Biodiversität und Klimawandel - conservation

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Biodiversität und Klimawandel
Status quo
Teil I:
Wechselwirkungen zwischen Biodiversität und Klimawandel mit Bezug
auf Umweltdienstleistungen
Katrin Vohland
(März 2008)
1
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
2
Abbildungsverzeichnis
4
Tabellenverzeichnis
4
Boxverzeichnis
4
1 Einleitung
6
1.1 Menschengemachter Klimawandel
6
1.2 Die Bedeutung der Biodiversität für den Menschen
7
2 Derzeitige und zukünftige Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität10
2.1 Überblick über Prozesse und Mechanismen
10
2.2 Ökosysteme
14
2.3 Agrar-Ökosysteme
17
2.4 Regionale Aspekte
18
3 Auswirkungen der Minderungs- und Anpassungsstrategien auf die Biodiversität23
3.1 Auswirkungen der Klima-Minderungstragien auf die Biodiversität
23
3.2 Auswirkung der Klima-Anpassungsstrategien auf die Biodiversität
25
4 Biodiversität als Element von Minderungs- und Anpassungsstrategien
26
5
4.1 Biodiversität als Element von Minderungsstrategien
26
4.2 Biodiversität als Element von Anpassungsstrategien
30
Die Bedeutung von Biodiversität unter Klimawandel in der internationalen
Strukturpolitik
32
5.1 CBD – Konvention zur biologischen Vielfalt
33
5.2 UNCCD – Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation
33
5.3 UNFCCC – Klimarahmenkonvention
34
5.4 Ramsar Konvention zu Feuchtgebieten
34
5.5 WB – Weltbank
36
5.6 Trade-offs und Synergien in der internationalen Strukturpolitik
36
6 Schlussfolgerungen
6.1 Der Klimawandel bedroht Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen
38
38
6.2 Klima-Minderungs- und -Anpassungsmaßnahmen können sich negativ auf die Biodiversität auswirken
39
2
6.3 Biodiversität kann einen wichtigen Beitrag zur Minderung und Anpassung leisten40
6.4 Der Schutz von Biodiversität muss proaktiv in verschiedenen Politikbereichen verankert werden
42
7 Literatur
45
3
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1.1: Schematische Darstellung der funktionellen Zusammenhänge
zwischen Klimawandel, Biodiversität und der Sicherung der Lebensgrundlage,
verändert nach einem Bericht der Royal Society (Royal Society 2007).
6
Abbildung 1.2: Anthropogen überprägte Biome der Erde (aus Ellis and Ramankutty
2008)
9
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1.1: Globaler Zustand von Ökosystemdienstleistungen (Millennium Ecosystem
Assessment 2005, S. 7) (Der Status gibt an, ob sich der Zustand der
Dienstleistungen in jüngster Vergangenheit global verbessert oder verschlechtert
hat)
8
Tabelle 2.2: Kumulative CO2 Emissionen von 1700-1990 aufgrund von historischen
Landnutzungsänderungen, aufgeschlüsselt nach Ländern (verändert nach
Campos, Muylaert et al. 2005)
12
Tabelle 4.3: Praktiken zur Speicherung von Bodenkohlenstoff und die Auswirkungen
auf biodiversitätsrelevante Parameter, verändert nach (Hutchinson et al. 2007).29
Tabelle 5.4: Ausstattung der vier großen Umweltkonventionen CBD, UNCCD, UNFCCC
und Ramsar.
32
Boxverzeichnis
Box 2.1: CO2-Düngeeffekt
13
Box 2.2: Korallenriffe
16
4
Box 2.3: Feuer 19
Box 2.4: Abholzung in Afrika
21
Box 4.5: REDD (Reduced Emissions from avoided Deforestation and Forest
Degradation) – Verminderte Emissionen durch Vermeidung von Entwaldung und
Degradation von Wald
27
Box 4.6: Beispiel Renaturierung des Jhelum-Feuchtgebietes
31
Box 5.7: Fallstudie zur Wirksamkeit der Ramsar-Konvention in Mangrovenwäldern
Vietnams 36
Box 6.8: CBD COP9 und Waldschutzgebiete
43
5
1 Einleitung
Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Klimawandel, Biodiversität und der Sicherung der Lebensgrundlage (Abbildung 1.1). Je direkter die Menschen von den Umweltdienstleistungen der Biodiversität zur Deckung ihres Bedarfes an Nahrung, Kleidung, sauberem
Wasser und Unterkunft sowie zum Schutz vor Naturgewalten abhängig sind, desto vulnerabler sind sie gegenüber negativen Veränderungen.
Abbildung
1.1:
Schematische Darstellung der funktionellen Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Biodiversität
und der Sicherung der Lebensgrundlage, verändert nach einem Bericht der Royal Society (Royal Society 2007).
1.1
Menschengemachter Klimawandel
Der Weltklimarat (IPCC) als ein zwischenstaatliches wissenschaftliches Beratergremium versucht, die Auswirkungen des Klimawandels auf verschiedene Bereiche, die den Menschen
und seine belebte und unbelebte Umwelt betreffen, zu quantifizieren, also a) den Emissionen
bestimmte Klimaveränderungen zuzuordnen, und b) die Auswirkungen der Klimaveränderungen zu beziffern. International wurde in diesem Prozess als politsche Zielgröße das 2°C
Ziel etabliert, d.h. dass die globale Mitteltemperatur nicht mehr als +2°C gegenüber vorindustriellen Werten (zwischen 1861 und 1890) steigen soll. Bei einem Anstieg der globalen Mitteltemperatur um mehr als 2°C wird angenommen, dass intolerable Schäden in der Zusammensetzung und Funktion der heutigen Ökosysteme nicht ausgeschlossen werden können.
Auch wenn die Einhaltung des 2°C Ziels nicht alle Schäden an Ökosystemen und die damit
verbundene Gefährdung der menschlichen Lebensgrundlage verhindern kann, wird es durch
unterschiedliche Verhandlungsstränge bestätigt (u.a. UNFCCC, Kyoto Protokoll, G8 etc.).
Die wichtigsten Aussagen des kürzlich veröffentlichten Berichtes des Weltklimarates (IPCC
2007) sind, dass der Klimawandel a) mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bereits beobachtet
wird, und b) mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit anthropogen verursacht ist.
6
Der Klimawandel begann mit dem Verbrennen fossiler Kohlenstoffvorräte wie Kohle, Öl und
Gas mit Einsetzen der Industrialisierung. Hinzu kamen Emissionen aus Landnutzungsänderungen, insbesondere der Rodung von Wäldern, sowie aus der Landwirtschaft. Seitdem wurden über Brennstoff, Zementproduktion, Abholzung und Landnutzung 244 Milliarden Tonnen
CO2 freigesetzt, die zu 57% in der Atmosphäre, 36% im Meer und zu 14% in der aktuellen
Vegetation und dem Boden (Biosphäre) gespeichert sind.
Über den Treibhauseffekt, bei dem Gasmoleküle wie z.B. Wasserdampf, aber auch Kohlendioxid, Methan und Stickoxide wirksam sind, wird ein Teil der Sonnenenergie in der Atmosphäre gespeichert. Durch die erhöhte Freisetzung dieser klimawirksamen Gase in die Atmosphäre hat sich die Temperatur seit Beginn der Industrialisierung global bereits um 0,7 °C erhöht.
Zukunftsszenarien wie die sogenannten SRES1- Szenarien berücksichtigen das globale Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum, aber auch globale fossile Kohlenstoffvorräte. In Abhängigkeit von den getroffenen Annahmen z.B. bezüglich des zukünftigen Bevölkerungswachstums, der Art der Energieversorgung oder der Handelssysteme wird der Ausstoß von Kohlendioxid noch unterschiedlich lange anhalten und unterschiedlich hoch sein. Dies wird sich
entsprechend auf die globale Temperaturerhöhung auswirken.
Selbst wenn der anthropogene Treibhausgasausstoss sofort aufhören würde, würde die
Temperatur aufgrund der verbleibenden Treibhausgase noch steigen.
1.2
Die Bedeutung der Biodiversität für den Menschen
Der globale Klimawandel wirkt über unterschiedliche Mechanismen auf die Biodiversität. Biodiversität beschreibt die Vielfalt von Leben auf unterschiedlichen Organisationshierarchien,
von der genetischen Vielfalt über die Artenvielfalt bis hin zur Vielfalt von Ökosystemen. Entsprechend vielfältig sind auch die Ökosystemfunktionen, die von der Assimilation von Kohlenstoff bis zur Produktion von Biomasse, Bestäubung, Ausbreitung von Organismen und deren Zersetzung reichen. Die Umweltdienstleistungen, also die durch Menschen beanspruchten und benötigten ökosystemaren Prozesse, hängen von der Biodiversität ab. Das Millenium Ecosystem Assessment (MA; Reid 2005) teilt diese Umweltdienstleistungen in produktive
Dienstleistungen wie z.B. die Produktion von Nahrungsmitteln, Brennholz oder Baummaterialien, regulative wie z.B. die Reinigung von Wasser und Luft sowie den Schutz vor Überflutungen, kulturelle wie z.B. die Deckung religiöser Bedürfnisse und unterstützende Dienstleisungen wie Bestäubung oder Bodenbildung, ein.
Im 2005 veröffentlichten Bericht des MA wird für alle Weltregionen der Zustand der für Menschen direkt relevanten Ökosystemdienstleistungen dargestellt (Tabelle 1.1). Gerade in Regionen mit geringer Wirtschaftskraft, in denen die Menschen sehr direkt von den Umweltdienstleistungen der lokalen Biodiversität abhängen, sind die Wirkungen des Klimawandels
stark spürbar und werden sich aller Voraussicht nach in Zukunft noch verschärfen.
1
Special Report on Emission Scenarios
7
Tabelle 1.1: Globaler Zustand von Ökosystemdienstleistungen (Millennium Ecosystem Assessment
2005, S. 7) (Der Status gibt an, ob sich der Zustand der Dienstleistungen in jüngster Vergangenheit
global verbessert oder verschlechtert hat)
Umweltdienst-leistung
Unterkategorie
Status
Bemerkung
Produktive Dienstleistungen
Nahrung
Fasern
Kulturpflanzen
Tierhaltung
▲
▲
Wildfische
▼
Aquakultur
Wilde Früchte
▲
▼
Holz
+/-
Fasern (Baumwolle, Hanf, Seide)
Brennholz
+/▼
Erhöhung der Produktivität
Erhöhung der Produktivität
Verringerte Produktivität aufgrund von
Übernutzung
Erhöhung der Produktivität
Verringerte Produktion
Waldverlust in einigen Regionen,
Wachstum in anderen
Verringerte Produktion in einigen Regionen, Wachstum in anderen
Verringerte Produktion
Verlust aufgrund Aussterbeereignissen und verringerter genetischer Vielfalt von Kulturpflanzen
Genetische Ressourcen
▼
Biochemische Stoffe, traditionelle Medizin, pharmazeutische Stoffe
▼
Verlust aufgrund von Aussterbeereignissen und Übernutzung
Süßwasser
▼
Nicht nachhaltige Nutzung von Trinkwasser, Industriewasser und Bewässerung
Regulierende Dienstleistungen
Schädlingsbekämpfung
▼
Bestäubung
Schutz vor natürlichen Katastrophen
▼
Verringerung der Selbstreinigungskraft der Atmosphäre
erhöhte Kohlenstoffsequestrierung
überwiegend negative Einflüsse
Abhängig von spezifischen Veränderungen und räumlicher Lage
Erhöhte Bodendegradierung
Verschlechterte Wasserqualität
Abhängig von spezifischen Veränderungen
Natürliche Kontrolle aufgrund von
Pestiziden verschlechtert
Offenbar Rückgang in Bestäubern
▼
Rückgang natürlicher Puffer
Luftreinhaltung
Klimaregulierung
▼
global
regional und lokal
▲
▼
Wasserregulierung
+/-
Erosion regulation
Wasserreinhaltung
Regulierung von Krank-heiten
▼
▼
+/-
Kulturelle Dienstleistungen
Spirituelle und reliöse Werte
▼
Ästhetische Werte
▼
Erholung und Ökotourismus
+/-
Schneller Verlust von geheiligten Orten und Arten
Verschlechterung der Fläche und
Qualität unberührter Natur
Höhere Erreichbarkeit aber hohe Degradation
Schwierigkeiten bei der Deckung elementarer Lebensbedürfnisse führen zu einem Verharren
in Armut und damit zu unzureichender Bildung und Gesundheit. Der Klimawandel und seine
Auswirkungen auf die Biodiversität kann die Armutsfalle verschärfen.
8
In enger Wechselwirkung mit den Einflüssen des Klimawandels auf die Biodiversität steht der
Verlust an Habitaten. Der mittlerweile überwiegende Teil (75 %) der Landoberfläche ist vom
Menschen überformt, weswegen einige Forscher nur noch bedingt von Biomen, sondern
stattdessen von anthropogenen Biomen sprechen (Ellis and Ramankutty 2008, siehe Abbildung 2).
Abbildung 1.2: Anthropogen überprägte Biome der Erde (aus Ellis and Ramankutty 2008)
Neben den überwiegend negativen Folgen für die Biodiversität gibt es aber gerade durch
den Klimawandel, z.B. im Rahmen des Kyoto-Protokolls, Instrumente und Kompensationsmöglichkeiten, die über den Weg der Kohlenstoffbindung / Kohlenstoffsequestrierung positive Effekte auf die lokale Biodiversität, und damit die Lebensqualität, haben und in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) aufgegriffen werden können.
Dieses Gutachten soll dazu dienen, a) eine umfassende Übersicht über die Problematik zu
geben, und b) prioritäre Handlungsbereiche aufzuzeigen.
9
2 Derzeitige und zukünftige Auswirkungen des Klimawandels auf
die Biodiversität
Es gibt eine Reihe von Veränderungen in der Biodiversität, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf den Klimawandel zurückgeführt werden können. Im ersten Teil dieses Abschnittes werden die Mechanismen beschrieben, die für eine Veränderung der Biodiversität relevant sind. Im zweiten Teil wird auf die für die EZ relevanten großräumigen Ökosysteme und
Regionen in Afrika, Lateinamerika und Asien sowie die internationale Strukturpolitik eingegangen.
2.1
Überblick über Prozesse und Mechanismen
Eine weitere Erhöhung der Temperatur und die damit verbundenen Änderungen in Niederschlagsmustern sowie ein weiterer Anstieg des Meerespiegels werden negative Folgen für
die Biodiversität haben. Projektionen, die Aussagen hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität treffen, beruhen auf unterschiedlichen Prozessen und Mechanismen.
Generell läßt sich festhalten: je enger die Nische ist und desto spezialisierter die Arten sind,
desto geringer sind die Überlebenschancen. Damit wird der Klimawandel zu einer weiteren
Homogenisierung von natürlicher Vielfalt führen, da Generalisten höhere Überlebenschancen haben als Spezialisten.
2.1.1
Einfluss des Klimawandels auf die Artenvielfalt
Tier- und Pflanzenarten sind an die jeweiligen Umweltbedingungen angepasst. Es gibt physiologische Grenzen, die im Allgemeinen weiter gefasst sind als die in der Natur beobachteten Verbreitungsgrenzen. Einige Arten vertragen z.B. keinen Frost, andere keine Trockenheit. Verändern sich die klimatischen Umweltbedingungen aufgrund der globalen Erwärmung, verändern sich die Lebensbedingungen für Arten. Bereits zu beobachten ist, dass in
vielen Gebieten der Anteil wärmeliebender Arten zunimmt. Dabei spielen insbesondere bei
der Zunahme exotischer invasiver Arten klimatische Veränderungen mit anderen Faktoren
(Handel, Reisen etc.) zusammen.
Tendentiell wandern Arten entlang des Wärmegradienten zu den Polen und hangaufwärts,
aber es werden auch Ost-West Wanderungen aufgrund des Kontinentalitätsgradienten beobachtet.
Dennoch wird es nicht allen Arten gelingen, in ein klimatisch günstiges Gebiet nachzuwandern, da dies entsprechende Verbreitungsstrategien voraussetzt. Viele Arten, z.B. Baumarten, sind möglicherweise zu langsam, um mit der Temperaturveränderung Schritt zu halten.
Ein weiteres Ausbreitungshindernis ist starke Fragmentierung der Landschaft. Siedlungen,
Straßen, intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen, aber auch Berge und Meere stellen
für viele Arten Barrieren dar. Ein zusätzliches Hindernis beim Durchqueren der Landschaft,
z.B. für Vögel, stellt der Verlust von Rastplätzen dar.
Veränderte Landnutzungen können auch dazu führen, dass sich die wandernden Arten nicht
am neuen Standort etablieren können. Neben bioklimatischen Bedingungen spielen dabei
edaphische Faktoren sowie die Konkurrenz mit anderen Arten eine Rolle.
Weiterhin wandern nicht alle Arten mit der gleichen Geschwindigkeit. Das kann dazu führen,
dass völlig neue Vergesellschaftungen mit veränderten trophischen Beziehungen entstehen
10
2.1.1.1
Verbreitung von Arten
Es gibt eine Reihe von statistischen Verfahren zur Projektion von zukünftiger Artenvielfalt,
die überwiegend auf Nischenmodellen (bio-climatic envelopes) beruhen. Diese projizieren
unter Berücksichtigung der bio-klimatischen Verbreitungsgrenzen und dem lokal (in der Gitternetzzelle) zu erwartenden Klimawandel das Extinktionsrisiko voraus. Bei einem Anstieg
der mittleren globalen Temperatur um mehr als 2,5-3,5°C, ist ein erhöhtes Aussterberisiko
für ca. 25-30% der bisher untersuchten Tier- und Pflanzenarten wahrscheinlich (IPCC
2007b).
Diese Methodik unterliegt allerdings einigen Limitationen, die auf die begrenzte Erfassung
von mikroevolutiven Anpassungsprozessen und eine Unterschätzung des Beharrungsvermögens von Arten zurückzuführen sind. Auch können evolutive Prozesse wie etwa die langen
Entwicklungszeiträume, die tropischen Regenwäldern zum Aufbau ihrer Artenvielfalt zur Verfügung standen, nicht erfasst werden. Der heute beobachtete Klimawandel ist durch den
menschlichen Einfluss jedoch schneller als alles, was je in der Natur beobachtet wurde.
2.1.1.2
Beziehungen zwischen Arten
2.1.1.2.1 Konkurrenz
Veränderte klimatische Bedingungen sowie ein veränderter Kohlendioxidgehalt der Luft verändern die Konkurrenzbeziehungen zwischen Arten. Großräumig wird dies zu Veränderungen der globalen Biome führen (Lucht, Schaphoff et al. 2006). So wird der Anteil laubabwerfender Baumarten, die besser an Trockenperioden angepasst sind, an der natürlichen Vegetation global zunehmen.
2.1.1.2.2 Synchronisation
Nahrungsnetze werden aber auch vor Ort durch den Klimawandel beeinflusst. Die Phänologie von Futterpflanzen und Wirt bzw. Beutetieren und Prädatoren kann sich gegeneinander
verschieben. Insbesondere in saisonal geprägten Regionen kann es zu Verschiebungen im
Auftreten von Räubern und Beute/Wirt kommen. So führen die warmen Winter dazu, dass
Nistplätze von Zugvögeln bei ihrer Wiederkehr schon von Nicht-Ziehern belegt sind2.
Das Auftreten von Insekten ist teilweise zeitlich mit dem Auftreten von Jungvögeln verschoben. Besonders deutlich werden Verschiebungen, wenn der Lebensrhytmus der einen Art
durch die Tageslänge und der der anderen Art durch Temperaturgrenzen bestimmt wird.
2.1.1.3
Vektoren und Krankheiten
Einige Arten haben negativen Einfluss in Bezug auf den Menschen, auf Haustiere und Nutzpflanzen. Insbesondere unter feuchten und warmen Bedingungen können Pilzerkrankungen
zunehmen. Vektoren wie z.B. Stechmücken können ihr Verbreitungsgebiet ausdehnen und
auch Schädlinge wie z.B. der Maiszünsler scheinen vom wärmeren Klima zu profitieren.
Krankheitserreger wirken zudem im Zusammenhang mit anderen gesundheitlichen Belastungen wie z.B. Luftverschmutzung (Moreno 2006).
Weiterhin gibt es einen zeitlichen Zusammenhang zwischen ENSO Zyklen (El Nino /El Nina)
und Infektionskrankheiten, der eng mit dem Auftreten von Cholera und Malaria korreliert ist
(Kovats, Bouma et al. 2003).
2
Ein Beispiel aus den gemäßigten Breiten ist der Kuckuck. Er findet kaum noch so junge Brutgelege,
dass seine Jungen schnell genug schlüpfen, um die anderen Kücken aus dem Nest zu werfen.
11
Die genauen Ausbruchraten für verschiedene Krankheiten sind dennoch aufgrund des Charakters von Singulärereignissen nur schwer hervorzusagen und entsprechend schwer in politische Handlungsempfehlungen umzusetzen (Kovats, Campbell-Lendrum et al. 2005).
2.1.2
Einfluss des Klimawandels auf den Kohlenstoffhaushalt
Der Kohlenstoffhaushalt ist eng mit der Biodiversität gekoppelt. Im Allgemeinen gilt, dass die
Produktivität von Ökosystemen umso höher ist, desto artenreicher sie sind. Dies lässt sich
darauf zurückführen, dass mehr Nischen besetzt werden können. Auch ist die Resilienz höher, da Störungen über unterschiedliche Prozesse abgepuffert werden können. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Anpassungskapazität bei einer größeren genetischen
Spannbreite höher ist, da sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es Arten gibt, die mit den
klimatischen Veränderungen zurechtkommen.
Die Beziehung zwischen der Biodiversität und dem Kohlenstoffhaushalt ist jedoch nicht eindeutig. Es gibt hochproduktive Ökosysteme, die eher artenarm sind, wie z.B. die schwimmenden Rasen im Amazonas. Tropische Wälder sind hingegen Ökosysteme, die sehr viel
Kohlenstoff in ihrer Biomasse speichern. und zugleich sehr artenreich sind.
Bisher haben Landnutzungsänderungen, wie z.B. die Umwandlung von natürlicher Vegetation in landwirtschaftliche Nutzfläche (Acker, Weide, Plantage), zu geschätzten 136 000 Gg3
Verlusten von Kohlenstoff beigetragen. Das entspricht einer Emission von 499 +/- 205 Tg
CO24 zwischen 1850 und 1990 (IPCC-SR-LULUCF 2000). Die kumulativen Verluste erhöhen
sich unter Einbezug eines größeren Zeitraumes. Zu den größten Emittenten zählen auch einige Entwicklungsländer (siehe Tabelle 2.2).
Tabelle 2.2: Kumulative CO2 Emissionen von 1700-1990 aufgrund von historischen Landnutzungsänderungen, aufgeschlüsselt nach Ländern (verändert nach Campos, Muylaert et al. 2005)
Rang
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
3
4
Land
USA
China
Russland
Brasilien
Argentinien
Kolumbien
Indonesien
Kanada
Ukraine
Australien
Mexiko
Indien
Peru
Südafrika
Neuseeland
Uruguay
Madagaskar
Bolivien
Ethiopien
Nigeria
Gesamt
gG CO2
94 510 039
91 966 840
47 947 918
26 874 135
23 449 961
14 845 516
14 524 112
13 687 125
10 485 305
10 150 583
9 712 561
9 325 574
8 408 154
5 895 131
5 759 131
5 266 281
5 015 104
4 835 512
4 490 826
4 323 450
509 171 975
%
18,6
18,1
9,4
5,3
4,6
2,9
2,9
2,7
2,1
2,0
1,9
1,8
1,7
1,2
1,2
1,0
1,0
0,9
0,9
0,8
100,0
136 000 Gg = 136 Tg
Umrechnung von Kohlenstoff (C) zu Kohlendioxid (CO2) = 3,666667
12
Der CO2-Düngeeffekt (siehe Box 2.1) zeigt sich z.B. darin, dass die Netto-Kohlenstoffbilanz
über die letzten Jahrzehnte positiv war und ohne Wasserlimitierung in nächster Zeit noch
steigen wird (DeFries, Houghton et al. 2002; Morales, Hickler et al. 2007). Allerdings gilt dies
nicht für sehr trockene Jahre, da aufgrund des Wassermangels bei der Atmung der Pflanzen
und der Bodenatmung (Zersetzung von Bodenkohlenstoff) mehr Kohlendioxid freigesetzt
wird als durch den Aufbau von Biomasse assimiliert werden kann.
Box 2.1: CO2-Düngeeffekt
Pflanzen assimilieren Kohlendioxid aus der Luft, und bilden über den physiologischen Prozess der Photosynthese Biomasse. Sie unterscheiden sich u.a. darin, wie sie Kohlendioxid
aus der Luft aufnehmen, die wichtigsten Gruppen sind die C3 und C4 Pflanzen. C4 Pflanzen nutzen Wasser und Kohlendioxid effektiver, sind aber auf eine höhere Wärmezufuhr
angewiesen. Daher überwiegen in den gemäßigten Breiten C3 Pflanzen, während C4
Pflanzen wie Mais oder Zuckerrohr in warmen Gebieten Vorteile haben.
Bei vielen Pflanzen (insbesondere bei den C3 Pflanzen) wirkt CO2 als limitierender Faktor,
so dass höhere CO2 Gehalte zu einer erhöhten Produktivität führen (=CO2-Düngeeffekt).
Kommen andere Limitationen hinzu, wie z.B. Stickstoff, Phosphor oder Wasser, verringert
sich der CO2-Düngeeffekt.
Durch den erhöhten Kohlendioxidgehalt der Luft haben also vor allem C3 Pflanzen einen
Vorteil, der aber durch eine verbesserte Wassernutzungseffizienz der C4 Pflanzen unter
höheren Temperaturen weit überkompensiert wird. Unter invasiven/exotischen Arten finden
sich daher auch überdurchschnittlich häufig C4 Pflanzen.
Die Erwärmung der Atmosphäre hat auch Einfluss auf die Phänologie. Pflanzen treiben früher aus und verlängern damit ihre Vegetationsperiode. Sowohl die verlängerte Vegetationsperiode als auch die erhöhten CO2-Gehalte der Atmosphäre führen dazu, dass global insbesondere die Biomasse von Wäldern steigt.
Der Klimawandel führt weiterhin zu einer Veränderung des Wasserhaushaltes. Damit kann
die Kohlenstoffbilanz in weiten Teilen der Welt negativ werden, insbesondere in Gebieten, in
denen der Wasserstress bzw. das Wasserdefizit zunimmt. Kommt es dann aufgrund der globalen Erwärmung auch noch zu vermehrten Bränden, wird der gespeicherte Kohlenstoff freigesetzt. Zusätzlich wird in diesen Fällen auch der Bodenkohlenstoff oxidiert. Die Verluste
über Oxidierung des Bodenkohlenstoffes und Zerstörung der Vegetation überwiegen dann
die Gewinne durch die Nettoprimärproduktion über den CO2 Düngeeffekt und steigende
Temperaturen. Aktuell sind Entwicklungsländer aufgrund der Umwandlung von Tropenwäldern mit 20% an den weltweiten Kohlendioxid-Emissionen beteiligt.
Ein anderer wichtiger Aspekt ist der Boden. Gerade Moorböden haben sehr große Mengen
an Kohlenstoff gespeichert, der bei Entwässerungen freigesetzt wird. Aber auch der Bodenkohlenstoff in anderen Ökosystemen nimmt unter Bewirtschaftung ab, da die Bodentemperaturen steigen und oxidierende Prozesse zunehmen.
2.1.3
Einfluss des Klimawandels auf den globalen Süßwasserhaushalt
Für alle Ökosystemprozesse wird Wasser benötigt. Der Klimawandel beeinflusst den Wasserhaushalt von Ökosystemen lokal beträchtlich. Eine verringerte Wasserzufuhr vermindert
die Biomasseproduktion. Feuchtgebiete sind davon besonders betroffen, da die Arten dort
auf ausreichende Feuchtigkeit angewiesen sind. In Wäldern können Trockenperioden zu
Bränden führen. Veränderungen im Wasserhaushalt wirken sich außerdem drastisch in Wäl-
13
dern aus, die einen großen Anteil ihres Wassers im lokalen Kreislauf halten (wie z.B. der
Amazonas-Regenwald).
Eine erhöhte Wasserzufuhr kann durch Extremereignisse oder saisonal starke Gletscherschmelze verursacht werden. Dies führt weniger zu direkten Problemen für die Biodiversität,
als dass es vielmehr die lokalen Anpassungskapazitäten überschreitet und große Schäden
auslösen kann. Die erhöhten Wassermengen können nicht mehr im Flussbett, in Feuchtwiesen oder in Mooren aufgenommen werden und führen zu Überflutungen.
Ein weiteres globales Problem betrifft das Abschmelzen der Gletscher. Damit werden Winterniederschläge nicht mehr als Schnee gespeichert, sondern kommen ungebremst in den Flüssen an. Im Sommer fehlt das Gletscherschmelzwasser als Süsswasserquelle für Menschen
und Ökosysteme.
2.1.4
Extremereignisse und Biodiversität
Extremereignisse sprengen per Definition die Anpassungsmöglichkeiten lokaler ökologischer
und gesellschaftlicher Systeme. Klimabedingte Extremereignisse, die Einfluss auf die Biodiversität haben, sind insbesondere Überflutungen, aber auch Hurrikane. Der Monsoon hat
seinen Rhytmus bereits aufgrund des Klimawandels verändert und führt sowohl zu Dürren
als auch zu Überschwemmungen.
Generell ist zu berücksichtigen, dass über die Auswirkungen von Zunahmen oder Verstärkungen von Extremereignissen auf die Biodiversität bisher wenig bekannt ist. Die Verlustmodelle beruhen auf langfristigen Änderungen und berücksichtigen kurzfristige Ereignisse, wie
z.B. tropische Wirbelstürme, nicht.
2.2
2.2.1
Ökosysteme
(Wüsten und) Trockengebiete
Wüsten und Trockengebiete sind durch geringe Niederschläge gekennzeichnet. Ein Teil der
Trockengebiete ist aufgrund von Übernutzung degradiert, es fehlen in vielen Regionen die
(finanziellen) Mittel, um ein effektives Management der Ressourcen (Nahrungsmittel, Futtermittel, Brenn- und Bauholz etc.) zu betreiben.
Der Klimawandel wird insbesondere über die Zunahme von Extremereignissen (Trockenheit
und Überflutungen) wirksam, die aufgrund veränderter ENSO Häufigkeiten entstehen. Die
Vulnerabilität gegenüber Desertifikation wird aufgrund der Zunahme von Dürren zunehmen
(Burke et al. 2006).
Unsicherheit besteht in der Wirksamkeit des CO2-Effektes aufgrund der verschiedenen Rollen von C3 und C4 Pflanzen in verschiedenen Regionen. Während es einerseits aufgrund
des CO2-Düngeeffektes zu einer erhöhten Biomasseproduktion kommen kann, die sich auch
positiv auf den Bodenkohlenstoffgehalt auswirkt, können durch die Abnahme der Niederschläge andererseits auch Feuer zunehmen (IPCC 2007).
2.2.2
Steppen (grasslands) und Savannen
Savannen und Steppen sind durch eine Mischung von Gräsern und holzigen Arten, also Büschen und Bäumen, gekennzeichnet. Feuer und Beweidung spielen eine große Rolle in der
Regulation dieser Ökosysteme. Änderungen aufgrund des Klimawandels werden daher
wahrscheinlich über diese Regulatoren wirken. Temperaturänderungen können zu Wander-
14
bewegungen der Beweider führen, Niederschlagsänderungen zu Änderungen im Feuerregime.
Der Düngeeffekt von CO2 kann möglicherweise die Resilienz von Savannen gegenüber dem
Klimawandel erhöhen (Wang and Eltahir 2002).
Andererseits kann die globale Erwärmung negativ auf die Weidequalität wirken, da Gräser
mit hoher Weidequalität zunehmend durch Sträucher verdrängt werden können 5.
2.2.3
Wälder
Wälder sind durch ein dichtes Kronendach gekennzeichnet 6. Sie sind aktuell am stärksten
durch die Umwandlung in Ackerfläche gefährdet – wobei der Abholzung häufig der kommerzielle Holzeinschlag vorausgeht, ohne den eine großräumige Besiedlung von Kleinbauern in
diesem Ausmaß nicht möglich wäre.
2.2.3.1
Tropischer Regenwald
Die tropischen Regenwälder sind die artenreichsten terrestrischen Ökosysteme. Insbesondere für Pflanzen, aber auch für viele Tiergruppen, gelten sie als Biodiversitäts-Hotspots – Gebiete, die artenreich und gleichzeitig durch menschliche Eingriffe stark gefährdet sind (cf. Myers et al. 2000).
2.2.3.2 Tropischer Trockenwald
Obwohl der tropische Trockenwald (bzw. Miombo in Afrika) nicht so stark im Fokus der internationalen Aufmerksamkeit steht wie der artenreichere und kohlenstoffreichere tropische Regenwald, gehört auch er zu den Ökosystemen mit einer hohen Anzahl indigener und angepasster Arten. Der tropische Trockenwald weist eine hohe Dichte an Säugetieren wie Affen,
Wild und Großkatzen auf. Neben den produktiven Ökosystemdienstleistungen (z.B. Holz)
spielt er gerade in Bergregionen eine wichtige Rolle beim Erosionsschutz. Der Klimawandel
kann aufgrund ausgedehnterer Trockenperioden zu einer erhöhten Frequenz von Bränden
führen.
2.2.4
Bergökosysteme
Berggebiete sind aufgrund der in verschiedenen Höhen – und damit Klimastufen – liegenden
Ökozonen artenreich. Weiterhin spielen sie eine wichtige Rolle als Refugien, auch unter Aspekten des Biodiversitätserhaltes (Hannah 2001). Gleichzeitig sind sie durch den Klimawandel bedroht, da sich die Arten aufgrund der (überproportionalen) Erwärmung von Gebirgen in
immer höhere Gebiete zurückziehen und die montanen kälteliebenden Arten langfristig verdrängt werden.
2.2.5
Limnische Systeme
Limnische Systeme sind über Temperaturerhöhungen (mit Einfluss auf die Sauerstoffsättigung und Nährstoffdynamik) und Änderungen in der Abflussdynamik (Niedrigwasser, Hochwasser, zeitliche Dynamik) direkt vom Klimawandel betroffen.
5
Der im tibetanischen Hochland indigne Enzian (Gentiana straminea) geht bei experimenteller Erwärmung zugunsten eines holzigen Seidelbastgewächses (Stellera chamaejasme) zurück Klein, J. A., J.
Harte, et al. (2007). "Experimental warming, not grazing, decreases rangeland quality on the Tibetan
Plateau." Ecological Applications 17 (2): 541-557.
6
wobei für die FAO Definition 10% ausreichen
15
Feuchtgebiete sind teilweise durch Austrocknung gefährdet. Änderungen in den Monsoonniederschlägen haben einen großen Einfluss auf den Zustand und die Biodiversität der
Feuchtgebiete.
2.2.6
Einfluss des Klimawandels auf die Meeresökosysteme
„Zu hoch, zu warm, zu sauer“ lautete der Titel des Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung für Umweltfragen (WBGU 2006). Und genau diese Eigenschaften
bedrohen die Biodiversität in Meeresökosystemen.
2.2.6.1
Temperaturerhöhung und Meeresspiegelanstieg
Der Klimawandel führt zu einer Erhöhung der Meerestemperatur und zur Beeinflussung der
Nahrungsnetze sowie von Korallenriffen (siehe Box 2.2)
Temperaturerhöhungen bewirken eine Veränderung des Meeresspiegels, da sich das erwärmte Wasser ausdehnt. Hinzu kommt das Wasser, welches von den Gletschern und Polen
abschmilzt. Bis Ende 2100 wird mit einem Anstieg des Meerespiegels um 30 – 90 cm gerechnet (IPCC 2007). Katastrophal würde sich der Meerespiegel erhöhen (6-7 m), wenn z.B.
das Grönländische Eisschild abschmelzen würde.
Die Erhöhung des Meeresspiegels hat zur Folge, dass Salz- und Brackwasser in küstennahe
Süßwasserreservoirs dringt und dazu führt, dass küstennahe Felder und Ökosysteme versalzen. Weltweit sind dadurch ca. 500 Millionen Menschen betroffen (Royal Society 2007).
Box 2.2: Korallenriffe
Besonders drastisch wirken sich höhere Meerestemperaturen auf Korallenriffe aus. Bei einer Erhöhung der durchschnittlichen Temperatur der Meere um 1-2 °C sterben Korallenriffe. Bis Mitte des Jahrhunderts muss davon ausgegangen werden, dass Temperaturen so
oft die Schwellenwerte übersteigen, dass ein Großteil der Korallenriffe ausbleicht und von
Algen besiedelt wird. Verstärkt wird der Effekt durch die erhöhte Erosion von Sedimenten
und durch Verschmutzung. Damit verlieren die Korallenriffe ihre Funktionsfähigkeit als Lebensraum für viele Fische, Krebstiere und andere Meereslebewesen sowie für Meeresvögel und –säuger und somit als Ernährungs- und Wirtschaftsgrundlage für den Menschen
(Shappard 2003; Wilkinson 2004; McWilliams et al. 2005; Wooldridge et al. 2005).
Korallen sind jedoch nicht nur ein wichtiges Habitat für viele Arten, die als Nahrungsquelle
genutzt werden, sondern stellen auch einen mechanischen Schutz dar. Daher erhöht das
Korallensterben die Erosionsgefahr noch weiter.
Auch Meeresschildkröten verlieren Nistplätze, wenn der Meeresspiegel an den Stränden
ansteigt (Fish et al. 2005).
2.2.6.2 Versauerung
Bis heute ist ca. ein Drittel des aus fossiler Verbrennung freigesetzten Kohlendioxids in den
Meeren und Ozeanen gespeichert. Dort reagiert es mit Wasser zu Kohlensäure, bevor es
sich nach längeren Zeiträumen als Karbonat am Meeresboden absetzt. Die Meere und Ozeane sind bereits saurer geworden.
Man geht davon aus, dass bei einem weiteren Eintrag von Kohlendioxid die Meere in ca. 50
Jahren so stark versauern würden, dass die Veränderung in der Meereschemie weitreichende und irreversible Folgen für die Fauna und Flora hätte. Die Versauerung hat Einfluss auf
16
alle marinen kalkbildenden Arten, wie z.B. bestimmte Planktongruppen, Muscheln, Schnecken und Korallen. Damit wird auch die Entstehung von Korallenriffen reduziert.
Diese Faktoren wirken auch auf die Abundanz und Verteilung vieler Meeresorganismen.
Meeressäugetiere, die nicht räumlich ausweichen können, sind besonders empfindlich gegenüber dem Klimawandel (Learmonth et al. 2006).
2.3
Agrar-Ökosysteme
Agarökosysteme sind sehr speziell, da sie stark vom Menschen überformt wurden. Die Wasser- und Nährstoffkreisläufe entsprechen nicht den natürlichen Bedingungen und auch die
Artenzusammensetzung ist überwiegend vom Menschen bestimmt. Die Flächenkonkurrenz
zwischen Landwirtschaft und natürlichen Systemen ist hoch, in vielen Regionen ist der überwiegende Teil der Landoberfläche landwirtschaftlich genutzt (Ellis and Ramankutty 2008).
Entsprechend trägt die Landwirtschaft maßgeblich zum Verlust indigener Arten bei.
In den meisten Teilen der Erde findet man eine Kulturlandschaft, die insbesondere Ökosystemdienstleistungen im versorgenden Bereich, z.B. Produktion von Biomasse für Nahrungsmittel, erfüllt. Darüber hinaus spielt die Kulturlandschaft als halboffene Landschaft im Hinblick auf ästhetische Bedürfnisse eine wichtige Rolle.
Trotz der starken anthropogenen Überprägung verfügen auch Agrarökosysteme über eine
hohe Biodiversität. Bodenorganismen zersetzen Nährstoffe und machen sie für die Pflanzen
wieder verfügbar. Beikräuter sind Nahrungsquelle und Habitat für Insekten, sowohl für Bestäuber und Phytophagen, als auch für Larvenstadien von Prädatoren (z.B. Marienkäfer).
Weiterhin wird die Resilienz der Systeme durch die Vielfalt an angebauten Sorten erhöht.
2.3.1
Agrodiversität
Unter Agrodiversität versteht man die Gesamtzahl an interagierenden Organismen im System, angefangen von der Auswahl der Kulturpflanzen bis hin zu den Bodenlebewesen. Über
den Einfluss des Klimawandels auf Bodenlebewesen und die entsprechende Veränderung
funktionaler Beziehungen ist fast nichts bekannt, da sich die wissenschaftlichen Arbeiten zu
einzelnen Arten überwiegend auf die Ertragsleistungen einiger Kulturpflanzen beziehen. Agrodiversität spielt eine große Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel.
2.3.2
Boden
Die Kombination intensiverer Niederschlagsereignisse mit der Degradation der natürlichen
Vegetation aufgrund von Übernutzung führt zu einer Verstärkung der Erosion. Umgekehrt
führen verminderte Niederschläge und eine höhere Frequenz von Feuern zu einer Degradation von Böden.
Die geographische Lage sowie die Bewirtschaftungsform haben einen großen Einfluss darauf, inwieweit der organische Kohlenstoffgehalt von Böden abnimmt, erhalten bleibt oder zunimmt. In einer (GEF-kofinanzierten) Vergleichsstudie wurde deutlich, dass im brasilianischen Amazonasgebiet höhere Bodenkohlenstoffvorräte lagern als in Jordanien, Kenia oder
Indien, dort aber auch die entsprechenden Verluste durch Entwaldung am höchsten sind.
Demgegenüber sind die Veränderungen in den anderen Gebieten durch Umwandlung von
Savanne in Ackerland (Kenia), Degradation von Weidegebiet (Jordanien) oder Ertragsminderungen (Indien) deutlich geringer (Milne et al. 2007).
17
2.3.3
Biomassequalität und -quantität
Der höhere CO2-Gehalt der Atmosphäre führt in Verbindung mit erhöhten Temperaturen
auch bei Kulturpflanzen zu einer höheren Biomasseproduktion – vorausgesetzt, CO2 war der
limitierende Faktor. Neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Pflanzen sehr
unterschiedlich reagieren, und einen größeren Teil der Energie in Form von Zuckern anstelle
des Eiweißes speichern (Stafford 2007). Damit verändert sich die Qualität der Pflanze im
Hinblick auf die menschliche Ernährung.
Die Zusammenhänge zwischen bioklimatischen Auswirkungen des Klimawandels sowie der
Biomasseproduktion sind auch deswegen komplex, weil weitere Faktoren hinzukommen. So
führt der kombinierte Effekt des Klimawandels mit der hohen Luftverschmutzung in Indien
bereits heute zu einer Verminderung der Reiserträge (Auffhammer et al. 2006). Schon die
Verschiebung, d.h. Verspätung des Monsoon, hat aufgrund der Zunahme von Extremen,
Dürren und Überflutungen, negative Auswirkungen auf Ökosysteme und die dort lebenden
Menschen.
2.3.4
Krankheiten und Schädlinge
Höhere Temperaturen können zu einem vermehrten Auftreten von Krankheiten und Schädlingen führen. So könnte es passieren, dass sowohl die Vektoren, wie z.B. die Anopheles
Mücke, aber auch die Erreger selber, wie z.B. die Plasmodien, in immer höheren Lagen
überleben können.
2.4
Regionale Aspekte
Ökosysteme reagieren unterschiedlich sensitiv auf den Klimawandel. Sowohl die regional bereits beobachteten als auch die erwarteten Klimaänderungen sind räumlich differenziert. Im
Folgenden werden die beobachteten klimabedingten Veränderungen der Biodiversität nach
Regionen getrennt betrachtet.
2.4.1
2.4.1.1
Lateinamerika
Klimaveränderungen und Wasserhaushalt
Lateinamerika war in den letzten Jahren stark von klimatischer Variabilität und dem Auftreten
von Extremereignissen betroffen (IPCC 2007). Dazu gehören die starken Niederschläge in
Venezuela (1999, 2005), die Überflutung der Argentinischen Pampa (2000-2002), die Dürre
im Amazonasgebiet (2005), Hagelstürme in Bolivien (2002) und Argentinien (2006) sowie der
Hurrikane Catarina im Südatlantik.
Die stärksten zukünftigen Temperaturerhöhungen in Lateinamerika werden für den tropischen Teil erwartet, i.e. das Amazonasgebiet. Die stärksten klimabedingten Änderungen für
natürliche Ökosysteme sind über den Wasserkreislauf spürbar. Klimabedingte Starkniederschlagsereignisse haben in vielen Gebieten Mittelamerikas – begünstigt durch die Zerstörung von Bergwäldern – zu Hangabrutschungen geführt. Damit geht auch ein Großteil der Infrastruktur, und damit die in der Vergangenheit erreichten Entwicklungen verloren.
Zudem wirken sich mehrere aufeinanderfolgende Jahre mit extremen Niedrigwassern negativ auf die Fischfauna des Amazonas und seiner Nebenflüsse aus.
18
2.4.1.2
Nebelwald
Die Nebelwälder als eine Besonderheit Mittelamerikas sind durch zunehmende Trockenheit
und ein Zurückziehen des Nebels in höhere Lagen betroffen. Damit sind insbesondere Amphibien und Reptilien stark in ihrer Existenz bedroht, da sie auf eine feuchte Umgebung angewiesen sind7. Zudem leiden viele Froscharten an einer Pilzkrankheit, die möglicherweise
durch den Klimawandel begünstigt wird. Ein Teil der indigenen Froscharten des costa-ricanischen Nebelwaldes ist aus diesem Grund bereits ausgestorben (Pounds et al. 1999).
2.4.1.3
Tropischer Regenwald
Lateinamerika beherbergt mit dem amazonischen Regenwald ein global und regional herausragendes Ökosystem. Es steht schon heute unter Druck und im Konflikt mit der holzverarbeitenden Industrie und der landwirtschaftlichen Nutzung, so dass Ökosystemdienstleistungen wie die Kohlenstoffspeicherung oder die Regulierung des Wasserhaushaltes eingeschränkt sind (Foley et al. 2007). Der Klimawandel verschärft die Situation (Malhi et al.
2008). Obwohl der erhöhte CO2 Gehalt der Atmosphäre im Gegensatz zu zurückliegenden
Perioden die Wassereffizienz erhöht, trägt die aufgrund der gestiegenen Temperaturen erhöhte Pflanzen- und Bodenatmung, verbunden mit der geringeren stomatären Leitfähigkeit,
zum Auftreten lokaler Austrocknungsprozesse bei (Cowling et al. 2004). Es gibt rückgekoppelte Klima- und Vegetationsmodelle, die für den amazonischen Regenwald ein abruptes
Sterben prognostizieren, falls die tägliche Niederschlagsmenge unter 3 mm fällt (Cox et al.
2004).
Wenn sich diese Prozesse – Temperaturerhöhung/Niederschlagsabnahme - verstärken und
durch mehr Brände (siehe Box 2.3) und offene Weide- und Ackerflächen die Niederschläge
aus dem lokalen Wasserkreislauf weiter zurückgehen, kann die Vegetation vom tropischen
Regenwald zu einer Art Savannensystem kippen. Das würde global zu einem immensen
Verlust an Biodiversität führen. Unzählige Tier- und Pflanzenarten würden aussterben, und
mit ihnen genetisches Potential, welches damit nicht mehr zur Nachzucht von Kulturpflanzen
oder für pharmazeutische Zwecke zur Verfügung steht.
Box 2.3: Feuer
Durch Abholzung und Klimawandel stieg die Vulnerabilität des amazonischen Regenwaldes gegenüber Dürren ab Mitte der 90ziger Jahre sprunghaft an. In der Folge kam es zu
einem Anstieg von Feuern, in der Dürre 1997/8 brannten weite Teile des brasilianischen
Bundesstaates Roraima. Neben der Gefährdung, die dieses Zusammenspiel für das gesamte System beinhaltet, beeinträchtigen die bei den Feuern entstehenden Aerosole bereits heute die Gesundheit der Bevölkerung.
2.4.1.4
Trockenwald
Bei einer globalen Betrachtung der Gefährdung von tropischen Trockenwäldern ist der südamerikanische Trockenwald aufgrund der prognostizierten Rückgänge der Niederschläge am
stärksten vom Klimawandel betroffen (Miles, Newton et al. 2006)8. In Südamerika und Afrika
7
Die globale Amphibienkrise, nach der ca. ein Drittel aller Arten vom Aussterben bedroht sind, führt
insbesondere den Habitatverlust als Begründung an (http://www.globalamphibians.org/threats.htm).
In einigen Regionen ist der Klimawandel der wichtigste Faktor, der zum Verlust von Habitaten beiträgt. Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass der Klimawandel in einigen Regionen Habitatverlust beitragen wird.
8
Wird die Gefährdung der Trockenfelder unter Einbeziehung aller untersuchten Triebkräfte (Klimawandel, Habitatfragmentierung, Feuer, Bevölkerungsdichte, Umwandlung in Ackerland) untersucht,
19
weist er zudem noch höhere Abholzungsquoten auf als der Tropische Regenwald (DeFries,
Houghton et al. 2002).
Besonders gefährdet sind die Trockenwälder der Andentäler, da dort der Nutzungsdruck zunimmt, viele endemische Arten beheimatet sind und keine Schutzgebiete existieren (Miles,
Newton et al. 2006).
2.4.1.5
Artenvielfalt
Die bioklimatischen Bedingungen werden sich für einige Arten verändern, mit der Folge, daß
diese keine geeigneten Lebensräume mehr vorfinden werden. In vielen Bergregionen insbesondere des Andengürtels wird bereits beobachtet, dass aufgrund der klimawandelbedingten
Temperaturerhöhungen die Artenvielfalt zurückgeht und die Anzahl kälteliebender Arten abnimmt.
2.4.2
Afrika
Afrika ist einer der verletzlichsten Kontinente gegenüber Klimawandel (IPCC 2007). Die extremen Veränderungen der Biodiversität finden statt auf einem Kontinent mit großflächiger tiefer Armut, schwachen Regierungen und Institutionen, eingeschränktem Zugang zu Ressourcen und Märkten, und vielen Ländern, die in bewaffnete Konflikte verwickelt sind oder unter
Epidemien leiden.
2.4.2.1
Klimaveränderungen und Wasserhaushalt
Der Klimawandel macht sich in Afrikas Ökosystemen insbesondere durch Veränderungen
der Niederschlagsverteilungen bemerkbar. Es ist bereits eine Zunahme von Extremereignissen zu verzeichnen, sowohl Trockenperioden als auch Überschwemmungen nehmen zu.
Die innertropische Konvergenzzone hat sich in den letzten Jahrzehnten verschoben. Die dadurch erhöhten Niederschläge haben zu einem „greening of the Sahel“, einem vermehrten
Pflanzenwachstum im Sahel geführt, welches über Satellitenbildauswertungen bestätigt wird
(Hickler et al. 2005).
Aufgrund der begrenzten Datenlage regionaler Klimaszenarien für Afrika gibt es große
Spannbreiten in den erwarteten Temperaturänderungen. Die globalen Zirkulationsmodelle
prognostizieren höhere Temperaturen als die lokalen, die Spannbreite reicht von gut 3 °C – 7
°C höhere Durchschnittstemperaturen in einigen Regionen.
Die zu erwartenden Folgen des Klimawandels für die Biodiversität wird jedoch am stärksten
über den Wasserhaushalt spürbar sein. Für Nord- und Südafrika werden tendenziell sinkende Niederschlagsmengen vorausgesagt, für Zentralafrika jedoch steigende. Für die westliche
Sahara widersprechen sich die Modellprojektionen am stärksten. Sie reichen von weiterer
Austrocknung bis hin zum Ergrünen der Sahara.
Neben der Durschnittsmenge der Niederschläge spielen Extremereignisse eine wichtige Rolle. Möglicherweise kommt es über den Seychellen zu einer verstärkten Bildung von tropischen Wirbelstürmen (IPCC 2007).
2.4.2.2 Gletscher
Auch Bergregionen werden zunehmend vom Klimawandel betroffen sein. Der Gletscher am
Kilimandjaro hat seine Ausdehnung im letzten Jahrzehnt deutlich verringert. Das weitere Absind in Eurasien v.a. NO Indien, Sri Lanka und Thailand gefährdet, in Afrika Zimbabwe, Zambia, Sudan und Äthiopien, und in Amerika Mexiko, Kuba, Venezuela, N-Kolumbien, Zentralbolivien und OBrasilien.
20
schmelzen des Gletschers kann zum Verlust dieses Süßwasserspeichers führen. Entgegen
der globalen Trends steigt die Waldgrenze am Kilimandjaro jedoch nicht, sondern bewegt
sich hangabwärts. Erklären lässt sich diese Tatsache damit, dass das Aufkommen holziger
Vegetation aufgrund der klimawandelbedingten Zunahme von Feuern reduziert wird (Hemp
2005).
2.4.2.3 Regenwald
Für die Zentralafrikanischen Regenwälder rechnen einige Wissenschaftler aufgrund des Klimawandels mit einem Rückgang der Arten um bis zu 40 % bis 2085 und mit einer Verringerung des Verbreitungsgebietes vieler Gefäßpflanzen (McClean, Lovett et al. 2005). Auch die
aktuellen Abholzungsraten wirken sich auf den Zustand der afrikanischen Regenwälder aus
(vgl. Box 2.4).
Box 2.4: Abholzung in Afrika
Potentiell könnte die Biomasse in Afrika steigen und damit ökosystemare Dienstleistungen
wie die Kohlenstoffsequestrierung oder Landschaftskühlung erbringen. Diese Effekte werden aber bei den Abholzungsraten, die aktuell in weiten Gebieten Afrikas beobachtet werden, nicht wirksam werden können (Bounoua et al. 2002).
Die Biodiversität der tropischen Wälder Afrikas ist außerdem durch Kriege bedroht, welche
zu den aktuellen Abholzungsraten beitragen. Allerdings spielt auch die Walddegradation
aufgrund von Feuern und der Nutzung von Holz für energetische Zwecke eine große Rolle.
2.4.2.4 Karoo
Direkt durch den Klimawandel besonders gefährdet sind die südafrikanischen Ökosysteme
Fynbos9 und sukkulente Karoo10, die nach Modellrechnungen über 50 % ihres aktuellen Verbreitungsgebietes einbüssen werden (Midgley, Hannah et al. 2002). Die Proteaceae der Kapregion sind ebenfalls gefährdet, da sich neben dem Klimawandel die starke Landschaftsfragmentation negativ auf die Artenzahlen auswirkt (Williams, Hannah et al. 2005). Auch von
einigen Savannenbäumen ist bekannt, dass sie empfindlich auf extrem erhöhte Temperaturen reagieren (Chidumayo 2001). Weiterhin hat die Zunahme invasiver Arten in den empfindlichen Fynbos-Ökosystemen dazu geführt, dass sich der Wasserhaushalt der ganzen Region
verschlechtert hat.
2.4.2.5 Savannen
Auch Savannen (grasslands), die eine wichtige Grundlage sowohl für die in Afrika weitverbreitete nomadische und sesshafte Viehwirtschaft als auch für landwirtschaftliche Nutzungen
darstellen, können sich aufgrund des Klimawandels verändern. Die Veränderung der Feuerdynamik spielt hier eine wichtige Rolle.
2.4.2.6 Kalaharidünen
Eine Mobilisierung von Dünenfeldern kann die Biodiversität negativ beeinträchtigen. Die geringe Vegetationsbedeckung der Dünen der südlichen Kalahari macht sie gegen Winderosion anfällig. Bei einer Erwärmung um 2,5 – 3,5 °C könnten bis 2100 fast alle Dünenfelder wieder reaktiviert sein (Thomas and Leason 2005).
9
Der Fynbos ist durch eine Vielfalt von Sträuchern ohne Blätter gekennzeichnet.
Die sukkulente Karroo zeichnet sich durch eine Vielzahl dickblättriger Pflanzen aus.
10
21
2.4.2.7 Tiere
Nicht nur Pflanzen, sondern auch Tiere sind direkt und indirekt vom Klimawandel bedroht
(Erasmus et al. 2002). Bioklimatische Modelle und extrapolierte Beobachtungen sagen für
Säugetiere in Westafrika voraus, dass das Aussterberisiko stark ansteigen wird (Ogutu and
Owen-Smith 2003; Thuiller et al. 2006). Migrierende Säugetiere können durch Veränderungen der Routen betroffen sein (Thirgood et al. 2004). Darunter finden sich viele Säugetiere,
die in ausgewiesenen Gebieten geschützt werden und touristisch attraktiv sind, wie z.B. Zebras und Nyalas (Dixon et al. 2003).
Auch Schädlinge wie die Wanderheuschrecke werden vom Klimawandel beeinflusst. Da die
Verteilung der Niederschläge eng mit dem Wanderverhalten zusammenhängt, kann es z.B.
bei einer leichten Erhöhung der Niederschläge in den gefährdeten Gebieten Afrikas zu einem
vermehrten Auftreten von Schädlingen kommen (Cheke and Tratalos 2007).
2.4.3
Asien
Die wichtigsten Faktoren, die z. Zt. in Asien zum Verlust von Biodiversität führen, sind Landnutzungsänderungen wie Überweidung und Abholzung. Die Beobachtungen zu klimawandelbedingten Biodiversitätsveränderungen sind begrenzt (IPCC 2007). Dennoch sind die gleichen Triebkräfte wirksam wie in anderen Kontinenten. Dies drückt sich z.B. in der Verschiebung von Vegetationszonen und Verbreitungsgebieten sowie in der Verlängerung der Vegetationsperiode aus.
2.4.3.1
Klimaveränderungen und Wasserhaushalt
Generell wird in ganz Asien mit einer Erhöhung der Durchschnittstemperatur gerechnet, mit
den höchsten Steigerungen in den hochalpinen Regionen des Himalaya und tibetanischen
Hochlandes (Gao et al. 2003).
Weiterhin wird für Asien insgesamt von steigenden Niederschlägen ausgegangen. Dabei
werden regionale Unterschiede erwartet. Sinkende Niederschläge sind inbesondere im Frühjahr für einige Regionen prognostiziert (IPCC 2007). Problematisch wird die Verfügbarkeit
von Süßwasser für Menschen und Ökosysteme trotz steigender Niederschläge, da aufgrund
der Gletscherschmelzen die Wasserspeicher der Sommerhalbjahre für die großen Flüsse
verloren gehen.
Der Meeresspiegelanstieg ist insbesondere in Asien für die flachen Küstenregionen – meist
die Deltas grosser Flüsse - problematisch, da dort die Bevölkerungsdichte in Küstennähe
sehr hoch ist. In Vietnam z.B. haben vermehrt Menschen bereits ihre Felder aufgeben und
sind in höhere Regionen gezogen.
2.4.3.2 Spezifische Vulnerabilitäten
Korallenriffe in Asien sind überproportional stark vom Klimawandel betroffen. Während global
53% der Riffe vom Aussterben bedroht sind, wird in Asien mit einem Rückgang um 88% gerechnet (Shappard 2003; Wilkinson 2004).
Küsten und insbesondere kleine Inseln sind durch Korallenbleiche und Korallensterben sowie durch den Verlust weiterer Ökosysteme wie Mangroven und Seegraswiesen besonders
gefährdet (Cherian 2007).
Auch der Süßwasserkreislauf verändert sich mit starken Folgen für die Biodiversität. Große
Veränderungen werden bei den tibetanischen Gletschern erwartet, die in die großen chinesischen, indischen und bengalischen Flüsse entwässern. Damit wäre ein Drittel der heutigen
Menschheit von den Effekten des Klimawandels betroffen.
22
Längere Trockenzeiten führen auch zur Verlandung von Feuchtgebieten, wie z.B. im Keoladeo National Park, Indien (Gopal and Chauhan 2001).
In Landökosystemen wird mit einer Verschiebung der Vegetationszonen in nördlichere Breiten gerechnet, i.e. der boreale Wald wandert nordwärts, die Taiga dehnt sich aus und verdrängt die Tundra, die wiederum zu einer Verringerung der Polarwüsten führt. Die Buche
könnte in Japan verschwinden (Matsui et al. 2004).
Semiaride Steppengebiete (grasslands) sind durch die höheren Verdunstungsraten aufgrund
der höheren Temperaturen gefährdet, es wird mit Einbußen der Produktivität in Höhe von
10-30% gerechnet.
3 Auswirkungen der Minderungs- und Anpassungsstrategien auf
die Biodiversität
Minderung von Klimawandel umfaßt alle Aktivitäten, die den Ausstoß von Kohlendioxid und
anderen Treibhausgasen reduzieren. Für die Umsetzung und Quantifizierung werden alle
Sektoren einbezogen, von der Energieerzeugung bis zur Effizienz des Verbrauches, aber
auch landwirtschaftliche Praktiken sowie Konsummuster. Direkte Auswirkungen auf die Biodiversität haben insbesondere Maßnahmen im Bereich der Land- und Forstwirtschaft sowie
des Naturschutzes.
Anpassungsstrategien dagegen sind Maßnahmen, die dazu dienen, die Auswirkungen des
Klimawandels auf soziale und ökologische Systeme abzumildern.
3.1
Auswirkungen der Klima-Minderungstragien auf die Biodiversität
Es gibt eine Reihe von Minderungsstrategien, die über Wechselwirkungen mit ökologischen
Systemen Rückkoppelungen auf das Zusammenspiel von Klima- und Ökosystemen haben
(Betts 2007). So können Maßnahmen zur Kohlenstoffsequestrierung oder zur Förderung von
Bioenergie die Albedo oder den Wasserhaushalt verändern und so wieder Rückwirkungen
auf das Klima und die Ökosysteme haben.
Viele Minderungsstrategien setzen auf den Ausbau erneuerbarer Energien: Staudämme und
Tidenhubkraftwerke zur Erzeugung von Energie aus Wasserkraft haben zum Teil sehr negative Einflüsse auf die lokale Biodiversität. Bei Windkraftwerken und Solaranlagen lassen sich
durch landschaftsplanerische Herangehensweisen negative Auswirkungen auf die Biodiversität am ehesten verringern.
Daneben zählen Aufforstungsmaßnahmen im Rahmen der UNFCCC zu Minderungsstrategien mit unterschiedlich zu wertendem Einfluss auf die Biodiversität.
3.1.1
Aufforstungen im Rahmen der UNFCCC
Die Aufforstungen im Rahmen des Kyoto-Protokolls werden insbesondere im Hinblick auf
den Kohlenstoffhaushalt getätigt, ohne einen expliziten Bezug zu den Zielen der CBD. Daher
haben die einzelnen Maßnahmen sehr unterschiedliche Folgen für die Biodiversität. Dabei
kommt es darauf an, was sich vor den Aufforstungsmaßnahmen auf den entsprechenden
Flächen befand.
Werden degradierte Flächen wieder mit einheimischen Baumarten aufgeforstet, so sind die
Effekte i. A. positiv zu beurteilen. Aufforstungen in ökologisch sensiblen Gebieten (Feuchtge-
23
biete, Grasland, alte Wälder) sind dagegen negativer zu beurteilen. Auch die Kohenstoffbilanzierung ist noch unbefriedigend11.
Aufforstungen können unterschiedliche Wechselwirkungen mit dem Klima haben. Aufforstungen in höheren Breiten können dazu führen, dass die Temperaturen lokal aufgrund einer veränderten Albedo steigen – weißer Schnee reflektiert mehr Strahlung als ein grüner Wald –,
und damit den ultimaten Zielen der UNFCCC entgegenlaufen, während in anderen Gebieten
z.B. aufgrund der Transpirationsleistung von Wald die lokale Kühlungsfunktion verstärkt wird
(Marland et al. 2003).
3.1.2
Biomasse
Minderungsmaßnahmen durch den Anbau von Biomasse betreffen i. A. den Anbau von
Pflanzen, die in stofflicher oder energetischer Nutzung fossile Brennstoffe ersetzen sollen.
Flächenmäßig große Anteile nehmen dabei Soja, Ölpalmen, Mais und Raps ein, die überwiegend energetisch genutzt werden.
Der Anbau dieser Energiepflanzen führt in den meisten Fällen zu einer stark intensivierten
Landwirtschaft. Zu den negativen Folgen zählen ausgelaugte Böden sowie der hohe Einsatz
von Pestiziden. Ausserdem fallen, wie beim Sojanabau in Brasilien oder beim Ölpalmenanbau in Indonesien, aufgrund der ungünstigen Treibhausgas- und Energiebilanzen (Emissionen durch Boden, Wald- und Moorverlust, Düngemittelherstellung, Transport) häufig gar keine Minderungsleistungen an.
Naturschutzfachlich kann der Anbau von Energiepflanzen sowohl positive als auch negative
Auswirkungen haben, die stark von den Anbauverfahren abhängig sind (Doyle et al. 2007).
Wird durch landschaftsstrukturierende Elemente, wie z.B. Anteile an Kurzumtriebsplantagen,
die Heterogenität erhöht, ist dies positiv zu werten. Eine Intensivierung der Landwirtschaft in
Richtung industrieller Monokulturen wirkt sich dagegen negativ aus.
Verfahren zur Gewinnung von Energie aus Biomasse der „zweiten Generation“ sind effektiver, da sie die gesamte Pflanze nutzen und Ernterückstände miteinbeziehen. Diese Verfahren können jedoch dazu führen, dass der Gehalt an organischem Kohlenstoff im Boden sinkt.
Neben den negativen Auswirkungen auf die Bodenqualität, kann sich dadurch die Erodierbarkeit von Böden erhöhen.
Große Wissenslücken bestehen noch hinsichtlich des Einflusses von Energiepflanzen auf die
Durchlässigkeit der Landschaft für migrierende Pflanzen und Tiere, insbesondere wenn diese ihr Verbreitungsgebiet an den Klimawandel anpassen.
3.1.3
Wasserkraft
Eine Zunahme von Wasserkraft als eine Form der regenerativen Energie kann sich nachteilig
auf andere Schutzgüter auswirken. Dies gilt ganz besonders dort, wo große Staudämme und
-seen notwendig sind.
11
CarboInvent als ein von der EU gefördertes Verbundprojekt, an dem der Arbeitsbereich Weltforstwirtschaft am Zentrum Holzwirtschaft der Universität Hamburg beteiligt ist, hat zum Ziel die Kohlenstoffschätzungen vor dem Hintergrund der UNFCCC mit Hilfe existierender Daten wie der nationalen
Forstinventuren, aber auch mit Fernerkundung, Bodenkohlenstoffanalysen und Biomasseschätzungen zu verbessern.
24
3.2
Auswirkung der Klima-Anpassungsstrategien auf die Biodiversität
Anpassungsstrategien an den bereits beobachteten und sicher erwarteten Klimawandel sollen die Auwirkungen von Extremereignissen wie Dürren und Überflutungen, aber auch sich
graduell verändernde Bedingungen für die lokale Bevölkerung, abfedern. Relevant für die
Biodiversität sind insbesondere Maßnahmen im Bereich des Wassermanagements inklusive
Hochwasserschutz, teilweise aber auch Maßnahmen in der Land- und Forstwirtschaft und im
Erosionsschutz.
3.2.1
Wassermanagement
Im Wasserbereich werden bereits vielerorts Anpassungen vorgenommen, die zu einem integrativeren Wassermanagement führen (IWRM – Integrated Water Resource Management).
So wird in vielen Regionen zunehmend das gesamte Wassereinzugsgebiet berücksichtigt,
um zu einem Interessenausgleich zwischen Ober- und Unterliegern zu kommen. Wird die
Bedeutung von funktionalen Feuchtgebieten hinsichtlich der Biodiversität anerkannt, können
IWRM-Apassungsmaßnahmen zu einer Erhöhung der Biodiversität führen (siehe auch unten).
Weitere Anpassungsmaßnahmen werden im Hochwasserschutz nötig. Hier lassen sich wiederum zwei Ansätze mit unterschiedlichen Folgen für die Biodiversität beobachten. Zum einen wird auf den technischen Hochwasserschutz gesetzt, i.e. höhere Deiche und bessere
Stauwerke. Bei diesen Maßnahmen geht häufig Habitat für verschiedene Lebewesen verloren, insbesondere Feuchtgebiete. Zum anderen ist die Ökologisierung des Hochwasserschutzes eine alternative Strategie. Das heißt, dass dem Wasser mehr Raum gegeben wird,
Feuchtgebiete und Moore als Puffer erhalten und Retentionsflächen mit dem entsprechenden Bewuchs bereitgehalten werden, die z.B. zur Mahd und Beweidung genutzt werden können.
3.2.2
Forstwirtschaft
Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in Wald und Forst werden i.A. durch einen
Waldumbau realisiert. Dabei werden – zumindest in Europa – zunehmend trockenresistente
Arten gepflanzt, aber auch mehr Laubbäume als Nadelbäume, da diese während des Winters weniger Wasser verdunsten und so die Grundwasserneubildung ermöglichen. Überwiegend wird beim Waldumbau auf eine mehr standortangepasste Vegetation gesetzt, was positive Folgen für die Biodiversität hat. Der Anbau exotischer Arten kann sich als problematisch
erweisen, wenn bestimmte Ökosystemfunktionen nicht erfüllt werden, z.B. die Streu kaum
zersetzt wird oder die Pollen von den Bestäubern nicht angenommen werden.
In den von Natur aus artenreicheren tropischen Wäldern gibt es auch eine Reihe von Möglichkeiten, die Wälder resilienter gegenüber den Veränderungen durch den Klimawandel zu
machen. Größere geschlossene Gebiete mit ausreichend großen Populationen führen dazu,
dass der genetische Austausch erhalten bleibt, um Mikroevolution zu erlauben und genetische Drift einzuschränken. Durch Schaffung künstlicher Lücken (gaps) kann ausgehend von
der Hypothese, dass nur entsprechend angepasste Pflanzen die Samenreife errreichen, die
Generationszeit verkürzt werden, um eine schnellere Anpassung zu erlauben (Guariguata et
al. 2008).
25
3.2.3
Landwirtschaft
Die Betreiber von Landwirtschaft weltweit müssen sich auf eine höhere Variabilität der Niederschläge einstellen.
Eine massiv geförderte Technik ist die effizientere Nutzung von Regenwasser durch lokale
Speichersysteme (Rain water harvesting; Kurzzeit: Boden, länger: Zisternen etc.). Neben einer höheren und sichereren Nahrungsmittelproduktion werden die Auswirkungen auf den lokalen Wasserhaushalt und die Biodiversität als positiv eingeschätzt (e.g. Kaihura, Stocking et
al. 2001; Pandey 2003; Falkenmark and Rockström 2004; Rockström, Hatibu et al. 2006).
Im Reisanbau wird eine Umstellung von Naßreisanbau auf Trockenreisanbau diskutiert. Die
langfristigen Folgen für die Biodiversität sind noch unbekannt. Klar ist, dass etablierte Systeme wie die Symbiose zwischen Algen und Reis sowie Systeme der biologischen Schädlingsbekämpfung nicht ohne weiteres auf den Trockenreisanbau zu übertragen sind.
Eine weitere Strategie betrifft die Züchtung oder den Erhalt lokal angepasster Sorten. Teilweise werden dafür Versuche mit gentechnisch veränderten Organismen (GVOs) durchgeführt. Problematisch ist bei GVOs allerdings neben dem Risiko der Einkreuzung von Genen
in indigene Arten insbesondere die Vereinheitlichung von Sorten, die mit einer starken wirtschaftlichen Monopolstellung der Saatgut-Unternehmen einhergeht und dazu beitragen
kann, dass lokal angepasste Sorten aussterben.
4 Biodiversität als Element von Minderungs- und Anpassungsstrategien
In diesem Kapitel soll es nicht darum gehen, welche Auswirkungen Anpassungs- und Mitigationsstrategien auf die Biodiversität haben, sondern wie Biodiversitätsansätze aktiv genutzt
werden können, um Mitigation und Anpassung gegenüber Klimawandel zu ermöglichen. Die
Stärkung der Synergien zwischen dem Erhalt der Biodiversität und nachhaltiger Entwicklung
werden nicht nur vom Bundestag gefordert (Bundestag 2005), sondern sind Bestandteil aller
drei Umweltkonventionen.
Die Funktionen von Biodiversität im Bereich Mitigation von Klimawandel betreffen insbesondere den Kohlenstoffkreislauf. Im Hinblick auf die Anzahl an Pflanzenarten, insbesondere bei
geringen Artenzahlen, lassen sich auch, zumindest experimentell, positive Zusammenhänge
für die Kohlenstoffspeicherung feststellen (Reich et al. 2001).
4.1
Biodiversität als Element von Minderungsstrategien
Die größten Synergien zwischen Biodiversität und der Minderung von Klimawandel liegen in
den Bereichen Walderhaltung und Moorschutz. Insbesondere durch eine nachhaltige umweltverträgliche Waldnutzung lassen sich Synergien mit der Verbesserung der Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung erreichen.
4.1.1
Walderhaltung
Wälder sind, insbesondere in den tropischen Breiten, sehr artenreiche Ökosysteme, die
ober- und unterirdisch große Mengen Kohlendioxid speichern. Ca. 14% des anthropogen
emittierten Kohlendioxides wurde von der Vegetation aufgenommen, davon ein Großteil über
Wälder als Folge des CO2-Düngeeffektes.
26
Waldböden speichern mehr Kohlenstoff als Ackerböden oder Weideland. Walderhalt kann
also verhindern, dass zusätzliches Kohlendioxid freigesetzt wird und dazu führen, dass bereits emittiertes Kohlendioxid in pflanzliche Biomasse und Bodenkohlenstoff umgewandelt
wird. Wichtige Wälder in diesem Zusammenhang sind der amazonische Regenwald, der
südostasiatische Regenwald sowie der zentralafrikanische Regenwald.
Im Bereich Wald und Forst kommen zwei unterschiedliche Minderungsstrategien in Frage.
Eine Strategie ist die Aufforstung zur Bindung von Kohlenstoffdioxid, die andere Strategie
betrifft die Reduzierung von Treibhausgasen über (finanzielle) Kompensationszahlungen
zum Erhalt von bestehenden Wäldern/Waldökosystemem als Kohlenstoffspeicher. Letztere
steht noch im Anfangssatdium und wird unter dem Label REDD (Reduced Emissions from
avoided Deforestation and Forest Degradation) – Verminderte Emissionen durch Vermeidung von Entwaldung und Degradation von Wald – im politischen und gesellschaftlichen
Raum intensiv diskutiert (siehe Box 4.5).
Box 4.5: REDD (Reduced Emissions from avoided Deforestation and Forest Degradation12) – Verminderte Emissionen durch Vermeidung von Entwaldung und Degradation von Wald
Durch REDD können große Synergien zwischen den Zielen der UNFCCC, die die Stabilisierung von Treibhausgasen, und der CBD, die den Erhalt und die gerechte Nutzung von
Biodiversität bezweckt, gefördert werden. Wälder speichern z.Zt. 1.037 Gt CO2. Das ist
mehr als aktuell in der Atmosphäre vorhanden ist (Factsheet GTZ)13. Alleine die weitere
Vernichtung von Wäldern in Brasilien und Indonesien entspräche 4/5 der Verpflichtungen,
die sich aus der ersten Vertragsphase des Kyoto-Protokolls ergeben (Santilli, Moutinho et
al. 2005).
Es gibt unterschiedliche Ansätze zur praktischen Durchführung von REDD. Die Weltbank
schätzt, dass weltweit bereits ca. 300 solcher Projekte existieren, auch wenn sie nicht immer explizit so genannt werden.
Dutschke & Wolf (2007) haben den aktuellen Stand der Diskussion zusammengefasst. Sie
(plädieren für) ein Folgeprotokoll, welches die weitere Reduktion von Treibhausgasen verbindlich vorschreibt, und innerhalb dessen REDD-Zertifikate/Credits/THG-Einsparungen
frei gehandelt werden können. Sie halten einen jährlichen Transfer von 10 Milliarden US $
für angemessen, um weitere Verluste von tropischen Regenwäldern zu verringern. Zusätzlich wurde REDD in die Bali Road Map aufgenommen und kann so Eingang in die Verhandlungen um Post-Kyoto 2012 finden.
Problematisch ist allerdings, dass der Kohlenstoffhandel von großen Projekten und Einrichtungen dominiert wird, mit wenig Einflussmöglichkeiten und Anteilnahme lokaler Gemeinschaften (Roe et al. 2007). Zudem würden nur wenige Länder von REDD profitieren.
Ein weiteres Problem betrifft das räumliche Ausweichen von Landnutzern in weniger kohlenstoffreiche Gebiete, die aber lokal und regional eine hohe Bedeutung für die Biodiversität haben (leakage). Zudem sind die Verteilungsmechanismen noch ungeklärt, ebenso wie
die Festlegung von Vergleichsraten und Monitoringverfahren.
12
Dieses Akronym wird v.a. von Weltbank und GTZ verwendet, im Zusammenhang mit den unter der
UNFCCC verhandelten Vorschläge steht es für: Reduced Emissions from avoided Deforestation in
Developing Countries.
13
Deutschland beteiligt sich an mehreren Waldschutzprogrammen, die bereits vor der COP 11 begannen; das größte wurde 1980 für Brasilien geplant (Pilote Program to Conserve the Brazilian Rain
Forest (PP-G7)); ein weiteres 1999 im Kongo Becken (Commision Forestière de l’Afrique Cenral
(COMIFAC)). Dieses sowie zwei weitere Projekte, die in Madagaskar und in Kamerun geplant werden, sollen REDD-Aktivititäten vorbereiten.
27
Nicht alle Landnutzungsänderungen, die die Minderung von Klimawandel unterstützen, entstehen durch Anreize. Gerade bei der Entwicklung von Wald spielen indirekte Effekte wie
z.B. der lokale Arbeitsmarkt, eine große Rolle. Aber auch global werden Aufforstungen zur
Deckung des Energiebedarfes zunehmen. Mit Aufforstungen verbunden sind allerdings häufig höhere Landpreise und eine Intensivierung des landwirtschaftlichen Anbaus auf den verbleibenden Flächen (Obersteiner, Alexandrov et al. 2006). Diese Intensivierungen können –
neben einem erhöhten CO2-Ausstoss – gleichzeitig bedeuten, dass die Konkurrenz um Flächen zum Biodiversitätsschutz zunimmt. Außerdem ist es auch bei Senkenprojekten zur Bindung von Kohlenstoff wichtig, die lokalen Gemeinschaften angemessen einzubeziehen. Einem Beispiel von Mt. Elgon in Uganda zufolge, wurde gegen die lokale Bevölkerung, die im
Nationalpark Felder bestellt hat, mit Waffengewalt vorgegangen, um Bäume im Rahmen des
UWA-FACE Kohlenstoffsequestrierungsprojektes zu pflanzen (Lang and Byakola 2006).Der
größte Teil der Aufforstungen wird aufgrund der bioklimatischen Bedingungen im tropischen
Gürtel liegen – soweit keine Handelsbeschränkungen wirksam werden.
Viele Faktoren beeinflussen den Zustand und die Flächenanteile von Wäldern. Teilweise lassen sich regelrechte Be- und Entwaldungszyklen beobachten: In einer Phase einer sich intensivierenden Landwirtschaft, aber auch während Kriegen, verringert sich der Anteil an
Wald. Lassen sich die Flächen nicht mehr optimal nutzen und steigt die Attraktivität von urbanen Beschäftigungsmöglichkeiten, steigt auch der Waldanteil wieder an. Dabei erholt sich
der Boden, so dass dort und in der Vegetation Kohlenstoff gespeichert wird. Die positiven Effekte auf Biodiversität sind jedoch begrenzt (Rudel, Coomes et al. 2005). Die Gebiete, die
heute den größten Zuwachs an Bäumen haben, werden mit agroforstlichen Methoden und
zumeist kleinbäuerlich bewirtschaftet (Henning Baur, ICRAF, mündl. Information).
4.1.2
Moorschutz
Moore bedecken nur 3 % der Erdoberfläche, speichern aber 12 % der Kohlenstoffvorräte der
Biosphäre. Eine Entwässerung der Moore führt dazu, dass durch den Sauerstoff ein Oxidationsprozess einsetzt, der zur Freisetzung von CO2 aus dem Torf führt. Beschleunigt wird dieser Prozess durch das Abtorfen und Abbrennen der Moore. Alleine die Emissionen aus den
indonesischen Mooren entsprechen der Verhandlungsmasse von Kyoto. Moorschutz bedeutet also Minderung von Klimawandel durch verhinderte Emissionen.
Eine Wiedervernässung von Mooren kann mittelfristig als Kohlenstoffsenke dienen, da die
Wurzeln der Moose und Gräser unter Sauerstoffabschluss nicht verrotten, sondern sich langsam als Torf ablagern.
Ertrinkende Moore, wie sie z.Zt. in Sibirien beobachtet werden, führen allerdings zu erhöhten
Methanemissionen. Zurzeit halten sich die Treibhausgaswirkung von Methan sowie die Abkühlungswirkung aufgrund der Verdunstung von der Wasseroberfläche in Sibirien die Waage.
4.1.3
Bodenschutz
Böden speichern große Mengen an Kohlenstoff. Dies trifft insbesondere für die Böden in Sibirien und dem tropischen Gürtel zu (Schaphoff et al. 2006). Es ist möglich, durch Managementpraktiken den Bodenkohlenstoff zu erhöhen. Düngung, der Erhalt von Bäumen und
pfluglose Anbausysteme (no tillage) können nach den Ergebnissen einer Modellierstudie 80
– 170 kg C / ha und Jahr sequestrieren (Farage et al. 2007).
28
Global kann Bodenschutz also die ansonsten zusätzlich zu erwartenden Emissionen aufgrund von Landnutzungsänderungen mindern, mit einer Schätzung des Anteils von ca. 3 %
gemessen an den globalen Emissionen (Hutchinson et al. 2007; vgl. Tabelle 4.3).
Weideland
Landwirtschaftliche Flächen
Tabelle 4.3: Praktiken zur Speicherung von Bodenkohlenstoff und die Auswirkungen auf biodiversitätsrelevante Parameter, verändert nach (Hutchinson et al. 2007).
Praktik
Möglicher
Gebietszuwachs
(x 106 ha)
Rate
(Mg C
/ ha Jahr
Wissenschaftliche
Absicherung
(H=hoch,
M=mittel,
G=gering)
Akzeptanz
(H=hoch,
M=mittel,
G=gering)
Verringerte Pflugintensität
4-6
0.0 – 0.4
M
H
Grünbrache
3
0.0 -0.5
H
H
4
0.0 -0.5
M
M
5
0.0 -0.3
M
M
1
0.3 -1.0
H
M
1
0.1 -0.5
H
M
10
0.0 -0.1
G
G
Futterpflanzen in
Fruchtfolge integrieren
Ernterückstände auf
Fläche lassen
Renaturierung von
Dauergrasland und
Savanne
Effizientere Nutzung
organischer Dünger,
insbesondere zur
Renaturierung
Verbessertes Weidemanagement
Nebeneffekte
Verringerte Erosion, erhöhte Artenvielfalt, erhöhte Auswaschung
Verringerte Erosion,
verringerte Auswaschung
Verbesserte Bodenstruktur und -fruchtbarkeit
Zudem ist der organische Gehalt, insbesondere in Böden mit geringer Ausstauschkapazität
(z.B. alte tropische Böden, Böden im Amazonas nach Entfernung der Vegetation) eine Vorraussetzung für Pflanzenwachstum. Auch die Senken-Funktion der Biosphäre durch das
Wachstum der Vegetation ist auf einen guten Boden angewiesen.
Bodenschutz ist zugleich immer der Schutz von Biodiversität, da ein intakter Boden eine
hohe Vielfalt an Organismen beherbergt, die für viele Prozesse im Boden verantwortlich sind.
Insbesondere Regenwürmer und Termiten zählen zu den „Bodeningenieuren“, die entscheidend zum Abbau von Streu, zur Bereitstellung von Nährstoffen, zur Speicherung von Nährstoffen und Wasser sowie zur Belüftung beitragen.
4.1.4
Agroforstwirtschaft
Agroforstwirtschaft kann Funktionen sowohl im Bereich Mitigation als auch Anpassung leisten (Verchot et al. 2007). Bäume können mehr Kohlenstoff speichern als krautige Pflanzen.
Daher können Bäume gezielt zur Biomasseproduktion angepflanzt werden. Dies kann negative oder positive Auswirkungen auf die Biodiversität haben. So kann der Anbau von Jatropha auf degradierten Flächen (nach Klärung von Eigentumsfragen etc.), wie es z.B. z.Zt. in
Indonesien zur Produktion von Biodiesel erfolgt, unter bestimmten Umständen dazu beitragen, auch Biodiversitätsparameter zu erhöhen (Worldbank/DfID 2007). Gleichzeitig steigt die
Gefahr von Monokulturen und des Anbaus auf ursprünglich nicht degradierten Flächen.
29
4.2
Biodiversität als Element von Anpassungsstrategien
Biodiversität ist die Grundlage aller existenziellen ökologischen Prozesse auf der Erde, die
das Leben von Menschen erst ermöglichen. Der Klimawandel führt zu schnellen und dramatischen Änderungen in ökologischen Systemen. Eine hohe Biodiversität heißt, dass eine große Variabilität auf genetischer, organismischer und ökosystemarer Ebene die Anpassung
ökosystemarer Prozesse und Dienstleistungen an schnelle, klimabedingte Veränderungen
erlaubt. Damit dient der Schutz von Biodiversität auch der Anpassungsfähigkeit von menschlichen Gesellschaften, die auf diese ökosystemaren Prozesse angewiesen sind.
4.2.1
Agrodiversität
Besonders augenscheinlich ist der Zusammenhang von Biodiversität und Anpassungskapazität im Bereich der Agrodiversität. Das Anpassungspotential spielt innerhalb von Linien, Sorten und Arten eine große Rolle, aber auch bei der Auswahl von landwirtschaftlich nutzbaren
Arten insgesamt. Eine Vielfalt lebendiger, also angebauter und angepasster, Varietäten,
stärkt die Ertragssicherheit einer Region und stellt damit eine Versicherung gegenüber Klimawandel dar. Angesichts der Tatsache, dass der überwiegende Teil der für die Weltbevölkerung wichtigen Anbaupflanzen an zehn (!) landwirtschaftlichen Arten hängt, ist die Nutzung
on farm sowie die Erschliessung weiterer Arten eine entscheidende Aufgabe des ländlichen
agrarischen Raums. Ein Beispiel ist die Bamabara-Erdnuss, die durch ein Forschungsprojekt
wieder stärker im westlichen Afrika propagiert wird (Azam-Ali 2007).
Eine Bedrohung stellt hier insbesondere der Trend zur Monopolisierung des Saatgutmarktes
und dem damit verbundenen Verlust von lokal angepassten Sorten dar. Die Sicherung der
Anpassungsfähigkeit lokaler Sorten ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass KleinbäuerInnen ihre Anbausysteme und ihre Sorten und Artenwahl an durch den Klimawandel
veränderte Umweltbedingungen anpassen können.
Für gezielte Anpassungszüchtungen ist der genetische Ausstausch mit Wildformen häufig
unabdingbar. Der Schutz der Gebiete, in denen die Wildformen vorkommen, ist entsprechend wichtig. Ebenso muss vorausgedacht werden, in welche Regionen sich der Verbreitungsschwerpunkt von Wildformen verschieben könnte, um auch hier Flächen schützen zu
können.
Weiterhin wirkt sich die Intensivierung der Landwirtschaft (durch den Einsatz von Pestiziden)
negativ auf die Bestäubergesellschaften (z.B. Wildbienen) aus, die für einen großen Teil der
weltweit produzierten Lebensmittel und für die Mehrheit der landwirtschaftlich genutzten Arten essentiell sind (Klein et al. 2006).
Eine Möglichkeit, unterschiedliche Ziele bezüglich Ernährungssicherung sowie den Erhalt der
natürlichen Vielfalt zu unterstützen, stellen Agroforstsysteme dar. Sie bieten viele Leistungen, die die Anpassung an Veränderungen bioklimatischer Bedingungen unterstützen können. Bäume üben eine kühlende Wirkung auf das lokale Klima aus. Sie können als Windschutz und als Wasserschutz gegen klimabedingte Bodenerosion (stärkere Niederschläge,
geringere Vegetationsdeckung aufgrund von Trockenheit) wirksam sein. Biodiversitätsrelevant ist insbesondere die Wahl der Baumarten. Indigene Arten sind gegenüber exotischen
Arten zu bevorzugen. Agroforstsysteme können zwar die Unterschutzstellung von Gebieten
nicht ersetzen, als Puffersysteme können sie aber unter Klimawandel zum Erhalt von wildlebenden Arten beitragen (Pandey 2007; Guariguata et al. 2008).
30
4.2.2
Wälder
Der Erhalt von Wäldern und der Aufbau naturnaher Wälder tragen zur Anpassung an den Klimawandel bei, indem der lokale Wasserhaushalt stabilisiert und das lokale Klima verbessert
wird. Die Verdunstung aus der Vegetation führt dazu, dass es feuchter und kühler wird.
Wälder können angesichts einer höheren Anzahl an Extremereignissen einen Beitrag zur Katastrophenvorsorge leisten. So bieten Mangrovenwälder Schutz für die lokale Bevölkerung
gegen Tsunamis und zunehmende Taifune. Bergwälder schützen vor Erosion und Hangabrutschungen aufgrund von starken Niederschlagsereignissen.
4.2.3
Feuchtgebiete
Eine ähnliche Funktion haben Moore und andere Feuchtgebiete. Sie kühlen ihre Umgebung
und leisten damit einen Beitrag zur Linderung der Auswirkungen des Klimawandels.
Retentionsflächen und Polder im Rahmen eines ökologischen Hochwasserschutzes stellen
einen naturverträglichen Schutz vor klimabedingten Überflutungen dar. Zudem kann in den
Feuchtgebieten ein Kohlenstoff- und Wasserspeicher aufgebaut werden (vgl. Box 4.6).
Box 4.6: Beispiel Renaturierung des Jhelum-Feuchtgebietes
Eine Intensivierung der Landnutzung im Jhelum-Feuchtgebiet hat bereits Umweltdienstleistungen wie die Menge an Fischen reduziert. Der Rückzug der Himalaya Gletscher hat die
Lage aufgrund der abnehmenden Wasserverfügbarkeit weiter verschlechtert. Im Rahmen
der Restorierung aufbauend auf Prinzipien des integrierten Wassermanagementes soll der
Zustand des Feuchtgebietes wiederhergestellt werden, um Fischen und Wildvögeln wieder
ein Habitat zu bieten und entsprechende Möglichkeiten zur Einkommensdiversifizierung zu
schaffen (Trisal 2007).
31
5 Die Bedeutung von Biodiversität unter Klimawandel in der internationalen Strukturpolitik
Zur internationalen Strukturpolitik mit einer herausragenden Bedeutung für die Biodiversität
zählen die vier großen Umweltkonventionen zum Erhalt der Biodiversität (CBD), die Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation (UNCCD), die Klimarahmenkonvention (UNFCCC)
sowie die Ramsar Konvention zu Feuchtgebieten (Tabelle 5.4).
Tabelle 5.4: Ausstattung der vier großen Umweltkonventionen CBD, UNCCD, UNFCCC und Ramsar.
CBD
UNCCD
UNFCCC
Ramsar-Konvention
zu Feuchtgebieten
Sitz des
Sekretariats
Montreal, Kanada
Bonn, Deutschland
Bonn, Deutschland
Gland, Schweiz
Mitarbeiter
(2007)
77
(CBD 2007 (September))
43
lt. offiziellem Stellenplan
141
lt. Draft Decision
(- /CP.13, S. 3)
25
(1.2.2008)
Finanzvolumen
pro Jahr (2007)
5.599.822 EUR
Pledge
2007:
8,160,677 US $
Unpaid
2007:
198,543 US $
(CBD 2007 (September))
7.448.000 EUR
Zweijahreszeitraum
2008/2009:
14.896
Mio. EUR
20.586.034 EUR
Zweijahreszeitraum
2008/2009:
41.172.068 Mio. EUR
2.614.413 EUR
Total income 2007:
4.206.277 SFr
Total income 2008:
4.365.094 SFr
Lt. Ramsar COP9
Resolution IW.12, S.
4
SBSTTA (Subsidiary Body on Scientific, Technical and
Technological Advice)
CST (The Committee
on
Science
and
Technology)
NBSAPs (National
Biodiversity Strategy
and
Action
Plans14)
NAP (National Action
Programmes),
RAP(Regional National Action Programmes)
Wissenschaftliche Unterstützung
Instrumente zur
Umsetzung
Lt. Draft Decision /CP.13, S. 3)
SBSTA (Subsidiary
Body for Scientific
and
Technological
Advice)
STRP (Scientific and
Technical
Review
Panel)
SBI (Subsidiary Body
for Implementation)
SRAP(Sub-regional
National Action Programmes)
Kyoto-Protokoll
NAPAs (National Adaptation Programmes
of Action) zur Anpassung für LDC (least
developed countries)
Resolutionen, Empfehlungen, Handbücher
Weiterentwicklung
2-jährliche Konferenz der Vertragsstaaten (COP)
2-jährliche Konferenz
der Vertragsstaaten
(COP)
jährliche
Konferenz
der Vertragsstaaten
(COP)
3-jährliche Konferenz
der Vertragsstaaten
(COP)
Webseite
http://www.cbd.int/
http://www.unccd.int/
http://www.unfccc.int/
http://www.ramsar.org
Darüber hinaus hat die Allokation monetärer Ressourcen sowohl im Rahmen der internationalen Kreditvergabe und Förderpolitik der Weltbank (WB) als auch im Rahmen internationaler Handelsabkommen (WTO) einen Einfluss darauf, welche Rolle dem Schutz von Biodiversität angesichts ihrer Gefährdung durch den Klimawandel sowie ihrer Funktionen für Minderung und Anpassung an den Klimawandel zukommt.
14
Die deutsche nationale Biodiversitätsstrategie wurde 2008 verabschiedet.
32
5.1
5.1.1
CBD – Konvention zur biologischen Vielfalt
Der Auftrag
Der Auftrag der CBD ist der Schutz von Biodiversität, deren nachhaltige Nutzung sowie der
gerechte Zugang und die faire Aufteilung der Gewinne, die aus der Nutzung genetischer
Ressourcen entstehen. Im Laufe der Jahre wurden die Ziele auf den Vertragsstaatenkonferenzen präzisiert und in Arbeitsprogramme formuliert – sowohl für das Sekretariat als auch
für die Länder selber.
5.1.2
Aktuelle Aktivitäten
Die Bedeutung des Zusammenhanges zwischen Klimawandel und Biodiversität wurde in
mehreren Dokumenten dargelegt (CBD 2003; CBD 2006): in der Dokumentation von RoundTable-Gesprächen zu Biodiversität und Klimawandel (CBD 2007), in einem Dokument der
Joint-Liaison Group zu Klimawandel als sektorübergreifender Mechanismus sowie zu Wasser, Feuchtgebieten und Klimawandel (CBD/Ramsar 2007). Dabei wird nicht nur der Einfluss
des Klimawandels thematisiert, sondern zunehmend auch die Bedeutung von Biodiversität
im Hinblick auf eine Anpassung an den Klimawandel sowie entsprechende Aktivitäten, die
wiederum die Anpassungskapazität von Ökosystemen erhalten.
Eine große Unterstützung für Anpassungsvorhaben ist eine Datenbank der CBD15, in der,
nach Regionen, Ländern oder Ökosystemen bzw. Maßnahmen aufgeschlüsselt, Beispiele für
die Umsetzung von Anpassungsstrategien aufgeführt sind.
Als nächste Aktivitäten sind die Umsetzung des Programms zur Diversität von Wäldern und
zur Agrodiversität – unter Berücksichtigung der Einflüsse des Klimawandels – geplant.
5.2
5.2.1
UNCCD – Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation
Der Auftrag
Trockengebiete sind durch eine hohe klimatische Variabilität geprägt, die durch den Klimawandel verschärft wird. In Trockengebieten lebt ca. ein Drittel der Menschheit, die meisten
der dort lebenden Menschen sind arm. Übernutzung und nicht angepaßte Wirtschaftsweisen
führen zu einer Degradation von Böden und entsprechend zu verminderten Erträgen. Die
Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation16 wurde als eine ökologisch umfassende Umweltkonvention mit einem speziellen Fokus auf Afrika verabschiedet, um die Degradation von
Trockengebieten aufzuhalten und umzukehren.
5.2.2
Aktuelle Aktivitäten
Viele Aktivitäten der letzten Zeit beziehen sich auf mögliche Synergien zwischen den drei
Konventionen. So hat die UNCCD zur Umweltkonferenz der Afrikanischen Minister (AMCEN)
im Jahr 2007 beigetragen, Round-Table Diskussionen zu Desertifikation und Anpassung auf
15
http://adaptation.cbd.int/
Diese Konvention ist auch unter "Wüstenkonvention" bekannt, da Desertifikation mit Wüstenbildung übersetzt wird. Wüsten aber sind aufgrund klimatischer Grenzwerte als solche definiert, während die Desertifikation explizit die Degradation von Trockengebieten beschreibt.
16
33
der COP 8 in Madrid sowie in weiteren regionalen und nationalen Workshops durchgeführt
und die Ergebnisse veröffentlicht (Mouat et al. 2006).
Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf der Weiterentwicklung von Frühwarnsystemen inklusive der Aufarbeitung der entsprechenden Klimadaten. Weiterhin betreffen die Aktivitäten der
Länder insbesondere den Bereich des nachhaltigen Ressourcenmanagementes im landwirtschaftlichen Bereich und Wassermanagement sowie Restoration und Monitoring.
5.3
5.3.1
UNFCCC – Klimarahmenkonvention
Der Auftrag
Im Rahmen der Klimarahmenkonvention hat sich die überwiegende Mehrheit der Nationen
darauf verständigt, den Klimawandel so weit zu reduzieren, dass eine Anpassung der Ökosysteme noch gewährleistet ist. Die international wissenschaftlich fundierte Debatte operiert
mit dem Grenzwert einer durchschnittlichen Temperaturerhöhung von 2° C bis 2100, was einer CO2-Konzentration von 450 - 550 ppm entsprechen würde17. Dieses Ziel ist nur mit drastischen Veränderungen sowohl im Bereich von Industrie, Verkehr, Abfall und Haushalt/Gebäude (Energiepolitik im weiten Sinn) als auch mit Hilfe einer verändertern Landnutzungspolitik zu erreichen.
Obwohl einerseits an diesen Zielen festgehalten wird, wird andererseits die Anpassung an
den Klimawandel aufgrund der Dringlichkeit gerade in Entwicklungsländern thematisiert und
über spezielle Programme gefördert.
5.3.2
Aktuelle Aktivitäten
Die Klimarahmenkonvention hat eine Datenbank18 eingerichtet, in der aufgeschlüsselt nach
Art des Klimaeinflusses, der Wirkung und Anpassungsstrategie Beispiele für einzelne Länder
aufgeführt sind. Weiterhin wird eine Datenbank mit Evaluierungswerkzeugen bereitgestellt.
Der Bedarf der Länder nach Unterstützung von Anpassungsstrategien an den Klimawandel
wird durch gezielte Aktionsaufrufe und Darlehen unterstützt.
Die beschriebenen Projekte mit Bezug zur Biodiversität betreffen v.a. den Agrar- sowie den
Wasserbereich. Allerdings wird kaum ein direkter Bezug zur Biodiversität hergestellt, viele
Beispiele vertrauen eher auf technische Lösungen als auf eine Erhöhung der Resilienz von
Ökosystemen.
5.4
5.4.1
Ramsar Konvention zu Feuchtgebieten
Der Auftrag
Der Vertrag von Ramsar war das erste internationale Abkommen mit globalem Fokus. Allerdings konzentriert es sich auf Feuchtgebiete. Diese sind im Rahmen der Konvention definiert
als Sumpf-, Moor-, Torf- und Wasserflächen (natürlich oder künstlich entstanden), die dauerhaft oder vorübergehend mit Wasser bedeckt sind. Auch Küstenbereiche zählen zu den
Feuchtgebieten, sofern bei Ebbe eine Wassertiefe von sechs Meter nicht überschritten wird.
17
18
Die prä-industrielle Konzentration von CO2 liegt bei 280 ppm, die heutige bei etwa 380 ppm.
http://unfccc.int/adaptation/sbsta_agenda_item_adaptation/items/3991.php
34
Damit war es auch das erste Abkommen, welches ein globales Schutzgebietssystem etablieren konnte. Die Ramsar-Gebiete sind in den meisten Ländern bekannt, allerdings ist Ramsar
administrativ und finanziell längst nicht so gut ausgestattet wie die großen Umweltkonventionen (Tabelle 5.4, S. 32).
5.4.2
Aktuelle Aktivitäten
Die sinnvolle und nachhaltige Nutzung (wise use) von Feuchtgebieten wird als strategisches
Leitbild gesehen und neben der Vorbereitung der Vertragsstaatenkonferenzen sind die Erstellung von Leitbildern und die Durchsetzung von Schutzgebieten die Hauptaktivitäten der
Ramsar-Konvention (vgl. Box 5.7).
Gerade Feuchtgebiete sind aufgrund des starken Einflusses des Klimawandels auf den Wasserhaushalt stark betroffen, sowohl durch Austrocknung als auch durch den Anstieg des
Meerespiegels. Damit einher geht ein Lebensraumverlust für viele Vogelarten, Reptilien, Amphibien und Fische, die teilweise auch direkter Bestandteil menschlicher Nahrungsquellen
sind.
Die Verbindungen zwischen Biodiversität, Klimawandel und Feuchtgebieten sollen inhaltlich
klarer identifiziert und über die Konventionen abgestimmt werden. Als eine der wichtigsten
Verbindungen zwischen Ramsar, CBD und UNFCCC wird die Kohlenstoffspeicherkapazität
von Feuchtgebieten, insbesondere Mooren, gesehen. Eine gezielte Renaturierung von Mooren und Feuchtgebieten gehört zu den Minderungsmaßnahmen, die als eher kostengünstig
eingeschätzt werden und zudem auch Nahrungsquellen gerade für ärmere Teile der Bevölkerung sichert. Dementsprechend werden die Themenfelder Moorschutz und Klimawandel
aktiv in die Verhandlungen zur COP 9 und 10 der CBD eingebracht (CBD/Ramsar 2007).
35
Box 5.7: Fallstudie zur Wirksamkeit der Ramsar-Konvention in Mangrovenwäldern
Vietnams
Die Überprüfung von Zielen der Ramsar-Konvention wird zunehmend durch die Anwendung von Fernerkundungstechniken verbessert. In einer Fallstudie in Vietnam wurde anhand der vier Indikatoren 1) Ausdehnung der Mangrovenwälder, 2) Fragmentation der
Mangrovenwälder, 3) Bestandsdichte und 4) Ausmaß an Aquakultur untersucht, wie wirksam die Ramsar Konvention ist.
Dabei stellte sich heraus, dass die geographischen Informationen in der Ramsar Datenbank zu Lage des Gebiete (Xuan Thuy Natural Wetland Reserve) sowohl räumlich als auch
in der Ausdehnung falsch waren. Zudem war die Umwandlung von Mangroven in Aquakulturen schneller vorangeschritten als in der gegenüberliegenden Vergleichsfläche (Tien Hai
Nature Reserve). Aktuell nimmt der Anteil an Mangroven in beiden Gebiete wieder zu,
ohne dass per Fernerkundung ein Unterschied zwischen dem unter der Ramsar Konvention geschützten Gebiet und dem gegenüberliegenden Schutzgebiet auszumachen wäre.
Die Autoren haben vor Ort zwar einen relativ hohen Bekanntheitsgrad der Ramsar Konvention wahrgenommen, konstatieren aber eine unzureichende Ausstattung an Mitteln und
Personal, um eine „weise“ Nutzung zu implementieren (Seto and Fragkias 2007).
5.5
5.5.1
WB – Weltbank
Der Auftrag
Die Weltbank setzt sich aus zwei verschiedenen Einheiten zusammen, der IBRD (International Bank for Reconstruction and Development) und der IDA (International Development Association). Während die IBRD in mittleren Einkommensschichten kreditwürdiger Länder aktiv
ist, konzentriert sich die IBRD auf die ärmsten Länder. Ziel ist die Reduzierung der globalen
Armut, die Mittel sind niedrig bzw. unverzinste Kredite und Darlehen insbesondere für Bildung, Gesundheit und Infrastruktur.
5.5.2
Aktuelle Aktivitäten
2007 betrug das Finanzvolumen 24,7 Milliarden US $. Bei 25% handelte es sich um MDGProjekte, ein Drittel davon, i.e. 2,02 Millarden US $, waren Projekte zur nachhaltigen Sicherung natürlicher Ressourcen (ensure environmental sustainability) (Weltbank 2007). Darüber
hinaus ist die Verwaltung verschiedener neuaufgelegter Fonds, die im Zusammenhang mit
Klimawandel stehen, bei der Weltbank angesiedelt (z.B. The World Bank Carbon Finance
Unit, Forest Carbon Partnership Facility, Adaptation Fund).
5.6
Trade-offs und Synergien in der internationalen Strukturpolitik
Die große Bedeutung von Biodiversität wird in der Ermöglichung der Funktionsfähigkeit von
Ökosystemen und der Bereitstellung von ökosystemaren Dienstleistungen gesehen. Die Erosion von Biodiversität wird entsprechend als ein Problem erkannt, welches zur Verelendung
von großen Teilen der globalen Bevölkerung führen kann. Entsprechend ist der Erhalt von
Biodiversität in der internationalen Strukturpolitik verankert, sei es in den Zielen und Arbeitsprogrammen der Umweltkonventionen oder in Berichten und Auflagen der Weltbank.
Dennoch gibt es eine Reihe von Zielkonflikten, die noch unzureichend gelöst sind. Der
Schutz von Ökosystemen im Sinne der UNFCCC steht stark unter der Prämisse der Kohlen-
36
stoffspeicherung und -sequestrierung. Damit werden zwar insbesondere in tropischen Breiten Bäume per se gefördert. Es wird aber nicht zwischen Wald, der eine Vielzahl zusätzlicher
Umweltdienstleistungen bereitstellt, und Plantagen, die sogar einen negativen Einfluss auf
die lokale Biodiversität und den Wasserhaushalt haben können, unterschieden.
37
6 Schlussfolgerungen
Biodiversität ist stark vom Klimawandel betroffen. Es ist davon auszugehen, dass die Artenvielfalt durch die Auswirkungen des Klimawandels verringert wird und Ökosystemfunktionen
und -dienstleistungen weiter beschränkt werden.
Daraus ergeben sich die im Folgenden vorgestellten Prämissen für eine nachhaltige Entwicklung angesichts der Wechselwirkung von Klimawandel und Biodiversität.
6.1
6.1.1
6.1.1.1
Der Klimawandel bedroht Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen
Ökoregionen mit hoher Vulnerabilität
Küstenregionen
Küsten sind aufgrund des steigenden Meeresspiegels und durch die Zunahme von Taifunen/
Hurrikanen/ Wirbelstürmen besonders gefährdet. Zudem leben viele arme Menschen in Küstenregionen (zurzeit leben dort rund 1,2 Milliarden Menschen und die Zahl wird weiter steigen). Küstenregionen stellen in vielen Regionen bedeutende Wirtschaftszentren dar.
Küstenschutz muss ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklungszusammenarbeit sein. Es
bestehen erhebliche Synergien zwischen Biodiversitätserhalt, Katastrophenvorsorge und Anpassungsmaßnahmen an den steigenden Meeresspiegel.
Insbesondere der Erhalt von Mangrovenwäldern und Korallenriffen muss aufgrund ihrer natürlichen Pufferfunktion gegenüber Sturmfluten hohe Priorität erhalten.
Durch die Erwärmung der Meere können die marinen Lebensgemeinschaften beeinträchtigt
werden. Da Fische eine große Rolle bei der Ernährung spielen, kommt nachhaltigen Fischereibewirtschaftungsplänen inkl. Meeresschutzgebieten als Rückzugsgebiete für Jungfische
deshalb eine hohe Bedeutung zu. Zusätzlich sollten vorausschauend alternative Wertschöpfungsketten und entsprechend nachgelagerte Wirtschaftsbereiche aufgebaut werden (Diversifizierung der Einkommensquellen).
Küstenzonen und deren Management müssen in übergeordnete Raumordnungspläne integriert werden, so dass Wassereinzugsgebiete und deren Wechselwirkungen mit Küstenzonen
in Einklang gebracht werden können und Versalzung, Sedimenteintrag sowie Überschwemmungen von Nutzflächen verhindert werden können.
6.1.1.2
Tropische Regenwälder
Wälder spielen eine zunehmend bedeutende Rolle sowohl bei der Anpassung als auch bei
der Minderung des Klimawandels. Durch die systematische Zerstörung und Vernichtung des
Ökosystems Wald werden ca. 20 % der Kohlenstoffemissionen (GHG) frei gesetzt. Aus diesem Grund ist es notwendig, die vorhandenen Vermeidungskonzepte (CO2-Reduktion, Kyoto-Protokoll) sowie Anpassungsstrategien weiter zu entwickeln und sie stärker durchzusetzen. Aufgrund der langen Generationsdauer der Waldbäume können Anpassungen in der
Forstwirtschaft, sofern sie einen Baumartenwechsel erfordern, nur sehr langsam durchgeführt werden. Es ist daher zu empfehlen, bereits heute die Klimaänderung in waldbaulichen
Entscheidungen zu berücksichtigen. Dazu sollte man sich bei der Baumartenwahl an den gegenwärtigen und künftigen natürlichen Waldgesellschaften orientieren. Nachhaltige Methoden in der Landwirtschaft, der Waldbewirtschaftung und der Rehabilitierung von Wäldern
38
sind erforderlich, damit die Anpassungs- und Minderungsfunktionen des Waldes erfüllt werden können. Diese sollten verbreitet und unterstützt werden. Solche Maßnahmen können
den Lebensunterhalt der Bevölkerung verbessern und lokale Umweltprobleme durch den
Schutz des Ökosystems, die Sanierung des Bodens und die Verbesserung des Mikroklimas
mildern. Eine an diesen Zielen ausgerichtete Landnutzung verlangsamt den Klimawandel
und dient zugleich der Anpassung an ihn.
6.1.1.3
Trockengebiete
In Trockengebieten werden sich generell gesehen einerseits Dürren und andererseits Starkregen erhöhen. Degradations- und Erosionsprozesse können durch Extremwetterereignisse
verstärkt werden. Die Fähigkeit der meist armen Bevölkerung der marginalisierten Trockengebiete, sich eigenständig an Klimaveränderungen anzupassen ist oft gering, so dass sie besonders gefährdet sind.
Für Trockengebiete ist die Verbindung zwischen Landnutzung und integriertem Wassermanagement entscheidend für die Anpassung an den Klimawandel und die Ernährungssicherung. Konflikte um das knappe Schlüsselgut Wasser werden zunehmen. Ansatz der EZ muss
es dabei sein, konfliktmindernd zu wirken.
Agroforstsysteme spielen in Trockengebieten eine wichtige Rolle zur Ernährungssicherung
und Regenerierung von verarmten Böden, Schutz vor Winderosion, Erhöhung der Wasserspeicherung und der Biodiversität.
Der Erhalt der Agrobiodiversität (insbesondere hinsichtlich trockenresistenter Arten) ist in
diesen Extrem-Ökosystemen essentiell.
Da für Trockengebiete eine spezifische Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation ins
Leben gerufen wurde (CCD), ist eine synergetische Umsetzung mit den beiden anderen großen Umweltkonventionen (CBD, FCCC) notwendig. Die Kommunikation zwischen der EZ
und bestehenden Fach- und Forschungsnetzwerken (z. B. DesertNet) sollte verbessert werden.
6.1.1.4
Bergregionen
In Bergregionen sind die Auswirkungen der globalen Erwärmung relativ am stärksten spürbar
und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Artenzusammensetzung am frühesten
nachweisbar.
Im Zusammenhang mit einer Übernutzung vieler Bergregionen führt der Klimawandel bei einer erhöhten Frequenz von Extremeregnissen (Starkniederschlägen) zu Erosion und Hangabrutuschungen. Der Schutz von Biodiversität in Form von Bergwäldern hat zugleich eine
wichtige Schutzfunktion gegenüber Katastrophen.
Aufgrund der höheren Temperaturen schmelzen in vielen Bergregionen die Gletscher ab, so
dass deren Funktion als Wasserspeicher in den trockenen Sommermonaten verloren geht.
Dadurch sind Millionen von Menschen durch mangelnden Zugang zu Trinkwasser gefährdet
und die Produktivität vieler Gebiete wird abnehmen.
6.2
Klima-Minderungs- und -Anpassungsmaßnahmen können sich negativ auf
die Biodiversität auswirken
Maßnahmen, die auf eine Verringerung der Treibhausgase und eine Erhöhung der Anpassungskapazität von Gesellschaften zielen, sind im Grundsatz zu begrüßen. Im Detail kann es
jedoch insbesondere bei Minderungsmaßnahmen zu Konflikten mit anderen Zielen, die z.B.
39
in der CBD formuliert sind, kommen. Insbesondere Nachwachsende Rohstoffe sind ambivalent zu betrachten, da sie einerseits das Potential haben, die Nachfrage nach Energie kohlendioxidneutral zu bedienen und gleichzeitig eine neue Einkommensquelle im ländlichen
Raum darstellen können. Andererseits können sie ein Anreizsystem sein, das sich negativ
auf die Biodiversität auswirkt.
Dringend geboten sind daher Zertifizierungsschemata, welche international Standards setzen. Die WTO könnte ein geeignetes Forum sein (Doornbusch and Steenblik 2007). Dabei
ist die Vorbildrolle möglicherweise entscheidender als die Möglichkeiten der generellen
Durchsetzung dieser Standards vor Ort. Darüber hinaus gibt es bereits integrierte Standards,
die nicht nur den Anbau selber einbeziehen, sondern auch Kriterien zur Berücksichtigung
von Anliegen der lokalen Bevölkerung und den Zugang von marginalisierten Gruppen beachten19.
Im aktuell begrüßenswerten Rahmen von REDD gibt es große Synergiemöglichkeiten zwischen Klimaschutz und dem Erhalt von Biodiversität. Um Mißbrauch zu vermeiden/verringern, sollte die Formulierung einer konsistenten und ökologisch basierten Walddefinition unterstützt werden.
Im Bereich der Anpassung an den Klimawandel sollte weniger auf technische Lösungen
(Deicherhöhung, große Staudämme) gesetzt werden, sondern vielmehr solchen Ansätzen
der Vorzug gegeben werden, die die Resilienz von Ökosystemen stärken (ökologischer
Hochwasserschutz, integriertes Wassermanagement).
6.3
Biodiversität kann einen wichtigen Beitrag zur Minderung und Anpassung
leisten
Der Schutz von Biodiversität kann zur Mitigation beitragen, indem große Kohlenstoffmengen
aus Wäldern und Mooren nicht freigesetzt werden. Weiterhin puffert der Schutz von Biodiversität die Folgen des Klimawandels ab, dient als Rückversicherung gegen Extremereignisse
und erhöht die Anpassungskapazität von Ökosystemen.
6.3.1
Schutz von Biodiversität zur Minderung
Landnutzungsänderungen, insbesondere Entwaldung, haben zu ca. 20 % der globalen Treibhausgaseemissionen beigetragen, in den verbliebenen Wäldern inklusive der Böden sind
z.Zt. noch ca. 1 037 Gt CO2 gespeichert. Dieser Zusammenhang führt zunehmend zur Anerkennung von Wäldern als Kohlenstoffsenke im Prozess der Klimarahmenverhandlungen.
Das führt dazu, dass über verschiedene Mechanismen (Globaler Kohlenstoffmarkt, CD-Mechanismen, evtl. Waldprotokoll) international größere Geldsummen für den Waldschutz aufgebracht werden, die an sehr unterschiedliche Akteure auf sehr unterschiedlichen Ebenen
(Staaten, Kommunen, Naturschutzbehörden, Schutzgebiete, NGOs etc.) ausgezahlt werden.
Aktuell spielt der Erhalt von Biodiversität keine aktive Rolle, sondern wird als „Nebeneffekt“
der großen anzurechnenden Kohlenstoffmengen in den sehr diversen tropischen Wäldern
Lateinamerikas, Zentralafrikas und Südostasiens erwartet.
Eine wichtige Aufgabe in diesem Prozess ist es daher zu gewährleisten, dass Kriterien zur
ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit Anwendung finden. Dazu gehört eine umfassende
ökologische Definition von Wald, die sich klar von Plantagen und Monokulturen abgrenzt, so19
Ein Beispiel hierfür ist (http://www.climate-standards.org), weitere Vorschläge gibt es für Forschungskooperationen
40
wie Finanzierungsmechanismen, die der lokalen Bevölkerung (und nicht internationalen Konzernen oder den Nationalregierungen) zugute kommen.
Ebenso ist ein funktionsfähiger Boden unabdingbar für den Erhalt und die Entwicklung von
Biodiversität (Lal 2007). Ausbaufähig sind hier Kooperationen mit relevanten Forschungseinrichtungen (z.B. Universität Hohenheim, Universität Bayreuth). Auf internationaler Ebene ist
die Unterstützung eines „Bodenprotokolls“ wünschenswert, welches Aktivitäten zum Bodenschutz einen höheren Stellenwert verleihen könnte – und damit Zugriff auf finanzielle Ressourcen ermöglicht.
Auch Moore sind wichtige Kohlenstoffspeicher und zunehmend durch Raubbau, Drainage
und Flächennutzungsdruck (u. a. durch Anbau von Bioenergiepflanzen, Torfabbau, Gewinnung von zusätzlichen Anbauflächen) bedroht. Bei der Trockenlegung werden große Mengen von Treibhausgasen freigesetzt.
Moorerhaltung ist deshalb entscheidend für die Minderung der Klimagase. Sie sollte integraler Bestandteil von Programmen des Umwelt- und Ressourcenmanagements und von ländlichen Entwicklungsstrategien sein.
6.3.2
Biodiversität als (Ver-)Sicherung gegen Folgen des Klimawandels
Biodiversität in Form von Pflanzen und Tieren mit verschiedenen genetischen Profilen führt
dazu, dass biologische Prozesse unter sehr unterschiedlichen (klimatischen) Bedingungen
funktionieren. Insbesondere eine reiche Agrodiversität (z.B. in Form von trockenresistenten,
überflutungsresistenten und stressunemepfindlichen Arten und Agrarökosytemen) verringert
das Risiko von Ernteausfällen, und stellt alternative nutzbare Pflanzen zur Verfügung. Eine
vorrangige Aufgabe ist daher, sowohl das Spektrum an Nutzpflanzen als auch ihre innerartliche Variabilität zu bewahren und zu erhöhen. Dies geschieht am besten in-situ, da sich die
Pflanzen so am schnellsten an die sich verändernden Umwelt-(Klima-)bedingungen anpassen.
Weiterhin ist eine synergistische Umsetzung der internationalen Konvention zu Genetischen
Ressourcen von Pflanzen (International Treaty for Plant Genetic Resources for Food and
Agriculture) mit UNCCD, CBD und UNFCCC anzustreben.
Aber nicht nur landwirtschaftliche Nutzflächen, sondern auch naturbelassene Ökosysteme
stellen eine Versicherung dar, um sowohl auf genetische Ressourcen als auch auf weitere
Produkte zurückgreifen zu können und Möglichkeiten für eine Diversifizierung zu erhalten.
Beispiele hierfür wären die Mangrovenwälder oder Korallenriffe mit ihrem Fischreichtum.
6.3.3
Biodiversität als Puffer gegen Extremereignisse
Natürliche Ökosysteme können die Auswirkungen des Klimawandels mindern. Besonders
drastisch wird dies bei Überflutungsereignissen sichtbar. Flüsse mit einem integrierten Management bzw. intaktem Oberlauf und funktionalen Feuchtgebieten bilden sehr viel geringere
Flutkegel aus als eingedeichte Flüsse. Küstengebiete profitieren von dem mechanischen
Puffer durch Mangrovenwälder. Weiterhin mindert eine intakte Vegetation das Risiko von
Erosion und Hangrutschungen.
Auch geringere Niederschläge können durch intakte Ökosysteme wie z.B. Wälder kompensiert werden, indem sie das Wasser wie ein Schwamm in der Landschaft halten und zudem
lokal für Verdunstungskühlung sorgen.
41
6.4
Der Schutz von Biodiversität muss proaktiv in verschiedenen Politikbereichen verankert werden
Die Folgen des Klimawandels auf die Biodiversität werden zunehmend wahrgenommen,
aber Biodiversität als Faktor zur Minderung von Klimawandel und zur Verminderung der negativen Auswirkungen geht noch viel zu wenig in die öffentliche und politische Diskussion um
den Klimawandel ein. Dabei ist der Erhalt von Biodiversität nicht lästiger Naturschutz, sondern fundamental für die Armutsbekämpfung und zur Sicherung der Lebensqualität von Millionen von Menschen.
6.4.1
Schutzgebietssysteme
Ein Teil von Biodiversität lässt sich langfristig nur erhalten, wenn seine menschliche Nutzung
Einschränkungen unterliegt. Daher sind die Beschlüsse der CBD zu Schutzgebieten und die
Umsetzung auf nationaler und kommunaler Ebene sehr wichtig (siehe Box 6.8).
Die Einrichtung und Unterhaltung von Schutzgebieten ist das bedeutendste Instrument zum
Schutz von Biodiversität mit einer hohen Wirksamkeit20. Aufgrund des Klimawandels kann jedoch das Erreichen der jeweiligen Schutzziele fraglich sein. Die Zielarten und -biotope kommen unter veränderten Umweltbedingungen möglicherweise in den entsprechenden Gebieten nicht mehr vor und auch die Zunahme invasiver Arten kann ein Problem darstellen.
Das Management von Schutzgebieten muss entsprechend an die Veränderungen aufgrund
des Klimawandels angepasst werden. Je kleiner und isolierter ein Gebiet ist, desto stärker
gefährdet ist es durch den Klimawandel, da bei lokalen Aussterbeereignissen die Besiedlung
durch Pflanzen und Tiere benachbarter Populationen nicht immer möglich ist. Entsprechend
ist nicht nur das Gebiet selbst, sondern auch die umliegende Landschaft in Naturschutzkonzepte einzubeziehen.
Isolierte streng geschützte Kernzonen haben eine große Bedeutung für den Artenschutz,
sind aber nicht gegen den Willen der lokalen Bevölkerung durchzusetzen, zumal wenn deren
Grundbedürfnisse nicht befriedigt sind. Gegenüber den ersten Ansätzen des Schutzgebietsmanagements wurden mittlerweile deutliche Verbesserungen erzielt, indem die Bevölkerung
im Rahmen eines entwicklungsorientierten Naturschutzes intensiv einbezogen wird. Zum Teil
wird die Erfahrung gemacht, dass der Schutz von natürlichen Ökosystemen den Interessen
der Bevölkerung sehr nahe kommt und sie bereits kurzfristig profitieren kann (Beispiel TaiNationalpark21).
20
Eine Überblicksarbeit konnte belegen, dass sich die Etablierung von Schutzgebieten positiv auf die
Biodiversität in den Gebieten ausgewirkt hat Bruner, A. G., R. E. Gullison, et al. (2001). "Effectiveness
of Parks in protecting Tropical Biodiversity." Science 291: 125.
21
Bericht von Suhel al-Janabi: Lokale Kakaobauern in der Elfenbeinküste haben den Wert des Waldes zur Klimaregulation anerkannt und unterstützen daher seinen Schutz.
42
Box 6.8: CBD COP9 und Waldschutzgebiete
Die Themen der COP 9 haben durchgehend Relevanz für den Klimaschutz, insbesondere:
- Schutz der Wälder und Einrichtung mariner Schutzgebiete
- Instrumente zur Finanzierung der Schutzgebietssysteme
- Erhaltung pflanzen- und tiergenetischer Vielfalt in der Landwirtschaft (Agro-Biodiversität)
- Entwicklung eines Regimes zum gerechten Vorteilsausgleich bei der Nutzung genetischer Ressourcen (ABS-Regime)
- Umsetzung des Übereinkommens und Erreichen des 2010-Ziels, d.h. den Verlust an Biodiversität weltweit bis 2010 erheblich zu reduzieren bzw. zu stoppen.
Bis 2010 soll ein globales Netz aus Schutzgebieten gebildet werden, um den Verlust von
Biodiversität zu stoppen. Ein Schwerpunkt wird auf dem Schutz der tropischen Regenwälder liegen, da hier die Synergien zwischen Klimaschutz und dem Erhalt der biologischen
Vielfalt sehr hoch sind. Sowohl die Finanzierung als auch der Mechanismus sind noch unklar. Eine Möglichkeit besteht in der Anerkennung der vermiedenen Emissionen, andere favorisieren ein eigenes Waldprotokoll.
Im Rahmen des Schutzgebiete-Arbeitsprogrammes der CBD wird in einer ökologischen
Gap-Analyse angestrebt, die Repräsentanz von Ökosystemen zu verbessern. Vielfältige
Wälder mit naturnaher Artenzusammensetzung und breiter genetischer Amplitude bieten
angesichts der für den konkreten Waldstandort kaum vorhersagbaren Folgen der Klimaänderung die beste Voraussetzung für anpassungsfähige und damit auch künftig stabile
Waldökosysteme. (Vohland, Doyle et al. 2008).
Wichtig im entwicklungspolitischen Kontext ist die jeweilige Auseinandersetzung mit der Frage, ob Änderungen, die aufgrund des Klimawandels erwartet werden, in zukünftige räumliche
Planungen von Schutzgebietssytemen mit einbezogen werden und wie das individuelle Management die Resilienz gegenüber Klimawirkungen erhöhen kann.
6.4.1.1
Bio-Korridore
Bio-Korridore sind ein Instrument der konkreten Ausgestaltung von Schutzgebietssystemen.
Es gibt allerdings noch unzureichende Erkenntnisse darüber, wem Biokorridore nutzen – z.B.
auch invasiven Arten und Prädatoren von geschützten Arten – und für welche Arten sie unabdingbar sind (z.B. Großsäuger).
Für die meisten Arten ergibt sich der Haupteffekt über die zusätzliche Habitatfläche, die ihnen für Nahrungssuche, Paarung etc. zur Verfügung steht.
6.4.2
Finanzierung
Für die Bewahrung von Biodiversität über die direkten Umweltleistungen hinaus gibt es wenig Anerkennungssysteme bzw. Marktmechanismen. Ein wichtiger Faktor hierfür ist die zeitliche Verschiebung der Auswirkungen des Biodiversitätsverlusts. Der Schutz von Biodiversität
wird in vielen Fällen erst für nachfolgende Generationen lebensnotwendig sein, da es zurzeit
noch relativ viele Möglichkeiten gibt, räumlich auszuweichen, also z.B. landwirtschaftliche
Produkte aus anderen Regionen der Erde zu beziehen oder in diese zu migrieren. Es ist allerdings wichtig, die Handlungsmuster in der Gegenwart zu ändern. Bei der Gestaltung von
Kompensationsmechanismen zum Erhalt von Biodiversität sowie den Ökosystemfunktionen
und -dienstleistungen (e.g. Duraiappah 2006) müssen daher die Faktoren „Zeit“, „Nutzniesser“ und „Verantwortungshierarchie“ stärker berücksichtigt werden.
43
6.4.3
Implementation, Schutz-Kriterien und Monitoringsysteme
Die großen Synergieeffekte, die sich durch den Schutz von tropischem Regenwald mit Klimaschutzinteressen erzielen lassen, können dazu führen, dass andere Ökosysteme weniger
Aufmerksamkeit erfahren. Um auch in Zukunft die Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen zu
ermöglichen, sollte auf eine entsprechende Repräsentanz aller Ökosysteme geachtet werden.
Eine weitere Schwierigkeit stellen meßbare Indices dar, die ein Monitoring (z.B. über Fernerkundung) erlauben.
Der Dialog zwischen Forschung und Entwicklungszusammenarbeit muß enger werden, um
Forschungsfragen auch direkt aus entwicklungspolitischer Perspektive bearbeiten und beantworten zu können. Eine zentrale Frage hierbei ist der Umgang mit Unsicherheiten.
44
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