Es wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut. Lukask 15,10 (L) Der Maßstab, was Freude im Himmel hervorruft, ist evtl. ein anderer, als der, worüber wir uns freuen, und vor allem, wovon wir meinen, dass Gott - und Seine Engel - sich freuen könnten. Nicht das Vollkommene und Perfekte erfüllt die Engel mit Freude, sondern dass jemand erkennt, dass er nicht perfekt und nicht das ist, was er gerne wäre, ja, sich vielleicht sogar entgegen dem verhält, was gut und richtig ist und dass er trotzdem genau SO zu seinem himmlischen Vater kommt. Bedürftigkeit und Unvollkommenheit haben Eintritt im Reich Gottes! UND dazu gehört unsere Ab-Wegigkeit ebenso dazu, wie unsere Fehltritte. Die Erfahrung und die Erkenntnis unserer eigenen Fehler und die Ohnmacht unserer Grenzen fü hren oft dazu, dass wir uns nicht liebens- oder gar lebenswert empfinden und uns eher abschotten und meinen, Gott könnte uns so nicht lieben und annehmen und würde gar sein Angesicht vor uns verbergen. Ja, es ist richtig: Sünde, die Zielverfehlung unseres Lebens, trennt uns von Gott, aber ebenso richtig ist, dass dies Gott nicht von uns trennt! Denn erinnern wir uns: Gott hat den Menschen zwar seine Entscheidung, ohne ihn zu leben, zugestanden, aber sich zugleich als Versorger und Helfer, ja, als Vater und Freund, als Liebhaber und Gnadengeber gezeigt. Und Er sandte Seinen Sohn Jesus, um uns wieder nach Hause - in Seine Gegenwart des Friedens und der Liebe - zu holen. Jesus ist für uns, die in dieser Trennung leben und leiden, gestorben - NICHT FÜR DIE GERECHTEN! Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch viel mächtiger geworden! Römer 5, 20 Die Gnade triumphiert über das Gericht Jakobus 2, 13 Das wird leider oft vergessen, und viele selbsternannte Gerechte denken, dass sie Gott sicher „in der Tasche“ haben, weil sie so fromm und bibeltreu sind, somit sich und alle anderen geistlich beurteilen können und meinen darüber hinaus, Gebetserhörungen oder Gaben als Beweise ihrer Geistlichkeit vorzuweisen. Ein Satz, den viele Kinder in der Sonntagsschule hörten: „Wenn du lieb bist und betest, dann hat Jesus dich lieb!“ - ist wohl eines der verdrehtesten Sichtweisen, die man von diesem gnadenvollen Gott bezeugen kann. Es gibt ein schönes Skript von Charles M Schulz: Charlie Brown wundert sich mit seinem Freund Linus, dass sie immer Bonbons von Mrs Smith bekommen und versucht dies zu erklären: „Wir waren wohl so lieb, dass sie uns so beschenkt!“ Linus überlegt und antwortet dann: „Nicht wir sind lieb, sondern Mrs Smith ist so lieb!“ Das ist eine weise Erkenntnis! - denn auch wir sind gesegnet, weil Gott uns liebt!, nicht weil wir richtig und artig, fromm und treu sind. Freude aber bricht auf, wenn der verlorene Sohn wieder heimkommt, obwohl er erkennt, dass er nicht so ist, wie er sein könnte UND weil er erkennt, dass er überhaupt wieder heimkommen kann. Derjenige, der weiß, dass Gott barmherzig ist und sich mit all seinen Grenzen an diesen gütigen Gott wendet, der ist Daheim angekommen! Im Gegensatz zu dem, der sich vor Gott schönredet und lobt, sich rechtfertigt und Gottes Gnade durch seine Taten einfordert oder gar meint, er hätte Gottes Gebetserhörungen verdient durch Frömmigkeit, gute Werke, das Halten der „Stillen Zeit“ oder seine treuen Gottesdienstbesuche. Eine Frau erzählte mir einmal stolz, Gott hätte sie mit dem Gewinn einer Reise belohnt und gesegnet, weil sie den „Zehnten zahle“. Im Gegensatz dazu höre und erlebe ich leider immer wieder unzählige traurige bis wütende Anfragen und Anklagen gegen Gott, weil man einfach nicht verstehen kann, dass Gott Gebete nicht erhört, obwohl man sich doch so gut, treu und fromm empfindet, obwohl man doch alles tut, was biblisch sei, die „Stille Zeit“ einhalte und den „Zehnten“ gebe usw.. Besonders tragisch wird es in dem Moment, wenn das Denken dann in der frustrierten Erkenntnis „Gott liebt mich eben nicht!“ mündet. Gott ist unser Schöpfer und Er ist der, der uns die Freiheit der immerwährenden Entscheidung gegeben hat und sie uns auch belässt. Er ist der, der uns nah sein und helfen, erlösen und begleiten möchte, nicht weil wir so toll und gerecht sind, sondern weil wir in der Schöpfung angelegt sind, MIT IHM zu sein. Wir sind als Menschen unvollkommen, wenn wir nicht in Ihm ruhen - MIT all unseren Grenzen. Diese Unvollkommenheit IN uns und die vielen Zielverfehlungen - die eigentliche Bedeutung von Sü nde -, womit wir oft so kämpfen, sind Ihm aber nie ein Problem. NEIN - Gottes Problem mit uns (wenn man dies überhaupt so benennen kann), ist unsere Abwehr Seiner Gegenwart, unsere Eigenmächtigkeit der Mühe, gut und gerecht sein zu wollen, die uns aber selbst so verletzt und vereinsamen lässt, die uns in Zwänge und Süchte, u.a. nach Anerkennung oder einer Religiosität bringt, die unsere Frömmigkeit zum Ziel hat und nicht Seine Barmherzigkeit. Vielleicht versuchen wir gar, immer wieder alles selbst in den Griff zu bekommen, versuchen fromm und richtig zu sein, um dann - mit einer Art Garantie - gesegnet zu werden. ABER umgekehrt wird es bei Gott stimmig! Er will bei und in uns wohnen, damit wir Ihn erkennen und erleben, nicht als Garantie eines problemlosen Lebens oder einer Sündlosigkeit und frommen Perfektion, sondern als ein Vater und Helfer mittendrin, als ein Überwinder der 1000 großen und kleinen Hindernisse in unserem Leben. Wenn wir dies erkennen und beginnen zu leben, DANN ist Freude im Himmel, denn dies ist nach dem Herzen Gottes und Seiner Engel. Die größte Ehre, die wir dem allmächtigen Gott geben können, besteht darin, froh zu leben in dem Wissen um Seine Liebe. Juliane von Norwich