Objekttyp: Singlepage Zeitschrift: Schweizer Ingenieur und Architekt Band (Jahr): 97 (1979) Heft 11 PDF erstellt am: 23.10.2017 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. 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Wie Taylor auf dem internationalen Sympo¬ sium über relativistische Astrophysik im De¬ zember 1978 in München berichtete, könnten die Ergebnisse vierjähriger Untersuchungen an einem bestimmten Doppelstern mit Hilfe des Radioteleskops von Arecibo (Puerto Rico) so interpretiert werden, dass die beobä||eji|ete Bahnveränderung auf die Aussen¬ dung von Gravitationswellen zurückzufüh¬ ren ist Das Instrument mit seiner 300 m grossen Parabolantenne ist das leistungs¬ stärkste bzw. empfindlichste Gerät, über das die Astrophysik gegenv«tig verfügt Das Objekt ist kein gewöhnlicher Doppel¬ stern. Vielmehr handelt es sich um einen Pul¬ sar samt einem massiven, für optische und radioastronomische Beobachtungen jedoch «stummen» Partner. Zum ersten Mal seit der Entdeckung der Pulsare im Jahr 1967 fanden Prof. Taylor (Universität Massachusetts), Peter M. McCulloch (Universität Tasmanien, Australien) und Lee A. Fowler (Univeftnflt-* Massachusetts) im Jahr 1974 einen Pulsar als Begleiter eines anderen StentsWBüi die Astro¬ nomie war dies von ganz besonderer Bedeu¬ tung, weil dem Objekt, dessen beide Kompo¬ nenten aus Massen ungeheurer Dichte beste¬ hen müssen, zum ersten Mal eine Chance ge¬ geben war, die von Einstein vorausgesagten Auswirkungen einer Abstrahlung von Gravi¬ tationsenergie zu beobachten. Die Astrophysik kennt inzwischen 320 Pul¬ sare. Es sind Radioquellen im Universum, die ihre Signale in ganz exakten Zeittakten, meist stark gebündelt, und in einem jeweils für den einzelnen Pulsar typischen Signalmuster aussenden. Man hält sie für die Über¬ reste explodierter und kollabierender Sterne, die sehr schnell rotieren. Die Restmasse hat sich so stark verdichtet, dass ein Teelöffel voll davon eine Milliarde Tonnen wiegen würde. Ein solcher Stern ist sehr klein, hat nur etwa 10 km Durchmesser. Aber die Dichte seiner Materie erreicht unvorstellbar hohe Werte. Elektronen und Protonen sind zu Neutronen zusammengepresst. Von che¬ mischen Elementen oder Reaktionen kann also keine Rede mehr sein. Allein in dem galaktischen System, zu dem unser Sonnensy¬ stem gehört, dürfte es Millionen von Pulsa¬ dern geben. Die meisten von Urnen sind je¬ doch selbst für die empfindlichsten der auf der Erde vorhandenen Radioteleskope «un¬ sichtbar». Der von Taylor und Mitarbeitern nunmehr vier Jahre lang beobachtete Pulsar (er erhielt nach der Entdeckung die Bezeichnung PSR 1913+16) sendet alle sechshundert st el Se¬ kunde einen Radioblitz in Richtung Erde. Dass er einen Partner haben und das Ganze ein Doppelsystem sein muss, ergab sich dar¬ aus, dass in einer Periode von 7,75 Stunden die «Normal»-Frequenzen scheinbar ver¬ kürzt und dann wieder verlängert aufgenom¬ men werden. Auch ist die vom Pulsar ausge¬ sandte elektromagnetische Strahlung offen¬ bar einem starken Gravitationseffekt durch den Partner unterworfen, den der Pulsar auf 190 ffli r^H SOS ISVET 3£ ï 20 a-ät. O. H. Ammann 1879-1965 Zum 100. Geburtstag des Brückenbauers Othmar H. Ammann haben die PTT einen Sonderbrief mit Son¬ dermarke herausgegeben. Ammann, dessen Bauwerke in den Vereinigten Staaten stehen, wird dieses Jahr hierzulande allenthalben gedacht. So eröffnet das Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen am 25. März eine Ausstellung «Othmar H. Ammann - die Entwicklung des Grossbrückenbauers». einer stark exzentrischen Bahn in knapp 8 Stunden einmal umkreist, wobei er durch¬ schnittlich 300 km je Sekunde zurücklegt Der Pulsar-Doppelstern gehört zu unserem Milchstrassensystem und befindet sich in 15 000 Lichtjahren Entfernung von der Erde in der galaktischen Ebene. In vier Jahren verringerte sich die Umlaufzeit des Pulsars um vier zehntausendstel Se¬ kunden. Eine Verkürzung um eine zehntau¬ sendstel Sekunde im Jahr wird in der allge¬ meinen Relativitätstheorie vorausgesagt, wenn sehr schnell und asymmetrisch sich be¬ wegende kompakte Massen durch die Abstrahlung von Gravitationswellen Energie verlieren. Taylor ist "jetzt auf Grund der Messdaten überzeugt, dass es die von Albert Einstein im Jahr 1916 postulierten Gravita¬ tionswellen tatsächlich gibt Die beiden Objekte nähern sich infolge der Abstrahlung von Gravitationsenergie immer mehr. Und wenn die Umlaufbahn kleiner wird, verkürzt sich auch die Zeit, die der Pul¬ sar für einen Umlauf um den anderen Stern benötigt. Bei diesem könnte es sich nach einer Verlautbarung der Nationalen Wissenschaftsstiftung (NSF) der USA um einen zweiten, jedoch «stummen» Pulsar, viel¬ leicht aber auch um ein sogensij&ntes Schwar¬ zes Loch handeln. Die Existenz dieser Objek¬ te war bisher noch nicht nachzuweisen. Ge¬ mäss theoretischen Überlegungen und Be¬ rechnungen sind sie jedoch dann zu erwar¬ ten, wenn Sterne unter der Wirkung ihres eigenen Gravitationsfeldes so stark - und noch viel mehr als ein Pulsar - verdichtet worden sind, dass die Gravitationskraft an der Oberfläche sogar das Licht zurückhält, das der Stern aussenden würde. Die Quanten elektromagnetischer Strahlung vermögen aus dem Schwerefeld nicht mehr herauszu¬ kommen. Der Stern ist unsichtbar, ein «Schwarzes Loch». Allerdings könnte die Beobachtung spezieller Wirkungen von Gra¬ vitationskräften sei ne Existen z verraten. Nach Meinung Taylors solIten die während der vierjährigen Beobachtung gewonnenen Erkenntnisse dazu beitragen, die in einer Anzahl von Laboratorien in den USA und anderen Ländern laufenden Experimente, Schwerewellen aus dem Kosmos zu registrie¬ ren, mit grösstem Nachdruck weiterzufüh¬ ren. Apparate auf der Erde bauen zu wollen, die solche Wellen für die Durchführung von Versuchen erzeugten, um sie nachweisen und messen zu können, wäre sinnlos. So ist die Forschung auf ausserirdische Quellen ange¬ wiesen. Es kommt nun darauf an, Detekto¬ ren zu entwickeln, die empfindlich genug sind, um zumindest auf gerichtet abgestrahl¬ te Gravitationswellen aus dem Kosmos rea¬ gieren zu können. Da diese - im Gegensatz z. B. zu elektromagnetischen Wellen - die Erde nahezu ungestört durchlaufen, ange¬ sichts der Entfernung zu ihrer Quelle aber äusserst schwach sind, ist es schwer, die auf unserem von Natur aus unruhigen Planeten überhaupt mit Messinstrumenten zu erfas¬ sen. Der amerikanische Physiker Joseph Weber (Universität Maryland) bemüht sich darum seit Ende der fünfziger Jahre. Die Messaus¬ rüstungen und Messverfahren wurden bei ihm und inzwischen in anderen Instituten das Max-Planck-Institut fiir Astrophysik in Garching ist z. B. mit einem Laser-Interferometer an den Versuchen beteiligt - ständig weiter verbessert (Für ein erstes ausserirdisches Experiment hatte im Dezember 1972 die letzte APOLLO-Mannschaft sogar ein auf dem Gravitationswellen-Messgerät Mond installiert) Vor einem Jahrzehnt ging Weber zum ersten Mal an die Öffentlichkeit und konnte An¬ fang der siebziger Jahre auf wissenschaftli¬ che Konferenzen von verblüffenden Ergeb¬ nissen berichten - u.a. von zwei täglichen Messspitzen, die dann auftraten, wenn die in mehr als 1000 km Abstand voneinander in Ost-West-Richtung aufgestellten Detektoren zum Zentrum der Milchstrasse hin oder in die Gegenrichtung «horchten». Mit grösster