DIPLOMARBEIT Gamma knife Radiochirurgie von Aderhautmelanomen Literaturrecherche Eingereicht von Rießner Beate Katharina Elisabeth zur Erlangung des akademischen Grades Doktor(in) der gesamten Heilkunde (Dr. med. univ.) an der Medizinischen Universität Graz ausgeführt an der Universitäts – Augenklinik Graz Unter der Anleitung von Priv.-Doz. Dr.med.univ. Werner Wackernagel und Dr.med.univ. Lisa Tarmann Graz, am 18.12.2015 Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig, und ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe, und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Graz, am 18.12.2015 Rießner Beate eh. 2 Danksagung Ich danke meinem Betreuer Priv. – Doz. Dr.med.univ. Werner Wackernagel und meiner Zweitbetreuuerin Dr.med.univ. Lisa Tarmann für ihre Unterstützung während meiner Arbeit an der vorliegenden Diplomarbeit. Sie sind mir mit motivierenden und konstruktiven Ratschlägen beigestanden, was den Fortschritt und die Qualität der Diplomarbeit positiv beeinflusst hat. Am meisten aber möchte ich mich bei meiner Familie und meinen Freunden bedanken, die mich in meinem Studium auf vielfältige Weise unterstützt und begleitet haben. 3 Inhaltsverzeichnis: 1.: Aderhautmelanom 1.1. Definition und Epidemiologie 1.2.: Inzidenz 1.3.: Ätiologie 1.3.1.: Hautfarbe 1.3.2.: UV – Licht - Exposition 1.3.3.: Genetische Prädisposition 1.3.3.1.: Präexistente melanozytäre Läsionen 1.3.3.2.:Familiäre Häufung, Vererbung 1.3.3.3.: Neurofibromatose Typ 1 (Morbus von Recklinghausen) 1.3.3.4.: Li – Fraumeni Syndrom 1.4.: Klinische Eigenschaften und Aspekte 1.4.1.: Wachstumsformen 1.4.1.1.: Kuppelförmige Gestalt („dome shape“) 1.4.1.2.: Pilzförmige oder Kragenknopf – förmige Gestalt („mushroom shape, collar – stud shape) 1.4.1.3.: Diffuses Melanom 1.4.2.: Pigmentierung 1.4.3.: Lokale Invasion 1.4.3.1.: Sklerale und extrasklerale Invasion 1.4.3.2.: Retina 1.4.4.: Auswirkungen auf benachbarte Strukturen und Folgen 1.4.4.1.: Bruch´sche Membran 1.4.4.2.: Retinales Pigmentepithel (RPE) 1.4.4.3.: Retina 4 1.4.4.4: Glaskörper 1.4.4.5: Angrenzende Choroidea 1.4.4.6.: Sklera 1.4.4.7.: Linse 1.4.4.8.: Iris 1.4.4.9.: Sekundärglaukom und Augeninnendruck 1.4.4.10.: Entzündliche Reaktion 1.4.5.: Zytologie 1.4.6.: Symptome 1.4.7.: Metastasierung 1.4.7.1.: Häufigkeit von Metastasen 1.4.7.2.: Zielorgane der Metastasierung 1.4.7.3.: Metastasierungsprozess 1.4.7.4.: Symptome der Metastasierung 1.4.7.5.: Überlebensraten bei Metastasierung 1.4.7.6.: Diagnose und Screening von Metastasen 1.4.7.7.: Therapieoptionen von Metastasen 1.5.: Diagnose und Differentialdiagnose 1.5.1.: Diagnostische Merkmale 1.5.1.1.: Lokalisation 1.5.1.2.: Farbe 1.5.1.3.: Anzahl 1.5.1.4.: Form 1.5.1.5.: Glaskörperblutung 1.5.1.6.: Merkmale, die ein Melanom eher ausschließen 1.5.2.: Differentialdiagnose 1.5.2.1.: Aderhautnävus 1.5.2.2.: Hämorrhagische Prozesse 1.5.2.3.: Hämangiom der Aderhaut 1.5.2.4.: Aderhautmetastasen 1.5.2.5.: Melanozytom 1.5.2.6.: Tumoren des Retinalen Pigmentepithels 5 1.5.2.7.: Entzündliche Prozesse 1.5.3.: Diagnostische Methoden 1.6.: Therapie 1.6.1.: Operative Verfahren 1.6.1.1.: Transsklerale Choroidektomie 1.6.1.2.: Transretinale Choroidektomie 1.6.1.3.: Enukleation 1.6.2.: Phototherapie 1.6.2.1.: Photokoagulation 1.6.2.2.: Transpupilläre Thermotherapie (TTT) 1.6.2.3.: Hyperthermie 1.6.3.: Therapie mit ionisierenden Strahlen 1.6.3.1.: Brachytherapie 1.6.3.2.: Protonenbestrahlung 1.6.3.3.: Stereotaktische Radiotherapie 2.: Stereotaktische Radiochirurgie mittels Gamma Knife 2.1.: Definition 2.2.: Behandlungsplanung 2.3.: Vorgehensweise 2.4.: Geschichte der Gamma Knife Radiochirurgie 2.4.1.: Erfindung, Tierversuchsmodell und erste PatientInnen 2.4.2.: Gamma Einheit in Graz: 2.4.3.:Der lange Weg der Dosisfindung 2.4.4.:Entwicklungen außerhalb von Graz 2.4.5.: Gamma Knife im Vergleich 2.5.: Ergebnisse: Gamma Knife Radiochirurgie 2.5.1.: Studiendesign und Follow – up 2.5.2.: Ergebnisse: Graz; Wackernagel, Holl, Tarmann 2.5.2.1.: Tumorkontrolle, Tumorrezidive 6 2.5.2.2.: Sekundäre Enukleation 2.5.2.3.: Sehschärfe 2.6.: Abschlussstatement 3.: Präsentation der Diplomarbeit 7 Abkürzungsverzeichnis 3D dreidimensional ALT Alanin Aminotransferase AST Aspartat – Aminotransferase °C Grad Celsius CHRPE kongenitale Hypertrophie des Retinalen Pigmentepithels COMS Collaborative Ocular Melanoma Study CT Computertomographie DNA Desoxyribonukleinsäure DNS Dysplastisches Nävussyndrom FAMM – Syndrom Familial Atypical Mole and Melanoma Syndrome Gy Gray HGF Hepatocyte growth factor ICG Indiocyanin Grün IGF Insulin like growth factor LINAC linear accelerator = Linearbeschleuniger mm Millimeter MRT Magnetresonanztomographie nm Nanometer OCT Optische Kohärenztomographie RNA Ribonukleinsäure RPE Retinales Pigmentepithel TNM Tumor, Lymphknoten, Metastasen TTT Transpupilläre Thermotherapie UV Ultraviolett VEGF Vascular endothelial growth factor 8 z.B. zum Beispiel bzw. beziehungsweise d.h. das heißt 9 Bilder Bild 1: Nevus of Ota. Blau (8) S.21 Bild 2: Kuppelförmiges „dome shape“ Aderhautmelanom (4) S. 24 Bild 3: Pilzförmiges „mushroom shaped” Aderhautmelanom (4) S. 25 Bild 4: Entwicklung einer choroidalen Läsion (linkes Auge) über ein Jahr hinweg (12) S. 26 Bild 5: Tumorformen, die bei Aderhautmelanomen beobachtet werden können. (10) S. 27 Bild 6: Aderhautnävus: Fundusphotographie und OCT (7) S. 44 Bild 7: Hämangiom der Aderhaut: Fundusphotographie und OCT (7) S.46 Bild 8: Snellen Sehschärfe S.68 10 Tabellen und Boxen Tabelle 1 : Die altersspezifische Inzidenz von Melanomen der Uvea in den Vereinigten Staaten: 1973 – 1997. (2) S.17 Tabelle 2: Modifizierte Callender – Klassifikation (5) S.34 Tabelle 3: Charakteristische Symptomatik infolge Mitbeteiligung benachbarter Strukturen (4, 5) S.35/36 Tabelle 4: Collaborative Ocular Melanoma Study = COMS – Klassifikation (1) S.39 Box 1: Choroidale Läsionen, die ein Aderhautmelanom vortäuschen können (4, 5) S.43 11 Kurzzusammenfassung Hintergrund: Das Aderhautmelanom ist der häufigste primäre intraokulare Tumor im Erwachsenenalter. Während bis in die 1980er Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Enukleation, d.h. die Entfernung des erkrankten Auges, die am häufigsten angewandte Therapieform darstellte, wurden seitdem unterschiedliche augenerhaltende Therapieverfahren etabliert und die Enukleation kann heute in vielen Fällen vermieden werden. An der Medizinischen Universität Graz wurde von 1992 - 2010 die radiochirurgische Behandlung von Aderhautmelanomen, die für andere bulbuserhaltende Therapieformen, insbesondere die Brachytherapie, nicht geeignet waren, zur Erhaltung des Auges in diesen schwierigen Fällen durchgeführt. Methode: Es erfolgte eine Literatursuche und – analyse zur zusammenfassenden Beurteilung der Rolle der Gamma Knife Radiochirurgie von Aderhautmelanomen, wobei der Schwerpunkt der Analyse auf an der Medizinischen Universität Graz publizierten Arbeiten gesetzt wurde. Ergebnisse: 189 PatientInnen wurden zwischen 1992 und 2010 in Graz mittels Gamma Knife Radiochirurgie behandelt. Besonderes Augenmerk wurde in der Studie auf die lokale Tumorkontrolle mit Tumorrezidiven, die Notwendigkeit einer sekundären Enukleation und den Erhalt Sehschärfe nach der Behandlung gelegt. In 94,4 % der Fälle, das heißt bei 167 PatientInnen, konnten am Ende der individuellen Beobachtungszeit eine lokale Tumorkontrolle und eine Tumorregression erzielt werden. Bei 10 PatientInnen (5,6 %) trat ein Tumorrezidiv zwischen 3,1 und 60,7 Monaten nach der Behandlung auf. Fortgeschrittenes Tumorstadium galt als wichtigster Risikofaktor für ein Tumorrezidiv. Insgesamt wurden (zwischen 17 Tagen und 68 Monaten) 25 Augen (14,1 %) enukleiert. Dies geschah aufgrund eines Tumorrezidivs oder strahleninduzierter Komplikationen, am häufigsten wegen eines neovaskulären Glaukoms. Als Risikofaktoren für eine Enukleation erwiesen sich fortgeschrittenes Tumorstadium (TNM 3 – 4), verminderte Sehschärfe vor der Behandlung, und eine Amotio retinae vor der Behandlung. Der Großteil der PatientInnen (150 PatientInnen = 84,7 %) erfuhr eine Verschlechterung der Sehschärfe 12 nach der Behandlung. In den restlichen 15,3 % der Fälle war die Sehschärfe gleichbleibend oder verbesserte sich. Als wichtigste Risikofaktoren für eine Visusverschlechterung bis hin zum Visusverlust erwiesen sich die Tumorgröße, Tumorlokalisation (Abstand zur Fovea und/oder Sehnervenkopf von 1,5 mm oder weniger) und eine vorbestehende Amotio retinae. Schlussfolgerung: Mit der Gamma Knife Radiochirurgie konnte eine hohe Tumorkontrollrate erzielt werden, auch in jenen Fällen, die anderen augenerhaltenden Therapien nicht zugänglich waren. Die hohe Rate an strahlenbedingten Komplikationen und die zum Teil enttäuschenden Visusergebnisse erfordern eine kritische Beurteilung des zukünftigen Stellenwertes dieser Methode. 13 Abstract Purpose: Choroidal melanoma is the most common primary intraocular malignancy in adults. Until the 1980s of the past century enucleation, i.e. removal of the eye, was the treatment of choice for most cases. Since then a number of globe preserving treatment methods have been developed and increasingly replaced enucleation as the standard treatment for the majority of patients. At the Medical University of Graz the Leksell Gamma Knife has been used for treatment of uveal melanoma to avoid enucleation even in cases unsuited for other eye sparing treatment methods, especially plaque brachytherapy. Methods: Search and analysis of the available literature on this topic to (re.-) evaluate the outcome and possible future role of this treatment. Results: Between 1992 and 2010, 189 patients with choroidal melanoma have been treated. Main outcome measure of the analyzed studies were local tumor control, eye preservation and visual outcome after treatment. Tumor control was achieved in 94,4% of cases (167 patients). Tumor recurrence occured in ten cases (5,6%) between 3,1 and 60,7 months after treatment. Advanced tumor stage was the most important risk factor for recurrence. Twenty-five eyes (14,1%) had to be removed after treatment (between 17 days and 68 months after treatment), because of tumor recurrence or radiation related complications, especially because of neovascular glaucoma. Most important risk factor for secondary enucleation were advanced tumor stage, reduced visual acuity before treatment and preexisting retinal detachment. Most patients showed a decreased visual acuity after treatment (150 patients = 84,7%). Only 15,3% of patients kept or improved their pretreatment visual acuity. Most important risk factors for visual loss were tumor height, location (proximity to optic disk or fovea) and preexisting retinal detachment. Conclusion: Gamma Knife radiosurgery provides high tumor control even in cases unsuited for other globe preserving treatment methods. The high rate of radiation related complications and 14 the unfavourable visual outcomes require a critical discussion of the possible future role of this method. 15 1.: Aderhautmelanom 1.1. Definition und Epidemiologie Die Uvea oder mittlere Augenhaut ist ein Gewebe, welches aus Iris, Ziliarkörper und Choroidea (Aderhaut) besteht. Alle drei Bestandteile enthalten Melanozyten und sind somit potentieller Ausgangspunkt für Melanome. Die Choroidea macht den größten Teil des Uvealtraktes aus, und ist jener Teil der Uvea, in welchem am häufigsten Melanome entstehen, die sogenannten "Aderhautmelanome". (3) Von den Melanomen der Uvea befinden sich 80 % in der Choroidea, 15 % gleichzeitig in der Choroidea und im Ziliarkörper und 5 % im Ziliarkörper, in der Iris oder in beiden. (3) Insgesamt nehmen 95% aller okulären Melanome ihren Ursprung in der Uvea. Die restlichen 5% entstammen den übrigen okulären Strukturen (z. B. Orbita, Konjunktiva) und sind vergleichsweise sehr selten. (4) Zusammenfassend sind somit von den okulären Melanomen 95 % in der Uvea lokalisiert, davon 80 % in der Choroidea. (3,4) Während die Iris aufgrund der anatomischen Lokalisation und der damit einhergehenden guten Sichtbarkeit eine frühe Diagnose eines Melanoms ermöglicht, befindet sich die Choroidea zwischen Sklera und Retina, und es bedarf einer augenärztlichen Untersuchung des Augenhintergrundes (beispielsweise indirekte Ophthalmoskopie), um ein Aderhautmelanom bzw. dessen Vorstufen zu diagnostizieren. (3) Insgesamt ist das Melanom der Uvea der am häufigsten vorkommende intraokuläre maligne Primärtumor des Auges beim Erwachsenen. (1) Der Tumor kann aufgrund der Entwicklung von Lebermetastasen tödlichen Ausgang nehmen (40 – 50 % über 15 Jahre abhängig von der Tumorgröße). (13) 1.2. Inzidenz Die jährliche Inzidenz des Aderhautmelanoms in den United States unterscheidet sich kaum von jener in europäischen Staaten und Australien und beträgt laut Singh und Topham 4.3 Fälle pro einer Million Einwohner (Schwankungen zwischen 5.3 - 10.9 Fälle/Million Einwohner ergeben sich unter anderem aus der Variabilität der Ein- und 16 Ausschlusskriterien bzw. unterschiedlicher Methodik). Für Männer ist sie signifikant höher als für Frauen (4.9 Männer, 3.7 Frauen). (2) Die weiße Bevölkerung, in welcher das Aderhautmelanom 150 mal häufiger als in der schwarz – afrikanischen Bevölkerung vorkommt, ist in erster Linie betroffen. (6) Insgesamt entfallen 97,8% der Fälle auf diese Bevölkerungsgruppe, bzw. die Kaukasier, welche somit am weitaus häufigsten betroffen sind. (2) Auch in der asiatischen Bevölkerung zeigt sich eine geringere Inzidenz als unter den Kaukasiern. (6) Da die Inzidenz in der schwarzen, sowie in der asiatischen Bevölkerung sehr niedrig ist, und sich in Europa ein Nord - Süd - Gefälle bezüglich der Häufigkeit von Aderhautmelanomen zeigt, wird einer stärkeren Pigmentierung schützende Funktion zugeschrieben. (1) Personen mit heller Haut, hellen Haaren und heller Iris haben somit ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. (3) Die Inzidenz hängt zusätzlich wesentlich vom Alter ab: Während Melanome der Uvea in der Kindheit sehr selten beobachtet werden (3), steigt sie mit zunehmendem Alter progressiv an, und erreicht ihren Höhepunkt um das 70. Lebensjahr (Männer: 24.5 Fälle/Million, Frauen: 17.8 Fälle/Million). (2) Tabelle 1: Die altersspezifische Inzidenz von Melanomen der Uvea in den Vereinigten Staaten: 1973 – 1997. (2) 17 Während Melanome der Haut eine steigende Inzidenz aufweisen, blieb die Inzidenz von Melanomen der Uvea über die letzten Jahrzehnte konstant. (2) 1.3. Ätiologie Das Melanom der Uvea nimmt seinen Ursprung in Melanozyten, die sich in der Choroidea, im Ziliarkörper, und in der Iris befinden. (3) Die Ursache, die letztendlich zur Ausbildung eines Melanoms in der Uvea führt, ist trotz verschiedenster ätiologischer Studien bis heute unbekannt. Es werden zwar Faktoren wie onkogene Viren, elektromagnetische Strahlen, bestimmte Chemikalien und eine "De novo - Genese" diskutiert, doch bis heute fehlt der wissenschaftliche Beweis dafür. (5) Dennoch sollen an dieser Stelle die möglichen ätiologischen Faktoren, sowie Risikofaktoren, die zur Entstehung eines Aderhautmelanoms führen können, diskutiert werden: 1.3.1.: Hautfarbe Unter all den diskutierten Risikofaktoren scheint die Hautfarbe einer Bevölkerung der ausschlaggebendste Faktor für die Entstehungen von Melanomen der Uvea zu sein, da die weiße Bevölkerung wesentlich häufiger als die schwarz – afrikanische und asiatische Bevölkerung betroffen ist. (4) Besonders prädisponiert zeigen sich Kaukasier mit heller Haut, blondem Haar und blauen Augen, weshalb diese Merkmale als besondere Risikofaktoren gelten. Diese Anfälligkeit der Kaukasier für die Entstehung von Melanomen der Uvea versuchte man mit den onkogenen Effekten von UV – Strahlung zu erklären. (6) Während der onkogene Effekt von verstärkter Sonnenexposition auf die Entstehung von kutanen Melanomen gesichert ist, ist beim Aderhautmelanom die Beweislage für diesen Zusammenhang bis heute lückenhaft und widersprüchlich. (2, 6) 18 1.3.2.: UV – Licht Exposition Die Sonne sendet elektromagnetische Strahlung aus, welche teilweise die Atmosphäre durchdringt und auf die Erdoberfläche auftrifft. Dort wird sie, abhängig von der Oberflächenbeschaffenheit der jeweiligen Stelle, auf der sie auftrifft, zu einem gewissen Teil absorbiert bzw. reflektiert. Der Großteil der Strahlung, die die Atmosphäre durchdringt, fällt in den Bereich der sichtbaren Strahlung (400 – 700 nm). Elektromagnetische Strahlung kürzerer Wellenlänge wird UV – Licht genannt und wird in UV – A, UV – B und UV – C – Strahlung unterteilt. Die onkogenen Effekte des UV – Lichts werden in erster Linie der UV – B – Strahlung zugeschrieben. (6) Melanin, dem braunen Pigment, das von Melanozyten und RPE (Retinales Pigmentepithel) - Zellen synthetisiert und in den Melanosomen der Melanozyten gespeichert wird, wird schützende Funktion vor UV – Strahlung durch Absorption dieser Strahlung zugeschrieben. Blaue Augen besitzen zwar gleich viele Melanozyten in der Iris wie braune Augen, jedoch finden sich in ihren Melanozyten weniger Melanosomen mit schützendem Pigment. (6) Somit sind blaue Augen schlechter vor den onkogenen Effekten des UV - Lichts geschützt, was die These des „Risikofaktors UV – Licht“ für die Entstehungen von Melanomen der Uvea“ unterstützt – zumindest bei den Irismelanomen. Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen mit heller Iris ein höheres Melanomrisiko aufweisen, als Menschen mit dunkel pigmentierter Iris, was ebenfalls auf den Einfluss von Sonnenlicht auf die Melanomentstehung hindeutet. (5) Dagegen spricht jedoch die Tatsache, dass in der Literatur nur zwei Fälle eines Melanoms der Uvea bei Personen mit Albinismus beschrieben wurden. (6) Menschen mit Albinismus mangelt es an dem schützenden Pigment Melanin, weshalb sie extrem empfindlich auf Sonnenlicht bzw. UV – Licht reagieren. (6) Schlussfolgernd müssten Betroffene eine höhere Erkrankungsrate bezüglich Aderhautmelanomen aufweisen, als nicht Betroffene. Der fehlende Nachweis hierfür limitiert die Rolle von UV – Licht auf die Pathogenese des Aderhautmelanoms. (6) Des Weiteren diskutiert werden Faktoren wie Beruf (z. B. Arbeit im Freien), Freizeitgestaltung (z. B. häufiges Sonnenbaden), Schutz vor UV- Licht (Tragen von Sonnenbrillen) und Wohnort (z. B. Äquator mit hoher UV – Lichtbelastung und 19 skandinavische Länder mit niedriger Einstrahlung) und deren Auswirkung auf die Entstehung von Aderhautmelanomen. (6) Insgesamt jedoch ist die Datenlage lückenhaft und zum Teil widersprüchlich, sodass UV – Strahlung als wesentlicher Faktor für die Entstehung von kutanen Melanomen angenommen werden darf, nicht jedoch für die Entstehung von Aderhautmelanomen. (3; 6) 1.3.3.: Genetische Prädisposition 1.3.3.1.: Präexistente melanozytäre Läsionen Die Entstehung eines Aderhautmelanoms ist mit dem Vorhandensein einer okulären bzw. kutanen melanozytären Läsion assoziiert. (1) Dazu gehören der Aderhautnävus, die Kongenitale oculodermale Melanozytose (Nevus of Ota) und das Dysplastische Nävussyndrom (DNS) oder Familial Atypical Mole and Melanoma Syndrome (FAMM Syndrome). (1) Es gibt klinische und histopathologische Hinweise dafür, dass sich Aderhautmelanome aus einem präexistenten gutartigen Aderhautnävus entwickeln. (4) Mit hoher Wahrscheinlichkeit trifft dies auf die Mehrheit der Aderhautmelanome zu. (5) Die Prävalenz des Aderhautnävus in den United States beträgt 4,6 – 7,9 %. Geht man von der Annahme aus, dass alle Aderhautmelanome ihren Ursprung in Aderhautnävi nehmen, so würde das Risiko einer malignen Transformation schätzungsweise 1 in 8.845/Jahr betragen. (4) Darüber hinaus gibt es Beobachtungen, die auf eine „De novo Genese“ eines Aderhautmelanoms in einem vorher völlig normalen Fundusareal schließen lassen. (5) Die oculodermale Melanozytose (Nevus of Ota) bezeichnet eine Hyperpigmentierung von Haut, Episklera, Uvea, Orbita und Meningen. (3) Diese meist einseitige Pigmentvermehrung ist die bekannteste Prädisposition für die Entwicklung von Aderhautmelanomen, welche typischerweise ihren Ursprung im von der Melanozytose betroffenen Auge nehmen. Auch multifokale Aderhautmelanome sind in diesen hyperpigmentierten Augen beschrieben worden. (5) Die oculodermale Melanozytose wird bei Patienten mit Melanomen der Uvea schätzungsweise 35 mal häufiger als bei Personen kaukasischer Rasse ohne Melanom der Uvea vorgefunden. (3) 20 Für betroffene Personen beträgt das Lebenszeitrisiko ein Aderhautmelanom zu entwickeln 1:400. (3) Exzessive Melanozytenansammlungen in der Uvea bei Personen mit oculodermaler Melanozytose könnten die biologische Erklärung für die besonders hohe Anfälligkeit dieser Personen für Melanome der Uvea liefern. (4) Aufgrund der hier beschriebenen Datenlage gilt die oculodermale Melanozytose als wichtige genetische Prädisposition für die Entstehung von Melanomen der Uvea. Daher sollten Betroffene zur Überwachung jährlich ophthalmoskopisch untersucht werden. (4) Bild 1: Nevus of Ota. Blau – braune Pigmentierung von Sklera und der das Auge umgebenden Haut. (8) Das Dysplastische Nävussyndrom (DNS) bezeichnet eine autosomal – dominant vererbte Prädisposition für kutane Melanome (4), welches mit melanozytischen Hautveränderungen einhergeht. (5) Die biologischen Hintergründe für den Zusammenhang DNS und Aderhautmelanom sind bis heute nicht abschließend geklärt. Als Ursache diskutiert wird das vermehrte Vorkommen von Nävi der Aderhaut bei DNS – Patienten. (4) Hautmelanome scheinen bei der Entstehung von Aderhautmelanomen keine Rolle zu spielen. Primäre Aderhautmelanome sind bei PatientInnen mit primären kutanen Melanomen extrem selten beobachtet worden. In der Literatur finden sich diesbezüglich nur 5 21 dokumentierte Fälle. Eine sichere Unterscheidung der beiden Melanomarten war mit immunhistochemischen Methoden nicht möglich. (5) 1.3.3.2.:Familiäre Häufung, Vererbung Das Auftreten von familiären Melanomen der Uvea wird sehr selten beobachtet. Ein familiär gehäuftes Auftreten konnte nur bei 0,6 % der PatientInnen festgestellt werden. (4) Sind in einer Familie mehrere Familienmitglieder betroffen, lässt dies eine genetische Prädisposition vermuten. Dies ist allerdings sehr selten. Obwohl es mehrere Berichte von Aderhautmelanomen bei erstgradig Verwandten gibt, kann ein Zufall nicht ausgeschlossen werden. (11) 1.3.3.3.: Neurofibromatose Typ 1 (Morbus von Recklinghausen) Die Neurofibromatose Typ 1 ist eine autosomal – dominant vererbte Erkrankung der Zellen der Neuralleiste, die sich bevorzugt an Haut (Neurofibrome, Cafe - au - lait Flecken), Iris (Lisch - Knötchen) und Nervensystem (Neurofibrosarkome, Gliome, Meningeome) manifestiert. Betroffene Personen weisen generell ein erhöhtes Krebsrisiko auf, weshalb auch ihr Risiko für die Entwicklung eines Melanoms der Uvea erhöht ist. (5) Da Melanozyten ihren Ursprung aus der bei der Neurofibromatose Typ 1 erkrankten Neuralleiste nehmen, wird ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Erkrankungen vermutet. (4) 1.3.3.4.: Li – Fraumeni Syndrom Das Li – Fraumeni Syndrom bezeichnet ein autosomal – dominant vererbtes Tumorprädispositions - Syndrom, das durch eine Keimbahnmutation des für p53 kodierenden Gens verursacht wird. Das Syndrom geht mit multiplen Tumoren v. a. der Weichteile, Knochen, Brust und Nebenniere einher. Ein Zusammenhang zwischen dem Li – Fraumeni Syndrom und der Entstehung von Aderhautmelanomen muss allerdings erst hergestellt werden. (4) 22 1.4.: Klinische Eigenschaften und Aspekte 1.4.1.: Wachstumsformen Das Aderhautmelanom weist eine große Variationsbreite bezüglich seiner Wachstumsformen auf, und imponiert meist als umschriebene, prominente, subretinale Raumforderung. Typischerweise handelt es sich um eine noduläre Geschwulst mit elliptischer oder länglicher Tumorbasis. (5) Die nodulären Wachstumsformen „kuppelförmig und pilz – bzw. kragenknopfförmig“ unterscheiden sich von den „diffusen Melanomen“ hinsichtlich Wachstum und Prognose. Manche Melanome besitzen einen nodulären und einen diffusen Anteil, da ihr Wachstumsmuster während ihrer Entwicklung in das jeweils andere übergegangen ist. (4) 1.4.1.1.: Kuppelförmige Gestalt („dome shape“) Das axiale Tumorwachstum von Aderhautmelanomen wird durch die Sklera begrenzt, sodass sich der Tumor Richtung Glaskörperraum ausbreiten und in diese hineinragen muss. (4) Der Tumor ragt somit als prominente Rundung zwischen Sklera und intakter Bruch´scher Membran kalottenförmig in das Bulbusinnere vor. (5) Kleine und mittelgroße Tumore, die noch von der Bruch´schen Membran begrenzt werden, das heißt diese nicht durchbrechen, werden als „dome shaped“ bzw. kuppelförmige Tumore bezeichnet. Typisch ist, dass ihre Dicke bzw. Höhe etwa die die Hälfte ihres Durchmessers beträgt. Diese Tumore besitzen meist eine rundliche oder ovale Kontur. (4) 23 Bild 2: Kuppelförmiges „dome shape“ Aderhautmelanom (a), mit einer Dicke von 6,0 mm und Hypodensität in der B – Scan Ultrasonographie (b). (4) 1.4.1.2.: Pilzförmige oder Kragenknopf – förmige Gestalt („mushroom shape, collar – button shape) Die typische pilzförmige oder kragenknopfförmige Gestalt entsteht, wenn der Tumor die Bruch´sche Membran durchbricht. Dies geschieht generell bei Tumoren ab einer Dicke von mehr als 5 mm. (4) Sobald die ersten Tumorzellen die Bruch´sche Membran durchbrochen haben, beginnt der Tumor durch rascheres Wachstum unter der Retina, die selten invadiert wird, die typische pilzförmige oder kragenknopfförmige Gestalt anzunehmen. Dies geschieht, weil die Bruch´sche Membran aufgrund ihrer Eigenelastizität einen einengenden Effekt auf den Tumor an dessen Durchbruchsstelle durch die Membran ausübt, und dabei den Tumor einschnürt. (5) 24 Voraussetzung für diese Wachstumsform ist außerdem, dass der Tumor mit seiner Spitze, bzw. seinem höchsten Punkt die Bruch´sche Membran durchdringt. Geschieht dies am Rand oder der Seitenfläche des Tumors, entsteht eine irreguläre und abgeflachte Form. (4) Durch den einschnürenden Effekt der Bruch´schen Membran werden Blutgefäße des Tumors abgeschnürt, sodass bei dieser Wachstumsform gestaute Tumorgefäßkonvolute und dilatierte Kapillaren im Tumorabschnitt vor der Bruch´schen Membran zu finden sind. (4, 5) Diese gestauten und dilatierten Gefäße erinnern an angiomatöse Gebilde. Sie zeigen am Tumorkopf eine hohe Reflektivität in der Sonografie, an der Basis des Melanoms eine niedrige. (5) Durchbricht der Tumor die Retina, kann dies zu Glaskörperblutungen führen. (4) Bild 3: Pilzförmiges „mushroom shaped” Aderhautmelanom (4) 25 Bild 4: Entwicklung einer choroidalen Läsion (linkes Auge) über ein Jahr hinweg. (12) 1.4.1.3.: Diffuses Melanom Das diffuse Melanom kommt in 4 bis 5 % aller choroidalen Melanome vor, und ist somit eine ungewöhnliche Variante. (5) Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Tumoren, die ein infiltratives, vorwiegend horizontales Wachstum aufweisen. Daher besitzen sie eine flache bis leicht erhabene Form mit gekerbtem oder gefurchtem Rand und unregelmäßiger, heterogen pigmentierter Oberfläche. (4) Sie breiten sich flach in der Aderhaut aus, wodurch die gesamte Aderhaut in diesem Bereich verdickt ist. (5) Per definitionem erfolgt die Ausbreitung über mehr als einen Quadranten des Fundus. (4) Ihr Dickenwachstum darf definitionsgemäß nicht mehr als 7 mm betragen, wobei die mittlere Tumordicke bei 2,1 mm liegt. (4, 5) Die Bruch´sche Membran wird dabei nicht durchbrochen. (4) Diese Tumore haben im Vergleich zu den nodulären Wachstumsformen eine schlechtere Prognose. (5) Sie tendieren dazu, in den Sehnerv und die Sklera einzuwachsen bzw. die Sklera zu durchdringen, und sich extraskleral auszubreiten. (4, 5) 26 Wachsen sie in die Vorderkammer ein, können sie die Ursache eines Glaukoms darstellen. (4) Bild 5: Tumorformen, die bei Aderhautmelanomen beobachtet werden können. Bezüglich der Form wurden flache Melanome von runden oder kuppelförmigen Melanomen und pilzförmigen Melanomen mit breiter Basis und durchbrochener Bruch´scher Membran unterschieden. (10) 1.4.2.: Pigmentierung Der Pigmentgehalt von Melanomen der Uvea schwankt beträchtlich. Man findet stark pigmentierte, gering pigmentierte und nicht pigmentierte, sogenannte amelanotische Tumore in 30 % der Fälle. (4, 5) Eine starke Pigmentierung ist mit einem hohen Metastasierungsrisiko assoziiert. (4) Für gewöhnlich sind die Tumore grau oder grünlich bis braun gefärbt, aber auch tief schwarze, dunkelbraune bis hin zu cremig weißen Färbungen kommen vor. (4, 5) Eine schwarze Färbung ist allerdings sehr selten, und spricht eher für einen hämorrhagischen Prozess, eine RPE Proliferation oder ein Melanozytom. (4) Innerhalb desselben Tumors können häufig mehrere Areale mit heterogener, fleckiger Färbung und unterschiedlichstem Pigmentgehalt beobachtet werden. (5) 27 Die fleckige Oberfläche ist auf die frühzeitige Zerstörung des Retinalen Pigmentepithels, welches über dem Tumor liegt, zurückzuführen. Dies kann ophtalmoskopisch beobachtet oder im Fluoreszenzangiogramm mittels Anfärbung sichtbar gemacht werden. (5) 1.4.3.: Lokale Invasion Das Wachstum des Tumors kann grundsätzlich in drei Richtungen erfolgen: Nach außen durch die Sklera nach innen durch die Bruch´sche Membran nach seitlich in die Leitschiene der Uvea (4) 1.4.3.1.: Sklerale und extrasklerale Invasion Die Sklera als feste Struktur ist an sich resistent gegenüber Tumorzellinvasion. (4) Melanome der Uvea versuchen sich daher über vorbestehende transsklerale Kanäle Zutritt in dieses Gewebe zu verschaffen. (4) Dies sind die Kanäle für Nerven und Blutgefäße (Ziliarkörpernerven und –Arterien, Vortexvenen und Aqueousvenen), über die sich die Tumorzellen in die Episklera und in die Orbita ausbreiten können. (4) Die extrasklerale Invasion findet in benachbarte Strukturen statt, das heißt nach hinten in den Sehnerv, seitlich bzw. mittig in eine der Vortexvenen und vorne in den Limbus. (4) Während jener Teil des Tumors, der sich in der Sklera befindet, typischerweise ein flaches Wachstum aufweist, kann der extrasklerale Tumoranteil ein noduläres oder diffuses Wachstum aufweisen. (4) Der intrasklerale Anteil ist daher viel flacher als der extrasklerale Anteil, was dem Tumor ein hantelförmiges Aussehen verleiht. (4) Da der extrasklerale und der intrasklerale Anteil unterschiedlich schnell wachsen, kann der extrasklerale Anteil größer sein als der intrasklerale. (4) Eine diffuse Invasion in die innere Sklerallamelle ist sehr häufig und kommt bereits bei kleinen Tumoren und in frühen Stadien vor. (5) 28 1.4.3.2.: Retina Die Retina ist ebenfalls wie die Sklera resistent gegen Tumorinvasion durch Melanomzellen. (4) Hat ein Tumor die Bruch´sche Membran durchbrochen, wird die darüber liegende Retina zwar beschädigt und teilweise zerstört, die benachbarte Retina jedoch wird nicht invadiert. (4) Hat ein Melanom der Uvea die Retina erst einmal durchbrochen, kann er Tumorzellen in den Glaskörper aussäen. Diese Zellen sind meist nekrotisch, und werden von reichlich Melanophagen und anderen Makrophagen begleitet. (4) 1.4.4.: Auswirkungen auf benachbarte Strukturen und Folgen 1.4.4.1.: Bruch´sche Membran Durch das Tumorwachstum eines Aderhautmelanoms kann die Bruch´sche Membran zerstört werden. Geschieht dies, entsteht die typische pilzförmige oder Kragenknopfförmige Form, an der sich ein Aderhautmelanom ophthalmoskopisch zweifelsfrei erkennen lässt. (5) Die gestauten Tumorgefäße innerhalb des Pilzkopfes können zu Einblutungen in den Glaskörper führen. (5) 1.4.4.2.: Retinales Pigmentepithel (RPE) Melanome der Uvea führen zu Proliferation und Metaplasie der Zellen des über dem Tumor liegenden Retinalen Pigmentepithels. (4) Zusätzlich wird das RPE über dem Tumorgewebe zerstört, was die fleckige Oberfläche sowie die fleckförmige Hyperfluoreszenz in der Fluoreszenzangiografie bewirkt. (5) Reste der zerstörten, in erster Linie von Makrophagen phagozytierten Photorezeptoren und Ablagerungen der Basalmembran erscheinen als orangefarbenes Pigment auf der Tumoroberfläche, besonders charakteristisch für kleine und mittelgroße Tumore. Diese Färbung könnte durch lipofuszinhaltige Makrophagen hervorgerufen werden. (5) Auch eine Abhebung des RPE über dem Tumor ist möglich, was gelegentlich einen Durchbruch durch die Bruch´sche Membran vortäuschen kann. (5) 29 1.4.4.3.: Retina Die über dem Tumor liegende Retina wird allmählich durch Photorezeptordegeneration, zystoide retinale Degeneration, Retinoschisis mit Retinarupturen, Amotio retinae und Invasion der Netzhaut durch Tumorzellen verändert und zerstört. (5) Die Ursache hierfür ist wahrscheinlich eine tumorbedingte Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr zur sensorischen Retina, die zu ischämischen Prozessen führt. Mit dieser Theorie lassen sich auch die Skotome erklären, die man bei den PatientInnen perimetrisch über dem Tumor ermitteln kann. (5) Melanome der Uvea sind mäßig bis gut vaskularisierte Tumore. Eine Schädigung dieser Tumorgefäße mit Blutungen und eine eingeschränkte Funktion des RPE über dem Tumor führen zur Ausbildung einer Netzhautablösung, Amotio retinae. Fast immer werden Aderhautmelanome von einer sekundären exsudativen Netzhautablösung begleitet. Diese findet sich vor allem in den tumorfernen Regionen, meist der Schwerkraft folgend in den unteren zwei Quadranten, und ist ein wichtiges diagnostisches Kriterium für ein Aderhautmelanom. (4) Am frühesten kann diese subretinale Flüssigkeit mittels Optischer Kohärenz – Tomographie (OCT) diagnostiziert werden. (4) In Rückenlage kann sich die subretinale Flüssigkeit nach hinten verlagern und die Makula abheben, was zu einem Verlust der Sehschärfe führt. Dies wird deutlich, wenn der Patient morgens aus dem Bett aufsteht. (4) 1.4.4.4: Glaskörper Vor allem bei Tumoren des vorderen Uveaabschnittes findet man oft eine feine, staubförmige Aussaat von Pigment – und Tumorzellen oder pigmentbeladenen Makrophagen in den Glaskörper. Eine solche intravitreale Invasion von Melanomzellen ist selbst nach erfolgreicher Brachytherapie in der Literatur beschrieben worden. Außerdem kann es zu einer Einblutung in den Glaskörper ausgehend von einer subretinalen Blutung oder einer Aderhautblutung kommen (siehe 1.6.1.5.). (5) 30 1.4.4.5: Angrenzende Choroidea Gelegentlich kann eine begleitende Aderhautabhebung, Amotio choroideae, auftreten, welche das Melanom vollständig verdecken und die Diagnostik erschweren kann. In diesen Fällen kann nur die Echographie das Melanom mit seinen charakteristischen Eigenschaften zur Darstellung bringen. (5) 1.4.4.6.: Sklera Eine Tumorausbreitung entlang skleraler Vortexvenen oder durch die Sklera kann so lange unbemerkt bleiben, bis sich ein Exophtalmus oder eine Panophtalmitis entwickeln. Diese Situation ist prognostisch sehr ungünstig. Extrasklerales Tumorwachstum wird vor allem bei Melanomen vom prognostisch ungünstigen epitheloiden Zelltyp beobachtet. (5) 1.4.4.7.: Linse Erst bei weit fortgeschrittenen Tumoren mit länger bestehender Amotio retinae kommt es zu einer Beteiligung der Linse. Diese äußert sich als Cataracta complicata bis hin zur totalen Linseneintrübung ohne Funduseinblick. (5) Eine Linsentrübung ist aber aufgrund der Strahlensensibilität der Linse auch eine typische Komplikation nach Strahlentherapie von Melanomen der Uvea. (15) 1.4.4.8.: Iris Auch Irisveränderungen kommen erst im weit fortgeschrittenen Tumorstadium vor. Ursache ist eine Ischämie des vorderen Bulbusabschnittes, wodurch es zur Neovaskularisation kommt. Diese „Rubeosis iridis“ kennt man auch von anderen Erkrankungen, wie Diabetes mellitus oder Zentralvenenthrombose. (5) Häufig findet man eine Rubeosis iridis als Komplikation nach Strahlentherapie von Melanomen der Uvea. (15) 31 1.4.4.9.: Sekundärglaukom und Augeninnendruck In etwa 3 % aller Melanome der Uvea findet man zur Zeit ihrer Diagnosestellung ein sekundäres Glaukom. Die ursächlichen Mechanismen für den erhöhten Augeninnendruck sind Tumorinvasion des vorderen Kammerwinkels und Neovaskularisierung der Iris. Seltener ist eine Verlagerung des Iris – Linsen – Diaphragmas nach vorne infolge eines großen Tumorvolumens bei vorderer Tumorlokalisation Ursache eines sekundären Glaukoms. (4) Dies geschieht erst bei fortgeschrittenen großen Tumoren. Bei kleinen Tumoren im Anfangsstadium wird die intraokulare Druckregulierung noch nicht beeinflusst. (5) 1.4.4.10.: Entzündliche Reaktion Sehr große Melanome der Uvea gehen häufig mit einer moderaten Entzündungsreaktion einher. Der Schweregrad der Entzündungsreaktion korreliert mit der Tumordicke, dem Ausmaß der sekundären exsudativen Netzhautablösung und dem Vorhandensein von Nekrosen, Leukozyteninfiltrationen und Blutungen. Entzündliche Reaktionen können zu Synechien der Iris mit Hornhaut oder Linse und in weiterer Folge zu „pupillary block“ führen. In seltenen Fällen äußert sich die Entzündungsreaktion als Skleritis, Episkleritis oder Endophtalmitis. (4) 1.4.5.: Zytologie Maligne Melanome der Uvea weisen ein Spektrum verschiedener Zelltypen auf. Die erste systematische Beschreibung der Zytologie dieser Melanome stammt von Callender aus dem Jahr 1931, hat bis heute in ihren Grundzügen Gültigkeit und wird „Callender Klassifikation“ genannt. (5) Ursprünglich wurden sechs histopathologische Typen von Melanomen der Uvea unterschieden, welche später zur Vereinfachung in drei Gruppen zusammengefasst wurden (modifizierte Callender – Klassifikation): (4) 32 1.) Spindel – Zell – Melanome: Spindel – Zell – Melanome bestehen aus spindelförmigen, in gewundenen Bündeln angeordneten Spindel – Zellen. Ihre Menge an Zytoplasma variiert, und ihre Zellgrenzen sind schlecht erkennbar, da die einzelnen Zellen eng aneinander haften. (4) Man unterscheidet zwischen Spindel - A- Zellen und Spindel - B – Zellen. (4) a) Spindel - A – Zellen sind langgestreckte, schlanke, spindelförmige Zellen mit kleinen, unauffälligen, ebenfalls spindelförmigen oder ovalen Zellkernen. Die Zellkerne weisen häufig einen länglichen Streifen auf, der von der eingefalteten Kernmembran gebildet wird. (4, 5) In der Regel besitzen diese Zellen keinen Nukleolus. (5) Spindel -A – Zelltumore werden gegenwärtig meist als Spindelzellnävi klassifiziert, da sie morphologisch den spindelzelligen Nävuszellen gleichzusetzen sind. (4, 5) b) Spindel – B – Zellen sind plumpe, länglich – ovale Zellen mit im Vergleich zu den Spindel – A – Zellen größeren, deutlicheren und runderen Zellkernen, die sich gut abgrenzen lassen. (4, 5) Diese Zellen sind kompakt angeordnet und zeigen gelegentlich ein wellenförmiges oder „fischzugartiges“ Wachstumsmuster. (5) 2.) Epitheloidzellhaltige Melanome: Epitheloid – Zellen sind polygonal bis rundlich geformt. Sie sind im Vergleich zu Spindel – Zellen deutlich größer und weisen einen deutlich höheren Zytoplasmaanteil auf. Die großen pleomorhen Zellkerne besitzen sehr große prominente Nukleoli. Auch mehrkernige Zellen und Kerne mit mehreren Nukleoli können vorkommen. (5) Das Wachstum dieser Zellen erfolgt nicht so kompakt und aneinanderhaftend wie bei Spindel – Zellen. Dadurch erscheint der Zellverband sehr locker und unregelmäßig, und das Wachstumsmuster wirkt insgesamt unzusammenhängend. (4, 5) 3.) Gemischtzellige Melanome : Als gemischtzellige Melanome werden Melanome bezeichnet, die sowohl Spindel – Zellen als auch Epitheloid – Zellen zu unterschiedlichen Anteilen aufweisen. (4, 5) 33 Modifizierte Callender - Klassifikation Spindelzellnävi Nur Spindel – A - Zellen benigne Spindelzell - Melanome Spindel – B – Zellen od. maligne Spindel – A + B - Zellen Gemischtzellige Melanome Spindel – B (+ A) –Zellen maligne + Epitheloid - Zellen Epitheloidzellhaltige > 75 % Epitheloid – Zellen Melanome + Spindel – B (+ A) – Zellen maligne Tabelle 2: Modifizierte Callender – Klassifikation (5) 1.4.6.: Symptome Die Symptome des Aderhautmelanoms sind unspezifisch. Oft finden sich bei einem/r Patienten/in mehrere Symptome, welche dazu neigen, der Reihe nach bzw. sequenziell aufzutreten. (4) Zu Beginn ist das Aderhautmelanom symptomlos, bis in Abhängigkeit der Lokalisation und Größe des langsam wachsenden Tumors Sehstörungen, Gesichtsfeldausfälle und evtl. Schmerzen auftreten. (5,4) Die begleitende seröse Amotio kann zu zentralen Visusstörungen führen, auch wenn der Tumor die Makularegion noch nicht erreicht hat. (5) Die meisten PatientInnen klagen über eine verminderte Sehschärfe sowie verschwommen sehen. Ca. 10 – 30% der PatientInnen berichten über Photopsie, Skotome, Mouches volantes, Metamorphopsie oder Mikropsie, 1 – 9% leiden an Xanthopsie, Schmerzen, Entzündungen, Tränenfluss, Oszillopsie oder Verlust des räumlichen Sehens, und < 1% der PatientInnen berichtet über Doppeltsehen auf einem Auge, Ermüdung der Augen, verminderte Lichtsensitivität, Verlust des Farbsehens, Photophobie, Hypermetropie oder Hemeralopie. (4) 34 Schmerzen verursacht der Tumor erst im weit fortgeschrittenen Stadium, wenn sich ein Sekundärglaukom oder eine Endophtalmitis infolge Tumornekrose entwickelt hat. (5) Ungefähr 10% aller Fälle verlaufen bis zum Zeitpunkt der Diagnosestellung asymptomatisch. Dies trifft für gewöhnlich auf kleine und mittelgroße, in der mittleren Peripherie gelegene Tumore zu. Sie werden als Zufallsbefund bei Routineuntersuchungen des Fundus (Ophthalmoskopie) entdeckt. (4) Insgesamt wird die Symptomatik weitgehend durch das Ausmaß der Mitbeteiligung benachbarter Strukturen wie Bruch´sche Membran, Retinales Pigmentepithel (RPE), Retina, Glaskörper, angrenzende Choroidea, Sklera, Nervus opticus, Linse und Iris bestimmt. (5) Charakteristische Symptomatik infolge Mitbeteiligung benachbarter Strukturen Geschädigte Struktur Bruch´sche Membran Auswirkung /Symptom Tumorwachstum: typische pilzförmige oder Kragenknopfförmige Form Gestaute Tumorgefäße Einblutungen in den Glaskörper Retinales Pigmentepithel (RPE) Zerstörung fleckige Tumoroberfläche Retina Degeneration, Zerstörung, Netzhautabhebung Skotome, Visusstörungen/Sehstörungen Glaskörper Aussaat von Pigment – und Tumorzellen oder pigmentbeladenen Makrophagen in den Glaskörper Angrenzende Choroidea Einblutungen in den Glaskörper Aderhautabhebung erschwerte Diagnostik Sklera Ischämie mit Atrophie Exophtalmus Panophtalmitis 35 Nervus opticus Linse Selten betroffen ungünstige Prognose Cataracta complicata bis totale Linseneintrübung Iris Ischämie Neovaskularisation: „Rubeosis iridis“ Tabelle 3: Charakteristische Symptomatik infolge Mitbeteiligung benachbarter Strukturen (4, 5) 1.4.7.: Metastasierung Die lokale Tumorkontrolle eines Aderhautmelanoms konnte in der Vergangenheit durch die Entwicklung moderner bulbuserhaltender Therapien erheblich verbessert werden, und die Enukleation als primäre Behandlungsmethode des Aderhautmelanoms wird immer öfter vermeidbar. Trotz dieser Entwicklung hat sich das Überleben der PatientInnen nicht verbessert, und die 5 – Jahres – Überlebensrate bleibt mit 81,6 % unverändert. (16) Ein bis heute ungelöstes Problem stellt dabei die Metastasierung dar. Etwa 50% der Patienten versterben nach wie vor an Lebermetastasen. (5) 1.4.7.1.: Häufigkeit von Metastasen Zu dem Zeitpunkt, an dem sich ein Melanom der Uvea erstmals bemerkbar macht, können nur bei < 1% der PatientInnen klinisch auffällige Metastasen diagnostiziert werden. Jedoch konnten in Langzeitbeobachtungen über 5, 15 und 25 Jahre bei einem erheblichen Teil der sich in Behandlung befindlichen PatientInnen Metastasen gefunden werden: Nach 5 Jahren bei 31% der Fälle, nach 15 Jahren bei 45% und nach 25 Jahren bei knapp 50% der PatientInnen. (4) Die Tatsache, dass die Häufigkeit des Auftretens von Metastasen unabhängig von der gewählten Therapie zu sein scheint, lässt vermuten, dass in solchen Fällen subklinische Metastasen bereits zum Zeitpunkt der ersten Behandlung vorhanden sind. (17) 36 Nach 10 Jahren Observanz entwickeln mehr als 40 % der PatientInnen mit großem Melanom Metastasen, wohingegen weniger als 20 % der PatientInnen mit mittelgroßem oder kleinem Melanom der Uvea von Metastasen betroffen sind. (4) 1.4.7.2.: Zielorgane der Metastasierung Die Metastasierung erfolgt rein hämatogen und erreicht die verschiedensten Organe. (5) Die Leber ist das bevorzugte Zielorgan von Metastasen. Sie ist in 70 -90 % der Fälle mit metastatischem Melanom der Uvea betroffen, und gilt somit als bevorzugte Lokalisation von Metastasen. (4) In der Regel erlangen Lebermetastasen erst 2 – 5 Jahre nach der Behandlung des Melanoms (Enukleation oder konservativ) klinische Bedeutung. Es sind aber auch Fälle bekannt, in denen erst nach 20 oder gar 42 Jahren Lebermetastasen entstanden sind. (19) In fast der Hälfte der Fälle sind zusätzlich zur Leber auch andere Organe wie Lunge (24%), Knochen (16%) und Haut betroffen. (4, 1) Selten sind Lymphknoten und Gehirn involviert. Extrem selten finden sich Metastasen im zweiten Auge der Betroffenen. (4) Ein großes Problem stellen subklinische Metastasen dar, die zum Zeitpunkt der ersten Behandlung des Primärtumors bereits in der Leber oder in anderen Organen vorhanden sind. Diese Metastasen stehen unter Kontrolle der wirtseigenen Abwehrkräfte und können auf diese Weise viele Jahre lang ruhen. Durch chirurgische Eingriffe im Abdomen, Leberentzündungen/-toxine oder durch Traumata können diese „schlafenden“ Tumore nach Meinung mancher Autoren aktiviert werden. (20) Das Ausmaß der Metastasierung ist in jenen Fällen, die einer Autopsie unterlaufen, größer, als klinisch angenommen werden konnte. (5) 1.4.7.3.: Metastasierungsprozess Beim Metastasierungsprozess von Tumoren handelt es sich um einen komplexen Vorgang, der sich in mehreren Schritten vollzieht. Er wird als „metastatische Kaskade“ bezeichnet. Die Tumorzelle muss sich aus ihrem Verband lösen um beweglich zu werden, und in die lokale extrazelluläre Matrix einwandern zu können. 37 Von dort aus durchbricht sie die Blutgefäßwand und das Gefäßendothel und wird vom Blutstrom mitgenommen. Während der Zirkulation im Blutgefäß muss die Tumorzelle den zellulären Abwehrkräften des Wirtes entkommen. Am Zielort angekommen, durchdringt sie wieder das Gefäßendothel und die Gefäßwand, um dort wiederum in die extrazelluläre Matrix zu gelangen. Im Zielgewebe muss die Tumorzelle ein ungebremstes und infiltrierendes Wachstum entwickeln. Nur ein verschwindend kleiner Anteil der Tumorzellen, die im Zielgewebe ankommen, behält die Fähigkeit zum Weiterwachsen am Zielort bei. Entscheidend dafür sind spezifische Adhäsionsmoleküle und die Fähigkeit interzelluläre Matrix durch Proteasen abbauen zu können. Insgesamt sind die Kenntnisse über die „metastatische Kaskade“ aber noch zu lückenhaft und unzulänglich, um sie exakt steuern, bremsen oder gar durchbrechen zu können. (21, 5) 1.4.7.4.: Symptome der Metastasierung Je nachdem welche Organe involviert sind, können sich PatientInnen mit einer großen Bandbreite an Symptomen präsentieren. Häufig klagen die PatientInnen über unspezifische Symptome, wie generelles Unwohlsein, Appetitsverlust und Ikterus. Eine Hepatomegalie, abnorme Leberfunktionstests bzw. Leberwerte und ein ungewöhnliches Erscheinungsbild der Leber in bildgebenden Verfahren (Sonographie, MRT) sind hochgradig suspekt auf Lebermetastasen. Jedoch können vor allem Leberfunktionstests in einem Drittel der Fälle normal sein. Die Diagnose „Lebermetastasen“ sollte mittels Leberbiopsie bestätigt werden. (4) Die Metastasierung beginnt bereits, wenn der Primärtumor noch klein ist. Zum Diagnosezeitpunkt des Primärtumors sind die Metastasen noch zu klein um klinisch in Erscheinung zu treten, bzw. um mit derzeit verfügbaren Techniken aufgespürt zu werden. Mehr als 60% der PatientInnen sind zu dem Zeitpunkt, an dem Metastasen entdeckt werden, asymptomatisch. (4) 38 1.4.7.5.: Überlebensraten bei Metastasierung Trotz der Verfügbarkeit neuer Behandlungsmethoden hat sich das Überleben von PatientInnen mit Melanomen der Uvea in den letzten 30 Jahren nicht wesentlich gebessert. Das mittlere Überleben von PatientInnen mit Lebermetastasen beträgt 6 Monate. (1) Ihre Überlebensraten betragen 15 – 20 % nach 1 Jahr und 10 % nach 2 Jahren, unabhängig von der Behandlung, die ihnen zuteil wurde. (1) PatientInnen, bei denen die Leber als einziges Organ von der Metastasierung betroffen ist, haben das schlechteste Outcome zu erwarten. Ihre 5 Jahres – Überlebensrate beträgt zwischen 0 und 3%. (4) Im Vergleich dazu haben PatientInnen mit ausschließlich extrahepatischen Metastasen ein vergleichsweise längeres Überleben mit 19 – 28 Monaten. Asymptomatische PatientInnen weisen zum Zeitpunkt der Diagnose von Metastasen ein etwas längeres Überleben als symptomatische PatientInnen auf. Die Tumorgröße gilt als einer der signifikantesten klinischen Parameter bezüglich Metastasierungswahrscheinlichkeit und sich daraus ergebender Überlebensrate. In Anlehnung an die „Collaborative Ocular Melanoma Study (= COMS) – Klassifikation“ (siehe Kapitel „Tumorgröße und Lokalisation“) werden Tumore der Uvea wie folgt klassifiziert: (1) COMS – Klassifikation Größe: Dicke: Durchmesser klein 3 mm oder weniger <10 mm mittel 3 - 5 mm 10 - 15 groß >5 mm >15 mm Tabelle 4: Collaborative Ocular Melanoma Study = COMS – Klassifikation (1) Die 5 – Jahres – Überlebensrate nach Enukleation betrug 84 % für kleine Tumore, 68 % für mittelgroße Tumore und 47 % für große Tumore. Darüber hinaus geht eine höhere Tumordicke mit einem höheren Risiko zur Ausbildung von Metastasen einher. (1) 39 1.4.7.6.: Diagnose und Screening von Metastasen Die Rolle von systemischen Screeninguntersuchungen beim metastasierten Melanom der Uvea wird kontrovers diskutiert, da es bis heute keine effektive Behandlungsmöglichkeiten gibt. (4) Trotzdem werden unterschiedliche Screening Schemata eingesetzt. Im Rahmen der Collaborative Ocular Melanoma Study wurden PatientInnen mit mittelgroßen bis großen Aderhautmelanomen jährlich auf Metastasen gescreent. Dies geschah mittels körperlicher Untersuchung, Leberfunktionstests (Aspartat – Aminotransferase = AST, Alanin Aminotransferase = ALT, Alkalin Phosphatase und Bilirubin) und Thoraxröntgen. Jeder erhöhte Leberfunktionstest zog weitere diagnostische Maßnahmen wie Bildgebung mit oder ohne Leberbiopsie nach sich. Dadurch konnte nachgewiesen werden, dass die Spezifität der Leberfunktionstests 92 %, und die Sensitivität nur knapp 15 % betrug. Diese Ergebnisse zeigen, dass abnorme Leberfunktionstests nur in 50 % der Fälle eine Metastasierung korrekt nachweisen können. Umgekehrt sind auch normale Leberfunktionstests unzuverlässig, da sie einen rund 30 % igen falsch negativen Wert aufweisen. Thoraxröntgen erwiesen sich als wenig sinnvoll, da sie nur bei 3 % der gescreenten PatientInnen positiv waren. (4) Auch Abdomen Sonographie wird zur Metastasensuche verwendet. (1) Halbjährliche Screeninguntersuchungen der Leber mittels Ultrasonographie wiesen in einer retrospektiven Studie einen positiv prädiktiven Wert von 53 % auf. (4) Andere Methoden zum Aufspüren asymptomatischer und Nachweis symptomatischer Metastasen sind die Magnetresonanztomographie (MRT), und die Computertomographie (CT). (4,1) Bei Letzterer ist besondere Vorsicht geboten, da gutartige Leberveränderungen wie zum Beispiel Zysten oder eine Fettleber, und auch Läsionen, die zu klein sind, um zuverlässig charakterisiert werden zu können, die Ergebnisse verfälschen können. (1) Da es in der Uvea keine Lymphgefäße gibt, metastasieren Melanome der Uvea in erster Linie hämatogen. Aus diesem Grund wird an hämatologischen Biomarkern geforscht, die im Blut bzw. Serum der PatientInnen nachweisbar sind. (1) Dazu gehören: microRNA: 40 Serum - Tyrosinase, die in die Melaninsynthese durch Melanozyten und Melanomzellen involviert ist. Erhöhte mRNA – Werte finden sich bei PatientInnen mit primärem Melanom der Uvea und können einen Hinweis auf Metastasen geben, da sie im Zusammenhang mit dem Metastasierungsprozess stehen. (1) Wachstumsfaktoren: VEGF, HGF, IGF – 1 a) VEGF = Vascular endothelial growth factor: Stammt von abnormen neuen Blutgefäßen innerhalb des Tumors und ist und wird in den Melanomzellen überexprimiert. Der Serumlevel von VEGF ist beim Vorhandensein von Mikrometastasen erhöht. (1) b) HGF = Hepatocyte growth factor und dessen Rezeptor “c – Met” spielen eine wichtige Rolle beim Wachstum von Zellen in der Leber.. (1) c) IGF - 1 = Insulin like growth factor: Wird wie HGF in der Leber produziert. Es fördert die Zellproliferation, verhindert die Apoptose und fördert die Invasion in Basalmembranen. (1) Zirkulierende Tumorzellen (4) 1.4.7.7.: Therapieoptionen von Metastasen Es gibt keine etablierte Richtlinie für die Behandlung von PatientInnen mit Metastasen. Vorgeschlagen werden in der Regel sowohl regionale als auch systemische Behandlungsmethoden. Zu den systemischen Therapieoptionen zählen Chemotherapie, Immunotherapie und Targeted Therapy. Die lokalen Therapieoptionen umfassen chirurgische Entfernung der Metastasen, Chemoembolisation, Immunoembolisation, Radioembolisation und Intraarterielle Chemotherapie bei Lebermetastasen. Mitogen aktivierte Proteinkinasen – Inhibitoren wie Selumetinib, immunologische Therapien wie Ipilimumab (T – Zellaktivator) oder neuere Medikamente wie Valproinsäure lassen jedoch auf eine Verbesserung der Prognose hoffen. (4) 41 1.5.: Diagnose und Differentialdiagnose Eine korrekte Diagnose bei einem PatientInnen mit Verdacht auf ein Melanom der Uvea zu stellen, kann sich als schwierig erweisen. In der Vergangenheit wurde in 20 % der Augen, die aufgrund der klinischen Diagnose „Melanom der Uvea“ entfernt wurden, nach histologischer Abklärung eine Läsion diagnostiziert, die ein Melanom nur vorgetäuscht hatte. (4) Mit der Einführung moderner Untersuchungsmethoden und durch die Konzentration der PatientInnen an erfahrenen ophthalmoonkologischen Zentren konnte die Zahl der Fehldiagnosen bis heute aber auf < 1 % gesenkt werden. (17) 1.5.1.: Diagnostische Merkmale 1.5.1.1.: Lokalisation Etwa zwei Drittel der Aderhautmelanome sind im 3 mm Bereich um den Sehnerv oder in der Fovea lokalisiert. (4) 1.5.1.2.: Farbe Aderhautmelanome sind in bis zu 30 % der Fälle amelanotisch, und weisen verschiedene Pigmentierungsgrade und Farben auf. Eine schwarze Färbung der Läsion ist aber außerordentlich selten, und spricht eher für einen hämorrhagischen Prozess, eine RPE Proliferation oder ein Melanozytom. Auch orange – pinke Färbungen weisen eher auf ein choroidales Hämangiom hin, da sie für diese Läsion typisch sind. (4) 1.5.1.3.: Anzahl Multiple Tumore in einem Auge oder die Beteiligung beider Augen sind untypisch für das Aderhautmelanom, und sprechen eher für Metastasen oder entzündliche Prozesse. (4) 42 1.5.1.4.: Form Die sogenannte pilzförmige oder Kragenknopf – förmige Gestalt, die auftritt, sobald der Tumor die Bruch´sche Membran durchdringt, gilt als nahezu pathognomonisch für Aderhautmelanome. (4) 1.5.1.5.: Glaskörperblutung Eine Glaskörperblutung ist extrem selten mit einem Aderhautmelanom assoziiert. Sie tritt fast immer bei Tumoren auf, die dick genug sind, um die Bruch´sche Membran zu durchbrechen, und im Zuge dieses Prozesses ein retinales Gefäß rupturieren. (4) 1.5.1.6.: Merkmale, die ein Melanom eher ausschließen Einige klinische Erscheinungsbilder gelten als suspekt auf eine choroidale Läsion, die ein Aderhautmelanom vortäuscht. Dazu gehören PatientInnen unter 20 Jahren (< 2 % aller Melanome der Uvea), die farbige Bevölkerung und vor kurzem statt gefundene intraokulare Prozesse wie Operationen, Entzündungen, und Metastasen. (4) 1.5.2.: Differentialdiagnose Choroidale Läsionen, die ein Aderhautmelanom vortäuschen können Aderhautnävus Hämorrhagische Prozesse/Erkrankungen des Gefäßsystems Hämangiom der Aderhaut Aderhautmetastasen Melanozytom Tumoren des Retinalen Pigmentepithels Entzündliche Prozesse und Sonstige Box 1: Choroidale Läsionen, die ein Aderhautmelanom vortäuschen können (4, 5) 43 1.5.2.1.: Aderhautnävus Die Aufgabe, ein kleines Aderhautmelanom von einem gutartigen, pigmentierten, atypischen Aderhautnävus zu differenzieren, stellt eine große Herausforderung dar. Aderhautnävi sind für gewöhnlich flach, mit einem Durchmesser < 6 mm, und können über dem Aderhautnävus liegende Drusen (gelbliche Ablagerungen) sowie eine die Läsion umgebende Hypopigmentierung aufweisen. Selten findet man amelanotische Nävi. Im Gegensatz zum Aderhautmelanom und Aderhautmetastasen sind sie nicht mit einer exsudativen Netzhautablösung assoziiert. (4) Zeichen, die auf eine mögliche maligne Transformation des Aderhautnävus hinweisen sind: (4) Exsudative Netzhautablösung in der Sonographie oder OCT (4) Nachweisbares Wachstum mittels seriellen Untersuchungen (4) Sonographie: Homogenität und Hypodensität (B – Scan) Niedrige Reflektivität (A – Scan) (4) Bild 6: Aderhautnävus: Fundusphotographie und OCT (7) 1.5.2.2.: Hämorrhagische Prozesse/Erkrankungen des Gefäßsystems Zu den hämorrhagischen Prozessen, die ein Aderhautmelanom vortäuschen können, gehören die subretinale Blutung, beispielsweise infolge der altersbedingten Netzhaut- oder 44 Makuladegeneration oder spontan (z.B. postoperativ), eine Amotio choroideae, eine hämorrhagische Abhebung des Pigmentepithels und ein arterielles Makroaneurysma. (4, 5) Die meisten der betroffenen PatientInnen weisen in ihrer Krankengeschichte eine hypertensive Erkrankung, Umbauprozesse der Makula in beiden Augen oder vor kurzem statt gefundene intraokulare Operationen auf. (4) Am häufigsten gibt die altersbedingte Netzhaut- oder Makuladegeneration Anlass zu differentialdiagnostischen Erörterungen. Hierbei zeigt das andere Auge meist ähnliche Veränderungen im Makulabereich wie das in erster Linie betroffene Auge, während Aderhautmelanome fast ausschließlich einseitig entstehen. Außerdem sind im Gegensatz zum Aderhautmelanom bei der altersbedingten Netzhaut- oder Makuladegeneration ausgedehnte Blutungen und subretinale Exsudationen charakteristisch. (5) Fluoreszenzangiographie und Indiocyaninan (ICG -) Angiographie können hier Klarheit schaffen. Auch eine schwarze Färbung der Läsion spricht eher für einen hämorrhagischen Prozess als ein Aderhautmelanom. (4) 1.5.2.3.: Hämangiom der Aderhaut Ein Hämangiom der Aderhaut ist eine benigne Läsion, die ein Aderhautmelanom vortäuschen kann. Das typische klinische Erscheinungsbild besteht aus einem orange – pinken choroidalen Tumor mit subretinaler Flüssigkeit. Symptomatisch werden diese Läsionen durch Visuseinschränkungen infolge der Netzhautabhebung durch die subretinale Flüssigkeit. Da Hämangiome der Aderhaut beispielsweise in der Fluoreszenzangiographie und bei Ultraschalluntersuchungen ein charakteristisches Bild zeigen, können sie mit 100 % iger Sicherheit mittels dieser nichtinvasiven Techniken diagnostiziert werden. (4) 45 Bild 7: Hämangiom der Aderhaut: Fundusphotographie und OCT (7) 1.5.2.4.: Aderhautmetastasen Aderhautmetastasen imponieren in der Ophthalmoskopie als homogene, gelblich – cremige, meist runde und prominente Läsionen der Aderhaut. (5) Fast immer zeigen sich Aderhautmetastasen als amelanotische Läsionen. Nur selten und als Folge von kutanen Melanomen können sie eine Pigmentierung aufweisen. (4) Größere Metastasen können sekundär zu einer exsudativen Ablatio und Veränderungen des Retinalen Pigmentepithels führen, welche als disseminierte gelb – braune Klumpen auf der Tumoroberfläche sichtbar werden. Im Gegensatz zum Aderhautmelanom kommt es bei Aderhautmetastasen nur extrem selten zum Durchbruch durch die Bruch´sche Membran. (5) Somit entsteht bei Aderhautmetastasen so gut wie nie die für Aderhautmelanome typische Kragenknopfform, oder „collar button – shape“. (4) Klinisch fallen Aderhautmetastasen am häufigsten durch schleichende, schmerzlose Sehverschlechterungen auf. Schmerzen sind selten, und treten wenn, dann in Verbindung mit einem Sekundärglaukom auf. Auch asymptomatische Verläufe sind je nach Lokalisation und Stadium der Erkrankung möglich. (5) Aderhautmetastasen können entweder vor oder nach Diagnose des Primärtumors entdeckt werden. Beispielsweise werden < 10 % der Patientinnen mit Brustkrebs vor der Diagnose des Primärtumors mit Aderhautmetastasen vorstellig. Im Gegensatz dazu wird in ca. 90 % 46 der PatientInnen mit Nierenzellcarcinom zuerst eine choroidale Läsion nachgewiesen, welche schließlich zur Entdeckung des Primärtumors führt. Die Diagnose wird zumeist mittels Ultraschalluntersuchung, Fluoreszenz –und ICG Angiographie gestellt, im Falle von Unklarheit mittels Feinnadelaspirationsbiopsie überprüft. (4) 1.5.2.5.: Melanozytom der Aderhaut In der Literatur findet man nur 15 publizierte Fälle eines Melanozytoms der Aderhaut. (4) Diese Läsionen treten normalerweise zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf und sind üblicherweise dunkel pigmentiert und „dome – shaped“ bzw. kuppelförmig. Eine schwarze Färbung der Läsion spricht somit eher für ein Melanozytom als für ein Melanom. Melanozytome können klinisch, in der Ophthalmoskopie, Fluoreszenzangiographie, Sonographie und Angiographie ein Melanom vortäuschen, und infolgedessen oftmals nicht von einem Melanom unterschieden werden. (4) Somit wurden innerhalb der „Collaborative Ocular Melanoma Study“ einige Melanozytome fälschlicherweise als Melanome diagnostiziert und mit Brachytherapie behandelt. Die korrekte Diagnose konnte erst retrospektiv gestellt, als das Auge wegen strahlungsassoziierten Folgeschäden enukleiert werden musste. (17) In seltenen Fällen können Melanozytome in Melanome transformieren. Mittels Feinnadelaspirationsbiopsie wird versucht, die korrekte Diagnose „Melanozytom“ zu stellen. Allerdings besteht die Gefahr, ein Melanozytom korrekt nachzuweisen, einen danebengelegenen Melanombezirk aber zu übersehen. (4) 1.5.2.6.: Tumoren des Retinalen Pigmeniepithels Eine kongenitale Hypertrophie des Retinalen Pigmentepithels (CHRPE) kann gelegentlich irrtümlich für ein Melanom der Uvea gehalten werden. Diese Läsionen stehen in scharfem Kontrast zur umgebenden Uvea und weisen eine dunkle bzw. schwärzliche Färbung auf, die mit der Zeit aber verloren gehen kann Typischerweise besitzen diese Tumore eine sehr scharfe Begrenzung mit klar definierten Kanten, und können in manchen Fällen Lakunen entwickeln. 47 In der Regel sind CHRPEs flach, was sie differentialdiagnostisch von Melanomen unterscheidet. Adenome und Carcinome des Retinalen Pigmentepithels sind viel weniger häufig als eine CHRPE. Sie werden durch ihre typische Erscheinungsform „mini collar – button – like – shape“ mit zu – und abführendem Gefäß beim Adenom bzw. mittels Feinnadelaspirationsbiopsie und Histologie beim Carcinom vom Melanom der Uvea abgegrenzt. (4) 1.5.2.7.: Entzündliche Prozesse Eine Skleritis zeigt Zeichen der Inflammation und kann, muss aber nicht, mit Schmerzen einhergehen. Intensive Schmerzen treten in 50 % der Fälle auf. Dieser entzündliche Prozess ist häufig mit einer exsudativen Netzhautablösung vergesellschaftet. Ist das Auge zusätzlich gerötet und schmerzhaft, steht die Diagnose meist fest. Handelt es sich aber um einen schmerzlosen Verlauf, ist die Diagnose weniger offensichtlich, und die Skleritis kann ein typischerweise schmerzloses Melanom vortäuschen. Im Ultraschall finden sich bei der Skleritis entzündliche Veränderungen der Sklera, die sich auch mittels CT und MRT darstellen lassen. Nicht vergessen werden darf, dass in seltenen Fällen eine Skleritis als Manifestation eines Melanoms der Uvea auftreten kann. (4) 1.5.3.: Diagnostische Methoden Bei der Diagnosestellung von Tumoren der Uvea ist die Beachtung der unterschiedlichen Beschaffenheiten und verschiedenen klinischen Manifestationen dieser Tumore erforderlich. Unter Beachtung dieser Tatsache können die meisten Melanome der Uvea mittels Spaltlampenuntersuchung und Ophthalmoskopie diagnostiziert werden. Untersuchungsmethoden wie (Fluoreszenz-) Angiographie und Ultrasonographie liefern zusätzlich hilfreiche Anhaltspunkte. 48 Im Falle von Unsicherheit bezüglich der Diagnose, oder wenn eine besonders schnelle Diagnosestellung mit raschem Behandlungsbeginn notwendig ist, ist es ratsam, eine Biopsie durchzuführen. Eine besondere diagnostische Herausforderung stellt die Differenzierung zwischen einem großen Aderhautnävus und einem kleinen Melanom dar. Diese sogenannten „suspekten Nävi“ oder „unklaren melanozytären Tumore“ werden üblicherweise über Monate oder Jahre sequentiell überwacht, und die Behandlung so lange hinausgezögert, bis ein eindeutiges Wachstum dokumentiert werden kann. (4) Zusammenfassend seien die am häufigsten angewendeten Methoden zur Diagnosestellung und – sicherung aufgelistet: Augenärztliche Untersuchung: Ophthalmoskopie, Angiographie (Fluoreszenzangiographie, Indocyaningrün (ICG) – Angiographie), Sonographie (evtl. auch Farbdoppler), Fundusphotographie, Optische Kohärenztomographie (OCT) Radiologische Untersuchung: Computertomographie, Magnetresonanztomographie Biopsie bei klinischer Unsicherheit aller anderen Methoden (4) 1.6.: Therapie 1.6.1.: Operative Verfahren Die lokale Resektion von kleinen Iris – und Ziliarkörpermelanomen ist eine gut entwickelte Methode und gehört mittlerweile zur Routine. (5) Lange Zeit war diese Methode auf kleine Iris – und Ziliarkörpermelanome beschränkt, da die lokale Resektion von größeren und weiter posterior gelegenen Tumoren technisch schwierig ist. Außerdem bergen lokale Resektionen beim Aderhautmelanom, wie die Transsklerale und die Transretinale Choroidektomie, die Möglichkeit der intraokulären, extraokulären und/oder systemischen Dissemination von Tumorzellen in sich, und sind daher kontrovers diskutierte Behandlungsmethoden. Verfeinerungen der chirurgischen Technik bei lokalen Resektionen haben die Häufigkeit und Schwere von Komplikationen reduziert, weshalb diese Operationen zunehmend als 49 primäre Behandlungsmethode oder als Salvage – Therapie nach Strahlentherapie zur Behandlung aufgetretener strahlenassoziierter Komplikationen angewendet werden. (4) Dahingegen hat die Enukleation als radikale und scheinbar wirkungsvollste Behandlungsmethode des Aderhautmelanoms mittlerweile an Bedeutung verloren. (5) 1.6.1.1.: Transsklerale Choroidektomie Die primäre Tumorresektion mittels Transskleraler Choroidektomie ist indiziert, wenn der Tumor als ungeeignet für die Strahlentherapie erachtet wird. (4) Eine sekundäre Transsklerale Choroidektomie kann nach Strahlentherapie zur Entfernung nekrotischer Tumoranteile oder zur Behandlung einer exsudativen Netzhautablösung oder eines neovaskulären Glaukoms zweckdienlich sein. (4) Ist der Tumor nicht zu nah an der Fovea lokalisiert, kann mit dieser Methode eine gute Sehschärfe erhalten werden. (4) Zu den schwerwiegenden Komplikationen zählen inkomplette Tumorresektion, rhegmatogene Netzhautablösung, Blutungen und Aderhautrisse. (4) 1.6.1.2.: Transretinale Choroidektomie Die primäre Tumorresektion mittels Transretinaler Choroidektomie wird in ausgewählten Fällen durchgeführt, wenn es unwahrscheinlich ist, dass eine Radiotherapie die Sehschärfe erhalten könnte. Dies ist beispielsweise bei transretinalen Tumoren der Fall. Als sekundäre Maßnahme wird die Methode nach Strahlentherapie zur Entfernung nekrotischer Tumoranteile oder zur Behandlung einer exsudativen Makulopathie oder einer Netzhautablösung angewendet. Das Resultat bezüglich des Visus hängt von der Tumorlokalisation ab. Ist der Tumor weit von der Fovea entfernt, sollte eine gute Sehschärfe erhalten werden können. Zu den Komplikationen der Transretinalen Choroidektomie zählen Tumorrezidive und rhegmatogene Netzhautablösung. (4) 50 1.6.1.3.: Enukleation Durch die erfolgreiche Entwicklung konservativer Behandlungsmethoden ist die Enukleation erheblich zurückgedrängt worden. Trotzdem und trotz kritischer Stimmen wird aber auch in Zukunft in manchen Fällen nicht darauf verzichtet werden können. (5) Indikationen für die Enukleation sind heute: 1.) Aderhautmelanome, die zu ausgedehnt bzw. zu groß für eine konservative Behandlung sind, oder bereits zu Visuseinschränkungen geführt haben, sodass keine nennenswerte Funktion mehr zu erwarten ist. (5) 2.) Melanome mit ausgedehnter begleitender Amotio retinae ohne Aussicht auf Heilung, oder Melanome, die ein schmerzhaftes Sekundärglaukom entwickelt haben. (5) 3.) Melanome mit nachgewiesener Invasion in den Nervus opticus, unabhängig von der Melanomgröße. (5) 4.) Melanome, die eine extrasklerale Ausbreitung aufweisen. (4) Die Komplikationsrate ist gering, Blutungen sind gut beherrschbar. Durch das Einsetzen passender Prothesen, beispielsweise aus Hydroxi - Apatit oder Silikon, können nach der Enukleation ausgezeichnete kosmetische Ergebnisse verzeichnet werden. Leider ist das Tumorproblem auch nach Enukleation für die PatientInnen nicht gelöst. Statistiken an großen PatientInnenzahlen haben ergeben, dass etwa 30 % der PatientInnen innerhalb von 5 Jahren und 50 % nach 10 Jahren nach der Enukleation an Metastasen versterben, obwohl zum Zeitpunkt der Enukleation noch keine Metastasierung bekannt war. Große Tumoren und extrasklerale Ausbreitung gelten als Risikofaktoren, die die Letalitätsrate signifikant erhöhen. Laut Umfragen unter PatientInnen ist die visuelle Leistung im Beruf, beim Lesen, Fernsehen, etc. für die Mehrzahl der Betroffenen zufriedenstellend. Bezüglich Lebensqualität besteht kein Unterschied zur bulbuserhaltenden Brachytherapie. (5) 51 1.6.2.: Phototherapie Die Phototherapie von Melanomen der Uvea beinhaltet verschiedene Varianten der Photokoagulation und der Thermotherapie. (4) Dabei wird das Gewebe, je nach Therapieform, auf 45 °C – 65 °C erwärmt, wodurch es zur Koagulation von Proteinen und zum Zelltod kommt. (4, 5) Die Phototherapie kann sowohl als primäre Behandlungsmethode als auch als Zusatzbehandlung zur Strahlentherapie oder lokalen Resektion angewendet werden. Sie kann als Hilfsmittel zur Tumorzerstörung, oder zur Vorbeugung bzw. Behandlung von Begleitschäden des Tumors oder der Tumortherapie zum Einsatz kommen. (4) 1.6.2.1.: Photokoagulation Bei dieser Therapieform wird das Gewebe mit einem Xenon – oder Laser – Koagulator auf 65 °C und mehr erhitzt. (5) Die primäre Photokoagulation geht mit inakzeptablen Komplikationsraten einher, weshalb sie mittlerweile von anderen Behandlungsmethoden abgelöst worden ist. Derzeit wird sie nur mehr während einer Endoresektion durchgeführt, um eventuelle Überreste des Tumors zu zerstören. (4) 1.6.2.2.: Transpupilläre Thermotherapie (TTT) Die Transpupilläre Thermotherapie wirkt mit 45 °C – 65 °C auf den Tumor ein und erzeugt eine direkt destruktive Wirkung auf die Tumorzellen. Sie ist eine wirksame, nicht - chirurgische Behandlung, die ambulant unter parabulbärer Anästhesie durchgeführt wird, und auch wiederholt angewendet werden kann. (5) Methode: Die TTT wird durch den transpupillaren Weg mit einem Infrarot – Diodenlaser von 810 nm Wellenlänge durchgeführt. Diese Wellenlänge garantiert ein Eindringen der Strahlung in das Gewebe bis in eine Tiefe von 3 – 4 mm. Mit einem im Durchmesser 3 mm großen Strahl und einer Applikationszeit von 60 Sekunden wird eine möglichst tiefe Penetration der Wärme erreicht. Die Tiefenausdehnung der damit erreichten Tumornekrose beträgt bei Aderhautmelanomen 3,9 mm. (5) 52 Dieses Vorgehen wird alle 2 Monate wiederholt, bis der Tumor vollständig atroph ist, was 2 – 4 Sitzungen erfordern kann. (4) Die Therapie wird als primäre Behandlungsmethode für Tumoren mit einer Dicke bis zu 3 mm und einem Durchmesser bis zu 10 mm empfohlen, wenn andere Therapiemethoden nicht geeignet sind. Somit ist die TTT für kleine Aderhautmelanome reserviert, da sie bei größeren Tumoren ineffektiv wäre. Als sekundäre Therapie wird die TTT nach Strahlentherapie durchgeführt, um Exsudationen zu reduzieren und das Sehvermögen zu verbessern. (4) Wird die TTT gemeinsam mit der Brachytherpie durchgeführt, bezeichnet man dies als „Sandwich – Therapie“. Die beiden Therapieformen ergänzen sich, da die TTT ihre maximale Wirkung an der Tumorspitze, und die Brachytherapie an der Tumorbasis entfaltet. (5) Ergebnisse und Komplikationen: In den 90iger Jahren wurde das Verfahren bei 50 PatientInnen mit Aderhautmelanom durchgeführt, die gleichzeitig eine Brachytherapie erhielten. Alle bis auf einen Tumor reagierten innerhalb einer Beobachtungszeit von 20,5 Jahren mit einer Verkleinerung. Bei 48 Augen flachte der Tumor vollständig ab, bei einem wurde erneutes Wachstum festgestellt. (5) Einbußen bis hin zum Verlust der Sehschärfe können durch Makulaablation entstehen. Auch Risse der Retina oder eine Netzhautabhebung können auftreten. Wird die Iris bei der Behandlung mitverbrannt, kann sich ein Katarakt entwickeln. Des Weiteren können exzessiv hohe Energiedosen zu Verschlüssen retinaler Gefäße mit neovaskulären Komplikationen führen. Die Popularität der primären TTT hat aufgrund der inakzeptabel hohen Rate an Rezidiven nachgelassen, sodass sie heute nur mehr selten angewendet wird. Außerdem muss im Vergleich zu anderen Behandlungsmethoden bei der TTT ein erhöhtes Risiko für lokale Tumorrezidive in Kauf genommen werden. Die Tumorrezidivrate bei TTT wurde in einer Studie mit 22 % nach 3 Jahren angegeben. (4) 53 1.6.2.3.: Hyperthermie Die Hyperthermie ist eine Behandlung, bei der das Gewebe auf 42 °C – 44 °C erwärmt wird. Diese Methode wird aufgrund des synergistischen Effekts zur Behandlung von Tumoren in Kombination mit Strahlentherapie angewendet. Gut mit Sauerstoff versorgte Tumorzellen sind strahlensensibler als hypoxische Zellen, sprechen also gut auf die Strahlentherapie an. Für die Hyperthermie gilt das Gegenteil, das heißt hypoxische Zellen, die bei vielen Aderhautmelanomen zu finden sind, sprechen besser an. Optimal ausgenutzt wird der synergistische Effekt, wenn beide Behandlungsmethoden gleichzeitig angewendet werden. (5) 1.6.3.: Therapie mit ionisierenden Strahlen Die Strahlentherapie ist heute die Standardtherapie für die überwiegende Mehrheit an Melanomen der Uvea. Dank der Entwicklung dieser Behandlungsmethoden sind die Erhaltung des Auges und in vielen Fällen auch die Erhaltung der Sehkraft möglich geworden. (4) 1.6.3.1.: Brachytherapie Die relative Strahlenresistenz der melanozytären Tumore und die Strahlensensibilität des Auges lassen eine konventionelle Großraumbestrahlung des Tumors wie sie bei Aderhautmetastasen oder dem Retinoblastom angewendet wird, nicht zu, da es zu irreparablen Bulbusschäden käme. Auch eine höhere Fraktionierung, wie sie beispielsweise bei strahlensensibleren Tumoren wie dem Retinoblastom als vorteilhaft erachtet wird, bringt beim Aderhautmelanom keinen Benefit. Bestrahlungen mit konventionellen Röntgenstrahlen, Gammastrahlen und hochenergetischen Elektronen schlugen fehl. Grund dafür war, dass die gesunden Augenabschnitte die hohe Strahlendosis, die die Behandlung eines Melanoms erfordert, nicht tolerierten. Daher musste zum Schutz der umliegenden Gewebe eine Methode gefunden werden, bei der eine hohe Strahlendosis nur am Tumor erreicht wird. 54 Dies gelingt zum Beispiel mit der Brachytherapie. (5) Geschichte: Foster R. Moore war die erste Person, die 1930 ein Melanom der Uvea mittels Brachytherapie behandelte. (4) Durch die Implantation von vergoldeten Radon 222 – seeds durch die Sklera in den Tumor konnte er das Melanom auf ein Viertel seiner Größe verkleinern. Die Methode wurde von Stallard später (1949) übernommen und verbessert, indem er sogenannte Co – 60 – Applikatoren entwickelte, die episkleral mit Nähten fixiert werden konnten und so ein Einstechen direkt in den Tumor verhinderten. Allerdings wurden bei einem Teil der behandelten PatientInnen nach vielen Jahren schwere Strahlenschäden beobachtet. Um diese zu verringern, wurden 1966 von Lommatzsch und Vollmar Betastrahlen – Applikatoren mit Ru-106/Rh106 als Strahlenquelle entwickelt. Diese Strahlen weisen eine wesentlich kürzere Reichweite als die Gammastrahlen der Co – 60 – Quellen auf, und konnten bei kleinen und mittelgroßen Tumoren Erfolge erzielen. (5) Prinzip: Bei der Brachytherapie (aus dem Griechischen „brachy“: kurze Distanz) wird radioaktives Material entweder in den Tumor oder in die Nähe des Tumors implantiert. (4) Das Prinz der Brachytherapie oder „Nahbestrahlung“ besteht darin, die Strahlenquelle so dicht wie möglich an den Tumor heranzuführen, dass eine hochdosierte Bestrahlung des Tumors bei weitgehender Schonung des umliegenden Gewebes möglich ist. (5) Zu diesem Zweck werden Applikatoren unterschiedlicher Form und Größe verwendet. Diese episkleralen Strahlenträger enthalten radioaktive Substanzen, die ionisierende Strahlung in Form von Gamma - oder Beta - Strahlung aussenden. (4,5) Die Strahlung wird vom Gewebe absorbiert und führt dort zum Bruch chemischer Bindungen mit Bildung von freien Radikalen, die zu DNA – Schäden, DNA – Zerstörung, zum Verlust der Proliferationsfähigkeit und schließlich zum Zelltod führen. (4) Die absorbierte Strahlendosis wird üblicherweise in Gray (Gy) angegeben. Dabei entspricht 1 Gy einem Joule Energie, das von 1 kg Gewebe absorbiert wird. (4) Radionuklide, die für die Brachytherapie verwendet werden: (4) Ruthenium - 106 55 Iod - 125 Palladium - 103 Aurum -198 Iridium - 192 Strontium - 90 Cobalt - 60 (heute obsolet) (4) Applikatorformen: Die meisten episkleralen Applikatoren sind schalenförmig und besitzen einen Durchmesser von 15 – 20 mm. Der innere Teil des Applikators enthält das radioaktive Material. Die Oberfläche wird außen von einem Metall, meist Silber oder Gold, eingefasst, um die Strahlung gegen außerhalb des Auges gelegene Gewebe abzuschirmen. (4) Mit Nähten wird der Applikator extraskleral exakt über dem Tumor fixiert. (5) Vorgehensweise: Der Durchmesser und die Höhe des Tumors werden mittels diagnostischer Methoden, insbesondere der Sonographie, bestimmt. Die der Tumorausdehnung entsprechende Applikatorgröße wird ausgewählt, wobei üblicherweise ein Rand von 2 mm dazugerechnet wird. (4) In Lokalanästhesie oder allgemeiner Anästhesie wird die Konjunktiva eröffnet und die Sklera freipräpariert. Nun wird der ausgewählte Applikator auf der Sklera so platziert, dass er den Tumorrand allseits mindestens 1 mm überragt, und zwischen Sklera und Applikator kein Abstand entsteht, da eine Dosisverkleinerung am Tumor die Folge wäre. (5) Die korrekte Positionierung ist entscheidend für ein gutes klinisches Outcome. Nach der korrekten Platzierung wird der Applikator mit episkleralen Nähten an der Sklera fixiert, und die Konjunktiva wird wieder verschlossen. Die optimale Strahlendosis um den Tumor zu zerstören beträgt je nach verwendetem Applikator 80 – 100 Gy an der Tumorspitze. (4) Bei der Brachytherapie kommt es jedoch aus strahlenphysikalischen Gründen zu einem steilen Dosisabfall von der Tumorbasis zur Spitze des Tumors. Beispielsweise bedeutet eine Dosis von 80 – 100 Gy an der Tumorspitze bei Verwendung eines Iod – 125 – 56 Applikators eine Dosis von 350 – 400 Gy an der. Bei der Brachytherapie wird somit keine homogene Verteilung der Strahlendosis im Tumor erreicht. (5) Sobald die vorgeschriebene Strahlendosis, an das Gewebe abgegeben wurde, was nach üblicherweise 2 – 7 Tagen der Fall ist, wird in einer zweiten Sitzung der Applikator wieder entfernt. Nach der Behandlung ist eine lebenslange Überwachung indiziert. Anfangs sollte alle 3 – 6 Monate kontrolliert werden, dann alle 6 Monate für 5 Jahre, und schließlich eventuell 1 mal jährlich. Der Vergleich von serienmäßig angefertigten Fundusphotographien sollte jedes auch nur kleinste Rezidiv frühzeitig zu Tage bringen. Die Ultrasonographie ist besonders gut geeignet, um Veränderungen der Tumordicke zu erkennen. In den ersten 3 – 6 Monaten nach Brachytherapie kann allerdings noch keine Tumorregression beobachtet werden. (4) Ergebnisse: Die bestrahlten Tumore zeigen nach Brachytherapie ein unvorhersehbares Regressionsverhalten. Bei gleicher Behandlung unter gleichen Bedingungen bilden sich einige Tumore schnell zurück, andere hingegen reagieren kaum mit einer Verkleinerung. Dieses unterschiedliche Regressionsverhalten kommt durch die unterschiedliche mitotische Aktivität, d.h. Teilungsrate der Zellen, zustande. Schnell wachsende Tumore sind strahlensensibler und bilden sich daher rascher zurück. Somit ist eine rasche Tumorrückbildung kein gutes Zeichen bezüglich Überlebenswahrscheinlichkeit, da es sich um einen Tumor mit rascher Wachstumsgeschwindigkeit und somit hohem Metastasierungsrisiko handelt. (22) Die meisten Tumore schrumpfen sehr langsam. Im Durchschnitt findet man nach 54 Monaten noch die Hälfte der ursprünglichen Tumorhöhe. Ein vollständiges Verschwinden des Tumors ist nicht nötig, da das Ausmaß der Tumorrückbildung keinen Einfluss auf die Überlebensrate der PatientInnen hat. (5) In manchen Fällen ist nach Brachytherapie eine sekundäre Enukleation des Auges notwendig. Der Hauptgrund dafür ist ein lokales Tumorrezidiv. Die Tumorrezidivrate beträgt ca. 10 % nach 5 Jahren. Die meisten Rezidive treten in den ersten Jahren nach der Behandlung auf, und finden sich häufiger bei großen und posterior gelegenen Tumoren. 57 Somit sind Tumore, die mit sekundären Enukleationen einhergehen, große Tumore, posterior gelegene Tumore und kragenknopfförmige („collar stud – shape“) Tumore. Kleine Tumore weisen hingegen ein geringeres Risiko für sekundäre Enukleation auf. Insgesamt beträgt die sekundäre Enuklationsrate nach Brachytherapie nach 3 – 5 Jahren 12 – 17 %. (4) Die Lebensqualität der PatientInnen nach der Behandlung hängt unter anderem vom verbleibenden Visus ab. Während die Brachtherypie bei anterior gelegenen Melanomen eher zu reversiblem Visusverlust führt, führt die Behandlung von posterior gelegenen Tumoren eher zu irreversiblem Visusverlust, verursacht durch Retinopathie. Signifikanter Visusverlust nach Brachytherapie ist assoziiert mit großer Tumorhöhe und Tumorlokalisation nahe der Fovea. Die Überlebensrate für mittelgroße Melanome weicht nur unwesentlich von derer nach Enukleation ab. (4) Strahlenbedingte Folgeschäden am Auge: Bei großen Melanomen der Uvea erleiden mindestens 50 % der behandelten PatientInnen infolge der Therapie erhebliche Schäden am Auge. Bei kleinen Tumoren sind die Folgeschäden seltener anzutreffen und weniger schwerwiegend. Das Auftreten und der Schweregrad der Folgeschäden sind außerdem abhängig vom verwendeten Radionuklid. Während beispielsweise Iod – 125 häufig und mit schweren Komplikationen assoziiert ist, treten bei Radionukliden, die hauptsächlich Betastrahlung emittieren, beispielsweise Ruthenium – 106, seltener und weniger schwerwiegende Begleiterscheinungen auf. Die meisten dieser Folgeschäden treten in den ersten Jahren nach der Behandlung auf. Zu ihnen gehören vor allem intraoperative Komplikationen (v.a. Blutungen), Katarakt, Optische Neuropathie durch Sehnervenverletzung, Retinopathie mit Netzhautablösung, Neovaskuläres Glaukom und Atrophie der Choroidea. (4) In den meisten Zentren ist die Brachytherapie die erste Wahl für die Behandlung von Melanomen der Uvea. Im Vergleich zu anderen Behandlungsoptionen ist sie günstig und wenig invasiv, und bietet eine bestmögliche Schonung umliegender nicht erkrankter kritischer Strukturen des Auges, welche nahezu vollständig aus dem Strahlenfeld ausgespart werden können. Auch sind die Überlebensraten für mittelgroße Tumore vergleichbar mit denen nach Enukleation. Aus unter anderem diesen Gründen wird die 58 Brachytherapie auch in Zukunft die Therapie der Wahl für kleine und mittelgroße Melanome der Uvea bleiben. (4) 1.6.3.2.: Protonenbestrahlung Neben der Brachytherapie, bei der die Strahlenquelle mit radioaktiven Strahlenträgern direkt an der Sklera festgenäht wird, gibt es auch die Möglichkeit der externen Bestrahlung mit geladenen Teilchen, üblicherweise Protonen. Wie die Brachyherapie ist auch die Protonenbestrahlung eine effektive Behandlungsmethode für kleine und mittelgroße Tumore. Darüber hinaus lassen sich mit der Protonenbestrahlung im Gegensatz zur Brachytherapie auch die meisten großen Tumore effizient behandeln. (23) Physikalische Eigenschaften der Protonen: Die Protonen werden vom Gewebe kaum abgebremst und geben den größten Teil der Energie erst am Ende ihrer Laufstrecke „peakartig“ an die Umgebung ab. Dies wird als „Brag – Peak“ bezeichnet. Durch die hohe Eintrittsgeschwindigkeit und die Masse der Protonen, werden die Teilchen nur wenig abgelenkt, was in einem steilen seitlichen Dosisabfall resultiert. Gesundes, den Tumor umgebendes Gewebe wird daher kaum belastet. (5) Diese physikalischen Eigenschaften der Protonen gewährleisten eine gut lokalisierte, örtlich begrenzte Dosisabgabe, und die Abgabe des größten Teils der Energie am Zielgewebe, dem Tumor. (4) Gewebe, das hinter dem Zielgewebe liegt, wird aufgrund des „Brag – Peak“ nicht belastet. Die Eindringtiefe wird mit in den Strahlengang eingebrachten rotierenden Modulatoren präzise für jede/n Patienten/in und an die Tumorgröße abgestimmt. Für jeden einzelnen Tumor werden zusätzlich spezielle Kollimatoren für eine optimale Einstellung des Strahlengangs angefertigt. (5) Somit erzielt die Protonenbestrahlung eine verbesserte lokale Tumorkontrolle und ein reduziertes Auftreten von strahlenbedingten Schäden an gesundem Gewebe des Auges. (4) Darüber hinaus wird im Tumor eine homogene Dosisverteilung erreicht. (5) Aufgrund all dieser Eigenschaften ist die Protonenbestrahlung das bevorzugte Verfahren zur Behandlung von großen und/oder nahe dem Sehnerven oder der Makula gelegenen Tumore. (4) 59 Vor – und Nachteile: Diverse Vorteile der Protonenbestrahlung ergeben sich aus den strahlenphysikalischen Eigenschaften der Protonen. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass eine einfache waagrechte Strahlenzuführung beim Auge ausreicht, das heißt kein sog. „Gantry“ (kreisförmig um den/die Patienten/in rotierender Bestrahlungskopf) benötigt wird. Darüber hinaus besteht im Gegensatz zur Brachytherapie und Gamma knife Radiochirurgie die Möglichkeit einer fraktionierten Behandlung, da keine Applikatoren aufgenäht werden müssen bzw. das Auge nicht invasiv immobilisiert werden muss. Ein Nachteil dieser Methode ist, dass an der Eintrittsstelle des Protonenstrahls (in den meisten Fällen der Ziliarkörper) 60 % - 100 % der tumorzellvernichtenden Strahlendosis eingestrahlt wird, und eine Belastung bzw. Schädigung von beispielsweise Tränendrüsen oder Linse nicht ausgeschlossen werden kann. (5) Die Hauptkomplikationen sind neovaskuläres Glaukom, Makulopathie, Neuropathie des Nervus opticus und Katarakt. Neben hohen lokalen Tumorkontrollraten werden auch hohe Überlebensraten, die mit jenen nach einer Enukleation vergleichbar sind, erzielt. (4) 1.6.3.3.: Stereotaktische Radiotherapie: Die stereotaktische Radiotherapie beinhaltet die exakte Positionierung des Tumors im dreidimensionalen Raum mithilfe bildgesteuerter Verfahren, und die anschließende Bestrahlung des Tumors aus verschiedenen Richtungen. (4) Es gibt zwei Techniken von stereotaktischer Radiotherapie: Fraktionierte stereotaktische Radiotherapie mittels LINAC Stereotaktische Radiochirurgie mittels Gamma Knife 60 Fraktionierte stereotaktische Radiotherapie mittels LINAC: Während der fraktionierten stereotaktischen Radiotherapie wird der Tumor mit einem einzelnen Strahl aus mehreren Richtungen sukzessive bestrahlt. Für gewöhnlich wird die Behandlung fraktioniert, also in mehreren Sitzungen durchgeführt. Diese Therapiemethode kombiniert die Präzision einer stereotaktisch geplanten Behandlung mit dem radiologischen Vorteil der Fraktionierung, um toxische Langzeitschäden zu reduzieren. Behandlungsplanung und Durchführung: Die stereotaktische Behandlungsplanung wird mit Sonographie, CT und MRT durchgeführt. Die Größe, Form und Lokalisation wird in einem 3D – Modell am Computer generiert. Ein Sicherheitsrand von 2 – 2,5 mm in alle Richtungen wird üblicherweise mitbestrahlt. Kritische Strukturen (Linse, Sehnerv, vordere Augenkammer, Tränendrüse) werden zum Schutz konturiert und nach Möglichkeit geschont. Die Immobilisation des PatientInnenkopfes erfolgt nichtinvasiv mittels starrer, unnachgiebiger Thermoplastikmaske und Beißblock. Die Maske wird an der Liege, auf die sich die PatientInnen positionieren sollen, befestigt. Für die Dauer der Behandlung soll der/die Patient/in mit dem gesunden oder betroffenen Auge ein blinkendes Licht fixieren. Augenbewegungen werden mit einer Minikamera erfasst. Gehen diese über eine berechnete Grenze hinaus, wird die Bestrahlung automatisch unterbrochen, bis die korrekte Position des Auges wieder erreicht wird. Unter Verwendung des sogenannten „LINAC“ (linear accelerator = Linearbeschleuniger) wird ein einzelner Strahl von Photonen nacheinander aus verschiedenen Richtungen durch ruhende mittels Kollimatoren begrenzte Felder hindurch auf den Tumor gerichtet. Eine spezielle Computersoftware stimmt diese Kollimatorfelder automatisch auf die Konturen des Tumors ab. Eine Gesamtdosis von 50 – 60 Gy wird üblicherweise in 5 Fraktionen über 10 Tage an den Tumor abgegeben. Ergebnisse: Zwischen 1997 und 2007 wurden in Wien 212 PatientInnen mit dem LINAC behandelt. Die Tumore hatten eine mittlere Tumordicke von 4,8 mm (2,5 – 11,5 mm), die mittlere follow – up Zeit betrug 65 Monate. Die lokale Tumorkontrolle nach 5 und 10 Jahren betrug 61 96 % und 93 %. Zu den Langzeitnebenwirkungen zählten Strahlenretionopathie, Neuropathie des Sehnervs, Katarakt und Neovaskularisationsglaukom. Eine sekundäre Enukleation musste bei 39 PatientInnen (18 %) durchgeführt. 32 PatientInnen (15 %) entwickelten Metastasen und 22 PatientInnen verstarben innerhalb der follow – up Zeit. Die Ergebnisse waren somit insgesamt erfreulich, und lassen auf weitere Erfolge dieser Therapiemethode in der Behandlung von Melanomen der Uvea hoffen. (14) 2.: Stereotaktische Radiochirurgie mittels Gamma Knife 2.1.: Definition Bei der stereotaktischen Radiochirurgie werden multiple Strahlen gebündelt und aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig auf den Tumor gelenkt. Die Behandlung kann in den meisten Fällen in einer einzigen Sitzung abgeschlossen werden, selten sind mehrere Sitzungen notwendig. Die stereotaktische Radiochirurgie ist minimal invasiv. Eine einzelne auf den Tumor fokussierte Dosis hochenergetischer Gamma – Strahlen wird an das zuvor stereotaktisch definierte Zielgewebe abgegeben. Durch die hohe Präzision dieser Behandlungsmethode wird eine hohe Dosis im Zielgewebe erreicht, während durch den steilen Dosisabfall zu allen Seiten hin umgebendes gesundes Gewebe weitgehend ausgespart und geschont wird. (4) 2.2.: Behandlungsplanung: Die Behandlungspläne basieren auf MRT Bildern, das heißt, das zu bestrahlende Gewebe wird bildgesteuert mittels MRT festgelegt. Während der Behandlungsplanung werden zu schonende Strukturen wie Sehnerv, Retina, Makula, Linse und Ziliarkörper identifiziert. Ein Sicherheitsrand von 1 – 2 mm um den Tumor wird mitbestrahlt. 62 Bei der Behandlungsplanung wird häufig die sogenannte „Conformation Technik“ angewendet. Das bedeutet, das Bestrahlungsvolumen wird entsprechend der Tumorform gestaltet, bzw. an diese angepasst, wobei kritische Strukturen ausgespart werden. Dies geschieht durch die Verwendung unterschiedlicher Kollimatoren und unterschiedlicher Isozentren, die die Tumorform nachformen. (4) 2.3.: Vorgehensweise: Die Bestrahlung wird üblicherweise in Rückenlage durchgeführt. Ein sogenannter Stereotaxie Rahmen wird invasiv am Kopf des/r Patienten/in angebracht, und mit Schrauben befestigt, um den Kopf zu fixieren. Haltefäden, die durch die Rektusmuskeln des Auges verlaufen, werden am Rahmen befestigt und immobilisieren das Auge mit einer Präzision von +/- 0,3 mm. Hierfür wird eine retrobulbäre Anästhesie injiziert. Für die stereotaktische Radiochirurgie wird das „Leksell Gamma Knife“ verwendet, welches in den frühen 1950 - ern von Dr. Lars Leksell erfunden wurde. Dieses Gerät enthält 201 kreisförmig angeordnete Cobalt 60 Quellen, die in einer um den Kopf des/der Patienten/in angebrachten Hemisphäre so lokalisiert sind, dass alle Strahlen der Gammastrahlung im Tumor konvergieren. (4) Um das Bestrahlungsfeld optimal einzustellen, und eine Bestrahlung des kontralateralen Auges zu minimieren, werden zahlreiche Kollimatoren unterschiedlicher Größe (4cm, 8cm, 12cm) und Kollimatorstoppel, die im Kollimatorhelm ein spezielles „Plug – Muster“ ergeben, verwendet. Darüber hinaus können die Position des Kopfes des/der Patienten/in im Kollimatorhelm, sowie die Bestrahlungszeit pro Einstellung (im Minutenbereich) eingestellt werden. (14) 2.4.: Geschichte der Gamma Knife Radiochirurgie Als das Gamma Knife in Graz 1992 das erste Mal verwendet wurde, stand diese Form der Bestrahlung mit Cobalt 60 Strahlen in krassem Widerspruch zur bisher verwendeten 63 Therapieform: der Brachytherapie, die zumeist mit Ruthenium 106 oder Iod 125 durchgeführt wurde. Diese war bis zum damaligen Zeitpunkt die Therapie der Wahl für kleine bis mittelgroße Aderhautmelanome. Heute gilt die Gamma Knife Radiochirurgie ebenso wie die andere bulbuserhaltende Methoden, beispielsweise die stereotaktische Strahlentherapie (LINAC) oder die Protonentherapie als erfolgsversprechende Behandlungsmethode mit ähnlichen Ergebnissen. (18) 2.4.1.: Erfindung, Tierversuchsmodell und erste PatientInnen In den frühen 1950 – ern entwickelte Lars Leksell das „Leksell Gamma Knife“, welches als neurochirurgisches Instrument für Indikationen wie zum Beispiel Arteriovenöse Malformationen als Alternative zur offenen Intervention verwendet wurde. (24) Als Rand et al. in den 1980 – er Jahren in einem Hasen – Tumor - Modell bewiesen, dass eine Fraktion Cobalt 60 (Dosis 60 – 90 Gy) ein Melanom zerstören kann, behandelten Zambrano, Chinela und Bunge 1989 8 PatientInnen mit Aderhautmelanom mit ebendieser Dosis. Verlaufsergebnisse wurden nicht publiziert. (25) 1991 reiste Prof. Langmann aus Graz nach Norwegen, da dort eine Grazer Patientin, Frau L., von Prof. Backlund behandelt werden sollte. Das 9,6 mm große Aderhautmelanom reagierte auf die bereits durchgeführte Brachytherapie nicht mit der gewünschten Tumorregression, und sollte nun mit dem Gamma Knife als Alternative zur Enukleation behandelt werden. Nach der Gamma Knife Therapie in Bergen (in Graz war noch kein Gerät verfügbar) kam es zu einer partiellen Tumorregression (von 9,6 auf 6 mm) und einer leichten bis mittelgradigen Strahlenretionopathie als Nebenwirkung. (18) 2.4.2.: Gamma Einheit in Graz: Im März 1992 veranlasste der Grazer Universitäts – Klinikvorstand der Neurochirurgie, Prof. Pendl, die Installation des ersten Gamma Knife in Österreich in Graz. Kurz darauf wurde das erste Aderhautmelanom, ein 6,7 mm hohes juxtapapilläres Melanom mit einer Dosis von 50 Gy behandelt. Nach 12 Jahren hatte sich der Tumor vollständig in eine Narbe umgewandelt, die Patientin war frei von Metastasen. (26) 64 2.4.3.:Der lange Weg der Dosisfindung Im Zuge der Behandlung von Frau L. in Bergen wurde die initiale Dosis von 50 Gy mit Prof. Backlund und Ganz festgelegt. Letzterer beteiligte sich mit seinem strahlenbiologischen Wissen wesentlich an der Findung der rein empirisch festgelegten Dosis. (27) Diese Dosis wurde 1992 und 1993 verwendet, wobei es allerdings zu keiner Tumorregression kam. Infolgedessen glaubte man, eine zu niedrige Dosis gewählt zu haben, und bestrahlte fortan mit 70 Gy, einer im Nachhinein viel zu hohen Dosis. Erst nach Eintreten der gewünschten Tumorregression bzw. Ausbildung einer Narbe wurden die weiteren PatientInnen wieder mit 50 Gy bestrahlt. Die Tumorkontrollrate von 93 % war zufriedenstellend, die Rate an Neovaskularisations Glaukomen mit 48 % aber zu hoch. Daher wurden Ziliarkörpermelanome, große diffus – knotige Tumore und Tumore mit einer Tumorhöhe über 10 mm von der Behandlung ausgeschlossen. Zusätzlich wurde die Dosis in 5 Gy Schritten bis auf 30 Gy gesenkt. Die Tumorkontrollrate blieb dabei unverändert, die Inzidenz an Neovaskularisations – Glaukomen sank auf akzeptable unter 10 %. (18) 2.4.4.:Entwicklungen außerhalb von Graz Ende 1992 wurde in Wien mit Unterstützung von Bürgermeister Zilk das Leksell Gamma Knife installiert. Zehetmayer behandelte zwischen 1992 und 1998 PatientInnen mit 2 Fraktionen und selbst entwickeltem Vakuumfixationsinstrument. (28) In Verona wurde das Gamma Knife von Marchini ähnlich verwendet wie in Graz, und es bestand eine enge Zusammenarbeit mit gemeinsamer Präsentation der Ergebnisse in Stockholm. (18) Auch in Sheffield wurde von Rennie wie in Graz von Prof. Langmann die Einzeittherapie von Aderhautmelanomen durchgeführt. Jedoch führte Rennie keine Fixation des Auges durch. Kritiker befürchteten infolgedessen eine Fehlbestrahlung, da die Präzision von 0,3 mm nicht umgesetzt werden konnte. (29) In München übernahm Müller die Technik von Rennie und bestrahlte ebenfalls ohne Fixation des Auges, glich aber die Gefahr der Fehlbestrahlung durch große Kollimatoren 65 aus. Das Bestrahlungsfeld musste nun allerdings ungerechtfertigt hoch gewählt werden, weshalb man eher von einer Strahlentherapie als – chirurgie sprechen konnte. (30) 2.4.5.: Gamma Knife im Vergleich Eine amerikanische Arbeitsgruppe erhob die Wertigkeit der Gamma Knife Radiochirurgie im Vergleich zur stereotaktischen Strahlentherapie (LINAC) und Protonentherapie und bescheinigte ähnliche Ergebnisse. Bei der Behandlung von Ziliarkörpermelanomen ist die Protonentherapie ihren Konkurrenten aber überlegen. (18) 2.5.: Ergebnisse: Gamma Knife Radiochirurgie Nachdem in Graz in mehreren Studien die Wirksamkeit der Gamma Knife Radiochirurgie analysiert worden war, erfolgte im Jahr 2011 eine Gesamtauswertung der Ergebnisse von 1992 – 2010 in folgenden Studien: Haas A., Pinter O., et al.: Incidence of radiation retinopathy after high – dosage single – fraction gamma knife radiosurgery for choroidal melanomas. Jutta Horwath-Winter: Influence of single – fraction gamma - knife radiosurgery on ocular surface and tearfunction in choroidal melanoma patients. Langmann G., Pendl G., et al.: Gamma knife radiosurgery for uveal melanomas: an 8-year experience. (J Neurosurgery 93) Wackernagel W, Holl E, Tarmann L, et al.: Local tumor control and eye preservation after gamma – knife radiosurgery of choroidal melanomas. Wackernagel W, Holl E, Tarmann L, et al.: Visual acuity after gamma – knife radiosurgery of choroidal melanomas. Auch andere Studien belegen die Wirksamkeit der Gamma Knife Radiochirurgie. Zu diesen gehören: Marchini G, Babighian S, et al.: Stereotactic radiosurgery of uveal melanomas: preliminary results with gamma knife treatment. Rennie I, Forster D, et al.: The use of single fraction Leksell stereotactic radiosurgery in the treatment of uveal melanoma. 66 Rand RW, Khonsary A, et al.: Leksell stereotactic radiosurgery in the treatment of eye melanoma. Modorati G, Miserocchi E, et al.: Gamma knife radiosurgery for uveal melanoma: 12 years of experience. An dieser Stelle wird im Speziellen auf die beiden Studien von Wackernagel W, Holl E, Tarmann L, et al: „Local tumor control and eye preservation after gamma – knife radiosurgery of choroidal melanomas“ und „Visual acuity after gamma – knife radiosurgery of choroidal melanomas” eingegangen. 2.5.1.: Studiendesign und Follow – up Zwischen Juni 1992 und Mai 2010 wurden an der Medizinischen Universität Graz 189 PatientInnen mit Gamma Knife Radiochirurgie behandelt. Allen wurde diese Methode als Alternative zur Enukleation angeboten, wenn die PatientInnen ihr Auge behalten wollten, und andere bulbuserhaltende Therapieoptionen aufgrund von Tumorgröße, Tumorlokalisation oder Allgemeinzustand der PatientInnen nicht durchführbar (TTT, Brachytherapie) oder nicht verfügbar (Protonentherapie) waren. Von den 189 PatientInnen wurden 12 aus der Studie ausgeschlossen, da sie zuvor bereits mit anderen bulbuserhaltenden Methoden behandelt wurden oder ihre Daten inkomplett waren, sodass am Ende 177 PatientInnen in der Studie verblieben. (14) Vor der Bestrahlung wurden alle Teilnehmenden einer ophthalmologischen Untersuchung bestehend aus Anamnese (medizinisch und familiär), Snellen Sehschärfe, Spaltlampen – und Fundusuntersuchung, Augeninnendruckmessung, Weitwinkelfundusphotographie und Sonographie (A – und B – Scan) unterzogen. Angiographie und optische Kohärenztomograpie (OCT) wurden nur falls nötig durchgeführt. (14) 67 Bild 8: Sehtafel, Snellen Sehschärfe Eine allgemeine körperliche Untersuchung mit Blutuntersuchung einschließlich Kontrolle der Leberwerte, ein Thoraxröntgen, eine Abdomen Sonographie und CT/MRT Untersuchungen der Leber wurden zum Ausschluss von Fernmetastasen durchgeführt. Für die Auswertung wurden die Tumoren mittels TNM Klassifikation in zwei Gruppen eingeteilt (TNM 1 – 2 und TNM 3 – 4), und wichtige Tumorparameter wie beispielsweise Tumorhöhe und längster basaler Tumordurchmesser, bestimmt. Die mittlere Tumorhöhe betrug 6,1 mm (Spanne: 4,4 – 8,2 mm), der mittlere längste basale Tumordurchmesser wurde mit 11,7 berechnet (Spanne: 9,4 – 14,3). (14) Bestrahlt wurde mit einer mittleren Strahlendosis von 30 Gy, die Spannweite der Dosis betrug 25 – 80 Gy. Jene PatientInnen, die mit 35 – 80 Gy bestrahlt wurden, wurden als „high – dose group“ bezeichnet, jene, die eine Dosis von 25 – 30 Gy erhielten, als „low – dose group“. (14) Nach der Behandlung wurden die PatientInnen nach 1 Monat, und anschließend alle 3 Monate in den ersten 2 Jahren, alle 6 Monate bis zu 5 Jahren und dann jährlich mit dem oben genannten Prozedere untersucht. Die körperliche Untersuchung wurde alle 6 Monate, die Röntgen – und CT/MRT Untersuchungen wurden jährlich wiederholt. Insgesamt betrug die Follow – up Zeit im Mittel 39,5 Monate. (14) 68 2.5.2.: Ergebnisse: Graz; Wackernagel, Holl, Tarmann In der Studie galten die lokale Tumorkontrolle mit Tumorrezidiven, die Notwendigkeit einer sekundären Enukleation und der Erhalt Sehschärfe nach der Behandlung als wesentliche Messgrößen. (14) 2.5.2.1.: Tumorkontrolle, Tumorrezidive In 94,4 % der Fälle, das heißt bei 167 PatientInnen, konnten am Ende der individuellen Beobachtungszeit eine lokale Tumorkontrolle und eine Tumorregression erzielt werden. (14, 4) Bei 10 PatientInnen (5,6 %) trat ein Tumorrezidiv zwischen 3,1 und 60,7 Monaten Beobachtungszeit nach der Behandlung auf. Das Risiko für das Wiederauftreten des Tumors betrug nach 1 Jahr: 2,4 %, nach 2 Jahren 5,8 %, nach 5 Jahren 5,8 % und nach 10 Jahren 7,6 %. Dieses Wiederauftreten eines Tumors wurde wie folgt definiert: Zunahme der Tumorhöhe in der Sonographie mindestens 6 Monate nach Bestrahlung. Zunahme des basalen Tumordurchmessers im Vergleich zu vorangegangenen Fundusphotographien zu jedem Zeitpunkt nach der Behandlung. Ein erhöhtes Risiko für ein Tumorrezidiv konnte für die Gruppe der als TNM 3 -4 klassifizierten Tumore nachgewiesen werden (TNM 3 -4 vs. TNM 1 – 2). Fortgeschrittenes Tumorstadium galt als wichtigster Risikofaktor für ein Tumorrezidiv. Die Behandlungsdosis, sowie andere Tumorparameter (Tumorlokalisation, Form, Abstand zur Fovea) und PatientInnenparameter (Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen, Sehschärfe vor der Behandlung), zeigten sich als nicht signifikant in Bezug auf ein Rezidivgeschehen. Die Behandlung mit dem Gamma Knife erzielt eine hohe Tumorkontrollrate, welche mit jener des LINAC vergleichbar ist. (14) 69 2.5.2.2.: Sekundäre Enukleation Insgesamt wurden zwischen 17 Tagen und 68 Monaten (im Mittel 13,9 Monate) nach Anwendung der stereotaktischen Radiochirurgie 25 Augen (14,1 %) enukleiert. Davon mussten 7 Augen nach Auftreten eines Tumorrezidivs und 18 Augen aufgrund strahleninduzierter Komplikationen wie neovaskuläres Glaukom (12 Fälle), Neuropathie des Nervus opticus, Glaskörperblutung, persistierende Amotio retinae, Strahlenmakulopathie und strahlendinduzierte Retinopathie (insgesamt 6 Fälle) enukleiert werden. Sobald ein Tumorrezidiv aufgetreten war, stellte das neovaskuläre Glaukom die am häufigsten aufgetretene einzelne Ursache für eine Enukleation dar. Das Risiko für eine Enukleation betrug 7,2 % nach 1 Jahr, 12,8 % nach 2 Jahren und 18,4 % nach 5 und 10 Jahren, und stieg somit in den ersten 5 Jahren nach und nach an. Die Augenerhaltungsrate betrug folglich 81,6 % nach 5 Jahren und blieb ab diesem Zeitpunkt nach der Behandlung stabil. Als Risikofaktoren für eine Enukleation erwiesen sich fortgeschrittenes Tumorstadium (TNM 3 – 4), verminderte Sehschärfe vor der Behandlung, und eine Amotio retinae vor der Behandlung. Eine verminderte Behandlungsdosis war mit einer besseren Augenerhaltungsrate assoziiert. Insgesamt aber erwies sich die Behandlungsdosis als nur geringfügig signifikant (high – dose group versus Low – dose group). (14) 2.5.2.3.: Sehschärfe Die Hauptmessgrößen waren der Erhalt der Sehschärfe vor der Behandlung: 20/40 oder besser, 20/200 oder besser, Fingerzählen oder besser. 5 Jahre nach der Behandlung betrug die Wahrscheinlichkeit eine Sehschärfe von 20/40 oder besser zu erhalten 13 %, 20/200 oder besser zu erhalten 14 % und Fingerzählen oder besser zu erhalten 36 %. (15) Der Großteil der PatientInnen (150 PatientInnen = 84,7 %) erfuhr eine Verschlechterung der Sehschärfe nach der Behandlung. In den restlichen 15,3 % der Fälle war die Sehschärfe gleichbleibend oder verbesserte sich. Als wichtigste Risikofaktoren für eine Visusverschlechterung bis hin zum Visusverlust erwiesen sich: 70 Tumorgröße (Tumorhöhe von 5,6 mm oder größer) Tumorlokalisation (Abstand zur Fovea und/oder Sehnervenkopf von 1,5 mm oder weniger) vorbestehende Amotio retinae (15) Am Ende des Beobachtungszeitraumes von 39,5 Monate im Mittel hatten 11 PatientInnen (6,2 %) eine Sehschärfe von 20/40 oder besser verglichen mit 58 PatientInnen (32,8 %) vor der Behandlung. 41 PatientInnen (23,2 %) hatten eine Sehschärfe von 20/200 oder besser verglichen mit 128 PatientInnen (72,3 %) vor der Behandlung, und die Sehschärfe von 73 PatientInnen (41,2 %) betrug Fingerzählen oder besser verglichen mit 156 PatientInnen (88,1 %) vor der Behandlung. 56 PatientInnen (33,3 %) waren nur noch in der Lage Licht oder Handbewegungen wahrzunehmen, und 48 PatientInnen (26 %), davon 25 nach sekundärer Enukleation, hatten keine Lichtwahrnehmung am behandelten Auge mehr. (15) 2.6.: Abschlussstatement Die Gamma Knife Radiochirurgie von Aderhautmelanomen wird als Alternative zur Enukleation angeboten, wenn der Tumor sich nicht für eine Brachytheraypie eignet und/oder eine Protonentherapie nicht verfügbar ist. Die Behandlungsmethode bietet die Möglichkeit einer guten lokalen Tumorkontrolle sowie den Erhalt des Auges. (14) Diverse Studienergebnisse zeigen, dass die Überlebensraten vergleichbar mit denen nach Enukleation sind. (4) 71 3.: Präsentation der Diplomarbeit Präsentation der Diplomarbeit: 28.10.2015 anlässlich der jährlichen Morgenandacht an der Universitäts – Augenklinik Graz. 72 Quellenverzeichnis (1)Papastefanou VP, Cohen VM. Uveal melanoma. J Skin Cancer 2011; 2011:573974 J Skin Cancer. 30 Juni 2011;2011:573974 (2) Singh AD, Topham A. Incidence of uveal melanoma in the United States: 1973 -1997. Ophthalmology 2003 May; 110:956-61 3) M.J. Jager, J.Y. Niederkorn, B.R. Ksander. Uveal Melanoma - a model for exploringfundamental cancer biology. 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REIFEPRÜFUNG IM JUNI 2008 ABSCHLUSS MIT AUSGEZEICHNETEM ERFOLG SEPTEMBER 2000 – JUNI 2004 HAUPTSCHULE STEIN/ENNS, STMK. SEPTEMBER 1996 – JUNI 2000 STMK. VOLKSSCHULE ST. NIKOLAI/SÖLKTAL, BERUFSERFAHRUNG KLINISCH PRAKTISCHES JAHR 2015 INNERE MEDIZINL LKH WOLFSBERG ANÄSTHESIE UND INTENSIVMEDIZIN, BHS LINZ ALLGEMEINMEDIZIN, DR. HÖRMAN, LIEBOCH STRAHLENTHERAPIE, BHS LINZ SEPTEMBER 2013 FAMULATUR: AMEOS KLINIKUM BAD AUSSEE, PSYCHOSOMATIK UND PSYCHOTHERAPIE JULI/AUGUST 2012 FAMULATUR: VICTORIA HOSPITAL SEYCHELLEN, ACCIDENT AND EMERGENCY JUNI 2012 FAMULATUR: KRANKENANSTALT RUDOLFSTIFTUNG WIEN, AUGENHEILKUNDE 77 SEPTEMBER 2011 FAMULATUR: REHABILITATIONSZENTRUM DER PVA, GRÖBMING, STMK. JULI 2010 PRAKTIKUM BEI EINER AUGENÄRZTIN IN NEW DELHI, INDIEN FEBRUAR 2010 FAMULATUR: ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN, ABTEILUNG FÜR ORTHOPÄDIE FREIWILLIGE ARBEIT JULI – AUGUST 2008 HILFE FÜR BEHINDERTE MENSCHEN, CUISLE HOLIDAY CENTRE, IRLAND INTERESSEN UND QUALIFIKATIONEN AUGUST2012 TAUCHABZEICHEN „OPEN WATER DIVER“ SEYCHELLEN MÄRZ 2008 2010) FÜHRERSCHEIN KLASSE B (UND A OKTOBER HOBBIES REISEN, SPORT, LESEN FREMDSPRACHEN DEUTSCH MUTTERSPRACHE ENGLISCH FLIEßEND 78