Hl. Florian Klimawandel Yuppidei Abendland

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Verbindungszeitung
der K.Ö.St.V.
Comagena Tulln
Juli / 2007
Yuppidei
Die neue Ausgabe
der CoT Intern ist da
Tschechien
Huygens beleuchtet die Betritte
Tschechiens zu EU & Nato
Klimawandel
Ein Special von Mags & Ktesibios
Hl. Florian
Die Geschichte des Schutzpatrons der Feuerwehren
Abendland
Von der Rettung des Abendlandes
und der islamisierung Europas
Juli 2007
Vorwort
Nach einem außergewöhnlich warmen und
schneelosen Winter, der das Schifahren
hierzulande vielerorts unmöglich machte,
hoffen wir nun alle auf schönes heißes Sommerwetter, damit wir wenigstens die Sommerferien bzw. Urlaubszeit so richtig angenehm am Strand faulenzend, in den Bergen
wandernd oder anderen Hobbys nachgehend verbringen können.
Die neue Ausgabe der Comagena Intern soll
euch auf euren Urlaubsreisen und Wochenendausflügen begleiten oder ganz einfach
die Langeweile der langen heißen Sonntagnachmittage vertreiben helfen, die ihr im
Bad oder im eigenen Garten oder sonst irgendwo im Liegestuhl faulenzend verbringt.
Allen jenen, die nicht (mehr) in den Genuss
von zwei bis drei Monaten Sommerferien
kommen, schlage ich vor, diese Zeitschrift
mit ins Büro zu nehmen, sie auf den Schreibtisch neben die Aktenberge und wichtigen
Papiere zu legen, und sie zur Entspannung
zwischendurch zu lesen oder sie vor Beginn
des derzeit viel propagierten Mittagsschläfchens aufzuschlagen, vielleicht einfach um
leichter einschlafen zu können.
Aber werden wir in Zukunft auf Grund der
sommerlichen Hitze ohne Klimaanlage überhaupt noch leicht einschlafen können? Wenn
man den Prognosen der Klimaforscher Glauben schenkt, dann soll dies schon sehr bald
nicht mehr möglich sein. Werden wir noch
am Strand faulenzen können wenn der Mee-
resspiegel steigt und unsere Tropenparadiese überschwemmt und zerstört sind?
Können wir überhaupt noch etwas gegen die
prognostizierte Klimakatastrophe unternehmen („ist der Zug schon abgefahren“?) oder
ist das alles vielleicht nur Panikmache von
Politikern und Wirtschaftsbossen, deren einziges Ziel es ist, uns ein schlechtes Gewissen einzureden damit wir bereit sind, die
Rechnung für Schäden zu bezahlen, welche
wir gar nicht verursacht haben?
In diesem Zusammenhang möchte ich auf
zwei besonders interessante Artikel in dieser
Ausgabe hinweisen: „Climate Change“ von
Bbr. D.I. Johannes Ofner v/o Ktesibios, der
sich als Spezialist in Umweltfragen diesem
Thema widmet, sowie auf den Artikel von
Bbr. Markus Roth v/o Mägs, der als angehender Astronom nicht nur fremde Galaxien
betrachtet, sondern immer auch einen Blick
(aus dem Weltraum) auf unsere Mutter Erde
wirft. Zweitgenannter Autor sollte eifrigen
Comagena Intern Lesern auf Grund seiner
zahlreichen, interessanten, in den letzten
Ausgaben veröffentlichten Beiträge bereits
bekannt sein.
Natürlich befinden sich – wie immer – auch
zahlreiche andere lesenswerte und interessante Beiträge in dieser Ausgabe. Allen Autoren möchte ich daher für ihre Mitarbeit
herzlichst danken. Euch allen wünsche ich
einen schönen und erholsamen Sommer.
Die nächste Comagena Intern wird voraussichtlich im Herbst 2007 erscheinen.
Mag. Stefan Schmid v/o Don Quijote
Impressum: Verbindungszeitschrift der K.Ö.St.V. Comagena Tulln, Redaktionsanschrift: Donaulände 38, 3430 Tulln, Chefredakteur: Stefan Schmid, Layout:
Philipp Monihart, Druck: Eigenverfahren, Auflage: 450 Stk., Verlagspostamt: 3430 Tulln, Kontakt: [email protected]
Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln die Meinung des Verfassers wider und müssen nicht zwingend mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Kurz gesagt: Wir drucken alles, was wir kriegen und korrigieren nur Rechtschreibung und Grammatik. Aber wer liest eigentlich ein Impressum?
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Juni 2007
Die Worte des Seniors
Das Semester neigt sich seinem letzten Drittel zu und vor diesem Hintergrund ließe sich
ganz vortrefflich selbstzufrieden resümmieren: Die Altherrenkneipe und auch BioethikAC mit KBr. Günter Virt v/o Clemens waren
gut besucht und inhaltlich sicher eine Bereicherung für das Budenleben. Der Landesvater ist geschlagen und unser zweiter Fronleichnamskirtag kann einmal mehr als voller
Erfolg betrachtet werden. Alles eitel Wonne
Sonnenschein? Nein!
Betrachten wir die Personalstruktur unserer
Aktivitas die all diese Veranstaltungen
durchführte, so müssen wir feststellen, dass
sich hier seit einigen Semestern reichlich
wenig getan hat. Mit wenigen Ausnahmen
sitzen noch immer jene am Ruder, die im
Sommersemester 2003 zu ersten Mal die
aktive Führung der Verbindung übernommen
haben. Zwar dürfen wir im nächsten Semester aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem
CHC der neuen Gesichter rechnen, doch was
uns fehlt ist in 3 knappen Worten zusammenzufassen: Eine schlagkräftige Fuchsia.
Nach einigen Querelen in den letzten beiden
Semestern hat Comagena zwar gelernt,
dass sie bei der Auswahl und –bildung ihrer
Fuchsen durchaus strengere Kriterien anwenden sollte, diese Erkenntnis ist aber
auch Kind eines stark dezimierten Fuchsenstalls. Daran, dass sich jener in den letzten
Semestern kontinuierlich verkleinert hat
können wir aber weder den Fuchsen noch
dem Fuchsmajor den alleinigen Schwarzen
Peter zuschieben. Was uns als Comagena
zur Zeit ein wenig abgeht ist das „Verkaufsargument“ mit dem man einen jungen
Menschen an sich binden kann.
Diskussionsvereine, Trinkvereine und auch
Traditionsvereine gibt es zu Genüge, was
uns von anderen abhebt das sind zum Einen
(wie regelmäßigst betont und fast schon
totgeschrieben) unsere vier Prinzipien, zum
Anderen sollte es aber auch ein gewisses an
bürgerlichen Normen orientiertes Selbstverständnis und Auftreten sein. Comagena betont stets, eine im MKV besonders liberale
Verbindung zu sein, was wir (und ich nehme
mich hier keinesfalls aus) allerdings gerne
verwechseln, das ist der Unterschied zwischen einer weltoffenen Haltung und einer
„Wir sind die Liberalsten und dürfen machen was wir wollen“-Einstellung andererseits. Ich glaube, dass wir unsere Aufgabe
nicht primär darin sehen sollten, in jedem
Semester noch entspannter aufzutreten als
es die Vorsemester getan haben, sondern, dass Comagena dafür da sein
sollte, ihrer Umgebung und ganz
besonders ihren Füchsen vorzuleben, dass zwischen einem
vernünftigen Auftreten auf
unseren Veranstaltungen
und in der Öffentlichkeit
zum Einen sowie einer
kritischen Herangehensweise an althergebrachte Normen
und
Verhaltensweisen zum
Anderen keine Diskrepanz
besteht sondern Ersteres in Wahr-
heit Bedingung für Letzteres ist.
Wenn wir es schaffen, eine solche Grundeinstellung nicht nur selbst zu verinnerlichen
sondern auch deutlich nach außen hin zu
kommunizieren, bin ich mir sicher, dass Comagenas Aktivitas nicht nur vor ihren Alten
Herren sondern auch vor der Öffentlichkeit
wieder jenes Bild vermitteln kann, dass sich
in den letzten Jahren schleichend verabschiedet hat. Wenn wir das schaffen haben
wir nicht nur ein gutes Verkaufsargument,
der Verbindung beizutreten sondern Comagena auch wieder dort hinbefördert wo eine
Verbindung sein sollte. Zu einem engagierten und weltoffenen Verein der jungen Menschen die Möglichkeit gibt, sich selbst zu
verwirklichen, der auch diejenigen die anderswo als Außenseiter gehandelt werden
gerne aufnimmt und vielleicht gerade aus
jenen jungen Menschen das Beste herausholt.
…denkt zumindest Euer Stephan Schiffleithner v/o Rödel
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Juli 2007
Die Worte des
PhilisterSeniors
Die Worte des Philisterseniors – jedes Mal
eine neue Herausforderung. Der hohe Chefredakteur tätigt einen Anruf, ersucht um die
Übersendung, schickt eine Mail, urgiert neuerlich und man hat es im Hinterkopf: Ja, die
Worte des Philisterseniors müssen noch geschrieben werden.
Doch was schreibt man den Bundesbrüdern
und Freunden? Gedanken zu aktuellen Ereignissen? Weitschweifige Ausführungen?
Berichte über Veranstaltungen? Wen interessiert was? Wie erreicht man die meisten
Bundesbrüder? Was wissen sie über das
aktuelle Verbindungsgeschehen, was könnte
sie interessieren?
Über all diese Gedanken verrinnt die Zeit
und die Frist wird kürzer und kürzer. Beharrlich - es sei ihm gedankt – mahnt der Chefredakteur den Beitrag ein und dann setzt
man sich hin und beginnt – nur wie?
Gedanken wie die Obigen gehen mir jedes
Mal aufs Neue durch den Kopf, wenn ich es
angehe – das Verfassen dieser Glosse. Ziel
eines Artikels wie des Meinen sollte es sein,
die Bundesbrüder kurz zu informieren, über
Vergangenes und Zukünftiges, über Erfolge
und in eventu auftretende Probleme.
Beginnen wir mit Vergangenem: Die Landesvaterkneipe 2007 war eine der bestbesuchten der vergangenen Jahre, erfreulicher
Weise war der Kommersraum bis auf den
letzten Platz gefüllt und machten die Anwesenden die Kneipe zu einer würdigen Feier.
So viele Bundesbrüder auch erschienen waren, darf uns das doch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahl unserer Aktiven
eine begrenzte ist. Zwar sind die Reihen
derzeit noch dicht, doch gilt es, alle Aktiven
zu einer aktiven Teilnahme am Verbindungsleben zu motivieren.
4
Weiters ist es erforderlich, wieder
für einen wohlgefüllten Fuxenstall
zu sorgen. Dies zu
tun ist insbesondere eine Aufgabe
der Aktivitas, hier
im Speziellen der
Chargen. Darüber
hinaus ist aber jeder Einzelne von
uns aufgerufen,
mit offenen Augen
durchs Leben zu
gehen und zu
überlegen, wer
aus seiner Umgebung, seiner Familien oder seinem
Freundeskreis bzw
deren Kindern Interesse an der Comagena haben
könnte und für uns
eine Bereicherung
wäre.
Nur wenn es uns
kontinuierlich gelingt, junge Burschen in unsere
Reihen aufzunehmen können wir unserer
ureigensten Aufgabe – eine Jugendvereinigung zu sein – gerecht werden. Jedem Bundesbruder möchte ich daher ans Herz legen,
an unsere Chargen der Aktivitas Kontakte zu
potentiellen Fuxen heranzutragen.
Gehen wir nun zu Zukünftigem: Eine große
Veranstaltung wird dieses Semester noch
bringen. Am 22.06.2007 wird unserem lieben Bundesbruder Ing Edmund Seidl v/o
Parzival von seiner Urkorporation, e.v. Kuenring Krems die Würde des Dr.cer. verliehen.
Den Rahmen für diese Festveranstaltung
dürfen wir als seine Bandverbindung beisteuern, da die Kneipe im Tullner Minoritenkeller geschlagen werden wird. Erweisen
wir unserem Bbr Parzifal, dem wir als Verbindung sehr viel verdanken, die Ehre und
kommen wir zahlreich zu diesem Abend um
den Dr.cer. hochleben zu lassen.
Dies wünscht sich euer
Mag. Peter Oppeker v/o Oppi
Juni 2007
Worte der Seniora Tullinae
Man nehme ein paar Kneipen, und AC’s und
vermische diese mit interessanten Abenden
wie zB TuT Cooks. Wenn alles gut verrührt
ist, hebe man noch das Stiftungsfest unter
und gebe diese Masse in die Form des
Semesterprogrammes. Nach einer
Weile Vorbereitungszeit serviere man
die geplanten Veranstaltungen mit
guter Zusammenarbeit mit unserer
Comagena und verziere das mit einer Briese Engagement.
Zumeist weiß man am Anfang eines Semesters nicht, ob der neu vermischte Teig auch
aufgehen wird, so wie man sich das vorstellt. In den letzten Semestern waren wir in
der glücklichen Lage genau die richtige Dosis von allem zu erwischen.
Ein ziemlich einfaches Rezept. Sollen wir bei dieser
Mischung bleiben? Sollen wir doch noch etwas hinzufügen?
Und was könnte
diese Zutat
sein?
Ich bin auf jeden Fall jetzt schon gespannt,
welche Kreationen uns nächstes Semester
erwarten.
Im kommenden Semester wird unser Kochbuch an die Nächsten weitergereicht. Vielleicht kommen neue Ideen, oder man geht
in eine ganz neue Richtung.
Zum Abschluss gibt es noch ein kleines
Schmankerl: „Karibische Nächte“ und selbst
verständlich dazu unser 14. Stiftungsfest.
Bon Appetit! Eure Küchenchefin i.R.
Sabine Seidl v/o Nofretete
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Juli 2007
Lebensretter Gesucht
Wie vielleicht schon bekannt, ist unsere
Tochter Nicole an Leukämie erkrankt. Für
die erfolgreiche Behandlung kann es erforderlich werden, eine/n KnochenmarksspenderIn für sie zu finden. In erster Linie
kommen dafür ihre Brüder in Frage, die vor
kurzem getestet wurden. Auf das Ergebnis
müssen wir noch einige Tage warten.
Da aber nicht sicher gestellt ist, ob diese
Spenden passen, ist es sinnvoll, parallel
weitere SpenderInnen zu suchen, die
bereit wären, Nikis Chancen zu erhöhen.
Falls Interesse an einer Knochenmarksspende besteht und Blut dafür getestet werden soll, anbei die
Kontaktdaten für die Bluttestung:
Wer das Kontaktformular auf der
Homepage www.stammzellspende.
at ausfüllt, wird umgehend telefonisch
kontaktiert und ein Termin zur Blutabnahme im AKH organisiert (keine Wartezeiten,
für ausländische InteressentInnen gibt
es entsprechende Kompetenzzentren).
Es besteht die Möglichkeit, direkt für
Nicole Feik (Name muss angegeben
werden) oder international zu spenden.
Dafür wird in einem ersten Schritt Blut
abgenommen, erst wenn tatsächlich
eine Übereinstimmung gefunden wird,
kommt es zu weiteren Maßnahmen.
Anmeldung und nähere Informationen unterÖsterreichische Knochenmarkspendezentrale
Österreichisches Stammzell-Register
Florianigasse 38/12
A-1080 Wien
Austria, Europe
Tel.: +43 - 01 - 403 71 93
Fax.: +43 - 01 - 408 23 21
E-Mail: [email protected]
Spender-Hotline: 0800-252253
Ich habe euch einige Informationen über
die Knochenmarksspende im Vorfeld
zusammengestellt, ausführliche Auskünfte erhaltet ihr über o.a. Homepage
oder unter der Service-Hotline.
Bitte denkt an uns und drückt
uns fest die Daumen
Doris und Herwig Feik
Grundsätze der Knochenmarkspende
Für die Anmeldung zur Knochenmarkspende
ist eine Altersgrenze mit 18 - 45 Jahren gegeben, ebenso wie eine Gewichtsbeschränkung von 55 - 100 kg für Damen und 60 110 kg für Herren.
Der Spender sollte den Vorsatz haben, jedem, der Knochenmark Blutvorläuferzellen
braucht, unabhängig von Alter, Herkunft, Nationalität und Religionszugehörigkeit Knochenmark zu spenden. Die Knochenmarkspende / Spende von Blutvorläuferzellen ist,
wie die Blutspende, ein humanitärer Akt. Sie
kostet nichts, man bekommt aber auch kein
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Honorar dafür. Darüber hinaus ist die Spende anonym. Der Spender erfährt nichts über
die Person des Patienten, der Patient erfährt
nichts über die Person des Spenders.
Blutvorläuferzell-Spender bleibt man vom
Zeitpunkt der Spendereinverständniserklärung bis zum vollendeten 54. Lebensjahr. In
diesem Zeitraum ist es jederzeit möglich,
dass man als Spender gebraucht und kontaktiert wird. Es ist daher wichtig, dass der
Spender über Adress-, Telefon- oder Namensänderungen auf dem Laufenden hält.
Man hat die Möglichkeit, sich nur zur Kno-
chenmarkspende bereit zu erklären, oder
auch als Stammzellspender für beide Arten
der Spende zur Verfügung zu stehen.
Jeder Spender kann die Bereitschaft, als
Spender zur Verfügung zu stehen, zu jedem
Zeitpunkt zurückziehen. Ein Anruf oder ein
kurzes Schreiben, per Post, Fax, oder E-Mail
genügt. Der Spender wird im Computersystem inaktiviert und scheint nirgends mehr
als Spender auf.
Juni 2007
Die Knochenmarkspende
Die Blut-Vorläuferzell-Spende
Risiken des Spendens
Der Spender wird, nachdem alle notwendigen Voruntersuchungen abgeschlossen
wurden, am Abend vor der Knochenmarkspende stationär im Krankenhaus, in dem er
spendet, aufgenommen.
In den letzten Jahren wurde eine neue Methode der Spende entwickelt: Die Stammzellspende. Ein neues Medikament, das den
Namen G-CSF trägt, bewirkt, dass sich die
im Knochenmark beheimateten Blut-Vorläuferzellen dort stark vermehren, den Knochen
verlassen und in das Blut auswandern. Die
Spende von Blut-Vorläuferzellen kann dann
durch eine Kanüle in der Armvene des
Sowohl bei der Knochenmarkspende als
auch bei der Spende von Blutvorläuferzellen
besteht eine allerdings extrem kleine, weil
sehr seltene Möglichkeit, dass Ihr Körper
eine schockartige Reaktion zeigt, entweder
auf die Vollnarkose oder auf den Vorgang der
Stammzellspende.
Nachdem der zuständige Narkose-Facharzt
den Spender noch einmal untersucht hat,
wird der Spender am Morgen des darauffolgenden Tages in den Operations-Saal geführt. Dort erfolgt, unter Vollnarkose, die
Entnahme des Knochenmarks des Spenders
durch Punktionen des Beckenknochens. Mit
einer Spritze wird etwa ein Liter Knochenmarkblut aus dem Inneren des
Beckenknochens gewonnen und unter sterilen Bedingungen in einem Blutbeutel gesammelt. Der Spender erhält ca. 5 - 10
Stiche durch die Haut und ca. 15 - 50 Stiche
in den Knochen. Das Innere des Knochens
ist hohl und mit dem Knochenmark mit den
wertvollen Blutvorläufer-Zellen gefüllt. Es
steht in Verbindung mit den großen Venen
des Menschen und wird von dort aus mit
Blut ständig aufgefüllt.
Nach etwa einer Stunde ist die Knochenmark-Entnahme beendet und der Spender
kann aus seiner Narkose erwachen.
Im Verlaufe der Entnahme erhält der Spender damit der Blut- und Flüssigkeitsverlust,
den er durch die wiederholten Punktionen
erleidet, wieder ausgeglichen wird, eine
physiologische Kochsalzlösung und die Eigenblutspende, die er im Zuge der Vorbereitung geleistet hat, in die Vene verabreicht.
Spenders und eine angeschlossene Zellseparator-Maschine aus dem Blut gewonnen
werden.
Bei dieser Form der Spende ist keine Vollnarkose notwendig. Die Sitzung an der
Zellseparator-Maschine dauert zwischen 3
und 7 Stunden. An den 4 Tagen vor der Sitzung am Zellseparator erhält man täglich
eine Spritze mit dem Medikament G-CSF.
Am 5. Tag findet die Sitzung am Zellseparator statt. In manchen Fällen muss die Sitzung am Zellseparator am Tag nach der
ersten Sitzung wiederholt werden.
Obwohl diese Gefahr äußerst gering ist,
kann sie doch nicht ganz ausgeschlossen
werden. Für diesen Fall steht für Sie unverzüglich die adäquate medizinische Behandlung bereit. Außerdem sind Sie durch eine
extra für diesen Zweck abgeschlossene
hohe Unfallversicherung abgesichert.
Ein Spitalsaufenthalt ist bei dieser Form der
Spende nur selten notwendig. In ganz seltenen Fällen zeigt sich kurz vor der Spende,
dass aus medizinischen Gründen eine zweite Spende durchgeführt werden muss. Dies
ist notwendig, da der Patient die ausreichende Zahl an Stammzellen aus dem Knochenmark benötigt um zu überleben.
Genaueres siehe: ausführliche Informationen über die Spende von Stammzellen
oder Knochenmark.
Der Spender bleibt für den Rest des Tages u
nd die darauffolgende Nacht im Krankenhaus. Er wird dort beobachtet und sein Zustand wird ständig kontrolliert. Wenn es ihm
gut geht, kann er am Tag nach der Spende
nach Hause gehen. Sollte der Spender noch
große Müdigkeit und Erschöpfung verspüren, kann er noch im Krankenhaus verbleiben, bis er sich wieder wohl fühlt.
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Juli 2007
H3 - Die Tschechische Republik ihre
Beitritte zur NATO und EU
Passend zu meiner zum Erscheinen dieser
Ausgabe der Comagena Intern wohl bereits
erledigten Böhmenexkursion versuche ich
nun über die noch nicht so lange vergangene
Geschichte Tschechiens einiges in Erfahrung zu bringen. Was eignet sich dazu denn
besser als die Beziehung mit zwei der wichtigsten Machtfaktoren der westlichen Welt:
NATO in militärischer Hinsicht, EU in wirtschaftspolitischer. Da Quellen über Tschechiens Beitritt zu jenen Bündnissen in Bibliotheken relativ rar sind, bezog ich auch die
diversen offiziellen Homepages der Tschechischen Republik, der NATO, der EU und der
USA mit ein. Die Homepage der Tschechischen Republik war sehr benutzerfreundlich, es gab neben der tschechischen Version eine englischen und deutsche. Hier fand
man schnell grundlegende Informationen zu
Tschechien in Beziehung mit NATO und EU,
und Links, die zum tschechischen EU-Portal
weiterleiteten. Über dieses EU-Portal konnte
man zu den multilingualen Homepages der
einzelnen Instanzen weitergeleitet werden,
man muss jedoch wissen, wonach man
sucht. Die allgemeine Suchfunktion der EUHomepages funktionierte mit den Schlag-
8
wörtern „Tschechische Republik Beitritt EU“
nur unbefriedigend, eine manuelle Suche
brachte da schon weit mehr ans Tageslicht.
Auf der offiziellen NATO Seite im Internet
fand sich dann eine sehr interessante Rede
zum fünfjährigen Bestehen Tschechiens
Mitgliedschaft. Aber die meiner Meinung
nach wohl interessanteste Quelle ist ein Bericht des Congressional Budget Office der
Vereinigten Staaten von Amerika aus dem
Jahr 2000, der die militärische Integration
der Länder Polen, Ungarn und Tschechien in
die NATO erläutert.
NATO
Die North Atlantic Treaty Organisation (NATO)
wurde wie viele ähnliche Militärbündnisse
auf der ganzen Welt während des kalten
Krieges auf Betreiben der USA als eine Antwort auf die drohende Expansion der kommunistischen Sowjetunion gegründet, nach
dessen Selbstvernichtung jedoch nicht abgeschafft. Anscheinend zurecht, denn seit
ihrer Gründung griff sie in den Jugoslavienkrieg und in den Kosovokrieg ein, und stellt
bis heute dort noch polizeiähnliche Frie-
denstruppen (SFOR, KFOR) und der von den
USA ausgerufene „Krieg gegen den Terror“
währt noch immer an. Die Tschechische
Republik wurde im März 1999, also in etwa
zehn Jahre nach dem Zerfall des Warschauer Paktes und Beendigung derselben Mitgliedschaft, Mitglied in der NATO. Wie man
aus der Rede „Five Years of the Czech Republic in NATO” vom 18. März 2003 von
NATO Secretary General Jaap de Hoop
Scheffer, anlässlich seines Besuches in
Prag, erfährt, wurde die Mitgliedschaft in der
Truman Bibliothek der Stadt Intependence
des US-Bundesstaates Missouri besiegelt.
Der Stadtname scheint wohl symbolischer
Natur zu sein, man meint hier vermutlich die
Unabhängigkeit von der ehemaligen Sowjetunion und dessen kommunistischen Machtgefüges. Tatsächlich aber war historisch
gesehen dieser Beitritt, wie auch der Gleichzeitige von Polen und Ungarn ein historisches Novum, da dem Bündnis auf einmal
Länder angehören, die während des kalten
Krieges im Warschauer Pakt, also beim direkten Gegner, waren.
Natürlich wurde die tschechische Republik
Juni 2007
nicht nur einfach so Mitglied in der NATO,
das Land musste das Heer modernisieren
und die pro-Kopf-Militärausgaben, die seit
der Beendigung der Mitgliedschaft beim
Warschauer Pakt stetig gesunken waren,
erhöhen. Hierzu eine Tabelle des US Congressional Budget Office (CBO) aus einem
Bericht vom Oktober 2000, die einen Eindeutigen Anstieg der Ausgaben bis zum
Jahre des Beitrittes vermerken:
Das CBO sieht in punkto Modernisierung
auch gute Arbeit innerhalb des Heeres der
Tschechischen Republik, gibt es doch steigende Zahlen von Berufssoldaten und verschiedenste Spezialeinheiten, die die NATO
sinnvoll verstärken. Auch gibt es positive
Meinungen über den Ruf des tschechischen
Heeres, das wohl gut in der Verteidigung
gegen ABC-Waffen ist. Einziger Kritikpunkt
des Berichtes ist, dass dem Heer fähige
Köpfe abhanden kommen aufgrund der etwas besseren Bezahlung in der Privatwirtschaft.
EU
Der Staat trat am 1. Mai 2004 der Europäischen Union gemeinsam mit neun anderen
Ländern bei. Es gibt nun 24 tschechische
Abgeordnete im EU-Parlament, die mehrheitlich der EVP angehören. Der EU-Kommissar, den Tschechien stellt, heißt Vladimir
Spidla und ist in den Bereichen „Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chanzengleichheit“ tätig. Genauso wie Österreich
musste auch in der Tschechischen Republik
eine Volksabstimmung zum EU-Beitritt
durchgeführt werden. Diese ging positiv aus,
in einer Erklärung zu den Ergebinssen vom
18. 6. 2003 spricht die Regierung unter anderen von Folgendem:
„ (…) Die grundlegenden Änderungen von
1989 bedeuteten für unser Land die Rückkehr zur Demokratie und zu freien Wahlen.
Die jetzige Abstimmung gab den Bürgern
der Tschechischen Republik die nie da gewesene Möglichkeit, über ihren Platz in Europa, über ihre Zugehörigkeit zum gemeinsamen Raum der Sicherheit, des Rechtes,
der Gerechtigkeit, der Prosperität und guter
Nachbarschaftsbeziehungen zu entscheiden. Die Möglichkeit einer solchen Wahl ist
umso wertvoller, da sie unseren Vorfahren
verweigert war, denn Mitteleuropa war zu
ihrer Zeit nicht selten Zwängen widersprüchlicher Ambitionen der damaligen europäischen Mächte ausgesetzt. Der europäische Kontinent war, bevor er zu seiner
Integration gelangte, Ort vieler Feindschaften
sowie blutiger Konflikte einschließlich des
zweiten Weltkrieges, der den Einwohnern
Europas unermessliches Leiden und dutzende Millionen Opfern brachte. (…) (http://
www.mzv.cz/wwwo/mzv/default.asp?id=19
425&ido=6573&idj=2&amb=1, Stand
25.4.07)
Anscheinend sah die damalige Regierung
genauso wie beim Beitritt zur NATO eine
weitere Integration in den Wesen und eine
Art Wiedergutmachung für die kommunistische Ära. Was aber noch interessanter ist,
ist die Tatsache, dass hier auch der zweite
Weltkrieg angesprochen wird. Denn der Vorläufer der Europäischen Union, die EGKS
wurde nämlich nicht nur im Sinne einer Zollunion geschlossen, sondern insgeheim, vor
allem von Französischer Seite, um Deutschland in verschiedensten Hinsichten (Kontrolle
der Industriekapazitäten im
Ruhrgebiet, Eingliederung der
Bundeswehr in
die WEU, Versuche gemeinsame Regierungen
european allies defense spending as a peraufzustellen,
centage of gdp, 1993-2000
Mehrbelastung
des deutschen Budgets, …) zu kontrollieren.
Und da sich die Gräuel des zweiten Weltkrieges sehr tief in das Bewusstsein der, vor
allem älteren, tschechischen Bevölkerung
eingeprägt haben, kann es vermutlich nicht
schaden, via Eu-Parlament und anderen
Gremien Einfluss auf Deutschland nehmen
zu können.
Eine weitere Motivation für den Beitritt
schienen in den Jahren zuvor gewisse finanzielle Investitionen von europäischen Konzernen zu sein, die die tschechische Wirtschaft enorm förderten. Das wohl
bekannteste Beispiel sind der Kauf Skodas
durch den deutschen Autokonzern VW und
der Neubau der Autofabriken. Auch diverse
Banken konnten sicherlich mit ihren so genannten „Ostgeschäften“ einen Beitrag zum
Wohlstand und Beitritts des heutigen Tschechiens leisten.
Gerhard Pölsterl v/o Huygenst
Quellen: (Stand 25. 4. 07)
http://www.mzv.cz
http://www.cbo.gov/showdoc.
cfm?index=2665&sequence=1
http://www.nato.int/docu/speech/2004/s040318a.htm
http://europa.eu
9
Juli 2007
Der Heilige Florian
Wer war eigentlich der heilige Florian den
wir am 4. Mai feiern und wie kam er zur
Feuerwehr?
Kein anderer Heiliger fand als Schutzpatron
gegen Feuersnöte und Brände solche Verehrung und Verbreitung wie der hl. Florian.
Dabei hat sein Märtyrertod am 4. Mai 304 n.
Chr. in Lauriacum (Lorch, Ortsteil von Enns)
ursprünglich nicht das Geringste mit Feuergefahr oder Brandschutz zu tun. Florian,
geboren in Cannabiaca (Zeiselmauer) nahe
Comagenis (Tulln), war ein hoher
römischer
Beamter in
Lauriacum,
musste als
Christ nach einer Verfügung
des Christenhassers Diokletian sein Amt
aufgeben und
zog nach Aelium
Centium (St. Pölten). Dort erfuhr
er von den grausamen Christenverfolgungen, die
inzwischen in Lauriacum ausgebro- chen waren. Unerschrocken und sich wohl der Gefahr bewusst, begab er sich in seine alte Heimat
zurück um seinen Glaubensgenossen beizustehen. Prompt wurde er auch ergriffen und,
als ihn sein früherer Vorgesetzter, der Statthalter Aquilinun, nicht zum Glaubenswechsel bewegen konnte, gefoltert und mit einem
Stein um den Hals in die Enns gestürzt. Die
älteste schriftliche erhaltene Nachricht vom
Leben und Sterben des hl. Florian findet sich
im „Martyrologium Hieronymianum“, einer
dem hl. Hieronymus zugeschriebenen Märtyrerliste, die zur Grundlage aller späteren
Heiligenverzeichnisse wurde.
Ab dem 9. Jahrhundert bemächtigte sich die
Phantasie der Gläubigen der Gestalt des Heiligen und schmückte dessen Tod mit allerlei
10
Wundereignissen weiter aus. So wird erzählt, dass der Henker auf der Stelle erblindete. Die Enns aber weigert sich, den Leichnam aufzunehmen, und lässt ihn, nachdem
er eine Weile – mitsamt dem Stein – auf den
Wellen getrieben ist, in den Ennsauen an
Land schwemmen. Dort wird die fromme
Valeria auf ihn aufmerksam, da ein Adler
zum Schutz gegen Raubtiere über dem
Leichnam kreist und kreuzförmig seine
Schwingen über ihm ausbreitet. Als die Witwe die Überreste des
Heiligen auf
einem Ochsenkarren auf
den nahen,
natürlich geheimen Christenfriedhof
schafft und
die Tiere vor
Hitze und
Durst nicht
mehr weiterkönnen,
bricht aus
dem Boden das
heute
noch fließende „Florianibrünnl“ auf,
dessen Wasser in der Folgezeit bei vielen
Heilung suchenden Wunder bewirkt. Über
dem Grab des Heiligen, dem heutigen Stift
St. Florian, erhob sich auch bald eine viel
besuchte Verehrungsstätte.
Seit dem 15. Jahrhundert ist der hl. Florian
der Landespatron von Oberösterreich. Kaiser Maximilian I., „der letzte Ritter“, erkor
den Heiligen, der oft als Ritter mit Rüstung
dargestellt wurde, zu einem der Schutzpatrone des Hauses Habsburg – und die Kaiser
hatten seine Fürsprache in der nun folgenden Zeit der Türkenbedrohung auch bitter nötig. Auf diese Weise erhielt der „Grenzwächter“ Florian, als der er von der Kirche
und Kaiser bewusst angesprochen wurde,
geradezu staatstragende Funktionen.
Im 15. Jahrhundert, also erst relativ spät,
avancierte er auch zum Feuerpatron, indem
er den hl. Laurentius (der auf einem Rost
über dem Feuer gebraten wurde und somit
zum Heiligen prädestiniert war) in dieser
Funktion ablöste. Die Verbindung dürfte wohl
über das Element Wasser, in dem er den Tod
gefunden hatte, zustande gekommen sein.
Ursprünglich symbolisierte das Wasserschaff in den Floriansdarstellungen lediglich
die Art seines Märtyrertodes. Aber auch
frühere „Aufgabenbereiche“ des Heiligen
dürften hier hereingespielt haben, nämlich
Fruchtbarkeit und Regen zu erbitten. Beim
Zusammenfluss von Enns und Donau soll
sich das Heiligtum eines heidnischen Wassergottes befunden haben, dessen Kult
möglicherweise auf seine Figur des hl. Florian übertragen worden war.
„Was liegt näher, als diesen himmlischen
Wasserguss auch als Hilfe bei Feuersbrünsten zu erflehen und so allmählich den heiligen immer mehr als Schützer bei Feuersnot
zu verehren und dann auch seine Fürbitten
anzurufen, um vor Brand überhaupt bewahrt
zu bleiben?“
Und wenn der Regen allzu reichlich einsetzte
und in der Folge Überschwemmungen
Mensch und Vieh bedrohten, so wandte man
sich in seiner Not wiederum an den „Wasserheiligen“ Florian. Wen wundert es also,
wenn die im 19. Jahrhundert entstandenen
Feuerwehren den hl. Florian als Schutzpatron für ihre Tätigkeit erwählten? Zahlreiche
Einsatzfahrzeuge und Feuerwehrhäuser
schmückt die Darstellung des Heiligen, und
der Florianitag, der 4. Mai wird zum Festtag
für alle Feuerwehren. Selbstverständlich
sind damit auch eine Reihe von Bräuchen
und Sprüchen verbunden. Besonders günstig stehen die Vorzeichen, wenn es an diesem Tag regnet: Dann nämlich, so sagt man,
bleibt das Land das ganze Jahr über von
Bränden und Feuersnöten verschont.
Uns heutigen Menschen – ausgerüstet mit
Blitzableiter, Feuerversicherung und den
Juni 2007
modernsten technischen Feuerlöschgeräten
- ist vielleicht nicht mehr ganz bewusst,
welch verheerende Wirkung
ein Brand haben kann. Die
Verehrung des hl. Florian
wurzelt aber in einer Zeit, als
die Menschen den Flammen
nahezu schutzlos ausgeliefert
waren und die Existenz jedes
einzelnen in Minutenschnelle
vernichtet werden konnte. Der
hl. Florian als Schutzheiliger für
die materielle Existenz der Men-
schen hat sich somit im religiösen Leben
und im Brauchtum einen
festen Platz erobert – und
wie es aussieht, nimmt seine Verehrung noch zu, denn
gläubige Menschen sind
auch heute überzeugt,
dass menschlicher Geist
und menschliche Technik
allein nicht vor Bränden
und anderen Unglücksfällen schützen.
Der hl. Florian gilt auch als Schutzpatron
Polens (Reliquien von ihm befinden sich in
Krakau), der Diözese Linz sowie für Berufsstände die besonders mit Feuer und Wasser
zu tun haben wie Schmiede, Töpfer, Rauchfangkehrer, Hafner, Binder, Gärtner, Seifensieder und sogar der Bierbrauer.
Mag. (FH) Martin Wimmer v/o Mark Anton
Quellen: NÖ Feuerwehrmuseum Tulln, Das
große niederösterreichische Feuerwehrbuch
(Ausgabe 1986)
w(as)w(arum)w(ieso).wissen.com(agena)
Begriffe, Ausdrücke und Fremdwörter hören
wir jeden Tag, verstehen teilweise den Sinn,
was bedeuten sie jedoch wirklich? In den
elektronischen Nachschlagewerken wie Wikipedia udgl. ist die heutige Wertung eingehendst beschrieben, aber ..... . Ich möchte
in dieser Serie versuchen Ausdrücke, die
Dich interessieren durch Konversationslexika, fundierten Wissenssammlungen und
modernen Nachschlagewerken von Ende
des 19. Jahrhunderts bis zum heutigen Tage
zu verfolgen. Heute soll Sinn und Zweck von
Couleurnamen erklärt werden.
„Couleurname“
Meyers kleines Konversationslexikon 1908
zweiter Band, Seite 188: Couleur (franz., spr.
Kulör), Farbe, (…). Die Farbe einer Studentenverbindung und diese selbst.
„Oh, alte Burschenherrlichkeit“ Peter Krause, Seite 146: … Bei Strafe eines Humpens
durfte man sich (im Bierstaat) nur mit seinem Ritter- oder Biernamen ansprechen.
Diese neue, in Heidelberg seit 1805 nachgewiesene Sitte des Bier- oder Couleurnamens verbreitete sich allmählich auf das
Kneipleben der Verbindungen überhaupt und
scheint nach 1840 schon allgemein üblich
gewesen zu sein.
WIKIPEDIA (2007-05-15)
Biername (auch Couleurname, Kneipname,
Deckname, Bierspitz oder Vulgo) ist ein im
internen Gebrauch individuell verwendeter
Name für Mitglieder bestimmter Arten von
Schüler- oder Studentenverbindungen, sozusagen als Pseudonym oder Spitzname.
Diese Sitte kommt meist bei spät entstandenen, nicht-schlagenden Verbindungen vor.
Ältere Studentenverbindungen halten diesen
Brauch für eine „erfundene Tradition“, die
dem Leben in der Verbindung künstlich etwas geheimnisvolles verleihen soll. Die weit
verbreitete Erklärung, dass Biernamen in
Zeiten entstanden sein sollen, in denen Verbindungen verboten waren, kann schon
deshalb nicht stimmen, weil Verbindungen,
die vor der Aufhebung der Karlsbader Beschlüsse (1848) bestanden haben, Biernamen nicht kennen.
Eine andere Erklärung ist, dass der Brauch
des Biernamens von Mitgliedern von Schülerverbindungen in die akademischen Verbindungen hineingetragen wurde. Denn bei
den deutschen Schülerverbindungen bilden
die Biernamen nach wie vor einen festen
Bestandteil des Brauchtums, da Schülerverbindungen bis ins 20. Jahrhundert hinein
verboten waren und ihre Mitglieder vor der
Entdeckung durch die Schulleitung schützen
mussten.
Im Bereich der schweizerischen, österreichischen und flämischen Studentenverbindungen sind Couleurnamen sehr verbreitet.
Da dieser Couleurnamen auf Lebenszeit mit
dem Träger verbunden ist, ist eine Änderung
nur durch „Umspitzung“ und den damit verbundenen Ritualien einer Umspitzungskneipe möglich.
Redaktion:
In der nächste Ausgabe sollen Couleurnamen mit ihren Besitzern vorgestellt werden,
wobei der Ursprung des Namens und der
Grund der Auswahl für den Namensträger
beleuchtet werden soll.
Solltest auch Du mehr über einen Ausdruck
wissen wollen, maile ihn bitte an mich ([email protected]), ich werde ihn für das
nächste Mitteilungsblatt aufbereiten.
Euer Ing. Edmund Seidl v/o Parzifal.
11
Juli 2007
Karlsruhe
– Arsch der
Welt
Ich habe nicht viel gesehen von Karlsruhe,
aber was ich gesehen habe hat mir gereicht.
Was soll man auch viel sehen an einem Wochenende, dessen größten Teil man in einem
Hörsaal verbringt? Was allerdings hätte man
sehen sollen, wäre man nicht im Hörsaal
gesessen? „Fächerstadt Karlsruhe“, so wird
dieses urbane Kleinod an der Autobahn auf
braunen Schildern angekündigt, und tatsächlich kann man sich darunter sofort
nichts vorstellen, denn was ist das hervorragende an einer Fächerstadt, ebenso hätte
dort große Stadt, Blechrederstadt oder
Karlsruhe - Heim der Schnösel stehen können. Auch Rosettenstadt hätte gut gepaßt,
obwohl keine der dortigen Kirchen eine bemerkenswerte Rosette über ihrem Eingang
zu präsentieren wußte. Die Kirchen, nebenbei, sind sämtlich und gänzlich nicht bemerkenswert, bestenfalls halb verfallen. Der
Grundriß der Stadt ist fächerförmig und läuft
auf das Schloß Karlsruhe zu.
So schön könnte es in Karlsruhe sein. Die
französische Grenze ist nicht weit, der
Schwarzwald gleich nebenan. Die Stadt
weist eine Menge alter Bausubstanz auf, die
teilweise sehr schön anzusehen ist – und
trotzdem würden mich keine zehn Pferde
oder was auch immer, eigentlich, länger
nach Karlsruhe bringen. Man kann auch aus
guten Zutaten etwas miserables kochen.
Gleich neben der Universität ist der Rotlichtbezirk. Vielleicht muß das so sein, denn es
ist eine technische Universität, eine, die mit
großen Plakaten an ihren vielen Fronten zu
verkünden weiß, daß sie exzellent ist. Ob
das so ist, kann ich nicht nachprüfen, aber
sie liegt jedenfalls direkt am Rotlichtbezirk.
Bemerkt habe ich das, als ich interessehalber auf einen Kinoeingang sah, über dessen
schmuddelig-einladendem Tor die bekannten roten, auf einer weißen Fläche ein-
12
geschobenen Lettern die gegebenen Filme
ankündigen. Üblicherweise sind das nun die
kleinen Kinos, in denen man oft die besseren
Filme sieht, hier wurde jedoch lediglich das
vermutlich in seiner Art auch grandiose Werk
„Für die Liebe bezahlt“ angepriesen. Um die
nächste Ecke konnte man nicht blicken,
denn der Straßeneingang war mit Ligustern
gegen neugierige, und sowieso alle, Blicke
geschützt.
Im einzig vernünftigen Lokal der Stadt bekommt man günstiges Essen, wenn man ein
Getränk dazubestellt. In den anderen Lokalen bekommt man einen leeren Säckel und
Cocktails. Wer in Karlsruhe am Abend fortgehen will ist gestraft – er befindet sich am
falschen Ort. So wie es, wenn man am
falschen Platz parkt, unter Umständen viel
Geld kostet, so wird man auch viel Geld los,
wenn man in der falschen Stadt fortgeht.
Ganz Karlsruhe ist gut für Cartellbrüder mit
C, besonders für die im weißen Ring. Den
ganzen Abend ist Cocktail-Happy-Hour, in
der ebendiese zu den üblichen hohen Preisen an den Mann gebracht werden, etwas
anderes kann man kaum trinken, deswegen
tut es auch keiner, und jeder versucht, so
schnöselig wie möglich zu wirken. Paris Hilton hat sich ihre Wohnung in Karlsruhe
wahrscheinlich schon gesichert. Die Musik
paßt zur Clientèle, in Karlsruhe schafft man
es sogar, Musik, die eigentlich alles andere
als affektiert ist, in ein manieriertes Korsett
zu zwängen.
Am Morgen versucht der locker-lässige
Sohn aus besserem, oder auch nur gespielt
besserem Hause, seine coolste Seite hervorzukehren, indem er sich ausnahmslos mit
einer Tropfensonnenbrille im Gesicht sehen
läßt. Nicht, daß ich nicht auch eine Tropfensonnenbrille hätte, aber der Knabe selbst
hatte eben keine, sondern er mußte sie, ihrer Größe nach zu urteilen, von seinem Vater
geborgt haben, und in ihrer Überdimensionalität verkörperte sie in dem kindlichen,
blassen Gesicht die zu besitzen geglaubte
Lässigkeit, die er mit der Brille auf- oder
absetzen konnte.
Karlsruhe ist wahrscheinlich auch das Venedig des deutschen Mittelsüdwestens, das
Venedig im Karneval, nämlich jeder stakst
das ganze Jahr auf den Stelzen der aufgesetzten Überheblichkeit durch die Fächerstadt, hinter einer Maske, die er zwar selbst
entworfen hat, sie aber schon nicht mehr
wahrnimmt. Karlsruhe, soll es doch auch
absaufen.
Georg Schiffleithner v/o Schurl
Juni 2007
Rambo Kneipe
13
Juli 2007
My Hero
Eine Hommage an einen notwendigen Typus
von Mensch, den es aber eigentlich gar nicht
(mehr?) gibt.
Die Zeit der klaren Unterscheidungen und
demonstrativen Grenzziehungen ist vorbei.
Vielleicht war dies zu früheren Zeiten einmal
möglich. Vielleicht war es möglich, sowohl
lokal zu denken, als auch zu agieren; Vielleicht gab es das, was wir heute mitunter
schmerzhaft in den Wirrungen des Alltages
zu vermissen meinen: Klarheit, Unterscheidungen anderen gegenüber wie Gleichheit
mit dem eigenen Umfeld. Vielleicht konnte
man manche „Störsignale“ leichter ausblenden, zugunsten der Autorität solcher
Begriffe wie „nationale Einheit“ oder „religiöse Gemeinschaft“, bzw. auf anderer Ebene
selbst „gut“ und „böse“, bzw. auch einfach
nur „du“, „wir“, „sie“, „ich“. Womöglich ist
dies allerdings auch nur eine Fiktion der Gegenwart, geprägt durch die obligatorische
Verklärung des Blickes auf eine Vergangenheit, die man z.B. im konkreten Falle gar
nicht erlebt hat, Bilder aus Filmen, Wünsche
mancher Kreise, Fotoalbum-Nostalgien.
Als Tatsache kann jedoch angesehen werden, dass wir heute in einer Welt ohne Grenzen, ja mitunter ohne (wirkliche) Unterscheidungen leben. Die einladende (und
einfachste, und also doch auch nichtssagendste) Erklärung hierfür wäre natürlich
die Globalisierung, die wir zurzeit alle miterleben. Allerdings ist dies naturgemäß ein
abstrakt gehaltener Begriff, der als BlackBox für eine unübersehbare Anzahl an Strömungen, Tendenzen und Entwicklungen
steht, die stattfinden, deren Zusammenhänge in Wirklichkeit kaum zu überblicken (wie
aber auch: kaum zu übersehen) sind, die uns
allesamt prägen, ohne dass wir jedoch genau sagen könnten, wie die Zusammenhänge aussehen. Mit dem Begriff der Globalisierung zu operieren, ihn gar zu rationalen
teleologischen Argumentationen zu gebrauchen, stellt entweder eine grobe Vereinfachung dar, oder bedingt ein gewisses Ausmaß an Naivität, die vor allem eine auf die
14
Algebra-Kenntnisse junger, Milch verkaufender Damen anspielende Metapher nahe
legt.
Die Wirklichkeit – was immer diese wiederum sein mag; hier ist dieser Begriff vor
allem aus Gründen einer notwendigen Vereinfachung verwendet, für etwas, das jeder
zu kennen vermeint, aber doch auch nicht
mehr – ist jedoch auch ohne solche Unzulässigkeiten eindeutig genug: die neue Vielfalt der letzten Jahrzehnte spielt sich nicht
nur in den Supermärkten ab; sie zeigt sich
ebenso durch die schleichende Ökonomisierung eines jeden Bereiches des menschlichen Lebens, wodurch als höchstes Maß
nur noch die Rentabilität des eigenen Tuns
Verwendung findet (die hässlichsten Wortkreationen in diesem Zusammenhang sind
unter anderem: Humankapital, Networking,
High Potentials, Sozialkompetenz, Eliteschmiede, und viel des Schlimmen mehr.
Doch gäbe es heute noch Milchmädchen, so
würden sie sicherlich anerkennend zustimmen: „Geht es der Wirtschaft gut, geht es
uns allen gut“.); sie spiegelt sich genauso in
dem Faktum wieder, dass selbst im Aussehen der Menschen heute das höchste Ziel
zu sein scheint, möglichst die eigene Individualität zu beweisen, indem man so aussieht, wie alle anderen (so kann man fast mit
Gewissheit in jeder größeren Österreichischen Ortschaft feststellen, dass ca. 40%
der Jugendlichen so auszusehen trachten
Juni 2007
wie die Akteure der gerade auf MTV angesagten Musikvideos, dann gibt es natürlich
auch die 10%, welche ausschließlich die in
schwarzer Bekleidung herumlaufen, um so
eine „Trauer à la Ö3“ auszudrücken, die ihnen eine so genannte „Szene“ als Stichwort
vorgesetzt hat, einen etwa ebenso großen
Teil, der bewusst nicht besonders Wert auf
sein Äußeres liegt, diese bewusste Verwahrlosung nach aber ebenfalls inzwischen weitläufig bekannten und akzeptierten Regeln
vorantreibt, sowie die obligatorischen, deswegen aber um nichts weniger armseligen
3 Quoten-Kurt-Cobains), so zu denken versucht, so zu leben versucht; sie zeigt sich
dadurch, dass Politik heute eigentlich mehr
mit geschickten, austauschbaren Marketing-Präsentationen denn mit Inhalten und
Überzeugungen zu tun hat (und auch der
Marketologe stellt eine besondere Ausgeburt unserer heutigen Zeit dar: er hat stets
hübsch hergerichtet zu sein, bei jeder Gelegenheit sich selbst und diejenigen, die dafür
zahlen, anzupreisen, da er sich in fast jeder
Lebenslage im Wettbewerb befindet, auf
Befehl sein oftmals fragwürdiges Programm
abzuspulen, und dabei neigt er noch dazu,
sich selbst als Künstler zu verkaufen. Allesamt Eigenschaften, die man auch mit einer
anderen, wesentlich älteren Profession
ebenso in Verbindung bringen könnte).
Dies waren nun vor allem einige, zugegebenermaßen, negativen Erscheinungen, mit
denen wir uns heute konfrontiert sehen. Sie
haben ihre Begründung vor allem in der
neuen Vielzahl an Möglichkeiten, die sich
heute gleichsam anbieten. Am schönsten
lässt sich diese gewisse Gespaltenheit anhand des Beispieles des Internets illustrieren: Es dient doch heute als eine Metapher
für die völlige Informationsfreiheit, das Offenstehen aller Wissensquellen, und dadurch, dass diese Quellen durch ihre eben
völlige Offenheit auch eine mitunter kritische
Hinterfragung erfordern, auch für die Erziehung weg vom Konsumenten, hin zum kritischen Nutzer. So wäre doch das Bild, die
Theorie, der Wunschtraum und gewiss auch
ein nicht zu selten realisiertes Ideal. Jedoch
steht dem auch eine andere Seite gegenüber: so ist inzwischen etwa Internetsucht
heute eine anerkannte Krankheit, als das
Nicht-mehr-loskommen hiervon, eine Um-
kehr der Nutzer-Benutzter-Rollen. Und Computerspiele sowie sinnentleerte Chat-Rooms
sind noch die harmlosesten Materien, mit
denen sich heute die Vielzahl der InternetNutzer beschäftigen.
Diese Erscheinungen sind rund um die Welt
die gleichen. Man kann sie im tiefsten Tullnerfeld genauso antreffen, wie in einer fragwürdigen Absteige in Thailand für europäische Touristen gesetzteren Alters und
speziellerer Interessen, wie in den Zimmern
heranwachsender amerikanischer Jünglinge
weniger fokussierter Intention. Nun sind Veränderungen solcher Größenordnungen
grundsätzlich nicht zu werten, was doch nur
müßig wäre, sie erfordern vielmehr, dass
jeder Einzelne sich positioniert und erwägt,
wie er dazu stehen möchte. Dies erfordert
wie nichts sonst kritisches Denken, und an
keiner anderen Herausforderung scheiterte
die Menschheit im bisherigen Verlauf der
uns bekannten Geschichte derart, wie an
dieser (allerdings dies zumindest mit Bravour). Wenigstens irgendetwas Vertrautes an
der Lage, also.
Dabei gäbe es doch gerade jetzt der Denkanstöße genügend: Kann es z.B. irgendeinen
höheren Wert geben als das, was wir Anstand, oder Menschlichkeit, nennen? Viele
Menschen läuft mit einem ganzen Arsenal
an Werten bewaffnet durch das Leben, sie
nennen es „Überzeugungen“, „Werte“,
„Prinzipien“, „tradiertes Gedankengut“, und
in den meisten Fällen werden diese doch
nur dazu ausgenützt, um in den entscheidenden Situationen davon zu profitieren,
ansonsten aber sie auszublenden, und
grundsätzlich dienen sie als geistiger, durch
und durch hohler, Fluchtort, wenn einmal
wieder die eine furchtbare Frage emporkommt, auf die wir keine Antwort wissen:
kann es das wirklich sein? Die größten
Grausamkeiten spielen sich im Alltag ab, sie
werden von den Menschen begangen, im
Zwischenmenschlichen, jeden Tag. Sollte es
nicht, wie etwa nach Coetzee, nicht so sein,
dass man schon gar niemanden über die
eigene Türschwelle lässt, der höhere Beweggründe zu beschwören pflegt, denn das,
was wir Anstand nennen?
tere Unterteilung, nach Religionen, Nationalitäten, Kleidung, Musikgeschmack oder was
auch immer, kann dem nur ungerecht werden (und wird ohnehin zusehends nivelliert).
Dumm ist einzig, wer sich anmaßt, über andere zu urteilen. Dies zeigt sich heute so
deutlich, wie vielleicht noch nie zuvor
(schließlich kann man inzwischen oftmals
schon gar nicht mehr sagen, was das ist:
„ich“, wo die Gemeinplätze aufhören, wo
man selbst beginnt).
Mein persönlicher Held ist deswegen jeder,
der sich am Abend noch in den Spiegel sehen kann, und dabei seiner selbst gewahr
wird, und nicht nur eines Sammelsuriums
an frei austauschbaren Terminen und Pflichten und Hobbies und Werten und Überzeugungen und Hysterien und Zielen und Gelüsten und Freunden und Freundinnen und
Abendgestaltungen und Nostalgien und Ambitionen und Respektbezeugungen und Erfolgen und Lebensläufen und Aussichten
und Lebenserfahrungen. Mein persönlicher
Held kann sich in den Spiegel sehen, und
weiß, oder viel mehr sogar, empfindet, wenn
auch nur für einen Moment: „das bin ich,
und selbst wenn ich nicht weiß, ob es mich
überhaupt wirklich (noch) gibt, kann mir niemand zumindest dieses Bewusstsein nehmen“.
Josef Baumüller v/o Baumi
Es gibt nur Menschen auf der Welt, jede wei-
15
Juli 2007
Von der Rettung des Abendlandes
Nicht nur in gewissen politischen Parteien
und bekannten auflagenstarken Blättern
spricht man in den letzten Jahren gerne von
der kommenden und schleichenden Islamisierung Europas, auch innerhalb der Comagena konnte ich vor nicht allzu langer Zeit
einige Äußerungen in dieser Richtung hören.
Das Thema ist der Beschäftigung wert und
so will ich einen kleinen Anlauf wagen.
Zunächst stellt sich die grundsätzlich existentielle Frage zur Islamisierung: „Gibt es
die überhaupt?“ Und: „Wenn ja, in welcher
Form?“ Man kann jedenfalls sagen, daß es
sie als Phänomen im Mittelalter gab (als
beispielsweise Spanien teilweise maurisch
wurde), im späten zwanzigsten Jahrhundert
orten einige allerdings den Beginn einer
zweiten Islamisierungswelle. Dabei scheint
der Begriff der „Islamisierung“ nicht sehr
fest definiert zu sein, denn die Auslegung
folgt zumeist sehr persönlichen Interpretationen, nahezu ausschließlich ist der Begriff
mit Negativattributen versehen. Grundsätzlich wäre wohl die Islamisierung der Christianisierung, also der Verbreitung des christlichen Glaubens, analog zu verstehen,
tatsächlich wird damit aber meistens jene
Entwicklung der letzten Jahre und Jahrzehnte bezeichnet, im Zuge derer eine große
Anzahl muslimischgläubiger Menschen nach
Europa immigriert ist, dieses noch immer tut
und dementsprechend ihren Glauben und
ihre Kultur mitbringt. Die häufigste Verwendung findet der Begriff in diesem Sinne in
letzter Zeit bei Medien und politischen Parteien, die sich politisch rechts der Mitte befinden, um für diese als Schreckgespenst zu
fungieren, man denke nur an die lyrischen
Ergüsse einer gewissen Partei „für Österreich“ in den letzten Wahlkämpfen (Muezzin
statt Pummerin!).
Immerhin dürfte die nun schon einige Zeit
andauernde Diffamierung, Angstmache,
oder wie auch immer man das Phänomen
nennen will, auch bei uns Wirkung zeigen,
wenn auch schon die geistige Elite, die wir
Verbindungen ja bekanntermaßen darstel-
16
len, für solche anfällig wird. Man sollte zuerst einmal daran denken, daß wir in ganz
Europa in einigermaßen stabilen Demokratien leben, in denen das Recht auf freie Religionsausübung meines Wissens nach als
Grundrecht gilt, und - wichtig! - Kirche und
Staat getrennt sind. Vom gefürchteten islamischen Gottesstaat dürften wir also derzeit
noch einigermaßen weit entfernt sein. Daneben sind mir persönlich auch wenige Fälle bekannt, in denen Christen zum muslimischen Glauben übergetreten wären,
vermutlich würden solche darüberhinaus, so
sie unter den unseren vergleichbaren Umständen aufgewachsen sind, auch Probleme
damit haben, streng nach islamischen Recht
zu leben. Es drängt sich daher die Vermutung auf, daß der Islam in unseren Kreisen
derzeit gerne zur Durchsetzung politischer
und persönlicher Interessen gebraucht wird
– wie generell Religionen zu oft als entsprechendes Mittel verwendet werden – aber
viele das nicht merken oder merken wollen.
Das Fremde an sich gibt eben immer einen
guten Sündenbock ab und das Sündenbockprinzip und Erzeugen von Schreckbildern
funktionieren offensichtlich auch heutzutage
immer noch recht gut. Die Juden sind leider
seit dem letzten Weltkrieg im deutschsprachigen Raum tabu - macht nichts, man findet auch was anderes.
Andererseits wäre man blind oder naiv, würde man tatsächlich vorhandene Probleme im
Zusammenhang mit Menschen mit Immigrationshintergrund (wie man so schön sagt)
ignorieren. Bekanntermaßen steckt ja in jedem Märchen ein Körnchen Wahrheit und so
haben auch die oben angesprochenen Urteile und Vorurteile eine tatsächlich registrierbare Basis. Sogar wenn der blauäugige
Österreichfan H.C. Strache im Rahmen der
Gründung der Plattform „SOS Abendland“
über die Negativwirkungen des Islam spricht,
liegen dem Fakten zugrunde. Es ist tatsächlich so, daß Frauen in islamischen Kulturen
meist einen anderen Stellenwert haben, daß
dort auf Emanzipation wenig gegeben wird,
oder daß es Immigranten gibt, deren Inte-
grationswillen äußerst gering ist. Die Art der
Darstellung und Verallgemeinerung hingegen ist im Grunde unzulässig, ebenso wie
die gezogenen Schlußfolgerungen im Rahmen ähnlicher Ereignisse und Entäußerungen meist fragwürdig sind. Tatsächlich
existierende Probleme liegen weniger im
rein religiösen Bereich, sondern vielmehr im
sozialen und politischen. Im Rahmen dieser
Probleme von Islamisierung zu sprechen
und eine Religion zu brandmarken ist
schlichtweg falsch und sicher kein Lösungsansatz, dementsprechend sind auch Aktionen wie die Gründung einer Plattform „SOS
Abendland“ nicht nur lächerlich, sondern ein
schwerer Irrtum.
Ich will den religiösen Aspekt inklusive Wertung des Koran und der islamischen Kultur
im folgenden weitgehend ausklammern. Um
sich Problemen annehmen zu können muß
man zuerst einmal wissen, wo sie herkommen. Die Islamischgläubigen, die in Österreich und Deutschland am stärksten wahrgenommen werden und damit nahezu
ausschließlich mit dem Islam assoziiert werden, sind die Türken (wer denkt schon an die
Balkanländer mit islamischer Religionsmehrheit), die bekanntermaßen in einigen
Bezirken in Wien große Teile der Bewohner
stellen. Oft werden sie als herumlungernde
Männer mit verhüllten Frauen und lustig gekleidete Jugendliche mit leichtem Hang zum
Proletenhaften wahrgenommen. Daß das so
ist, hat seinen Grund in der Tatsache, daß die
entsprechenden Personen eher aus unteren
Bevölkerungsschichten oder aus der wenig
entwickelten Provinz stammen und weiters
über geringe Bildung verfügen. Die Eltern
sind oft nicht an einer höheren Bildung der
Kinder interessiert, weswegen jene in den
meisten Fällen auch die ihnen gebotenen
Chancen nicht wahrnehmen, was übrigens
in rein österreichischen Familien mit niedriger Bildung ebenso ist. Ich möchte, nebenbei bemerkt, auch nicht wissen, was ein
Türke denken würde, wenn ähnliche Schichten der österreichischen Bevölkerung in sein
Land auswandern würden.
Juni 2007
Ein weiterer Aspekt ist die Kulturverbundenheit der Immigranten, die bei manchem in
Ignoranz gegenüber der Kultur des Immigrationslandes ausartet. Hierzu sollte sich vielleicht am besten jeder selbst einmal überlegen, wie er als überzeugter Österreicher, der
noch dazu das Prinzip Patria aufs stärkste
vertritt, in einer ähnlichen Situation in einem
anderen Land leben würde. Wir haben es
Gott sei Dank im gros nicht nötig, mehr oder
weniger unfreiwillig unser Vaterland verlassen zu müssen, nicht einmal aus wirtschaftlichen Gründen, aber ich bin mir sicher, daß
sich die „Mundl-Mentalität“ in so einem Falle auch bei dem einen oder anderen durchsetzen würde. Auch das ist ein zutiefst
menschlicher Aspekt und steht ebenfalls mit
der Bildung in Zusammenhang, Höhergebildete sind üblicherweise weltoffener.
Daß Bildung und sozialer Stand einen wesentlichen Einfluß auf die Integration haben,
wurde bereits mehrmals nachgewiesen, vor
kurzem auch in einer vergleichenden Studie
zwischen Europa und den USA. Ich glaube
dementsprechend auch, daß einer der
Schlüssel zur Lösung des „Konfliktes“ zwischen islamischen Einwanderern und christlichen Einheimischen in der Bildung liegt.
Dabei ist die Beherrschung der Sprache des
jeweiligen Einwanderungslandes Voraussetzung und wenn die Bundesregierung
Sprachkurse für Ahnungslose verpflichtend
macht, ist das im Grunde sinnvoll – schwere Kritik daran deutet eher auf falsches Toleranzverständnis hin. Man kann natürlich
nicht erwarten, daß jemand innerhalb weniger Wochen eine neue Sprache lernen kann,
aber vielleicht innerhalb eines Jahres. Dementsprechend ist es in den Schulen auch
notwendig, die betreffenden Kinder anfänglich sehr wohl in ihrer Sprache zu betreuen,
bevor man zum normalen Unterricht kommt.
Das ist nun keine neue Erkenntnis, trotzdem
gibt es immer noch genug Zeitgenossen, die
solches nach dem Motto: „Jetzt reden’s in
der Schule schon türkisch“, verurteilen.
Auch klar ist andererseits, daß das ohne ein
Entgegenkommen von Seite der Einwanderer nicht geht, vom Beispiel Schule weiß ich
von meinen Eltern, die beide im Lehrberuf
tätig sind, daß vor allem Burschen anfänglich aufmüpfig gegenüber Lehrerinnen sein
können, da sie es nicht akzeptieren wollen,
von einer Frau etwas zu lernen. Am gleichen
Beispiel seht man allerdings auch, daß allein
der Schulbesuch in solchen Ansichten etwas
zu verändern vermag, da solches üblicherweise innerhalb kurzer Zeit abgestellt ist.
Die Saat ist damit gelegt, die Tatsache, daß
Frauen doch mehr wert sein können, von der
Lehrerin auch auf andere Personen weiblichen Geschlechts umzulegen. Es gäbe
wohl noch viele Beispiele die zeigen, daß
man als Einwanderer in Österreich viele
Chancen hat, zu höherer Bildung und offeneren Ansichten zu gelangen, wovon auch
viele profitieren und die Möglichkeiten ergreifen (und eigentlich alle profitieren
sollten) – daß das nicht in jedem Fall funktioniert ist andererseits auch klar.
Eine Grundvoraussetzung unsererseits dafür
ist ein gewisses Maß an Toleranz, auch in
religiösen Dingen. Ein Kopftuchverbot an
Schulen beispielsweise ist meines Erachtens nach nicht sinnvoll, auch wenn uns das
Verständnis für das Tragen desselbigen vielleicht fehlt. Wenn sich ein Mensch zu so
etwas freiwillig entschieden hat, soll er es
auch tun können, schließlich darf auch jeder
sein Kreuz am Goldketterl tragen, die Einstellung und die Ideen hinter dem Kopftuch
kann man durch ein Verbot ohnehin nicht
ändern. Man muß andererseits den Menschen auch verstärkt die Hand reichen, denn
viele kommen aus eigener Kraft nicht aus
einem für sie vielleicht unbefriedigenden
Zustand, wenn beispielsweise Frauen das
Kopftuch gegen ihren Willen tragen müssen,
vom Bruder überwacht werden oder im Extremfall zwangsverheiratet werden. Ähnlich
wie den Immigranten manchmal vorgeworfen wird, unsere Gesellschaft langsam zu
unterwandern (nicht zuletzt durch höhere
Geburtenraten), sollten vielleicht wir die entsprechenden Gruppen „unterwandern“ indem wir den Kontakt mit ihnen nicht scheuen und sie so weit einbinden, daß sie
schlußendlich integriert sind – das fängt
aber bei jedem von uns an. Der manchmal
geforderte Einwanderungsstop ist in dieser
Hinsicht übrigens auch kontraproduktiv,
denn dann hat man überhaupt keine Möglichkeit mehr, Einwanderer aus den oberen
Klassen ins Land zu bekommen, die innerhalb ihrer Volksgruppen potentiell förderlichen Einfluß ausüben können.
Zusammenfassend könnte man vielleicht
sagen, daß falsch verstandener Konservativismus nicht der Weg ist, mit anderen Volksgruppen oder Einwanderern umzugehen
und daß es sich bei der „Islamisierung Europas“ lediglich um ein Schlagwort handelt,
das der Rechten als Schreckgespenst dient.
Wer das Abendland retten zu müssen glaubt,
sollte erst einmal zu denken beginnen, bevor
er sich bloßer Ausländerdiffamierung und
-hetze hingibt und über eine Religion und
Kultur, die er nur fragmentarisch kennt, sehr
sicher urteilt.
Im kleinen Rahmen eines solchen kurzen
Artikels ist es natürlich nicht möglich, ein so
komplexes Thema wie Immigration und Integration es darstellen, umfassend zu beleuchten, aber ich hoffe, vielleicht doch ein
paar wesentliche Ideen vermittelt zu haben.
Georg Schiffleithner v/o Schurl
17
Juli 2007
Klimawandel
Der Klimawandel lässt niemanden kalt! Diese Aussage fasst im Großen und Ganzen
die momentane Diskussion treffend zusammen, denn man kann sie auf zwei Arten interpretieren. Einerseits hat – zumindest in
Westeuropa – so gut wie jeder eine Meinung
zum Thema Klimawandel und jeder glaubt
die einzig richtige Meinung zu vertreten und
andererseits: Die durchschnittlichen Temperaturen steigen weltweit. Und mit diesem
Temperaturanstieg möchte ich mich in diesem Artikel beschäftigen. Aber davor möchte ich einige Punkte klarstellen:
Wenn man sich mit dem Thema Klimawandel auseinandersetzen möchte birgt das
einige Stolpersteine, die die Presse oft nicht
oder eher lapidar am Rande erwähnt: Wir
haben im Grund nur sehr wenig Ahnung vom
Klima. Die Prozesse, die zur lokalen Wetterbildung führen sind uns im Großen und
Ganzen bekannt und es ist durchaus möglich ein halbwegs korrekte Wettervorhersage
für eine Region einige Tage im voraus zu
machen, aber im globalen Maßstab versagen oftmals die Modelle und man erreicht
schnell den Bereich der Vermutungen und
Unsicherheiten. Um genauere Klimamodelle
zu erstellen, ist es notwendig über sehr lange Zeiträume (Jahrhunderte bis zu Jahrtau-
18
senden) Wetterdaten zu sammeln. Wetterdaten werden aber erst seit rund 170 Jahren
gesammelt (und auch das nicht weltweit);
ein Zeitraum, der im Vergleich zum Alter der
Erde lächerlich kurz ist. Eine globale Wetterbeobachtung hat sich überhaupt erst seit
den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts
durch den Einsatz von Wettersatteliten etabliert. Darin liegt auch das Problem. Wir
habe überhaupt keine Ahnung wie extrem
das Wetter eigentlich sein kann und ob die
momentanen Wetterkapriolen (ich nenne sie
so, denn ich kann mich an keinen April erinnern, in dem so gut wie kein Regen gefallen
ist, oder einen Winter mit derart hohen Temperaturen usw.; dies sind allerdings kurzfristige Phänomene, die keinen Hinweis auf
einen Klimawandel geben, aber darüber
werde ich im Rahmen dieses Artikels noch
mehr schreiben) „normaler“ sind als man
vermuten möchte. Die Menschheit beginnt
erst in Grundzügen die Zusammenhänge zu
verstehen, die das globale Wetter bestimmen.
liche, noch die Meinung anderer dem geneigten Leser hier aufzwingen. Darum
möchte ich gleich zu Beginn klarstellen: Ich
persönlich bin der festen Überzeugung, dass
der Klimawandel vom Menschen verursacht
wird; ich bin aber auch der Meinung, dass
die Menschheit durchaus in der Lage ist die
Situation in den Griff zu bekommen und einen weiteren Anstieg der Temperaturen zumindest zu verlangsamen wenn nicht zu
stoppen oder gar Rückgängig zu machen.
Dazu sind aber zum Teil radikale Maßnahmen notwendig, die nicht leicht durchzusetzen sein werden, die aber – meiner Meinung
nach – notwendig sind. Ich möchte im Folgenden keine wilden Spekulationen von mir
geben sondern weitestgehend Fakten präsentieren, mit denen sich jeder sein eigenes
Bild unserer Situation zeichnen kann und
Lösungsansätze aufzeigen, die durchaus
noch zu diskutieren sind und bestimmt auch
nicht der Weisheit letzter Schluss darstellen.
Beginnen wir also mit einer kurzen Aufstellung der wichtigsten Fakten:
Ich werde versuchen in diesem Artikel keine
Schuldzuweisungen zu machen, auch
möchte ich keine Prognosen abgeben, wie
schlimm oder eben nicht schlimm die Situation ist. Ich möchte weder meine persön-
Die durchschnittliche Temperatur weltweit
ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen; eine Tatsache; Süd- und Südwesteuropa (vor allem Italien, Spanien und Portugal) mussten in den letzten Jahren mit
Juni 2007
außergewöhnlich trockenen Sommern
kämpfen und weltweit kommt es (teilweise
wiederholt in den selben Regionen) zu extremen Wetterphänomenen:
• die Eiskappen an Nord- und Südpol sind
in den letzten Jahren und Jahrzehnten
geschrumpft, so wie die Gletscher in den
Gebirgen und auch die Eiskappe in
Grönland
• der Energiebedarf der Menschheit steigt
ständig, besonders in China und Indien.
Diese kurze Liste ist bestimmt nicht vollständig, aber ich glaube die wesentlichsten
Punkte sind enthalten. Was bedeutet dieser
weltweite Temperaturanstieg? Wodurch wird
er verursacht? Wird dieser Anstieg sich in
den nächsten Jahren verstärken?
Wenn man die Berichterstattung der letzten
Zeit bezüglich des Temperaturanstiegs verfolgt, könnte man meinen, dass einen so
starken Temperaturanstieg in der Erdgeschichte noch nicht gegeben hat. Das ist
aber so nicht richtig. In der Vergangenheit
(wir reden hier von Erdzeitaltern, die Jahrmillionen überspannen) gab es immer wieder wärmere Perioden (und natürlich auch
kältere; siehe die letzte Eiszeit). Ein Temperaturanstieg an sich ist also nichts Außergewöhnliches und das Leben hat sich auch
damals an die neuen Bedingungen angepasst. Geologische Untersuchungen bestätigen dies und wir wissen auch, dass die
Antarktis einst Eisfrei war; ein sicheres Indiz,
dass die Temperaturen schon weitaus höher
gewesen sein müssen als heute. Durch das
zurückgehen der Gletscher werden uralte
Baumstämme freigelegt: ein Zeichen, dass
die Baumgrenze einst wesentlich höher gelegen haben muss und die durchschnittlichen Temperaturen ebenfalls höher gewesen sein müssen. Was aber hat diese
erhöhten Temperaturen verursacht? Den
größten Einfluss auf das Weltklima hat die
Sonne. Wenn man sie so Tag für Tag am
Himmel sieht, möchte man fast meinen sie
hat sich seit Ewigkeiten nicht verändert und
dass sie sich auch in Zukunft nicht ändern
wird. Das allerdings ist nicht richtig! Als das
Leben auf der Erde entstand betrug die
Leuchtkraft der Sonne im Vergleich zu heu-
te nur 70%. Eigentlich hätte sich die Erde
damals mit einem dicken Eispanzer überziehen müssen, was sie aber nicht getan hat.
Grund dafür waren die Treibhausgase, die
damals in der Atmosphäre vorhanden waren. Sie sorgten dafür, dass die Temperaturen entsprechend wärmer waren und
Wasser in flüssiger Form möglich war. Andererseits hat sich die Leuchtkraft der Sonne seither um 30% erhöht, sodass die Temperatur auf der Erde auch entsprechend
hätte steigen müssen. Das dem nicht so ist,
verdanken wir einem äußerst komplexen
Regelkreis, der die gesamte Erdoberfläche
und vor allem die Meere mit einbezieht.
Heute leben wir in einer Zwischeneiszeit in
der noch ein Teil des Wassers in Form von
Eis und Gletschern gespeichert ist. Der Normalzustand sollte eigentlich (und das ist
durchaus verwunderlich) eine eisfreie Welt
sein. Wie es dennoch zu einer Eiszeit kommen konnte, ist eine gute Frage, die sich
aber nicht so einfach beantworten lässt. Es
müssen mehrere Faktoren zusammengespielt haben. Möglich wäre ein versiegen
des Golfstromes (der auch schon damals im
Atlantik zirkuliert haben muss), oder ein riesiger Vulkanausbruch, der große Mengen an
Staub in die Atmosphäre geschleudert hat
und so eine Verringerung der eintreffenden
Sonnenstrahlung verursacht hat, eine minimale Änderung in der Umlaufbahn der Erde
oder eine Änderung der Sonnenleuchtkraft… Egal welcher dieser Faktoren für die
Eiszeit verantwortlich war, der „Normalzustand“ der Erde, sofern man davon sprechen
kann, wäre eigentlich eisfrei.
Damit wollen wir uns auch schon mit dem
zweiten Punkt, dem Abschmelzen der Eisflächen auf der Erde, beschäftigen. Eines der
Horrorszenarien, die von Medien (und auch
Hollywood) gerne gezeichnet werden, ist ein
rasantes Ansteigen der Meeresspiegel und
damit verbunden eine Überschwemmung
der Küstengebiete rund um den Globus.
Auch hier gibt es keine sicheren Vorhersagen, wir wissen nur, dass in früheren Zeitaltern die Meere wesentlich mehr der Erdoberfläche bedeckt haben als heute. Bisher
wurde kein merkliches Ansteigen der Meeresspiegel beobachtet, was aber nicht heißen darf, dass dies nicht doch eintreten
könnte. Immerhin ist der größte Teil des
Eises noch nicht abgeschmolzen und es
wird noch einige Zeit dauern, bis die Pole
(falls die Eisschmelze weiter fortschreitet)
eisfrei sind. Also auch hier sind wir auf reine
Spekulationen angewiesen. Wie bereits oben
erwähnt: der Normalzustand wäre eigentlich
eine eisfreie Welt.
Ich möchte mich auch nicht weiter aufhalten
mit dem Abschmelzen des Eises und nun
den letzten Punkt auf meiner Liste kurz
durchgehen, bevor ich einige Denkanstöße
liefern möchte.
Der Energieverbrauch steigt kontinuierlich
und bisher ist keine Trendwende auch nur in
Sichtweite. Immer mehr elektrische Geräte
erleichtern uns das Leben und benötigen
dementsprechend mehr Strom. Aber auch
Schwellenländer wie Indien und China (ich
möchte hier nur diese beiden nennen, da
diese beiden Länder mehr als ein drittel der
Erdbevölkerung stellen) benötigen immer
mehr Energie für ihre Städte für die Herstellung von Gütern usw. Und der Durst nach
Energie beschränkt sich nicht nur auf Strom.
Auch Erdöl und Erdgas sind gefragte Rohstoffe für die Energiegewinnung.
Wenn nun der Energiebedarf so wie bisher
ansteigt muss uns eines klar sein: so kann
es beim besten Willen unmöglich weitergehen. Die Ressourcen der Erde sind beschränkt. Die Erdölreserven reichen höchst
wahrscheinlich noch für maximal 100 Jahre,
was zwar nach einer langen Zeit klingt, aber
wir sollten nicht bis zum letzten Drücker
warten um alternative Energiequellen zu
entwickeln. Denn auch wenn heute schon
oft die Rede von erneuerbaren Energieträgern ist, haben diese doch noch einige Mängel aufzuweisen. Die Herstellung von Solarzellen zur Stromgewinnung ist mit einem
sehr hohen Energieaufwand verbunden (das
heißt es dauert einige Zeit, bis die Energiebilanz positiv ist, also bis Solarzellen mehr
Strom liefern als die Herstellung gekostet
hat). Der Wirkungsgrad von Solarzellen ist
mit inzwischen ca. 20% relativ hoch, aber
das gilt nur bei Idealbedingungen also Sonnenschein und wenn die Oberflächen sauber
sind (Staub senkt den Wirkungsgrad von
Solarzellen beträchtlich).
19
Juli 2007
Windräder haben das Problem, dass sie nur
bei guten Windverhältnissen laufen können.
Weht zuviel oder zu wenig Wind stehen die
Windräder still. Auch hier ist der Energieaufwand zur Herstellung relativ hoch: der Mast
wird aus Stahl hergestellt, die Flügel sind
aus Kunststoffe, der wiederum aus Erdöl
erzeugt werden muss. Der Nachteil von Solarzellen und Windrädern, ist also, dass die
Energiegewinnung nicht kontinuierlich abläuft und das wiederum wirft die Frage nach
der Speicherung der Energie auf. Bisher gibt
es nur die Möglichkeit Überschüssige Energie (so vorhanden) mit Hilfe von Akkumulatoren zu speichern. Auch die Herstellung von
Akkus ist mit einem nicht unbeträchtlichen
Energieaufwand verbunden.
Biodiesel und Bioheizkraftwerke haben das
Problem dass die notwendigen Rohstoffe
auch irgendwo wachsen müssen. Um die
gesamte Erde mit genügend Biodiesel (wobei ich annehme, dass dann auch alle Fahrzeuge mit diesem Biodiesel fahren) zu versorgen, müssten wir auf jedem
Quadratmeter der Landfläche der Erde Raps
oder entsprechend andere Ölpflanzen anbauen. Obwohl ich hier nicht unter den Tisch
fallen lassen will, dass sich von einem Hektar Rapsfeld bis zu 1800 l Rapsöl gewinnen
lassen. Eine nicht unbeträchtliche Menge,
aber alle Wälder der Erde abzuholzen um
Rapsöl zu gewinnen, wäre mehr als Kontraproduktiv, wie man sich leicht vorstellen
kann.
Wasserkraft hat auch so seine Tücken. Sobald es weniger Niederschläge gibt, sinkt
auch die Produktivität von Wasserkraftwerken. Wir in Österreich sind da in einer glücklichen Lage und wir müssen uns um den
Wassernachschub keine Sorgen machen.
Aber sollten die Niederschlagsmengen bei
uns auch abnehmen, so könnten wir doch
noch ein Problem mit der Energieversorgung
bekommen. Denn so ganz reicht die in Österreich erzeugte Strommenge nicht aus
und wir müssen Strom von unseren Nachbarn zu kaufen.
Eines der größten Reizthemen in Österreich
ist die Atomenergie und hier möchte ich
noch einmal etwas weiter ausholen. Fast
täglich berichtet eine kleinformatige Zeitung
20
über Störfälle in irgendwelchen Atomkraftwerken und suggeriert so, dass es sich dabei um eine hochgefährliche Energiequelle
handelt. Nun, Tschernobyl ist uns noch allen
im Gedächtnis bzw. jeder weiß, was dieser
Name bedeutet. Aber man muss auch dazu
sagen, dass der Unfall 1986 nicht aufgrund
technischer Mängel sondern zu 100% durch
menschliches Versagen verursacht wurde.
Es ist auch richtig, dass bei diversen Störfällen geringe Mengen an Radioaktivität
ausgetreten ist, aber wenn wir vor diesen
Mengen Angst haben sollten wir uns sofort
in Bleikästen einsperren lassen, denn wir
werden jeden Augenblick von natürlicher
radioaktiver Strahlung durchdrungen. Wir
nehmen radioaktive Stoffe zu uns und bauen
sie sogar in unseren Körper ein (Stichwort
C14 Radiocarbon; dies wird verwendet um
das Alter von organischen Stoffen zu bestimmen, da C14 ständig neu aufgenommen
und im Körper metabolisiert); Radioaktivität
hält unseren Erdkern flüssig, der wiederum
dafür sorgt, dass nicht zu viel schädliche
Strahlung auf uns niedergeht usw. Also ist
die Angst vor Radioaktivität eine irrationale.
Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass
viele Länder nicht die Möglichkeit haben, so
wie wir in Österreich, einen großen Teil des
Energiebedarfs mit Wasserkraft decken zu
können. Und das eigentliche
Problem mit Kernenergie ist nicht die
Gefahr eines GAUs
sondern die Endlagerung verbrauchter
Brennstäbe und sonstiger Materialien, die
durch die Einwirkung
von radioaktiver
Strahlung selbst radioaktiv werden. Wer
möchte schon neben
einem Endlager wohnen (ganz zu schweigen, dass diese Gebiete
über Jahrtausende zu
gefährlich für Menschen
wären). Ein weiteres
Problem ist, dass nicht
genügend Uran für die
Kernkraftwerke zugänglich ist für uns. In spätestens 60 Jahren werden
die Uranvorkommen erschöpft sein. Also ist
die Kernenergie auch keine Patentlösung für
den Energiedurst der Menschheit.
Kernfusion wiederum steckt leider noch in
den Kinderschuhen, oder besser gesagt sie
hat gerade das Teenageralter erreicht. Das
Problem der Kernfusion ist, dass man gewaltige Energiemengen aufwenden muss,
um die Fusion selbst zu starten (dabei werden 2 Wasserstoffatome zu einem Heliumatom verschmolzen; das entstehende Heliumatom hat eine geringere Masse als die
beiden Wasserstoffatome aus denen es entstanden ist. Dieser Massendefekt birgt aufgrund Einsteins berühmtesten Formel
E=mc2 enormes Energiepotential). Und bisher ist es erst gelungen, genauso viel Energie zu erzeugen, wie zum Erhalt der Kernfusion nötig ist (also den Break-Even-Point).
In Südfrankreich entsteht gerade ein Forschungs-Fusionsreaktor, wo man die Technik so weit weiterentwickeln möchte, dass
ein Energieüberschuss entsteht. Bis dann
eine wirtschaftliche Nutzung möglich ist,
werden wohl noch gut 30 Jahre vergehen,
aber dafür hätten wir dann eine unerschöpfliche Energiequelle auf der Erde, die noch
dazu keine Gefahr eines GAUs in
Juni 2007
sich birgt. Denn die Kernfusionsreaktion ist
dermaßen sensibel, dass schon die geringste Abweichung zum Abbruch der Reaktion
führt. Anders gesagt: ein Fusionskraftwerk
kann nicht in die Luft fliegen, so wie Tschernobyl zum Beispiel. Aber auch hier möchte
ich erwähnen, dass sehr wohl auch radioaktives Material anfällt. Zwar sind die Heliumkerne selbst nicht radioaktiv, aber das Abschirmmaterial
wird
durch
Neutronenbeschuss (diese entstehen bei der
Kernfusion) aktiviert. Aber ich glaube, dass
sich auch dafür eine Lösung finden wird. Ich
habe hier nun die wichtigsten Energieträger
aufgeführt, doch die Liste ist bestimmt nicht
vollständig.
Doch was sind nun die Konsequenzen aus
der Tatsache, dass einerseits das Klima sich
ändert und andererseits die Menschen immer mehr Energie benötigen. Nun, zum einen sollte uns nicht die Frage beschäftigen
ob nun die Menschheit Schuld am Klimawandel hat oder nicht. Denn selbst wenn wir
nicht Schuld sind und es sich hier um ein
natürliches Phänomen handelt, so sollten
wir doch mit unserem Handeln nicht auch
noch das Ganze beschleunigen. Denn eine
wärmere Welt wäre für uns nicht unbedingt
so ideal wie es vielleicht auf den ersten Blick
erscheinen mag. Und je langsamer sich das
Klima ändert, desto mehr Zeit bleibt uns, um
uns anzupassen.
Worum wir uns keine Sorgen zu machen
brauchen ist die Natur. Es mag schon stimmen, dass viele Tierarten aussterben werden, aber das sollte uns nicht weiter beschäftigen, denn das ist ein Kreislauf, der
seit Jahrmillionen so funktioniert. Es gab in
der Erdgeschichte immer wieder ein Massenaussterben wo bis zu 80% aller Tierarten
vom Erdboden verschwanden. Sobald eine
Tierart verschwindet, rückt eine andere in
den freigewordenen Lebensraum und füllt
die Lücke. Wir sollten also keine zu großen
Energien und Mittel in den Erhalt von Tierarten stecken, die wir höchstwahrscheinlich
sowieso nicht retten können und die sowieso früher oder später vom Erdboden verschwinden. Wir sollten viel mehr unsere
Mittel in die Forschung und Entwicklung von
alternativen Energiequellen stecken und natürlich diese auch weiter ausbauen und nutzen. Eine gesunde Mischung aller Energieträger von Biosprit und Biokraftwerken über
Wind-, Wasser- und Atomkraftwerken bis
hin zu zukünftigen Energiequellen wie der
Kernfusion sollten unseren Energiebedarf
auch in Zukunft decken und auch dazu beitragen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu
verringern. Aber auch jeder einzelne von uns
ist gefordert. Vom Verzicht auf das Auto (oder
wenn dann vielleicht ein Klasse kleiner bei
Autokauf denken; große Autos mit großen
Motoren bedeuten auch hohen Spritverbrauch) bis hin zur besseren Isolierung unserer Häuser oder bewusstes Einkaufen,
indem man vielleicht doch lieber heimische
Produkte wählt, auch wenn sie teurer sind.
Elektrische Geräte nur einschalten wenn sie
wirklich gebraucht werden und ansonsten
den Stecker ziehen, damit sie wirklich keinen Strom verbrauchen oder Geräte mit
niedrigem Stromverbrauch anschaffen.
eine Menge Geld spart (niemand hat etwas
zu verschenken), auch wenn auf den ersten
Blick die eine oder andere Maßnahme mit
hohem monetären Aufwand verbunden ist,
so rechnen sich diese oft schon nach wenigen Jahren. Hier muss uns bewusst sein,
dass es nicht allein Aufgabe der Politiker ist,
die Verantwortung für unsere Welt zu übernehmen sondern, dass auch jeder einzelne
etwas dazu beitragen muss. Der Preis mag
hoch sein, aber der Preis den wir bezahlen,
wenn wir untätig bleiben, wird weitaus höher sein und nicht mit Geld zu bemessen
sein. Doch das sollen hier nur Denkanstösse
sein und es gibt noch viele andere Möglichkeiten seinen Beitrag zu leisten. Wir leben in
einer Überflussgesellschaft; uns geht es so
gut wie noch nie zu vor, auch wenn uns diverse Printmedien etwas anderes suggerieren wollen. Das sollten wir nicht vergessen
und wenn wir auch in Zukunft diesen Luxus
genießen wollen, so müssen wir auch entsprechend handeln und uns aber auch nicht
nur auf die anderen verlassen.
Nun habe ich doch noch einige persönliche
Meinungen einfließen lassen, aber ich glaube, dass der gesunde Menschenverstand
eines jeden einzelnen letztlich zu einer ähnlichen Schlussfolgerung kommt. Die Welt wir
es uns Danken!
Markus Roth v/o Mags
Wenn man sich nur diese paar Möglichkeiten ansieht, so stecken da schon enorme
Einsparpotentiale dahinter und das allerbeste ist, dass man unter Umständen noch
21
Juli 2007
Climate Change
Unlängst hörte ich am Salzturm „Klimawandel ist eines der drei Unwörter des Jahres
2007“. Lokale und internationale Medien
haben das „alte“ Thema aufgegriffen und
überschwemmen uns täglich mit neuen Horrorszenarien. Diese Aussage zeigt aber leider auch, dass nur wenige unter uns die
Wörter Klimawandel (climate change) und
globale Erwärmung (global warming) richtig
verstehen. Verstehen kann man die Auswirkungen des Klimawandels allerdings nur,
wenn man einen Einblick in das komplexe
Geschehen in unserer Atmosphäre hat. Klimawandel ist keine Kampagne der Bundesregierung oder einer Tageszeitung wie den
Niederösterreichischen Nachrichten, die am
21.05.2007 die steigende Anzahl an Hitzetoten rein dem Klimawandel zuschreiben.
Den Klimawandel kann man nicht wie Komatrinken mit Gesetzen und Strafen kurzfristig verbieten. Der Klimawandel begann
durch die industrielle Revolution und wird
uns auch noch die nächsten 1000 Jahre
begleiten. Aus diesen Gründen habe ich
mich entschlossen eine kurze Geschichte
des Klimawandels für das COTintern zu verfassen und in einer Reihe von Artikeln den
Klimawandel, das Klimasystem, Auswirkungen und Maßnahmen zu erläutern.
Im Gegensatz zu den lokalen und regionalen
kurzfristigen Wetteränderungen, die Gegenstand der Meteorologie sind, handelt es sich
beim Klima um langfristige (im Bereich von
Jahrhunderten bis Jahrtausenden) globale
Veränderungen der Atmosphäre. Diese wurden in der Erdgeschichte immer wieder
durch natürliche Einflüsse wie Schwankungen der solaren Globalstrahlung, Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschläge u.v.m.
ausgelöst, die sich unter anderem in Eisund Warmzeiten äußerten. Seit Beginn der
industriellen Revolution wird der Anteil an
den Änderungen im Klimasystem zunehmend anthropogener (durch den Menschen
verursacht) und resultiert aus den anthropogenen Emissionen der Industrie und des
Verkehrs, der geänderten Landnutzung und
anderen Faktoren. Viele Faktoren des Klima-
22
systems der Erde
werden durch diese
Einflüsse verändert,
so zum Beispiel der
Treibhauseffekt, die
Ozonschicht, das
Reflexionsverhalten
der Erdoberfläche
(Albedo), die Wolken- und Niederschlagsbildung und
der Meeresspiegel.
Die Geschichte der
Klimawissenschaften begann
1824 als Jean Baptiste Joseph Fourier
(1768-1830) - Entwickler der Fourieranalyse
und damit Wegbereiter moderner spektroskopischer Techniken - den Treibhauseffekt
entdeckte. 1896 veröffentlichte Svante Arrhenius (1859-1927), er erhielt 1903 den
Nobelpreis für Chemie für seine Theorie der
elektrolytischen Dissoziation und der Reaktionskinetik (Arrhenius-Therm), eine Theorie, dass der Anstieg der Kohlendioxidkonzentrationen in der Atmosphäre die globalen
Temperaturen erhöhen würde. Für ihn spielte
sich das allerdings auf einer Zeitskala von
zehntausenden von Jahren ab und wurde
durchwegs positiv gesehen. Die ArrheniusTheorie der Anreicherung von CO2 in der
Atmosphäre wurde in den 1950ern bestätigt. Internationale Anerkennung erhielten
die Klimawissenschaften 1988 mit der
Gründung des Intergovernmental Panel on
Climate Change (IPCC), dessen Aufgabe die
Zusammenfassung und Veröffentlichung der
weltweiten Forschungsergebnisse zur Klimaveränderung in sogenannten Assessment
Reports ist. 1992 kommt es in Rio de Janeiro zur Verabschiedung der Agenda 21, ein
entwicklungs- und umweltpolitisches Leitpapier zur nachhaltigen Entwicklung für das
21. Jahrhundert. In der Folge fanden mehrere Klimakonferenzen statt, unter anderem
die Kyoto-Konferenz, bei der das KyotoProtokoll verabschiedet wurde. Dieses wur-
de 1997 als Zusatzprotokoll der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen
beschlossen und trat 2005 in Kraft. Es
schreibt erstmals verbindliche Zielwerte für
Treibhausgasemissionen fest. 2005 hatten
136 Staaten das Kyoto-Protokoll ratifiziert.
Diese bilden 85% der Weltbevölkerung mit
einem CO2-Ausstoß von 62%. Die USA und
Australien sowie einige andere haben das
Protokoll zwar unterzeichnet aber bis heute
nicht ratifiziert. Während der politische Wille
zur Reduktion der Treibhausgase nur langsam durchgesetzt wurde, konnte die Emission der FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) sehr rasch reduziert werden. Nachdem
1985 das Ozonloch über der Antarktis entdeckt und der direkte Zusammenhang mit
der FCKW-Emission aufgeklärt wurde, verpflichteten sich 1987 im Montreal-Abkommen viele Staaten zur Reduktion der FCKWHerstellung. Bei der internationalen
Konferenz zum Schutz der Ozonschicht in
London wurde beschlossen, die Herstellung
und Anwendung von FCKW (und ähnlich
Ozon-abbauenden Substanzen) ab dem Jahr
2000 zu verbieten oder zumindest stark einzuschränken. Die globale Klimapolitik wird
heute hauptsächlich durch die Vereinten
Nationen und deren Teilorganisationen getragen. Als Entscheidungsgrundlage dienen
die Assessment Reports des IPCC.
Juni 2007
Am 2. Februar 2007 wurde die Kurzfassung
für politische Entscheidungsträger des
vierten Sachstandsberichtes des IPCC veröffentlicht. Dieser Bericht der Arbeitsgruppe
1 beinhaltet die „Physikalischen wissenschaftlichen Grundlagen“. Die Berichte der
Arbeitsgruppen 2 („Auswirkungen, Anpassungen, Anfälligkeit) und der Arbeitsgruppe
3 („Verminderung des Klimawandels“) wurden im April bzw. Mai veröffentlicht. Der
vierte Sachstandsbericht liefert den aktuellen Stand des anthropogenen Klimawandels:
„Die globalen atmosphärischen Konzentrationen von Kohlendioxid, Methan und Lachgas sind als Folge der menschlichen Aktivitäten seit 1750 markant gestiegen und
übertreffen heute die aus Eisbohrkernen
über viele Jahrtausende bestimmten vorindustriellen Werte bei Weitem. Der weltweite
Anstieg der Kohlendioxidkonzentrationen ist
primär auf den Verbrauch fossiler Brennstoffe und auf Landnutzungsänderungen
zurückzuführen,…“ (IPCC 4th Assessment
Report)
So stieg die Konzentration von CO2 von 280
ppm (parts per million) aus vorindustrieller
Zeit auf derzeit ca. 380 ppm mit einem jährlichen Wachstum von 1,9ppm an. Zwischen
2000 und 2005 wurden jährlich rund 26,4
GtCO2 (Gigatonnen) emittiert. Methan trägt
400fach stärker zum Treibhauseffekt bei als
Kohlendioxid. Die Methankonzentrationen
stiegen von 715 ppb (parts per billion; vorindustriell) auf 1774 ppb. Während sich die
Sonneneinstrahlung seit 1750 um 0,12
Wm-2 geändert hat, beträgt der anthropogene Strahlungseintrag auf Grund des Treibhauseffektes rund 2,3 Wm-2. Dieser setzt
sich aus der Wirkung der Treibhausgase,
dem troposphärischen Ozon, dem stratosphärischen Wasserdampf aus CO2 und den
Aerosolen (diese haben eine kühlende Wirkung, die im nächsten Artikel behandelt
wird) zusammen.
„Elf der letzten zwölf Jahre gehörten zu den
zwölf wärmsten Jahren seit der instrumentellen Messung der globalen Erdoberflächentemperatur. Der gesamte Temperaturanstieg von 1850 bis 2005 beträgt 0,76 °C“
(IPCC 4th Assessment Report)
0,76 °C hören sich vernachlässigbar an.
Leider ist dies nur ein globaler Mittelwert.
Die Temperaturverteilung ist regional stark
unterschiedlich. In Österreich wurde in diesem Zeitraum ein Temperaturanstieg von
1,8 °C gemessen. 1,8 °C höhere Temperaturen können z.B. unseren Wintertourismus
stark beeinflussen. Auch der starke Rückgang an Gletschermasse (z.B. Pasterze) wird
unter anderem dadurch erklärt. Weltweit
führte der geringfügige Temperaturanstieg
zum teilweisen Abschmelzen der Polkappen
und der Gletscher. Dadurch sinkt gleichzeitig
die Rückstrahlfähigkeit der Erdoberfläche
(weiße Oberflächen weisen ein hohes Reflexionsvermögen auf!) und der Treibhauseffekt
wird unterstützt. 80% der anthropogen zugeführten Wärme führte zu einem Anstieg
der Temperatur der Weltozeane in Tiefen bis
zu 3000m. Dies kann die thermohaline Zirkulation, deren nördlichster Teil der Golfstrom ist, beeinträchtigen aber genauso zum
Ausgasen von Methanhydraten aus Meerestiefen von 500 bis 1000 Meter führen und
damit zusätzlich Methan in das Klimasystem
liefern.
Der vierte Sachstandsbericht des IPCC geht
von einer Zunahme an extremen Wetterereignissen wie Trockenheit, Starkniederschlägen, Hitzewellen und tropischen Wirbelstürmen aus. Die Westwinde in den
mittleren Breiten sind in beiden Hemisphären seit den 1960er stärker geworden. Zunehmende Aktivität starker tropischer Wirbelstürme im Nordatlantik wird seit 1970
beobachtet.
„… äußerst unwahrscheinlich ist, dass die
Klimaänderung der letzten 50 Jahre ohne
äußeren Antrieb (menschlichen Einfluss) erklärt werden kann.“ (IPCC 4th Assessment
Report)
Klimamodelle gehen bei einer rein wirtschaftlich orientierten globalen Klimapolitik
von einer Temperaturerhöhung bis zum Ende
des 21. Jahrhunderts von 2,4 bis 6,4 °C aus.
Dies würde zu einem Meeresspiegelanstieg
von 0,26 bis 0,59 m führen.
Gases aus der Atmosphäre benötigten Zeitskala für länger als ein Jahrtausend fortgesetzt zur Erwärmung und zum Meeresspiegelanstieg beitragen.“(IPCC 4th Assessment
Report)
Der zweite Teil des vierten Sachstandsberichtes weist auf die Auswirkungen für die
menschliche Gesundheit hin. Hitzetod, infektiöse Krankheiten und Allergien sollen
demnach zunehmen. Genauso ist der
menschliche Siedlungsraum vom Klimawandel betroffen. Gebirgiger Siedlungsraum
und Permafrostboden wird durch die Erwärmung instabil. Der Meeresspiegelanstieg
erfordert einen hohen Aufwand an Deicherhöhung und Dammsicherung. Gebiete, wo
sich dieser Aufwand nicht rechnet, oder die
Mittel dafür nicht vorhanden sind, müssen
als Siedlungsraum aufgegeben werden.
Bangladesch z.B. würde 16% seines Siedlungsraumes verlieren. Davon wären 17
Millionen Einwohner betroffen. Wichtige
Trinkwasserreserven wie Gletscher und
Schneefelder gehen verloren. Die steigende
Anzahl an Extremwetterereignissen erhöht
die Opferzahlen durch Flutwellen, Hochwasser, Stürme, Waldbrände und Dürrekatastrophen. Europa wird fast ausschließlich negativ beeinflusst. Gerade hier wird auf die
erhöhte Anzahl an Hochwasserkatastrophen
hingewiesen, wie uns die letzten Jahre
selbst gezeigt haben. Auch ökonomische
Konsequenzen treffen Europa und vor allem
auch Österreich, wenn man an die Bedeutung des Wintertourismus denkt.
Der Klimawandel und die Erkenntnisse des
IPCC sollen kein Grund zur Panik sein. Handlungsbedarf ist aber auf jeden Fall gegeben,
wenn wir nachfolgenden Generationen den
blauen Planeten erhalten wollen, wie wir ihn
kennen. In den weiteren Artikeln werden das
Klimasystem der Erde und mögliche Lösungsszenarien der globalen Erwärmung
beschrieben. Eine ausführliche Literaturliste
befindet sich im Anhang des letzten Artikels.
DI Johannes Ofner v/o Ktesibios
„Sowohl vergangene als auch zukünftige
anthropogene Kohlendioxidemissionen werden aufgrund der für eine Entfernung dieses
23
Juli 2007
Eine kleine Präventionsgeschichte
Vor einiger Zeit hatte ich einen Artikel für die
COT-Intern über Sicherheit und den mitunter
dafür zu zahlenden Preis geschrieben, an
dessen Ende auch die Frage zu finden war,
was denn eigentlich passieren sollte, galt
die Unschuldsvermutung für den Bürger
nicht mehr. Das ist natürlich nicht die originellste (eigentlich eine zutiefst journalistische) Frage und ist in letzter Zeit dementsprechend auch in unseren Medien wieder
aufgetaucht, als von der Datenspeicherung
bezüglich Telephonverbindungen und dem
entsprechenden Ort des Telephonats für einen längeren Zeitraum die Rede war. Während wir in Österreich nur Vermutungen über
die Beantwortung der Frage anstellen können, offenbart ein Blick zu unseren deutschen Nachbarn eine der Möglichkeiten: es
passiert zunächst nichts.
Konkret wurde Anfang des Jahres 2005 das
sogenannte „Luftsicherheitsgesetz“ erlassen, in dem vom deutschen Parlament einige Maßnahmen geregelt wurden, die vornehmlich eine Wiederholung der Ereignisse
des vielbeschworenen 11. September 2001
auf deutschem Boden verhindern sollten.
24
Bekannt geworden ist das Gesetz auch über
die deutschen Landesgrenzen hinweg durch
die „Abschussbefugnis“, der zufolge Luftfahrzeuge, die im dringenden Verdacht stehen, eben eine terroristische Handlung auszuführen, vom Militär abgeschossen werden
dürfen. „Luftfahrzeug“ bezeichnet dabei alles, was fliegen kann, vom Sportflugzeug bis
zum Passagierjet, und vor allem der potentielle Fall des letzteren sorgte für Aufruhr, da
nahezu jeder schon einmal damit flog oder
dieses zu tun für sich selbst grundsätzlich
nicht ausschließt. Es folgte eine großflächige
ethische Diskussion und schlussendlich
wurde nach einem Jahr der entsprechende
Paragraph tatsächlich als nicht mit dem
Grundgesetz in Einklang zu bringend und
entsprechend als nichtig erkannt.
Insoweit hätte das Gesetz nun noch nichts
direkt mit der Unschuldsvermutung zu tun,
da man ja ohnehin wüsste, daß die eventuell
abgeschossenen Passagiere unschuldig
sind, im gleichen Gesetz wurde aber auch
die „Zuverlässigkeitsüberprüfung“ (ZÜP) für
mit der Luftfahrt in Verbindung stehendes
Personal eingeführt. Es handelt sich hierbei
um eine freiwillige Überprüfung seiner selbst
durch die Behörden, die von Piloten jedweden Fluggerätes ebenso verlangt wird wie
von Bodenpersonal auf Flughäfen. Durch die
Freiwilligkeit hat man selbst aus eigenem
Antrieb in regelmäßigen Abständen den entsprechenden Antrag an die Behörde zu stellen, sich überprüfen zu lassen, womit man
natürlich nebenbei auch sämtliche Kosten
trägt. Für die Überprüfung stehen der Behörde die Archive der Polizei, des Bundesgrenzschutzes, weiterer ähnlicher Einrichtungen
und nicht zuletzt der deutschen Geheimdienste offen. Unter welchen Voraussetzungen Unzuverlässigkeit gegeben ist wurde
im Gesetz nicht eindeutig definiert und ist
damit von der Behörde relativ frei zu interpretieren, wer als unzuverlässig eingestuft
wurde, hat aber seine Fluglizenz abzugeben,
was für den Privatpiloten unangenehm ist,
da er damit von der Ausübung seines Hobbys ausgeschlossen ist, für den Linienpiloten
den Entzug der Lebensgrundlage nach sich
ziehen würde. Lizenzentzug ist übrigens
auch die eingeschlagene Vorgehensweise
bei Nichtteilnahme an der freiwilligen Überprüfung. Nebenbei bemerkt reicht zur Erlan-
Juni 2007
gung eines Waffenscheins ein polizeiliches
Führungszeugnis und eine einmalige psychologische Untersuchung.
Im Zuge dieser Zuverlässigkeitsüberprüfung
wird der Unschuldsvermutung nicht mehr
entsprochen, denn jeder Pilot wird zunächst
als potentieller Übeltäter eingestuft und hat
mehr oder weniger selbst im vorhinein
nachzuweisen, daß er unschuldig ist. Die
Freiwilligkeit steht dieser Auffassung zwar
zunächst scheinbar entgegen, aber durch
die Tatsache, daß die ZÜP als Voraussetzung
für die Lizenz gehandhabt wird, entpuppt sie
sich als Farce. Darüber hinaus kann die Zuverlässigkeit relativ beliebig interpretiert
werden, so wurde bereits aufmüpfiges Verhalten gegenüber der Exekutive als Grund
herangezogen oder das (mehrere Jahre zurückliegende) Ersteigern kleiner Mengen an
Chemikalien auf ebay benutzt, um eine Lizenz wenigstens zeitweilig stillzulegen, wie
ich auf einem kleinen Flugplatz nahe München erleben durfte.
Außerhalb der relativ kleinen Gemeinde der
Privatpiloten hat dieses Gesetz trotz allem
kaum Wellen geschlagen, von einigen Zeitungsartikeln abgesehen, von öffentlicher
und schon gar von staatlicher Seite war also
kein Interesse vorhanden, diesen Missstand
auszuräumen. Allerdings verweigerten einige Piloten die ZÜP und klagten nach Entzug
ihrer Lizenz in Hinblick auf die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes. Tatsächlich wurde
inzwischen von etlichen Gerichten bestätigt,
daß die Überprüfung nicht mit der deutschen
Verfassung in Einklang zu bringen ist und in
den nächsten Wochen sollte nach meinem
Wissen das Gesetz auch diesbezüglich überarbeitet werden – also ein Happy End.
daß unsere Staaten im Endeffekt doch funktionieren und es dem mündigen Bürger
möglich ist, seine persönlichen Grundrechte
auch gegen größere Interessensgruppen zu
verteidigen. Offen bleibt hingegen immer
noch die Frage, wie sinnvoll präventive Verbrechens- und Terrorbekämpfung vor dem
Hintergrund der persönlichen Freiheit überhaupt ist. Was soll man beispielsweise von
einem Innenminister halten, der ohne mit
der Wimper zu zucken mehrfach die Präventivhaft fordert? Ich kann darauf keine druckreife Antwort geben, aber sicher ist jeden-
falls, dass die alte Feuerwehrweisheit, daß
Brandvorbeugung besser sei als das Löschen, nicht ohne Umstände auf die Sicherheitspolitik umgelegt werden kann. Man
weiß nie, von wo ein Brand ausgeht und bekanntermaßen können auch Feuerwehrmänner Brandstifter sein. Wenn wir uns allein auf die Hilfe des Heiligen Florian
verlassen, werden wir jedenfalls keine zukunftstauglichen Lösungen finden.
Georg Schiffleithner v/o Schurl
Hier sollte eigentlich die Einladung zur Promotion von unserem lieben Bbr. Edmund
Seidl v/o Parzifal zum
Doctor Cerevisiae et vini
bei ev. K.Ö.St.V. Kuenring Krems stehen.
Da sich der Erscheinungstermin dieser Ausgabe jedoch verschoben hat, und es
somit für eine Einladung zu spät ist, möchten wir die Gelegenheit nutzen um unserem Bundesbruder zu diesem freudigen Ereignis zu gratulieren.
Was ersieht man nun aber aus dieser beispielhaften Geschichte? Zunächst einmal,
daß es in mitteleuropäischen Staaten tatsächlich relativ leicht möglich ist, quasi im
Affekt populistisch motivierte und in mehrfacher Hinsicht fragwürdige Gesetze unter
dem Deckmantel der Sicherheit zu verabschieden. Zweitens ist es bemerkenswert
(wenn auch nicht erstaunlich), daß die Mehrheit nur das interessiert, was sie selbst direkt betrifft, Weiterdenken ist eine Ausnahmeerscheinung. Man sieht allerdings auch,
25
Juli 2007
Rede zur Landesvaterkneipe
Lage. Das ist insofern interessant, denn die
Ersparnis beim Grundkauf und der bei gleichen finanziellen Mitteln höhere Anteil für
Energiesparmaßnahmen wird zu einen guten Teil durch den erhöhten und motorisierten Individualverkehr kompensiert.
Vor einigen Monaten hat mich der hohe Senior gebeten, die Rede zum Landesvater zu
halten. Ich habe das gerne angenommen,
weil mir Reden abseits der vier Prinzipien
immer sehr gut gefallen und ich mir selbst
der beste Garant dafür bin. Ich hoffe also,
dass euch meine Gedanken einen interessanten Blickwinkel bieten werden.
Zu der Zeit da mich der Anruf des hohen
Seniors erreichte beschäftigten mich als
frisch gebackenen Hausbesitzer ganz andere Probleme. Es war der erste Winter im
neuen Haus und es drängte sich die Frage
auf, ob alle Innenausbauten, die hauptsächtlich aus meiner Hand stammen, auch technisch einwandfrei gelungen sind? Ist die
Dampfsperre richtig verklebt? Ist die Gipsverkleidung richtig gespachtelt? Kann der
Wind durch den Aussenputz ins Haus ziehen?
Jetzt ist es nicht so, dass ich unter argen
Störungen leide. Es war damals allerdings
die Zeit, in der sich die Baumärkte und das
Land mit Energiespartipps in Szene gesetzt
haben. Die Zeit, in der man dem Häuslbauer
erkärte, und auch noch immer erklärt, dass
die Erfüllung des modernen Hausbaus im
Styropor liegt, dass in unsere Häuser nur
noch gefilterte Luft kommen soll und wir nur
noch in einer luftdichten Gebäudehülle überleben können. In einer Zeit, in der Häuser in
Randlagen, im kleinsten Dorf die selbe Förderung bekommen, wie Häuser in zentraler
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Insofern ist auch interessant, dass die aufgewendeten Kosten für Energiesparmaßnahmen bei Weitem nicht von den Förderungen gedeckt werden. Muss man daher
diese Maßnahmen finanzieren, hat man zum
Teil mit einer Amortisationsdauer von 40
Jahren und mehr zu rechnen – wenn in dieser Zeit die Anlage nicht kaputt wird.
Beispiele gäbe es da viele, jetzt aber zurück
zu meiner Geschichte: Die Kampangne des
Landes schlechtes Gewissen zu erzeugen,
hat bei mir voll gegriffen. Wobei es eigentlich
kein schlechtes Gewissen war, sondern die
totale Verunsicherung. Um dieser zu entgehen, habe ich mich dann ins Auto gesetzt
und bin zu meinen Eltern gefahren um mir
guten Rat zu suchen. Dort musste ich feststellen, dass meine Mutter gerade mit der
Verarbeitug der mittlerweile eingesetzten
Ernährungskampagne des ORF beschäftigt
war. So kam ich vom Regen in die Traufe.
Zum Handkuss gekommen ist dann Bundesbruder Sarek, mit dem ich wöchentlich auf
der Bude Bier trinken und Probleme und
Geschichten wälzen war. Er musste sich diese Litanei Woche für Woche anhöhren. In
mir ist dann immer mehr der couleustudentische Unmut gewachsen. Warum couleurstundentisch?
Ich kann mich noch gut an meine Fuchsenzeit erinnern. Mein damaliger Fuxmajor hat
uns von den Ursprüngen der Corporationen
in Jena und auf der Wartburg erzählt. Von
den aufgeklärten Studenten, die in der Revolution 1848 gemeinsam mit den Arbeitern
gekämpft haben. Unsere Farbenbrüder waren so aufgeklärt, dass sie die damaligen
absolutistischen und konstitutional-monarchistischen Herrscher für eine Bedrohung
erachten haben. Um dem entgegenzuwirken
und um das Herrscherhaus zu besänftigen,
hat man damals eine Veranstaltung inszeniert, die die Treue zum Kaiser und Landesherren trotz der liberalen Ideen sybolisieren
sollte: die Landesvaterkneipe, bei der man
seinen Deckel symbolisch für sein eigenes
Leben opfert.
Ich denke nicht, dass wir im Moment fehlende Treue zum Landesherren, also zum
Volk, zu uns selbst zeigen. Vielmehr fehlt es
uns und der Gesellschaft an Liberalität. Derzeit sind in manchen gesellschaftspolitischen Bereichen absolutistische Regime
zu entdecken. Sei es der ORF Neu mit seinen
Themenschwerpunkten die das Verhalten
bei der Ernährung und beim Hausbau vorschreiben. Sei es der Minsiter Pröll, der uns
vorschreiben will, wie und wo wir Urlaub
machen dürfen und selbst fast jede Woche
nach Brüssel fliegt. Sei es das Land, das auf
Kosten der Häuslbauer seine Kyoto-Ziele
umsetzt. Und nicht nur dass man einfach
diese Vorschreibungen machen will, man
schürt und stützt diese Situation mit der
Angst der Leute, mit einer Panikmache.
Aufklärung auf den verschiedenen Gebieten
ist in Ordnung – aufklären aber nicht verunsichern. Ich halte es da mit dem deutschen
Minister Struck, der gemeint hat: „Wir müssen endlich aufhören jede Woche eine neue
Sau durchs Dorf zu treiben.“
Vielmehr müssen wir Studenten wieder vorangehen und den Leuten die Selbstbestimmung in ihrem Leben zurückgeben und sie
vom Gängelband der Medien und Politik befreien. Im Moment sind die Versuche sich in
das Alltagsleben der Leute einzumischen
sehr groß. Wir haben sozusagen in aufgeklärter Weise eine couleurstudentische Verantwortung, die wir wahrnehmen müssen.
Mag. Reinhard Ossberger v/o Rizzo
In tiefer Trauer
gibt die K.Ö.St.V. Comagena Tulln das Ableben ihres
Bundesbruders
Außenminister a.D.
UN-Generalsekretär a.D.
Bundespräsident a.D.
Dr. Kurt Waldheim v/o Armin
* 21. Dezember 1918
† 14. Juni 2007
bekannt.
Bbr. Armin wurde am 8. Oktober 1933 als Gründungsfuchs rezipiert. Sein Leibbursch war Bbr.
Prof. Mag. Josef Tasler v/o Tassilo. Er bekleidete im Sommersemester 1935 die Charge des
Conseniors und im Wintersemester 1935/36 die des Seniors Comagenae.
Bbr. Armin war von 1955 bis 1956 ständiger österreichischer Beobachter bei den Vereinten
Nationen. Von 1964 bis 1968 war er ebendort ständiger österreichischer Vertreter. Nach seiner
zweijährigen Amtszeit als Außenminister der Republik Österreich nahm er 1970 sein Amt bei
den Vereinten Nationen wieder auf und wurde 1971 zum UN-Generalsekretär gewählt. Dieses
Amt übte er von 1972 bis 1981 aus. Von 1986 bis 1992 war er Bundespräsident der Republik
Österreich.
Bbr. Armin ist unserer Verbindung stets treu geblieben, hat sich stets offen zum
Couleurstudententum bekannt und war ein Vorbild für alle Comagenen. Zuletzt besuchte er uns
zum 70. Stiftungsfest am 9. November 2003.
Wir geleiten unseren verstorbenen Bundesbruder am Samstag, 23. Juni 2007, plenis coloribus
zur letzten Ruhe. Nach einem ab 10:00 Uhr im Wiener Stephansdom von Kardinal Christoph
Schönborn gehaltenen Requiem wird Bbr. Armin um 14:00 Uhr in der Bundespräsidentengruft
am Wiener Zentralfriedhof zu Grabe getragen.
Fiducit toter Bruder
Stephan Schiffleithner v/o Rödel
Mag. Peter Oppeker v/o Oppi
Senior
Philistersenior
20.07. Aubad
Aubadfest
Grillerei von den Philistern Tullinae
04.08. Salzturm
Seidl-Party
17.08. Salzturm 20.00
Messe Opening
Kulinarische Verwöhnungen und frisches Hirter Bier vom Fass
for free für alle Messehelfer. So kann die Donauhalle kommen!
23.08.-27.08.
Internationale Gartenbaumesse
Die Messeorganisatoren sind für jede hilfreiche Hand dankbar!
Falls unzustellbar, bitte zurück an:
Comagena Tulln, Donaulände 38, 3430 Tulln
Österreichische Post AG
Info.Mail Entgelt bezahlt
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