Predigt zu Markus 10, 13-16, Bergfest Kinderhospiz 13.10.2013

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Predigt zu Markus 10, 13-16, Bergfest Kinderhospiz
13.10.2013
umgibt und seine Hand über ihnen hält, immer, auch dann,
wenn Schaden und Schatten drohen.
(Text war Lesung)
Wenn man selber mit Vorfreude und Neugier, mit Liebe und
Zärtlichkeit dem Augenblick entgegen gelebt hat, dass ein Kind
geboren wird oder in die Familie als das eigene Kind
aufgenommen wird, dann ahnt man, was diese Eltern bewegt
haben mag.
Wir wissen, dass wir unsere Kinder nicht immer und nicht vor
allem Schaden und Leid beschützen und bewahren können. Wir
ahnen, wie wenig selbstverständlich es ist, dass sie gesund groß
werden. Wir erleben, dass wir selber Fehler begehen mögen,
die es ihnen schwer machen in ihrem Leben.
Wir wissen und ahnen, dass wir es nicht in unserer Hand haben,
wie ihr Leben verläuft, dass wir sie auch loslassen müssen und
nicht alles abwenden können, was ihr Leben gefährden mag.
Viele Eltern erfahren, wie zerbrechlich die Seelen und das
Leben der Kinder sein können.
Liebe Gottesdienstgemeinde,
zumeist hören wir die Erzählung von den Kindern, die zu Jesus
gebracht werden, das sogenannte „Kinderevangelium“, bei der
Taufe kleiner Kinder. In einem Moment, wo das Leben erst
beginnt und noch alles vor den Kindern zu liegen scheint und
die Wünsche und Hoffnungen der Eltern und Familien für ein
glückliches, langes Leben sie begleiten und vor Gott kommen.
In dem Haus, das hier gebaut wird, werden auf Zeit Kinder
leben, deren Leben dem Ende zugeht, für unsere Hoffnungen
und Sehnsüchte viel zu früh. Kinder, die schwerstkrank sind.
Ihre Eltern und ihre Geschwister wollten genauso wie alle
anderen, dass sie behütet und froh aufwachsen sollen.
Eltern bringen ihre Kinder zu Jesus.
Er soll sie anrühren.
Was mag in dieser Bitte, in diesem Verlangen mitklingen.
Jesus soll die Kinder anrühren.
Eine ganz besondere Berührung.
Die Hoffnung und die Sehnsucht klingen mit, dass durch seine
Hände Gott selber ihre Kinder berühren möge.
Die Berührung durch Jesus soll den Segen Gottes um sie, auf
sie legen, sie einhüllen in seine Liebe.
Seine Kinder sollen sie sein.
„Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über
mir“ – das haben wir eben als Psalmwort gehört. Ja, das soll
Jesus mit seiner Berührung besiegeln, dass Gott diese Kinder
Eltern bringen ihre Kinder zu Jesus.
Sie wissen oder ahnen, dass ihr Leben ein unverfügbares
Geschenk ist, das letztlich nicht in unserer Hand und Macht
liegt. Das ist eine tiefe Wahrheit, die eine bittere Seite
bekommen kann. Als meine Schwester ihre kleinen Zwillinge
verlor, sagte sie voller Trauer: Sie waren ein Geschenk, und das
ist uns so früh wieder genommen worden.
Manche Eltern, die mit ihren Kindern in dieses Haus kommen
werden, werden so fühlen.
Sie brachten ihre Kinder zu Jesus, dass er sie anrühre.
Diese Worte bekommen an diesem Ort für mich einen viel
tieferen Klang, als dass es um den netten, freundlichen Jesus
geht, der die Kinder mochte und segnete.
Mit dem christlichen Kinderhospiz entsteht hier für mich ein
Raum, eine Art Asyl, in dem wir schwer kranke,
sterbenskranke und vielleicht sterbende Kinder in die –
unsichtbaren – Arme Jesu legen, dass er sie anrühre, sie und
ihre Eltern, ihre Geschwister.
Die Menschen, die sich für dieses Hospiz einsetzen und die, die
hier ihren Dienst tun werden, hauptamtlich und ehrenamtlich,
sie dürfen das in dem Bewusstsein und in dem beharrlichen
Vertrauen tun, dass Jesus Christus sagt:
Lasst sie zu mir kommen!
Mit diesem Haus, das im Werden ist, wollen wir Ernst damit
machen, dass die Arme Jesu Christi weit geöffnet sind für die
Kinder und ihre Familien. Sie sollen wissen, dass sie hier ihre
kranken Kinder nicht nur in ein gutes Haus und in gute Pflege
bringen können, sondern, wenn sie es wollen und dafür offen
sind, sie auch zu ihm bringen können. Mit allen Fragen, aller
Sehnsucht, allen Tränen - und vielleicht auch der Anklage und
dem Aufbegehren.
Aber vielleicht auch mit der Dankbarkeit, welche Tiefe der
Verbindung sie mit ihren Kindern und untereinander auf der
schweren Strecke erfahren.
Für mich wird dieser Ort gerade deswegen ein Ort des Lebens
sein, auch da, wo das Sterben begleitet wird: weil wir mit Jesus
selbst rechnen dürfen und seinen offenen Armen.
Viele haben das schon berührt erzählt:
In einem Kinderhospiz wird auch gelacht, gespielt, geliebt,
gezankt, geweint, getröstet – wie im ganzen Leben. Liebe und
Zärtlichkeit, Wut und Annahme, Konflikt und Frieden, Lachen
und Weinen, Dankbarkeit und Trauer, Erschöpfung und
ungeahnte Kraft – alles das wird hier lebendig sein. Und in
allem Schweren auch reiche Erfahrungen, die einem so
vielleicht nur in der Tiefe geschenkt werden. Ich vergesse nicht,
wie eine ehemalige Klassenkameradin mir erzählte, dass ihr
kleiner Sohn in seiner Sterbenskrankheit sie mit seiner
Zuversicht und seinem Mut getröstet hat.
Für uns, die wir an Jesus glauben, rührt uns durch solche
Erfahrungen Jesus selbst an. Wir wollen vertrauen, wir hoffen
und bitten, dass sich in diesem Haus seine Arme um Kinder
und Eltern legen, seine Hände sie umgeben.
Seine segensreichen Hände sollen sie nicht loslassen.
Er hat sich damals nicht abhalten lassen von dem aggressiven
Nein der Erwachsenen. Er hat kein Hindernis zwischen sich
und den Kindern geduldet. Da war er nicht lieb, sondern
entschieden und kämpferisch.
Er wird auch nicht dulden, dass Sterben und Krankheit sie von
ihm trennen.
In diesem Haus, das im Werden ist, werden Gebete die
segnenden Hände Jesu in das Leben und Sterben der Kinder
bitten, in die Trauer und Erschöpfung von Eltern. Hier glauben
wir in den von Menschen gebauten Räumen das Asyl in seinen
Armen.
Wir mögen fragen, und so manche und mancher werden hier so
fragen: Wo ist Gott in unserem Leid?
Ist das sein Weg mit unseren Kindern? Warum?
Wir wissen darauf keine einfachen Antworten, die Gott
erklären könnten, der soviel größer ist als wir.
Aber eins wissen wir:
Jesus geht seinen Weg mit den Kindern und Eltern, die in
diesem Haus sein werden.
Er ist selber durch den Tod gegangen.
Seine segnenden Hände, die am Kreuz ausgebreitet waren,
lassen sie nicht los, im Leben nicht, auch nicht im Sterben.
Heute, beim „Bergfest“ dieses Baus, wollen wir es uns bewusst
machen:
Aus dieser tiefen Überzeugung wird hier gebaut.
Stein für Stein.
Räume, die offen sein wollen für die segnenden Arme und den
liebenden Geist Jesu Christi.
„Lasst die Kinder zu mir kommen, denn ihnen gehört das
Himmelreich“, so sagt Jesus.
Was für eine Verheißung!
Mit der Gegenwart der kranken und sterbenden Kinder hier, in
der Liebe zu ihnen und von ihnen, in aller schweren und
wunderbaren Begleitung wird Gottes himmlische Welt
aufleuchten – sein Himmelreich, und das heißt: das Leben, das
Gott schenkt und das stärker ist als der Tod.
Sein Segen möge hier in allen Räumen atmen, der Segen, der
das Werk seiner Hände niemals preisgibt – und von dem wir
mit Psalm 139 nur sagen können:
„Wie schwer sind für mich, Gott, deine Gedanken. …Am Ende
bin ich noch immer bei dir!“
Amen.
Begrüßung
„Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die
daran bauen“
sagt der Psalm 127.
Von dem Haus, das hier entstehen soll, gilt das ganz besonders.
Wir wollen Gott bitten, an diesem Haus mit zu bauen, an dem
Geist, der es prägen soll, an dem Raum, den es Kindern und
Eltern geben soll.
Wir wollen Gott bitten, dass er alles Leben und Tun in diesem
Haus mit seinem Geist beseelt und seinen Segen darauf legt.
Wir wollen ihm danken für die viele und eindrückliche
Unterstützung, die so viele Menschen schon für den Bau dieses
Kinderhospizes gegeben haben.
Darum beginnen wir mit einer ökumenischen Gottesdienstfeier,
zu der ich Sie alle sehr herzlich begrüßen darf.
Durch diesen Gottesdienst führen Sie Pfarrer ….Dobelke,
Stadtdechant der katholischen Kirche in Solingen, Pfarrerin
Sylvia Hartmann von der evangelischen Kirchengemeinde
Küllenhahn hier vor Ort und ich selber, Pfarrerin Ilka
Federschmidt, Superintendentin des evangelischen
Kirchenkreises Wuppertal.
Wir freuen uns, dass in diesem Gottesdienst auch die
Botschafter des Kinderhospizes in der Bergischen Region
mitwirken und eine betroffene Familie. Und danken für die
musikalische Begleitung durch das Blechbläserensemble der
Evang. Kgm Lennep und den Chor „Kreuz und Quer“ der
Gemeinde Küllenhahn.
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