reden und gedenkworte - orden pour le mérite

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ORDEN POURLE MERITE
FÜR WISSENSCHAFTEN UND KÜNSTE
REDEN UND GEDENKWORTE
VIERTER BAND
1960/61
VERLAG LAMBERT SCHNEIDER
•
HEIDELBERG
REDEVON
GERHARD DOMAGK
GERHARD DOMAGK
DIE ENTWICKLUNG
EINER KAUSALEN BEHANDLUNG DER
BAKTERIELLEN INFEKTIONSKRANKHEITEN
UND DIE AUSSICHTEN
FÜR EINE
CHEMOTHERAPIE DES KREBSES
Ich bin mir
hier
zu
halten
bewußt, gewissermaßen
nur
als »Lückenbüßer«
stehen, denn Herr Heisenberg, der den Festvortrag
sollte,
ist verhindert. Ich kann Ihnen also nicht über
neueste
Ergebnisse
richten,
sondern
Ich werde
der
nur
sprechen
Atomforschung
und
ähnliches
be¬
viel bescheidenere Probleme erörtern.
über die
Entwicklung einer Chemotherapie
der akuten Infektionskrankheiten und der Tuberkulose in den
letzten 30 Jahren und vielleicht auch noch
Zukunftsaussichten
sagen.
-
Wir
Bedrohung
krankheiten
für
armen
eine
besiegt
blieben die viel
Chemotherapie
Menschen kommen
nicht heraus.
Selbst
hätten
größeren
-
etwas
wenn
aus
wir
des
über die
Krebses
der Furcht und
alle
Infektions¬
vielleicht sogar noch den Krebs
Gefahren der Atombomben und
-,
an¬
derer Massenvernichtungswaffen als Damoklesschwert über uns
69
hängen, die,
raten
sie in die Hand eines Geisteskranken ge¬
wenn
würden, unvorstellbare Verheerungen anrichten würden.
»Wie aber sollte das
Wir haben
es
Gefahr, daß
doch
es an
vor
wenigen
irgendeiner
großer
Menschenleben in
werden Sie
entsetzt
Jahrzehnten selbst
Stelle wieder
fragen.
erlebt;
die
geschieht
und daß
werden,
ist nicht
Zahl vernichtet
vertausendfacht worden.
verhundertfacht, ja
sie ist
beseitigt;
möglich sein?«
»großartigen« Zeit, die
Besinnung und Rechenschaft
So leben wir schon wieder in einer
Mut, Bereitschaft sowie
von
fordert.
uns
stete
Geisteskrankheiten keine
Leider sind die
Infektionskrankheiten, die wir hoffen dürften, auch einmal
chemotherapeutisch erfolgreich behandeln
den
wir, ob wir
Jahre
lang
es
zu
wahrhaben wollen oder
in einer unwahrscheinlichen
können. So
wer¬
noch viele
nicht,
Bedrohung
leben
-
wir
alle, ausnahmslos. Vielleicht hat aber auch eine solche Zeit
ihr
Gutes, nämlich sich
ist, sich
zu
den Problemen
nicht doch noch einen
besinnen, allerdings ehe
zu
stellen und
Ausweg gibt
aus
erscheinenden Situation. Aber vielleicht
ich Ihnen
nun
berichten
will, doch ein
Problemen
nung, auch mit diesen
50 Jahren und mehr erschien
möglich,
nachzudenken,
der schier
gibt
wenig
nun
worüber
Mut und Hoff¬
vor
allen auch noch ganz
un¬
werden;
zu
dieser vielen Krankheiten einmal Herr
über die ich
es
ausweglos
das,
uns
spät
ob
denn
fertig
es uns
es zu
zu
werden,
kurz berichten will.
Bekämpfung von Infektionskrankheiten fing in
Tropen an. Bei den Rassenkämpfen, die heute dort statt¬
Die kausale
den
finden, sollten sich vielleicht auch die Schwarzen einmal daran
erinnern
lassen,
doch nicht
nur
was
ihnen der »weiße Mann«
Bedrohung, Überheblichkeit
Und selbst in anderen
weise die
Ländern,
Konzentrationslager
in denen
und
70
gewiß
gebracht
und
man
hat
—
Ausbeutung!
uns
nicht
zu
üblicher¬
verteidi-
gende Schandtaten und Grausamkeiten vorhält, wäre es gut,
sich gelegentlich
wenigstens ganz leise daran zu erinnern,
daß die kausale chemotherapeutische Bekämpfung aller In¬
fektionskrankheiten von dem heute gequälten und zerrissenen
Deutschland ihren Ausgang nahm und in Europa und schlie߬
lich auch in den USA ihre Weiterentwicklung erlebte, daß
aber andere große Länder bisher keinen Beitrag zur Verbesse¬
—
—
rung des bedrohten menschlichen Lebens
nur
für die
Wir freuen
Vernichtung
uns
der
Erkenntnisse
gekommen sind,
in Zukunft
daß die
Ärzte,
als
chemotherapeutischen Forschung
kommen
zunutze
Ausrottung
werden,
nun
aber
Menschheit,
zunutze
kommen und auch
zunutze
verstehen
der Krankheiten und
Menschen durch diese
drohungen
daß allen Menschen in der Welt die
auch heute noch
für die
leisteten, sondern
anderer Länder rüsteten und rüsten!
unbedingt
es
aber
nicht,
Bedrohungen
des
durch andere Be¬
die wir selbst
schaffen, einen
Ersatz finden müssen. Nicht mehr die Parasiten und Bakterien
sind heute
wie in vergangenen Zeiten
-
Feinde und Bedroher des
-
die furchtbarsten
Menschengeschlechts,
sondern die
Menschen selbst.
Seit den
Entdeckungen
von
Louis Pasteur in Paris und Robert
Koch in Berlin und ihren Schülern wissen
wir, daß Seuchen
und Infektionskrankheiten kleinsten Lebewesen zuzuschreiben
sind, die als Protozoen dem Tierreich oder als Bakterien dem
Pflanzenreich
arten,
von
dringen;
u. a.
die
entstammen.
Dazu kommen noch
denen die kleinsten
die
größeren
Erreger
der
lichsten Viruskrankheiten
Kriege
feinsten Filter durch¬
auch
Rikettsien,
zu
Pocken, die Erreger des Trachoms
ägyptischen Augenkrankheit
ganze
unsere
nennt man
die Virus¬
—
u. a.
gehört
entschieden hat.
gehören.
der
Flecktyphus,
Napoleons
71
Zu den
Heer
war
denen
-
der
gefähr¬
der allein
durch den
Flecktyphus
schon
vernichtet, ehe
es
erreichte, ehe
Moskau
Moskau brannte und ehe der kümmerliche Rest auf dem Rück¬
marsch erfror. Zu den kleinen Virusarten
der
Kinderkrankheiten,
die
gehören
im Tierreich die
Erreger
Erreger
der Maul-
und Klauenseuche.
Eine Infektion beruht auf dem
Eindringen
der
Erreger
in den
Wirtsorganismus unter Durchbrechung der den Körper schüt¬
zenden Epitheldecke, also entweder des Epithels der Haut
oder aber des Epithels des Magen-Darm-Kanals oder der Luft¬
durch die
wege. Als Folge des Eindringens pathogener Erreger
den
Körper
liegenden
schützenden
Gewebe
zu
Epitheldecken kommt
einer Reaktion der
Gefäßwandzellen, die wir
sich die
Erreger
haupten
und
als
Entzündung
es
im darunter¬
Bindegewebs-
bezeichnen. Können
des
gegen die Abwehrfunktionen
vermehren,
kommt
so
es
und
zu
Körpers
be¬
einer Infektions¬
genügt schon eine ganz geringgradige
Verletzung der Epitheldecke, um genügend virulenten, lebens¬
krankheit. Manchmal
kräftigen
Krankheitskeimen das
ermöglichen.
Eindringen
Ein Insektenstich kann der
in den
Körper
zu
Ausgangspunkt einer
schweren Infektion sein. Bei den meisten Infektionen werden
die
Krankheitserreger
von
Mensch
zu
Mensch
übertragen.
In
erfolgt die Infektion von der Außen¬
manche Krankheitserreger saprophytisch
anderen Fällen wiederum
welt
her, in der sich
aufhalten können.
wirte
notwendig,
-
um
wie z.B. Läuse beim
In noch anderen Fällen sind Zwischen¬
die Infektionskeime weiter
Flecktyphus
der Malaria. Manchmal
heitserreger
beherbergt
der Mensch sogar Krank¬
Mundhöhle, ohne
erkranken 5 denn ob eine Infektionskrankheit
ab,
ob die
sind, sondern sehr wesentlich auch
von
zu
auftritt, hängt
Erreger überhaupt
72
übertragen,
oder bestimmte Mücken bei
auf seiner Haut oder in der
nicht allein davon
zu
vorhanden
der Zahl und Virulenz
Körper eindringenden
der in den menschlichen
Hochblüte der
hat
bakteriologischen Entwicklung
wiederum
anderen Zeiten
Abwehrkräfte des
der
Bedeutung
die
bis¬
man
überschätzt,
der Infektionskeime
Bedeutung
weilen die
Keime. In der
zu
natürlichen
Es bestehen aber über die Ab¬
Organismus.
Vorstellungen;
denn die bessere Ge¬
wehrkräfte ganz falsche
sundheit oder bessere natürliche Resistenz ist kein unveränder¬
licher
Faktor, sie nimmt
ab bei
Übermüdung,
bei
ungenügen¬
Verhältnissen
usw.
unhygienischen
Daher die jahrhundertealte Erfahrung: Seuchen und Infek¬
und werden
tionskrankheiten sind die Begleiter jeden Krieges
der
Ernährung,
unter
—
-
es
immer bleiben.
Jede Infektionskrankheit, die
einfach durch
und sollte
Bettruhe, Fliedertee
man
wenn
sind wir
E.
usw.
heilen
kann, braucht
chemotherapeutisch
auch heute nicht
deln. Aber
m.
mittels Naturheilverfahren
man
behan¬
das Leben bedroht ist und Siechtum
verpflichtet,
peutischen Mittel,
die
uns
droht,
die kausal wirksamen chemothera¬
heute
zur
fast aller bakteriellen Infektionen
wirksamen
zur
Bekämpfung
Verfügung stehen,
ein¬
zusetzen.
Die
ersten
therapie
großen, praktischen Erfolge
einer kausalen Chemo¬
erzielte bekanntlich Paul Ehrlich gegen eine
chaetenerkrankung
Verbindung
-
die
Salvarsan.
handlung gingen
die
oder Lues
Syphilis
Einführung
Durch
-
der Salvarsanbe-
Syphilis-Erkrankungen
in
fast
Ländern der Welt erheblich zurück, in Frankreich,
und in der Schweiz
Dänemark sogar
Trypanosomen
um
etwa
die
Hälfte,
in
allen
England
Holland, Belgien,
drei Viertel resp. vier Fünftel. Die durch
verursachte Schlafkrankheit hatte in Afrika
ganze Volksstämme
strichen
um
Spiro-
mit der Arsen-
Ugandas
ausgetilgt.
In
einigen
verseuchten Land¬
sank die Einwohnerzahl durch die Seuche in
73
Jahren
wenigen
der Stamm der
gliedern.
1914
Njems
Das in
-
500000 auf 100000! In Kamerun bestand
von
aus
12
000, 1920 noch
aus
609 Mit¬
durch Röhl entdeckte Germanin
Wuppertal
nahm dieser fürchterlichen Seuche ihren Schrecken.
Die
jährliche Erkrankungsziffer
der
deckung
Malaria
betrug
700 Millionen
ein Drittel der lebenden Menschheit
etwa
Im
Chemotherapie
an
etwa
vor
Ent¬
Menschen,
davon befallen.
war
Plasmochin, Atebrin und Resochin entdeckten
Röhl und
Kikuth mit ihren ehem. Mitarbeitern die Heilmittel
gegen die
Malaria.
Auch
-
und Würmer verursachten
Bilharzia
u. a.
Aber bis
zum
genüber
bakteriellen
seren
Breiten
worüber ich
Jahre 1952
ist,
in
Berlin,
wie
es
Kala-Azar,
kein kausales Heilmittel
ge¬
Infektionen, gegenüber den
die
unserer
uns
in
un¬
Infektionskrankheiten,
kurz berichten will. Wir wollen
nun
erinnern,
teriologie
gab
meisten bedrohenden
am
Erreichte
bauen
Tropenkrankheiten
wurden wirksame kausale Heilmittel entwickelt.
her derer
ter
vielen anderen durch Protozoen
gegenüber
die
Generation,
die
uns
so
aber
vor¬
stolz auf das
Grundlagen schufen,
konnten, die Begründer der wissenschaftlichen Bak¬
erst
und
Pathologie überhaupt:
Lister in
mehr. Hätte
auf denen wir wei¬
London,
Pasteur in
Virchow und
Paris, Koch
ungezählte
andere
in Berlin kein Robert-Koch-Institut
gegeben,
gäbe es auch heute keine Chemotherapie der bakteriellen In¬
fektionen; denn Robert Koch und seine Schüler haben über¬
haupt
erst
es
die
Erreger
der meisten Infektionskrankheiten
kannt und isoliert. Der
Robert Koch
Gesellschaft
am
er¬
Tuberkelbazillus, dessen Entdeckung
24. März 1882 in der Berliner Medizinischen
bekanntgab,
heißt deshalb nach dem Entdecker
auch fast in der
ganzen Welt
»Koch-Bazillus«,
nur
in seinem
Heimatlande nicht.
Den
Zeitraum,
über den ich
nun
74
berichten
will,
habe ich als
Arzt voll und ganz erlebt. Viele
Menschen, auch die jüngeren
Arzte, werden sich kaum noch vorstellen können, wie
mals noch
vor
kämpfung
großen
Cholera
ungefähr
30 Jahren in der Medizin
bei
Infektionskrankheiten
der
uns
durch Bakterien verursachten Seuchen
u.a.
-
schienen
deutsch-russischen
zwar
nach Asien
Krieg 1914/1918
aussah.
-
da¬
es
die Be¬
um
wie
Die
Pest,
aber im
verbannt;
erhoben sie ihr
Haupt
wieder. Plötzlich, ganz unerwartet, forderte die Cholera wie¬
abdominalis war plötzlich wieder eine
der ihre
Opfer. Typhus
weitverbreitete Krankheit. Aber die meisten
doch
wohl
die bakterielle
wieder
forderte
Opfer
Ruhr, die gefürchtetste
Kriegsseuche, die in früheren Kriegen bis
noch weit mehr Todesfälle im
zum türkisch-russischen Krieg
Gefolge hatte als die Waffeneinwirkung. Zu dem Hospital¬
brand, der wohl in den meisten Fällen auf Streptokokken-In¬
und verbreitetste
-
-
fektionen in den Lazaretten zurückzuführen war, kamen mit
zunehmenden
Artillerieverwundungen
der noch viel
lichere Tetanus und der Gasbrand hinzu.
gefähr¬
Starrkrampfanfälle
Einführung des Te¬
später
tanusserums zwar selten, aber der Gasbrand, der ja durch ähn¬
die Gasödembazillen
liche Erreger
hervorgerufen wird,
nach
Verwundungen
nach
wurden
—
—
forderte in den Jahren
1914/1918 schätzungsweise
allein im
deutschen Heer 200000 bis 500000 Tote. Er verlief oftmals
ähnlich wie die Cholera
wenn
sporenhaltige
-
-
in Stunden tödlich. Ihm stand man,
Erde in die Wunden
gelangt
war, als Arzt
gegenüber. Da nutzten keine Wundexzisionen. Selbst
frühzeitige Amputationen im Schulter- oder Hüftgelenk waren
Nach dem Ende des Krieges, als sich
meistens ohne Erfolg.
machtlos
-
das Leben allmählich
sterben
auf;
normalisierte, hörte
zwar
das Massen¬
aber noch einmal streckte der Tod seine Hände
erbarmungslos
nach
jungen
Menschen aus, nach den
75
jungen
Männern, die der Krieg übriggelassen hatte, und
Mädchen. Zu Tausenden wurden sie
jungen
nannten
zahlreiche
rötete
Jeden
spanischen Grippe dahingerafft.
Todesopfer
nach den
der soge¬
von
Tag
hatten wir
sezieren. Immer dasselbe Bild: ge¬
zu
Rachenschleimhaut, gerötete Bronchien, bisweilen mit
pseudomembranösen Belägen,
eine
oder ab-
hämorrhagische
szedierende Pneumonie.
Ich habe solche Bilder in meinem
späteren Leben
Grippeepidemien
der letzten Jahre
Warum? Ist die
Grippe ausgestor¬
aber bei
nie mehr wieder
gesehen!
ben? Wir wollen auf diese
Frage später
Aber auch das Sterben
junger
bens
griff
an
Kindbettfieber
Frauen auf der Höhe ihres Le¬
uns
nicht
weniger
ans
Herz. Hilf¬
junge Ärzte diesem Sterben der
los standen wir als
flehenden Frauen
noch zurückkommen.
gegenüber.
Unsere Lehrer sagten
uns
an¬
»Da
uns:
können Sie nichts tun; diese Frauen sterben oder sie genesen.«
Es
waren
einige
in
Hunderte
keinen Tod
geben.
Großstadt
jeder
an
wie z.B.
junger Frauen,
Hamburg
-
sollte
es
es
weils 2000 bis 5000
England
tote
Was damals selbst ein
der
jährlich
gibt
wenigstens
In den Statistiken ist das Kindbettfieber
in
—
die starben. Heute
Kindbettfieber mehr
vorher forderte
Sepsis,
—
es
nicht
verschwunden,
und in Deutschland
jährlich je¬
Frauen.
großer
Endokarditis,
Arzt in
der
der zahlreichen
Behandlung
der
Pneumonien, der
konnte, war
Meningitiden
wenig. Man
gab bei Lungenentzündungen zusätzlich zu Prießnitz-Umschlägen Campher zur Stärkung des Herzens oder andere
erschütternd
usw. tun
Herzmittel. Man trieb eine rein
Man
bekämpfte
die
symptomatische Therapie.
begleitenden Übel,
aber nicht die Ursache
der Infektionskrankheiten.
Als Lehrer der
Pathologie
die Menschen starben und
sahen wir
wo
jahraus, jahrein,
die Medizin
76
—
woran
auch im Frieden
—
machtlos
war.
Die meisten
Todesfälle,
die wir
verursacht durch lobärePneumonien und
sahen, wurden
Bronchopneumonien,
Staphylokokken-Infektionen, Lippenfurunkel,
Osteomyelitis, Streptokokken-Infektionen wie Erysipel, Me¬
Tuberkulose,
Karzinome und bei
ningitis, Puerperalsepsis,
Säuglingen
und
Kindern durch Darminfektionen der verschiedensten Art. Ge¬
gen keine
dieser Krankheiten
einzige
und Können dafür
stein für die
gewesen
sein Leben
Gewiß
zu
mehr
tun,
der Fall
auch viele Patienten mit solchen
und
symptomatische
das
nicht,
zeigten ja
Behand¬
die Statistiken.
außer 2000 bis 3000 Frauen
an
an
Kindbettfieber
-
un¬
Pneumonien und noch
Tuberkulose. In anderen Ländern wie Frankreich
an
es
ähnlich.
wir mit
begannen
kausalen
zu
zu
der Jahrhundertwende bis 1930 in Deutschland
England war
1924
Therapie
immer wieder dasselbe
40000 bis 50000 Menschen
gefähr
und
-
vor
lang
Pflege
heilen. Wieviele
Es starben
jährlich
kausale
kleinen Bau¬
einer solchen kausalen
waren
Infektionen durch gute
lung
einzigen
jahrzehntelang, praktisch erfolglos,
schon
war.
einen
einzusetzen,
Entdeckung
anstatt
nun
was
eine
es
Es wäre wohl besser gewesen, sein ganzes Leben und
Therapie.
finden,
gab
experimentellen
Behandlungsmöglichkeiten
fektionen,
zunächst
an
der
der Universität
Arbeiten über die
experimentellen
Greifswald,
dann
an
In¬
der
Universität Münster in Westfalen und anschließend seit 1927
in den
logie
für
Forschungslaboratorien
der Farbenfabriken
Bayer
Pathologie
in
und Bakterio¬
Wuppertal,
die ich mir
selbst aufbauen und einrichten durfte. Ich hatte hier das
Glück,
deren
mit Prof.
Kollegen
Mietzsch,
chemisch
Dr.
große
Klarer, Prof. Schmidt und
zusammen
zu
an¬
arbeiten. Die Zusam¬
menarbeit mit Mietzsch und Klarer führte Weihnachten 1932
zur
Auffindung
der
Heilwirkung
77
der Sulfonamide
an
Strep-
tokokken- und Pneumokokken-infizierten Versuchstieren. In
gründlichen Prüfung in der Klinik
Ergebnisse beim Menschen bestätigt. Heute sind
einer drei Jahre dauernden
wurden diese
fast alle die erwähnten Todesursachen nicht mehr vorhanden.
Das Kindbettfieber und andere Wundinfektionen
meidbar und heilbar
Osteomyelitis,
die
geworden,
die Ruhr
waren
Lungenentzündungen,
ist,
kann
heute durch
man
Antibiotika, die im Gefolge der Sulfonamide entwickelt
den, auch erreichen oder durch Kombinationen
oder
+
Antibiotika,
B.
Supronal + Leukomycin
g mehrmals
0,5
z.
täglich
handlungsmethode,
-
ää in Tabletten
eine
so
wegen der
zu
Sulfona¬
0,25 g oder
wie sie heute noch vielen Ärzten
Entwicklung
ää
einfache und wirksame Be¬
von
-
uner¬
Die Sulfonamide
Penicillin und anderen
zeitweilig weitgehend verdrängt
Antibiotika
von
wur¬
Chloramphenicol
Debenal +
reichbar und unwahrscheinlich erscheint.
sind in der weiteren
die
ebenfalls. Was allein mit den
usw.
Sulfonamiden nicht erreichbar
miden
ver¬
worden.
Aber
und bei vielen Infek¬
geringen Nebenwirkungen
Dosierung werden
tionen auch ausreichenden kleinen
sie ihren
Platz im Arzneischatz behalten. Die bisher auch in allen
an¬
deren Ländern nicht übertroffenen Sulfonamide sind »Debe¬
nal« und »Debenal M« und die diese Stoffe in der
mit anderen Sulfonamiden enthaltenden
und
»Pluriseptal«.
Die
Behandlung
der Pneumonien
Präparate »Supronal«
erfolgt
auch heute noch
einfachsten und besten mit Sulfonamiden. Man
zu
hohe
Dosen,
namentlich in den
Mischung
USA,
gab
und bekam dann bei
obwohl Dosen bis
Dosen über 10 g auch
Nebenwirkungen,
2 und 5 g in der
auch bei den schweren Pneumonien
reichen. Ich
monien und
Regel
glaube,
erst
daß
man
in den
Anfangsstadien
recht bei allen anderen
78
am
früher oft
so
zu
aus¬
bei Pneu¬
häufigen
Infek-
tionen der
Luftwege
mit noch kleineren Dosen auskommt.
Warum wir bis heute keine
kend
vielen Todesfällen
zwar
lästig,
wie
1918/19
mehr
so
erschrek-
gehabt haben,
zurück, daß die Grippevirusinfektion allein
führe ich darauf
riellen
mit
Grippeepidemien
-
aber nicht tödlich
Infektionen,
die
zur
ist, weil die begleitenden bakte¬
Todesursache
wurden,
heute durch
Sulfonamide oder Penicillin beherrscht werden können.
Einige
der altbewährten Sulfonamide wie
»Debenal«, »Debe-
nalM« und die diese enthaltenen Sulfonamide wie
und
»Pluriseptal«
wirkungen,
peutisch
zwar
sind,
erst
so
nun
noch erstaunlich
kürzlich
notwendigen
von
kungen denke,
günstige Neben¬
die eben
nur
kleinsten
Dosen, deren
Chr. Hackmann beschrieben
daß ich mehr und mehr
Sulfonamide wie
»Supronal«
m.E. noch in Bruchteilen der thera¬
bei Infektionen
Wirkungen
den
und
haben
einige
vitaminartige
an
dieser
»Debenal«, »Supronal«
haben. Sachlich sind beim Menschen
-
wor¬
Wir¬
pyrimidinhaltigen
und
»Pluriseptal«
beobachtet und be¬
(Alten-Pflege- und Kinderheim der
Stadt Frankfurt am Main
verjüngende Effekte wie Besserung
des Allgemeinbefindens, Besserung des Hautturgors und Besse¬
Auch H. Loebell
rung des Haarwuchses festgestellt worden.
schrieben
von
A. Becker
-
(Univ.-Hals-Nasen-Ohrenklinik
Münster
in
Westfalen)
und
Leipzig)
Beobachtungen gemacht. Ja, sogar Besserungen
der Sehfähigkeit bei alten Leuten nach kleinen Dosen von 0,25 g
nach 10 bis 12
»Debenal« oder »Debenal M« täglich sind
Wochen
mitgeteilt worden, bedürfen aber noch weiterer ob¬
jektiver Bestätigungen. In Zeitschriften, z. B. der französischen
M.
Bürger (Med.
Univ.-Klinik
haben ähnliche und
noch weitere
—
—
Zeitschrift »La Constellation« Nr. 158,
1959,
S.
156,
sind diese
Wirkungen dramatisiert und journalistisch übertrieben dar¬
gestellt worden, was wir im Interesse einer langdauernden,
79
und
gewissenhaften
dieser außerordent¬
gründlichen Prüfung
lich interessanten und
gen
Nebenwirkungen
Die
Chemotherapie
aus
der
bisher unbekannten
wichtigen,
günsti¬
eines Medikamentes bedauern.
der Tuberkulose
der
Weiterentwicklung
zwangsmäßig
sich
ergab
der akuten
Chemotherapie
bakteriellen Infektionen mit den Sulfonamiden. Unter vielen
Hunderten
von
zwei mit tuberkulostatischer
Tuberkelbazillus
und
Mietzsch,
die
Prof. Schmidt und Dr. Behnisch die
Heilmittel,
ersten
Kalkoff an
gelang,
der
Münster in Westfalen und
»Conteben«, gelang
schlucken und
stillbaren
die
unter
Durchfälle
Darmtuberkulosen
Prof. Grütz
der
zuerst unter
der Universität
an
der Univ.-
Kehlkopftuberkulosen
wurden die schmerzhaften und
—,
bei
Darmtuberkulosen
ausgeheilt,
sagte dazu: »Nur die
wurden die
Ärzte,
beseitigt.
so
cystitischen
schritt
zu
ermessen, den die
Erkrankung gebracht
hat.
sichten auf
trotz
Professor K. Bos-
Heilung
Heilungsquote
von
Diesen Zuständen
trotz
95%
30%
wir
aller Nieren¬
Die Aus¬
45,7% gegenüber
heute. Die
80
bei dieser
begegnen
Frühoperation!
beliefen sich auf
90 bis
qualvollen
kannten, vermögen den Fort¬
Chemotherapie gerade
Operation,
und
beseitigt
welche Blasentuberkulosen
heute nicht mehr. Ihnen verfielen aber fast
tuberkulösen
un¬
schmerzhaften
und Endzustände der Uro-Tuberkulosen mit ihren
Beschwerden noch
—
konnten die Patienten wieder
Zustände bei Blasentuberkulosen
hamer
zwar
Thiosemicarbazonen, z.B.dem
Heilung
wenigen Tagen
sprechen
mit denen eine Hei¬
und
Lupusheilstätte
Hautklinik in Bonn. Mit diesen
oft schon nach
d. h. das Wachstum des
Substanzen, die Thiazol- und
der Haut-Tuberkulosen
Moncorps
nur
Sulfonamide. Aus ihnen entwickelten die
Thiosemicarbazone,
lung
Wirkung,
hemmende
Thiodiazol-haltigen
Chemiker Prof.
Sulfonamiden fanden wir
geprüften
uns
einer
Chemotherapie
hat
aber nicht
nur
das Krankheitsbild und den Krankheitsablauf
völlig gewandelt, sondern auch die Behandlungsform absolut
umgestellt. Die operative Entfernung der erkrankten Niere,
die früher im
Mittelpunkt
Chemotherapie absolut
der
in den
Mit den Thiosemicarbazonen
die
auch
Klee
durch
von
F. Kuhlmann und Ph.
gelangen
von
Lungentuberkulosen
Heute werden die Thiosemicarbazone
Offe
H. A.
in Leverkusen
der Tuberkulose entwickelte »Neoteben«
Diese
Chemotherapie
ist heute nicht
Tuberkulosebehandlung,
ist nicht
Behandlung
nur
sondern der
entdeckt,
zur
Behandlung
(INH)
übertroffen.
ein Bestandteil
wichtigste.
so
nimmt
man
gelernt:
Ist eine Nieren¬
die erkrankte Niere her¬
aus, damit die andere Niere nicht
sind aber immer beide Nieren
retrograd infiziert
hämatogen infiziert
—
oft stärker als die andere. Nimmt
aus,
so
man
wird die andere funktionell
kulose schreitet erst recht fort.
Heute behandelt
Rest,
so
lichen
kommt
man
ausheilender Tuberkulose
intensiver
Chemotherapie.
überhaupt Verhütung
behandlung,
gefordert
-
nur
z.
man
jede
ausgeheilter
Auch bei der Lun¬
mehr und mehr
Behandlung: Operation,
nur
her¬
sind die meisten
und bleibt noch ein nicht
genügt meist eine Teilresektion.
gentuberkulose
eine
nun
lang chemotherapeutisch
»Nicoteben«, dann
mit »Neoteben« bzw.
ausgeheilt;
die eine Niere
wird. Es
überlastet, und die Tuber¬
Nierentuberkulose zunächst ein Jahr
Patienten
jeder
Vieles in der
anders, sondern gerade umgekehrt als
früher. Wir haben als Studenten noch
tuberkulose
ist durch die
Hintergrund gedrängt worden.«
Heilungen
ersten
Chemotherapie.
noch durch das
Therapie stand,
zu
einer ähn¬
B. Teilresektion bei nicht
noch nach
Das Ziel muß
genügend langer,
allerdings
bleiben:
der offenen Tuberkulose durch Früh¬
wie ich sie
unentwegt immer und immer wieder
habe und noch fordere. Dann
81
gibt
es
keine Neuinfek-
tionen mehr, und die Tuberkulose könnte meines Erachtens
schon in
etwa
10 bis 20 Jahren in einem friedlichen
genauso selten sein wie heute das
storben. Welche
Allgemeinheit
den,
die
riesigen
zur
dann
Kindbettfieber,
Mittel müssen
Z. noch
z.
Europa
d. h. ausge¬
Tuberkulosebekämpfung aufgebracht
für
andere,
soziale Zwecke
frei
der
von
wer¬
würden.
—
Gegenüber der Tuberkulose gibt es keine Immunität, nur eine
gewisse natürliche Resistenz, die aber durch jede massive In¬
fektion durchbrochen werden kann. Wenn ein Athlet
Tuberkulösen,
der Bazillen
Bazillen
Lage,
ausscheidet, angehustet
aufnimmt, fällt er der Tuberkulose
die Tuberkulose
war.
sie im
zu
Straßenverkehr,
Hilfe ist auch
überwinden,
Wieviel mehr aber sind
unsere
wenn
z.
sind,
gefährdet,
mas¬
wenn
mit Offentu¬
usw.
B. mit einem offentuberkulösen
Lehrer zusammentreffen. Es ist kaum
wenige
zum
nicht in der
er
die Infektion
Kinder
in der Straßenbahn
berkulösen oder in der Schule
Jahre her
einem
wird und
genügend
Opfer. Ohne chemotherapeutische
siv
von
daß
glaublich,
daß sogar ein Arzt wagte,
erst
es
rohe, unge-
kochte Milch mit bovinen Tbc-Bazillen als unschädlich
zu
emp¬
fehlen. Glücklicherweise sind die verantwortlichen Stellen nicht
auf solche unverantwortliche Schwätzer und die dahintersteh en¬
den Interessenten
hereingefallen,
sondern
merzung Tbc-kranker Rinder radikal
mit einem kaum zu
schen kann
man
hat die Aus¬
vorangetrieben,
undzwar
erhoffenden, verblüffenden Erfolg.
Bei Men¬
diese Methode der
Ausrottung
und Offentuberkulösen natürlich nicht
sollte lernen und alle Methoden darauf
Verhütung
man
der
der Erkrankten
anwenden,
ausrichten,
aber
man
daß sie
zur
Ausbreitung des Tbc-Bazillus führen. Bald wer¬
von Rindern und
Tbc-haltiger Milch
angesteckt werden, sondern umgekehrt Rinder von Tbc-kran¬
ken Melkern und Bauern.
Alle bisherigen Methoden der Heilden nicht mehr Menschen
-
82
der
chirurgischen Tbc-Behandlung beim
Menschen,
genügend darauf ausgerichtet daß die
einzig erfolgreiche Therapie darauf hinzielen muß -, zu verhü¬
Stättenbehandlung,
waren
nicht
—
ten, daß der Kranke noch Bazillen ausscheidet. Was keiner bis¬
herigen Tbc-Behandlungsmethode geglückt ist, wird in Zukunft
vielleicht der Chemotherapie gelingen. Mit ihr wird es möglich
sein, Frühfälle
-
selbst offene Tuberkulosen
-
auszuheilen, noch
offenen Tuberkulose
besser die
Entstehung jeder
Patienten mit offener Tuberkulose auch in Zukunft
Daß
man
noch
aus
gend
sicher
verbürgte Isolierung
auch nicht die
Offentuberkulösen mit
in einem
lernen war,
genü¬
Hause, sollte nicht mehr
Wohn- oder Schlafraum.
von
der
-
ren! Jede
gleich
—
Wir sollten
raschen, erfolgreichen Bekämp¬
mit welcher Methode
Tuberkulose,
Heilmethoden
von
besonders nicht mit Kindern
der Rindertuberkulose lernen. Allein die
Bazillen
keine
zu
gemeinsame Unterbringung
Gesunden,
gemeinsamen
was zu
fung
verhüten.
Heilstätten und Krankenhäusern entläßt ohne
vorkommen,
das,
zu
-
kann
Beseitigung
zum
Erfolg
der
füh¬
die durch klimatische Kuren oder andere
Ausheilung gebracht werden kann, braucht
chemotherapeutische Behandlung. Wenn man allerdings
das Ziel nicht
tienten
zur
erreicht, die
baldigst
muß die
offene Tuberkulose der isolierten Pa¬
auszuheilen oder ihre
Entstehung zu verhüten,
Chemotherapie eingeleitet werden,
fristbehandlung
über 15 Monate und
länger
und
zwar
Lang¬
mit >Neoteben<.
—
wir des 50.
Todestages von Robert
Koch. Bis heute haben wir nicht die notwendigen Konsequenzen
aus seiner
Entdeckung gezogen. Zögern wir nicht noch länger!
alles Gefasel über eine unbewiesene Immunität bei
wir
Bringen
der Tuberkulose und andere unbewiesene Spekulationen doch
endlich zum Schweigen; sie verhindern doch nur, daß wir mit
In diesen
Tagen gedachten
derTuberkulose wirklich
fertig werden. Wenn selbst einMensch,
83
der eine Tuberkulose überstanden
ken
kann,
wie will
man
hat, sich wieder
dann durch künstliche
einen Fortschritt erzielen? Es ist bisweilen
tes, klares Wort
zu
früheren
noch in der
kämpfung
gewagt!
geben.
allen
zu
sagen und eine
Anschauungen
notwendig,
durchzuführen
-
ein har¬
180 Grad
vielleicht auch
In der Be¬
Erkrankungen!
der Tuberkulose in der Veterinärmedizin hat
Der
großartige Erfolg
Lernen
unseren
anstek¬
Immunisierung
Kehrtwendung um
anderer
Behandlung
neu
man es
hat den Befürwortern recht ge¬
wir dienen dann auch den Erkrankten und
wir;
immer noch durch Offentuberkulöse
gefährdeten
Kindern. Auch die offene Tuberkulose ist heute ausheilbar, wenn
sie
richtig und energisch und nicht erst allzu spät erkannt wird.
Solange, bis sie ausgeheilt ist, muß der Offentuberkulöse isoliert
werden oder sich selbst isolieren und sich
Die
Chemotherapie
diszipliniert verhalten.
der Tuberkulose hat bisher dazu
daß in Deutschland und anderen Ländern
schen pro Jahr
noch
nur
weniger
statt
geführt,
100 000 Men¬
als 10000 sterben. Auch das
könnte noch besser werden durch
Früherfassung und Frühbe¬
Chemotherapie der Tuberkulose zeigt sich
handlung. Bei der
modellmäßig einfach, wie man an verschiedenen Fermentsystemen
des Tuberkelbazillus
angreifen
kann. PAS-resistente Tu¬
berkelbazillen sind
hochempfindlich gegen Thiosemicarbazone $
Streptomycin-resistente Tuberkelbazillen sind hochempfind¬
lich gegen INH und
kelbazillen sind
—
Es
über
gibt
nur
Thiosemicarbazon$
INH-resistente Tuber¬
hochempfindlich gegen
Thiosemicarbazon usw.
selten einen
>Nicoteben<,
Ich kenne aber
Tuberkelbazillenstamm, der gegen¬
also INH -f- Thiosemicarbazon, resistent ist.
überhaupt
keinen
einzigen Stamm,
über einer Dreierkombination wie >Nicoteben< +
der gegen¬
>Streptomy-
cin< oder >Nicoteben< + >Thioamid oder Sulfathiazol< bzw. wirk¬
samen
Chinolinchinonen nicht
empfindlich wäre.
84
So wie wir bei
Hemmung
der
dreier
Fermentsysteme jeden
hindern und
Tuber¬
Untergang
möglicherweise
malignen
bringen konnten,
Tumoren sein. Wenn Sie mich nach der Wirkungsweise der bis¬
kelbazillus
an
Vermehrung
könnte
her
bekannten, auch beim Menschen,
schränkten und
zum
auch bei
es
wenn
auch noch sehr be¬
begrenzten Wirkung cytostatischer
gen, die Krebszellen
vernichten,
so
kann
man
sie
auf einen Nenner bringen: Es wird der Aufbau der
morzelle in starkem
stört. Mit den
Umfange benötigten
Antimetaboliten,
z.
Stoffe fra¬
E. vielleicht
m.
von
der Tu¬
Nukleinsäuren ge¬
B. dem
Thyrninderivat
DG 428
Cl
XCH,
Organismus einen physiologisch ähnlichen Stoff
an, den der Organismus einbaut. So können sich die Krebszellen
nicht mehr vermehren; die geschädigten und älteren sterben
bieten wir dem
dann allmählich ab. Mit den
sten
sind,
Aethyleniminen,
die
am
wirksam¬
zerstören wir den Aufbauort der Vorstufen der Nu¬
kleinsäuren, namentlich der Ribonukleinsäure-Bildungsstätten
in den Nukleolen.
Mit den Anti-Metaboliten DG 428
handlung
von
schrittenen
Blasenpapillomen,
gelang
T. auch schon
z.
Leukämie,
Medikamente versagten. Aber diese
ausgebaut
Dosis
von
erfolgreiche
von
Be¬
fortge¬
Blasenkarzinomen, vielleicht auch bei inoperablen
Darmtumoren und der akuten
ter
eine
bei der bisher alle
Erfahrungen
müssen wei¬
werden. Vorteilhaft ist das Medikament in einer
zweimal
täglich
20 mg,
85
ja
oft auch dreimal 20 mg
täglich, per os
zu
nehmen. Dabei
treten
keinerlei unerwünschte
auf wie zuweilen bei den viel wirksameren
Nebenwirkungen
alkylierenden Substanzen,
Lostderivaten und
Aethylenimino-
benzochinonen.
Die wirksamste Substanz der zweiten Reihe scheint nach bis¬
herigen
und
auch >Trenimon< genannt,
benzochinon,
rungen
Prof. A.
von
erzielt
berg,
das
vorliegenden Erfahrungen
man
mit dieser Substanz
Lymphogranulomatose
die
z.
B. bei
Lymphosarkomen
Besserungen brachten,
sowohl bei
was
nunmehr
möglich
mg bis
eines
oder dritten
nach
alleiniger Verabreichung
Röntgenbestrahlungen.
sagte ein
einem mg per
zu
Tag,
Blutbild,
sein
u.
U. sogar
das dabei
Gynäkologe,
nur
sei
tägliche
i.V., also Bruchteilen
zweiten
einmal wöchentlich 1 mg
sorgfältig
es
Die
täglich, jeden
os
soll, und
>Trenimon< als
von
sich zwischen200Gamma
Substanzen,
keine wesentlichen
aber
auch in Kombination mit
bewegt
und
schon mit einem Tausendstel der Dosis
Lebensverlängerungen,
Dosis
chronischen
wie mit anderen bis heute verwendeten
zwar
zwar
sein. Nach Erfah¬
Linke, Medizin.-Univ.-Klinik in Heidel¬
Leukämien und anderen Tumoren wie
Erfolge
Trisaethylenimino-
zu
zu
gleich,
—
je
überwachen ist. Neulich
ob
man
als zusätzliche Be¬
handlung Öl oder Petroleum nähme. Bei solcher Einstellung
gibt es keinen Fortschritt der Wissenschaft!
motherapie
als die
sind
Chirurgie
lich und
experimentell schon
und
Die
heute besser
Strahlentherapie.
Es muß
am
meisten
dient,
wenn man
welche
herangeht,
festzustellen,
ganz sach¬
Überprüfung der
an
Wahrheit
die
nun
mit allen Metho¬
den unter den gleichen Voraussetzungen
um
untermauert
welche Methode
unvoreingenommen geprüft werden,
dem Patienten
Erfolge der Che¬
man
allein
am
besten anwendet resp. welche Kombination. Wir nehmen nicht
an, ein Allheilmittel bereits in Händen
86
zu
haben, aber die
zu-
künftige Forschung
könnte
vielleicht doch
bringen, und wir
Dünkel auf jeden Fall
es
Kurzsichtigkeit und
Vergleichsanwendung verschiedener
sollten nicht durch
eine sachliche
immer schon
von
Methoden
vornherein verhindern.
Auch die
Wirkung der Röntgenstrahlen wird heute zunehmend
in einer Beeinflussung der Nukleinsäuren gesehen. G. Betten¬
dorf und H. Maas (Hamburg) berichteten auf der Tagung der
Gesellschaft für physiologische Chemie darüber. So schließt sich
der Ring allmählich.
Die praktischen Erfolge der Chemotherapie der Tumoren sind
bisher noch sehr bescheiden. Sehr schöne Erfolge durch lokale
Anwendung des Aethylenimins >Bayer E 39 < hat Prof. A. Pillat
(Univ.-Augen-Klinik Wien) bei Augenlid- und KonjunktivalTumoren erreichen können.
-
So ist eine
neue
Therapie
auch
der Tumoren im Anmarsch. In einzelnen Fällen leistet sie schon
soviel wie andere Methoden. Aber welche Methode
Fall
Anwendung findet,
kann
Arzt entscheiden. Auch die
nur
für Frühfälle in
werden kann. Bei
Frage,
Krebs früher behandeln
diagnose
der
wenn
weit im Gesunden
zu
es
können,
zu
weil dann die
müssen wir eine Früh¬
eine solche
vielleicht eine solche entwickeln
Frage,
verbreitet sind. Um den
Organismus
haben. Bisher gab
operiert
Krebs kommt eine chirur¬
allein nicht mehr in
Krebszellen schon weit im
nicht,
aber wir
können, nachdem
Prof. Dr. Herr mann) in München
gelang,
hoffen,
es
sammenarbeit mit der Univ.-Hals-Nasen-Ohrenklinik
tor
zu
verantwortungsbewußte
chirurgische Behandlung kommt
nur
fortgeschrittenem
gische Behandlung
Fall
von
in Zu¬
(Direk¬
auch schon bei
kleinsten Tumoren Krebszellen im strömenden Blut nachzu¬
weisen. Sollte das durch weiteren Ausbau der Methode in allen
Frühfällen
früher und
von
Krebs der Fall
erfolgreicher
sein,
behandeln
87
so
würde
können,
man
in Zukunft
sich aber
zugleich
bewußt werden müssen, daß die lokale
eines Tumors allein
nur
chirurgische Entfernung
in einem Teil der Fälle
Erfolg füh¬
zum
kann, vielleicht deshalb sogar immer durch eine Chemo¬
ren
therapie
fällen
sind,
oder
stets
Leber und in anderen
Lunge,
einer weiteren
die
geschwülste,
verschleppten
nicht mehr
zugängig
besitzen, die
in der
verstreut zu
wir, daß
Lage sind,
den
den, gelingen möge,
bösartiger
nen
Organen Tochter¬
chirurgischen Behandlung
Tumorzellen überall im
Organis¬
Auge behalten!
Forschern, die nach
mehr
auf dem Gebiete der
entwik-
wissen wir noch nicht. Wir müssen
erfassen,
es
sonst
sind. Ob wir heute solche Mittel schon
aber dieses Ziel allein und klar im
Hoffen
verschleppt
Krebszellen auch überall
verschleppt werden, vernichten,
sie
keln sich in der
diese
auch in Früh¬
wenn
Krebszellen schon im Blut
häufig
müssen wir
dort, wohin
mus
muß. Denn
unterstützt werden
zu
erreichen als
Chemotherapie
kommen
uns
das,
was
wer¬
sich bisher
des Krebses und anderer
Geschwülste in bescheidenstem Rahmen abzuzeich¬
beginnt.
Ich habe in einem
daß ich davon
Vortrag
über Krebs in Wien einmal gesagt,
überzeugt bin,
auch mehr Freude
an
einem fried¬
vollen, natürlichen, frohen und schönen Leben überhaupt eine
der
wichtigsten prophylaktischen Maßnahmen gegen
sein dürfte. Denn daß der Krebs eine
Zellen
kurzen
ist,
dürfte Ihnen auch schon
Ausführungen
Diese Tatsache ist
m.
E.
zu
Stoffwechselstörung
aus
meinen
diesem Punkt
von
Otto
malen Zellen.
heutigen,
klargeworden
so
hohe
der
nur
sein.
JVarburg unwiderleglich
wiesen. Krebszellen besitzen durch eine
wilde Hefezellen eine zusätzliche
den Krebs
Gärung
be¬
wie
Energiequelle gegenüber nor¬
Vielleicht führt auch
Hemmung dieses Gä¬
rungsstoffwechsels schon zu gewissen therapeutischen Erfolgen.
Wir
verfolgen
—
auch diesen
Weg.
88
Der Stoffwechsel ist aber nicht
nur von
der Zufuhr der
abhängig,
Hormone
Einflüssen. Freude
sondern eben auch
Überernährung
Gram, Traurigkeit
ken,
—
auch in
ein
und
unser
haben,
Praxis,
wenn
oder
Angst
einschränken.
wenigstens
werden sich
ungünstig
auswir¬
nur
Aufgaben
stel¬
Wir Ärzte haben die Ver¬
Leben lang um die
Erhaltung der Gesundheit
zu
was
wirklich noch andere
uns
und
kämpfen. Würden wir nicht alles, was wir
wir
gewollt haben, verleugnen
die Ärzte in Ämtern und
wir
Schädigun¬
Vernichtung.
Bedrohung
und des Lebens
reicht
daß wir auch die
den wir bis heute noch nicht gewonnen haben.
Kampf,
pflichtung,
psychischen
bezug auf Prophylaxe und Behandlung des Krebses
Wir Menschen sollten
len als
den
und andere unnatürliche Lebens¬
vermindern
gewohnheiten
von
Leben und Zufriedenheit werden sich
am
günstig auswirken, vorausgesetzt,
gen durch
der Vitamine und der
Nahrungsstoffe,
schweigend
Ministerien,
und tatenlos
-
er¬
die Ärzte der
die Forscher
-,
zusehen, wie das Ver¬
derben, die Vernichtung alles gesunden, lebenswerten Lebens
Kampf gegen
heraufzuziehen droht? Wozu noch
Opferbereitschaft junger
dere Krankheiten? Wozu noch
scher und
die
Menschen,
wo
Wozu noch
kämpfen
For¬
für das Leben kranker
das Leben aller Gesunden auf dem
Und doch! Wir Ärzte werden auch weiterhin
Patienten
Tage.
an¬
Ärzte, wenn schließlich nichts mehr dahintersteht als
Vernichtung?
serer
Krebs und
kämpfen,
und seien
es
um
Spiele steht?
das Leben
-
un¬
nur Monate, Wochen oder
Auch die Politiker sollten das ebenfalls tun! Aber das Le¬
benmüßte wieder schöner und natürlicher werden. Dieses Das-
Leben-schöner-Gestalten hat
gekonnt
Strauß
Die
ten
-
man
allein in der Musik:
u. a.
Sorgen,
-
Lernen wir
es
einmal in Wien
gewußt
und
Mozart, Beethoven, Schubert,
doch wieder!
die der Menschheit einst durch Infektionskrankhei¬
drohten, sind uns weitgehend genommen. Können wir nicht
89
ohne
Bedrohung leben?Müssen wir uns nicht besinnen, ob nicht
auch die
wären?
die wir
Bedrohungen,
uns
selber
ist die Zahl der Todesfälle
Längst
die Zahl der Todesfälle durch
schaffen,
an
mehr als 55
uns
standen und
den.
am
Toten
-
gleichgültig
ganz
abgesehen
haben? Könnte
uns
Unmenschlichkeit
res
waren es
Pfingsttagen
täg¬
die
am
auf¬
Menschen,
Morgen gesund
Abend durch einen Verkehrsunfall
getötet
Schwerverletzten und
Unglück
—
stürzen ?
es
von
der
Krüppel,
versuchen,
viel,
scher, Ärzte
und
zu
größeren
diesen
Zahl der
die diese Unfälle im
Gefolge
Kreise
—
ein viel
diese
größe¬
Sollten, j a müssen wir nicht alle das mensch¬
für alle nicht
nur
zu
Chemiker,
es waren
mögen, eingesetzt,
gegenüber
Gleichgültigkeit weiter
nicht eines Tages wieder in
auch schöner
-
viel
die
benswerter,
arbeiteten
wur¬
im Jahr! Und bleiben wir
und teilnahmslos
liche Leben wieder höher einschätzen
es
der
1960
Viele, viele Tausende sind
nicht relativ
Tuberkulose durch
Verkehr, ja durch die Zahl
Selbstmorde überholt. In den
lich bei
vermeidbar
erträglicher,
wieder
lernen,
sondern auch le¬
machen? Hätten nicht alle For¬
die
Tausende
um
lernen,
an
-,
den berichteten Problemen
alles,
was
sie
zu
leisten
ver¬
das Leben anderer bedrohter Menschen
retten, ihnen Schmerzen,
Qualen
und
hätte ich heute auch nichts Erfreuliches
zu
Sorgen
zu
berichten
nehmen,
gehabt!
LITERATURVERZEICHNIS
Adelberger,
L.
Erfahrungen
über
Bronchialtumoren.
greß,
Becker,
Diagnose und Behandlung maligner
Vortrag 6. Bayer. Internisten-Kon¬
15. März 1958.
Beobachtungen über Debenal in
(1959), S. 1125-1127.
A.
Boshamer, K.
Über die Behandlung inoperabler Blasenkarzinome. (Vor¬
trag, gehalten auf dem
am
Boshamer,
K.
der Geriatrie. MMW 26
19. 10.
Kongreß
Die Tuberkulostatica in der
kulose.
des I.C. S. in Wien
1957.)
Behandlung der Uro-Tuber-
Therap. Ber., 32. Jg., 2/1960.
Domagk,
G.
Experimentelle Untersuchungen zu einer wirksamen
Operationsprophylaxe. Krebsarzt, Heft 10/11, 14, 1959.
Domagk,
G.
Dtsch. Med. Wschr. 61
Domagk,
G.
Patholog.
Anatomie und
krankheiten.
Domagk,
G.
Domagk,
G.
Domagk,
(1955):
250.
Chemotherapie
der Infektions¬
Verlag G. Thieme, Stuttgart
Les Prix Nobel
en
1947. Die weitere
1947.
Entwicklung
der
Chemotherapie bakterieller Infektionen. Stockholm 1949.
G.
Entwicklung
der
Chemotherapie
in den letzten 25 Jah¬
ren
und Ausblick in die Zukunft. Münch. Med. Wschr.
100
(1958) 1,S.
16-23.
Heutiger Stand der Chemotherapie der Tuberkulose.
(Vortrag auf der Van-Swieten-Tagung am 27. 9. 1958 in
Wien.) Wien.Med. Wschr. 109, 1 (1959), S. 4, u. Ztschr.
f. Tuberkulose 1960, Heft 2, S. 12-17.
91
Neue Erkenntnisse
G.
Domagk,
auf dem Gebiete der
Ärztl. Praxis, XII. Jg., Nr. 6, 1960,
Zytostatika.
S. 241
u.
über die Beeinflußbarkeit
273-277.
Hackmann,
Chr.
Alters¬
Beobachtungen
erscheinungen bei Versuchstieren durch perorale Ver¬
abreichung von Verbindungen des 2-(p-Aminobenzolsulfonamido)-pyrimidins. MMW 100 (1958) 47 (S. 1814
bis 1817).
Hackmann,
Hackmann,
H.
Über die
Chr.
Hörlein,
U.
u.
des
Sehvermögens
(158) 47,
bei Cataracta
S. 1817-1819.
Ein Jahr
Behandlung der Lungentuberkulose mit Isonicotinsäurehydrazid (INH, Neoteben). Zschr. f. Tuber¬
kulose 102, S. 135-155.
u.
Jahnke
Kirchner,
Beeinflussung
senilis. MMW 100
von
M.
Robert Koch. Ztschr. f.
Tuberkulose,
Bd.
115,
Heft
2,
1960.
Klee,
Die sieben entscheidenden Jahre in der
Ph.
Chemotherapie
(1946-1952). Therap. Ber., 32. Jg.,
der Tuberkulose
2/1960.
Knipping,
Bolt,
H.W.
W.
Linke,
u.
Bedeutung
Robert Kochs
Tuberkulose,
A.
Vortrag
Bd.
115,
10. Wiss.
Heft
für die Medizin.
Ztschr.
f.
2,1960.
Ärztetagung, Nürnberg,
14. 11. 1959.
Pillat,
A.
Cytostaticum >Bayer E 39< bei malignen Lidgeschwül¬
sten. Therap. Ber. 29, 264 (1957).
Pillat,
A.
Vortrag Ärztefortbildungskurs Augsburg,
25. bis 27. 3.
1960.
Stoetter,
G.
1959
Walter,
aktueller therapeutischer Probleme,
(Ferdinand-Enke-Verlag, Stuttgart).
A.-M.
1,
9. 1959 (I. Intern. Symposium
Krebskrankht.).
f.
Vortrag Genf, 12./13.
Chemoth. d. Inf.
Wolf, H.-J.
Gerlich, N.
Heft
Symposium
u.
Die klinische
u.
Anwendung
von
Aethyleniminochinonen
81, 801 (1956).
bei Tumorkranken. Dtsch. Med. Wschr.
Herunterladen