Trockenjahren (Sommer 2003) neigt er zu Massenvermehrungen. • Das mit der Klimaänderung erwartete häufigere Vorkommen von trockenen und heißen Sommern in Deutschland würde klimatisch günstige Bedingungen für eine starke Verbreitung des Eichenprozessionsspinners schaffen. Deutscher Wetterdienst Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Die Raupenhaare des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea Lepidoptera) stellen wegen des in ihnen enthaltenen Gifts Thaumetoporin eine akute gesundheitliche Gefährdung für den Menschen dar. Sie verursachen eine lokale pseudoallergische histaminvermittelte Reaktion. [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Plankton- oder Algenblüten 3. Indirekte Wirkungen Unter bestimmten Umweltbedingungen: Hohe Wassertemperaturen, erhöhter Nährstoffeintrag, Änderungen im Salzgehalt kommt es zur explosionsartigen Vermehrung von Algen, vorwiegend von Dinoflagellaten, was zur auffälligen Verfärbung des Wasser (sog. rote Tide) führt. Deutscher Wetterdienst • Zahlreiche Dinoflagellaten bilden hochwirksame Toxine im Ökosystem, sie führen zu Fischsterben, finden aber auch Eingang in die Nahrungsketten. Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung • Planktonfiltrierer wie Muscheln nehmen die Algen auf und speichern die Toxine. Beim Verzehr von Muscheln treten beim Menschen unterschiedliche Vergiftungssymptome auf. Eine Muschelvergiftung hat einen potentiell tödlichen Verlauf. • Wenn die Toxine ins Wasser abgegeben werden, treten sie in Aerosolen, die von der Meeresbrandung ausgehen, auf und haben, wenn sie eingeatmet werden, Asthma-ähnliche Erkrankungen zur Folge (Mebs, 2010b). [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Plankton- oder Algenblüten In Süßwasserseen und –teichen bilden Blaualgen (Cyanophyceen) oft dicke, schleimige Matten, wobei auch hier verschiedene Arten Toxine bilden, die Wasservögel, aber auch Weidetiere, die das verseuchte Wasser trinken, töten 3. Indirekte Wirkungen (Carmichael, 1994). Blaualgen sind aber nicht nur auf Süßwasser beschränkt, sie kommen auch im Meer vor, so auch in der Ostsee. Deutscher Wetterdienst Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Bei der Trinkwassergewinnung aus Oberflächenwasser stellen Blaualgen-Toxine ein Problem dar, da ihre sichere Entfernung ungelöst ist. Kontaminiertes Trinkwasser kann zu Darmerkrankungen, aber auch zu Leberschäden führen. [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Quallen 3. Indirekte Wirkungen In den letzten Jahren häufen sich Berichte über massenhaftes Auftreten von Quallen in der Nordund Ostsee. GerdaB.Was könnete / pixelio.de Milde Winter und ein warmes Frühjahr und damit verbunden höhere Wassertemperaturen begünstigen das Wachstum und die Reproduktion von Quallen. Deutscher Wetterdienst Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung inzwischen aber auch in der Ostsee tritt die Feuerqualle, Cyanea In der Nordsee, capillata, auf. Kontakte mit den Tentakeln dieser Quallen führen bei Fischern, die sie in ihren Netzen finden, aber auch bei Badenden zu schmerzhaften Hautverletzungen und – rötungen, oftmals bei häufigem Kontakt auch zu allergischen Reaktionen. [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Fische, Nematoden 60% der Weltbevölkerung decken 40% ihrer Eiweißversorgung über Fischereiprodukte 3. Indirekte Wirkungen (Hubold, 2000). Rainer Sturm / pixelio.de Die Einflüsse klimatischer Änderungen auf die Struktur mariner Nahrungsnetze und das Auftreten von Parasiten und Pathogenen in den jeweiligen Wirten ist nur in Ansätzen bekannt. Deutscher Wetterdienst Die Aufnahme lebender Parasitenstadien vorwiegend durch den Verzehr von rohem oder Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung halbgegartem Fisch führt zum Befall des menschlichen Verdauungstraktes. In Deutschland sind etwa 500 Erkrankungsfälle durch Anisakis simplex bekannt. Verursacht durch den Verzehr von Sushi oder rohem Matjes. [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Vektorbedingte und zoonotische Krankheiten Überträger von Krankheitserregern durch: 3. Indirekte Wirkungen Zecken Fliegen WHO) 1959: Zoonosen sind Krankheiten und Infektionen, die auf natürliche Weise zwischen Mensch und anderen Wirbeltieren übertragen werden können. Mebs Deutscher Wetterdienst Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Margot Kessler / pixelio.de Mücken IPCC 2007: Es ist zu erwarten, dass der Klimawandel die Vektoren und deren Pathogene beeinflusst. Ebenso werden sich die Ausbreitungsgebiete von Zwischenwirten verschieben. [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Komplexe Ökologie der Vektoren, der Erreger, Wirte oder Zwischenwirte: Einflussfaktoren: • Klimatische Bedingungen • Lebensbedingungen der Zwischenwirte • Lebensbedingungen der Krankheitserreger 3. Indirekte Wirkungen • Gesundheitszustand der Bevölkerung • Landwirtschaftliche Veränderungen • Insektenkontrolle • Gesundheitssystem Deutscher Wetterdienst Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Es wird erwartet, dass eine Erhöhung der Temperatur und Feuchtigkeit die Lebensbedingungen der meisten Krankheitsüberträger verbessert. Lebensbedingungen der Zwischenwirte am Beispiel Zecken (Quelle: www.zecken.de) [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst 3. Indirekte Wirkungen Zusammenhang Zecken - Klimawandel Deutscher Wetterdienst Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Anzahl der jährlichen durch Zecken übertragenen Enzephalitis-Fälle im Raum Stockholm im Vergleich zur mittleren jährlichen Zahl der Frosttage pro Jahrzehnt. http://www.hamburger-Bildungsserver.de/klima/klimafolgen/gesundheit/gesundheit-6.html - pgfId-999330 [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Zunahme FSME und Borreliose durch Zecken 3. Indirekte Wirkungen Die milden Winter der letzten Jahre haben die Überlebenschancen von Zecken und ihren Wirtstieren stark begünstigt. Übertragungsintensität in den jeweils folgenden Jahren konnte auf einem sehr viel höheren Niveau ansetzen, da nicht erst entsprechend neue Populationen aufgebaut werden mussten Deutscher Wetterdienst Schwerwiegendste Erkrankung ist die Borreliose mit einer Dunkelziffer von 30-50.000 Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Neuerkrankungen pro Jahr. Die Zahl der FSME-Fälle ist in Deutschland von 185 pro Jahr in den 1990er Jahren auf ca. 500 in 2005/06 deutlich angestiegen. Zukünftig auch Vorkommen und Ausbreitung neuer oder mutmaßlich seltener Zeckenarten und der von ihnen beherbergten Krankheitserreger (Q-Fieber). [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Übertragung von Krankheitserregern durch Fliegen 3. Indirekte Wirkungen Über kontaminierte Mundwerkzeuge von Fliegen nach einer erfolgten Blutmahlzeit werden Erreger beim erneuten Stich auf einen anderen Wirt übertragen. Günstige Bedingungen bei einer Erhöhung der Temperaturen führen zu einem schnelleren Generationswechsel und somit zu einem vermehrten Auftreten von unterschiedlichen Fliegenarten Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Über den Kontakt mit infektiösem Material (z.B. tierische und menschliche Fäkalien) oder über die aufgenommene Nahrung können sich Fliegen äußerlich mit parasitären Stadien beladen und auf diesem Weg Futter- und Nahrungsmittel kontaminieren. [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Übertragung von Krankheitserregern durch Mücken Einheimische Gnitzen als biologische Überträger des Blauzungenvirus. Sandmücke als Überträger von einzelligen Parasiten der Gattung Leishmania. 3. Indirekte Wirkungen Risiko: Import von Hunden aus dem Mittelmeergebiet oder deren Mitnahme in den Urlaub. Die Tigermücke zählt zu den weltweit gefährlichsten invasiven Arten und ist insbesondere als Überträgerin von Zentrum Chikungunyafür Medizin-Meteorologische Forschung und Dengue-Viren gefürchtet. Deutscher Wetterdienst Stechmücken (Moskito) der Gattung Anopheles übertragen Malaria. Quelle: Wikipedia [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Gesteigertes Malariarisiko durch Klimawandel: 40 % der Weltbevölkerung lebt in Malaria-gefährdeten Gebieten Prognostizierte Veränderung der Malaria-Übertragung 2020 gegenüber dem durchschnittlichen Risiko 1961-90 400-500 Mill. werden jährlich neu infiziert Nach Epstein, P.R. (2000): Is Global Warming Harmful to Health?, Scientific American, August 2000. 3. Indirekte Wirkungen Ca. 1 Mill. meist Kinder unter 5 Jahren sterben jedes Jahr Deutscher Wetterdienst heute Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung • Da die Malaria in tropischen und einigen subtropischen Gebieten an Bedeutung zunimmt, sind vermehrte Einschleppungen möglich. • Vektoren sind in Deutschland bereits vorhanden und im Rahmen des Klimawandels könnten weitere hinzukommen. [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst 3. Indirekte Wirkungen Anstieg der Malariagefährdung Deutscher Wetterdienst Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Die weltweit zusätzliche Zahl von durch Vivax- und Falciparium-Malaria gefährdete Menschen in den Jahren 2020, 2050 und 2080 nach Modellberechnungen Quelle: Climate change and future populations at risk of malaria, Global Environmental Change 9, 1999 [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Nahrungsmittel 3. Indirekte Wirkungen Temperaturerhöhungen aufgrund des Klimawandels können das Risikopotenzial für nahrungsmittelbedingte Erkrankungen erhöhen (z.B. Salmonellen). Ein Anstieg der Temperaturen begünstigt die Vermehrung von Mikroorganismen. Besonders gefährdet sind geschwächte, ältere und pflegebedürftige Menschen und Kleinkinder. Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Rolf Handke / pixelio.de Deutscher Wetterdienst Nach Schätzungen der WHO (WHO, 2007) leiden in den Industriestaaten jährlich bis zu 30% der Bevölkerung an Krankheiten, welche durch verdorbene Nahrungsmittel übertragen werden. [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Wasserqualität Beeinträchtigungen der Wasserqualität werden im Wesentlichen verursacht durch Starkniederschläge, Überflutungen und hohe Temperaturen 3. Indirekte Wirkungen (Hunter, 2003). schemmi / pixelio.de Deutscher Wetterdienst Krankheiten können durch Trinkwasser und per Kontakt beim Baden Medizin-Meteorologische Forschung übertragenZentrum werden für (Beispiel Blaualgen). Dieter Schütz / pixelio.de [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Klimawandel und Gesundheit Vektorenbedingte Vektorenbedingte Zoonotische & &Zoonotische Krankheiten Krankheiten Menschliche Entwicklungseffekte Toxische Chemikalien & Müll Vermindern Wetterbedingte Wetterbedingte Morbidität Morbidität & Sterblichkeit & Sterblichkeit Lungenkrankheiten Wetteränderungen und Extreme Ökosysteme Umweltmedizin & Hygiene Landnutzung LuftQualität Krebs Kardiovaskuläre Krankheiten & Schlaganfall Neurologische Krankheiten & Syndrome Nahrungsmittel sicherheit Klimawandel Anpassen 4. Zusammenfassung Stadtentwicklung & Bebauung Asthma, Allergien, Allergien Luftwegskrankheiten Atemwegserkrankungen Psychische Krankheiten & stressbedingte Depressionen Deutscher Wetterdienst Ozeane und Küsten WasserVersorgung Nahrungsmittelbedingte Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Krankheiten & Ernährung Brennstoffe und Energie Hitzebedingte Morbidität & Sterblichkeit Wasserbedingte Krankheiten Gesundheits Systeme [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Zusammenfassend Auswirkungen von Klimaänderungen auf die Gesundheit sind relativ wahrscheinlich und vorwiegend negativ Erste Auswirkungen sind bereits erkennbar 4. Zusammenfassung Auch Deutschland ist betroffen 1. Hitzewellen 2. Extremereignisse 3. Allergien 4. Krankheiten, die durch Zwischenwirte übertragen werden Deutscher Wetterdienst Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Mit geeigneten Anpassungsmaßnahmen können die negativen Folgen für die Gesundheit minimal gehalten werden [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Auswirkungen Klimawandel Negative Auswirkung Positive Auswirkung Sehr wahrscheinlich: Malaria: Verbreitungsgebiete, Änderung der Übertragungssaison Weniger kältebedingte Todesfälle 4. Zusammenfassung Mehr hitzebedingte Todesfälle Wahrscheinlich: Mehr Menschen von Extremereignissen betroffen Deutscher Wetterdienst Mehr Erkrankungen durch schlechtere Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Luftqualität Änderung der Ausbreitungsgebiete von Zwischenwirten Mittlere Wahrscheinlichkeit Mehr Durchfallerkrankungen Quelle: Menne, 2007 [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Ausblick Da sich Klimaveränderungen in der Vergangenheit über Jahrtausende hingezogen haben, wird es für zahlreiche Ökosysteme und deren Lebensgemeinschaften nicht möglich sein, sich an die rasch ändernden Klimabedingungen anzupassen. 5. Zusammenfassung Wir müssen heute schon planen und Schritt für Schritt umsetzen, wie wir Mitte des Jahrhunderts mit Extremwetter erfolgreich umgehen wollen. In den Innenstädten bräuchten wir z.B. mehr kühlende und Schatten spendende Grünflächen. Aufgrund des erwarteten Temperaturanstiegs und verbesserter Brutbedingungen für die Vektoren muss auch in Deutschland in Zukunft mit lokal übertragenen Erkrankungsfällen durch einige dieser Erreger gerechnet werden. Wissensstand zu direkten Auswirkungen des Klimawandels relativ weit, großer Forschungsbedarf besteht bei den indirekten Auswirkungen. Deutscher Wetterdienst Zentrum Medizin-Meteorologische Forschung Deutschland ist aberfür bisher gut vorbereitet. Die Katastrophenvorsorge, das Warnmanagement der Behörden und der Schutz der Bevölkerung im Katastrophenfall dürften jedem weltweiten Vergleich standhalten. Was wir brauchen: Überwachungs- und Frühwarnsysteme, um auf mögliche Gefahren rechtzeitig reagieren zu können. [email protected] Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst Deutscher Wetterdienst Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Quelle: WMO Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit [email protected]