Thema: Einfluss des TSH-Wertes auf kardiovaskuläre und

Werbung
Aus der Abteilung Study of Health in Pomerania / Klinisch-Epidemiologische Forschung
(Leiter: Univ.-Prof. Dr. med. Henry Völzke)
am Institut für Community Medicine
(Geschäftsführender Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Wolfgang Hoffmann)
der Universitätsmedizin der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Thema:
Einfluss des TSH-Wertes auf kardiovaskuläre und
Gesamtsterblichkeit bei Patienten mit invasiv behandelter
koronarer Herzkrankheit
Inaugural-Dissertation
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktor der Medizin (Dr. med.)
der Universitätsmedizin
der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
2013
Vorgelegt von: Dirk Menzel
geboren am 17.02.1974
in Dresden
Dekan:
Prof. Dr. med. dent. Reiner Biffar
1. Gutachter:
Prof. Dr. H. Völzke (Betreuer)
2. Gutachter:
Prof. Dr. G. Brabant (Lübeck)
Ort, Raum:
Institut für Rechtsmedizin (Kuhstr. 30, Greifswald), Seminarraum
Tag der Disputation:
18. Dezember 2013
„Dr. Levine war beeindruckt von der Aufgewecktheit und Flinkheit hyperthyreoter Patienten.
Er bewunderte sie sehr und war der Überzeugung, dass ihr Zustand sie vor koronarer
Herzkrankheit schütze. Ich erfuhr später, als er mein Patient wurde, dass er selbst mehr als
30 Jahre lang täglich drei Gran Schilddrüsenextrakt eingenommen hatte.“
Bernard Lown über Samuel A. Levine in „Die verlorene Kunst des Heilens“
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ................................................................................................................ 1 1.1 Rationale der vorliegenden Arbeit .......................................................................... 1 1.2 Historischer Hintergrund ......................................................................................... 2 1.3 Erläuterungen zur koronaren Herzkrankheit ........................................................... 3 1.3.1 Ätiologie der koronaren Herzkrankheit .................................................................. 3 1.3.2 Bekannte Risikofaktoren für Auftreten und Fortschreiten der koronaren
Herzkrankheit .......................................................................................................... 3 1.3.3 Grundzüge der Therapie der chronischen koronaren Herzkrankheit ...................... 4 1.3.4 Invasive Diagnostik und Therapie der chronischen koronaren Herzkrankheit
- Jodidexposition ..................................................................................................... 6 1.4 Primäre Schilddrüsenfunktionsstörungen des Erwachsenenalters .......................... 7 1.4.1 Definition ................................................................................................................ 7 1.4.2 Grundzüge der Pathogenese und Epidemiologie primärer
Schilddrüsenfunktionsstörungen des Erwachsenen ................................................ 7 1.4.3 Diagnostik primärer Schilddrüsenfunktionsstörungen des Erwachsenen ............... 9 1.4.4 Therapie primärer Schilddrüsenfunktionsstörungen des Erwachsenen ................ 10 1.5 Pathophysiologie der Interaktion zwischen Schilddrüse und HerzKreislaufsystem ..................................................................................................... 12 1.5.1 Kardiovaskuläre Folgen der latenten Schilddrüsenüberfunktion .......................... 14 1.5.2 Kardiovaskuläre Effekte der latenten Schilddrüsenunterfunktion ........................ 16 1.6 Ziel der Studie – Hypothese .................................................................................. 17 2 Methoden............................................................................................................... 18 2.1 Studienpopulation ................................................................................................. 18 2.2 Erhebung der Basischarakteristika ........................................................................ 19 2.3 Therapiemethoden ................................................................................................. 20 2.3.1 Aortokoronare Bypassoperation............................................................................ 20 2.3.2 Ballondilatation ..................................................................................................... 21 2.3.3 Stentimplantation .................................................................................................. 21 2.4 Bestimmung des initialen TSH-Wertes ................................................................. 22 2.4.1 Messverfahren ....................................................................................................... 22 2.5 Follow-up .............................................................................................................. 23 2.6 Definition der Endpunkte ...................................................................................... 24 2.7 Statistische Analysen ............................................................................................ 24 3 Ergebnisse ............................................................................................................. 25 3.1 Klinische Basischarakteristika .............................................................................. 26 3.1.1 Interventionscharakteristika .................................................................................. 30 3.2 Analyse der Endpunkte – Sterblichkeit ................................................................. 31 3.2.1 Assoziation zwischen TSH und Gesamtsterblichkeit ........................................... 31 3.2.2 Assoziation zwischen TSH und kardiovaskulärer Sterblichkeit ........................... 32 3.2.3 Analyse der klassischen Risikofaktoren................................................................ 33 3.2.4 Sensitivitätsanalysen ............................................................................................. 36 4 Diskussion ............................................................................................................. 36 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse ........................................................................ 36 4.1.1 Primärer Endpunkt ................................................................................................ 36 4.1.2 Sekundärer Endpunkt ............................................................................................ 37 4.2 Häufigkeit von Schilddrüsenfunktionsstörungen .................................................. 37 4.3 Schilddrüsenfunktion und kardiovaskuläre Sterblichkeit ..................................... 39 4.3.1 Epidemiologische Daten zur Bedeutung der Schilddrüsenfunktion bei
chronischer Herzkrankheit oder akuten kardialen Ereignissen ............................. 39 4.3.2 Einfluss der manifesten Schilddrüsenüberfunktion auf das kardiovaskuläre
System ................................................................................................................... 47 4.3.3 Einfluss der manifesten Schilddrüsenunterfunktion auf das kardiovaskuläre
System ................................................................................................................... 50 4.3.4 Latente Schilddrüsenfunktionsstörung, kardiovaskuläres Risiko und
Sterblichkeit .......................................................................................................... 51 4.3.5 Kollektivabhängigkeit der Assoziation zwischen TSH-Wert und
Sterblichkeit .......................................................................................................... 56 4.3.6 Besonderheiten des Low-T3-Syndroms................................................................. 59 4.4 Risikofaktoren für Sterblichkeit nach aortokaoronarer Bypassoperation und
perkutaner Koronarintervention ............................................................................ 60 4.4.1 Einflüsse von Therapieverfahren, Alter und Geschlecht ...................................... 60 4.4.2 Weitere Risikofaktoren ......................................................................................... 61 4.5 Methodenkritik ...................................................................................................... 63 4.6 Schlussfolgerungen ............................................................................................... 65 5 Zusammenfassung ................................................................................................. 66 6 Literaturverzeichnis............................................................................................... 69 Eidestattliche Erklärung ...................................................................................................... 85 1
Einleitung
1.1
Es
Rationale der vorliegenden Arbeit
waren
die
erheblichen
Auswirkungen
auf
die
Herzfunktion
bei
sichtbaren
Schilddrüsenveränderungen, welche ab Ende des 18. Jahrhunderts das wissenschaftliche
Interesse an der Bedeutung der Schilddrüsentätigkeit für den menschlichen Organismus
weckten. Die Erforschung der Schilddrüsenfunktion ist von Beginn an eng verknüpft mit
Fragen nach kardialen und kardiovaskulären Folgen von Schilddrüsenfunktionsstörungen für
die Lebenserwartung betroffener Personen.
Die kontinuierliche Weiterentwicklung und Differenzierung der universitär begründeten
Medizin führt zu einem immer genaueren aber auch komplexeren Verständnis der
Interaktionen zwischen Schilddrüsenaktivität, kardiovaskulärem System und möglichen
Auswirkungen auf die Lebenserwartung eines Menschen. Fortwährende Veränderungen des
Lebensumfeldes von Gesellschaften und neue Möglichkeiten zur Behandlung von
Erkrankungen bringen auch beständige Verschiebungen der Häufigkeit verschiedener
Todesursachen und der allgemeinen Lebenserwartung mit sich. Die Frage nach Einflüssen
von Schilddrüsenfunktionsstörungen auf die Sterblichkeit von Personen wird also immer
wieder neu zu bewerten sein.
Die
Vielzahl
bedeutender
Einflussfaktoren
auf
den
Zusammenhang
zwischen
Schilddrüsenfunktion und Sterblichkeit erfordert komplexe Analysen von zumeist mit hohem
Aufwand verbundenen Beobachtungen. Die Auswahl eines möglichst homogenen
Hochrisikokollektivs könnte geeignet sein, mit vertretbarem Aufwand Antworten zu einer
Assoziation
von
Schilddrüsenfunktion
und
Sterblichkeit
für
klinisch
bedeutsame
Arbeit
vorgestellten
Patientengruppen zu generieren.
Diese
Überlegungen
waren
Ausgangspunkt
der
in
dieser
Beobachtungsstudie zu Sterblichkeitseinflüssen von Veränderungen der Schilddrüsenfunktion
bei Patienten mit invasiv therapierter koronarer Herzkrankheit.
1
1.2
Historischer Hintergrund
Die erste bekannte Beschreibung der manifesten Schilddrüsenüberfunktion im Jahre 1786
erfolgte durch C. H. Parry, welcher über acht Patientinnen mit Schilddrüsenvergrößerung und
Palpitationen berichtete1. Parry beschreibt in seiner Arbeit Symptome der Herzinsuffizienz
und findet bei vier dieser Patientinnen eine Herzvergrößerung. Auch Basedow betont 1840
anhand von Fallberichten die kardiale Beteiligung bei Schilddrüsenüberfunktion2.
Die erste in Deutschland durchgeführte kausale Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion
durch Organresektion im Jahre 1884 wird Rehn zugeschrieben3,4. Die Etablierung dieser
Therapie wird begleitet von Veröffentlichungen
5-8
Rückbildung
der
ausgeprägter
kardialer
Symptome
, welche über eine weitgehende
Schilddrüsenüberfunktion
nach
erfolgreicher Operation zu berichten wissen. Bereits in den 30er Jahren des letzten
Jahrhunderts setzt sich auch die Erkenntnis durch, dass das bei Schilddrüsenüberfunktionen
überhäufig beobachtete „auriculäre Flimmern“ nach subtotaler Schilddrüsenresektion bei bis
zur Hälfte der Fälle in normofrequenten Sinusrhythmus konvertiert9.
Im Jahre 1883 wird von Kocher die Ausbildung „kretinartiger Zustände“ nach
Kropfexstirpation bei Erwachsenen beschrieben10. Angeregt durch die 1894 veröffentlichte
Beobachtung der Freiburger Mediziner Emminghaus und Reinhold, dass durch „Eingabe von
Schilddrüsen“ regelhaft eine starke Rückbildung der Kropferkrankung eintritt, gelingt
Baumann im Jahre 1896 der Nachweis organisch gebundenen Jods, „Jodothyrin“ benannt, als
endokrin wirksames Isolat aus Schilddrüsengewebe11. Kendall extrahiert 1914 aus Jodothyrin
das Thyroxin12 und weist nach, dass es sich hierbei um das gesuchte eigentliche
Schilddrüsenhormon handelt. Zondek beschreibt 1918 die klassischen kardiovaskulären
Manifestationen
und
elektrokardiographischen
Charakteristika
des
fortgeschrittenen
Myxödems und erwähnt ebenfalls die weitgehende Rückbildungsfähigkeit aller spezifischen
Veränderungen unter Substitutionstherapie13.
1967 finden Vanhaelst et al. autoptisch bei zu Lebzeiten nicht oder unzureichend therapierten
Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion eine überproportionale Häufung fortgeschrittener
atherosklerotischer Veränderungen, jedoch – nach Alter, Geschlecht und assoziierten
Erkrankungen gegen Verstorbene ohne Schilddrüsenauffälligkeiten gematcht – post mortem
keine Häufung von Myokardinfarkten14. Dieselbe Arbeitsgruppe publiziert 1967 Hinweise auf
einen
2
möglichen
Zusammenhang
zwischen
koronarer
Herzkrankheit
und
latenter
Schilddrüsenunterfunktion anhand des autoptischen Nachweises einer Überhäufigkeit
lymphozytärer Thyreoiditiden bei Patienten, welche zu Lebzeiten einen Myokardinfarkt
erlitten hatten15.
1.3
Erläuterungen zur koronaren Herzkrankheit
1.3.1 Ätiologie der koronaren Herzkrankheit
Der Begriff der koronaren Herzkrankheit umfasst die klinischen Manifestationen der
Atherosklerose von Herzkranzgefäßen. Das Frühstadium der Erkrankung, in dem bereits
Störungen der endothelialen Funktion und Lipideinlagerungen in der Gefäßwand vorliegen,
verläuft im Allgemeinen symptomfrei. In fortgeschrittenen Stadien resultiert zunehmend ein
Missverhältnis zwischen Sauerstoffbedarf und -angebot im Herzmuskel, welches klinisch
zumeist als Angina pectoris erlebt wird. Die Manifestationen der koronaren Herzkrankheit
wie
Herzinsuffizienz,
Myokardinfarkt
und
Herzrhythmusstörungen
führen
die
16
Todesursachenstatistik in Deutschland an .
Therapeutisch ist zwischen klinisch stabiler chronischer koronarer Herzkrankheit und akuten
koronarischämischen
Ereignissen
zu
unterscheiden.
Unter
dem
Begriff
akutes
Koronarsyndrom werden dabei die Phasen der koronaren Herzkrankheit subsummiert, die
unmittelbar lebensbedrohlich sind. Hierzu gehören die instabile Angina pectoris, der akute
Myokardinfarkt und der plötzliche Herztod.17
1.3.2 Bekannte Risikofaktoren für Auftreten und Fortschreiten der
koronaren Herzkrankheit
Die Inzidenzrate koronarer Ereignisse ist bei Männern höher als bei Frauen, in der
Altersgruppe der 35 bis 64jährigen stehen pro 100.000 Personen 434 Myokardinfarkte und
tödliche Koronarereignisse bei Männern lediglich 102 Ereignissen bei Frauen dieser
Altersgruppe gegenüber18. Auch Sozialstatus und Region sind von Bedeutung für die
Häufigkeit koronarer Ereignisse19,20.
3
Bekannte Risikofaktoren für Prävalenz und Progress der koronaren Herzkrankheit sind
Rauchen18,21,
Bewegungsmangel22,23,
Übergewicht24,25,
Bluthochdruck
und
große
Pulsamplitude26-28, Fettstoffwechselstörungen29 und eine Vielzahl genetischer Faktoren30,31.
Diätfehler werden ebenfalls mit Auftreten und Verlauf der koronaren Herzkrankheit in
Zusammenhang gebracht32-35, allerdings ist insbesondere der Einfluss von Nahrungsfetten
umstritten36.
1.3.3 Grundzüge der Therapie der chronischen koronaren Herzkrankheit
Änderungen des Lebensstils und eine lebenslange medikamentöse Therapie zur Korrektur der
bekannten Risikofaktoren sowie die Verringerung der thrombozytären Aktivität bilden das
Fundament dauerhafter therapeutischer Optionen.
Die Nationale Versorgungsleitlinie17 gibt folgende Empfehlungen und Statements zur
prognoserelevanten medikamentösen Therapie der chronischen koronaren Herzkrankheit:
- Alle Patientinnen/Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit sollen 100mg
Acetylsalicylsäure (ASS) pro Tag erhalten.
- HMG-CoA-Reduktasehemmer (Statine) sollen als Lipidsenker der ersten Wahl eingesetzt
werden, da für sie eine Reduktion der kardiovaskulären Morbidität und Sterblichkeit bei
Personen mit koronarer Herzkrankheit belegt wurde.
- Alle Patientinnen/Patienten mit koronarer Herzkrankheit sollen unabhängig vom
Ausgangswert der Blutfettwerte zur Reduktion der Morbidität und der Sterblichkeit mit
einem Statin behandelt werden.
- Patientinnen/Patienten nach Myokardinfarkt sollen mit einem Betablocker behandelt
werden (Senkung der Sterblichkeit belegt für Propranolol, Timolol, Acebutolol,
Metoprolol-Succinat).
- Patientinnen/Patienten mit koronarer Herzkrankheit und Herzinsuffizienz sollen lebenslang
mit einem Betablocker behandelt werden (Reduktion der Sterblichkeit gesichert für
Bisoprolol, Carvedilol, Metoprolol-Succinat).
- Bei Patientinnen/Patienten mit koronarer Herzkrankheit und Hypertonie sollten
Betablocker als blutdrucksenkendes Medikament der ersten Wahl angewendet werden, da
4
eine günstige sekundärpräventive Beeinflussung des kardiovaskulären Risikos und
gegebenenfalls der Symptomatik der koronaren Herzkrankheit zu erwarten ist.
- Die Dosierung kann für Personen nach akutem Herzinfarkt so titriert werden, dass eine
Reduktion der Herzfrequenz in Ruhe auf unter 70 Schläge pro Minute (bei Sinusrhythmus)
erreicht wird.
- Alle Patientinnen/Patienten mit koronarer Herzkrankheit und eingeschränkter systolischer
linksventrikulärer Funktion sollen mit einem ACE-Hemmer behandelt werden.
- Bei Patientinnen/Patienten mit koronarer Herzkrankheit und Hypertonie sollten ACEHemmer zur Blutdrucksenkung sowie Reduktion der Morbidität und Sterblichkeit
eingesetzt werden.
- Bei allen Patientinnen/Patienten mit koronarer Herzkrankheit und eingeschränkter
systolischer linksventrikulärer Funktion, die einen ACE-Hemmer nicht vertragen, sollen
AT1-Rezeptorantagonisten eingesetzt werden.
Im Jahre 1998, also zur Zeit der Patientenrekrutierung für die hier vorgestellte Studie,
publizierte
die
damalige
„Deutsche
Gesellschaft
für
Kardiologie
–
Herz-
und
Kreislaufforschung“ erstmals „Leitlinien zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz“37
sowie eine „Leitlinie Koronare Herzkrankheit / Angina pectoris“38. Darin wurden in den
wesentlichen Punkten mit heutigen Leitlinien konforme Empfehlungen zur medikamentösen
Therapie der chronischen koronaren Herzkrankheit ausgesprochen.
Prinzipiell vielversprechende primär- und sekundärtherapeutische Lebensstilinterventionen
haben außerhalb klinischer Studien derzeit noch zu geringe Bedeutung39, obgleich sie auch in
allen
themenrelevanten
Leitlinien
stets
als
bedeutendste,
weil
wirksamste
Interventionsmöglichkeiten benannt sind.
Die
Entscheidung,
ob
einer
konservativ-medikamentösen
Therapie,
transarteriellen
Koronarintervention oder aortokoronaren Bypassoperation der Vorzug gegeben werden sollte,
ist von einer Vielzahl verschiedener Faktoren abhängig. Unter anderen sind dies Lokalisation,
Anzahl und Ausdehnung der Koronarläsionen, vorhandene Komorbiditäten, Patientenalter
und –wunsch. Aktuell laufende Studien40,41 suchen nach prädiktiven Parametern für die
Therapieabwägung. Unumstritten ist, dass die perkutane Koronarintervention bezüglich
Reduktion stabiler Angina-pectoris-Beschwerden der alleinigen medikamentösen Therapie
bei für perkutane Koronarintervention geeigneter koronarer 1- bis 2-Gefäßerkrankung
überlegen ist42,43 und dass bei interventionell gut angehbarer 1- oder 2-Gefäßerkrankung ohne
5
proximale
Beteiligung
des
Ramus
interventricularis
anterior
der
perkutanen
Koronarintervention gegenüber aortokoronarer Bypassoperation der Vorzug zu geben ist44.
Es ist erstens anzumerken, dass nach Publikation der SYNTAX-Studie45 im Jahr 2009 die
Bedeutung einer zwischen Kardiologie und Herzchirurgie abgestimmten individualisierten
Strategie zur Myokardrevaskularisation in einer erstmals gemeinsam von der Europäischen
Gesellschaft für Kardiologie und der Europäischen Gesellschaft für Herz-Thorax-Chirurgie
verabschiedeten Leitlinie ihren Niederschlag fand46. Als Hilfswerkzeug zur Risikoabwägung
zwischen den invasiven Verfahren hat sich trotz Schwierigkeiten in der Handhabung der
SYNTAX-Score bewährt45,47,48.
Zweitens gilt zwar auch nach Einführung medikamentenbeschichteter Stents in den klinischen
Alltag weiterhin die aortokoronare Bypassoperation der perkutanen Koronarintervention als
tendenziell prognostisch überlegen bei Mehrgefäßerkrankung und Diabetes mellitus44. Durch
Verwendung von medikamentenbeschichteten Stents konnte die vor allem bei Diabetikern bis
dahin problematische Restenoserate nach Einbringung unbeschichteter Stents jedoch
erheblich reduziert werden49,50. Dies hatte entsprechende Anpassungen der Empfehlungen zur
favorisierten Behandlungsstrategie bei Risikopatienten für Restenosen, insbesondere
Diabetikern zur Folge51.
1.3.4 Invasive Diagnostik und Therapie der chronischen koronaren
Herzkrankheit - Jodidexposition
Genaue Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie der koronaren Herzkrankheit finden sich
in den „Nationalen Versorgungsleitlinien Chronische koronare Herzkrankheit“; diese
beschreiben auch einen auf dem Framingham-Score52 basierenden verbindlichen Algorithmus
zur Bestimmung der risikofaktorbezogenen Vortestwahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer
koronaren Herzkrankheit.
Wesentliche Säule der Diagnosesicherung bei Verdacht auf koronare Herzkrankheit oder
Hinweisen auf Fortschreiten einer gesicherten koronaren Herzkrankheit ist seit Jahrzehnten
die
dynamische
Bildgebung
der
koronaren
Flussverhältnisse
durch
röntgenkontrastmittelgestützte Koronarangiographie53. Bei elektiver Diagnostik kann stabilen
6
Niedrigrisikopatienten eine ad-hoc-Stentversorgung - oder im begründeten Einzelfall alleinige
Dilatation - interventionswürdiger Stenosen im selben Untersuchungsgang angeboten
werden44. Voraussetzung sind allerdings das Vorliegen einer Ein- oder Zweigefäßerkrankung
(mit Ausnahme des proximalen Ramus interventrikularis anterior) sowie eine günstige
Läsionsmophologie und der sichere Ausschluss von Kontraindikationen wie chronische
Herzinsuffizienz, fortgeschrittene Niereninsuffizienz oder Unklarheit über die klinische
Bedeutung von Koronarläsionen.
Alle zur Durchführung einer Koronarangiographie zugelassenen Röntgenkontrastmittel
verursachen eine Jodidbelastung in 90 empfohlenen
Tagesdosis
und
bis mehrhunderttausendfacher Menge der
können
auf
diesem
Wege
iatrogene
54
Schilddrüsenfunktionsstörunen verursachen . Dies gilt wegen anhaltender endogener
Abspaltung von Jodid ausdrücklich auch für nichtionische Röntgenkontrastmittel55.
1.4
Primäre Schilddrüsenfunktionsstörungen des Erwachsenenalters
1.4.1 Definition
Unter dem Begriff der primären Schilddrüsenfunktionsstörung werden alle Störungen der
Schilddrüsenhormonproduktion zusammengefasst, deren Ursache im Organ selbst zu finden
ist, also nicht durch eine Schädigung übergeordneter Regelkreise verursacht wird. Als
sekundäre Schilddrüsenfunktionsstörung werden Entkopplungen der Produktion von
Thyreoideastimulierendem Hormon (TSH) bezeichnet. Die sehr seltenen tertiären
Schilddrüsenfunktionsstörungen sind Folge von Regulationsstörungen der Produktion von
Thyreotropin-Realising-Hormon.
1.4.2 Grundzüge der Pathogenese und Epidemiologie primärer
Schilddrüsenfunktionsstörungen des Erwachsenen
Jodmangel
stellt
bis
heute
auch
für
wohlhabende
Gesellschaftsordnungen
eine
56
gesundheitspolitische Herausforderung dar. Im „Copenhagen Consensus“ von 2008 wird die
Anreicherung von Nahrungsmitteln mit Jod zusammen mit ausreichender Eisenversorgung als
7
bedeutende globale Herausforderung mit dem absolut gesehen drittgünstigsten KostenNutzen-Verhältnis benannt; Jodmangel gilt bis heute als bedeutendste Ursache von
Intelligenzstörungen in Entwicklungsländern57-59.
Die Häufigkeit primärer Schilddrüsenfunktionsstörungen weist abhängig von der lokalen
Jodversorgung große Unterschiede auf. Der Bevölkerungsanteil von Personen mit manifester
Schilddrüsenfunktionsstörung liegt zumeist im unteren einstelligen Prozentbereich, die
Angaben zur Häufigkeit latenter Schilddrüsenfunktionsstörungen reichen bis zu 20 %60 für
die latente Schilddrüsenunterfunktion in Regionen mit suffizienter Jodversorgung.
Auch die Verteilung von Schilddrüsenfunktionsstörungen korreliert zur regionalen
Jodversorgung. Zwar stellt die Kropfbildung (diffuse Struma) infolge von Hyperplasie und
Hypertrophie von Thyreozyten sowie einer gesteigerten Durchblutung die häufigste
Manifestationsform des Jodmangels dar, allerdings mündet dieser zunächst physiologisch
angelegte Kompensationsweg einer ungenügenden Jodversorgung nicht regelhaft in eine
Schilddrüsenfunktionsstörung.
Jodmangel gilt auch als gewichtiger Risikofaktor für die Entstehung autonomer Knoten61.
Begünstigt durch Umwelteinflüsse und genetische Prädisposition61, kann es zur Bildung von
Schilddrüsenknoten kommen. Es besteht eine klare Geschlechtsabhängigkeit: Frauen sind
fünf- bis zehnmal häufiger betroffen als Männer61. Weitere Risikofaktoren sind
Zigarettenkonsum61, Übergewicht62 und verschiedene Medikamente61.
Für die Entstehung der funktionellen Schilddrüsenautonomie ist zumeist eine relative
Überaktivität von zyklischem Adenosinmonophosphat, hervorgerufen durch genetische
Modifikation
der
Signalkaskade,
verantwortlich63-66.
Der
multinodulären
Schilddrüsenautonomie geht zumeist eine langbestehende unifokale Schilddrüsenveränderung
voraus67. Multinodulär umgebaute Schilddrüsen weisen zumeist ein Mischbild aus
überaktivem, unteraktivem und normal funktionierendem Schilddrüsengewebe auf67. Der
hormonelle Status betroffener Personen kann die gesamte Bandbreite von Schilddrüsenunterbis -überfunktion aufweisen67.
Mit Abstand häufigste Ursache für die primäre Schilddrüsenunterfunktion des Erwachsenen
ist die durch Bildung von Thyreoperoxidase-Antikörpern charakterisierte HashimotoThyreoiditis. Sie findet sich bevorzugt bei Frauen, ihre Gesamtinzidenz steigt mit
8
zunehmendem Lebensalter an68. Die Hashimoto-Thyreoiditis zeigt eine Häufung in Gebieten
mit
(über-)suffizienter
Jodversorgung68.
Sonstige
mögliche
Gründe
für
Schilddrüsenunterfunktionen sind überwiegend iatrogen verursacht, etwa durch subtotale
Schilddrüsenresektion, Radiojodtherapie oder Bestrahlung der Kopf-Hals-Region sowie
Medikamenteneinnahme
(Thyreostatika,
Amiodaron,
Lithium,
Interferon
alpha,
Kinaseinhibitoren u.a.)68. Seltenere endogene Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion sind
die subakute granulomatöse Thyreoiditis De Quervain und die postpartale lymphozytäre
Thyreoiditis, welche zumeist passagere Verläufe zeigt68.
In Jodmangelgebieten besteht ein gesteigertes Risiko für Schilddrüsenüberfunktionen infolge
multinodulärer oder adenomatöser Strumen, wohingegen in Regionen mit suffizienter
Jodversorgung die - prognostisch günstigere - toxisch diffuse Struma (Morbus Basedow)
überwiegt69,70.
Für die Region Vorpommern fanden Völzke et al.71 2003 in einer Untersuchung an 3.941
Teilnehmern zwischen 20 und 79 Jahren der Study of Health in Pomerania bei 11,3 % aller
Untersuchten erniedrigte TSH-Werte (< 0,3 mIU/l) und bei 1,2 % erhöhte TSH-Werte (> 3,0
mIU/l). 1,8 % beziehungsweise 0,4 % aller Untersuchten wiesen eine latente beziehungsweise
manifeste Schilddrüsenüberfunktion (TSH < 0,1 mIU/l) auf, 0,5 % beziehungsweise 0,7 %
eine latente beziehungsweise manifeste (freies Trijodthyronin < 3,4 pmmol/l und/oder freies
Thyroxin < 10,0 pmol/l) Schilddrüsenunterfunktion. Thyreoperoxidase-Antikörper wurden
bei 7 % aller untersuchten Personen nachgewiesen, 4,1 % der Teilnehmer wiesen
Thyreoperoxidase-Antikörperspiegel von > 200 mIU/l auf71. Schilddrüsenfunktionsstörungen
müssen somit als häufige Veränderungen angesehen werden. Ein Kropf fand sich in der
Untersuchung von Völzke et al. bei 36 %, inhomogene Echomuster bei 35,2 %, Knoten bei
20,2 % aller Probanden, eine diffuse Autoimmunthyreoiditis wurde bei 1,2 % der Teilnehmer
beobachtet71.
1.4.3 Diagnostik primärer Schilddrüsenfunktionsstörungen des
Erwachsenen
Wichtigster Screeningparameter der Schilddrüsenfunktionsdiagnostik ist die Bestimmung des
basalen TSH-Wertes, zumeist durch immunometrische Methoden. Bei Messwerten außerhalb
9
des altersentsprechenden Referenzbereiches wird zumeist eine Bestimmung der peripheren
Schilddrüsenhormone
immunogenen
nachgeschaltet.
Die
Schilddrüsenfunktionsstörungen
differentialdiagnostische
nutzt
die
Bestimmung
Suche
nach
spezifischer
Autoantikörper. Zur Abgrenzung einer immunogenen Schilddrüsenüberfunktion (Morbus
Basedow, Graves Disease) erfolgt die Bestimmung von TSH-Rezeptor-Antikörpern. Der
Nachweis von Thyreoperoxidaseantikörpern (95 % der Fälle) und Thyreoglobulinantikörpern
(70 % der Fälle) bestätigt den Verdacht einer chronisch lymphozytären Immunthyreoiditis
Hashimoto.
Die diagnostische Bedeutung von Thyreoglobulin beschränkt sich in der klinischen Praxis auf
seine Indikatorfunktion für vorhandenes Schilddrüsengewebe nach Schilddrüsenentfernung
bei Malignom.
Sorgfältige Anamneseerhebung, Palpation, gegebenenfalls Auskultation sind bei vermuteter
Schilddrüsenerkrankung obligat. Als bildgebende Verfahren stehen vor allem Sonographie
und Szintigraphie zur Verfügung.
1.4.4 Therapie primärer Schilddrüsenfunktionsstörungen des Erwachsenen
Die Therapie der manifesten Schilddrüsenunterfunktion erfolgt durch perorale oder im
Einzelfall intravenöse Substitution von L-Thyroxin. Therapieziel ist ein Absinken des TSHWertes auf stabile Werte im unteren Referenzbereich bei klinischem Wohlbefinden.
Bei manifester Schilddrüsenüberfunktion durch Autonomie ist die Durchführung einer
Radiojodtherapie bei ausgeschlossener Schwangerschaft und erwachsenem Patienten
grundsätzlich möglich. Eine Operation ist indiziert zur gleichzeitigen Diagnosesicherung bei
fortbestehendem Entartungsverdacht, bei Vorliegen von Kontraindikation gegen andere
Therapieverfahren sowie bei differenziertem Patientenwunsch.
Die Ersttherapie der manifesten primären Überfunktion kann insbesondere bei immunogener
Schilddrüsenüberfunktion auch durch medikamentöse Suppression mit Thiamazol oder
Carbimazol für 12 bis 18 Monate erfolgen. Die Therapiesteuerung erfolgt durch Kontrolle der
peripheren Hormonspiegel von freiem Trijodthyronin und freiem Thyroxin; eine synchrone
Therapie mit Schilddrüsenhormon sollte insbesondere bei endokriner Orbitopathie erwogen
10
werden,
da
ein
durch
Schilddrüsenhormone
ein
Thyreostatikaeinnahme
Fortschreiten
der
hervorgerufener
Orbitopathie
Mangel
verschulden
peripherer
kann72.
Die
Bestimmung des TRAK-Spiegels nach sechsmonatiger Therapie eines Morbus Basedow ist
prognostisch für die Remissionswahrscheinlichkeit und somit von Bedeutung für die weitere
Therapieplanung.
Die Frage einer Indikation zur Therapie latenter Funktionsstörungen wird intensiv und
kontrovers diskutiert68,73.
Bei hypothyreoten Schwangeren oder Frauen mit Kinderwunsch sowie bei TSH-Werten > 10
mIU/l sollte prinzipiell eine Hormonsubstitution mit TSH-Zielwert 0,5 bis 2,5 mIU/l
erfolgen68. Jüngere Patienten mit TSH-Wert zwischen 5 und 9 mIU/l und typischem
klinischen Bild einer Schilddrüsenunterfunktion oder positivem TPO-AK-Nachweis, knotigen
Veränderungen, Erhöhung von low density lipoprotein (LDL) oder weiteren kardiovaskulären
Risikofaktoren sollten ebenfalls eine Substitutionstherapie mit TSH-Zielwert 0,5 bis 2,5
mIU/l erhalten68. Patienten über 85 Jahre profitieren nicht von einer Hormonsubstitution bei
latenter Schilddrüsenunterfunktion68. Bei Patienten über 65 Jahre sollte im Falle einer
Therapie ein TSH-Zielwert von 4 bis 6 mIU/l angestrebt werden, da moderat erhöhte TSHWerte
in
dieser
Altersgruppe
eine
Verbesserung
der
Lebensqualität
ohne
Prognoseverschlechterung zu bewirken scheinen74-76. Bei jeder anderen als den geschilderten
Konstellationen gelten abwartendes Verhalten als auch Einleitung einer Hormonsubstitution
als gleichwertig68.
Für
über
65jährige
Patienten
sowie
postmenopausale
Frauen
wird
bei
latenter
68
Schilddrüsenüberfunktion eine Radiojodtherapie empfohlen . Bei symptomatischen jüngeren
Patienten ist wegen hoher Remissionsraten bei Vorliegen eines Morbus Basedow mit TSHWerten < 0,1 mIU/l einem medikamentösen Suppressionsversuch der Vorzug zu geben68. Bei
multinodulären Veränderungen oder Schilddrüsenadenom mit TSH-Werten < 0,1 mIU/l
sollten symptomatische oder kardial erkrankte jüngere Patienten mit Radiojod behandelt
werden68. Bei TSH-Werten zwischen 0,1 und 0,4 mIU/l aufgrund nodulärer beziehungsweise
adenomatöser Veränderungen sollte ab dem 66. Lebensjahr ebenfalls radiojodtherapiert
werden, um die Inzidenzrate Vorhofflimmern zu senken; für jüngere Patienten existiert zum
Vorgehen bei TSH-Werten zwischen 0,1 und 0,4 mIU/l keine klare Empfehlung68. Eine
immunogene latente Schilddrüsenüberfunktion mit TSH-Werten zwischen 0,1 und 0,4 mIU/l
sollte wegen hoher Remissionsraten nur beobachtet werden; bei älteren und kardial
11
erkrankten
Patienten
kann
im
Einzelfall
eine
niedrig
dosierte
medikamentöse
68
Schilddrüsensuppression erwogen werden .
Wird im Falle von Vorhofflimmern ein Zusammenhang mit bestehender latenter
Schilddrüsenüberfunktion vermutet, kann ex juvantibus medikamentös-thyreostatisch
anbehandelt und bei klinischem Erfolg eine definitive Schilddrüsensanierung erwogen
werden68.
1.5
Pathophysiologie der Interaktion zwischen Schilddrüse und HerzKreislaufsystem
Die
kardiovaskulären
Effekte
manifester
Schilddrüsenfunktionsstörungen
und
ihre
Auswirkungen auf den Gesamtorganismus sollen im Folgenden kurz beschrieben werden. Die
zu Grunde liegenden Regelkreise sind ebenso vielfältig wie komplex und in vielen Punkten
noch unverstanden.
Schilddrüsenhormone senken den systemischen Gefäßwiderstand über direkte Wirkung auf
die glatte Gefäßmuskulatur, steigern Herzfrequenz, Kontraktilität und Blutvolumen77. Die
Absenkung des Blutdrucks durch Gefäßrelaxation bewirkt eine Aktivierung des ReninAngiotensin-Aldosteron-Systems mit gesteigerter Natriumrückresorption77. Hierdurch und
durch trijodthyronininitiierte Steigerung der Erythropoetinsynthese resultiert eine Steigerung
von Blutvolumen und Vorlast77.
Eine Schilddrüsenüberfunktion kann eine Steigerung des Herzminutenvolumens um 50 bis
300 % verursachen, eine Schilddrüsenunterfunktion kann eine bis zu 50 %ige Reduktion des
Herzzeitvolumen bewirken78. Es ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung, dass die
Reetablierung normaler zirkulatorischer Parameter durch Behandlung einer manifesten
Schilddrüsenunterfunktion ohne nennenswerte Anhebung der Ruheherzfrequenz vonstatten
gehen kann79.
Die Effekte von Trijodthyronin auf die glatte Gefäßmuskulatur werden sowohl über
genomische Wirkungen als auch über eine Steigerung der NO-Synthaseaktivität und direkte
Wirkungen auf membranständige Ionenkanäle vermittelt77. Die veränderte NO-Verfügbarkeit
innerhalb von Gefäßzellen initiiert eine Vielzahl direkter und indirekter parakriner Effekte
12
und bewirkt beispielsweise eine erhöhte Gefäßsteifigkeit bei Schilddrüsenunterfunktion
77
.
Eine gesteigerte Kapillarangiogenese unter Trijodthyroninexzess wird vermutet, die
Signalwege hierfür sind noch unklar80.
Die Bedeutung einer trijodthyroninvermittelten Erhöhung der Adrenomedullinsynthese bei
Thyreotoxikose81 ist noch weitgehend unverstanden, da Adrenomedullin zwar ein potenter
Vasodilatator ist82, eine Normalisierung des systemischen Kreislaufwiderstandes unter
Therapie einer Thyreotoxikose aber nicht direkt mit einem Abfall von Adrenomedullin
korreliert ist. Neben seiner indirekten Wirkung auf das Renin-Angiotensin-AldosteronSystem stimuliert Trijodthyronin auch direkt die Reninproduktion in der Leber83.
Trijodthyronin reguliert darüber hinaus die Expression natriuretischer Prohormongene.
Schilddrüsenhormon vermittelt die Expression regulatorischer als auch von Strukturgenen in
Kardiomyozyten78 mit vielfältigen Auswirkungen, unter anderem auf die Expression von β1Rezeptoren und intranukleären Trijodthyronin-Rezeptoren84.
Die Schrittmacherfunktion wird durch direkte genomische und nichtgenomische Einflüsse auf
den Sinusknoten als auch indirekt über Einflüsse auf die Expression von Betarezeptoren
vermittelt85,86. Die der Häufung von Vorhofflimmern bei Schilddrüsenüberfunktion
zugrundeliegenden Mechanismen sind noch weitgehend unklar, eine Rolle könnte die
Verkürzung der atrialen Repolarisationszeit durch die Schilddrüsenüberfunktion spielen87.
Die Schilddrüsenüberfunktion ist typischerweise durch eine Zunahme der Pulsamplitude
gekennzeichnet, die arterielle Gefäßsteifigkeit nimmt durch Abfall des Systemwiderstandes
reflektorisch zu88. Bei Schilddrüsenunterfunktion können gestörte Gefäßmuskelrelaxation und
gesteigerter Systemwiderstand einen Anstieg des diastolischen Blutdrucks bewirken89.
Vor allem die Schilddrüsenüberfunktion geht mit einem auffällig gehäuften Auftreten einer
pulmonalen Hypertonie einher90,91. Aber auch bei manifester Schilddrüsenunterfunktion wird
eine Häufung von pulmonaler Hypertonie beobachtet91,92. Neben den bekannten
hämodynamischen Effekten könnten sowohl bei Schilddrüsenunterfunktion als auch bei
Schilddrüsenüberfunktion autoimmunologische Effekte mitverursachend wirken91.
Bis zu 90 % aller manifest hypothyreoten Patienten weisen eine LDL-betonte
Hypercholesterinämie auf93-95. Ursachen sind unter anderem sowohl eine verminderte
Expression als auch verringerte Aktivität von LDL-Rezeptoren der Leber. Eine
13
trijodthyroninvermittelte Herunterregulation der Cholesterol-7-α-Hydroxylase könnte den
gestörten Cholesterinabbau und LDL-Anstieg bei Schilddrüsenunterfunktion mit erklären;
gesichert ist, dass eine Substitution von Schilddrüsenhormon mit einer Normalisierung des
Lipidprofils einhergeht96,97.
1.5.1 Kardiovaskuläre Folgen der latenten Schilddrüsenüberfunktion
Die durch den Schilddrüsenhormonexzess der manifesten Schilddrüsenüberfunktion
hervorgerufenen
und
überwiegend
trijodthyroninvermittelten
Effekte
auf
kardiale
Schrittmacherfunktion und Zellen der glatten Gefäßmuskulatur sowie die Wirkung auf die
myokardiale Kontraktilität77,98 und die daraus resultierenden Veränderungen von kardialer
Chronotropie, Inotropie und Lusitropie treten in geringerer Ausprägung auch bei latenter
Schilddrüsenüberfunktion auf68. Über diesen Pathomechanismus ließe sich eine gesteigerte
kardiovaskuläre Morbidität und Sterblichkeit bei latenter Schilddrüsenüberfunktion
begründen.
In zwei kleineren Fall-Kontroll-Studien mit insgesamt 23 Patienten (davon 3 Frauen) mit
latenter Schilddrüsenüberfunktion und 10 alters- und geschlechtsgematchten Kontrollen wird
eine höhere mittlere Herzfrequenz im Vergleich zu Euthyreoten nachgewiesen, zudem ein
gehäuftes Auftreten atrialer und ventrikulärer Extrasystolen99,100.
Beide Arbeiten finden zudem eine erhöhte linksventrikuläre Muskelmasse bei latenter
Schilddrüsenüberfunktion. Einer populationsbasierten Untersuchung mit 1112 Probanden101
gelingt allerdings keine Bestätigung dieses Befundes. Eine weitere 2010 publizierte
Auswertung mit (zwischen 1979 und 1981 erhobenen) Daten von 1376 Teilnehmern der
Framingham Heart Study102 sieht ebenfalls keinen Zusammenhang zwischen latenter
Schilddrüsenüberfunktion und linksventrikulärer Muskelmasse. Es findet sich in jener Arbeit
jedoch ein nichtsignifikanter Trend für eine echokardiographisch nachweisbar erhöhte
linksventrikuläre Verkürzungsfraktion als Ausdruck einer gesteigerten LV-Kontraktilität bei
Frauen mit TSH-Werten < 0,5 mU/l102. Rodondi et al. erkennen in einer Kohortenstudie mit >
65jährigen Probanden keine Assoziation zwischen latenter Schilddrüsenüberfunktion und
systolischer oder diastolischer LV-Funktion103.
14
Biondi et al.100 hingegen erkennen bei Probanden mit latenter Schilddrüsenüberfunktion eine
im Verhältnis zu Gesunden gesteigerte LV-Kontraktilität, eine Verlängerung der
isovolumetrischen Relaxationszeit sowie eine Reduktion des E/A-Verhältnisses als Parameter
des transmitralen Einstromprofiles100. Auch die Arbeitsgruppe um Sgarbi et al.99 beschreibt
eine signifikante Geschwindigkeitserhöhung des frühen Mitraleinstroms bei Patienten mit
unbehandelter latenter Schilddrüsenüberfunktion im Vergleich zu einem sechs Monate lang
mit Methizol behandelten Kollektiv. Hingegen können Petretta et al.104 und Psaltopoulou et
al.105 keine Veränderung der diastolischen Funktion bei latenter Schilddrüsenüberfunktion
erkennen.
Völzke et al. finden in einer Veröffentlichung von 2004106 eine im Vergleich zu Euthyreoten
gesteigerte
Intima-Media-Dicke
der
Arteria
carotis
interna
bei
latenter
Schilddrüsenüberfunktion. Patienten mit latenten Schilddrüsenüberfunktion weisen auch eine
Häufung von Carotis-Plaques und Schlaganfällen auf107. Da eine erhöhte Intima-Media-Dicke
mit einem Anstieg atherosklerotisch bedingter kardiovaskulärer Ereignisse in Zusammenhang
gebracht wird108, könnte auf diesem Wege eine erhöhte kardiovaskuläre Morbidität und
Sterblichkeit auch bei latenter Schilddrüsenüberfunktion zutage treten, insbesondere bei
älteren und kardial vorerkrankten Patienten.
Eine erhebliche Häufung von Vorhofflimmern sowohl bei manifester und in kaum geringerer
Ausprägung bei latenter Schilddrüsenüberfunktion im Vergleich zu Schilddrüsengesunden
wird von Auer et al. in einer größeren Untersuchung an 23.638 Personen bereits 2001
nachgewiesen109. Diese Erkenntnis wird durch weitere Studien110-112 bestätigt und darf als
gesichert gelten.
Es existieren Hinweise auf eine Beeinflussung von Indikatoren des Gerinnungssystems beispielsweise
einen
Fibrinspiegelanstieg
-
bei
TSH-Werten
unterhalb
des
Referenzbereiches113,114. Ob diese Veränderungen eine klinische Relevanz haben, ist bislang
unklar; aber vereinzelte Fallberichte zu Thrombosen bei Patienten mit manifester
Schilddrüsenüberfunktion legen die Notwendigkeit weiterführender Arbeiten zu dieser
Problematik nahe115.
15
1.5.2 Kardiovaskuläre Effekte der latenten Schilddrüsenunterfunktion
Patienten mit latenter Schilddrüsenunterfunktion können eine reduzierte linksventrikuläre
Ruhepumpfunktion aufweisen, ebenso eine gestörte diastolische Funktion sowohl in Ruhe als
auch unter Belastung116. Aus der verzögerten linksventrikulären Relaxation könnte über eine
kritische Beeinträchtigung der Ventrikelfüllung unter Belastung eine Reduktion der
linksventrikulären systolischen Funktion resultieren117.
Eine
Erniedrigung
Endothelfunktion
der
118,119
Verfügbarkeit erklärt
peripheren
Schilddrüsenhormone
führt
zu
einer
Störung
, welche sich teils durch die Reduktion der endothelialen NO-
97,119
. Die gestörte Relaxation glatter Gefäßmuskulatur führt zu einem
Anstieg des Gefäßwiderstandes, insbesondere der arteriellen Steifigkeit. Die klinische
Relevanz dieser Befunde bei latenter Schilddrüsenunterfunktion ist bislang unklar.
Obwohl die Assoziation zwischen manifester Schilddrüsenunterfunktion und Dyslipidämie,
insbesondere eine LDL-Erhöhung gut dokumentiert ist, existiert für Patienten mit latenter
Schilddrüsenunterfunktion noch kein sicherer Nachweis ähnlicher Effekte120. Allerdings
bestehen Hinweise darauf, dass eine deutliche TSH-Erhöhung auf Werte über 10 mIU/l oder
das Vorhandensein weiterer Risikofaktoren wie Rauchen oder erhöhte Glukosetoleranz bei
latenter Schilddrüsenunterfunktion eine Veränderung des Lipidstatus’ bewirken kann121-123.
In einer 2010 publizierten Reanalyse von Daten der Whickham-Kohorte sind sowohl
systolischer und diastolischer Blutdruck als auch Gesamtcholesterin bei Personen mit latenter
Schilddrüsenunterfunktion gegenüber Euthyreoten erhöht124. In der EPIC-Norfolk-Studie lässt
sich allerdings während eines Follow-up-Zeitraums von 10,6 Jahren - obgleich Teilnehmer
mit latenter Schilddrüsenunterfunktion ein ungünstigeres kardiovaskuläres Risikoprofil im
Vergleich zur euthyreoten Kontrollgruppe aufweisen – keine Assoziation von latenten
Schilddrüsenfunktionsstörungen oder manifester Schilddrüsenunterfunktion zu einem
gehäuften
Auftreten
von
koronarer
Herzkrankheit
und
keine
Assoziation
Schilddrüsenfunktionsstörungen zu einer erhöhten Gesamtsterblichkeit erkennen
16
125
.
von
1.6
Ziel der Studie – Hypothese
Es existiert eine Vielzahl an klinischen und epidemiologischen Untersuchungen zu
kardiovaskulären Einflüssen primärer Schilddrüsenfunktionsstörungen. Die Mehrzahl dieser
Arbeiten sucht dabei nach Zusammenhängen mit kardiovaskulärer Morbidität und
Sterblichkeit sowie Gesamtsterblichkeit.
Zum Zeitpunkt von Planung und Durchführung der hier vorgestellten Studie konnte lediglich
für die manifeste Schilddrüsenüberfunktion eine erhöhte kardiovaskuläre Morbidität und
Sterblichkeit sowie Assoziation mit Prädiktoren der kardiovaskulären Sterblichkeit Myokardhypertrophie, systolische Dysfunktion, Vorhofflimmern – als gesichert angesehen
werden110. Für die manifeste Schilddrüsenunterfunktion war eine primäre Verschlechterung
des klassischen kardiovaskulären Risikoprofils, hauptsächlich durch einen Anstieg des
Atheroskleroserisikos, belegt110. Diese Verschlechterung wird im wesentlichen durch
gehäuftes Auftreten von natriumsensitiver arterieller Hypertonie126 und ungünstige
Verschiebungen des Lipidstoffwechsels mit Anstieg von LDL
121,123,127,128
verursacht.
Konkordante Daten zu einer Assoziation zwischen Abweichungen des TSH-Wertes vom
Referenzbereich beziehungsweise latenten Schilddrüsenfunktionsstörungen und Sterblichkeit
waren während Planung und Durchführung der hier vorgestellten Studie noch nicht verfügbar.
Das Kardinalproblem sehr vieler Beobachtungsstudien zur Frage einer möglichen Assoziation
zwischen Schilddrüsenfunktionsstörungen und Sterblichkeit ist häufig in sehr breiten
Konfidenzintervallen (CI) bei relativ geringen Sterblichkeitsunterschieden zu sehen. Teils
kaum vermeidbare Limitationen des Studiendesigns verhindern dann häufig das
Herausarbeiten signifikanter Unterschiede129 zwischen den Gruppen.
Die oft geringen Unterschiede der relativen Sterblichkeitsrisiken zwischen den jeweiligen
Gruppen ziehen weitere Probleme bei der Interpretierbarkeit von Daten nach sich: die
Nichtbeachtung
möglicher
Beobachtungsstudien
mit
Confounder
zunächst
kann
die
signifikanten
Aussagekraft
auch
großer
Sterblichkeitsunterschieden
beeinträchtigen97.
Um mit den verfügbaren personellen, finanziellen und technischen Mitteln möglichst
aussagekräftige Daten erheben zu können, wählten wir für unsere Beobachtungsstudie ein
Hochrisikokollektiv für kardiovaskuläre und Gesamtsterblichkeit aus. Durch regional17
unizentrische Rekrutierung sollte bei vertretbarem Aufwand eine möglichst niedrige Anzahl
von Studienabbrechern sichergestellt werden.
Primärer
Endpunkt
der
vorgelegten
Arbeit
war,
den
Einfluss
von
Schilddrüsenfunktionsstörungen auf kardiovaskuläre und Gesamtsterblichkeit bei unmittelbar
nach Studieneinschluss invasiv therapierten Patienten mit koronarer Herzkrankheit zu
ermitteln.
Gestützt
durch
die
zum
Zeitpunkt
der
Studienplanung
vorhandenen
epidemiologischen Daten15,130-134 vermuteten wir eine positive Assoziation zwischen
Abweichungen des TSH-Wertes vom Referenzbereich und kardiovaskulärer Sterblichkeit
sowie eventuell Gesamtsterblichkeit.
2
Methoden
2.1
Studienpopulation
Zur Durchführung einer prospektiven Untersuchung, welche Einflüsse genetischer Faktoren
des Renin-Angiotensin- und des Gerinnungssystems auf den Krankheitsverlauf von Patienten
mit invasiv behandelter koronarer Herzkrankheit untersuchte135-138, erfolgte zwischen August
1995 und Dezember 1997 der konsekutive Patienteneinschluss im Klinikum Karlsburg Herz- und Diabeteszentrum Vorpommern. Die zur Durchführung jener Untersuchung
gewonnenen Informationen wurden sekundär für die Datenanalyse der hier vorgestellten
Arbeit genutzt.
Das Klinikum Karlsburg war zu jener Zeit das einzige Zentrum in der Region Vorpommern,
dessen
Leistungsspektrum
sowohl
interventionelle
als
auch
operative
Myokardrevaskularisationen umfasste. Drei weitere Kliniken der Region Vorpommern waren
zum damaligen Zeitpunkt befähigt, diagnostische Koronarangiographien durchzuführen; aus
diesen drei Häusern wurden Patienten ins Klinikum Karlsburg überwiesen, deren
koronarangiographische Befunde eine invasive Therapie erforderten.
Einschlusskriterien der Studie waren der koronarangiographische Nachweis einer invasiv
behandlungsbedürftigen koronaren Herzkrankheit sowie ein Hauptwohnsitz in der Region
Vorpommern. Alle Patienten wurden einen Tag vor Durchführung der Koronarangiographie
rekrutiert. Keiner der Patienten hatte sich jemals zuvor einer Koronarintervention oder
aortokoronaren Bypassoperation unterzogen. Alle Teilnehmer unterzeichneten schriftlich eine
18
Einverständniserklärung zur Studienteilnahme. Das Studienprotokoll befindet sich in
Einklang mit den Prinzipien der Deklaration von Helsinki (revidierte Version von September
1989, Hong Kong) und wurde von der Ethikkommision der Universität Greifswald vor
Erteilung der Genehmigung zur Studiendurchführung geprüft.
Die koronarangiographischen Befunde jedes Patienten wurden von einem Team erfahrener
interventioneller Kardiologen beurteilt. Bei eindeutigem Befund erfolgte nichtrandomisiert
die Planung einer perkutanen Koronarintervention, zumeist für den folgenden Wochentag.
Andernfalls wurde entschieden, den Fall auf der wöchentlich angesetzten kardiologischkardiochirurgischen Konferenz zu diskutieren, um einen interdisziplinären Konsens über das
weitere Vorgehen zu erlangen.
Es wurden insgesamt 1038 invasiv behandelte Patienten mit koronarer Herzkrankheit
rekrutiert. 96 Patienten (9,2 % des Kollektivs) mussten von den Analysen ausgeschlossen
werden: bei 59 Patienten lag keine Dokumentation des TSH-Wertes zum Einschlusszeitpunkt
vor und von 37 Patienten konnte kein Vitalstatus im Beobachtungszeitraum erhoben werden.
Die endgültige Studienpopulation umfasste somit 942 Patienten und wurde nach TSH-Wert in
drei Gruppen unterteilt. Die „Niedrig-TSH“-Gruppe umfasste alle Patienten, deren TSH-Wert
kleiner 0,25 mIU/l war, die „Hoch-TSH“-Gruppe schloss alle Patienten mit TSH-Wert größer
2,12 mIU/L ein139. Die Vergleichsgruppe („Norm-TSH“-Gruppe) setzte sich aus den übrigen
Patienten zusammen, deren TSH-Werte im Referenzbereich lagen.
215
Studienteilnehmer
aortokoronaren
der
endgültigen
Bypassoperation,
727
Studienpopulation
Patienten
unterzogen
durchliefen
eine
sich
einer
perkutanen
Koronarintervention, die bei 457 (48,5 %) Patienten ohne und bei 270 (28,7 %) mit einer
Stentimplantation beendet wurde.
2.2
Erhebung der Basischarakteristika
Anamnestische und klinische Daten, Informationen zu kardiovaskulären Risikofaktoren,
Schwere der koronaren Herzkrankheit sowie Informationen zur vollzogenen Intervention
wurden den Krankenakten entnommen. Blutdruck, Körpergröße und Gewicht wurden am Tag
der Krankenhausaufnahme gemessen. Arterielle Hypertonie und Diabetes mellitus wurden bei
Vorliegen einer entsprechenden Vordiagnose als vorhanden gewertet. Angaben zu aktuellem
19
oder ehemaligem Nikotinkonsum wurden durch Patientenbefragung ermittelt. Aus der Größe
[m] und dem Gewicht [kg] der Patienten wurde der Körper-Masse-Index (BMI) berechnet
[kg/m2]. Gesamtcholesterin und HDL wurden photometrisch bestimmt (Cobas Mira plus, Fa.
Hoffmann-La Roche, Basel/Schweiz), der LDL-Wert wurde unter Verwendung der
Friedewald-Formel140 berechnet.
Ein-, Zwei- und Drei-Gefäß-Erkrankung waren definiert durch die Anzahl von
Hauptkoronarien
(Ramus
interventrikularis
anterior,
Ramus
circumflexus,
rechte
Koronararterie) mit über 50 %iger Lumenstenosierung im Gefäßverlauf. Die linksventrikuläre
Auswurffraktion
(LVEF)
wurde
laevokardiographisch
in
30°
rechtsanteriorer
Schrägprojektion (RAO 30°) unter Zuhilfenahme eines computerassistierten quantitativen
Analyseverfahrens bestimmt141.
2.3
Therapiemethoden
2.3.1 Aortokoronare Bypassoperation
Die Population mit aortokoronarer Bypassoperation umfasste 215 Patienten, welche am Tag
vor geplanter Operation in die Studie eingeschlossen wurden.
Nach Einleitung der Anästhesie erfolgte eine Einmalbolusgabe von Heparin in einer Dosis
von 2 bis 3 mg/kg und Präparation des Zugangsweges durch mediane Längssternotomie. Der
herzchirurgische Eingriff erfolgte unter extrakorporaler Zirkulation in milder Hypothermie
während Kardioplegie. Als Bypassgraft fanden linke und rechte Arteria mammaria interna
(IMA) sowie autologe Präparate von Vena saphena magna und Arteria radialis Verwendung.
Die endgültige Festlegung von Art, Anzahl und Lokalisation der verwendeten Grafts erfolgte
abhängig von den intraoperativen Gegebenheiten erst während des Eingriffs durch den
Operateur. Die durchschnittliche Anzahl der Grafts pro Patient betrug 2.9 ± 0.9. Nach der
Entlassung wurde eine dauerhafte Thrombozytenaggregationshemmung mit ASS 100 mg
empfohlen. Wenn eine Indikation zur dauerhaften Antikoagulantientherapie vorlag, so wurde
diese gegenüber einer Therapie mit ASS bevorzugt.
20
2.3.2 Ballondilatation
Bei 457 Patienten der Studienpopulation wurde eine alleinige Ballondilatation durchgeführt.
Nach Durchführung der Lokalanästhesie (Xylocain) erfolgte in Seldingertechnik die Anlage
einer transarteriellen Schleuse unterhalb des Leistenbandes. Unter Durchleuchtung wurde ein
Führungskatheter im Bereich des Zielgefäßes platziert. Alle Patienten erhielten mit
Interventionsbeginn einen intraarteriellen Einmalbolus von 10.000 IU Heparin. Unter
fluoroskopischer Kontrolle wurde ein geeigneter Draht durch den Führungskatheter über die
Zielstenose vorgebracht. Anschließend wurde in Monorailtechnik142,143 ein Ballonkatheter
über den liegenden Draht auf Höhe der Stenose platziert und durch Kontrastmittelinjektion
entfaltet. Der Eingriff galt als primär erfolgreich, wenn keine oder eine Residualstenose von
weniger als 50 % verblieb. Das Ergebnis der Dilatation wurde vor Entfernen aller Instrumente
angiographisch dokumentiert. Die transarterielle Schleuse wurde vier bis sechs Stunden nach
Beendigung des Eingriffs entfernt und ein Druckverband angelegt. Nach Entlassung wurde
eine dauerhafte Plättchenhemmung mit ASS 100 mg/die oder bei gegebener Indikation zur
Antikoagulation anstatt ASS ein Antikoagulans, zumeist Phenprocoumon, empfohlen.
2.3.3 Stentimplantation
Ließ sich mit alleiniger Ballondilatation kein befriedigendes Ergebnis erreichen oder traten
unter der Behandlung - durch Stentimplantation korrigierbare - Komplikationen auf, so
erfolgte in selbiger Sitzung eine Strategieeskalation zur Stenttherapie. Dies war bei 270
Patienten des Studienkollektivs der Fall.
Auf Ballonkatheter aufgebrachte Stents wurden in das Stenoseareal vorgebracht und mittels
Balloninflation fluoroskopisch kontrolliert der Gefäßwand angelegt. Das weitere Vorgehen
entsprach dem der perkutanen Koronarintervention ohne Stentimplantation. Nach Entlassung
wurde eine vierwöchige duale Plättchenhemmung mit ASS 100 mg/die und Ticlopidin 2 x
250 mg/die verordnet. Nach dieser Zeit sollte eine lebenslange ASS-Therapie oder, falls
erforderlich, eine Antikoagulation mit Phenprocoumon erfolgen.
21
2.4
Bestimmung des initialen TSH-Wertes
2.4.1 Messverfahren
Bei allen Patienten erfolgte vor Durchführung der diagnostischen Koronarangiographie
routinemäßig eine Bestimmung des TSH-Wertes im Labor des Klinikums Karlsburg.
Die Bestimmung des TSH-Wertes als auch von Trijodthyronin und Thyroxin erfolgte durch
ein Immunoassayanalyseverfahren der zweiten Generation. Der Analyseautomat „Elecsys
2010“ der Firma Roche, Basel, Schweiz nutzt ein Elektrochemilumineszenz-ImmunoassayVerfahren
nach
dem
Sandwich-Prinzip144.
Als
Reagenz
finden
biotinylierte,
rutheniummarkierte TSH-spezifische Antikörper Verwendung. Die nach Durchführung aller
Analyseschritte gemessene Lichtstärke ist bei dieser Bestimmungsmethode direkt
proportional zum TSH-Gehalt. Die Berechnung der TSH-Konzentration erfolgt unter
Verwendung einer Kalibrationskurve, die mit Kalibratoren bekannter Antigenkonzentrationen
ermittelt wird.
Mehrere vergleichende Untersuchungen berichten eine hohe Verlässlichkeit des ElecsysSandwich-Analyseverfahrens
zur
TSH-Bestimmung145-149.
Die
in
unabhängigen
Untersuchungen ermittelte funktionelle Sensitivität der TSH-Bestimmung beträgt < 0,05
mIU/l148,150. Es sind Einzelfälle von Fehlbestimmungen beschrieben, die zumeist durch
Antikörperbildung gegen Bestandteile der Testreagenzien erklärbar waren151-153.
Als unbedenklich für die zur Studiendurchführung notwendige Kontrastmittelbelastung
wurden TSH-Werte gemäß Referenzbereich des Labors angesehen. Patienten mit manifester
Schilddrüsenüberfunktion wurden von der Studie ausgeschlossen und bei elektiver Indikation
auf die Durchführung einer Koronarangiographie verzichtet. Bei TSH-Werten unterhalb,
jedoch Trijodthyronin- und Thyroxinwerten innerhalb des Referenzbereiches wurde vor
Durchführung der Koronarangiographie eine weiterführende Abklärung mittels Sonographie
und
Szintigraphie
gefordert;
unter
Befundwürdigung
der
bildgebenden
Schilddrüsendiagnostik erfolgte dann die Abwägung, ob eine invasive Koronardiagnostik
unter Perchloratschutz durchgeführt oder verschoben werden sollte.
22
Bei TSH-Werten oberhalb des Referenzbereiches wurde die Koronarangiographie
grundsätzlich durchgeführt; nur im Einzelfall und in Absprache mit einem Endokrinologen
erfolgte eine Perchloratprophylaxe vor Koronarangiographie.
2.5
Follow-up
Das Follow-up wurde maßgeblich vom Verfasser der vorgelegten Arbeit durchgeführt. Alle
Verlaufsinformationen wurden zwischen dem 1. September 2003 und dem 31. März 2004
ausschließlich
von
Personen
gesammelt,
denen
die
klinischen
Basisdaten
der
Studienteilnehmer nicht bekannt waren.
In einem ersten Schritt wurden die Krankenhausakten des Herzzentrums MecklenburgVorpommern Karlsburg zu sämtlichen stationären Aufenthalten aller Studienpatienten seit
Studieneinschluss auf das Erreichen möglicher Endpunkte hin durchgesehen.
Bei Versterben während Krankenhausaufenthaltes wurden Todestag und –ursache der Kopie
der Todesbescheinigung in der Krankenakte entnommen.
Nach Abschluss dieses Follow-up-Schrittes wurden Hausärzte, welche mehr als drei
Studienteilnehmer betreuten, in einem Anschreiben gebeten, Informationen zu Vitalstatus
beziehungsweise Todeszeitpunkt und –ursache ihrer Patienten mitzuteilen (Schritt 2). Bei
fehlender oder ungenauer Antwort sowie bei Hausärzten, welche lediglich ein bis drei
Studienteilnehmer betreuten, erfolgte eine telefonische Kontaktaufnahme, um so die
betreffenden Informationen einholen zu können (Schritt 3). Führte dies nicht zum Erfolg zum Beispiel wegen Einstellung der Praxistätigkeit, nicht nachverfolgbarem Hausarztwechsel
des Patienten oder Verweigerung einer Informationsweitergabe durch den Hausarzt -, wurde
als vierter Schritt eine direkte telefonische Kontaktaufnahme mit dem Patienten oder dessen
nächsten Angehörigen angestrebt, um auf diesem Wege gesicherte Angaben zum Vitalstatus
zu erhalten. Konnten auch hierdurch nicht die notwendigen Informationen zum
Patientenstatus erlangt werden, so wurden fünftens über die Einwohnermeldeämter Daten
zum Vitalstatus und falls möglich, die aktuelle Wohnanschrift der betreffenden Teilnehmer
beschafft.
23
Von allen verstorbenen Patienten wurden Todesursache und –zeitpunkt, falls nicht
anderweitig verlässlich dokumentiert, durch Anforderung der Todesbescheinigungen beim
zuständigen Gesundheitsamt erhoben. Innenministerium beziehungsweise Sozialministerium
des Landes Mecklenburg-Vorpommern hatten zuvor die Genehmigung zur Durchführung
dieser Maßnahme erteilt.
Die kumulative Nachbeobachtungszeit betrug 5989 Patientenjahre mit einer mittleren
Nachbeobachtungszeit von 7,1 ± 0,7 Jahren. Als Tag Null des Follow-up-Zeitraums wurde
der Tag der Intervention festgelegt.
2.6
Definition der Endpunkte
Primärer Endpunkt der Studie war die Gesamtsterblichkeit. Als sekundärer Endpunkt wurde
Tod durch kardiovaskuläre Ursachen festgelegt.
2.7
Statistische Analysen
Alle Daten zu quantitativen Charakteristika werden als statistischer Mittelwert ±
Standardabweichung (SD) ausgedrückt. Angaben zu qualitativen Merkmalen werden in
Prozent oder Absolutzahlen angegeben, falls nicht anders vermerkt.
Die Studienpopulation wurde nach TSH-Wert zum Einschlusszeitpunkt in drei Gruppen
eingeteilt. TSH-Werte < 0,25 mIU/l wurden als erniedrigt gewertet, TSH-Werte > 2,12 mIU/l
galten als erhöht. Ein unauffälliger TSH-Wert lag also vor, wenn 0,25 mIU/l ≤ TSH ≤ 2,12
mIU/l galt. Die Festlegung des Referenzwertkorridors folgte den aus einem Datenpool von
4298 Einwohnern der Region Vorpommern im Alter von 20 bis 79 Jahren erhobenen und
2005 von Völzke et al. publizierten139 epidemiologischen Angaben.
Für Vergleiche zwischen den Gruppen wurden logistische Regressionsanalysen für nominal
skalierte Daten und Varianzanalysen (ANOVA) bei intervallskallierten Daten angewendet.
Das Überleben wurde verglichen unter Verwendung von Kaplan-Meier-Analyse sowie log
rank-Testung. Die Analyse der Sterblichkeitsprädiktoren erfolgte mittels Cox-Modell (Cox
24
proportional hazards regression), die Abschätzung der Signifikanz durch Wald-Testung. Es
wurde die Hazard Ratio (HR) berechnet und das dazugehörige 95 % CI angegeben. P-Werte
(p) < 0,05 wurden als statistisch signifikant angesehen.
Anstatt systolischem und diastolischem Blutdruckwert fand zur Vermeidung von
Multikollinearität in den statistischen Modellen als Marker der arteriellen Steifigkeit die
Pulsamplitude Verwendung, welche sich aus der Differenz von systolischem und
diastolischem Blutdruck errechnet. Des Weiteren wurden LDL und HDL Vorzug gegenüber
Gesamtcholesterin gegeben.
Alle statistischen Analysen wurden mit SPSS-Software, Version 11.5 (SPSS GmbH Software,
München, Deutschland) durchgeführt.
3
Ergebnisse
Das Alter der Patienten lag zwischen 33 und 86 Jahren bei einem Durchschnittsalter von 61,2
± 8,8 Jahren. 118 von 942 Patienten (12,5 %) wiesen einen erniedrigten TSH-Wert auf. Bei
125 Patienten (13,3 %) lagen erhöhte TSH-Werte vor.
Die Verteilungscharakteristika der drei Subgruppen aus der ursprünglichen Kohorte von 1038
eingeschlossenen Patienten sind in Tabelle 1 dargestellt.
Tabelle 1: TSH-Werte in der gesamten Studienpopulation und den Patientengruppen
Gesamt
Follow-Up-Daten
Follow-Up-Daten
Vorhanden
nicht vorhanden
TSH < 0,25 mIU/l
122
118
4 (3,3 %)
0,25 mIU/l ≤ TSH ≥ 2,12 mIU/l
726
699
27 (3,7 %)
TSH > 2,12 mIU/l
130
125
5 (3,8 %)
TSH-Wert bekannt insgesamt
978
942
36 (3,7 %)
TSH-Wert unbekannt
60
59
1 (1,7 %)
1038
1001
37 (3,6 %)
Gesamtzahl
25
Von den ursprünglichen 1038 konnten 96 Patienten (9,2 %) nicht in das auswertbare
Studienkollektiv aufgenommen werden. Der Anteil nicht nachverfolgbarer Patienten war in
allen nach TSH-Wert eingeteilten Gruppen mit 3,3 % bis 3,8 % weitgehend gleich niedrig.
3.1
Klinische Basischarakteristika
Die klinischen Basischarakteristika weisen mehrheitlich eine große Homogenität zwischen
den drei Gruppen auf. Auf Unterschiede, auch der Medikation zum Zeitpunkt des
Studieneinschlusses, wird gesondert eingegangen.
Lediglich acht Studienteilnehmer (< 1 %) waren zum Einschlusszeitpunkt 80 Jahre oder älter,
ein Proband hatte das 85. Lebensjahr vollendet.
Altersverteilung nach Geschlecht (Prozent)
50
44 44
45
männlich
40
weiblich
Prozent
35
30
30
27
22
25
20
15
10
5
13
10
2
4
1
1
2
0
30-39
40-49
50-59
60-69
70-79
Alter (Jahre)
Abbildung 1: Altersverteilung der Studienteilnehmer nach Alter
26
80-89
Die 207 Studienteilnehmerinnen waren mit 64,3 Jahren durchschnittlich etwa vier Jahre älter
als die männlichen Teilnehmer (60,3 Jahre). Die nach Geschlecht getrennte Unterteilung der
Studienteilnehmer nach Altersdekaden ist in Abbildung 1 veranschaulicht.
TSH-Subgruppen nach Alter (in Prozent)
50
47
45
TSH < 0,25 mIU/l
45
35
Prozent
0,25 mIU/l ≤ TSH ≥ 2,12 mIU/l
38
40
TSH > 2,12 mIU/l
33
31
27
30
25
19
20
15 15
15
9 10
10
5
6
0
2
1 1 0
0
0
30-39
40-49
50-59
60-69
70-79
80-89
Alter (Jahre)
Abbildung 2: Altersverteilung der Studienteilnehmer nach TSH-Gruppe
Die drei nach TSH getrennten Gruppen wiesen bezüglich des Durchschnittsalters keine
signifikanten Unterschiede auf. Die Aufschlüsselung der drei Gruppen nach Altersdekaden ist
in Abbildung 2 wiedergegeben.
27
Tabelle 2: Klinische Basisdaten der Gesamtpopulation sowie der drei Studiengruppen:
TSH [mIU/l]
Alter [Jahre]
Männlich
Weiblich
FU-Zeit [Jahre]
TZ-Hemmer
ACE-Hemmer
Betablocker
CSE-Hemmer
Art. Hypertonie
HT bekannt seit [Jahre]
BD syst. [mmHg]
BD diast. [mmHg]
Pulsamplitude [mmHg]
Diabetes mellitus
Diab. mell. bekannt [Jahre]
Nikotin aktuell
Nikotin ehemals
Niemalsraucher
BMI [kg/m2]
Triglyceride [mmol/l]
Ges.-Cholesterin [mmol/l]
LDL-Cholesterin [mmol/l]
HDL-Cholesterin [mmol/l]
Fibrinogen [g/l]
AMI-Vorgeschichte
LVEF [% ]
1/2/3-Gefäß-KHK [Anzahl]
Ein-Gefäß-KHK
Zwei-Gefäß-KHK
Drei-Gefäß-KHK
Hauptstammbeteiligung
RIVA-Beteiligung
RCX-Beteiligung
RCA-Beteiligung
Gesamt
n = 942
1,65 ± 2,79
61,2 ± 8,8
78 %
22 %
6,4 ± 1,7
1,09 ± 0,47
58 %
69 %
76 %
60 %
5,65 ± 7,49
129 ± 19
77 ± 10
52 ± 15
24 %
2,32 ± 6,10
17 %
58 %
25 %
27,9 ± 3,7
2,34 ± 1,50
5,96 ± 1,38
3,90 ± 1,22
1,06 ± 0,39
3,70 ± 1,35
67 %
54 ± 14
2,12 ± 0,81
28 %
33 %
38 %
3 %
80 %
63 %
66 %
TSH niedrig
n = 118
0,12 ± 0,08
62,0 ± 7,8
80 %
20 %
6,7 ± 1,5
1,09 ± 0,52
54 %
58 %
76 %
56 %
5,16 ± 6,57
126 ± 17
75 ± 10
51 ± 14
24 %
2,10 ± 5,45
16 %
68 %
16 %
27,2 ± 3,8
2,30 ± 1,72
5,91 ± 1,20
3,85 ± 1,09
1,08 ± 0,30
3,86 ± 1,29
64 %
54 ± 15
2,12 ± 0,83
29 %
30 %
41 %
5 %
75 %
64 %
64 %
TSH normal
n = 699
0,84 ± 0,41
61,0 ± 8,9
78 %
22 %
±±± 1,7
1,12 ± 0,49
59 %
71 %
77 %
63 %
6,04 ± 7,74
130 ± 20
77 ± 10
53 ± 15
24 %
2,17 ± 6,12
18 %
57 %
25 %
28,1 ± 3,7
2,33 ± 1,39
5,92 ± 1,35
3,90 ± 1,18
1,05 ± 0,40
3,63 ± 1,34
66 %
55 ± 14
2,08 ± 0,81
29 %
34 %
36 %
2 %
79 %
62 %
65 %
TSH hoch
n = 125
7,65 ± 3,96
61,2 ± 8,8
74 %
26 %
6,7 ± 1,7
1,03 ± 0,24
53 %
65 %
66 %
46 %
4,14 ± 7,05
125 ± 18
75 ± 11
49 ± 14
26 %
2,80 ± 6,28
15 %
55 %
30 %
27,8 ± 3,5
2,63 ± 2,00
6,28 ± 1,71
4,01 ± 1,55
1,11 ± 0,45
3,90 ± 1,51
77 %
51 ± 14
2,19 ± 0,82
26 %
30 %
44 %
4 %
86 %
63 %
68 %
Bei Verteilungen Angabe der Standardabweichung durch ± gekennzeichnet
Gruppeneinteilung: „TSH niedrig“ ! TSH < 0,25 mIU/l; „TSH hoch“ ! TSH > 2,12 mIU/l; „TSH
normal“ ! 0,25 mIU/l ≤ TSH-Wert ≥ 2,12 mIU/l;
TSH = Thyreoideastimulierendes Hormon; FU = Follow-up; LVEF = linksventrikuläre Auswurffraktion; TZ
= Thrombozyten; ACE = angiotensin converting enzyme; CSE = Cholesterol-Synthese-Enzym; Art. =
arteriell; HT = arterielle Hypertonie; BD = Blutdruck; syst. = systolisch; diast. = diastolisch; Diab. mell. =
Diabetes mellitus; BMI = Body Mass Index; Ges. = Gesamt; LDL = low density lipoprotein; HDL = high
density lipoprotein; AMI = akuter Myokardinfarkt; KHK = koronare Herzkrankheit; Hauptstamm =
Hauptstammbeteiligung; RIVA = Beteiligung des Ramus interventrikularis anterior; RCX = Beteiligung des
Ramus circumflexus; RCA = Beteiligung der rechten Koronararterie
28
Bei den Basischarakteristika fanden sich folgende statistisch signifikanten Unterschiede
zwischen den Gruppen:
Verglichen mit der euthyreoten Vergleichsgruppe, befanden sich unter den Personen mit
niedrigem TSH-Wert signifikant weniger Nie-Raucher (15,9 % vs. 25,3 %; p < 0,05) und
signifikant mehr Ex-Raucher (68,2 % vs. 56,8 %; p < 0,05).
Patienten mit hohem TSH-Wert wiesen im Vergleich zur TSH-Referenzgruppe signifikant (p
< 0,01) um circa 5 mmHg niedrigere systolische Blutdruckwerte auf (125 mmHg vs. 130
mmHg). Die Pulsamplitude war in der Gruppe mit TSH-Werten oberhalb des
Referenzbereiches signifikant (p < 0,05) 3,5 mmHg kleiner als in der Vergleichsgruppe.
Zwischen Patienten mit erniedrigtem TSH-Wert und der Vergleichsgruppe bestand
hinsichtlich der – für die Sterblichkeitsanalysen bedeutenden - Pulsamplituden kein
signifikanter Unterschied.
Auffällig ist eine signifikant (p < 0,05) niedrigere Verordnungsrate an Betablockern von nur
58 % in der Gruppe mit TSH-Werten unterhalb des Referenzbereiches, was einem um 13 %
niedrigeren Anteil an Patienten mit Betablockertherapie gegenüber der Vergleichsgruppe
entspricht. Zwischen der Vergleichsgruppe und Patienten mit TSH-Wert oberhalb des
Referenzbereiches zeigen sich bezüglich Betablockertherapie keine Unterschiede.
Statistische Auffälligkeiten bestehen auch beim Verordnungsverhalten von CSE-Hemmern
zwischen der Gruppe mit TSH-Werten oberhalb des Referenzbereiches und der
Vergleichsgruppe im Sinne einer signifikant (p < 0,05) niedrigeren Verordnungsrate von
66 % aller Patienten dieser Gruppe, was absolut 11 % weniger Patienten mit CSEHemmertherapie gegenüber der Vergleichsgruppe mit TSH-Werten innerhalb des
Referenzbereiches bedeutet.
In der Gruppe mit erhöhten TSH-Werten ist eine gegenüber der Vergleichsgruppe um 4 %
geringere linksventrikuläre Auswurffraktion feststellbar (51 % vs. 55 %), der Unterschied ist
signifikant. Die linksventrikuläre Auswurffraktion (54 %) von Patienten mit TSH-Wert
unterhalb des Referenzbereiches unterscheidet sich nicht signifikant von jener der
Vergleichsgruppe.
29
Patienten mit TSH-Wert oberhalb des Referenzbereiches hatten signifikant häufiger
Myokardinfarkte in der Vorgeschichte als Patienten der Gruppen mit TSH-Werten innerhalb
oder unterhalb des Referenzbereiches.
3.1.1 Interventionscharakteristika
Patienten mit TSH-Wert oberhalb des Referenzbereiches wurden seltener mit Stents versorgt
als Patienten der Vergleichsgruppe (17,2 % vs. 32,1 %; p < 0,001) aber deutlich häufiger
mittels aortokoronarer Bypassoperation revaskularisiert (37,6 % vs. 19,9 %; p < 0,001).
Patienten mit TSH-Wert unterhalb des Referenzbereiches wurden ebenfalls signifikant
häufiger bypassoperiert und erheblich seltener mit Koronarstents versorgt als jene der
Vergleichsgruppe. Bei der Häufigkeit von perkutanen Koronarinterventionen ohne
Stentimplantation zeigen die nach TSH-Wert geordneten Gruppen keine signifikanten
Unterschiede. Einen Überblick bietet Tabelle 3.
Tabelle 3: Vergleich der Interventionsarten
Gesamt
TSH niedrig
TSH normal
TSH hoch
n = 942
n = 118
n = 699
n = 125
PCI ohne Stent [Anzahl]
457 (48 %)
65
(55 %)
337 (48 %)
55
(44 %)
PCI mit Stent [Anzahl]
270 (29 %)
19
(16 %)* 227 (33 %)
24
(19 %)*
CABG [Anzahl]
215 (23 %)
34
(29 %)* 135 (19 %)
46
(37 %)*
Angaben in Absolutzahlen; bei Verteilungen Angabe der Standardabweichung;
*
= p-Wert < 0,05 auf euthyreote Kohorte bezogen; Testverfahren: einfaktorielle Varianzanalyse (ANOVA);
Gruppeneinteilung: „TSH niedrig“ ! TSH < 0,25 mIU/l; „TSH hoch“ ! TSH > 2,12 mIU/l; „TSH
normal“ ! 0,25 mIU/l ≤ TSH-Wert ≥ 2,12 mIU/l;
TSH = Thyreoideastimulierendes Hormon; PCI = perkutane Koronarintervention; CABG = aortokoronare
Bypassoperation
30
3.2
Analyse der Endpunkte – Sterblichkeit
174 Patienten (18,5 %) verstarben in der Nachbeobachtungszeit. Die Gesamtsterblichkeit
betrug 16,9 % in der Patientengruppe mit TSH-Werten oberhalb des Referenzbereiches,
18,9 % in der Vergleichsgruppe mit unauffälligen TSH-Werten und 17,6 % bei Patienten mit
TSH-Wert unterhalb des Referenzbereiches. Insgesamt 67 Patienten (7,1 %) verstarben im
Beobachtungszeitraum an kardiovaskulären Ereignissen. Die Häufigkeit kardiovaskulärer
Todesursachen zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen den Patientengruppen
(5,1 % bei Patienten mit TSH-Wert oberhalb des Referenzbereiches, 7,7 % in der
Vergleichsgruppe, 5,6 % bei Patienten mit TSH-Wert unterhalb des Referenzbereiches).
Tabelle 4: Vergleich der Sterblichkeitszahlen
Gesamt
TSH niedrig
TSH normal
TSH hoch
n = 942
n = 118
n = 699
n = 125
Zirkulatorisch [Anzahl]
67
6
54
7
Gesamt [Anzahl]
174 (18,5 %)
(7,1 %)
(5,1 %)
20 (16,9 %)
(7,7 %)
132 (18,9 %)
(5,6 %)
22 (17,6 %)
Gruppeneinteilung: „TSH niedrig“ ! TSH < 0,25 mIU/l; „TSH hoch“ ! TSH > 2,12 mIU/l; „TSH
normal“ ! 0,25 mIU/l ≤ TSH-Wert ≥ 2,12 mIU/l;
Zirkulatorisch = Zirkulatorisch verursachte Sterblichkeit; Gesamt = Gesamtsterblichkeit
3.2.1 Assoziation zwischen TSH und Gesamtsterblichkeit
34 Probanden (3,6 %) der 942 nachverfolgten Personen mit bekanntem TSH-Wert konnten
wegen fehlender Daten nicht in die Analyse des multivariablen Modells eingeschlossen
werden. Von vier Probanden war der Nikotinstatus unbekannt, von zweien die Pulsamplitude,
von elf Probanden der LDL-Spiegel, von sieben die linksventrikuläre Auswurffraktion, von
einem Probanden der BMI. Bei sechs Probanden fehlten Angaben zur Anzahl der betroffenen
Herzkranzgefäße, bei zwei Probanden zu Myokardinfarkten in der Vorgeschichte. Bei einem
Probanden waren zwei für die Analyse notwendige Parameter nicht feststellbar, so dass
insgesamt 35 fehlerhafte oder fehlende Angaben zu vermerken waren.
31
Die für Alter, Geschlecht, Interventionsart, Nikotinstatus, Diabetes mellitus, Pulsamplitude,
arterielle Hypertonie in der Vorgeschichte, Serum-LDL-Cholesterinspiegel sowie BMI
adjustierte Sterblichkeitsanalyse ergab keine statistisch signifikante Assoziation zwischen
TSH-Abweichungen
und
Gesamtsterblichkeit.
Nach
zusätzlicher
Adjustierung
für
linksventrikuläre Auswurffraktion, Ausmaß der koronaren Herzkrankheit sowie Zustand nach
Myokardinfarkt zeigte sich eine signifikante Assoziation zwischen hohen TSH-Werten und
geringerer Gesamtsterblichkeit. Die Assoziation zwischen niedrigen TSH-Werten und
geringerem Sterblichkeitsrisiko bewegte sich knapp oberhalb der Signifikanzgrenze (p =
0,073).
Tabelle 5: Gesamtsterblichkeit – Vergleich beider dysthyreoter Patientengruppen mit der
Referenzgruppe
TSH niedrig
TSH hoch
HR (95 % CI)
HR (95 % CI)
Unadjustiert
0,86 (0,53 - 1,41)
0,83 (0,49 - 1,42)
Adjustiert nach Alter und Geschlecht
0,84 (0,51 - 1,37)
0,81 (0,48 - 1,39)
0,75 (0,45 - 1,23)
0,64 (0,38 - 1,07)
0,62 (0,37 - 1,04)
0,47 (0,28 - 0,80)*
Adjustiert nach Basischarakteristikaa
Adjustiert nach vollständigem Modell
b
Gruppeneinteilung: „TSH niedrig“ ! TSH < 0,25 mIU/l; „TSH hoch“ ! TSH > 2,12 mIU/l;
* = p-Wert < 0,05
a
Die Analyse wurde adjustiert für Alter, Geschlecht, Interventionsart, Nikotinstatus, Diabetes mellitus,
Pulsamplitude, arterielle Hypertonie in der Vorgeschichte, Serum-LDL-Cholesterinserumspiegel, BMI.
b
Das vollständige Modell schließt Alter, Geschlecht, Interventionsart, Nikotinstatus, Diabetes mellitus,
Pulsamplitude, arterielle Hypertonie in der Vorgeschichte, Serum-LDL-Cholesterinserumspiegel, BMI,
linksventrikuläre Auswurffraktion, Ausmaß der koronaren Herzkrankheit sowie Myokardinfarkte in der
Vorgeschichte mit ein.
3.2.2 Assoziation zwischen TSH und kardiovaskulärer Sterblichkeit
Die Adjustierung in der Cox-Regressionsanalyse unter Einschluss von Alter, Geschlecht,
Interventionsart, Nikotinstatus, Diabetesstatus, Pulsamplitude, Bluthochdruckanamnese,
Serum-LDL-Spiegel, BMI, linksventrikulärer Auswurffraktion, Ausmaß der koronaren
Herzkrankheit sowie Zustand nach Myokardinfarkt wies eine Assoziation zwischen erhöhten
32
TSH-Werten und geringerer kardiovaskulärer Sterblichkeit als auch eine Assoziation
zwischen erniedrigten TSH-Werten und geringerer kardiovaskulärer Sterblichkeit nach.
Tabelle 6: Kardiovaskuläre Sterblichkeit – Vergleich beider dysthyreoter Patientengruppen
mit der Referenzgruppe
TSH niedrig
TSH hoch
HR (95 % CI)
HR (95 % CI)
Unadjustiert
0,63 (0,27 - 1,47)
0,70 (0,32 - 1,55)
Adjustiert nach Alter und Geschlecht
0,62 (0,26 - 1,43)
0,69 (0,32 - 1,53)
Adjustiert nach Basischarakteristikaa
0,66 (0,28 - 1,56)
0,54 (0,22 - 1,28)
Adjustiert nach vollständigem Modellb
0,39 (0,16 - 0,98)*
0,33 (0,14 - 0,82)*
Gruppeneinteilung: „TSH niedrig“ ! TSH < 0,25 mIU/l; „TSH hoch“ ! TSH > 2,12 mIU/l;
*
p-Wert < 0,050
a
Die Analyse wurde adjustiert für Alter, Geschlecht, Interventionsart, Nikotinstatus, Diabetes mellitus,
Pulsamplitude, arterielle Hypertonie in der Vorgeschichte, Serum-LDL-Cholesterinserumspiegel, BMI.
b
Das vollständige Modell schließt Alter, Geschlecht, Interventionsart, Nikotinstatus, Diabetes mellitus,
Pulsamplitude, arterielle Hypertonie in der Vorgeschichte, Serum-LDL-Cholesterinserumspiegel, BMI,
linksventrikuläre Auswurffraktion, Anzahl der betroffenen Herzkranzgefäße sowie Myokardinfarkte in der
Vorgeschichte mit ein.
3.2.3 Analyse der klassischen Risikofaktoren
Als unabhängige Risikofaktoren für kardiovaskuläre als auch Gesamtsterblichkeit erwiesen
sich Lebensalter, reduzierte linksventrikuläre Pumpfunktion, Diabetes mellitus, LDLCholesterinspiegel und Fehlen von arterieller Hypertonie in der Vorgeschichte.
33
Tabelle 7: Analyse der Risikofaktoren für kardiovaskuläre Sterblichkeit
HR
95 % CI
p-Wert
Art der Intervention:
PCI ohne Stent (Referenz)
PCI mit Stent
CABG
0,60
1,46
0,29 – 1,25
0,69 – 3,09
0,17
0,32
Alter:
< 50 Jahre (Referenz)
50 - < 60
60 - < 70
≥ 70
4,13
9,49
16,9
0,50 – 34,0
1,20 – 74,8
2,03 – 140,9
0,19
< 0,05
< 0,05
Geschlecht (männlich)
0,90
0,48 – 1,70
0,74
Arterielle Hypertonie
0,41
0,22 – 0,74
< 0,05
Diabetes mellitus
2,22
1,28 – 3,85
< 0,05
Nikotinabusus:
Nichtraucher (Referenz)
Ehemalige Raucher
Aktiver Raucher
1,06
1,16
0,53 – 2,12
0,57 – 2,36
0,86
0,68
BMI [kg/m²]
1,06
0,99 – 1,13
0,10
LDL-Cholesterin [mmol/l]
1,25
1,02 – 1,55
< 0,05
Systolischer Blutdruck [mmHg]
1,02
1,00 – 1,03
0,07
Diastolischer Blutdruck [mmHg]
0,99
0,96 – 1,02
0,52
Schwere der KHK:
1-Gefäß-KHK (Referenz)
2-Gefäß-KHK
3-Gefäß-KHK
1,13
3,69
0,40 – 3,16
0,93 – 14,7
0,82
0,06
LVEF
≥ 70 % (Referenz)
50 - 69 %
30 - 49 %
< 30 %
0,90
3,03
11,7
0,35 – 2,35
1,21 – 7,56
3,81 – 35,9
0,84
< 0,05
< 0,05
HR = hazard ratio; CABG = aortokoronare Bypassoperation; PCI = perkutane Koronarintervention; BMI =
Körper-Masse-Index; LDL = low density lipoprotein; KHK = koronare Herzkrankheit; LVEF =
linksventrikuläre Auswurffraktion
34
Tabelle 8: Analyse der Risikofaktoren für Gesamtsterblichkeit
HR
95 % CI
p-Wert
Art der Intervention:
PCI ohne Stent (Referenz)
PCI mit Stent
CABG
0,60
1,46
0,29 – 1,25
0,69 – 3,09
0,17
0,32
Alter:
< 50 Jahre (Referenz)
50 - < 60
60 - < 70
≥ 70
1,62
3,18
4,44
0,70 – 3,78
1,42 – 7,15
1,87 – 10,6
0,26
< 0,05
< 0,05
Geschlecht (männlich)
0,94
0,63 – 1,40
0,75
Arterielle Hypertonie
0,66
0,46 – 0,95
< 0,05
Diabetes mellitus
1,90
1,35 – 2,66
< 0,05
Nikotinabusus:
Nichtraucher (Referenz)
Ehemalige Raucher
Aktiver Raucher
0,99
1,36
0,66 – 1,49
0,89 – 2,07
0,97
0,16
BMI [kg/m²]
0,99
0,95 – 1,03
0,56
LDL-Cholesterin [mmol/l]
1,18
1,03 – 1,33
< 0,05
Systolischer Blutdruck [mmHg]
1,02
1,00 – 1,03
< 0,05
Diastolischer Blutdruck [mmHg]
0,99
0,97 – 1,01
0,17
Schwere der KHK:
1-Gefäß-KHK (Referenz)
2-Gefäß-KHK
3-Gefäß-KHK
1,45
1,66
0,73 – 2,89
0,55 – 4,98
0,29
0,37
LVEF
≥ 70 % (Referenz)
50 - 69 %
30 - 49 %
< 30 %
1,24
2,24
7,43
0,74 – 2,09
1,33 – 3,77
3,80 – 14,5
0,41
< 0,05
< 0,05
HR = hazard ratio; CABG = aortokoronare Bypassoperation; PCI = perkutane Koronarintervention; BMI =
Körper-Masse-Index; LDL = low density lipoprotein; KHK = koronare Herzkrankheit; LVEF =
linksventrikuläre Auswurffraktion
35
3.2.4 Sensitivitätsanalysen
Ein Ausschluss von Personen mit Schilddrüsenerkrankungen in der Vorgeschichte hatte
keinen nennenswerten Einfluss auf die Ergebnisse. Ebenso erbrachten weitere Analysen mit
Verschiebung des TSH-Referenzbereiches entsprechend den Empfehlungen des Nationalen
Zentrums für Gesundheitsstatistik der Vereinigten Staaten von Amerika aus dem Jahre
2002154 in den umfassenden Cox-Regressionsmodellen für Gesamt- und kardiovaskuläre
Sterblichkeit keine Änderung der grundsätzlichen Ergebnisse.
4
Diskussion
4.1
Zusammenfassung der Ergebnisse
4.1.1 Primärer Endpunkt
In der hier untersuchten Studienpopulation von insgesamt 942 koronar herzkranken Patienten,
die sich einer invasiven Koronartherapie – aortokoronare Bypassoperation beziehungsweise
perkutane Koronarintervention mit Stentimplantation oder ohne Stentimplantation –
unterzogen, zeigte sich bei einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 6,4 Jahren ein
signifikanter Gesamtüberlebensvorteil für Patienten mit erhöhtem TSH-Wert. Signifikanz
wurde erst nach Adjustierung im vollständigen Modell erreicht, die Wahrscheinlichkeit für
Mortalität in der Beobachtungszeit reduzierte sich gegenüber dem Normalkollektiv auf die
Hälfte. Auch für Schilddrüsenüberfunktion deutete sich nach vollständiger Adjustierung eine
Überlegenheit bezüglich Gesamtmortalität an, jedoch wurde auch nach vollständiger
Adjustierung die Signifikanz des Ergebnisses knapp verfehlt.
Als Analysemodell fand die Cox-Regression für Gruppenvergleiche Verwendung; das
vollständige Berechnungsmodell wurde für Alter, Geschlecht, Interventionsart, Nikotinstatus,
Diabetes
mellitus,
Cholesterinspiegel,
Pulsamplitude,
BMI,
bekannte
linksventrikuläre
arterielle
Hypertonie,
Auswurffraktion,
Zahl
Herzkranzgefäße sowie Myokardinfarkte in der Vorgeschichte adjustiert.
36
der
Serum-LDLbetroffenen
4.1.2 Sekundärer Endpunkt
Nach Adjustierung für alle bei Studieneinschluss erfassten Risikofaktoren waren sowohl
erniedrigte als auch erhöhte TSH-Werte mit einem im Vergleich zu TSH-Werten innerhalb
des Referenzintervalls signifikant verringerten Risiko für kardiovaskuläre Sterblichkeit
verbunden. Gegenüber dem Normalkollektiv senkten Abweichungen des TSH-Wertes vom
Referenzbereich
bei
Studieneinschluss
die
Wahrscheinlichkeit
für
kardiovaskuläre
Todesereignisse auf circa ein Drittel. Dieses Ergebnis deutete sich bei den unadjustierten
Ergebnissen bei sehr weiten Vertrauensintervallen an und gewann nach Adjustierung im
vollständigen Modell statistische Signifikanz.
Eine Verschiebung der Grenzwerte auf weitere häufig gebräuchliche Referenzwerte154 führte
zu keiner Änderung der wesentlichen Befunde dieser Studie.
4.2
Häufigkeit von Schilddrüsenfunktionsstörungen
Der Anteil aller Patienten mit erhöhten TSH-Werten war in der von uns untersuchten Kohorte
mit 13,3 % deutlich höher als in der Populationsuntersuchung von Völzke et al. - zwischen
1997 und 2001 bei Probanden der Study of Health in Pomerania erhoben139 -, welche auch
Grundlage für die Festlegung des TSH-Referenzbereiches dieser Arbeit war. Völzke et al.
stellten bei lediglich 3,0 % der Probanden TSH-Werte > 2,12 mIU/l fest und fanden einen
kontinuierlichen Abfall des TSH-Wertes mit zunehmendem Alter. Die von uns untersuchte
Studienpopulation weicht auch in diesem Punkt von der durch Völzke et al.139 untersuchten
Bevölkerungsstichprobe ab. Der Anteil jüngerer Studienteilnehmer ist in der von uns
durchgeführten Untersuchung gering, so dass die Altersstruktur unserer Studienteilnehmer
keine hinreichende Erklärung für den hohen Anteil von Personen mit erhöhtem TSH-Wert
liefern kann.
Gencer et al. publizierten 2012 eine Metaanalyse von sechs - zwei US-amerikanischen und
vier europäischen – hochwertigen Studien zu Abweichungen des TSH-Wertes vom
Referenzbereich155. Dabei wird eine latente Schilddrüsenunterfunktion durch erhöhte TSHWerte zwischen 4,5 mIU/l und 19,9 mIU/l bei normalen Trijodthyronin-Spiegeln definiert
und liegt bei 8,1 % (zwischen 5,5 % und 16,2 % in den ausgewerteten Studien) aller Personen
37
vor. Die Häufigkeit von Patienten mit erhöhten TSH-Werten unterscheidet sich hier also
deutlich geringer von den Zahlen unserer eigenen Untersuchung als dies gegenüber den Daten
von Völzke et al.71 der Fall ist. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass in unserer
Untersuchung auch Patienten mit manifester Schilddrüsenunterfunktion in die Gruppe mit
TSH-Werten oberhalb des Referenzbereiches fielen, die Zahl von Patienten mit nach oben
abweichendem TSH-Wert ohne Vorliegen einer manifesten Schilddrüsenunterfunktion in
unserer Studie also kleiner oder gleich 13,3 % ist.
Der Anteil von Patienten mit erniedrigtem TSH-Wert von 12,5 % in unserer eigenen Studie
liegt näher an den 2005 von Völzke et al. publizierten Daten für die Region Vorpommern
(7,7 %). Er liegt jedoch deutlich über der von Gencer et al. in ihrer Metaanalyse
herausgearbeiteten Häufigkeit von latenten Schilddrüsenüberfunktionen (TSH-Wert < 0,45
mIU/l und freies Thyroxin innerhalb des Referenzbereiches), die bei 2,6 % (zwischen 1,4 %
und 4,5 % in den ausgewerteten Studien) lag. Auch Collet et al. ermittelten bei der
Auswertung von Originaldaten aus 10 großen prospektiven Kohortenstudien einen Anteil von
lediglich 4,2 % Patienten mit latenter Schilddrüsenüberfunktion (TSH < 0,45 mIU/l)112.
Es muss berücksichtigt werden, dass die in unserer eigenen Studie verwendeten
Referenzintervalle für den Raum Vorpommern zu einer Zeit festgelegt wurden, in der sich die
Region noch im Wandel von einem Jodmangelgebiet hin zu einer Gegend mit suffizienter
Jodversorgung befand. Diese Entwicklung ging mit einer temporären Linksverschiebung des
TSH-Medians der Bevölkerung einher. Des Weiteren wurden für die (erste) Study of Health
in Pomerania Immunoassayanalyseverfahren der ersten Generation verwendet (Byk Sangtec
Diagnostica GmbH, Frankfurt139). Von diesen ist bekannt, dass sie methodenbedingt im
Bereich niedriger TSH-Konzentrationen eine gegenüber Analyseverfahren der zweiten bis
vierten Generation unterlegene Sensitivität aufweisen156; ihre funktionelle Sensitivität wird in
der Literatur mit <0,5 mIU/l angegeben157.
Die mit einem Zweitgenerations-Analyseverfahren ermittelten TSH-Werte der hier
vorgelegten Arbeit sind deshalb nur bedingt mit jenen der Study of Health in Pomerania
vergleichbar124,156,158.
Der in unserer Studie trotzdem auffällig hohe Anteil von Personen mit erniedrigtem TSHWert ist neben den schon genannten Einflüssen möglicherweise auch durch im Vorfeld des
Studieneinschlusses erfolgte Kontrastmittelbelastungen mitverursacht159, zum Beispiel durch
38
im Zuweiserkrankenhaus vor Verlegung ins Herzzentrum Karlsburg durchgeführte
Angiographien oder computertomographische Untersuchungen.
Es existieren zudem vielfache, starke Hinweise auf eine erhöhte Inzidenz der koronaren
Herzkrankheit bei Vorliegen einer primären Schilddrüsenfunktionsstörung112,124,158,160-164. Der
hohe Anteil von Patienten mit Abweichungen des TSH-Wertes vom Referenzbereich in
unserer eigenen Untersuchung würde somit nicht überraschen. Er wäre vielmehr folgerichtig.
4.3
Schilddrüsenfunktion und kardiovaskuläre Sterblichkeit
4.3.1 Epidemiologische Daten zur Bedeutung der Schilddrüsenfunktion bei
chronischer Herzkrankheit oder akuten kardialen Ereignissen
Dem Verfasser dieser Arbeit sind trotz sorgfältiger Recherche lediglich zwei für Vergleiche
mit den Ergebnissen unserer Untersuchung gut geeignete Arbeiten73,165 zu Einflüssen der
Schilddrüsenfunktion
auf
die
Sterblichkeit
bei
Kollektiven
mit
kardiovaskulären
Erkrankungen bekannt. Inwieweit ein Publikationsbias mitverantwortlich für die geringe Zahl
veröffentlichter Daten zu einer Assoziation des TSH-Wertes mit Sterblichkeit bei manifesten
kardiovaskulären Krankheiten ist, lässt sich nicht beantworten.
Eine verbesserte kardiovaskuläre und Gesamtprognose bei Abweichung des TSH-Wertes vom
Referenzbereich – zumeist als Ausdruck einer Schilddrüsenfunktionsstörung – bei bekannter
manifester Herzkrankheit wird mit Ausnahme der hier vorgestellten Untersuchung in keiner
Publikation beschrieben.
Eine wichtige Arbeit, welche sich mit der langfristigen prognostischen Bedeutung von
Schilddrüsenfunktionsparametern bei Auftreten kardialer Akutereignisse befasst, stammt von
Molinaro et al.73. Im Jahre 2011 publizierten sie die Ergebnisse einer monozentrischen
Nachbeobachtung von 1026 konsekutiv erfassten Patienten. Einschlusskriterien für Molinaros
Studie sind der Nachweis eines zur stationären Aufnahme führenden kardialen
Akutereignisses - hauptsächlich akutes Koronarsyndrom, Myokardinfarkt, Vorhofarrhythmie,
Myokarditis, Synkope, Lungenembolie – sowie eine spätestens fünf Tage nach stationärer
Aufnahme erfolgte Bestimmung der Schilddrüsenwerte. Das mittlere Patientenalter liegt bei
67,7 Jahren, 70 % der Teilnehmer sind männlich. Rund die Hälfte (53,5 %) aller Patienten
39
haben eine invasive Myokardrevaskularisation und/oder einen Herzinfarkt in der
Vorgeschichte, eine koronare Herzkrankheit ist bei 79,8 % aller Eingeschlossenen bekannt.
Der Referenzbereich für TSH liegt in Molinaros Studie zwischen 0,3 mIU/l und 4,5 mIU/l.
Patienten mit TSH-Wert > 10 mIU/l, manifesten Schilddrüsenfunktionsstörungen, Therapie
mit Schilddrüsenhormonen oder mit inkonsistentem Schilddrüsenfunktionsstatus werden
ausgeschlossen. Nach diesen Kriterien haben 2,2 % der Probanden eine latente Über- und
6,6 % eine latente Unterfunktion der Schilddrüse und 34,7 % ein Low-T3-Syndrom.
Nach Abschluss des Follow-up werden die Sterblichkeitszahlen für Alter, Geschlecht,
Nikotinstatus, koronare Herzkrankheit, perkutane Koronarintervention oder aortokoronare
Bypassoperation in der Vorgeschichte, linksventrikuläre Pumpfunktion, C-reaktives Protein,
Kreatinin und Triglyceridspiegel adjustiert. Die kardiovaskuläre Sterblichkeit von Patienten
mit latenter Unterfunktion ist gegenüber euthyreoten Teilnehmern auf das 3,6fache (95 % CI
1,5 - 8,7; p = 0,004) erhöht, bei latenter Überfunktion beträgt HR = 4,7 (95 % CI 1,0 - 22,0; p
= 0,05), bei Low-T3-Syndrom ist HR = 1,9 (95 % CI 1,1 - 3,4; p = 0,03). Die
Gesamtsterblichkeit steigt bei latenter Schilddrüsenunterfunktion auf HR = 2,3 (95 % CI 1,2 4,3; p = 0,009), bei latenter Schilddrüsenüberfunktion auf 3,7 (95 % CI 1,5 - 9,1; p = 0,004),
bei Low-T3-Syndrom auf 1,6 (95 % CI 1,1 - 2,4; p = 0,02). Das Verhältnis der einzelnen HRs
zueinander bleibt während der gesamten Nachbeobachtungszeit weitgehend erhalten.
Die in ihrer zeitlichen Konstanz bemerkenswerte Assoziation zwischen Langzeitüberleben
und Markern einer mild bis moderat veränderten Schilddrüsenaktivität im Rahmen (sehr weit
gefasster) akuter kardiovaskulärer Ereignisse weist auf die Bedeutung von Veränderungen der
Schilddrüsenfunktion im Rahmen akuter kardialer Ereignisse für kardiovaskuläre und
Gesamtsterblichkeit hin. Es ist bekannt, dass akute Koronarereignisse Veränderungen von
TSH-Wert, Trijodthyronin und Thyroxin verursachen können166,167. Leider erfolgte - wie auch
in unserer eigenen Arbeit - keine Kontrolle der Schilddrüsenparameter in zeitlichem Abstand
zum
Akutereignis,
so
dass
Schilddrüsenfunktionsstörungen
eine
und
Differenzierung
temporärer
des
Einflusses
chronischer
Veränderungen
der
Schilddrüsenhormonspiegel im Rahmen akuter Krankheitsereignisse auf die Sterblichkeit
unmöglich ist.
In der von uns durchgeführten Studie war ein akutes kardiales Ereignis als
Einschlusskriterium nicht gefordert, jedoch die vorhandene Indikation zur invasiven
Koronardiagnostik oder –therapie zum Einschlusszeitpunkt. Dies lässt vermuten, dass bei
40
vielen der von uns rekrutierten Teilnehmer ein zur Krankenhauseinweisung führendes
Koronarereignis dem Studieneinschluss unmittelbar vorausging. Eine Beeinflussung der
Ergebnisse
unserer
eigenen
Schilddrüsenfunktionsparameter
ist
Studie
somit
durch
nicht
Akutveränderungen
auszuschließen.
Durch
der
akute
Koronarereignisse bei den von uns untersuchten Patienten im Vorfeld des Studieneinschlusses
wäre aber hauptsächlich eine Verschiebung von normalen TSH-Werten hin zu erniedrigten zu
erwarten gewesen. Die Daten von Molinaro et al. deuten darauf hin, dass zu pathologischen
Werten hin veränderte Schilddrüsenfunktionsparameter zum Zeitpunkt akuter kardialer
Ereignisse gerade eine längerfristig ungünstige kardiovaskuläre und Gesamtprognose
indizieren. Unsere eigenen Ergebnisse sagen jedoch eine Verbesserung von kardiovaskulärer
und Gesamtprognose bei TSH-Werten außerhalb des Referenzbereiches voraus. Das bedeutet,
dass akute Veränderungen der Schilddrüsenfunktionsparameter durch Koronarereignisse im
unmittelbaren Vorfeld des Studieneinschlusses allenfalls eine Dämpfung unserer Ergebnisse
bewirken könnten, aber keinen plausiblen Erklärungsansatz für eine geringere Sterblichkeit
bei TSH-Werten außerhalb des Referenzbereiches im Vergleich zu euthyreoten Patienten
liefern.
Molinaros Studienkollektiv73 unterscheidet sich trotz des hohen Anteils von Patienten mit
bekannter koronarer Herzkrankheit in wichtigen Punkten von dem unserer eigenen Arbeit,
was den direkten Vergleich der Ergebnisse beider Studien erschwert. So ist das
Einschlusskriterium eines kardialen Akutereignisses in Molinaros Kollektiv73 für einen
direkten Vergleich mit dem von uns selbst untersuchten Kollektiv chronisch schwer kardial
erkrankter Patienten zu weit gefasst.
Außerdem sind die Teilnehmer in Molinaros73 Studie durchschnittlich sieben Jahre älter als
jene unserer eigenen Untersuchung (67,7 Jahre vs. 61,2 Jahre); eine von Ochs et al.
durchgeführte Metaanalyse164 populationsbasierter Daten stellt einen cut off-Wert von 65
Jahren für die Assoziation zwischen erhöhtem TSH-Wert und Sterblichkeit fest, in höherem
Lebensalter ist keine signifikante Assoziation mehr nachweisbar. Die Zahlen von Ochs et
al.164 können als Argument für die Notwendigkeit zur Berücksichtigung der Altersstruktur
eines Kollektives bei Untersuchungen zu einer möglichen Assoziation zwischen TSH-Wert
und Sterblichkeit verstanden werden und bieten eine möglichen Erklärungsansatz für die
Unterschiede zwischen den Ergebnissen unserer eigenen und der Untersuchung von Molinaro
et al73.
41
Prognostisch bedeutende kardiovaskuläre Medikamente werden im von uns untersuchten
fortgeschritten koronarkranken
Studienkollektiv häufiger eingenommen, obwohl die
durchschnittliche linksventrikuläre Pumpfunktion in unserem Kollektiv höher liegt als bei
Molinaros Patientengut (54 % vs. 46 %)73. Diesen Umstand kann man, mit aller gebotenen
Vorsicht, als Hinweis auf eine insgesamt intensivere medizinische Betreuung der Patienten
unseres Studienkollektivs werten. Er wäre ein Indiz für den Erklärungsansatz einer
verbesserten Prognose durch noch intensivere Betreuung von Patienten mit TSH-Wert
außerhalb des Referenzbereiches in unserem eigenen Studienkollektiv, das im Gegensatz zu
dem von Molinaro et al. untersuchten73 von einer intensiven medizinischen Betreuung mit
standardisierter kardiovaskulärer Medikation nachweislich profitieren kann17,168,169.
Dieser zunächst konstruiert wirkende Erklärungsansatz wird gestützt durch einen auf den
ersten
Blick
überraschenden
Aspekt
der
Risikofaktorenanalyse
unserer
eigenen
Untersuchung: Patienten mit arterieller Hypertonie in der Vorgeschichte weisen signifikante
Risikoreduktionen für kardiovaskuläre und Gesamtsterblichkeit auf. Es besteht kein Zweifel,
dass arterielle Hypertonie stadienunabhängig ein bedeutender Risikofaktor für Entstehung,
Fortschreiten und Ausgang der koronaren Herzkrankheit ist168,170,171. Die einzige plausible
Erklärung einer Risikoreduktion für kardiovaskuläre als auch Gesamtsterblichkeit durch
Vorhandensein des Kriteriums einer arteriellen Hypertonie in der Vorgeschichte liegt in der
Schlussfolgerung, dass dieser vermeintlich explizit physiologische Kriterien beschreibende
Parameter tatsächlich eine bezüglich Sterblichkeit signifikant bedeutsame Messgröße
ärztlicher Betreuungsintensität beziehungsweise -sorgfalt des von uns untersuchten Kollektivs
darstellt. Patienten unseres Studienkollektivs ohne bekannte Diagnose einer arteriellen
Hypertonie waren vermutlich kaum oder nicht seltener von arterieller Hypertonie betroffen,
sondern wurden lediglich seltener korrekt als Patienten mit arterieller Hypertonie erkannt und
behandelt. Es ist anzunehmen, dass dieser Nachteil ein Indikator weiterer prognostisch
bedeutender, aber schwer erfassbarer Kriterien der Qualität ärztlicher Betreuung ist.
Eine zweite für einen eingehenderen Vergleich mit den Befunden unserer eigenen Studie
geeignete Arbeit stammt von Iervasi et al., welche 2007 die Ergebnisse einer Beobachtung
von Patienten mit chronischer kardialer Erkrankung publizierten
165
. Das Kollektiv von
Iervasis Untersuchung wurde zur selben Zeit und im selben Zentrum wie jenes der
Publikation Molinaros73 rekrutiert, auch die Einteilung der Subgruppen erfolgt analog zu
Molinaros Untersuchung. In die Studie von Iervasi et al.165 eingeschlossen werden zum
42
Zeitpunkt einer elektiven Krankenhausaufnahme chronisch herzkranke Patienten ohne
manifeste Schilddrüsenfunktionsstörung. Die Ausschlusskriterien gelten Patienten mit akutem
Koronarsyndrom oder Lungenödem, schwerkranken oder im Krankenhaus verstorbenen
sowie vorbekannt schilddrüsenkranken und -therapierten Patienten und Patienten mit
schilddrüsenrelevanter Medikation (auch Katecholamine). Des Weiteren werden alle
Patienten ausgeschlossen, bei denen eine nach durchschnittlich 34 Tagen (95 % CI 23-42
Tage) durchgeführte zweite Bestimmung der Schilddrüsenfunktionsparameter nicht zum
initial bestimmten Schilddrüsenfunktionsstatus passt. Eine latente Schilddrüsenunterfunktion
bestätigt sich bei 95,4 % der initial so eingestuften Patienten (beziehungsweise bei 6,7 % aller
auswertbaren Teilnehmer), eine latente Schilddrüsenüberfunktion bei lediglich 71 %
(beziehungsweise 3,1 % aller), ein Low-T3-Syndrom wird stabil bei 87 % (beziehungsweise
29,2 % aller) nachgewiesen.
Die Rekrutierungskriterien für das Studienkollektivs Iervasis zielen auf chronisch herzkranke
Patienten mit chronischen nichtmanifesten Schilddrüsenfunktionsstörungen ab; Patienten mit
im Vorfeld der Krankenhauseinweisung akut eingetretenen, jedoch über den Zeitpunkt der
Kontrollbestimmung
hinaus
persistierenden
Veränderungen
wichtiger
Schilddrüsenfunktionsparameter werden von den getroffenen Ausschlusskriterien allerdings
nicht erfasst.
3121 Personen erfüllen die Einschlusskriterien für Iervasis Studie165. Das mittlere
Patientenalter liegt bei 61 Jahren, 77 % der Teilnehmer sind männlich165. Altersstruktur,
Geschlechterverteilung als auch mittlere linksventrikuläre Pumpfunktion (53 %) der
Probanden sind damit nahezu deckungsgleich mit den entsprechenden Basischarakteristika
des von uns untersuchten Kollektivs.
Der Anteil koronar Herzkranker ist in Iervasis Studie am höchsten in der Low-T3-Subgruppe
mit 58 % und am niedrigsten in der Gruppe mit erniedrigtem TSH-Wert (47 %), insgesamt
haben 54 % aller Teilnehmer eine bekannte koronare Herzkrankheit165.
Nach einem mittleren Follow-up-Zeitraum von 32 Monaten sind in Iervasis Studie165 von
allen euthyreoten Teilnehmern 7,3 % verstorben, 3,4 % an kardialen Ereignissen. In der
Gruppe mit erhöhtem TSH-Wert verstarben 13,0 % (7,2 % an kardialen Ereignissen), bei
erniedrigtem TSH-Wert 9,2 % (8,2 %), bei Low-T3-Syndrom 13,1 (6,5 %). Die KaplanMeier-Überlebenskurven deuten einen zeitlich annähernd linearen Verlauf der Sterblichkeit
43
über ca. 5,5 Jahre an. Unterstellt man einen solchen linearen Verlauf über den Follow-upZeitraum hinaus, wären nach 6,4 Jahren Follow-up-Zeit 20 % aller Teilnehmer von Iervasis
Beobachtungsstudie verstorben165. Dies ist vergleichbar mit der in unserer eigenen Arbeit
festgestellten
Gesamtsterblichkeit
(18,5
%),
es
werden
also
ähnlich
morbide
Patientenkollektive untersucht.
Alle drei Subgruppen mit abweichender Schilddrüsenfunktion zeigen in Iervasis Arbeit nach
Adjustierung auf bekannte Risikofaktoren eine signifikant höhere kardiale Sterblichkeit als
die euthyreote Vergleichsgruppe165. Die Gesamtmortalität ist in Iervasis Kollektiv165 lediglich
bei TSH-Wert unterhalb des Referenzbereiches nicht erkennbar beeinflusst, bei TSH-Wert
oberhalb des Referenzbereiches und bei Low-T3-Syndrom hingegen signifikant erhöht. Bei
Vorliegen einer koronaren Herzkrankheit ist das adjustierte relative Risiko für kardiale
Sterblichkeit bei vom Referenzbereich abweichenden TSH-Werten noch deutlicher erhöht.
Bei nichtischämischer Herzkrankheit finden Iervasi et al. keine Assoziation der
kardiovaskulären Mortalität mit latenten Schilddrüsenfunktionsstörungen165.
Die bei allen vier nach Schilddrüsenfunktion geordneten Gruppen fast linear verlaufenden
Kaplan-Meier-Kurven
für
kardiale
und
Gesamtsterblichkeit
in
Iervasis
Untersuchung165weisen auf einen über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg nahezu
konstant fortbestehenden Einfluss der initial ermittelten Schilddrüsenfunktionswerte auf die
Sterblichkeit hin165. Wegen der kleinen absoluten Sterblichkeitszahlen in den Gruppen mit
TSH-Werten außerhalb des Referenzbereiches war bei dem von uns selbst untersuchten
Patientenkollektiv mit der Analyse der zeitabhängigen Überlebensfunktionen kein
zusätzlicher Erkenntnisgewinn verbunden. Die Ergebnisse der Arbeit von Iervasi et al.165 mit
Nachweis einer erhöhten kardialen und Gesamtsterblichkeit gerade bei koronar Herzkranken
stehen unseren eigenen Befunden deutlich entgegen. Hierfür bieten sich verschiedene
Erklärungsansätze an.
Ein wesentlicher Unterschied der Basischarakteristika zu dem von uns untersuchten Kollektiv
ist bei Iervasis Untersuchung in der Verordnungsrate von prognostisch bedeutenden
kardiovaskulären Medikamenten zu finden165. Da nur ein Teil des Studienkollektivs von
Iervasi et al.165 an koronarer Herzkrankheit litt, enthält die Publikation Iervasis keine Zahlen
zur
medikamentösen
Sekundärprophylaxe
dieser
spezifischen
Patientengruppe.
Im
Gesamtkollektiv Iervasis nehmen aber lediglich 43,5 % aller Teilnehmer einen Betablocker
ein, 36,6 % erhalten einen ACE-Hemmer, die Einnahme von Statinen wurde nicht erfasst165.
44
Dies kann - wie schon beim Vergleich unserer Ergebnisse mit denen der Arbeit von Molinaro
et al.73 - als Hinweis auf eine intensivere medizinische Betreuung unseres eigenen
Studienkollektivs aufgefasst werden.
Ein weiterer Unterschied zu Iervasis Studie165 findet sich in der Tatsache, dass wir ein
Kollektiv von Patienten mit grundsätzlich invasiv behandlungsbedürftiger koronarer
Herzkrankheit untersuchten, die Gruppe koronarkranker Patienten in Iervasis Arbeit165 aber
alle Ausprägungsgrade einer koronaren Herzkrankheit einschloss. Es ist denkbar, dass gerade
das Vorliegen einer fortgeschrittenen koronaren Herzkrankheit eine wichtige Voraussetzung
für den engen Kontakt zwischen Hausarzt, Facharzt und Patient darstellt. In dieser
Konstellation vom Referenzintervall abweichende TSH-Werte könnten dann eine nochmalige
Verstärkung des engen Betreuungsverhältnisses zwischen Arzt und Patient herbeiführen. Wie
bereits erwähnt, wäre in diesem Falle eine strengere Optimierung von Risikofaktoren mit
entsprechender Verbesserung von kardiovaskulärer und Gesamtprognose denkbar. Auch
prognoserelevante nichtkardiale Erkrankungen würden auf diesem Wege unter Umständen
häufiger und zeitiger erkannt und konsequenter therapiert.
Unterschiede im Design der von uns durchgeführten Studie liefern weitere potentielle
Erklärungsmöglichkeiten für die konträren Befunde unserer eigenen zu Iervasis Arbeit. Das
Studienprotokoll von Iervasi et al. schloss alle Patienten von der Teilnahme aus, deren
Schilddrüsenfunktionsstatus sich bei der zweiten Bestimmung nach durchschnittlich 34 Tagen
geändert hatte165. Die Frage, ob mit nur temporären Veränderungen der Schilddrüsenfunktion
chronisch herzkranker Patienten auch Änderungen des Sterblichkeitsrisikos einhergingen,
konnte von Iervasi et al165 also nicht untersucht werden. Bei den so ausgeschlossenen
Patienten handelte es sich fast ausschließlich um Personen, deren Schilddrüsenfunktionsstatus
sich im Verlauf wieder normalisiert hatte, denn ein bei Erstbestimmung bereits euthyreoter
Status bestätigte sich in Iervasis Untersuchung zu fast 100 % bei Kontrollbestimmung165.
Für kritisch kranke Patienten ist ein Zusammenhang von kurzfristigen Veränderungen des
thyreotropen Regelkreises mit Erkrankungsschwere und -prognose nachgewiesen172. Obwohl
die häufigsten Formen kardialer Notfälle in Iervasis Studie ein Ausschlusskriterium
darstellten165, handelte es sich bei allen von Iervasi et al. beobachteten Studienteilnehmern
trotzdem
ausschließlich
um
Personen,
die
im
Rahmen
einer
stationären
Krankenhauseinweisung rekrutiert wurden, bei denen also häufig eine unvorhergesehene und
rasche Verschlechterung der Grunderkrankung vorgelegen haben dürfte. Eine zügige
45
Normalisierung kurzfristig entgleister Schilddrüsenfunktionswerte könnte Surrogatparameter
eines milderen Verlaufs und deshalb mit einer günstigeren langfristigen Prognose verknüpft
sein; Patienten mit dieser Konstellation wurden durch die Studienkriterien Iervasis165 jedoch
ausgeschlossen. Dass in der von uns durchgeführten Studie ausschließlich der initiale TSHWert Grundlage für die Festlegung der Gruppen war, könnte also einen Erklärungsansatz für
die Unterschiede zwischen unseren eigenen und den Ergebnissen von Iervasi et al.165 bieten.
Zukünftige
Untersuchungen
zur
Fragestellung
einer
Assoziation
zwischen
Schilddrüsenfunktion und Sterblichkeit herzkranker Personen sollten sich auch dem Einfluss
temporärer Veränderungen von Schilddrüsenfunktionsparametern zuwenden. Die bereits in
diese Richtung zielende Untersuchung von Molinaro et al.73 sah leider keine Bestimmung der
Schilddrüsenwerte im Intervall vor und hatte auch das Einschlusskriterium kardialer
Ereignisse für eine Beantwortung dieser Fragestellung zu weit gefasst. Vor allem Kollektive
wie das von uns selbst und das von Iervasi et al.165 untersuchte, bei deren Teilnehmern häufig
ein kürzlich erlittener Krankheitsschub - die erfolgten Krankenhauseinweisungen dürfen als
Indiz hierfür gelten - vermutet werden kann, könnten Hinweise für eine derartige Assoziation
liefern.
Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Iervasis165 und unserer eigenen Arbeit liegt in
der Tatsache begründet, dass alle Teilnehmer unserer eigenen Untersuchung zu Studienbeginn
einer Kontrastmittelbelastung ausgesetzt wurden. Eine prospektive Beobachtung von
Marraccini et al.159 berichtet ein signifikant geringeres Überleben von Patienten mit
Schilddrüsenfunktionsstörung im Vergleich zu Patienten mit unauffälligem TSH-Wert
(90,7
%
vs.
82,2
%)
nach
Kontrastmittelbelastung
durch
Koronarangiographie.
Kontrastmittelbelastungen sind darüberhinaus selbst Ursache für die Entwicklung von
Schilddrüsenfunktionsstörungen54.
Es ist trotzdem zu erwägen, dass die Unterschiede der Ergebnisse unserer eigenen
Untersuchung zu Iervasis Befunden165 sich durch die erfolgten Kontrastmittelbelastungen
miterklären können, zum Beispiel durch intensivere Betreuung von Patienten mit
vorbekannter Schilddrüsenfunktionsstörung nach erfolgter Kontrastmittelexposition. Studien,
welche diese Vermutung stützen könnten, sind dem Verfasser dieser Arbeit allerdings nicht
bekannt. Auch ist anzunehmen, dass viele der Patienten mit koronarer Herzkrankheit in
Iervasis Studienkollektiv im Beobachtungszeitraum einer Koronarangiographie unterzogen
wurden.
46
Vor allem aber ist denkbar, dass bei Patienten mit Auffälligkeiten des TSH-Wertes für die
Durchführung von Koronarangiographie beziehungsweise perkutaner Koronarintervention
vom Untersucher bewusst oder unbewusst geringere Kontrastmittelmengen und häufiger
niedrigosmolare Kontrastmittel als bei Patienten des Referenzkollektivs verwendet wurden.
Hieraus könnte eine Reduktion der Rate schilddrüsenunabhängiger und prognostisch
relevanter
kontrastmittelbedingter
Komplikationen
wie
akuter
Verwirrtheit173
(mit
Folgekomplikationen durch akzidentelle Schleusenentfernung oder Sturz), Lungenödem174
oder Verschlechterung der Nierenfunktion bis hin zu chronischer Dialysepflichtigkeit175-178
liegen. Dieser Umstand würde eine direkte Erklärung für eine Reduktion der Sterblichkeit bei
diesen Patienten und somit für die wesentlichen Befunde der von uns durchgeführten
Untersuchung bieten.
4.3.2 Einfluss der manifesten Schilddrüsenüberfunktion auf das
kardiovaskuläre System
Die
Mehrzahl
epidemiologischer
Studien
zu
Mortalität
und
Morbidität
bei
Schilddrüsenfunktionsstörungen ermittelt geringe Sterblichkeitsunterschiede, welche oft nur
anhand sehr großer Kollektive herausgearbeitet werden können. Für den Diskussionsteil
bedeutsame Studien und Metaanalysen werden deshalb, wo notwendig erscheinend, unter
Angabe von Größe der untersuchten Kollektive, Vertrauensintervallen und p-Wert der
Ergebnisse vorgestellt.
In unserer eigenen Arbeit wurde auf eine Differenzierung zwischen Patienten mit manifesten
und latenten Schilddrüsenfunktionstörungen verzichtet, da die Anzahl von Patienten mit
manifesten Funktionsstörungen für eine separate Sterblichkeitsanalyse trotz des relativ langen
Beobachtungszeitraumes zu niedrig ausgefallen wäre71 und deshalb keinen zusätzlichen
Erkenntnisgewinn versprach. Trotzdem kann auf eine Analyse der Datenlage zur Assoziation
von manifesten Schilddrüsenfunktionsstörungen und Sterblichkeit nicht verzichtet werden, da
eine Beeinflussung der Ergebnisse unserer eigenen Untersuchung durch manifeste
Schilddrüsenfunktionsstörungen möglich ist.
Da die manifeste Schilddrüsenüberfunktion eine absolute Kontraindikation für die elektive
Exposition mit jodhaltigen Röntgenkontrastmitteln darstellt, kann das Bestehen manifester
47
Schilddrüsenüberfunktionen
zum
Zeitpunkt
des
Studieneinschlusses
für
unser
Studienkollektiv ausgeschlossen werden; die Ausbildung von manifesten Überfunktionen
während des Follow-up-Zeitraumes ist denkbar, zumal das Studienprotokoll für alle Patienten
eine Kontrastmittelbelastung unmittelbar nach Einschluss vorsah54.
Für alle manifesten, durch charakteristische Krankheitssymptome gekennzeichneten
Schilddrüsenfunktionsstörungen, besteht seit vielen Jahrzehnten eine klare Indikation zur
Therapie, durch welche eine Symptombeseitigung oder weitgehende –linderung erreicht wird.
Heutzutage unkompliziert durchführbare Laborkontrollen erleichtern die Diagnose von
manifesten Schilddrüsenfunktionsstörungen. Wegen der klaren Behandlungsindikation mit
unumstrittenen und gleichwertigen Verfahren ist die Untersuchung der Auswirkung
manifester Schilddrüsenfunktionsstörungen auf die Sterblichkeit gegenüber Studien zu
latenten Funktionsstörungen in den Hintergrund gerückt; insbesondere Untersuchungen zur
Assoziation der manifesten Schilddrüsenüberfunktion mit Sterblichkeit greifen vielfach auf
ältere und schon deshalb problematische Datensätze zurück.
Bereits 1993 veröffentlichten Hall et al.160 Daten von 10.552 in den Jahren 1950 bis 1975
Jod131-radiotherapierten schwedischen Patienten mit manifester Schilddrüsenüberfunktion.
Die
durchschnittliche
Nachbeobachtungszeit
betrug
15
Jahre.
Die
standardisierte
Sterblichkeitsratio (SMR) dieser Population ist gegenüber der Normalbevölkerung signifikant
erhöht. Kardiovaskuläre Erkrankungen sind häufigste Todesursache. In ihrer Veröffentlichung
betonen Hall et al., dass die erhöhte Sterblichkeit vorrangig primäre Folge der
Schilddrüsenüberfunktion, nicht der Radiojodtherapie zu sein scheint160. Dem steht entgegen,
dass die Bedeutung eines Hormonexzesses durch Untergang von Schilddrüsengewebe in Halls
Publikation weitgehend außer Acht gelassen wird.
Die retrospektiven Daten von Hall et al.160 müssen auch bezüglich der Trennung nach
Todesursachen als problematisch angesehen werden, da für den Vergleich von Todesursachen
mit
der
Hintergrundpopulation
ein
Matching
mit
Daten
des
schwedischen
Todesursachenregisters vorgenommen wurde. Angaben zu Alter und Geschlecht Verstorbener
sind auch bei Erhebungen aus Datensätzen eines Statistikamtes eindeutig, wohingegen keine
weiteren Informationen zu Confoundern des untersuchten Zusammenhanges gewonnen
werden können. Insofern bleibt offen, inwieweit die von Hall et al.160 dargestellten
Zusammenhänge
48
wirklich
unabhängig
voneinander
sind
oder
nur
durch
Nichtberücksichtigung von Confoundern wie Nikotinabusus oder Adipositas vorgetäuscht
werden.
Auch Goldman et al.134 sowie Franklyn et al.161 finden bei historischen Patientenkollektiven
(mit Beobachtungszeiträumen zwischen 1925 und 1974134 beziehungsweise zwischen 1950
und 1989161) eine erhöhte Mortalität bei manifesten Schilddrüsenfunktionsstörungen und
sehen in diesen selbst, nicht in den Therapiefolgen, deren Ursache.
Die methodische
Schwächen beider Arbeiten gleichen denen der Untersuchung von Hall et al160.
Untersuchungen jüngeren Datums relativieren das zunächst konkordant erscheinende Bild
historischer Daten162,179. Trotzdem darf weiterhin eine positive Assoziation zwischen
manifester Schilddrüsenüberfunktion und kardiovaskulärer sowie Gesamtsterblichkeit
angenommen werden: Brandt et al. veröffentlichen im Oktober 2011 einen kritischen Review
samt Metaanalyse zur manifesten Hyperthyreose mit Daten von über 31.000 Patienten und
400.000 Personenjahren aus acht Studien. Als Motivation für die Metaanalyse wird die
Inkonsistenz vorhandener Daten benannt, deren Ursache in Unterschieden bei Studiendesign,
Basischarakteristika der untersuchten Kohorten und Differenzen bei der Beachtung von
bekannten Confoundern zu suchen ist. In ihrer Metaanalyse ermitteln Brandt et al.180 ein im
Vergleich
zu
euthyreoten
Personen
auf
1,21
signifikant
erhöhtes
Risiko
für
Gesamtsterblichkeit (95 % CI 1,05 bis 1,38)180 und empfehlen, in zukünftigen Arbeiten die
verschiedenen Ursachen von Schilddrüsenüberfunktionen sowie Einfluss und Art von
Schilddrüsentherapien zu berücksichtigen und dem möglichen Einfluss von Confoundern
beziehungsweise genetischen Einflüssen stärkere Beachtung zu schenken180.
Die von Brandt et al. in ihrem Review180 benannten potentiellen Schwachpunkte von
Beobachtungsstudien zur Assoziation zwischen manifester Schilddrüsenüberfunktion und
Sterblichkeit haben auch Bedeutung für Untersuchungen zu weiteren Formen von
Schilddrüsenfunktionsstörungen und Mortalität und treffen somit auch auf die hier
vorgestellte Arbeit zu.
2012 ebenfalls von Brandt et al. veröffentlichte Daten von Zwillingsbeobachtungen181 lassen
auf einen wesentlichen Einfluss genetischer Störfaktoren („Confounders“) auf das
individuelle Sterblichkeitsrisiko schließen. Brandt et al. finden unter anderem bei 625
Zwillingen mit Diskordanz bezüglich Schilddrüsenüberfunktion eine gegenüber dem
Geschwister auf 1,43 erhöhte Sterblichkeit (95 % CI 1,09 bis 1,88). Erstaunlicherweise
49
besteht eine erhöhte Sterblichkeit nur bei dizygoten Zwillingen, nicht aber bei monozygoten.
Für gegen euthyreote Vergleichspersonen gematchte „Einlinge“ (englisch: singletons) liegt
die Hazard Ratio für Sterblichkeit nach Adjustierung für Komorbiditäten 1,28 (95 % CI 1,21 1,36).
Die Daten von Brandt et al.181 stützen unsere eigenen Befunde zumindest indirekt, da sie
anhand von Zwillingsuntersuchungen einen Einfluss bislang unbekannter – hier genetischer Confounder auf die Assoziation zwischen Schilddrüsenfunktion und Sterblichkeit vermuten
lassen. Somit legen sie auch die Existenz weiterer, bislang unbekannter Confounder nahe,
deren Einfluss bei Untersuchungen ausgewählter Kollektive eine deutliche Verschiebung des
Zusammenhangs zwischen TSH-Wert und Sterblichkeit bewirken kann. Die zunächst
überraschenden Ergebnisse unserer eigenen Untersuchung sollten also auch als Argument für
die Notwendigkeit einer Suche nach neuen Aspekten der Interaktion zwischen
Schilddrüsenaktivität und kardiovaskulärem System verstanden werden.
4.3.3 Einfluss der manifesten Schilddrüsenunterfunktion auf das
kardiovaskuläre System
Eine Assoziation zwischen manifester Schilddrüsenunterfunktion und Mortalität ist nicht
zweifelsfrei belegt. In einem 2012 publizierten Review samt Metaanalyse erkennen Thvilum
et al. bei manifester Schilddrüsenunterfunktion keine hinreichende Evidenz für eine
gesteigerte Sterblichkeit129. Allerdings ergibt sich ein nichtsignifikanter Trend für erhöhte
Gesamtsterblichkeit (HR 1,24; 95 % CI 0,94 - 1,62) bei Vorliegen einer manifesten
Schilddrüsenunterfunktion.
Thvilum et al. selbst finden bei Untersuchung einer Bevölkerungsstichprobe von 5 % der
Einwohner Dänemarks (281.549 Personen) eine signifikant um 20 % erhöhte Sterblichkeit bei
Personen mit manifester Schilddrüsenunterfunktion (HR = 1,20; 95 % CI 1,14 - 1,27). Dieser
Einfluss bleibt signifikant nach Adjustierung für Komorbiditäten (HR = 1,16; 95 % CI 1,10 1,23)182.
In derselben Publikation182 werden Daten aller zwischen 1870 und 1990 in Dänemark
geborenen Zwillinge (96.064 Personen) auswertet. Es findet sich dabei keine Assoziation zu
50
Sterblichkeit bei bezüglich manifester Schilddrüsenunterfunktion diskordanten Zwillingen.
Stratifizierung nach Monozygotie und dizygoten gleichgeschlechtlichen Zwillingen
beeinflusst diesen interessanten Befund nicht: Die bei manifester Schilddrüsenunterfunktion
von Thvilum et al. beobachtete erhöhte Sterblichkeit von Nichtzwillingen der dänischen
Bevölkerungsstichprobe ist nach diesen Daten möglicherweise lediglich Abbild einer
Verzerrung durch genetische und Umweltfaktoren182. Ähnliche Schlussfolgerungen zogen
auch Brandt et al.181 aus bereits vorgestellten Sterblichkeitsanalysen bei Zwillingen mit
Schilddrüsenüberfunktion.
4.3.4 Latente Schilddrüsenfunktionsstörung, kardiovaskuläres Risiko und
Sterblichkeit
Für den überwiegenden Teil von Teilnehmern der hier vorgestellten Studie mit
Abweichungen des TSH-Wertes lässt sich eine latente Schilddrüsenfunktionsstörung
postulieren71.
Die Frage nach der Notwendigkeit einer Therapie von latenten Funktionsstörungen hat
mangels eindeutiger epidemiologischer oder klinischer Daten bislang keine eindeutige
Antwort erfahren. Expertenempfehlungen hierzu fallen widersprüchlich aus70,129,183,184.
Mutmaßlich deshalb ist die Menge verfügbarer Studiendaten zur Assoziation zwischen
latenten Schilddrüsenfunktionsstörungen, koronarer Herzkrankheit und Sterblichkeit sehr
umfangreich. Neuere Metaanalysen von Bevölkerungsbeobachtungen sprechen konkordant
für eine gering erhöhte kardiovaskuläre und Gesamtsterblichkeit bei Abweichungen des TSHWertes vom Referenzbereich.
Thvilum et al.
129
stellen in ihrem bereits erwähnten Review der Datenlage zur Assoziation
von Schilddrüsenunterfunktion und Sterblichkeit eine Metaanalyse verfügbarer Studien zur
latenten Schilddrüsenunterfunktion vor und finden ein im Vergleich zu euthyreoten Personen
mit 1,17 (95 % CI 1,00 - 1,37) gering erhöhtes relatives Risiko für Gesamtsterblichkeit bei
latenter Schilddrüsenunterfunktion. In der Auseinandersetzung mit den zugrundeliegenden
Daten kritisieren Thvilum et al., dass keine der verfügbaren Studien ein zur Beantwortung der
Fragestellung
optimales
Design
aufwies.
Genannt
werden
Unterschiede
der
Populationszusammensetzung, abweichende Klassifikationen und teils Fehlklassifikationen
51
einer Schilddrüsenunterfunktion, der häufige Einschluss von Personen mit Low-T3-Syndrom
sowie die mangelnde Beachtung von Einflüssen zeitgleicher medikamentöser Therapien und
bedeutsamer Komorbiditäten, beispielsweise kardiovaskulärer Erkrankungen129. Erheblich
differierende Nachbeobachtungszeiten und die Fehleinstufung levothyroxinbehandelter
Personen als schilddrüsengesund werden als weitere Schwächen benannt. Thvilum et al.
schlussfolgern kritisch, dass unter Berücksichtigung dieser Mängel für die latente
Schilddrüsenunterfunktion eine erhöhte Sterblichkeit nicht eindeutig belegt werden kann129.
Als
gewichtiger
Hinweis
auf
einen
direkten
Zusammenhang
zwischen
latenter
Schilddrüsenunterfunktion und koronarer Herzkrankheit einschließlich Risiko für koronaren
Herztod kann aber eine 2010 publizierte Metaanalyse von Rodondi et al.158 gewertet werden.
Es finden ausschließlich Studien aus den Jahren 1972 bis 2007 mit sorgfältig erhobenen
Individualdaten, welche bekannte Confounder berücksichtigen, Eingang in die Metaanalyse.
Die gepoolten Daten erfassen 55.287 Personen, von denen 6,2 % die Kriterien einer latenten
Schilddrüsenunterfunktion (TSH-Wert > 4,4 mIU/l und Thyroxinwert innerhalb des
Referenzintervalls) erfüllen. Rodondi et al. erkennen ein zunehmendes Risiko für Koronartod
bei ansteigenden TSH-Werten158. Bei TSH-Werten > 10,0 mIU/l besteht Signifikanz für die
Häufung von koronarem Herztod im Vergleich zu euthyreoten Personen (HR = 1,58 [95 % CI
1,10 - 2,27])158. Bei moderat erhöhten TSH-Werten (7,0 bis 9,9 mIU/l) zeigt sich mit
grenzwertiger Signifikanz ein gering erhöhtes Risiko für koronaren Herztod (HR = 1,42
[95 % CI 1,03 - 1,95])158. Eine mild ausgeprägte latente Schilddrüsenunterfunktion (TSHWert 4,5 bis 6,9 mIU/l) ist in Rodondis Metaanalyse nicht mit koronarem Herztod
assoziiert158.
Es überrascht etwas, dass im Bereich moderat erhöhter TSH-Werte das Risiko für koronaren
Herztod jenes für Koronarereignisse übersteigt, ist aber am ehesten durch die Einbeziehung
auch älterer Daten mit geringerer diagnostischer Sensitivität für Koronarereignisse erklärlich.
Für Gesamtsterblichkeit lässt sich trotz des kumulativen Beobachtungszeitraums von über
500.000 Patientenjahren kein signifikanter Unterschied erkennen. Die Befunde von Rodondi
et al. ändern sich nach Adjustierung für klassische Risikofaktoren oder Unterscheidung nach
Geschlecht, Alter oder kardiovaskulären Vorerkrankungen qualitativ nicht158.
Weitere Indizien für die von Rodondi et al. gefundene positive Assoziation zwischen Ausmaß
der TSH-Entgleisung und Häufigkeit kardiovaskulärer Endpunkte158 liefert die Arbeitsgruppe
um Gencer et al. in einer 2012 publizierten Datenanalyse155 von sechs qualitativ hochwertigen
52
prospektiven Kohortenstudien. Bei einer kumulierten Beobachtungsdauer von 216.248 Jahren
gelingt es Gencer et al., ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Herzinsuffizienzereignissen
sowohl bei latenter Schilddrüsenunter- als auch -überfunktion (Festlegung des TSHReferenzbereiches in dieser Studie 0,45 bis 4,49 mIU/l) nachzuweisen155. Erst bei deutlich
erhöhten TSH-Werten zwischen 10,0 und 19,9 mIU/l liegt ein gegenüber euthyreoten
Personen signifikant erhöhtes Risiko für Herzinsuffizienzereignisse vor. Bei TSH-Werten
unterhalb des Referenzbereiches ist nur bei TSH-Suppression (TSH-Werte < 0,10 mIU/l) ein
signifikant erhöhtes Risiko für Herzinsuffizienzereignisse vorhanden.
Die Zahlen Gencers155 stärken die Vermutung, dass die Häufigkeit unerwünschter kardialer
Effekte bei Vorliegen latenter Schilddrüsenfunktionsstörungen in Bevölkerungsquerschnitten
vom Ausmaß der TSH-Abweichung abhängt.
Da beide Metaanalysen155,158 Populationsdaten behandeln, ist eine unkritische Übertragung
der geäußerten Annahmen auf ein Kollektiv chronisch kardial Erkrankter, wie es die von uns
untersuchte Kohorte repräsentiert, nicht möglich. Die Patienten der von uns durchgeführten
Studie standen krankheitsbedingt unter engerer medizinischer Kontrolle als typische
Kollektive von Bevölkerungsbeobachtungen. Es ist denkbar, dass die ohnehin nur gering
erhöhte Sterblichkeit bei Abweichungen des TSH-Wertes vom Referenzbereich in
Normalpopulationen bei chronisch kardial erkrankten Personen unter konsequenter
kardiovaskulärer Therapie deutlich später oder gar nicht signifikant wird.
Zahlreiche weitere Publikationen erkennen in der latenten Schilddrüsenunterfunktion einen
eigenständigen Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen oder Sterblichkeit 103,164,185-188.
Eine positive Assoziation zwischen TSH-Werten innerhalb des Referenzbereiches und
tödlichen Koronarereignissen findet die Arbeitsgruppe um Asvold163 in der 2008 publizierten
HUNT-Studie anhand prospektiver Daten einer Populationsuntersuchung in Norwegen. Nach
einer Unterteilung des TSH-Referenzbereiches (0,5 bis 3,5 mIU/l) in drei Unterbereiche
findet sich bei Vergleich der Gruppen eine positive Assoziation des TSH-Wertes zur
Koronarsterblichkeit. Allerdings nur bei Frauen ist der Trend für diese Assoziation innerhalb
des Referenzbereiches statistisch signifikant (p für Trend 0,005).
Die Studie von Asvold et al.163 war nicht auf die Untersuchung einer Assoziation von
Abweichungen des TSH-Wertes vom Referenzbereich zu tödlichen Koronarereignissen
53
ausgerichtet. Ein Nebenaspekt der Studie scheint trotzdem bemerkenswert. Bei 2.174
Teilnehmerinnen mit TSH-Werten im oberen Referenzbereich (TSH-Wert 2,5 bis 3,5 mIU/l)
kann eine signifikant erhöhte Inzidenz tödlicher Koronarereignisse (n = 43; HR 1,69; 95 % CI
1,14 - 2,52) gegenüber der Vergleichsgruppe mit TSH-Werten im unteren Referenzbereich
(7.045 Frauen, 60 tödliche Koronarereignisse) herausgearbeitet werden, nicht aber bei 1.426
Probandinnen mit TSH-Wert oberhalb des Referenzbereiches (HR 1,38; 95 % CI 0,88 - 2,17).
Von 423 Frauen mit TSH-Werten unterhalb des Referenzbereiches verstarben im
Beobachtungszeitraum lediglich acht an tödlichen Koronarereignissen, von den 133
männlichen Teilnehmern mit TSH-Werten unterhalb des Referenzbereiches keiner; für eine
statistische Analyse waren die Ereignisraten in dieser Gruppe zu niedrig.
Direkte Schlussfolgerungen für die Interpretation der Ergebnisse unserer eigenen
Untersuchung sind schon deshalb nicht möglich, weil eine vorbekannte koronare
Herzkrankheit in der HUNT-Studie163 ein Ausschlusskriterium darstellte. Trotzdem bleibt mit
Blick auf unsere eigene Untersuchung zu betonen, dass die HUNT-Studie Hinweise auf
günstige prognostische Effekte von TSH-Werten an der unteren Grenze des TSHReferenzbereiches gerade im Hinblick auf die koronare Herzkrankheit liefert und die
Ergebnisse unserer Untersuchung somit stützt.
Den bislang erwähnten Arbeiten zunächst scheinbar entgegen stehen die Daten von 2.779
Probanden der Whickham-Kohorte, bei denen in einer ersten, 1996 von Vanderpump et al.
publizierten Analyse während einer Beobachtungszeit von 20 Jahren kein signifikanter
Zusammenhang zwischen Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit und einem
Sammelkriterium
autoimmunogener
Schilddrüsenerkrankungen
aus
latenter
Schilddrüsenunterfunktion, Nachweis antithyroidaler Antikörper oder Levothyroxintherapie
festgestellt werden konnte132. Eine von Razvi et al. durchgeführte Reanalyse der Daten aus
dem Jahr 2010124 kann jedoch eine erhöhte Inzidenz von koronarer Herzkrankheit als auch
tödlicher Koronarereignisse nachweisen, nachdem für Alter, Geschlecht, Sozialstatus,
Körpergewicht, cerebrovaskuläre Erkrankungen in der Vorgeschichte, Diabetes mellitus,
Nikotinmissbrauch, systolischen und diastolischen Blutdruck, Serumcholesterinspiegel sowie
Levothyroxinbehandlung
während
der
Follow-up-Periode
adjustiert
wurde.
Die
Nichtbeachtung einer Levothyroxintherapie im Verlauf dämpfte die HR und führte zu einem
Verlust der Signifikanz der Ergebnisse124.
54
Die zu den 1996 publizierten Ergebnissen von Vanderpump et al.132 konträren Befunde von
Razvi et al.124 bei identischer Datengrundlage verdeutlichen die Notwendigkeit einer
möglichst vollständigen Berücksichtigung bekannter Confounder bei Untersuchungen der
Assoziation
von
Schilddrüsenfunktionsstörungen
zu
bedeutenden
kardiovaskulären
Ereignissen. Sie müssen auch als indirekte Kritik an der Datenvollständigkeit unserer eigenen
Untersuchung
aufgefasst
werden,
deren
Studienprotokoll
lediglich
die
Erfassung
schilddrüsenrelevanter Therapien durch Anamneseerhebung vorsah und nach Erfassung der
Basischarakteristika keine Reevaluation potentieller Einflussfaktoren auf die Ergebnisse
vorsah.
Eine im Mai 2012 von Collet et al.112 publizierte Metaanalyse aller qualitativ hochwertigen
Bevölkerungsbeobachtungen zur Assoziation zwischen latenter Schilddrüsenüberfunktion und
Sterblichkeit kann wegen der Sorgfalt der Datenbehandlung nahezu als Fazit der aktuellen
Studienlage aufgefasst werden. Die Untersuchung von Collet et al.112 wertet ausschließlich
die zur Verfügung gestellten vollständigen Originaldaten von insgesamt 52.674 Personen zu
Sterblichkeit bei latenter Schilddrüsenüberfunktion (TSH-Wert < 0,45 mIU/l und
Thyroxinspiegel innerhalb des Referenzbereiches) aus. Die Überlassung der Originaldaten
ermöglicht der Arbeitsgruppe um Collet eine – in Metaanalysen sonst sehr schwierige –
genaue Adjustierung für Risikofaktoren und die Auswertung nach einheitlichen, für alle
Studiendaten geltenden Kriterien.
Im Vergleich zum Referenzkollektiv (TSH-Wert zwischen 0,45 und 4,49 mIU/l) ergeben sich
aus
der
Metaanalyse
von
Collet
et
al.112
bei
Vorliegen
einer
latenten
Schilddrüsenüberfunktion eine signifikant höhere Gesamt- (HR = 1,24) und kardiovaskuläre
Sterblichkeit (HR = 1,29), mehr Koronarereignisse und häufiger Vorhofflimmern bei latenter
Schilddrüsenüberfunktion. Collet et al. finden bei TSH-Werten < 0,10 mIU/l ein nochmals
signifikant gesteigertes Risiko für kardiovaskuläre Sterblichkeit und Vorhofflimmern. Die
Ergebnisse der Metaanalyse sind für Alter, Geschlecht und kardiovaskuläre Vorerkrankungen
adjustiert und ändern sich nicht nach Adjustierung auf weitere kardiovaskuläre
Risikofaktoren. Der Risikoanstieg für Gesamtsterblichkeit beträgt 14,5 %.
In der hier vorgestellten eigenen Untersuchung zur Assoziation des TSH-Wertes mit
kardiovaskulärer und Gesamtsterblichkeit bei invasiv myokardrevaskularisierten Patienten
erfolgte die Adjustierung der Daten nach ähnlichen Kriterien, die Rodondi158 als auch
Collet112 in ihren Metaanalysen anwendeten. Die Zahlen jener Metaanalysen können also als
55
weiterer Hinweis gesehen werden, dass die Ursachen für eine Umkehrung der relativen
Sterblichkeitsrisiken bei vom Referenzbereich abweichendem TSH-Wert in der von uns
untersuchten Population in anderen Parametern als den bekannten Risikofaktoren und
Confoundern einer Assoziation zwischen TSH-Wert und Sterblichkeit gesucht werden
müssen. Bereits bei dem Vergleich mit den Daten anderer Untersuchungen an kardial
erkrankten Personen73,165 waren vor allem Unterschiede in der kardiovaskulären Medikation
und weitere Hinweise auf eine engere medizinische Anbindung des von uns beobachteten
Kollektivs als plausibler Erklärungsansatz für die Verschiedenheit der Ergebnisse auffällig.
Ebenso ist im Vergleich mit den Daten von Populationsuntersuchungen112,124,132,155,158,164 die
bei all unseren beobachteten Patienten erfolgte Kontrastmittelbelastung ein auffälliger
Unterschied.
Eine
-
unter
engmaschigen
Laborkontrollen
nach
erfolgter
Kontrastmittelbelastung - frühe Demaskierung von latenten Schilddrüsenfunktionsstörungen
im Übergang zu manifesten Schilddrüsenfunktionsstörungen wäre zumindest vorstellbar. Auf
diesem Wege könnte eine frühzeitige Therapieeinleitung bei Konversion der latenten in eine
manifeste Funktionsstörung ernste Folgen der Schilddrüsenfunktionsstörung in den meisten
Fällen verhindert haben. In der Gruppe mit initial unauffälligen TSH-Werten könnten
mögliche Entgleisungen der Schilddrüsenfunktion nach Kontrastmittelbelastung wegen
ausbleibender (oder zumindest spärlicher durchgeführter) hausärztlicher Nachkontrollen des
TSH-Wertes
sogar
zu
einem
späteren
Überwiegen
unbehandelter
manifester
Schilddrüsenfunktionsstörungen im Vergleich zu den Gruppen mit bereits initial vom
Referenzbereich abweichenden TSH-Werten geführt haben.
Auf
die mögliche Beeinflussung
untersucherseitig
geringeren
der
Ergebnisse unserer
Kontrastmittelverbrauch
und
eigenen
häufigere
Studie durch
Verwendung
niedrigosmolarer Kontrastmittel für Koronarangiographie oder Koronarintervention173-178 bei
Auffälligkeiten des TSH-Wertes wurde bereits an anderer Stelle hingewiesen.
4.3.5 Kollektivabhängigkeit der Assoziation zwischen TSH-Wert und
Sterblichkeit
Die Hinweise auf eine positive, wenn auch gering ausgeprägte Assoziation zwischen latenten
Schilddrüsenfunktionsstörungen und Sterblichkeit in Bevölkerungsquerschnitten müssen als
56
mittlerweile sehr deutlich angesehen werden. Dass hieraus nicht die Schlussfolgerung eines
universellen Risikoanstiegs für jedes Individuum mit latenter Schilddrüsenfunktionsstörung
zu ziehen ist, wurde bereits erwähnt, soll aber anhand von Untersuchungen zu abweichenden
TSH-Werten bei älteren und alten Personen weiter verdeutlicht werden.
So sehen Cappola et al. in einer 2006 publizierten größeren prospektiven Kohortenstudie mit
3.233 über 65jährigen US-amerikanischen Probanden keine Unterschiede für kardiovaskuläre
oder Sterblichkeitsendpunkte bei veränderter Schilddrüsenfunktion im Vergleich zu
Schilddrüsengesunden, abgesehen von der Tatsache, dass Teilnehmer mit latenter
Schilddrüsenüberfunktion
häufiger
Vorhofflimmern
entwickelten189.
Teilnehmer
mit
manifester Schilddrüsenüberfunktion wurden wegen ihrer geringen Anzahl von der
Untersuchung ausgeschlossen.
Gussekloo et al. erkennen gar (über den TSH-Referenzbereich hinaus) eine inverse
Assoziation zwischen TSH-Wert und kardiovaskulärer als auch nichtkardiovaskulärer
Sterblichkeit anhand von im Jahre 2004 publizierten Daten190 einer prospektiven
Beobachtungsstudie an 800 über 85jährigen. Zudem besteht bei diesen betagten Personen eine
positive Assoziation zwischen Thyroxinspiegel und Mortalität190. Ausschluss von Patienten
mit Schilddrüsenmedikation verändert das Ergebnis nicht wesentlich. Eine latente
Schilddrüsenunterfunktion bei sehr alten Menschen erweist sich in dieser Studie als
prognostisch günstig190.
Für unsere eigene Untersuchung sind die Ergebnisse der Arbeit von Gussekloo et al.190 von
untergeordneter direkter Bedeutung, da lediglich ein Teilnehmer unserer eigenen Studie bei
Studieneinschluss das 85. Lebensjahr bereits überschritten hatte. Die Studienergebnisse sollen
lediglich die Bedeutung der Zusammensetzung des Studienkollektivs bei der Beantwortung
der Frage nach Zusammenhängen von Schilddrüsenfunktion und kardiovaskulärer oder
Gesamtsterblichkeit veranschaulichen.
Der Anteil 70 bis 79jähriger Männer betrug in der von uns durchgeführten Untersuchung
lediglich 13 %, der Anteil von Frauen in der achten Lebensdekade lag jedoch bei immerhin
27 % aller Teilnehmerinnen. Deshalb sollen die wesentlichen Befunde einer 2005 von
Rodondi et al. publizierten prospektiven Beobachtungsstudie187 zur Assoziation von latenter
Schilddrüsenunterfunktion mit systolischer Herzinsuffizienz, koronarer Herzkrankheit,
kardiovaskulärer und Gesamtsterblichkeit sowie weiteren klinischen Manifestationen der
57
Atherosklerose in der Altersgruppe der 70 bis 79jährigen hier vorgestellt werden. Im von
Rodondi et al. untersuchten Kollektiv findet sich keine Assoziation zwischen einer
subklinischen Schilddrüsenunterfunktion und dem Risiko für koronare Herzkrankheit,
Schlaganfall,
periphere
arterielle
Verschlusskrankheit,
kardiovaskuläre
und
Gesamtmortalität187. Lediglich Herzinsuffizienzereignisse treten bei Personen mit TSHWerten ≥ 7,0 mIU/l signifikant häufiger auf und zeigen dann eine positive Assoziation zur
Höhe des TSH-Wertes187.
Einen Erklärungsansatz dieser Auffälligkeiten bei alten und sehr alten Menschen bietet die
bislang noch nicht eingehend untersuchte Vermutung, dass sowohl erhöhter Thyroxin-Spiegel
als auch erniedrigter TSH-Wert lediglich Ausdruck des altersentsprechend physiologisch
erniedrigten Stoffwechsels sind. Dass eine erniedrigte Stoffwechselrate mit einer erhöhten
Lebenserwartung verknüpft sein kann, ist für verschiedene Spezies belegt191, eine reduzierte
Umsatzrate durch erniedrigte Thyroxinspiegel wäre also vorstellbar. Nagetiermodelle zeigen
ein verbessertes Überleben bei reduzierter Kalorienzufuhr, ein Effekt, der eventuell auch bei
erniedrigtem Kalorienumsatz durch reduzierte Schilddrüsenaktivität zum Tragen kommen
könnte192-194.
Es
ist
vorstellbar,
dass
medikamentöse
Korrekturen
einer
latenten
Schilddrüsenunterfunktion bei betagten Personen prognostisch ungünstige Effekte zeitigen.
Es bleibt festzuhalten, dass die in großen Populationsuntersuchungen beobachtbaren
Zusammenhänge zwischen TSH-Wert und Sterblichkeit nicht über beliebige Bevölkerungsgruppen extrapolierbar sind. Die konkordanten Befunde der Beobachtungsuntersuchungen an
Älteren können hierfür als Beleg angesehen werden187,190,195.
Die in unserer Beobachtungsstudie festgestellten Zusammenhänge zwischen TSH-Wert und
Sterblichkeit
stehen
der
Mehrzahl
der
Ergebnisse
von
Bevölkerungsbeobachtungen112,124,158,180,182 entgegen. Die von uns beobachtete geringere
kardiovaskuläre und Gesamtsterblichkeit bei Abweichungen des TSH-Wertes vom
Referenzbereich könnte ihre Ursache also in spezifischen Merkmalen des beobachteten
Kollektivs haben, deren Einfluss auf die Assoziation zwischen TSH-Wert und Mortalität noch
nicht bekannt ist. Bedeutende Einflüsse auf das Überleben könnten beispielsweise Häufigkeit
von
Arztkontakten
und
Kontrollen
Kontrastmittelmengen
im
Rahmen
bedeutender
Laborparameter,
angiographischer
applizierte
Untersuchungen
und
Leitlinienkonformität verordneter Therapien ausüben. Argumente für oder gegen solche
Vermutungen
58
sollten
zukünftige
Beobachtungsstudien
an
kardiovaskulären
Hochrisikokollektiven unter möglichst umfassender Berücksichtigung bereits bekannter und
vermuteter Confounder liefern.
4.3.6 Besonderheiten des Low-T3-Syndroms
Eine große Zahl auch aktuellerer Arbeiten befasst sich mit Fragen eines epidemiologisch
relevanten Einflusses des Low-T3-Syndroms - gelegentlich auch als Euthyroid-Sick-Syndrom
(ESS) bezeichnet - auf das kardiovaskuläre System133,196-199. Da in der hier vorgelegten Arbeit
Trijodthyronin-Spiegel nicht systematisch erfasst wurden, kann das Ausmaß einer immerhin
vorstellbaren Ergebnisbeeinflussung durch grundsätzliche Zuordnung aller Patienten mit
unauffälligem TSH-Wert zur Euthyreosegruppe nicht abgeschätzt werden.
In der Publikation von Völzke et al. zu Referenzwerten der Bevölkerung Vorpommerns aus
dem Jahre 2005139 liegt die Anzahl von Personen mit erniedrigtem Trijodthyronin-Spiegel
2,4 %, die von Personen mit erhöhtem TSH-Wert bei 3,0 %. Es finden sich keine Angaben
zur Zahl der Personen mit isoliert erniedrigtem Trijodthyroninspiegel, das Fehlen einer
expliziten Erwähnung im Artikel lässt jedoch mutmaßen, dass es sich innerhalb der
untersuchten Bevölkerungsstichprobe um ein eher seltenes Phänomen gehandelt haben dürfte;
zudem liegt der obere Grenzwert des TSH-Referenzbereiches für die Bevölkerung
Vorpommerns gegenüber Vergleichsdaten zu Grenzwerten anderer Populationen bereits
auffallend niedrig.
Die bereits vorgestellten Ergebnisse der prospektiven Untersuchungen von Iervasi et al.165
sowie Molinaro et al.73 beschreiben das Low-T3-Syndrom als eine bei akut und chronisch
kardial erkrankten Personen sehr häufige und positiv mit kardiovaskulärer als auch
Gesamtsterblichkeit assoziierte Schilddrüsenfunktionsstörung. Insgesamt muss man die
Datenlage über die komplexen Einflüsse des Low-T3-Syndroms auf das kardiovaskuläre
System und prognostische Auswirkungen als noch sehr lückenhaft bezeichnen. Verfügbare
epidemiologische Arbeiten fußen im Wesentlichen auf unizentrischen Daten mit kleinen
Kohorten200,201.
Unsere eigene Arbeit beschränkt sich explizit auf die Untersuchung einer möglichen
Assoziation zwischen TSH-Wert und Mortalität. Eine Ausweitung der Fragestellung auf
weitere denkbare (und bei schwerkranken Patienten nicht seltene73,165) Störungen des
thyreotropen Regelkreises war nicht vorgesehen.
59
Es ist also zu betonen, dass die Ergebnisse unserer Untersuchung tatsächlich eine verringerte
Sterblichkeit bei Abweichungen des TSH-Wertes vom Referenzbereich für invasiv behandelte
Patienten mit koronarer Herzkrankheit erkennen lassen; hieraus ist aber keineswegs die
pauschalisierende Behauptung ableitbar, unsere eigene Untersuchung ließe einen günstigen
Effekt von Schilddrüsenfunktionsstörungen auf das kardiovaskuläre und Gesamtüberleben
invasiv koronartherapierter Patienten erkennen!
4.4
Risikofaktoren für Sterblichkeit nach aortokaoronarer
Bypassoperation und perkutaner Koronarintervention
Zahlreiche Risikofaktoren der Sterblichkeit bei manifester koronarer Herzkrankheit sind
bekannt202-205. Auch zu prognostisch bedeutenden Einflüssen auf das Überleben nach
invasiver Revaskularisationstherapie der koronaren Herzkrankheit existieren zahlreiche
Untersuchungen. Die Ergebnisse unserer eigenen Untersuchung zum Einfluss des TSHWertes auf das Überleben nach aortokoronarer Bypassoperation und perkutaner Koronarintervention weisen in eine unerwartete Richtung; ein kurzer Überblick der Studienlage zu
wichtiger Prognoseparametern nach invasiver Therapie der koronaren Herzkrankheit soll die
Suche nach denkbaren Verzerrungen der eigenen Studienergebnisse begleiten.
4.4.1 Einflüsse von Therapieverfahren, Alter und Geschlecht
Zwei 2011 voneinander unabhängig publizierte Metanalysen von Capodanno et al.206 sowie
von Ferrante et al.207 finden bei Auswertung von jeweils vier qualitativ höherwertigen
prospektiven Studien keine signifikanten Unterschiede in der Einjahressterblichkeit zwischen
perkutaner Koronarintervention und aortokoronarer Bypassoperation.
Eine von Andrade et al. publizierte Auswertung von 25 ausgewählten Studien mit insgesamt
12.305 Patienten vergleicht ebenfalls perkutane Koronarintervention mit aortokoronarer
Bypassoperation208. Bezüglich Langzeitüberlebens zeigt sich eine tendenzielle Überlegenheit
der aortokoronaren Bypassoperation208. Dieser Unterschied wird jedoch exklusiv durch
Langzeitergebnisse der Nur-Ballon-Ära verursacht und zeigt eine angedeutete Umkehr hin zur
Überlegenheit der transarteriellen Intervention mit Beginn der Stent-Ära208. Die
60
Zusammenfassung der Ergebnisse aus neun Studien zur Langzeitsterblichkeit bei Diabetikern
zeigt eine Überlegenheit der aortokoronaren Bypassoperation auf208.
Die verfügbaren Daten bieten also ein weitgehend konsistentes Bild mit vergleichbaren
Sterblichkeitsraten nach perkutaner Koronarintervention und aortokoronarer Bypassoperation.
In unserer eigenen Studienpopulation ließ sich kein signifikanter Einfluss des gewählten
Interventionsverfahrens auf die Gesamtsterblichkeit feststellen. Unterschiede in der
Häufigkeit der verschiedenen Verfahren zwischen den Gruppen haben in unserer
Untersuchung also keine erkennbare Auswirkung auf ermittelte Zusammenhänge zwischen
TSH-Wert und Sterblichkeit. Das von uns untersuchte Kollektiv weist im Vergleich der
Behandlungsstrategien miteinander auch eine gute Übereinstimmung mit den Ergebnissen
großer Metaanalysen auf.
Auf die Einführung medikamentenbeschichteter Stents in den klinischen Alltag und
Auswirkungen auf die Formulierung der Leitlinien zur invasiven Therapie der koronaren
Herzkrankheit insbesondere bei Diabetikern51 wurde bereits eingegangen. Dieser Wandel in
der Nutzen-Risiko-Abwägung für perkutane Koronarintervention betrifft aber allenfalls die
sehr späte Nachbeobachtungsphase unseres Studienkollektivs und sollte keinen Einfluss auf
die hier vorgelegten Daten haben.
4.4.2 Weitere Risikofaktoren
Die drei nach TSH-Wert eingeteilten Gruppen der hier vorgestellten Arbeit weisen
signifikante Abweichungen bei Pulsamplitude, Nikotinanamnese, Myokardinfarkt in der
Vorgeschichte und Therapieverfahren sowie bei der kardiovaskulären Medikation zum
Einschlusszeitpunkt auf. Die Adjustierung der Sterblichkeitsdaten im vollständigen Modell
schließt Unterschiede bei Blutdruck, Nikotin- und Herzinfarktanamnese sowie Therapieverfahren mit ein. Bezüglich der klassischen Risikofaktoren für Sterblichkeit zeigten sich in
dem von uns untersuchten Kollektiv keine unerwarteten Auffälligkeiten.
Ob in prospektiven Beobachtungsstudien zur Assoziation von TSH-Wert und Sterblichkeit
eine Adjustierung auf die kardiovaskuläre Medikation vorgenommen werden muss, ist
umstritten. Nanchen et al.209 erwähnen 2012 in einer post hoc-Analyse von Daten einer
prospektiven Studie zur prognostischen Bedeutung einer Pravastatintherapie einen
61
interessanten Nebenbefund. Für Sterblichkeit oder kardiovaskuläre Ereignisse findet sich bei
Nanchen et al.209 keine Assoziation zu latenter Schilddrüsendysfunktion außer bei Patienten
mit TSH-Wert < 0,01 mIU/l oder > 10 mIU/l, welche kein Pravastatin einnehmen. Bei
Personen ohne Pravastatinmedikation mit TSH-Wert < 0,1 mIU/l besteht nach Adjustierung
für Alter, Geschlecht, Bildung, kardiovaskuläre Erkrankungen in der Anamnese, Diabetes,
BMI,
Nikotinstatus,
Betablockertherapie
systolischen
und
Blutdruck,
LDL-Cholesterin,
Antiarrhythmikaeinnahme
eine
positive
Kreatinin
Assoziation
sowie
zu
kardiovaskulärer Sterblichkeit und – grenzwertig signifikant - Gesamtsterblichkeit.
Die Ergebnisse von Nanchen et al.209 lassen sich mit der für post-hoc-Analysen gebotenen
Vorsicht als indirekter Hinweis auf eine Verschiebung der Assoziation zwischen TSH-Wert
und Sterblichkeit durch kardiovaskuläre Medikamente – hier Pravastatin - über direkte
Einflüsse auf klassische Risikofaktoren hinaus interpretieren.
In der 2008 publizierten HUNT-Studie163 erfolgte eine Adjustierung auf die kardiovaskuläre
Medikation. Bedeutende Metaanalysen und die Mehrzahl bekannter Studien verzichten
hierauf.
Studien,
welche
nach
einem
möglichen
Einfluss
von
medikamentöser
Risikofaktorenkontrolle auf den Zusammenhang zwischen TSH-Wert und Sterblichkeit
suchen, sind dem Verfasser dieser Arbeit nicht bekannt. Hinweise zu Einflüssen einer
medikamentösen Risikofaktorenkontrolle auf Zusammenhänge zwischen TSH-Wert und
Sterblichkeit finden sich daher nur indirekt.
Die Einflüsse prognostisch bedeutender Medikamente auf die kardiovaskuläre und
Gesamtmortalität werden durch Adjustierung für klassische Risikofaktoren vollständig oder
nahezu vollständig erfasst. Trotzdem ist die Vollständigkeit der Umsetzung gültiger
Empfehlungen zur kardiovaskulären Sekundärprophylaxe eine wichtige Kennziffer für die
Charakterisierung von Patientenkollektiven in Studien mit manifest kardiovaskulär kranken
Patientenkollektiven. Aus diesem Grunde soll ein kurzer Überblick über die Umsetzung
solcher Empfehlungen in großen Studien mit myokardrevaskularisierten Patientenkollektiven
gegeben werden. Mahfoud et al. errechnen in einer kritischen Kommentierung dreier
bedeutender interventioneller kardiovaskulärer Studien (RITA210, CABRI211 und SYNTAX45)
folgende Zahlen zur kardiovaskulären Begleitmedikation: ACE-Hemmer erhielten 52 % der
Studienteilnehmer, Angiotensinrezeptorenblocker 20 %, Statine 66 % und Betablocker 77 %
aller Teilnehmer. Alle weiteren Studien von Mahfoud et al. begutachteten Studien enthielten
unvollständige oder fehlende Angaben zur kardiovaskulären Begleitmedikation212.
62
Die Teilnehmer unserer Studie nahmen verglichen mit diesen Zahlen212 häufiger ACEHemmer und Statine ein, standen jedoch seltener unter Betablockertherapie; die Medikation
mit Angiotensinrezeptorblockern wurde in unserer Arbeit nicht erfasst. Trotzdem ist ein im
Vergleich mit großen interventionellen kardiovaskulären Studien vergleichbarer Anteil von
Patienten mit leitliniengerechter kardiovaskulärer Medikation zu verzeichnen. Auf die
kardiovaskuläre Medikation in den Kollektiven der Studien von Iervasi165 und Molinaro73 und
die mögliche Bedeutung für einen Vergleich der Ergebnisse mit denen unserer eigenen Arbeit
wurde schon eingegangen.
4.5
Methodenkritik
Generelle Kritik an einer ungenügenden Berücksichtigung bedeutender Störfaktoren in vielen,
auch den hier vorgestellten Studien zur Assoziation zwischen Schilddrüsenfunktionsstörungen
und Sterblichkeit äußern Völzke et al.179 in einem 2007 publizierten Reviewartikel. Ein
Hauptkritikpunkt
dieses
Zusammenhänge
zwischen
Artikels,
die
häufige
Nikotinkonsum,
auch
Nichtbeachtung
ehemaligem213,214
der
und
erwiesenen
nodulärer
Hyperplasie215,216 als auch Morbus Basedow217 wurden in unserer eigenen Arbeit
berücksichtigt.
Kontrastmittelbelastungen erfolgten im Rahmen des festgelegten Studienablaufs bei allen
Teilnehmern der von uns durchgeführten Untersuchung; vorstellbare Einflüsse177,178 von
jeweils applizierter Kontrastmittelmenge und –art auf die Ergebnisse unserer Untersuchung
wurden nicht berücksichtigt.
Therapien mit Amiodaron, einem wichtigen Confounder179 in Beobachtungstudien der
Schilddrüsenfunktion, wurden von uns nach Patienteneinschluss nicht mehr berücksichtigt.
Da zur Kontrolle von postoperativem Vorhofflimmern nach kardiochirurgischen Eingriffen
häufig eine dreimonatige Amiodarontherapie begonnen wird, muss angenommen werden,
dass gerade Patienten mit aortokoronarer Bypassoperation – die nicht gleichmäßig über alle
drei
Studiengruppen
verteilt
waren
–
häufiger
als
Patienten
mit
perkutaner
Koronarintervention während des frühen Follow-up-Zeitraumes eine Amiodarontherapie
erhielten. Eine mögliche Verschiebung des ursprünglichen Schilddrüsenfunktionsstatus’
63
durch eine solche Maßnahme wäre in unserer Untersuchung nicht erfasst worden und stellt
einen weiteren Kritikpunkt unserer Arbeit dar.
Im Studienkollektiv der hier vorgelegten Untersuchung erfolgte zur Charakterisierung der
Schilddrüsenfunktion eine einmalige Bestimmung des TSH-Wertes bei Studieneinschluss.
Auf eine Reevaluierung des TSH-Wertes im Intervall musste in der von uns durchgeführten
Studie verzichtet werden, da sie auf Daten einer größeren Untersuchung aufbaute, welche sich
hauptsächlich mit den Einflüssen genetischer Faktoren des Renin-Angiotensin- und des
Gerinnungssystems auf den Krankheitsverlauf bei Patienten mit invasiv behandelter koronarer
Herzkrankheit befasste. Der Aufwand einer ambulanten Blutentnahme und anschließenden
Zusendung der Blutröhrchen zur Reevaluierung der Schilddrüsenfunktionsparameter im
Intervall war deshalb kaum rechtfertigbar und wäre absehbar von vielen Hausärzten auch
nicht mitgetragen worden.
Nach vorbestehenden Schilddrüsenerkrankungen und –therapien wurde lediglich im Rahmen
der allgemeinen Anamneseerhebung bei Krankenhausaufnahme gefragt. Eine Nachverfolgung
der TSH-Werte, die Erhebung schilddrüsenrelevanter Diagnosen und/oder Therapien im
Follow-up-Zeitraum und ein Morbiditäts-Follow-up inklusive Reevaluierung bekannter
Risikofaktoren sowie der kardiovaskulären Medikation im Intervall hätten eine bessere
Interpretierbarkeit der wesentlichen Befunde unserer Untersuchung ermöglicht.
Über das Studienprotokoll hinausgehende Kontrastmittelbelastungen wurden nicht erfasst.
Auch die zur Durchführung der Koronardiagnostik und/oder -intervention applizierte
Kontrastmittelart (niedrigosmolar vs. höherosmolar) und –menge wurde nicht erfasst.
Die Erfassung der Häufigkeit von Arztkontakten oder Kontakt zu medizinischem Personal
hätte eine Prüfung unserer Vermutung erlaubt, dass in einer intensiveren medizinischen
Betreuung von Probanden mit abweichendem TSH-Wert eine wesentliche Ursache der
Prognoseverbesserung gegenüber Studienteilnehmern der Vergleichsgruppe liegen könnte.
Es erfolgte keine systematische Erhebung schwerer akuter, insbesondere kardiovaskulärer
Krankheitsereignisse im Vorfeld des Studieneinschlusses. Die Interpretierbarkeit der Befunde
unserer Untersuchung wird hierdurch erschwert, da akute Krankheitsereignisse unter
Umständen erheblich die Regulation des Schilddrüsenhormonstoffwechsels beeinflussen
73,129
64
.
Es erfolgte ein rein monozentrischer Patienteneinschluss. Eine zuweiserseitige Patientenselektion kann nicht ausgeschlossen werden, etwa die Verlegung schwerstkranker Patienten in
ein noch erfahreneres Herzzentrum. Ein hierdurch bedingter Selektionsbias ist also denkbar.
Alle klinischen Daten wurden durch Einsichtnahme in die betreffenden Patientenakten oder
das digitale Krankenhausdokumentationssystem erhoben, es erfolgten keine standardisierten
Interviews. Angaben zu arterieller Hypertonie und Nikotinstatus und Laborparameter zum
Lipidstatus wurden nur bei Aufnahme der Patienten ins Krankenhaus erfragt beziehungsweise
bestimmt. Die Angaben bedeutender Koronarinterventionsstudien45,210,211 zu den in das
Berechnungsmodell eingeflossenen Risikofaktoren unserer Studiengruppen weisen jedoch
eine gute Vergleichbarkeit auf, was für die Validität der erhobenen Daten spricht.
Es konnten 942 von 1038 eingeschlossenen Personen nachverfolgt werden, was einem Verlust
von 9,2 % des Ursprungskollektives entspricht. Für die Analyse im multivariablen Modell
standen die vollständigen Daten von 908 (96,4 %) der nachbeobachteten 942 Patienten,
entsprechend 87,5 % aller zunächst eingeschlossenen 1038 Patienten zur Verfügung.
Wegen nicht erfolgter Randomisierung aller Probanden für das jeweilige Therapieverfahren
ist hypothetisch eine gekoppelte Verzerrung der Ergebnisse für jeden weiteren in die
Rechenmodelle eingebrachten Parameter vorstellbar. Eine pauschale Randomisierung des
Therapieverfahrens wäre allerdings nicht vorstellbar, weil ethisch verheerend gewesen.
Die Basischarakteristika der Probanden waren den an der Durchführung der Studie wesentlich
beteiligten Personen nicht bekannt.
4.6
Schlussfolgerungen
Bei Untersuchung der Langzeitverläufe nach invasiver Revaskularisationmaßnahme der
Koronargefäße ließ sich eine signifikant reduzierte kardiovaskuläre Sterblichkeit bei vom
Referenzbereich abweichendem TSH-Wert nachweisen. Für erhöhte TSH-Werte war auch
eine signifikant reduzierte Gesamtsterblichkeit festzustellen, für erniedrigte TSH-Werte
verfehlte das Ergebnis einer reduzierten Gesamtsterblichkeit knapp die statistische
Signifikanz.
65
Eine Erklärung für diese Befunde könnte in einer intensiveren ärztlichen Betreuung von
Patienten mit auffälligem TSH-Wert zu finden sein. Ein Indiz für eine Verringerung des
relativen Sterblichkeitsrisikos durch qualitativ bessere medizinische Betreuung ist die
Tatsache, dass in der hier vorgestellten Studie Patienten mit vorbekannter Diagnose einer
arteriellen Hypertonie eine geringere kardiovaskuläre und Gesamtsterblichkeit aufweisen als
Patienten ohne vorbekannte arterielle Hypertonie. Weitere Erklärungsansätze für die zu
wichtigen Studienergebnissen73,112,158,165 widersprüchlichen Befunde finden sich in einem
möglichen
kardioprotektiven
Effekt
einer
erniedrigten
Metabolisierungsrate
bei
Schilddrüsenunterfunktion sowie einer durch Statintherapie bewirkten Reduktion des
dyslipidämiebedingt
erhöhten
kardiovaskulären
Risikos
bei
Patienten
mit
Schilddrüsenunterfunktion209. Es wäre denkbar, dass Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion
wegen
der
Gefahr
prognoseverbessernd
einer
thyreotoxischen
aufmerksamere
Krise
Betreuung
nach
erfuhren
Kontrastmittelgabe
als
die
eine
euthyreote
Vergleichsgruppe. Auch könnte eine bewusste oder unbewusste Reduktion der verwendeten
Kontrastmittelmengen bei Patienten mit Auffälligkeiten, insbesondere jenen mit Erniedrigung
des TSH-Wertes eine Prognoseverbesserung durch Verringerung kontrastmittelassoziierter
Komplikationen wie Nierenversagen bewirkt haben.
Die Aussagekraft unserer Ergebnisse wird durch die Tatsache geschwächt, dass
Schilddrüsenfunktion,
kardiovaskuläre
Risikofaktoren
und
Medikation
nur
zum
führen
die
Einschlusszeitpunkt evaluiert wurden.
5
Die
Zusammenfassung
verschiedenen
Manifestationen
der
koronaren
Herzkrankheit
Todesursachenstatistik in Staaten mit hohem pro-Kopf-Einkommen seit Jahrzehnten an. Der
seit langer Zeit bekannte Zusammenhang zwischen thyreotropem und kardiovaskulärem
System2 lässt Fragen nach Assoziationen zwischen Schilddrüsenaktivität, Inzidenz von
koronarer Herzkrankheit beziehungsweise koronaren Ereignissen und kardiovaskulärer sowie
Gesamtsterblichkeit naheliegend erscheinen.
Zahlreiche epidemiologische Untersuchungen wenden sich diesen Fragen zu und gelangen
dabei zu widersprüchlichen Antworten. Erst qualitativ hochwertige Metaanalysen jüngeren
Datums deuten überzeugend eine gering erhöhte kardiovaskuläre und teils auch
Gesamtsterblichkeit bei Abweichungen des TSH-Wertes vom Referenzbereich an112,158,180.
66
Ziel unserer Studie war es, Patienten mit bekannter und invasiv behandlungsbedürftiger
koronarer Herzkrankheit als Hochrisikokollektiv für schwerwiegende kardiovaskuläre
Ereignisse
auf
eine
Assoziation
zwischen
Abweichungen
des
TSH-Wertes
vom
Referenzbereich und kardiovaskuläre sowie Gesamtsterblichkeit hin zu untersuchen.
Von 1038 initial eingeschlossenen Patienten konnten 942 Personen mit erfolgter perkutaner
Koronarintervention oder aortokoronarer Bypassoperation über 6,4±1,7 Jahre nachverfolgt
werden. 174 Patienten verstarben im Nachbeobachtungszeitraum, davon 67 Patienten an
kardiovaskulären Ursachen. Unadjustiert bestand mit weitem 95 % CI ein Trend zu besserem
Überleben bei Schilddrüsenfunktionsstörungen. Nach Adjustierung für die erfassten
Risikofaktoren im vollständigen Modell lag statistische Signifikanz bezüglich eines
geringeren kardiovaskulären Mortalitätsrisikos bei Abweichungen des TSH-Wertes vom
Referenzbereich sowohl für erniedrigte (HR 0,39 [95 % CI 0,16 - 0,98]) als auch für erhöhte
(HR 0,33 [95 % CI 0,14 - 0,82]) Werte vor. Das Gesamtüberleben war signifikant höher bei
TSH-Werten oberhalb des Referenzbereiches (HR 0,47 [95 % CI 0,28 - 0,80]). Für TSHWerte unterhalb des Referenzbereiches wurde für das Gesamtüberleben eine signifikante
Überlegenheit gegenüber der Vergleichsgruppe mit unauffälliger Schilddrüsenfunktion knapp
verfehlt (HR 0,62 [95 % CI 0,37 - 1,04]).
Die Ergebnisse unserer Untersuchung stehen somit in Widerspruch zu den Befunden anderer
prospektiver epidemiologischer Studien zur Assoziation des TSH-Wertes mit kardiovaskulärer und Gesamtsterblichkeit bei kardial erkrankten Patienten73,165.
Die Aussagekraft unserer Ergebnisse wird geschwächt durch methodische Mängel der
Untersuchung, vor allem die fehlende Reevaluierung von Schilddrüsenfunktion und
Confoundern während des Follow-up-Intervalls. Diese Schwächen treffen jedoch auf alle
größeren epidemiologischen Untersuchungen zur Problematik zu. Weitere, methodisch
verbesserte
und
standardisierte
Untersuchungen
zum
Zusammenhang
von
Schilddrüsenfunktion und kardiovaskulärem System sind erforderlich.
67
Die Ergebnisse der hier vorgestellten Studie wurden 2009 im International Journal of
Cardiology (vol. 133 (3), pp. 407 – 410) veröffentlicht:
„Serum thyrotropin levels predict all-cause and circulatory mortality in patients with
invasively treated coronary artery disease“;
Henry Völzke, Dirk Menzel, Julia Henzler, Daniel Robinson, Wolfgang Motz, Rainer Rettig,
and Marcus Dörr;
Int J Cardiol 2009;133(3):407–10;
68
6
Literaturverzeichnis
1.
Parry CH. Collections from the Unpublished Works of the late Caleb Hillier Parry.
Vol 1Underwood, New York (1786). 1825:478.
2.
Basedow CA. Exophthalmus durch Hypertrophie des Zellgewebes in der
Augenhöhle.[Casper's] Wochenschrift für die gesammte Heilkunde, Berlin, 1840, 6:
197-204; 220-228. 1840.
3.
Rehn L. Ueber die Exstirpation des Kropfs bei morbus Basedowii. Berl Klin
Wochenschr. 1884;21:163–166.
4.
Riedel B. Handbuch der Therapie innerer Krankheiten. Handbuch der Therapie
innerer Krankheiten v 5; 1898.
5.
Van Arsdale WW. I. The Operative Treatment of Goitre. Annals of Surgery.
1890;12(3):161.
6.
Horsley V. Note on a possible means of arresting the progress of myxoedema,
cachexia strumipriva, and allied diseases. British Medical Journal. 1890;1(1519):287.
7.
Blumgart HL, Riseman JE, Davis D, Berlin DD. Therapeutic Effect of Total Ablation
of Normal Thyroid on Congestive Heart Failure and Angina Pectoris: III. Early
Results in Various Types of Cardiovascular Disease and Coincident Pathologic States
Without Clinical or Pathologic Evidence of Thyroid Toxicity. Arch Intern Med.
1933;52(2):165.
8.
Blumgart HL, Berlin DD, Davis D, Riseman J, Weinstein AA. TOTAL ABLATION
OF THYROID IN ANGINA PECTORIS AND CONGESTIVE FAILURE XI.
SUMMARY OF RESULTS IN TREATING SEVENTY-FIVE PATIENTS DURING
THE LAST EIGHTEEN MONTHS. Journal of the American Medical Association.
1935;104(1):17–26.
9.
Brenner O. THE THYROID GLAND AND HEART DISEASE. BMJ.
1935;2(3891):199–205. doi:10.1136/bmj.2.3891.199.
10.
Kocher T. Über Kropfexstirpation und ihre Folgen. Arch Klin Chir. 1883;29:254–
337.
11.
Baumann E. Ueber das normale Vorkommen von Jod im Thierkörper.(I.
Mittheilung). Hoppe-Seyler´ s Zeitschrift für physiologische Chemie.
1896;21(4):319–330.
12.
Kendall EC. A method for the decomposition of the proteins of the thyroid, with a
description of certain constituents. Journal of Biological Chemistry. 1915;20(4):501–
509.
13.
Zondek H. Das Myxödemherz. Munch Med Wochenschr. 1918(65):1180–1183.
14.
Vanhaelst L, Neve P, Chailly P, Bastenie PA. Coronary-artery disease in
hypothyroidism. Observations in clinical myxoedema. Lancet. 1967;290(7520):800–
69
802.
15.
Bastenie PA, Vanhaelst L, Neve P. Coronary-artery disease in hypothyroidism:
observations in preclinical myxoedema. Lancet. 1967;290(7528):1221–1222.
16.
Statistisches-Bundesamt. Todesursachen in Deutschland. Statistisches Bundesamt,
Wiesbaden 2012; 2012.
17.
Bundesärztekammer, Bundesvereinigung K, AWMF. Nationale VersorgungsLeitlinie
chronische KHK. Deutscher Ärzteverlag; 2007.
18.
Tunstall-Pedoe H, Woodward M, Tavendale R, A'Brook R, McCluskey MK.
Comparison of the prediction by 27 different factors of coronary heart disease and
death in men and women of the Scottish Heart Health Study: cohort study. BMJ.
1997;315(7110):722–729.
19.
Suadicani P, Hein HO, Gyntelberg F. Socioeconomic status and ischaemic heart
disease mortality in middle-aged men: importance of the duration of follow-up. The
Copenhagen Male Study. Int J Epidemiol. 2001;30(2):248–255.
20.
González MA, Artalejo FR, del Rey Calero J. Relationship between socioeconomic
status and ischaemic heart disease in cohort and case-control studies: 1960–1993. Int
J Epidemiol. 1998;27(3):350–358.
21.
Phillips AN, Wannamethee SG, Walker M, Thomson A, Smith GD. Life expectancy
in men who have never smoked and those who have smoked continuously: 15 year
follow up of large cohort of middle aged British men. BMJ. 1996;313(7062):907–
908.
22.
Ekelund LG, Haskell WL, Johnson JL, Whaley FS, Criqui MH, Sheps DS. Physical
fitness as a predictor of cardiovascular mortality in asymptomatic North American
men. The Lipid Research Clinics Mortality Follow-up Study. N Engl J Med.
1988;319(21):1379–1384. doi:10.1056/NEJM198811243192104.
23.
Paffenbarger RS, Hyde RT, Wing AL, Lee IM, Jung DL, Kampert JB. The
association of changes in physical-activity level and other lifestyle characteristics
with mortality among men. N Engl J Med. 1993;328(8):538–545.
doi:10.1056/NEJM199302253280804.
24.
Bengtsson C, Björkelund C, Lapidus L, Lissner L. Associations of serum lipid
concentrations and obesity with mortality in women: 20 year follow up of participants
in prospective population study in Gothenburg, Sweden. BMJ. 1993;307(6916):1385–
1388.
25.
Gortmaker SL, Must A, Perrin JM, Sobol AM, Dietz WH. Social and economic
consequences of overweight in adolescence and young adulthood. N Engl J Med.
1993;329(14):1008–1012. doi:10.1056/NEJM199309303291406.
26.
Franklin SS, Khan SA, Wong ND, Larson MG, Levy D. Is pulse pressure useful in
predicting risk for coronary heart disease?: The Framingham Heart Study.
Circulation. 1999;100(4):354–360.
70
27.
Wilson PWF, D’Agostino RB, Levy D, Belanger AM, Silbershatz H, Kannel WB.
Prediction of coronary heart disease using risk factor categories. Circulation.
1998;97(18):1837–1847.
28.
Kannel WB. Blood pressure as a cardiovascular risk factor. Journal of the American
Medical Association. 1996;275(20):1571–1576.
29.
Kannel WB, Wilson PW. Efficacy of lipid profiles in prediction of coronary disease.
Am Heart J. 1992;124(3):768–774.
30.
Marenberg ME, Risch N, Berkman LF, Floderus B, de Faire U. Genetic susceptibility
to death from coronary heart disease in a study of twins. N Engl J Med.
1994;330(15):1041–1046.
31.
Morrison AC, Bare LA, Chambless LE, et al. Prediction of coronary heart disease
risk using a genetic risk score: the Atherosclerosis Risk in Communities Study. Am J
Epidemiol. 2007;166(1):28–35.
32.
Key TJ, Fraser GE, Thorogood M, et al. Mortality in vegetarians and nonvegetarians: a collaborative analysis of 8300 deaths among 76,000 men and women
in five prospective studies. Public Health Nutr. 1998;1(1):33–41.
33.
Ascherio A, Rimm EB, Giovannucci EL, Spiegelman D, Stampfer M, Willett WC.
Dietary fat and risk of coronary heart disease in men: cohort follow up study in the
United States. BMJ. 1996;313(7049):84–90.
34.
Willett WC, Stampfer MJ, Manson JE, et al. Intake of trans fatty acids and risk of
coronary heart disease among women. Lancet. 1993;341(8845):581–585.
35.
Huijbregts P, Feskens E, Räsänen L, et al. Dietary pattern and 20 year mortality in
elderly men in Finland, Italy, and The Netherlands: longitudinal cohort study. BMJ.
1997;315(7099):13–17.
36.
Ravnskov U. A hypothesis out-of-date. the diet-heart idea. J Clin Epidemiol.
2002;55(11):1057–1063.
37.
Hoppe UC. Leitlinien zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz. Zeitschrift für
Kardiologie. 1998;87:645–661.
38.
Meyer J, Breithardt G, Erbel R, et al. Leitlinie Koronare Herzkrankheit/Angina
pectoris. Zeitschrift für Kardiologie. 1998;87:907–911.
39.
Joseph P, Teo K. Optimal medical therapy, lifestyle intervention, and secondary
prevention strategies for cardiovascular event reduction in ischemic heart disease.
Curr Cardiol Rep. 2011;13(4):287–295. doi:10.1007/s11886-011-0190-5.
40.
Stone GW. Motivation, Objective and Implication of EXCEL Study. Transcatheter
Therapeutics Asia Pacific. 2010.
41.
Capodanno D, Tamburino C. Unraveling the EXCEL: promises and challenges of the
next trial of left main percutaneous coronary intervention. Int J Cardiol.
2012;156(1):1–3.
71
42.
Hueb W, Soares PR, Gersh BJ, et al. The medicine, angioplasty, or surgery study
(MASS-II): a randomized, controlled clinical trial of three therapeutic strategies for
multivessel coronary artery disease: one-year results. J Am Coll Cardiol.
2004;43(10):1743–1751. doi:10.1016/j.jacc.2003.08.065.
43.
Coronary angioplasty versus medical therapy for angina: the second Randomised
Intervention Treatment of Angina (RITA-2) trial. RITA-2 trial participants. Lancet.
1997;350(9076):461–468.
44.
Bonzel T, Erbel R, Hamm CW, et al. [Percutaneous coronary interventions (PCI)].
Clin Res Cardiol. 2008;97(8):513–547. doi:10.1007/s00392-008-0697-y.
45.
Serruys PW, Morice M-C, Kappetein AP, et al. Percutaneous coronary intervention
versus coronary-artery bypass grafting for severe coronary artery disease. N Engl J
Med. 2009;360(10):961–972. doi:10.1056/NEJMoa0804626.
46.
EACTS TFOMROTESOCEATEAFC-TS, Interventions EAFPC. Guidelines on
myocardial revascularization. Eur J Cardiothorac Surg. 2010;38 Suppl:0–0.
doi:10.1016/j.ejcts.2010.08.019.
47.
Capodanno D, Tamburino C. Does the SYNTAX score get on your nerves? Practical
considerations on how and when avoiding it to maximize its usefulness with no waste
of time. Int J Cardiol. 2012;159(3):165–168. doi:10.1016/j.ijcard.2012.01.049.
48.
Capodanno D. Lost in calculation: the Clinical SYNTAX score goes logistic. Eur
Heart J. 2012;33(24):3008–3010. doi:10.1093/eurheartj/ehs346.
49.
Moussa I, Leon MB, Baim DS, et al. Impact of sirolimus-eluting stents on outcome in
diabetic patients: a SIRIUS (SIRolImUS-coated Bx Velocity balloon-expandable
stent in the treatment of patients with de novo coronary artery lesions) substudy.
Circulation. 2004;109(19):2273–2278. doi:10.1161/01.CIR.0000129767.45513.71.
50.
Sabaté M, Jiménez-Quevedo P, Angiolillo DJ, et al. Randomized comparison of
sirolimus-eluting stent versus standard stent for percutaneous coronary
revascularization in diabetic patients: the diabetes and sirolimus-eluting stent
(DIABETES) trial. Circulation. 2005;112(14):2175–2183.
doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.105.562421.
51.
Silber S, Albertsson P, Avilés FF, et al. Guidelines for percutaneous coronary
interventions the task force for percutaneous coronary interventions of the European
Society of Cardiology. Eur Heart J. 2005;26(8):804–847.
52.
Castelli WP. Epidemiology of coronary heart disease: the Framingham study. Am J
Med. 1984;76(2):4–12.
53.
Hamm CW, Albrecht A, Bonzel T, et al. [Diagnostic heart catheterization]. Clin Res
Cardiol. 2008;97(8):475–512. doi:10.1007/s00392-008-0686-1.
54.
Rhee CMC, Bhan II, Alexander EKE, Brunelli SMS. Association between iodinated
contrast media exposure and incident hyperthyroidism and hypothyroidism. Arch
Intern Med. 2012;172(2):153–159. doi:10.1001/archinternmed.2011.677.
72
55.
Rendl J, Saller B. Schilddrüse und Röntgenkontrastmittel-Pathophysiologie,
Häufigkeit und Prophylaxe der jodinduzierten Hyperthyreose. Deutsches ArzteblattArztliche Mitteilungen-Ausgabe A. 2001;98(7):402–406.
56.
Vanderpump MPJ. Commentary: iodine deficiency as a new challenge for
industrialized countries: a UK perspective. Int J Epidemiol. 2012;41(3):601–604.
doi:10.1093/ije/dys059.
57.
Benton DD. Micronutrient status, cognition and behavioral problems in childhood.
Eur J Nutr. 2008;47 Suppl 3:38–50. doi:10.1007/s00394-008-3004-9.
58.
Benton D. The influence of dietary status on the cognitive performance of children.
Mol Nutr Food Res. 2010;54(4):457–470. doi:10.1002/mnfr.200900158.
59.
Liu H-LH, Lam LTL, Zeng QQ, Han S-QS, Fu GG, Hou C-CC. Effects of drinking
water with high iodine concentration on the intelligence of children in Tianjin, China.
Z Gesundh Wiss. 2009;31(1):32–38. doi:10.1093/pubmed/fdn097.
60.
Quinn TJ, Gussekloo J, Kearney P, Rodondi N, Stott DJ. Subclinical thyroid
disorders. Lancet. 2012;380(9839):335–6– author reply 336–7. doi:10.1016/S01406736(12)61242-2.
61.
Böttcher Y, Eszlinger M, Tönjes A, Paschke R. The genetics of euthyroid familial
goiter. Trends Endocrinol Metab. 2005;16(7):314–319.
doi:10.1016/j.tem.2005.07.003.
62.
Hansen PS, Brix TH, Bennedbaek FN, Bonnema SJ, Kyvik KO, Hegedüs L. Genetic
and environmental causes of individual differences in thyroid size: a study of healthy
Danish twins. J Clin Endocrinol Metab. 2004;89(5):2071–2077.
63.
Dumont JE, Lamy F, Roger P, Maenhaut C. Physiological and pathological
regulation of thyroid cell proliferation and differentiation by thyrotropin and other
factors. Physiol Rev. 1992;72(3):667–697.
64.
Parma JJ, Duprez LL, Van Sande JJ, et al. Somatic mutations in the thyrotropin
receptor gene cause hyperfunctioning thyroid adenomas. Nature.
1993;365(6447):649–651. doi:10.1038/365649a0.
65.
Paschke RR, Tonacchera MM, Van Sande JJ, Parma JJ, Vassart GG. Identification
and functional characterization of two new somatic mutations causing constitutive
activation of the thyrotropin receptor in hyperfunctioning autonomous adenomas of
the thyroid. J Clin Endocrinol Metab. 1994;79(6):1785–1789.
66.
Van Sande J, Parma J, Tonacchera M. Somatic and germline mutations of the TSH
receptor gene in thyroid diseases. Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism.
1995;80(9).
67.
Krohn K. Molecular Pathogenesis of Euthyroid and Toxic Multinodular Goiter.
Endocrine Reviews. 2004;26(4):504–524. doi:10.1210/er.2004-0005.
68.
Cooper DS, Biondi B. Subclinical thyroid disease. Lancet. 2012;379(9821):1142–
1154. doi:10.1016/S0140-6736(11)60276-6.
73
69.
Biondi BB, Kahaly GJG. Cardiovascular involvement in patients with different
causes of hyperthyroidism. Nat Rev Endocrinol. 2010;6(8):431–443.
doi:10.1038/nrendo.2010.105.
70.
Biondi B. How could we improve the increased cardiovascular mortality in patients
with overt and subclinical hyperthyroidism? Eur J Endocrinol. 2012;167(3):295–299.
doi:10.1530/EJE-12-0585.
71.
Völzke H, Lüdemann J, Robinson DM, et al. The prevalence of undiagnosed thyroid
disorders in a previously iodine-deficient area. Thyroid. 2003;13(8):803–810.
doi:10.1089/105072503768499680.
72.
Eckstein PDA, Esser J. Endokrine Orbitopathie. Internist. 2010;51(5):584–595.
73.
Molinaro S, Iervasi G, Lorenzoni V, et al. Persistence of mortality risk in patients
with acute cardiac diseases and mild thyroid dysfunction. Am J Med Sci.
2012;343(1):65–70. doi:10.1097/MAJ.0b013e31822846bd.
74.
Simonsick EM, Newman AB, Ferrucci L, et al. Subclinical hypothyroidism and
functional mobility in older adults. Arch Intern Med. 2009;169(21):2011–2017.
doi:10.1001/archinternmed.2009.392.
75.
de Jongh RT, Lips P, van Schoor NM, et al. Endogenous subclinical thyroid
disorders, physical and cognitive function, depression, and mortality in older
individuals. Eur J Endocrinol. 2011;165(4):545–554. doi:10.1530/EJE-11-0430.
76.
Roberts LM, Pattison H, Roalfe A, et al. Is subclinical thyroid dysfunction in the
elderly associated with depression or cognitive dysfunction? Ann Intern Med.
2006;145(8):573–581.
77.
Klein I, Danzi S. Thyroid disease and the heart. Circulation. 2007;116(15):1725–
1735. doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.106.678326.
78.
Danzi S, Klein I. Thyroid hormone and the cardiovascular system. Minerva
Endocrinol. 2004;29(3):139–150.
79.
Crowley WFW, Ridgway ECE, Bough EWE, et al. Noninvasive evaluation of cardiac
function in hypothyroidism. Response to gradual thyroxine replacement. N Engl J
Med. 1977;296(1):1–6. doi:10.1056/NEJM197701062960101.
80.
Vargas FF, Moreno JMJ, Rodríguez-Gómez II, et al. Vascular and renal function in
experimental thyroid disorders. Eur J Endocrinol. 2006;154(2):197–212.
doi:10.1530/eje.1.02093.
81.
Imai TT, Hirata YY, Iwashina MM, Marumo FF. Hormonal regulation of rat
adrenomedullin gene in vasculature. Endocrinology. 1995;136(4):1544–1548.
82.
Ishimitsu TT, Ono HH, Minami JJ, Matsuoka HH. Pathophysiologic and therapeutic
implications of adrenomedullin in cardiovascular disorders. Pharmacol Ther.
2006;111(3):909–927. doi:10.1016/j.pharmthera.2006.02.004.
83.
Laragh JHJ, Sealey JEJ. Relevance of the plasma renin hormonal control system that
74
regulates blood pressure and sodium balance for correctly treating hypertension and
for evaluating ALLHAT. Am J Hypertens. 2003;16(5 Pt 1):9–9. doi:10.1016/S08957061(03)00867-7.
84.
Bahouth SW, Cui X, Beauchamp MJ, Park EA. Thyroid hormone induces beta1adrenergic receptor gene transcription through a direct repeat separated by five
nucleotides. J Mol Cell Cardiol. 1997;29(12):3223–3237.
doi:10.1006/jmcc.1997.0549.
85.
Sun ZQ, Ojamaa K, Coetzee WA, Artman M, Klein I. Effects of thyroid hormone on
action potential and repolarizing currents in rat ventricular myocytes. Am J Physiol
Endocrinol Metab. 2000;278(2):E302–7.
86.
Pachucki J, Burmeister LA, Larsen PR. Thyroid hormone regulates
hyperpolarization-activated cyclic nucleotide-gated channel (HCN2) mRNA in the rat
heart. Circ Res. 1999;85(6):498–503.
87.
Freedberg AS, Papp JG, Williams EM. The effect of altered thyroid state on atrial
intracellular potentials. J Physiol (Lond). 1970;207(2):357–369.
88.
Palmieri EA, Fazio S, Palmieri V, Lombardi G, Biondi B. Myocardial contractility
and total arterial stiffness in patients with overt hyperthyroidism: acute effects of
beta1-adrenergic blockade. Eur J Endocrinol. 2004;150(6):757–762.
89.
Napoli R, Biondi B, Guardasole V, et al. Impact of hyperthyroidism and its correction
on vascular reactivity in humans. Circulation. 2001;104(25):3076–3080.
90.
Marvisi MM, Zambrelli PP, Brianti MM, Civardi GG, Lampugnani RR, Delsignore
RR. Pulmonary hypertension is frequent in hyperthyroidism and normalizes after
therapy. Eur J Intern Med. 2006;17(4):5–5. doi:10.1016/j.ejim.2005.11.023.
91.
Bogaard HJH, Husseini Al AA, Farkas LL, et al. Severe pulmonary hypertension:
The role of metabolic and endocrine disorders. Pulm Circ. 2012;2(2):148–154.
doi:10.4103/2045-8932.97592.
92.
Curnock AL, Dweik RA, Higgins BH, Saadi HF, Arroliga AC. High prevalence of
hypothyroidism in patients with primary pulmonary hypertension. Am J Med Sci.
1999;318(5):289–292.
93.
Staub JJJ, Althaus BUB, Engler HH, et al. Spectrum of subclinical and overt
hypothyroidism: effect on thyrotropin, prolactin, and thyroid reserve, and metabolic
impact on peripheral target tissues. Am J Med. 1992;92(6):631–642.
doi:10.1016/0002-9343(92)90782-7.
94.
Evered DC, Ormston BJ, Smith PA, Hall R, Bird T. Grades of hypothyroidism. BMJ.
1973;1(5854):657–662.
95.
Duntas LH. Thyroid disease and lipids. Thyroid. 2002;12(4):287–293.
doi:10.1089/10507250252949405.
96.
Caraccio NN, Ferrannini EE, Monzani FF. Lipoprotein profile in subclinical
hypothyroidism: response to levothyroxine replacement, a randomized placebo75
controlled study. J Clin Endocrinol Metab. 2002;87(4):1533–1538.
doi:10.1210/jc.87.4.1533.
97.
Razvi SS, Ingoe LL, Keeka GG, Oates CC, McMillan CC, Weaver JUJ. The
beneficial effect of L-thyroxine on cardiovascular risk factors, endothelial function,
and quality of life in subclinical hypothyroidism: randomized, crossover trial. J Clin
Endocrinol Metab. 2007;92(5):1715–1723. doi:10.1210/jc.2006-1869.
98.
Tribulova N, Knezl V, Shainberg A, Seki S, Soukup T. Thyroid hormones and
cardiac arrhythmias. Vascul Pharmacol. 2010;52(3-4):102–112.
doi:10.1016/j.vph.2009.10.001.
99.
Sgarbi JA, Villaça FG, Garbeline B, Villar HE, Romaldini JH. The effects of early
antithyroid therapy for endogenous subclinical hyperthyroidism in clinical and heart
abnormalities. J Clin Endocrinol Metab. 2003;88(4):1672–1677.
100.
Biondi B, Palmieri EA, Fazio S, et al. Endogenous subclinical hyperthyroidism
affects quality of life and cardiac morphology and function in young and middle-aged
patients. J Clin Endocrinol Metab. 2000;85(12):4701–4705.
101.
Dörr M, Ittermann T, Aumann N, et al. Subclinical hyperthyroidism is not associated
with progression of cardiac mass and development of left ventricular hypertrophy in
middle-aged and older subjects: results from a 5-year follow-up. Clin Endocrinol
(Oxf). 2010;73(6):821–826. doi:10.1111/j.1365-2265.2010.03882.x.
102.
Pearce EN, Yang Q, Benjamin EJ, Aragam J, Vasan RS. Thyroid function and left
ventricular structure and function in the Framingham Heart Study. Thyroid.
2010;20(4):369–373. doi:10.1089/thy.2009.0272.
103.
Rodondi N, Bauer DC, Cappola AR, et al. Subclinical thyroid dysfunction, cardiac
function, and the risk of heart failure. The Cardiovascular Health study. J Am Coll
Cardiol. 2008;52(14):1152–1159. doi:10.1016/j.jacc.2008.07.009.
104.
Petretta M, Bonaduce D, Spinelli L, et al. Cardiovascular haemodynamics and
cardiac autonomic control in patients with subclinical and overt hyperthyroidism. Eur
J Endocrinol. 2001;145(6):691–696.
105.
Psaltopoulou TT, Ilias II, Toumanidis SS, et al. Endogenous subclinical
hyperthyroidism: Metabolic and cardiac parameters. Eur J Intern Med. 2007;18(5):7–
7. doi:10.1016/j.ejim.2006.12.010.
106.
Völzke H, Robinson DM, Schminke U, et al. Thyroid function and carotid wall
thickness. J Clin Endocrinol Metab. 2004;89(5):2145–2149. doi:10.1210/jc.2003031028.
107.
Dörr M, Empen K, Robinson DM, Wallaschofski H, Felix SB, Völzke H. The
association of thyroid function with carotid artery plaque burden and strokes in a
population-based sample from a previously iodine-deficient area. Eur J Endocrinol.
2008;159(2):145–152. doi:10.1530/EJE-08-0140.
108.
Lorenz MW, Schaefer C, Steinmetz H, Sitzer M. Is carotid intima media thickness
useful for individual prediction of cardiovascular risk? Ten-year results from the
76
Carotid Atherosclerosis Progression Study (CAPS). Eur Heart J. 2010;31(16):2041–
2048. doi:10.1093/eurheartj/ehq189.
109.
Auer J, Scheibner P, Mische T, Langsteger W, Eber O, Eber B. Subclinical
hyperthyroidism as a risk factor for atrial fibrillation. Am Heart J. 2001;142(5):5–5.
doi:10.1067/mhj.2001.119370.
110.
Dörr M, Völzke H. Cardiovascular morbidity and mortality in thyroid dysfunction.
Minerva Endocrinol. 2005;30(4):199–216.
111.
Nakazawa HH, Lythall DAD, Noh JJ, et al. Is there a place for the late cardioversion
of atrial fibrillation?. A long-term follow-up study of patients with post-thyrotoxic
atrial fibrillation. Eur Heart J. 2000;21(4):7–7. doi:10.1053/euhj.1999.1956.
112.
Collet T-H, Gussekloo J, Bauer DC, et al. Subclinical hyperthyroidism and the risk of
coronary heart disease and mortality. Arch Intern Med. 2012;172(10):799–809.
doi:10.1001/archinternmed.2012.402.
113.
Dörr M, Robinson DM, Wallaschofski H, et al. Low serum thyrotropin is associated
with high plasma fibrinogen. J Clin Endocrinol Metab. 2006;91(2):530–534.
doi:10.1210/jc.2005-1786.
114.
Erem C. Blood coagulation, fibrinolytic activity and lipid profile in subclinical
thyroid disease: subclinical hyperthyroidism increases plasma factor X activity. Clin
Endocrinol (Oxf). 2006;64(3):323–329. doi:10.1111/j.1365-2265.2006.02464.x.
115.
Franchini M, Lippi G, Targher G. Hyperthyroidism and venous thrombosis: a casual
or causal association? A systematic literature review. Clin Appl Thromb Hemost.
2011;17(4):387–392. doi:10.1177/1076029610364521.
116.
Biondi BB. Cardiovascular effects of mild hypothyroidism. Thyroid. 2007;17(7):625–
630. doi:10.1089/thy.2007.0158.
117.
Brenta GG, Mutti LAL, Schnitman MM, Fretes OO, Perrone AA, Matute MLM.
Assessment of left ventricular diastolic function by radionuclide ventriculography at
rest and exercise in subclinical hypothyroidism, and its response to l-thyroxine
therapy. Am J Cardiol. 2003;91(11):4–4. doi:10.1016/S0002-9149(03)00322-9.
118.
Owen PJD, Sabit R, Lazarus JH. Thyroid disease and vascular function. Thyroid.
2007;17(6):519–524. doi:10.1089/thy.2007.0051.
119.
Taddei S, Caraccio N, Virdis A, et al. Impaired endothelium-dependent vasodilatation
in subclinical hypothyroidism: beneficial effect of levothyroxine therapy. J Clin
Endocrinol Metab. 2003;88(8):3731–3737. doi:10.1210/jc.2003-030039.
120.
Danese MDM, Ladenson PWP, Meinert CLC, Powe NRN. Clinical review 115:
effect of thyroxine therapy on serum lipoproteins in patients with mild thyroid
failure: a quantitative review of the literature. J Clin Endocrinol Metab.
2000;85(9):2993–3001.
121.
Meier CC, Staub JJJ, Roth CBC, et al. TSH-controlled L-thyroxine therapy reduces
cholesterol levels and clinical symptoms in subclinical hypothyroidism: a double
77
blind, placebo-controlled trial (Basel Thyroid Study). J Clin Endocrinol Metab.
2001;86(10):4860–4866. doi:10.1210/jc.86.10.4860.
122.
Müller BB, Zulewski HH, Huber PP, Ratcliffe JGJ, Staub JJJ. Impaired action of
thyroid hormone associated with smoking in women with hypothyroidism. N Engl J
Med. 1995;333(15):964–969. doi:10.1056/NEJM199510123331503.
123.
Bakker SJ, Maaten ter JC, Popp-Snijders C, Slaets JP, Heine RJ, Gans RO. The
relationship between thyrotropin and low density lipoprotein cholesterol is modified
by insulin sensitivity in healthy euthyroid subjects. J Clin Endocrinol Metab.
2001;86(3):1206–1211. doi:10.1210/jc.86.3.1206.
124.
Razvi S, Weaver JU, Vanderpump MP, Pearce SHS. The incidence of ischemic heart
disease and mortality in people with subclinical hypothyroidism: reanalysis of the
Whickham Survey cohort. J Clin Endocrinol Metab. 2010;95(4):1734–1740.
doi:10.1210/jc.2009-1749.
125.
Boekholdt SM, Titan SM, Wiersinga WM, et al. Initial thyroid status and
cardiovascular risk factors: the EPIC-Norfolk prospective population study. Clin
Endocrinol (Oxf). 2010;72(3):404–410. doi:10.1111/j.1365-2265.2009.03640.x.
126.
Marcisz C, Jonderko G, Kucharz EJ. Influence of short-time application of a low
sodium diet on blood pressure in patients with hyperthyroidism or hypothyroidism
during therapy. Am J Hypertens. 2001;14(10):995–1002.
127.
Wang C-Y, Chang T-C, Chen M-F. Associations between subclinical thyroid disease
and metabolic syndrome. Endocr J. 2012;59(10):911–917.
128.
Walsh JP, Bremner AP, Bulsara MK, et al. Thyroid dysfunction and serum lipids: a
community-based study. Clin Endocrinol (Oxf). 2005;63(6):670–675.
doi:10.1111/j.1365-2265.2005.02399.x.
129.
Thvilum M, Brandt F, Brix TH, Hegedüs L. A review of the evidence for and against
increased mortality in hypothyroidism. Nat Rev Endocrinol. 2012;8(7):417–424.
doi:10.1038/nrendo.2012.29.
130.
Parle JV, Maisonneuve P, Sheppard MC, Boyle P, Franklyn JA. Prediction of allcause and cardiovascular mortality in elderly people from one low serum thyrotropin
result: a 10-year cohort study. Lancet. 2001;358(9285):861–865. doi:10.1016/S01406736(01)06067-6.
131.
Hak AE, Pols HA, Visser TJ, Drexhage HA, Hofman A, Witteman JC. Subclinical
hypothyroidism is an independent risk factor for atherosclerosis and myocardial
infarction in elderly women: the Rotterdam Study. Ann Intern Med.
2000;132(4):270–278.
132.
Vanderpump MPM, Tunbridge WMW, French JMJ, et al. The development of
ischemic heart disease in relation to autoimmune thyroid disease in a 20-year followup study of an English community. Thyroid. 1996;6(3):155–160.
133.
Hamilton MA, Stevenson LW, Luu M, Walden JA. Altered thyroid hormone
metabolism in advanced heart failure. J Am Coll Cardiol. 1990;16(1):91–95.
78
134.
Goldman MBM, Monson RRR, Maloof FF. Cancer mortality in women with thyroid
disease. Cancer Res. 1990;50(8):2283–2289.
135.
Hertwig S, Völzke H, Robinson DM, Motz W, Rettig R. Angiotensinogen M235T
gene polymorphism and recurrent restenosis after repeated percutaneous transluminal
coronary angiography. Clin Sci. 2002;103(1):101–106.
136.
Völzke H, Engel J, Kleine V, et al. Angiotensin I-converting enzyme
insertion/deletion polymorphism and cardiac mortality and morbidity after coronary
artery bypass graft surgery. Chest. 2002;122(1):31–36.
137.
Völzke H, Robinson DM, Kleine V, et al. Preoperative plasma fibrinogen levels
predict mortality after coronary artery bypass grafting. Thromb Haemost.
2003;89(5):885–891. doi:10.1267/THRO03050885.
138.
Völzke H, Grimm R, Robinson DM, et al. Candidate genetic markers and the risk of
restenosis after coronary angioplasty. Clin Sci. 2004;106(1):35–42.
doi:10.1042/CS20030042.
139.
Völzke H, Alte D, Kohlmann T, et al. Reference intervals of serum thyroid function
tests in a previously iodine-deficient area. Thyroid. 2005;15(3):279–285.
doi:10.1089/thy.2005.15.279.
140.
Friedewald WT, Levy RI, Fredrickson DS. Estimation of the concentration of lowdensity lipoprotein cholesterol in plasma, without use of the preparative
ultracentrifuge. Clinical Chemistry. 1972;18(6):499–502.
141.
Colle JP, Rahal S, Ohayon J, et al. Global left ventricular function and regional wall
motion in pure mitral stenosis. Clin Cardiol. 1984;7(11):573–580.
142.
Bonzel T, Wollschläger H, Kasper W, Meinertz T, Just H. The sliding rail system
(monorail): description of a new technique for intravascular instrumentation and its
application to coronary angioplasty. Zeitschrift für Kardiologie. 1987;76 Suppl
6:119–122.
143.
Medina A, Bethencourt A, Coello I, et al. [Use of Bonzel's monorail balloon catheter
in the practice of coronary angioplasty]. Rev Esp Cardiol. 1986;39(6):404–406.
144.
Klee GG, Hay ID. Sensitive thyrotropin assays: analytic and clinical performance
criteria. Mayo Clin Proc. 1988;63(11):1123–1132.
145.
Veitl M, Hamwi A, Huber A, Flores J, Dudczak R, Bieglmayer C. Comparison of
Immunoassays for Reproduction- and Thyroid-Hormones Performed on Five
Automated Analysers: ARCHITECT, AxSYM, Centaur, Elecsys 2010 and
IMMULITE 2000. Laboratoriums Medizin. 2002;26(3-4):191–202.
146.
Ebert C, Bieglmayer C, Igari J, et al. Elecsys TSH, FT4, T4, T-uptake, FT3 and T3.
Clinical results of a multicentre study. Wien Klin Wochenschr. 1998;110 Suppl 3:27–
40.
147.
Hubl W, Meissner D, Demant T, et al. Evaluation of the LIAISON thyroid
79
chemiluminescence immunoassays. Clin Lab. 2000;46(3-4):181–189.
148.
Sánchez-Carbayo M, Mauri M, Alfayate R, Miralles C, Soria F. Analytical and
clinical evaluation of TSH and thyroid hormones by electrochemiluminescent
immunoassays. Clin Biochem. 1999;32(6):395–403.
149.
Hendriks HA, Kortlandt W, Verweij WM. Standardized comparison of processing
capacity and efficiency of five new-generation immunoassay analyzers. Clinical
Chemistry. 2000;46(1):105–111.
150.
Stockmann W, Bablok W, Luppa P. Analytical performance of Elecsys 2010--a
multicentre evaluation. Wien Klin Wochenschr. 1998;110 Suppl 3:10–21.
151.
Ohba K, Noh JY, Unno T, et al. Falsely elevated thyroid hormone levels caused by
anti-ruthenium interference in the Elecsys assay resembling the syndrome of
inappropriate secretion of thyrotropin. Endocr J. 2012;59(8):663–667.
152.
Levin O, Morris LF, Wah DT, Butch AW, Yeh MW. Falsely elevated plasma
parathyroid hormone level mimicking tertiary hyperparathyroidism. Endocrine
Practice. 2011;17(2):e8–e11.
153.
Mendoza H, Connacher A, Srivastava R. Reminder of important clinical lesson:
Unexplained high thyroid stimulating hormone: a “BIG” problem. BMJ case reports.
2009;2009.
154.
Hollowell JG, Staehling NW, Flanders WD, et al. Serum TSH, T(4), and thyroid
antibodies in the United States population (1988 to 1994): National Health and
Nutrition Examination Survey (NHANES III). J Clin Endocrinol Metab.
2002;87(2):489–499.
155.
Gencer B, Collet T-H, Virgini V, et al. Subclinical thyroid dysfunction and the risk of
heart failure events: an individual participant data analysis from 6 prospective
cohorts. Circulation. 2012;126(9):1040–1049.
doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.112.096024.
156.
NICOLOFF JT, SPENCER CA. The Use and Misuse of the Sensitive Thyrotropin
Assays. J Clin Endocrinol Metab. 1990;71(3):553–558. doi:10.1210/jcem-71-3-553.
157.
Schäffler A, Aslanidis C, Bollheimer LC, et al. Funktionsdiagnostik in
Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Springer; 2013.
158.
Rodondi N, Elzen den WPJ, Bauer DC, et al. Subclinical hypothyroidism and the risk
of coronary heart disease and mortality. JAMA. 2010;304(12):1365–1374.
doi:10.1001/jama.2010.1361.
159.
Marraccini P, Bianchi M, Bottoni A, et al. Prevalence of thyroid dysfunction and
effect of contrast medium on thyroid metabolism in cardiac patients undergoing
coronary angiography. Acta radiol. 2012:–. doi:10.1258/ar.2012.120326.
160.
Hall PP, Lundell GG, Holm LEL. Mortality in patients treated for hyperthyroidism
with iodine-131. Acta Endo (Buc). 1993;128(3):230–234.
80
161.
Franklyn JAJ, Maisonneuve PP, Sheppard MCM, Betteridge JJ, Boyle PP. Mortality
after the treatment of hyperthyroidism with radioactive iodine. N Engl J Med.
1998;338(11):712–718. doi:10.1056/NEJM199803123381103.
162.
Flynn RWV, Macdonald TM, Jung RT, Morris AD, Leese GP. Mortality and vascular
outcomes in patients treated for thyroid dysfunction. J Clin Endocrinol Metab.
2006;91(6):2159–2164. doi:10.1210/jc.2005-1833.
163.
Asvold BOB, Bjøro TT, Nilsen TILT, Gunnell DD, Vatten LJL. Thyrotropin levels
and risk of fatal coronary heart disease: the HUNT study. Arch Intern Med.
2008;168(8):855–860. doi:10.1001/archinte.168.8.855.
164.
Ochs N, Auer R, Bauer DC, et al. Meta-analysis: subclinical thyroid dysfunction and
the risk for coronary heart disease and mortality. Ann Intern Med. 2008;148(11):832–
845.
165.
Iervasi G, Molinaro S, Landi P, et al. Association between increased mortality and
mild thyroid dysfunction in cardiac patients. Arch Intern Med. 2007;167(14):1526–
1532. doi:10.1001/archinte.167.14.1526.
166.
Pimentel RC, Cardoso GP, Escosteguy CC, Abreu LM. Thyroid hormone profile in
acute coronary syndromes. Arq Bras Cardiol. 2006;87(6):688–694.
167.
Iltumur K, Olmez G, Ariturk Z, Taskesen T, Toprak N. Clinical investigation: thyroid
function test abnormalities in cardiac arrest associated with acute coronary syndrome.
Crit Care. 2005;9(4):R416–24. doi:10.1186/cc3727.
168.
McMurray JJV, Adamopoulos S, Anker SD, et al. ESC Guidelines for the diagnosis
and treatment of acute and chronic heart failure 2012: The Task Force for the
Diagnosis and Treatment of Acute and Chronic Heart Failure 2012 of the European
Society of Cardiology. Developed in collaboration with the Heart Failure Association
(HFA) of the ESC. Eur Heart J. 2012;33(14):1787–1847.
doi:10.1093/eurheartj/ehs104.
169.
Fihn SD, Gardin JM, Abrams J, et al. 2012
ACCF/AHA/ACP/AATS/PCNA/SCAI/STS guideline for the diagnosis and
management of patients with stable ischemic heart disease: a report of the American
College of Cardiology Foundation/American Heart Association task force on practice
guidelines, and the American College of Physicians, American Association for
Thoracic Surgery, Preventive Cardiovascular Nurses Association, Society for
Cardiovascular Angiography and Interventions, and Society of Thoracic Surgeons. J
Am Coll Cardiol. 2012;60(24):e44.
170.
Mancia G, De Backer G, Dominiczak A, et al. 2007 Guidelines for the management
of arterial hypertension The Task Force for the Management of Arterial Hypertension
of the European Society of Hypertension (ESH) and of the European Society of
Cardiology (ESC). Eur Heart J. 2007;28(12):1462–1536.
171.
Bangalore S, Kumar S, Volodarskiy A, Messerli FH. Blood pressure targets in
patients with coronary artery disease: observations from traditional and Bayesian
random effects meta-analysis of randomised trials. Heart. 2012:–.
doi:10.1136/heartjnl-2012-301968.
81
172.
Mebis L, Van den Berghe G. Thyroid axis function and dysfunction in critical illness.
Best Practice & Research Clinical Endocrinology & Metabolism. 2011;25(5):745–
757. doi:10.1016/j.beem.2011.03.002.
173.
Kocabay G, Karabay CY. Iopromide-induced encephalopathy following coronary
angioplasty. Perfusion. 2011;26(1):67–70. doi:10.1177/0267659110385511.
174.
Plambech M, Garvey LH. [Pulmonary oedema subsequent to radiographic contrast in
a computed tomography of the coronary arteries]. Ugeskr Laeg. 2012;174(19):1316–
1317.
175.
Sudarsky D, Nikolsky E. Contrast-induced nephropathy in interventional cardiology.
Int J Nephrol Renovasc Dis. 2011;4:85–99. doi:10.2147/IJNRD.S21393.
176.
Lenhard DC, Pietsch H, Sieber MA, et al. The osmolality of nonionic, iodinated
contrast agents as an important factor for renal safety. Invest Radiol. 2012;47(9):503–
510. doi:10.1097/RLI.0b013e318258502b.
177.
Andersen PE. Patient selection and preparation strategies for the use of contrast
material in patients with chronic kidney disease. World J Radiol. 2012;4(6):253–257.
doi:10.4329/wjr.v4.i6.253.
178.
Hölscher B, Heitmeyer C, Fobker M, Breithardt G, Schaefer RM, Reinecke H.
Predictors for contrast media-induced nephropathy and long-term survival:
prospectively assessed data from the randomized controlled Dialysis-Versus-Diuresis
(DVD) trial. Can J Cardiol. 2008;24(11):845–850.
179.
Völzke H, Schwahn C, Wallaschofski H, Dörr M. Review: The association of thyroid
dysfunction with all-cause and circulatory mortality: is there a causal relationship? J
Clin Endocrinol Metab. 2007;92(7):2421–2429. doi:10.1210/jc.2007-0179.
180.
Brandt F, Green A, Hegedüs L, Brix TH. A critical review and meta-analysis of the
association between overt hyperthyroidism and mortality. Eur J Endocrinol.
2011;165(4):491–497. doi:10.1530/EJE-11-0299.
181.
Brandt F, Almind D, Christensen K, Green A, Brix TH, Hegedüs L. Excess mortality
in hyperthyroidism: the influence of preexisting comorbidity and genetic
confounding: a danish nationwide register-based cohort study of twins and singletons.
J Clin Endocrinol Metab. 2012;97(11):4123–4129. doi:10.1210/jc.2012-2268.
182.
Thvilum M, Brandt F, Almind D, et al. Is overt hypothyroidism associated with
increased mortality? A nationwide register-based study of disease discordant Danish
twins. Endocrine Abstracts. 29:OC11.3.
183.
Wiersinga WM. Should we treat mild subclinical/mild hyperthyroidism? Yes. Eur J
Intern Med. 2011;22(4):324–329. doi:10.1016/j.ejim.2011.03.008.
184.
Mai VQ, Burch HB. A stepwise approach to the evaluation and treatment of
subclinical hyperthyroidism. Endocr Pract. 2012;18(5):772–780.
doi:10.4158/EP12124.RA.
185.
Tseng F-Y, Lin W-Y, Lin C-C, et al. Subclinical hypothyroidism is associated with
82
increased risk for all-cause and cardiovascular mortality in adults. J Am Coll Cardiol.
2012;60(8):730–737. doi:10.1016/j.jacc.2012.03.047.
186.
Singh S, Duggal J, Molnar J, Maldonado F, Barsano CP, Arora R. Impact of
subclinical thyroid disorders on coronary heart disease, cardiovascular and all-cause
mortality: a meta-analysis. Int J Cardiol. 2008;125(1):41–48.
doi:10.1016/j.ijcard.2007.02.027.
187.
Rodondi N, Newman AB, Vittinghoff E, et al. Subclinical hypothyroidism and the
risk of heart failure, other cardiovascular events, and death. Arch Intern Med.
2005;165(21):2460–2466. doi:10.1001/archinte.165.21.2460.
188.
Walsh JP, Bremner AP, Bulsara MK, et al. Subclinical thyroid dysfunction as a risk
factor for cardiovascular disease. Arch Intern Med. 2005;165(21):2467–2472.
doi:10.1001/archinte.165.21.2467.
189.
Cappola AR, Fried LP, Arnold AM, et al. Thyroid status, cardiovascular risk, and
mortality in older adults. JAMA. 2006;295(9):1033–1041.
doi:10.1001/jama.295.9.1033.
190.
Gussekloo J, van Exel E, de Craen AJM, Meinders AE, Frölich M, Westendorp RGJ.
Thyroid status, disability and cognitive function, and survival in old age. JAMA.
2004;292(21):2591–2599. doi:10.1001/jama.292.21.2591.
191.
Speakman JR, Selman C, McLaren JS, Harper EJ. Living fast, dying when? The link
between aging and energetics. J Nutr. 2002;132(6 Suppl 2):1583S–97S.
192.
Mobbs CV, Bray GA, Atkinson RL, et al. Neuroendocrine and pharmacological
manipulations to assess how caloric restriction increases life span. J Gerontol A Biol
Sci Med Sci. 2001;56 Spec No 1:34–44.
193.
Longo VD, Finch CE. Evolutionary medicine: from dwarf model systems to healthy
centenarians? Science. 2003;299(5611):1342–1346. doi:10.1126/science.1077991.
194.
Blanc S, Schoeller D, Kemnitz J, et al. Energy expenditure of rhesus monkeys
subjected to 11 years of dietary restriction. J Clin Endocrinol Metab. 2003;88(1):16–
23.
195.
van den Beld AWA, Visser TJT, Feelders RAR, Grobbee DED, Lamberts SWJS.
Thyroid hormone concentrations, disease, physical function, and mortality in elderly
men. J Clin Endocrinol Metab. 2005;90(12):6403–6409. doi:10.1210/jc.2005-0872.
196.
Pingitore A, Landi P, Taddei MC, Ripoli A, L'Abbate A, Iervasi G. Triiodothyronine
levels for risk stratification of patients with chronic heart failure. Am J Med.
2005;118(2):132–136. doi:10.1016/j.amjmed.2004.07.052.
197.
Opasich C, Pacini F, Ambrosino N, et al. Sick euthyroid syndrome in patients with
moderate-to-severe chronic heart failure. Eur Heart J. 1996;17(12):1860–1866.
198.
Kozdag G, Ural D, Vural A, et al. Relation between free triiodothyronine/free
thyroxine ratio, echocardiographic parameters and mortality in dilated
cardiomyopathy. Eur J Heart Fail. 2005;7(1):113–118.
83
doi:10.1016/j.ejheart.2004.04.016.
199.
Kozdag G, Ertas G, Kilic T, Acar E, Sahin T, Ural D. Triiodothyronine and brain
natriuretic peptide: similar long-term prognostic values for chronic heart failure. Tex
Heart Inst J. 2010;37(5):538–546.
200.
Coceani MM, Iervasi GG, Pingitore AA, Carpeggiani CC, L'Abbate AA. Thyroid
hormone and coronary artery disease: from clinical correlations to prognostic
implications. Clin Cardiol. 2009;32(7):380–385. doi:10.1002/clc.20574.
201.
Ertaş F, Kaya H, Soydinç MS. Low serum free triiodothyronine levels are associated
with the presence and severity of coronary artery disease in the euthyroid patients: an
observational study. Anadolu Kardiyol Derg. 2012;12(7):591–596.
doi:10.5152/akd.2012.187.
202.
Damen NL, Pelle AJ, Boersma E, Serruys PW, van Domburg RT, Pedersen SS.
Reduced positive affect (anhedonia) is independently associated with 7-year mortality
in patients treated with percutaneous coronary intervention: results from the
RESEARCH registry. Eur J Prev Cardiol. 2013;20(1):127–134.
doi:10.1177/2047487312436452.
203.
Vaccarino V, Parsons L, Peterson ED, Rogers WJ, Kiefe CI, Canto J. Sex differences
in mortality after acute myocardial infarction: changes from 1994 to 2006. Arch
Intern Med. 2009;169(19):1767–1774. doi:10.1001/archinternmed.2009.332.
204.
Vartiainen E, Puska P, Pekkanen J, Toumilehto J, Jousilahti P. Changes in risk
factors explain changes in mortality from ischaemic heart disease in Finland. BMJ.
1994;309(6946):23–27.
205.
Michaëlsson K, Melhus H, Lemming EW, Wolk A, Byberg L. Long term calcium
intake and rates of all cause and cardiovascular mortality: community based
prospective longitudinal cohort study. BMJ. 2012;346:f228–f228.
doi:10.1136/bmj.f228.
206.
Capodanno D, Stone GW, Morice MC, Bass TA, Tamburino C. Percutaneous
coronary intervention versus coronary artery bypass graft surgery in left main
coronary artery disease: a meta-analysis of randomized clinical data. J Am Coll
Cardiol. 2011;58(14):1426–1432. doi:10.1016/j.jacc.2011.07.005.
207.
Ferrante G, Presbitero P, Valgimigli M, et al. Percutaneous coronary intervention
versus bypass surgery for left main coronary artery disease: a meta-analysis of
randomised trials. EuroIntervention. 2011;7(6):738–46– 1.
208.
Andrade PJN de, Medeiros MMDC, Andrade AT de, Lima AAG. Coronary
angioplasty versus CABG: review of randomized trials. Arq Bras Cardiol.
2011;97(3):e60–9.
209.
Nanchen D, Gussekloo J, Westendorp RGJ, et al. Subclinical thyroid dysfunction and
the risk of heart failure in older persons at high cardiovascular risk. J Clin Endocrinol
Metab. 2012;97(3):852–861. doi:10.1210/jc.2011-1978.
210.
Coronary angioplasty versus coronary artery bypass surgery: the Randomized
84
Intervention Treatment of Angina (RITA) trial. Lancet. 1993;341(8845):573–580.
211.
CABRI Trial Participants. First-year results of CABRI (Coronary Angioplasty versus
Bypass Revascularisation Investigation). Lancet. 1995;346(8984):1179–1184.
doi:10.1016/S0140-6736(95)92896-0.
212.
Mahfoud F, Böhm M, Baumhäkel M. Inadequate reporting of concomitant drug
treatment in cardiovascular interventional head-to-head trials. Clin Cardiol.
2012;35(4):255–256. doi:10.1002/clc.21958.
213.
Strieder TG, Prummel MF, Tijssen JG, Endert E, Wiersinga WM. Risk factors for
and prevalence of thyroid disorders in a cross-sectional study among healthy female
relatives of patients with autoimmune thyroid disease. Clin Endocrinol (Oxf).
2003;59(3):396–401.
214.
Belin RM, Astor BC, Powe NR, Ladenson PW. Smoke exposure is associated with a
lower prevalence of serum thyroid autoantibodies and thyrotropin concentration
elevation and a higher prevalence of mild thyrotropin concentration suppression in
the third National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES III). J Clin
Endocrinol Metab. 2004;89(12):6077–6086. doi:10.1210/jc.2004-0431.
215.
Knudsen N, Laurberg P, Perrild H, Bülow I, Ovesen L, Jørgensen T. Risk factors for
goiter and thyroid nodules. Thyroid. 2002;12(10):879–888.
doi:10.1089/105072502761016502.
216.
Völzke H, Schwahn C, Kohlmann T, et al. Risk factors for goiter in a previously
iodine-deficient region. Exp Clin Endocrinol Diabetes. 2005;113(9):507–515.
doi:10.1055/s-2005-865741.
217.
Holm IA, Manson JE, Michels KB, Alexander EK, Willett WC, Utiger RD. Smoking
and other lifestyle factors and the risk of Graves' hyperthyroidism. Arch Intern Med.
2005;165(14):1606–1611. doi:10.1001/archinte.165.14.1606.
Eidestattliche Erklärung
Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Dissertation selbständig verfasst und keine
anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe.
Die Dissertation ist bisher keiner anderen Fakultät, keiner anderen wissenschaftlichen
Einrichtung vorgelegt worden.
Ich erkläre, dass ich bisher kein Promotionsverfahren erfolglos beendet habe und dass eine
Aberkennung eines bereits erworbenen Doktorgrades nicht vorliegt.
85
Datum
86
Unterschrift
Herunterladen