Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

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 Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III
Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Dr. phil. Manfred Spitzer
Psychische Störungen bei Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto)
Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin
der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm
vorgelegt von
Saadet Arda
geboren in Ulm
2013
Amtierender Dekan: Herr Prof. Dr. Wirth
1. Berichterstatter: Herr Prof. Dr. Freudenmann
2. Berichterstatter: Herr Prof. Dr. Tumani
Tag der Promotion: 08.05.2014
I Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis I Abkürzungsverzeichnis III 1. EINLEITUNG 1 1.1 Hyper-­‐ und Hypothyreosen und psychische Begleitsymptome 1 1.2 Die Autoimmunthyreoiditis vom Typ Hashimoto 3 1.3 Die „Hashimoto-­‐Enzephalopathie“ 10 1.4 Studienlage zur HT/HE bei psychischen Störungen 18 1.5 Ziel der Arbeit 24 1.6 Fragestellungen und Hypothesen 24 27 2. MATERIAL UND METHODEN 2.1 Identifikation der Patienten im Archiv (Suchstrategie) 27 2.2 Ein-­‐ und Ausschlusskriterien 27 2.3 Extrahierte Daten 27 2.4 Diagnosesicherheit 29 2.5 Vergleichszahlen 30 2.6 Zufallsstichprobe (Kontrollgruppe) 30 2.7 Datenverarbeitung und Statistik 30 2.8 Ethikvotum 3. ERGEBNISSE 3.1 31 32 Häufigkeit der Diagnosestellung HT/AIT an der Psychiatrischen Universitätsklinik Ulm 32 3.2 Patientencharakteristika 33 3.3 Vergleich mit der Zufallsstichprobe (Kontrollgruppe) 42 II 4. DISKUSSION 45 45 4.2 Patientencharakteristika und klinische Konsequenzen der Studie 46 4.3 Vergleich mit der Zufallsstichprobe (Kontrollgruppe); Hinweise für eine Hashimoto-­‐Enzephalopathie? 51 4.4 Methodenkritik 53 4.5 Schlussfolgerung 55 57 6. LITERATURVERZEICHNIS 59 Danksagung 75 Lebenslauf 76 4.1 Häufigkeit der Diagnosestellung HT/AIT an der Psychiatrischen Universitätsklinik Ulm 5. ZUSAMMENFASSUNG III Abkürzungsverzeichnis
AIT
Autoimmunthyreoiditis
AK
Antikörper
(anti-)GAD
(Antikörper gegen) Glutaminsäure-
Decarboxylase
(anti-)TG/TAK
(Antikörper gegen) Thyreoglobulin
(anti-)TRAK
(Antikörper gegen den) Thyreoglobulinrezeptor
(anti-)TPO/TPOAK
(Antikörper gegen) thyreoidale Peroxidase
(anti-)MAK
(Antikörper gegen) Mikrosomen
CD4/CD8
cluster of differentiation 4/8
CGI
Clinical Global Impression Score
CI
Konfidenzintervall
CIC
zirkulierende Immunkomplexe
(c)CT
(kranielle) Computertomographie
(c)MRT
(kranielle) Magnetresonanztomographie
DSM-IV-TR
Diagnostisches und Statistisches Manual
Psychischer Störungen, 4.Auflage, Text Revision
EEG
Elektroenzephalogramm
et al.
et altera
evtl.
eventuell
F/f
Frau(en)/weilblich
FLAIR
Fluid Attenuated Inversion Recovery (Wichtung)
(f)T3
(freies) Trijodthyronin
(f)T4
(freies) Tetrajodthyroxin (=Thyroxin)
IV HAM-D
Hamilton-Depressionsskala
HE
Hashimoto-Enzephalopathie
HLA-DR5
human leucocyte antigen, Genort DR5
HT
Hashimoto-Thyreoiditis
ICD-10
Internationale Statistische Klassifikation der
Krankheiten, 10. Revision
i.e.S.
im eigentlichen Sinne
IU
Internationale Einheit(en)
l
Liter
LH
latente Hypothyreose (isolierte TSH-Erhöhung)
LP
Liquorpunktion
L-T4
Levothyroxin
L-T3
Liothyronine
M/m
Mann/Männer/männlich
MH
manifeste Hypothyreose
MHC
major histocompatibility complex
mg
Milligramm
NAIM
nicht-vaskulitische autoimmune
Meningoenzephalitis
N/n
Anzahl (math.)
ng
Nanogramm
o.g.
oben genannt
OR
Odds Ratio
pmol
picomol
V POEMS-Syndrom
seltene (Autoimmun?-)Erkrankung mit peripherer
Neuropathie (P), monoklonalem Plasmozytom
(M) Organomegalie (O), Endokrinopathie (E),
Hautveränderungen (skin, S)
SCL-90(-R)
(überarbeitete) Symptomcheckliste zur
Selbsteinschätzung
s.o.
siehe oben
sog.
Sogenannte
SREAT
steroid-responsive encephalopathy associated
with autoimmune thyreoiditis
T1
Spin-Gitter-Relaxation (Längsrelaxationszeit)
T2
Spin-Spin-Relaxation (Querrelaxationszeit)
TRAK
Thyreotropinrezeptor
TRH
Thyreotropin-Releasing-Hormon, Thyreoliberin
TSH
Thyreoideastimulierendes Hormon
U
Unit(s)
u.a.
unter anderem
WHO
World Health Organisation
z.B.
zum Beispiel
ZNS
zentrales Nervensystem
1 1.
EINLEITUNG
Psychische Störungen sowie Störungen der Schilddrüsenfunktion gehören zu den
am
häufigsten
Punktprävalenzen
festgestellten
von
und
5,9%
behandelten
für
Erkrankungen
überhaupt.
Schilddrüsenerkrankungen
bzw.
Autoimmunthyreoiditis von 4-25% (Hollowell et al., 2002) und für die Depression
10,9% (Wittchen und Pittrow, 2002) werden für die Normalbevölkerung berichtet.
Oft besteht zwischen beiden ein Zusammenhang, wenngleich wenig über die
Kausalität und die konkrete Pathophysiologie bekannt ist und auch in vielen
Fällen, in denen eine psychische Störung vorliegt, eine milde, subklinische
Schilddrüsenfunktionsstörung lediglich einen Nebenbefund darstellt.
1.1
Hyper- und Hypothyreosen und psychische Begleitsymptome
Das Auslösen einer psychischen Symptomatik durch eine Schilddrüsenerkrankung
wurde erstmals 1880 für die schwere, myxödematöse Hypothyreose in der Arbeit
„Myxoedema and its Nervous Symptoms“ von G.H. Savage beschrieben (Savage,
1880) und mit der Arbeit „Myxoedematous madness“ von Asher einem weiteren
Fachpublikum bekanntgemacht (Asher, 1949). Mittlerweile ist es klinisches
Basiswissen, dass Hyper- und Hypothyreosen nicht nur zu Störungen des
Stoffwechsels, sondern auch zu Veränderungen im Bereich des psychischen
Befindens führen können. Daher kommt der Überprüfung der Schilddrüsenfunktion
bei der differentialdiagnostischen Abklärung psychiatrischer Störungen eine kaum
zu unterschätzende Bedeutung bei; sie wird daher in den Versorgungsleitlinien
vieler wichtiger psychiatrischer Störungen (z.B. Depression, bipolare Störung,
Schizophrenie, Demenz) als obligate Zusatzuntersuchung genannt.
Bereits in der Vergangenheit wurde die Reagibilität von Gehirnfunktionen auf
Schilddrüsenhormone diskutiert (Dratman, 1993, Thompson und Potter, 2000). In
der Amygdala und im Hippocampus wurden hiermit übereinstimmend T3Rezeptoren gefunden (Ruel et al., 1985). In einer hypothyreoten Stoffwechsellage
wird das in der Gesamtkonzentration verminderte T3 vermehrt zerebral verwertet
(Dratman et al., 1983). In einem Tierexperiment mit Ratten, die eine hypothyreote
Stoffwechsellage
aufwiesen,
konnte
eine
vermehrte
Aktivität
der
2 Tyrosinhydroxylase und ein Anstieg des zerebralen Dopamins gemessen werden
(Sato et al., 1986). Schilddrüsenhormone haben sowohl in Tierexperimenten als
auch in Studien an Menschen einen Anstieg der Beta-Rezeptor-Empfindlichkeit
bewirkt. Dies zeigt, dass der Schilddrüsenstatus direkte Effekte auf den
Katecholamin-Stoffwechsel im Gehirn und damit die Hirnfunktion haben kann.
Unter einer Hyperthyreose wird „ein Überschuss an Schilddrüsenhormonen in den
Zielorganen der Schilddrüsenhormonwirkung“ verstanden (Gain und Bottermann,
1994). Bei einer primären Hyperthyreose setzt die Schilddrüse vermehrt die
stoffwechselaktiven Hormone T4 (Thyroxin, 3,5,3’,5’-Tetrajodthyronin) und T3
(3,5,3’-Trijodthyronin) frei, wobei nur deren freie, nicht Plasmaeiweiß-gebundene
Form (<0,1%) physiologisch aktiv ist. Bei einer manifesten Hyperthyreose sind
freies T4 und T3 (fT4 und fT3) erhöht und führen zu einem supprimierten
hypophysären Steuerhormon TSH, während bei einer latenten („präklinischen“)
Hyperthyreose die Hormone noch unauffällig, das basale TSH aber bereits
erniedrigt ist (Gain und Bottermann, 1994, Herold, 2013). Klinisch geht sie einher
mit körperlichen Symptomen wie Tremor, Tachykardie, Hitzeunverträglichkeit,
Diaphorese, Diarrhoe und ungewollter Gewichtsabnahme bei gesteigertem
Grundumsatz (Gain und Bottermann, 1994). Die krisenhafte Steigerung dieses
Stoffwechselstatus, die sog. thyreotoxische Krise oder Thyreotoxikose, ist vital
bedrohlich (u.a. durch exzessive Blutdruckanstiege oder Herzrhythmusstörungen)
(Gavin, 1991). Bei Hyperthyreose sind zudem ein Vielzahl an psychischen
Begleitsymptomen
beschrieben,
vor
allem
Agitation,
Angst,
Nervosität,
Hyperaktivität, Stimmungsschwankungen mit Verschiebung zum depressiven Pol,
aber auch eine gehobene oder gereizte Stimmung, Insomnie, zudem paranoide
Ideen und kognitive Defizite (Steinberg, 1994, Demet et al., 2002). Bei der
thyreotoxischen Krise reichen die ZNS-Symptome bis zur Desorientierung und
Bewusstseinsstörung mit Koma.
Bei einer verminderten Freisetzung von Schilddrüsenhormonen und einer
„Minderversorgung des Organismus mit Schilddrüsenhormonen“ besteht eine
Hypothyreose (Gain und Bottermann, 1994), die sich durch verminderte
Hormonwirkung an den Zielorganen auswirkt. Bei einem erniedrigten Spiegel von
fT4, später auch fT3, und einem erhöhten TSH liegt eine manifeste primäre
Hypothyreose vor (Gain und Bottermann, 1994, Herold, 2013). Bei einer latenten,
3 „präklinischen“ Hypothyreose sind die Konzentrationen der peripheren Hormone
noch im Normbereich, aber das TSH bereits angestiegen (Gain und Bottermann,
1994). Leitsymptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind Müdigkeit, Bradykardie,
Hypotonie,
Frieren
Hauttrockenheit,
bzw.
Empfindlichkeit
Hypometabolismus
gegen
mit
Kälte;
fakultativ
Gewichtszunahme,
sind
Obstipation,
Reflexabschwächungen, heisere Stimme und Störungen der Sexualfunktion (Gain
und Bottermann, 1994) vorhanden. Als Myxödem (griechisch myxa: Schleim;
oidema: Schwellung) wird die nur vereinzelt vorhandene, teigig-geschwollene
Verdickung der Haut bezeichnet. Bei allen Schweregraden wurden auch hier
vielgestaltige psychische Begleitreaktionen beobachtet: Sie umfassen Adynamie
bzw. Antriebsmangel, Abnahme der Leistungsfähigkeit, depressive Stimmung (bei
bis zu 40% der Patienten (Heinrich und Grahm, 2003)), kognitive Störungen wie
Wortfindungsstörungen
Symptome
bis
(Heinrich
zur
und
Pseudodemenz,
Grahm,
aber
2003).
Bei
auch
einer
psychotische
extremen
Schilddrüsenunterfunktion können Bewusstseinsstörungen auftreten (MyxödemKoma), wobei dies mit Krampfanfällen, schwerer Hypothermie, Atemdepression,
vegetativer Entgleisung und Ataxie einhergeht (Gavin, 1991, Matsuoka et al.,
2000, Fliers und Wiersinga, 2003).
1.2
Die Autoimmunthyreoiditis vom Typ Hashimoto
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunthyreoiditis (AIT), d.h. eine
Entzündung der Schilddrüse, bei der das körpereigene Schilddrüsengewebe
aufgrund einer gestörten Immunantwort antikörper- und zellvermittelt angegriffen
und dabei allmählich die hormonbildenden und -speichernden Follikel zerstört
werden (Davies und Amino, 1993). Zwar gibt es keine anerkannte Klassifikation
der
AIT,
aber
man
kann
eine
mit
einer
Struma,
d.h.
einer
Schilddrüsenvergrößerung, einhergehende Form von einer atrophischen, mit einer
Schilddrüsenverkleinerung einhergehenden Form abgrenzen (Ord, 1878, Ord,
1888, Hashimoto, 1912, Dayan und Daniels, 1996, Davies, 2003). Beide beruhen
auf dem gleichen Pathomechanismus, so dass der Name Ord-HashimotoKrankheit („Ord-Hashimoto’s disease“) vorgeschlagen wurde (Davies, 2003). Im
4 Jahr 1993 wurde folgende Einteilung der AIT vorgeschlagen, aber nicht allgemein
anerkannt (Davies und Amino, 1993):
Typ 1: Euthyreote AIT (Hashimoto)
1A: mit Struma
(Anmerkung:=M. Hashimoto i.e.S.)
1B: ohne Struma
(Anmerkung:=M. Ord)
Typ 2: Hypothyreote AIT (Hashimoto)
2A: mit Struma
(Anmerkung:=M. Hashimoto i.e.S.)
2B: ohne Struma
(Anmerkung:=M. Ord)
Typ 3: AIT (Graves’ disease)
(Anmerkung: M. Basedow)
3A: hyperthyreot,
3B: euthyreot
3C: hypothyreot
Die
Erstbeschreibung
einer
lymphomatös-entzündlichen
Thyreoiditis
mit
Gewebedestruktion wird meist mit dem Namen des japanischen Chirurgen Hakaru
Hashimoto (1881–1934) und seiner 1912 veröffentlichten Arbeit mit dem
deutschen Titel „Zur Kenntnis der lymphomatösen Veränderung der Schilddrüse
(Struma lymphomatosa)“ verbunden (Hashimoto, 1912, Amino et al., 2002); sie
basierte auf Gewebsproben von vier Frauen mittleren Alters. Der Londoner
Chirurg William Miller Ord (1834-1902) hatte die atrophische Form der Krankheit
bereits früher beschrieben (1877 und 1888) (Davies, 2003, Williams, 2003). Die
Krankheit wird aber weltweit eher als Hashimoto-Thyreoiditis (HT) bezeichnet
(synonym „Struma lymphomatosa“, „chronisch-lymphozytäre Thyreoiditis“ oder
„chronic autoimmune thyreoiditis“ (Dayan und Daniels, 1996)), da die strumatöse
Form der AIT (AIT Typ 1A/2A) viel häufiger ist als der Morbus Ord, der mit seinem
atrophischen Verlauf in Europa dominiert (AIT Typ 1B/2B). Auch in dieser Arbeit
verwenden wir „Hashimoto-Thyreoiditis“/„HT“ für alle Formen von AIT. Hashimoto
starb 1934, und noch bis in die 1950er Jahre war sein Name in Vergessenheit
geraten (Amino et al., 2002). Campbell et al. konnten gut 40 Jahre nach
Hashimoto erstmals zeigen, dass Patienten mit M. Hashimoto Autoantikörper im
Serum aufweisen, die spezifisch gegen das eigene Schilddrüsengewebe gerichtet
sind
(Campbell
et
al.,
1956).
Das
Konzept
von
organspezifischen
5 Autoimmunkrankheiten war zu diesem Zeitpunkt völlig neu (Doniach und Roitt,
1962, Amino et al., 2002). Die HT gilt heute als die häufigste und am besten
untersuchte organ-spezifische Autoimmunkrankheit beim Menschen (Dayan und
Daniels, 1996). Das wichtigste Antigen für die fehlgeleitete Immunantwort ist die
Schilddrüsenperoxidase,
welche
das
Schrittmacherenzym
der
Schilddrüsenhormonsynthese darstellt; hier sind als immunodominante Regionen
die Domänen IDR-A und -B zu nennen(Brix et al., 2011). Autoantikörper gegen die
thyreoidale
Peroxidase
nennt
man
anti-TPO.
Früher
wurden
anti-
M=MAK=mikrosomale Antikörper gemessen, die neben der Peroxidase jedoch
auch andere Antigene enthalten (Mariotti et al., 1987). Hinzu kommen Antikörper
gegen
das
Thyreoglobulin
(anti-TG-Antikörper
oder
TG-Antikörper),
das
Speicherprotein für die Hormone in den Schilddrüsenfollikeln (früher TAK); sie sind
in ca. 60% bei AIT positiv und damit weniger typisch (Dayan und Daniels, 1996).
Klinisch äußert sich die Autoimmunreaktion zunächst als meist unentdeckte
transiente Hyperthyreose („Leckhyperthyreose“, selten auch als „Hashitoxikose“
(Mazokopakis und Chatzipavlidou, 2007)) mit allmählichem Übergang in eine
(primäre) Hypothyreose durch die entzündliche Schilddrüsendestruktion, wobei
auch im Verlauf kurze Hyperthyreosen möglich sind (Gain und Bottermann, 1994).
Die Symptome sind allerdings gerade zu Beginn wenig charakteristisch, und meist
eher
durch
die
Folgen
der
Hypothyreose
bestimmt.
Sie
reichen
von
Gewichtszunahme, Hitze- oder Kälteempfindlichkeit, Parästhesien, Bradykardie,
Cholesterinerhöhung, Infertilität, Haarausfall, Obstipation, Kopfschmerz über
Fatigue bis zu psychischen Beschwerden wie Angst, Gedächtnisstörungen,
Depression, Manie oder Psychose (Nemeroff et al., 1985, Gain und Bottermann,
1994, Carta et al., 2004, Arrojo et al., 2007, Bocchetta et al., 2007, Bunevicius et
al., 2007, Middelborg, 2007, Vonk et al., 2007). Wegen der Vielzahl an
Symptomen, des schleichenden Krankheitsbeginns und der meist schmerzlosen
Schilddrüsenschwellung kommt es oft zu einer verzögerten bzw. späten
Diagnosestellung
oder
es
werden
statt
einer
somatischen
(d.h.
Autoimmunthyreoiditis) psychiatrische Diagnosen wie Depression (Nemeroff et al.,
1985), bipolare Störung (Haggerty et al., 1990, Haggerty et al., 1997, Kupka et al.,
2002), Angststörung oder Demenz gestellt. Inzwischen wird HT als Endophänotyp
für die bipolar-affektive Störung angesehen (Vonk et al., 2007), da gerade diese
6 Störung leicht durch eine HT imitiert werden kann (Depressionen durch eine
Hypothyreose, vorübergehende Agitation oder Gereiztheit durch eine kurze
Hashitoxikose); passend dazu wurden z.B. unter den Patienten des Stanley
Foundation Bipolar Networks (N=226) bei 28% anti-TPO-Antikörper gemessen,
was gegenüber dem Anteil von 3 bis 18% in der Bevölkerung sowie
psychiatrischen Kontrollen einem erhöhten Wert entsprach (Kupka et al., 2002).
Zur späten Diagnosestellung trägt bei, dass das basale TSH als Routineparameter
unauffällig sein kann, aber auch je nach Stadium Hyper-, Eu- oder Hypothyreosen
vorkommen. Die eigentliche Diagnose AIT/HT wird nur entdeckt, wenn die
Schilddrüsenautoantikörper bestimmt werden.
Aus epidemiologischer Sicht ist die HT sehr häufig und hat eine hohe Prävalenz.
Laut Literatur liegt bei mindestens 2% der Frauen eine HT vor (Hay, 1985);
Männer sind deutlich weniger betroffen (je nach Autor um den Faktor 3 (Barbato,
1978) bis 10 weniger (Tunbridge und Vanderpump, 2000)). Konkrete Daten für
Deutschland fehlen hierzu aber. Die Prävalenz steigt deutlich mit dem Lebensalter
(Tunbridge et al., 1977, Barbato, 1978, Vanderpump et al., 1995, Bjoro et al.,
2000, Tunbridge und Vanderpump, 2000). Das mittlere Alter bei Diagnosestellung
ist 59 Jahre bei Frauen und 58 Jahre bei Männern (Vanderpump et al., 1995),
wobei auch schon Kinder betroffen sein können (Watemberg et al., 2006). Die HT
ist bei weitem die häufigste Ursache einer nicht-kindlich erworbenen Hypothyreose
(>90%) und betrifft meist Frauen im Alter zwischen 20 und 60 Jahren (Amino,
1988). Die Prävalenzzahlen schwanken aber je nach Land und Dekade sowie
Methodik und Diagnosekriterien der Studie stark; so unterscheiden sich z.B. der
Titer-Cut-Off sowie die Diagnosestellung nach nur serologischen, autoptischhistologischen oder sonographischen Kriterien. Eine Autopsiestudie in den USA
konnte eine lokal begrenzte Thyreoiditis bis zu 45% der Frauen und 20% der
Männer und schwere Formen bei immerhin noch 5-15% der Frauen und 1-5% der
Männer nachweisen (Williams und Doniach, 1962).
Betrachtet man alleine die anti-TPO-Antikörper – unabhängig von Symptomen
oder Diagnose – waren diese in einer deutschen Studie bei 7% der Teilnehmer
positiv (davon 4,1% >200 IU/ml), wobei die Daten aus einem ehemaligen
Jodmangelgebiet stammen und daher diese Studie nicht klar auf Süddeutschland
übertragen werden kann (Volzke et al., 2003). In der Normalbevölkerung in
7 Sardinien waren die Antikörper bei 16,6% (N=222) positiv (Carta et al., 2004), in
Norwegen (N=94009) 13,9% der Frauen und nur 2,8% der Männer (Bjoro et al.,
2000), eine andere Gruppe fand bei 30175 Probanden anti-TPO bei 14,2% der
Frauen und 4,3% der Männer (Engum et al., 2005). Aus England und Australien
sind ähnliche Zahlen bekannt: 10-13% der Frauen und 3% der Männer (anti-TPO
Titer >1:100) (Barbato, 1978, Tunbridge und Vanderpump, 2000)). In den USA
fand die National Health And Nutrition Examination Survey anti-TG-Antikörper bei
10,4 (+/-0,5)% und anti-TPO-Antikörper bei 11,3 (+/-0,4)% der Normalbevölkerung
(N=13344). Hierbei war die Prävalenz deutlich größer bei Frauen, positiv mit dem
Alter korreliert und bei Farbigen (4,5 +/-0,3%) geringer als bei Kaukasiern (12,3 +/0,5%) (Hollowell et al., 2002). Dass das Vorliegen von antithyroidalen Antikörpern
krankheitsrelevant ist, wird dadurch gezeigt, dass bei deren Vorliegen die
Wahrscheinlichkeit, an einer Hypothyreose zu erkranken, eine Odds Ratio von 8
(95% Konfidenzintervall 5-15) für Frauen und sogar 25 (95% KI 10-63) für Männer
aufwies (Vanderpump et al., 1995).
Der
zell-
und
antikörpervermittelte
Autoimmunprozess
gegen
die
o.g.
Schilddrüsenantigene beruht auf einer Überempfindlichkeitsreaktion Typ IV. Er
nimmt den Ausgang bei der Aktivierung von CD4-positiven T-Helfer-Lymphozyten
(Weetman und McGregor, 1994), wobei die Mechanismen der Aktivierung unklar
sind (Übersicht in (Dayan und Daniels, 1996)). Die CD4+-T Zellen stimulieren die
Einwanderung von autoreaktiven B-Lymphozyten in die Schilddrüse, welche antiTPO bzw. anti-TG synthetisieren und zytotoxische CD8-T-Zellen rekrutieren,
welche letztlich die Schilddrüsenzellen zerstören, und damit kurz zur exzessiven
Hormonfreisetzung (transiente Hashitoxikose), mittelfristig aber zur Hypothyreose
führen (Dayan und Daniels, 1996, Mazokopakis und Chatzipavlidou, 2007). Bei
der strumösen Form der HT (M. Hashimoto i.e.S.) ist die Lymphozyteninvasion mit
ihrer entzündlichen Begleitreaktion diffus und stark, die Schilddrüsenzellen selbst
(Hürthle- oder Askanazy-Zellen) schwellen an und es entsteht eine Fibrose,
während bei der atrophischen Form (M. Ord) die Schilddrüse klein bleibt (Dayan
und Daniels, 1996).
Bei der HT besteht eine deutliche familiäre Häufung (Manji et al., 2006) mit
Nachweis von Auto-Antikörpern bei 50% der Verwandten ersten Grades von HTPatienten, so dass diese mutmaßlich dominant vererbt wird (Dayan und Daniels,
8 1996). Die Konkordanzrate bei monozygoten Zwillingen liegt bei 80%, bei
dizygoten bei 40%, was eine starke genetische Veranlagung beweist (Brix et al.,
2000). Ein Zusammenhang mit dem Chromosom 21 wird vermutet (Häufung bei
Trisomie 21 und familiärem M. Alzheimer) (Popova et al., 2008, Brodtmann, 2009).
Bei
M.
Hashimoto
wurden
auf
Schilddrüsenzellen
andere
Majore
Histokompatibilitäts-Complex (MHC) Klasse 2-Proteine nachgewiesen (HLA-DR5)
als beim M. Ord (HLA-DR3), diese Entdeckung war aber nicht in allen Studien
replizierbar (Dayan und Daniels, 1996, Tomer, 2010). Trotzdem stellen die für die
Antigenpräsentation
gegenüber
CD4-Helfer-Zellen
wichtigen
MHC-
Zellmembranstrukturen auf Schilddrüsenzellen Erklärungsmodelle für den Beginn
der o.g. CD4-abhängigen Immunreaktion dar.
Als möglicher akuter Auslöser gilt eine exzessive Jodeinnahme (Dayan und
Daniels, 1996, Teng et al., 2006, Penin et al., 2012), umgekehrt scheint ein evtl.
risikomindernder Effekt von geringer Jodexposition auszugehen (Laurberg et al.,
1998).
Infektionskrankheiten,
Sexualhormonstörungen
(z.
B.
nach
Schwangerschaften oder perimenopausal), Stress, aber auch immunstimulierende
Medikamente, werden ebenfalls als unterstützende Auslösefaktoren diskutiert
(Sheu und Schmid, 2003).
Grundsätzlich ist die AIT vom HT-Typ unterdiagnostiziert, auch bei Kindern (Alink
und de Vries, 2008). Klinisch fällt eine harte, meist schmerzlose Struma auf,
zudem bestehen die oben genannten Symptome, aus denen aber zwingend keine
Diagnose abzuleiten ist. An apparativer Diagnostik kommen Labor, Sonographie,
die Szintigraphie und die Feinnadelbiopsie in Frage; alle Verfahren haben jedoch
Nachteile, wie schlechte Sensitivität oder Spezifität, Kosten, Strahlenbelastung
oder Invasivität (Sostre und Reyes, 1991). Bei Verdacht auf AIT/HT ist zunächst
eine Bestimmung von TSH und den anti-TPO- (95% positiv) und anti-TGAntikörpern (ca. 60% positiv) ausreichend (Dayan und Daniels, 1996), zudem
werden Antikörper gegen den TSH-Rezeptor zur Abgrenzung von einem Morbus
Basedow gemessen (bei HT negativ, bei M. Basedow in 80% positiv) (McIntosh et
al., 1997). Anti-TPO-Antikörper sind dabei etwas sensitiver als die antimikrosomalen Antikörper (MAK, anti-M), die bis vor einigen Jahren gemessen
wurden (Mariotti et al., 1987). Die anti-TPO- und anti-TG-Titer sind beim atrophen
M. Ord tendenziell höher als beim strumösen M. Hashimoto (Dayan und Daniels,
9 1996). Die Höhe der anti-TPO-Titer korreliert mit dem Schweregrad der
Schilddrüsendestruktion und der Wahrscheinlichkeit, eine manifeste Hypothyreose
zu entwickeln (Dayan und Daniels, 1996).
Der Einsatz der Schilddrüsen-Sonographie bei der Diagnostik einer AIT hat sich
zunehmend etabliert, ist aber eher diagnosestützend, denn der Diagnosenachweis
erfolgt laborchemisch. Oft liegt eine diffuse oder inhomogene Echoarmut vor (Gain
und Bottermann, 1994, Pedersen et al., 2000, Schiemann et al., 2003), welche mit
der Krankheitsschwere assoziiert zu sein scheint (Schiemann et al., 2003). Die
diagnostische Wertigkeit ist jedoch limitiert, da nur 18-77% der Patienten im
Ultraschall auffallen (Dayan und Daniels, 1996). Bei einer AIT Typ Hashimoto wird
eine diffus vergrößerte und echoarme Schilddrüse gesehen, beim M. Ord eher
eine kleine, echoarme Schilddrüse (Pedersen et al., 2000, Gärtner, 2002). Im
Doppler der Schilddrüsengefäße kann bei einer AIT ein leicht gesteigerter
Blutfluss auffallen, wohingegen dies typischerweise bei einem M. Basedow viel
stärker der Fall ist (Onoda et al., 2009). Einige Studien berichteten von einer
besonders guten Sensitivität der Dopplersonografie für die Diagnose einer
Autoimmunthyreoiditis (Sostre und Reyes, 1991). Bei der Feinnadelbiopsie zeigt
sich histologisch eine lymphozytäre Entzündungsreaktion, im Spätstadium auch
eine Fibrose.
Patienten mit HT werden rein symptomatisch behandelt. Der Entzündungsprozess
selbst wird nicht beeinflusst. Vorübergehende Hyperthyreosen werden meist nicht
bemerkt. Im Falle einer Hashitoxikose gelten die bei thyreotoxischen Krisen
üblichen Empfehlungen (Gain und Bottermann, 1994). Manifeste Hypothyreosen
bei HT werden mit Levothyroxin schrittweise beginnend mit 25 µg substituiert, bis
das TSH sich normalisiert (Dayan und Daniels, 1996). Eine systematische
Übersichtsarbeit zeigte, dass eine zusätzliche Selen-Gabe für 3 Monate eine
signifikante Verringerung der TPO-AK im Serum und eine Verbesserung von
Stimmung und Wohlgefühl zu diesem Zeitpunkt bringt (Toulis et al., 2010).
Manche Studien konnten bei weiterer Selen-Einnahme bis zu einem Jahr Effekte
nachweisen (Mazokopakis et al., 2007). Bei subklinischer Hypothyreose wird die
Frage der Substitution mit Thyroxin kontrovers diskutiert; sie scheint aber bei sehr
hohem TSH (>10 mU/l) und Abwesenheit einer Herzerkrankung (Dayan und
Daniels, 1996), sowie jüngeren Frauen mit Kinderwunsch sinnvoll zu sein
10 (Vaquero et al., 2000), ebenso bei schwangeren Frauen (niedrigere Abortrate)
(Negro et al., 2006).
Die AIT ist in knapp 15% der Fälle mit weiteren Autoimmunerkrankungen, die auf
anderen organspezifischen Autoantikörpern beruhen, vergesellschaftet, so z. B.
mit Rheumatoider Arthritis, Sjögren-Syndrom, Perniziöser Anämie, Morbus
Addison, Zöliakie, Systemischem Lupus erythematodes und Vitiligo (Boelaert et
al., 2010). Gehäuft wird die HT als Teil eines Autoimmunen Polyglandulären
Syndroms Typ 2 (70%), POEMS-Syndrom (50%), Turner-Syndrom (50%), M.
Addison (20%) und Trisomie 21 (20%) beobachtet (Dayan und Daniels, 1996).
Auch wurden Fälle von einer Assoziation mit einer Myokarditis beschrieben
(Podberezin et al., 2010).
1.3
Die „Hashimoto-Enzephalopathie“
Ein ungelöstes Rätsel ist die sog. Hashimoto-Enzephalopathie (HE). Gemeint ist
dabei
eine
mit
neurologischen
und/oder
psychiatrischen
Symptomen
einhergehende nicht-entzündliche Enzephalopathie bei Patienten mit einer HT;
„bei“ und nicht „aufgrund“, da bisher anzunehmen ist, dass das Vorliegen einer HT
ein zwar notwendiges, aber nicht hinreichendes Kriterium für die HE darstellt
(Chen und Marsharani, 2000, Chong et al., 2003, Castillo et al., 2006, Chong und
Rowland, 2006). Ob überhaupt ein direkter Zusammenhang zur viel häufigeren HT
besteht oder ob es sich um eine zufällige zweite Erkrankung bei der Vielzahl von
HT-Patienten handelt (z.B. eine weitere assoziierte Autoimmunkrankheit), ist
kontrovers. In jedem Fall ist die HE viel seltener als die HT. Die Prävalenz der HE
wurde auf 2.1/100 000 geschätzt (Mocellin et al., 2007), während die HT eine
Häufigkeit im Prozent-Bereich aufweist (s.o.).
Recht einheitlich beschreibt die Literatur zwei klinische Prägnanztypen von HE
(Kothbauer-Margreiter et al., 1996, Chen und Marsharani, 2000, Chong et al.,
2003). In der Neurologie werden Fälle mit Krampfanfällen, akuten fokalneurologischen
„schlaganfall-ähnlichen“
Symptomen,
deliranten
Orientierungsstörungen (Ferracci et al., 2003), Stupor (Ferracci et al., 2003) oder
Bewusstseinsstörungen gesehen (Chong et al., 2003, Leyhe et al., 2007,
Bonmann et al., 2009, Monti et al., 2011, Bektas et al., 2012) („Vaskulitis-Typ“
11 (Chong et al., 2003). Die selteneren subakuteren Fälle fallen meist als „Demenz“
(Forchetti et al., 1997, Mocellin et al., 2006, Chong et al., 2011), Psychose,
Depression, Manie oder Angststörung auf (Chong et al., 2003, Arrojo et al., 2007,
Bocchetta et al., 2007, Nunnemann und Kratz, 2008, Lin und Liao, 2009, Lin et al.,
2011) („diffus-progressiver Typ“ (Chong et al., 2003)), so dass diese
Manifestationsform besonders in der Psychiatrie als Differentialdiagnose relevant
ist.
Die Erstbeschreibung erfolgte durch Brain et al. anhand eines 49jährigen Mannes
mit HT und wiederkehrenden Episoden von apoplektiformen Symptomen, Tremor,
Halluzinationen und Verwirrtheit, die teils in komaähnliche Zustände mündeten
(Brain et al., 1966). Die Autoren fragten sich schon damals, ob es sich um ein
neues Syndrom oder eine zufälliges Zusammentreffen („coincidence“) von HT und
ZNS-Symptomen handelt. Die Therapie mit Prednisolon war nicht wirksam, so
dass der oft angeführte Indexfall dem später eingeführten Kriterium der
Steroidresponsivität widerspricht.
Anfang der 2000er Jahre wurde die Existenz der HE von ersten Autoren
angenommen (Chen und Marsharani, 2000), von anderen aber weiter abgelehnt
(Sunil
und
Mariash,
2001).
Die
Diagnose
HE
ist
jedenfalls
eine
Ausschlussdiagnose, d.h. toxische, metabolische, ischämische, entzündliche,
tumoröse und neurodegenerative Ursachen einer Enzephalopathie dürfen nicht
vorliegen. Es gibt (bislang) keinen beweisenden Parameter, aber aus einigen
richtungweisenden Studien, von denen wir nachfolgend die wichtigsten knapp
referieren, ließen sich die Hauptcharakteristika von Patienten mit HE ableiten
(Tabelle 1 im Vergleich zur HT) (Ramalho und Castillo, 2011).
12 Tabelle 1. Studienübersicht zu Hashimoto-Thyreoiditis und -Enzephalopathie.
Modifiziert nach (Ramalho und Castillo, 2011)
Studie
Design
Hashimoto-Thyreoiditis (HT):
(Barbato, 1978,
Amino, 1988,
Vanderpump et
al., 1995,
Tunbridge und
Vanderpump,
2000)
Alter
Schild-
EEG
cMRT
Protein-
Frauen-
drüsen-
auffällig
auffällig
erhöhung
anteil
status
20-60 J.
75-91% F
meist LH
?
?
?
versch.
90%
60%
(29% im CT)
75%
(25%
Pleozytose)
35% LH,
22% normal
20% MH
55% LH
98%
49%
78%
95%
26%
unauffällig
66%
33%
54% LH
40% normal
>90%
30%
75%
(25%
Pleozytose)
intrathekal
anti-TPOund anti-TG
85%
(<10%
Pleozytose)
Hashimoto-Enzephalopathie (HE):
Chen &
Review
47 J.
Masharani 2000
N=30
85% F
(Chen und
Marsharani,
2000)
Chong et al.
Review
44 J.
2003 (Chong et
N=85
81% F
al., 2003)
Castillo et al.
Studie N=20
56 J.
2006 (Castillo et
70% F
al., 2006)
Ferracci et al.
Studie
65,5 J.
2003 (Ferracci
N=6
83% F
et al., 2003)
Hauenstein
Review
47,5 J.
2006
N=175
77% F
(Hauenstein,
2006)
im Liquor
Legende: LH=latente Hypothyreose (isolierte TSH-Erhöhung), MH=manifeste Hypothyreose,
H=Hypothyreose, cMRT=kranielle Magnetresonanztomographie, EEG=Elektroenzephalogramm,
F=Frauen.
Chen und Masharani hielten das Konzept der HE basierend auf einer ersten
Literaturübersicht mit Identifikation von ca. 30 Fällen für valide, auch wenn kein
klarer Zusammenhang von HT und der ZNS-Affektion über die SchilddrüsenAntikörper (oder deren Titer) bzw. eine Hypothyreose bestehe; sie vermuteten
umgekehrt, dass die HE Folge eines überaggressiven Immunsystems sei
(„...casualty of an overly aggressive immune system.“) (Chen und Marsharani,
2000). Sie unterschieden einen akut schlaganfall-ähnlichen Typ (mit transienter
Fokalneurologie und Krampfanfällen) sowie einen Typ mit schleichendem Verlauf
über Wochen und Manifestation als Demenz, Psychose oder Koma. Bei der HE
lag das mittlere Alter bei Manifestation bei 47 Jahren (14-78) mit starkem
Überwiegen von betroffenen Frauen (85%). Typisch war ein abnormes
13 Elektroenzephalogramm
(EEG)
(90%),
meist
mit
einer
allgemeinen
Verlangsamung. Im Liquor fand sich häufig eine Proteinerhöhung (75%) sowie in
je 25% der Fälle eine Pleozytose oder ein unauffälliger Liquorbefund.
Magnetresonanztomographisch (MRT) zeigten sich unspezifische Befunde oder in
der T2-Wichtung Intensitätssteigerungen (bei 60%, nur 29% im CT). Alle Formen
in dieser Studie sprachen hervorragend und meist innerhalb von 1-3 Tagen auf
Prednisolon (50-150 mg täglich) an.
Nur wenige Jahre danach fanden Chong et al. (2003) bei einer erneuten
Literatursuche bis Juni 2002 unter 105 angeblichen Fällen von HE 85 Fälle von
HE, die den Kriterien 1. Bewusstseinsstörung, 2. Ausschluss einer viralen oder
bakteriellen ZNS-Entzündung per Liquordiagnostik sowie 3. Nachweis von antimikrosomalen, anti-TPO oder anti-TG im Serum entsprachen (Chong et al., 2003).
Bei 13 der beschriebenen Patienten konnten die diagnostischen Kriterien für eine
Enzephalopathie nicht als erfüllt angesehen werden; das Ansprechen auf
Glukokortikoide war in dieser Übersichtsarbeit kein Kriterium. Die Klinik zeigte ein
eher neurologisch denn psychiatrisch ausgeprägtes Symptombild: Krampfanfälle
lagen in 66% (darunter 12% status epilepticus), ein Myoclonus in 38%, „Psychose“
(visuelle Halluzinationen oder paranoide Ideen) in 36% sowie schlaganfallähnliche
Symptome in 27% der Fälle vor. Der Verlauf war in der Mehrheit der Fälle
„relapsing and remitting“ (60%). Es wurden alle denkbaren Konstellationen von
Schilddrüsenhormonen und TSH-Werten im Serum gefunden, wobei die latente
Hypothyreose mit 35% am häufigsten war und kein klarer Zusammenhang zur
Klinik
bestand;
beispielsweise
kam
eine
„Psychose“
bei
allen
Hormonkonstellationen mit ungefähr gleicher Häufigkeit vor (z.B. 42% bei
normalen Hormonwerten, 40% bei mit latenter, 24% bei manifester Hypothyreose).
Eine Depression als Aufnahmesyndrom wurde nicht untersucht. Bei 98% der Fälle
war das EEG im Sinne einer Verlangsamung auffällig, 78% hatten ein erhöhtes
Gesamtprotein im Liquor, 49% zerebrale MRT-Veränderungen (vgl. Abbildung 1).
96% der Fälle sprachen auf eine Kortikosteroidtherapie an. Bei 3 von 85 Fällen
(3,5%) wurde ein tödlicher Verlauf beobachtet, zwei davon unter laufender
Kortisontherapie.
Die
selbstgestellte
Frage
„Hashimoto’s
Encephalopathy:
Syndrome or myth“ wurde folgendermaßen beantwortet: „Die Kombination von
Enzephalopathie,
hohen
Autoantikörper-Konzentrationen
gegen
14 Schilddrüsengewebe
und
Ansprechen
auf
Glukokortikoid-Therapie
ist
unwahrscheinlich nur Zufall (...) (wenngleich) kein Beweis für die pathogenetische
Rolle der Antikörper besteht...“ (Chong et al., 2003) (eigene Übersetzung). Die
Autoren schlossen daraus, dass am ehesten eine weitere noch unbekannte
Autoimmunerkrankung gegen ein ZNS-Antigen bei einem Teil der HT-Patienten
vorliegen müsse.
Ebenso in „Archives in Neurology“ berichteten Castillo et al. dann 2006 über eine
eigene retrospektive Fallsammlung mit 20 Fällen aus zwei neurologischen Kliniken
(Mayo Clinic, Rochester, und Scottsdale, 1995-2003) (Castillo et al., 2006), die mit
anderen Selektionskriterien (zusätzlich Ansprechen auf Glukokortikoide: „steroidresponsive encephalopathy associated with autoimmune thyreoiditis“ (SREAT))
ein den beiden Literatursammlungen (Chen und Marsharani, 2000, Chong et al.,
2003) ähnelndes Patientenprofil ergab (vgl. Tabelle 1): Bei einem medianen Alter
von 56 Jahren (27-84) überwogen Frauen deutlich (14 von 20 Frauen=70%).
Führende Symptome waren Tremor (80%), Myoklonus und Ataxie (je 65%),
Krampfanfälle (60%) gefolgt von selteneren psychiatrischen Symptomen wie
Schlafstörung
(55%)
bzw.
„Psychose
oder
Paranoia“
(25%).
Bemerkenswerterweise bestand bei allen 20 Fällen bei Aufnahme eine andere
Arbeitsdiagnose als HE. Alle hatten antimikrosomale (N=7) oder anti-TPOAntikörper im Serum (N=13, median 250 IU/ml, range 65-4830), der häufigste
Schilddrüsenhormonstatus war erneut eine latente Hypothyreose (11 von
20=55%), wobei auch hier kein Zusammenhang mit der Schwere der
neurologischen Ausfälle erkennbar. 95% der Fälle zeigten EEG-Veränderungen
(meist Verlangsamungen), die sich ebenso wie die bei 26% (4 von 19 Fällen)
vorhandenen diffusen Signalsteigerungen in der T2- und FLAIR-Wichtung im
zerebralen MRT (vgl. Abbildung 1) unter Kortikosteroidgabe besserten. Der Liquor
zeigte bei 75% der Fälle eine Proteinerhöhung, und nur in 25% eine entzündliche
Zellzahlerhöhung. Eine Remission wurde bei 15 von 20 (75%) der Fälle unter
Glukokortikoiden (1000 mg Methylprednisolon i.v. für 5 Tage bei N=17 mit oralem
Ausschleichen in einigen Fällen, orales Prednisolon 60-100 mg/d für 10-30 Tage
bei N=3 Fällen) erreicht, ein Viertel der behandelten Patienten zeigte im Verlauf
eine
leichte
Residualsymptomatik.
Bei
9
Fällen
wurden
zusätzlich
Immunmodulatoren oder Zytostatika eingesetzt (Azathioprin N=3, Methotrexat
15 N=2, Cyclophosphamid N=1, i.v.-Immunglobuline N=1). In der Arbeit sind weitere
N=12 Fälle aus dem Suchzeitraum erwähnt, die alle Kriterien bis auf das
Ansprechen auf Kortison erfüllten (2 davon erwiesen sich autoptisch als
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit).
Hauenstein fand bei einer erneuten Fallsuche in der Literatur im Rahmen einer
medizinischen Dissertation mit wiederum anderen Suchkriterien 175 Fälle von HE
(77% Frauen, mittleres Alter 47,5 J.) (Hauenstein, 2006). Führende Symptome
waren kognitive Defizite (58%), Krampfanfälle (53%), Bewusstseinsstörungen bis
zum Koma (48%), affektive Störungen (47%), Kleinhirnsymptome (45%),
Sprechstörungen (44%) und Myoklonien (41%). Alle Arten von Schilddrüsenstatus
wurden beobachtet; meist lag eine Euthyreose (40%) oder Hypothyreose (54%)
vor. Im Liquor fanden sich bei 85% der Fälle eine isolierte Proteinerhöhung, nur
selten eine Pleozytose (<10%), in bis zu 35% oligoklonale Banden. Das EEG war
in mehr als 90% auffällig, aber unspezifisch verändert (meist im Sinne einer
Verlangsamung: Anteil 68%, bei 18% sharp oder spike wave-Komplexe). Im MRTSchädel wiesen 30% der Patienten Hyperintensitäten in der T2-Wichtung auf, bei
19% bestand eine Atrophie.
Abbildung 1. Hirnveränderungen bei Hashimoto-Enzephalopathie. Axiale T2-gewichtete
zerebrale Kernspintomographie (fluid attenuation inversion recovery, FLAIR) bei einer 37jährigen
Patientin
mit
seit
6
Monaten
bestehender
Symptomatik,
die
symmetrische
bilaterale
Signalsteigerungen im mesialen Temporallappen, den Ncl. caudati und den Putamina (schwarze
Pfeile) zeigt. Modifiziert nach (Ramalho und Castillo, 2011).
16 Die exakte Pathogenese der sog. HE ist weiterhin ungeklärt (Übersichten in
(Latinville et al., 1985, Chen und Marsharani, 2000, Chong et al., 2003, Ferracci et
al., 2003, Ferracci et al., 2004, Castillo et al., 2006, Chong und Rowland, 2006,
Ferracci und Carnevale, 2006, Mocellin et al., 2006, Schiess und Pardo, 2008)).
Es gilt als derzeitiger Wissensstand, dass die für die HT typischen anti-TPOAntikörper nicht die Bluthirnschranke passieren können, kein Zielantigen im ZNS
finden und die Konzentration der AK im Serum nicht mit dem Schweregrad der
Enzephalopathie
korreliert
(Castillo
et
al.,
2006).
Somit
liefern
alle
Erklärungsansätze gerade keinen Hinweis auf die Genese einer ZNSSymptomatik. Weitere dazu diskutierte Hypothesen sind bzw. waren:
•
toxische Effekte durch die sich entwickelnde Hypothyreose bzw. die
konsekutive TRH- und TSH-Erhöhung (Ghawche et al., 1992, Claussmann
et al., 1994, Kothbauer-Margreiter et al., 1996) (als unwahrscheinlich
anzusehen, da HE bei verschiedenen Graden der Schilddrüsenfunktion
vorkommt)
•
eine autoimmune zerebrale Vaskulitis (Shibata et al., 1992, Nolte et al.,
2000, Bertoni et al., 2003) und im Gegenteil eine nicht-vaskulitische
autoimmune Meningoenzephalitis (NAIM) (Chong und Rowland, 2006)
•
noch
unbekannte
Serum-Antikörper
bzw.
eine
weitere
unbekannte
Autoimmunkrankheit bei dem Teil der HT-Patienten, die eine HE entwickeln
(Chong et al., 2003, Chong und Rowland, 2006); so wurden alpha-EnolaseAntikörper im Serum 2005 erstmalig beschrieben (Fujii et al., 2005). Zudem
existieren
weitere
Replikationsstudien
(Yoneda
et
al.,
2007).
Der
diagnostische Wert ist jedoch noch unklar; 2009 wurden erhöhte Serum-AK
gegen ZNS-Antigene (IgG) und Ganglioside (IgM) bei HT-Patienten im
Vergleich
zu
Patienten
mit
anderen
Schilddrüsenerkrankungen
nachgewiesen (Müssig et al., 2009),
•
sich im ZNS ablagernde Antigen-Antikörperkomplexe (Henchey et al., 1995,
Forchetti et al., 1997, Ferracci et al., 2003),
•
eine generalisierte zerebrale Minderperfusion (Forchetti et al., 1997,
Bocchetta et al., 2007, Kaya et al., 2007),
17 •
ein gemeinsames, noch unbekanntes Antigen in der Schilddrüse, welches
durch Auto-Antikörper attackiert wird (Latinville et al., 1985, Canton et al.,
2000) (Übersichten in (Chong et al., 2003, Castillo et al., 2006, Chong und
Rowland, 2006, Schiess und Pardo, 2008) sowie
•
intrathekale, spezifisch im Liquor vorkommende anti-TPO-Antikörper, die
sich in zirkulierenden Immunkomplexen (CIC) ablagern, wie 2003 von
Ferraci et al. (bei allerdings nur 6 Fällen im Unterschied zu 21 Kontrollen)
beschrieben (Ferracci et al., 2003); dazu ergänzend konnten Blanchin et al.
(Blanchin et al., 2007) zeigen, dass HE-Fälle (N=10) im Unterschied zu HTFällen (N=12), neurologischen und gesunden Kontrollen (N=33 bzw. 4) antiTPO-AK im Liquor aufwiesen, diese also spezifisch sind. Weiterhin konnte
in dieser Studie belegt werden, dass diese AK in vitro mit Astrozyten des
Affenkleinhirns sowie humanen Astrozyten interagieren.
Therapeutisch
wird
bei
Verdacht
auf
HE
hochdosiert
parenteral
mit
Glukokortikoiden behandelt (Castillo et al., 2006). Das Ansprechen auf diese
Therapie halten manche Autoren für ein Diagnosekriterium, wenngleich der IndexFall von Brain et al. (Brain et al., 1966) nicht ansprach und somit eine Zirkularität
einer ex juvantibus-Diagnose besteht (Castillo et al., 2006). Unklar ist, wie mit den
Fällen umzugehen ist, die nicht ansprechen. Zwei weitere in der Literatur
beschriebene Patienten verstarben unter Kortison-Therapie (Nolte et al., 2000,
Archambeaud et al., 2001) (vgl. (Chong et al., 2003)). Das macht die
Steroidresponsivität
sowohl
als
Diagnosekriterium
als
auch
SREAT
als
Namensgebung zumindest fragwürdig. In Einzelfällen waren Immunglobuline
(Marshall und Doyle, 2006, Vernino et al., 2007, Mijajlovic et al., 2010, Drulović et
al., 2011), in anderen eine Plasmapherese (Boers und Colebatch, 2001, Hussain
et al., 2005) (was für eine Genese durch Antikörper spräche) oder eine
Kombination von Immunsuppressiva (Nagpal und Pande, 2004) erfolgreich.
Viele Autoren halten die HE mittlerweile für unterdiagnostiziert (Chong et al., 2003,
Castillo et al., 2006, Alink und de Vries, 2008), wobei der Zusammenhang mit
einer HT weiter unklar ist. Hieraus resultierend wurden zuletzt neue Namen für die
Entität vorgeschlagen, die den Namen Hashimoto vermeiden und andere
hypothetische Pathophysiologien andeuten, aber dafür andere schon erwähnte
18 Schwächen
haben:
"Steroid-responsive
Enzephalopathie
bei
Autoimmunthyreoiditis" (SREAT) (Castillo et al., 2006), "nichtvaskulitische
autoimmune
entzündliche
Meningoenzephalitis"
(NAIM)
und
"Hashimoto
Enzephalitis" (Chong et al., 2003, Chong und Rowland, 2006). Eine kausale
Festlegung vermeidet der von Ferraci und Carnevale vorgeschlagene Name „The
neurological disorder associated with thyroid autoimmunity“ (Ferracci und
Carnevale, 2006).
1.4
Studienlage zur HT/HE bei psychischen Störungen
Aus dem Bereich der Psychiatrie gibt es eine geringe Zahl an Studien zur
Bedeutung der HT bzw. HE, wovon die meisten retrospektiv angelegt sind. Die
wenigen prospektiven Studien haben den Nachteil, dass sie zum einen nicht alle
psychiatrischen
Störungen
erfassen,
sondern
sich
auf
affektive
oder
Angststörungen beschränken (Haggerty et al., 1990, König et al., 1999,
Fountoulakis et al., 2004, Carta et al., 2005, Middelborg, 2007, Vonk et al., 2007).
Zum anderen haben viele Arbeiten einen rein epidemiologischen Schwerpunkt
(Engum et al., 2005). Schließlich stammen zahlreiche Arbeiten aus anderen
Ländern, so dass ihre Aussagekraft für Deutschland unklar ist (Ausnahmen (König
et al., 1999, Degner et al., 2001, Middelborg, 2007, Müssig et al., 2012) (eine
Übersicht zeigt Tabelle 2).
19 Tabelle 2. Hashimoto- oder Autoimmunthyreoiditis in der Psychiatrie.
Studie
Design
Land
Störung
Ergebnisse
alle, aber
speziell
Depression
nur
Depression
HT: 9% Prävalenz bei allen psychiatrischen
Patienten (9 von 100)
N
Gold et al.
1983 (Gold und
Pottash, 1983)
Nemeroff et al.
1985 (Nemeroff
et al., 1985)
Haggerty et al.
1997 (Haggerty
et al., 1997)
?
100
keine KG
QS
45
keine KG
prospektiv
218+96
2 KG
USA
USA
nur
affektive
Störungen
König et al.
1999 (König et
al., 1999)
Degner et al.
2001 (Degner
et al., 2001)
prospektiv
144
keine KG
retrospektiv
1782
keine KG
D
nur
Depression
D
Kupka et al.
2002 (Kupka et
al., 2002)
QS
228
2 KG
NL/
USA
affektive und
schizophrene
Störungen
nur
bipolare
Störung
Fountoulakis et
al. 2004
(Fountoulakis
et al., 2004)
Brouwer et al.
2005 (Brouwer
et al., 2005)
prospektiv
30
KG
G
nur
Depression
QS
113
KG
NL
nur
Depression
Carta et al.
2005 (Carta et
al., 2005)
Engum et al.
2005 (Engum
et al., 2005)
Vonk et al.
2007 (Vonk et
al., 2007)
Bunevicius et
al. 2007
(Bunevicius et
al., 2007)
Middelborg
2007
(Middelborg,
2007)
QS Normalbev.
222
keine KG
QS Normalbev.
30175
keine
KG
QS
2 ZwillingsGruppen vs. KG
QS Hausarztpat.
474
I
nur
Depression
und Angst
nur
Depression
und Angst
nur bipolare
Störung
depressive Patienten haben signifikant
höhere TSH-Werte als Kontrollen; kein
Zusammenhang zu anti-TPO (nur 8% der
Pat, 10% der Kontrollen)
Menschen mit anti-TPO haben ein erhöhtes
Risiko für Angst- oder depressive Störungen
(OR 2,7 bis 4,4)
kein Zusammenhang von anti-TPO-Status
mit Angst und Depression (gemessen mit
standardisierten Skalen)
AIT (positive anti-TPO) ist mit bipolarer
Störung und Vulnerabilität assoziiert
Lettland
nur
Depression
und Angst
Frauen (nicht Männer) mit hypoechogenem
SD-Reflexmuster hatten eine höhere Angstund Depressionswerte als Kontrollen
prospektiv
50
KG
KG
D
nur
Depression
Müssig et al.
2012 (Müssig
et al., 2012)
prospektiv
endokrin. Pat.
64
D
„psych.
Belastung“
gegenüber Kontrollen nicht gehäuft antiTPO positiv (16 vs. 20%); 66% der
Depressiven mit HT sind eu-, 22% latente
hyper- (!),je 4% manifest hypo- oder hyperbzw. latent hypothyreot
positiver anti-TPO-Titer war mit einem
subjektiv schlechten psychischen Befinden
3 J. später assoziiert
USA
N
NL
20% der Depressiven (9 von 45) sind anti-M
oder anti-TG positiv; 66% Frauen, mittl.
Alter 40,3 J. (Median 43 J.)
anti-M oder anti-TG positiv bei 19% der
bipolaren Mischzustände und 16% der
bipolaren Depressionen, aber nur im Trend
erhöht vgl. mit 2,5% bei psych. Kontrollen
bzw. 6,9% bei Hausarztpatienten; mit 6,9%
bei unipolaren Depressionen und 3,9% bei
bipolarer Manie nicht erhöht
bei 5 von 144 Patienten mit Depression lag
eine HT vor, bei 100 von 144 (70%) seien
MAK, TAK oder TRAK positiv
20 von 1782 stationären Patienten wiesen
anti-TPO auf (1,12%); 75% Frauen,
mittleres Alter 61,9 J.; 6 hypo-, 2 hyper, und
12 euthyreot
28% der bipolaren Patienten (64 von 228)
haben anti-TPO, in 2 KG nur 3-18%
(Bevölkerung: 13% (3,0-17,8%), psychiatr.
Kontrollen: 10% (3,7-15,3%)
bei atypischen Depressionen (N=10 von 30)
war signifikant öfter anti-M nachweisbar als
bei Kontrollen
Legende:
QS=Querschnittstudie,
KG=Kontrollgruppe,
Normalbev.=Normalbevölkerung,
HT=Hashimoto-Thyreoiditis, anti-M=MAK=Mikrosomale Antikörper, anti-TG=TAK=ThyreoglobulinAntikörper,
TRAK=TSH-Rezeptor-Antikörper,
anti-TPO=Antikörper
gegen
Peroxidase,
SD=Schilddrüsen-.
20 Die erste Studie, die die Bedeutung der HT in der Psychiatrie, speziell aber bei
affektiven Störungen andeutete, erschien 1983 (Gold und Pottash, 1983). Unter
100 stationären psychiatrischen Patienten fanden sich bei 9 Patienten antimikrosomale Antikörper (9%), was unter den damals geltenden Kriterien
gegenüber der Allgemeinbevölkerung (5-10%) als erhöht galt (Pinchera et al.,
1980). Aus heutiger Sicht wird aber in der Allgemeinbevölkerung eine höhere
Prävalenz von mikrosomalen Antikörpern (um 10%, siehe oben) angenommen,
was die aus der Studie abgeleiteten Schlussfolgerungen in Frage stellt.
Die zweite Studie zur HT in der Psychiatrie war eine Querschnittsstudie ohne
Kontrollgruppe bei 45 stationären psychiatrischen Patienten mit Depression
(davon 28 mit major depression nach DSM-III, schizoaffektiv depressive Patienten
sowie Patienten mit Anpassungsstörungen oder Borderline-Störung), von denen 9
(20%) anti-mikrosomale und/oder anti-TG-Antikörper aufwiesen (Nemeroff et al.,
1985). 66% der HT-Subgruppe waren Frauen (6 von 9); ihr medianes Alter lag bei
43 Jahren, der Mittelwert bei 40,33 Jahren.
In der ersten Kontrollgruppen-Studie von Haggerty et al. wurde eine Kohorte mit
stationären Patienten mit Depression (N=218), einer bipolaren Störung (N=96) und
zwei Kontrollgruppen (einer psychiatrischen mit einer Anpassungsstörung (N=80)
und ambulanten Hausarztpatienten (N=144)) bezüglich der Prävalenz von antimikrosomalen und anti-TG-Antikörpern verglichen (Haggerty et al., 1997). Bei
allen Aufnahmen wurden die Schilddrüsenautoantikörper routinemäßig erfasst.
Dabei ergab sich ein (nichtsignifikanter) Trend zu einem erhöhten Vorkommen von
Autoantikörpern bei Patienten mit bipolaren Mischzuständen (19,2%) oder
bipolarer Depression (15,8%) gegenüber den psychiatrischen Kontrollen (2,5% bei
Anpassungsstörungen) und den Hausarztpatienten (6,9%), nicht aber gegenüber
unipolaren Depressionen (6,9%) oder bipolar-manischen Zuständen (3,9%). Diese
Studie gab den Anlass, das Vorhandensein von Autoantikörpern mit der bipolaren
Störung in Verbindung zu bringen, was von anderen Autoren aufgegriffen wurde.
Im Rahmen der ersten Studie aus Deutschland (König et al. „Die Weissenau“) zur
Bedeutung von HT bei schwer depressiven Patienten wurde berichtet, dass 100
von 144 Patienten (70%) positiv auf Autoantikörper gegen Mikrosomen (MAK),
Thyreotropin (TAK) oder den Thyreotropinrezeptor (TRAK) getestet wurden; dies
entspricht einer gegenüber der Allgemeinbevölkerung erhöhten Prävalenz um das
21 siebenfache (König et al., 1999). Bei 5 Patienten habe eine HashimotoThyreoiditis bestanden.
Eine zweite Studie aus Deutschland untersuchte retrospektiv in Göttingen 1782
Patienten mit affektiven, schizoaffektiven und/oder schizophrenen Störungen bzgl.
des
Vorhandenseins
einer
AIT
(Degner
et
al.,
2001).
Über
einen
Erhebungszeitraum von 5 Jahren (1996-2000) war bei nur 20 Patienten eine AIT
aktenkundig diagnostiziert worden, was einem Anteil von nur 1,12% entspricht und
somit ein Hinweis auf ein erhebliches Unterdiagnostizieren von HT in der
Psychiatrie
wäre,
insbesondere
da
6,1%
der
Patienten
pathologische
Schilddrüsenwerte aufwiesen. Die 20 Patienten waren zu 75% weiblich (15 von
20), das mittlere Alter lag bei 61,9 Jahren. Sechs der 20 Fälle waren hypothyreot,
2 hyperthyreot und die restlichen 12 euthyreot. Ein Patient erfüllte die Kriterien für
eine Hashimoto-Enzephalopathie. Als Einschränkung muss angemerkt werden,
dass die Studie über keine Kontrollgruppe verfügte und es nicht erkennbar war, ob
alle 1782 Patienten tatsächlich auf anti-TPO untersucht wurden oder ob bei den
genannten 20 Patienten dieser Wert in der Akte lediglich als pathologischer Wert
genannt worden war.
Im Anschluss an Haggerty et al. (Haggerty et al., 1997) untersuchten Kupka et al.
N=226 ambulante bipolare Patienten der Stanley Foundation und fanden bei 28%
anti-TPO-Antikörper, in 2 Kontrollgruppen hingegen nur bei 3-18% der Fälle
(Normalbevölkerung: 13% (3,0-17,8%), psychiatrische Kontrollen: 10% (3,715,3%) (Kupka et al., 2002). Die Autoren diskutierten ebenfalls das Vorhandensein
von TPO-Autoantikörpern als Endophänotyp der bipolar-affektiven Störung.
Eine griechische Arbeitsgruppe konnte weiterhin zeigen, dass bei atypischen
Depressionen signifikant öfter anti-mikrosomale Antikörper im Serum nachweisbar
waren (N=10 von 30) als bei einer Kontrollgruppe (p<0.001) (Fountoulakis et al.,
2004).
In einer Stichprobe von 222 Personen aus der sardischen Bevölkerung ergab sich,
dass Personen mit einer affektiven oder Angststörung häufiger anti-TPO positiv
waren als Personen ohne diese Diagnosen (Carta et al., 2004). Es bestand ein
statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von antiTPO im Serum und dem Vorliegen einer Anxiety Disorder Not Otherwise Specified
(OR=4,0, CI 95% 1,1-15,5), einer Major Depressive Episode (OR=2,7, CI 95% 1,1 22 6,7) oder einer Depressive Disorder Not Otherwise Specified (OR=4,4, CI 95% 119,3).
Eine weitere Studie aus den Niederlanden mit 113 depressiven ambulanten
Patienten (Major Depression) und gleich vielen Kontrollen konnte frühere Befunde
von z.B. Nemeroff et al. (Nemeroff et al., 1985) nicht bestätigen (Brouwer et al.,
2005): zwar war der mittlere TSH-Wert in dieser Kohorte etwas höher (p<0,001),
dies war jedoch nicht abhängig vom Vorhandensein oder Fehlen von anti-TPOAntikörpern (oder Störungen im Kortisol-Stoffwechsel). Nur 8% der Depressiven in
dieser Studie waren anti-TPO positiv, im Vergleich zu 10% in der Kontrollgruppe.
Eine
große
epidemiologische
Studie
aus
Norwegen,
welche
in
der
Normalbevölkerung (N=30175 Teilnehmer, Alter 40-84 Jahre) durchgeführt wurde,
kam zu einem ähnlichen Ergebnis und konnte einen Zusammenhang von Angst
und Depression mit Schilddrüsen-Autoantikörper-Status (anti-TPO) weder bei den
Rohdaten, noch nach Korrektur für Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, TSHoder T4-Level zeigen (Engum et al., 2005).
In einer Studie von Vonk et al. (Vonk et al., 2007) zeigte ein bipolarer IndexZwilling zu 27% einen positiven Nachweis von anti-TPO-AK, dessen monozygoter
ebenfalls erkrankter Zwilling zu 29%, dessen monozygoter nicht-erkrankter
Zwilling ebenfalls zu 27%, ein erkrankter dizygoter Zwilling zu 25%. Dies steht
einer Rate von 16% positiven anti-TPO bei gesunden Kontrollen (nicht-bipolare
Zwillinge) gegenüber. Alleine nicht-erkrankte dizygote Zwillinge – vergleichbar mit
der Kontrollgruppe – hatten mit einer Rate von lediglich 17% einen positiven antiTPO-Nachweis. Damit ergab sich für die Autoren, dass AIT mit der bipolaren
Störung assoziiert ist und einen möglichen Endophänotyp darstellt.
In einer Studie aus Lettland mit 474 Hausarztpatienten ergaben sich bei Frauen,
nicht aber Männern, mit hypoechogenem Schilddrüsenreflexmuster in der
Sonographie höhere Angst- und Depressionswerte (gemessen anhand der
Hospital Anxiety and Depression Scale) im Vergleich zu Kontrollpersonen mit
unauffälliger Schilddrüsensonografie (Bunevicius et al., 2007).
Im Rahmen einer medizinischen Dissertation entstand eine dritte Studie aus
Deutschland
(Göttingen)
zum
Zusammenhang
von
AIT
und
Depression
(Middelborg, 2007). Es handelt sich dabei um die einzige prospektive
Kontrollgruppenstudie (50 Patienten mit einer Major Depression, 50 Kontrollen),
23 die jedoch andere Diagnosen nicht berücksichtigte. Zwar hatten die depressiven
Patienten häufiger auffällige Schilddrüsenhormone als Kontrollen, jedoch waren
sie mit 16% überraschenderweise weniger oft positiv für anti-TPO-AK als die
Kontrollgruppe. Da bei dieser die Prävalenz von TPO-Autoantikörpern mit 20%
gegenüber der Normalbevölkerung um den Faktor 2 erhöht war, stellt sich jedoch
die Frage nach der Repräsentativität dieser Studienkohorte. Depressive Patienten
mit
AIT
wiesen
keine
höheren
Depressionsskalenwerte
(Hamilton-
Depressionsskala, HAM-D) auf als Depressive ohne AIT. Bei manifest
depressiven Patienten mit einer AIT vom Typ Hashimoto wurden zwar
überraschenderweise am häufigsten latente Hyperthyreosen (22%) identifiziert,
gleich häufig traten jedoch manifeste Hyper- oder Hypothyreosen und latente
Hypothyreosen auf (je 4%, somit lag in 66% eine Euthyreose vor), so dass auch
diese Studie zeigte, dass der Schilddrüsenhormonstatus nicht mit dem klinischen
Bild korreliert.
Eine weitere Studie aus Deutschland anhand von ambulanten Patienten der
Endokrinologie in Tübingen zeigte, dass ein positiver anti-TPO-Titer (>100 mU/l)
die anhand der Selbstbeurteilungsskala SCL-90-R gemessene subjektive
psychische Symptombelastung prädiziert (Müssig et al., 2012).
Als Einschränkung ist zu nennen, dass die eingangs aufgeführten Arbeiten (Chen
und Marsharani, 2000, Chong et al., 2003, Castillo et al., 2006, Hauenstein, 2006)
einen eher neurologischen denn psychiatrischen Fokus aufweisen und die drei
Sammlungen publizierter Fälle zudem mit einem publication bias versehen sind;
die Arbeit von Castillo et al. weist darüber hinaus nur eine geringe Zahl
eingeschlossener Fälle auf. Dies könnte eine Ursache dafür sein, dass
anfängliche Hinweise für eine Assoziation von depressiven Störungen (und
Angststörungen) mit einer HT bzw. anti-TPO-Antikörpern im Serum (Gold und
Pottash, 1983, Nemeroff et al., 1985) bislang weder in klinischen Kollektiven noch
in Stichproben aus der Normalbevölkerung klar dargestellt werden konnte,
während es bei der bipolar-affektiven Störung tatsächlich konstante Hinweise auf
einen solchen Zusammenhang gibt.
Zusammenfassend gibt es somit trotz der Häufigkeit der Hashimoto-Thyreoiditis
bislang wenig systematisches Wissen zur Häufigkeit, zur Klinik, zum Verlauf/der
Prognose von Patienten mit dieser Diagnose in der Psychiatrie. Es gibt unseres
24 Wissens keine Studie zur AIT bzw. HT aus Deutschland, die alle psychiatrischen
Störungen erfasst, da die vorliegenden Studien lediglich auf affektive Störungen
abzielten (König et al., 1999, Degner et al., 2001, Middelborg, 2007). Müssig et al.
untersuchten hingegen keine psychiatrischen Patienten, sondern HT-Patienten auf
psychische Symptome, versuchten also einen umgekehrten Zusammenhang
darzustellen (Müssig et al., 2012).
1.5
Ziel der Arbeit
Vor diesem Hintergrund wollten wir eine erste retrospektive Studie zu psychischen
Störungen bei Patienten mit HT (in Deutschland) vorlegen, die alle psychiatrischen
Diagnosen umfasst. Dabei sollte die Häufigkeit von HT im Kollektiv der Ulmer
Universitätspsychiatrie bestimmt und die Gruppe der Patienten mit HT näher
charakterisiert und mit einer Zufallsstichprobe von psychiatrischen Patienten
verglichen werden. Aufgrund des retrospektiven Ansatzes und der absehbar
unvollständigen hirnorganischen Befundlage wurde dabei Frage, ob die
psychiatrischen Patienten mit HT auch eine HE aufweisen (weitgehend)
ausgeklammert.
1.6
Fragestellungen und Hypothesen:
In der vorliegenden Arbeit sollen folgende Fragen untersucht werden:
Frage 1: Bei wie vielen Patienten wurde die Diagnose AIT oder HT an der
Psychiatrischen Universitätsklinik Ulm gestellt?
Hypothese:
•
Die Häufigkeit von Patienten mit der Diagnose „HT“ oder „AIT“ ist auffällig
klein (absolute Zahl und relativer Anteil der bekannten HT-Fälle an allen in
dieser Zeit im Haus behandelten Patienten), insbesondere vor dem
Hintergrund, dass in der Allgemeinbevölkerung die Prävalenz bei ca. 10%
und
in
der
Psychiatrie
bei
systematischer
Bestimmung
der
Schilddrüsenautoantikörper bei mindestens 9% und damit auf dem Niveau
der Allgemeinbevölkerung liegt (Gold und Pottash, 1983).
25 Frage 2: Welche Charakteristika weisen die HT-Patienten in der Psychiatrie auf
und wie sind diese im Vergleich mit der Literatur zu bewerten?
Hypothesen:
•
Es finden sich überwiegend Frauen (Barbato, 1978, Tunbridge und
Vanderpump, 2000) ab der 5. Lebensdekade, da die HT meist Frauen im
Alter zwischen 20 und 60 Jahren betrifft (Amino, 1988), es aber oft zu
später Diagnosestellung kommt (Vanderpump et al., 1995). Bei einem Teil
liegen weitere Autoimmunerkrankungen vor (Dayan und Daniels, 1996).
•
Die häufigsten psychiatrische Syndrome bei Vorstellung sind affektive
Störungen, z.B. atypische Depressionen (Fountoulakis et al., 2004),
bipolare Störungen (Haggerty et al., 1997, Kupka et al., 2002, Vonk et al.,
2007), Psychosen und Angststörungen. Demenzen, Anfälle und stroke-like
episodes werden eher im neurologischen Fachgebiet gesehen.
•
Bei
den
Laborbefunden
Schilddrüsenhormon-Status
besteht
mit
dem
kein
Zusammenhang
psychiatrischen
vom
Symptombild,
wogegen in der Neurologie am häufigsten eine latente Hypothyreose mit
35% anzutreffen ist (Chong et al., 2003). In der Psychiatrie liegt meist eine
Euthyreose, gefolgt von latenter Hyperthyreose, vor (Degner et al., 2001).
Die Literaturaussagen zum Vorhandensein von TPO-AK sind uneinheitlich
(Middelborg, 2007).
•
In den apparativen Befunden (cMRT, LP, EEG, Schilddrüsensonographie)
findet sich bei einem Teil der Patienten eine Leukenzephalopathie, während
EEG-Verlangsamungen und evtl. auch Proteinerhöhungen im Liquor im
Sinne von Hinweisen für eine akute HE fehlen.
•
Das Behandlungsergebnis (der Outcome), gemessen an der Änderung der
Schwere der Symptomatik gegenüber der Aufnahme (CGI-I Score), ist
unverhältnismäßig schlecht.
Frage 3: Wie unterscheiden sich Patienten mit HT von einer Zufallsstichprobe
psychiatrischer Patienten aus unserem Haus?
Hypothese:
26 •
Patienten mit einer HT sind häufiger Frauen, haben öfter auffällige
Schilddrüsenwerte und öfter hirnorganische Auffälligkeiten und das
Behandlungsergebnis (gemessen anhand des CGI-I) ist schlechter.
27 2. MATERIAL UND METHODEN
2.1
Identifikation der Patienten im Archiv (Suchstrategie)
Mittels einer elektronischen Schlagwortsuche mit den Begriffen „Hashimoto“ oder
„Thyreoiditis“
oder
„TPO“
oder
„MAK“
wurden
alle
elektronischen
Patientendokumente auf dem Server der Psychiatrischen Universitätsklinik Ulm
aus dem Zeitraum vom 01.06.1998 (Klinikeröffnung) bis zum 31.03.2009
durchsucht, um potentielle Fälle von HT bzw. AIT in unserem Patientenkollektiv zu
finden.
Dabei
wurden
ambulante,
teilstationäre
und
vollstationäre
Fälle
berücksichtigt.
Die zu den so gefundenen Fällen zugehörigen Akten wurden aus dem
Patientenarchiv geholt und zusammen mit den verfügbaren digitalen Dokumenten
zur weiteren Datenextraktion verwendet. Es erfolgte dabei eine Handanalyse der
Patientenakten mit einer standardisierten Analyse wie unten beschrieben.
2.2
Ein- und Ausschlusskriterien
Alle identifizierten Patientenakten/Fälle wurden per Hand darauf überprüft, ob
tatsächlich eine HT oder AIT (vor)bekannt war und bei dem Aufenthalt
diagnostiziert wurde. Diese Fälle wurden als verifiziert angesehen und weiter
verwendet.
Umgekehrt wurden alle diejenigen Fälle bzw. Akten, bei denen der Name
„Hashimoto-Thyreoiditis“ oder „Autoimmunthyreoiditis“ oder der Laborwert „antiTPO“ oder „MAK“ nur als Differentialdiagnose oder ausgeschlossene Erkrankung
genannt war, nicht weiter berücksichtigt. Ausgeschlossen wurden auch Fälle, bei
denen der Laborwert anti-TPO im Brief erwähnt war, aber negativ war. Ebenso
ausgeschlossen wurden Gutachtenpatienten.
2.3
Extrahierte Daten
Zur Beantwortung der o.g. Fragen wurden zudem folgende Daten der Akte
entnommen bzw. festgestellt:
28 •
Alter, Geschlecht
•
Zahl der Wiederaufnahmen des Patienten (bei mehreren stationären Akten
wurden die Daten aus allen Akten zur Bestimmung der Diagnosesicherheit
verwendet und mit anderen Daten abgeglichen; für die Auswertung wurde
bei diesen Fällen der längste stationäre Aufenthalt verwendet und für die
Bestimmung der Häufigkeit der HT in unserer Klinik wurden diese
Aufnahmen zu einem Fall (=Patient) zusammengefasst);
•
psychopathologisches Syndrom bei Aufnahme (die Symptomatik bei
Aufnahme wurde einem der folgenden Syndrome von der Autorin
zugeordnet, wobei im Falle von Unklarheit eine Konsensusentscheidung mit
beiden Studienleitern (Roland Freudenmann, Sigurd Süßmuth) erfolgte:
depressiv,
maniform,
psychotisch,
ängstlich,
dementiell,
atypische
Depression (z.B. mit Hypersomnie) und Mischungen von depressiver und
psychotischer
Symptomatik,
neurologische
Symptomatik,
andere
Zustandsbilder, Substanzkonsum; eine Mehrfachnennung war erlaubt,
wenngleich die Zuordnung zu einem Syndrom angestrebt wurde);
•
Entlassungsdiagnose mit Kodierung nach ICD-10;
•
TSH, periphere Schilddrüsenwerte (inkl. Einheit; Zuordnung des Falls zur
den Kategorien: Euthyreose, latente Hyper- oder Hypothyreose, manifeste
Hyper- oder Hypothyreose; die TSH-Werte waren je nach dem Jahr des
Laborbefundes entweder in µU/ml oder in mU/l angegeben und wurden zur
Vereinheitlichung in mU/l umgerechnet, ebenso die in pmol/l µg/l, nmol/l
oder ng/l angegebenen fT3/T3- und fT4/T4-Werte in pmol/l in pmol/l
umgerechnet);
•
sofern vorhanden: Messwerte für anti-TPO und anti-TG (die anti-TPOWerte waren je nach Jahr des Laborbefundes in U/ml oder µU/l angegeben
und wurden in U/ml umgerechnet, die anti-TG-Werte wurden in U/ml
angegeben);
•
sofern vorhanden: Befunde der Schilddrüsensonographie (es wurde
bestimmt, wie typisch die morphologischen Veränderungen der Schilddrüse
waren (verkleinerte Schilddrüse, inhomogen-echoarme Echostruktur oder
knotig-regressive Veränderungen) und ob explizit die Diagnose einer
HT/AIT gestellt wurde; normales Schilddrüsenvolumen nach der WHO bis
29 18 ml bei Frauen, bis 25 ml bei Männern (Herold, 2013), wobei Volumina
<6 ml bei Frauen bzw. <8 ml bei Männern als typisch für die atrophische
Form der AIT (M. Ord) gelten);
•
sofern vorhanden: Befunde von cMRT oder cCT, EEG und LP (etwaige
pathologische Befunde wurden zusammengefasst und insbesondere auf für
die HT/HE als charakteristisch geltende Befunde hin ausgewertet);
•
Medikation bei Entlassung (Psychopharmakotherapie, sofern vorhanden
auch Schilddrüsenhormon-Substitution);
•
Behandlungsergebnis
im
Sinne
der
Clinical
Global
Impressions-
Improvement Scale (CGI-I) (National-Institute-of-Mental-Health, 1976), wie
im Entlassbericht erwähnt (beim CGI-I wird die Veränderung der Schwere
der Symptomatik gegenüber der Aufnahme auf einer 7-stufigen Skala (plus
Code für fehlende Bewertung) erfasst: 0=nicht bewertet, 1=sehr deutlich
gebessert, 2=deutlich gebessert, 3=leicht gebessert , 4=unverändert,
5=leicht
verschlechtert,
6=deutlich
verschlechtert,
7=sehr
deutlich
verschlechtert“. Die Skala kann bei allen Störungen verwendet werden. Sie
zeichnet sich durch ihre Einfachheit und Klarheit aus).
2.4
Diagnosesicherheit
Bei allen Patienten wurde zudem aus den verfügbaren Befunden anhand einer
eigens entwickelten 5-fach gestuften Skala die Diagnosesicherheit HT/AIT bei
allen Fällen bewertet (Codes + bis +++++, Tabelle 3). Es war kein vergleichbarer
Score in der Literatur zu finden, so dass wir zur knappen, aber klaren
Charakterisierung der retrospektiv gefundenen Fälle diese derart sortierten, dass
eine lediglich in einem Brief erwähnte Diagnose (ohne weitere Befunde) die
niedrigste Diagnosesicherheit darstellte, während der Score positiver wurde, je
mehr und um so charakteristischere Befunde in der Akte vorlagen. Im Falle von
Unsicherheit bei der Zuordnung des konkreten Falles zu einem der Codes für
Diagnosesicherheit
wurde
die
Zuordnung
im
Rahmen
einer
Konsensusentscheidung durch die Autorin und die beiden Studienleiter getroffen
(Roland Freudenmann, Sigurd Süßmuth).
30 Tabelle 3. Codes für Diagnosesicherheit Hashimoto- bzw. Autoimmunthyreoiditis nach
Befundlage.
Befunde
Code
nur anamnestische Angaben
+
zumindest typische Sonographie*
++
zumindest anti-TG=TAK erhöht
+++
zumindest anti-TPO=MAK erhöht
++++
zusätzlich typische Sonographie*
+++++
Legende: (anti-)TG/TAK=(Antikörper gegen) Thyreoglobulin, (anti-)TPO=(Antikörper gegen)
thyreoidale Peroxidase; (anti-)MAK=(Antikörper gegen) Mikrosomen, *=der Schilddrüse.
2.5
Vergleichszahlen
Zur Bestimmung der relativen Häufigkeit von HT an unserer Klinik wurde von der
Abteilung Patientenverwaltung des Universitätsklinikums Ulm (Frau Inge Polzer,
Herr Matthias Bantle) die Zahl der im o.g. Zeitraum (01.06.1998 bis 31.03.2009)
behandelten Patienten erfragt (für diese Zahlen wurden die Fallnummern
einzelnen Patienten zugeordnet, soweit dies bei Namenswechseln etc. möglich
war). Die Zahl lag stationär bei 4185, teilstationär bei 1016 und ambulant bei 6364,
damit insgesamt 11565 Patienten.
2.6
Zufallsstichprobe (Kontrollgruppe)
Als Ersatz-Kontrollgruppe wurde für diese retrospektive Studie aus dem o.g.
Untersuchungszeitraum eine gleich große Zufallsstichprobe psychiatrischer
Patienten (N=45) gezogen und ausgewertet, wobei wir die auch bei der Gruppe
der HT-Patienten erfassten Größen extrahierten. Aus dem direkten Vergleich
sollten Besonderheiten der Gruppe der HT-Patienten erfasst werden, die sich aus
der rein deskriptiven Darstellung nicht ableiten ließen.
2.7
Datenverarbeitung und Statistik
Die extrahierten Daten wurden für die weiteren Berechnungen, Erstellungen von
Grafiken und Tabellen mit Microsoft Excel 2007 für Windows XP verarbeitet. Dabei
31 wurden alle personenbezogenen Daten anonymisiert und dann in dieser Form
weiter ausgewertet.
Gemäß der Studienfragen und Hypothesen berechneten wir Werte der
deskriptiven
Statistik
wie
absolute
und
relative
Häufigkeiten,
Mittelwert,
Standardabweichungen und ggf. den Median und Range bei nicht-normalverteilten
Daten. Bei normalverteilten intervallskalierten Daten wurden bei weiteren
statistischen Analysen die entsprechenden parametrischen Testverfahren (t-Test,
Konfidenzintervall 95%, Signifikanzniveau p < 0,05) angewendet, bei allen
anderen Daten nichtparametrische Verfahren. Für die Berechnungen wurde IBM
SPSS Statistics (Version 21) verwendet.
2.8
Ethikvotum
Vor Studienbeginn wurde das Projekt der Ethikkommission der Universität Ulm zur
Beratung vorgelegt (Antrag Nr. 216/08) und am 30.10.2008 genehmigt.
32 3. ERGEBNISSE
3.1
Häufigkeit der Diagnosestellung HT/AIT an der Psychiatrischen
Universitätsklinik Ulm
Insgesamt wurden bei der retrospektiven Suche im Untersuchungszeitraum N=45
Fälle mit der Diagnose HT bzw. AIT gefunden (absolute Häufigkeit retrospektiv
bekannter Fälle).
Bei der Aktenanalyse ergab sich, dass von 45 Fällen 17 Patienten (=37,8 %)
mehrmals stationär aufgenommen wurden. Die Fälle wurden wie oben dargestellt
zusammen betrachtet und gezählt. Die maximale Zahl der Wiederaufnahmen war
dabei 4.
Setzt man diese 45 Fälle von HT in unserer Klinik mit allen behandelten Patienten
in den Jahren 1998 bis 2009 ins Verhältnis (11565 Fälle), so ergab sich eine
relative Häufigkeit der Diagnosestellung HT in unserem Patientengut von 0,39%.
Wenn man die 45 Fälle nur mit den stationären und teilstationären Patienten
vergleicht (5201 Fälle), war der Anteil mit 0,87% weiter erstaunlich klein. Dieser
Befund sprach dafür, dass ein Großteil der HT/AIT-Patienten in der Psychiatrie
nicht unter dieser Diagnose geführt wird oder die Störung nicht erkannt wurde.
•
Diagnosesicherheit
Betrachtet man nun die 45 Patienten mit ihren individuell vorliegenden Befunden,
konnten
die
Fälle
auf
der
bereits
erwähnten
5-stufigen
Skala
zur
Diagnosesicherheit eingeordnet werden (Tabelle 4).
Bei einer Minderheit der Fälle (12 von 45=26,7%) stützte sich die Diagnose HT
alleine auf die anamnestische Angabe „Hashimoto-“ oder „Autoimmunthyreoiditis“.
Bei der großen Mehrzahl dagegen (33 der 45 Fälle=73,3%) lag zumindest ein
zusätzlicher eigener typischer apparativer oder laborchemischer Hinweis auf eine
HT vor. Bei 22 Fällen, also knapp der Hälfte des gefundenen Kollektivs (48,9%)
konnte von einer gesicherten Diagnose einer HT ausgegangen werden, da antiTPO-AK und evtl. zusätzlich typische Schilddrüsensonographie-Befunde vorlagen.
(Es erfolgte lediglich bei N=1 eine Therapie mit Steroiden; das Kriterium der
33 Steroidresponsivität wäre nur für die Diagnose einer HE (nicht einer HT)
essentiell.)
Tabelle
4.
Einteilung
der
Hashimoto-Thyreoiditis-Patienten
(N=45,
Psychiatrische
Universitätsklinik Ulm, Zeitraum 01.06.1998 bis 31.03.2009) nach Diagnosesicherheit auf
einer aufsteigenden 5-stufigen Skala (Codes + bis +++++).
Befunde
Code
Anzahl
nur anamnestische Angaben
+
12
zumindest typische Sonographie*
++
6
zumindest anti-TG=TAK erhöht
+++
5
zumindest anti-TPO=MAK erhöht
++++
5
zusätzlich typische Sonographie*
+++++
17
Legende: (anti-)TG/TAK=(Antikörper gegen) Thyreoglobulin, (anti-)TPO=(Antikörper gegen)
thyreoidale Peroxidase; (anti-)MAK=(Antikörper gegen) Mikrosomen, *=der Schilddrüse.
3.2
•
Patientencharakteristika
Basisdaten inkl. Geschlecht und Alter
Bei den 45 HT-Fällen ergab sich ein sehr deutliches Überwiegen von Frauen. 39
von 45 Patienten waren Frauen (87% Frauenanteil), entsprechen einem Verhältnis
von Frauen zu Männern von 6,5 zu 1 (Tabelle 5).
Die HT-Patienten hatten ein mittleres Alter von 45,4 Jahren. Das mittlere Alter der
weiblichen Patienten unterschied sich nicht signifikant von dem der männlichen
Patienten.
Lediglich drei der Patienten waren nicht in vollstationärer Behandlung (je einmal in
der Ambulanz, im Konsildienst, in der Tagesklinik).
Nebenbefundlich litten die Patienten an weiteren Autoimmunerkrankungen, die oft
mehrere Organsysteme betrafen (3 von 45=6,7%):
o eine Patientin (59 Jahre, behandelt wegen einer depressiven Störung)
litt neben der HT an einem primären Hyperparathyreoidismus mit
symptomatischer Hyperkalzämie;
o ein
Patient
Schizophrenie)
(27
Jahre,
wies
eine
behandelt
wegen
polyglanduläre
einer
paranoiden
Autoimmunopathie
mit
weiteren organspezifischen Autoantikörpern gegen Belegzellen im
34 Magen (perniziöse Anämie) sowie gegen pankreatische Inselzellen und
Glutaminsäure-Decarboxylase (GAD-Ak) auf (Diabetes mellitus Typ 1);
o eine dritte Patientin (37 Jahre, behandelt wegen einer depressiven
Störung)
wies
neben
der
HT
einen
M.
Addison
und
eine
Ovarialinsuffizienz auf.
Zudem fiel bei der Durchsicht der 45 Fälle anhand der Vor- und/oder Nachnamen
der Patienten auf, dass viele Patienten offenkundig Vorfahren aus anderen
Ländern hatten. Insgesamt waren in unserem Kollektiv 14 Patienten (=31,1%) mit
einer Herkunft aus Ländern am Mittelmeer (Türkei oder Italien), dem ehemaligen
Jugoslawien oder Tschechien. Alle Patienten waren darüber hinaus Frauen.
Tabelle 5. Basisdaten des Patientenkollektivs mit Hashimoto-Thyreoiditis (N=45,
Psychiatrische Universitätsklinik Ulm, Zeitraum 01.06.1998 bis 31.03.2009).
Stichproben-
Ergebnis
Nebenbefunde
Signifikanztest
Merkmal
Gesamtzahl
45
Frauenanteil
87%
Alter
Mittel 45,4 J. (+/-11,5)
F: 45,4 J. (+/-11,2)
T=0,056, df=43, p <
Median 46 J. (19 - 69)
M: 45,7 J. (+/- 14,1)
0,956
weitere Autoimmun-
7%
erkrankung
Migrationshintergrund
31%
100% Frauen
Legende: J=Jahre, F=Frauen, M=Männer
•
Psychiatrisches Syndrom bei Aufnahme und Entlassungsdiagnose
Am häufigsten wurden die HT-Patienten aus unserem Kollektiv wegen eines
depressiven Syndroms aufgenommen. Dies war bei 18 der 45 Patienten (=40%)
der Fall. Bei 12 Patienten (=26,7%) bestand eine atypische Depression bzw. ein
depressives Bild mit psychotischem Erleben, bei 8 (=17,7%) eine psychotische
Symptomatik, während bei 5 Patienten (=11,1%) ein Angstsyndrom bestand.
Hypothesenkonform
dominierten
diese
vier
psychopathologischen
Bilder
(Depression, atypische Depression, Psychose, Angst) gegenüber anderen
klinischen Bildern deutlich (Tabelle 6).
35 Die Aufnahmeumstände waren dabei teils psychiatrische Notfälle. Exemplarisch
erwähnt sei der Fall einer 52-jährigen Frau (Diagnosesicherheit +++++), die mit
einem Stupor vorgestellt wurde und kurz zuvor mit Palpitationen und starker
Agitation aufgefallen war. Erwähnenswert auch der Fall einer 43-jährigen Frau
(Diagnosesicherheit +), die mit dem Vollbild einer Manie vorgestellt wurde, dabei
aber laborchemisch eine manifeste Hypothyreose aufwies und innerhalb von
Tagen unter Olanzapin 15 mg täglich remittierte.
Bei zwei weiteren Patienten (43-jährige Frau, 54-jähriger Mann) waren in der
direkten oder weiteren Vorgeschichte stationär-neurologische Abklärungen bei
„stroke-like episodes“ oder einem ersten Krampfanfall dokumentiert.
Tabelle 6. Symptomatik (syndromale Zuordnung) bei Aufnahme der Hashimoto-ThyreoiditisPatienten (Mehrfachnennung erlaubt; N=45, Psychiatrische Universitätsklinik Ulm, Zeitraum
01.06.1998 bis 31.03.2009).
Syndrom bei Aufnahme
Anzahl der Patienten
depressiv
18
atypisch-depressiv und
12
depressiv-psychotisch
psychotisch
8
ängstlich
5
Substanzkonsum
3
dementiell
3
maniform
3
neurologisch
2
anderes
1
Die Entlassungsdiagnosen bei den 45 HT-Fällen werden dementsprechend von
den Diagnosen aus der Gruppe der affektiven Störungen wie depressive Episode
(ICD-10 F32) oder rezidivierende Depression (F33) und bipolar-affektive Störung
(F31) dominiert. Andere Diagnosen traten seltener auf (Tabelle 7).
36 Tabelle 7. Entlassdiagnosen der 45 Hashimoto-Thyreoiditis-Patienten (Mehrfachnennung
erlaubt; N=45, Psychiatrische Universitätsklinik Ulm, Zeitraum 01.06.1998 bis 31.03.2009).
Entlassdiagnose
Anzahl der Patienten
Depression: einzelne Episode oder
20
rezidivierend (F32, F33)
Schizophrenie und andere psychotische
9
Störungen (F2x)
•
bipolare Störung (F31)
7
organische Psychosyndrome (F0x)
5
Angststörungen (F41x)
4
Substanzbezogenen Störungen (F1x)
1
Laborbefunde zur Schilddrüsendiagnostik (Basiswerte, Antikörper)
Da bei zwei Patienten die Schilddrüsenhormon-Diagnostik nicht durchgeführt
worden war, beruhen die Angaben zum Schilddrüsenstatus (TSH, fT3, fT4) nur
auf den Befunden von 43 Patienten.
Bei 28 von diesen konnten Abweichungen von den Referenzbereichen festgestellt
werden (=65,1%), bei den übrigen 15 nicht. Unter den Patienten mit auffälligem
Schilddrüsenstatus wiesen 10 eine latente Hypothyreose auf, 4 hatten eine latente
Hyperthyreose
und
einer
war
manifest
hyperthyreot.
Patienten
mit
Schilddrüsenhormon-Substitution waren teils medikamentös über- (N=3) oder
untersubstituiert (N=2). Entgegen unserer Annahme wiesen also knapp zwei
Drittel der Patienten mit HT zum Zeitpunkt der Manifestation einer psychiatrischen
Symptomatik
eine
Schilddrüsen-Stoffwechselstörung
auf.
Allerdings
waren
darunter auch die - kontraintuitiven – Kombinationen wie eine latente
Hyperthyreose bei einem depressiven Syndrom (N=4, unbehandelt) oder eine
Manie bei manifester Hypothyreose (N=1 bei medikamentöser Untersubstitution).
Von 30 (anti-TPO) bzw. 28 (anti-TG) der 45 Fälle lagen auch Befunde zu den
Schilddrüsenautoantikörpern vor.
Dabei war der anti-TPO-Wert im Serum bei 27 der 30 Fälle (83,3%) erhöht (antiTPO bzw. anti-TG >100 U/ml). Bei den anti-TG-Ak im Serum war dies nur bei 10
von 28 Fällen gegeben (35,7%).
37 In Tabelle 8 sind die gemittelten Messwerte der 30 Fälle für anti-TPO bzw. anti-TG
im Serum zusammengefasst, wobei zusätzlich noch die pathologisch erhöhten
Werte für anti-TPO bzw. anti-TG berechnet wurden. Hier ergaben sich stark
erhöhte mittlere Werte für anti-TPO im Serum von fast 1100 U/ml und für anti-TG
im Serum von etwa 800 U/ml (Referenzbereich je < 100 U/ml).
Tabelle 8. Mittlere Schilddrüsen-Autoantikörper-Messwerte der Hashimoto-ThyreoiditisPatienten (Werte in U/ml. Datenbasis: N=30 Patienten für anti-TPO, N=28 Patienten für antiTG; Psychiatrische Universitätsklinik Ulm, Zeitraum 01.06.1998 bis 31.03.2009).
anti-TPO
anti-TG
gesamt
pathologisch
gesamt
pathologisch
Mittelwert
695,8
1096,3
185,9
810,3
Standardabweichung
1494,0
1538,3
158,7
1072,4
Legende: (anti-)TG/TAK=(Antikörper gegen) Thyreoglobulin, (anti-)TPO=(Antikörper gegen)
thyreoidale Peroxidase.
In der nachfolgenden Kreuztabelle (Tabelle 9) sind erhöhte anti-TPO-Werte im
Serum (>100 U/ml) gegen die bei Aufnahme bestehenden psychopathologischen
Syndrome aufgetragen, wobei die anti-TPO-Werte zusätzlich in leichte, mittlere
und stark erhöhte Werte unterteilt wurden (100-500, 500-1500 und >1500 U/ml).
Wie die Analyse der Fälle mit besonders hohen anti-TPO-Werten im Serum zeigte,
ergab dies wie erwartet keinen erkennbaren Zusammenhang von peripheren antiTPO-Werten und einer bestimmten Psychopathologie oder deren „Schwere“.
Der Patient mit dem höchsten anti-TPO-Wert (Mann, 46 Jahre, 6400 U/ml) litt bei
Aufnahme unter einer ausgeprägten Angst und wurde als einziger Patient
ungebessert entlassen. Inwiefern dies allerdings alleine an der HT lag, blieb
insofern unklar, als er im Liquor cerebrospinalis ein erhöhtes Tau-Protein als
Zeichen einer neuronalen Schädigung aufwies.
38 Tabelle 9. Erhöhte Anti-TPO-Ergebnisse (>100 U/ml) in drei Stufen in Bezug auf
psychiatrische Syndrome bei Aufnahme (Werte in U/ml; N=45 mit Hashimoto-Thyreoiditis,
Psychiatrische Universitätsklinik Ulm, Zeitraum 01.06.1998 bis 31.03.2009).
Syndrom
anti-TPO
anti-TPO
anti-TPO
bei Aufnahme
100- 500
500-1500
>1500
neurolog./Stupor
1
Psychose
1
atyp. Depression
1
2
Demenz
1
1
Sucht
1
Depression
5
4
2
Angst
2
1
1*
Manie und andere
1
1
1
1
Legende: *=als einziger ungebessert entlassen.
•
apparative Befunde
Eine bildgebende Diagnostik des Neurokraniums lag bei 34 der 45 Patienten vor:
von 31 Patienten eine Kernspintomographie (MRT) und von 3 Patienten eine
Computertomographie (CT) des Schädels.
Bei 11 von 34 Fällen konnten verschiedene Auffälligkeiten - teilweise in
Kombination - gesehen werden (Tabelle 10). Manche dieser Veränderungen
hatten aber eine klare bzw. bekannte Ursache (z.B. Z. n. Kraniotomie bei AngiomOperation, Z. n. Schädel-Hirn-Traumata) oder standen nicht mit der HT in
Verbindung
(Arachnoidalzyste,
Zyste
der
Neurohypophyse).
Bei
Nichtberücksichtigung dieser Fälle verblieben 8 der 34 Fälle (=23,5%) mit
Marklagerveränderungen, Gliosen, teils als Mikroangiopathie beschrieben, oft
verbunden mit einer Hirnatrophie (3 Fälle).
39 Tabelle 10. Häufigkeit der pathologischen zerebraler Bildgebungs-Befunde (3 kranielle
Computertomographien und 31 Kernspintomographien, missing data bei 11 von 45
Patienten
mit
Hashimoto-Thyreoiditis,
Mehrfachnennung
möglich;
Psychiatrische
Universitätsklinik Ulm, Zeitraum 01.06.1998 bis 31.03.2009).
Pathologischer Befund
Anzahl der Patienten
Hirnatrophie
3
zerebrale Mikroangiopathie
2
zerebrale Marklagerdefekte und Gliosen
3
(Arachnoidalzyste, Neurohypophysenzyste)
2
( Z. n. Schädel-Hirn-Trauma )
2
Es wurde im Archivmaterial bei 20 der 45 Fälle ein EEG-Befund identifiziert.
Lediglich bei einem Fall (5%) lag ein pathologischer Befund im Sinne einer
pathologischen Verlangsamung vor, also ein Befund, der mit einer HashimotoEnzephalopathie vereinbar ist. Die Patientin war eine 69-jährige Frau mit
Hirnatrophie und Mikroangiopathie, die unter der Diagnose Demenz behandelt
wurde und auf der eingesetzten HT-Skala eine Diagnosesicherheit von +++++
aufwies.
Von den 45 Fällen unseres Kollektivs lag in zehn Fällen (22%) der Befund der
Liquordiagnostik vor. Es wurde allerdings bei keinem Patienten eine Diagnostik mit
den in der Einleitung genannten Antikörpern (z.B. anti-TPO im Liquor, alphaEnolase-AK), sondern ausschließlich eine Routinediagnostik durchgeführt.
Bei 2 Fällen war isoliert das Tau-Protein als unspezifischer Marker eines
neuronalen Zelluntergangs erhöht (>300 pg/ml). Bei einem davon bestand eine
schwere Alkoholabhängigkeit; der andere war der Patient mit einem anti-TPOWert im Serum von 6400 U/ml, der unter der Diagnose einer Angststörung
behandelt wurde (HT-Diagnosesicherheit +++++).
Bei 2 weiteren Fällen zeigten sich im Liquor 4 (aktivierte) Zellen/µl, was als
grenzwertiger Befund gilt. Beide hatten eine hohe HT-Diagnosesicherheit (+++++).
Insgesamt lag somit in keinem Fall ein eindeutig pathologischer Liquorbefund vor,
insbesondere keine Proteinerhöhung und keine Pleozytose.
Bei 31 von 45 Patienten lag ein Sonographiebefund der Schilddrüse vor. Bei allen
31
Fällen
(100%)
war
zumindest
eine
der
für
HT
typischen
Schilddrüsenveränderungen nachweisbar, oft lagen auch mehrere in Kombination
40 vor (Tabelle 11). Der häufigste Befund war ein echoarmes bzw. inhomogenes
Reflexmuster bei 18 Fällen (=58,1%). Als zweithäufigste Veränderung wurde ein
vermindertes Volumen der Schilddrüse beobachtet (12 von 31=38,7%). Ein
expliziter Verdacht hinsichtlich einer HT wurde bei fast einem Drittel des Kollektivs
geäußert (10 von 31=32,3%); in einem Fall konnte eine HT von Seiten der
Untersucher nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden. In einem anderen
Fall wurde der Untersuchungsbefund mit einem M. Basedow als vereinbar
gesehen. Bei 9 der 31 Fälle zeigen sich regressive oder knotige Veränderungen
der Schilddrüse, die ebenfalls bei AIT charakteristisch sind.
Tabelle 11. Pathologische Sonographiebefunde bei den Hashimoto-Thyreoiditis-Patienten in
absteigender Häufigkeit (Befunde von 31 Patienten, missing data bei 14 Patienten;
Mehrfachnennung erlaubt; Psychiatrische Universitätsklinik Ulm, Zeitraum 01.06.1998 bis
31.03.2009).
HT-typische Veränderungen:
Anzahl der Patienten
echoarmes / inhomogenes Reflexmuster
18
vermindertes Schilddrüsenvolumen
12
expliziter Verdacht auf HT
10
regressive oder knotige Veränderungen
9
Legende: HT=Hashimoto-Thyreoiditis.
•
Therapie und Behandlungsergebnis/Outcome
Bei allen 45 HT-Patienten (100%) in unserem Patientengut wurde eine
psychopharmakologische Therapie mit Antipsychotika, Antidepressiva, mood
stabilizern und/oder Benzodiazepinen durchgeführt, nicht selten in Kombination
(Tabelle 12). Am häufigsten kamen dabei Valproat (N=7 Patienten), Lithium,
Citalopram, Escitalopram, Olanzapin, Risperidon, Quetiapin (alle N=6) zum
Einsatz.
Lediglich bei einer Patientin (39 Jahre, HT-Diagnosesicherheit +++++) erfolgte
zwischenzeitlich eine Therapie alleine mit Kortikosteroiden (unter der Annahme
einer HE), später wurde jedoch wieder mit einem Antipsychotikum behandelt
(Ziprasidon).
41 Tabelle 12. Eingesetzte Psychopharmaka bei den Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis.
(Mehrfachnennung
erlaubt;
N=45,
Psychiatrische
Universitätsklinik
Ulm,
Zeitraum
01.06.1998 bis 31.03.2009).
Antidepressiva
Antipsychotika
Mood stabilizer
sonstige
Citalopram (6)
Olanzapin (6)
Valproat (7)
Zopiclon (2)
Escitalopram (6)
Risperidon (6)
Lithium (6)
Diazepam (1)
Paroxetin (1)
Quetiapin (6)
Lamotrigin (2)
Acamprosat (1)
Sertralin (1)
Amisulprid (1)
Carbamazepin (1)
Donepezil (1)
Fluoxetin (2)
Ziprasidon (1)
Venlafaxin (2)
Chlorprothixen (1)
Reboxetin (2)
Mirtazapin (5)
Amitriptylin (1)
Doxepin (2)
Levothyroxin wurde als häufigste Medikation bei 28 von 45 Patienten verordnet
(=62,2%). Die mittlere Dosis betrug dabei 97,7 µg (+/-24,8).Von 40 der 45 HTFälle lag eine Bewertung der nach Abschluss der Behandlung erreichten
Veränderung des klinischen Zustandes vor, die mit Hilfe des CGI-I-Scores von den
damals behandelnden Ärzten bewertet worden war (Tabelle 13).
Zwar waren 37 von 40 Patienten (=92,5%) „gebessert“, aber nur 3 Patienten
(=7,5%) „sehr deutlich“ (CGI-I=1), 16 Fälle (36%) waren lediglich „leicht gebessert“
und 3 Patienten (=7,5%) waren „unverändert“ (CGI-I=4; bei zwei dieser Patienten
imponierte eine Angstsymptomatik, bei dem dritten Patient wurde eine MultiInfarkt-Demenz diagnostiziert). Verschlechterungen wurden nicht beobachtet.
42 Tabelle 13. Behandlungsergebnis bei den Hashimoto-Thyreoiditis-Patienten gemessen
anhand der Clinical Global Impressions-Improvement Skala (CGI-I; Daten von 40 der 45
Patienten, missing data bei 5 Fällen; Psychiatrische Universitätsklinik Ulm, Zeitraum
01.06.1998 bis 31.03.2009).
3.3
CGI-I
Anzahl der Patienten
0=nicht bewertet
5
1=sehr deutlich gebessert
3
2=deutlich gebessert
18
3=leicht gebessert
16
4=unverändert
3
5=leicht verschlechtert
-
6=deutlich verschlechtert
-
7=sehr deutlich verschlechtert
-
Vergleich mit der Zufallsstichprobe (Kontrollgruppe)
Aus dem direkten Vergleich der 45 HT-Fälle mit einer gleich großen
Zufallsstichprobe aus unserer Klinik (Tabellen 14-17) ergab sich, dass in der
Gruppe der HT-Patienten
-
der Frauenanteil mit 87% signifikant höher als in der Kontrollgruppe mit
67% war (Kreuztabelle 15, Chi-Quadrat-Test);
-
das mittlere Alter signifikant erhöht war (Tabelle 16, t-test);
-
der Anteil von Patienten mit Migrationshintergrund nicht erhöht war;
-
der Anteil von Patienten mit einer Schilddrüsenhormonstörung signifikant
um den Faktor 6 erhöht war (Tabelle 17, Chi-Quadrat-Test) und etwa
zehnmal mehr Patienten L-Thyroxin einnahmen;
-
der Anteil von Patienten mit einer psychotischen Störung/Schizophrenie
und organischen Störung höher war;
-
der Anteil von Patienten mit Auffälligkeiten im der zerebralen Bildgebung,
im EEG oder im Liquor nicht erhöht war, und
-
weitaus weniger oft das Behandlungsergebnis „sehr deutlich gebessert“
(CGI-I-Score von 1) erreicht wurde, während insgesamt auch in dieser
Gruppe mehr als 90% gebessert waren.
43 Tabelle 14. Vergleich der 45 Hashimoto-Thyreoiditis-Fälle (Zeitraum 01.06.1998 bis
31.03.2009) mit einer Zufallsstichprobe von 45 Fällen (gleicher Zeitraum, beides
Psychiatrische Universitätsklinik Ulm).
Merkmal
Hashimoto-Thyreoiditis
Zufallsstichprobe
Gesamtzahl
45
45
Hashimoto-Thyreoiditis
100%
0%
Frauenanteil
87% (39 von 45)
67% (30 von 45)
mittleres Alter
45,4 J. (+/-11,5)
39,2 J. (+/- 15,0)
weitere Autoimmun-
7% (3 von 45)
4,4% (2 von 45)
Migrationshintergrund
31% (14 von 45)
31% (14 von 45)
Diagnose
F3x>F2x>F0x>andere
F3x>F4x>F2x>andere
erkrankung
§
auffälliges SD-Labor
65% (28 von 43 )
auffällige ZNS-Bildgebung
23% (8 von 34 )
§
11% (5 von 44 )
§
40% (12 von 30, davon 1 CCT)
§
§
EEG pathologisch
5% (1 von 20 )
4,5% (1 von 22 )
Liquor pathologisch
20% (2 von 10 )
0% (0 von 4)
Psychopharmaka
100%
95,5% (43 von 45)
L-Thyroxin
62% (28 von 45)
6,7% (3 von 45)
CGI-I
93% gebessert (davon 8%
97,6% (42 von 43) gebessert
sehr deutlich)
(davon 51% sehr deutlich)
8% unverändert
2,3% (1 von 43) unverändert
0% verschlechtert
0% verschlechtert
§
Legende: SD=Schilddrüse(n), EEG=Elektroenzephalogramm., CGI-I=Clinical Global Impressions –
Improvement,
F2x=psychotische
ZNS=zentrales
Störung,
Nervensystem,
F3x=affektive
Störung,
somatoforme Störungen (nach ICD-10).
§
=missing data (deswegen Grundgesamtheit kleiner als 45).
F0x=organische
Psychosyndrome,
F4x=neurotische,
Belastungs-
und
44 Tabelle 15. Kreuztabelle zum Vergleich der Geschlechtsverteilung bei den 45 HashimotoThyreoiditis-Fällen (Zeitraum 01.06.1998 bis 31.03.2009) und der Zufallsstichprobe von 45
Fällen (gleicher Zeitraum, beides Psychiatrische Universitätsklinik Ulm).
Gruppe
HT
Zufall
39
30
6
15
45
45
F
M
gesamt
Geschlecht
Gesamt
69
21
90
2=
Chi-Quadrat-Test nach Pearson: chi 5,031, df=1, asymptotische Signifikanz (2-seitig) p < 0,025.
Legende: HT=Hashimoto-Thyreoiditis, F=Frauen, M=Männer.
Tabelle 16. Mittelwertvergleich des Alters der Gruppe der 45 Hashimoto-Thyreoiditis-Fälle
(Zeitraum 01.06.1998 bis 31.03.2009) und der Zufallsstichprobe von 45 Fällen (gleicher
Zeitraum, beides Psychiatrische Universitätsklinik Ulm).
Gruppe
N
HT
Zufall
Alter
Mittelwert
Standardabwei Standardfehler
chung
des
Mittelwertes
45,42
11,455
1,708
39,22
15,032
2,241
45
45
T-Test (2-seitig): T=2,201, df=88, p < 0,030.
Legende: HT=Hashimoto-Thyreoiditis.
Tabelle
17.
Kreuztabelle
zum
Vergleich
der
Häufigkeit
von
pathologischen
Schilddrüsenwerten bei den 45 Hashimoto-Thyreoiditis-Fällen (Zeitraum 01.06.1998 bis
31.03.2009)
und
der
Zufallsstichprobe
von
45
Fällen
(gleicher
Zeitraum,
beides
Psychiatrische Universitätsklinik Ulm).
SD-Werte
patholog.
Gruppe
HT
Zufall
28
5
15
39
§
43
44§
ja
nein
Gesamt
Gesamt
33
54
87
2
Chi-Quadrat-Test nach Pearson: chi =26,689, df=1, asymptotische Signifikanz (2-seitig)
§
p<0,0000002390. Legende: HT=Hashimoto-Thyreoiditis, SD-Werte=Schilddrüsenwerte. =missing
data (deswegen Grundgesamtheit kleiner als 45).
45 4. DISKUSSION
Mit dieser Arbeit wurde eine erste Studie zu psychischen Störungen bei Patienten
mit Autoimmunthyreoiditis bzw. Hashimoto-Thyreoiditis (in Deutschland) vorgelegt.
Die Untersuchung basierte auf einer retrospektiven Analyse aller 45 identifizierten
Fälle
dieser
Erkrankung
an
der
Psychiatrischen
Universitätsklinik
Ulm
(Suchzeitraum 1998 bis 2009) und einer gleich großen Zufallsstichprobe aus
dieser Klinik als psychiatrische Kontrollgruppe.
Nachfolgend
diskutieren
wir
zunächst
die
Hauptergebnisse
anhand
der
Hypothesen, danach betrachten wir die methodischen Probleme der Studie und
ziehen abschließend Schlussfolgerungen mit einem Ausblick auf weitere
Forschungsfragen.
4.1
Häufigkeit der Diagnosestellung HT/AIT an der Psychiatrischen
Universitätsklinik Ulm
Bezüglich der absoluten Häufigkeit von retrospektiv identifizierbaren HT/AIT-Fällen
aus dem Patientengut der Psychiatrischen Universitätsklinik Ulm im Suchzeitraum
ergab sich wie erwartet eine geringe Zahl von 45 Patienten. Umgerechnet auf die
Zahl aller Patienten in dieser Zeit fanden wir eine ebenfalls geringe relative
Häufigkeit für die Diagnose HT/AIT von deutlich weniger als 1% (im Bereich von
knapp 4 bis 9 von 1000). Methodenbedingt kam es aber sicher zu einer starken
Unterschätzung der tatsächlichen Häufigkeit (in der Normalbevölkerung bei ca.
10%). Allerdings wich der von uns ermittelte Wert deutlich weniger von dem von
Degner et al. aus einer anderen deutschen psychiatrischen Universitätsklinik
berichteten Wert von 1,12% ab (Degner et al., 2001), der ebenfalls retrospektiv
bestimmt worden war. Andere Vergleichszahlen sind uns nicht bekannt.
Hypothesenkonform war damit die absolute und relative Häufigkeit der Diagnose
HT/AIT in unserem Kollektiv (verglichen mit Werten der Normalbevölkerung und
anderen klinischen Kollektiven) auffällig gering. Unter der Annahme einer
tatsächlichen Häufigkeit von 10% wären in einem Kollektiv von 11565 Fällen
(01.06.1998 bis 31.03.2009) knapp 1200 Fälle zu erwarten. Aus dem Vergleich
der gefundenen 45 Fälle und der zu erwartenden knapp 1200 (N=1157) kann
46 somit eine grobe Abschätzung unentdeckter HT-Fälle (genauer: nicht unter der
Diagnose HT bekannter Fälle) in unserem Patientengut erfolgen. In unserem
psychiatrischen Kollektiv war die AIT/HT gegenüber den Prävalenzangaben für die
Bevölkerung oder die Psychiatrie (mit prospektiver Messung) (Gold und Pottash,
1983) erheblich „unterdiagnostiziert“ bzw. die tatsächliche Häufigkeit von HT
wurde um diesen Faktor unterschätzt (1157/45=Faktor 25,7). Wichtig ist
anzumerken, dass 1. die AIT/HT insgesamt spät als solche erkannt wird und zuvor
oft als „einfache“ Hyper- oder Hypothyreose behandelt wird (Alink und de Vries,
2008) und dass 2. dies nicht mit einer mangelnden Behandlung vieler anderer
nicht unter dieser Diagnose geführter Patienten mit einer tatsächlichen AIT/HT
gleichzusetzen
„Hypothyreose“,
ist.
Diese
deren
Patienten
Genese
nicht
nehmen
weiter
z.B.
unter
bekannt
ist,
der
Diagnose
TSH-adaptiert
Schilddrüsenhormone ein, so dass ihre Therapie suffizient ist. Diese Gruppe von
Patienten, sicherlich weitaus größer als die von uns gefundenen 45 Fälle, wurde
mittels unserer Suchstrategie, die explizit nach den Begriffen HT/AIT und anti-TPO
suchte, methodenbedingt nicht erfasst (siehe auch Punkt 4.4).
Angesichts der Suchstrategie mittels der Schlagworte AIT und HT wurde zur
weiteren Charakterisierung und Absicherung der Validität der Daten eine
Einordnung der identifizierten 45 Fälle auf einer eigens entworfenen Skala zur
Sicherheit der Diagnose HT vorgenommen, wobei bei knapp der Hälfte der Fälle
die Diagnose HT durch beweisende Befunde untermauert war und nicht nur auf
der Anamnese oder nicht-spezifischen Befunden beruhte.
4.2
Patientencharakteristika und klinische Konsequenzen der Studie
Die Charakterisierung der 45 identifizierten HT-Patienten führte zu einer
weitgehenden Bestätigung der aus der Literatur abgeleiteten Hypothesen.
So fanden wir erwartungsgemäß einen sehr hohen Frauenanteil (87%), ein
mittleres Alter in der Nähe der 5. Dekade (45,4 Jahre), nicht selten weitere
Autoimmunerkrankungen, ein Vorherrschen von Depressionen (gerade atypische
und psychotische Formen), vergleichsweise viele auffällige ZNS-Befunde
(Bildgebung) bei unauffälligem Liquor und EEG und einen zu 65% auffälligen
Schilddrüsenhormonstatus, aber keinen Zusammenhang zwischen Art der
47 psychischen Störung bei Aufnahme und/oder Schilddrüsenhormonstatus bzw.
anti-TPO-Wert im Serum. Das Behandlungsergebnis war zwar gemessen am CGII
gut
(93%
gebessert,
8%
unverändert,
keine
Verschlechterung),
aber
erwartungsgemäß gab es vergleichsweise wenig sehr gute Verläufe (nur 8% „sehr
deutlich gebessert“).
Unerwartet war ein hoher Anteil von Patienten mit sog. Migrationshintergrund
gerade aus dem südöstlichen Mittelmeerraum (29%). Bemerkenswert war, dass
fast
zwei
Drittel
der
Patienten
(65,1%)
einen
pathologischen
Schilddrüsenhormonstatus bei Aufnahme aufwiesen, was erneut die Bedeutung
der Schilddrüsenhormon-Bestimmung in der Psychiatrie untermauert. Der Anteil
von Patienten mit weiteren Autoimmunkrankheiten lag bei 7%, während dies laut
Literatur bei ca. 15% der Fall ist (Boelaert et al., 2010). Diese Diskrepanz könnte
durch unser retrospektives Studiendesign erklärt werden, da sicher nicht bei allen
Patienten alle Autoimmunerkrankungen umfassend dokumentiert worden waren.
Vergleicht man unsere Ergebnisse mit den Resultaten anderer Arbeiten, die sich
dem Zusammenhang von HT und psychischer Symptomatik in Deutschland
gewidmet hatten, so besteht die größte Übereinstimmung mit der retrospektiven
Arbeit von Degner et al. (75% Frauenanteil, mittleres Alter mit 61,9 J. höher),
deren Befunde allerdings auf nur 20 Patienten beruhten (Degner et al., 2001).
Während dort die Mehrzahl der Patienten euthyreot war (12 von 20=60%), war in
unserem Kollektiv bei 65% der Fälle der Schilddrüsenhormonstatus auffällig. Dies
kontrastierte auch mit der prospektiven Studie von Middelborg (Middelborg, 2007),
bei der 66% der (depressiven) Patienten euthyreot waren. Die Bedeutung einer
Schilddrüsenfunktionsstörung für eine aktuelle psychische Symptomatik scheint
bei Patienten mit einer HT somit größer zu sein, als bisher angenommen.
Bemerkenswert sind die Fälle, bei denen depressive Patienten (N=4) keine
Schilddrüsenunterfunktion, sondern eine latente Überfunktion aufwiesen, oder das
Vorliegen einer Manie bei manifester Hypothyreose. Derartige Konstellationen
waren bei immerhin jedem 9. Patienten (5 von 45) vorhanden. In der Literatur gibt
es dazu bislang nur sehr wenige Befunde (Tor et al., 2007, Sathya et al., 2009).
Den höchsten anti-TPO-Wert (über 6400 U/ml) konnten wir im Fall eines Patienten
mit einer ängstlichen Symptomatik messen. Bislang wurde in mehreren Studien
versucht, einen Zusammenhang zwischen einer HT und affektiven Störungen
48 sowie Angsterkrankungen herauszuarbeiten (Carta et al., 2002, Carta et al., 2004,
Carta et al., 2005). Allerdings fehlte in diesen Studien ein Vergleich zu anderen
psychischen Störungen wie beispielweise Suchterkrankungen, Erkrankungen aus
dem schizophrenen Formenkreis und Persönlichkeitsstörungen.
Zusammenfassend ergab sich aus unserer Studie ein klar umschriebenes Profil
für typische HT-Patienten in der Psychiatrie, das sich weitgehend mit dem Profil
von nicht-psychiatrischen HT-Patienten deckte.
Damit verbunden ist die Hoffnung, dass bei psychiatrischen Patienten, bei denen
keine oder keine spezifische Schilddrüsenkrankheit bekannt ist oder war, vermehrt
an das Vorliegen einer HT gedacht wird und spezifische diagnostische
Maßnahmen (TSH, Schilddrüsen-Autoantikörper und -sonographie) veranlasst
werden, um diese Diagnose abzuklären oder ggf. auszuschließen. Dies gilt vor
allem bei einer tatsächlichen HT bei Patienten mit einer episodisch verlaufenden
affektiven Störung, gerade wenn sie (scheinbar) bipolar ist und mit atypischen
Depressionen und Mischzuständen einhergeht (HT als möglicher Endophänotyp
von bipolar-affektiven Störungen (Kupka et al., 2002, Vonk et al., 2007). Auch
wäre bei solchen bipolaren Patienten mit einer HT eine besondere Risiko-NutzenAbwägung anzustellen. In derartigen Fällen wären andere mood stabilizer, welche
nicht strumaerzeugend wirken, in Betracht zu ziehen (etwa Valproinsäure,
Antipsychotika der zweiten Generation).
In unserer Studie zeigten sich erwartungsgemäß bei einem Teil der HT-Fälle
Auffälligkeiten in der zerebralen Bildgebung mit einem Befundspektrum von
atrophischen Veränderungen, Mikroangiopathien, Marklagerdefekten und Gliosen
sowie Zysten und narbige Veränderungen nach Schädel-Hirn-Trauma, die aber
mehrheitlich nicht spezifisch für eine HE zu sein schienen. In einer funktionellen
Bildgebungsstudie mit SPECT bei Hashimoto-Patienten im Zustand der
Hypothyreose fanden sich zahlreiche hypoperfundierte Hirnareale, die ein
vermittelndes Glied zur HE darstellen könnten (Kaya et al., 2007). Grommes et al.
zeigten
2008
eine
Kortikosteroidbehandlung
Remission
von
und
Plasmapherese
einer
Auffälligkeiten
im
nach
einer
Rahmen
einer
diffusionsgewichteten Bildgebung (Grommes et al., 2008). Song et al. fanden in
einer Verlaufsstudie über 5 Jahre einer schrittweisen Veränderung des Befundes
49 bei einer Patientin beginnend mit einer transienten subkortikalen Ischämie bis hin
zu einer unilateralen zerebellären Atrophie (Song et al., 2004).
In unserem Kollektiv waren hingegen keine EEG-Auffälligkeiten nachweisbar.
Gerade generalisierte Verlangsamungen gelten als typisch für eine HE, fehlten
aber hier völlig.
Bezüglich der Frage von Liquor-Auffälligkeiten wurden in unserem Kollektiv 2
Patienten mit einer Erhöhung des Tau-Proteins, allerdings ohne die für eine HE
typischen Proteinerhöhungen diagnostiziert.
Wie bereits oben beschrieben wurden in neueren Studien ProteomicsUntersuchungen zur Proteinanalyse im Liquor cerebrospinalis bei Patienten mit
einer HT durchgeführt. Es wurden Autoantikörper gefunden, die in Zukunft eine
große Rolle in der Diagnostik spielen könnten, da auch eine vaskuläre und/oder
neuronale Schädigung in der Pathogenese der HE diskutiert wird (Gini et al.,
2008).
In den letzten Jahren haben sich Bestimmungen von Liquorproteinen wie BetaAmyloid und das Tau-Protein zur Differenzierung von Demenzen etabliert.
Verschiedene Studien haben bisher eine erhöhte Tau-Konzentration bei der
Alzheimer-Demenz belegt, allerdings gibt es unterschiedliche Ergebnisse
hinsichtlich des Zusammenhanges zwischen Tau und dem Schweregrad einer
Demenz. Weiterhin ist eine Erhöhung von Tau-Protein im Liquor cerebrospinalis
nicht spezifisch für die Alzheimer-Krankheit, sondern gibt vielmehr einen Hinweis
auf eine axonale Schädigung (Tanuma et al., 2010).
Wie erwartet fand sich bei der Mehrheit der identifizierten Patienten unseres
Kollektivs (18 von 31=58,1%) in der Schilddrüsensonographie ein echoarmes
inhomogenes Reflexmuster der Schilddrüse als Hinweis auf eine HT. Wie bereits
beschrieben, ist die Ultraschalluntersuchung neben dem Labor das wichtigste
Kriterium bei der Diagnosestellung und auch in dieser Studie zeigten sich
Ergebnisse, die diese Aussage bestärken.
Hinsichtlich der Behandlung einer HT bei gleichzeitigem Vorliegen eines
psychiatrischen Begleitsyndroms gibt es bisher keine klaren Richtlinien. In der
Literatur sind jedoch verschiedene Fallberichte veröffentlicht, die unterschiedliche
Ansätze verfolgen.
50 Lin und Liao berichteten 2009 von einer 73-jährigen Patientin, die über 3 Jahre
unter psychotischen Symptomen litt, welche erst unter einer Steroidbehandlung
vollständig sistierten (Lin und Liao, 2009). Eine jahrelange antipsychotische
Medikation hatte hingegen keinen ausreichenden Erfolg erbracht. Auch in unserer
Studie wurde eine Patientin mit Steroiden behandelt und zeigte eine vollständige
Remission. Diese Erfahrungen und andere kürzlich publizierte Fallberichte mit
ähnlichen Beobachtungen weisen darauf hin, dass bei einer außergewöhnlich spät
eintretenden
psychotischen
Störung
vor
dem
Hintergrund
einer
AIT
differentialdiagnostisch immer auch an eine HE zu denken ist. In einem Fallbericht
von Arrojo et al. wurde hiermit übereinstimmend über eine Normalisierung des
EEG und der Autoantikörper unter Kortikosteroidbehandlung berichtet (Arrojo et
al., 2007). Auch Sporis et al. (Sporis et al., 2007) beschrieben eine Normalisierung
eines pathologischen EEG-Befundes unter einer Kortikosteroidbehandlung bei
einer 38-jährigen Patientin, die zuvor jahrelang aufgrund einer depressiven
Symptomatik mit psychosenahem Erleben und kognitiven Beeinträchtigungen
antipsychotisch behandelt worden war.
Im Gegensatz hierzu berichteten Bismilla et al. 2007 (Bismilla et al., 2007) von
einer 11-jährigen Patientin, die unter Anfällen und neuropsychiatrischen
Symptomen litt. Unter einer Behandlung mit L-Thyroxin, Valproinsäure und
Methylprednisolon konnte jedoch keine zufriedenstellende Besserung beobachtet
werden. Im Verlauf entwickelte die Patientin noch psychotische Symptome. Erst
durch eine Medikation mit Risperidon konnte eine Remission festgestellt werden.
Hinsichtlich der Evaluation des Therapieerfolges und einer gegebenenfalls
Fortführung
eine
Kortikosteroidbehandlung
empfehlen
Cummings
et
al.
(Cummings et al., 2007) eine nähere Betrachtung der kognitiven Defizite. Durch
mehrere neuropsychologische Testungen, die vor, während und nach einer
Kortikosteroidbehandlung durchgeführt wurden, stellten sie in einem Fall ein
frühes Ansprechen von psychotischen Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten
auf ein derartiges Therapieregime fest. Allerdings zeigte sich eine Verbesserung
der Kognition erst zu einem späteren Zeitpunkt der Behandlung.
51 4.3
Vergleich mit der Zufallsstichprobe (Kontrollgruppe);
Hinweise für eine Hashimoto-Enzephalopathie?
Unser Kollektiv von Patienten mit psychischen Manifestationen bei HT unterschied
sich wie erwartet in mehreren Aspekten von psychiatrischen Kontrollen ohne HT
aus der gleichen Klinik (Zufallsstichprobe). Hypothesenkonform war der
Frauenanteil unter HT-Patienten höher als in der Kontrollgruppe (87 vs. 67%).
Zudem lag das mittlere Alter der HT-Patienten wie erwartet gegenüber den
Kontrollen signifikant höher. Der Anteil von Patienten mit Migrationshintergrund
war nicht erhöht (je 31%). Bezüglich der Störungen bei Aufnahme war der Anteil
von Patienten mit einer psychotischen Symptomatik/Schizophrenie und einer
organischen psychischen Störung in der HT-Gruppe größer. Die Zahl von
Patienten mit Auffälligkeiten bei der ZNS-Ausschlussdiagnostik (cMRT, EEG, LP)
war zwar groß, erweis sich aber im Vergleich mit der Zufallsstichprobe als nicht
erhöht; der Anteil von Patienten mit einer Schilddrüsenhormonstörung war
hingegen wie erwartet signifikant (und um den Faktor 6) höher als bei den
Kontrollen, und die Patienten der HT-Gruppe nahmen etwa zehnmal häufiger LThyroxin ein. Bezüglich des Behandlungsergebnisses war auffällig, dass die
Patienten der HT-Gruppe sehr viel seltener „sehr gut gebessert“ (CGI-I=1) waren
(nur 8% vs. 51%). Der Vergleich mit der Zufallsstichprobe zeigte also, welche der
Befunde charakteristisch für die Gruppe der HT-Patienten waren.
Man kann darüber spekulieren, ob die relative Häufigkeit von auffälligen Befunden
in der zerebralen Bildgebung ein Hinweis dafür sein könnte, dass bei diesen
Patienten doch eine (subakute) Enzephalopathie abläuft. Dies entspräche dem
erstmals von Chen & Marsharani formulierten, milderen und chronischer Verlauf
der HE, der eher psychiatrische denn neurologische Symptome imitiert (Chen und
Marsharani, 2000). Zur Frage der Existenz oder Nicht-Existenz der HE kann
unsere retrospektiven Studie in der Psychiatrie aber nicht beitragen, da von den
Patienten oft zu wenig Daten vorlagen (LP, EEG, keine Gabe von Steroiden als
Kriterium einer SREAT etc.).
Hier wären prospektive Studien vor allem bei akut-neurologischen Patienten
hilfreich, bei denen neben den Schilddrüsenantikörpern im Serum eine
52 Liquordiagnostik nötig wäre, um die zuletzt diskutierten autochthonen Antikörper
zu replizieren (Ferracci et al., 2003) und ggf. anhand von selektierten Patienten
mit klarer HT und unklarer ZNS-Symptomatik (günstigstenfalls mit Ansprechen auf
Steroid-Therapie, also mit klarer Diagnose einer SREAT) im Liquor nach weiteren
noch unbekannten und pathophysiologisch relevanten Faktoren zu suchen. Dies
könnte z.B. im Rahmen von Proteomics-Studien im Liquor (Wilkins et al., 1996,
Banks et al., 2000, Süssmuth et al., 2008, Tumani et al., 2009, Tumani et al.,
2010) geschehen und hätte eine höhere Aussagekraft als Messungen an Serum
(Fujii et al., 2005). Hierzu wurde parallel eine - allerdings ebenfalls retrospektiv
angelegte - Studie in der neurologischen Universitätsklinik Ulm begonnen, deren
Ergebnisse aber noch ausstehen.
Allgemein
ist
die
Befundlage
zur
Bedeutung
von
Antikörpern
und
immunologischen Prozessen bei der HE noch spärlich. Nach der - wenngleich
umstrittenen - Etablierung des Konzepts der HE zwischen 2000 und 2006 durch
drei grundlegende neurologische Arbeiten (Chen und Marsharani, 2000, Chong et
al., 2003, Castillo et al., 2006) schienen erste Nachweise von Antikörpern im
Liquor den „missing link“ zwischen der bekannten Pathologie im Bereich der
Schilddrüse und der im Bereich des ZNS zu liefern, allerdings sind die Befunde
weiter in ihrer Bedeutung unklar.
Im Jahr 2003 wurden von Ferraci et al. anti-TPO-AK und zirkulierende
Immunkomplexe („circulating immune complexes“, CIC) sowie von einer
intrathekalen anti-TPO-Synthese im Liquor von 6 HE-Patienten (83% Frauen,
medianes Alter 65,5 Jahre) im Unterschied zu 21 Kontrollen berichtet (Ferracci et
al., 2003). Allerdings war weiterhin kein Ziel-Antigen im ZNS identifiziert worden,
und das Studienkollektiv war mit 27 Patienten äußerst klein. In der Folgestudie,
einer 34-monatigen prospektiven Studie bei 9 HE-Fällen, wurden erneut anti-TPOAK im Liquor festgestellt, wobei die Klinik aber nicht mit dem Titer korrelierte und
nicht klar auf Steroide ansprach (Ferracci et al., 2004). Dies stimmt nicht mit dem
Konzept überein, wonach HE und SREAT die gleiche Entität darstellen. In einer
dritten Publikation nennt die Autorengruppe die HE wie schon in der Arbeit aus
2004 „elusive“ (also „schwer fassbar“) und bezeichnet sie als „the neurological
disorder associated with thyroid autoimmunity“ (Ferracci und Carnevale, 2006).
Wie in der Einleitung kurz angerissen, wurde dieser Ansatz von Blanchin et al.
53 (Blanchin et al., 2007) repliziert (Nachweis von anti-TPO im Liquor bei HE-Fällen,
nicht aber HT-Fällen und Kontrollen) und um Astrozyten als ein mögliches
immunogenes Target erweitert.
Unklar ist die Bedeutung eines auf einem einzigen Fallbericht beruhenden
Ansatzes aus dem Jahr 2004 von Oide et al., die autoptisch einen anti-neuronalen
Auto-Antikörper im Serum eines verstorbenen HE-Patienten identifizierten, der
immunhistochemisch mit Mäuse-Hirn und einem 36-kDa Protein im humanem
Kortex interagierte. In dem Gehirn hat dieser Antikörper aber keine Vaskulitis
ausgelöst (Oide et al., 2004). Der Befund konnte nach meinem Wissen bislang
nicht repliziert werden.
Ebenfalls fraglich erscheint in diesem Zusammenhang der Ansatz von Fuji et al.,
die im Rahmen einer Proteomics-Studie im Serum bei HT-Patienten Antikörper
gegen den Amino-Terminus der Alpha-Enolase (anti-NAE-Ak) detektierten (Fujii et
al., 2005). Diese Serumantikörper wurden von derselben Arbeitsgruppe bei 17 von
25 HE-Patienten (68%) im Rahmen einer Replikationsstudie nachgewiesen und
als diagnostisches Kriterium neben den anti-TPO-Ak empfohlen (Yoneda et al.,
2007). Schließlich wurden 2009 erhöhte Serum-Ak gegen ZNS-Antigene (IgG) und
Ganglioside
(IgM)
bei
HT-Patienten
gegenüber
Patienten
mit
anderen
Schilddrüsenerkrankungen nachgewiesen (Müssig et al., 2009). Weiterhin ist aber
unklar, wie Serum-Antikörper eine ZNS-Pathologie auslösen können, so dass hier
ein zugrundeliegendes pathophysiologisches Modell fehlt. Bis zu einem gewissen
Grad drängt sich bei der HE die Analogie zu einer anderen Enzephalitis ohne
Erregernachweis auf, und zwar der sog. Limbischen Enzephalitis, bei der erst vor
wenigen Jahren Antikörper gegen NMDA-Rezeptoren im Serum oder Liquor als
Pathomechanismus entdeckt wurden (Mochizuki et al., 2006, Irani und Vincent,
2011a, Irani und Vincent, 2011b).
4.4
Methodenkritik
Der offensichtlichste Kritikpunkt an der vorliegenden Arbeit war ihr retrospektiver
Ansatz. Selbst die Datensätze der im Archiv identifizierten 45 Fälle waren
bezüglich der ausgewerteten Parameter nicht vollständig (missing data).
54 Hinzu kommt, dass die retrospektive elektronische Suche nach Schlagwörtern in
den Dokumenten des Arztbriefservers zwar alle tatsächlich im Hause behandelten
Patienten erfasst (jeder Fall erhält ein elektronisches Dokument), jedoch nur
diejenigen Patienten mit HT, bei denen die Diagnose in einem der zum Patienten
vorliegenden Dokumente auch erwähnt war oder dort erwähnte Laborwerte (antiTPO) auf die Erkrankung hingewiesen hatten, mit der gewählten Suchstrategie
gefunden werden konnten (eine händische Auswertung aller mehr als 11000
Akten aus den Jahren 1998 bis 2009 wäre zwar vollständiger, aber nicht
praktikabel gewesen). Die tatsächliche Zahl von HT-Fällen ist aber sicher weitaus
höher. Die Zahl von 45 identifizierten HT-Fällen stellt, wie oben dargestellt, eine
erhebliche Unterschätzung der realen Häufigkeit von HT im Gesamtkollektiv der
Jahre 1998 bis 2009 dar. Retrospektiv können nur orientierende Zahlen zur
Häufigkeit von HT in unserem psychiatrischen Kollektiv geliefert werden, aber
keine sicheren Häufigkeitsangaben oder gar die Prävalenz. Dies wäre nur
möglich, wenn standardisiert prospektiv alle Fälle auf eine HT durch Bestimmung
der anti-TPO-AK untersucht würden.
Die Wahl einer geeigneten Kontrollgruppe ist bei einer retrospektiven Studie
schwierig. Die Zufallsstichprobe schien uns am ehesten geeignet zu sein, die
gefundene Gruppe von 45 Fällen mit einer anderen Gruppe zu kontrastieren. Eine
Einschränkung ist dabei, dass bei einer solchen retrospektiv gezogenen „KontrollKohorte“ auch das Problem von missing data besteht, da auch bei diesen Fällen
nie alle interessierenden Parameter vorliegen. Um dieses Problem zu umgehen,
hätte man eine Kontrollgruppe prospektiv erfassen können. Dies allerdings hätte
nicht nur die Einwilligung der Patienten vorausgesetzt (was zu Selektionseffekten
geführt hätte), sondern wäre auch mit dem Nachteil behaftet gewesen, dass die
Patientendaten nicht aus dem gleichen Zeitraum wie die Daten der HT-Gruppe
gestammt hätten (1998-2009). Vor diesem Hintergrund entschieden wir uns für
das oben genannte Vorgehen mit einer Zufallsstichprobe.
Eine andere Einschränkung unserer Studie ist die Tatsache, dass sie nur
Aussagen zur HT in der Psychiatrie, nicht aber einer HE machen kann, da in
unserem Kollektiv retrospektiv – von wenigen Ausnahmen abgesehen – kein
Nachweis einer Hirnbeteiligung mit Auffälligkeiten im strukturellen cMRT, EEG
oder dem Liquor vorlag (zur Diskussion über die Existenz der HE siehe oben).
55 4.5
Schlussfolgerung
Bisherige Studien beschäftigten sich hauptsächlich mit einem möglichen
Zusammenhang zwischen einer HT und affektiven Störungen beziehungsweise
Angsterkrankungen. Unserer Studie war retrospektiv angelegt, umfasst aber alle
psychischen Störungen und stellt somit bei den gefundenen Fällen ein
vollständiges
und
realistisches
Bild
von
Patienten
mit
HT
in
der
Allgemeinpsychiatrie in Deutschland dar.
Unsere Studie zeigt, dass die Diagnose HT in der Psychiatrie nur bei einem
Bruchteil der tatsächlichen Fälle bekannt ist. Sie wird hier wie auch grundsätzlich
„unterdiagnostiziert“ und spät als solche erkannt. Das aus der Literatur bekannte
Profil von (nicht-psychiatrischen) HT-Patienten wurde weitgehend bestätigt. Es
ließen sich zudem klare Unterschiede zu einem psychiatrischen Zufallskollektiv
ohne HT identifizieren, die zur Entdeckung von HT-Fällen in der Psychiatrie
beitragen könnten. Bei psychiatrischen Patienten mit einem bestimmten Profil
(Frau, mittleres Alter, bipolare oder atypische affektive, psychotische oder
organische psychische Störung, Hinweise für eine endokrine Störung, evtl. bereits
bestehende Schilddrüsenmedikation) und ungünstiger Behandlungsverlauf im
Sinne der erreichten Besserung sollte somit an eine HT gedacht und eine
Bestimmung des Schilddrüsenhormonstatus vorgenommen werden. Im Fall einer
Schilddrüsenfunktionsstörung sollte dann eine gezielte Bestimmung der anti-TGund vor allem der anti-TPO-AK erfolgen. Dies könnte ggf. durch eine
Schilddrüsensonographie ergänzt werden.
Ausblick:
Eine prospektive und größere, ggf. multizentrische Studie mit systematischer
Erfassung von Schilddrüsenhormonstatus und –autoantikörpern bei konsekutiven
Aufnahmen in der Psychiatrie ist erforderlich, um die Prävalenz von HT in der
Psychiatrie in Deutschland zu bestimmen.
Für eine Klärung der Frage der Existenz einer Hashimoto-Enzephalopathie bei
psychiatrischen und neurologischen Patienten müsste prospektiv bei allen
Aufnahmen
oder
zumindest
Verdachtsfällen
systematisch
eine
zerebrale
Bildgebung, EEG und Liquordiagnostik sowie eine Schilddrüsensonographie
56 durchgeführt werden, wobei insbesondere Proteomics-Studien bei der Klärung der
Frage und einer ZNS-Mitbeteiligung bei HT-Patienten zielführend erscheinen
(„psychiatrische und neurologische Form einer Hashimoto-Enzephalopathie“).
57 5.
ZUSAMMENFASSUNG
Obwohl
Schilddrüsenfunktionsstörungen
in
der
psychiatrischen
Differentialdiagnostik von großer Bedeutung sind und Autoimmunthyreoiditiden
vom Typ Hashimoto (Hashimoto-Thyreoiditis, HT) eine Prävalenz um 10% in der
Bevölkerung aufweisen, ist über die Bedeutung der HT in der Psychiatrie wenig
bekannt. Es fehlt systematisches Wissen zur Häufigkeit, zur Klinik und zum
Verlauf von Patienten mit HT in der Psychiatrie. Die bislang hierzu vorliegenden
Studien aus Deutschland fokussieren auf affektiven Störungen. Vor diesem
Hintergrund wird im Rahmen dieser Dissertation eine erste retrospektive Studie zu
psychischen Störungen bei Patienten mit HT vorgelegt, die alle psychiatrischen
Diagnosen umfasst. Dabei sollte die Häufigkeit von HT im Kollektiv der Ulmer
Universitätspsychiatrie bestimmt und die Gruppe der Patienten mit HT
charakterisiert und mit einer psychiatrischen Zufallsstichprobe verglichen werden.
Hierzu wurden alle elektronisch gespeicherten Dokumente von Patienten, die
zwischen dem 01.06.1998 und dem 31.03.2009 an der Psychiatrischen
Universitätsklinik
Ulm
behandelt
wurden,
nach
Schlagwörtern
wie
Autoimmunthyreoiditis oder Hashimoto durchsucht, um potentielle Fälle von HT
bzw. AIT im Patientenkollektiv zu identifizieren. Dabei wurden ambulante,
teilstationäre und vollstationäre Fälle berücksichtigt. Die Fälle wurden mit einem
Score bezüglich der Diagnosesicherheit versehen und, soweit vorhanden,
Patientencharakteristika,
Schilddrüsenstatus,
Psychopathologie
Aufnahme,
bei
Schilddrüsenhormonen
und
Schilddrüsenantikörper,
Diagnose,
Psychopharmaka
Medikation
mit
und
das
Gesamtbehandlungsergebnis (gemessen anhand der Clinical Global Impressions
Improvement Scale, CGI-I) erhoben. Es wurde zu Vergleichszwecken eine
psychiatrische Zufallsstichprobe aus dem gleichen Zeitraum herangezogen.
Es konnten retrospektiv lediglich N=45 Patienten mit HT in einem Gesamtkollektiv
von 11565 im Studienzeitraum im Hause behandelten Patienten identifiziert
werden (relative Häufigkeit 0,39%). Bei 22 der 45 Fälle (29%) war die Diagnose
aufgrund der Befundlage gesichert. Ein Vergleich mit der Häufigkeit von HT in der
Normalbevölkerung legte nahe, dass die identifizierten Fälle in unserer Klinik
58 einer ca. 25,7fachen Unterschätzung der tatsächlichen Häufigkeit entsprechen, die
Diagnose HT in der Psychiatrie also wenig bekannt war oder selten gestellt wurde.
Bei den gefundenen HT-Fällen handelte es sich in Übereinstimmung mit den
bisherigen Literaturangaben zumeist um Frauen mittleren Alters, die meist mit
psychotischen, affektiven oder organischen psychischen Störungen zur Aufnahme
kamen. Sie wiesen entgegen unserer Hypothese zu 65% ein auffälliges
Schilddrüsenlabor (mit und ohne Substitution) auf; hier war eine latente
Hypothyreose am häufigsten. Wie erwartet zeigte sich kein Zusammenhang
zwischen anti-TPO/TG-Titern und Psychopathologie. Die mittleren Werte für antiTPO bzw. anti-TG im Serum lagen bei fast 1100 U/ml bzw. etwa 800 U/ml
(Referenzbereich je < 100 U/ml). 62% der HT-Patienten nahmen L-Thyroxin bei
Entlassung. Am Ende der Behandlung wurden 93% als "gebessert", aber nur 8%
als "sehr deutlich gebessert" entlassen (erfasst anhand des CGI-I). Der Vergleich
mit
der
psychiatrischen
Kontrollgruppe
(N=45)
bestätigte
als
typische
Charakteristika von HT-Patienten ein weibliches Geschlecht, ein vergleichsweise
hohes Alter, eine aktuelle Schilddrüsenfunktionsstörung, die Einnahme von LThyroxin
und
das
Vorliegen
einer
psychotischen
Störung.
Das
Behandlungsergebnis war mit 93% „gebesserten“ Fällen gegenüber 98% bei den
Kontrollen ähnlich, es gab aber deutlich weniger „sehr deutliche“ Besserungen bei
HT-Patienten. Es wurde keine Häufung von Auffälligkeiten in der zerebralen
Bildgebung (21% vs. 20%), im EEG (je 5%) oder in der Liquordiagnostik bei HTPatienten im Vergleich zur Kontrollgruppe beobachtet.
Die vorliegende Arbeit zeigt somit, dass die Diagnose HT in der Psychiatrie nur bei
einem kleinen Teil der tatsächlichen Fälle bekannt ist, und hier - wie auch sonst
zumeist - spät erkannt wird. Das aus der Literatur bekannte Profil von (nichtpsychiatrischen) HT-Patienten konnte bestätigt werden. Es ließen sich zudem
klare
Unterschiede
zu
einem
psychiatrischen
Zufallskollektiv
ohne
HT
identifizieren, die zur Etablierung von Diagnosekriterien von HT-Fällen in der
Psychiatrie beitragen könnten. Limitationen der Studie bestanden in ihrem
retrospektiven Design mit einer unvollständigen Erfassung der HT-Fälle und
teilweise unvollständigen Datensätzen.
59 6.
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75 DANKSAGUNG
Danken möchte ich in erster Linie meinem Betreuer, Herrn PD Dr. med. Roland
Freudenmann, für seine ausgiebige Unterstützung und seine Geduld. Durch stetig
kritisches Hinterfragen und konstruktive Kritik half er mir sowohl beruflich als auch
persönlich in meinem Leben weiter zu kommen. Dank seines herausragenden
Engagements konnte er mich immer wieder in meiner Recherche und bei meinen
Fragen unterstützen. Vielen Dank für deine Zeit und Mühen, die du in diese Arbeit
investiert hast. Ich danke dir für die entstandene Freundschaft.
Auch will ich mich bei Herrn Dr. med. Hans-Jochen Maxon bedanken, der mir
immer wieder neue Perspektiven gezeigt hat.
Ich danke meinen Eltern: Bana maddi ve manevi her türlü desteği veren aileme,
en içten teşekkürlerimi ve şükranlarımı sunarım.
76 Der Lebenslauf wurde aus Datenschutzgründen entfernt.
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