Neue Arzneimittel für Pferde und landwirtschaftliche Nutztiere

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Neue Arzneimittel für Pferde und landwirtschaftliche Nutztiere
2004/2005*
I. U. Emmerich, F. R. Ungemach
Aus dem Institut für Pharmakologie, Pharmazie und Toxikologie (Leiter: Prof. Dr. F. R. Ungemach), Veterinärmedizinische
Fakultät der Universität Leipzig
Einleitung
Dieser Artikel soll einen Überblick über interessante Neuzulassungen auf dem deutschen Arzneimittelmarkt für Pferde und
landwirtschaftliche Nutztiere für die Jahre 2004/2005 geben und
stellt eine Fortsetzung der 1998, 2000, 2002 und 2004 erschienenen Artikel dar (3, 5, 6, 19). Interessante neu zugelassene Arzneimittel für Kleintiere, die im Therapienotstand auch für das Pferd
umgewidmet werden können, wurden ebenfalls in dieser Reihe
seit 1996 besprochen (2, 4, 18, 20, 21). Für die Auswahl der Präparate waren wie bisher folgende Kriterien entscheidend:
1. Präparate mit Wirkstoffen, die erstmals für die Veterinärmedizin zugelassen wurden:
a) Wirkstoffe, die bislang ausschließlich in humanmedizinischen Präparaten zugelassen waren:
– GastroGard 37% (Omeprazol, Zulassung für Pferde)
– Pracetam 10% Arzneimittelvormischung für Schweine
(Paracetamol, Zulassung für Schweine)
b) Wirkstoffe, die bislang weder in Human- noch in Tierarzneimitteln zugelassen waren:
– Dalmarelin 25 µg/ml Injektionslösung (Lecirelin, Zulassung für Rinder und Kaninchen)
– Draxxin 100 mg/ml Injektionslösung (Tulathromycin,
Zulassung für Rinder und Schweine)
2. Wirkstoffe, die für weitere Tierarten zugelassen wurden:
– Baytril – Das Original 2,5%-Injektionslösung (Enrofloxacin, Zulassung für Kaninchen)
– Cobactan IV 4,5% Injektionslösung (Cefquinom, Zulassung für Pferde)
– Ecomectin 1% Injektion, Qualimec 1% Injektion (Ivermectin, Zulassung für Schafe)
– Finadyne RPS Injektionslösung 50 mg/ml (FlunixinMeglumin, Zulassung für Schweine)
– Regumate Equine (Altrenogest, Zulassung für Pferde)
– Rimadyl Rind (Carprofen, Zulassung für Rinder)
3. Präparate, die aufgrund neuer Darreichungsform, erweiterter
Indikation oder anderer Kriterien interessant sind:
– Cobactan 2,5% (Cefquinom, Indikationserweiterung:
Arthritis, Epidermitis, Meningitis)
– Cobactan DC (Cefquinom, Indikationserweiterung: Trockenstellen von Kühen)
*
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Download zur Verfügung.
– Cydectin 10% LA für Rinder (Moxidectin, Langzeitformulierung für Rinder)
– Equimax (Ivermectin und Praziquantel, Zulassungserweiterung für tragende und laktierende Stuten)
– Ovitelmin Suspension (Mebendazol, neue Darreichungsform: Suspension für Schafe)
– Pulmodox (Doxycyclin, neue Darreichungsform: orales
Pulver für Schweine)
– Wedederm (helles Ammoniumbituminosulfonat, neue
Formulierung)
Präparate mit Erstzulassung
in der Tiermedizin
Dalmarelin 25 mg/ml Injektionslösung (Lecirelin, Zulassung für Rinder und Kaninchen)
Mit dem Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH)-Analogon
Lecirelin wurde neben Buserelin und Fertirelin das dritte synthetische GnRH-Analogon in Deutschland zugelassen. Es steht als
Dalmarelin für Rinder zur Behandlung von Follikelzysten und zur
Ovulationsinduktion zum Zeitpunkt der Besamung in Fällen von
kurzer, stiller oder verlängerter Brunst und für Kaninchen zur
Ovulationsinduktion und Verbesserung der Konzeptionsrate zur
Verfügung.
Lecirelin ist wie Buserelin und Fertirelin ein Nonapeptid.
Aufgrund von Strukturunterschieden zum natürlichen GnRH
(Gonadorelin; ein Dekapeptid) weist Lecirelin wie die anderen
Gonadorelin-Strukturanaloga eine längere Bindungsdauer an den
spezifischen Rezeptoren der Hypophyse auf (11). Durch die hypophysäre Bindung wird die Sekretion der gonadotrophen Hormone FSH und LH gesteuert, wodurch die Follikelreifung, die
Ovulationsinduktion und die Gelbkörperbildung im Ovar stimuliert werden.
Lecirelin wird nach intramuskulärer Applikation schnell resorbiert und aus der Blutbahn eliminiert, wobei die hormonelle
Wirkung aufgrund der längeren Bindungsdauer an den Rezeptoren für mehrere Stunden anhält. Lecirelin reichert sich wie andere GnRH-Analoga vornehmlich in Leber, Niere und Hypophyse an und wird dort enzymatisch inaktiviert und auf renalem
Wege ausgeschieden (11).
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Neue Arzneimittel für Pferde und landwirtschaftliche Nutztiere 2004/2005
I. U. Emmerich, F. R. Ungemach
In Studien zur Embryo- und Reproduktionstoxizität an Labortieren erwies sich Lecirelin als embryotoxisch bei Ratten. Daher
sollte es nur bei laktierenden, nichtträchtigen Tieren angewendet
werden. Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von Lecirelin
sind nicht bekannt. Nach bis zu 3facher Überdosierung beim Rind
und bis zu 2facher Überdosierung bei Kaninchen wurden keine
Nebenwirkungen beobachtet (11). Aufgrund der Embryotoxizität
bei Ratten sollen gebärfähige Frauen Dalmarelin mit Vorsicht anwenden. Da Lecirelin wie alle GnRH-Analoga transdermal resorbiert werden kann, ist bei Hautkontakt die betroffene Stelle sofort
mit Wasser und Seife abzuwaschen (11).
Die Dosierung ist abhängig von der Tierart und dem Anwendungsgebiet. Bei Rindern werden zur Behandlung von Follikelzysten 100 µg/Tier und zur Ovulationsinduktion zum Zeitpunkt
der Besamung in Fällen von kurzer, stiller oder verlängerter
Brunst 50 µg/Tier einmalig intramuskulär verabreicht. Bei Kaninchen beträgt die einmalige intramuskuläre Dosis zur Ovulationsinduktion 5 µg/Tier und zur Verbesserung der Konzeptionsrate im Bestand 7,5 µg/ml, wobei die Behandlungen 24 Stunden
post partum erfolgen können.
Lecirelin steht für Rinder, Equiden und Kaninchen in Anhang II der Rückstandshöchstmengen-Verordnung des Rates
(EWG) 2377/90. Die Wartezeit nach der Anwendung beträgt für
das essbare Gewebe von Rindern und Kaninchen 0 Tage und für
die Milch von Rindern 0 Tage.
Dalmarelin 25 µg/ml wird als Injektionslösung in zwei Handelsformen (5 × 10 ml, 5 × 20 ml) von der Firma Selectavet vertrieben.
Draxxin® 100 mg/ml Injektionslösung (Tulathromycin, Zulassung für Rinder und Schweine)
Die antimikrobiell wirksame Substanz Tulathromycin aus der
Gruppe der Makrolide wurde speziell für die Veterinärmedizin
entwickelt und erstmals in Deutschland als Draxxin zugelassen.
Die Zulassung erstreckt sich auf Rinder zur Therapie und Metaphylaxe von Atemwegserkrankungen, verursacht durch gegenüber Tulathromycin empfindliche Mannheimia (Pasteurella)
haemolytica, Pasteurella multocida, Haemophilus somnus und
Mycoplasma bovis und auf Schweine zur Therapie von Atemwegserkrankungen, verursacht durch gegenüber Tulathromycin
empfindliche Actinobacillus pleuropneumoniae, Pasteurella
multocida und Mycoplasma hyopneumoniae. Die Anwendung
von Draxxin soll nur unter Berücksichtigung eines Antibiogramms nach den Antibiotikaleitlinien erfolgen.
Das halbsynthetische Makrolid Tulathromycin besitzt 15
C-Atome (8) und gehört wie das humanmedizinisch angewendete Azithromycin zu den Azaliden. Es besitzt im Unterschied zu
anderen Makroliden drei Aminogruppen, weshalb diese Wirkstoffklasse auch als Triamilide bezeichnet wird. Die dritte Aminogruppe an Position C-4 erhöht die Basizität, wodurch Tulathromycin besser durch die Bakterienzellmembran penetrieren kann.
Tulathromycin ist ein Racemat aus Tulathromycin A zu 90% und
Tulathromycin B zu 10%. Es wirkt wie alle Makrolide bakteriostatisch, indem es die Proteinsynthese durch selektive Bindung an
die ribosomale RNA der Bakterien hemmt. Resistenzen gegenüber Tulathromycin können sich wie bei den anderen Makroliden
durch enzymatische Modifikation der 23S-rRNA oder durch
enzymatische Inaktivierung entwickeln.
Tulathromycin wird beim Rind nach subkutaner Verabreichung bzw. beim Schwein nach intramuskulärer Verabreichung
von 2,5 mg/kg KM schnell resorbiert, sodass maximale Blutplasmakonzentrationen von 0,5 µg/ml bzw. 0,6 µg/ml nach 30 Minuten vorliegen. Beim Rind ist es nach subkutaner Verabreichung zu
90% und beim Schwein nach intramuskuärer Verabreichung zu
88% bioverfügbar. Wie Azithromycin befindet sich Tulathromycin in hohen Konzentrationen in Makrophagen im Lungengewebe. Es wird angenommen, dass diese azalidbeladenen Zellen
das Antibiotikum direkt in das Lungengewebe transportieren und
am Infektionsort bei der Phagozytose von Bakterien freisetzen.
Hierdurch reichern sich die Azalide im Lungengewebe an, wobei
der dort bioverfügbare Anteil z. B. von Tulathromycin beim Rind
71fach und beim Schwein 61fach höher als im Blutplasma ist (8).
Diese Anreichung spiegelt auch das sehr hohe Verteilungsvolumen von Tulathromycin von 11 l/kg beim Rind und 13,2 l/kg beim
Schwein wider. Aus dem Lungengewebe wird Tulathromycin
langsamer (Rind 184 h, Schwein 142 h) als aus der Blutbahn (ca.
90 Stunden für beide Tierarten) ausgeschieden, sodass in der Lunge im Vergleich zum Blutserum höhere und länger anhaltende
Wirkstoffspiegel erreicht und aufrechterhalten werden. Für die
Vorhersage der antimikrobiellen Wirksamkeit und Wirkdauer
sind deshalb nicht die Serum-, sondern die Gewebekonzentration
relevant (1). Der Zeitverlauf der Lungenspiegel zeigt für Tulathromycin, dass die Gewebekonzentration nach einmaliger Gabe ungefähr 5–15 Tage oberhalb der MHK90-Werte für die klinisch relevanten Erreger bleibt.
Draxxin darf nicht bei Überempfindlichkeit gegenüber Makrolid-Antibiotika wie z. B. Erythromycin, Tilmicosin und Tylosin und aufgrund möglicher Kreuzresistenzen nicht zusammen
mit anderen Makroliden oder Lincosamiden angewendet werden.
Die subkutane Injektion von Draxxin verursacht beim Rind häufig vorübergehende Schmerzreaktionen und Schwellungen an der
Injektionsstelle, die bis zu 30 Tagen bestehen können. Beim
Schwein wurden derartige Reaktionen nach intramuskulärer Injektion nicht beobachtet, obwohl bei beiden Tieren pathomorphologische Veränderungen bis zu 30 Tage nach der Injektion
nachweisbar waren (1). Obwohl bei Studien zur Embryo- und
Reproduktionstoxizität an Labortieren (Ratten, Kaninchen) keine
teratogenen, fetotoxischen oder maternotoxischen Effekte durch
Tulathromycin nachweisbar waren, sollte die Anwendung von
Draxxin während Trächtigkeit und Laktation nur nach einer Nutzen-Risiko-Abschätzung erfolgen, da keine entsprechenden Studien bei der Zielspezies vorliegen. Auf Verabreichung des bis zu
10fachen der empfohlenen Dosis reagierten Rinder in Verbindung
mit den lokalen Reaktionen an der Injektionsstelle vorübergehend
mit Unruhe, Kopfschütteln, Stampfen mit den Gliedmaßen, kurzzeitiger Einstellung der Futteraufnahme und geringfügiger myo-
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kardialer Degeneration. Schweine zeigten bei Überdosierung neben den lokalen Reaktionen an der Injektionsstelle im Ohrgrund
Schreien und Unruhe. Erfolgte die Injektion in die Hintergliedmaße, wurde auch Lahmheit beobachtet. Tulathromycin reizt die Augen und kann bei Hautkontakt zur Überempfindlichkeit führen (1).
Die Dosierung von Tulathromycin beträgt 2,5 mg/kg KM. Es
wird einmalig beim Rind subkutan und beim Schwein intramuskulär verabreicht, wobei das Injektionsvolumen beim Rind 7,5 ml
und beim Schwein 2,0 ml pro Injektionsstelle nicht überschreiten
sollte.
Tulathromycin steht für Rinder und Schweine in Anhang I
der Rückstandshöchstmengen-Verordnung des Rates (EWG)
2377/90 und darf nicht bei Tieren, deren Milch für den menschlichen Verzehr gewonnen wird, angewendet werden. Die Wartezeit nachAnwendung von Draxxin beträgt für das essbare Gewebe von Rindern 49 Tage und von Schweinen 33 Tage. Tulathromycin darf nicht bei laktierenden Kühen, deren Milch für den
menschlichen Verzehr vorgesehen ist, angewendet werden.
Die Injektionslösung Draxxin 100 mg/ml wird in Flaschen
zu 50 ml und 100 ml von der Firma Pfizer vertrieben.
Tab. 1 Übersicht über die besprochenen veterinärmedizinischen Arzneimittel. Die interessanten Neuerungen, die zur Aufnahme der
Arzneimittel in den Artikel geführt haben, sind rot hervorgehoben.
Wirkstoffgruppe
Wirkstoff
Präparat
Darreichungsform und
Art der Anwendung
Tierart
Vertreiber
Cobactan IV 4,5%
Injektionslösung
Lyophilisat und Lösungsmittel
(i. m., i. v.)
Pferd
Intervet
Cobactan 2,5%
Injektionssuspension (i. m.)
Rinder, Schwein, Ferkel
Intervet
Cobactan DC
Euterinjektor (Salbe) als
„Trockensteller“
Rinder
Intervet
Pulmodox
Pulver zum Eingeben
Schwein
Virbac
Antiinfektiva
Cefquinom
Doxycyclin

Enrofloxacin
Baytril – Das Original
2,5%-Injektionslösung
Injektionslösung (s. c., i. m.)
Kaninchen, Hund, Katze,
Schwein
Bayer Vital
Tulathromycin
Draxxin 100 mg/ml
Injektionslösung
Injektionslösung (s. c., i. m.)
Rind, Schwein
Pfizer
Ecomectin 1% Injektion
Injektionslösung (s. c.)
Rind, Schaf
Essex
Antiparasitika
Ivermectin

Qualimec 1% Injektion
Injektionslösung (s. c.)
Rind, Schaf
Janssen-Cilag
Ivermectin, Praziquantel
Equimax
Gel zum Eingeben
Pferd inkl. tragender und
latierender Stuten
Virbac
Mebendazol
Ovitelmin Suspension
Suspension zum Eingeben
Schaf
Janssen-Cilag
Injektionslösung (s. c.)
Rind
Fort Dodge
Injektionslösung (s. c., i. v.)
Rind
Pfizer
Moxidectin

Cydectin 10% LA für Rinder
Nichtsteroidale Antiphlogistika
Carprofen
Rimadyl Rind

Paracetamol
Pracetam 10% Arzneimittelvormischung für Schweine
AMV zur Herstellung von
Fütterungsarzneimitteln
Schwein
Vétoquinol
Flunixin-Meglumin
Finadyne RPS Injektionslösung 50mg/ml
Injektionslösung (i. m., i. v.)
Schwein,
Rind, Pferd
Essex
GastroGard 37%
Paste zum Eingeben
Pferd
Merial
Antazida
Omeprazol
Hormone und hormonell wirksame Pharmaka
Altrenogest
Regumate Equine
Lösung zum Eingeben, zum
Eingeben mit dem Futter
Pferd
Intervet
Lecirelin
Dalmarelin 25µg/ml
Injektionslösung
Injektionslösung (i. m.)
Rind, Kaninchen
Selectavet
Wedederm
Salbe zur Anwendung auf der
Haut
für Tiere 1
Wdt
Sonstige
Ammoniumbituminosulfonat, helles
1
Pferde, Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Zootiere (Mammalia)
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Neue Arzneimittel für Pferde und landwirtschaftliche Nutztiere 2004/2005
I. U. Emmerich, F. R. Ungemach
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Neue Arzneimittel für Pferde und landwirtschaftliche Nutztiere 2004/2005
I. U. Emmerich, F. R. Ungemach
GastroGard 37% (Omeprazol, Zulassung
für Pferde)
Der Protonenpumpenhemmer Omeprazol aus der Gruppe der
Benzimidazole war bislang nur als humanmedizinisches Arzneimittel verfügbar. Jetzt wurde er als GastroGard 37% für Pferde
ab einem Alter von 4 Wochen und 70 kg KM zur Behandlung von
Magengeschwüren zugelassen.
Omeprazol reichert sich bei saurem pH-Wert in den Parietalzellen der Magenschleimhaut an und hemmt dort irreversibel die
H+/K+-ATPase, wodurch die basale und stimulierte Säuresekretion gehemmt wird (27). Nach oraler Gabe von 4 mg Omeprazol/
kg KM an Pferde wurde die Basalsekretion nach 8, 16 und 24
Stunden zu 99, 90 und 83%, die der pentagastrinstimulierten
Magensaftsekretion um 99, 95 und 90% gehemmt (14).
Omeprazol ist aufgrund eines deutlich ausgeprägten First-passEffekts nach oraler Aufnahme nur zu ca. 10,5% bioverfügbar. Die
maximale Blutplasmakonzentration nach oraler Aufnahme von
4 mg/kg KM wird nach einer Stunde mit durchschnittlich 540 ng/
ml erreicht. Omeprazol wird rasch metabolisiert und zu 43–61%
über den Urin und in geringem Maße über die Fäzes ausgeschieden.
Die Halbwertszeit beträgt zwischen 0,5 und 8 Stunden (14).
Obwohl bei Studien zur Embryo- und Reproduktionstoxizität
an Labortieren (Ratten, Kaninchen) keine teratogenen Effekte
durch Omeprazol nachweisbar waren, wird die Anwendung von
GastroGard 37% bei trächtigen und laktierenden Stuten nicht
empfohlen, da keine Studien an der Zielspezies vorliegen. Bei
Zuchthengsten zeigte die Gabe des 3fachen der empfohlenen Dosis über die 2,5fache Behandlungsdauer keine nachteiligen Effekte auf Spermaqualität und Fortpflanzungsverhalten. Nach Gabe
des 5fachen der empfohlenen Dosis über die 3,2fache empfohlene Behandlungsdauer wurden keine unerwünschtenArzneimittelwirkungen bei Pferden im Alter von über 2 Monaten festgestellt.
Trotzdem besteht für Fohlen unter 4 Wochen oder weniger als
70 kg KM eine relative Kontraindikation. Omeprazol führt zur
Wirkungsverlängerung verschiedener Arzneimittel wie Cumarine, Benzodiazepine oder Theophyllin durch Hemmung des Cytochrom-P450. Des Weiteren kann es zu Überempfindlichkeitsreaktionen beim Anwender führen, daher sollte der direkte Kontakt mit Haut und Augen vermieden werden (14). Da es sich beim
Magengeschwür des Pferdes um ein multifaktorielles Krankheitsgeschehen handelt, sollten neben der medikamentösen Therapie
die Haltungs- und Fütterungsbedingungen (weniger Stress, kürzere Futterkarenzzeiten, höhere Raufutteraufnahme, Weidegang)
verbessert werden.
Die Dosierung beträgt 4 mg Omeprazol/kg KM/Tag oral über
28 Tage. Um Rezidive zu vermeiden, wird imAnschluss eine Weiterbehandlung mit 2 mg Omeprazol/kg KM/Tag über 30 Tage
empfohlen.
Omeprazol steht für Equiden in Anhang II der Rückstandshöchstmengen-Verordnung des Rates (EWG) 2377/90 und darf
nur oral angewendet werden. Die Wartezeit nach Anwendung von
GastroGard 37% beträgt für das essbare Gewebe 1 Tag. Es darf
nicht bei Stuten angewendet werden, deren Milch für den menschlichen Verzehr vorgesehen ist.
Das Fertigarzneimittel GastroGard 37% wird in Packungen
mit sieben Applikationsspitzen mit jeweils 6,16 g Paste von der
Firma Merial vertrieben.
Pracetam® 10% Arzneimittelvormischung
für Schweine (Paracetamol, Zulassung für
Schweine)
Das schwache Analgetikum Paracetamol aus der Gruppe der
p-Aminophenolderivate war für Tiere bislang nur in dem seit einiger Zeit nicht mehr verkehrsfähigen Präparat „Indigestionspulver
für Rinder“ neben Glukose und Natriumpropionat enthalten. Jetzt
wurde Paracetamol als Arzneimittelvormischung Pracetam 10%
für Schweine zur symptomatischen Behandlung zur Fiebersenkung bei akuten infektiösenAtemwegserkrankungen in Kombination mit einer geeigneten antiinfektiven Therapie zugelassen.
Paracetamol scheint die Prostaglandinsynthese hauptsächlich
nur im ZNS zu hemmen, womit seine gute analgetische und antipyretische Wirkung bei geringer antiphlogistischer Wirkung erklärt werden kann (29).
Paracetamol wird nach oraler Verabreichung als Fütterungsarzneimittel in einer Dosis von 15 mg/kg KM zu 76% von Schweinen resorbiert. Maximale Blutplasmakonzentrationen von 3,6 µg/
ml liegen nach 2,4 Stunden vor. Paracetamol wird in der Leber
mit Glucuronsäure, Schwefelsäure und Glutathion konjugiert.
Schweine scheiden 70% der Paracetamoltagesdosis innerhalb von
24 Stunden mit dem Urin als Paracetamol-Glucuronid (80%),
Cystein (10%), unverändertes Paracetamol und Sulfat aus (15).
Unerwünschte Nebenwirkungen von Paracetamol, die durch
die Hemmung der Prostaglandinsynthese verursacht werden und
deshalb bei allen schwachen Analgetika vor allem bei längerer
Verabreichung hoher Dosen auftreten können, sind Reizungen bis
hin zu Ulzerationen im Magen-Darm-Trakt, Gefahr von Blutungen aufgrund der verzögerten Blutgerinnung durch Hemmung
der Thrombozytenaggregation, Bronchospasmus und Beeinträchtigung der Nierenfunktion (29). Daher darf Pracetam 10% nicht
bei Schweinen mit stark eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion oder Hypovolämie angewendet werden. Ebenfalls sollte die
gleichzeitige Anwendung nephrotoxischer Arzneimittel vermieden werden. Nach einmaliger bis zu 10facher Überdosierung von
Pracetam 10% konnten keine Nebenwirkungen bei Schweinen
nachgewiesen werden.
Obwohl bei Studien zur Embryo- und Reproduktionstoxizität
an Labortieren keine teratogenen oder fetotoxischen Effekte
durch Paracetamol nachweisbar waren, kann die Anwendung von
Pracetam bei trächtigen und laktierenden Sauen nicht empfohlen
werden, da keine Studien an der Zielspezies vorliegen.
Die Dosierung beträgt 30 mg Paracetamol/kg KM über 5 Tage. Pracetam 10% wird nach Einmischen in ein geeignetes
Mischfutter als Fütterungsarzneimittel verabreicht.
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Paracetamol steht zur oralen Anwendung für Schweine in
Anhang II der Rückstandshöchstmengen-Verordnung des Rates
(EWG) 2377/90. Die Wartezeit nach Verfütterung des mit Pracetam 10% hergestellten Fütterungsarzneimittels beträgt für das
essbare Gewebe von Schweinen 1 Tag.
DieArzneimittelvormischung Pracetam 10% wird in Säcken
zu 10 und 25 kg von der Firma Vétoquinol vertrieben.
Wirkstoffe, die für eine weitere Tierart
zugelassen wurden
Baytril® – Das Original 2,5%-Injektionslösung
(Enrofloxacin, Zulassung für Kaninchen)
Das seit langem für Hunde, Katzen und Schweine auf dem Markt
befindliche antimikrobiell wirksame Fluorchinolon Enrofloxacin
aus der Gruppe der Gyrasehemmer wurde jetzt als Baytril – Das
Original 2,5%-Injektionslösung auch für Kaninchen zur Behandlung bakteriell bedingter Einzel- und Mischinfektionen der Atmungsorgane, der Haut und Maulschleimhaut sowie von Wunden,
die durch Pasteurella multocida, E. coli, und Staphylococcus spp.
verursacht werden, zugelassen. Damit erhielt neben den zwei Sulfonamiden Sulfadimethoxin und Sulfaquinoxalin ein weiterer antimikrobiell wirksamer Stoff die Zulassung für die Anwendung
bei Kaninchen.
Enrofloxacin wird auch bei Kaninchen gut resorbiert, sodass
ein bis zwei Stunden nach intramuskulärer bzw. subkutaner Injektion von 5 mg/kg KM maximale Blutplasmaspiegel in Höhe von
3,04 µg/ml bzw. 2,07 µg/ml erreicht werden. Die Bioverfügbarkeit liegt bei 92% bzw. 72% und ist vergleichbar mit der bei anderern Säugetieren. Enrofloxacin wird in geringem Umfang vorwiegend in der Leber zu Ciprofloxacin, das in seiner chemotherapeutischen Wirkungspotenz mit der Muttersubstanz vergleichbar ist,
abgebaut und renal eliminiert (7).
Enrofloxacin sollte auch bei Kaninchen nur nach vorheriger
bakteriologischer Sicherung der Diagnose und Sensitivitätsprüfung der beteiligten Erreger sowie bei Vorliegen von Resistenzen
gegenüber anderenAntibiotika und wegen einer möglichen Resistenzentwicklung nicht bei Bagatellinfektionen angewandt werden
(9). Enrofloxacin besitzt gegenüber Chinolonen eine nahezu vollständige und gegenüber anderen Fluorchinolonen eine komplette
Kreuzresistenz. Kaninchen mit bekannter Überempfindlichkeit
gegen Fluorchinolone sollten nicht mit Enrofloxacin behandelt
werden. Aufgrund der unzureichenden Datenlage sollte die empfohlene Dosierung nicht überschritten werden. Bei trächtigen und
laktierenden Kaninchen, Kaninchen in der Wachstumsphase, mit
Knorpelwachstumsstörungen oder zentralen Anfallsleiden sollte
es keine Anwendung finden. Eine verzögerte Ausscheidung von
Enrofloxacin bei bestehenden Nierenschäden, wie sie z. B. für
Hunde und Katzen beschrieben sind, lässt sich für das Kaninchen
nicht ausschließen. Enrofloxacin kann auch bei Kaninchen die
Elimination von Theophyllin verzögern und zu antagonistischen
Effekten bei Kombination mit Makroliden oder Tetracyclinen
führen. Als Nebenwirkungen wurden in seltenen Fällen Reaktionen an der Injektionsstelle beobachtet.
Baytril – Das Original 2,5%-Injektionslösung wird bei Kaninchen in einer Dosierung von 10 mg Enrofloxacin/kg KM/Tag
einmal täglich subkutan über 5–10 aufeinander folgende Tage
bzw. 2 Tage über das Abklingen der klinischen Symptome hinaus
verabreicht.
Enrofloxacin steht für alle zur Lebensmittelerzeugung genutzten Arten in Anhang I der Rückstandshöchstmengen-Verordnung des Rates (EWG) 2377/90. Die Wartezeit nach der Anwendung beträgt für das essbare Gewebe von Kaninchen 5 Tage.
Die Injektionslösung Baytril – Das Original 2,5%-Injektionslösung wird in 50-ml-Durchstechflaschen von Bayer Vital
vertrieben.
Cobactan® IV 4,5% Injektionslösung
(Cefquinom, Zulassung für Pferde)
Cefquinom, ein Cephalosporin der 4. Generation, das seit längerem als Injektionssuspension für Rinder und Schweine zur Verfügung steht, wurde als erstes Cephalosporin auch für Pferde zugelassen. Cobactan IV 4,5% Injektionslösung besitzt eine Zulassung für Pferde zur Behandlung von bakteriellen Infektionen
des Respirationstrakts, hervorgerufen durch Streptococcus equi
subsp. zooepidemicus und schweren bakteriellen Infektionen mit
hohem Septikämierisiko bei Fohlen, hervorgerufen durch Escherichia coli.
Das Wirkungsspektrum von Cefquinom umfasst in vitro
gramnegative und grampositive Krankheitserreger wie Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Enterobacter spp., Staphylococcus aureus, Streptococcus equi subsp. equi, Streptococcus
equi subsp. zooepidemicus, Clostridium perfringens und Actinobacillus equuli. Diese Krankheitserreger erwiesen sich in Bakterienstämmen (n = 162), die von Pferden zwischen 1999 und 2005
in verschiedenen europäischen Ländern isoliert wurden, zu 100%
cefquinomempfindlich. Die minimalen Hemmkonzentrationen
(MHK) betrugen für diese empfindlichen Stämme < 0,008 bis
2 µg/ml (10). Das Risiko einer Resistenzentwicklung gegen Cefquinom wird als gering eingeschätzt. Hohe Resistenzraten sind
nur bei gleichzeitigem Auftreten von zwei Mutationen zu erwarten, in deren Folge es zu einer Überproduktion spezifischer
β-Laktamasen und zu einer geringeren Membrandurchlässigkeit
kommt (10).
Cefquinom wird nach intramuskulärer Anwendung von 1 mg/
kg KM von adulten Pferden und Fohlen schnell resorbiert, sodass
maximale Blutplasmakonzentrationen von 2,5 µg/ml bzw. 1,8 µg/
ml innerhalb einer Stunde erreicht werden. Die Plasmaproteinbindung ist mit unter 5% gering. Die Halbwertszeit beträgt bei
Pferden 2 Stunden und die Bioverfügbarkeit nach intramuskulärer
Injektion annährend 100% bei adulten Pferden und 87% bei Fohlen (10).
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Cefquinom darf nicht bei bekannter Überempfindlichkeit
gegen Cephalosporin- oder andere β-Lactam-Antibiotika angewendet werden. Nach Anwendung von Cobactan IV 4,5% Injektionslösung kommt es gelegentlich zu einer vorübergehenden
leichten Reaktion an der Injektionsstelle. Die Anwendung von
Cobactan IV 4,5% Injektionslösung sollte nur unter Berücksichtigung eines Antibiogramms und der Antibiotikaleitlinien erfolgen. Kreuzresistenzen zwischen den verschiedenen Cephalosporinen sind zu beachten. Obwohl bei Studien zur Embryo- und
Reproduktionstoxizität an Labortieren (Ratte, Kaninchen) keine
teratogenen, fetotoxischen oder maternotoxischen Effekte durch
Cefquinom nachweisbar waren, wird die Anwendung des Präparats bei trächtigen und laktierenden Stuten nicht empfohlen, da
keine Studien an der Zielspezies vorliegen. Sechsfache Überdosierungen wurden von den Pferden gut vertragen. Cefquinom
kann wie alle Penicilline und Cephalosporine zu Überempfindlichkeitsreaktionen führen. Da bei einer Penicillinüberempfindlichkeit eine Kreuzallergie zu Cephalosporinen möglich ist, sollten auch Personen mit bekannter Penicillinallergie den Umgang
mit Cobactan IV 4,5% Injektionslösung meiden. Alle anderen
Personen sollten den direkten Kontakt mit dem Arzneimittel vermeiden und bei allergischen Reaktionen nach dessen Anwendung
ärztlichen Rat einholen.
Cobactan IV 4,5% Injektionslösung wird bei Pferden bei
bakteriellen Infektionen des Respirationstrakts in einer Dosierung von 1 mg Cefquinom/kg KM/Tag intravenös oder intramuskulär über 5–10 aufeinander folgende Tage und bei Fohlen bei
schweren bakteriellen Infektionen mit hohem Septikämierisiko in
einer Dosierung von 2 mg/kg KM/Tag verteilt auf zwei Einzeldosen intravenös oder intramuskulär über 6–14 aufeinander folgende Tage verabreicht.
Cefquinom steht für Equiden, Rinder und Schweine in Anhang I der Rückstandshöchstmengen-Verordnung des Rates
(EWG) 2377/90. Die Wartezeit nach Anwendung von Cobactan
IV 4,5% Injektionslösung beträgt für das essbare Gewebe von
Pferden 4 Tage. Das Präparat darf nicht bei Stuten angewendet
werden, deren Milch für den menschlichen Verzehr vorgesehen
ist.
Cobactan IV 4,5% Injektionslösung wird als zu resuspendierendes Lyophilisat mit Lösungsmittel in 30-ml- und 100-mlFlaschen von der Firma Intervet vertrieben.
Ecomectin® 1% Injektion, Qualimec® 1%
Injektion (Ivermectin, Zulassung für Schafe)
Das erste bei Nutztieren therapeutisch eingesetzte endektozide
Avermectin Ivermectin, das in verschiedenen Darreichungsformen für Rinder, Schweine und Pferde zur Verfügung steht, wurde
jetzt neben Rindern auch für Schafe als Ecomectin 1% Injektion
bzw. Qualimec 1% Injektion zur Behandlung der Psoroptesräude (Schafräude) sowie von Infektionen mit Magen- und Darmrundwürmern, Lungenwürmern und Nasendasseln zugelassen.
Endektozide aus der Gruppe der Avermectine und Milbemycine
wirken gegen Magen-Darm-Nematoden, Lungenwürmer sowie
grabende und saugende Ektoparasiten (z. B. Milben und Läuse)
und parasitische Stadien von Magen- und Hautdasseln, jedoch
aufgrund einer natürlichen Resistenz nicht gegen Trematoden und
Zestoden. Das beanspruchte Wirkungsspektum von Ecomectin 1% und Qualimec 1% umfasst bei adulten Magen- und
Darmrundwürmern Ostertagia circumcincta, Haemonchus contortus, Trichostrongylus axei, T. colubriformis und T. vitrinus,
Cooperia curticei und Nematodirus filicollis (wobei die Wirksamkeit gegen Cooperia curticei und Nematodirus filicollis variabel ist), bei Lungenwürmern adulte Dictyocaulus filaria, bei
Räudemilben Psoroptes ovis und bei den Nasendasseln alle Larvenstadien von Oestrus ovis. Damit stehen für Schafe jetzt die
Endektozide Doramectin und Ivermectin als Injektionslösung
und Moxidectin, das auch bei Milchschafen eingesetzt werden
kann, als orale Suspension zur Verfügung.
Nach zwei subkutanen Injektionen von 200 µg Ivermectin/kg
KM im Abstand von 7 Tagen ergeben sich bei Schafen ein maximaler Blutspiegel von 14 ng/ml nach 202 Stunden und eine Halbwertszeit von 15,8 Tagen (12). Ivermectin verteilt sich mit einem
Verteilungsvolumen von 2 l/kg in alle Organe, wobei besonders
hohe Konzentrationen in Leber und Fettgewebe erreicht werden
(28). Die Ausscheidung erfolgt vornehmlich über die Fäzes, nur
etwa 2% Ivermectin werden mit dem Harn ausgeschieden (12).
Ivermectin darf nicht intravenös oder intramuskulär verabreicht und nicht bei bekannter Überempfindlichkeit angewendet werden. Nach subkutaner Applikation kann vorübergehend
das Allgemeinbefinden gestört sein. Gewebeschwellungen an der
Injektionsstelle klingen binnen 1–4 Wochen ab. Abgesehen von
diesen Nebenwirkungen besitzt Ivermectin eine große therapeutische Breite. Nach 3facher Überdosierung wurden bei Schafen
keine Anzeichen einer Intoxikation beobachtet. Zentralnervöse
Erscheinungen infolge der GABA-ergen Wirkung treten erst nach
mehr als 10– (Pferd) bis 30facher (Rind) Überdosierung auf, während empfindliche Tiere wie Schildkröten und Hunde (vor allem
Collies) bereits ab Dosen von 0,05 mg/kg KM reagieren (28). Die
Behandlung darf nicht mit einer Vakzination gegen Lungenwürmer kombiniert werden, sondern muss spätestens 28 Tage vor
bzw. nach der Vakzination erfolgen (12). Da häufige und wiederholte Anwendungen von Ivermectin zu Resistenzen führen können, sollte korrekt dosiert werden. Teratogene und embryotoxische Wirkungen wurden bei Haussäugetieren nicht beobachtet.
Daher kann Ivermectin an tragende Schafe verabreicht werden,
wenn ihre Milch nicht für den menschlichen Verzehr vorgesehen
ist.
Die Dosierung von Ivermectin beträgt bei Schafen 200 µg/kg
KM und erfolgt einmalig subkutan vorzugsweise mit einer
15–20 mm langen 17er Kanüle am Hals. Zur Behandlung und
vollständigen Eliminierung der Schafräude, hervorgerufen durch
Psoroptes ovis, sind zwei Injektionen im Abstand von 7 Tagen
erforderlich.
Ivermectin steht für alle zur Lebensmittelerzeugung genutzten Säugetierarten in Anhang I der RückstandshöchstmengenVerordnung des Rates (EWG) 2377/90. Es darf genau wie bei Kü-
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hen auch nicht bei Schafen angewendet werden, deren Milch für
den menschlichen Verzehr vorgesehen ist. Tragende Milchschafe
dürfen 60 Tage vor dem errechneten Ablammtermin nicht mehr
behandelt werden. Die Wartezeit nach Anwendung von Ecomectin 1% Injektion bzw. Qualimec 1% Injektion beträgt für das
essbare Gewebe von Schafen 42 Tage.
Ecomectin 1% Injektion wird von Essex und Qualimec 1%
Injektion von der Firma Janssen-Cilag jeweils in Flaschen zu
200 ml Injektionslösung vertrieben.
Finadyne® RPS Injektionslösung 50 mg/ml
(Flunixin-Meglumin, Zulassung für Schweine)
Das für Rinder, Pferde und Hunde schon seit längerem verfügbare Anthranilsäurederivat Flunixin wurde jetzt auch für Schweine
in Form der Injektionslösung Finadyne RPS zur Reduktion von
Fieber undAtembeschwerden bei akutenAtemwegsinfektionen in
Verbindung mit einer angemessenen Antibiotikatherapie zugelassen. Damit stehen für Schweine die drei nichtsteroidalen Antiphlogistika Flunixin, Meloxicam und Metamizol als Injektionslösungen und als Arzneimittelvormischung Paracetamol und
Acetylsalicylsäure, Letztere jedoch nur kombiniert mit Oxytetracyclin, Sulfamerazin und Sulfadimidin, zur Verfügung.
Flunixin ist einer der stärksten bekannten Hemmstoffe der
Cyclooxygenase in vitro und hat eine ausgeprägte analgetische
Wirkung, die stärker als bei Indometacin ist (26).
Bei Schweinen wird es nach intramuskulärer Applikation von
2,2 mg/kg KM schnell resorbiert, sodass nach ca. 25 Minuten
bereits maximale Blutplasmaspiegel erreicht werden. Die Halbwertszeit beträgt 3,7 Stunden, das mittlere Verteilungsvolumen
2,05 l/kg und die Bioverfügbarkeit 93,6%. Als Charakteristikum
dieser Wirkstoffgruppe werden über 99% des Flunixins an Plasmaproteine gebunden (13).
Bei den Nebenwirkungen mit dem für nichtsteroidale Antiphlogistika charakteristischen Spektrum (Schädigung der Magen-Darm-Schleimhaut, Beeinträchtigung der Nierenfunktion)
stehen gastrointestinale Läsionen im Vordergrund (26). Deshalb
ist die Anwendung bei Magen-Darm-Ulzera und Läsionen der
Darmschleimhaut bei Endoparasitenbefall sowie aktuten und
chronischen Magen-Darm-Erkrankungen kontraindiziert. Da
nach Verabreichung von Flunixin anaphylaktische Reaktionen
zum Teil mit letalem Ausgang auftraten, sollte Finadyne RPS
nicht bei Tieren mit bekannter Überempfindlichkeit gegenüber
Flunixin angewendet werden. Aufgrund der nierenschädigenden
Wirkung sollte Flunixin, wie alle nichtsteroidalen Antiphlogistika, nicht bei hypovolämischen und hypotensiven Tieren bzw.
zusammen mit potenziell nephrotoxischen Arzneimitteln (z. B.
Aminoglykosid-Antibiotika) angewendet werden. An der Injektionsstelle ist bei Schweinen nach Ablauf der Wartezeit mit
makroskopisch sichtbaren braunen Verfärbungen zu rechnen. Der
therapeutische Sicherheitsbereich ist relativ hoch, da Schweine
das 6fache der therapeutischen Dosis nach intramuskulärer Verabreichung gut vertrugen. Nach 48facher Überdosierung wiesen
Schweine schwere neurologische Störungen auf. Studien zur Embryo- und Reproduktionstoxizität zeigten bei Ratten ein reduziertes Geburtsgewicht der Jungen mit einer geringeren postnatalen
Überlebensrate aufgrund gastrointestinaler Läsionen bei den
Muttertieren. Obwohl außer dieser Retardierung keine weiteren
Abnormitäten bei den Jungtieren und somit keine direkten teratogenen und embryotoxischen Eigenschaften sowie Einflüsse auf
die Fertilität der Elterntiere als auch der Tochtergenerationen festgestellt wurden, sind laktierende und trächtige Sauen wegen fehlender Untersuchungen an dieser Tierart von der Behandlung auszuschließen. Wegen der Gefahr einer Sensibilisierung ist der direkte Kontakt mit der Haut des Anwenders zu vermeiden.
Die Dosierung beträgt bei Schweinen 2,2 mg Flunixin/kg KM
einmalig intramuskulär zusammen mit einem Antibiotikum. Um
lokale Reaktionen möglichst gering zu halten, sollten nicht mehr
als 5 ml an einer Injektionsstelle appliziert werden.
Flunixin steht für Equiden, Rinder und Schweine in Anhang I
der Rückstandshöchstmengen-Verordnung des Rates (EWG)
2377/90. Die Wartezeit nach Anwendung von Finadyne RPS beträgt für das essbare Gewebe von Schweinen 18 Tage.
Finadyne RPS Injektionslösung 50 mg/ml wird von der
Firma Essex in Flaschen zu 50 ml und 100 ml vertrieben.
Regumate® Equine (Altrenogest, Zulassung
für Pferde)
Das Progestagen Altrenogest (Synonym: Allyltrenbolon), das seit
langem für Schweine als Regumate auf dem Markt ist, wurde als
Regumate Equine für Stuten zugelassen und ist damit das einzige für Pferde zugelassene Gestagen. Es erhielt die Zulassung für
Stuten mit nachweisbarer follikulärer Aktivität in der Übergangsperiode vom saisonalen Anöstrus bis zur Zuchtsaison (Follikel
von mindestens 20–25 mm zu Behandlungsbeginn), zur Unterdrückung/Verhinderung des Östrus (in der Regel nach 1–3 Behandlungstagen) während der in dieser Phase auftretenden verlängerten Östrusperioden, zur Kontrolle des Zeitpunkts des Östrusbeginns (ca. 90% der Stuten zeigen innerhalb von 5 Tagen nach
Behandlungsende Anzeichen von Östrus) und zur Synchronisation der Ovulation (60% der Stuten ovulieren im Zeitraum von
11–14 Tagen nach Behandlungsende).
Altrenogest zählt zur 19-nor-Testosterongruppe und hat neben seinen gestagenen auch schwache östrogene und androgene
Effekte (22). Nach oraler Verabreichung wird es rasch resorbiert,
maximale Blutplasmakonzentrationen liegen nach 2,5 Stunden
vor. Altrenogest wird größtenteils in der Leber metabolisiert und
zu gleichen Teilen über Urin und Fäzes ausgeschieden. Die terminale Halbwertszeit nach oraler Verabreichung beträgt 10,7 ±
4,3 Stunden (16).
Altrenogest darf nicht bei Stuten mit diagnostizierter Endometritis und bei Hengsten angewendet werden. Unerwünschte
Wirkungen, wie Gebärmutterinfektionen, sind extrem selten.
Studien zur Embryo- und Reproduktionstoxizität an der Zieltierspezies ergaben keine Hinweise auf teratogene, fetotoxische oder
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ALLGEMEINES
Neue Arzneimittel für Pferde und landwirtschaftliche Nutztiere 2004/2005
I. U. Emmerich, F. R. Ungemach
ALLGEMEINES
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Neue Arzneimittel für Pferde und landwirtschaftliche Nutztiere 2004/2005
I. U. Emmerich, F. R. Ungemach
maternotoxische Effekte, sodass eine versehentliche Verabreichung an tragende Stuten unbedenklich ist. Nachteilige Wirkungen auf laktierende Tiere sind unwahrscheinlich. Die Östruskontrolle mit Altrenogest ist bei der Stute nicht in jedem Fall erfolgreich, da eine Follikelentwicklung nicht vollständig unterdrückt
und die Lutealphase nach einer Ovulation nicht verkürzt werden
kann. Daher liegt der Zeitpunkt der zu erwartenen Ovulation zwischen 4 und 11 Tagen nach der letzten Applikation. Somit eignet
sich Altrenogest nicht für Stuten, bei denen eine sehr präzise Ovulationskontrolle nötig ist (z. B. Embryotransfer). Die Verabreichung von Prostaglandin nach der Altrenogestbehandlung kann
die Östruskontrolle verbessern (23). Eine 5fache Überdosierung
über das 8,7fache der empfohlenen Behandlungsdauer und eine
305-tägige Dauertherapie mit der empfohlenen Dosis verliefen
symptomlos (16).
Frauen im gebärfähigen Alter sollten Regumate Equine nur
mit extremer Vorsicht handhaben. Nicht angewendet werden sollte es von Schwangeren und Personen mit progesteronabhängigen
Tumoren oder Blutgerinnungsstörungen. Bei der Anwendung ist
Schutzkleidung (Handschuhe und Arbeitskittel) zu tragen. Versehentlich bespritzte Haut sollte unverzüglich mit Wasser und
Seife gereinigt werden, daAltrenogest perkutan resorbiert werden
kann. Nach versehentlichem Augenkontakt ist mit reichlich Wasser zu spülen und medizinischer Rat einzuholen. Die wiederholte
versehentliche Aufnahme von Atrenogest kann zur Unterbrechung des Menstruationszyklus, Gebärmutter- oder Unterleibskrämpfen, erhöhter oder verminderter Gebärmutterblutung, Verlängerung einer Schwangerschaft oder zu Kopfschmerzen führen.
Die Dosierung beträgt 0,044 mg Altrenogest/kg KM/Tag an
10 aufeinander folgenden Tagen. Die Tagesdosis sollte mit der
Futterration oder direkt mithilfe einer Spritze ins Maul gegeben
werden. Mit Regumate Equine versetztes Futter ist den zu behandelnden Stuten umgehend zu verabreichen. Futterreste dürfen
nicht an andere Tiere verfüttert werden.
Altrenogest steht für Schweine und Equiden für tierzüchterische Zwecke in Anhang I der Rückstandshöchstmengen-Verordnung des Rates (EWG) 2377/90. Die Wartezeit nach Anwendung
von Regumate Equine beträgt für das essbare Gewebe von Pferden 21 Tage. Regumate Equine darf nicht bei Stuten angewendet
werden, deren Milch für den menschlichen Verzehr vorgesehen
ist. Nach § 2 der Verordnung über Stoffe mit pharmakologischer
Wirkung darf Altrenogest nur bei Fruchtbarkeitsstörungen einzelner Stuten oral anwendet werden.
Die Lösung Regumate Equine wird in Flaschen zu 150 ml
und 1000 ml von der Firma Intervet vertrieben.
Rimadyl Rind® (Carprofen, Zulassung
für Rinder)
Das Arylpropionsäurederivat Carprofen wurde als Rimadyl
Rind zugelassen, um als Zusatz zu einer antimikrobiellen Therapie klinische Symptome bei akuten infektiösen Atemwegserkrankungen zu reduzieren. Damit stehen mit Carprofen neben Fluni-
xin, Ketoprofen, Meloxicam und Metamizol fünf nichtsteroidale
Antiphlogistika als Injektionslösung für Rinder einschließlich der
Milchkühe zur Verfügung.
Carprofen wirkt ausgeprägt entzündungshemmend, analgetisch und antipyretisch. Es hemmt wie alle nichtsteroidalen
Antiphlogistika die Cyclooxygenase (COX), wobei eine etwa vergleichbare Wirkung auf COX-1 und COX-2 besteht. Da Carprofen die Prostaglandinsynthese nur schwach hemmt, werden für
die antiinflammatorische Wirkung weitere Ursachen, wie die
Hemmung der Phospholipase A2 und Neutralisierung freier
Sauerstoffradikale, vermutet. Die relativ gute gastrointestinale
Verträglichkeit wird auf dieses Wirkungsspektrum zurückgeführt
(25).
Carprofen wird nach subkutaner Verabreichung von 1,4 mg/
kg KM von Rindern langsamer als von Hunden resorbiert und erreicht nach 7–19 Stunden maximale Blutplasmaspiegel von
15,4 µg/ml. Die Plasmaproteinbindung ist mit 98% wie bei vielen
nichtsteroidalen Antiphlogistika sehr hoch. Carprofen wird umfangreich metabolisiert und hauptsächlich in glukuronidierter
Form biliär ausgeschieden. Die Halbwertszeit beträgt beim Rind
70 Stunden (17).
Carprofen weist die für nichtsteroidale Antiphlogistika typischen Nebenwirkungen auf, wobei die Rate gastrointestinaler Nebenwirkungen relativ gering ist (25). Es soll nicht zusammen mit
Glukokortikoiden verabreicht werden, da die gleichzeitige Gabe
die ulzerogenen Wirkungen verstärkt und die Gefahr gastrointesinaler Blutungen erhöht. Die simultane Anwendung von Carprofen mit anderen NSAID ist ebenfalls kontraindiziert, da auch hier
die Nebenwirkungen verstärkt werden. Da Carprofen bei Tieren
mit ausgeprägter Dehydratation, Hypovolämie oder Hypotension
die Gefahr einer Nierentoxizität erhöht, darf es bei diesen Tieren
nicht angewendet werden (25). Weitere Gegenanzeigen sind eine
beeinträchtigte Herz- Leber- oder Nierenfunktion, gastrointestinale Ulzerationen oder Blutungsneigung, Blutdyskrasie oder eine
bekannte Überempfindlichkeit. Bei Rindern wurde eine vorübergehende lokale Schwellung an der Injektionsstelle beobachtet. Da
keine Studien zur Embryo- und Reproduktionstoxizität an der
Zielspezies vorliegen, sollte Rimadyl Rind nicht bei trächtigen
Kühen angewendet werden. Das 5fache der therapeutischen Dosis
wurde von Rindern sowohl subkutan als auch intravenös gut vertragen. Da für Carprofen in vitro photosensibilisierende Eigenschaften nachgewiesen wurden, ist der Hautkontakt mit Rimadyl Rind zu vermeiden bzw. nach versehentlichem Kontakt die
betroffene Hautfläche sofort gründlich abzuwaschen.
Die Dosierung beträgt 1,4 mg Carprofen/kg KM einmalig
subkutan oder intravenös in Kombination mit einer geeigneten
antimikrobiellen Therapie.
Carprofen steht für Rinder und Equiden in Anhang I und für
Kuhmilch in Anhang II der Rückstandshöchstmengen-Verordnung des Rates (EWG) 2377/90. Die Wartezeit nach Anwendung
von Rimadyl Rind beträgt für das essbare Gewebe von Rindern
21 Tage und für die Milch 0 Tage.
Rimadyl Rind wird als Injektionslösung in 50-ml-Flaschen
von der Firma Pfizer vertrieben.
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Weitere interessante Neuzulassungen
Neue Formulierung
Nachfolgend finden Arzneimittel Erwähnung, die aufgrund neuer Darreichungsform, erweiterter Indikation oder anderer Kriterien eine interessante Erweiterung oder Änderung ihrer Zulassung erfahren haben.
Für das Endektozid Moxidectin erhielt Fort Dodge die Zulassung
in Form der Langzeitformulierung Cydectin 10% LA für Rinder zur subkutanen Anwendung am Ohrgrund. Die antiparasitäre
Schutzdauer ist abhängig von der Parasitenspezies und beträgt
zwischen 90 und 150 Tagen, die Wartezeit für essbares Gewebe
108 Tage. Die Injektionslösung Cydectin 10% LA darf in Gegensatz zum topisch anzuwendenden Cydectin pour-on nicht bei
Kühen eingesetzt werden, deren Milch für den menschlichen
erzehr vorgesehen ist.
Mit Wedederm von der Wdt steht die erste schieferölsulfonathaltige Salbe für Tiere (Pferde, Rinder, Schweine, Schafe,
Ziegen, Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Zootiere
[Mammalia]) zur Verfügung, die statt dem dunklen (Ichthyol) das
etwa doppelt so stark juckreizlindernde, durchblutungsfördernde
und antiproliferativ wirksame helle Ammoniumbituminosulfonat
(Leukichthol) enthält (24).
Indikationserweiterung
Die Injektionssuspension Cobactan 2,5% Injektionssuspension der Firma Intervet, die zur intramuskuären Injektion bei Rindern und Schweinen zugelassen ist und das antimikrobiell wirksame Cephalosporin Cefquinom enthält, erhielt für Ferkel folgende Indikationserweiterungen: „Zur Verringerung der Mortalität
bei durch Streptococcus suis verursachten Meningitiden; zur Behandlung von Arthritis, verursacht durch Streptococcus spp.,
E. coli und andere Cefquinom-empfindliche Erreger und zur Behandlung von Epidermitis (leichte oder mäßige Veränderungen),
verursacht durch Staphylococcus hyicus“.
Der cefquinomhaltige Euterinjektor Cobactan DC der Firma Intervet wurde „zur Behandlung von subklinischen Mastitiden
zum Zeitpunkt des Trockenstellens und zur Verhinderung von
bakteriellen Neuinfektionen des Euters während der Trockenstehperiode bei Milchkühen, hervorgerufen durch folgende Cefquinom-empfindliche Bakterien: Streptococcus uberis, Streptococcus dysgalactiae, Streptococcus agalactiae, Staphylococcus
aureus und koagulasenegative Staphylokokken“ zugelassen. Somit steht neben dem seit mehreren Jahren zur Behandlung von
klinischen Mastitiden der laktierenden Milchkuh zugelassenen
Euterinjektor Cobactan LC dieses Cephalosporin der 4. Generation auch als Trockensteller zur Verfügung.
Das für Pferde zugelassene oral einzugebende Breitbandantiparasitikum Equimax, das in Kombination das Avermectin Ivermectin und das Pyrazinisochinolinderivat Praziquantel enthält
(6), erhielt eine Zulassungserweiterung für tragende und laktierende Stuten. Es darf jedoch nicht bei Stuten angewendet werden,
deren Milch für den menschlichen Verzehr vorgesehen ist.
Neue Darreichungsform
Das als Tablette schon lange Zeit bekannte mebendazolhaltige
Anthelminthikum Ovitelmin der Firma Janssen-Cilag steht jetzt
in neuer Darreichungsform als Ovitelmin Suspension zum Eingeben für Schafe zur Verfügung. Es darf jedoch ebenso wie die
Tabletten nicht bei Schafen angewendet werden, deren Milch für
den menschlichen Verzehr vorgesehen ist.
Bislang war Doxycyclin für Schweine ausschließlich als Arzneimittelvormischung Pulmodox 5% Premix von Virbac verfügbar (6). Jetzt ist es in Form von Pulmodox (Virbac) als oral zu
verabreichendes Pulver ebenfalls für Schweine zur Metaphylaxe
von Atemwegserkrankungen zugelassen.
Literatur
1. EMEA. SPC Draxxin. Juni 2005; http://www.emea.eu.int/index/in
dexv1.htm.
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2000/2001. Tierärztl Prax 2002; 30 (G): 350–6.
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Tierärztl Prax 2004; 32 (K): 266–75.
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10. Fachinformation in Form der Zusammenfassung der Merkmale des Tierarzneimittels Cobactan IV 4,5% Injektionslösung. 2005.
11. Fachinformation in Form der Zusammenfassung der Merkmale des Tierarzneimittels Dalmarelin. 2004.
12. Fachinformation in Form der Zusammenfassung der Merkmale des Tierarzneimittels Ecomectin 1% Injektion. 2003.
13. Fachinformation in Form der Zusammenfassung der Merkmale des Tierarzneimittels Finadyne RPS Injektionslösung 50 mg/ml. 2005.
14. Fachinformation in Form der Zusammenfassung der Merkmale des Tierarzneimittels Omeprazol. 2003.
15. Fachinformation in Form der Zusammenfassung der Merkmale des Tierarzneimittels Pracetam 10% Arzneimittelvormischung für Schweine. 2005.
16. Fachinformation in Form der Zusammenfassung der Merkmale des Tierarzneimittels Regumate Equine. 2004.
17. Fachinformation in Form der Zusammenfassung der Merkmale des Tierarzneimittels Rimadyl Rind. 2005.
18. Kluge K, Ungemach FR. Neue Arzneimittel für Kleintiere 1999. Tierärztl
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20. Kluge K, Ungemach FR. Veränderungen auf dem Arzneimittelmarkt
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ALLGEMEINES
Neue Arzneimittel für Pferde und landwirtschaftliche Nutztiere 2004/2005
I. U. Emmerich, F. R. Ungemach
ALLGEMEINES
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Neue Arzneimittel für Pferde und landwirtschaftliche Nutztiere 2004/2005
I. U. Emmerich, F. R. Ungemach
21. Kluge K, Ungemach FR. Veränderungen auf dem Arzneimittelmarkt 1998.
Tierärztl Prax 1999; 27 (K): 218–23.
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Nutztieren. Löscher W, Ungemach FR, Kroker R, Hrsg. Berlin: Parey 2003;
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equine estrous cycle. JAmVet MedAssoc (JAVMA) 1989; 194 (3): 361–4.
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Löscher W, Ungemach FR, Kroker R, Hrsg. Berlin: Parey 2003; 331–2.
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Löscher W, Ungemach FR, Kroker R, Hrsg. Berlin: Parey 2003; 333–4.
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Haus- und Nutztieren. Löscher W, Ungemach FR, Kroker R, Hrsg. Berlin:
Parey 2003; 185–6.
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Löscher W, Ungemach FR, Kroker R, Hrsg. Berlin: Parey 2003; 264–6.
29. Ungemach FR. Schwache Analgetika (Nicht Opioid-Analgetika). In: Pharmakotherapie bei Haus- und Nutztieren. Löscher W, Ungemach FR, Kroker
R, Hrsg. Berlin: Parey 2003; 92–3.
Dr. Ilka Ute Emmerich
Prof. Dr. Fritz Rupert Ungemach
Institut für Pharmakologie, Pharmazie und Toxikologie
Veterinärmedizinische Fakultät
der Universität Leipzig
An den Tierkliniken 15
04103 Leipzig
www.vetidata.de
REZENSION
Automatische Melksysteme in
modernen Milchviehställen
KTBL-Schrift 430, 152 S., zahlreiche Abb.,
Fotos und Tab., Kuratorium für Technik und
Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL)
e.V. 2005, Bezug: KTBL-Schriften-Vertrieb
im Landwirtschaftsverlag GmbH, 48084
Münster, ISBN 3–7843–2174–7, € 24,00.
Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen
einer zweijährigen Betriebsüberprüfung
(2002 und 2003) werden anschaulich und
detailliert dargelegt. Diese fand in vier
neu gebauten offenen bzw. halboffenen
Liegeboxenlaufställen mit gleichzeitiger
Einführung automatischer Melksysteme
(AMS) statt.
Die Betriebe wurden im Vollerwerb
ohne Fremdpersonal mit Arbeitskräfteanteilen von 1,5 bis 1,9 AK bewirtschaftet.
Jeder Betrieb arbeitete mit einem anderen
AMS, sodass Vor- und Nachteile der Geräte im direkten Vergleich aufgelistet sind.
Die Betriebsgrößen (60 bis 110 Kühe), die
Rassen (SB-HF, Fleckvieh, Haltung mehrerer Rassen gleichzeitig) variierten, stärker noch die jährlich er-zielten Herden-
milchleistungen (6400 bis 9000 l/Kuh).
Die Haltungsform in allen Betrieben erwies sich als gut und tiergerecht, das Tierverhalten war gut: DieAkzeptanz derAMS
bedurfte einer Eingewöhnungszeit für die
Tiere, war dann aber hoch; die tägliche
Nutzung betrug 2,3 bis 2,8 Mal. Die
Milchqualität, was für AMS bekannt ist,
hatte Mängel: Das Zellzahlniveau lag
hoch. Ferner gestaltete sich die Überwachung der Eutergesundheit als schwierig, weil sie nicht mehr täglich am Tier erfolgen kann. Zellzahlanstiege mit Spitzen,
die das gesetzliche Limit von 400000 Zellen/ml in der Tankmilch punktuell überschritten, traten in drei der vier Betriebe
auf. Probleme bereitete außerdem der hohe
Fremdwassergehalt in der Milch. Der niedrige Fettgehalt, für den die AMS-Technik
ebenfalls bekannt ist, wird von den Autoren erst gar nicht erwähnt. Tiergesundheit
und Hygiene (Sauberkeit der Kühe am
Körper, am Euter, an den Zitzen vor dem
und zum Melken) schnitten gut ab.
Der Bericht gibt detaillierte Angaben
zur Arbeitswirtschaft: Unter der Voraus-
setzung einer durchdachten Zeitplanung
kann mit AMS eine Arbeitszeitreduktion
erzielt werden, sonst jedoch nicht. Eine
Flexibilisierung der starren Arbeitszeiten
bei konventionellem Melken ist bei AMS
zwar theoretisch gegeben, schränkt sich
in der Realität jedoch ein. Ob AMS sich
vom Wirtschaftlichen her rentieren, hängt
ganz entscheidend von den Managementqualitäten des Betriebsleiters ab: Ein Teil
der Betriebe konnte Gewinne erzielen,
andere wirtschafteten tief in den roten
Zahlen. Eine Chance auf eine weiterhin
zunehmende Bedeutung werden die AMS
nur haben, wenn die Investitionskosten
für diese Anlagen fallen und die Mängel,
die in einigen Punkten immer noch gegeben sind, behoben wurden. Wer als Tierarzt in seiner Klientel Landwirte hat, die
vom konventionellen Melken auf AMS
umsteigen wollen, findet in dieser Schrift
eine gute Hilfestellung für deren sachliche Beratung.
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Axel Sobiraj, Leipzig
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