Das menschliche Chromatin-assoziierte DEK-Protein: Funktionelle Domänen und Phosphorylierung Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat) des Fachbereiches Biologie Mathematisch-Naturwissenschaftliche Sektion Universität Konstanz Vorgelegt von Ferdinand Kappes Konstanz, im August 2004 Tag der mündlichen Prüfung: 19. November 2004 Referentin: Priv-Doz. Dr. Claudia Gruss Referent: Prof. Dr. Rolf Knippers Inhaltsverzeichnis II Teile dieser Arbeit sind veröffentlicht: Kappes, F., C. Damoc, R. Knippers, M. Przybylski, L. A. Pinna, and C. Gruss. 2004. Phosphorylation by Protein Kinase CK2 Changes the DNA Binding Properties of the Human Chromatin Protein DEK. Mol Cell Biol 24:6011-20. Kappes, F.*, I. Scholten*, N. Richter, C. Gruss, and T. Waldmann. 2004. Functional Domains of the Ubiquitous Chromatin Protein DEK. Mol Cell Biol 24:6000-10. * geteilte Erstautorenschaft Waldmann, T., I. Scholten, F. Kappes, H.G. Hu, and R. Knippers. 2004. The DEK protein – an abundant and ubiquitous constituent of mammalian chromatin, in press Weitere Veröffentlichungen: Kappes, F., K. Burger, M. Baack, F. O. Fackelmayer, and C. Gruss. 2001. Subcellular localization of the human proto-oncogene protein DEK. J Biol Chem 276:26317-23. Kulartz, M., E. Hiller, F. Kappes, L. A. Pinna, and R. Knippers. 2004. Protein kinase CK2 phosphorylates the cell cycle regulatory protein Geminin. Biochem Biophys Res Commun 315:1011-7. Präsentation auf Kongressen: 9/2000 Weimar Conference of Genetics, Weimar Poster-Präsentation 10/2001 Annual Meeting of the German Genetics Society, Halle, Short Talk 10/2003 „1st Symposium of Transregio 5“, München, Poster-Präsentation Inhaltsverzeichnis III Die vorliegende Arbeit wurde in der Zeit von Januar 2001 bis August 2004 am Lehrstuhl für Molekulare Genetik (Prof. Dr. R. Knippers) der Universität Konstanz angefertigt. Bei meiner Betreuerin Priv. Doz. Dr. Claudia Gruss möchte ich mich für die Bereitstellung des Themas, für das stete Interesse am Fortgang der Arbeit, für die Diskussionsbereitschaft und für den vierwöchigen Forschungsaufenthalt in Oslo bedanken. Sie schied im Januar diesen Jahres durch eine Stellung in der Industrie aus. Ich wünsche Ihr von ganzem Herzen weiterhin viel Erfolg. Herrn Prof. Dr. R. Knippers möchte ich für die Aufnahme in die Arbeitsgruppe danken, für das Interesse an der Arbeit und für die viele Unterstützung, die mir gerade nach dem Ausscheiden von Claudia Gruss entgegengebracht wurde. Einen besonderen Dank möchte ich dem „DEK-Labor“ aussprechen, denn Tanja Waldmann, Nicole Richter, Friederike Knoche, Ingo Scholten und Hong Gang Hu, waren nicht nur Mitstreiter und oft genug Leidensgenossen im wissenschaftlichen Sinne, sondern schafften auch eine einzigartig freundschaftliche Atmosphäre. Dies wird mir sehr fehlen. Nicole und Tanja sei ganz besonders für die wunderbare Zusammenarbeit im „Mutanten“-Projekt und bei den unzähligen Reinigungen gedankt. Bei Tanja möchte ich mich noch ganz herzlich für die unermüdliche Hilfe, die Durchsicht dieses Manuskripts und für die vielen aufmunternden Worte, gerade am Schluss dieser Arbeit, bedanken. Martina Baack, die immer ein offenes Ohr für mich hatte, möchte ich für die vielen methodischen Tipps und für die vielen fruchtbaren Diskussionen danken, ohne die einiges nicht so gut geklappt hätte. Catalina Damoc gebührt ein großer Dank für die Durchführung der Massenspektrometrie. Ein weiterer Dank geht an Monika Kulartz und Daniel Schaarschidt, die beide immer sehr hilfsbereit waren und gerade am Schluss viel Geduld bei der Durchsicht des Manuskriptes aufgebracht haben. Allen anderen Mitgliedern der Arbeitsgruppe, die namentlich nicht erwähnt wurden, möchte ich an dieser Stelle für die große Hilfsbereitschaft und das Miteinander danken. So trug jeder einzelne ein Stück zu dieser Arbeit bei. Bei Anita Krebs, die ein Jahr in unserer Gruppe verbrachte, möchte ich mich für den großen Enthusiasmus für die Problembewältigung des Baculovirus-Systems bedanken. Bei Sonja von Aulock möchte ich mich für die Einführung in die FACS-Messung bedanken. Ein Dankeschön geht hier auch an New England Biolabs, ohne deren „λ-Phosphatase“ die meisten hier gezeigten Daten nicht zustande gekommen wären. Meinen „Mädels“ möchte ich ebenfalls einen Dank aussprechen für die vielen unschlagbaren „Konstanzer“-Nächte, den unzähligen Erörterungen über das Leben und die Welt und für das „ichsein-dürfen“. Karina möchte ich hier einen besonderen Dank aussprechen, denn „du bist nicht alles, aber ohne dich ist alles nichts“. Danke auch an Alex und Nino, die die Zeit in Konstanz mit so manch unvergesslichen Stunden gefüllt haben. Meiner WG und der Nachbarin möchte ich für die schöne Zeit danken und für die vielen kleinen wundervollen Gesten, die mir entgegengebracht wurden. Auch wenn ich im Laufe dieser Arbeit neben Höhen auch so manche Tiefen durchschritten habe, so entschädigte doch jedes Ergebnis vielfach und ließ die Freude an dieser faszinierenden Wissenschaft nie untergehen. Sehr schmerzlich war der Verlust meiner Oma, die die Fertigstellung dieser Arbeit leider nicht mehr miterleben durfte. Der letzte Dank an dieser Stelle gebührt meinen Eltern, die, obwohl nicht immer glücklich mit meinem eingeschlagenen Lebensweg, doch immer kompromisslos hinter mir standen und sich meist mehr gefreut und meist mehr gelitten haben als ich selber. Ich bin unendlich froh, euch zu haben. Diese Arbeit widme ich euch. Danke, euer Nondi. Inhaltsverzeichnis IV Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis: 1 Einleitung 1.1 Der Zellkern IV VIII 10 10 1.2 Chromatin 1.2.1 Hierarchische Organisation des Chromatins 1.2.2 Histone 12 13 15 1.3 Modifikation der Chromatinstruktur 1.3.1 Posttranslationale Modifikation der Histone 1.3.2 Nicht-Histon-Proteine: HMG Proteine 1.3.2.1 HMGB (HMG-1/-2) 1.3.2.2 HMGA (HMGY/I) 1.3.2.3 HMGN (HMG14 / -17) 1.3.3 Chromatinremodeling 16 17 19 20 21 22 23 1.4 Das DEK-Protein 1.4.1 Entdeckung 1.4.2 Eigenschaften 1.4.3 Subzelluläre Lokalisation und Zellzyklusverhalten 1.4.4 Topologieveränderung und DNA-Bindung 1.4.5 Interaktion mit anderen Proteinen 1.4.5.1 Interaktion AP-2α, einem Transkriptionsaktivator 1.4.5.2 Interaktion mit Daxx, einem Transkriptionsrepressor 1.4.5.3 Interaktion mit LANA 24 24 25 26 27 28 28 28 29 2 Zielsetzung 30 3 Material und Methoden 31 3.1 Material 31 3.2 Allgemeine Lösungen 33 3.3 Allgemeine Methoden 35 3.3.1 SDS-Polyacryalmid Gelelektrophorese (SDS-PAGE) 35 3.3.2 Coomassie Färbung und Silber Färbung von Polyacrylamid Gelen 35 3.3.3 Western-Blot und Immunfärbung (Immunblot) 35 3.3.4 Proteinfällung nach Wessel und Flügge (1984) 36 3.3.5 Agarosegelelektrophorese 36 Inhaltsverzeichnis 3.3.6 3.3.7 V DNA Fällung Plasmid-Präparation und Cäsiumchlorid Reinigung 36 37 3.4 Baculovirus-System und Proteinreiniung 3.4.1 Klonierung von His-DEK Ko-Transfektion und Plaque-Assay 3.4.2 Infektion, Reinigung und Dephosphorylierung von His-DEK und His-DEK Deletionsmutanten 37 37 38 3.5 Antikörperproduktion und Reinigung 42 3.6 SV40 3.6.1 Präparation von SV40-DNA 3.6.2 Präparation von SV40-Minichromosomen 44 44 44 3.7 Topologieassay (DEK Assay) 45 3.8 DNA-Bandshiftassay (EMSA) 45 41 3.9 Zellkultur, Synchronisation, Radioaktive Markierung mit [32P]Orthophosphat und [35S]-Methionin (Pulse- und Pulse Chase Experimente), S-20 Extrakte, Hancock-Chromatin und Immunpräzipitation 3.9.1 HeLa und CV1 Zellen 3.9.2 Insektenzellen 3.9.3 Synchronisation und in vivo Pulse-Markierung mit [32P]Orthophosphat und [35S]-Methionin 3.9.4 FACS Analyse 3.9.5 Herstellung von Hanckock Chromatin 3.9.6 Immunpräzipitation 3.9.7 Herstellung von S-20 Extrakten 46 47 47 48 49 3.10 In Vitro Phosphorylierung 49 3.11 In-Gel-Kinaseassay 50 3.12 Filter-Bindungs-Assay 50 3.13 South-Western-Analysen 51 3.14 Zellfraktionierung 51 3.15 Mikrokokken Nuklease Verdau 52 3.16 Sucrose-Dichtengradientenzentrifugation 53 3.17 RNA-Präparation, Reverse Transkription und Real Time PCR 53 3.18 Massenspektrometrie 3.18.1 In-Gel-Verdau 3.18.2 Triple-Quadrupole-Ion-Trap-Massenspektrometrie 3.18.3 Datenbank-Suche und Kennzeichnung der Phosphopeptide 45 45 46 54 54 54 55 Inhaltsverzeichnis 4 Ergebnisse 4.1 Biochechemische Charakterisierung von DEK in vivo 4.1.1 DEK mRNA während des Zellzyklus 4.1.2 Neusynthese des DEK-Proteins während des Zellzyklus 4.1.3 Halbwertszeit des DEK-Proteins in vivo 4.1.4 DEK wird während des ganzen Zellzyklus phosphoryliert VI 56 56 56 57 59 60 4.2 Expression, Reinigung und Charakterisierung von rekombinantem His-DEK mit Hilfe des Baculovirus-Expressionssystem 62 4.2.1 His-DEK aus dem Baculovirus-System ist hoch phosphoryliert 63 4.3 Charakterisierung der DEK-Phosphorylierung 4.3.1 Phosphorylierung von DEK in vitro mit Zellextrakten 4.3.2 Potenzielle DEK-phosphorylierende Kinasen und deren Phosphorylierungsstellen 4.3.3 DEK wird durch die Protein-Kinase CK2 in vitro und in vivo phosphoryliert 4.3.3.1 Filter-Bindungsassays mit gereinigten Kinasen 4.3.3.2 „In-Gel-Kinaseassay“ 4.3.3.3 Inhibition der DEK-Phosphorylierung mit TBB, einem hoch spezifischen CK2-Inhibitor 4.3.3.4 Kartierung der CK2-Phosphorylierungsstellen in der DEKAminosäuresequenz 65 65 67 68 68 69 71 74 4.4 Funktionelle Domänen des DEK-Proteins 77 4.4.1 Nur dephosporyliertes His-DEK führt, wie GST-DEK, zur Bildung 80 einer Topoisomerleiter und bindet an DNA 4.4.2 Dephosporyliertes His-DEK bindet wie GST-DEK an SV40 Minichromosomen 81 4.4.3 DNA-Bindung und Toplologierveänderung von DEK und DEK83 Deletionsmutanten 4.4.4 Das SAF-Box enthaltende Fragment 87-187 bindet DNA 83 4.4.5 Das SAF-Box-Fragment (87-187) ist für die Topologieveränderung verantwortlich 85 4.4.6 Identifizierung einer zweiten DNA-Bindedomäne (270-350) des DEK-Proteins 86 4.5 Biochemische Aspekte der DEK-Phosphorylierung 4.5.1 DEK-Multimerisierung und Phosphorylierung 4.5.2 Effekte der CK2-Phosphorylierung auf die DEK-DNA-Bindung. 4.5.3 Einfluss der CK2-Phosphorylierung auf die Aktivität der beiden DEK-DNA-Bindedomänen? 4.5.4 Effekte der CK2-Phosphorylierung auf die DEK-ChromatinInteraktion 88 88 91 94 96 Abbildungsverzeichnis: 4.5.4.1 Eine stärkere Phosphorylierung in der G1-Phase des Zellzyklus führt zu keiner Lokalisationsänderung von DEK 4.5.5 Wie wird phosporyliertes DEK an Chromatin gebunden? 4.6 5 VII 101 103 DEK ist nur phosphoryliert auf Hancock-Chromatin zu finden 107 Diskussion 109 5.1 DEK-mRNA, DEK-Neusynthese und Halbwertszeit von DEK in 110 HeLa Zellen 5.2 DEK wird während des ganzen Zellzyklus phosphoryliert 112 5.2.1 Kann eine erhöhte Phosphorylierung von DEK alleine durch die 115 CK2 hervorgerufen werden? 5.3 DEK – ein Protein mit mehreren Modulen 117 5.3.1 Das SAF-Box enthaltende Fragment (87-187) des DEK-Proteins ist für die DNA-Bindung und für die Topologieveränderung verantwortlich. 117 5.3.2 Der Bereich 270-350 stellt eine zweite DNA-Bindedomäne von DEK dar 122 5.4 Phosphorylierung durch die Protein Kinase CK2 – Regulation der DEK-Funktion ? 123 5.4.1 Einfluss der CK2-Phopshorylierung auf die DEK-Chromatin125 Bindung 5.4.2 DEK bleibt in vivo auch im phosphorylierten Zustand mit Chromatin assoziiert. 127 5.4.3 Regulation der DNA-Bindung und Multimerisierung von DEK 127 durch die CK2- ein Modell 6 Zusammenfassung 130 7 Literatur 131 8 Abkürzungen 139 Abbildungsverzeichnis: VIII Abbildungsverzeichnis: Abbildung 1-1 Subkompartimentierung des Nukleus 11 Abbildung 1-2 Modellvorstellung der Genomorganisation 12 Abbildung 1-3 Das Nukleosom 14 Abbildung 1-4 Hierarchische Organisation von Chromatin 15 Abbildung 1-5 Die „Core“-Histone 16 Abbildung 1-6 Modifikationen von Histon H3 und H4 18 Abbildung 1-7 Die „histone-code“-Hypothese 19 Abbildung 1-8 Die HMG-Proteine 20 Abbildung 1-9 Domänen des humanen DEK-Proteins 25 Abbildung 3-1 pBlueBacHis2 38 Abbildung 3-2 Prinzip der homologen Rekombination zur Gewinnung von rekombinanten Viren 40 Abbildung 3-3 „Plaque“-Assay 41 Abbildung 3-4 Reinigung über Ni-NTA-Agarose 42 Abbildung 4-1 DEK m-RNA während des Zellzyklus 57 Abbildung 4-2 Neusynthese von DEK während des Zellzyklus 58 Abbildung 4-3 Halbwertszeit von zellulärem DEK 60 Abbildung 4-4 Phosphorylierung von DEK in vivo 62 Abbildung 4-5 Reinigung von wtHis-DEK aus dem Baculovirus-System 63 Abbildung 4-6 His-DEK wird phosphoryliert exprimiert 64 Abbildung 4-7 In vitro Phosphorylierung von DEK 66 Abbildung 4-8 Potenzielle Phosphorylierungsstellen von DEK 67 Abbildung 4-9 Filterbindungs-Assay mit gereinigten Kinasen 68 Abbildung 4-10 „In-Gel-Kinaseassay“ 69 Abbildung 4-11 Filterbindungs-Assay und Inhibition der CK2 durch TBB 72 Abbildung 4-12 Inhibition der DEK-Phosphorylierung durch Einstz von TBB in vitro und in vivo 73 Abbildung 4-13 Kartierung von CK2-Phosphorylierungsstellen durch ESI-MS 75 Abbildung 4-14 Identifizierte Peptide und Gesamtabdeckung 76 Abbildung 4-15 Schematische Darstellung aller klonierten und überexprimierten 78 DEK-Deletionsmutanten Abbildung 4-16 Darstellung einer Auswahl an gereinigten Deletionsmutanten aus dem Baculovirus-System 79 Abbildung 4-17 EMSA, South-Western und Topologieassay mit wtHis-DEK 81 Abbildung 4-18 Bindung von unbehandeltem und dephosphoryliertem His-DEK an salzgewaschene SV40 Minichromosomen 82 Abbildung 4-19 EMSAs mit wt-His-DEK und verschiedenen DEK Deletionsmutanten 84 Abbildung 4-20 Topologieassay mit verschiedenen DEK-Deletionsmutanten 86 Abbildungsverzeichnis: IX Abbildung 4-21 EMSA mit C-terminalen DEK Fragmenten 87 Abbildung 4-22 Sedimentationsanalyse und native Gelelektrophorese von phosphoryliertem und dephosphoryliertem His-DEK 90 Abbildung 4-23 Sedimentationsverhalten von DEK in einer CK291 Phosphorylierungszeitreihe Abbildung 4-24 Phosphorylierung durch die Protein Kinase CK2 inhibiert die 93 DEK-DNA Bindung Abbildung 4-25 93 Abbildung 4-26 EMSAs mit CK2-phosphorylierten DEK-Fragmenten 95 Abbildung 4-27 Mikrokokken-Nuklease Verdau von SV40-Minichromosomen 97 Abbildung 4-28 Interaktion von dephosphoryliertem und phosphoryliertem His99 DEK mit salzgewaschenen SV40-Minichromosomen Abbildung 4-29 Gereinigte CK2 phosphoryliert endogenes, nukleosomal 100 gebundenes DEK Abbildung 4-30 Zellfraktionierung von G1-Phase-Zellen 102 Abbildung 4-31 Assoziation von dephosphoryliertem und phosphoryliertem HisDEK mit nativen Oligonukleosomen 105 Abbildung 4-32 Hancock-Chromatin-Präparation 108 Abbildung 5-1 Funktionelle Domänen des DEK-Proteins 123 Abbildung 5-2 Modell einer möglichen Regulation der DEK-Funktion durch CK2128 Phosphorylierung 1 Einleitung 1.1 Der Zellkern Der Zellkern setzt das Prinzip der Kompartimentierung der eukaryotischen Zelle durch die Existenz einer Kernhülle um. Dies ist einer der fundamentalsten Unterschiede zur prokaryotischen Zelle. Die Kernhülle besteht aus zwei LipidDoppelschichten, von denen die äußere kontinuierlich in das Membransystem des Endoplasmatischen Retikulums übergeht, während die andere sich zum Kerninneren hin orientiert. Die Kernmembran ist durch Kernporenkomplexe durchspannt, die den Transport von Makromolekülen von und in den Kern regulieren (z.B. (Adam, 2001) und damit den Informationsaustausch zwischen Kern und Cytoplasma ermöglichen. Der Kern wird durch ein Geflecht von Intermediärfilamenten beweglich in der Zelle verankert. Die innere Stabilität wird durch die Kernlamina, die auch den Ab- und Wiederaufbau während der Kernteilung reguliert, vermittelt (Vlcek et al., 2001; Gruenbaum et al., 2003). Die Kernlamina ist auch an vielen anderen Prozessen regulierend beteiligt. Trotz der hohen Dichte an Proteinen, DNA und RNA im Zellkern, muss ein geordneter und regulierter Ablauf aller genetischen Prozesse ermöglicht werden. Dies wird, nach Meinung vieler Autoren, durch eine weitere Subkompartimentierung des Nukleus erreicht. Das am längsten bekannte Subkompartiment des Nukleus ist der Nukleolus, der den Ort der rRNASynthese und des Ribosomenzusammenbaus darstellt (Scheer and Weisenberger, 1994). Eine weitere funktionelle Kompartimentierung erfolgt durch die Chromosomen Territorien. Jedes Chromosom nimmt, seinem DNAGehalt folgend, ein bestimmtes, nicht überlappendes Territorium im Zellkern ein (Lichter et al., 1988), welches wiederum in sogenannte subchromosomale Foci untergliedert ist. Aktive Gene oder aktive Transkriptionseinheiten sind hierbei auf der Oberfläche, inaktive Gene eher im inneren Bereich zu finden (Croft et al., 1999). In diesen Territorien lassen sich weitere Strukturen, die sogenannten PcG-Körper finden, die Polycomb Proteine enthalten und dadurch heterochromatische Bereiche darstellen (Saurin et al., 1998). Diese Bereiche können mit der Kernlamina assoziiert sein. Die Bereiche zwischen den Chromosomenterritorien werden durch das Inter-Chromatin-DomänenKompartiment (ICD) ausgefüllt (Bridger et al., 1998). Dieses „Kanalsystem“ umgibt die Territorien, durchspannt sie teilweise und dient als Transportweg für Makromoleküle (z.B RNA) aus dem Kern. Pre-mRNA Spleißproteine kommen gehäuft in den sogenannten „nuclear-speckles“ vor, wovon es pro Zelle etwa 25-50 gibt (Spector, 1993). Weitere verschiedene örtlich eingegrenzte Einleitung 11 Strukturen wurden kollektiv als „nuclear-bodies“ bezeichnet (Grande et al., 1997) (Gall, 2000), (Schul et al., 1996). Die räumliche Trennung dieser Subkompartimente wird vermutlich über die Assoziation oder Anheftung an die sogenannte Kernmatrix vermittelt. Die Kernmatrix ist eine operational definierte Struktur, deren genaue Zusammensetzung noch nicht erschöpfend bekannt ist. Sie kann durch enzymatische Extraktion des Chromatins gewonnen werden und beinhaltet Teile der Kernporenkomplexe, Überreste der Nukleoli und ein dreidimensionales Netzwerk, das hauptsächlich aus heterogener RNA und verschiedenen Proteinen besteht. Die RNA übt bei der Aufrechterhaltung der faserigen Struktur eine wichtige Rolle aus (Xing and Lawrence, 1991),(He et al., 1990). Behandelt man Zellen mit Transkriptionshemmstoffen führt dies zum Zusammenbruch der Kernmatrix, was eine direkte Korrelation zwischen Transkription und der Existenz der Kernmatrix vermuten lässt (Fey et al., 1986); (Nickerson et al., 1989). Abbildung 1-1 Subkompartimentierung des Nukleus Der Nukleus ist eine mosaikartig zusammengesetzte Organelle, die durch die Kernhülle vom Cytoplasma getrennt ist. Die größten Strukturen sind die Chromosomenterritorien, die durch die ICD-Domänen voneinander getrennt werden. Weitere „Kompartimente“ sind schematisch dargestellt (entnommen aus Architektur des Zellkerns (Fackelmayer, 2000). Die Kernmatrix scheint daher im Interphase-Kern eine wichtige Rolle bei der Organisation des Genoms und der subnuklearen Kompartimente zu haben (Gasser et al., 1989). Man geht davon aus, dass die Chromatinfasern in Schleifen von ca. 2000080000 bp organisiert sind. Es wird vermutet, dass jede Schleife, in vivo einen funktionellen Abschnitt darstellt (Gasser et al., 1989). Die Chromatinschleifen sind über SAR/MAR-Bereiche an die Kernmatrix gebunden. Die 200-3000 bp Einleitung 12 langen SAR/MAR-Elemente zeichnen sich durch AT-Reichtum aus und befinden sich meist außerhalb von kodierenden Regionen. Den SAR/MARBereichen wird eine Funktion bei der Aufrecherhaltung der Domänenorganistion eukaryotischer Gene, bei der Transkriptionsaktivierung und bei der DNAReplikation zugesprochen. Häufig werden SAR/MAR-Elemente stromaufwärts und -abwärts von transkribierten Genen oder Gengruppen gefunden oder liegen in unmittelbarer Nähe von regulatorischen Sequenzen, wie Promotoren und Enhancern (Blasquez et al., 1989; Bonifer et al., 1991). Als Beispiele für SAR/MAR-bindende Proteine sind SAF-A (Romig et al., 1992a), Topoisomerase II (Udvardy et al., 1985; Adachi et al., 1989), Histon H1 (Izaurralde et al., 1989), Lamin B1, A und C (Luderus et al., 1994) bekannt. Abbildung 1-2 Modellvorstellung der Genomorganisation Die einzelnen Chromatinschleifen sind an ihrer Basis mit architektonischen Elementen, den SAR/MARBereichen, und über SAR/MAR-bindende Proteine an die Kernmatrix geheftet (entnommen aus: Die Archtitektur des Zellkerns (Fackelmayer, 2000) 1.2 Chromatin Die DNA, der Träger der genetischen Information aller Organismen, würde in einer eukaryotischen Zelle im ausgestreckten Zustand eine Länge von etwa zwei Meter in Anspruch nehmen. Diese langen Moleküle müssen nicht nur in einem Zellkern von 10-5 m Durchmesser Platz finden, sondern auch in einer hoch organisierten Art und Weise gelagert werden, die verschiedenste Prozesse, wie Transkription, DNA-Replikation, DNA-Reparatur und DNARekombination ermöglichen. Dies wird durch eine Kompaktierung der DNA in verschieden stark kondensierten Schleifen erreicht. Diesen lichtmikroskopisch deutlich anfärbbaren Nukleoproteinkomplex nennt man Chromatin. Neben den Einleitung 13 Histonen, den am häufigsten vorkommenden Proteinen im Chromatin, sind noch eine Vielzahl anderer Proteine, wie Nicht-Histon-Proteine, Transkriptionsfaktoren und Topoisomerasen mit diesem assoziiert. Chromatin ist eine hochdynamische Struktur, die verschiedensten Veränderungen, abhängig von dem funktionellen Status der Zelle, unterliegt. 1.2.1 Hierarchische Organisation des Chromatins Chromatin ist in drei verschiedene Ebenen organisiert, wobei Histon H1 entscheidend an der Entstehung und Aufrecherhaltung höherer Chromatinstrukturen beteiligt ist. Das Nukleosom stellt den kleinsten strukturellen Baustein des Chromatins und gleichzeitig die erste Kompaktierungsstufe dar. Ein Nukleosom besteht aus einem Histonoktamer, um das 146 bp DNA in 1,75 linksgängigen Windungen gewunden sind. Histone sind kleine basische Proteine auf die in Kapitel 1.2.2 eingegangen wird. Durch die Bindung eines Histons H1-Moleküles an die Ein- und Austrittsstelle des Nukleosoms wird dieses zum Chromatosom vervollständigt. Hier sind nun 168 bp DNA in zwei vollen Windungen zu finden (Thoma et al., 1979; Thoma, 1988). Das Histonoktamer besteht aus je zwei H2A/H2B Dimeren und einem H3/H4 Tetramer, die zusammen die „Core“-Histone bilden. Im Nukleosem wird je ein H3/H4-Tetramer beidseitig von einem H2A/H2B-Dimer flankiert. Verbunden werden die einzelnen Nukleosomen durch die „Linker“-DNA, einem kurzen Stück DNA, die je nach Organismus und Zelltyp zwischen 0 und 120 bp variieren kann (Richmond, 1984; Luger et al., 1997). Einleitung 14 Abbildung 1-3 Das Nukleosom A. Modell des Chromatosoms, bestehend aus dem „Histonoktamer-Kern“ und zwei vollen Windungen der DNA (168 bp), die von einem Molekül H1 an der Ein- und Austrittstelle stabilisiert werden (aus Knippers, 6 Auflage, Thieme Verlag). B. Darstellung der 4 „core“-Histone, Struktur, Faltung und Interaktionen sind vereinfacht dargestellt. DNA wird durch einen weißen Schlauch symbolisiert. (a) “Core“-Histon Oktamer; (b) Nukleosomen–„Core“ Partikel in der Seitenansicht, mit 1.75 DNA-Windungen um das Oktamer; (c) Nukleosomen–„Core“ Partikel, Ansicht um 90° gedreht; (d) Lage der flexiblen N-terminalen Domönen der „Core“-Histone, Ansicht wie in (b); (e) Aufsicht auf die Struktur (aus (Smith, 1991). Die nukleosomale Verpackung der DNA wird als „10 nm“-Faser oder auch als Perlenkettenstruktur („beads on a string“) bezeichnet und führt zu einer Kompaktierung um den Faktor 6-7, im Vergleich zu proteinfreier DNA. Mit Bindung von Histon H1 an die Ein- und Austrittstelle des Nukleosoms, bildet sich die sogenannte „30 nm“-Faser aus, bei der sich 6-8 Nukleosomen aufspiralisieren. Histon H1 befindet sich bei diesem sogenannten Solenoidmodell im Inneren der Helix. Diese zweite Kondensationsstufe führt zu einer Kompaktierung um den Faktor 40. Eine weitere Kompaktierung um den Faktor 600-800 wird durch die Anheftung der 30 nm-Faser über SAR/MAR- Einleitung 15 Bereiche an die Kernmatrix vermittelt (Wolffe, 1998). Dabei entstehen die in Abbildung 1-2 beschriebenen Schleifen. Abbildung 1-4 Hierarchische Organisation von Chromatin Organisation von Nukleosomen in Chromatin. Die „core“-Histone bilden zusammen mit 146 bp DNA das Nukleosom. Es ensteht eine Perlenkettenstruktur („10 nm“-Faser), die durch die Bindung von H1 und unter bestimmten Salzbedingungen zu der „30 nm“-Faser kondensiert (Solenoid-Struktur), wobei H1 immer zur zentralen Helix hin gerichtet ist. Die 30nm Faser spiralisiert sich weiter auf, bildet Schleifen die über die Kernmatrix angeheftet werden können. Rechts, Metaphase-Chromosom. (aus Schiessel, www.mpipmainz.mpg.de/~heli ). 1.2.2 Histone Die Histone, kleine basische Proteine, bilden den Proteinbestandteil des Nukleosoms. Sie liegen im Massenverhältnis 1:1 zur DNA vor und sind die evolutionär am höchsten konservierten Proteine. Histone bestehen aus zwei Proteindomänen, einer globulären und ein- bis zwei flexiblen N- oder Cterminalen Armen (Abbildung 1-5). Die Histone H3 (135 aa, 15 kDa) und H4 (102 aa, 11,2 kDa) sind am höchsten konserviert. Sie unterscheiden sich an nur vier bzw. zwei Stellen zwischen Tierund Pflanzenzellen. Beide weisen einen hohen Anteil an Arginin auf (13 bzw. 14 %). H2A (129 aa, 13.9 kDa) und H2B (125 aa, 13.7 kDa) sind weniger stark konserviert und haben einen höheren Anteil an Lysin (11 bzw. 16 %). H1, das „Linker" Histon, ist das größte (210-230 aa, 22.5 kDa) und zugleich am wenigsten konservierte Histon. Es hat einen sehr hohen Anteil an Lysin (29%). Einleitung 16 Im C-terminalen Bereich der „Core“-Histone liegt die „Histone-fold“-Domäne, die maßgeblich an den Wechselwirkungen der Histone untereinander, sowie an der DNA-Bindung beteiligt ist. Diese Domäne besteht aus einer zentral gelegenen großen α-Helix, an die beidseitig jeweils eine kleinere α-Helix angeschlossen ist. Hierbei dient die große α-Helix als Dimerisierungsdomäne, mit deren Hilfe H3 mit H4 sowie H2A mit H2B Heterodimere ausbilden können. Die Kontakte der Histone mit der DNA erfolgt über Argininreste, die eine elektrostatische Wechselwirkung mit dem Phosphatrückgrat der DNA-Doppelhelix eingehen (Pruss et al., 1995; Luger et al., 1997) Die N- und C-terminalen flexiblen Arme der Histone sind an der Ausbildung von höheren Chromatinstrukturen durch Wechselwirkungen mit benachbarten Nukleosomen beteiligt (Luger et al., 1997). Darüber hinaus sind sie Angriffspunkte für posttranslationale Modifikationen, die eine wichtige Rolle bei der Genregulation spielen. Abbildung 1-5 Die „Core“-Histone Schematische Darstellung der „Core“-Histone und des „Linker“-Histons H1. Alle Histone bestehen aus einer zentralen, globulären Domäne und flexiblen Armen mit einem hohen Anteil der basischen Aminosäuren Arginin (R) und Lysin (K). N, aminoterminales Ende. (aus Knippers 2001). 1.3 Modifikation der Chromatinstruktur Chromatin ist eine hochdynamische Struktur, die durch mannigfaltige Modifikationen auf veränderte Anforderungen in der Zelle reagieren muss. Die Chromatinstruktur spielt bei allen DNA-abhängigen Prozessen wie Replikation, Einleitung 17 Transkription, Rekombination und Reparatur eine Rolle und greift regulierend in diese Prozesse ein. Neben den regulatorischen DNA-Sequenzen spielt die Veränderung der Chromatinstruktur eine immer bedeutendere Rolle. Mechanismen wie posttranslationale Modifikation der Histone oder Austausch der „Core“-Histone durch spezialisierte, funktionsspezifische Varianten, Chromatinremodeling, und Chromatinsilencing ermöglichen durch strukturelle und funktionelle Veränderungen eine gerichtete Antwort auf veränderte Situationen in der Zelle. 1.3.1 Posttranslationale Modifikation der Histone Zu posttranslationalen Veränderungen der Histonarme gehören Phosphorylierung (Serin/Threonin), Acetylierung (Lysine), Ubiquitinierung (Lysin), Sumoilierung (Lysin), ADP-Ribosylierung (Glutaminsäure) und die Methylierung (Lysine, Arginin). Die bisher am besten untersuchte Modifikation ist die reversible Acetylierung/Deacetylierung von bis zu 4 ε-Aminogruppen an Lysinresten der N-terminalen Domänen von H3 und H4 (Grunstein, 1997). Jede eingeführte Acetylgruppe neutralisiert eine positive Ladung und schwächt somit die Bindung des Histons an das negativ geladene DNA-Rückgrat ab. Dies führt zu partiellen Auflockerungen im Nukleosom, die eine erleichterte Zugänglichkeit für Transkriptionsfaktoren an diesen Bereich ermöglichen. Tatsächlich sind die Histone in transkriptionsaktiven Chromatinbereichen hyperacetyliert, wohingegen die Histone in inaktiven Bereichen hypoacetyliert sind (Grunstein, 1997). Die reversible Acetylierung/Deacetylierung wird durch die EnzymFamilien der Histon-Acetyltransferesen (HATs) und durch die HistonDeacetylasen (HDACs) vermittelt (Marmorstein, 2001; Marmorstein and Roth, 2001). Die Acetylierung der „Core“-Histone beeinflusst auch die Wechselwirkung des Histons H1 mit dem Chromatin. In hyperacetylierten Bereichen des Genoms ist die H1 Menge deutlich erniedrigt (Ridsdale et al., 1990). Neben der Acetylierung werden die Histone auch an Serinen und Threoninen phosphoryliert (Abbildung 1-6), was funktionelle Konsequenzen in der Mitose, in der Chromosomenkondensation und auf die transkriptionelle Aktivität hat. Beispielsweise wird Histon H1 zellzyklusabhängig phosphoryliert, wobei das Maximum in der Mitose erreicht wird (Roth and Allis, 1992);(Bradbury et al., 1974). Die Phosphorylierung scheint auch eine Rolle bei der Regulation anderer Histon-Modifikationen zu haben. So ist z.B. die Phosphorylierung von S10 des Histons H3 eine Voraussetzung für die Acetylierung von K14. Die Methylierung von Histonen wird von Histon-Methyl-Transferasen (HMTasen) durchgeführt. Histon H3 kann an fünf Lysinen (K4, K9, K27, K36, K79) methyliert werden, wobei bisher nur eine Stelle bei H4 (K20) bekannt ist. Einleitung 18 Methylierte Histone werden sowohl in aktiv transkribierten Genen, wie auch in stillen Regionen gefunden. Zum einen wurde die H3-K4-Methylierung in aktiven Genen, die H3-K9-Methylierung hingegen in inaktiven Genen beobachtet (Übersicht in (Kouzarides, 2002), wobei der Methylierungsstatus eine weitere wichtige Rolle spielt. So konnte gezeigt werden, dass trimethyliertes K4 in H3, in aktiven Genen und dimethyliertes K4 in aktiven und inaktiven Genen zu finden ist (Santos-Rosa et al., 2002). Die Methylierung von Argininen in H3 und H4 ist mit transkriptionsaktiven Bereichen assoziiert und erleichtert die weitere Acetylierung (Zhang and Reinberg, 2001). Ubiquitinierung von Histonen hat einen positiven Effekt auf die Transkription, wohingegen Sumoilierung von H4 eine Rolle bei der transkriptionellen Repression spielt (Shiio and Eisenman, 2003; Zhang, 2003). Abbildung 1-6 Modifikationen von Histon H3 und H4 Darstellung der posttranslationalen Modifikation von H3 und H4. Dargestellt ist die Aminosäuresequenz der N-terminalen Arme. Acetylierung ist als grünes, Phosphorylierung als weißes und Methylierung als gelbes Symbol dargestellt. (Aus (Strahl and Allis, 2000) Die Histon-Modifikationen verändern also die Wechselwirkung von Histonen und DNA auf elektrostatischer Ebene, wie beispielsweise für die Acetylierung und Phosphorylierung gezeigt werden konnte. Andererseits ist dies nicht zu verallgemeinern, da dieselbe Modifikation (z.B. Methylierung) zum einen mit aktiven und zum anderen mit inaktiven Genen in Zusammenhang gebracht werden konnte. Dies führte zur sogenannten „Histon-Code-Hypothese“, die besagt, dass sich die Histonmodifikationen nicht ausschließlich auf die Chromatinstruktur auswirken. Vielmehr werden durch die Modifikationen Regulatoren rekrutiert, die ihrerseits die Chromatinstruktur weiter verändern. (Strahl and Allis, 2000; Jenuwein and Allis, 2001). In Abbildung 1.7 sind die bisher bekannten kombinatorischen Modifikation dargestellt und, wenn bekannt, die Proteine/Proteinkomplexe die diese Modifikation spezifisch erkennen, und die dadurch implizierte Funktion (Abbildung 1.7, weitere Übersicht in (Khorasanizadeh, 2004). Einleitung 19 Abbildung 1-7 Die „histone-code“-Hypothese Dargestellt sind verschiedene gefundene posttranslationale Modifikationen, ihre Funktion und die Rekrutierung von Protein-Komplexen. CENP-A ist eine Zentromer-spezifische H3 Form.(Wolffe, 1995) (aus (Strahl and Allis, 2000) Gesamtheitlich werden alle kombinatorischen Modifikationen der Histone und die dadurch implizierte Funktion als Epigenetik bezeichnet. Hier fließt auch die DNA-Methylierung an CpG-Inseln ein. Methylierung an Histonen und DNA führt auch zu dem sogenannten „genomic-imprinting“, Modifikationsarten, die von Generation zu Generation weitervererbt werden (Bird et al., 1998) (Lachner and Jenuwein, 2002); (Lachner et al., 2003). 1.3.2 Nicht-Histon-Proteine: HMG Proteine Einen weiteren Einfluß auf die Chromatinstruktur stellt die Einlagerung von Nicht-Histon-Proteinen dar. Zur Gruppe der Nicht-Histon-Proteine zählen alle Proteine, die an Chromatin binden, aber nicht zur Klasse der Histone gehören, wie z.B Transkriptionsfaktoren, Polymerasen und Topoisomerasen, deren Mengen vom Zelltyp abhängig sind. Eine Gruppe der Nicht-Histon-Proteine, die in verschiedenen Zelltypen ubiquitär und in konstanten Menge zu finden sind, sind die klassischen High-MobilityGroup-(HMG)-Proteine. Sie erhielten ihren Namen durch ihre hohe gelelektrophoretische Mobilität (10-30 kDa). Die Einteilung erfolgt aufgrund ihrer DNA-Bindemotive (Bustin, 2001). Einleitung 20 Die Gruppe der klassischen HMG-Proteine setzen sich aus den HMGBs (alter Name:HMG-1/-2), den HMGAs (alter Name: HMG-I/-Y) und HMGNs (alter Name: HMG-14/-17) zusammen (siehe Abbildung 1-8). Abbildung 1-8 Die HMG-Proteine Die Familie der klassischen HMG-Proteine und die HMG-Motiv-Proteine mit neuer und alter Nomenklatur. Das funktionelle Motiv, das die Klassenzugehörigkeit bestimmt, ist angegeben. 1.3.2.1 HMGB (HMG-1/-2) Die HMG-1-Domäne (HMG-Box) ist das funktionelle Motiv der größten Unterfamilie der HMG-Proteine. HMGB-Proteine weisen zwei unabhängige HMG-1-Domänen (HMG1 A und B Box) auf, die für die sequenzunspezifische DNA-Bindung verantwortlich sind. Eine saure Domäne im C-terminalen Bereich vermittelt Proteininteraktionen und modelliert die DNA-Bindung. Die HMG-1Domäne besteht aus etwa 80 Aminosäuren, die eine gedrehte L-förmige, homolog gefaltete Domäne aus drei α-Helices bildet. Die Konservierung der HMG-1-Domänen beruht eher auf dieser Struktur als auf der Aminosäuresequenz. Die DNA-Bindung erfolgt ausschließlich an der kleinen Rinne der DNA durch interkalierende, hydrophobe Aminosäuren. Dies führt zu einer teilweisen Entwindung der DNA und dadurch zu einer Erweiterung der kleinen Rinne. Die HMGB-Proteine binden mit einer geringen Spezifität an B- Einleitung 21 Form DNA, haben allerdings eine hohe Affinität für ungewöhnliche DNAFormen, wie kreuzförmige, gebogene und supergecoilte DNA. Die Bindung an relaxierte Plasmid-DNA führt in vitro zu einer Einführung von Supercoils. HMGB-Proteine können durch Transkriptionsfaktoren rekrutiert werden, führen in diesen Bereichen zu DNA-Strukturveränderungen, die eine Transkriptionserleichterung darstellen, und verlassen dann diese Stelle wieder. Deshalb werden die HMGB-Proteine als „Architektur-Transkriptionsfaktoren“ oder „Chromatin-Chaperone“ bezeichnet. Durch ihre hohe Mobilität im Zellkern werden sie auch „an architekt for hire“ bezeichnet. Interaktionen, sowohl mit Proteinen als auch mit DNA, sind immer transient und von sehr kurzer Dauer. HMGB spielen so wie die HMGAs eine Rolle in der „Enhancosome“ Ausbildung, jedoch sind bis jetzt nur einige „B-Enhancosomen“ bekannt, was durch die transiente Bindung erklärt werden könnte. (entnommen aus (Agresti and Bianchi, 2003). Für die V(D)J-Rekombination konnte in vivo gezeigt werden, dass die HMGvermittelte DNA-Biegung eine Erleichterung darstellt (Aidinis et al., 1999). In vitro konnte für HMGB1 nachgewiesen werden, dass durch die DNA-biegende Eigenschaft das „Nukleosomen-Sliding“ durch ACF/CHRAC erleichtert wird (Bonaldi et al., 2002). 1.3.2.2 HMGA (HMGY/I) Die humanen HMGA-Proteine bestehen aus vier Mitgliedern, HMGA1a, HMGA1b HMGA1c und HMGA2, und zeichnen sich durch die Anwesenheit von drei identischen, jedoch unabhängigen DNA-bindenden AT-Hooks und einem sauren C-terminalen Bereich aus. Das positiv geladene AT-Hook-Motiv besteht aus neun Aminosäuren, wobei die Aminosäuren Prolin-Arginin-Glycin-ArgininProlin die Kernsequenz bilden, die von einer bestimmten Anzahl an Lysinen und Argininen umringt wird, was wiederum einen Einfluss auf die Bindung ausübt (Reeves and Nissen, 1990; Aravind and Landsman, 1998). Die Kernsequenz ist in allen AT-Hook-Proteinen evolutionär hoch konserviert. Eine Bindung mit dem AT-Hook erfolgt an der kleinen Rinne der DNA und führt zu Strukturveränderungen des gebundenen Bereiches. Die bevorzugte Bindung erfolgt an AT-reiche DNA-Sequenzen (AA(T/A)T). Wie die HMGBs auch, binden die HMGAs bevorzugt an ungewöhnliche DNA-Formen, wie kruziform, supergecoilte, gebogene und nukleosomale DNA-Formen. Durch eine Bindung von HMGA-Proteinen werden die DNA-Bereiche je nach Ausgangssituation gebogen, begradigt, aufgewunden oder Schleifen ausgebildet. In vitro können HMGAs, wie die HMGBs, auch Supercoils in relaxierte Plasmid-DNA einführen. Strukturveränderungen durch HMGAs sind ATP-unabhängig und erfolgen im Gegensatz zu den HMGBs nicht durch Interkalation. Es wird vermutet, dass die Veränderung durch das gleichzeitige Binden der drei AT-Hooks hervorgerufen wird. HMGA-Proteine sind an der Formierung von sogenannten Einleitung 22 „Enhancosomen“ beteiligt und spielen damit eine wichtige Rolle bei der Expression von Genen. Sie können verschiedene Funktionen in diesen Enhancosomen ausüben, die teilweise durch Protein-Protein-Interaktion, aber hauptsächlich durch HMGA-DNA Interaktion, die zu einer DNA-Biegung führt, vermittelt werden. Das am besten untersuchte Beispiel ist der IFN(Interferon)β-Promotor, wobei viele weitere Enhancosomen bekannt sind (Übersicht in (Reeves and Beckerbauer, 2001). Durch die Beteiligung der HMGA-Proteine an der Transkriptionskontrolle, der Chromatinarchitektur, der DNA-Strukturveränderung und vielen anderen Prozessen, sind die HMGA-Proteine hoch-multifunktionelle Proteine in der Zelle. 1.3.2.3 HMGN (HMG14 / -17) Die dritte HMG-Familie sind die HMGNs. Sie binden über die „NukleosomenBindungsdomäne“ (NBD) an Chromatin. Die NBD erstreckt sich über etwa 30 Aminosäuren und ist zweigeteilt. Der N-terminale Bereich ist hoch konserviert und an Argininen angereichert, wobei der C-terminale Teil reich an Prolinen und Lysinen ist. Mit dieser Domäne erkennen die HMGN-Proteine die Struktur des Nukleosomenkerns (146 bp). Die HMGN-Familie besteht aus HMGN1 und HMGN2. Beide stimulieren die Transkription und die Replikation von Chromatin, doch nicht von proteinfreier DNA. Dies wird durch eine Dekompaktierung der Chromatinstruktur erreicht, wobei der Mechanismus noch nicht genau verstanden ist. Es konnte gezeigt werden, dass der C-terminale, saure Bereich von HMGN mit den N-terminalen Armen von H3 interagieren kann und dass diese Interaktion essenziell ist, da an trypsiniertes H3 die Bindung von HMGN sehr schwach ist. Interessant ist auch, dass die HMGN-Proteine offensichtlich wie H1 an die Ein- und Austrittstelle der DNA im Nukleosom binden und dadurch mit H1 um die Bindestelle konkurrieren. Eine Stimulation von Transkription und Rekombination könnte dann damit erklärt werden, dass HMGN H1, das inhibitorisch wirkt, vom Nukleosom verdrängt und die Wechselwirkung zwischen Histonoktamer und DNA auflockert. Tatsächlich konnte gezeigt werden, dass HMGN-Proteine in aktiv proliferierenden Zellen durch den ganzen Zellkern in vielen Foci lokalisiert sind, sich aber in transkriptionsinaktiven Zellen in dem interchromosomalen Bereich befinden (Bustin, 1999). Neben den klassischen HMGs gibt es die sogenannten HMG-Motiv-Proteine die eine strukturelle Eigenschaft, wie HMG-Box, Nukleosomen-Bindemotiv oder ATHook aufweisen (siehe Abbildung 1-8). Bei den HMG-Motiv Proteinen handelt es sich um verschiedenste Proteine, die neben einem oder mehreren HMGMotiven auch andere Motive besitzen. Diese Proteine kommen teilweise Zelltyp-spezifisch vor und sind nicht so verbreitet wie die klasischen HMG- Einleitung 23 Proteine. Meist binden sie sequenzspezifisch an DNA oder dienen der Expression einer definierten Subklasse von Genen. 1.3.3 Chromatinremodeling Der Mechanismus des Chromatinremodelings stellt eine dritte Möglichkeit dar, die Chromatinstruktur zu verändern. Bei diesem Mechanismus wird die Chromatinstruktur ATP-abhängig von sogenannten Chromatinremodelingkomplexen verändert. Dabei handelt es sich um Multiproteinkomplexe (0,5 – 2 MDa), deren gemeinsames Merkmal eine ATPase-Untereinheit ist. Nach diesen ATPasen werden die Chromatinremodelingkomplexe in vier Familien unterteilt: Swi2, ISWI, MI-2 (CHD) und INO80 Familie (Shen et al., 2000; Varga-Weisz, 2001). Die ATPasen besitzen neben der ATP-Domäne noch weitere funktionelle Domänen. So besitzt die Swi2-ATPase eine zusätzliche Bromodomäne, die acetylierte Histone erkennt. Die Mi-2-ATPasen dagegen haben eine Chromodomäne, die an methylierte Histone bindet (Berger, 2002);(Varga-Weisz, 2001). Neben der ATPase-Untereinheit, setzen sich die verschiedenen Remodelingkomplexe aus unterschiedlichen akzessorischen Untereinheiten zusammen. ACF, der kleinste Komplex, besitzt neben der ATPase ISWI nur noch eine Untereinheit, Acf1. SWI/SNF hat mehrere zusätzliche Untereinheiten. Es wird vermutet, dass die unterschiedliche Zusammensetzung der Remodelingkomplexe deren Funktion und deren Aktionsort beeinflusst. Die Mechanismen der Remodelingkomplexe sind in vitro gut charaktersiert. So sind sie in der Lage, Histon-Oktamere auf kurzen DNA-Fragmenten zu verschieben. So könnten Regulatorelemente auf der DNA nukleosomenfrei gemacht werden. Von den ISWI-Komplexen ist bekannt, dass sie für eine regelmäßige Anordnung von Nukleosomen auf längeren DNA-Fragmenten verantwortlich sind („Nukloesomen-Spacing“). Dies kommt wahrscheinlich auch durch die oben beschriebene „Sliding“-Aktivität zustande (Vignali et al., 2000). Im Gegensatz zu den in vitro Daten ist über die in vivo Funktion nur wenig bekannt. Für ACF konnte eine Beteiligung bei der Replikation in heterochromatischen Bereichen in der späten S-Phase gezeigt werden (Collins et al., 2002). Chromatinremodelingkomlexe sind aber nicht nur in die Genaktivierung, sondern auch in dem Verschließen oder „Silencen“ von Chromatin beteiligt. Hier wäre z.B der NURD-Komplex zu nennen. Neben der MI-2 ATPAse und anderen Untereinheiten, hat dieser Komplex eine HDAC-Untereinheit, die Histone deacetylieren kann und dadurch zu einer unzugänglicheren Chromatinstruktur führt (Xue et al., 1998). In Microarray-Studien wurde gezeigt, dass etwa 5 % der Gene in Hefe durch die ATPase-Aktivität des SWI/SNF-Komplexes stimuliert, aber auch reprimiert werden können (Sudarsanam and Winston, 2000). Einleitung 24 Aus diesen wenigen genannten Beispielen wird deutlich, dass die Regulation der Genexpression auf epigenetischer Ebene weit komplexer ist als bisher vermutet wurde. 1.4 Das DEK-Protein 1.4.1 Entdeckung Das DEK-CAN Onkogen wurde 1992 bei Patienten mit einer Subform der akuten myeloiden Leukämie entdeckt (AML). Dieses Fusionsprodukt entsteht durch eine Chromosomentranslokation des 3`-Bereiches des CAN-Gens auf Chromosom 9, auf den 5`-Bereich des DEK-Gens auf Chromosom 6, die sich im Leseraster befindet. Durch diese Translokation t(6;9)(p23;q34) entsteht ein Fusionsprotein aus 350 Aminosäuren (1-350) von DEK und 1278 Aminosäuren des C-Terminus von CAN, das ein Molekulargewicht von 165 kDa hat (von Lindern et al., 1990), (von Lindern et al., 1992). Bei CAN (Nup214) handelt es sich um eine Komponente des Kernporenkomplexes, daher ist es strikt in der Kernmembran lokalisiert, wohingegen das Fusionprotein DEK-CAN im Zellkern zu finden ist (Fornerod et al., 1995), (Hamaguchi et al., 1998) (Boer et al., 1998). Bei den AML-Patienten mit der DEK-CAN-Fusion bleibt je ein Allel unbeeinflusst und es werden höhere Mengen an DEK-Transkript im Vergleich zu dem DEK-CAN-Transkript beobachtet. Die Präsenz des Fusionsproteins DEK-CAN ist oft die einzige karyotypische Abnormalität bei diesen Patienten, deshalb wurde hier die transformierende Aktivität vermutet und DEK selbst als Protoonkogen eingestuft. Weitere Studien zeigten jedoch, dass die Translokation t(6;9) in AML sehr selten vorkommt. Thiede et al. konnten unter 979 AML-Patienten nur zehn mit dieser Translokation finden. Jedoch wiesen 90% der DEK-CAN-Patienten eine Mutation in der FLT3-Kinase (FMS-TyrosinKinase) auf, wohingegen dies in nur 20 % der anderen untersuchten AMLPatienten zu finden war (Thiede et al., 2002). Die Mutation führt zu einer konstitutiv erhöhten Kinaseaktivität. Die FLT3-Kinase ist in der cytoplasmatischen Membran lokalisiert und dient als Rezeptor für verschiedene Wachstumssignale. Sie ist daher in verschiedene Signaltransduktionswege involviert und scheint bei der Aufrechterhaltung der Proliferation und bei der Entgegenwirkung der Differenzierung in diesen leukämischen Zellen eine wichtige Rolle zu spielen (Libura et al., 2003). Eine Überexpresion von DEKCAN in U937 myeloiden Vorläuferzellen konnte die Ausdifferenzierung dieser Zellen nicht verhindern (Boer et al., 1998). Die Expression von DEK-CAN in transgenen Mäusen führte nicht zur Ausbildung einer Leukämie (Grosveld, 2002). Daher scheint eher die Mutation in der FLT3-Kinase und nicht die Präsenz von DEK-CAN zu einer Transformation zu führen, wobei man nicht ausschließen kann, dass DEK-CAN in bestimmten Transformationsstadien eine Rolle spielt. Es bleibt daher fraglich, ob DEK wirklich ein Protoonkogen ist. Einleitung 1.4.2 25 Eigenschaften DEK ist ein sehr häufiges Kernprotein (2-4 106 Kopien/Zelle), das in allen höheren Eukaryoten gefunden wird (Pflanzen, Pilze, Tiere), aber nicht in Hefe vorkommt. Die DEK-Proteine unterschiedlicher Spezies weisen homologe Bereiche auf, die in den unterschiedlichen Spezies in der Länge variieren (Abbildung 1-9). Humanes DEK hat ein Molekulargewicht von 43 kDa und enthält 375 Aminosäuren. Dahingegen ist DEK aus D. melanogaster 612 Aminosäuren lang, aus X.laevis nur 300 Aminosäuren lang. DEK-Proteine der verschiedenen Organismen weisen alle eine SAF- oder SAP-Box auf (Aravind and Koonin, 2000; Kipp et al., 2000). Diese konservierte, 35 Aminosäuren lange DNA-Bindedomäne erstreckt sich bei menschlichem DEK von Aminosäure 149 bis 187 (Abbildung 1-9). Des Weiteren findet man eine Kernlokalisationssequenz (205-221) und vier saure Bereiche, die sich jeweils von Aminosäure 30-49, 228-236, 241-254 und 300-310 erstrecken. Durch Yeast-Two-Hybrid-Analysen und Far-Western-Studien konnte eine Multimerisierungsdomäne, die sich von Aminosäure 270-350 erstreckt, identifiziert werden (Kappes et al., 2004; Scholten, 2004). Abbildung 1-9 Domänen des humanen DEK-Proteins Das menschliche DEK-Gen ist auf Chromosom 6 (6;p23) lokalisiert und enthält 11 Exons. Der DEK-Promotor weist die Eigenschaften eines Haushaltsgens auf (CCAATT-Box, unmethylierte CpG-Inseln, keine TATA-Box) und wird potenziell über die Faktoren NF-Y und YY1 reguliert (Sitwala et al., 2002). Die DEKExpression ist in allen untersuchten Geweben sehr stark und in vielen Krebsarten wird DEK überexprimiert, wohingegen die DEK-Expression in ausdifferenzierten Zellen eher schwach ist (Boer et al., 1998; Kondoh et al., 1999; Kroes et al., 2000; Makita et al., 2002; Savli et al., 2002; SanchezCarbayo et al., 2003; Daibata et al., 2004; Evans et al., 2004). Bisher sind keine Einleitung 26 Spleissvarianten und regulatorische Elemente, die die Stabilität oder die Translationseffizienz der DEK-mRNA beeinflussen könnten, bekannt. DEK wurde in vielen humanen Autoimmunkrankheiten als Antigen gefunden. In einer Untersuchung von Dong et al. (2000) wurden DEK-Antikörper in juveniler rheumatoider Arthritis (JRA, 40 % der Patienten), im systemischen Lupus erythematodes (SLE, 25% der Patienten), in der Sytemsklerose und in weiteren Autoimmunkrankeiten gefunden. Die Produktion von DEK-Antikörpern scheint auf eine erhöhte Anwesenheit von IFNγ (Interferon) zurückzuführen zu sein (Dong et al., 2000). 1.4.3 Subzelluläre Lokalisation und Zellzyklusverhalten DEK ist ausschließlich im Nukleus lokalisiert. Durch Zellfraktionierungsstudien konnte gezeigt werden, dass sich die Hauptfraktion von DEK mit 250 mM NaCl aus isolierten Kernen extrahieren lässt. DEK weist damit ein Verhalten auf, wie es für andere Chromatinproteine beschrieben ist (z.B (Ritzi et al., 1998). Sedimentationsanalysen von freigesetzten Chromatinfragmenten zeigten tatsächlich, dass DEK in vivo Zellzyklus-unabhängig mit Chromatin assoziiert ist (Kappes et al., 2001). DEK ist sowohl mit Metaphase-Chromosomen und mit mitotischem Chromatin assoziiert (Fornerod et al., 1995; Kappes et al., 2001; Krithivas et al., 2002; Scholten, 2004). Die DEK-Protein-Menge ändert sich im Zellzyklus nicht. Eine Assoziation mit hetero- und euchromatischen Bereichen konnte gezeigt werden, jedoch wurde eine fünffache Anreicherung in Euchromatin gefunden (Kappes et al., 2001). Mit zwei verschiedenen Methoden der Kernmatrix-Präparation konnte eine Assoziation von DEK mit dieser Struktur nachgewiesen werden (Kappes, 2000). DEK ist, wie viele andere Chromatin-assozierte Kernproteine, hoch mobil, unterliegt folglich einer schnellen Dissoziation und Wiederbindung an Chromatin. Dies wurde durch FRAP-(flueorescence recovery after photobleaching) Analysen von transient exprimierten GFP-(green fluorescent protein) DEK gezeigt (Scholten, 2004). Es wurden aber auch DEK-Populationen gefunden, die über Minuten hinweg einen stabilen Komplex ausbilden. Eine kleinere Population von DEK ist in vivo mit RNA assoziiert (Kappes et al., 2001). Einige Gruppen konnten eine Interaktion von DEK mit dem EJC-(exon-exonjunction) Komplex nachweisen (Le Hir et al., 2000; Le Hir et al., 2001) (McGarvey et al., 2000). Es stellte sich allerdings heraus, dass die gefundene Interaktion auf einer Kreuzreaktion des verwendeten Antikörpers beruhte (Reichert et al., 2002). Weitere Studien in unserem Labor bestätigten die Kreuzreaktion (Scholten, 2004). Einleitung 1.4.4 27 Topologieveränderung und DNA-Bindung Alexiadis et al. (2000) zeigten, dass natives, über konventionelle Säulenchromatographie gereinigtes DEK in Anwesenheit von Topoisomerase I die superhelikale Dichte von SV40-Minichromosomen verändert. Diese Topologieveränderung wurde zuerst nur an Chromatin-Substraten beobachtet (Alexiadis et al., 2000). In weiteren Arbeiten von Waldmann et al. konnte diese Topologieveränderung auch an proteinfreier DNA beobachtet werden (Waldmann et al., 2002; Waldmann et al., 2003). Es konnte gezeigt werden, dass DEK fixierte, positive Supercoils in proteinfreie DNA einführt und zu einer Reduktion von negativen Supercoils in SV40 Minichromosomen führt. Der Mechanismus der Topologieveränderung ist bisher noch nicht genau verstanden, ein Nukleosomenverlust konnte jedoch ausgeschlossen werden (Alexiadis et al., 2000). In elektronenmikroskopischen Studien konnte auch ein „Wrapping-Machanismus“ ausgeschlossen werden, wie für die Histone gezeigt. Jedoch wurde eine leichte Längenzunahme beobachtet. Durch die Präsenz von interkalierenden Aminosäuren (Phenylalanine) inmitten der potenziellen DNABindedomäne SAF-Box, kann die Interkalation von DEK nicht ausgeschossen werden. Alle bisher beschriebenen Arbeiten identifizierten DEK als sequenzunspezifisches DNA-Bindeprotein. Die Gruppe von Markovitz allerdings beschrieben eine Sequenzspezifität von DEK für eine Sequenz aus dem HIV-2 Promotor (pets-site) und für eine Sequenz aus MHC-II Genen (Fu et al., 1997; Faulkner et al., 2001; Adams et al., 2003). In identischen Experimenten von Waldmann et al. konnte diese sequenzspezifische Bindung von DEK an die pets-site nicht gezeigt werden (Waldmann et al., 2003). Vielmehr wurde gefunden, dass DEK strukturspezifisch an supergecoilte und kruziforme DNA bindet (Waldmann et al., 2003). Diese Eigenschaft verbindet DEK mit Architekturproteinen. Die Bindung von DEK an Chromatinsubstrate in vitro führt zu einer drastischen Kompaktierung und dadurch zu einer verminderten Zugänglichkeit für Restriktionsenzyme, Mikrokokken-Nuklease und Replikationsproteine (Alexiadis et al., 2000), (Waldmann et al., 2003). Alexiadis et al. wiesen eine Assoziation von DEK mit SV40 Chromatin in vitro nach und konnten in Far-Western-Studien zeigen, dass DEK mit den Histonen H2A und H2B in vitro interagiert (Alexiadis et al., 2000). Allerdings konnte in weiteren Experimenten keine Interaktion von DEK mit rekombinanten Histonen gezeigt werden (Scholten, 2004). Wird DEK zusammen mit proteinfreier DNA inkubiert und im Elektronenmikroskop analysiert, findet man zum einen intermolekulare Wechselwirkungen zwischen DEK und DNA, die zu Schleifenbildungen führen und zum anderen kann man erkennen, dass DEK in einer geordneten Art und Einleitung 28 Weise an DNA-Substrate bindet (Waldmann et al., 2002; Waldmann et al., 2003). 1.4.5 Interaktion mit anderen Proteinen In den letzten Jahren wurden drei Interaktionspartner von DEK identifiziert. Zwei davon, hDaxx und AP-2α sind Komponenten der Transkriptionskontrolle. Der dritte Partner ist LANA, ein virales Protein, das die Bindung des KaposiSarkoma assoziierten Herpesvirus an zelluläres Chromatin vermittelt. 1.4.5.1 Interaktion AP-2α, einem Transkriptionsaktivator Campillos et al. (2003) identifizierten DEK in Affinitätsreinigungen als Interaktionspartner von AP-2α. AP-2α ist ein Mitglied der AP-2 Transkritionsfaktoren-Familie, die eine Funktion bei der Embryogenese, Apoptose und Differenzierung haben. In EMSAs wurde DEK als stimulierender Faktor für die AP-2α-Bindung gefunden. Jedoch wurde hier GST-DEK eingesetzt, dem N-terminal 80 Aminosäuren fehlen, und GST alleine konnte schon die AP-2α-Bindung deutlich stimulieren. In Ko-Transfektionsassys in Leberzellen konnten die Transkription eines AP-2α-abhängigen Promotors (APOE) durch die Überexpression von DEK stimuliert werden. Die Autoren folgern daraus, dass DEK über eine transiente Komplexbildung mit Cterminalen Bereichen des AP-2α-Proteins dessen Affinität für DNA steigert. Der C-terminale Bereich ist in der AP-2-Familie konserviert, deshalb wird auf eine generelle Interaktion von DEK mit allen Mitgliedern dieser Familie spekuliert. Auffälligerweise konnte DEK alleine nicht an die verwendete DNA, die Sequenzähnlichkeiten zum pets-Fragment hat, binden (Campillos et al., 2003). Diese Interaktion von DEK mit AP-2α könnte in der DEK-CAN Fusion gestört sein und dadurch zu einer Transformation führen (Campillos et al., 2003). 1.4.5.2 Interaktion mit Daxx, einem Transkriptionsrepressor Im Gegensatz zu Campillos et al., die für DEK eine Rolle in der Transkriptionsaktivierung postulieren, finden Hollenbach et al. eine potenzielle transkriptionsreprimierende Funktion für DEK (Hollenbach et al., 2002). Daxx ist ein ubiquitär exprimiertes Protein, das die Transkription in verschiedenen Zelltypen reprimiert (Hollenbach et al., 1999). Durch konventionelle säulenchromatographische Auftrennung von Flag-DEK überexprimierenden Zellen konnte in einigen Fraktionen gemeinsam hDaxx, HDAC II, acetyliertes H4, die „Core“ Histone und Flag-DEK gefunden werden. Die Autoren leiteten daraus ein Modell ab, bei dem DEK eine Rolle in der Rekrutierung von hDaxx an das Chromatin hat. In diesem Modell wird phosphoryliertes hDaxx über die Transkriptionsfaktoren Pax3 und ETS-1 an aktiv transkribiertes Chromatin rekrutiert. Die Assoziation von Daxx an Chromatin wird dann über die „Core“Histone und chromatingebundenes DEK vermittelt, woraufhin die HDAC II Einleitung 29 rekrutiert werden kann und die Deacetylierung von Histonen vermittelt. Es kommt dadurch zu einer Kompaktierung dieser Chromatinbereiche, die in einer Transkriptionsrepression endet. DEK ist hier eine Komponente eines Multiproteinkomplexes und vermittelt als chromatingebundenes Protein weitere Proteininteraktionen (Hollenbach et al., 2002). 1.4.5.3 Interaktion mit LANA LANA (latency associated nuclear antigen) ist ein konstitutiv exprimiertes Protein in Kaposis Sorkoma-assozierten Herpesinfektionen (KSHV) und ist für die Verteilung der episomalen viralen DNA auf die Tochterzellen notwendig. LANA bindet dabei an terminale Repeats (TR) des KSHV-Genoms und assoziiert die viralen Episomen mit zellulärem Chromatin und Chromosomen. Krithivas at al. konnten zeigen das LANA über MeCP2 (methyl CpG binding protein 2) und DEK an das zelluläre Chromatin gebunden wird. LANA assoziiert hierbei über eine N-terminale Interaktion mit MeCP2, das an methylierte „Linker“ DNA bindet, und über eine C-terminale Interaktion mit DEK an das Chromatin. DEK dient hier als Plattform für weitere Proteininteraktionen (Krithivas et al., 2002). Interessanterweise gab es Studien, in denen H1 als potenzielle Plattform für die LANA Bindung dienen sollte. 2 Zielsetzung DEK ist ein sehr häufiges und ubiquitär vorkommendes Chromatin-assoziiertes Protein (Kappes et al., 2001) und wird unter anderem in Zusammenhang mit Transkriptionskontrolle gebracht (Hollenbach et al., 2002; Campillos et al., 2003). Durch die Entdeckung von DEK als Fusionsprotein mit dem Nukleoporin CAN in einer Subform der akuten myeloiden Leukämie (von Lindern et al., 1990; von Lindern et al., 1992) und durch die Überexpression von DEK in verschiedenen Krebsarten wird es als Protoonkogen bezeichnet. Bis heute wurde kein eindeutiger Zusammenhang zwischen DEK-Expression und Onkogenese festgestellt, jedoch scheint die DEK-Expression im Zusammenhang mit dem Proliferations– und Differenzierungsstatus einer Zelle zu stehen. Das Ziel dieser Arbeit war es, die Biochemie des DEK-Proteins besser zu verstehen. Dazu wurden drei verschiedene Untersuchungsstrategien gewählt. Aufbauend auf Kappes et al. (2001) sollten weitere Zellzykluseigenschaften von DEK in vivo untersucht werden, die einen Beitrag zum Verständnis der Expressionskontrolle von DEK liefern sollten. Eine weitere beschriebene Eigenschaft von DEK ist die Einführung von Supercoils in DNA- und Chromatinsubstrate in vitro und die sequenzunspezifische Bindung an DNA (Alexiadis et al., 2000; Waldmann et al., 2002). Hier sollten durch die Herstellung von DEK-Deletionsmutanten die verantwortlichen Bereiche für diese Aktivitäten identifiziert werden. Im dritten Teil dieser Arbeit sollte die Phosphorylierung, die einzige bisher bekannte posttranslationale Modifikation von DEK (Fornerod et al., 1995), die bisher jedoch noch nicht näher charakterisiert wurde, untersucht werden. Hierzu sollte die Phosphorylierung von DEK in vivo und die dafür verantwortliche(n) Kinase(n) identifiziert werden. Des Weiteren sollten die Auswirkungen der Phosphorylierung auf die DEK-Funktion untersucht werden. 3 Material und Methoden 3.1 Material •Aldrich: Phosphat-freies DMEM Methioninfreies DMEM Plasmid-Präparations-Kit •Amersham Pharmacia Biotech: Molekulargewichtsmarker für die SDS-PAGE (LMW-Marker) ECL Western-Blot-Detektions-System ATP •Beckmann: Zentrifugenröhrchen aus Polyallomer für die Ultrazentrifugation (SW-40 Rotor) Rotoren: SW-40, SS-34, GS-3, HB-4. •Biolabs (NEB) 100x BSA λ-Phosphatase •Gibco: Nährmedium für die Zellkultur (DMEM, Grace`s Insect Medium) Fötales Kälberserum (FCS) HeLa S3 Zellen •Greiner: 62-95-145 mm Plastikpetrischalen in Zellkultur-(TC)-Qualität Zellkulturflaschen für die Kultur von SF-9 und High-5 Zellen •Invitrogen: Bac-N-Blue-DNA •Sarstedt: 13 ml Polypropylenröhrchen („Weisskappenröhrchen“) Material und Methoden Plastikküvetten (1ml) •Schleicher & Schuell: Nitrocellulose Membran (Protran®) und Blotfilter für Western Blot Nitrocellulose Filter für die Filterbindung Sterilfilter Dialyse Schwimmfilter •MBI Fermantas : Mikrokokken Nuklease (MNase) •Promega: PKC Topoisomerase I (wheat germ) •Roche: DNase I (RNase frei) RNase A Complete (Proteasen Inhibitor Mix) •Fluka: Nonidet-P40 Lösung (10%) •Roth: Roti®-Block (Blocking Reagenz für den Western Blot) Polyacrylamid (Gel 30) •TPP: 50 ml Polypropylenröhrchen („Gelbkappenrörchen“) •Pierce: SulfoLink Coupling Gel BCA-Proteinbestimmungs Kit •Millipore: Dialysefilter •ICN: [γ-32P] ATP [α-32P] ATP •Fuji Film: 32 Material und Methoden 33 Medizinische Röntgenfilme (Super RX) für den Western Blot •Mitsubishi: Thermopapier (K 65HM)HD Type) für die Fotographie von DNA Gelen •Eppendorf: Reaktionsgefäße Tischzentrifuge Alle übrigen Chemikalien wurden von den Firmen Fluka, Riedel-deHäen, Serva, Sigma, Roth und Calbiochem bezogen. Sofern nicht ausdrücklich angegeben, hatten alle Chemikalien den Reinheitsgrad „pro analysi“ (pa). 3.2 Allgemeine Lösungen Im Folgenden sind alle verwendeten Lösungen und Puffer aufgelistet, auf die nicht näher eingegangen wird. Spezielle Lösungen und Puffer werden bei den entsprechenden Methoden aufgeführt. PBS: 137 mM NaCl 2,7 mM KCl 10 mM Na2HPO4 2 mM KH2PO4 5 x TBE : 450 mM Tris-Base 445 mM Borsäure 10 mM EDTA, pH 8 4 x Probenpuffer für SDS-PAGE: 200 mM Tris-HCl, pH 6,8 8 % SDS 40 % Glycerin 0,4 % Bromphenolblau (oder Orange G für Agarosegele) 10 % β-Mercaptoethanol Material und Methoden 34 5 x Laufpuffer für SDS-PAGE: 247 mM Tris-Base 1,9 M Glycin 0,5 % SDS (pH nicht einstellen) 2 x Sammelgelpuffer für SDS-PAGE: 0,25 M Tris-HCl, pH 6,8 0,2 % SDS 1 Spatelspitze Bromphenolblau 50 x TAE: 242 g Tris-Base 57,1 ml Essigsäure conc. 100 ml EDTA (0,5 M, pH 8) ad 1l mit bidest H2O TBST: 150 mM NaCl 50 mM Tris-HCl, pH 7,8 0,05 % Tween 20 TE: 10 mM Tris-HCl, pH 8 1 mM EDTA Coomassie –Färbung: 0,1 % Coomassie Brilliant Blue 40 % Methanol 10 % Essigsäure Semi-Dry-Puffer für den Western-Transfer: 20 % Methanol 50 mM Tris 40 mM Glycin 1,5 mM SDS Material und Methoden 35 6 x Probenpuffer für Agarosegele: 15 % Ficoll Type 400 60 mM EDTA 0,6 % SDS 0,25 % Orange G LB-Medium: 10 g Trypton 5g Hefeextrakt 10 g NaCl ad 1l mit H2O 3.3 Allgemeine Methoden 3.3.1 SDS-Polyacryalmid Gelelektrophorese (SDS-PAGE) Die Auftrennung der Proteine erfolgte aufgrund ihres Molekulargewichtes mittels Polyacrylamid-SDS-Gelelektrophorese nach Lämmli (Laemmli, 1970), modifiziert nach ((Thoma et al., 1979). Wenn nicht anders angegeben, wurden Gele mit 10 % Acrylamid/Bisacrylamid (30:0,8) und einer Dicke von 0,7 mm verwendet. Die Trennung wurde bei 20 mA gestartet und bei 40 mA durchgeführt. Die Gesamtlaufzeit betrug 80 min. 3.3.2 Coomassie Färbung und Silber Färbung von Polyacrylamid Gelen Der Nachweis der Proteinbanden in Polyacrylamidgelen erfolgte durch Anfärbung mit Coomassie Brilliantblau nach Sambrook et al. (Sambrook et al., 1989b). Die Silberfärbung von Proteingelen wurde nach Wray et al. (Wray et al., 1981) durchgeführt. 3.3.3 Western-Blot und Immunfärbung (Immunblot) Für den immunologischen Proteinnachweis wurden zunächst die Proteinbanden aus dem Polyacrylamidgel auf eine Nitrocellulose Membran transferiert. Der Transfer wurde in einer Semi-Dry-Blot Apparatur der Firma Hoefer durchgeführt und erfolgte mit 0,8 mA/cm2 für eine Stunde bei einer Geldicke von 0,7 mm. Im Anschluss an den Transfer wurde die Membran kurz in Wasser gewaschen und mit Poinceau-S Lösung (0,2 % Poinceau-Red, 5 % Essigsäure) angefärbt, um die Position der Markerproteine und die Qualität das Transfers festzuhalten. Nach dem Entfärben der Membran in TBST wurde sie für 1 h in 1 x Rotiblock Material und Methoden 36 Lösung inkubiert, um Proteinbindestellen abzusättigen. Danach wurde die Membran mit TBST gewaschen und für 1 h mit dem primären Antikörper (verdünnt in TBST) inkubiert. Nach weiteren Waschschritten mit TBST (3 x 5 min) folgte eine einstündige Inkubation mit dem sekundären Antikörper (verdünnt in TBST, 0,5 % Magermilchpulver). Die Nachweisreaktion erfolgte nach erneutem Waschen in TBST (2x5 min; 1x 15 min) durch eine Chemolumineszenzreaktion nach Angaben des Herstellers (ECL, Amersham). 3.3.4 Proteinfällung nach Wessel und Flügge (1984) Für die quantitative Fällung von Proteinen aus verdünnten, wässrigen Lösungen wurde die Methode nach Wessel und Flügge (Wessel and Flügge, 1984) verwendet. Zu einem Volumen Probe wurde ein Volumen 100 % Methanol und ¼ Volumen 100 % Chloroform gegeben und kräftig gemischt. Nach einer Zentrifugation (Eppifuge, 14.000 rpm, 5 min, RT) und erfolgter Phasentrennung (obere wässrige Phase: DNA, Interphase: Proteine) wurde die obere Phase abgenommen, zu dem Rest wurden ¾ Volumen 100 % Metanol gegeben, kräftig gemischt und erneut zentrifugiert. Der Überstand wurde abgenommen, das proteinhaltige Pellet wurde im Exsikator oder bei 55 °C getrocknet (30 min). Bei Proben, die mehr als 10 % Sucrose (siehe Gradienten) oder Glycerin enthielten, musste die Chloroformmenge auf 1/3 oder ½ des Ausgangsvolumens erhöht werden. Das Pellet wurde in 1x Lämmliprobenpuffer aufgenommen und erhitzt. Bei Immunfällungen wurde das Proteinpellet zuerst in 2 % SDS gelöst (30 min, 55°C), dann wurde die Probe auf 200 mM DTT eingestellt, für 10 min bei RT inkubiert mit 10 x Lämmliergänzungspuffer versetzt und für 5 min bei 95°C erhitzt. 3.3.5 Agarosegelelektrophorese Gereinigte oder deproteinisierte DNA wurde auf einem 0,8 % oder 1 % Agarosegel aufgetrennt. Als Laufpuffer wurde entweder 1 x TAE (Chromatinfragmente) 0,5 x TBE (Topolgie Assay) oder 0,5 x TBE-spezial (EMSA) verwendet. Die Gelelektrophorese wurde im Allgemeinen bei einer Spannung von 100 V und einer Laufzeit von 90 min durchgeführt. Für topologische Untersuchungen wurden 0,8 % Gele verwendet, die mit 2 V/cm für 16 h liefen. Die Gele wurden für 30 min in Ethidiumbromid (0,05 µg/ml in Wasser) eingelegt, dann für 15 min in reichlich Wasser entfärbt und fotografiert. 3.3.6 DNA Fällung Zu einer Probe wurde 1/10 Volumen 3M Natriumacetat und das 2,5-fache Volumen 100 % Ethanol (-20°C) gegeben, gemischt und für 1 h bei –20°C gefällt. Die Probe wurde dann für 15 min zentrifugiert (Eppifuge, 14.000 rpm, 4°C), der Überstand verworfen und das Pellet mit 0,5 ml 70 % Ethanol Material und Methoden 37 gewaschen und erneut zentrifugiert. Für Oligonukleosomen wurde 80 % Ethanol verwendet. Die Pellets wurden im Exsikator oder bei 55°C getrocknet und im entsprechenden Probenpuffer aufgenommen. 3.3.7 Plasmid-Präparation und Cäsiumchlorid Reinigung Plasmidpräparationen wurden zu Kontrollzwecken aus einer 5 ml Übernachtkultur mittels einem Plasmid-Mini-Präp-Kit durchgeführt. Für einen Cäsiumchloridgradienten wurden die Plasmide aus einer 500 ml Übernachtkultur nach Birnboim aufgereinigt (Birnboim, 1983). Der Cäsiumchloridgradient zur Reinigung der Plasmide wurde nach Sambrook et al (Sambrook et al., 1989a) durchgeführt. 3.4 Baculovirus-System und Proteinreiniung 3.4.1 Klonierung von His-DEK Die DEK cDNA (open reading frame) wurde aus dem pRSET–A Vektor (Ingo Scholten, Universität Konstanz) durch EcoRI und BamHI-Verdau gewonnen (Fragment von 1,2 kb). Dieses Fragment wurde in einen durch EcoRI und BamHI linearisierten pBacBlueHis2 A subkloniert und amplifiziert. Der Vektor wurde in den E.coli Stamm XL-1 Blue mittels Hitzeschock transformiert. Klone wurden gepickt, der Vektor durch Plasmidpräparation aufgereingt und durch erneuten Restriktionsverdau und Sequenzierung auf die Richtigkeit überprüft. Um genügend Material zu bekommen, wurden Maxipräparationen mit anschließender Cäsiumchlorigradienten Reinigung durchgeführt. Material und Methoden 38 Abbildung 3-1 pBlueBacHis2 A. Multiple Clonig Site von pBlueBacHis2. Es wurden die BamHI und EcoRI Schnittstellen zum Subklonieren der DEK cDNA verwendet. B. Nukleotidsequenz der Multiple Clonig Site. Ko-Transfektion und Plaque-Assay Um einen rekombinanten Virus im Baculovirus-System herzustellen, wurde linearisierte BAC-N-Blue DNA (AcMNPV DNA) zusammen mit dem pBacBlueHis2A–DEK Vektor in SF-9 Zellen kotransfiziert. Für eine Transfektion wurde folgender Ansatz gewählt: 0,25µg BAC-N-Blue-DNA 5µl 4µg pBlueBacHis2 A-DNA Max. 10µl 20µl Cellfectin 15 min RT (ab und zu schnippen) + 1 ml Hämolymphe -und Serum-freies Medium -Infektion der Zellen für 1 h SF-9 Zellen wurden 4 h vor der Transfektion auf kleine Zellkulturflaschen (5 ml) umgesetzt, damit sie ca. 50 % konfluent waren. Das Medium wurde abgesaugt, der DNA-haltige Ko-Transfektionsansatz wurde dazugegeben und für 1 h bei 27°C inkubiert. Während der Inkubation wurde alle 15 min die Flasche geschwenkt. Das Medium wurde dann abgesaugt und mit 5 ml Serum - und hämolymphehaltigem Medium aufgefüllt. Die so behandelten Zellen wurden nun für 6-8 Tage bei 27°C inkubiert. Es erfolgte eine tägliche Kontrolle der Zellen. Bei sichtbaren „Höfen“ und beginnendem Schwimmen der Zellen wurden diese geerntet. Nach einer Zentrifugation (500 g, 5 min) stellt der Überstand den virushaltigen „P0“ Stock dar. Da die Möglichkeit nicht auszuschließen ist, dass Wildtyp-Viren vorhanden sind, wurde mit dem P0 Stock ein „Plaque Assay“ durchgeführt. Die Kontamination durch Wt-Viren würde den Virusstock unbrauchbar machen, da der Wt-Virus in den nächsten Amplifikationsrunden überhand nehmen würde. Zur Durchführung des „Plaque Assays“ wurden 5x106 SF-9 Zellen auf eine 94 mm Zellkulturschale ausgesät und sich mindestens 4 h absetzen lassen. Es wurden Verdünnungen des P0 Stocks hergestellt (10-3, 10-4, 10-5, 10-6, 10-7), und die SF-9 Zellen wurden damit für 1 h unter regelmäßigem Schwenken infiziert. Das Medium wurde abgesaugt und die Zellen mit einer Mischung aus low-melting-Agar (50°C), Serum mit X-Gal (RT) und Serum bei 50°C (je 3 ml) überschichtet. Nach dem Aushärten unter der Sterilbank (Kontrolle im Material und Methoden 39 Lichtmikroskop) wurden die Platten in 145 mm Petrischalen überführt, die mit einem in 5 mM EDTA getränkten Glasfaserfilter ausgelegt waren, um Kontaminationen zu vermeiden. Nach 4-8 Tagen konnte man blaue Plaques erkennen, die mittels einer Pasteurpipette gepickt wurden und in 1 ml Medium aufgenommen wurden. Es wurde versucht, nur Plaques zu picken, die räumlich nicht in der Nähe von Wt-Virus-Plaques (weissliche, stark lichtbrechende Struktur) lagen. Die so erhaltenen Plaque-gereinigten rekombinanten Viren sind bei 4°C und Dunkelheit über Jahre hinweg haltbar. Um nun „High-Titer“ Virusstöcke anzulegen, wurden SF-9 Zellen mit den gepickten Plaques infiziert. Es folgten drei Runden der Virusamplifikation (P1 (5 ml), P2 (15ml), „high-titer“P3 Virusstock (30 ml)), die je 4-8 Tage dauerten (27°C, normale Luftzusammensetzung und Feuchtigkeit). Geerntet wurden die Überstände immer dann, wenn sich die Zelllyse andeutete (500 g, 5 min). Falls schon Zellen lysiert waren, wurde mehrmals zentrifugiert. Die P1-P3 Stöcke wurden bei 4°C und Dunkelheit aufbewahrt. Material und Methoden 40 Abbildung 3-2 Prinzip der homologen Rekombination zur Gewinnung von rekombinanten Viren A. Prinzip der homologen Rekombination zur Herstellung von rekombinanten Viren. B. verwendete Bac-NBlue-DNA. Material und Methoden 41 Abbildung 3-3 „Plaque“-Assay Prinzip des „Plaque Assays“. 3.4.2 Infektion, Reinigung und Dephosphorylierung von His-DEK und His-DEK Deletionsmutanten High-5 Zellen wurden 4 h vor der Infektion ausgesät (50 % Konfluenz) und mit 150 µl eines P3 Stockes infiziert. Nach 3 Tagen Infektion wurden die Zellen von der Platte abgeschabt und in 50 ml Röhrchen überführt. Nach dreimaligem Waschen mit PBS (Jouan, 500g, 5 min, 4°C) wurden die Zellpellets bei –70°C gelagert. Die Lyse erfolgte mit 2 ml Lysepuffer (100 mM Tris, pH 7,5, 150 mM NaCl, 0,5 mM MgCL2, 5 mM KCl, 5 mM Imidazol, 1 % NP-40, 1x Complete) für das Pellet einer großen Zellkulturflasche. Nach einer Inkubation von 30 min auf Eis wurde das Lysat auf 1,3 M NaCl eingestellt und für 20 min bei RT gerollt. Unlösliches Material wurde durch Zentrifugation (100.000 g, SW-40, 10min, 4°C) entfernt. Der Überstand wurde mit Lysepuffer auf 750 mM NaCl verdünnt danach die äquilibrierte Ni-NTA Agarose dazugegeben (20µl, 50 % Lösung für 4 ml Lysat). Nach der Bindung (1h, 4°C, rollen) wurden die Beads abzentrifugiert (Jouan, 3500 rpm, 50 sec, 4°C) und zweimal mit je 20 ml WP150 (50 mM Tris, pH 7,5, 150 mM NaCl, 50 mM Imidazol) gewaschen. Die Beads wurden dann in eine Minisäule überführt und je zweimal mit WP-300 (50 mM Tris, pH7,5, 300 mM NaCl, 50 mM Imidazol) und je zweimal mit WP-150 gewaschen. Die Elution erfolgte im Elutionspuffer (100 mM Tris, pH 7,5, 150 mM NaCl, 500 mM Imidazol) mit doppeltem Säulenvolumen in zehn Schritten. Die verschiedene Elutionen wurden auf einem SDS-PAGE mit folgender Comassie Färbung auf ihren Proteingehalt untersucht. Die Fraktionen mit dem meisten Proteingehalt (Fraktion 2-5) wurden vereinigt, RNAse verdaut und in Material und Methoden Aliquoten bei –70°C gelagert. Der Proteingehalt Deletionsmutanten wurde an wt-His-DEK abgeglichen. 42 der verschiedenen Zur Entfernung der Phosphatreste von gereinigtem His-DEK wurde die Protein Phosphatase λ verwendet. 10 pmol rekombinantes Protein wurde mit 400 units λ-Phosphatase in Dephosphorylierungspuffer (50 mM Tris-HCl, pH 7,5, 2 mM MnCl2, 0,1 mM EDTA, 5 mM DTT, 0,01 Brij 35) für mindestens 90 min bei 30°C inkubiert. Abbildung 3-4 Reinigung über Ni-NTA-Agarose A. Prinzip der Reinigung von überexprimierten His-getaggten Proteine über Ni-NTA Agarose. B. Bindung des His-Tags an die Ni-NTA Matrix . C. Struktur von Imidazol und Histidin. 3.5 Antikörperproduktion und Reinigung Um DEK spezifische Antikörper herzustellen, wurden Kaninchen (Chinchilla Bastard) mit rekombinantem His-DEK gepspritzt. Als Adjuvans wurde RAS-2 verwendet. Die Kaninchen wurden folgendermaßen immunisiert: -testen des allgemeinen Antikörpertiters der Tiere auf HeLa Ganzzellextrakt; das Tier durfte keinen zu starken Antikörpertiter haben. -Grundimmunisierung mit 200 µg His-DEK (in max. 500µl Volumen) Material und Methoden 43 -nach 10 Tagen Blutentnahme und Serumgewinnung, Test des Titers im Immunblot. -nach 6 Wochen: 1 Boost mit 200 µg His-DEK -nach 10 weiteren Tagen Blutentnahme und Serumgewinnung, Test des Titers im Immunblot. -ab jetzt: alle 4 Wochen mit 200 µg His-DEK geboostet, Titerbestimmung erfolgte nach 10 Tagen im Immunblot. Im Allgemeinen konnte ein sehr guter Titer nach 4-5 Boosts festgestellt werden. Das Tier wurde dann ausgeblutet und das Serum gewonnen (ca. 50 ml). Das Serum konnte im Western-Blot in Verdünnungen bis 1:20.000 verwendet werden. Für Immunfällungen wurde das Serum monospezifisch aufgereinigt. Dafür wurde rekombinantes His-DEK an Sulfo-Link Gel gekoppelt. 500 µl gepackte Beads wurden mit 6 Säulenvolumen Puffer A (50 mM Tris, pH 8,5, 5 mM EDTA) in einer Säule gewaschen. Die Säule wurde verschlossen und 100 µg His-DEK wurden in 500 µl Puffer A dazugegeben, für 20 min bei RT gerollt und für weitere 40 min ab und zu gevortext. Der Durchfluss wurde gesammelt, um die Kopplungseffizienz zu bestimmen. Die Säule wurde nun mit 3 Volumen Puffer A gewaschen, danach mit 50 mM Cystein (60 mg in Puffer A) geblockt (15 min rollen, 30 min stehen lassen, RT). Das Säulenmaterial wurde nun mit 16 Volumen 1M NaCl und 16 Volumen bidest H2O gewaschen und konnte so für Wochen bei 4°C aufbewahrt werden. Vor der ersten Verwendung wurde sie mit 100 mM Citrat, pH 2,5 und 10 Volumen TBST gewaschen. Das Serum wurde aufgetaut und auf 10 mM Tris, pH 8 eingestellt und abzentrifugiert und anschließend auf die Säule gebracht (mit Ausschluss des Todvolumens) und über Nacht bei RT gerollt. Nach der Bindung ließ man das Serum durchtropfen und die Säule wurde mit 20 Volumen TBST + 1 M NaCl, 20 Volumen TBST und 2 Volumen Wasser gewaschen. Die Elution der Antikörper erfolgte mit 100 mM Citratpuffer, pH 3 (1 M Citronensäure (pH2) + 1M Na-Citrat mischen bis pH 3 erreicht, dann mit bidest H2O auf 100 mM verdünnen) in 10 Schritten mit halben Säulenvolumen. Um eine Umpufferung der Antikörper zu erreichen, wurde 1M Tris, pH 8 dazugegeben, bis pH 7 erreicht war. Die Antikörpermenge wurde nun bei OD280 bestimmt (OD280 1,4 ≅ 1 mg/ml Protein). Der Antikörper befand sich in Fraktion 2-5. Die Eluate wurden vereinigt und im Immunblot auf ihre Spezifität hin getestet. Die monospezifischen Antikörper konnten bis zu 6 Monate bei 4°C aufbewahrt werden. Material und Methoden 3.6 SV40 3.6.1 Präparation von SV40-DNA 44 Für eine Präparation wurden 10-20 konfluente CV1 Zellen (145 mm Zellkulturplatten) mit Wiltyp SV40 Virus infiziert. Nach 60 h wurde das Medium entfernt und die Zellen 4 x mit PBS gewaschen. Die Zellen wurden dann für 20 min mit Hirt-Lösung (10 mM Tris, pH 7,5, 10 mM EDTA, 0,6 % SDS) bei Raumtemperatur inkubiert. Nach Zugabe von ¼ Volumen 5 M NaCl wurden die Hirtüberstände über Nacht bei 4°C gefällt. Danach erfolgte eine Zentrifugation bei 20.000 rpm, SS34, 1h. Zu den Überständen wurden 0,6 Volumen 100 % Isopropanol gegeben. Nach einem weiteren Zentrifugationsschritt (9000 rpm, GS3, 15 min) befand sich die SV40 DNA im Pellet. Das Pellet wurde daraufhin in 11 ml MOPS-Acetat gelöst und anschließend auf einen Cäsiumchloridgradienten (CsCl 1g/ml) überführt. Nach der Zentrifugation (37.000 rpm, 50Ti, 60h, 18°C) wurde die Form I Bande mittels einer Kanüle abgesaugt. Mit NaCl gesättigtem Isopropanol wurde das CsCl ausgetauscht. Die DNA wurde 1:2 verdünnt und nochmals gefällt. Die DNA Konzentration wurde anhand eines Standards auf einem Agarosegel abgeschätzt oder photometrisch bestimmt (Gruss, 1995). 3.6.2 Präparation von SV40-Minichromosomen Für die Reinigung von SV40 Minichromosomen wurden 30 konfluente CV1 Zellen (145 mm Zellkulturplatten) mit Wildtyp SV40-Virus infiziert. Nach 38 h wurden die Zellen 2x mit TSS (20 mM Tris, pH 7,8, 137 mM NaCl, 5 mM KCl, 1mM CaCl2, 0,5 mM MgCl2, 250 mM Sucrose) und dann 2 x mit LS (20 mM Hepes-KOH, pH 7,8, 5 mM Kalium-Acetat, 0,5 mM MgCl2, 0,5 mM DTT) gewaschen. Die Zellen wurden abgeschabt und in einem 5 ml Douncer überführt. Nach 6-maligem Douncen wurden die Kerne abzentrifugiert (2638 g, 5 min) anschließend in 200 µl HS-Puffer (20 mM Hepes-KOH, pH 7,8, 500 mM Kalium Acetat, 0,5 mM MgCl2) pro Platte aufgenommen und für 2 h bei 4°C eluiert. Danach wurden die Kerne erneut abzentrifugiert (HB-4, 4000 rpm, 5 min) und der Überstand nochmals zentrifugiert (SS34, 13.000 rpm, 5 min). Dieser zweite Überstand wurde einem RNase A (100µg/ml) Verdau unterzogen. Je 1 ml dieses RNase-behandelten Überstandes wurde über 5 %-30 % Sucrosegradienten (10 mM Tris , pH 7,5, 1 mM EDTA) gereinigt. Für salzgewaschene Minichromosomen wurden 500 mM NaCl, für native Minichromosomen 150 mM NaCl dem Sucrosegradienten Puffer hinzugefügt. Nach einer Zentrifugation (3h, SW40, 39.000 rpm, 4°C) wurden die Gradienten fraktioniert. Fraktionen, die Minichromosomen enthielten (Agarosegel), wurden vereinigt und über Nacht pelletiert (SW55, 55.000 rpm, 4°C, 16 h). Die Material und Methoden 45 Konzentration der Minichromosomen (nach Deproteinisierung)wurde mittels einem Standard auf einem Agarosegel bestimmt (Gruss, 1995). 3.7 Topologieassay (DEK Assay) Zuerst wurde die benötigte Menge an rekombinantem His-DEK (dephosphoryliert) gegen nE 300 mit 1/10 100 x BSA (10mg/ml) für 90 min auf Schwimmfiltern bei 4°C dialysiert. 175 ng (0,05 pmol) SV40 Minichromosomen oder SV40 DNA wurden mit unterschiedlichen Mengen an His-DEK in nE 100 (20 mM Hepes, KOH, pH 7,6, 100 mM NaCl, 10 mM Natriumbisulfit, 1 mM EDTA) mit Topoisomerase I in einem Gesamtvolumen von 90 µl 1h bei 37°C inkubiert. Die Proben wurden auf 1% SDS eingestellt und mit 10-20 µg Proteinase K versetzt und für 30 min bei 55°C inkubiert. Die DNA wurde durch Ethanolpräzipitation gefällt. Die Produkte wurden auf einem 0,8 % Agarosegel (0,5 x TBE) aufgetrennt und durch Ethidiumbromid (EtBr)-Färbung analysiert. 3.8 DNA-Bandshiftassay (EMSA) Um DNA-Protein Komplexe zu untersuchen, wurden 175 ng linerisierte SV40 DNA (Form III, EcoRI verdaut) mit steigenden Mengen rekombinantem His-DEK oder Deletionsmutanten in nE 100 inkubiert. Das Reaktionsvolumen war 45 µl. Nach einer Stunde bei 37°C wurden die Proben mit 6µl 6 x Probenpuffer versetzt und direkt auf einem 0,6 % Agarosegel (0,5 x TBE-Spezial; 50 mM Tris-Borat, 1 mM EDTA, auf pH 7,8 mit Borsäure eingestellt) aufgetrennt (16h, 2 V/cm), dann mittels EtBr-Färbung sichtbar gemacht. 3.9 Zellkultur, Synchronisation, Radioaktive Markierung mit [32P]-Orthophosphat und [35S]-Methionin (Pulse- und Pulse Chase Experimente), S-20 Extrakte, HancockChromatin und Immunpräzipitation 3.9.1 HeLa und CV1 Zellen HeLa S3 Zellen (menschliche Zervixkarzinomzellen) und CV1- Zellen (Zellen der afrikanischen grünen Meerkatze) wurden auf 145 mm Petrischalen als Monolayerkultur in DMEM mit 5 % FCS (3,75 g/L NaHCO3, 4,5 g/L Glucose) bei 37°C, 100 % Luftfeuchtigkeit und 5 % CO2 kultiviert. Dem Kulturmedium waren 40 µg/ml Penicillin-G und 80 µg/ml Streptomycin-Sulfat zugesetzt. Die Zellen wurden alle 2-3 Tage mit Trypsin (5 mg/ml in PBS) von der Platte gelöst und in einem Verhältnis 1:5 umgesetzt. Zellen, die für Experimente zur Verwendung kamen, wurden am Vortag im Verhältnis 1:2 umgesetzt, damit sie am Folgetag subkonfluent waren. Material und Methoden 3.9.2 46 Insektenzellen High-5 Zellen (Eizellen aus Trichoplusia ni) und SF-9 Zellen (Ovarienzellen aus Spodoptera frugiperda) wurden in Zellkulturflaschen als Monolayerkulturen in Grace`s Insect Medium (Gibco BRL) mit 10 % FCS bei 28°C kultiviert. Die Zellen wurden zum Umsetzten vom Flaschenboden geklopft und im Verhältnis 1:3 oder 1:5 umgesetzt. Floater (bei SF-9) wurden regelmäßig abgesaugt. 3.9.3 Synchronisation und in vivo Pulse-Markierung Orthophosphat und [35S]-Methionin mit [32P]- Für die Arretierung von HeLa S3 Zellen im Übergang G1/S-Phase wurde die Methode des doppelten Thymidin-Blocks gewählt. Es wurden je 2 x 106 HeLa Zellen in 10 ml Medium auf 94 mm Zellkulturschalen (für FACS Analysen: 8 x 105 in 2,5 ml Medium auf 64 mm Zellkulturschalen) ausgesät. Nach 4 h wurden 2 ml (0,5 ml) einer 13,2 mM Thymidin-Stammlösung (in Medium, sterilfiltriert, äquilibriert) den Zellen gegeben (Endkonzentration 2,2 mM). Nach einer Inkubation für 14-16 h (1.Block) wurden die Platten 2 x mit Medium gewaschen und erneut mit der entsprechenden Menge Medium aufgefüllt und für 9 h inkubiert (Release). Im Anschluss daran wurde wieder Thymidin zugegeben und für weitere 12-14 h inkubiert (2. Block). Ein weiterer Release folgte. Die Zellen befanden sich nun im G1/S Phase Übergang und laufen synchron durch den Zellzyklus. Die Zellen wurden zu bestimmten Zeiten nach dem Release geerntet. Tabelle 3-1 Synchronisierung I II Tag 1 6:00 Aussaat 10:00 Thymidin (1.Block) 18:00 Aussaat 22:00 Thymidin (1.Block) 24:00 Release Tag 2 9:00 Thymidin (2.Block) 12:00 Release 21:00 Release Thymidin (2.Block) 9:00 Release (G1/S Phase) Tag 3 Frühe G1 Material und Methoden 47 Für die Untersuchung der Phosphorylierung von DEK wurden die Zellen mit [32P]-Orthophosphat markiert. Die synchronisierten Zellen wurden dafür zweimal mit 1x SSC (150 mM NaCl, 15 mM Natriumcitrat) und einmal mit phosphatfreiem Medium gewaschen. Es folgte eine Inkubation in 5 ml phosphatfreiem Medium mit 200 µCi [32P]-Orthophosphat. Für die Untersuchung der Neusynthese und Halbwertszeit von DEK wurden die Zellen gleich behandelt und in methioninfreiem Medium mit 200 µCi [35S]Methionin markiert. Für die Ermittlung der Halbwertszeit wurden die Zellen nach der Markierung in Medium mit einem zehnfachen Überschuss an Methionin entlassen (Pulse-Chase). 3.9.4 FACS Analyse Zur genauen Bestimmung der Zellzyklusphase von Zellen wurde die FACS (fluorescence activated cell sorting)-Analyse verwendet. Mit dieser Methode lässt sich der DNA-Gehalt einer Zelle bestimmen und damit das Stadium der Zelle im Zellzyklus ermitteln. Die Zellen wurden dreimal mit eiskaltem PBS/5 mM EDTA gewaschen und mit 5 ml PBS/5 mM EDTA über Nacht bei 4°C auf der Platte inkubiert. Die Zellen lösen sich durch das EDTA (Chelierung divalenter Kationen, Zerstörung der Zell-Zell Kontakte) von der Platte ab und wurden in Zentrifugenröhrchen gesammelt. Die Zellzahl wurde durch Zellzählung mit dem Coulter-Counter (Beckmann) bestimmt. Für eine Messung wurden 4x105 Zellen abzentrifugiert und in 50 µl PBS/5 mM EDTA aufgenommen. Nun wurde die Propidiumiodid (PI) Färbelösung hergestellt. Für 4 x 105 Zellen benötigt man 18 µg PI. Es wurde eine PI Stocklösung hergestellt (1,4 mg/ml bidest H2O). Für einen Ansatz wurden 12,8 µl PI (= 18 µg) und 0,5 % Triton X-100 verwendet. Der Ansatz wurde auf 250 µl mit PBS/5 mM EDTA aufgefüllt und der Zellsuspension beigefügt (Endvolumen 300µl). Die Proben wurden für 30 min auf Eis und im Dunkeln inkubiert und anschließend in einem FACS Gerät (FACS-Calibur, BD Bioscience) vermessen. Die Auswertung erfolgte mit dem Programm CellQuest (BD Bioscience). 3.9.5 Herstellung von Hanckock Chromatin Die Präparation von Chromatin nach Hancock (Hancock, 1974) beruht auf der salzfreien Extraktion von Kernen. Deshalb mussten alle verwendeten Glaswaren ausgiebig mit bidest H2O gespült werden, da schon geringste Salzspuren zum Platzen der Kerne führen würden. Alle Arbeiten wurden im Kühlraum und auf Eis durchgeführt. Eine HeLa S-3 Platte (145 mm, 2-4 107 Zellen) wurde dreimal mit je 50 ml EDTA-Puffer (0,25 mM EDTA, pH 8, 0,2 mM Tris) gewaschen und beim letzten Schritt für 2 min inkubiert. Jetzt wurde die Platte mit 40 ml EDTA-Puffer für 30 min auf Eis inkubiert (Zellen lösen sich von der Platte). Der Überstand wurde abgezogen und die Zellen sehr vorsichtig von Material und Methoden 48 der Platte geklopft. Beides wurde in einem Zentrifugenröhrchen gesammelt und pelletiert (600 g, 10 min, 4°C, Jouan). Der Überstand wurde abgezogen und stellt den EDTA-Überstand dar (S1). Das Pellet wurde durch sanftes Schütteln resuspendiert, mit 10 ml EDTA-Puffer versetzt, mittels einer Pateurpipette in ein 13 ml Zentrifugenröhrchen überführt und erneut pelletiert. Der Überstand wurde mit S1 vereinigt. Das Pellet wurde resuspendiert, in 2 ml EDTA-Puffer aufgenommen und unter leichtem Schwenken wurden 2 ml einer 1 % NP-40 Lösung (in EDTA-Puffer) dazupippetiert und für 5 min auf Eis inkubiert. Die Chromatinkörperchen durften nicht klumpen oder kleben, denn dies wäre ein Zeichen für gescherte genomische DNA, die die Präparation unbrauchbar machen würde. Die Chromatin-Lösung wurde nun auf 12 ml einer Sucrose Lösung (100 mM Sucrose, 0,5 mM Tris, pH 8) aufgeschichtet (Corex-RG Glasröhrchen) und für 15 min bei 4000 rpm (HB-4) zentrifugiert. Der Überstand wurde abgenommen (NP-40 Überstand, S2), das Pellet erneut in 2 ml EDTAPuffer aufgenommen und über ein zweites Sucrose-Kissen zentrifugiert. Die beiden Überstände wurden vereinigt. Das gallertartige, durchsichtige Pellet enthielt nun die Chromatinkörperchen (chromatin bodies). Diese wurden in 500 µl EDTA-Puffer resuspendiert und der DNA-Gehalt wurde bei OD260 nm vermessen. Die Proteine aus den entsprechende Überständen wurden gefällt und die Proben mittels Immunblot analysiert. 3.9.6 Immunpräzipitation Für die Immunfällung von DEK wurde HeLa S-3 Zellen fraktioniert (siehe 3.14). Die Kernfraktion wurde in einem Schritt mit 450 mM NaCl extrahiert. Extrakte wurden entweder frisch oder eingefroren verwendet. Nach dem Auftauen wurden die Extrakte bei 4°C, 10 min abzentrifugiert (14.000 rpm, Eppifuge) um Proteinpräzipitate zu entfernen. Im Falle von Synchronisierungsreihen wurde der Proteingehalt der Extrakte mittels einem Proteinbestimmungskit (Pierce, BCA) ermittelt. Die Extrakte wurden auf den gleichen Proteingehalt und auf 0,5 % NP-40 eingestellt. Für ca. 2-3 x 106 Zellen wurden 3 µg monospezifischer, polyklonaler α-DEK Antikörper (rabbit) verwendet. Der Antikörper wurde zusammen mit den einzelnen Extrakten für 1 h und unter ständigem Rollen bei 4°C inkubiert. Nach Zugabe von 30 µl einer 50 % Protein A Sepharose Lösung zu den einzelnen Proben wurde eine weitere Stunde bei 4°C gerollt. Die Immunkomplexe wurden nun dreimal mit Extraktionspuffer (20 mM Hepes, pH 7,4, 0,5 mM MgCl2, 450 mM NaCl) gewaschen (5min, 4°C, 14.000 rpm, Eppifuge) und anschließend von der Protein A Sepharose mit 2 % SDS, 5 % βMercaptoethanol eluiert. Die Elution wurde bei 37°C für 1 h durchgeführt. Die Beads wurden dann je dreimal nacheluiert, die Eluate vereinigt und die Proteine mittels der Wessel und Flügge Fällung präzipitiert. Die Proteinpellets wurden bei 55°C für mindestens 30 min getrocknet. Für die Analyse in der SDS-PAGE wurden sie zuerst mit 2 % SDS versetzt und für 30 min bei 55°C inkubiert. Es Material und Methoden 49 erfolgte dann die Zugabe von 200 mM DTT (Endkonzentration) und Inkubation für 10 min bei RT. Zuletzt wurde den Proben ein 10 x Lämmli-Ergänzungspuffer (10x, 50 % Glycerin, 40 % β-Mercaptoethanol, 10 % 1M Tris, pH 7,6) beigemischt und für 10 min bei 95°C gekocht. Diese Prozedur verhindert große Antikörperkomplexe im Gel, die zu Fehlinterpretationen in der nachfolgenden Analyse führen würden. Die Proben wurden nun durch SDS-PAGE aufgetrennt, auf eine Membran transferiert und mittels Autoradiographie und Immunblot analysiert. 3.9.7 Herstellung von S-20 Extrakten Für die Herstellung von S-20 (S-100) Extrakten wurden 10-20 HeLa S-3 Platten (145 mm Ø) verwendet. Alle Arbeiten wurden im Kühlraum und auf Eis durchgeführt. Die Zellen wurden zweimal mit eiskaltem PBS gewaschen, mit einem Gummischaber von der Platte entfernt und in 13 ml Zentrifugenröhrchen gesammelt. Nun wurden sie pelletiert (164 g, 10 min, 4°C, Jouan) und in 5 ml hypotonem Puffer plus Sucrose aufgenommen (20 mM Hepes-KOH, pH 7,5, 5 mM KCl, 1,5 mM MgCl2, 250 mM Sucrose, 0,1 mM DTT (kurz vor Gebrauch zugeben) ) und erneut pelletiert. Das Zellpellet wurden nun in 10 ml hypotonem Puffer ohne Sucrose aufgenommen und erneut pelletiert. Das Volumen des Pellets verdoppelt sich bei diesem Schritt. Falls bei der Pelletierung keine eindeutige Grenze zwischen Pellet und Überstand zu sehen war, wurde erneut zentrifugiert. Das Pellet wurde nun in einen Douncer überführt (5 ml, S- Fit) und für 10 min auf Eis inkubiert (weitere Schwellung der Kerne). Anschließend wurde 12 mal gedounct (Brechen der Zellmembran) und die Zellsuspension wurde für weitere 30 min auf Eis inkubiert (Elution der Kernproteine). Die Suspension wurde dann in Ultrazentrifugenröhrchen überführt und für eine Stunde zentrifugiert (z.B TLA-45, 20.000 g (20.000 rpm), 100.000 g (45.000 rpm), 4°C), der Überstand abgenommen, vereinigt und in vorgekühlte Reaktionsgefäße aliquotiert und bei – 70°C gelagert. Die Pelletfraktion wurde bei Bedarf mit steigenden NaCl Mengen, oder SDS nacheluiert und wie oben beschriebenen behandelt. Es folgte eine Proteinbestimmung mit BSA als Standard (Biorad- Assay). Die gelagerten Extrakte wurden maximal 3 Monate verwendet. 3.10 In Vitro Phosphorylierung Rekombinantes, dephosphoryliertes His-DEK wurde mit S-20 Extrakt (150 µg Gesamtprotein), in der Anwesenheit von 1 mM Na-Vanadat, 20 mM NaF, 1 x Complete und 30 µCi [γ-32P] ATP (spezifische Radioaktivität > 4000 Ci/mmol) bei 30°C für verschiedene Zeitpunkte inkubiert. Bei Verwendung von Inhibitoren (z.B TBB) wurden diese 10 min vor Reaktionsbeginn (= Zugabe von His-DEK und [γ-32P] ATP) zu dem Ansatz gegeben und auf Eis vorinkubiert. Die Material und Methoden 50 Phosphorylierungsreaktion wurde durch Zugabe von 500 mM NaCl, 0,5 % NP40 und 40 µM ATP (im Premix) auf Eis abgestoppt. His-DEK wurde nun über Ni-NTA Agarose aus dem Ansatz gereinigt. Elution der Beads erfolgte mittels dreimaliger Elution mit 2 % SDS bei 55°C. Die Eluate wurden vereinigt und Wessel-Flügge-gefällt. Die Proben wurden mittels Immunblot und Autoradiographie untersucht. Rekombinantes Geminin, das als Kontrolle diente, wurde über Immunfällung aus den Ansätzen gereinigt und gleich behandelt (Kulartz et al., 2003). 3.11 In-Gel-Kinaseassay Vor dem Gießen des SDS-Polyacrylamid-Geles wurde der Gelmixtur 40 µg/ml dephosphoryliertes His-DEK beigefügt. Das Gel wurde gegossen, und während der Auspolymerisierung erfolgte eine kovalente Kopplung von DEK an die Polyacrylamid Struktur. Nun trennte man über dieses Gel steigende Mengen an S-20 HeLa Zellextrakt und gereinigte Kinasen (SDS-PAGE unter Standardbedingung). Das Gel wurde nach der Elektrophorese zweimal mit Puffer A (50 mM Tris, pH 8, 20 % Isopropanol, je 30 min mit 100 ml), zweimal mit Puffer B (50 mM Tris, pH 7,5, 5 mM β-Mercaptoethanol, je 30 min mit 100 ml) und einmal für 1 h in Puffer C (Puffer B + 6 M Guanidinium-HCl, 200 ml) inkubiert. Dies diente der Entfernung von SDS und der erneuten Denaturierung der Proteine. Um nun die Proteine zu renaturieren, wurde das Gel über Nacht bei 4°C in Puffer B + 0,05 % Tween geschwenkt (je 200 ml mit 5 Pufferwechseln). Dann wurde es kurz in Kinase Puffer (25 mM Hepes, pH 7,8, 10 mM MgCl2, 2 mM CaCl2, 25 µM ATP) geschwenkt und in 10 ml Kinase Puffer mit 10 µCi [γ-32P] ATP /ml für eine Stunde bei 25°C inkubiert. Es erfolgten Waschschritte: 5 x mit je 200 ml Puffer D (5 % TCA, 1 % NaPyrophosphat) über einen Zeitraum von 2-3 h. Eine Commassie Färbung wurde durchgeführt, um die Proteinbanden sichtbar zu machen. Nach erfolgter Trocknung wurde das Gel in der Autoradiographie analysiert (Geahlen et al., 1986), (Lacks and Springhorn, 1980; Kameshita and Fujisawa, 1989). 3.12 Filter-Bindungs-Assay Rekombinantes, dephosphoryliertes His-DEK wurde mit verschiedenen gereinigten Kinasen inkubiert (je 10 units). Die Kinasen und His-DEK wurden in dem entsprechenden Puffer in Anwesenheit von 1 µCi [γ-32P] ATP für verschiedene Zeiten bei 30°C inkubiert. Zum Stoppen der Reaktion wurden Aliquote abgenommen, in 5 ml 5% Na-Pyrophosphat verdünnt und auf Nitrocellulose-Filter gebracht (Filtrationsapparatur). Die Filter wurden dann dreimal mit definierten Volumina 5% Na-Pyrophosphat gewaschen, getrocknet und in einem Liquid Scintillation Counter vermessen. Material und Methoden 51 Folgende Puffer wurden zur Messung der Phosphorylierungsaktivität der Proteinkinasen verwendet: -CK2: 20 mM Hepes, pH 7,8, 10 mM MgCl2, 10 mM CaCl2 -PKC: 20 mM Hepes, pH 7,4, 2 mM CaCl2, 10 mM MgCl2, 1mM DTT -GSK-3: 20 mM Tris, pH 7,5, 10 mM MgCl2, 5 mM DTT Gereinigte Protein Kinase CK2 (Holoenzym, bis zur Homogenität aus Rattenleber aufgereinigt) war ein Geschenk von L.A Pinna (Universität Padua, Italien). Protein Kinase C (PKC, Mischung aus α, β, γ Isoformen aus Rattenhirn aufgereinigt) und Glykogen Synthase Kinase 3 (GSK-3, β-Isoform, rekombinat aus E.coli) wurden käuflich erworben. Für Filterbindungen mit radioaktiv markierter DNA wurden 10 ng SV40 DNA (Markierung siehe 3.13) mit steigenden Mengen an dephosphoryliertem, rekombinantem oder CK2-phosphoryliertem His-DEK in einem Gesamtvolumen von 30µl, entweder in nE50 oder nE100 angesetzt. Nach einer Inkubation für 1 h bei 37°C wurden die Proben auf Nitrocellulose-Filter gebracht und dreimal mit je einem ml nE50 oder nE 100 gewaschen. Die Auswertung erfolgte wie oben beschrieben. 3.13 South-Western-Analysen Um Protein-DNA Wechselwirkungen zu untersuchen, wurde die Methode des South-Western Assays verwendet. SV40-DNA wurde zuerst mit der Restriktionsendonuklease Hinf I verdaut, um Fragmente verschiedener Länge zu bekommen und 5`-Überhänge zu generieren. 5-10 pmol dieser DNA wurden nun mit je 7 mM dGTP, dTTP, dCTP und 20-50 µCi [α-32P] ATP, und KlenowPolymerase für 30 min bei 37°C inkubiert. Anschließend wurde der Ansatz über eine Sephadex G25-Spin-Säule gereinigt. Der erhaltene Einbau wurde im Szintillationszähler nach Cherenkow ermittelt. Identische Mengen an dephosphoryliertem und phosphoryliertem His-DEK wurden über SDS-PAGE aufgetrennt und auf eine Nitrocellulose-Membran transferiert. Diese Membran wurde nun mit 50 mM Tris, pH 7,5, 50 mM NaCl, 1 mM DTT, 1 mM EDTA und 5 % Magermilchpulver für eine h bei RT geblockt. Als Sonde wurden 1x106 cpm/ml Hinf I und endmarkierte SV40-DNA verwendet. Nach einer Inkubation für 1 h bei RT, wurde die Membran 5x mit 10 mM Tris, pH 7,5, 50 mM NaCl, 1 mM DTT und 1 mM EDTA gewaschen, getrocknet und eine Autoradiographie und ein Immunblot durchgeführt. 3.14 Zellfraktionierung Eine nicht subkonfluente HeLa S3 Zellplatte (145 mm Ø, am Vortag 1:2 umgesetzt) wurde dreimal mit eiskaltem hypotonem Puffer gewaschen (20 mM Material und Methoden 52 Hepes, pH 7,4, 20 mM NaCl, 5 mM MgCl2), um Mediumproteine zu entfernen. Die Zellen wurden vorsichtig von der Platte geschabt, in einem 13 ml Röhrchen gesammelt und auf ein Endvolumen von 5 ml eingestellt. Die verwendete Puffermenge wurde immer der Plattengröße angepasst. Die Zellen wurden nun für 15 min auf Eis inkubiert, dann durch fünfmaliges douncen aufgebrochen. Durch das Magnesium im Puffer bleiben die Kernporenkomplexe geschlossen und die Kerne intakt. Nun wurde die Zellsuspension für 5 min bei 2000 rpm abzentrifugiert (HB-4, 4°C), um im Überstand das Cytosol zu erhalten (alle löslichen cytosolischen Proteine). Das Pellet wurde gevortext, mit 1 ml hypotonem Puffer versetzt, erneut gevortext und auf 5 ml mit hypotonem Puffer aufgefüllt. Unter Schwenken wurden tropfenweise 250 µl einer 10 % NP-40 Lösung dazupipettiert (Endkonzentration 0,5 %) und für 15 min auf Eis inkubiert. NP-40 ist ein nicht-ionisches Detergenz, das die Kernmembran sanft zerstört. Dadurch werden lösliche nukleosolische und nicht NP-40 resistente Proteine freigesetzt. Eine erneute Zentrifugation (2500 rpm, HB-4, 5 min, 4°C) ergibt das Nukleosol. Des resultierende Pellet enthält nun alle chromatingebundenen Proteine, die Kernmatrix und genomische DNA. Diese Struktur lässt sich nun mit steigenden NaCl Mengen extrahieren (20 mM Hepes, pH 7.4, 0.5 mM MgCl2, 0-500 mM NaCl, +- 300 mM Sucrose). Das Pellet wurde hierfür in dem entsprechenden Puffer aufgenommen, für 15 min auf Eis inkubiert und wie oben zentrifugiert. 3.15 Mikrokokken Nuklease Verdau Mikrokokken Nuklease (MNase) ist ein häufig verwendetes Werkzeug in der Chromatin-Forschung. MNase schneidet im „linker“-Bereich zwischen zwei Nukleosomen und hat die Eigenschaft RNA zu degradieren. Je nach MNase Menge und Dauer des Verdaus kann man verschieden lange Chromatinfragmente, bis hin zum Mononukleosom aus dem Zellkern freisetzen und diese analysieren. Die Zellkerne von HeLa S3 Zellen wurden analog zu Punkt 3.14 extrahiert. Cytosol und Nukleosol wurden verworfen, die Kerne dann zweimal mit 50 mM oder 100 mM NaCl Kernextraktionspuffer gewaschen. Nach dem letzten Waschschritt wurde das Pellet in 0.5 ml Extraktionspuffer aufgenommen und die OD260nm bestimmt. Die Kernlösung wurde auf 500 µg DNA/ml und 2 mM CaCl2 eingestellt, dann für 10 min bei 14°C äquilibriert. Mit der Zugabe der MNase wurde die Reaktion gestartet. Abgestoppt wurde zu der gewünschten Zeit auf Eis und durch Zugabe von 8 mM EDTA (Endkonzentration). Freigesetzte Chromatinfragmente wurden durch Zentrifugation (10 min, 14.000 rpm, Eppifuge, 4°C) von unlöslichen Bestandteilen getrennt. Der Überstand enthält nun die gewünschten Mono- bis Oligonukleosomen mit den daran gebundenen Proteinen. Material und Methoden 3.16 53 Sucrose-Dichtengradientenzentrifugation Dephosphoryliertes, rekombinantes His-DEK wurde mit salzgewaschenen SV40-Minichromosomen in Anwesenheit von 10 units Topoisomerase I für 1 h in nE 50 (20 mM Hepes, pH 7,6, 50 mM NaCl, 10 mM Na-Bisulfit, 1 mM EDTA) und 37°C inkubiert (molares Verhältnis DEK/DNA : 60). Danach wurden 2 mM Na-Vanadat, 30 mM NaF, 50 µM ATP und 60 µCi [γ-32P] ATP zu dem Ansatz gegeben. Um die in situ Phosphorylierung zu starten, wurde zu den DEKhaltigen Minichromosomem 300 units CK2 gegeben und für eine weitere h bei 37°C inkubiert. Die Proben wurden nun auf 5 -30 % Sucrose Gradienten (nE 70, 2 mM Vanadat, 30 mM NaF) aufgeschichtet und für 3 h bei 36.000 rpm in einem SW40 Rotor zentrifugiert. Die Gradienten wurden in 600 µl Fraktionen eingeteilt. Die einzelnen Fraktionen wurden halbiert, aus einer Hälfte wurde die DNA, aus der anderen Hälfte die Proteine aufgereingt. Für die Auftrennung von nativen Oligonukleosomen wurden 5-40 % Sucrose Gradienten verwendet (in 20 mM Hepes, pH 7,5, 0,5 mM MgCl2, 100 mM NaCl, 1 mM Na-Vanadat, 30 mM NaF). Nach der Zugabe von dephosporyliertem und CK2 phosphoryliertem His-DEK wurden die nativen Oligonukleosomen für 1 h bei 37°C, in der Anwesenheit von Protease –und Phosphatase Inhibitoren inkubiert. Die Zentrifugation erfolgte für 14 h bei 36.000 rpm bei 4°C. Die Aufreinigung der Proteine und der DNA vollzog sich wie oben beschrieben. 3.17 RNA-Präparation, Reverse Transkription und Real Time PCR Gesamt RNA wurde aus HeLa S3 Zellen mittels eines RNAeasy Kit (Qiagen) gereinigt und DNAse I verdaut. Die Konzentration der RNA wurde photometrisch und die Qualität wurde auf einem Agarosegel bestimmt (als Indikator wurde die 18 S und 28 S rRNA verwendet, welche klare, scharfe Banden liefern mussten). Die Reverse Transkription wurde folgendermaßen durchgeführt: -1 µg Gesamt-RNA + 0,5 µg (25 pmol) OligodT –Primer -auf 11 µl mit RNAse-freiem Wasser auffüllen -5 min bei 70°C inkubieren -+ 5 µl 5 x Reaktionspuffer -+ 2µl 10 mM dNTP Mix - +0,5 µl RNAse Inhibitor (20 units) - +0,5 µl RNAse-freies Wasser -5 min bei 37°C inkubieren Material und Methoden 54 - + 1 µl Reverse Transkriptase (200 units, RevertAid M-MuLV Reverse Transcriptase, MBI Fermentas) - 60 min bei 42°C inkubieren, 10 min bei 70°C - cDNA mittels Ethanol Präzipitation fällen - PCR mit spezifischen Primern Für die PCR Reaktion wurden DEK-spezifische und als interne Kontrolle β-Aktin spezifische Primer verwendet (je 5 pmol). DEK–89-for: 5`-CGA AAT GCC CGG TCC CAG AGA-3` DEK–634-rev: 5`-TCG CTT AGC CTT CCT TGC CAT TCC-3` β-Aktin-583-for: 5`-CTA GAA GCA TTT GCG GTGGAC CAT-3` β-Aktin-1169-rev: 5`-CTG GCC GGG ACC TGA CTG AC-3 Für die spezifische c-DNA Amplifikation wurde das LightCycler System (Roche) mit dem LightCycler-FastStart DNA Master SYBR Green I Kit nach den Empfehlungen des Herstellers verwendet. Als Standard wurde eine Verdünnungsreihe von 5-5000 pg cDNA von asynchronen HeLa S3 Zellen verwendet. 3.18 Massenspektrometrie 3.18.1 In-Gel-Verdau His-DEK wurde dephosphoryliert und durch CK2 in vitro rephoshoryliert. Auftrennung erfolgte durch SDS-PAGE (10 %) und das Gel wurde durch Coomassie gefärbt. Die Banden wurden ausgeschnitten und in einer 60 % Acetonitril/H2O Mischung für 20 min bei 25°C entfärbt. Nach der Lyophilisierung der Gelstücke wurden diese mit 50 mM NH4HCO3 für 20 min bei 25°C wieder rehydriert. Dies wurde zweimal wiederholt und die letzte Rehydration erfolgte mit 12.5 ng Trypsin (modified Trypsin, Promega)/ µl in 50 mM NH4HCO3 für 45 min bei 4°C. Die Gelstückchen wurden dann für 12 Stunden bei 37°C inkubiert. Die Elution der Peptidfragmente erfolgte mit einer 60% Acetonitril/H2O Mischung für 3-4 Stunden. Die Eluate wurden bis zur Trockenheit lyophilisiert. Vor der Analyse wurden die Proben durch Behandlung mit ZipTipC18, nach den Empfehlungen des Herstellers, entsalzt und mit einem GELoader tip (Eppendorf) in einem Volumen von 5 µl einer 50 % Methanol/0,1 % CH3COOH Lösung in die Nanospray Nadel überführt. 3.18.2 Triple-Quadrupole-Ion-Trap-Massenspektrometrie Zur Identifizierung der Phopshoakzeptor Stellen in dem DEK Protein wurde das Q TRAP Massenspektrometer (Applied Biosystems MDS SCIEX Q TRAP Material und Methoden 55 LC/MS/MS System) verwendet. Phosphopeptide tendieren durch Kollision in einem Energiefeld ihre Phosphatgruppen zu verlieren. Der Verlust einer Phosphatgruppe, PO3, hat ein Charakteristikum von m/z von entweder 79 Da im negativen Ionen-Modus oder von 98 Da im positiven Ionen-Modus. Dies entspricht dem Verlust von entweder H3PO4oder HPO32-und H2O (b Elimination, neutral loss). Diese Eigenschaft wurde auf der Suche nach Phosphorylierungsstellen ausgenutzt. Die Methode der Quadrupole Ion Trap Massenspektrometrie wurde also dazu verwendet, zuerst Phosphopeptide zu isolieren, diese durch MS/MS zu charakterisieren um dann durch den Verlust der Phosphatgruppe auf die Phosphoryrielungsstelle zu schließen. 3.18.3 Datenbank-Suche und Kennzeichnung der Phosphopeptide Die gesamten MS/MS Daten wurden direkt mit dem Analyst Programm (Applied Bioscience) in Kombination mit der MASCOT MS/MS Ion Search Engine (www.matrixscience.com) ausgewertet. In die Auswertung flossen ein: Trypsin (modified), Phosphorylierung und Oxidation von Methionin. Für alle gefundenen Peptide wurden die Spektren noch manuell ausgewertet. Es standen genügend Information zur Verfügung, um die Peptidsequenz samt der phosphorylierten Aminosäuren anzugeben. 4 Ergebnisse 4.1 Biochechemische Charakterisierung von DEK in vivo DEK wurde in früheren Studien als chromatingebundenes Protein identifiziert, dessen Lokalisierung, Menge und Chromatinbindung keiner zellzyklusspezifischen Schwankung unterliegt (Kappes et al., 2001). Hier sollten im Anschluss an die biochemischen Charakterisierungen die DEK mRNAMenge, die Neusyntheserate, die Halbwertszeit und die Phosphorylierung von DEK während des Zellzyklus studiert werden. 4.1.1 DEK mRNA während des Zellzyklus Verschiedene Studien zeigten, dass DEK in stark proliferierenden Zellen und in Krebszellen eine erhöhte Expression aufweist, jedoch war nicht bekannt, ob die Expression innerhalb eines Zellzyklus einer Regulation unterliegt. Diese Fragestellung wurde im Folgenden behandelt. Zur Ermittlung der DEK-mRNA-Menge während des Zellzyklus wurden HeLa S3-Zellen mittels eines doppelten Thymidinblocks synchronisiert und die Gesamt-mRNA zu verschiedenen Zeitpunkten nach dem Release gewonnen und mittels reverser Transkriptase in cDNA umgeschrieben. Um Histon-mRNAs und rRNAs, die den Hauptbestandteil der Gesamt-RNA bilden, zu eliminieren, wurden zum Umschreiben in cDNA oligo-dT Primer verwendet. Dadurch erfolgte die ausschließliche Amplifikation von proteinkodierenden mRNAs mit einem polyA-Ende. Eine Analyse der so gewonnenen c-DNAs durch RealTimePCR mit DEK-spezifischen Primern erfolgte im Anschluss. Als interne Kontrolle diente β-Aktin, dessen mRNA-Menge zu allen Zeitpunkten im Zellzyklus konstant vorliegt. Die Spezifität der RealTime-PCR für DEK und β-Aktin wurde durch Schmelzpunktanalysen und Agarosegelelektrophorese überprüft (Daten nicht gezeigt). Ergebnisse 57 Abbildung 4-1 DEK m-RNA während des Zellzyklus HeLa S3 Zellen wurden mittels eines doppelten Thymidinblocks synchronisiert. Zu den angegebenen Zeiten nach dem Release (0h: G1/S-Phase-Übergang, 3h: frühe S-Phase, 6h: max. S-Phase, 9h: G2/Mitose, 12h: frühe G1-Phase, 15, 18h : Mitte- und späte G1-Phase, 21h: G1/S-Phase-Übergang) wurde Gesamt-RNA extrahiert und durch reverse Transkiptase in cDNA umgeschrieben. Die cDNA wurde mittels RealTime-PCR quantifiziert (Daten wurden gegen β-Aktin normiert). Gezeigt sind gemittelte Werte aus 2 unabhängigen Experimenten. Die Zellzyklusstadien wurden parallel durch FACS analysiert. In Abbildung 4-1 ist zu erkennen, dass die DEK-mRNA-Menge zu allen gemessenen Zeitpunkten im Zellzyklus konstant ist. In der G1-Phase ist ein leichter, jedoch nicht signifikanter Anstieg der mRNA-Menge zu beobachten (15 h release). 4.1.2 Neusynthese des DEK-Proteins während des Zellzyklus Da die mRNA-Menge von DEK keiner oder nur einer geringen zellzyklusabhängigen Schwankung unterliegt, war es in diesem Zusammenhang interessant, die Neusynthese von DEK zu untersuchen. Dafür wurden HeLa S3 Zellen, wie in 4.1.1 beschrieben, synchronisiert und mit [35S]Methionin für je drei Stunden vor der Ernte markiert (Abbildung 4-2, Zeitpunkt der Ernte = 3h Markierung). So erreicht man eine Markierung der neusynthetisierten Proteine in diesem Zeitfenster. Die Zellen wurden zu den angegebenen Zeitpunkten geerntet und DEK mittels Immunfällung aus den 450 mM NaCl-Extrakten präzipitiert, wobei die Fällung von DEK aus den einzelnen Proben immer quantitativ war (Daten nicht gezeigt). Die Analyse der gewonnenen Immunkomplexe erfolgte über SDS-PAGE, Autoradiographie und Immunblot (Abbildung 4-2). Ergebnisse 58 Abbildung 4-2 Neusynthese von DEK während des Zellzyklus HeLa S3 Zellen wurden durch einen doppelten Thymidinblock synchronisiert und vor den angegebenen 35 Zeitpunkten für 3 Stunden mit je 200 µCi [ S]-Methionin markiert. Nach einer Zellfraktionierung wurde DEK mittels monospezifischen, polyklonalen Antikörpern aus dem 450 mM-NaCl-Extrakt gefällt. Die Extrakte der einzelnen Zeitpunkte wurden in ihrem Gesamtproteingehalt angeglichen. Die Immunkomplexe 35 wurden durch Immunblot (DEK) und Autoradiographie ( S) analysiert. Oben sind die Zellzyklus-Phasen angegeben (durch FACS analysiert, Daten nicht gezeigt). IgGHc kennzeichnet die Position der schweren Immunglobulin-Kette. Die erhaltenen Banden wurden mittels eines Densitometrie-Programmes (NIHImager) ausgewertet und in einem Balkendiagramm dargestellt (unten), wobei das Verhältnis von Immunblot/Autoradiographie gezeigt ist. Die Neusynthese von DEK erfolgt während des ganzen Zellzyklus und ist keiner signifikanten Schwankung unterworfen, was mit der mRNA-Menge korreliert (Abbildung 4-1). In den Proben 15, 18 und 21 wurde weniger DEK gefällt, was Ergebnisse 59 auf den Proteinabgleich zurückzuführen ist, denn die Gesamt-DEK-Menge ändert sich innerhalb des Zellzyklus nicht (Kappes et al., 2001). Diese beiden Beobachtungen (Abbildung 4-1, Abbildung 4-2) zeigen, dass DEK während des ganzen Zellzyklus neu synthetisiert wird. Da es jedoch zu keiner Zunahme oder Akkumulation kommt (Kappes et al., 2001), stellt sich die Frage, wie stabil ein neu synthetisiertes DEK-Molekül in der Zelle ist. Um diesen Punkt näher zu untersuchen, wurden „Pulse-Chase“-Experimente durchgeführt. 4.1.3 Halbwertszeit des DEK-Proteins in vivo Zur Untersuchung der Halbwertszeit von DEK wurden asynchron wachsende HeLa S3-Zellen für drei Stunden mit radioaktivem [35S]-Methionin markiert („pulse“), dann in Medium mit zehnfachem Überschuss an Methionin entlassen und bis zu 72 Stunden weiter kultiviert. Zu verschiedenen Zeitpunkten wurden die Zellen geerntet, eine Zellfraktionierung durchgeführt und DEK quantitativ über Immunfällungen aus den 450 mM-NaCl-Extrakten gewonnen. Nach der Analyse der Immunkomplexe durch Autoradiographie und Immunblot wurden die Signale densitometrisch verglichen und als Funktion der Zeit aufgetragen (Abbildung 4-3, unten). Der 0-Wert (nach 3h Markierung) wurde als 100% gesetzt. Nach 24 h waren noch 47% der anfänglich markierten DEK-Population detektierbar. Daraus lässt sich eine relative Halbwertszeit von 20 h errechnen. Es scheinen verschiedene DEK-Populationen vorzukommen, da bei 60 h nur noch 12,5 % der DEK Population markiert sein sollten, eine Halbwertszeit von 20 Stunden vorausgesetzt. Tatsächlich sind noch 21 % der DEK Population markiert. Dies könnte ein Hinweis auf die Existenz von verschiedenen DEKPopulationen sein, die vielleicht abhängig von ihrer posttranslationalen Modifikation oder ihren Bindungspartnern verschieden schnell abgebaut werden. Ergebnisse 60 Abbildung 4-3 Halbwertszeit von zellulärem DEK A. B. 4.1.4 Asynchron wachsende HeLa S3 Zellen wurden für drei Stunden mit 200 µCi [35S]-Methionin markiert („pulse“). Die Zellen wurden anschließend in Medium mit einem 10-fachen Überschuss an Methionin kultiviert („chase“) und zu den angegebenen Zeitpunkten geerntet. Nach einer Zellfraktionierung und Abgleich der Proteinmengen wurde DEK mittels monospezifischen, polyklonalen Antikörpern aus dem 450 mM-NaCl-Extrakt gefällt. Die Immunkomplexe wurden durch Immunblot und Autoradiographie analysiert. IgGHc kennzeichnet die Position der schweren Immunglobulin-Kette. Als Kontrolle wurde HeLa S3-Extrakt aufgetragen. Die erhaltenen Banden wurden densitometrisch (NIH-Image) ausgewertet und in einem Diagramm als Zeitfunktion aufgetragen Dargestellt ist das Verhältnis von Immunoblot zu Autoradiographie. Die Position eines Proteinstandards ist in kDa angegeben. DEK wird während des ganzen Zellzyklus phosphoryliert Da weder die Lokalisierung noch die Neusynthese von DEK zellzyklusabhängig sind, sollten im Folgenden posttranslationale Modifikationen von DEK untersucht werden. Zu Beginn dieser Arbeit war bekannt, dass transient exprimiertes DEK in vivo phosphoryliert werden kann (Fornerod et al., 1995), allerdings wurde die DEK-Phosphorylierung bisher nicht näher charakterisiert. So sollte hier die Phosphorylierung von endogenem DEK während des Zellzyklus untersucht werden. Dafür wurden HeLa S3-Zellen synchronisiert und nach dem Entlassen aus dem Thymidinblock für je zwei Stunden mit [32P]Orthophosphat markiert. Nach einer Zellfraktionierung der einzelnen Ansätze erfolgte die quantitative Fällung von DEK aus den 450 mM-NaCl-Extrakten Ergebnisse 61 mittels DEK-spezifischen Antikörpern. Die Immunkomplexe wurden anschließend durch SDS-PAGE, Autoradiographie und Immunblot analysiert. Um die Zellzyklusphasen zu kontrollieren, wurden parallel zu der Markierung HeLa S3-Zellen, die gleich behandelt wurden, für die FACS-Analyse präpariert (Abbildung 4-4, oben). In Abbildung 4-4, A ist zu erkennen, dass im ganzen Zellzyklus radioaktives [32P]-Orthophosphat in DEK inkorporiert wurde (32P). Ein Vergleich von Immunblot (α-DEK) und Autoradiographie (32P) zeigt, dass die Phosphorylierung von DEK in der G1-Phase ihr Maximum erreicht (unteres Balkendiagramm). Eine Behandlung der gefällten Immunkomplexe mit λPhosphatase (eine Serin/Threonin spezifische Protein-Phosphatase) führte zu einem Verlust der radioaktiven Markierung (Abbildung 4-4, B). Infolgedessen muss es sich bei den in vivo Phosphoakzeptorstellen von DEK um Serine oder Threonine handeln (siehe dazu Kapitel 4.3.3). Ergebnisse 62 Abbildung 4-4 Phosphorylierung von DEK in vivo A. B. HeLa S3-Zellen wurden durch einen doppelten Thymidinblock synchronisiert und für zwei h mit 32 200 µCi [ P]-Orthophosphat markiert. Angegeben ist der Zeitpunkt der Ernte. Die Zellen wurden fraktioniert und die Kerne mit 450 mM NaCl extrahiert. Aus den verschiedenen Extrakten wurde DEK mittels monospezifischer Antikörper präzipitiert. Die Immunkomplexe wurden durch SDS32 PAGE, Immunblot (α-DEK) und Autoradiographie ( P) analysiert. IgGHc kennzeichnet die schwere Kette des Antikörpers. Die Intensitäten der Autoradiographiesignale und des Immunblots wurden densitometrisch vermessen (NIH-Image) und als relative Phosphorylierung in einem Diagramm dargestellt (A, unten). Die Immunkomplexe des 14 h-Wertes (A) wurden für 30 min bei 37°C mit λ-Phosphatase behandelt. Der Immunblot wurde mit monoklonalen DEK Antikörpern (unten) durchgeführt. Die Autoradiographie ist oben dargestellt. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit sollte die DEK-Phosphorylierung näher charakterisiert werden. Für dieses Vorhaben wurde rekombinantes Wildtyp (wt)DEK benötigt. 4.2 Expression, Reinigung und Charakterisierung von rekombinantem His-DEK mit Hilfe des BaculovirusExpressionssystem Zu Beginn dieser Arbeit standen zwei DEK Quellen zur Verfügung: zum einen rekombinantes DEK als Glutathion-S-Transferase (GST) Fusionsprotein aus E. coli (Alexiadis et al., 2000), (Waldmann et al., 2002) und zum anderen rekombinantes DEK als Hexa-Histidin-(His) Fusionsprotein, exprimiert in COS Zellen. Für den Erfolg dieser Arbeit war es zunächst wichtig, polyklonale DEKAntikörper in ausreichenden Mengen herzustellen. Das bisher verwendete GST-DEK eignete sich für diesen Zweck nicht, da GST selbst sehr immunogen ist. Die Ausbeuten an His-DEK, das in COS-Zellen exprimiert wurde, war dagegen zu gering, um eine erfolgreiche Immunisierung durchzuführen. Da eine Expression von His-DEK in E. coli nicht möglich war, sollte die Expression im Baculovirus-System durchgeführt werden. Ein weiterer Vorteil von HistidinFusionsproteinen ist, dass der His-„Tag“ kleiner ist als der GST-„Tag“ (26 kDa) und daher keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die biochemischen Eigenschaften des zu untersuchenden Proteins hat. Vom GST-„Tag“ dagegen ist bekannt, dass es zu einer Dimer-Ausbildung neigt (Awasthi et al., 1994), was in Studien zu Protein-Multimerisierungen hinderlich sein könnte. Der Vorteil eines eukaryotischen Expressionsytems liegt in der korrekten posttranslationalen Modifikation und Faltung der überexprimierten Proteine. Die DEK-c-DNA wurde in den pBacBlueHis2 A-Vektor kloniert (F. Kappes), durch homologe Rekombination wurden rekombinante Viren gewonnen, und nach „Plaque“-Reinigung wurde ein „High-Titer“-Virusstock hergestellt. Es folgte die Infektion von High5-Zellen. Die Reinigung von His-DEK wurde auf Reinheit und Expressionsmenge hin optimiert. Es stellte sich nach verschiedensten Optimierungsschritten heraus (Daten nicht gezeigt), dass das meiste Protein bei Ergebnisse 63 1,3 M NaCl löslich war. Daraus kann auch geschlossen werden, dass das überexprimierte Protein nicht in „occlusion bodies“ vorliegt. Wie in Abbildung 4-5 gezeigt, erfolgte die Lyse der infizierten Zellen mit 150 mM NaCl (rechts) und mit 1,3 M NaCl (links). Zu sehen ist, dass bei einer Lyse mit 1,3 M NaCl wesentlich mehr lösliches Protein vorhanden ist (Spur Load versus Pellet) und dadurch die Sauberkeit des rekombinanten Proteins erheblich gesteigert wurde (vergleiche Fraktionen 1-4). Kontaminationen durch DNasen, Topoisomerasen und RNA, die in nachfolgenden Assays störend sein könnten, wurden so komplett vermieden (Daten nicht gezeigt). Abbildung 4-5 Reinigung von wtHis-DEK aus dem Baculovirus-System Drei Tage nach Infektion mit einem „High-Titer“-Virus Stock wurden die infizierten Zellen geerntet und mit 150 mM oder 1,3 M NaCl lysiert. Unlösliche Bestandteile wurden abzentrifugiert und in 2% SDS resuspendiert (Pellet). Der Überstand wurde auf 0,7 M NaCl mit Lysepuffer verdünnt (Load) und mit NiNTA-Agarose inkubiert. Das Material wurde in eine Säule überführt und der Durchfluss gesammelt (Flow). Die Ni-NTA-Agarose wurde gewaschen und mit einem halben Säulenvolumen zehnmal eluiert. Alle Proben wurden auf einem 10 % SDS-Polyacrylamid Gel aufgetrennt und mittels Coomassie wurden die Proteine sichtbar gemacht. Die Position eines Proteinstandards ist in kDa angegeben. 4.2.1 His-DEK aus dem Baculovirus-System ist hoch phosphoryliert Da bekannt ist, dass in Insektenzellen Proteine hyperphosphoryliert exprimiert werden können, wurde His-DEK zunächst auf den Phosphorylierungsstatus hin untersucht. Dazu erfolgte eine Inkubation von gereinigtem His-DEK mit λPhosphatase. Diese Behandlung resultierte in einer erhöhten gelelektrophoretischen Mobilität (Abbildung 4-6, A), was darauf hinweist, dass Phosphatreste entfernt wurden. Da in den nachfolgenden Experimenten (Kapitel 4.3) His-DEK in in vitro-Phosphorylierungsexperimente eingesetzt werden sollte, wurde getestet, wie sich die Phosphorylierung von His-DEK durch das Baculovirus-System auswirkt. Dazu wurde rekombinantes His-DEK unbehandelt oder dephosphoryliert in die in vitro Phosphorylierung mit Zellextrakt und radioaktivem [32P]γ-ATP eingesetzt (siehe dazu Kapitel 4.3.1). Eine Dephosphorylierung von His-DEK vor Einsatz in den Assay resultierte in Ergebnisse 64 einer gesteigerten Effizienz der Phosphorylierung (Abbildung 4-6, B, +PPase, + in vitro Phosph., 32P) im Vergleich zum Ansatz ohne vorherige Dephosphorylierung (B, -PPase, + in vitro Phosph., 32P). Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass His-DEK phosphoryliert aus dem Baculovirus-System gereinigt wird. Wie in Abbildung 4-4, B gezeigt, konnten die Phosphatreste von in vivo phosphoryliertem DEK durch λ-Phosphatase entfernt werden. Wurde durch Zellextrakt phosphoryliertes His-DEK mit λ-Phosphatase behandelt, so erfolgte auch hier die Entfernung von Phosphatresten (Abbildung 4-6, C). Dies deutet darauf hin, dass die Phosphorylierung von His-DEK durch Zellextrakt ähnlicher Natur ist wie die Phosphorylierung von DEK in vivo. Die weitergehende Charakterisierung der DEK-Phosphorylierung erfolgt in Kapitel 4.3. Abbildung 4-6 His-DEK wird phosphoryliert exprimiert Gereinigtes His-DEK wurde ohne und mit λ-Phosphatase inkubiert. Die Proben wurden durch SDS-PAGE aufgetrennt und im Immunblot mit DEK-spezifischen Antikörpern analysiert. B. In vitro-Phosphorylierung mit HeLa S3-Zellextrakt. Rekombinantes His-DEK wurde entweder unbehandelt oder dephosphoryliert in die in vitro Phosphorylierung eingesetzt. Die Reaktion wurde nach 10 min gestoppt, His-DEK über Ni-NTA-Agarose aus den Ansätzen gereinigt und 32 durch SDS-PAGE, Autoradiographie ( P) und Immunblot (α-DEK) analysiert. C. His-DEK wurde wie in B behandelt. Nach der in vitro Phosphorylierung erfolgte eine erneute Dephosphorylierung mit λ-Phosphatase. A. Ergebnisse 65 Diese Experimente zeigten, dass His-DEK als phosphoryliertes Protein aus dem Baculovirus-Sytem gereinigt wird. Um ein definiertes Substrat für alle weiteren Experimente zu haben, wurde His-DEK vor Gebrauch dephosphoryliert. Das gereinigte His-DEK wurde auch zur Gewinnung von polyklonalen DEKAntikörpern aus Kaninchen verwendet. Nach 4-5 Immunisierungen konnte man im Allgemeinen ein hoch spezifisches Serum gewinnen, das im Immunblot bei einer Verdünnung von 1:20.000 eine spezifische Bande lieferte. Nach einer Aufreinigung des Serums über Säulenchromatographie konnte ein monospezifischer DEK Antikörper hergestellt werden. Dieser Antikörper konnte für Immunfluoreszenzen (siehe dazu (Scholten, 2004), Immunfällungen und Immunblot verwendet werden. Da zur Immunisierung von Kaninchen nichtbehandeltes His-DEK verwendet wurde, stellte sich die Frage, ob der hergestellte Antikörper spezifisch phosphoryliertes DEK erkennt. Dies konnte ausgeschlossen werden, denn in Abbildung 4-6 wurden gleiche Mengen an rekombinantem His-DEK aufgetragen, was der Immunblot widerspiegelt. Auch konnte im weiteren Verlauf dieser Arbeit keine selektive oder spezifische Erkennung von phosphorylierten DEK-Molekülen durch den Antikörper gefunden werden. 4.3 Charakterisierung der DEK-Phosphorylierung 4.3.1 Phosphorylierung von DEK in vitro mit Zellextrakten In Abbildung 4-4 konnte gezeigt werden, dass die DEK-Phosphorylierung ihr Maximum in der G1-Phase hat. Dieser Befund sollte mit einer anderen Methode verifiziert werden. Dazu diente die in vitro Phosphorylierung mit cytosolischen/nukleosolischen S-20 Extrakten. Als Substrat für die phosphorylierenden Aktivitäten in den Extrakten wurde das rekombinante wtHis-DEK verwendet, das vor Einsatz in den Assay mittels λ-Phosphatase dephosphoryliert werden. Als Kontrolle für die Spezifität der Extrakte diente rekombinantes His-Geminin. Zur Verwendung kamen S-20 Extrakte aus der SPhase (6 h nach dem Entlassen aus dem Thymidinblock) und der G1-Phase (15.5 h nach dem Entlassen aus dem Thymidinblock). Gleiche Mengen an Gesamtprotein (150 µg) wurden mit His-DEK und His-Geminin in Anwesenheit von Phosphataseinhibitoren und [32P]-γ-ATP bei 30°C inkubiert. Die Reaktion wurde gestoppt und His-DEK über Ni-NTA-Agarose, Geminin (Kulartz et al., 2003) über eine Immunfällung, aus dem Ansatz gereinigt. Die gereinigten Proteine wurden über SDS-PAGE aufgetrennt und durch Autoradiographie und Immunblot analysiert. DEK wird in G1-Phase-Extrakt in etwa doppelt so stark phosphoryliert wie in S-Phase-Extrakt (Abbildung 4-7,vergleiche G1 versus S). Eine unspezifische Adhäsion von [32P]γ-ATP an die rekombinanten Proteine Ergebnisse 66 konnte durch einen Ansatz ohne Extrakt ausgeschlossen werden (Abbildung 4-7, Spur: control). Die Phosphorylierungsreaktion läuft sehr schnell ab, da keine Steigerung zwischen 5 und 10 Minuten Reaktionszeit zu sehen ist, obwohl [32P]γ-ATP und ATP in einem Überschuss in der Reaktion vorhanden waren. Als Kontrolle für die Spezifität der Extrakte wurde parallel Geminin in die Phosphorylierungsreaktion eingesetzt. Kulartz et al. (Kulartz et al., 2003) konnten zeigen, dass Geminin in der S-Phase phosphoryliert wird, allerdings kaum in der G1-Phase. Dieser Befund spiegelt sich auch hier wider (Abbildung 4-7, rechte Seite). Abbildung 4-7 In vitro Phosphorylierung von DEK Rekombinantes, dephosphoryliertes His-DEK (600 ng) wurde mit G1- und S-Phase HeLa S-20 Extrakt (150 µg Gesamtprotein) in der Anwesenheit von [32P]γ-ATP für die angegebenen Zeitpunkte inkubiert. Die Reaktionen wurden abgestoppt und His-DEK wurde durch Ni-NTA Agarose aus den Ansätzen gereinigt. 32 Die Eluate wurden gefällt und durch SDS-PAGE, Immunblotting (α-DEK) und Autoradiographie ( P) analysiert. Rekombinantes Geminin wurde durch Immunfällung mit monospezifischen, polyklonalen Antikörpern aus den Ansätzen gereinigt und wie oben beschrieben analysiert. Das Zellzyklusstadium der verwendeten Extrakte wurde durch FACS Analyse untersucht (oben). Spur „control“ ist ohne Extrakt. Mit zwei unterschiedlichen Methoden konnte gezeigt werden, dass DEK zum einen während des ganzen Zellzyklus phosphoryliert wird, und dass zum anderen ein Maximum der Phosphorylierung in der G1-Phase zu finden ist (Abbildung 4-4; Abbildung 4-7). Handelt es sich hier nun um eine Phosphorylierung durch eine Kinase, deren Aktivität im Zellzyklus oszilliert, um eine Phosphorylierung durch mehrere Kinasen oder um eine Mischung von beiden Möglichkeiten? Dies sollte in nachfolgenden Experimenten untersucht werden. Dazu wurden zuerst potenzielle Kinasen, die für die DEKPhosphorylierung verantwortlich sein könnten, identifiziert. Ergebnisse 4.3.2 Potenzielle DEK-phosphorylierende Phosphorylierungsstellen 67 Kinasen und deren Um einen Hinweis auf potenzielle DEK-phosphorylierende Kinasen zu erhalten, wurde die DEK-Proteinsequenz (accession number: SwissProt, P35659) auf Das Kinase-Konsensussequenzen durchsucht (http://scansite.mit.edu). Programm berücksichtigt 62 verschiedene Protein-Kinasemotive und die Oberflächenwahrscheinlichkeit des Moleküls. Die gewählte Einstellung war „high-stringency“. In Abbildung 4-8 sind die möglichen Kinasen und deren Phosphorylierungsstellen schematisch dargestellt (CK2 (Casein Kinase 2), PKC (Protein Kinase C) und GSK-3 (Glykogen Kinase Synthase-3)). Wurde die Einstellung „low-stringency“ gewählt, so konnten weitere potenzielle Kinasen gefunden werden, wie die ATM-Kinase, DNA-PK, PKA, Erk-1 Kinase, und die Calmodulin abhängige Kinase 2 (nicht dargestellt). Interessanterweise weist die DEK-Sequenz kein S(T)/P Motiv für CDKs (cyclin dependent kinases) auf. Abbildung 4-8 Potenzielle Phosphorylierungsstellen von DEK Schematische Darstellung der DEK-Proteinsequenz. Die SAF-Box ist grün, die sauren Boxen sind rot unterlegt. Die potenziellen Kinasen und deren mögliche Phosphorylierungsstellen sind durch Symbole gekennzeichnet. Ergebnisse 4.3.3 68 DEK wird durch die Protein-Kinase CK2 in vitro und in vivo phosphoryliert Im folgenden Kapitel werden die potenziellen DEK-Kinasen in vitro auf ihre DEK-phosphorylierende Aktivität hin getestet. 4.3.3.1 Filter-Bindungsassays mit gereinigten Kinasen Die drei möglichen Proteinkinasen wurden in Standard-Filterbindungsassays untersucht. Zu diesem Zweck wurde rekombinantes His-DEK dephosphoryliert und mit gleichen Mengen an CK2, PKC und GSK-3 (jeweils gleiche units) in der Anwesenheit von [32P]γ-ATP inkubiert. Nach verschiedenen Zeitpunkten wurden die Reaktionen gestoppt und die Ansätze auf Nitrocellulosefilter überführt und ausgewertet. In Abbildung 4-9, A ist zu sehen, dass CK2 die stärkste DEK-phosphorylierende Aktivität aufweist (A, CK2). PKC kann DEK auch phosphorylieren, allerdings mit einer wesentlich geringeren Effizienz (A, PKC). GSK-3 dagegen, zeigt keine DEK-phosphorylierende Aktivität (A, GSK3). Um eine unspezifische Adhäsion von [32P]γ-ATP an die Membran auszuschließen, wurden die Ansätze parallel über SDS-PAGE aufgetrennt. In Abbildung 4-9, B ist zu sehen, dass es sich tatsächlich um eine spezifische DEK-Phosphorylierung handelt (vergleiche Autoradiographie (32P) mit Immunoblot (α-DEK)), denn es wurden keine weiteren Signale in der Autoradiographie detektiert. Dies schließt auch eine Autophosphorylierung der Kinasen selbst aus. Abbildung 4-9 Filterbindungs-Assay mit gereinigten Kinasen A. Dephosphoryliertes, rekombinantes His-DEK (5 pmol) wurde mit den gereinigten Kinasen (CK2, PKC, GSK-3, je 10 units) in der Anwesenheit von [32P]γ-ATP für 0, 10 oder 30 min bei 30°C inkubiert. Für die jeweiligen Kinasen wurde der geeignete Puffer (siehe Material und Methoden 3.12) verwendet. Einzelne Aliquote wurden nach den angegebenen Zeitpunkten entnommen und in Na-Pyrophosphat Puffer (5 ml) überführt, um die Reaktion zu stoppen. Die Proben wurden durch Nitrocellulose-Filter filtriert, mit definierten Mengen an Na-Pyrophosphat Puffer gewaschen, getrocknet und in einem Szintilationszähler vermessen. Dargestellt sind die cpm (counts per minutes x 10 4). Ergebnisse B. 69 Aliquote aus dem Ansatz in A (10 min Wert) wurden parallel auf einem SDS-Polyacrylamidgel (10 %) aufgetrennt und durch Immunblotting und Autoradiographie analysiert. Mit den Filterbindungsexperimenten konnte gezeigt werden, dass hauptsächlich gereinigte CK2 und in geringem Maße auch gereinigte PKC an der DEKPhosphorylierung in vitro beteiligt sind. 4.3.3.2 „In-Gel-Kinaseassay“ Im Folgenden sollte festgestellt werden, ob diese beiden Kinasen für die beobachtete DEK-Phosphorylierung mit Zellextrakt (Abbildung 4-7) verantwortlich sind. Hierfür wurde ein „In-Gel-Kinaseassay“ durchgeführt. Der Vorteil dieser Methode ist, dass man das zu phosphorylierende Protein kovalent an eine Gelmatrix koppelt und anhand der Proteingrößen und der Signale in der Autoradiographie die phosphorylierende(n) Kinase(n) ermitteln kann (z. B (Liu et al., 1997), (Hibi et al., 1993). Das mit rekombinantem, dephosphorylierten His-DEK kovalent gekoppelte Gel wurde mit steigenden Mengen S-20-Extrakt von asynchronen HeLa S3 Zellen und mit je 10 units der gereinigten CK2, PKC und GSK-3 beladen. Nach einer Standard-Gelelektrophorese wurde das Gel, wie in Kapitel 3.11 beschrieben, weiter behandelt. Die Analyse erfolgte durch Comassie-Färbung (Abbildung 4-10, links) und durch Autoradiographie (Abbildung 4-10, rechts). < Abbildung 4-10 „In-Gel-Kinaseassay“ Rekombinantes, dephosphoryliertes His-DEK wurde vor dem Gießen des Gels der Gelmatrix beigemischt (40µg/ml Gelmatrix). Nach dem Auspolymerisieren wurden 5, 10 und 20 µg Gesamtprotein (S-20 Extrakt aus asynchronen HeLa S3 Zellen) und je 10 units von gereinigter CK2, PKC und GSK-3 auf diesem Gel unter Standardbedingungen aufgetrennt. Nach dem Lauf wurde das SDS entfernt, die Proteine erneut denaturiert (6 M Guanidinium-HCl) und über Nacht renaturiert. Dieser erneute Denaturierungsschritt ist zwingend notwendig um die Aktivität der Kinasen wieder herzustellen (Geahlen et al., 1986), (Lacks and Springhorn, 1980), (Kameshita and Fujisawa, 1989). Nach erfolgter Inkubation in Kinasepuffer in der 32 Anwesenheit von [ P]γ-ATP wurde das Gel gewaschen, Comassie gefärbt (linke Seite) und getrocknet. Ergebnisse 70 Die Analyse erfolgte durch Autoradiographie (rechte Seite). Die Positionen der gereinigten Kinasen sind mit Punkten gekennzeichnet (links). Die Untereinheiten der CK2 sind durch Sternchen gekennzeichnet (*, α-Untereinheit, ** α`-Untereinheit). Die Position eines Proteinstandards ist in kDa angegeben. In den S-20 Extrakten (Abbildung 4-10, extract, rechte Seite) tritt deutlich eine Kinase-Aktivität hervor, die der CK2 zuzuordnen ist. Die geringere Mobilität der CK2 in den Extrakten im Vergleich zu gereinigter CK2, lässt sich auf eine limitierte Proteolyse der α-Untereinheit vom C-Terminus zurückführen (α-UE oben*, α`-UE unten**). Das Laufverhalten dieser deletierten α-UE ist ähnlich dem der α`-UE und wurde für die hier verwendete gereinigte CK2 beschrieben (Sarno et al., 2002). Die Proteolyse hat keinen Einfluss auf die Aktivität (Sarno et al., 2002). Darüber hinaus konnte noch eine zweite, schwächere Kinaseaktivität bei 94 kDa detektiert werden, die wahrscheinlich auf die PKC zurückzuführen ist (Abbildung 4-10, <). Es gibt verschiedene Isoformen der PKC, die sich durch Ca2+-Abhängigkeit, strukturelle Eigenschaften und Molekulargewicht (80-97 kDa) unterscheiden (PKC Isoformen: α, β1, β1, γ , δ, ε, η, θ, µ, ξ, λ, ι). Hier scheinen mehrere PKC-Isoformen DEK zu phosphorylieren, wovon eine PKCε sein könnte, da sie bei 97 kDa läuft. Die Kontrolle mit gereinigter PKC weist allerdings keine Aktivität auf. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass sie, wie schon gezeigt, DEK nur schwach phosphoryliert (Abbildung 4-9, PKC) oder dass die DEK-phosphorylierenden PKC-Isoformen hier nicht vorhanden sind. Denn die gereinigte PKC besteht aus einer Mischung von α, β, und γ Isoformen. Die verwendeten S-20-Extrakte bestehen aus cytosolischen und nukleosolischen Proteinen. Um auszuschließen, dass weitere, chromatingebundene Kinasen für die DEK-Phosphorylierung verantwortlich sind, wurden die Pellets der S-20 Präparationen mit 500 mM NaCl nachextrahiert. Mit diesen Extrakten wurde das Experiment wiederholt (Daten nicht gezeigt). Es konnten keine weiteren Signale wie die in Abbildung 4-10 detektiert werden. In einer weiteren Kontrolle, die dazu diente, Artefakte durch Autophosphorylierungen der Kinasen auszuschließen, wurde das Experiment wiederholt, diesmal ohne kovalent gekoppeltes DEK in der Matrix. Selbst nach längerer Exposition waren keine signifikanten Signale in der Autoradiographie zu erkennen (Daten nicht gezeigt). Aus diesem Experiment lässt sich schließen, dass die im S-20-Extrakt enthaltene Protein-Kinase CK2 DEK phosphoryliert. Des Weiteren könnten noch verschiedene Isoformen der PKC an der DEK-Phosphorylierung beteiligt sein. Die CK2 allerdings weist eine weitaus höhere Aktivität auf. Ergebnisse 71 4.3.3.3 Inhibition der DEK-Phosphorylierung mit TBB, einem hoch spezifischen CK2-Inhibitor In allen bisherigen Experimenten zeigte die CK2 starke DEK-phosphorylierende Aktivität. Um weitere Hinweise über die CK2-abhängige DEK-Phosphorylierung zu bekommen, wurde ein hoch spezifischer CK2-Inhibitor, 4,5,6,7 tetra-bromobenzotriazol (TBB), eingesetzt. TBB wurde in der Arbeitsgruppe von Lorenzo A. Pinna (Universität Padua, Italien) entwickelt und charakterisiert. Selektivitätsstudien zu TBB zeigten, dass es bei quantitativer Hemmung der CK2 nur bei drei weiteren Kinasen zu einer leichten Inhibierung führt. TBB ist der zur Zeit selektivste CK2-Inhibitor (Sarno et al., 2001). Darüberhinaus ist TBB membrangängig und kann daher auch für in vivo Experimente verwendet werden (Sarno et al., 2001), (Ruzzene et al., 2002). Ein weiterer Vorteil ist, dass TBB bei kurzfristiger Inkubation (bis 5h) in der Zellkultur keine Auswirkung auf die Zellviabilität hat (Ruzzene et al., 2002). Zuerst wurde die TBB-Menge, die zur quantitativen Hemmung der CK2 Aktivität nötig ist, ermittelt. Dazu wurden in Vorversuchen Filterbindungen mit gereinigter CK2, dephosphoryliertem His-DEK und steigenden Mengen TBB durchgeführt (Daten nicht gezeigt). Zur quantitativen Hemmung der DEK Phosphorylierung in vitro waren 10 µM TBB nötig (Abbildung 4-11, A: DEK-CK2; DEK-CK2-TBB). Die Autophosphorylierung der CK2 war in diesen Ansätzen vernachlässigbar (Abbildung 4-11, A: CK2-CK2). Als Kontrolle für die Spezifität wurden die Phosphorylierungsansätze parallel über SDS-PAGE aufgetrennt und durch Autoradiographie und Immunblot analysiert (Abbildung 4-11, B). Es waren keine anderen markierten Produkte außer DEK zu sehen, was gegen eine unspezifische Adhäsion von [32P]γ-ATP an die Membran spricht. Ergebnisse 72 Abbildung 4-11 Filterbindungs-Assay und Inhibition der CK2 durch TBB A. B. Dephosphoryliertes rekombinantes His-DEK wurde mit gereinigter CK2 in der Anwesenheit von 32 [ P] γ-ATP inkubiert. Ein Ansatz wurde mit 10 µM TBB vorinkubiert. Als Kontrolle diente ein Ansatz mit CK2 alleine. Aliquote wurden zu den angegebenen Zeitpunkten entnommen, in NaPyrophosphat abgestoppt und auf Nitrocellulosefilter transferiert. Nach dem Waschen und Trocknen der Filter wurden diese in Szintillationszähler vermessen. Dargestellt sind die cpm (counts per minute). Die Ansätze von A wurden parallel über SDS-PAGE, Autoradiographie (32P) Imunblot (α-DEK) analysiert Da TBB zur Hemmung der CK2 und damit auch zur Hemmung der DEKPhosphorylierung geeignet ist, sollte nun TBB in vitro und in vivo getestet werden. Dazu wurde wie in Kapitel 4.3.1 eine in vitro Phosphorylierung mit Zellextrakten aus S- und G1-Phase HeLa S3-Zellen verwendet (Abbildung 4-12, A). Vor der Phosphorylierungsreaktion wurden steigende Mengen an TBB zum Extrakt gegeben und für 10 min auf Eis vorinkubiert. Die Reaktion wurde nach 10 min gestoppt und das rekombinante His-DEK über Ni-NTA-Agarose Ergebnisse 73 aufgereinigt. Die Analyse erfolgte über SDS-PAGE, Immunblot und Autoradiographie. Es zeigte sich, dass in S-Phase-Extrakt 5 µM TBB für eine vollständige Hemmung ausreichen (Abbildung 4-12, A, S), wohingegen 20 µM TBB in G1-Phase-Extrakt benötigt wurde (Abbildung 4-12, A, G1). Die Beteiligung der CK2 an der DEK-Phosphorylierung in vivo sollte im nächsten Schritt durch den Einsatz von TBB in der Zellkultur untersucht werden. Asynchron wachsende HeLa S3-Zellen wurden für drei Stunden mit steigenden Mengen TBB in der Anwesenheit von [32P]-Orthophosphat inkubiert. Die Zellen wurden geerntet und aus der Chromatinfraktion eine Immunfällung mit DEK-spezifischen Antikörpern durchgeführt. Die Analyse der Immunkomplexe erfolgte durch Immunblot und Autoradiographie (Abbildung 4-12, B). Es ist deutlich zu sehen, dass mit steigenden Mengen TBB die DEKPhosphorylierung in vivo signifikant abnimmt. Bei der höchsten TBB-Menge (Abbildung 4-12, B, Spur 75) liegt die Restphosphorylierung von DEK bei etwa 20 % im Vergleich zur Kontrolle. Die verbleibende Phosphorylierung kann möglicherweise durch andere Kinasen, wie z. B PKC, verursacht werden. Dieses Experiment zeigt eindeutig, dass die CK2 in vivo die dominierende Kinase für die DEK-Phosphorylierung ist. Abbildung 4-12 Inhibition der DEK-Phosphorylierung durch Einstz von TBB in vitro und in vivo A. B. In vitro Phosphorylierung. Rekombinantes, dephosphoryliertes His-DEK (600 ng, 12.7 pmol) wurde in S-20 HeLa S3 Extrakt (150 µg Gesamtprotein je aus G- und S-Phase Zellen, siehe 32 Abbildung 4-7) in der Anwesenheit von [ P] γ-ATP, Protease und Phosphataseinhibitoren und steigenden Mengen an TBB (0,5 –20 µM, gelöst in DMSO) für 10 min bei 30°C inkubiert. Die 32 Extrakte wurden 10 min vor Reaktionsstart (= Zugabe von DEK und [ P] γ-ATP) mit TBB auf Eis vorinkubiert. Als Kontrolle wurde DMSO (Spur DMSO) verwendet. Spur „control“ ist ohne Extrakt. Die Reaktionen wurden gestoppt, und DEK wurde über Ni-NTA-Agarose aus den einzelnen Reaktionen gereinigt. Die Analyse erfolgte über SDS-PAGE, Immunblot (α-DEK) und Autoradiographie (32P). Die Größe eines Proteinstandards ist in kDa angegeben. In vivo Phosphorylierung. Asynchron proliferierende HeLa S3 Zellen wurden mit den angegebenen TBB Mengen für eine Stunde in phosphatfreiem Medium vorinkubiert. Die Zellen wurden gewaschen und mit TBB und 200 µCi[32P]-Orthophosphat für weitere zwei Stunden inkubiert. DEK wurde aus dem 450 mM-NaCl-Extrakt mittels monospezifischen, polyklonalen Antikörpern gefällt. Die Immunkomplexe wurden durch SDS-PAGE, Immunblot (α-DEK) und Autoradiographie (32P) analysiert. Ergebnisse 74 Alle bisherigen Experimente erbrachten eindeutige Evidenz dafür, dass die CK2 die Hauptkinase für die DEK-Phosphorylierung in vitro und in vivo ist. Hier soll festgehalten werden, dass dieser Befund eine Phosphorylierung durch andere Kinasen, wie z.B die PKC, nicht ausschließt. 4.3.3.4 Kartierung der CK2-Phosphorylierungsstellen Aminosäuresequenz in der DEK- Im nächsten Schritt sollten die CK2-Phosphoakzeptorstellen im DEK-Molekül identifiziert werden. Dafür wurde rekombinantes His-DEK verwendet. Zuerst wurde gereinigtes His-DEK, das wie in Kapitel 4.2.1 beschrieben, hyperphosphoryliert ist, mittels λ-Phosphatase dephosphoryliert, dann mit gereinigter CK2 in vitro wieder aufphosphoryliert. Beide DEK-Präparationen wurden durch Elektrospray-Ionisations-Massenspektrometrie (ESI-MS) in einem Quadrupol-Massenspektrometer auf phosphorylierte Aminosäuren hin untersucht. Die Arbeiten wurden von Catalina Damoc in Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Przybylski, Universität Konstanz, durchgeführt. Die verwendete Methode erlaubt eine sofortige Sequenzierung der identifizierten phosphorylierten Peptide, ermöglicht also eine genaue Aussage über die phosphorylierte Aminosäure in einer Peptidkette. Durch CK2-phosphoryliertes DEK wies folgende phosphorylierte Aminosäuren auf: S-32, S-243, S-244, S-251, S-301, S-303, S-306 und S-307. S-230, S-231 und S-232 wurden nur teilweise phosphoryliert vorgefunden und konnten deshalb nicht eindeutig identifiziert werden (Abbildung 4-13). Interessanterweise liegen, außer S-32, alle ermittelten CK2Phosphorylierungsstellen im C-terminalen Bereich von DEK. Es wurden auch einige Phosphorylierungsstellen gefunden, die gegenüber einer Dephosphorylierung resistent sind und dem Baculovirus-System entstammen. Diese Phosphatreste üben allerdings keinen erkennbaren Effekt auf DNABindung und Topologieveränderung aus (siehe dazu: 4.4.1 und 4.4.2). In weiteren Experimenten sollte nun der Phosphorylierungsstatus von endogenem DEK untersucht werden. Hierzu erfolgte ein tryptischer Verdau von immungefälltem DEK aus asynchron proliferierenden HeLa S3-Zellen. Phosphopeptide wurden über IMAC (ion metal affinity chromatography) angereichert und massenspektrometrisch bestimmt. In vorläufigen Experimenten, die durch Martina Baack und Catalina Damoc durchgeführt wurden, zeigte sich eindeutig, dass Phosphopeptide identifiziert wurden, die mit den in vitro kartierten CK2-Stellen überlappen. Es wurden weiterhin noch andere Phosphopeptide gefunden (Abbildung 4-13). Ergebnisse 75 Abbildung 4-13 Kartierung von CK2-Phosphorylierungsstellen durch ESI-MS Identifizierte Phosphorylierungstellen des DEK-Proteins. Rekombinantes His-DEK wurde mittels λPhosphatase dephosphoryliert und mit gereinigter CK2 in vitro aufphosphoryliert. Phosphorylierungsstellen wurden durch nano-ESI-Q-Trap Messungen identifiziert. Gezeigt ist die Aminosäuresequenz des DEKProteins. Die potenzielle DNA-Bindedomäne SAF-Box ist grün, die sauren Boxen sind rot umrandet. Die potenziellen Phosphorylierungsstellen sind angegeben. Die Phosphatase-resistenten Stellen sind in grau, die kartierten CK2 Phosphorylierungsstellen sind in rot eingezeichnet. Phosphopetide, die in immungefälltem DEK in vivo gefunden wurden, sind schwarz unterstrichen. Abbildung 4-14 zeigt die identifizierten Peptide und die Gesamtabdeckung zum Versuch in Abbildung 4-13. Aufgeführt sind die identifizierten Peptide und die kartierten Stellen des in vitro Versuches mit CK2-phosphoryliertem DEK. Ergebnisse 76 A. B. C. Phosphorylated peptides identified with nano-ESI-Q-Trap 30 phosphorylated sites identified after phosphatese fragmentation of the peptides treatment EESEEEEDEDDEEEEEEEKEK51 32 159 SICEVLDLER168 199 TCSKGSKKER208 199 241 EESSDDEDKESEEEPPKKTAKR262 243 279 SANVKKADSSTTK291 293 NQNSSKK299 299 KESESEDSSDDEPLIKK315 S 159 287 S resistant T, 201S, 204S resistant S, 244S, 251S dephosphorylation S, 288S, 289T, 290T resistant 296 301 dephosphorylation S resistant S, 303S, 306S, 307S dephosphorylation Abbildung 4-14 Identifizierte Peptide und Gesamtabdeckung A. Sequenzabdeckung des DEK Proteins nach in vitro Phosphorylierung mit gereinigter CK2 und Messung durch nano-ESI-Q-TRAP Massenspektroskopie. Phosphoryliert vorgefundene Peptide sind mit schwarzen Boxen gekennzeichnet. Unphosphoryliert vorgefundene Peptide sind in rot gekennzeichnet. Die Sequenzabdeckung dieser Peptide liegt bei 33 % des Gesamtproteins. Wurden phosphorylierte und an Methioninen oxidierte Peptide in die Abdeckung eingerechnet, so lag diese bei 99 % des Gesamtproteins. Ergebnisse 77 Sequenzabdeckung des DEK Proteins nach Dephosphorylierung mit λ-Phosphatase und Messung durch nano-ESI-Q-TRAP Massenspektroskopie. Die dephosphorylierten Peptide, die vorher phosphoryliert vergefunden wurden, sind in gestrichelten Boxen dargestellt. Mit Berücksichtigung der neu identifizierten dephosphorylierten Peptide, stieg die Gesamtabdeckung auf 45 %. Die vorgefundenen phosphorylierten Peptide, die resistent gegenüber der Dephosphorylierung waren, sind in roten Boxen dargestellt. Die Gesamtabdeckung stieg auf 70 %, wenn phosporylierte und an Methioninen oxidierte Peptide miteingerechnet wurden. C. Darstellung der gefundenen phosphorylierten Peptide mit den vergefundenen phosphorylierten Aminosäuren. B. 4.4 Funktionelle Domänen des DEK-Proteins Durch die Herstellung einer Serie von DEK-Deletionsmutanten sollten die Domänen, die für die DNA-bindenden und Topologie-verändernden Eigenschaften des DEK-Proteins verantwortlich sind, untersucht werden. Wie schon in Kapitel 4.2 beschrieben, wurde wtDEK im Baculovirus-System exprimiert. Dieses System wurde auch für die Expression der DEKDeletionsmutanten gewählt. In Abbildung 4-15 sind alle klonierten und überexprimierten DEK-Deletionsmutanten gezeigt. Ergebnisse 78 Abbildung 4-15 Schematische Darstellung aller klonierten und überexprimierten DEKDeletionsmutanten Rote Boxen stellen die sauren Bereiche, die grüne Box stellt die potenzielle DNA-Bindedomäne SAF-Box (oder SAP-Box) dar. In der rechten Spalte ist die Expression dargestellt, wobei die Menge an überexprimiertem Protein durch + dargestellt ist. Mutanten die mit +/? gekennzeichnet sind, wurden entweder nicht exprimiert, oder waren bis zur Beendigung dieser Arbeit nicht charakterisiert. Bei der Herstellung berücksichtigt: der Deletionsmutanten wurde folgende Kriterien -Bereich, der bei der DEK-CAN Fusion fehlt (aa 350-375) -homologe Bereiche zu DEK-Proteinen aus anderen Spezies (aa 87-187 und 310-375) -potenzielle DNA-bindende Bereiche (SAF-Box, 149-187) Ergebnisse 79 -Saure Domänen -Bereiche für potenzielle Protein-Protein-Interaktionen -Ergebnisse aus „Yeast-Two-Hybrid“-Analysen (Scholten, 2004) (Kappes et al., 2004) -Bereich der den Phänotyp von ATM aufheben kann (310-375) (Meyn et al., 1993) Nach diesen Kriterien wurden N- und C-terminale Bereiche des Proteins deletiert. Die potenzielle DNA-Bindedomäne, SAF-Box, wurde ebenfalls vom Nund C-terminalen Bereich her eingegrenzt (Klonierung der Mutanten durch Ingo Scholten). Die Reinigung der verschiedenen Deletionsmutanten wurde auf Reinheit und Expressionsmenge hin optimiert. Die Vorgehensweise bei der Reinigung war analog zu der von wtDEK (Kapitel 4.2). Beispielhaft sind in Abbildung 4-16 repräsentative Reinigungen gezeigt. Der Reinheitsgrad der verschiedenen Mutanten war bei ca. 90-95%. Die Deletionsmutante 87-187 stellte mit 70 % Reinheitsgrad die schlechteste Präparation dar. Abbildung 4-16 Darstellung einer Auswahl an gereinigten Deletionsmutanten aus dem Baculovirus-System Die verschiedenen Mutanten und wtDEK wurden auf einem 10-18 % SDS-PAGE aufgetrennt und durch eine Comassie Färbung sichtbar gemacht. Die Position eines Proteinstandards ist in kDa angegeben. Bevor mit den biochemischen Studien der DEK-Deletionsmutanten begonnen werden konnte, wurde wtHis-DEK auf seine Eigenschaften bezüglich der DNABindung und im Topologieassay untersucht. Im folgenden Kapitel erfolgt ein Vergleich von His-DEK mit den beschriebenen Eigenschaften des gut Ergebnisse 80 charakterisierten GST-DEKs. Da His-DEK phosphoryliert aus dem BaculovirusSystem gereinigt wird, wurde diese Tatsache besonders berücksichtigt. 4.4.1 Nur dephosporyliertes His-DEK führt, wie GST-DEK, zur Bildung einer Topoisomerleiter und bindet an DNA In den folgenden Experimenten sollte untersucht wurden, ob His-DEK alle bisher von GST-DEK bekannten Eigenschaften wie Supercoiling-Aktivität und DNA/Chromatin-Bindung (Alexiadis et al., 2000; Waldmann et al., 2002; Waldmann et al., 2003) aufweist. GST-DEK bindet an DNA und führt zu großen DNA-Protein-Komplexen, die in den Geltaschen liegen bleiben (Waldmann et al., 2002; Waldmann et al., 2003). Diese Eigenschaft wurde durch EMSAs für His-DEK untersucht (Abbildung 4-17, A). His-DEK wurde sowohl unbehandelt (DEKphos.), als auch dephosphoryliert (DEKdephos.) in den Assay eingesetzt. Zu erkennen ist nun, dass die beiden Populationen unterschiedliche Eigenschaften aufweisen, wobei die dephosphorylierte His-DEK-Form wie GST-DEK zu großen Nukleoproteinkomplexen führt. Eine veränderte DNA-Bindung für unbehandeltes His-DEK wurde auch in South-Western-Untersuchungen gefunden (Abbildung 4-17, B). Hier weist die unbehandelte His-DEK-Form eine wesentlich geringere DNA-Bindung als dephosphoryliertes His-DEK auf. Es scheint sich hier, abhängig von der Untersuchungsmethode, einmal um eine andere Art der DNA-Bindung (Abbildung 4-17, A) und einmal um eine inhibierte DNA-Bindung zu handeln (Abbildung 4-17, B). Die Inkubation von zirkulär geschlossener, proteinfreier DNA-Substrate mit GST-DEK führt zu einer Topologieveränderung durch die Einführung von positiven Supercoils (Waldmann et al., 2002). Wurden nun unbehandeltes (DEKphos.) und dephosphoryliertes His-DEK (DEKdephos.) in einem Topologieassay (DEK-Assay) getestet, so wies nur die dephosphorylierte Form topologieverändernde Eigenschaften auf (Abbildung 4-17, C). In allen untersuchten Punkten erfüllte die dephosphorylierte His-DEK-Form die Eigenschaften von GST-DEK und wurde folglich für alle weiteren Untersuchungen verwendet. Als Kontrolle wurden die Untersuchungen ebenfalls mit Reinigungen aus mocktransfizierten Zellen durchgeführt. Hier zeigte sich weder eine Aktivität in der DNA-Bindung noch in der Topologieveränderung, und es wurden weder DNasen noch Topoisomerasen mitgereinigt (Daten nicht gezeigt). Ergebnisse 81 A. EMSA. Steigende Mengen unbehandeltes (DEKphos.) und dephosphoryliertes His-DEK (DEKdephos.) wurden mit Form III SV40 DNA (linear) inkubiert. Die Produkte wurden auf einem 0.6 % Agarosegel aufgetrennt und durch Ethidiumbromid-(EtBr) Färbung sichtbar gemacht. (–) kennzeichnet die Probe ohne Protein. B. South-Western Assay. Gleiche Mengen an unbehandeltem und dephosphoryliertem His-DEK wurden über SDS-PAGE aufgetrennt und auf eine Nitrocellulose Membran transferiert. Nach Blocken der Membran erfolgte eine Inkubation mit radioaktiv markierter, HinfI verdauter SV40-DNA. Die Membran wurde gewaschen und durch Autoradiographie (32P-DNA) und Immunblot (α-DEK) analysiert. C. DEK-Assay. Steigende Mengen an unbehandeltem und dephosphoryliertem His-DEK wurden mit 175 ng Form I SV40 DNA (supergecoilt) in der Anwesenheit von Topoisomerase I inkubiert. Die Ansätze wurden deproteinisiert, die DNA gefällt und auf einem 0.8 % Agarosegel und EtBr. Färbung analysiert. (–) kennzeichnet die Probe ohne DEK. Abbildung 4-17 EMSA, South-Western und Topologieassay mit wtHis-DEK 4.4.2 Dephosporyliertes His-DEK bindet wie GST-DEK an SV40 Minichromosomen Eine weitere beschriebene Eigenschaft von GST-DEK ist die Bindung an SV40Minichromosomen, die zum einem zu einer Topologieveränderung und zum anderen zu einem veränderten Sedimentationsverhalten führt (Waldmann et al., 2002). Dieser Aspekt wurde hier durch Sedimentationsanalysen mit unbehandeltem (Abbildung 4-18, -λ PPase) und dephosphoryliertem His-DEK Ergebnisse 82 (+ λ PPase) in der Gegenwart von salzgewaschenen SV40-Minichromosomen untersucht. Abbildung 4-18 Bindung von unbehandeltem und salzgewaschene SV40 Minichromosomen dephosphoryliertem His-DEK an Unbehandeltes (-λ PPase) und dephosphoryliertes (+λ PPase) wurde mit SV40-Minichromosomen in der Anwesenheit von Topoisomerase I inkubiert. Die molaren Verhältnisse sind angegeben. Die Ansätze wurden auf 5-30 % Sucrose Gradienten aufgeschichtet, für 3 h bei 36.000 rpm sedimentiert und fraktioniert. Die DNA der einzelnen Fraktionen wurde nach Deproteinisierung gefällt und auf 0.8 % Agarosegelen aufgetrennt und durch EtBr-Färbung sichtbar gemacht (jeweils obere Abbildung). Die Proteine der einzelnen Fraktionen wurden präzipitiert und durch Immunblot mit DEK-spezifischen Antikörpern analysiert (jeweils untere Abbildung). Als Kontrollen wurden Gradienten nur mit SV40Minichromosomen allein (MC without DEK) und nur DEK allein (-, + λ PPase, free DEK) durchgeführt. Wie schon für proteinfreie DNA gezeigt, kann nur dephosphoryliertes His-DEK an die Minichromosomen binden und somit auch die Topologie verändern. Phosphoryliertes His-DEK dagegen bindet nicht an die Minichromosomen (DEK/MC 15). Bei höheren DEK-Mengen allerdings (DEK/MC 30, -λ PPase) findet sich eine Subpopulation an DEK, die mit den Minichromosomen ko- Ergebnisse 83 lokalisiert. Dies könnte auf eine inhomogene DEK-Population, bei der nicht alle Moleküle gleich stark phosphoryliert vorkommen, zurückzuführen sein. Im Falle von dephosphoryliertem His-DEK ist eine Bindung an die Minichromosomen und eine damit verbundene Topologieveränderung deutlich erkennbar. Freies unbehandeltes und dephosphoryliertes His-DEK befinden sich nach 3 Stunden Zentrifugation in den gleichen Fraktionen (Abbildung 4-18, free DEK) des Gradienten. Nach einer Zentrifugation von 14 Stunden fällt das phosphorylierte DEK jedoch komplett aus (Daten nicht gezeigt). Unbehandeltes His-DEK scheint nicht immer den gleichen Phosphorylierungsstatus aufzuweisen, denn sowohl in den EMSAExperimenten (Abbildung 4-17, A) als auch in den Sedimentationsanalysen zeigten sich Subpopulationen, die an DNA binden können. Es handelt sich in Folge dessen immer um eine Mischpopulation von vollständig phosphorylierten und unter- oder dephosphorylierten DEK-Molekülen. Selbst nach einer Dephosphorylierung mit λ Phosphatase blieben einige Phosphatgruppen erhalten (siehe Abbildung 4-13). Diese resistenten Phospatgruppen beeinflussen die DEK Aktivität in den hier untersuchten Assays jedoch nicht. Aus diesem Kapitel lässt sich schließen, dass sich dephosphoryliertes His-DEK in Bezug auf Topologieveränderung und DNA/Chromatin-Bindung wie das gut charakterisierte GST-DEK verhält. Deshalb konnte für alle weiteren DNABindungs- und Topologiestudien das rekombinante, dephosphorylierte His-DEK verwendet werden. Alle DEK-Deletionsmutanten wurden ebenfalls vor Gebrauch, analog zu wtDEK, dephosphoryliert. 4.4.3 DNA-Bindung und Toplologierveänderung von DEK und DEKDeletionsmutanten Die DEK-Aminosäuresequenz weist eine Homologie zu dem DNA-Bindemotiv SAF-Box (oder SAP-Box) auf. Da DEK als sequenzunspezifisches DNABindeprotein identifiziert wurde (Alexiadis et al., 2000; Waldmann et al., 2003), könnte dieser Bereich für die Vermittlung der DNA-Bindung verantwortlich sein. 4.4.4 Das SAF-Box enthaltende Fragment 87-187 bindet DNA Diese Vermutung sollte durch EMSA-Studien untersucht werden. WtHis-DEK bindet, wie GST-DEK auch, an DNA und führt zu großen DNA-Protein Komplexen, die in den Geltaschen liegen bleiben (Abbildung 4-19; A, wt, Spur 3 und 4) (Waldmann et al., 2002), (Waldmann et al., 2003). Diese Eigenschaft wurde auch für die Fragmente 1-250 und 1-187 beobachtet (Spur 6,7 und 9,10). Der Bereich um die SAF-Box wurde weiter eingegrenzt und das kleinste zur Verfügung stehende Fragment 87-187 zeigt eine vergleichbare DNABindeaktivität wie wtDEK. Das SAF-Box enthaltende Fragment ist folglich für die DNA-Bindung verantwortlich. Ergebnisse 84 Wie schon in der Einleitung erwähnt (Kapitel 1.4.2) konnte eine Multimerisierungsdömäne in dem Protein identifiziert werden (Kappes et al., 2004), die sich von Aminosäure 270-350 erstreckt (Abbildung 4-19, B). Durch das Fehlen dieser Domäne (270-350) in allen hier untersuchten Fragmenten kann eine Beteiligung der Multimerisierungsdomäne bei der Generierung der großen Nukleoproteinkomplexe ausgeschlossen werden. Abbildung 4-19 EMSAs mit wt-His-DEK und verschiedenen DEK Deletionsmutanten A. B. 0,5 pmol linearisierte SV40-DNA wurde mit je 9, 28, und 46 pmol der dephosphorylierten DEKFragmente (Spuren 2-4; 5-7; 8-10; 11-13) oder ohne (Spur 1) für 1 h bei 37°C inkubiert. Die Nukleoprotein-Komplexe wurden auf 0.6 % Agarosegele 175 ng in 0.5 x TBE aufgetrennt und durch EtBr-Färbung sichtbar gemacht. Das jeweilige Fragment ist angegeben. Schematische Darstellung des DEK Proteins. Das DNA-bindende Fragment (87-187) und die Multimerisierungsdomäne sind dargestellt (270-350). Ergebnisse 4.4.5 85 Das SAF-Box-Fragment (87-187) ist für die Topologieveränderung verantwortlich Bisher wurde gezeigt, dass 87-187 das SAF-Box beinhaltende Fragment die DNA Bindung vermittelt. Nun stellt sich die Frage, welcher Bereich des DEKProteins für die Topologieveränderung notwendig ist. Dazu wurden die verschiedenen Deletionsmutanten in einen Topologieassay (DEK-Assay) eingesetzt. Das wtDEK-Protein zeigt die bekannte Topologieveränderung (Abbildung 4-20, wt, Spur 2-4). Durch Teilung des wt-Proteins in den Bereich von 1-187 und 187-375 ist zu erkennen, dass die topologieverändernde Aktivität auf dem Fragment 1-187 lokalisiert ist (1-187, Spur 6-8). Testet man nun das Fragment 87-187, so ist dieses ebenfalls zur Topologieveränderung fähig (87187, Spur 14-16). Wird dieser Bereich aus dem Gesamtprotein deletiert (∆87187, Spur 18-20), so geht die topologieverändernde Aktivität verloren. Das DNA-bindende Fragment 87-187 ist folglich auch für die Generierung von Supercoils verantwortlich. In weiteren Experimenten wurde gezeigt, dass dieses Fragment auch die intermolekulare Wechselwirkung zwischen verschiedenen DNA-Molekülen stimuliert (Kappes et al., 2004). Das Fragment 87-178 ist deshalb für drei funktionelle Aspekte verantwortlich. Erstens für die Vermittlung der DNA-Bindung, zweitens für die Generierung von Supercoils und drittens für die Stimulierung von intermolekularen Wechselwirkungen („end-to-end“-joining von DNA-Molekülen), wobei dieses Fragment keine DNA-Biegung verursacht (Waldmann et al., 2003; Kappes et al., 2004). Ergebnisse 86 Abbildung 4-20 Topologieassay mit verschiedenen DEK-Deletionsmutanten A. B. 4.4.6 Form I SV40 DNA (10 ng, 0.003 pmol) wurde ohne (-, Spuren 1, 5, 9, 13, 17) oder mit steigenden Mengen der angegebenen DEK Fragmente (Spuren 2-4, 6-8, 10-12, 14-16, 18-20; je 1,8, 2,4 und 3 pmol Protein) in der Anwesenheit von 1unit Topoisomerase I inkubiert. Die einzelnen Proben wurden nach 1 h mittles Proteinase K deproteinisiert, die DNA wurde gefällt und auf einem 0.8 % Agarosegel aufgetrennt. Der Nachweis erfolgte durch Sybr-Gold Färbung. Schematische Darstellung des DEK Proteins mit den bisher identifizierten funktionellen Bereichen. Identifizierung einer zweiten DNA-Bindedomäne (270-350) des DEK-Proteins In weiteren Experimenten sollten alle hergestellten DEK-Deletionsmutanten auf deren DNA-Bindung getestet werden. Interessanterweise stellte sich heraus, dass das Fragment 187-375 (Abbildung 4-21, A, Spur 3-4) ebenfalls eine DNAbindende Aktivität aufweist. Allerdings ist die Art der Bindung anderer Natur als die des 1-187 Fragmentes, denn hier entstehen keine hochmolekularen Komplexe. Bei Deletion der SAF-Box (∆ 87-187, Spur 6-7) zeigte sich das gleiche Bild. Wurde das Fragment 310-375 eingesetzt, sieht man selbst bei der höchsten Menge an Protein keine DNA-Bindung. Im Gegensatz dazu ist das Fragment 270-350 zu einer Bindung fähig. Folglich konnte eine neue, zweite DNA-Bindungsdomäne des DEK-Proteins zwischen den Aminosäuren 270-350 lokalisiert werden. Diese Domäne scheint eine duale Funktion auszuüben, denn dieser Bereich konnte auch als Multimerisierungsdomäne identifiziert werden. Ergebnisse 87 Weiterhin befinden sich in diesem Bereich die meisten kartierten CK2Phosphorylierungsstellen (4.3.3.4). Um die Multimerisierungsdomäne zu charakterisieren, wurden Far-Western-Studien durchgeführt (Kappes et al., 2004). Diese Experimente wurden mit unbehandeltem wtDEK und Deletionsmutanten durchgeführt. Wie schon in Kapitel 4.2.1 dargestellt, wurden diese Proteine phosphoryliert eingesetzt. Auch die Sonde, das PKA-DEK, stammt aus dem Baculovirus-System und ist deshalb ebenfalls phoshoryliert. Auf diesen Aspekt der Multimerisierung in Zusammenhang mit der Phosphorylierung wird in Abschnitt 4.5.1 eingegangen. Abbildung 4-21 EMSA mit C-terminalen DEK Fragmenten A. B. 175 ng (0.05 pmol) linearisierte SV40-DNA wurde mit 9, 28 und 46 pmol der angegebenen, dephosphorylierten DEK-Fragmente (Spuren 2-4; 5-7; 8-10; 11-136) oder ohne Protein (Spur 1, input) für eine Stunde bei 37°C inkubiert. Die Auftrennung und der Nachweis der DNA-ProteinKomplexe erfolgte auf einem 0.6 % Agarosegel in 0.5 x TBE mit EtBr- Färbung. Schematische Darstellung des DEK-Proteins mit der neu identifizierten zweiten DNABindedomäne. Ergebnisse 4.5 88 Biochemische Aspekte der DEK-Phosphorylierung In dem folgenden Abschnitt sollte nun der Einfluss der Phosphorylierung auf die biochemischen Eigenschaften des DEK-Proteins untersucht werden. Es wurde der Einfluss auf die DEK-DEK-Interaktion (Multimerisierung), die DEK-DNA und DEK-Chromatin-Interaktion untersucht. 4.5.1 DEK-Multimerisierung und Phosphorylierung Bisher gibt es mehrere Hinweise darauf, dass DEK di- oder multimerisieren kann. Waldmann et al. (Waldmann et al., 2003), (Waldmann et al., 2002), konnten anhand von elektronenmikroskopischen Bildern zeigen, dass DEK auf DNA multimerisiert. Ausgehend von einem Punkt kommt es bei steigenden DEK-Mengen zur Ausbildung von Proteinketten, die das DNA-Molekül bedecken. Auch beobachtete man intermolekulare Interaktionen zwischen verschiedenen DNA-Molekülen, die durch DEK hervorgerufen wurden. Im Falle von SV40-Minichromosomen kann man eine drastische Kompaktierung beobachten. In beiden Fällen spricht dies für eine Multimerisierung oder auch für eine kooperative Bindung von DEK an DNA. Von „Vernetzungs“Experimenten war bekannt, dass DEK zu einer Ausbildung von großen Proteinkomplexen neigt (Tanja Waldmann, persönliche Kommunikation). Die Vermutung, dass DEK multimerisiert, wurde durch das „Yeast-Two-Hybrid“System (Scholten, 2004),(Kappes et al., 2004) und durch Far-Western-Studien bestätigt. Das Far-Western-Experiment wurde mit unbehandeltem wtDEK und Deletionsmutanten durchgeführt. Wie schon in Kapitel 4.2.1 dargestellt, wurden diese Proteine phosphoryliert eingesetzt. Auch die Sonde, das PKA-DEK, stammt aus dem Baculovirus-System und ist deshalb ebenfalls phoshoryliert. Auf dem Bereich 270-350 befinden sich auch die meisten kartierten CK2Phosphorylierungsstellen (Kapitel 4.3.3.4). Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass die DEK-DEK-Multimerisierung über Phosphorylierung geregelt werden könnte. Um diesen Punkt näher zu untersuchen, wurde rekombinantes His-DEK dephosporyliert und mit gereinigter CK2 wieder aufphosphoryliert. Diese Ansätze wurden auf 5-30 % Sucrosegradientien in 100 mM NaCl aufgeschichtet und für 14 Stunden sedimentiert. Die Gradienten wurden fraktioniert und alle Fraktionen durch Immunblot analysiert (Abbildung 4-22, A, B). Es ist zu erkennen, dass sich phosphoryliertes DEK fast völlig in der Pelletfraktion des Gradienten befindet (+PCK2), wohingegen dephosphoryliertes DEK in Fraktion 2, 3 und 4 zu finden ist (-P). Die kleine Population, die sich in der Pelletfraktion befindet, könnte durch eine nicht vollständige Dephosphorylierung entstanden sein. Wurde nun das phosphorylierte DEK mit 800 mM NaCl inkubiert, so findet man ein ähnliches Verhalten wie bei nicht phosphoryliertem DEK. Die ProteinProtein-Interaktion wird folglich durch hohe NaCl-Mengen zerstört. Das Ergebnis der Sucrosegradienten erlaubt die Aussage, dass phosporyliertes Ergebnisse 89 DEK multimerisiert. Die Phosphorylierung durch CK2 ist ein Trigger für die Multimerisierung. Um nun genauer zu untersuchen, ob diese beobachtete Multimerisierung Zwischenstufen, z.B DEK-Dimere enthält, wurde die Methode der nativen Polyacrylamid-Gelelektrophorese angewandt (Abbildung 4-22, C). Diese erlaubt eine Auftrennung von Proteinen in ihrem nativen Zustand. Da kein SDS zur Anwendung kommt, folgt die Auftrennung im elektrischen Feld durch den isoelektrischen Punkt (pI) der Proteine. Der errechnete isoelektrische Punkt von DEK liegt bei 8.6. Es wurden mehrere Gelsysteme getestet. Das beste Ergebnis lieferte das Standard-Lämmli-System ohne SDS-Zugabe. In Abbildung 4-22, C wurde gereinigtes His-DEK mit und ohne Phosphatasebehandlung und His-DEK, das mittels CK2 wieder aufphosphoryliert wurde, aufgetrennt. Im Falle der dephosphorylierten Probe ist das Monomer von DEK zu erkennen (C, +λ-PPase). Ist DEK phosphoryliert, so sind hochmolekulare Komplexe zu erkennen. Dies bestätigt die Ergebnisse des Gradienten, auch hier konnten nur hochmolekulare Komplexe detektiert werden. Ergebnisse 90 Abbildung 4-22 Sedimentationsanalyse und native Gelelektrophorese von phosphoryliertem und dephosphoryliertem His-DEK wtHis-DEK wurde mittels λ-Phosphatase dephosphoryliert (-P) und durch CK2 in vitro aufphosphoryliert (+PCK2). Die beiden Ansätze wurden auf 5-30 % Sucrosegradienten in nE100 (100 mM NaCl) für 14 Stunden bei 36.000 rpm (SW-40) und 4°C zentrifugiert. Die Gradienten wurden in 20 Fraktionen fraktioniert, die enthaltenen Proteine wurden gefällt und durch SDSPAGE (10 %) und Immunblot mit DEK-spezifischen Antikörpern analysiert. Die Pelletfraktionen der Gradienten wurden in SDS gelöst und wie oben beschrieben analysiert. B. Ansatz wie bei (+PCK2), sedimentiert in einem 5-30% Sucrosegradient in nE800 (800 mM NaCl). C. Dephosphoryliertes His-DEK (+ λ-PPase), unbehandeltes His-DEK (- λ-PPase) und mit CK2 aufphosphoryliertes His-DEK (+ λ-PPase, + CK2) wurden auf einem Standard-LämmliPolyacrylamid-Gel ohne SDS aufgetrennt. Der Nachweis der Proteine erfolgte durch SilberFärbung. A. Wenn nun die DEK-Phosphorylierung ein Trigger für die Multimerisierung ist, dann müsste rekombinantes His-DEK im Laufe einer Phosphorylierung durch die CK2 multimerisieren. Dies wurde anhand einer Phosphorylierungszeitreihe untersucht. Dafür wurde rekombinantes His-DEK dephosphoryliert und mit CK2, [32P]γ–ATP und in der Anwesenheit von Protease- und Phosphataseinhibitoren inkubiert. Nach verschiedenen Zeitpunkten wurden dem Ansatz Proben entnommen und nach Trennung in Überstand (S) und Pellet (P) durch Autoradiographie und Immunblot analysiert (Abbildung 4-23). In der Kontrolle befindet sich nach 60 min. Inkubation etwa 50 % der DEK Population im Pellet (P, control 60 min). Im CK2-Ansatz hingegen ist nach 60 min das gesamte Protein im Pellet. Im Falle der Kontrolle könnte dieses Verhalten auf eine nicht vollständige Dephopshorylierung einiger DEK-Moleküle zurückzuführen sein, denn bei längerer Inkubation auf Eis oder höheren Temperaturen tendiert selbst die dephosphorylierte DEK-Form zu einer Multimerisierung (siehe auch Abbildung 4-13). Dennoch wird beim 30 min Wert ersichtlich, einem Zeitpunkt bei dem dephosphoryliertes DEK noch nicht multimerisiert, dass die CK2 Ergebnisse 91 Phosphorylierung die Multimerisierung von DEK stimuliert. Aus der Autoradiographie ist ebenfalls ersichtlich, dass es sich hierbei tatsächlich ausschließlich um phosphoryliertes DEK handelt. Abbildung 4-23 Sedimentationsverhalten von DEK in einer CK2-Phosphorylierungszeitreihe Rekombinantes, dephosphoryliertes His-DEK wurde in CK2-Phosphorylierungspuffer in der Anwesenheit 32 von Protease- und Phosphataseinhibitoren und [ P]γ–ATP ohne (control) oder mit CK2 (CK2) für die angegebenen Zeiten bei 30°C inkubiert. Aliquote der beiden Reaktion wurden entnommen und für 15 Minuten bei 14.000 rpm abzentrifugiert. Überstand (S) und Pellet (P) wurden durch SDS-PAGE, Autoradiographie und Immunblotting mit DEK-spezifischen Antikörpern analysiert. 4.5.2 Effekte der CK2-Phosphorylierung auf die DEK-DNA-Bindung. Wie im vorherigen Kapitel gezeigt, stimuliert die Phosphorylierung die DEKMultimerisierung. Es sollte weiter untersucht werden, ob die Phosphorylierung auch einen Einfluss auf die DNA-Bindung hat. Dafür wurde die Methode des South-Westerns und der Filterbindung gewählt. DEK wurde zuerst dephosphoryliert (-P) und mittels CK2 in vitro aufphosporyliert (+PCK2). Die Proben wurden durch SDS-PAGE aufgetrennt und auf eine Nitrocellulosemembran transferiert. Diese Membran wurde mit radioaktivmarkierter SV40-DNA inkubiert und in der Autoradiographie analysiert (Abbildung 4-24, A, 32P-DNA). Zur Kontrolle der eingesetzten Proteinmenge wurde mit der gleichen Membran ein Immunblot durchgeführt (A, α-DEK). In Abbildung 4-24, A ist nun zu sehen, dass CK2-phosphoryliertes DEK eine sehr Ergebnisse 92 schwache DNA-bindende Aktivität aufweist, wohingegen dephosporyliertes DEK sehr gut an DNA bindet (32P-DNA). Die Phosphorylierung von DEK durch die Protein Kinase CK2 führt zu einer drastischen Reduktion oder Inhibierung der DNA-Bindung von DEK. Diese Beobachtung wurde nun durch eine weitere Methode untersucht. Verschiedene Mengen an dephosphoryliertem (-P) und CK2-phosphoryliertem DEK (+PCK2) wurden mit radioaktiv-markierter SV40-DNA inkubiert. Die Inkubation erfolgte bei 50 mM oder bei 100 mM NaCl. Die Ansätze wurden nun auf Nitrocellulosefilter gebracht, gewaschen und anschließend getrocknet. Die DEK-gebundene, radioaktive DNA wurde vermessen. Bei einer Ionenstärke von 50 mM NaCl ist kein signifikanter Unterschied zwischen de- und phosphoryliertem DEK zu beobachten. Wurde die Ionenstärke auf 100 mM NaCl erhöht, ist deutlich zu erkennen, dass die DNA-Bindung von DEK inhibiert wird. Die verbleibende DNA-Bindung im Falle der phosphorylierten DEK Population könnte, wie in dem South-Western Experiment auch, durch eine Population von unter- oder dephosphorylierten DEK Molekülen erklärt werden. Ergebnisse 93 Abbildung 4-24 Phosphorylierung durch die Protein Kinase CK2 inhibiert die DEK-DNA Bindung A. B. South-Western Analyse. Dephosphoryliertes (-P) und CK2 phosphoryliertes DEK (+PCK2) wurden über SDS-PAGE (10 %) aufgetrennt und auf eine Nitrocellulose-Membran transferiert. Nach dem Blocken der Membran wurde diese mit radioaktiv-markierter SV40-DNA (Hinf I-verdaut, mit Klenow Polymerase End-markiert) inkubiert. Die Membran wurde gewaschen, getrocknet und 32 durch Autoradiographie ( P-DNA) analysiert. Der Nachweis von DEK erfolgte im Anschluss durch DEK spezifische Antikörper (α-DEK). Filterbindungs Assay. Radioaktiv-markierte, Hinf I verdaute SV40-DNA (10 ng) wurde ohne (0) oder mit den angegebenen Verhältnissen (DEK/DNA) an dephosphoryliertem (-P) und CK2 phosphoryliertem DEK (+PCK2) inkubiert. Der Assay wurde bei 50 mM und 100 mM NaCl im Ansatz durchgeführt. Die einzelnen Proben wurden nach 1 Stunde bei 37°C auf Nitrocellulosefilter gebracht, mit dem entsprechenden Puffer gewaschen und getrocknet. Die gebundene radioaktive DNA wurde in einem Szintillationszähler ermittelt. Die Phosphorylierung des DEK-Proteins durch die CK2 schwächt oder inhibiert die DNA-Bindung von DEK, wie in Abbildung 4-24 zu erkennen. Bisher wurde gezeigt, dass sich die Phosphorylierungsstellen für die CK2 im C-terminalen Bereich von DEK befinden und teilweise mit der zweiten DNA-Bindedomäne überlappen (Abbildung 4-25). Nun war es interessant zu untersuchen, welche Bereiche des DEK-Proteins durch die Phosphorylierung in der DNA-Bindung gehemmt werden. Abbildung 4-25 Schematische Darstellung der DEK-Aminosäuresequenz. Gezeigt sind die in vitro kartierten CK2-Stellen und die in vivo identifizierten Phospopeptide. Die neu identifizierte zweite DNA-Bindedomäne ist hellgrün eingezeichnet. Ergebnisse 4.5.3 94 Einfluss der CK2-Phosphorylierung auf die Aktivität der beiden DEK-DNA-Bindedomänen? Um dieser Fragestellung nachzugehen, wurden EMSAs mit CK2phosphorylierten DEK-Deletionsmutanten durchgeführt. Zuerst wurden die einzelnen DEK-Fragmente in vitro mit gereinigter CK2 phosphoryliert und in der Autoradiographie (32P) und im Immunblot (α-DEK) analysiert (Abbildung 4-26, A). Wie erwartet, weisen wtDEK und die Mutanten, die den C-terminalen Bereich beinhalten (∆87-187, 187-375) eine starke Phosphorylierung auf. Das Fragment 270-375 zeigt eine schwächere Phosphorylierung, da drei CK2 Phosphorylierungsstellen (S-243, S-244 und S-251) fehlen (siehe auch Abbildung 4-13). Bei den Fragmenten 87-187 und 310-375 ist keine Phosphorylierung detektierbar. Dies bestätigt die massenspektroskopischen Untersuchungen, die in diesem Bereich keine Phosphorylierungsstellen identifizieren konnten (Abbildung 4-25). Das Fragment 1-187 wird schwach phosphoryliert, was auf S-32 zurückzuführen ist. Mit diesen CK2-phosphorylierten DEK-Fragmenten wurden EMSAs durchgeführt. Hierfür wurde linearisierte SV40-DNA mit steigenden Mengen der verschiedenen DEK-Fragmente inkubiert und auf einem Agarosegel analysiert (Abbildung 4-26, B). Auffallend ist, dass die Fragmente ∆87-187, 187-375 keine DNA-Bindung mehr zeigen (Abbildung 4-26, Spuren 8-10, 11-13) im Gegensatz zu ihrer dephosphorylierten Form (siehe Abbildung 4-19 und Abbildung 4-21). Das SAF-Box enthaltende Fragment 1-187 hingegen bindet unverändert an DNA. Hier sind, wie schon beobachtet, die charakteristischen, großen DNAProteinkomplexe in den Taschen des Gels zu erkennen. Daraus lässt sich schließen, dass phosphoryliertes Serin-32 keine Rolle bei der Regulation der DNA Bindung spielt. Wie erwartet, zeigt das Fragment 310-375, das als Negativ-Kontrolle dient, keine DNA-Bindung. Weiterhin ist beim phosphorylierten wtDEK eine veränderte DNA Bindung im Vergleich zu der dephosphorylierten Form, zu erkennen (siehe auch Abbildung 4-24). Es wurden keine großen DNA-Proteinkomplexe beobachtet und man kann eine allgemein schwache DNA-Bindung feststellen. Zusammenfassend ist der C-terminale Bereich von DEK über CK2Phosphorylierung geregelt. Dieser Bereich bindet im dephosphorylierten Zustand and DNA und im phosphorylierten Zustand kommt es zu einer Multimerisierung von mehreren DEK-Molekülen. Dieser phosphorylierte Bereich beeinflusst aber auch die DNA-Bindeeigenschaft der SAF-Box, was wieder für ein funktionelles Modul in 270-350 spricht. Ergebnisse 95 Abbildung 4-26 EMSAs mit CK2-phosphorylierten DEK-Fragmenten A. B. 400 ng der angegebenen dephosphorylierten DEK-Fragmente wurden mit gereinigter CK2 in der 32 Anwesenheit von Protease- und Phosphataseinhibitoren und [ P]γ–ATP in vitro phosphoryliert. Die Fragmente wurden durch SDS-PAGE (10-18%) aufgetrennt, auf eine Nitrocellulosemembran transferiert und durch Autoradiographie (32P) und Immunblot (α-DEK) analysiert. Die Position eines Proteinstandards ist in kDa angegeben. Als Kontrolle wurde wtDEK wie oben, nur ohne CK2 inkubiert (Spur „input Wt“). 175 ng (0.05 pmol) linearisierte SV40 DNA wurde mit je 9, 28 und 46 pmol der phosphorylierten DEK-Fragemente (Spuren 2-4, 5-7, 8-10, 11-13 und 14-16) für eine Stunde bei 37°C inkubiert. Ergebnisse 96 Die eingesetzte DNA ohne Protein ist in Spur 1 zu sehen. Die Komplexe wurden auf einem 0.6 % Agarosegel in 0.5 x TBE aufgetrennt und durch EtBr-Färbung sichtbar gemacht. C. Schematische Darstellung des DEK-Proteins mit den funktionellen Domänen. Die grüne Box kennzeichnet die SAF-Box, die roten Boxen stellen die sauren Bereiche und die schwarze Box die Kernlokalisationssequnz dar. 4.5.4 Effekte der CK2-Phosphorylierung auf die DEK-ChromatinInteraktion Bisher wurde festgestellt, dass die Phosphorylierung durch die Protein-Kinase CK2 die DEK-DNA-Bindung durch die zweite DNA-Bindedomäne vollständig inhibiert und einen allgemeinen inhibitorischen Effekt auf die DNA-Bindung im DEK-Molekül ausübt. Dieser Effekt wurde bisher nur auf proteinfreier DNA beobachtet. Nun sollte die Bindung von His-DEK an Chromatinsubstrate untersucht werden. Hierfür wurden zunächst SV40-Minichromosomen verwendet. Der SV40-Virus hat den Vorteil, dass er eukaryotische Zellen infiziert und dann die Wirtsproteine verwendet, um sein Genom in eine der Wirtszelle identische Chromatinstruktur zu verpacken. Diese sogenannten Minichromosomen können nun unter verschiedenen Bedingungen aufgereinigt werden, so dass Chromatinsubstrate gewonnen werden, die nur die „Core“Histone oder „Core“-Histone und H1 (und andere Chromatinproteine) enthalten (Gruss, 1995). Hier wurden salzgewaschene SV40-Minichromosomen verwendet, die nur die „Core“-Histone enthalten (25-28 Nukleosomen). Waldmann et al. konnten zeigen, dass DEK an SV40-Minichromosomen bindet und die Topologie verändern kann (Waldmann et al., 2002). Inkubation von SV40-Minichromosomen mit DEK führt zu einem Schutz von 50 bp nukleosomaler DNA nach Mikrokokken-Nuklease Verdau des Chromatins (Tanja Waldmann, Dissertation). Nun stellt sich die Frage, wie sich die Phosphorylierung auf die DEK-ChromatinInteraktion auswirkt. Zunächst wurden salzgewaschene SV40Minichromosomen mit steigenden Mengen an dephosphoryliertem und phosphoryliertem His-DEK inkubiert und mit Mikrokokken-Nuklease behandelt (Abbildung 4-27. DEKdephos, DEKphos). Die gereinigten Produkte wurden auf einem Agarosegel analysiert. Ohne DEK (-DEK) wurde die typische mono- bis trinukleosomale Leiter beobachtet. Dephosphoryliertes DEK führte, wie schon beschrieben, zu einer Verlängerung der geschützten DNA um 50 bp. Folglich induziert die DEK-Bindung einen Schutz von ca. 50 bp, was auf eine kompaktere Chromatinstruktur schließen lässt (DEKdephos , 50, Dreieck). Im Gegensatz dazu resultiert eine Inkubation mit phosphoryliertem DEK in keinem Schutz (DEKphos, 50). Bei höheren DEK-Mengen kann man einen etwas verzögerten Abbau beobachten, was auf eine inhomogene DEK-Population zurückzuführen sein könnte (DEKphos.150). Ergebnisse 97 Abbildung 4-27 Mikrokokken-Nuklease Verdau von SV40-Minichromosomen Dephosphoryliertes und phosphoryliertes His-DEK wurden mit je 1µg salzgewaschenen SV40 Minichromosomen in der Anwesenheit von 5 units Topoisomerase I in nE100 für 1 h bei 37°C inkubiert. Die einzelnen Proben wurden mit 3 mM CaCl2 versetzt und mit 6 units Mikrokokken-Nuklease für 1, 2, und 3 min verdaut. Die Reaktion wurde abgestoppt, die DNA wurde gereinigt und auf einem 1,5 % Agarosegel aufgetrennt und durch Sybr-Gold Färbung sichtbar gemacht. Beruht dieser Effekt auf einer veränderten Bindung von phosphoryliertem DEK an die Minichromosomen oder auf einer inhibierten DEK-Bindung? Dieser Aspekt sollte im Folgenden untersucht werden. Hierfür wurde dephosphoryliertes, rekombinantes His-DEK mit salzgewaschenen SV40-Minichromosomen in Puffer mit 50 mM NaCl (nE50) und in der Anwesenheit von Topoisomerase I inkubiert. Das gebundene DEK wurde dann wie beschrieben phosphoryliert. Als Kontrolle diente ein Ansatz ohne CK2. Nach erfolgter in situ Phosphorylierung wurden die beiden Proben auf 5-30 % Sucrosegradienten mit 100 mM NaCl für 3 Stunden aufgetrennt. Die Gradienten wurden fraktioniert und die gereinigte DNA auf einem Agarosegel analysiert. Die gefällten Proteine der einzelnen Fraktionen wurden durch SDSPAGE aufgetrennt und durch Autoradiographie und durch Immunblot analysiert. Wie GST-DEK verändert auch dephophoryliertes DEK die Topologie der Minichromosomen und bleibt während der Zentrifugation am Chromatin gebunden (Abbildung 4-28, (-P). Eine Phosphorylierung von Ergebnisse 98 chromatingebundenem His-DEK durch die CK2 resultiert in einer Ablösung dieser Population von den Minichromosomen (+PCK2). Diese ungebundene DEK-Population ist phosphoryliert (vergleiche α-DEK und 32P). Die noch gebundene Restpopulation ist entweder schwach- oder nicht phosphoryliert (+PCK2., Fraktion 13,14). Es fällt hier auf, dass die Topoisomerleiter erhalten bleibt, obwohl DEK nicht mehr gebunden ist. Dies liegt daran, dass die Topoisomerase unter den Gradientenbedingungen ebenfalls von den Minichromosomen abgelöst wird (Tanja Waldmann, persönliche Kommunikation). Die frei werdenden Supercoils können folglich nicht mehr von ihr relaxiert werden. Der beobachtete Verlust des Schutzes von 50 bp für die phosphorylierte DEKPopulation in Abbildung 4-27, beruht folglich nicht auf einer veränderten Bindung, sondern auf einer inhibierten DEK-Bindung an Chromatin. Ergebnisse 99 Abbildung 4-28 Interaktion von dephosphoryliertem und phosphoryliertem His-DEK mit salzgewaschenen SV40-Minichromosomen A. B. Salzgewaschene SV40-Minichromosomen wurden mit dephosphoryliertem His-DEK (im molaren Verhältnis von 60 DEK/DNA) in der Anwesenheit von Topoisomerase I für 1 Stunde bei 37°C inkubiert. Der Ansatz wurde auf einen 5-30 %Sucrose Gradienten aufgeschichtet und bei 36.000 rpm (SW40) für 3 Stunden zentrifugiert. Aus den einzelnen Fraktionen wurde die DNA durch Ethanolpräzipitation gefällt, auf einem 0.8 % Agarosegel in 0.5 x TBE aufgetrennt und durch EtBrFärbung sichtbar gemacht. Die Proteine wurden durch Wessel-Flügge Fällung präzipitiert und 32 durch SDS-PAGE, Autoradiographie ( P) und Immunoblotting mit DEK spezifischen Antikörpern nachgewiesen (α-DEK). Form I DNA: supergecoilt; Form II: entspannte, zirkulär geschlossene oder genickte DNA. Ansatz wie in A, gefolgt von einer in situ-Phosphorylierung durch gereinigte CK2 (+PCK2). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Phosphorylierung durch die CK2 nicht nur die DEK-DNA-Interaktion inhibiert, sondern auch die DEK-ChromatinInteraktion. Nun sollte untersucht werden, ob gereinigte CK2 auch endogenes, nukleosomal gebundenes DEK phosphorylieren kann. Dafür wurden HeLa S3-Kerne mit Mikrokokken-Nuklease verdaut, wodurch etwa 50 % des chromatingebundenen DEKs freigesetzt wird. Diese Population ist mit Mono- bis Oligonukleosomen assoziiert (Kappes et al., 2001). Nach Ermittlung der optimalen Verdauzeit, wurden dann die gewonnenen nukleosomalen Fragmente mit gereinigter CK2 und [32P]γ–ATP wie beschrieben phosphoryliert. Nach der Inkubation erfolgte eine Immunfällung des endogenen DEKs. Die Immunkomplexe wurden durch SDS-PAGE, Autoradiographie und Immunblot analysiert (Abbildung 4-29). Die optimale Verdauzeit für die Mikrokokken-Nuklease lag bei 10 min. Hier kommt es zu einer gleichmäßigen Verteilung von Mono- bis Oligonukleosomen (Abbildung 4-29, A). Die freigesetzte DEK-Menge wurde im Immunblot überprüft (A, DEK). Nach der Phosphorylierungsreaktion mit gereinigter CK2 ist deutlich zu erkennen, dass auch endogenes, nukleosomal gebundenes DEK phosphoryliert wird (Abbildung 4-29, B, 32P +CK2). In der Kontrolle ohne gereinigte CK2 kommt es nur zu einer schwachen Phosphorylierung, die durch die endogen vorhandene CK2 hervorgerufen werden könnte (32P -CK2). Hiermit wurde gezeigt, dass endogenes nukleosomal gebundenes DEK auch in vitro durch gereinigte CK2 phosphoryliert werden kann. Ergebnisse 100 Abbildung 4-29 Gereinigte CK2 phosphoryliert endogenes, nukleosomal gebundenes DEK A. B. Aus HeLa S3 Zellen wurden Kerne hypoton extrahiert und die Kernmembran mit NP-40 entfernt. Die Kernsuspension wurde für die angegebene Zeit mit 10 units Mikrokokken-Nuklease (für 50µg DNA) bei 14°C inkubiert. Einzelne Proben wurden entnommen, mit 8 mM EDTA versetzt und durch Zentrifugation wurden die freigesetzten nukleosomalen Fragmente gewonnen. Die gereinigte DNA wurde auf einem 0.8 % Agarosegel in 1x TAE aufgetrennt und durch EtBrFärbung sichtbar gemacht. Die Positionen der mono- di – tri und tetra nukleosomalen Fragmente sind angegeben. Kerne wurden wie in A für 10 min mit 10 units MNase behandelt. Die freigesetzten Fragmente 32 wurden mit Protease- und Phosphatase Inhibitoren, [ P]γ–ATP und ATP versetzt. Die Phosphorylierungsreaktion wurde durch Zugabe von CK2 gestartet. Nach einer Stunde bei 37°C wurden die Ansätze auf 450 mM NaCl eingestellt und DEK durch monospezifische, polyklonale DEK Antikörper gefällt. Die Immunkomplexe wurden durch SDS-PAGE (10%), Autoradiographie und Immunblot (monoklonaler DEK-AK) analysiert. Wie oben gezeigt wurde, inhibiert die Phosphorylierung durch die CK2 die DEKChromatin-Bindung. Dieser Befund steht in einem offensichtlichen Widerspruch zu vorherigen Daten, denn zu keinem Zeitpunkt im Zellzyklus konnte lösliches DEK detektiert werden (Kappes et al., 2001). Da DEK aber über den ganzen Zellzyklus phosphoryliert vorkommt, scheint auch phosphoryliertes DEK chromatingebunden vorzukommen. In Kappes et al. (2001) wurde weder eine Ergebnisse 101 Lokalisations- noch eine Mengenänderung von DEK im Zellzyklus festgestellt. Hier wurden die Zellfraktionierungen in großen NaCl-Schritten durchgeführt. Um nun die Möglichkeit nicht außer Acht zu lassen, dass die Phosphorylierung von zellulärem DEK doch zu einer veränderten Lokalisation führt, wurden im Folgenden Zellfraktionierungen in kleineren NaCl-Schritten durchgeführt. 4.5.4.1 Eine stärkere Phosphorylierung in der G1-Phase des Zellzyklus führt zu keiner Lokalisationsänderung von DEK Für die Zellfraktionierungen wurden Zellen verwendet, die 12 oder 15,5 Stunden aus dem doppelten Thymidinblock entlassen wurden (G1-Phase des Zellzyklus). Mit diesen HeLa S3-Zellen wurde zum einen eine konventionelle Zellfraktionierung durchgeführt (Abbildung 4-30, A), das heißt nach Abtrennen des Cytosols und des Nukleosols wurde die Chromatinfraktion mit 100, 150, 250, 300, 350, 400 und 450 mM NaCl extrahiert und zum anderen in kleineren NaCl-Schritten (Abbildung 4-30, B). Wie bei den salzgewaschenen SV40Minichromosomen beobachtet, würde man durch eine stärkere Phosphorylierung von DEK eine schwächere oder gar inhibierte Chromatinbindung von DEK vermuten. In beiden Fällen konnte man keine signifikanten Unterschiede in der Bindungsstärke von endogenem DEK detektieren (Abbildung 4-30, A, B) Ergebnisse 102 Abbildung 4-30 Zellfraktionierung von G1-Phase-Zellen A. B. HeLa S3-Zellen wurden durch einen doppelten Thymidinblock synchronisiert und für 12 und 15,5 Stunden aus dem Block entlassen. Die Zellen wurden mit hypotonem Puffer inkubiert um das Cytosol freizusetzen (C). Nach einer Zentrifugation wurden die Kerne mit NP-40 lysiert. Dies führt zu einer Freisetzung des Nuleosols und nicht NP-40 resistenten Proteine (N). Die gewonnene Chromatinfraktion wurde nun in einer Reihe mit steigenden NaCl-Mengen extrahiert. Die Proteine aus allen Fraktionen (entsprechende Aliquote) wurden durch eine Wessel-Flügge-Fällung präzipitiert und durch SDS-PAGE (10 %) und Immunblot mit DEK-spezifischen Antikörpern analysiert. Wie in A. Die verwendeten NaCl-Schritte sind angegeben. Als Kontrolle wurden asynchron proliferierende HeLa S3 Zellen parallel untersucht („interphase“). Dieses Ergebnis bestätigt einerseits die früheren Arbeiten, andererseits lässt sich dieser Befund mit den Beobachtungen der DEK-DNA- und DEK-Chromatin Interaktionen in einem phosphorylierten Zustand nur schwer in Einklang bringen. Diesem Widerspruch wird im folgenden Abschnitt nachgegangen. Ergebnisse 4.5.5 103 Wie wird phosporyliertes DEK an Chromatin gebunden? In Abbildung 4-28 wurden salzgewaschene SV40-Minichromosomen verwendet, die nur noch die „Core“-Histone enthalten und sonst keine anderen chromatingebundenen Proteine (Gruss and Knippers, 1995). In der Zelle jedoch könnte das DEK-Protein mit anderen Proteinen in einem Komplex vorkommen. So würde die Möglichkeit bestehen, dass phosphoryliertes DEK über andere Proteine an das Chromatin gebunden wird. Um diese Vermutung zu untersuchen, wurden native Oligonukleosomen, gewonnen durch MikrokokkusNuklease-Verdau von HeLa S3-Zellkernen eingesetzt (Abbildung 4-29). Zuerst wurde die optimale Verdauzeit ermittelt (Abbildung 4-29, A) und die freigesetzte DEK-Menge mittels Immunblot analysiert. Dieses native oligonukleosomale Substrat wurde nun zum einen mit rekombinanten, dephosphoryliertem His-DEK (Abbildung 4-31, A –P) und zum anderen mit CK2 phosphoryliertem His-DEK (A, +PCK2) inkubiert. Die Ansätze wurden für 14 Stunden auf einem 5-40 % Sucrosegradienten zentrifugiert, fraktioniert und die gereinigte DNA und Proteine wie in Abbildung 4-28 analysiert. Zu erkennen ist nun, dass dephosphoryliertes His-DEK, wie endogenes DEK (P, cellular DEK) mit den Nukleosomen ko-sedimentiert. Das Verhalten von HisDEK und DEK ist ebenfalls identisch. Betrachtet man nun den Gradienten mit CK2 phosphoryliertem His-DEK, so fällt auf, dass dieses ebenfalls mit den Nukleosomen ko-sedimentiert und sich wie endogenes DEK verhält (+PCK2). Im Gegensatz zu salzgewaschenen Minichromosomen findet bei den nativen Nukleosomen eine Bindung von phosphoryliertem DEK an Chromatin statt. Aus diesem Befund lässt sich schließen, dass es einen weiteren Faktor, einen Mediator, geben muss, der auch phosphoryliertes DEK an Chromatin bindet. Dieses Experiment erklärt auch, warum keine Lokalisationsveränderung von phosphoryliertem DEK in vivo beobachtet wurde. Nun war es interessant, diese(s) potenzielle(n) Mediator Protein(e) zu identifizieren. In der Literatur sind mehrere Interaktionspartner von DEK beschrieben, zum einen der Transkriptionsaktivator AP-2α (Campillos et al., 2003) und der Transkriptionsrepressor hDaxx (Hollenbach et al., 2002). Auch wurde eine Interaktion mit den Histonen H2A und H2B berichtet (Alexiadis et al., 2000a). Diese Interaktion konnte allerdings nicht reproduziert werden (Scholten, 2004). Auch in dieser Arbeit gibt es keine Hinweise, dass DEK mit H2A und H2B interagiert. Zumindest können diese beiden Proteine nicht die Funktion des potenziellen Mediators vermitteln, da sie in den SV40Minichromosomen enthalten sind. Im Verlauf dieser Arbeit wurde weiterhin gezeigt, dass die CK2Phosphorylierung zu einer DEK-DEK-Multimerisierung führt (Abbildung 4-22). In Ergebnisse 104 der Zelle liegt immer eine Mischpopulation von phosphorylierten und dephosphorylierten DEK-Molekülen vor. Nun liegt die Vermutung nahe, dass DEK eventuell in seiner dephosphorylierten Form als Mediator für seinen phosphorylierten Gegenpart dienen könnte. Um dieser Hypothese nachzugehen, wurden salzgewaschene SV40Minichromosomen verwendet. Diese wurden zuerst mit dephosphoryliertem His-DEK inkubiert (Abbildung 4-31, B, 1. –P), das wie oben beschrieben zu einer Bindung von DEK an die Minichromosomen führt (Abbildung 4-28, A, -P). Nach einer Stunde Inkubation erfolgte die Zugabe von radioaktivem, durch die CK2-phosphoryliertem His-DEK zu der Reaktion (2. +PCK2). Die Auftrennung wurde über 5-30 % Sucrosegradienten für 3 Stunden vorgenommen. Die weitere Probenaufbereitung wurde analog zu Abbildung 4-28 durchgeführt. Zu erkennen ist nun, dass phosphoryliertes His-DEK mit den Minichromosomen ko-sedimentiert und deshalb an diese gebunden hat (Abbildung 4-31, B). Der einzige Unterschied bei diesen Minichromosomen im Vergleich zu Salzgewaschenen liegt darin, dass sie mit dephosphporyliertem DEK assoziiert sind, das in diesem Falle tatsächlich als Mediator oder „Anker“ die Chromatinbindung für phosphoryliertes DEK vermittelt. Rückblickend kann man mit diesem Experiment auch das in vivo Verhalten der DEK-Chromatin-Bindung über den Zellzyklus erklären. Da sich die Lokalisation von DEK zu keiner Zeit ändert, es aber immer dephosphorylierte DEK-Moleküle gibt, bleibt phosphoryliertes DEK dadurch an Chromatin gebunden. Dieser Befund schließt allerdings eine Interaktion mit anderen Proteinen nicht aus. In den „Yeast-T Two-Hybrid“-Untersuchungen wurden keine anderen Interaktionspartner als DEK selbst gefunden (Kappes et al., 2004). Dieser Befund hier wäre eine mögliche zusätzliche Erklärung. Ergebnisse 105 Abbildung 4-31 Assoziation von dephosphoryliertem und phosphoryliertem His-DEK mit nativen Oligonukleosomen A. B. HeLa S3-Zellkerne wurden für 10 Minuten bei 14°C mit Mikrokokken-Nuklease verdaut. Freigesetzte Oligonukleosomen wurden mit Protease- und Phosphataseinhibitoren und entweder mit dephosphoryliertem (-P) oder mit CK2 aufphosphoryliertem His-DEK (+PCK2) für 1 Stunde bei 37°C inkubiert. Die Ansätze wurden auf 5-40 % Sucrosegradienten aufgeschichtet und für 14 Stunden bei 36.000 rpm und 4°C (SW-40) zentrifugiert. Nach dem Fraktionieren des Gradienten wurde die gereinigte DNA über Agarosegelelektrophorese und EtBr-Färbung sichtbar gemacht (oben). Die Position der nukleosomelen Fragmente ist rechts angegeben. Die gefällten Proteine wurden über SDS-PAGE, Immunblot (α-DEK) mit DEK spezifischen Antikörpern und Autoradiographie (32P) analysiert. Die Position eines Proteinstandards ist links, die Position von endogenem und His-DEK ist rechts angegeben. Salzgewaschene SV40 Minichromosomen wurden zuerst mit dephosporyliertem His-DEK (molares Verhältnis DEK/DNA: 30) und Topoisomerase I für 1 Stunde bei 37°C inkubiert (1.-P). Nach der Zugabe von in vitro CK2-phosphoryliertem His-DEK (molares Verhältnis DEK/DNA: 30) (2. +PCK2) wurde der Ansatz für eine weitere Stunde bei 37°C inkubiert. Die weitere Behandlung wurde analog zu Abbildung 4-28 durchgeführt. Gezeigt ist das Agarosegel (oben), der Immunblot (α-DEK) und die Autoradiographie (32P). Ergebnisse 106 Ergebnisse 4.6 107 DEK ist nur phosphoryliert auf Hancock-Chromatin zu finden Nun sollte die DEK-Chromatin-Assoziation mit einer anderen Methode untersucht werden. Dafür wurde sogenanntes „Hancock-Chromatin“ hergestellt (Hancock, 1974). Diese Methode beruht auf der salzfreien Gewinnung von Zellkernen und schlussendlich von Chromatinkörperchen (chromatin bodies, Abbildung 4-32, A). Während der Präparation kommt es zu einer Größenzunahme der Kerne (bis zum Zehnfachen). Dadurch sind die Chromatinfasern einem erheblichen Torsionsstress unterworfen. Erstaunlicherweise war nur ein sehr geringer Teil von DEK mit den Chromatinkörperchen aus asynchron proliferierenden Hela S3-Zellen assoziiert (Abbildung 4-32, C, DMSO, chromatin bodies, α-DEK). Der Hauptteil befand sich in den löslichen Fraktionen (S1, S2). Im Gegensatz dazu verhält sich MCM3 wie in der Literatur beschrieben (z. B. (Ritzi et al., 1998), (Richter et al., 1998). Eine Erklärung hierfür könnte die Präparationsmethode sein. In einem Szenario, in dem dephosphoryliertes DEK durch seine beiden DNABindedomänen, an verschiedene Chromatinfasern oder Bereiche bindet, wäre es möglich, dass DEK durch den Torsionsstress während der Präparation vom Chromatin „abgesprengt“ wird. Dieser Effekt müsste sich noch verstärken, wenn die Phosphorylierung von DEK durch den Einsatz von TBB unterdrückt werden würde. Daher wurden die Zellen vor der Chromatinpräparation für drei Stunden mit TBB behandelt. Tatsächlich reduziert sich die chromatingebundene DEKPopulation (Abbildung 4-32, C, chromatin bodies, TBB, α-DEK), wohingegen MCM3 von dieser Behandlung unbeeinflusst bleibt (C, chromatin bodies, TBB, α-MCM3). Durch diese Methode konnte gezeigt werden, dass die CK2-Phosphorylierung die Art der DEK-Bindung an Chromatin modelliert. Jedoch muss hier angeführt werden, dass dies auch ein elektrostatischer Effekt sein könnte. Durch das salzfreie Milieu sind die sauren Boxen des DEK-Proteins negativ geladen, und es könnte so zu einer Ablösung von Chromatin kommen. Dennoch bestätigt dies die vorherigen Daten, dass die CK2-Phosphorylierung die Art der DEKDNA-Bindung modelliert. Ergebnisse 108 Abbildung 4-32 Hancock-Chromatin-Präparation Asynchrone HeLa S3-Zellen wurden für drei Stunden mit 50 µM TBB oder einer gleichen Menge an DMSO behandelt. Die Zellkerne wurden nun durch eine Inkubation in einem salzfreien Puffer gewonnen. Der Überstand stellt das Cytosol dar (S1). Anschließend wurden die Kerne mit NP-40 behandelt, um Reste der Kernmembran zu entfernen (S2). Nach zwei Zentrifugationen über ein Sucrosekissen erhielt man die Chromatin-Körperchen (chromatin-bodies). Diese wurden durch Lichtmikroskopie und Hoechst-Färbung auf ihre Qualität hin überprüft (A). Der DNA Gehalt wurde bestimmt. 5, 10 und 20 µg DNA und die entsprechenden Aliquote von S1 und S2 wurden durch SDS-PAGE aufgetrennt, auf eine Membran transferiert und mit Poinceau gefärbt (B). Die Analyse des selben Blots erfolgte durch Western-Blot mit DEK und MCM3 spezifischen Antikörpern (α-DEK, α-MCM3). 5 Diskussion Das DEK-Protein ist mit 4-6 x106 Kopien/HeLa-Zellkern ein sehr häufiges, chromatinassoziiertes Protein höherer Eukaryoten, das in den letzten Dekaden der Chromatinforschung nur wenig Beachtung erfahren hat. Die genaue Funktion von DEK ist bisher weitgehend unbekannt. Jedoch wurde es seit der Entdeckung, 1992, als potenzielles Protoonkogen mit verschiedenen funktionellen Aspekten in Zusammenhang gebracht, wovon einige Beobachtungen mittlerweile an Gültigkeit verloren haben. So ist z.B. die Assoziation von DEK mit dem EJC-Komplex und die damit postulierte Rolle in post-Spleißprozessen auf eine Kreuzreaktion des verwendeten Antikörpers zurückzuführen und dadurch nicht mehr haltbar (Le Hir et al., 2000; McGarvey et al., 2000; Le Hir et al., 2001; Lykke-Andersen et al., 2001; Devany et al., 2004; Scholten, 2004). Jedoch wurde in Experimenten, unabhängig von diesem Antikörper, eine RNA-assoziierte DEK-Population identifiziert, deren Funktion noch nicht geklärt ist (Kappes et al., 2001). Die Rolle von DEK in der DNA-Reparatur, wie von Meyn et al. (1993) postuliert, konnte in Experimenten in unserem Labor nicht gefunden werden (Meyn et al., 1993a; Scholten, 2004). Auch eine sequenzspezifische DNA-Bindung von DEK an die pets-site oder die Y-Box, wie von der Markovitz-Gruppe (Fu and Markovitz, 1996; Fu et al., 1997; Adams et al., 2003) beschrieben, konnte bisher weder in unserem Labor noch in dem Labor von G. Grosveld (Grosveld, 2002) weiter bestätigt werden. Im Gegensatz dazu zeigten Waldmann et al. (2003), dass DEK eher strukturspezifisch als sequenzspezifisch an DNA bindet, da eine bevorzugte Bindung an kruziform und supergecoilte DNA-Formen beobachtet wurde. Diese Art der Bindung ist eine Eigenschaft die von Architekturproteinen erfüllt wird (Zlatanova and van Holde, 1998). Viele dieser Proteine, wie z.B die HMGProteine, spielen neben der Funktion in der Zellkernarchitektur auch eine Rolle in der Transkription (siehe Kapitel 1.3.2). Auch für DEK wurde eine noch unbekannte Rolle bei der Transkriptionsregulation postuliert, wobei die beiden Beobachtungen von Hollenbach et al. (2002) und Campillos et al. (2003) unterschiedliche Funktionsweisen für DEK postulieren. Eine Beobachtung, die von meherern Autoren gemacht wurde, ist die Überexpression von DEK in malignen Zellen, und eine damit einhergehende klinische Relevanz als potenzieller Tumormarker. Die Mechanismen, die der unterschiedlichen DEK-Expression zu Grunde liegen, sind bisher jedoch noch nicht verstanden. Diskussion 5.1 110 DEK-mRNA, DEK-Neusynthese und Halbwertszeit von DEK in HeLa Zellen Neben der Überexpression von DEK in malignen Zellen konnte jedoch gezeigt werden, dass innerhalb des HeLa-Zellzyklus die DEK-Protein-Menge keiner Schwankung unterliegt (Kappes et al., 2001). Um diesen Befund zu erweitern, wurden in dieser Arbeit weitere Studien zur DEK-Expression in HeLa-Zellen durchgeführt. Bei der Untersuchung der DEK-mRNA-Menge während des Zellzyklus konnten in allen Zellzyklusphasen identische DEK-mRNA-Mengen detektiert werden (Abbildung 4-1). Die Neusyntheserate von DEK wurde ebenfalls als konstant vorgefunden (Abbildung 4-2). Die Expression und Neusynthese von DEK in HeLa-Zellen ist demnach keiner offensichtlichen zellzyklusspezifischen Regulation unterworfen und bestätigt weiterhin die Arbeit von Kappes et al. (2001). Die vorhandenen DEK-Transkripte scheinen gleichmässig translatiert zu werden, denn bisher gibt es keine Hinweise, dass die DEK-mRNA einer speziellen Regulation unterliegt. Dies ist die erste Untersuchung der DEKExpression während des Zellzyklus. Alle bisherigen Studien verglichen die DEK-Expression zwischen Krebszellen und dem dazugehörigen untransformierten Gewebe auf mRNA-Ebene (Hamaguchi et al., 1998; Kondoh et al., 1999; Kroes et al., 2000; Larramendy et al., 2002; Makita et al., 2002; Savli et al., 2002; Takahashi et al., 2002; Sanchez-Carbayo et al., 2003; Daibata et al., 2004; Evans et al., 2004). Diese Studien zeigen alle eine Überexpression von DEK in den untersuchten Krebsarten auf. Jedoch gibt es in diesen Arbeiten auch Hinweise darauf, dass eine veränderte DEK-Expression in nicht-transformierten Zellen in Abhängigkeit zum Proliferationsstatus der Zelle steht. Generell scheint in stark proliferierenden Zellen die DEK-mRNA erhöht zu sein, wohingegen eine Inhibition der Proliferation zu einer Abnahme führt. Kondoh et al. (1999) konnten in proliferierenden HuH-7 (Leberkarzinomzellen) und HepG2 (Leberzellen)-Zellen eine hohe Präsenz von DEK-Transkripten beobachten. Eine Inhibition der Proliferation durch Serumentzug und durch Kontaktinhibition schlug sich in einer Abnahme der DEK-mRNA-Menge nieder und war in ausdifferenzierten Leberzellen nicht mehr zu detektieren. Durch NaButyrat-Behandlung von HuH-7-Zellen, die zu deren Ausdifferenzierung führt, wurde ebenfalls eine Abnahme der DEK-mRNA festgestellt (Kondoh et al., 1999). In einer weiteren Studie von Savli et al. (2002), die die Differenzierung von HL-60-Zellen (AML-Zelllinie) durch ein Vitamin D-Analogon induzierten, konnte ebenfalls eine differenzierungsabhängige Abnahme der DEK-mRNA festgestellt werden (Savli et al., 2002). Wie in der vorliegenden Arbeit gezeigt, bleibt in proliferierenden HeLa-Zellen die DEK-Menge konstant. Im Zusammenhang mit den oben genannten Befunden lässt sich daher eher eine proliferationsspezifische als eine Diskussion 111 zellzyklusspezifische Funktion von DEK vermuten. Dies spiegelt sich auch in den Proteinmengen wider, denn ein Vergleich der DEK-Proteinmengen in primären Zellen und deren transformierter Form zeigte eine erhöhte DEKMenge in den letzteren (Scholten, 2004). Auch in primären menschlichen BZellen ist nur ein Drittel der DEK-Menge im Vergleich zu HeLa-Zellen vorhanden (H.G. Hu, Persönliche Kommunikation). Der DEK-Promotor wird potenziell über die Proteine YY1 (Yin Yang 1) und NFY (nuclear factor 1) reguliert (Sitwala et al., 2002). Die Beteiligung dieser beiden Transkriptionsfaktoren ist eine mögliche Erklärung für die erhöhte DEKExpression in malignen Zellen, da beide Faktoren in transformierten Zellen einer unterschiedlichen Expression unterliegen (Sitwala et al., 2002b). Jedoch ist nicht auszuschließen, dass die DEK-Expression auch durch andere Faktoren kontrolliert wird, die durch die vorhandene Transformation der HeLa-Zellen einer unterschiedlichen Regulation unterworfen sind. Daher wäre es interessant auch in primären Zelllinien eine Untersuchung der DEK-Expression während des Zellzyklus durchzuführen. Die beobachtete DEK-Halbwertszeit von 20 Stunden (Abbildung 4-3) spricht ebenfalls gegen eine zellzyklusspezifische Funktion von DEK, die durch kontrollierte Proteindegradation vermittelt wird. Bisher gibt es keine Hinweise, dass DEK z.B über den Proteasomenweg abgebaut wird. Wurden HeLa-Zellen mit dem Proteasomen-Inhibitor MG-132 behandelt, so konnte keine Akkumulation von DEK beobachtet werde (Daten nicht gezeigt). In den „Pulse-Chase“-Experimenten zeigte sich, dass der Abbau von DEK bei den 60 und 72 Stunden-Werten nicht der errechneten Halbwertszeit von 20 Stunden entspricht. Dies lässt vermuten, dass es unterschiedlich stabile DEKPopulationen in einer Zelle gibt. DEK ist ein hochmobiles Protein (Scholten, 2004), jedoch konnten sogenannte „DEK-Microdomänen“, die über Minuten hinweg stabil bleiben, ermittelt werden. Dies könnte eine mögliche Erklärung für einen verzögerten Abbau sein, denn DEK könnte je nach Assoziation mit Chromatin (Kappes et al., 2001), RNA (McGarvey et al., 2000; Kappes et al., 2001) und der Kernmatrix (Kappes, 2000) einer unterschiedlichen Stabilität unterliegen. Für DEK konnte hier weder eine veränderte mRNA-Menge noch eine veränderte Neusynthese und, wie schon früher beschrieben, auch keine veränderte Lokalisation innerhalb eines Zellzyklus gefunden werden (Kappes et al., 2001). Auch ein regulierter Abbau von DEK konnte nicht festgestellt werden. Diese Daten sind ein Hinweis darauf, dass DEK keine Funktion in der Zellzykluskontrolle hat oder die DEK-Expression selbst Zellzyklus-abhängig kontrolliert wird. Vielmehr scheint DEK in den Ausdifferenzierungs- und Proliferationsstatus einer Zelle involviert zu sein. Diskussion 5.2 112 DEK wird während des ganzen Zellzyklus phosphoryliert Da DEK von Fornerod et al. (1995) als Phosphoprotein identifiziert wurde, könnte eine mögliche Regulation von DEK in vivo über posttranslationale Modifikation erfolgen. In dieser Arbeit erfolgte deshalb eine ausführliche Charakterisierung der DEK-Phosphorylierung. Tatsächlich zeigten „Pulse“-Exprimente mit synchronisierten HeLa-Zellen, dass DEK zu allen Zeitpunkten im Zellzyklus phosphoryliert ist, allerdings ein Maximum in der G1-Phase erreicht wird (Abbildung 4-4). Eine differenzielle Phosphorylierung von rekombinantem His-DEK wurde ebenfalls durch die Verwendung von G1- und S-Phase-Zellextrakten in vitro gezeigt (Abbildung 4-7). Hier konnte auch eine in etwa doppelt so starke DEK-Phosphorylierung in G1-Phase-Zellextrakt im Gegensatz zu S-Phase-Zellextrakt gefunden werden. Die Verwendung von Geminin in diesem Experiment zeigte weiterhin auf, dass die verwendeten Extrakte eine spezifische Phosphorylierung ermöglichen. Denn Geminin wurde im Gegensatz zu DEK hauptsächlich in S-Phase-Extrakt phosphoryliert, was im Einklang mit publizierten Daten steht (Kulartz et al., 2004). Die (differenzielle) Phosphorylierung könnte ein Mechanismus sein zur zellzyklusabhängigen Regulation der DEK-Funktionen. Die DEKProteinsequenz weist allerdings keine Konsensussequenzen (S/T-P, Serin/Threonin gefolgt von Prolin) für Cyclin-abhängige-Kinasen (CDKs) auf, und Versuche mit dem spezifischen CDK-Inhibitor Cip-1 zeigten keine Inhibition der DEK-Phosphorylierung, weder in S- noch in G1-Phase-Zellextrakten (Daten nicht gezeigt). Dahingegen wurden durch Sequenzvergleiche die ProteinKinasen CK2, PKC und GSK-3 als potenzielle Kandidaten für die DEKPhosphorylierung identifiziert (Abbildung 4-8). Im weiteren Verlauf dieser Arbeit konnte eindeutig gezeigt werden, dass die Phosphorylierung von DEK in vitro und in vivo hauptsächlich durch die CK2 vermittelt wird (Abbildung 4-9, Abbildung 4-10, Abbildung 4-11 und Abbildung 4-12). Eine Phosphorylierung durch gereinigte CK2 konnte auch an nativem, nukleosomal gebundenem DEK gezeigt werden (Abbildung 4-29). In geringerem Ausmaß konnte auch eine Beteiligung der PKC gezeigt werden. Es wurde hingegen keine DEKphosphorylierende Aktivität für die GSK-3 festgestellt (Abbildung 4-9 und Abbildung 4-10). Welche Rolle nimmt die CK2 in der Zelle ein ? Die Protein-Kinase CK2 (früher Casein Kinase II) ist eine evolutionär hoch konservierte, ubiquitär exprimierte Serin/Threonin-spezifische Komponente des Phospho-Proteasoms. Sie kommt in allen eukaryotischen Organismen außer in Archea vor und wird in allen Geweben und Zellsubkompartimenten vorgefunden (Faust and Montenarh, 2000). CK2 ist essenziell für die Zellviabilität und für die Zellzyklusprogression (Ahmed et al., 2002; Litchfield, 2003). Diskussion 113 Seit der Entdeckung, 1954, als Kasein-phosphorylierende Kinase (Burnett and Kennedy, 1954), sind mittlerweile mehr als 300 Substrate der CK2 bekannt, wobei sich die Phosphorylierung von Kasein als ein in vitro Artefakt herausgestellt hat. Darunter befinden sich 87 Signaltransduktionsproteine, 60 Transkritionsfaktoren, 50 Proteine, die die DNA/RNA-Funktion beeinflussen, 38 Virale Proteine, 14 Cytoskelett und Strukturproteine, 9 Proteine des Metabolismus und 49 verschiedene andere, nicht den oben genannten Gruppen zugehörige Proteine (Meggio and Pinna, 2003). Durch die Vielzahl der bekannten Substrate ist das Konsensusmotiv, das für eine Phosphorylierung durch die CK2 benötigt wird, gut charakterisiert:–1(E/D/X)-0(S/T)-+1(D/E/X)+2(E/D/X)-+3(E/D/pS/pT)-+4(E/D/X). Die Positionen an Stelle +1 und +3 üben die wichtigsten Funktionen aus und sind durch die Dominanz von sauren Aminosäuren geprägt. Die CK2 bevorzugt Serine den Threoninen und kann als Phosphatdonor sowohl ATP als auch GTP verwenden. Da die Position an Stelle +3 auch durch eine phosphorylierte Aminosäure eingenommen werden kann, reiht sich die CK2 in die Klasse der Kinasen ein, die durch ein „Pre-Priming“ zur Phosphorylierung stimuliert werden. Es konnten auch Stellen gefunden werden, die nicht dem Konsensus-Motiv entsprechen, ebenso wie Tyrosine, die durch die CK2 phosphoryliert werden (Marin et al., 1999; Meggio and Pinna, 2003). Die CK2 besteht als tetramerer Komplex aus zwei katalytischen (αα,α`α` oder α`α, 38-42 kDa) und zwei regulatorischen Untereinheiten (ββ, 27 kDa). Es wurden auch verschiedene Isoformen, wie z. B. die CK2 α``, im Menschen und verschiedene Isoformen der β-Untereinheit in Saccharomyces cerevisiae gefunden (Glover, 1998; Litchfield et al., 2001; Shi et al., 2001). Die katalytische Untereinheit ist für die Herstellung der Substratspezifität verantwortlich, die durch verschiedene basische Aminosäuren um das aktive Zentrum vermittelt wird (Guerra et al., 1999). Die α-Untereinheit der CK2 ist im Gegensatz zu anderen Kinasen auch in Abwesenheit der regulatorischen Untereinheit immer aktiv. Die β-Untereinheit übt mehrere Funktionen aus. Zum einen kann sie die Aktivität der α-Untereinheit modulieren, zum anderen die Substratspezifität und die Stabilität des Holoenzyms beeinflussen. Jedoch kann die β-Untereinheit unabhängig von der α-Untereinheit agieren, denn sie wurde als Interaktionspartner mit verschiedenen anderen Protein identifiziert (Guerra et al., 1999). Die CK2 spielt in vielen zellulären Prozessen eine wichtige Rolle. Wie oben schon erwähnt, ist sie unabdingbar für die Progression durch den Zellzyklus (Litchfield, 2003), für die Proliferation (Guerra and Issinger, 1999), und für die Zellviabilität. Die CK2 spielt eine Rolle im Chromatinremodeling (Barz et al., 2003), in der DNA-Reparatur (Loizou et al., 2004), in der Apoptose und wird in vielen Tumorarten überexprimiert (Litchfield, 2003). Durch den Einsatz des ATP/GTP-kompetitiven CK2-spezifischen Hemmstoffes TBB konnte die DEK-Phosphorylierung auch in vivo hauptsächlich auf die CK2 zurückgeführt werden (Abbildung 4-12, B). Sowohl in asynchron (Abbildung Diskussion 114 4-12, B) wie auch in synchron wachsenden Zellen (Daten nicht gezeigt) konnte allerdings nie eine 100%-ige Inhibierung der Phosphorylierung, selbst bei Einsatz von 75 µM TBB, erreicht werden. Daher stellt sich die Frage, wodurch die verbleibende Phosphorylierung verursacht wird. Dies kann zum einem auf eine nicht quantitative Hemmung der CK2, zum anderen auf die Beteiligung anderer Kinasen, wie die PKC, zurückgeführt werden. Die Beteiligung der PKC (verschiedene Isoformen, insbesondere PKCε) an der DEK-Phosphorylierung konnte in dieser Arbeit experimentell gezeigt werden (Abbildung 4-9 und Abbildung 4-10). Eine Hemmung der PKC durch TBB ist nicht bekannt (Sarno et al., 2001), allerdings wurde nur die Isoform PKCα getestet. Der Einfluss auf die anderen Isoformen wurde nicht untersucht. Falls keine Hemmung der verschiedenen PKC-Isoformen durch TBB hervorgerufen wird, so könnte die Restphosphorylierung in dem in vivo Experiment durch die PKC verursacht werden. Die Rolle der PKC bei der DEK-Phosphorylierung wurde in dieser Arbeit jedoch nicht weiter untersucht. Bei den in vitro Phosphorylierungen (Abbildung 4-12, A) konnte dagegen eine quantitative Hemmung der DEK-Phosphorylierung durch TBB erreicht werden, jedoch wurde mehr TBB in G1-Phase-Extrakt als in S-Phase-Extrakt (Abbildung 4-12, A, 5µM TBB/S-Phase vs. 20 µM TBB/G1-Phase) benötigt. Dies kann mehrere Ursachen haben. Eine unterschiedliche Zusammensetzung des CK2Holoenzyms kann einen Einfluss auf die Wirksamkeit von TBB ausüben (L.A. Pinna, persönliche Kommunikation). Durch einen erhöhten ATP/GTP-Gehalt der Extrakte kann die Wirksamkeit von TBB herabgesetzt werden. TBB hemmt zwar hochspezifisch die CK2 (IC50 0,9 µM TBB, bei 100 µM ATP), allerdings wurde auch eine geringere Hemmung der GSK-3 festgestellt (Hemmung um 40 % bei 10 µM TBB (Sarno et al., 2001). Eine Beteiligung der GSK-3 an der DEKPhopshorylierung konnte in dieser Arbeit zwar nicht gezeigt werden, jedoch gehört die GSK-3 zu der Klasse der Protein-Kinasen, die ein „Pre-Priming“ benötigen, d.h die Stelle an Position +3 muss phosphoryliert sein, damit die GSK-3 in Aktion tritt. Folglich könnte auch die GSK-3, die durch die Präsenz anderer Kinasen in den Extrakten das benötigte Pre-Priming vorfinden könnte, einen Beitrag zur DEK-Phosphorylierung leisten. Durch die erhöhten TBBMengen könnte sukzessive eine Hemmung der GSK-3 erfolgen. Zusammenfassend kann die CK2 durch die hier dargestellten Experimente als hauptverantwortliche Kinase für die DEK Phosphorylierung benannt werden. Tatsächlich weist die Aminosäuresequenz von DEK überraschend viele potenzielle Konsensussequenzen für eine Phosphorylierung durch die CK2 auf, wobei Serin–32 die Bedingungen des Konsensusmotivs perfekt erfüllt. Bei Betrachtung der Phosphorylierungsstellen fällt auf, dass sich diese auf die sauren Boxen des DEK-Proteins beschränken (Abbildung 4-13). Eine massenspektroskopische Kartierung der in vitro phosphorylierten Stellen ergab Diskussion 115 folgende Stellen für die CK2-Phosphorylierung: S-32, S,243, S-244, S-251, S301, S-303, S-306 und S-307. Alle kartierten Stellen befinden sich in den sauren Boxen des DEK Proteins. Drei potenziellen CK2-Stellen (S-230, S-231 und S-232) wurden in vitro nicht eindeutig phosphoryliert vorgefunden. Dieses Experiment zeigt auf, welche Stellen tatsächlich durch die CK2 als Phosphoakzeptorstellen verwendet werden können. Doch kann man hier keine Aussage darüber treffen, zu welchem Zeitpunkt im Zellzyklus welche Stelle phosphoryliert vorgefunden wird. In vorläufigen Experimenten, durchgeführt von Catalina Damoc und Martina Baack, wurde DEK aus HeLa-Zellen immungefällt, tryptisch verdaut und die Phosphopeptide über IMAC (ion metal affinity chromatographie) angereichert. Dabei wurden die in vitro gefundenen Phosphorylierungsstellen bestätigt und zusätzlich noch weitere Phosphopeptide gefunden, die teilweise eine starke Phosphorylierung aufweisen. Eines dieser Fragmente beinhaltet auch die potenziellen CK2-Phosphorylierungsstellen S230, S-231 und S-232, die in vitro nicht eindeutig phosphoryliert vorgefunden wurden. Diese Daten bestätigen zum einen, dass die in vitro gefundenen Phosphorylierungsstellen auch in vivo als Phosphorylierungsstellen verwendet werden und zum anderen, dass DEK als ein stark phosphoryliertes Protein in der Zelle vorliegt, wobei das Verhältnis von phosphorylierten und dephosphorylierten DEK-Molekülen zu einem gegebenen Zeitpunkt in der Zelle hier nicht ermittelt wurde. Jedoch sind weitere Untersuchungen nötig, um das Phosphorylierungsmuster des DEK-Proteins während des Zellzyklus zu untersuchen. 5.2.1 Kann eine erhöhte Phosphorylierung von DEK alleine durch die CK2 hervorgerufen werden? In dieser Arbeit wurde gezeigt, dass die DEK-Phosphorylierung in der G1Phase ein Maximum erreicht (Abbildung 4-4). Wie oben schon erwähnt, wird DEK hauptsächlich über die CK2 phosphoryliert. Daher stellt sich die Frage, ob eine differenzielle Phosphorylierung von DEK alleine durch die CK2 möglich ist. Das herausragende Merkmal der CK2 ist ihre konstitutive, Stimulusunabhängige Aktivität, die alleine durch die Expression geregelt wird. Diese konstitutive Aktivität wird durch den N-terminalen Bereich der αα`-Untereinheit vermittelt, der eine Assoziation mit dem aktiven Zentrum eingeht und dieses für ATP/GTP als Phosphatdonor offen hält (Sarno et al., 2002). Im Vergleich zu verwandten Kinasen, wie die CDKs, die nur als Holoenzym aktiv sind, ist die katalytische α-Untereinheit auch als Dimer aktiv. Die Aktivität kann allerdings durch die Assoziation mit der β-Untereinheit gesteigert oder sogar, wie im Falle von N-terminalen Mutationen der α-Untereinheit, wieder hergestellt werden (Sarno et al., 2002). Bisherige Ansichten gingen von einer festen Assoziation der regulatorischen und der katalytischen Untereinheit zu einem tetrameren Komplex in vivo aus. Diese Meinung wurde durch verschiedene Beobachtungen Diskussion 116 relativiert. Durch neue Techniken wie FLIP (fluorescence loss in photobleaching) und FRAP (fluorescence recovery after photobleaching), die eine Untersuchung der Lokalisation einzelner CK2-Untereinheiten zu jedem Zeitpunkt in einer lebenden Zelle ermöglichen, stellte sich heraus, dass die beiden Untereinheiten zum einen hoch mobil in der Zelle sind und zum anderen verschieden lokalisiert sein können, auch unabhängig voneinander. Einmal neusynthetisiert werden die beiden Untereinheiten (αα, αα`, α`α`;ββ) unabhängig voneinander in den Kern transportiert, wo sie einer hohen Mobilität unterliegen. Durch verschiedene Bindungspartner werden die Untereinheiten an verschiedene Zielregionen gebracht oder können sich zum Holoenzym zusammenlagern (Filhol et al., 2003; Filhol et al., 2004). In diesem Verhalten kann man eine mögliche Regulation der CK2 durch örtlich und zeitliche begrenzte Assoziation der Untereinheiten mit sich selbst oder der Untereinheiten mit anderen Proteinen vermuten. Die β-Untereinheit hat weiterhin einen regulatorischen Einfluss auf die Aktivität der katalytischen αUntereinheit der CK2. Entgegen der allgemein gültigen Meinung zeigten einige Autoren, dass die Aktivität der CK2 in Zellsubkompartimenten zellzyklusabhängig erheblich schwanken kann, obwohl die Aktivität gemessen in Ganzzellextrakt gleich bleibt. So zeigten Wang et al., dass die Aktivität der CK2 in der Kernmatrix-Fraktion einer starken zellzyklusabhängigen Schwankung unterliegt (Wang et al., 2003). Das Zellzyklus regulatorische Protein p27KIP1, wird beispielsweise nur in Anwesenheit der β-Untereinheit durch die CK2 phosphoryliert (Tapia et al., 2004). Hier wurde ein „docking“Mechanismus der β-Untereinheit an das Protein vor der Phosphorylierung postuliert. Studien zur DEK Phosphorylierung in dem Laboratorium von Lorenzo. A. Pinna (Universität Padua, Italien) ergaben, dass DEK durch die αUntereinheit allein und durch das Holoenzym phosphoryliert wird (Km< 1 µM). Die Anwesenheit der β-Untereinheit steigert die Phosphorylierung jedoch um den Faktor 100 (L.A. Pinna, persönliche Kommunikation). Eine weiterer Regulationsmechanismus könnte durch die Beteiligung der Protein-Phosphatase 2A (PP2A), ein direkter Gegenspieler der CK2, eingebracht werden. Tatsächlich wurde die Beteiligung der PP2A an der DEKBindung in einem anderen Zusammenhang bei der Bindung von DEK an das pets-Fragment postuliert (Faulkner et al., 2001). Eine oszillierende DEK-Phosphorylierung, die alleine durch die CK2 hervorgerufen wird, kann durch die oben dargestellten Gründe nicht ausgeschlossen werden. Durch die experimentell gezeigte Präsenz von DEK in verschiedenen subnuklearen Kompartimenten, wie z.B in der Kernmatrix, in Assoziation mit RNA und Chromatin, könnte durch die Zusammensetzung dieser Komplexe eine veränderte CK2-Phosphorylierung hervorgerufen werden. Auch eine Rolle der CK2-β-Untereinheit, wie für andere Proteine postuliert, könnte, je nach Assoziation mit DEK, eine veränderte Phosphorylierung Diskussion 117 hervorrufen. Um diese Spekulationen zu bestätigen, bedarf es jedoch weiterer Experimente. Eine Beteiligung anderer Kinasen wie der PKC und GSK-3 ist jedoch nicht auszuschliessen. Diese könnten in konzertierter Aktion mit der CK2, vielleicht auch zu verschiedenen Zellzyklusphasen, DEK phosphorylieren und damit einen synergistischen Einfluss auf die DEK-Funktion ausüben. 5.3 DEK – ein Protein mit mehreren Modulen Das DEK-Protein bindet sequenzunspezifisch an proteinfreie- und nukleosomal verpackte DNA, bevorzugt allerdings überkreuzte DNA-Strukturen wie sie in supergecoilter und kruziformer DNA vorkommen (Alexiadis et al., 2000; Waldmann et al., 2002; Waldmann et al., 2003). Eine weitere Eigenschaft von DEK ist die Topologieveränderung von zirkulären DNA-Substraten (Alexiadis et al., 2000; Waldmann et al., 2002). In dieser Arbeit wurden deshalb durch Studien an DEK-Deletionsmutanten die Domänen für die DNA-Bindung und die durch DEK hervorgerufene Topolgieveränderung untersucht. 5.3.1 Das SAF-Box enthaltende Fragment (87-187) des DEK-Proteins ist für die DNA-Bindung und für die Topologieveränderung verantwortlich. Ein verantwortlicher Bereich für DNA-Bindung konnte auf dem SAF-Box enthaltenden Fragment 87-187 lokalisiert werden (Abbildung 4-19). Ebenfalls konnte dieses Fragment für die Topologieveränderung verantwortlich gemacht werden (Abbildung 4-20). Das SAF-Box (Kipp et al., 2000) oder SAP-Box-Motiv (nach SAF-A/B, Acinus und PIAS) (Aravind and Koonin, 2000) ist ein weit verbreitetes DNA-Bindemotiv in chromatinassoziierten Proteinen mit unterschiedlichen Funktionen. Es besteht aus 35 Aminosäuren, die durch ein invariables Glycin in zwei Hälften geteilt werden. Die erste Hälfte bildet eine αHelix, der Bereich um das konservierte Glycin einen „Loop“, die zweite Hälfte liegt wieder als α-Helix vor (Kipp et al., 2000). SAF-A ist durch die Bindung an SAR/MAR-DNA über die SAF-Box in die Zellkernarchitektur und durch die Cterminale RGG-Box in den RNA-Metabolismus involviert (Romig et al., 1992a; Fackelmayer et al., 1994a; Fackelmayer et al., 1994b; Goehring and Fackelmayer, 1997). Dies ist Merkmal von vielen SAF-Box-Proteinen, die neben der SAF-Box als SAR/MAR bindendes DNA-Bindemotiv noch weitere funktionelle Module besitzen. Diese zusätzlichen Domänen bestimmen dann meist die Funktion des Proteins. SAF-Box-Proteine sind in die unterschiedlichsten Prozesse, wie DNA-Reparatur (Ku70, PARP) oder Transkription (ThoI) involviert (Aravind and Koonin, 2000). Die SAF-Box von DEK ist im Gegensatz zu den meisten anderen SAF-BoxProteinen in der Mitte des DEK-Moleküls lokalisiert (149-187). Hier konnte gezeigt werden, dass der Bereich um die SAF-Box (87-187) tatsächlich für die Diskussion 118 DNA-Bindung verantwortlich ist. Die Bindung mit dem Fragment 87-187 führt wie die Bindung von wtDEK zu großen Nukleoprotein-Komplexen, die nicht mehr in das Agarosegel einlaufen können (Abbildung 4-19). Durch die Abwesenheit der DEK-Multimerisierungsdomäne (270-350) in den Fragmenten 1-250, 1-187 und 87-187 konnte die Beteiligung dieses Bereiches an der beobachteten Komplexbildung ausgeschlossen werden. Daher muss sich auf diesem Fragment eine weitere Multimerisierungsdomäne befinden, die in Abwesenheit von DNA nicht detektiert werden kann. In Far-Western-Analysen konnte nur eine C-terminale Multimerisierungsdomäne von 270-350 identifiziert werden (Kappes et al., 2004; Scholten, 2004). Auch aus elektronenmikroskopischen Studien gibt es Hinweise, dass DEK DNA-abhängig multimerisiert. Hier wurden lange, DEK-bedeckte Bereiche gefunden, die jeweils von einem Punkt ausgehen (Waldmann et al., 2002) und für eine kooperative Bindung von DEK an DNA sprechen. In NMR (nuclear magnetic resonance) Untersuchungen von H. Matsuo (Universität Minneapolis, USA) eines DEK-Fragments von 68-220 wurden nach DNA-Inkubation unlösliche Komplexe gefunden. Diese waren bei einer Inkubation ohne DNA nicht zu beobachten (H. Matsuo, persönliche Kommunikation). Auch dies ist ein Hinweis auf die Präsenz einer DNA-abhängigen Multimerisierungsdömäne, N-terminal der SAF-Box. Dafür spricht auch, dass die SAF-Box allein (149-187) in Lösung nicht mehr an DNA binden kann. Erst, wenn viele SAF-Box-Moleküle durch Immobilisierung an Sepharosebeads in räumliche Nähe gebracht werden, ist wieder eine DNA-Bindung zu beobachten (F. Knoche, persönliche Kommunikation). Ein solcher Bindungsmechanismus könnte auch die Veränderung der DNATopologie erklären. Durch das gleichzeitige Binden von mehreren DEKMolekülen kann sich der Twist der DNA verändern. Dadurch entsteht eine hohe Torsionsspannung im DNA-Molekül, was dann durch die Einführung von Supercoils ausgeglichen werden kann. Tatsächlich kann das Fragment 87-187 die DNA-Topologie noch verändern (Abbildung 4-20), während 149-187, die SAF-Box allein, dies nicht mehr kann (F. Knoche, persönliche Kommunikation). Interessant ist zudem, dass dieser Mechanismus auch für SAF-A postuliert wurde. Auch die SAF-Box von SAF-A bindet in EMSAs nicht mehr an DNA, während, wie bei DEK, eine Immobilisierung der SAF-Box-Fragmente ausreicht, um die DNA-Bindung wieder herzustellen. Für SAF-A wurde eine sogenannte „Massenbindung“ postuliert (Zuckerkandl and Villet, 1988). Bei einer Bindung von wtSAF-A an DNA kommt es immer zu einer Multimerisierung, die durch eine kooperative Bindung verursacht wird (Romig et al., 1992b; Fackelmayer et al., 1994b; Fackelmayer and Richter, 1994; Kipp et al., 2000). Darüberhinaus ist von SAF-A bekannt, dass es spezifisch an die kleine Rinne von AT-reicher SAR/MAR-DNA bindet. Für DEK wurde bisher keine bevorzugte Diskussion 119 Bindung an SAR/MAR-DNA gezeigt (Tanja Waldmann, persönliche Kommunikation), jedoch befindet sich eine Subfraktion von DEK in der Kernmatrix (Kappes, 2000). Im Gegensatz dazu binden H1 oder HMGA zwar spezifisch an SAR/MAR-DNA (siehe Kapitel 1.1 und 1.3.2.2), besitzen jedoch keine SAF-Box. Oben beschriebene DNA-Bindeeigenschaften und die Tatsache, dass DEK struktur- und nicht sequenzspezifisch an DNA bindet, legen den Verdacht nahe, dass es sich bei DEK um ein Protein handelt, das in die Zellkernarchitektur involviert sein könnte, wie auch für SAF-A beschrieben. Tatsächlich vermittelt das SAF-Box-Fragment von DEK (87-187) die Bindung an kruziform DNA (Tanja Waldmann, persönliche Kommunikation). Durch die Bindung an kruziform-DNA, die Supercoiling und DNA-Looping Aktivität von DEK und den hier beschriebenen Eigenschaften, lassen sich einige Parallelen zu den HMG-Proteinen aufzeigen. DEK besitzt zwar keines der typischen DNA-Bindemotive, wie HMG-Box, AT-Hook oder NBD, und ist deshalb nicht den klassischen HMG-Proteinen (HMGB, HMGA, HMGN; Kapitel 1.3.2) zuzuordnen. Jedoch könnten die Funktionsweisen dieser Proteine bei der weiteren Untersuchung von DEK hilfreich sein. In Tabelle 5-1 sind einige Funktionen der HMG-Proteine und DEK zusammengefasst. Tabelle 5-1 Vergleich von DEK mit den HMG-Proteinen Alle Informationen wurden aus Übersichtsartikeln entnommen (HMGN: (Bustin and Reeves, 1996), HMGA: (Reeves and Nissen, 1990; Hill and Reeves, 1997; Reeves, 2001; Reeves and Beckerbauer, 2001), HMGB: (Bustin and Reeves, 1996). Die Tabelle erhebt nicht den Anspruch der Vollständigkeit. Diskussion 120 Aspekt HMGN HMGA HMGB DEK Molekulargewicht (kDa) 10,6-19.7 10-15 24-25 43 Aminosäuren 89-113 96-197 209-215 375 Kopien/Zelle 10 5 10 4 10 6 4-6x10 6 DNA-Bindung DNA-Bindemotiv Bindung an kruziform-DNA Bindung an HMG-Box (A, AT-Hook Nukleosomen- SAF-Box B) Bindemotiv zweite (NBD) Bindedomäne + + + + supergecoilte + + + + +- +- + +(neg) +(neg) +(pos) + + +? DNA Bindung an B-Form DNA +- Einführung von Supercoils +(neg) durch Bindung Bindung an nukleosomale ++ DNA Bindung an gebogene DNA + + + n.u. DNA-Bending + + + - (+) DNA-Looping + + + + Sequenzspezifität - (+) - (+) - (+) - Interaktion mit Histonen + ? ? -+ ? durch ++ ++ ++ ++ der + + + +- bei + + + (+) ++ ++ ++ -(+) -(+) -(+) ++ ++ ++ Regulation Phosphorylierung Assoziation mit Kernmatrix Funktion Transkriptionskontrolle Mobilität im Zellkern Expression in ++ ruhenden -(+) Zellen Erhöhte Expression kanzerogenen Zellen in ++ + DNA- Diskussion 121 DEK teilt viele Eigenschaften, soweit bisher bekannt, mit den HMGA und HMGB-Proteinen, wovon die wichtigsten die Bindung an kruziform-DNA, die Supercoilingaktivität und das veränderte Expressionsverhalten in transformierten Zellen sind. HMGN interagiert mit den „Core“-Histonen, stabilisiert das Nukleosom und ist das einzige Protein, das spezifisch die Struktur der nukleosomalen DNA erkennt (Bustin and Reeves, 1996b). Eine Interaktion von DEK mit den „Core“Histonen ist noch nicht eindeutig gezeigt. Daher ist eine funktionelle Ähnlichkeit zu den HMGNs nicht gegeben. Für DEK konnte bisher keine DNA-Bending-Aktivität nachgewiesen werden (Waldmann et al., 2003), jedoch wurde in den bisherigen Experimenten ein 123 bp DNA-Fragment verwendet. Wenn DEK nur eine schwache Bending-Aktivität aufweist, könnte dies auf diesem kurzen Fragment nicht beobachtet werden. Es sind weitere Experimente nötig, um diesen Punkt zu klären. Jedoch kann die DEK-Bindung ein „Looping“ induzieren (Waldmann et al., 2002) und so verschiedene DNA-Stränge oder Bereiche zusammenführen. Durch die Beobachtung, dass DEK eine Rolle in der Transkription spielt, und durch die vielen Ähnlichkeiten zu den HMGA und HMGB –Proteinen, könnte deren Funktion für die weitere Untersuchung des DEK-Proteins ein gutes Modell bilden. In der Arbeit von Campillos et al. (2003) bestehen erste Hinweise darauf, dass DEK wie ein „Transkriptions-Architekturprotein“ agieren könnte. Die Autoren zeigten in Ko-Transfektionsassys eine gesteigerte Aktivität des AP-2αabhängigen APOE-Promotors in HepG2-Zellen bei gleichzeitiger Anwesenheit von DEK. In EMSAs konnte zwar eine gesteigerte Bindung von AP-2α in der Anwesenheit von DEK an die DNA gezeigt werden, jedoch wurde kein ternärer Komplex von DEK und AP-2α gefunden. Die Autoren postulieren eine transiente Bindung von DEK an AP-2α, was zu einer Stimulation der DNABindung von AP-2α führt, ohne jedoch direkt an der DNA-Bindung beteiligt zu sein. In mehreren Arbeiten konnte aber überzeugend gezeigt werden, dass DEK allein an DNA bindet. Daher könnte die von Campillos et al. beobachtete DEK-Aktivität eher auf eine Veränderung der DNA-Struktur zurückzuführen sein. Dies wiederum könnte die Bindung von AP-2α selbst stimulieren oder erst ermöglichen. Genau solch ein Mechnismus wird für die HMGB-Proteine postuliert. Sie sind hoch mobil im Zellkern, und es wird vermutet, dass sie transient die DNA-Struktur verändern, um dann Transkriptionsfaktoren die Bindung an ihre DNA-Sequenzen zu ermöglichen oder zu erleichtern (Agresti and Bianchi, 2003). HMGA-Proteine gehören zu den am stärksten phosphorylierten Proteinen in der menschlichen Zelle, wobei die Phosphorylierung von der Zellzyklusphase und von verschiedenen Stimuli abhängt. Hier beeinflussen kombinatorische Diskussion 122 Phosphorylierungen die Art und die Bindungsstärke an DNA. Die Phosphorylierungsstellen befinden sich unmittelbar vor den AT-Hooks und im C-terminalen Bereich. HMGAs werden hauptsächlich durch cdc2, CK2, und PKC phopshoryliert. HMGAs unterliegen einer hohen Expression in proliferierenden Zellen, haben ihr Expressionsmaximun in Zellen der Embryonalentwicklung und sind in ausdifferenziertem Gewebe oder in proliferationsinaktiven Zellen kaum zu detektieren (Lundberg et al., 1989). Die Überexpression von HMGAs wurde in verschiedensten Tumorarten berichtet und korreliert mit dem Stadium des Tumors, so dass die Stärke der HMGAExpression als Marker für das Stadium der Transformation und der beginnenden Metastasierung verwendet wird. Die erhöhte Expression von HMGAs in transformierten Zellen beeinflusst die Expression weiterer Gene und trägt somit zu einer weiteren Tumorprogression bei. Dadurch werden die HMGA Proteine auch als Onkogene eingestuft. Jedoch führt eine Überexpression von HMGA-Genen nicht zwingend zu einer Transformation, anders als bei klassischen Onkogenen. Bei HMGA lässt sich die erhöhte Expression durch die Promotorstruktur und die daran bindenden Aktivatoren erklären. Hier wurden 4 Promotorelemente gefunden, die ja nach Zelltyp und Stimulus, unabhängig voneinander die Transkription beeinflussen können (Übersicht in (Bustin and Reeves, 1996; Reeves, 2001; Reeves and Beckerbauer, 2001). Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass die HMG-Proteine das Histon H1 an der Ein- und Austrittsstelle der DNA am Nukleosom kompetitiv ersetzen können (Catez et al., 2004). Dies führt zu einer generellen Auflockerung des Chromatins, was wiederum eine Erleichterung der Transkription und Replikation darstellt. Für DEK gibt es Hinweise, wenn auch noch sehr spekulativ, dass es auch an diese Stelle binden könnte, z.B. durch die bevorzugte Bindung an kruziform DNA. Denn auch an der Ein- und Austrittsstelle der nukleosomalen DNA kommt es zu Überkreuzungen. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass DEK zu einem Schutz von 50 bp an nukleosomaler DNA führt, was eine potenzielle Bindung an der Ein- und Austrittsstelle der nukleosomalen DNA impliziert. Daher könnte die Kompetition mit H1 ein weiterer Mechanismus sein, wie DEK seine Funktion in der Zelle ausübt. 5.3.2 Der Bereich 270-350 stellt eine zweite DNA-Bindedomäne von DEK dar Während der Untersuchung der DNA-bindenden Eigenschaften der verschiedenen DEK-Fragmente konnte eine weitere zweite DNA-Bindedomäne, die sich zwischen 270-350 erstreckt, gefunden werden (Abbildung 4-21). Ein neuer funktioneller Bereich des DEK-Proteins konnte dadurch identifiziert werden. Die DNA-Bindung, die durch diesen Bereich vermittelt wird, generiert keine großen Nukleoproteinkomlexe, sondern eine Bindung die keine Multimerisierung vermuten lässt. Selbst bei höheren Mengen an Protein führt Diskussion 123 eine Bindung mit der zweiten DNA-Bindedomäne zu keinen großen Komplexen. Diese zweite DNA-Bindedomäne ist nicht an Einführung von Supercoils und der Stimulation von intermolekularen Wechselwirkungen beteiligt (Kappes et al., 2004). DEK besitzt demnach zwei funktionell unterschiedliche DNABindedomänen. Interessant ist, dass der Bereich der zweiten DNA-Bindedomäne mit der zuvor identifizierten Multimerisierungsdomäne überlappt (Kappes et al., 2004; Scholten, 2004). Daher scheint es sich hier um einen bifunktionellen Bereich von DEK zu handeln. Weiterhin befinden sich hier die meisten identifizierten Phosphorylierungsstellen. Wird dieser Bereich auf Sekundärstrukturmerkmale hin untersucht, so kann mit Hilfe des Programmes „Coils“ (www.expasy.ch) eine potenzielle „Coiled-coil“-Domäne (322-350) identifiziert werden. In Abbildung 5-1 sind die identifizierten Domänen von DEK zusammengefasst. Abbildung 5-1 Funktionelle Domänen des DEK-Proteins Darstellung der in dieser Arbeit identifizierten Domänen des DEK-Proteins. Die SAF/SAP-Box ist in grün, die sauren Boxen in rot und die NLS in schwarz dargestellt. Phosphorylierung ist durch P gekennzeichnet. Die Funktion des jeweiligen Bereiches ist rechts angegeben. 5.4 Phosphorylierung durch die Protein Kinase CK2 – Regulation der DEK-Funktion ? In dieser Arbeit konnte anschaulich gezeigt werden, dass die CK2Phosphorylierung zu einer Multimerisierung von DEK führt (Abbildung 4-22 und Abbildung 4-23). Die Multimerisierungsdomäne von DEK wurde auf den Bereich von Aminosäure 270-350 kartiert (Kappes et al., 2004; Scholten, 2004), wobei es sich um eine Multimerisierung und nicht um eine Dimerisierung handelt, denn es konnten keine Zwischenstufen gefunden werden (Abbildung 4-22, C). Eine entscheidene Rolle der CK2 bei der DEK-Multimerisierung konnte etabliert Diskussion 124 werden. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass die CK2-Phosphorylierung die DEK-DNA-Bindung inhibiert (Abbildung 4-24). Die CK2-Phosphorylierung greift daher regulierend in funktionelle Aspekte von DEK ein und unterscheidet zwischen DNA-Bindung und Multimerisierung. Die meisten CK2-Phosphorylierungsstellen wurden im C-terminalen Bereich von DEK identifiziert, wo sich diese bifunktionelle Domäne befindet. Tatsächlich stellte sich heraus, dass die zweite DNA-Bindedomäne im phosphorylierten Zustand keine DNA-Bindung mehr aufweist (Abbildung 4-26). Das Fragment 1187 degegen zeigte unveränderte DNA-Bindung, trotz einer Phosphorylierung an Serin-32. Das Gesamtmolekül jedoch weist durch eine CK2Phosphorylierung eine veränderte DNA-Bindung auf (Abbildung 4-26), denn es kommt zu keinen großen Nukleoproteinkomplexen mehr. Daher scheint sich der Einfluss der Phosphorylierung im C-terminalen Bereich auf das ganze Molekül auszuwirken und auch die DNA-Bindung durch die SAF-Box zu schwächen. Diese Rest-DNA-Bindung konnte auch durch South-Western und Filterbindungsexperimente mit phosphoryliertem DEK gefunden werden (Abbildung 4-24). Hier konnte zwar bei 50 mM NaCl keine veränderte Bindung zwischen de- und phosphoryliertem DEK beobachtet werden. Bei 100 mM NaCl jedoch wurde die Bindung stark inhibiert. Weiterhin könnte die Stärke der DNABindung auch abhängig sein von der Zahl der phosphorylierten Serine in und vor der zweiten DNA-Bindedomäne. Die Phosphorylierung könnte hier, je nach Ausmaß, einen unterschiedlich starken inhibitorischen Effekt auf das Gesamtmolekül ausüben, impliziert durch die zweite DNA-Bindedomäne. Welcher Mechanismus könnte dieser Beobachtung zugrunde liegen? Es gibt Hinweise, dass ein Motiv, ähnlich dem CK2-Konsensusmotiv, die Ausbildung von Sekundärstrukturen in nativ ungefalteten Proteinen hemmt (Zetina, 2001). Die CK2-Phosphorylierung an diesen Motiven könnte die ungefaltete Konformation einer α-Helix aufrechterhalten. In einer weiteren Studie konnte gezeigt werden, dass die CK2-Phosphorylierug in einer α-Helix die Konformation zerstörte (Steinmetz et al., 2001). Weitere Beobachtungen von verschiedenen Autoren zeigten auf, dass eine generelle Veränderung der Sekundärstruktur und der Thermostabilität durch eine CK2-Phosphorylierung erreicht wird. Dadurch wurde die Sekundärstruktur des p27KIP1-Proteins, welche in einem unphosphorylierten Zustand α-Helices aufweist, zerstört (Tapia et al., 2004). Auch in dem HMG-Motiv-Protein SSRP1 aus Zea Maize wurde durch eine CK2-Phosphorylierung an zwei Serinen in der C-terminalen HMG-Box, eine veränderte Faltung der α-helikalen Struktur der HMG-Box gefunden (Krohn et al., 2003). Die Thermostabilität wurde durch CK2-Phosphorylierungen in HMGB-Proteinen erhöht, was ebenfalls eine Strukturveränderung impliziert (Wisniewski et al., 1999; Stemmer et al., 2002). Der C-terminale Bereich von DEK weist ebenfalls Strukturähnlichkeiten zu einer „Coiled-coil“-Domäne auf. Diskussion 125 Diese potenzielle Domäne erstreckt sich über den Bereich 322-350 und liegt damit in der zweiten DNA-Bindedomäne oder Multimerisierungsdomäne. Die Phosphorylierung hatte in den oben genannten Studien nicht nur eine Konsequenz für die Proteinstabilität und die Sekundärstruktur, sondern es wurden auch veränderte DNA-Bindungseigenschaften beobachetet. Im Falle der HMGB-Phosphorylierung wurde eine reduzierte Affinität für lineare DNA, aber nicht für supergecoilte DNA gefunden (Stemmer et al., 2002). In Drosophila HMGB-Proteinen wurde durch eine CK2-Phosphorylierung im Cterminalen Bereich die Affinität für lineare und kruziforme DNA gewährleistet. Eine Dephosphorylierung erhöhte die Affinität für die kruziform-DNA (Wisniewski et al., 1999). Eine Phosphorylierung des C-terminalen Bereich des SSRP1 Proteins ermöglichte eine spezifische Erkennung von UV-geschädigter DNA (Krohn et al., 2003). Durch die beiden DNA-Bindedomänen des DEK-Proteins, sind zwei Module vorhanden, die unterschiedlich an DNA binden und unterschiedlich reguliert werden können. Auch die HMGBs und HMGAs binden mit einer verschiedenen Anzahl an DNA-Bindemotiven an DNA, wobei die DNA-Bindung durch den sauren C-terminalen Bereich stark beinflusst wird. Der C-terminale Bereich von DEK hat ebenfalls, je nach posttranslationaler Modifikation, einen Einfluss auf die DNA-Bindung. Durch die in dieser Arbeit gezeigte Präsenz zweier voneinander unabhängiger DNA-Bindedomänen könnte eine Regulation der DNA-Bindungsstärke und der Affinität für bestimmte DNA-Formen durch die Phosphorylierung in der zweiten DNA-Bindedomäne erfolgen. 5.4.1 Einfluss der CK2-Phopshorylierung auf die DEK-ChromatinBindung Dephosphoryliertes His-DEK bindet an salzgewaschene SV40Minichromosomen und führt zu einer Topologieveränderung (Abbildung 4-28). Wurde allerdings dieses chromatingebundene DEK durch die CK2 in situ phosphoryliert, wurden die vorher gebundenen DEK-Moleküle abgelöst (Abbildung 4-28). Wie auch schon für die Bindung von phosphoryliertem DEK an proteinfreie DNA gefunden, kommt es auch im Chromatin-Kontext zu einer Inhibierung der Bindung von DEK durch Phosphorylierung. Dies steht zunächst im Gegensatz zu den in vivo Daten. Denn hier ist selbst bei einer erhöhten Phosphorylierung von DEK in der G1-Phase keine veränderte Lokalisation oder geschwächte Chromatinbindung von DEK zu beobachten (Abbildung 4-30). Welche Rolle könnten hierbei die Interaktionspartner H2A und H2B spielen (Alexiadis et al., 2000)? In Alexiadis et al. wurde die DEK-abhängige Topologieveränderung nur für Chromatin und nur in der Anwesenheit von H2A Diskussion 126 und H2B gefunden. Die Veränderung war nicht abhängig von den N-terminalen Armen der Histone, wie in Topologie-Assays mit vernetzten Histonaktameren gezeigt. In weiteren Arbeiten von Waldmann et al. (2002) konnte gezeigt werden, dass DEK auch die Topologie von proteinfreier DNA verändern kann. Die Notwendigkeit von H2A und H2B ist hier also nicht gegeben. In FarWestern-Studien mit rekombinant exprimierten Histonen, konnte keine Interaktion von DEK mit Histonen nachgewiesen werden (Scholten, 2004). Bisher gibt es folglich keine eindeutigen Hinweise darauf, dass die Interaktion von DEK mit den Histonen essenziell für eine Bindung ist. Jedoch findet man eine Assoziation von DEK mit Mononukleosomen, die durch MikrokokkenNuklease Verdau aus Zellkernen gewonnen wurden (Kappes et al., 2001). Wie In Kapitel 5.3.1 schon diskutiert, könnte die Ein- und Austrittsstelle der DNA im Nukleosom eine mögliche Bindestelle für DEK sein. Dadurch ist es möglich, dass DEK, unabhängig von einer Interaktion mit den Histonen selbst (globuläre Domäne, N-terminale Arme), an nukleosomale DNA bindet. Die Histone können auch in vivo nicht für die Bindung von phosphoryliertem DEK an das Chromatin verantwortlich sein. Denn sowohl der DEK-typische Schutz von zusätzlichen 50 bp bei Mikrokokkus-Nuklease-Verdaus (Abbildung 4-27), wie auch das oben beschriebene Experiment sprechen dagegen. Allerdings darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass posttranslationale Modifikationen der N-terminalen Histonarme eine DEK-Bindung im phosphorylierten Zustand ermöglichen könnten. Der posttranslationale Zustand der Histone übt bei der Bindung der HMG-Proteine und Histon H1 (und auch anderen Kernproteine) eine weiteren Einfluss auf die DNA-Bindung aus. Auch andere posttranslationale Modifikationen von DEK selbst könnten eine Rolle spielen. So kann DEK beispielsweise auch acetyliert werden (D. Markovitz, persönliche Kommunikation) Ähnliches wurde auch für HMGA-Proteine beschrieben, die acetyliert und phosphoryliert werden (Reeves, 2001; Reeves and Beckerbauer, 2001). Für HMGA1 konnte sowohl ein Einfluss der Acetylierung der „Core“-Histone als auch eine Auswirkung der Acetylierung und der Phosphorylierung von HMGA1 selbst auf die Mobilität und auf die Bindungsstärke gezeigt werden (Harrer et al., 2004). Eventuelle posttranslationale Modifikationen der „core“-Histone kommen in salzgewaschenen SV40 Minichromosomen nicht definiert vor. Jedoch sind diese Modifikationen in nativen oligonukleosomalen Chromatinfragmenten vorhanden. Diskussion 5.4.2 127 DEK bleibt in vivo auch im phosphorylierten Zustand mit Chromatin assoziiert. Von nativem DEK war bekannt, dass es mit Mono-bis Oligonukleosomen assoziiert ist (Kappes et al., 2001). Hier konnte gezeigt werden, dass sowohl phosphoryliertes wie auch dephosphoryliertes His-DEK an diese Oligonukleosomen binden kann (Abbildung 4-31). Eine Dephosphorylierung während der Inkubation konnte durch deutliche Signale in der Autoradiographie ausgeschlosssen werden. Phosphoryliertes DEK muss in Folge dessen eine Interaktion mit anderen Proteinen eingehen, um mit Chromatin assoziiert zu bleiben. Dabei könnte es sich um verschieden modifizierte Histone oder um noch nicht identifizierte Interaktionspartner von DEK handeln. Dadurch, dass die CK2-Phosphorylierung die Multimerisierung von DEK stimuliert, allerdings zu einem gegebenen Zeitpunkt in der Zelle, immer nur ein Teil der DEK Population phosphoryliert ist, lag die Vermutung nahe, dass die phosphorylierte DEK-Form über eine Multimerisierung mit einem unphosphoryliertem DEK-Molekül am Chromatin zurückgehalten wird. Tatsächlich konnte gezeigt werden, dass phosphoryliertes DEK über chromatingebundenes dephosporyliertes DEK am Chromatin zurückgehalten wird und als „Anker“ für sich selbst dient (Abbildung 4-31, B). Diese Beobachtung schließt die Existenz von anderen „Mediator“ Proteinen natürlich nicht aus. In Yeast-Two-Hybrid-Untersuchungen konnten jedoch nur Cterminale Fragmente als Interaktionpartner für DEK identifiziert werden (Scholten, 2004). Da der Einfluss der Phosphorylierung in diesem Assay nicht bekannt ist, könnte der Befund hier eine gewisse Erklärung dafür liefern. 5.4.3 Regulation der DNA-Bindung und Multimerisierung von DEK durch die CK2- ein Modell Die bisherigen Beobachtungen erlauben die Aufstellung eines Modells, wie die Phosphorylierung die DEK-Aktivität regeln könnte (Abbildung 5-2). Diskussion 128 Abbildung 5-2 Modell einer möglichen Regulation der DEK-Funktion durch CK2Phosphorylierung Darstellung einer möglichen Regulation der DNA-Bindeeigenschaften von DEK durch Phosphorylierung. Die SAF/SAP-Box-Domäne ist in grün (SAP), die zweite DNA-Bindedomäne in hellgrün (2.nd) und Phosphorylierung in roten Punkten dargestellt. Die graphische Darstellung der DEK-Moleküle ist frei gewählt. DEK bindet im unmodifizierten Zustand durch beide DNA-Bindedomänen (SAP/SAF-Box, 2.nd: zweite DNA-Bindedomäne) an verschiedene Bereiche eines DNA-Moleküls (Abbildung 5-2, A) oder an verschiedene DNA-Moleküle (Abbildung 5-2, B). Durch die Bindung kann eine DNA-Strukturveränderung erfolgen, die sich durch DNA-Looping (A) und Stimulation von DNA-DNAKontakten auswirken kann (B). Kommt es nun zu einer Phosphorylierung im Diskussion 129 Bereich der zweiten DNA-Bindedomäne (Abbildung 5-2 A, B, rote Punkte), so wird diese von der DNA abgelöst. Einhergehend damit wird die DNA-Bindung des ganzen DEK-Moleküls verändert. So könnte es zu einer Freisetzung von DEK-induziertem DNA-Looping (A) und von gebundenen DNA-Strängen (B) kommen. Hier konnte weiterhin gezeigt werden, dass phosphoryliertes DEK durch ein unphosphoryliertes, noch gebundenes DEK-Molekül an Chromatin zurückgehalten werden kann (Abbildung 5-2, C). DEK wurde sowohl in Eu- als auch in Heterochromatin, doch fünffach angereichert in Euchromatin gefunden (Kappes et al., 2001). Freies DEK wurde zu keinem Zeitpunkt im Zellkern detektiert, obwohl es in der G1-Phase des Zellzyklus zu einer stärkeren Phosphorylierung kommt. Man könnte sich nun vorstellen, dass DEK im unphosphorylierten Zustand über weite Chromatinbereiche bindet und durch eine Phosphorylierung vom Chromatin gelöst wird, dann allerdings über flankierende unmodifizierte DEK-Moleküle gebunden bleibt. Das Chromatin könnte dadurch zugänglicher für Regulatoren, wie z.B Transkriptionsfaktoren werden. Nun könnte DEK dephosphoryliert werden, um die zuvor freigegebenen DNA-Sequenzen wieder zu verschliessen. Diese Komplexe, bestehend aus de- und phosphoryliertem DEK, könnten auch zu einer schnellen Rekrutierung von DEK an andere Bereiche des Chromatins dienen und für die Ausbildung der beobachteten DEK-Microdomänen verantwortlich sein (Scholten, 2004). Zusammenfassend konnte diese Arbeit einen weiteren Beitrag zum funktionellen Verständnis des DEK-Proteins beitragen. Durch die Identifizierung der Regulation der DEK-Aktivitäten über Phosphorylierung erschliesst sich ein ganz neuer Aspekt, der eine wichtige Grundlage für weitere Untersuchungen bildet. 6 Zusammenfassung In der vorliegenden Arbeit wurden drei experimentelle Ansätze gewählt, um neue Einblicke in die Biochemie des DEK-Proteins zu erhalten. •Untersuchungen der DEK-Expression ergaben gleichmäßige mRNA-Mengen und eine einhergehende, gleichbleibende Neusynthese im HeLa-Zellzyklus. Dies bestätigt frühere Arbeiten, die eine gleichbleibende DEK-Menge während des ganzen Zellzyklus gezeigt haben. DEK wurde weiterhin als stabiles Protein identifiziert, das eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 20 Stunden in der Zelle aufweist. •In EMSA-Studien mit DEK-Deletionsmutanten konnte zum einen gezeigt werden, dass ein Fragment, das die SAF-Box enthält (87-187), für die DNABindung und Topologieveränderung verantwortlich ist. Zum anderen wurde eine neue, zweite DNA-Bindedomäne identifiziert, die im C-terminalen Bereich (270350) des DEK-Proteins lokalisiert ist. Die beiden DNA-Bindedomänen unterscheiden sich in der Art der DNA-Bindung maßgeblich voneinander. Dieser Bereich konnte ebenfalls als DEK-Multimerisierungsdomäne identifiziert werden und hat folglich eine duale Funktion. •Studien der DEK-Phosphorylierung zeigten, dass DEK während des ganzen Zellzyklus phosphoryliert wird, wobei das Maximum in der G1-Phase zu finden ist. Als hauptverantwortliche Kinase konnte die Protein-Kinase CK2 in vitro und in vivo identifiziert werden. Eine Kartierung der CK2-Phosphorylierungsstellen in der DEK-Aminosäuresequenz, ergab, dass sich die meisten Phosphorylierungsstellen im C-terminalen Bereich des Proteins befinden. Dies wurde durch massenspektrometrische Untersuchungen von rekombinantem His-DEK in vitro gefunden. Die Relevanz dieses Befundes wurde durch die Identifizierung von Phosphopeptiden in vivo, die mit den CK2 Stellen überlappen, erweitert. Die CK2-Phosphorylierung ist maßgeblich an der Regulation der DEKAktivitäten beteiligt. So unterscheidet sie zwischen DNA-Bindung und DEKMultimerisierung. Dies wurde besonders anschaulich im Falle des bifunktionellen Bereiches 270-350 gezeigt. Ein allgemein inhibitorischer Effekt auf die DEK-DNA-Bindung des wt-Proteins konnte durch die Phosphorylierung beobachtet werden. Ein Modell der Regulation der DEK-Funktion durch die Phosphorylierung konnte aufgestellt werden. 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