kurzbiografien - Akademie für Politische Bildung Tutzing

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 KURZBIOGRAFIEN Joachim Gauck Joachim Gauck wurde 1940 als Sohn eines Kapitäns in Rostock geboren. Da er nach dem Abitur den ursprüng‐
lich angestrebten Studienplatz nicht zugewiesen bekam, nahm er stattdessen ein Studium der evangelischen Theologie auf. 1965 trat er in den Dienst der Evange‐
lisch‐Lutherischen Landeskirche in Mecklenburg ein, für die er bis 1989 in verschiedenen Funktionen tätig war. Seine offensive und kritische Haltung zu Menschen‐
rechts‐, Friedens‐ und Umweltthemen ließen ihn schon bald zum Objekt der Ausspähung durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) werden. Gauck gehörte 1989 zu den Mitbegründern des Ros‐
tocker Neuen Forums und nahm sich hier vor allem der Aufdeckung des Überwachungs‐ und Unterdrückungsap‐
parates der Stasi an. Nach der Wahl zum Volkskammer‐
abgeordneten am 18. März 1990 leitete Gauck den Son‐
derausschuss zur Überprüfung der MfS‐Auflösung. Am 3. Oktober 1990 übernahm er als „Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehema‐
ligen Deutschen Demokratischen Republik“ die schon bald nach ihm benannte „Gauck‐Behörde“, die er bis 2000 leitete. Dabei stemmte er sich in öffentlichen Auf‐
tritten und Publikationen immer wieder gegen die An‐
sicht, „die Vergangenheit ruhen zu lassen“. Seit 2003 ist Joachim Gauck Vorsitzender des Vereins „Gegen Verges‐
sen – Für Demokratie“. 2010 war er vielbeachteter Kan‐
didat der großen Oppositionsparteien für das Amt des Bundespräsidenten. 2009 publizierte er seine uneitlen Memoiren „Winter im Sommer – Frühling im Herbst: Erinnerungen“, die Auf‐
schluss über sein Freiheitsdenken und sein Ringen um die Einheit geben. Sein Engagement trug Joachim Gauck bedeutende Aus‐
zeichnungen ein, u.a. die Theodor‐Heuss‐Medaille (1991), den Hannah‐Arendt‐Preis (1997), den Dolf‐Stern‐
berger‐Preis (2000) sowie jüngst den renommierten Ludwig‐Börne‐Preis (2011). 1999 wurde ihm die Ehren‐
doktorwürde der Universität seiner Heimatstadt Rostock zuteil. Hans Maier Hans Maier wurde 1931 in Freiburg i.Br. geboren. Sein Studium in Freiburg, München und Paris schloss er mit dem Staatsexamen für das höhere Lehramt ab. 1957 folgte die Promotion zum Dr. phil., 1962 – als Schüler Arnold Bergstraessers – in Freiburg die Habilitation. Ab 1962 hatte Maier einen Lehrstuhl für Politische Wissen‐
schaft an der Universität München inne. Zwischen 1970 und 1986 leitete er als Staatsminister das noch ungeteil‐
te Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kul‐
tus. In seiner Amtszeit „als Bayerns brillanter Kultusmi‐
nister“ (Die Zeit) wurde das gesamte bayerische Bil‐
dungssystem neu vermessen. Auch die Universität Pas‐
sau ist von ihm gegründet worden. Dem Bayerischen Landtag gehörte er von 1978 bis 1987 an. 1988 folgte er dem Ruf auf den Lehrstuhl für Christliche Weltanschau‐
ung, Religions‐ und Kulturtheorie der LMU München, den er bis zu seiner Emeritierung 1999 inne hatte. Er ist u.a. Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Von 1976 bis 1988 war er Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Über 650 Veröffentlichungen zu Verfassungs‐ und Ver‐
waltungsgeschichte, Staatskirchenpolitik und die Ge‐
schichte der christlichen Demokratie prägen das Oeuvre Hans Maiers. Die wichtigsten sind zuletzt als Gesammel‐
te Schriften in fünf Bänden erschienen: Bd. 1: „Revoluti‐
on und Kirche. Zur Frühgeschichte der christlichen De‐
mokratie“ (2006), Bd. 2: „Politische Religionen“ (2007), Bd. 3: „Kultur und politische Welt“ (2008), Bd. 4: „Die äl‐
tere deutsche Staats‐ und Verwaltungslehre“ (2009), Bd. 5: „Die Deutschen und ihre Geschichte“ (2010). Große Aufmerksamkeit erzielte die soeben ebenfalls bei C.H. Beck erschienene Autobiografie „Böse Jahre, gute Jahre. Ein Leben 1931 ff.“ (2011). Für seine herausragenden wissenschaftlichen und bil‐
dungs‐ wie kulturpolitischen Verdienste wurde Hans Maier mit mehreren Ehrendoktorwürden sowie höchs‐
ten nationalen und internationalen Auszeichnungen, darunter der Bayerische Maximiliansorden für Wissen‐
schaft und Kunst, geehrt. Avi Primor Avi Primor wurde 1935 in Tel Aviv geboren. Sein Studium der Politikwissenschaft und Internationalen Beziehungen absolvierte er an der Hebräischen Universität Jerusalem, dem City College in New York sowie an der Sorbonne in Paris. 1961 trat er in den diplomatischen Dienst Israels ein. Er war Botschafter Israels u.a. in Frankreich, Belgien, Luxemburg und bei der Europäischen Gemeinschaft, so‐
wie von 1993 bis 1999 in Deutschland. Während dieser Zeit war er in der deutschen Öffentlichkeit als eine der wichtigsten Stimmen des deutsch‐israelischen Dialogs bekannt. „Avi Primor ist sicher der bedeutendste der sechs Botschafter, die Israel seit dem Krieg in Deutsch‐
land vertreten haben“, resümierte etwa Die Zeit. Von 1999 bis 2003 war Primor Vizepräsident der Universität Tel Aviv. Seit 2005 ist er Direktor des Zentrums für Euro‐
pastudien am Interdisciplinary Center der Universität Herzliya. Avi Primor legte zahlreiche Veröffentlichungen vor, u.a. als Buch: „,... mit Ausnahme Deutschlands’. Als Botschaf‐
ter Israels in Bonn“ (1997), „Europa, Israel und der Nahe Osten“ (1999), „Terror als Vorwand. Die Sprache der Gewalt“ (2003), „Mit dem Islam gegen den Terror“ (2008) sowie jüngst „An allem sind die Juden und Rad‐
fahrer schuld: Deutsch‐jüdische Missverständnisse“ (2010, mit Christiane von Korff) und „Frieden in Nahost ist möglich. Deutschland muss Obama stärken“ (2010). Für sein Engagement erhielt Primor vielfältige Auszeich‐
nungen, darunter den Mérite européenne (1998), den Kultur‐Preis Europa (1998), das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2003) sowie jüngst den Verdienstorden des Landes Nordrhein‐Westfalen (2011). Bassam Tibi Bassam Tibi wurde 1944 in Damaskus geboren und ist ein Nachkomme der Damaszener Notablen‐Familie der Banu al‐Tibi. Er wuchs als arabisch‐sunnitischer Muslim auf, kam mit 18 Jahren nach Deutschland. In Frankfurt a.M. studierte er Sozialwissenschaften, Geschichte und Philosophie – u.a. bei Adorno, Habermas, Horkheimer und Fetscher. 1971 wurde er dort promoviert; 1981 folg‐
te die Habilitation an der Universität Hamburg. Von 1973 bis 2009 war er Professor für Internationale Beziehungen an der Georg‐August‐Universität Göttingen, wo er auch die entsprechende Abteilung am Seminar für Politik‐
wissenschaft leitete. Zwischen 1982 und 2000 war Tibi vielfach an der Harvard University tätig, u.a. als Visiting Scholar, Stipendiat der Volkswagen‐Stiftung, Bosch Fel‐
low und Gastprofessor. Weitere Gastprofessuren führten ihn nach Asien und Afrika. 2004 übernahm er eine Pro‐
fessur an der Cornell University (bis 2010) und war 2008/ 2009 Senior Research Fellow an der Yale University. Sein Schwerpunkt liegt neben den Diktaturen in asiati‐
schen und afrikanischen Ländern vor allem auf dem Is‐
lam in der modernen Welt. Im Besonderen beschäftigt er sich mit dem islamischen Fundamentalismus als Variante des Totalitarismus. Im Rahmen seines umfänglichen pub‐
lizistischen Schaffens hat er immer wieder Begriffe wie „Leitkultur“, „Parallelgesellschaft“, „Scharia‐Islam“ oder „Euro‐Islam“ (mit‐)geprägt. Zu seinen aufsehenerregenden Veröffentlichungen ge‐
hören u.a. „Die fundamentalistische Herausforderung“ (1992), „Krieg der Zivilisationen. Politik und Religion zwi‐
schen Vernunft und Fundamentalismus“ (1995), „Die neue Weltunordnung. Westliche Dominanz und islami‐
scher Fundamentalismus“ (1999), „Der neue Totalitaris‐
mus. Heiliger Krieg und westliche Sicherheit“ (2004), „Mit dem Kopftuch nach Europa? Die Türkei auf dem Weg in die Europäische Union“ (2005), „Die islamische Herausforderung. Religion und Politik im Europa des 21. Jahrhunderts“ (2007) sowie „Euro‐Islam. Die Lösung ei‐
nes Zivilisationskonfliktes“ (2009). Für sein Wirken wurde Bassam Tibi mehrfach ausge‐
zeichnet, u.a. mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse (1995), als „Man of the Year“ des American Biographical Institute (1997) sowie mit dem Jahrespreis der Stiftung für Abendländische Besinnung (2003). Heinrich Oberreuter Heinrich Oberreuter wurde 1942 in Breslau geboren. Nach dem Studium der Politik‐ und Kommunikationswis‐
senschaft, der Geschichte und Soziologie an der Univer‐
sität München und der Promotion war er dort Wissen‐
schaftlicher Assistent am Geschwister‐Scholl‐Institut und 1970 auch beim Deutschen Bundestag. Von 1978 bis 1980 war er Professor am Otto‐Suhr‐In‐
stitut der FU Berlin; von 1980 bis zu seiner Emeritierung 2010 Ordinarius für Politikwissenschaft an der Universi‐
tät Passau. 1991 bis 1993 war er Gründungsdekan für Geistes‐ und Sozialwissenschaft an der TU Dresden, wo er vorübergehend auch das Hannah‐Arendt‐Institut für Totalitarismusforschung leitete. Seit 1993 ist er Direktor der Akademie für Politische Bildung Tutzing. Oberreuter ist Gastprofessor am Dartmouth College, N.H. (dessen Advisory Board er angehört) und hat u.a. an der Harvard, der Columbia und der Georgetown Univer‐
sity, an der Sorbonne, an der Běijīng University sowie an der National Taipeh University doziert. Er ist u.a. stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Parlamentsfragen, Vorsitzender des Ku‐
ratoriums der Europäischen Akademie Bayern, Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Literatur zu Mainz, des Herausgebergremiums der Zeitschrift für Po‐
litik sowie des Kuratoriums und Senats der Hochschule für Politik München. Oberreuter hat vielfältige Publikationen zur Parlamenta‐
rismus‐ und Parteienforschung, zur Kommunikationspoli‐
tik sowie zur Zeit‐ und Verfassungsgeschichte vorgelegt. Er ist Träger mehrerer hoher Auszeichnungen. 25‐2‐11 | 08.06.2011 | ok http://www.apb‐tutzing.de 14. Passauer Tetralog ____________________________________________ Abraham und seine Nachkommen – Religionen im politischen und gesellschaftlichen Diskurs mit: Joachim Gauck Hans Maier Avi Primor Bassam Tibi Leitung: Heinrich Oberreuter Veranstalter: Akademie für Politische Bildung Tutzing in Zusammenarbeit mit den Festspielen Europäische Wochen Passau und der Universität Passau ____________________________________________ Sonntag, 26. Juni 2011, 11.45 Uhr Universität Passau, Audimax, Hörsaal 9, Innstraße 31 
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