Dolgener See, Kurzgutachten 2015

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Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg
Abteilung Naturschutz, Wasser und Boden
Dezernat 43 (WRRL, Gewässerkunde)
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Gutachten Dolgener See 2015
Gutachten Dolgener 2015
Seenummer
Fläche
190150
78,3
EZG
mittlere Tiefe
maximale Tiefe
Referenzzustand
FFH Gebiet
13,38
km2
5,2
m
10,8
m
mesotroph
Hohensprenzer See, Dudinghausener See und
Dolgener See
ha
Der Dolgener See bildet mit dem Hohensprenzer See das gleichnamige Landschaftsschutzgebiet und zusammen mit dem Hohensprenzer Mühlbach (Ablauf) sowie dem Dudinghausener See das FFH Gebiet. Die Autobahn 19 durchschneidet das FFH Gebiet. Der sehr
langgestreckte Dolgener See liegt nordwestlich Laage im Ort Dolgen im Landkreis Rostock.
Sein Einzugsgebiet wird zu 80 % landwirtschaftlich genutzt. Zum Teil reichen die hängigen
Ackerflächen bis fast an das Seeufer. Der Dolgener See ist nur sehr unvollständig durch einen
Gehölzsaum geschützt. Im Nordosten liegt der See in einem kleinen Waldgebiet. Hier
befindet sich auch der Zulauf (Karte). Im Süden liegt bebautes Gebiet am Gewässer und in
etwas größerer Entfernung die Orte Sabel und Kankel. Ein Schilfgürtel ist nur spärlich
ausgebildet. Etwa in der Mitte des Sees liegt eine Halbinsel. Der See wird als Badegewässer
genutzt und von Anglern stark frequentiert. Der Dolgener See wurde 1994, 1995, 2002, 2009,
2012 und 2015 untersucht, der Zulauf mit Ausnahme 1995 ebenfalls. 1998 fand eine Vermessung statt. 2004 wurde an Hand von Luftbildern eine Uferbewertung vorgenommen. Der
Dolgener See ist auf Grund seiner Seefläche über 50 ha ein nach europäischer Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) berichtspflichtiges Gewässer.
Karte: Dolgener See Uferstrukturgüte und Zulauf
Zulauf DoZ1
Meßpunkt tiefste Stelle
sehr gut
gut
mäßig
unbefriedigend
schlecht
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Gutachten Dolgener See 2015
Der Dolgener See bildete ganzjährig Phytoplankton aus. Die Chlorophyll-a Gehalte erreichten
2015 maximal 29,3 µg/l (Abb.1). 1994 und 1995 waren sie mit einem Maximum von 7,2 µg/l
außerordentlich niedrig. Wie die Abbildung 1 zeigt, ist von 1994/95 zu 2015 eine deutliche
Zunahme der Chlorophyll-a Gehalte zu verzeichnen. Seit 2002 wurden stets höhere Gehalten
als im Vorjahr gemessen. Diese Entwicklung ist besorgniserregend. Der Trend ist eindeutig.
Abb.1: Chlorophyll-a Gehalte und Sichttiefen
µg/l
Chlorophyll-a Dolgener See
30,0
25,0
20,0
15,0
10,0
5,0
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
0,0
Sichttiefen Dolgener See
cm
350
300
250
200
150
100
50
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
0
Gleiches gilt für das Biovolumen des Phytoplanktons. Lagen die Werte 1994 noch bei 1,146,09 mm3/l, so hatten sie sich bis 2009 auf 3,4 - 10,96 mm3/l erhöht. 2009 wurde erstmals ein
zweistelliges Biovolumen ermittelt. 2012 lag das maximale Biovolumen bei 8,5 mm3/l.
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Die Artenzusammensetzung ist gleich geblieben. Das Phytoplankton wird ganzjährig aus
Kieselalgen und Flagellaten gebildet. 2012 dominierten im Spätsommer Panzerflagellaten.
Für 2015 liegen noch keine Daten vor.
Die Sichttiefen zeigen diesen Trend nicht (Abb.1). 1994/95 lagen sie mit einer Ausnahme
stets über oder bei 120 cm. 2002 wurden sehr hohe Sichttiefen von 160 cm bis 325 cm
gemessen. 2009 und 2012 lagen sie dann wieder im Bereich von 110 cm bis 160 cm. 2015
wurden im April nur 80 cm ermittelt. Ansonsten lagen die Sichttiefen zwischen 120 cm und
300 cm.
Der pH-Wert lag im Dolgener See zwar in allen Untersuchungsjahren meist über 8 (Abb.2),
deutlich erhöhte Werte über 8,5 wurden aber fast nur in der ersten Jahreshälfte gemessen.
2002 macht eine Ausnahme. Hier wurden ausschließlich Werte unter 8,5 ermittelt. 2015 lagen
dagegen 4 von 6 Werten darüber.
Abb.2: pH-Werte
pH-Wert Dolgener See
10,5
10,0
9,5
9,0
8,5
8,0
7,5
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
7,0
Die Leitfähigkeiten lagen 2015 zwischen 506 µS/cm und 559 µS/cm. Im Mittel der
Untersuchungsjahre wurden 574 µS/cm gemessen. In den Jahren 1994 und 2009 lag das
Jahresmittel über 600 µS/cm. Der Dolgener See ist sehr kalkreich. Er hat sehr hartes Wasser
und damit ein gutes Puffervermögen.
2015 war das erste Untersuchungsjahr mit einer fast durchgehenden Übersättigung. Ein
Zeichen für eine hohe Primärpoduktion der Algen. In den Vorjahren wurden nur im Frühjahr
deutlichere Übersättigungen bestimmt. Ansonsten war der See fast durchgehend leicht
untersättigt. 2015 wurde erst im September eine Untersättigung beobachtet, nachdem das
sauerstofffreie Tiefenwasser eingemischt war.
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Die Profilaufnahmen (Abb.3) belegen in allen Untersuchungsjahren Sauerstoffschwund im
Tiefenwasser. 2015 war dies besonders ausgeprägt. Im August 2015 war bereits ab 4,5 m
Wassertiefe kein Sauerstoff mehr vorhanden. In den Vorjahren lag diese Zone deutlich höher
(Abb.3).
Abb.3: Tiefenprofile Sauerstoff
°C
mg/l
0
m
4
8
12
16
20
°C
mg/l
24
0
1,0
0,5
2,0
1,0
3,0
2,0
4
8
12
16
20
24
3,0
4,0
m
4,0
5,0
5,0
6,0
6,0
7,0
7,0
8,0
8,0
9,0
Tiefenprofil
Dolgener See
04.07.1995
mg/l Sauerstoff
°C Temperatur
Tiefenprofil
Dolgener See
07.07.1994
mg/l Sauerstoff
°C Temperatur
4
8
12
16
20
0,4
0,8
1,2
1,8
2,2
2,7
3,3
3,7
m 4,5
4,7
5,3
5,8
6,2
6,8
7,3
7,8
8,3
8,8
9,3
9,7
°C
mg/l
°C
mg/l
0
24
0
4
8
12
16
20
24
0,7
1,2
1,7
2,2
2,8
3,2
3,8
4,5
4,7
m 5,2
5,7
6,3
6,7
7,2
7,8
8,3
8,7
9,3
9,8
10,1
Tiefenprofil
Dolgener See
18.07.2012
mg/l Sauerstoff
°C Temperatur
Tiefenprofil
Dolgener See
13.08.2015
mg/l Sauerstoff
°C Temperatur
Die Sauerstoffschichtungen erscheinen ab 2002 ausgeprägter als in den Vorjahren. 2009
wurde bereits im April Sauerstoffmangel über dem Sediment festgestellt, mit der Folge
erheblicher Phosphat- und Ammoniumfreisetzungen in der anaeroben Zone.
2015 (Abb.4) fielen wie 2012 die Phosphatkonzentrationen im Tiefenwasser deutlich geringer
aus als 2009. Mit der Herbstzirkulation und der Einmischung des Tiefenwassers stehen die
Nährstoffe für die Bioproduktion im See wieder zur Verfügung.
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Abb.4: Gesamtphosphat und Ammoniumstickstoff im Oberflächen- und Tiefenwasser
Phosphat - Jahresgang Dolgener See 2015
mg/l P
0,600
Oberfläche 2015
Tiefenprobe 2015
0,500
0,400
0,300
0,200
0,100
10.09.2015
27.08.2015
13.08.2015
30.07.2015
16.07.2015
02.07.2015
18.06.2015
04.06.2015
21.05.2015
07.05.2015
23.04.2015
09.04.2015
26.03.2015
12.03.2015
0,000
Vergleicht man die Nährstoffkonzentrationen in den Untersuchungsjahren (Abb.4), fällt auf,
dass entgegen der Entwicklung im Chlorophyll-a Gehalt eine leichte Abnahme der Gesamtphosphatkonzentrationen von 1994/95 bis 2015 zu erkennen ist. Die geringsten Werte wurden
2002 bestimmt. Sie lagen zwischen 20 und 60 µg/l P. Dies war auch das Jahr mit der
geringsten Algenbiomasse. In den Jahren davor und danach wurden höhere Konzentrationen
nachgewiesen (Abb.5). 2015 lag der maximale Wert bei 87 µg/l P. Er war etwas höher als
2012.
Abb.5: Gesamtphosphat
Gesamt-Phosphor Dolgener See Oberfläche
mg/l
0,160
0,140
0,120
0,100
0,080
0,060
0,040
0,020
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
0,000
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Für die Stickstoffkomponenten ist der Trend eindeutig. Seit 1994/95 haben die Gesamtstickstoffgehalte im See abgenommen (Abb.6). Ursache ist die starke Abnahme der Nitratstickstoffkonzentrationen vor allem im Frühjahr. 2012 und 2015 wurden wieder etwas höhere
Werte gemessen als 2009 (Abb.6).
Abb.6: Stickstoffparameter
Stickstoffparameter Dolgener See Oberfläche
mg/l
Gesamt-N
Nitratstickstoff
3,500
Ammoniumstickstoff
Linear (Gesamt-N)
3,000
2,500
2,000
1,500
1,000
0,500
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
0,000
Der Dolgener See war 2015 mit einem Trophieindex von 2,95 eutroph 1 (e1). Die Indices
sind in den Untersuchungsjahren 1994/95 bis 2009 stetig angestiegen (Abb. 7). 2012 und
2015 wurde das Niveau von 2009 bestätigt. Es besteht damit zwar noch kein Sanierungsdafür aber erhöhter Schutzbedarf. Insbesondere eine Intensivierung der landwirtschaftlichen
Nutzung im Gebiet darf nicht zu einer Verschlechterung des Gewässerzustandes führen. Die
Pufferzonen zwischen See und Nutzung müssen deutlich ausgeweitet werden, um Wind und
Wassererosion einzuschränken.
Abb.7: Trophieindex
Trophieindex Dolgener See
3,00
Trophieindex
2,50
obere Klassengrenze (e1)
2,00
untere Klassengrenze (e1)
Referenz mesotroph
1,50
1,00
0,50
0,00
1994
1995
2002
2009
2012
2015
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Der Referenzzustand des Dolgener Sees ist mesotroph. 1994 lag der Trophieinex im Bereich
des Referenzzustandes. Der See konnte trotz Verschlechterung auch 2015 mit Bezug auf den
Trophieindex bei nur einer Klasse Abweichung in den „guten Zustand“ nach WRRL
eingestuft werden. Eine weitere Verschlechterung sollte aber nicht zugelassen werden. Der
See ist weiter zu überwachen. Sollte sich der Trend fortsetzen, sind Maßnahmen zu ergreifen,
um dem entgegen zu wirken. Die Ufer (Karte) des Dolgener Sees sind zum überwiegenden
Teil mäßig beeinträchtigt (Klasse 3 – siehe Karte – Uferlinie in Grüntönen), nur das Ufer im
Ort Dolgen ist deutlich beeinträchtigt (Klasse 4 – siehe Karte –Uferlinie Gelb). An Hand des
Phytoplanktons und der Makrophyten wird der See allerdings in die Klasse 3 (Tab.1) eingestuft, so daß sich der insgesamt mäßige Zustand (Klasse 3) ergibt. Der Dolgener See weicht
damit eine Klasse vom Bewirtschaftungsziel ab.
Tab.1: Klassifizierung und Bewertung nach WRRL
Jahr
Trophieindex Phytoplankton
Makrophyten
2015
gut
mäßig
mäßig
Makrophyten
Die Sichttiefe von 1,70 m, die im August 2012 anlässlich der Makrophytenkartierung im
Dolgener See gemessen wurde und eine mittlere untere Verbreitungsgrenze der submersen
Vegetation von 2,88 m (1,7 m – 3,4 m) bestätigten den Eindruck eines schwach eutrophen
Gewässers. Die Artenvielfalt war allerdings mit nur 7 Vertretern der submersen Makrophyten
und 2 Arten der Schwimmblattvegetation relativ gering, und es kamen fast ausschließlich
robuste nährstofftolerante Arten vor (Ceratophyllum demersum, Ceratophyllum submersum,
Potamogeton crispus, Potamogeton lucens, Potamogeton pectinatus, Nymphaea alba und
Nuphar lutea). Auf einigen Transekten waren auch gar keine submersen Makrophyten
vorhanden. Vor allem im Südteil des Sees ist an einigen Stellen Fontinalis antipyretica
gefunden worden, was für einen unterirdischen Wasserzustrom spricht. Als „bessere“ Art ist
das Vorkommen der relativ seltenen Laichkrautart Potamogeton praelongus (Rote Liste MV
2) erwähnenswert. Sie wurde aber nur an zwei Stellen in sehr kleinen Beständen beobachtet.
Die Bewertung des Zustands des Dolgener Sees auf der Grundlage seines Makrophytenbestandes ergibt eine Bewertungsstufe 3. Das Ergebnis ist verfahrensgemäß als gesichert zu
betrachten.
Zulauf (siehe Karte)
Der Zulauf zum Dolgener See wies auch 2015 wie in allen anderen Untersuchungsjahren
erhebliche Stickstoffbelastungen auf (Abb.8). Die Stickstoffwerte waren ganzjährig hoch, sie
überstiegen die Zielvorgaben für Fließgewässer deutlich. Im August 2015 wurde mit 37 mg/l
Gesamtstickstoff ein Extremwerte nachgewiesen. Der Gesamtstickstoff besteht überwiegend
aus Nitratstickstoff. Die hohen Konzentrationen des Zulaufes finden sich im See nicht wieder
(Abb.6). Im Sommer wurden 2012 erhöhte Phosphatgehalte im Zulauf gemessen. 2015 waren
die Phosphatgehalte deutlich niedriger.
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Abb.8: Gesamtstickstoff und Gesamtphosphor im Zulauf
Gesamtstickstoff
mg/l
40,0
35,0
30,0
25,0
2002
20,0
2009
2012
2015
15,0
10,0
5,0
0,0
März
April
Juni
Juli
Aug
Sep
Okt
Achsentitel
Gesamtphosphor
mg/l
0,40
0,35
0,30
0,25
2002
0,20
2009
2012
2015
0,15
0,10
0,05
0,00
März
April
Juni
Juli
Aug
Sep
Okt
Achsentitel
Die Durchflüsse lagen 2015 zwischen 0,2 und 5 l/s und damit deutlich geringer als 2009 und
2012. Daraus ergaben sich für 2015 überschlägig Frachten von ca. 1 t/a Stickstoff und nur 1,7
kg/a Phosphor. 2012 waren die Frachten für den Stickstoff doppelt und für den Phosphor 10fach höher. Ursache waren die deutlich höheren Durchflüsse und für den Phosphor auch
höhere Konzentrationen (Abb.8).
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