Pfingstsonntag Röm.8, 1-2+9-11

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Pfingstsonntag
Röm.8, 1-2+9-11
08.06.2014 Alte lutherische Kirche am Kolk
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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
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So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.
Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.
Ihr seid nicht vom Fleisch, sondern vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in euch
wohnt. Wer den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm.
Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist
aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen.
Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so
wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.
Liebe Gemeinde,
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“ - immerhin fast 2000 Jahre gibt es uns, die
Christen, die Kirche. Und der Pfingsttag in Jerusalem wird gemeinhin als unser Geburtstag
angesehen. Damals hat alles angefangen: die Ausbreitung der Botschaft, die Mission, die
Gründung von Gemeinden, die Geschichte der Christenheit.
Nachdem Jesus von ihnen gegangen war, zurückgekehrt zum Vater, wie er gesagt
hatte - die Jünger hatte nicht wirklich begriffen, was da geschehen war; nur soviel: Jesus war
wieder weg - nachdem das geschehen war, hatten die Jünger sich wieder verängstigt und
ratlos in ihr Haus in Jerusalem zurückgezogen.
Was sollte werden? Was würde passieren? Wie sollte es weitergehen? So war es ihnen schon einmal ergangen: am Karfreitag, als er gestorben war. Da hatten sie auch gedacht: „Jetzt ist alles aus“, und waren geflohen und hatten sich versteckt.
Doch dann, nach drei Tage war er ihnen lebendig begegnet und sie hatten erlebt: Er
ist auferstanden. Er hat den Tod besiegt und ist am Leben.
40 Tage waren sie seither zusammen gewesen, hatten miteinander geredet und gegessen und getrunken, hatten wieder an seinen Lippen gehangen und seine Worte in sich
aufgesogen und neu Kraft getankt. „Nun geht’s erst richtig los“, hatten sie gedacht. An der
Seite des Auferstandenen würden sie ganz bestimmt einen fulminanten Siegeszug antreten.
Doch nun hatte er sie verlassen, und sie hatten nicht begriffen, was er zu ihnen gesagt
hatte: Zurückkehren zum Vater, sitzen zur Rechten Gottes, verherrlicht werden. Er habe nun
alle Gewalt im Himmel und auf Erden, und sie sollten in alle Welt gehen und zu allen Völkern
seine Botschaft bringen.
Wie sollte das gehen ohne ihn? Wie sollte es überhaupt weitergehen? Und so versteckten sie sich wieder im Haus in Jerusalem, trauten sich kaum auf die Straße, hatten alle Hoffnung verloren und waren am Ende.
Doch dann, 50 Tage nach Ostern, geschah es: Plötzlich war es über sie gekommen;
Gott hatte sie herausriss aus der Kraftlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Wie ein Sturm war es
durch das Haus gefahren und wie Feuer hatte es sie entflammt. Plötzlich war die Resignation
wie weggeblasen und sie hatten wieder Kräfte in sich gespürt wie zu der Zeit, als Jesus bei
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ihnen gewesen war.
Sie waren hinausgelaufen auf die Straße zu den Leuten und hatten angefangen zu
predigen. Sie erzählten von Jesus, seinem Leben und Sterben und seiner Auferstehung; davon, was er sie gelehrt hatte und was er ihnen bedeutete. Plötzlich waren alle Bedenken
verschwunden, die Angst war verflogen, mutig und mit nie gekannter Energie machten sich
die Jünger ans Werke und wurden zu Aposteln, zu Botschaftern Jesu.
Damit begann die Geschichte der Kirche. Damit begann der Weg des Glaubens in alle
Teile der Welt. Diesen wunderbaren Umschwung, diese Verwandlung der Jünger durch das
Geschenk des Heiligen Geistes, das feiern wir an Pfingsten. Und das war’s dann!? Wir feiern ein Jubiläum. Wir erinnern uns ein historisches Ereignis:
Pfingsten damals - das waren noch Zeiten; als sich Christen noch auf die Straße trauten
und den Auftrag Jesu: „Geht hin in alle Welt und macht zu Jüngern alle Völker“ - tatsächlich
ernst nahmen; und als alle sie verstanden, obwohl sie aus den verschiedensten Teilen der
Welt kamen - ich muss die schönen Völkernamen nicht alle wieder aufzählen (ein Zungenbrecher für jeden Lektor): „die Parter, Meder und Elamiter ... aus Phrygien und Pamphylien“
u.s.w. - von allen Enden der damals bekannten Erde.
Daran erinnert wir uns gerne, an diesen großen Anfang; und dann bitten wir an Pfingsten noch inständiger als sonst im Jahr: „O Heiliger Geist, kehr bei uns ein“ (als ob wir ihn nicht
schon hätten?) und „O komm, du Geist der Wahrheit“ (als ob wir die Wahrheit und den Weg
und das Leben nicht schon kennen würden?) und „Nun bitten wir den Heiligen Geist“.
Aber Paulus sagt: “Nein! Ihr sollt Euch nicht nur an damals erinnern! Ihr sollt kein Jubiläum feiern! Ihr sollt euch dran erinnern und euch dessen bewusst werden: Der Geist ist längst
schon da ist! Mitten unter euch! Der Geist wohnt in euch!“
Es geht nicht um das Pfingsten damals, fünfzig Tage nach Ostern in Jerusalem, sondern
um das Pfingsten heute, das Pfingsten in uns. Wir haben den Geist geschenkt bekommen,
den Geist Gottes, der in uns ist, der uns frei macht und lebendig, der uns Kraft gibt und den
Glauben schenkt.
Paulus kannte die Gemeinde in Rom damals nicht, und er kennt unsre Gemeinde nicht.
Aber er ist sicher, dass er an Menschen schreibt, die den Heiligen Geist bereits in sich tragen,
in denen der Geist Gottes wohnt. Er spricht die Römer und er spricht uns an als Geist begabte Menschen. Paulus ist sicher, dass niemand zur Gemeinde gehört, der nicht irgendwann im
Leben vom Heiligen Geist berühr und erfüllt wurde.
Gott schenkt uns seinen Geist, wie den Jüngern damals und will auch uns begeistern,
entflammen, in Bewegung bringen, verwandeln und lebendig machen.
Der Geist Gottes, der Heilige Geist - das ist Gott, der bei uns ist, Gott, der in uns wirkt,
Gottes Kraft in unserem Leben als Christen, Gottes Handeln in dieser Welt in unserer Gemeinde. Geist Gottes das ist Gottes Wirksamkeit, Gegenwart Gottes unter uns.
Ohne den Heiligen Geist wären wir gar nicht hier, würden wir nicht glauben, würden wir
nicht zur Gemeinde gehören - ja, gäbe es unsere Gemeinde gar nicht.
Wenn wir hier predigen, hören, singen und beten dann ist der Heilige Geist mit dabei.
So wie er damals die Gemeinden in Jerusalem und in Antiochien und dann in Rom usw. gegründet hat, so hat er auch die Gemeinde am Kolk und die Kirchengemeinde ElberfeldNord gegründet.
Denn überall wo christliche Gemeinde ist, da ist auch der Heilige Geist.
Sonst wären wir nur irgendein Verein, vielleicht zur Pflege christlichen Brauchtums, oder
barocker Kirchenmusik. Aber wird sind Gemeinde und wir alle sind Gläubige - sehr unterschiedlich sicherlich und vielleicht mehr und weniger - aber wir alle haben den Heiligen
Geist, Gottes Gegenwart, und Kraft und Wirksamkeit in uns und unserem Leben. Darum sind
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wir Christen und darum sind wir Gemeinde.
Martin Luther sagt in der Erklärung des dritten Artikeln des Glaubensbekenntnisses sagt:
„Ich glaube, daß ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn,
glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten.“ Und
im Heidelberger Katechismus heißt es zur Frage 53: „Was glaubst du vom Heilgien Geist? - Ich
glaube, dass der Heilige Geist auch mir geben ist.“
Auch ohne spektakuläre Ermutigungs- und Verstehenswunder, ohne Sturm und Feuerflammen - aber vielleicht gibt es die ja sogar; wir sehen sie nur nicht, weil wir nicht damit
rechnen - aber auch ohne all das, wird uns der Heilige Geist geschenkt. Wir dürfen mit ihm
rechnen.
Bei der Taufe, ganz am Anfang unseres Lebens wird er uns zugesprochen, bei der Konfirmation noch einmal mit unserem Bekenntnis befestigt, bei jedem Segen, jeder Handauflegung, immer wieder, wenn wir darum bitten; überall wo das Evangelium Menschen erreicht
und berührt, werden sie auch vom Heiligen Geist ergriffen und bewegt.
Und dann erleben wir ihn und seine Wirkungen:
Wenn Menschen in der Bibel lesen und plötzlich von einem Wort angesprochen werden und verstehen, was wie Schrift ihnen sagt.
Wenn Menschen voller Vertrauen beten können und sich sicher sind, dass sie gehört
werden, und es vielleicht auch schon mal erlebt haben, dass sich etwas erfüllt.
Wo Kinder christlich erzogen werden und auf den Weg des Glaubens gebracht werden, da geschieht das nicht ohne den Heiligen Geist
Wo Menschen für einander da sind, sich kümmern und helfen, weil sie das Gebot der
Nächstenliebe erfüllen wollen, oder da, wo Versöhnung gelingt - überall dort ist der Geist
Gottes am Werke.
Überall, wo Gemeinde geschieht, da ist der heilige Geist. Nicht nur damals 50 Tage
nach Ostern, auch noch heute, Tag für Tag, häufig unbemerkt, manchmal spektakulär. Gott
wirkt - auch bei uns, auch in unserem Leben, auch in unserer Gemeinde.
Darum feiern wir an Pfingsten kein vergangenes, historische Ereignis, sondern wir feiern
unseren Geburtstag, den Geburtstag der Kirche, die lebendigen Gegenwart Gottes in dieser
Welt.
Darum: „Herzlichen Glückwunsch!“
Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne
in Christus Jesus.
Amen.
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