Vorwort Die Weiterentwicklung der DNA-Sequenzanalyse (“Next Generation Sequencing“oder “NGS”) hat wie kaum eine andere Technologie in den vergangenen 10 Jahren den “Life Science“-Bereich beflügelt und neue Zusammenhänge zwischen Genotyp und Phänotyp ans Licht gebracht. Im Vergleich zu der bisher dominierenden Sanger-Methode liegt der Durchsatz der modernen Sequenziergeräte um bis zu 100.000- fach höher. Wesentlich mehr Gene als bisher können mit einer sehr hohen Sequenziertiefe (Genauigkeit) untersucht werden können (s. auch Klein HG und Rost I, Bundesgesundheitsblatt 58:111, 2015). Mit einiger Verzögerung ist NGS inzwischen auch in der medizinischen Diagnostik angekommen, wodurch z.B. angeborene, genetisch bedingte Erkrankungen oder erworbene genetische Veränderungen im Tumorgewebe mit verbesserten Aufklärungsraten und höheren Sensitivitäten untersucht werden können. Die Anwendungsgebiete von NGS gehen jedoch weit über die Humangenetik und Molekularpathologie hinaus: in der Mikrobiologie ist heute der molekularbiologische Nachweis von bisher nicht anzüchtbaren Infektionserregern oder die Charakterisierung des gesamten humanen Mikrobioms möglich (enteralis®- Test). In der Virologie ermöglicht NGS z.B. die frühzeitige Entdeckung von HIV-Mutationen, die zu Therapieresistenzen führen. In der Transfusionsmedizin erfolgt die HLA-Typisierung dank NGS inzwischen mit “ultrahoher“ Auflösung und in der Laboratoriumsmedizin liefert die Analyse von zellfreier DNA im Blut wichtige und spezifische Hinweise auf organische Störungen auf subzellulärer Ebene (“Liquid Profiling”). Die Analyse zellfreier DNA im Blut spielt heute vor allem in der Molekularpathologie (“Liquid Biopsy”) und der Pränataldiagnostik (Prenatalis® - Analyse zellfreier fetaler DNA aus mütterlichem Blut) eine wichtige Rolle, auch wenn die Untersuchung von zellfreier DNA mit der EBM-Reform zunächst als Regelleistung ausgeschlossen wurde (s. auch Klein HG und Holdenrieder S, J Lab Med 40:291, 2016). Wir haben uns mit diesem 3., vollständig überarbeiteten Handbuch bemüht, Ihnen die wichtigsten Indikationen für den Einsatz von NGS einfach und verständlich darzustellen. In der Humangenetik, die mit Abstand den größten Raum einnimmt, sollte auch mit der nun zur Verfügung stehenden Möglichkeit der “NGS”-PanelUntersuchung weiterhin eine Stufendiagnostik zum Einsatz kommen. Wir haben daher die Begriffe “Basisdiagnostik“ ( blaue Boxen) und “Erweiterte Diagnostik“ (grüne Boxen) eingeführt. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat allerdings kürzlich klargestellt, dass Basisdiagnostik und (die genehmigungspflichtige) erweiterte Diagnostik innerhalb eines Krankheitsfalles für die gleiche Indikation nicht nebeneinander oder nacheinander abrechenbar sind. Es besteht weiterhin die Möglichkeit, für Untersuchungen, die im neuen EBM keine Berücksichtigung fanden (z.B. Exom-Analysen oder Prenatalis® - nichtinvasiver Pränataltest) beim Versicherer eine Kostenübernahme mit Begründung der medizinischen Notwendigkeit für den Einzelfall zu beantragen. Detailliertere Informationen zum Thema Abrechnung finden Sie auf Seite 245 ff. Zusammenfassend enthält die 3. Auflage des Handbuchs: ü ü ü ü ü ü Indikationsgebiete für NGS-Analysen aus 5 Facharztbereichen (“integrierte Diagnostik“) Eingearbeitete Systematik des EBM für Kapitel 11 (Humangenetik) und 19 (Pathologie) Hintergrundinformationen zu jedem Indikationsgebiet Darstellung der komplexer und heterogener Krankheitsbilder in Venn-Diagrammen OMIM-P (klinische Subentitäten), OMIM-Gen- und ICD-10 Code in tabellarischer Form Abrechnungsinformationen Wir hoffen, Ihnen einen nützlichen Leitfaden für die immer komplexere Welt der molekulargenetischen Diagnostik an die Hand geben zu können und freuen uns auf Anregungen und Verbesserungsvorschläge. Bitte beachten Sie auch unser komplettes Angebot im Bereiche Biochemie und Mikrobiologie/Virologie. Mit kollegialen Grüßen Dr. med. Hanns-Georg Klein Dr. med. Imma Rost 1 Impressum © 2017. Alle Rechte vorbehalten Zentrum für Humangenetik und Laboratoriumsdiagnostik (MVZ) Dr. Klein, Dr. Rost und Kollegen Leistungsverzeichnis und Leitfaden für die Praxis Herausgegeben von Dr. med. Hanns-Georg Klein und Dr. med. Imma Rost Redaktion: Dr. med. Hanns-Georg Klein Grafische Gestaltung: Rüdiger Schmautz (Herrsching) Verlag: Dr. Klein, München Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdrucks und der Vervielfältigung des Buches oder Teilen daraus, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm, Datenträger oder anderen Verfahren) reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wichtiger Hinweis: Wissenschaft unterliegt einem ständigen Fluss. Für die Richtigkeit des Inhalts der einzelnen Kapitel kann keine Garantie übernommen werden. Soweit möglich, wurden die wichtigsten Quellen für die wissenschaftlichen Laborinformationen angegeben. Der Kenntnisstand entspricht dem Zeitpunkt der Drucklegung im Mai 2017 2 Next Generation Sequencing (NGS) in der medizinischen Diagnostik# Intro: Molekulare Diagnostik, Plattformen, analytische Ansätze, Funktionsweise, Bioinformatik 9 Multi-Gen-Panel-Sequenzierung (MGPS) bei Seltenen Erkrankungen (simultane Sequenzierung mehrerer Gene, die bisher nur stufenweise mit großem Aufwand untersucht werden konnten) 18 Humangenetik Multi-Gen-Panels bei hereditären Tumorerkrankungen (simultane Sequenzierung von “Core Genes“ (Haupt-Genen) und krankheitsassoziierten “Risk Genes“(Risiko-Genen) 205 neonatalis Diagnose, Früherkennung und Bestätigung von schwerwiegenden ErNeonatalis, krankungen des Neugeborenen, Säuglings und Kleinkindes 211 Ultratiefe Sequenzierung (Deep Sequencing) einzelner Gene (z.B. mit 1.000 - 10.000-facher Abdeckung) zum Nachweis geringgradiger Keimbahnmosaike (1-5%) bei Seltenen Erkrankungen 215 Multi-Gen-Panel in der Reproduktionsmedizin 222 ® Exom-Sequenzierung (Whole Exome [WES] oder Clinical Exome [CES] Sequenzierung bei klinisch und genetisch sehr heterogenen Krankheitsbildern wie z.B. schweren Entwicklungsstörungen) 213 Multi-Gen-Panels bei Leukämien und Lymphomen (simultane Sequenzierung von mehreren molekularen Markern mit mindestens 1.000-facher Abdeckung zur Erfassung von Mosaiken) 216 Nicht-invasive Pränataldiagnostik, NIPT (ultratiefe Sequenzierung von zellfreier mütterlicher und fetaler DNA [cffDNA] aus mütterlichem Blut zur Detektion fetaler Aneuploidien) 225 Pathologie “Targeted Cancer Panels“ (simultane Sequenzierung von mehreren Genen im Tumorgewebe auf klinisch relevante somatische Mutationen) 227 Companion Diagnostics (Erfassung von Minoritäten somatischer Mutationen therapeutisch relevanter Gene im Tumorgewebe) 238 HLA-Typisierung (hochauflösend und ultrahochauflösend) simultane Sequenzierung von HLA-A, B, C, DP, DQ, DR zur Bestimmung der Gewebeverträglichkeit in der Transplantationsmedizin 239 Mikrobiom-Analyse (simultane Sequenzierung der Gesamtheit des enteralen Bakteriengenoms zur Erfassung von bakteriellen Fehlbesiedelungen) 241 “Liquid Biopsy“ ultratiefe Sequenzierung von zellfreier Tumor-DNA [ctDNA] im Blut auf somatische Mutationen in tumorassoziierten Genen - Minimal Residual Disease Monitoring) Transfusionsmedizin Mikrobiologie / Virologie 237 HCV-/HIV-Genotyp (ultratiefe Sequenzierung von HCV-/HIV-RNA zur frühzeitigen Entdeckung von Therapieresistenzen) 242 Cell-free DNA (ultratiefe Sequenzierung von zellfreien Nukleinsäuren im Blut auf somatische Mutationen in krankheitsassoziierten Genen - RNA Profiling) 243 Laboratoriumsmedizin 3 Multi-Gen-Panel-Sequenzierung (MGPS) 1. Augenerkrankungen ...................................................................................................................... 18 1.1 Bardet-Biedl-Syndrom (BBS) und Alström-Syndrom 1.2 Retinitis Pigmentosa 1.3 Senior-Løken-Syndrom 1.4 Stickler-Syndrom (STL) 1.5 Usher-Syndrom 19 21 23 23 24 2.1 Bikuspide Aortenklappe mit Risiko für Aortenstenose/-dilatation 2.2 Cutis laxa (CL) 2.3 Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) 2.3.1 EDS, autosomal-dominante Subtypen 2.3.2 EDS, autosomal-rezessive Subtypen 2.3.3 EDS, seltene Formen, allelisch, Differenzialdiagnosen 2.4 Kollagen 4-assoziierte intrazerebrale Blutungen 2.5 Loeys-Dietz-Syndrom 2.6 Marfan-Syndrom (MFS) und Typ 1 Fibrillinopathien 2.7 MFS-ähnliche Erkrankungen 2.8 Thorakale Aortenerkrankungen 2.8.1 Thorakale Aortenerkrankungen, familiär, nicht-syndromal 2.8.2 Thorakale Aortenerkrankungen mit dem Risiko der Aortendissektion 2.8.3 Thorakale Aortenerkrankungen, selten syndromal 2.8.4 Thorakale Aortenerkrankungen, selten syndromal, rezessiv; Cutis laxa , X-gebunden 27 27 28 29 30 31 31 32 32 33 34 35 36 37 37 3.1 Jeune-/Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom 3.2 Kraniosynostosen 3.3 Osteogenesis Imperfecta (OI) 3.4 Stickler-Syndrom (STL) 38 39 42 44 4.1 Sphärozytose, hereditäre (HS) 45 5.1 Autismus 5.2 CDG-Syndrom 5.3 Coffin-Siris-Syndrom 5.4 Cornelia-de-Lange-Syndrom 5.5 GPI-Ankerdefekte/Hyperphosphatasie-mentale Retardierungssyndrom 5.6 Großwuchssyndrome 5.7 Kabuki- Syndrom 5.8 Makrozephalien 5.9 Mikrozephalien, primär, AR (MCPH) - Mikrozephalie-Kleinwuchs-Syndrome 5.10 Rett-Syndrom und ähnliche Erkrankungen 5.11 Robinow-Syndrom 5.12 Rubinstein-Taybi-Syndrom (RTS) 5.13 Sprachentwicklungsstörungen 5.14 Tubulinopathien / Hirnfehlbildungen 5.15 X-Gebundene Mentale Retardierung 48 51 53 54 55 56 57 58 61 63 64 65 66 66 68 6.1 Hereditäre periodische Fiebersyndrome (HPF) 72 7.1 Arrhythmogene Erkrankungen 7.1.1 Arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie 7.1.2 Brugada-Syndrom (BrS) 7.1.3 Catecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie (CPVT) 7.1.4 Dilatative Kardiomyopathie (DCM) 73 74 75 76 77 2. Bindegewebserkrankungen/Aortenerkrankungen ................................................................... 26 3. Bindegewebserkrankungen/Skeletterkrankungen ...................................................................... 38 4. Blut und blutbildendes System......................................................................................................... 45 5. Entwicklungs- und Wachstumsstörungen ................................................................................. 46 6. Fiebersyndrome .................................................................................................................................. 72 7. Herzerkrankungen .............................................................................................................................. 73 4 7.1.5 Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) 7.1.6 Long QT-Syndrom (LQTS) 7.1.7 Non-compaction Kardiomyopathie (NCCM) 7.2 Angeborene Herzfehler 7.2.1 Alagille-Syndrom 7.2.2 Herzfehler, Heterotaxie assoziierte 7.2.3 Herzfehler, isolierte 7.2.4 Herzfehler/RASopathien 7.2.5 Herzfehler, syndromale 80 81 83 84 85 86 87 88 89 8.1 Agammaglobulinämie, hereditär 8.2 Neutropenie, kongenital 8.3 Kombinierte T- und B-Zellimmundefekte 91 92 94 Humangenetik 8. Immundefekte (im Kindesalter), primäre ..................................................................................... 91 9. Lungenerkrankungen ....................................................................................................................... 98 9.1 Cystische Fibrose (Mukoviszidose, CF) 98 9.2 Interstitielle Lungenerkrankungen (ILD) / diffuse parenchymatöse Lungenerkrankungen (DPLD) 99 9.3 Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) 100 104 105 105 107 110 111 113 115 116 117 12.1 Alzheimer Erkrankung, familiär 12.2 Ataxien 12.2.1 Ataxie mit Okulomotorischer Apraxie (AR) 12.2.2 Ataxie: Leukoencephalopathie mit Verlust der weißen Substanz 12.2.3 Ataxien, episodisch 12.2.4 Ataxien, spastisch 12.2.5 Ataxien, Spinocerebellär, autosomal-dominante 12.2.6 Ataxien, Spinocerebellär, autosomal-rezessive 12.2.7 Ataxien, syndromale Formen 12.3 Choreatiforme Bewegungsstörungen 12.4 Hyperekplexie 12.5 Hereditäre Neuropathien 12.6 Epilepsien, genetisch bedingt 12.6.1 Absence-Epilepsie 12.6.2 Benigne familiäre Epilepsie (neonatal, infantil) 12.6.3 Epilepsien mit erhöhter Therapierelevanz 12.6.4 Familiäre hemiplegische Migräne 12.6.5 Fiebergebundene Anfälle/Generalisierte Epilepsie mit Fieberkrämpfen Plus (GEFS+) 12.6.6 Fokale Epilepsien 12.6.7 Frühkindliche epileptische Enzephalopathien 12.6.8 Generalisierte, juvenile, myoklonische Epilepsien 120 121 122 122 122 123 123 125 127 128 129 131 134 137 137 137 138 138 139 140 143 13.1 Alport-Syndrom 13.2 Angeborene Fehlbildungen der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) 13.2.1 Fehlbildungen der ableitenden Harnwege 13.2.2 Nierenagenesie/Hypoplasie 13.2.3 Renale tubuläre Dysgenesie 13.3 Nephronophthise (NPHP) 13.4 Nephrotisches Syndrom (NS)/Fokal segmentale Glomerulosklerose (FSGS) 147 148 152 152 153 153 155 Transfusionsmedizin 11.1 Core-Myopathien 11.2 Hypokaliämische periodische Paralysen (HypoPP) 11.3 Muskelatrophien, spinale (SMA) 11.4 Muskeldystrophien 11.5 Muskeldystrophien, kongenitale 11.6 Muskeldystrophien, progressive 11.7 Myopathien, kongenitale 11.8 Myopathien, myofibrilläre 11.9 Myopathien, nicht-dystrophische und periodische Paralysen 11.10 Stoffwechselmyopathien Pathologie 10. Mitochondriale Erkrankungen ...................................................................................................... 102 11. Muskelerkrankungen ...................................................................................................................... 103 Laboratoriumsmedizin Mikrobiologie/Virologie 12. Neurogenetische Erkrankungen ................................................................................................. 119 13. Nierenerkrankungen ....................................................................................................................... 144 5 13.5 Nierenerkrankungen, polyzystische 13.6 Hyperoxalurie 157 159 14. Pankreatitis, hereditäre ............................................................................................................... 160 15. RASopathien .................................................................................................................................... 161 15.1 Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom 15.2 Costello-Syndrom 15.3 LEOPARD-Syndrom 15.4 Noonan-Syndrom 162 163 164 165 16. Schwerhörigkeit/Taubheit ............................................................................................................. 167 16.1 Taubheit, autosomal-dominant 16.2 Taubheit, autosomal-rezessiv 16.3 Taubheit, syndromal 16.4 Taubheit, mitochondrial 16.5 Usher-Syndrom (USH) 173 173 174 174 175 17. Stoffwechselerkrankungen .......................................................................................................... 177 17.1 Congenitale Defekte der Glykosylierung (CDG) 17.2 Fettstoffwechselstörungen 17.3 Hereditäre Hämochromatose 17.4 Harnstoffzyklus-Defekte 17.5 Hyperoxalurie 17.6 Maligne Hyperthermie (MH) 17.7 Maturity-onset-Diabetes of the Young (MODY) 17.8 Mukopolysaccharidosen (MPS) 17.9 Porphyrien 177 179 182 183 184 184 185 186 187 18.1 Bardet-Biedl-Syndrom (BBS) 18.2 Heterotaxie 18.3 Jeune-/Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom 18.4 Joubert-Syndrom 18.5 Meckel-Gruber-Syndrom 18.6 Nephronophthise (NPHP) 18.7 Oro-fazio-digitales Syndrom (OFS) 18.8 Polyzystische Nierenerkrankungen 18.9 Primäre ziliäre Dyskinesie 18.10 Senior-Løken-Syndrom 197 197 198 198 199 200 201 201 203 204 18. Ziliopathien ....................................................................................................................................... 189 MGPS bei hereditärer Tumorprädisposition 19. Hereditäre Tumorsyndrome ....................................................................................................... 205 19.1 Familiäres Mamma- und Ovarialkarzinom 19.2 Hereditäres nicht-polypöses Kolonkarzinom (HNPCC) 19.3 Gastrointestinale Polyposis-Syndrome 19.4 Multiple Endokrine Neoplasien 19.5 Phäochromozytom/Paragangliom neonatalis® bei Erkrankungen des Neugeborenen 205 206 207 209 210 20. Erkrankungen des Neugeborenen und Säuglings .................................................................. 211 20.1 20.2 6 neonatalis basic [18 Gene] ® neonatalis extended [> 600 Gene] ® 211 211 Clinical Exome Sequencing (CES) / Whole Exome Sequencing (WES) 21. CES/WES bei kindlicher Entwicklungsverzögerung ................................................................. 213 Ultradeep Sequencing einzelner Gene bei Seltenen Erkrankungen 22. Nachweis von Mosaiken am Beispiel des Tuberöse Sklerose Complex (TSC).................. 215 Humangenetik MGPS und Ultradeep Sequencing (UDS) bei Leukämien und Lymphomen 23.1 Akute myeloische Leukämie (AML) 23.2 Myelodysplastisches Syndrom (MDS) 23.3 Chronische myelomonozytäre Leukämie (CMML) 23.4 Atypische chronische myeloische Leukämie (aCML) 23.5 Chronische myeloische Leukämie (CML) 23.6 Chronische Neutrophilenleukämie (CNL) 23.7 Polyzythämia Vera (PV) 23.8 Primäre Myelofibrose (PMF) 23.9 Essentielle Thrombozythämie (ET) 23.10 Mastozytose 216 218 219 219 219 219 219 220 220 220 24.1 Akute lymphatische Leukämie (ALL) 24.2 Chronische lymphatische Leukämie (CLL) 24.3 Haarzellleukämie (HZL) 24.4 Morbus Waldenström (MW) 24.5 Lymphom allgemein 24.6 Großzellige granuläre Lymphozyten-Leukämie (T-LGL, NK-LGL) 220 220 221 221 221 221 25.1 Hypogonadotropher Hypogonadismus, Kallmann-Syndrom 25.2 Vorzeitige Ovarialinsuffizienz (POF) 222 224 Pathologie 23. Erkrankungen der myeloischen Zellreihe .................................................................................. 216 Prenatalis® - Nicht-invasiver Pränataltest (NIPT) Mikrobiologie/Virologie Multi-Gen-Panels in der Reproduktionsgenetik Transfusionsmedizin 24. Erkrankungen der lymphatischen Zellreihe ............................................................................ 220 26. Nachweis einer Trisomie 21, 18, 13 Fehlverteilungen der Geschlechtschromosomen X und Y ................................................... 225 “Targeted Cancer Panels“an Tumormaterial 27. Tumoren des Gastrointestinaltraktes ......................................................................................... 227 28. Schilddrüsenkarzinom 29. Ovarialkarzinom 227 227 228 Laboratoriumsmedizin 27.1 Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) 27.2 Kolorektales Karzinom (CRC) 27.3 Pankreaskarzinom ............................................................................................................. 228 ........................................................................................................................ 229 30. Malignes Melanom ......................................................................................................................... 229 31. Lungenkarzinom (NSCLC) .............................................................................................................. 230 32. Harnblasenkarzinom ................................................................................................................... 231 7 33. Tumoren des Nervensystems ................................................................................................... 231 33.1 Gliome 33.2 Medulloblastom 33.2 Paragangliom und Phäochromozytom Liquids 231 234 236 34. Liquid Biopsy/Liquid Profiling zum Nachweis von zirkulierenden Tumorzellen und zirkullierenden zellfreien Tumor-Nukleinsäuren ....................................... 237 “Companion Diagnostics“ an Tumormaterial 35. Companion Diagnostics ............................................................................................................. 238 HLA-Typisierung 36. HLA-Typisierung ........................................................................................................................... 239 36.1 Hochauflösende HLA-Typisierung 36.2 Ultrahochauflösende HLA-Typisierung 163 Mikrobiologie/Virologie 240 240 37. Mikrobiom-Analyse ........................................................................................................................ 241 38. HIV/HCV Genotypisierung und Resistenztestung .................................................................. 242 Laboratoriumsmedizin 39. cf-DNA-Analyse ........................................................................................................................... 243 Abrechnung Liste der Erkrankungen/Syndrome Liste der Gene 8 245 247 259 Next Generation Sequencing oder die Evolution der molekularen Diagnostik Die technischen Möglichkeiten, das Erbgut von Mensch, Tier und Pflanzen, aber auch das von Infektionserregern, Mikroorganismen oder Parasiten - kurz der gesamten belebten Materie - zu analysieren, haben sich seit 2007 durch Entwicklung neuer Hochdurchsatz-Methoden, die unter dem Begriff “Next Generation Sequencing” (NGS) zusammen gefasst werden, dramatisch weiterentwickelt. Wurde der vorläufige Abschluss des Humanen Genom-Projekts (HGP) im Jahr 2000 noch als Durchbruch in der biomedizinischen Forschung durch tausende beteiligte Wissenschaftler gefeiert, kann heute ein Humanes Genom von einem technisch versierten Mitarbeiter innerhalb von einer Woche in hoher Qualität sequenziert werden. Die Kosten für die Sequenzierung von einem kompletten menschlichen Genom haben sich in den vergangenen 15 Jahren von 100 Mio US$ auf nunmehr etwas mehr als 1.000 US$ reduziert. Gleichzeitig hat sich der Durchsatz der Geräte unter der Annahme einer 100-fachen Abdeckung/Base ebenfalls um den Faktor 100.000 erhöht. Zu berücksichtigen sind allerdings Leseweiten, schlecht abgedeckte Bereiche (geringe Coverage) und ca. 10% Lücken (Gaps), so dass der Einsatz der Gesamt-Genomsequenzierung für die Diagnostik derzeit noch nicht empfohlen wird [Klein HG et al, J Lab Med 38:221 (2014)]. Die gewaltigen technologischen Fortschritte in den DNA-Sequenziertechnologien übertreffen sogar die Geschwindigkeit der Weiterentwicklung von Speichermedien in der IT-Industrie (sog. Moore´sches Gesetz) und ein Ende der Entwicklung ist derzeit noch nicht abzusehen [Klein HG und Rost I, Bundesgesundheitsbl 58:113, (2015)]. Auch für die Anwendungen in der Diagnostik haben die Hochleistungs-Sequenziertechnologien erhebliche Bedeutung. So wird in der Humangenetik bereits darüber diskutiert, seltene Erkrankungen anstatt der bisher üblichen Zieldiagnostik grundsätzlich einer Genomanalyse zu unterziehen. Aber wie geht man mit Zusatzbefunden um, die ein Risiko für eine spätmanifestierende neurodegenerative Erkrankung erkennen lassen? Wie kommuniziert man die zahlreichen unklaren genetischen Varianten, deren Interpretation zum heutigen Zeitpunkt noch nicht möglich ist? Wie klärt man Patienten im Sinne des Gendiagnostikgesetzes (GenDG) über Wesen, Bedeutung und Tragweite einer Genomanalyse auf? Kann ein Recht auf Nichtwissen oder Datenschutz im Zeitalter des “Data Sharing“ und der “Digitalisierung der Medizin“ überhaupt noch gewährleistet werden? Auch in der Pathologie tun sich bisher ungekannte Fragen auf: Inwieweit sind somatische Neumutationen, die in geringer Anzahl im Tumor nachweisbar sind, überhaupt therapierelevant? Die Liste der offenen Fragen könnte man nach Belieben verlängern. Weder die medizinischen Fachgesellschaften noch die Ärztliche Selbstverwaltung, geschweige denn der Gesetzgeber oder die Regulierungsbehörden kommen der Dynamik der Prozesse hinterher. Dies wird jedoch die Entwicklung nicht stoppen, sondern sollte Ansporn für eine aktive Mitgestaltung der Zukunft sein. 9 Next Generation Sequencing (NGS) - Plattformen am MVZ Martinsried Illumina HiSeq 2500 Leseweite ca. 2 x 125 bp Illumina NextSeq 500 Leseweite ca. 2 x 150 bp Illumina MiSeq Benchtop Sequencer Leseweite ca. 2 x 300 bp Ion Torrent PGA Leseweite ca. 1 x 200 bp Roche GS FLX Leseweite ca. 600 bp Roche GS FLX+ Leseweiten >1.200 bp Roche 454 Junior Leseweite ca. 600 bp Durchsatz*: 1.000 Gb/Lauf (6 Tage) Durchsatz*: 40-120 Gb/Lauf (48 Std.) Durchsatz*: 15 Gb/Lauf (65 Std.) Durchsatz*: 3 Gb/Lauf (24 Std.) Durchsatz*: 1 Gb/Lauf (10 Std.) Durchsatz*: 1 Gb/Lauf (10 Std.) Durchsatz*: 0,05 Gb/Lauf (8 Std.) *Durchsatz bei NGS bezieht sich auf 1-fache Abdeckung (Coverage) je Base. Für die Diagnostik wird mindestens 20-fache Coverage gefordert. Zum Vergleich das bisher leistungsfähigste Gerät, mit dem das Human Genom-Projekt (HGP) durchgeführt wurde: ABI 3730xl 96-Kapillar-Sequencer (Leseweite ca. 800 bp) Durchsatz: < 0,0001 Gb/Lauf (8 Std.) Analytische Ansätze in der Humangenetik Multi-Gen-Panel Sequenzierung (MGPS) Der Panel-Ansatz stellt im Grunde die Weiterentwicklung der bisherigen Stufendiagnostik mittels SangerSequenzierung dar. In den vergangenen 15 Jahren wurden immer neue Gene in Assoziation mit seltenen Erkrankungen beschrieben, was dazu geführt hat, dass auch immer mehr Gene diagnostisch untersucht wurden. Viele der neu beschriebenen Gene sind jedoch weit seltener ursächlich als die bereits bekannten Hauptgene (“Core Genes“ ). Daher werden auch heute noch die einzelnen Gene beginnend mit den am häufigsten betroffenen Regionen stufenweise analysiert, um den Aufwand auf ein sinnvolles Maß zu begrenzen. Nun können aufgrund des enormen Durchsatzes der NGS-Methoden alle bekannten krankheitsassoziierten Gene in einem Panel-Ansatz parallel analysiert werden, wodurch der technische Aufwand deutlich reduziert wird. In gleichem Maße steigt allerdings der Aufwand für die Interpretation der zahlreichen Varianten, die bei der simultanen Analyse von mehreren Genen anfällt, deutlich an. Dennoch stellen die Panel-Ansätze in der Diagnostik von seltenen Erkrankungen heute die Methode der Wahl dar, eine Tatsache, die leider in Deutschland vom Gemeinsamen Bundesausschuß (G-BA) und den Spitzenverbänden über Jahre hinweg ignoriert wurde. Die Vorteile der Panel-Ansätze gegenüber Exom- oder Genom-weiten Ansätzen liegen derzeit noch 1) in der Qualität der analysierten Genabschnitte (keine Lücken, alle Bereiche sicher abgedeckt*), 2) in geringeren Kosten für die Reagenzien und 3) in der Vermeidung von unerwünschten Zusatzbefunden. * eine lückenlose Abdeckung und diagnostische Qualität kann nur erreicht werden, wenn die Panel-Gene gleichzeitig auch auf das Vorliegen von Mikrodeletionen untersucht werden (Klasse A-Analysequalität). 10 Clinical Exome Sequenzierung (CES) Im Vergleich zu Whole Exome Sequencing (WES), bei der alle proteincodierenden Bereiche angereichert und sequenziert werden, wird bei Clinical Exome Sequencing (CES) ein Subset des Exoms angereichert. Hierbei wird auf krankheitsassoziierte Gene fokussiert, die in der Human Gene Mutation Database (HGMD) beschrieben sind. Die angereicherte Region umfasst hierbei derzeit, je nach Anbieter, zwischen 2.742 Gene (Agilent Inherited Disease) und 4.813 Gene (Illumina TruSightOne) und damit bis zu 62.000 Exons (weitere Informationen und vollständige Genliste siehe auf www.agilent.com bzw. www.illumina.com). Der Vorteil der CES liegt in der Vorauswahl von krankheitsrelevanten Genen, die die Interpretation der identifizierten Varianten erleichtert und gleichzeitig das Auftreten von Varianten unklarer Signifikanz und das Vorkommen von Zusatzbefunden minimiert. CES ist flexibel einsetzbar für verschiedene Indikationen wie ursächlich ungeklärte Entwicklungsstörungen sowie Erkrankungen, die durch Mutationen in mehreren verschiedenen Genen bedingt sein können. Eine vollständige, lückenfreie Analyse ist allerdings bei CES nicht möglich, da - mit vertretbarem Aufwand - weder für alle untersuchten Gene eine MLPA durchgeführt werden, noch in allen Bereichen eine vollständige Abdeckung erreicht werden kann. Die Untersuchung mit CES ist derzeit keine Regelleistung der Krankenkassen. Vor der Untersuchung muss daher eine Kostenübernahme bei der Krankenversicherung beantragt werden. CES unterliegt den Regelungen des Gendiagnostik-Gesetzes (GenDG), d.h. es ist eine ausführliche Aufklärung und eine schriftliche Einwilligung des Patienten, sowie vor prädiktiven Analysen (d.h. Untersuchung von Gesunden) zusätzlich eine genetische Beratung erforderlich. Da der Untersuchungsansatz sehr viele krankheitsassoziierte Gene umfasst, bieten wir für bestimmte Erkrankungen (z.B. hereditäre Krebserkrankungen oder neurodegenerative Erkrankungen) im Rahmen der Aufklärung und/oder genetischen Beratung eine Wahlmöglichkeit, diese Gene in die Auswertung mit einzubeziehen oder auszublenden (Opt-in/Opt-out). Genom 3 Gb Exom 50 Mb (ca. 20.000 Gene) Clinical Exom 7-12 Mb (2.742-4.813 Gene) Schematische Darstellung der großen analytischen Ansätze in der Humangenetik: Clinical Exome (2.742-4.813 Gene, 7-12 Mb), Whole Exome (ca. 20.000 Gene, 50 Mb), Whole Genome (ca. 20.000 Gene plus nicht-codierende Genregionen, 3.000 Mb). Whole Exome Sequencing (WES) Whole Exome Sequencing (WES) umfasst die Anreicherung und Sequenzierung aller proteincodierenden Bereiche (ca. 20.000 Gene), wohingegen bei Clinical Exome Sequencing (CES) nur ein Subset des Exoms (krankheitsassoziierte Gene) angereichert wird. WES hat sich in der jüngeren Vergangenheit als hervorragendes Mittel zur Identifikation von krankheitsverursachenden Mutationen in bisher unbekannten Genen etabliert, sowohl im Fall von autosomal-rezessiven Erkrankungen [Ng et al, Nat Genet (2009)], wie auch bei autosomal-dominanten Erkrankungen [Hoischen et al, Nat Genet (2010)]. Seitdem wird WES auch immer mehr in der Diagnostik eingesetzt, vor allem bei Indikationen, bei denen Mutationen in einer Vielzahl von Genen als krankheitsverursachend in Frage kommen. 11 Mehrere Studien in den letzten beiden Jahren, in denen Patienten mit schwerer Intelligenzminderung (IQ<50) mittels neuer Hochdurchsatz-Techniken wie der Exom-Sequenzierung untersucht wurden, konnten bestätigen, dass autosomal-dominante Neumutationen offenbar in erheblichem Umfang zur Ursache der schweren Intelligenzminderung beitragen [z. B. Vissers et al, Nat Genet (2010), de Lig et al, NEJM (2012) und Rauch et al, Lancet (2012)]. Während bei chromosomalen Trisomien das Risiko mit dem mütterlichen Alter steigt, nimmt die Rate an autosomal-dominanten Neumutationen mit dem väterlichen Alter zu [Veltman et al, Nat Rev Genet (2012)]. Bei den untersuchten Patienten wurden Varianten in verschiedenen Genen gefunden, wobei in der Studie von de Ligt et al bei 16% der Patienten eine kausale Mutation in einem bereits im Zusammenhang mit Entwicklungsstörungen beschriebenen Gen gefunden wurde, bei Rauch et al bei 35% der Patienten. Man geht daher nach diesen Studien davon aus, dass bis zu 50% der schweren, nicht-syndromalen Entwicklungsstörungen durch de novo-Punktmutationen und kleine Indels verursacht werden, wobei eine große genetische Heterogenität zu beobachten ist. Mutationen in noch unbekannten bzw. nicht im Zusammenhang mit Entwicklungsstörungen bekannten Genen erfordern allerdings noch einen immensen Aufwand an integrierter Diagnostik (einschließlich funktioneller Tests), um den ursächlichen Zusammenhang zu beweisen, weshalb WES nur in besonderen Fällen für den Routineeinsatz geeignet ist. Zusätzlich zu der Diagnostik von Entwicklungsstörungen kann WES genutzt werden, um die bestehende Diagnostik zu erweitern. Im Bereich der Epilepsien, Ziliopathien (Joubert-Syndrom) und weiteren Indikationen ist der Einsatz von WES nach Rücksprache möglich. Whole Genome Sequencing (WGS) Im Vergleich zum Clinical Exome Sequencing (CES), bei dem ein Subset des Exoms angereichert und sequenziert wird oder Whole Exome Sequencing (WES), bei dem alle proteincodierenden Bereiche analysiert werden, handelt es sich bei Whole Genome Sequencing (WGS) um die Sequenzierung des gesamten Genoms, d.h. auch aller nicht codierenden Regionen (weitere Informationen siehe auf www.illumina.com). Der Vorteil der WGS liegt vor allem darin, dass keine Anreicherungsartefakte entstehen, da es sich um die direkte Analyse einer aus genomischer DNA hergestellten Library handelt. Hierdurch ist auch ein Nachweis von Copy Number Variations (CNVs) möglich. Aufgrund der Kosten, der Datenqualität und vor allem der zu erwartenden besonders hohen Anzahl von unklaren Varianten (VUS) hat sich der Einsatz von WGS in der Routine-Diagnostik noch nicht durchgesetzt. Eine umfassende Aufklärung nach den Vorgaben des Gendiagnostikgesetzes (GenDG) ist bei WGS kaum noch möglich. WGS wird derzeit daher vor allem in der Erforschung von seltenen Erkrankungen und in der Onkologie (Tumorgenome) eingesetzt (Klein HG et al, J Lab Med 38:221, 2014; Klein HG und Rost I, Bundesgesundheitsbl 58:113, 2015). Wie funktionieren NGS-Technologien? Bei der Illumina Sequencing-by-Synthesis (SBS)-Methode wird die fragmentierte Template DNA über spezifische Adaptoren kovalent an einen Glasobjektträger (FlowCell) gebunden, auf dem die Sequenzierreaktion stattfindet. Von dem gebundenen Startmolekül ausgehend werden durch einen PCR-ähnlichen Schritt Cluster aus identischen Molekülen gebildet (Bridge Amplification). Die Sequenzierung erfolgt zyklisch und nutzt reversible Terminatorchemie sowie fluoreszenzmarkierte Nukleotide. In jedem Zyklus wird genau ein Nukleotid komplementär zu der Template-DNA eingebaut. Ein besonderes Merkmal der SBS-Methode ist die sog. “paired-end-Sequenzierung”. Hierbei werden die zu sequenzierenden DNA-Fragmente von jeder Seite mit einer vorher festgelegten Leseweite von 100-250 bp sequenziert. Je nach Größe der DNA-Fragmente können diese Reads überlappen oder durch einen nicht-sequenzierten DNA-Teil (Insert) getrennt sein. Dieser Ansatz bietet Vorteile bei der bioinformatischen Auswertung und kann die Genauigkeit der Analysen signifikant erhöhen. Roche 454 Sequenziersysteme verwenden Emulsions-PCR (emPCR) für die klonale Amplifikation der Proben, gefolgt von hoch-parallelem Pyrosequencing. Während der emPCR wird die zu sequenzierende DNA an spezifische Beads gebunden und klonal amplifiziert. Die DNA tragenden Beads werden dann angereichert und in spezielle Reaktionskammern auf sog. Pico Titre Plates (PTP) befördert, welche alle für die Sequenzierung benötigten Reagenzien enthalten. Anschließend werden sequenziell Fluoreszenz-Desoxyribonucleotide (dATP, dTTP, dCTP, dGTP) zugegeben. Bei Komplementarität zur Base des Templates erfolgt der Einbau des korrespondierenden Desoxy-Nukleotids und die Emission eines Lichtsignals. Sind in der zu sequenzierenden DNA mehrere aufeinanderfolgende, identische Nukleotide (Homopolymere) vorhanden, 12 werden mehrere gleiche Nukleotide nacheinander eingebaut und das korrespondierende Lichtsignal ist proportional stärker. Life Technologies Sequenziersysteme (z.B. Ion Torrent PGA oder Proton) basieren auf einer pH-vermittelten Sequenzierung und werden auch als “Post-Light“-Sequenzierung bezeichnet. Die Methode folgt einem Sequenzierung-durch-Synthese-Ansatz (SGS) insofern, dass ein DNA-Template durch sequentiellen Nukleotideinbau komplementiert wird. Die Methode zur Detektion der eingebauten Nukleotide unterscheidet sich allerdings substantiell von den vorher beschriebenen Methoden durch den Verzicht auf ein optisches Signal. Der Einbau eines Nukleotids involviert das Formen einer kovalenten Bindung unter Freisetzung eines Pyrophosphats und eines positiv geladenen Wasserstoffions. Der Einbau eines Nukleotids durch die DNAPolymerase wird bei dem Ion Torrent-System durch eine Änderung des pH-Wertes, ausgelöst von dem freigesetzten Wasserstoffion, detektiert. Die zu sequenzierende DNA wird in Mikroreaktionskammern auf einen Halbleiterchip gebracht. Diese Reaktionskammern enthalten die DNA-Polymerase, die verschiedenen Nuleotide werden sequentiell zugesetzt. Komplementäre Nukleotide werden von der Polymerase eingebaut und die freigesetzten Wasserstoffionen werden von einer ionensensitiven Schicht unter den Reaktionskammern detektiert. Wie bei der Roche 454 Technologie kann es zum Einbau von multiplen Nukleotiden in den Template-Strang kommen, falls eine Homopolymer-Region vorliegt. Auch hier ist das detektierte pH-Signal proportional zur Anzahl der eingebauten Nukleotide. Die Sequenzierung eines Halbleiterchips dauert 2-4 Stunden, die Leseweite beträgt je nach eingesetztem Kit durchschnittlich 100, 200 oder 300 bp. Es werden verschiedene Chip-Größen angeboten, die einen flexiblen Durchsatz ermöglichen: bis 10 Mb mit dem 314 Chip, bis 100 Mb mit dem 316 Chip und bis zu 1 Gb mit dem 318 Chip. Bioinformatik - Management von “Big Data“ Die Bioinformatik ist ein interdisziplinäres Feld der Naturwissenschaft, die Methoden für die computergestützte Analyse, Organisation und Speicherung von biologischen Daten entwickelt und implementiert. Ein wichtiges Aufgabenfeld der modernen Bioinformatik ist die Entwicklung von spezifischer Software für die Analyse und Extraktion von biologisch oder klinisch relevanten Daten aus großen Mengen an Rohdaten. Die Bioinformatik hat sich zu einem essentiellen Gebiet innerhalb der molekularen Biologie entwickelt und wird besonders in der Genetik und Genomik eingesetzt. Mithilfe von bioinformatischen Methoden und Software wird die Sequenzierung und Annotation von Genen und Genomen und die Identifikation der enthaltenen genetischen Varianten unterstützt. Auch die Auswertung von weiteren genomweiten Untersuchungen wie Array-CGH, Identifikation von Repeat-Regionen, die Suche nach speziellen Sequenzmustern (Promoterregionen, Transkriptionsfaktor- oder MikroRNA-Bindestellen) oder die Erstellung von ProteinInteraktionsnetzwerken wird mittels bioinformatischer Methoden und Algorithmen durchgeführt. Die Bioinformatik benutzt und integriert dabei Methoden aus der Informatik, Mathematik und (Bio-) Statistik. Die Auswertung und Speicherung von biologischen Daten kann Algorithmen aus den Feldern Data Mining, maschinelles Lernen, Datenbanktheorie und künstliche Intelligenz beinhalten. Häufig benutzte Programmiersprachen für die Implementierung von bioinformatischer Software sind zum Beispiel Java, Perl, Python, R, SQL oder MATLAB. Insbesondere bei der Auswertung von NGS-Daten kommt die Bioinformatik zum Einsatz. Einzelne Auswerteschritte werden hierbei zu einer Pipeline zusammengeführt, um eine Automatisierung der Datenanalyse zu erreichen. Die Rohdaten der Sequenzierung liegen im sogenannten .fastq-Format vor, das alle Sequenzen und deren korrespondierende Qualitätswerte enthält. Als erstes werden die Reads den jeweiligen Patientenproben zugeordnet, die über einen eindeutigen Barcode identifiziert werden (Demultiplexing). Danach werden die Sequenzen der einzelnen Proben an das Humangenom (hg19) aligniert (Mapping). Mit diesem Mapping als Grundlage wird ein “Variant Call“durchgeführt, der alle Abweichungen der zu analysierenden Sequenzen von der Referenzsequenz in Form einer Tabelle ausgibt. Diese werden neben Exonnummerierung, cDNA- und Aminosäureaustausch mit verschiedenen externen Ressourcen und Datenbanken wie HGMD®, dbSNP, COSMIC, dbNSFP, PGX, sowie Daten aus großen, internationalen Sequenzierprojekten wie dem Exome Variant Server (EVS) und dem Exome Aggregation Consortium (ExAC), Online Mendelian Inheritance in Man (OMIM®) Informationen und experimentell verifizierten “transcription factor-binding sites“(TFBS) annotiert. Des Weiteren werden Bereiche, die nicht ausreichend für eine diagnostische Beurteilung abgedeckt sind detektiert (Coverage <20). Diese Bereiche können gegebenenfalls mittels SangerSequenzierung nachanalysiert werden. 13 MIDAS (Multiple Integration of Data Annotation Study) Das MIDAS-Projekt setzt genetische Informationen strukturiert in einen Kontext zu Phänotyp-Merkmalen. Die Erfassung der Phänotypdaten erfolgt mittels der international verwendeten Human Phenotype Ontology (HPO), die Zuordnung der Genotypen über den MIDAS-Algorithmus. Zu beachten sind: - Diagnostischer Fokus (Indikationsgruppen, Gene mit Krankheitsassoziation), - Vollständigkeit der durchgeführten Analytik (Abdeckung, diagnostische Lücken), - Bewertung der detektierten genetischen Varianten (Klasse 1-5). Durch die Auswertung von Genotyp-Phänotyp-Korrelationen können Ähnlichkeiten in der Symptomatik verschiedener Krankheitsbilder erkannt und gezielt für die Auswertung und Befunderstellung verwendet werden. Das heißt neugewonnene Erkenntnisse bei der Datenerhebung und Analyse eines Patienten stehen dann auch direkt für andere Patienten zur Verfügung, die möglicherweise von der gleichen seltenen Erkrankung betroffen sind. Die Begutachtung der Analyseergebnisse großer Mengen genetischer Daten aus NGS-Analysen wird somit erleichtert, das Risiko für Fehlinterpretationen reduziert. Die MIDASDatenbank nützt Informationen von allen sequenzierten Proben in anonymisierter Form zur internen Qualitätskontrolle, der Detektion von potentiellen Artefakten der Sequenzierung und zur Bestimmung der Frequenz jeder Variante in dem hausinternen Patientenkollektiv. Die Datenbank ist über ein Webinterface abfragbar und erlaubt ein dynamisches Filtern der Daten während der Auswertung. MIDAS T U D Y “Core Genes“ in der humangenetischen Diagnostik “Core Genes“ oder “Hauptgene“ beziehen sich auf ein oder mehrere klinische Kernsymptome und umfassen alle erforderlichen Gene, die obligatorisch bei der diagnostischen Abklärung einer Erkrankung oder Verdachtsdiagnose untersucht und beurteilt werden müssen. Alle “Core Genes“ müssen zu 100% abgedeckt sein, d.h. sie dürfen keine diagnostischen Lücken (Gaps) aufweisen [s. auch Guidelines for diagnostic nextgeneration sequencing, EuroGenTest 2014, sog. Klasse A-Analysequalität, s. auch Rehm et al, Genet Med 15:733 (2013)]. Merkmale von “Core Genes“ - Gene aus etablierter Standard-/Stufendiagnostik, für die prophylaktische oder therapeutische Konsequenzen bereits bekannt und/oder etabliert sind (z.B. Gene aus existierenden Leitlinien oder Empfehlungen von Fachgesellschaften), - Gene, die aufgrund von Literatur- und Datenbank-Recherchen als (sehr wahrscheinlich) krankheitsassoziiert eingestuft werden müssen, - Gene, deren Qualifikationskriterien regelmäßig überprüft werden. Einschlußkriterien für “Core Genes“ - möglichst mehrfach beschrieben, auch in verschiedenen Familien, wissenschaftlich belegte funktionelle Signifikanz im Zusammenhang mit der Erkrankung, diagnostische Sensitivität >1% der klinisch gesicherten Fälle, diagnostische Sensitivität 0,1-1% bei sehr seltenen Erkrankungen und bei therapeutischer Konsequenz. Ausschlußkriterien für “Core Genes“ - isolierte Evidenz aus Assoziationsstudien, - genetische Varianten mit hoher Frequenz in der Normalbevölkerung in Abhängigkeit von der jeweiligen Erkrankung und dem Vererbungsmodus. 14 Variantenklassifikation Eine weitere wichtige Forderung der Fachgremien sind transparente und nachvollziehbare Regelungen, nach welchen Kriterien genetische Varianten beurteilt und eingeordnet werden. Hier hat sich in den vergangenen Jahren eine Klassifikation aus 5 Kategorien durchgesetzt, die jeder Anbieter entsprechend seines Leistungsspektrums definieren soll [Richards et al, Genet Med, 17:405 (2015) und Sukhai et al, Genet Med, 18:128 (2015)]. Klasse 5 Bezeichnung pathogene Mutation Beschreibung a) ln der Literatur bzw. in genspezifischen Mutations-Datenbanken als eindeutig pathogen beschriebene Mutationen b) nicht in der Literatur beschriebene Mutationen: - Nonsense- und Frameshift-Mutationen (Ausnahme Nonsense nahe Carboxyterminus) - Spleißmutationen in hochkonservierten Bereichen (+1+2/-1-2) - Deletionen (eines oder mehrerer Exons, außer in frame) - Sonstige als eindeutig pathogen beschriebene Varianten, deren Ursächlichkeit z.B. durch Segregations- bzw. Funktionsanalysen nachgewiesen wurde 4 wahrscheinlich pathogene Variante c) nicht beschriebene Missense-Varianten, deren Aminosäuresubstitution bei dieser Erkrankung ein sehr starkes Indiz für Ursächlichkeit darstellt (Glycin-Substitution im COL1A1-Gen bei Osteogenesis Imperfecta, CysteinSubstitution im FBN1-Gen...) a) Spleißvarianten in mäßig konservierten Bereichen, bei denen in silicoProgramme einen deutlichen Spleißdefekt vorhersagen (MaxEntScan >45% Reduktion) b) nicht beschriebene Varianten, die gemäß ACMG-Leitlinien als Klasse 4Variante eingestuft werden können 3 2 1 Variante unklarer Signifikanz wahrscheinlich benigne Variante benigne Variante/ Polymorphismus c) nicht beschriebene Missense-Varianten, die von mind. 3 in silico-Programmen als pathogen bewertet werden und die mit einer Häufigkeit <0,01% (krankheitsabhängig) in der Normalbevölkerung auftreten und zusätzlich eine vergleichbare eindeutig pathogene Aminosäure-Substitution an derselben Position bekannt ist a) Varianten, die gemäß ACMG-Leitlinien als Klasse 3 eingestuft werden b) bekannte in der Literatur kontrovers diskutierte Varianten c) Varianten, die keiner anderen Klasse zugeordnet werden können a) Varianten, die gemäß ACMG-Leitlinien als Klasse 2 eingestuft werden b) Klasse 3- oder 4-Varianten, die nicht mit der Erkrankung kosegregieren c) Varianten, die gemeinsam mit einer Klasse 5-Mutation in trans auftreten (dominante Erkrankungen) a) Varianten, die in der Literatur oder den Datenbanken als solche(r) beschrieben sind b) Varianten mit einer im Verhältnis zur Prävalenz der Erkrankung zu hohen Frequenz in der Normalbevölkerung 15 Qualitätsmerkmale entsprechend EuroGenTest-Leitlinie Guidelines für den Einsatz von NGS in der Diagnostik Durch die Einführung von neuen Sequenziertechnologien werden auch neue Herausforderungen an bestehende Prozesse wie die Validierung von genetischen Untersuchungen gestellt. Bisherige Guidelines für die Test-Validierung [wie zum Beispiel Mattocks et al, (2010)] können nicht ohne Anpassungen übertragen werden. Es ist notwendig, Qualitätskriterien und Standards für diese Technologien neu zu definieren [Guidelines for diagnostic next generation sequencing, Matthijs et al, (2015), Eur J Hum Genet, accepted, www.eurogentest.org]. Je nach angelegten Qualitätskriterien lassen sich NGS-basierte Tests in drei Gruppen einteilen: Typ A Test Diese Art von Test bietet die vollständigste Analyse die mit dem derzeitigen Stand der Technik durchführbar ist. Das bedeutet, dass alle Zielregionen entweder ausreichend mittels NGS-Reads abgedeckt sind (Coverage ≥ 20x). Ist eine Zielregion nicht ausreichend abgedeckt, werden alle Lücken mittels Sanger-Sequenzierung geschlossen. Bei einem Typ A Test werden alle Gene des Panels vollständig abgedeckt. Typ B Test Bei sehr großen MGPS-Analysen (>50 Gene) ist es oft nicht mehr möglich, für alle Gene eine lückenlose Abdeckung zu garantieren. Deswegen werden hier nur die jeweiligen Core-Gene vollständig abgedeckt. Nur für diese Gene werden eventuelle Lücken mittels Sanger-Sequenzierung geschlossen, Lücken in “NichtCore Genen“ bleiben bestehen. Es handelt sich hierbei um Tests, die dafür bestimmt sind, Verdachtsdiagnosen zu bestätigen, nicht jedoch um Diagnosen ausschließen zu können. Typ C Test Typ C Tests verwenden ausschließlich NGS-Sequenzierdaten, eventuelle Lücken werden nicht mit SangerSequenzierung geschlossen. Ein Beispiel hierfür wäre die Whole-Exome Sequenzierung bei Entwicklungsverzögerungen, bei der Hunderte von potenziell ursächlichen Genen bekannt sind. Aufgrund der Heterogenität dieser Erkrankungsgruppe ist es kaum möglich, “Core Gene“ zu definieren. Die Einteilung in Typ A, B und C Tests bezieht sich ausschließlich auf Sequenziertechnologien. Je nach Erkrankung und Indikationsgruppe kann es nötig sein, einzelne oder mehrere Gene zusätzlich auf Mutationen, die mit Sequenziertechnologien nicht erkannt werden können, zu untersuchen. Hier müssen andere Analyseverfahren wie Multiplex Ligation-dependent Probe Amplification (MLPA) oder Blotting-Analysen eingesetzt werden. Zusatzbefunde Der Umgang mit Zusatzbefunden, das heißt die Identifikation von pathogenen Varianten einer nicht-angeforderten Indikation, muss klar geregelt sein. Diese Art von Zusatzbefunden tritt am häufigsten bei genomweiten Untersuchungen wie WES oder WGS auf, ist allerdings auch bei MGPS nicht vollständig ausgeschlossen. Der Umgang mit diesen Daten wird derzeit kontrovers diskutiert und reicht bis zu Empfehlungen des American College of Human Genetics, 56 Gene z.B. für Tumordispositions-Syndrome bei jedem Patienten aktiv zu begutachten [Berg et al, (2013), Christenhusz et al, (2013); McGuire et al, (2013), van El et al, (2013), ACMG, Green et al, (2013)]. Einigkeit besteht darüber, dass eine aktive und gründliche Aufklärung der Patienten erfolgen muss, und diese eine Wahlmöglichkeit besitzen müssen, ob Zusatzbefunde mitgeteilt werden sollen oder nicht. 16 Aufklärung und Genetische Beratung bei NGS (MGPS, CES, WES, WGS) Die Analyse zahlreicher oder aller Gene in einem Ansatz erfordert eine besondere bzw. erweiterte Aufklärung des Patienten im Vorfeld. Bei CES, WES und v.a. WGS ist eine umfassende Aufklärung, wie sie das GenDG vorsieht und die möglichst alle Eventualitäten einer Untersuchung erfasst, nicht mehr möglich. Umso wichtiger ist es, die im Folgenden genannten Punkte anzusprechen und eine genetische Beratung durchzuführen. Humangenetik Es muss auf die Möglichkeit von Zufalls- oder Zusatzbefunden aufmerksam gemacht werden und auf die Möglichkeit unklarer Befunde. Beispiel: MGPS bei der Fragestellung arrhythmogene Herzerkrankung. Es wird eine pathogene Mutation in einem Ionenkanalgen gefunden, die auch bereits im Zusammenhang mit Epilepsie beschrieben wurde. Das Resultat kann für die Beurteilung der Symptomatik (Synkope oder Krampfanfall), Diagnostik und Therapie des Patienten von Bedeutung sein. Es muss im Vorfeld besprochen werden, welcher Art solche Zusatzbefunde sein können, ob bestimmte Gene (z.B. für erbliche Tumordispositionssyndrome bei CES/WES) nicht untersucht werden (sollen), welche Zusatzbefunde mitgeteilt werden können oder sollen (s.a. Stellungnahme der GfH zu Zusatzbefunden, www.gfhev.de/de/ Newsletter/Archiv/gfh_newsletter_2013_01.htm). Unklare Befunde: bei der Analyse einer Vielzahl von Genen nimmt die Wahrscheinlichkeit, eine Vielzahl von Varianten nachzuweisen, zu. Darunter werden auch solche sein, die mit dem derzeitigen Kenntnisstand nicht eindeutig als krankheitsverursachend oder als nicht relevanter Polymorphismus einzuordnen sind. Der Patient sollte also darauf aufmerksam gemacht werden, dass die erweiterte Diagnostik nicht unbedingt gleichbedeutend mit einer sicheren Diagnose ist. CES und WES sollten außerdem im Rahmen einer genetischen Beratung und in enger Kooperation mit den betreuenden Ärzten erfolgen, um wichtige klinische Daten zu erfassen, den Untersuchungsmodus (z.B. Trioanalyse mit Erfassung von Varianten in Proben der Eltern, Erfassung des wahrscheinlichsten Vererbungsmodus) festzulegen und eine erweiterte Aufklärung (s.o.) vorzunehmen. 17 Multi-Gen-Panel-Sequenzierung (MGPS) 1. Augenerkrankungen Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei einigen Augenerkrankungen. 18 1.1 Bardet-Biedl-Syndrom (BBS) und Alström-Syndrom Dr. med. Sandra Wilson, Dipl.-Biol. Christina Sofeso Humangenetik Beim Bardet-Biedl-Syndrom (BBS) handelt es sich um eine Ziliopathie, bei der eine Retinitis Pigmentosa, Nierenfunktionsstörungen und eine Polydaktylie in Kombination mit Adipositas, einem Hypogonadismus und Verhaltensauffälligkeiten beobachtet werden. Es handelt sich überwiegend um autosomal-rezessiv erbliche genetische Ursachen, allerdings wurde beim Bardet-Biedl-Syndrom auch eine sogenannte “triallelische Vererbung“ beschrieben. Es können mehr als zwei Mutationen in mehr als einem Genlokus ursächlich sein, so dass zu einer autosomal-rezessiven Vererbung zweier Mutationen in einem Gen noch eine weitere Mutation in einem anderen BBS-Gen als Modifikator zur klinischen Ausprägung der Erkrankung beitragen kann. Inzwischen wurden bereits 20 verschiedene BBS-Gene und weitere Modifikator-Gene beschrieben. In etwa 80% der klinisch diagnostizierten Fälle werden Mutationen in den bisher bekannnten BBS-Genen detektiert, wobei die Gene BBS1 und BBS10 bei Europäern am häufigsten betroffen sind (23 bzw. 20% der Fälle). Beim Alström-Syndrom handelt es sich um eine seltene Erkrankung, die phänotypische Ähnlichkeiten zum Bardet-Biedl-Syndrom zeigt und die durch autosomal-rezessive genetische Veränderungen im ALMS1-Gen verursacht wird. Zu den Symptomen des Alström-Syndroms gehören eine Retinitis Pigmentosa, eine Adipositas, Nieren- und Leberfunktionsstörungen, eine Insulin-Resistenz und Hyperinsulinämie sowie eine dilatative Kardiomyopathie. Literatur Schmidts, J Pediatr Genet 3:46 (2014) / Barker et al, Organogenesis 10:96 (2014) / Romani et al, Lancet Neurol 12:894 (2013) / Ronquillo et al, Vision Res 75:88 (2012) / Brugmann et al, Am J Med Genet A 152A:2995 (2010) Basisdiagnostik Bardet-Biedl-Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik ARL6, BBIP1, BBS1, BBS10, BBS12, BBS2, BBS4, BBS5, BBS7, BBS9, IFT27, LZTFL1, MKKS, MKS1, TRIM32, TTC8 24,8 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ARL6, BBIP1, BBS1, BBS10, BBS12, BBS2, BBS4, BBS5, BBS7, BBS9, IFT27, LZTFL1, MKKS, MKS1, TRIM32, TTC8 | ALMS1, CCDC28B, CEP290, IFT74, IFT172, NPHP1, SDCCAG8, TMEM67, WDPCP 80,1 kb 19 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Bardet-Biedl-Syndrom Erkrankung Alström Syndrom Bardet-Biedl Syndrom Phänotyp Bardet-Biedl Syndrom Phänotyp Bardet-Biedl Syndrom Typ 1 ICD-10 - Q87.89 203800 - 209900 Q87.89 NPHP1 BBS2 606151 BBS4 600374 ~2,3 % 604896 ~5,8 % 608132 ~1,2 % Q87.89 Q87.89 Bardet-Biedl Syndrom Typ 4 615982 Q87.89 Bardet-Biedl Syndrom Typ 5 Bardet-Biedl Syndrom Typ 6 Bardet-Biedl Syndrom Typ 7 Bardet-Biedl Syndrom Typ 8 Bardet-Biedl Syndrom Typ 9 615983 605231 615984 615985 615986 Q87.89 Q87.89 TTC8 MKS1 609883 WDPCP 613580 615992 Q87.89 Q87.89 BBIP1 Bardet-Biedl Syndrom Typ 19 615996 Q87.89 209900 CEP290 Q87.89 Q87.89 Bardet-Biedl Syndrom, Modifier of BBS12 SDCCAG8 615994 209900 BBS10 Q87.89 Bardet-Biedl Syndrom Typ 17 Bardet-Biedl Syndrom, Modifier of 603650 602290 Bardet-Biedl Syndrom Typ 15 617119 608845 TRIM32 Q87.89 ?Bardet-Biedl Syndrom Typ 20 209901 Q87.89 615990 615995 - 607968 Bardet-Biedl Syndrom Typ 13 Bardet-Biedl Syndrom Typ 18 607100 BBS9 Q87.89 Q87.89 615993 - 607590 615989 Bardet-Biedl Syndrom Typ 16 BBS5 606844 607386 BBS7 Bardet-Biedl Syndrom Typ 12 615991 ARL6 Q87.89 Q87.89 Q87.89 Bardet-Biedl Syndrom Typ 14 BBS1 MKKS 615987 615988 IFT172 Q87.89 Bardet-Biedl Syndrom Typ 10 Bardet-Biedl Syndrom Typ 11 OMIM Gen Diag. Sensitivität ALMS1 615981 600151 Gen Q87.8 Bardet-Biedl Syndrom Typ 2 Bardet-Biedl Syndrom Typ 3 20 OMIM-P Q87.89 Q87.89 Q87.89 610148 610683 610142 ~8,1 % <1% <1% ~1,5 % ~6 % ~20 % <1% ~5 % ~4,5 % <1% <1% <1% 613605 <1% 606568 IFT27 615870 CCDC28B 610162 TMEM67 ~23,2 % 613524 LZTFL1 IFT74 - 608040 609884 <1% <1% - - 1.2 Retinitis Pigmentosa Dr. rer. nat. Christoph Marschall Familiäre Retinopathien treten bei verschiedenen Erkrankungen mit überlappender Symptomatik auf wie Retinitis Pigmentosa (RP), Lebersche kongenitale Amaurose (LCA), Stargardt Erkrankung, Usher-Syndrom (USH), Bardet-Biedl-Syndrom (BBS) und Senior-Løken-Syndrom. Humangenetik Die Inzidenz der RP beträgt 1:3.000-5.000, wobei die syndromalen Erkrankungen seltener sind. In den meisten Fällen ist nur die Retina klinisch betroffen. Die Symptomatik ist gekennzeichnet durch eine Nachtblindheit und ein langsam progredientes Nachlassen des zentralen Sehens ab ungefähr dem 20. Lebensjahr, das zunächst auf die Degeneration der Stäbchen-Photorezeptoren auf der Retina beschränkt ist. Später können auch noch die Zapfen betroffen sein. Es gibt allerdings auch syndromale Erkrankungen, bei denen die Dystrophie der Retina das erste Symptom ist und die sich im Frühstadium schlecht differenzieren lassen. Patienten mit Usher-Syndrom zeigen neben der RP auch noch einen Hörverlust. Sogar bei den reinen Retinopathien kann die Differenzialdiagnostik schwierig sein, da die Symptomatik oft überlappt und sich durch den meist progredienten Verlauf das volle Spektrum der Erkrankung erst nach Jahrzehnten zeigen kann. Zusätzlich ist intrafamiliäre Variabilität bekannt. Die Ursachen der RP sind sehr heterogen, da über 80 ursächliche Gene bekannt sind. 35-60% der RP-Fälle werden autosomal-rezessiv, 15-25% autosomaldominant und 15% X-gekoppelt vererbt. Mutationen im USH2A-Gen verursachen 10-15% einer syndromalen Form der RP - das autosomal-rezessiv vererbte USH. Bei den autosomal-rezessiv vererbten Formen können in bis zu 85% Mutationen in den Genen RPGR inklusive ORF15 und RP2 nachgewiesen werden. Ungefähr 25% aller nicht syndromalen RP-Fälle lassen sich auf Mutationen im Rhodopsin-Gen (RHO) zurückführen, die einem autosomal-dominanten Erbgang folgen. Im NGS-Panel Augenerkrankungen können die Gene der verschiedenen Formen der RP parallel analysiert werden (Gen-Panel Diagnostik). Bei den autosomal-rezessiven Formen ist die diagnostische Sensitivität 20-30%, bei den autosomal-dominanten Formen 80-85% und bei den syndromalen Formen über 85%. Literatur Almoguera et al, PLoS One 10:e0133624 (2015) / Chiang et al, Expert Rev Mol Diagn 15:1269 (2015) / Daiger et al. Clin Genet 84:.doi10.1111/cge.12203 (2013) Basisdiagnostik Retinitis Pigmentosa EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen EYS, PRPF31, PRPH2, RHO, RP1, RP2, RPGR Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Retinitis Pigmentosa 24,0 kb Erkrankung OMIM-P ICD-10 Gen OMIM-Gen Retinitis Pigmentosa 2 312600 H35.5 RP2 300757 Retinitis Pigmentosa 1 Retinitis Pigmentosa 3 Retinitis Pigmentosa 4 Retinitis Pigmentosa 7, digenisch 180100 300029 613731 608133 H35.5 RP1 H35.5 RPGR H35.5 PRPH2 H35.5 603937 312610 RHO 180380 ROM1 180721 146690 179605 Retinitis Pigmentosa 7, digenisch 608133 H35.5 Retinitis Pigmentosa 10 180105 H35.5 IMPDH1 H35.5 CRB1 604210 H35.5 TULP1 602280 H35.5 PRPF3 607301 Retinitis Pigmentosa 9 Retinitis Pigmentosa 11 Retinitis Pigmentosa 12 Retinitis Pigmentosa 13 Retinitis Pigmentosa 14 Retinitis Pigmentosa 17 Retinitis Pigmentosa 18 Retinitis Pigmentosa 19 180104 600138 600105 600059 600132 600852 601414 601718 H35.5 H35.5 H35.5 H35.5 H35.5 RP9 PRPF31 PRPF8 CA4 ABCA4 607331 606419 607300 114760 601691 21 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Retinitis Pigmentosa 23 300424 H35.5 Retinitis Pigmentosa 20 Retinitis Pigmentosa 25 Retinitis Pigmentosa 26 Retinitis Pigmentosa 27 Retinitis Pigmentosa 28 602772 608380 613750 606068 Gen OMIM-Gen OFD1 300170 H35.5 CERKL 608381 H35.5 FAM161A H35.5 H35.5 H35.5 Retinitis Pigmentosa 30 607921 H35.5 Retinitis Pigmentosa 33 610359 H35.5 Retinitis Pigmentosa 31 Retinitis Pigmentosa 35 Retinitis Pigmentosa 36 Retinitis Pigmentosa 37 Retinitis Pigmentosa 38 Retinitis Pigmentosa 39 Retinitis Pigmentosa 40 Retinitis Pigmentosa 41 609923 610282 610599 611131 613862 613809 613801 612095 H35.5 H35.5 EYS NRL FSCN2 TOPORS SNRNP200 SEMA4A 180069 612424 162080 613596 607643 609507 601664 607292 610598 H35.5 MERTK 604705 H35.5 PDE6B 180072 KLHL7 611119 H35.5 H35.5 NR2E3 USH2A H35.5 PROM1 H35.5 PDE6A 612943 H35.5 Retinitis Pigmentosa 44 613769 H35.5 613810 RPE65 PRCD H35.5 Retinitis Pigmentosa 42 Retinitis Pigmentosa 43 RGR 604485 608400 604365 180071 600342 Retinitis Pigmentosa 45 613767 H35.5 CNGB1 600724 Retinitis Pigmentosa 47 613758 H35.5 SAG 181031 CNGA1 123825 TTC8 608132 ARL6 608845 Retinitis Pigmentosa 46 612572 H35.5 IDH3B Retinitis Pigmentosa 48 613827 H35.5 GUCA1B Retinitis Pigmentosa 50 613194 H35.5 BEST1 Retinitis Pigmentosa 54 613428 H35.5 C2orf71 Retinitis Pigmentosa 56 613581 H35.5 IMPG2 ZNF513 Retinitis Pigmentosa 49 Retinitis Pigmentosa 51 Retinitis Pigmentosa 55 Retinitis Pigmentosa 57 613756 613464 613575 613582 H35.5 H35.5 H35.5 H35.5 Retinitis Pigmentosa 58 613617 H35.5 Retinitis Pigmentosa 60 613983 H35.5 Retinitis Pigmentosa 59 Retinitis Pigmentosa 61 Retinitis Pigmentosa 62 613861 614180 614181 PDE6G MAK H35.5 RBP3 Retinitis Pigmentosa 68 615725 H35.5 SLC7A14 Retinitis Pigmentosa 70 615922 H35.5 PRPF4 Retinitis Pigmentosa 71 Retinitis Pigmentosa 72 Retinitis Pigmentosa, konzentrisch 616394 616469 613194 613598 614477 H35.5 615233 615780 607056 180073 606397 PRPF6 Retinitis Pigmentosa 66 Retinitis Pigmentosa 69 613425 CLRN1 C8orf37 615565 607854 H35.5 H35.5 Retinitis Pigmentosa 67 602275 608172 614500 613660 604526 DHDDS H35.5 Retinitis Pigmentosa 64 Retinitis Pigmentosa 65 22 613794 H35.5 H35.5 H35.5 H35.5 H35.5 H35.5 613979 154235 CDHR1 609502 NEK2 604043 KIZ IFT172 ZNF408 BEST1 180290 615720 615757 607795 607386 616454 607854 1.3 Senior-Løken-Syndrom Dr. med. Sandra Wilson, Dipl.-Biol. Christina Sofeso Eine Nephronophthise in Kombination mit einer Retinitis Pigmentosa wird als Senior-Løken-Syndrom bezeichnet. Es handelt sich um eine autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung. Diese Gruppe von Erkrankungen weist eine Genlocus-Heterogenität auf, es sind derzeit neun assoziierte Gene bekannt. Ähnlich der Nephronophthise wird das Senior-Løken-Syndrom zu den sogenannten Ziliopathien gezählt. Literatur Basisdiagnostik Senior-Løken-Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CEP290, INVS, IQCB1, NPHP1, NPHP3, NPHP4, SDCCAG8 Humangenetik Schmidts, J Pediatr Genet 3:46 (2014) / Barker et al, Organogenesis 10:96 (2014) / Romani et al, Lancet Neurol 12:894 (2013) / Ronquillo et al, Vision Res 75:88 (2012) / Brugmann et al, Am J Med Genet A 152A:2995 (2010) Erweiterte Diagnostik 25,0 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. CEP290, INVS, IQCB1, NPHP1, NPHP3, NPHP4, SDCCAG8 | TRAF3IP1, WDR19 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Senior-Løken-Syndrom Erkrankung Senior-Løken-Syndrom Typ 1 Senior-Løken-Syndrom Typ 2 Senior-Løken-Syndrom Typ 3 Senior-Løken-Syndrom Typ 4 OMIM-P ICD-10 - Q61.5 606996 607215 - Senior-Løken-Syndrom Typ 5 609254 Senior-Løken-Syndrom Typ 7 613524 Senior-Løken-Syndrom Typ 6 Senior-Løken-Syndrom Typ 8 Senior-Løken-Syndrom Typ 9 * auch einzeln anforderbar 610189 616307 616629 ** Deletions-/Duplikationsanalyse 31,1 kb Gen OMIM-Gen INVS 243305 Q61.5 NPHP4 607215 Q61.5 CEP290 Q61.5 Q61.5 NPHP1*,** NPHP3 607100 608002 IQCB1 609237 Q61.5 SDCCAG8 613524 Q61.5 TRAF3IP1 607380 Q61.5 Q61.5 WDR19 610142 608151 2.4 Stickler-Syndrom Dr. rer. nat. Christoph Marschall Das Stickler-Syndrom (STL) wird autosomal-dominant vererbt und zählt zu den Kollagen-Typ-II-Erkrankungen. Bisher sind über 300 Fälle beschrieben, die Inzidenz wird auf ca. 1:10.000 geschätzt. Charakteristisch für das Stickler-Syndrom sind insbesondere Mittelgesichtshypoplasie (bis zu 100% der Fälle), schwere Sehstörungen durch Myopie (>90%) z.T. bereits bei Neugeborenen, Katarakt und Netzhautablösung (60% der Fälle) bereits im ersten Lebensjahrzehnt, Gaumenspalte (41%), Pierre-Robin-Sequenz (23%) sowie Gelenkbeschwerden. Darüber hinaus besteht eine Disposition für Mitralklappenprolaps (40-50% der Fälle) und Schwerhörigkeit (10-50% der Fälle). 23 Die häufigste Form des Stickler-Syndroms ist der Typ 1, der auf Mutationen im COL2A1-Gen zurückzuführen ist. Durchschnittlich können in 75% der STL-Fälle Mutationen im COL2A1-Gen nachgewiesen werden. Bei Patienten mit charakteristischen membranösen Veränderungen des Glaskörpers, die in ca. 60% der Fälle mittels Spaltlampe identifiziert werden können, beträgt die Sensitivität der COL2A1-Sequenzierung ca. 94%. Deletionen in der Größe einzelner Exons bis zum gesamten Gen, sind in maximal 1% der STL1-Fälle ursächlich (Hoornaert et al 2010, Eur J Hum Genet 18:872). Wesentlich seltener sind Stickler-Syndrom Typ 2 und Typ 3, die mit Mutationen im COL11A1- bzw. COL11A2-Gen verbunden sind. Das STL2, das ungefähr 6% aller STL-Fälle ausmacht, unterscheidet sich klinisch kaum vom STL1. Allerdings zeigen sich beim STL2 perlenschnurartige Veränderungen am Glaskörper. Die Abgrenzung des STL2 vom Marshall-Syndrom, das unter anderem durch die früh beginnende Schwerhörigkeit und betontere faziale Merkmale gekennzeichnet ist und ebenfalls auf Mutationen im COL11A1-Gen beruht, ist z.T. schwierig. Beim sehr seltenen SticklerSyndrom Typ 3 sind das Fehlen der Augensymptomatik und Mutationen im COL11A2-Gen charakteristisch. Literatur Acke et al, Mol Genet Metab 113:230 (2014) / Vijzelaar et al, BMC Med Gen 14:48 (2013) / Hoornaert et al, Eur J Hum Genet 18:872 (2010) / Richards et al, Hum Mutat 31:E1461 (2010) / Zechi-Ceide et al, Eur J Med Genet. 51:183 (2008) / Majava et al, Am J Hum Genet A 143A:258 (2007) / Richards et al, Hum Mutat 27:696 (2006) / Nishimura et al, Hum Mutat 26:36 (2005) / Stickler et al, Genet Med 3:19 (2001) / Richards et al, Br J Ophthalmol 84:364 (2000) / Freddi et al, Am J Med Genet 28:398 (2000) / Ballo et al, Am J Med Genet 80:6 (1998) / Korkko et al, Am J Hum Genet 53:55 (1993) Basisdiagnostik # Stickler-Syndrom (Augenerkrankung) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen COL11A1, COL2A1, COL9A1, COL9A2 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Stickler-Syndrom (Augenerkrankung) Erkrankung OMIM-P ICD-10 Stickler-Syndrom Typ 2 604841 614284 Stickler-Syndrom Typ 1 Stickler-Syndrom Typ 4 Stickler-Syndrom Typ 5 1.5 Usher-Syndrom 108300 614134 15,5 kb Gen OMIM-Gen Q87.8 COL11A1 120280 Q87.8 COL9A2 120260 Q87.8 Q87.8 COL2A1 COL9A1 120140 120210 “Core Genes“ sind fett gedruckt Dr. rer. biol. hum. S. Chahrokh-Zadeh Das Usher Syndrom (USH), eine Gruppe von klinisch und genetisch heterogenen, autosomal-rezessiven Erkrankungen mit bilateralem sensorineuralem Hörverlust, z.T. auch vestibulärer Dysfunktion und gradueller retinaler Degeneration, Retinitis Pigmentosa (RP) ist die Hauptursache (>50%) für Taub-Blindheit. Die Prävalenz wird auf 1:6.000 geschätzt. Drei Haupt-Subtypen, USH1, USH2 und USH3 werden vor allem durch Schwere und Progression der Schwerhörigkeit und Präsenz der vestibulären Mitbeteiligung unterschieden. Bisher sind 12 Gene und ein sog. Modifier-Gen (PDZD7) identifiziert. Der am häufigsten auftretende Subtyp betrifft USH2 (moderater bis schwerer Hörverlust, eher postpubertäre RP und normale vestibuläre Funktion). Die meisten Mutationen sind im USH2A-Gen (USH2A; 57%79%) nachweisbar. USH1 macht 30-40% aller USH-Typen aus und stellt die schwerste Form mit hochgradiger kongenitaler Schwerhörigkeit, präpubertärer Beeinträchtigung der Sehkraft (RP) und oft vestibulärer Dysfunktion dar. Bei Patienten mit Usher Syndrom Typ 1 wird oft zunächst ausschließlich die Schwerhörigkeit diagnostiziert, bis die Gesichtsfeldbeeinträchtigung (sog. Tunnelblick) und Nachtblindheit (erste Anzeichen einer RP) so weit fortgeschritten sind, dass sie ebenfalls auffallen. Eine frühe Diagnosestellung ist jedoch wichtig für eine angemessene Beschulung und Förderung im Kindesalter. Die Klassifikation der einzelnen Subtypen aufgrund klinischer Daten ist nur unzureichend, da die phänotypische Variabilität, selbst bei Vorliegen identischer Mutationen, sehr hoch sein kann. Neun Loci und sechs Gene sind bisher bekannt: MYO7A (USH1B; 53%-63% aller USH1), USH1C (USH1C; 1%-15%), CDH23 (USH1D; 7%-20%), PCDH15 (USH1F; 7%-12%), USH1G (USH1G) und CIB2 (USH1J). 24 Mutationen in den oben aufgeführten Genen sind auch bei Patienten mit autosomal-rezessiver nicht-syndromaler, kongenitaler oder prälingualer Schwerhörigkeit, z.B. MYO7A bei DFNB2, CDH23 bei DFNB12, PCDH15 bei DFNB23 beschrieben. Auch digenische Vererbung, mit jeweils einer Mutation in einem der betroffenen Gene, z.B. CDH23 und PCDH15, sind bekannt. Autosomal-rezessive nicht-syndromale, kongenitale oder prälinguale Schwerhörigkeit ist genetisch heterogen, mit bis dato bis zu 50 bekannten Genen und ca. 25 Loci. CDH23, MYO7A, PCDH15, USH1G 24,0 kb MYO7A, USH2A 22,3 kb Humangenetik Erweiterte Diagnostik Literatur Basisdiagnostik Krawitz et al, Mol Genet&Genomic Med 2:393 (2014) / Rong et al, PLOS ONE 9: e97808 (2014) / García-García et al, Mol Usher-Syndrom Typ 1 Vis 19:367 (2013) / Kimberling et al Genet Med. 12: 512 (2010) / Ebermann et al, J Clin Invest 120:1812 (2010) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik Usher-Syndrom Typ 1 und Typ2 EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. CDH23, MYO7A, PCDH15, USH1G | MYO7A, USH2A | TRAF3IP1, WDR19 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Usher-Syndrom Erkrankung OMIM-P ICD-10 Usher-Syndrom Typ 1C 276904 H91.9 Usher-Syndrom Typ 1B 276900 Usher-Syndrom Typ 1D (auch DFNB12. s. autosomal-rezessive Formen auch digenetische Vererbung mit PCDH15-Gen, s. 602083) 601067 116,1 kb Gen OMIM-Gen USH1C 605242 H91.9 MYO7A* H91.9 CDH23* Usher-Syndrom Typ 1F 602083 H91.9 PCDH15*,** Usher-Syndrom Typ 2A 276901 H91.9 USH2A*,** Usher-Syndrom Typ 1G 606943 H91.9 607928 H91.9 HARS 611383 Usher-Syndrom Typ 3B 614504 Usher-Syndrom Typ IJ (auch DFNB48 s. autosomal-rezessive Formen) * auch einzeln anforderbar 614869 ** Deletions-/Duplikationsanalyse 608400 DFNB31 Usher-Syndrom Typ 2D 276902 607696 H91.9 H91.9 Usher-Syndrom Typ 3A 605514 602851 605472 605472 605516 ADGRV1 Usher-Syndrom Typ 2C Usher-Syndrom Typ 2C USH1G 276903 H91.9 H91.9 H91.9 PDZD7 CLRN1 CIB2 612971 606397 142810 605564 25 2. Bindegewebs-/Aortenerkrankungen Dr. rer. nat. Karin Mayer Der gemeinsame molekularpathologische Nenner von primären Aortenerkrankungen (Aortopathien) und Bindegewebserkrankungen mit Aortenbeteiligung sind angeborene, genetisch bedingte Störungen a) der extrazellulären Matrix-Proteine, b) des TGF-beta-Signaltransduktionswegs oder c) der Strukturproteine der glatten Gefäßmuskulatur. Während Störungen unter a) und b) zu einer Schwächung der bindegewebigen Textur der Gefäßadventitia führen, sind Fehlfunktionen unter c) mit Funktionsverlusten des kontraktilen Apparats verbunden. Beides ist mit Einschränkungen der Windkesselfunktion der Aorta und einem erhöhten Risiko für Aneurysmen bzw. Aneurysma-Rupturen im arteriellen System verbunden. Gravierende, lebensbedrohliche Komplikationen reichen von Rupturen der Aorta ascendens bis hin zur MesenterialarterienRuptur (z.B. in der Schwangerschaft). Seit der Identifikation der genetischen Ursache bei Marfan-Syndrom durch Identifizierung des Fibrillin 1Gens (FBN1) wurden zahlreiche klinisch mehr oder weniger abgrenzbare Differenzialdiagnosen beschrieben und genetisch charakterisiert. Aortenerkrankungen sind ein Paradebeispiel für genetische und phänotypische Heterogenität und sind durch Pleiotropie gekennzeichnet. Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei Aortopathien. “Core Genes“ (entsprechend der Clinical utility gene card für TAAD) sind fett dargestellt. 26 2.1 Bikuspide Aortenklappe, mit Risiko für Aortenstenose/-dilatation Basisdiagnostik Biskuspide Aortenklappe, mit Risiko für Aortenstenose/-dilatation EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen GATA5, NOTCH1, SMAD6 10,3 kb Erkrankung OMIM-P ICD-10 Bikuspide Aortenklappe 2 (AOVD2) 614823 Q23.1 Bikuspide Aortenklappe 1 (AOVD1) Bikuspide Aortenklappe 109730 - * auch einzeln anforderbar Q23.1 Q21.0 2.2 Cutis laxa (CL) Gen OMIM-Gen SMAD6 602931 NOTCH1* GATA5 Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei biskuspider Aortenklappe, mit Risiko für Aortenstenose/-dilatation 190198 611496 “Core Genes“ sind fett gedruckt Dr. rer. nat. Karin Mayer Cutis laxa ist eine seltene, genetisch heterogene, generalisierte Erkrankung des Bindegewebes, die durch lockere, faltige Haut charakterisiert ist. Im Gegensatz zur hyperelastischen Haut erscheint die Haut überschüssig und unelastisch. Zusätzlich sind Skelett- und Entwicklungsanomalien und bei einigen Fällen schwere systemische Beteiligung beschrieben. Sowohl die autosomal-dominanten, häufig mild verlaufenden Formen ADCL1, ADCL2 und ADCL3 als auch die schwer verlaufenden autosomal-rezessiven Formen ARCL1A, ARCL1B, ARCL1C, ARCL2A, ARCL2B, ARCL3A und ARCL3B sind genetisch heterogen und klinisch schwer voneinander abgrenzbar. Basisdiagnostik Cutis laxa EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ALDH18A1, ATP6V0A2, EFEMP2, ELN, FBLN5, LTBP4, PYCR1 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Cutis Laxa 15,6 kb Erkrankung OMIM-P ICD-10 Gen OMIM-Gen Cutis laxa, autosomal-dominant (ADCL2) 614434 Q82.8 FBLN5 604580 Cutis laxa, autosomal rezessiv, Typ 1A (ARCL1A) 219100 Q82.8 Cutis laxa, autosomal-dominant (ADCL1) Cutis laxa, autosomal-dominant (ADCL3) Cutis laxa, autosomal rezessiv, Typ 1B (ARCL1B) Cutis laxa, autosomal rezessiv, Typ 1C (ARCL1C) Cutis laxa, autosomal rezessiv, Typ 2A (ARCL2A) Cutis laxa, autosomal rezessiv, Typ 2B (ARCL2B)); Cutis laxa mit Progerie 123700 616603 614437 604710 219200 612940 Q82.8 ELN 130160 Q82.8 ALDH18A1 Q82.8 EFEMP2* Q82.8 ATP6V0A2 PYCR1 179035 Q82.8 Q82.8 138250 FBLN5 604580 LTBP4 604710 604633 611716 Cutis laxa, autosomal rezessiv, Typ 3A (ARCL3A); de Barsy Syndrom A 219150 Q82.8 ALDH18A1 138250 614438 Q82.8 PYCR1 179035 Wrinkly skin-Syndrom (WSS) 278250 Q82.8 ATP6V0A2 611716 Cutis laxa, autosomal rezessiv, Typ 3B (ARCL3B); de Barsy Syndrom B * auch einzeln anforderbar 27 2.3 Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) Subtypen, allelische Erkrankungen, Differenzialdiagnosen Dr. rer. nat. Karin Mayer Unter Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) wird eine klinisch und genetisch heterogene Gruppe von seltenen Erkrankungen des Bindegewebes zusammengefasst, die durch Hyperelastizität der Haut, Gewebebrüchigkeit, Überstreckbarkeit der Gelenke und eine unterschiedliche Beteiligung von Skelett-, Kardiovaskular-, und Gastrointestinalsystem sowie Lunge und Augen charakterisiert sind. Auf der Grundlage von klinischen, biochemischen und molekulargenetischen Daten sowie dem Vererbungsmodus (autosomal-dominant, -rezessiv oder X-chromosomal) kann EDS in 13 Subtypen differenziert werden. Nach der vereinfachten VillefrancheKlassifikation werden diese in sechs Haupttypen unterteilt, wobei hier Mutationen in Genen für fibrilläre Kollagene oder Enzyme des Kollagenstoffwechsels vorliegen. Während der letzten Jahre wurden zusehends neue EDS-Varianten molekulargenetisch und biochemisch identifiziert und charakterisiert, was zu einem erweiterten Verständnis der Pathogenese bei EDS geführt hat, die über den Aufbau und den Stoffwechsel von Kollagenen und der extrazellulären Matrix hinausgeht. Da die klinische Abgrenzung der einzelnen EDS-Subtypen oft schwierig ist und Überlappungen mit anderen Bindegewebserkrankungen wie z.B. Cutis laxa bestehen können, kann eine genetische Diagnostik unter Einsatz von NGS die Einordnung erleichtern. Literatur Van Damme et al, Expert Opin Orphan Drugs 3:379 (2015) / Malfait and de Paepe, Adv Exp Med Biol 802:129 (2014) / Mayer in eLS 2012, John Wiley & Sons Ltd: Chichester (November 2012) http://www.els.net/ [DOI: 10.1002/9780470015902.a0024295] (2012) / de Paepe and Malfait, Clin Genet 82:1 (2012) / Beighton et al, Am J Med Genet 77:31 (1998) Schematische Darstellung der genetischen Heterogenität bei EDS. Subpanels sind farblich voneinander abgegrenzt, 28 EDS und Differenzialdiagnosen Individuell konfigurierbare MGPS Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * ALDH18A1 (2.4 kb) * B3GALT6 (1.0 kb) * CHST14 (1.1 kb) * COL5A1 (5.5 kb) * COL6A3 (9.5 kb) * EMILIN1 (3.0 kb) * LTBP4 (4.9 kb) * PRDM5 (1.9 kb) * TNXB (12.7 kb) * ATP6V0A2 (2.6 kb) * B4GALT7 (1.0 kb) * COL1A1 (4.4 kb) * COL5A2 (4.5 kb) * DSE (2.9 kb) * FBLN5 (1.3 kb) * PHYKPL (1.4 kb) * PYCR1 (0.9 kb) * ZNF469 (11.8 kb) 2.3.1 EDS, autosomal-dominante Subtypen * ATP6V1A (1.9 kb) * C1R (1.9 kb) * COL1A2 (4.1 kb) * COL6A1 (3.1 kb) * EFEMP2 (1.3 kb) * FKBP14 (0.6 kb) * PLOD1 (2.2 kb) * SLC2A10 (1.6 kb) Humangenetik * ADAMTS2 (3.6 kb) * ATP6V1E1 (0.7 kb) * C1S (2.1 kb) * COL3A1 (4.4 kb) * COL6A2 (3.1 kb) * ELN (2.2 kb) * FLNA (7.9 kb) * PLOD3 (2.2 kb) * SLC39A13 (1.1 kb) Ehlers-Danlos-Syndrom, vaskulärer Typ (vEDS) EBM Kap 11.4.2, GOP 11446 und 11447 Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik Kapitel 11.4.2 Ehlers-Danlos-Syndrom, klassischer Typ (cEDS) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik Ehlers-Danlos-Syndrom, Arthrochalasis Typ (aEDS) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik COL3A1 COL1A1, COL5A1, COL5A2 COL1A1, COL1A2 14,4 kb 8,5 kb 29 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei EDS, autosomal-dominante Formen Erkrankung OMIM-P ICD-10 EDS, Arthrochalasis Typ (aEDS) 130060 130000 EDS, Arthrochalasis Typ (aEDS) 130060 EDS, klassischer Typ (cEDS) 130000 EDS, klassischer Typ (cEDS) EDS, klassischer Typ (cEDS) EDS, vaskulärer Typ (vEDS) * auch einzeln anforderbar 130000 130050 ** Deletions-/Duplikationsanalyse Gen OMIM-Gen Q79.6 COL1A2*, ** 120160 Q79.6 COL5A1*, ** Q79.6 COL3A1*, ** Q79.6 Q79.6 Q79.6 COL1A1*, ** COL1A1*, ** COL5A2* 120150 120215 120190 120180 “Core Genes“ sind fett gedruckt 2.3.2 EDS, autosomal-rezessive Subtypen Ehlers-Danlos-Syndrom, autosomal-rezessive Subtypen EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik Ehlers-Danlos-Syndrom mit Tenascin-X-Defizienz, classic like (clEDS) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik 1.3.2 EDS, B3GALT6, autosomal-rezessive Subtypen ADAMTS2, B4GALT7, CHST14, COL1A2, DSE, FKBP14, PLOD1, SLC39A13 17,6 kb TNXB Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei EDS, autosomal-rezessiv Erkrankung OMIM-P ICD-10 EDS, kyphoskoliotischer Type (kEDS) 225400 EDS, kyphoskoliotischer Type (kEDS) 614557 OMIM-Gen Q79.6 PLOD1*, ** 153454 Q79.6 ADAMTS2* 606408 Q79.6 EDS, muskulokontraktureller Typ 1 (mcEDS) 601776 Q79.6 EDS, muskulokontraktureller Typ 2 (mcEDS) EDS, mit Herzklappenbeteiligung (cvEDS) EDS, Spondylodysplastische Form (spEDS-B3GALT6) EDS, Spondylodysplastische Form (spEDS-B4GALT7) EDS, Spondylodysplastische Form (spEDS-SLC39A13) * auch einzeln anforderbar 225410 615539 225320 615349 130070 612350 ** Deletions-/Duplikationsanalyse 12,7 kb Gen Q79.6 EDS mit Tenascin-X-Defizienz, classic like (clEDS) EDS, Dermatosparaxis Typ (dEDS) 30 120150 FKBP14* TNXB*, ** 614505 600985 604539 CHST14* 608429 Q79.6 COL1A2*, ** 120160 Q79.6 B4GALT7* Q79.6 Q79.6 Q79.6 DSE B3GALT6* SLC39A13 605942 615291 604327 608735 2.3.3 EDS, seltene Subtypen, Differenzialdiagnosen Basisdiagnostik Ehlers-Danlos-Syndrom, seltene Subtypen, Differenzialdiagnosen EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen C1R, C1S, FLNA, PRDM5, ZNF469 Erweiterte Diagnostik Humangenetik 25,0 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. C1R, C1S, COL6A1, COL6A2, COL6A3, EMILIN1, FLNA, PHYKPL, PLOD3, PRDM5, SLC2A10, ZNF469 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei EDS, seltene Subtypen und Differenzialdiagnosen Erkrankung Arterial Tortuosity Syndrom (ATS) Bindegewebserkrankung (autosomal dominant) OMIM-P ICD-10 - - 208050 EDS, Peridontaler Typ 1 130080 Q79.6 EDS, Peridontaler Typ 2 Lysylhydroxylase-3-Defizienz; Knochenbrüchigkeit mit Arterienruptur und Taubheit Muskeldystrophie, kongenitale, Typ Ullrich (UCMD1) Muskeldystrophie, kongenitale, Typ Ullrich (UCMD1) Muskeldystrophie, kongenitale, Typ Ullrich (UCMD1) Phosphohydroxylysylurie EDS, Variante mit periventrikulärer Heterotopie (PVNH4) * auch einzeln anforderbar 617174 612394 254090 254090 EMILIN1 130660 ZNF469 Q79.6 614170 OMIM-Gen SLC2A10* 229200 Brittle Cornea Syndrom 2 (BCS 2) Gen I73.8 Brittle Cornea Syndrom 1 (BCS 1) Q79.6 Q79.6 - G71.2 G71.2 43,7 kb PRDM5 606145 612078 614161 C1R 613785 PLOD3 603066 C1S 120580 COL6A1 COL6A2 120220 120240 254090 G71.2 COL6A3 120250 300537 Q79.6- FLNA* 300017 615011 - PHYKPL 2.4 Kollagen 4-assozierte intrazerebrale Blutungen 614683 Basisdiagnostik Kollagen 4-assozierte intrazerebrale Blutungen EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen COL4A1, COL4A2 10,1 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Kollagen 4-assozierten intrazerebralen Blutungen Erkrankung OMIM-P ICD-10 I67.3 COL4A1* Gen OMIM-Gen Zerebrale Hämorrhagie; Porenzephalie 2 614519 Q04.6 COL4A2 120090 Zerebrale Mikroangiopathie mit Hämorrhagie, vermehrte Schlängelung der Netzhautarterien; Porenzephalie 1 * auch einzeln anforderbar 607595 120130 31 2.5 Loeys-Dietz-Syndrom (LDS) Kapitel 11.4.2 Loeys-Dietz-Syndrom EBM Kapitel 11.4.2, Ziffer 11444 und 11445 Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsanalyse SMAD3, TGFB2, TGFB3, TGFBR1, TGFBR2 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Loeys-Dietz-Syndrom Erkrankung OMIM-P ICD-10 Loeys-Dietz-Syndrom Typ 2 (LDS2) 610168 Q87.4 Loeys-Dietz-Syndrom Typ 1 (LDS1) 609192 Loeys-Dietz-Syndrom Typ 3 (LDS3) 613795 Loeys-Dietz-Syndrom Typ 4 (LDS4) Loeys-Dietz-Syndrom Typ 5 (LDS5) * auch einzeln anforderbar 614816 615582 ** Deletions-/Duplikationsanalyse 2.6 Marfan-Syndrom, Typ 1 Fibrillinopathien Gen OMIM-Gen Q87.4 TGFBR1 *,** Q87.4 SMAD3 * 603109 TGFB3 190230 Q87.4 Q87.4 TGFBR2 *,** TGFB2 * 190181 190182 190220 “Core Genes“ sind fett gedruckt Dr. rer. nat. Karin Mayer Die häufigste Bindegewebserkrankung ist das klassische Marfan-Syndrom (MFS), das durch Mutationen in Fibrillin-1 bedingt ist. Bei den klinischen Symptomen stehen die Beteiligung von Herz- und Gefäßsystem, Skelett und die Augen (Linsenluxation) im Vordergrund. Anhand der revidierten Ghenter Nosologie von 2010 kann bei Vorliegen einer isolierten Aortenwurzeldilatation bzw. -dissektion oder einer isolierten Linsenluxation mit dem Nachweis einer Mutation im FBN1-Gen die Diagnose MFS gesichert werden, wenn diese im Zusammenhang mit einer Aortenwurzelerweiterung beschrieben ist. Dagegen führt eine Linsenluxation mit dem Nachweis einer heterozygoten FBN1-Mutation, die nicht mit Aortenwurzeldilatation assoziiert ist, zur Diagnose eines Ektopia Lentis-Syndroms (ECTOL1). FBN1-Mutationen sind bei Patienten mit klassischem Marfan-Syndrom beschrieben, aber auch bei den alternativen Diagnosen MASS-Phänotyp (Myopie, Mitralklappenprolaps, grenzwertige Aortenwurzeldilatation, Striae und Skelettbeteiligung) und Mitralklappenprolaps-Syndrom (MVPS). Andere Typ 1-Fibrillinopathien sind: - - - - die akromikrische Dysplasie, die durch Kleinwuchs, kurze Hände und Füße, leichte faziale Dysmorphien und charakteristische Röntgenbefunde an den Händen charakterisiert ist, die autosomal-dominante Geleophysische Dysplasie, eine seltene Skelettdysplasie gekennzeichnet durch Kleinwuchs, prominente Fehlbildungen der Hände und Füße und ein charakteristisches Gesicht, das Stiff-Skin-Syndrom, das durch harte, dicke Haut am gesamten Körper charakterisiert ist, wodurch die Beweglichkeit der Gelenke eingeschränkt wird und Gelenkkontrakturen die Folge sind, das autosomal-dominant vererbte Weill-Marchesani-Syndrom, gekennzeichnet durch Minderwuchs, Brachydaktylie, Gelenkversteifung und charakteristischen Augenanomalien (Mikrosphaerophakie, Linsenektopie, schwere Myopie, Glaukom). Literatur Loeys et al, J Med Genet 47:476 (2010) Marfan-Syndrom und Typ 1-Fibrillinopathien EBM Kap 11.4.2, GOP 11444 und 11445 Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik obligat: FBN1 fakultativ: TGFBR1, TGFBR2 32 Kapitel 11.4.2 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Ektopia lentis, familiär, isoliert (ECTOL1) 129600 Q12.1 Akromikrische Dysplasie (ACMICD) Geleophysische Dysplasie (GPHYSD2) Marfan-Syndrom (MFS) 604308 Stiff-Skin-Syndrom (SSKS) 184900 Weill-Marchesani-Syndrom (WMS2) Loeys-Dietz-Syndrom Typ 1 (LDS1) * auch einzeln anforderbar 614185 154700 MASS-Syndrom (MASS) Loeys-Dietz-Syndrom Typ 2 (LDS2) 102370 FBN1 *,** 134797 Q87.4 FBN1 *,** Q87.4 Q87.4 - Q87.4 610168 Q87.4 ** Deletions-/Duplikationsanalyse OMIM-Gen FBN1 *,** 608328 609192 Gen Q77.8 Q87.4 FBN1 *,** FBN1 *,** FBN1 *,** FBN1 *,** TGFBR1 *,** TGFBR2 *,** 134797 134797 134797 134797 Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Marfan-Syndrom, Typ 1-Fibrillinopathien, LDS Typ 1 ,2 134797 134797 190181 190182 “Core Genes“ sind fett gedruckt 2.7 Marfan-ähnliche Erkrankungen Dr. rer. nat. Karin Mayer Während heterozygote FBN1-Mutationen die Ursache des autosomal-dominant vererbten Ektopia LentisSyndroms (ECTOL1) sind, führen Mutationen im ADAMTS4-Gen zur autosomal-rezessiv vererbten isolierten Linsenluxation (ECTOL2). Differenzialdiagnostisch zum klassischen Marfan-Syndrom (MFS) ist aufgrund der phänotypischen Überlappungen der kraniofazialen, kardiovaskulären, Skelett- und Hautmanifestationen das Shprintzen-Goldberg-Syndrom (SGS) zu nennen, wobei mentale Retardierung und Hypotonie der Skelettmuskulatur zusätzlich vorkommen. SGS ist hauptsächlich durch Mutationen im SKI-Gen bedingt. Die kongenitale kontrakturelle Arachnodaktylie (CCA) ist durch einen marfanoiden Habitus, Spinnenfingrigkeit, Gelenkkontrakturen, Kyphoskoliose, Muskelhypotonie, Ohrmuscheldysplasien und Aortenwurzelerweiterung gekennzeichnet. CCA ist durch Mutationen im FBN2-Gen bedingt. Das Lujan-Fryns-Syndrom, das auch als X-chromosomale geistige Retardierung (XLMR) mit marfanoidem Habitus bezeichnet wird, weist mit marfanoidem Habitus, kraniofazialen Merkmalen, generalisierter Muskelhypotonie und Verhaltensproblemen sowohl Überlappungen mit MFS als auch mit SGS auf. Die Vererbung ist X-chromosomal-rezessiv mit Mutationen in den Genen MED12, UPF3B und ZDHHC9. Literatur Ahram et al, Am J Hum Genet 84:274 (2009) / Doyle et al, Nature Genet 44:1249 (2012) / Schwartz et al, J Med Genet 44: 472 (2007) Basisdiagnostik Marfan-ähnliche Erkrankungen EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ADAMTSL4, FBN2, SKI, MEDF12, UPF3B, ZDHHC9 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei MFS-ähnlichen Erkrankungen Erkrankung OMIM-P ICD-10 Kongenitale kontrakturelle Arachnodaktylie 121050 Q12.1 Ektopia lentis, isoliert (ECTOL2) Lujan-Fryns-Syndrom Shprintzen-Goldberg-Kraniosynostose-Syndrom (SGS) XLMR mit marfanoidem Habitus XLMR mit marfanoidem Habitus * auch einzeln anforderbar 225100 309520 182212 300676 300799 23,3 kb Gen OMIM-Gen FBN2 * 121050 Q12.1 ADAMTSL4 * Q87.8 MED12 300188 Q87.8 UPF3B 300298 Q87.8 Q87.8 SKI ZDHHC9 610113 164780 300646 33 2.8 Thorakale Aortenerkrankungen Dr. rer. nat. Karin Mayer Thorakale Aortenaneurysmen und Dissektionen (TAAD), welche die Aorta ascendens unmittelbar hinter der Aortenklappe (Typ A-Dissektion) oder die Aorta descendens im Bereich der linken Arteria subclavia distal des Aortenbogens (Typ B-Dissektion) betreffen, können in Verbindung mit einem genetisch bedingten Syndrom oder isoliert vorkommen. Etwa 10-20% sind autosomal-dominant vererbt, mit reduzierter Penetranz und variabler Expressivität. TAAD sind sowohl klinisch als auch genetisch heterogen. Zu den syndromalen Aortenerkrankungen zählen: - Marfan-Syndrom (MFS; FBN1-Gen) Loeys-Dietz-Syndrom Typ 1 (LDS1,TGFBR1-Gen) Loeys-Dietz-Syndrom Typ 2 (LDS2; TGFBR2-Gen) Loeys-Dietz-Syndrom Typ 3 (LDS3; SMAD3-Gen) Loeys-Dietz-Syndrom Typ 4 (LDS4; TGFB2-Gen) Loeys-Dietz-Syndrom Typ 5 (LDS5; TGFB3-Gen) vaskuläres Ehlers-Danlos-Syndrom (vEDS; COL3A1-Gen) Ehlers-Danlos-Syndrom mit periventrikulärer Heterotopie (EDS, PVNH4; FLNA-Gen) klassisches Ehlers-Danlos-Syndrom (cEDS; COL5A1-Gen, COL5A2-Gen, COL1A1-Gen) Ehlers-Danlos-Syndrom kyphoskoliotischer Typ (kEDS; PLOD1-Gen) Meester-Loeys-Syndrom (BGN-Gen) - AAT3 auf Chromosom 3p24-25 (TGFBR2-Gen) AAT4 auf Chromosom 16p13.13-p13.12 (MYH11-Gen) AAT5 auf Chromosom 9q33-q34 (TGFBR1-Gen) AAT6 auf Chromosom 10q22-24 (ACTA2-Gen) AAT7 auf Chromosom 3q21 (MYLK-Gen) AAT8 auf Chromosom 10q11.2-q21.1 (PRKG1-Gen) AAT9 auf Chromosom 12p13.31 (MFAP5-Gen) AAT10 auf Chromosom 5q23.1 (LOX-Gen) AAT11 auf Chromosom 1p33 (FOXE3-Gen) Für isolierte familiäre TAAD (siehe Kap. 2.8.1) wurden in Kopplungsanalysen bisher 11 Genorte lokalisiert und neun Gene identifiziert: Für AAT1 auf Chromosom 11q23-24 und AAT2 auf Chromosom 5q13-14 wurde bisher kein Gen identifiziert. Weitere Gene mit Mutationen bei TAAD sind MAT2A und SMAD2, sowie GATA5, LOX, NOTCH1 und SMAD6, wobei Veränderungen in den drei letztgenannten Ursachen für eine bikuspide Aortenklappe darstellen. Seltene Syndrome (siehe Kap. 2.8.4) mit Risiko für TAAD sind das Arterial Tortuosity Syndrom (ATS; SLC2A10Gen), die autosomal-dominante Cutis laxa Typ 1 (ADCL1; ELN-Gen) und die autosomal-rezessive Cutis laxa Typ 1B (ARCL1B; EFEMP2-Gen) (siehe Kap. 2.2). Mutationen in den Genen für die α1- und α2-Kette des Typ IV-Kollagens (COL4A1, COL4A2) (siehe Kap. 2.4) führen zu intrazerebralen Blutungen. Da die klinische Differenzialdiagnose bei Aortenerkrankungen oft schwierig ist, stellt die genetische Diagnostik mittels NGS eine Möglichkeit der Ursachenfindung dar. Literatur Arslan-Kirchner et al, Eur J Hum Genet 24 (2016) / Bowdin et al, Canadian J Cardiol 32:131 (2016) / Guo et al, Am J Hum Genet 93:398 (2013) / Milewicz et al, in: GeneReviews® [Internet]. Seattle (WA): University of Washington, Seattle; 19932014 [Updated 2012 Jan 12] / Boileau et al, Nat Genet 44: 916 (2012) / van de Laar et al, Nat Genet 43:121 (2011) / Wang et al, Am J Hum Genet 87:701 (2010) / Guo et al, Nat Genet 39 :1488 (2007) / Zhu et al, Nat Genet 38:343 (2006) / Pannu et al, Circulation 112:513 (2005) / Dietz et al, Am J Med Genet 139C:4 (2005) 34 Humangenetik Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei TAAD. “Core Genes“ (entsprechend der Clinical utility gene card für TAAD) sind fett dargestellt. 2.8.1 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei thorakalen Aortenerkrankungen familiär, nicht-syndromal Erkrankung Aortenaneurysma thorakal, familiär (AAT) Aortenaneurysma thorakal, familiär (AAT) Aortenaneurysma thorakal, familiär, 3 (AAT3) Aortenaneurysma thorakal, familiär, 4 (AAT4) Aortenaneurysma thorakal, familiär, 5 (AAT5) Aortenaneurysma thorakal, familiär, 6 (AAT6) Aortenaneurysma thorakal, familiär, 7 (AAT7) Aortenaneurysma thorakal, familiär, 8 (AAT8) OMIM-P - ICD-10 I71.1;I71.2 - I71.1;I71.2 132900 I71.1;I71.2 610380 608967 611788 613780 615436 TGFBR1*, ** 190181 I71.1;I71.2 MYLK* I71.1;I71.2 - ** Deletions-/Duplikationsanalyse ACTA2* 160745 102620 600922 PRKG1* 176894 I71.1;I71.2 FOXE3 601094 I71.1;I71.2 Bikuspide Aortenklappe MYH11* I71.1;I71.2 617168 * auch einzeln anforderbar 601468 I71.1;I71.2 Aortenaneurysma thorakal, familiär 11 (AAT11) 109730 601366 190182 I71.1;I71.2 Bikuspide Aortenklappe 1 (AOVD1) SMAD2 TGFBR2*, ** 616166 617349 OMIM-Gen I71.1;I71.2 Aortenaneurysma thorakal, familiär, 9 (AAT9) Aortenaneurysma thorakal, familiär 10 (AAT10) Gen MAT2A Q23.1 Q21.0 MFAP5 LOX NOTCH1* GATA5 601103 153455 190198 611496 “Core Genes“ sind fett gedruckt 35 2.8.2 Thorakale Aortenerweiterung mit dem Risiko der Aortendissektion Kapitel 11.4.2 Thorakale Aortenerweiterung mit dem Risiko der Aortendissektion Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik entspr. EBM Kapitel 11.4.2, GOP 11448 ACTA2, BGN, COL1A1, COL3A1, COL4A5, COL5A1, COL5A2, EFEMP2, ELN, EMILIN1, FOXE3, FBLN5, FBN1, FBN2, FLNA, GATA5, LOX, MAT2A, MFAP5, MYH11, MYLK, NOTCH1, PLOD1, PRKG1, SKI, SLC2A10, SMAD2, SMAD3, SMAD4, SMAD6, TGFB2, TGFB3, TGFBR1, TGFBR2 unterstrichen: die in GOP-Ziffer 11448 obligat zu untersuchenden Gene Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei thorakalen Aortenerweiterung mit dem Risiko der Aortendissektion Erkrankung Aortenaneurysma thorakal, familiär (AAT) ICD-10 Gen OMIM-Gen SMAD2 601366 MAT2A 601468 - I71.1;I71.2 Aortenaneurysma thorakal, familiär, 3 (AAT3) 610380 I71.1;I71.2 TGFBR2*, ** 190182 Aortenaneurysma thorakal, familiär, 5 (AAT5) 608967 I71.1;I71.2 TGFBR1*, ** 190181 I71.1;I71.2 MYLK* Aortenaneurysma thorakal, familiär (AAT) Aortenaneurysma thorakal, familiär, 4 (AAT4) Aortenaneurysma thorakal, familiär, 6 (AAT6) Aortenaneurysma thorakal, familiär, 7 (AAT7) Aortenaneurysma thorakal, familiär, 8 (AAT8) Aortenaneurysma thorakal, familiär, 9 (AAT9) Aortenaneurysma thorakal, familiär 10 (AAT10) Aortenaneurysma thorakal, familiär 11 (AAT11) Bikuspide Aortenklappe 1 (AOVD1) Bikuspide Aortenklappe - 132900 611788 613780 615436 616166 617349 617168 109730 I71.1;I71.2 I71.1;I71.2 I71.1;I71.2 I71.1;I71.2 FOXE3 I71.1;I71.2 I71.1;I71.2 Q23.1 SMAD6 I73.8 Cutis laxa, Typ 1 dominant (ARCL1B) 123700 Cutis laxa, Typ 1A (ARCL1A) LOX NOTCH1* 208050 - MFAP5 Q23.1 Arterial Tortuosity Syndrom (ATS) Bindegewebserkrankung mit peripherer Neuropathie, Arthropathie und Hautelastizität ACTA2* PRKG1* Q21.0 614823 MYH11* I71.1;I71.2 - Bikuspide Aortenklappe 2 (AOVD2) - Q82.8 GATA5 SLC2A10 * EMILIN1 * ELN FBLN5 160745 102620 600922 176894 601103 601094 153455 190198 611496 602931 606145 130660 130160 604580 219100 Q82.8 EDS, klassischer Typ (EDS Typ I) 130000 Q79.6 COL1A1 *,** EDS, klassischer Typ (EDS Typ I) 130000 Q79.6 COL5A2 * 120190 TGFBR1 *,** 190181 SMAD3 * 603109 EDS mit periventrikulärer Heterotopie (PVNH4) EDS, klassischer Typ (EDS Typ I) EDS, vaskulärer Typ (EDS Typ IV) Loeys-Dietz-Syndrom Typ 1 (LDS1) Loeys-Dietz-Syndrom Typ 2 (LDS2) Loeys-Dietz-Syndrom Typ 3 (LDS3); Aneurysmen Osteoarthritis Syndrom (AOS) 300537 130000 130050 609192 610168 613795 Q79.6 Q79.6 FLNA * COL5A1 *,** Q79.6 COL3A1 *,** Q87.4 TGFBR2 *,** Q87.4 Q87.4 300017 120150 120215 120180 190182 Loeys-Dietz-Syndrom Typ 4 (LDS4) 614816 Q87.4 TGFB2 * 190220 Marfan-Syndrom (MFS) 154700 Q87.4 FBN1 *,** 134797 - SMAD4 *,** Loeys-Dietz-Syndrom Typ 5 (LDS5) Meester-Loeys-Syndrom Hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie 36 OMIM-P 615582 300989 175050 Q87.4 - TGFB3 BGN 190230 301870 600993 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Gen OMIM-Gen EDS, kyphoskoliotischer Type (kEDS) 225400 Q79.6 PLOD1*, ** 153454 Q82.8 EFEMP2* Kongenitale kontrakturelle Arachnodaktylie Cutis laxa, autosomal rezessiv, Typ 1B (ARCL1B) - * auch einzeln anforderbar 182212 121050 614437 - ** Deletions-/Duplikationsanalyse Q87.8 Q12.1 - SKI FBN2 * COL4A5 *,** 164780 121050 604633 303630 “Core Genes“ sind fett gedruckt Humangenetik Shprintzen-Goldberg-Kraniosynostose-Syndrom (SGS) 2.8.3 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei seltenen syndromalen thorakalen Aortenerkrankungen Erkrankung OMIM-P ICD-10 EDS, klassischer Typ (cEDS) 130000 EDS, klassischer Typ (cEDS) 130000 EDS mit periventrikulärer Heterotopie (PVNH4) EDS, klassischer Typ (cEDS) 300537 130000 EDS, vaskulärer Typ (vEDS) 130050 EDS, kyphoskoliotischer Type (kEDS) Kongenitale kontrakturelle Arachnodaktylie 225400 121050 Gen OMIM-Gen Q79.6 COL1A1 *,** 120150 Q79.6 COL5A2 * 120190 PLOD1*, ** 153454 Q79.6 Q79.6 Q79.6 Q79.6 Q12.1 FLNA * COL5A1 *,** COL3A1 *,** FBN2 * 300017 120215 120180 121050 Loeys-Dietz-Syndrom Typ 1 (LDS1) 609192 Q87.4 TGFBR1 *,** Loeys-Dietz-Syndrom Typ 3 (LDS3) 613795 Q87.4 SMAD3 * 603109 TGFB3 190230 Loeys-Dietz-Syndrom Typ 2 (LDS2) 610168 Loeys-Dietz-Syndrom Typ 4 (LDS4) 614816 Loeys-Dietz-Syndrom Typ 5 (LDS5) 615582 Marfan-Syndrom (MFS) Shprintzen-Goldberg-Kraniosynostose-Syndrom (SGS) * auch einzeln anforderbar 154700 182212 ** Deletions-/Duplikationsanalyse Q87.4 Q87.4 Q87.4 Q87.4 Q87.8 TGFBR2 *,** TGFB2 * FBN1 *,** SKI 190181 190182 190220 134797 164780 “Core Genes“ sind fett gedruckt 2.8.4 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei seltenen syndromalen thorakalen Aortenerkrankungen autosomal-rezessiv; Cutis laxa Erkrankung Arterial Tortuosity Syndrom (ATS) Bindegewebserkrankung mit peripherer Neuropathie, Arthropathie und Hautelastizität Cutis laxa, Typ 1 autosomal-dominant (ADCL1) OMIM-P ICD-10 - - 208050 123700 I73.8 Q82.8 Cutis laxa, Typ 1A (ARCL1A) 219100 Q82.8 Meester-Loeys-Syndrom 300989 - Cutis laxa, autosomal rezessiv, Typ 1B (ARCL1B) * auch einzeln anforderbar 614437 Q82.8 Gen OMIM-Gen EMILIN1 130660 SLC2A10* ELN 606145 130160 FBLN5 604580 BGN 301870 EFEMP2* 604633 “Core Genes“ sind fett gedruckt 37 3. Bindegewebs-/Skeletterkrankungen Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei Bindegewebs/Skeletterkrankungen. Die einzelnen Subpanels sind farblich voneinander abgegrenzt, "Core Genes" sind fett gedruckt. 3.1 Jeune-/Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Beim Jeune-/Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom handelt es sich um eine in der Regel autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung. Eine Nephronophthise in Kombination mit Kleinwuchs, schmalem Thorax mit kurzen Rippen, einer Polydaktylie und Retinopathie wird als Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom, Jeune-Syndrom oder auch als Ellis-van-Creveld-Syndrom bezeichnet. Diese Gruppe von Erkrankungen weist eine große Genlocus-Heterogenität auf; es sind derzeit ca. 20 assoziierte Gene bekannt. Ähnlich der Nephronophthise wird das Jeune-/Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom zu den sogenannten Ziliopathien gezählt. Literatur Schmidts, J Pediatr Genet 3:46 (2014) / Barker et al, Organogenesis 10:96 (2014) / Romani et al, Lancet Neurol 12:894 (2013) / Ronquillo et al, Vision Res 75:88 (2012) / Brugmann et al, Am J Med Genet A 152A:2995 (2010) Basisdiagnostik Jeune-/ Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen DYNC2H1, IFT80, NEK1, TTC21B, WDR34 Erweiterte Diagnostik 24,6 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. DYNC2H1, IFT80, NEK1, TTC21B, WDR34 | CEP120, CSPP1, DYNC2LI1, EVC, EVC2, IFT122, IFT140, IFT172, IFT43, IFT52, KIAA0586, TCTN3, WDR19, WDR35, WDR60 72,2 kb 38 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Gen OMIM-Gen Ellis-van Creveld Syndrom Typ 2 225500 Q77.2 EVC2 607261 Ellis-van Creveld Syndrom Typ 1 Jeune Syndrom/OFD Typ 4 Phänotyp Jeune Syndrom/Joubert-Syndrom Typ 21 Phänotyp Kranio-Ektodermale Dysplasie Typ 1 Kranio-Ektodermale Dysplasie Typ 3 225500 258860 615636 218330 614099 Q77.2 EVC Q77.2 TCTN3 Q77.2 IFT122 Q77.2 Q77.2 CSPP1 IFT80 611177 Q77.2 WDR19 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 3 613091 Q77.2 DYNC2H1 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 5 614376 Q77.2 WDR19 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 4 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 6 613819 263520 Q77.2 Q77.2 Q77.2 TTC21B NEK1 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 7 614091 Q77.2 WDR35 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 9 266920 Q77.2 IFT140 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 8 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 10 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 11 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 13 - 3.2 Kraniosynostosen 615503 615630 Q77.2 Q77.2 611654 606045 614068 614378 611263 613847 IFT43 Kranio-Ektodermale Dysplasie Typ 4 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 2 604831 WDR60 608151 603297 612014 608151 604588 613602 615462 614620 IFT172 607386 CEP120 613446 615633 Q77.2 WDR34 - - DYNC2LI1 617083 - KIAA0586 610178 616300 - Q77.2 - IFT52 Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Jeune-/Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom 613363 617094 Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Imma Rost Als Kraniosynostose wird die vorzeitige Verknöcherung von Schädelnähten bezeichnet. Daraus ergibt sich in Abhängigkeit davon, welche Schädelnähte von der Synostose betroffen sind, ein verändertes Schädelwachstum mit z.T. charakteristischen Kopfformen. Die meisten primären Kraniosynostosen sind angeboren und können isoliert oder als Teilsymptom verschiedener komplexer Syndrome auftreten. Die Gesamthäufigkeit liegt bei 1:2.000-3.000. Unter den isolierten Formen ist die Sagittalnahtsynostose mit einem Anteil von ca. 50% die häufigste. Die komplexen Formen zeigen eine oder mehrere Synostosen und z.T. weitere Symptome einer pathologischen Entwicklung knöcherner Strukturen wie z. B. Syndaktylien. Zu den klassischen Kraniosynostosesyndromen zählen: - Apert-Syndrom - Crouzon-Syndrom - Muenke-Syndrom - Pfeiffer-Syndrom - Saethre-Chotzen-Syndrom Diese Syndrome werden autosomal-dominant vererbt und beruhen mit Ausnahme des Saethre-ChotzenSyndroms auf Mutationen in den Genen der Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptoren (FGFR) 1, 2 und 3. Das Saethre-Chotzen-Syndrom wird meist durch Mutationen im TWIST1-Gen verursacht. Zwischen den Syndromen gibt es klinisch Überlappungen. Es gibt eine Reihe von weiteren Syndromen, bei denen ein Teisymptome die Kraniosynostose darstellt. Teilweise werden sie durch Mutationen in den gleichen Genen verursacht wie die o.g. klassischen Kraniosynostosen-Syndrome. Teilweise stehen ganz andere Leitsympome im Vordergrund wie z. B. das Aortenaneurysma bei den Loeys-Dietz-Syndromen 1 und 2. Bei wenigen Patienten mit isolierten Einzelnahtsynostosen, v.a. der Sagittal- und der Koronarnaht, wurden Mutationen im TWIST1-Gen gefunden. Es sind zahlreiche weitere seltene Syndrome beschrieben worden, die als Teilsymptom eine Kraniosynostose zeigen sowie einige nicht-syndromale Kraniosynostosen. 39 Literatur Beederman et al, Genes Dis 1:120 (2014) / Fitzpatrick, Nat Genet 45:231 (2013) / Foldynova-Trantirkov et al, Hum Mutat 33:29 (2012) / De Jong et al, J Plast Recon Aest Surg 63:1635 (2010) / Seto et al, Am J Med Genet 143a:678 (2007) / Kress et al, Eur J Hum Genet 14:39 (2006) / Komotar et al, Pediatr Ann 35:365 (2006) / Zöckler, Dissertation an der Med. Fakultät der FU Berlin (2006) / Cohen, Am J Med Genet 136:313 (2005) / Cohen, Am J Med Genet 115:245 (2002) / Cohen, Am J Med Genet 113:1 (2002) / Ornitz et al, Genes Dev 16:1446 (2002) / Chun et al, Am J Med Genet 110:136 (2002) / Muenke et al, in Scriver et al (eds): The Metabolic and Molecular Bases of Inherited Disease, 7th Ed, Chapter 245 (2001) / Hodach et al, Z Kinderheilkd 119:87 (1975) / Bennett, Am J Phys Anthropol 27:1 (1967) Basisdiagnostik Kraniosynostosen EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen FGFR1, FGFR2, FGFR3, TCF12, TWIST1 Erweiterte Diagnostik 10,2 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. FGFR1, FGFR2, FGFR3, TCF12, TWIST1 | ALX4, BMP4, CCBE1, CEP120, EFNB1, ERF, ESCO2, FREM1, GLI3, IFT122, IFT140, IFT43, IL11RA, IMPAD1, IRX5, KRAS, MEGF8, MSX2, MYH3, P4HB, POR, RAB23, RECQL4, SCARF2, SEC24D, SKI, SPECC1L, STAT3, TCF12, TGFBR1, TGFBR2, WDR19, WDR35 94,9 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Kraniosynostosen Erkrankung OMIM-P ICD-10 Antley-Bixler-Syndrom ohne Genitalanomalien oder Steroidsynthesestörungen Baller-Gerold-Syndrom (BGS) Antley-Bixler-Syndrom mit Genitalanomalien und Steroidsynthesestörungen Apert-Syndrom POR OMIM-Gen 207410 Q75.0 FGFR2 * 176943 218600 Q75.0 RECQL4 603780 201750 101200 Q75.0 FGFR2 * Beare-Stevenson Cutis Gyrata Syndrom (BSTVS) 123790 Q75.0 FGFR2 * Carpenter-Syndrom Typ 1 (CRPT1) 201000 Q75.0 RAB23 Bent Bone Dysplasia Carpenter-Syndrom Typ 2 (CRPT2) 614582 614976 Q75.0 Q75.0 FGFR2 * MEGF8 124015 176943 176943 176943 606144 604267 Chondrodysplasie mit Gelenkdislokation, Typ Grapp 614078 Q75.0 IMPAD1 Cole-Carpenter-Syndrom Typ 2 (CLCRP2) 616294 Q75.0 SEC24D 607186 Q75.0 WDR35 613602 Q75.0 WDR19 Q75.0 FGFR2 * Q75.0 MYH3 Cole-Carpenter-Syndrom Typ 1 (CLCRP1) Cranioektodermale Dysplasie Typ 1 (CED1) Cranioektodermale Dysplasie Typ 2 (CED2) Cranioektodermale Dysplasie Typ 3 (CED3) Cranioektodermale Dysplasie Typ 4 (CED4) 112240 218330 613610 614099 614378 Q75.0 Q75.0 Q75.0 Craniofrontonasales Syndrom (CFNS) 304110 Q75.0 Crouzon-Syndrom mit Acanthosis Nigricans (CAN) 612247 Q75.0 Crouzon-Syndrom Distale Arthrogrypose Typ 8 (DA8) 40 Q75.0 Gen 123500 178110 P4HB IFT122 614010 176790 606045 IFT43 614068 EFNB1 300035 FGFR3 * 134934 608151 176943 160720 175700 Q75.0 Hartsfield-Bixler-Demyer Syndrom 615465 Q75.0 Hamamy-Syndrom 611174 Q75.0 GLI3 165240 FGFR1 *,** 136350 IRX5 606195 Hennekam Lyphangieektasie-Lymphödem-Syndrom Typ 1 (HKLLS1) 235510 Q75.0 Jackson-Weiss Syndrom 123150 Q75.0 FGFR1 *,** Q75.0 TWIST1 *,** Q75.0 TCF12 600480 Q75.0 ALX4 605420 Hyper-IgE wiederholtes Infektions-Syndrom 147060 Q75.0 Jackson-Weiss Syndrom 123150 Q75.0 Kraniosynostose Typ 2 (CRS2) 604757 Q75.0 Kraniosynostose Typ 4 (CRS4) 600775 Q75.0 Kraniosynostose und Zahnanomalien (CRSDA) 614188 Kraniosynostose Typ 1 (CRS1) Kraniosynostose Typ 3 (CRS3) Kraniosynostose Typ 5, Suszeptibilität (CRS5) 123100 615314 615529 Opitz GBBB-Syndrom Typ II (GBBB2) 609942 145410 ERF Q75.0 BMP4 112262 Q75.0 FGFR3 * Q75.0 SPECC1L Q75.0 KRAS Q75.0 FGFR1 *,** Pfeiffer-Syndrom 101600 Q75.0 FGFR2 * Roberts-Syndrom 268300 Q75.0 FGFR1 *,** 601622 Q75.0 SKI 182212 613571 Q75.0 Q75.0 Q75.0 Thanatophore Dysplasie Typ 1 (TD1) 187600 Q75.0 Trigonozephalie Typ 2 (TRIGNO2) 614485 Q75.0 Trigonozephalie Typ 1 (TRIGNO1) Van Den Ende-Gupta-Syndrom (VDEGS) 190440 600920 136350 176943 TWIST1 *,** 101400 Steroidsynthesestörung durch Cytochrom P450-Oxidoreductase-Defekt 136350 Q75.0 Saethre-Chotzen-Syndrom (SCS und SCS mit Augenlid-Anomalien) 269000 190070 614140 176943 TWIST1 *,** Shprintzen-Goldberg Kraniosynostose-Syndrom (SGS) 134934 FGFR2 * Q75.0 SC Phocomelie-Syndrom 190182 609353 180750 101400 613446 ESCO2 Q75.0 Robinow-Sorauf-Syndrom Saethre-Chotzen-Syndrom (SCS und SCS mit Augenlid-Anomalien) 600939 190181 TGFBR2 166250 101600 611888 TGFBR1 Q75.0 Osteoglophonische Dysplasie (OGD) Pfeiffer-Syndrom 601622 Q75.0 607932 Noonan-Syndrom Typ 3 123101 CEP120 Mikrophthalmie-Syndrom Typ 6 (MCOPS6) 602849 MSX2 Q75.0 609192 Muenke Syndrom (MNKES) 136350 176943 614620 Loeys-Dietz-Syndrom Typ 1 (LDS1) *** 610168 102582 IFT140 Q75.0 Loeys-Dietz-Syndrom Typ 2 (LDS2) *** 612753 FGFR2 * IL11RA 266920 616300 STAT3 Q75.0 Kurzrippen-Thoraxdysplasie Typ 9 mit oder ohne Polydaktylie Kurzrippen-Thoraxdysplasie Typ 13 mit oder ohne Polydaktylie SRTD13 (13 Formen bisher) CCBE1 Q75.0 Q75.0 * auch einzeln anforderbar ** Deletions-/Duplikationsanalyse *** Kapitel 11.4.2 601622 ESCO2 609353 POR 124015 FGFR3 FGFR1 * FREM1 *,** SCARF2 Humangenetik Greig Cephalosyndaktylie-Syndrom (GCPS) 164780 134934 136350 608944 613619 “Core Genes“ sind fett gedruckt 41 3.3 Osteogenesis Imperfecta (OI) Dr. rer. nat. Christoph Marschall Osteogenesis Imperfecta oder Glasknochenkrankheit (Häufigkeit etwa 1:10.000) ist eine klinisch und genetisch heterogene Gruppe von Erkrankungen mit erhöhter Knochenbrüchigkeit, die, abgesehen von sehr seltenen Sonderformen, autosomal-dominant vererbt werden. Ursächliche Mutationen können in ca. 90% der Fälle in den Genen COL1A1 und COL1A2 nachgewiesen werden. Häufig führen diese zur Substitution von Glycin in der Tripel-Helix-Domäne des Typ I-Kollagens. Die Schwere der klinischen Symptomatik hängt vom betroffenen Gen sowie von Art und Lokalisation der Mutation ab (Genotyp-Phänotyp-Korrelation). Die seltenen in der Regel autosomal-rezessiv vererbten Sonderformen der OI sind meist durch spezifische klinische Merkmale charakterisiert. Die Analyse dieser Gene wird derzeit in internationalen Leitlinien nur nach gründlicher klinischer Evaluierung empfohlen. 1. Autosomal-dominant vererbte Formen (häufig) Typ I (häufigste Form, ca. 65% der Fälle) ist gekennzeichnet durch eine milde Verlaufsform mit mäßiger Knochenbrüchigkeit (10-20 Knochenbrüche bis zur Pubertät), Blauverfärbung der Skleren und postpubertärem Hörverlust bei 50% der Betroffenen. Auch Tinnitus, Aorteninsuffizienz und dünne Haut (in ca. 20% der Fälle) sind charakteristisch. Man unterscheidet Typ IA mit und Typ IB ohne Dentinogenesis Imperfecta. Typ II (ca. 20% der Fälle) ist die schwerste Verlaufsform und verläuft meist intrauterin oder in den ersten Wochen postnatal letal. Sporadische Fälle werden oft durch Keimbahnmosaike verursacht, das Wiederholungsrisiko bei Folgeschwangerschaften beträgt ca. 10%. Typ III (ca. 5% der Fälle) ist phänotypisch besonders variabel. Typisch sind extreme Kleinwüchsigkeit, Skelettdeformitäten, ca. 100 Knochenbrüche bis zur Pubertät und Hörverlust. Weiche Knochen, Skoliose und Dentinogenesis Imperfecta sind ebenfalls charakteristisch. Typ IV (ca. 10% der Fälle) ist eine milde Verlaufsform mit Kleinwüchsigkeit und mäßigen Skelettdeformitäten ohne Sklerenverfärbung, mit mäßiger Knochenbrüchigkeit. Man unterscheidet Subtyp A und B mit und ohne Dentinogenesis Imperfecta. Die Erkrankung wird durch Mutationen in den Typ I-Kollagen-Genen COL1A1 (2/3 der Fälle) und COL1A2 (1/3 der Fälle) verursacht, die zu einer verminderten Synthese von Prokollagen α1, α2 oder zu einer Strukturveränderung von Kollagen führen. Die phänotypische Heterogenität wird vermutlich durch den Einfluss modifizierender Gene und durch strukturelle Unterschiede verursacht. Insgesamt sind etwa 1.000 Mutationen beschrieben, davon betreffen ca. 60% die Aminosäure Glycin. Typ V ist mit wenigen Einzelfällen mit hypertropher Kallusbildung, maschenartiger Histologie der Knochen, dichten Epiphysen, Skelettdeformitäten und variabler Knochenbrüchigkeit unbekannter Ursache beschrieben. 2. Autosomal-rezessiv vererbte Formen (selten) Typ VI ist an wenigen Einzelfällen mit mäßig schwerer Form der OI mit Skelettdeformitäten und variabler Knochenbrüchigkeit beschrieben. In der Histologie zeigen sich Fischgräten-artige Lamellen. Kürzlich konnten in wenigen Familien türkischer Abstammung Mutationen im FKBP10-Gen nachgewiesen werden, das für das Chaperon FKBP65 codiert. FKBP65 ist an der Faltung von Typ I-Kollagen beteiligt. Typ VII (2-3% der letalen OI-Fälle) ist charakterisiert durch multiple Knochenbrüche, extrem geringe Mineralisierung und “Popkorn-Epiphysen”. Die Ursache liegt in Mutationen im CRTAP-Gen. CRTAP codiert einen Bestandteil des Kollagen 3-Hydroxylierungs-komplexes (post-translationale Prolyl-3-Hydroxylierung von Kollagen Typ I und II). Dieser modifiziert Pro986 der α1(I)-Kette, wodurch deren Faltung erleichtert und die Kette stabilisiert wird. Eine fehlende Pro986-Hydroxylierung führt zur verzögerten Faltung der KollagenHelix und deren Überschussmodifikation (28%-43% Zunahme der Hydroxylierung von Lysinresten). Da Typ II-Kollagen im Knorpel ebenfalls durch Prolyl-3-Hydroxylierung modifiziert wird, sind auch die Epiphysen betroffen. Typ VIII (selten, gehäuft bei irischen Auswanderern und bei Westafrikanern, bei denen 1% der Bevölkerung Anlageträger sind und Typ VIII genauso häufig ist wie OI Typ II) ist gekennzeichnet durch weiße Skleren, einen kurzen fassförmigen Thorax, lange Hände und extrem untermineralisierte Knochen. Ursächlich sind Mutationen im Prolyl-3-Hydroxylase-Gen LEPRE1, das Pro986 der α1(I)-Kette modifiziert (post-translationale Prolyl-3-Hydroxylierung von Kollagen Typ I und II). Mutationen zeigen einen vergleichbaren struktu- 42 rellen Effekt und führen zu einer vergleichbaren klinischen Symptomatik wie OI Typ VII. Typ IX (selten) ist eine mäßig schwere Form der OI ohne Rhizomelie. Sie wird verursacht durch Mutationen im PPIB-Gen. PPIB codiert eine Peptidyl-Prolyl-cis-trans-Isomerase, die die Prolyl-Isomerisierung katalysiert und für die Faltung des Typ I-Kollagens essenziell ist. Literatur Osteogenesis Imperfecta autosomal-dominant EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik Osteogenesis Imperfecta autosomal-rezessiv EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik COL1A1, COL1A2, IFITM5, WNT1 10,0 kb BMP1, CRTAP, FKBP10, P3H1, PLOD2, PPIB, SERPINF1, SERPINH1, SP7, TMEM38B, WNT1 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Osteogenesis Imperfecta Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Osteogenesis Imperfecta, Typ I 166200 Q78.0 Q78.0 Osteogenesis Imperfecta, Bruck-Syndrom Osteogenesis Imperfecta, Typ I Osteogenesis Imperfecta, Typ II Osteogenesis Imperfecta, Typ II Osteogenesis Imperfecta, Typ III Osteogenesis Imperfecta, Typ III Osteogenesis Imperfecta, Typ IV Osteogenesis Imperfecta, Typ IV 609220 166200 166210 166210 259420 259420 166220 166220 Q78.0 Q78.0 Q78.0 Q78.0 Q78.0 Q78.0 COL1A2*, ** AD AD AD AD 605497 Q78.0 SERPINF1 AR P3H1* AR SP7 606633 TMEM38B 611236 614856 Q78.0 - 615220 Q78.0 ** Deletions-/Duplikationsanalyse 610339 600943 Osteogenesis Imperfecta, Typ XIII Q78.0 172860 SERPINH1 AR Q78.0 123841 AR Q78.0 Osteogenesis Imperfecta, Typ XV 120160 CRTAP* PPIB* AR 610968 * auch einzeln anforderbar 120150 AR AR Osteogenesis Imperfecta, Typ XI 615066 COL1A2*, ** 120160 Q78.0 Q78.0 Osteogenesis Imperfecta, Typ XIV COL1A1*, ** 120150 614757 610915 613849 COL1A2*, ** 120160 IFITM5 Osteogenesis Imperfecta, Typ VIII Osteogenesis Imperfecta, Typ XII COL1A1*, ** 120150 AD Q78.0 613848 AD COL1A1*, ** Q78.0 613982 Osteogenesis Imperfecta, Typ X 120160 AD 601865 120150 Osteogenesis Imperfecta, Typ VI 610682 COL1A2*, ** COL1A1*, ** Q78.0 Osteogenesis Imperfecta, Typ VII AD AD 259440 610967 OMIM-Gen PLOD2 Q78.0 Osteogenesis Imperfecta, Typ IX Osteogenesis Imperfecta, Typ V 17,0 kb Gen AR - AD/AR Humangenetik Forlino et al, Lancet 387:1657 (2016) / Valadares et al, J Pediatr 90:536 (2014) / Caparros-Martin et al, Am J Med Genet 161:1354 (2013) / van Dijk et al, EJHG 20:11 (2012) / Forlino et al, Nat Rev Endocrinol 7:540 (2011) / Alanay et al, Am J Hum Genet 86:551 (2010) / Barnes et al, NEJM 362:521 (2010) / Willaert et al, J Med Genet 46:233 (2009) / Baldridge et al, Hum Mutat 29:1435 (2008) / Marini et al, Hum Mutat 28:209 (2007) FKBP10 BMP1 WNT1 607063 112264 164820 “Core Genes“ sind fett gedruckt 43 3.4 Stickler-Syndrom (STL) Dr. rer. nat. Christoph Marschall Das Stickler-Syndrom wird autosomal-dominant vererbt und zählt zu den Kollagen-Typ-II-Erkrankungen. Bisher sind über 300 Fälle beschrieben, die Inzidenz wird auf ca. 1:10.000 geschätzt. Charakteristisch für das SticklerSyndrom sind insbesondere Mittelgesichtshypoplasie (bis zu 100% der Fälle), schwere Sehstörungen durch Myopie (>90%) z.T. bereits bei Neugeborenen, Katarakt und Netzhautablösung (60% der Fälle) bereits im ersten Lebensjahrzehnt, Gaumenspalte (41%), Pierre-Robin-Sequenz (23%) sowie Gelenkbeschwerden. Darüber hinaus besteht eine Disposition für Mitralklappenprolaps (40-50% der Fälle) und Taubheit (10-50% der Fälle). Die häufigste Form des Stickler-Syndroms ist der Typ 1, der auf Mutationen im COL2A1-Gen zurückzuführen ist. Durchschnittlich können in 75% der STL-Fälle Mutationen im COL2A1-Gen nachgewiesen werden. Bei Patienten mit charakteristischen membranösen Veränderungen des Glaskörpers, die in ca. 60% der Fälle mittels Spaltlampe identifiziert werden können, beträgt die Sensitivität der COL2A1-Sequenzierung ca. 94%. Deletionen in der Größe einzelner Exons bis zum gesamten Gen, sind in maximal 1% der STL1-Fälle ursächlich [Hoornaert et al, Eur J Hum Genet 18:872 (2010)]. Wesentlich seltener sind Stickler-Syndrom Typ 2 und Typ 3, die mit Mutationen im COL11A1- bzw. COL11A2-Gen verbunden sind. Das STL2, das ungefähr 6% aller STL-Fälle ausmacht, unterscheidet sich klinisch kaum vom STL1. Allerdings zeigen sich beim STL2 perlenschnurartige Veränderungen am Glaskörper. Die Abgrenzung des STL2 vom Marshall-Syndrom, das unter anderem durch die früh beginnende Taubheit und betontere faziale Merkmale gekennzeichnet ist und ebenfalls auf Mutationen im COL11A1-Gen beruht, ist z.T. schwierig. Beim sehr seltenen SticklerSyndrom Typ 3 sind das Fehlen der Augensymptomatik und Mutationen im COL11A2-Gen charakteristisch. Literatur Acke et al, Mol Genet Metab 113:230 (2014) / Vijzelaar et al, BMC Med Gen 14:48 (2013) / Hoornaert et al, Eur J Hum Genet 18:872 (2010) / Richards et al, Hum Mutat 31:E1461 (2010) / Zechi-Ceide et al, Eur J Med Genet. 51:183 (2008) / Majava et al, Am J Hum Genet A 143A:258 (2007) / Richards et al, Hum Mutat 27:696 (2006) / Nishimura et al, Hum Mutat 26:36 (2005) / Stickler et al, Genet Med 3:19 (2001) / Richards et al, Br J Ophthalmol 84:364 (2000) / Freddi et al, Am J Med Genet 28:398 (2000) / Ballo et al, Am J Med Genet 80:6 (1998) / Korkko et al, Am J Hum Genet 53:55 (1993) Basisdiagnostik Stickler-Syndrom (Bindegewebserkrankung) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 # Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen COL11A1, COL11A2, COL2A1, COL9A1, COL9A2 20,0 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Stickler-Syndrom (Bindegewebserkrankung) Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Stickler-Syndrom Typ 2 604841 Q87.8 AD Stickler-Syndrom Typ 1 Stickler-Syndrom Typ 3 Stickler-Syndrom Typ 4 Stickler-Syndrom Typ 5 * auch einzeln anforderbar 44 108300 184840 614134 614284 Q87.8 Q87.8 Q87.8 Q87.8 AD Gen OMIM-Gen COL11A1 120280 COL2A1 AD COL11A2* AR COL9A2 AR COL9A1 120140 120290 120210 120260 “Core Genes“ sind fett gedruckt 4. Blut und blutbildendes System 4.1 Hereditäre Sphärozytose (HS) Dipl.-Biol. Birgit Busse Humangenetik Die hereditäre Sphärozytose ist die häufigste Ursache einer kongenitalen hämolytischen Anämie bei Kaukasiern. Die Prävalenz liegt bei ca. 1:2.000 bis 1:5.000. Die molekulare Ursache liegt in einem Defekt der Erythrozytenmembranproteine, die bei der Stabilisierung und Organisation der Plasmamembran eine zentrale Rolle spielen. Ein Defekt in diesem Netzwerk führt zu einem Formverlust der Erythrozyten (Sphärozyten, Kugelzellen) und zu einer erhöhten Membranpermeabilität, gesteigerter Glykolyse und erhöhtem ATP-Umsatz. Die Sphärozyten werden frühzeitig über die Milz wieder aus dem Blutkreislauf entfernt. Bei der hereditären Sphärozytose handelt es sich um ein klinisch, biochemisch und genetisch heterogenes Krankheitsbild. Betroffene zeigen hauptsächlich eine normozytäre hämolytische Anämie, Ikterus und Splenomegalie. Häufig finden sich auch Gallensteine. Die Klinik kann stark variieren von einer asymptomatischen Form bis hin zu einer schweren lebensbedrohlichen Anämie, die durch Transfusionen und Splenektomie behandelt werden muss. Die Vererbung kann sowohl autosomal-dominant als auch autosomal-rezessiv erfolgen, wobei ca. 2/3 aller Fälle einen dominanten Erbgang aufweisen. In Nordeuropa findet man bei bis zu 65% der Patienten Mutationen im ANK1-Gen, welches für das Protein Ankyrin-1 codiert. Frameshift- bzw. Stopp-Mutationen führen dabei in der Regel zu einem dominanten Phänotyp und Missense- und Promotormutationen zu einem rezessiven Phänotyp. Als zweithäufigste Ursache sind Mutationen im SLC4A1-Gen beschrieben, die zu einem Defekt des Protein-Band-3 führen. Die Vererbung erfolgt autosomal dominant. Des Weiteren sind in ca. 15-30% Mutationen im β-Spectrin beschrieben, welches durch das SPTB-Gen codiert wird. In selteneren Fällen sind das α-Spectrin oder das Protein 4.2 betroffen mit einem Anteil von jeweils unter 5%. Literatur Barcellini et al, Blood Transfus. 9:274 (2011) / Satchwell et al, Blood Cells Mol Dis. 42:201 (2009) / Tavazzi et al, Pediatr Ann. 37:303 (2008) / An et al, Br J Haematol. 141:367 (2008) / Bennett et Healy, Trends Mol Med. 14:28 (2008) / Delaunay, Blood Rev. 21:1 (2007) / Bolton-Maggs et al, Br J Haematol 126:455 (2004) / Shah et al, Pediatr Rev. 25:168 (2004) Basisdiagnostik Sphärozytose EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 # Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ANK1, SPTA1, SPZTB, EPB42, SLC4A1 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Sphärozytose Erkrankung Hereditäre Sphärozytose Typ 1 Hereditäre Sphärozytose Typ 2 Hereditäre Sphärozytose Typ 3 Hereditäre Sphärozytose Typ 4 Hereditäre Sphärozytose Typ 5 * auch einzeln anforderbar OMIM-P ICD-10 616649 D58.0 182900 270970 612653 612690 D58.0 D58.0 D58.0 D58.0 24,8 kb Gen OMIM-Gen SPTB* 182870 ANK1* 612641 SPTA1* 182860 EPB42* 177070 SLC4A1* 109270 Weitere Erkrankungen (Hämoglobinopathien) siehe Leistungsverzeichnis oder Homepage www.medizinische-genetik.de unter Diagnostik (Erkrankungen/Syndrome). 45 5. Entwicklungsstörungen und Komorbiditäten, Wachstumsstörungen Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Eine Intelligenzminderung, definiert als ein IQ von unter 70, hat eine Prävalenz von 1,5-2%. Schwerere Formen mit einem IQ von <50 haben eine Prävalenz von 0,3-0,4%. Jungen/Männer sind aufgrund X-chromosomaler Gene häufiger betroffen. Die Ursachen einer Intelligenzminderung sind vielfältig; genetische Faktoren sind aber zu mindestens 50% beteiligt. Mit den bisher möglichen Untersuchungen wie Chromosomenanalyse, Array-CGH und einer Zieldiagnostik (z.B. Fragiles X, Rett-Syndrom, AngelmanSyndrom) bleiben noch ca. 60% der Ursachen von Entwicklungsstörungen ungeklärt. Mehrere Studien der letzten Jahre, in denen Patienten mit schwerer Intelligenzminderung (IQ<50) mittels neuer HochdurchsatzTechniken (NGS) untersucht wurden, konnten bestätigen, dass dominante Neumutationen offenbar zu einem großen Teil zur Ursache der schweren Intelligenzminderung beitragen [z. B. Vissers L. et al, Nat Genet (2010), de Ligt, J. et al, NEJM (2012) und Rauch, A. et al, Lancet (2012)]. Man geht nach diesen Studien davon aus, dass bis zu ca. 30% der schweren, nicht-syndromalen Entwicklungsstörungen durch de novo Punktmutationen und kleine Indels verursacht werden, wobei eine große genetische Heterogenität zu beobachten ist. Darüber hinaus spielen auch autosomal-rezessive Mutationen bei den Entwicklungsstörungen eine Rolle (ca. 13-24%), sowie Mutationen in X-chromosomalen Genen (5-10% der männlichen Betroffenen). Als weiterführende Diagnostik besteht die Möglichkeit der gleichzeitigen Analyse einer großen Anzahl von Genen, die mit neurologischen bzw. Entwicklungsstörungen in Zusammenhang stehen und die bereits in den Datenbanken gelistet sind, mittels Next Generation Sequencing (NGS). Bei einer Reihe von Entwicklungsstörungen stehen auch andere Symptome im Vordergrund, so z.B. Autismus-Spektrum-Störungen oder auffällige Wachstumsparameter, z.B. Makrozephalie, Mikrozephalie oder Großwuchs. Darüber hinaus gibt es syndromale Formen von Entwicklungsstörungen, bei denen differenzialdiagnostisch weitere Syndrome und damit weitere ursächliche Gene in Frage kommen (z.B. Rett- und Rett-ähnliche-Syndrome) schließlich sind hier auch einige der bekannteren, genetisch heterogenen Syndrome aufgeführt, die sinnvoll mittels NGS untersucht werden können (Cornelia-de-Lange-Syndrom, RASopathien u.a.). Alternativ ist auch noch eine erweiterte Diagnostik mittels Clinical- oder Whole-Exome-Analyse (CES/WES) möglich (siehe Kapitel 22). Literatur Vissers et al, Nat Rev Genet 17:9 (2016) / Tzschach et al, Eur J of Hum Genet 23:1513 (2015) / Tan et al, Clin Genet. doi: 10.1111 cge.12575 (2015) / Musante et al, Trends Genet 30:32 (2014) / Brett et al, PLoS One 9(4): e93409 (2014) / Redin et al 2014 J Med Genet 51:724 (2014) 46 Humangenetik Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei Entwicklungs/Wachstumsstörungen. Die einzelnen Subpanels sind farblich voneinander abgegrenzt. Bei Genen, die mit einem Fragezeichen gekennzeichnet sind, ist noch nicht hinreichend geklärt, in wieweit es sich um Gene handelt, deren Mutation mit dem klinischen Phänotyp einer RASopathie in Zusammenhang steht. 47 5.1 Autismus-Spektrum-Störungen Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) haben unter den neuropsychiatrischen Erkrankungen mit die größte Heritabilität, was sich an hohen Konkordanzraten von ca. 70% bei monozygoten Zwillingen in früheren Zwillingsstudien gezeigt hat. Dementsprechend liegt das empirische Wiederholungsrisiko für Geschwister von Kindern mit ASS zwischen 5 und 20%, also deutlich höher als bei anderen multifaktoriell bedingten Erkrankungen. ASS sind sowohl klinisch als auch genetisch heterogen; als Komorbiditäten findet man am häufigsten Entwicklungsstörungen bzw. Intelligenzminderung (ca. 70%), Sprachstörungen (ca. 30%) oder eine Epilepsie. Man geht heute davon aus, dass mit modernen genetischen Untersuchungsmethoden für etwa 20-25% der Autismus-Spektrum-Störungen eine genetische Ursache gefunden werden kann [Baker et al, (2015)]. Etwa 20% tragen de novo entstandene CNV (Copy Number Variation), die mittels Chromosomaler MicroArrays (CMA) gefunden werden. Bei 3-5% finden sich monogen bedingte Ursachen, meist durch EinzelgenMutationen bedingte Syndrome, die als Teilsymptom eine ASS zeigen. Das American College of Medical Genetics (ACMG) [Schaefer et al, (2013)] empfiehlt bei der genetischen Abklärung von Patienten mit ASS, bei denen die klinische Untersuchung keinen Verdacht auf ein spezifisches genetisches Syndrom ergibt, zunächst die Durchführung eines chromosomalen Microarrays. Falls dieser unauffällig ist, sollte bei Mädchen das MECP2-Gen (Rett-Syndrom), bei Jungen das FMR1-Gen (Fragiles-XSyndrom) untersucht werden bzw., falls eine Makrozephalie vorliegt, das PTEN-Gen (Bannayan-Riley-Ruvalcaba-Syndrom). Man nimmt heutzutage an, dass eine Vielzahl von Genen, wahrscheinlich über 1.000, an der Entstehung von ASS beteiligt sein können, wobei noch nicht geklärt ist, in welchem Ausmaß einzelne Varianten die Ausprägung im Einzelfall beeinflussen. Trotzdem kann die erweiterte Diagnostik auch mittels NGS (GenPanel Diagnostik) im Einzelfall zur Diagnose und damit zu genaueren Aussagen zur Prognose und zum Wiederholungsrisiko führen. Literatur Baker et al, Pediatr Clin N Am 62:607 (2015) / Schaefer et al, Gen Med 15(5):399 (2013) Basisdiagnostik Autismus EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CACNA1C, CDKL5, FOXP1, MECP2, PTEN, TCF4, UBE3A, ZEB2 Erweiterte Diagnostik 23,6 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ALDH5A1, AP1S2, ARX, ATRX, AUTS2, BRAF, CACNA1C, CASK, CDKL5, CHD7, CHD8, CNTNAP2, DHCR7, DPP6, EHMT1, FGD1, FOXG1, FOXP1, FOXP2, GRIN2B, HPRT1, KDM5C, L1CAM, MBD5, MECP2, MED12, MEF2C, MID1, NHS, NIPBL, NLGN3, NLGN4X, NRXN1, NSD1, OPHN1, PCDH19, PHF6, PNKP, PQBP1, PTCHD1, PTEN, PTPN11, RAB39B, RAI1, SCN1A, SHANK2, SHANK3, SLC9A6, SMARCB1, SMC1A, SMC3, TCF4, TSC1, TSC2, UBE2A, UBE3A, VPS13B, ZEB2 206,7 kb 48 Erkrankung Alpha-Thalassämie-X-chromosomale Intelligenzminderung-Syndrom Angelman-Syndrom OMIM-P 301040 105830 ICD-10 Vererbung Q93.5 AD Q84.0 D56.0 XL Gen ATRX UBE3A * OMIM-Gen 300032 601623 XL NLGN3 *,** NLGN4X *,** 300336 Q84.0 AD SHANK2 *,** 603290 300830 Q84.0 XL PTCHD1*,** Borjeson-Forssman-Lehmann-Syndrom 301900 Q87.8 Coffin-Siris-Syndrom 3 614608 Q87.1 Asperger-Syndrom Suszeptibilität, X-chromosomal 1 300494 Q84.5 Autismus, Suszeptibilität 17 613436 Autismus, Suszeptibilität, X-chromosomal 4 Autismus Suszeptibilität, X-chromosomal 2 Mentale Retardierung, X-chromosomal Autismus, Suszeptibilität, 18 Bannayan-Riley-Ruvalcaba-Syndrom (BRRS) CHARGE-Syndrom Cohen-Syndrom Cornelia-de-Lange-Syndrom 1 Cornelia-de-Lange-Syndrom 2 Cornelia-de-Lange-Syndrom 3 Dravet-Syndrom 300495 615032 153480 214800 216550 122470 300590 610759 607208 Q84.0 AD Q87.8 AD Q87.8 AR Q87.- AD AD SCN1A *,** 182389 G40.4 XL CDKL5 *,** 300203 XL PCDH19 *,** 300460 XL L1CAM 308840 CASK 300172 307000 Q04.8 Intelligenzminderung, X-chromosomal, mit Mikrozephalie, Hirnstamm- und KleinhirnHypoplasie Kleefstra-Syndrom 610253 XL Q87.2 AD 300749 Q04.3 XL Kardio-fazio-kutanes-Syndrom 1 115150 Q87.1 AD Lesch-Nyhan-Syndrom 300322 E79.1 XL Q87.8 613970 F79.- Mentale Retardierung, autosomal dominant 26 615834 Mentale Retardierung, autosomal dominant 33 Mentale Retardierung, Stereotypien, Epilepsie, und/oder Hirnfehlbildungen Mentale Retardierung, X-chromosomal 72 Mentale Retardierung, X-chromosomal, mit zerebellärer Hypoplasie und typischem fazialen Aspekt Q87.8 309520 156200 616311 613443 300271 300486 608667 G40.4 Hydrocephalus durch Aquaedukt-Stenose Mentale Retardierung, autosomal dominant 6 607817 601607 SMC1A *,** AD Mentale Retardierung, autosomal dominant 1 VPS13B 300414 XL Q87.- G40.4 Lujan-Fryns-Syndrom 608892 PHF6 *,** NIPBL G40.4 613670 300828 CHD7 *,** AD 300088 Intelligenzminderung, ausgeprägte Sprachverzögerung, milde Dysmorphie-Syndrom 610528 164040 Q87.1 Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 9 616139 300427 PTEN *,** SMARCB1 *,** G40.4 Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 27 XL CHD8 AD 308350 300672 AD Q89.- Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 1 Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 2 Rett-Syndrom, atypisch XL BRAF * 605515 164757 XL MED12 300188 AD GRIN2B HPRT1 308000 MBD5 611472 AUTS2 607270 AD MEF2C *,** 600662 XL RAB39B *,** 300774 AD F79.- FOXP1 138252 607001 F79.- Q04.3 GRIN2B 300382 EHMT1 AD F79.- ARX *,** 300040 606062 AD F79.- Q93.5 SMC3 *,** AD XL DPP6 OPHN1 *,** Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Autismus 138252 126141 300127 49 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung XL KDM5C Gen OMIM-Gen Mentale Retardierung, X-chromosomal-syndromal 5 (Pettigrew-Syndrom) 304340 Q87.8 XL AP1S2 300629 Mentale Retardierung, X-chromosomal-syndromal 16 (Aarskog-Scott-Syndrom) 305400 Q87.1 XL FGD1 300546 Mentale Retardierung, X-chromosomal-syndromal Christianson Typ 300243 Q87.8 XL SLC9A6 *,** 300231 Mentale Retardierung, X-chromosomal-syndromal Nascimento Typ 300860 Q87.8 XL UBE2A *,** 312180 Mikrozephalie, Epilepsie und Entwicklungsverzögerung 613402 G40.3 AR PNKP *,** 605610 Mowat-Wilson-Syndrom Nance-Horan-Syndrom 235730 Q43.1 AD ZEB2 *,** 605802 Noonan-Syndrom Typ 1 302350 163950 Q87.1 AD PTPN11 * 601728 Q87.8 XL MID1 *,** 300552 Mentale Retardierung, X-chromosomal, syndromal Claes-Jensen Typ Noonan-Syndrom Typ 7 613706 Opitz GBBB-Syndrom, Typ 1 300000 Phelan-McDermid-Syndrom 606232 Pitt-Hopkins ähnliches Syndrom 1 610042 Pitt-Hopkins ähnliches Syndrom 2 614325 Pitt-Hopkins-Syndrom Renpenning-Syndrom Rett-Syndrom, kongenitale Variante Smith-Lemli-Opitz-Syndrom Q87.0 Q87.1 SHANK3 *,** F79.- AR NRXN1 *,** F79.- 312750 Q84.2 XL 270400 Q87.5 AD Q93.5 AD Q87.1 Succinat-Semialdehyd-Dehydrogenase-Mangel 271980 E72.8 Tuberöse Sklerose Typ 1 191100 Q85.1 * auch einzeln anforderbar 602081 601005 613254 XL Q84.2 Q87.3 Tuberöse Sklerose Typ 2 AR AD 182290 BRAF * AD 117550 Timothy-Syndrom AD NHS *,** Q93.5 Sotos-Syndrom 1 Sprech- und Sprachstörungen Typ 1 XL Q87.0 613454 Smith-Magenis-Syndrom Q87.8 610954 309500 Rett-Syndrom 50 300534 TCF4 *,** PQBP1 *,** MECP2 *,** FOXG1 *,** 300457 164757 606230 604569 600565 602272 300463 300005 164874 DHCR7 602858 AD NSD1 *,** 606681 AR ALDH5A1 *,** AD TSC1 *,** AR F80.- AD I45.8 AD Q85.1 AD ** Deletions-/Duplikationsanalyse CNTNAP2 314690 RAI1 *,** FOXP2 607642 605317 610045 CACNA1C * 114205 TSC2 *,** 191092 605284 “Core Genes“ sind fett gedruckt 5.2 CDG-Syndrom - Kongenitale Defekte der Glykosylierung Dipl.-Biol. Birgit Busse Kongenitale Defekte der Glykosylierung sind erblich bedingte Defekte der Glykoproteinbiosythese und zählen zu den genetisch-bedingten Stoffwechseldefekten. Es handelt sich meist um schwere Multiorganerkrankungen mit häufig ausgeprägten neurologischen Störungen. Mittlerweile sind verschiedenste Subtypen der CDG-Syndrome bekannt, die nach der Lokalisation des jeweiligen Defektes innerhalb der Zelle und nicht nach klinischen Gesichtspunkten eingruppiert wurden. Mittels NGS-Paneldiagnostik können aktuell 43 Gene für verschiedene CDG-Typen untersucht werden. Humangenetik Am häufigsten ist das CDG-Syndrom Typ Ia, verursacht durch einen Phosphomanno-Mutase-Mangel durch Mutationen im PMM2-Gen. Typisch ist eine ausgeprägte Entwicklungsstörung, es können Hirnfehlbildungen, Skelett-Anomalien, invertierte Mamillen, Gerinnungsdefekte und weitere Symptome hinzukommen. Die Verdachtsdiagnose wird in der Regel zunächst durch eine Stoffwechseldiagnostik mittels Nachweis einer abnormen Glykosylierung der Glykoproteine des Serums, durch eine Serum-Transferrin-Elektrophorese, gestellt und dann mittels molekulargenetischer Untersuchung bestätigt. Ein solcher Nachweis einer auffälligen Glykosylierung der Glykoproteine des Serums liegt jedoch nicht bei allen Typen der CDG-Syndrome vor, so dass bei weiterhin bestehendem Verdacht, auch im Falle eines unauffälligen Befundes der Serum-Transferrin-Elektrophorese, eine NGS-Paneldiagnostik indiziert sein kann und so im Einzelfall zur Diagnose und damit zu genaueren Aussagen zur Prognose und zum Wiederholungsrisiko führen kann. Literatur Timal et al, Human Molecular Genetics 21 (2012) Individuell konfigurierbare MGPS CDG-Syndrom Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * ALG1 (1.4 kb) * ALG2 (1.2 kb) * ALG9 (1.9 kb) * COG1 (2.9 kb) * COG7 (2.3 kb) * DPAGT1 (1.2 kb) * MGAT2 (1.3 kb) * NGLY1 (2.0 kb) * SLC35A1 (1.0 kb) * SRD5A3 (1.0 kb) * TMEM165 (1.0 kb) * ALG11 (1.5 kb) * ALG3 (1.3 kb) * B4GALT1 (1.2 kb) * COG4 (2.4 kb) * COG8 (1.8 kb) * DPM1 (0.8 kb) * MOGS (2.5 kb) * PGM1 (1.7 kb) * SLC35A2 (1.3 kb) * SSR4 (0.6 kb) * TMEM199 (0.6 kb) * ALG12 (1.5 kb) * ALG6 (1.5 kb) * CAD (6.7 kb) * COG5 (2.6 kb) * DDOST (1.4 kb) * DPM2 (0.3 kb) * MPDU1 (0.7 kb) * PMM2 (0.7 kb) * SLC35C1 (1.1 kb) * STT3A (2.1 kb) * TUSC3 (1.0 kb) * ALG13 (3.4 kb) * ALG8 (1.6 kb) * CCDC115 (0.5 kb) * COG6 (2.0 kb) * DOLK (1.6 kb) * DPM3 (0.4 kb) * MPI (1.3 kb) * RFT1 (1.6 kb) * SLC39A8 (1.4 kb) * STT3B (2.5 kb) 51 Basisdiagnostik CDG-Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik ALG12, ALG3, ALG6, ALG8, DPM1, MOGS, MPDU1, MPI, PMM2, SLC35C1, SRD5A3, TUSC3 15,0 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ALG12, ALG3, ALG6, ALG8, DPM1, MOGS, MPDU1, MPI, PMM2, SLC35C1, SRD5A3, TUSC3 | ALG1, ALG11, ALG13, ALG2, ALG9, B4GALT1, CAD, CCDC115, COG1, COG4, COG5, COG6, COG7, COG8, DDOST, DOLK, DPAGT1, DPM2, DPM3, MGAT2, NGLY1, PGM1, RFT1, SLC35A1, SLC35A2, SLC39A8, SSR4, STT3A, STT3B, TMEM165, TMEM199 68,7 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei CDG Congenital disorders of glycosylation Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1x 615597 E77.8 AR CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1b 602579 E77.8 AR CDG Congenital disorder of deglycosylation - Typ 1v CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1a CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1c CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1d 212065 603147 601110 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 DPM1 603503 ALG12 607144 E77.8 AR CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1j CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1k CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1l 607906 608093 608540 608776 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 154550 ALG6 AR 607143 608104 MPI AR CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1g CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1i 608605 PMM2 AR CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1h STT3B AR E77.8 E77.8 OMIM-Gen NGLY1 608799 609180 Gen AR CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1e CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1f ALG3 610661 601785 604566 608750 AR MPDU1 AR ALG8 608103 AR DPAGT1 191350 AR ALG9 AR AR ALG2 ALG1 604041 607905 605907 606941 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1m 610768 E77.8 AR DOLK 610746 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1o 612937 E77.8 AR DPM3 605951 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1q 612379 E77.8 AR SRD5A3 XL ALG13 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1n CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1p CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1r CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1s / Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 36 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1t CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1u 52 615273 612015 613661 614507 300884 614921 615042 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 AR AR AR AR AR RFT1 ALG11 DDOST PGM1 DPM2 611908 613666 611715 602202 300776 171900 603564 OMIM-P ICD-10 Vererbung CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1y 300934 E77.8 AR CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1z CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2a CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2b CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2c CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2d 615596 616457 212066 606056 266265 607091 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2e 608779 E77.8 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2g 611209 E77.8 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2f CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2h CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2i CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2j CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2k CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2l 603585 611182 613612 613489 614727 614576 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2m 300896 E77.8 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2o 616828 E77.8 Mentale Retardierung, autosomal rezessiv 7 611093 F79.- CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2n CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2p 616721 616829 E77.8 E77.8 Gen OMIM-Gen SSR4 300090 AR STT3A AR CAD AR AR AR MGAT2 MOGS COG7 606978 COG1 606973 COG5 606821 AR SLC35A1 AR COG8 AR AR 602616 601336 605881 B4GALT1 AR 114010 SLC35C1 AR AR 601134 COG4 137060 605634 606979 606976 AR TMEM165 614726 AR SLC35A2 314375 AR CCDC115 613734 TUSC3 601385 AR AR AR AR COG6 SLC39A8 TMEM199 Humangenetik Erkrankung CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1w 606977 608732 616815 5.3 Coffin-Siris-Syndrom (CSS) Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Beim Coffin-Siris-Syndrom handelt es sich um ein komplexes Syndrom, dessen Leitsymptome eine Entwicklungsstörung unterschiedlichen Ausmaßes und eine Muskelhypotonie, ein charakteristisches Aussehen mit vollen Lippen, breiter Mundspalte, breitem Nasenrücken und breiter Nasenspitze, kräftigen Augenbrauen, langen Wimpern und einer Hypertrichose des Körpers bei eher spärlichem Kopfhaar sind. Außerdem ist eine Hypoplasie/Aplasie des Endglieds des 5. Fingers bzw. des Fingernagels charakteristisch. Es kann auch an weiteren Fingern oder auch den Zehen eine Nagelhypoplasie vorliegen. Bei den meisten Kindern liegt im Säuglings- und Kleinkindalter eine Gedeihstörung vor, bei etwa der Hälfte treten Krampfanfälle auf, knapp die Hälfte haben eine Schwerhörigkeit, oft infolge gehäufter Luftwegsinfekte, etwa die Hälfte hat einen Strabismus bzw. eine Ptose. Herzfehler und Fehlbildungen der Niere und ableitenden Harnwege kommen bei ca. einem Drittel der Betroffenen vor. Ursache sind heterozygote Mutationen in derzeit sechs bekannten Genen: ARID1A, ARID1B, SMARCA4, SMARCB1, SMARCE1 und SOX11, wobei Mutationen in ARID1B mit etwa 35-40% am häufigsten sind. Bei etwa 40% der Patienten mit klinischem Verdacht auf ein Coffin-Siris-Syndrom kann in den genannten Genen keine ursächliche Variante nachgewiesen werden. Die Erkrankung wird autosomal-dominant vererbt, wobei allerdings in der Regel bei Betroffenen eine Neumutation vorliegt. Deletionen wurden bisher selten beschrieben (v.a. in ARID1B). Aufgrund der genetischen Heterogenität kann bei klinischem Verdacht auf ein Coffin-Siris-Syndrom eine Gen-Panel-Diagnostik der erwähnten Gene sinnvoll sein. Literatur Hempel A et al, J Med Genet 53:152 (2016) / Schrier SA et al, Am J Med Genet 158A:1865 (2012) / Fleck BJ et al, Am J Med Genet 99:1 (2001) 53 Basisdiagnostik Coffin-Siris-Syndrom (CSS) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ARID1A, ARID1B, SMARCA4, SMARCB1, SMARCE1, SOX11 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Coffin-Siris-Syndrom (CSS) Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Coffin-Siris-Syndrom 2 614607 Q87.1 AD Coffin-Siris-Syndrom 1 135900 Coffin-Siris-Syndrom 3 614608 Coffin-Siris-Syndrom 4 614609 Coffin-Siris-Syndrom 5 616938 Coffin-Siris-Syndrom - Q87.1 AD Q87.1 AD Q87.1 Q87.1 Gen ARID1B ARID1A OMIM-Gen 614556 603024 SMARCB1 601607 SMARCE1 603111 AD SMARCA4 AD SOX11 AD Q87.1 22,4 kb 603254 600898 “Core Genes“ sind fett gedruckt 5.4 Cornelia-de-Lange-Syndrom (CdLS) Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh Beim CdLS handelt es sich um ein Fehlbildungs-Retardierungs-Syndrom. Das typische CdLS präsentiert sich mit charakteristischen craniofazialen Dysmorphien, bereits pränataler Wachstumsretardierung, Hypertrichose, Synophrys, Reduktionsfehlbildungen der oberen Extremitäten und Intelligenzminderung (Durchschnittlicher IQ: 53). Zudem finden sich häufig Herzfehler, gastrointestinale Störungen, u.a. Bei milderer Ausprägung, die wahrscheinlich die überwiegende Zahl der Patienten betrifft, sind die fazialen Dysmorphien ebenfalls milder ausgeprägt als bei der klassischen Form. Die kognitive Einschränkung und Extremitätendefekte sind auch weniger schwerwiegend. Bisher sind Mutationen in fünf Genen bekannt, wobei mit 60% den größten Anteil Mutationen im NIPBL-Gen ausmachen. Literatur Dangiolo et al, Am J Med Genet A167:3161 (2015) / Kaiser et al, Hum Mol Genet 23:2888 (2014) / Minor et al, Gene 537:279 (2014) / Kline et al, Am J Med Genet C Semin Med Genet 145C:248 (2007) / Bhuiyan et al, J Med Genet 43:568 (2006) Basisdiagnostik Cornelia-de-Lange-Syndrom # EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen HDAC8, NIPBL, RAD21, SMC1A, SMC3 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Cornelia-de-Lange-Syndrom Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Cornelia-de-Lange-Syndrom 2 300590 Q87.- XL Cornelia-de-Lange-Syndrom 4 614701 Cornelia-de-Lange-Syndrom 1 Cornelia-de-Lange-Syndrom 3 Cornelia-de-Lange-Syndrom 5 * auch einzeln anforderbar 54 122470 610759 300882 Q87.1 AD Q87.- AD Q87. XL Q87.- ** Deletions-/Duplikationsanalyse AD 18,8 kb Gen OMIM-Gen SMC1A 300040 NIPBL *,** 608667 SMC3 606062 HDAC8 300269 RAD21 606462 “Core Genes“ sind fett gedruckt 5.5 GPI-Ankerdefekte/Hyperphosphatasie-mentale Retardierungssyndrom Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Sandra Wilson Glycosylphosphatidylinositol-Anker (GPI-Anker) sind Proteinkomplexe der Plasmamembran, die Glycoproteine an der Zelloberfläche verankern. Defekte des GPI-Ankers und dadurch verursachte Störungen der GPI-verankerten Proteine stellen eine spezielle Untergruppe der Glykosylierungsstörungen (CDG-Syndrome - Congenital Disorders of Glycosylation) dar. Humangenetik Einige der ersten Erkrankungen, bei denen Defekte in GPI-Anker-assoziierten Genen identifiziert wurden, gehören zur Gruppe der “Hyperphosphatasie mit mentaler Retardierung“, so zum Beispiel die ursprünglich als Mabry-Syndrom bezeichnete Erkrankung, mit Symptomen einer schweren Entwicklungsstörung mit muskulärer Hypotonie und auch Epilepsie, fazialen Dysmorphien wie Mittelgesichtshypoplasie und Hypertelorismus, hypoplastischen distalen Phalangen der Finger und Zehen, sowie dem Leitsymptom einer persistierenden isolierten Hyperphosphatasie. Bei dieser Gruppe der GPI-Anker-Defekte führen spezifische Veränderungen des GPI-Ankers dazu, dass unter anderem die Alkalische Phosphatase (AP), die normalerweise an GPI-Ankern an der Plasmamembran verankert wird, in größeren Mengen frei im Blut vorkommt und somit zum veränderten Serumparameter einer “erhöhten“ alkalischen Phosphatase, d.h. “Hyperphosphatasie“ führt. Diese “Hyperphosphatasie“ ist eines der Leitsymptome dieser Gruppe der schweren Entwicklungsstörungen. Je nach Art und Lokalisation der verschiedenen GPI-Anker-Defekte können derartige wegweisende Veränderungen von Serumparametern vorliegen, bei anderen Lokalisationen der zugrundeliegenden Störung der GPI-Anker-Synthese oder Funktion können diese Hinweiszeichen auf einen Defekt der GPI-Anker jedoch auch völlig fehlen, was die Diagnostik in diesen Fällen erschwert. Typische Symptome vieler GPI-Anker-Defekte sind schwere Entwicklungsstörungen, Epilepsien, z.T. angeborene Organfehlbildungen und faziale Dysmorphien. In den letzten Jahren wurden bereits verschiedenste Gene identifiziert, die zu einer Störung des Mechanismus der GPI-Anker-Synthese bzw. Funktion führen. Mittels Next Generation Sequencing (NGS) besteht nun die Möglichkeit, bei entsprechendem klinischen Verdacht, durch eine erweiterte Diagnostik (Gen-Panel Analyse) im Einzelfall zur Diagnose und damit zu genaueren Aussagen zur Prognose und zum Wiederholungsrisiko zu kommen. Literatur Makrythanasis et al, Am J Hum Genet 98:615 (2016) / Murakami et al. J Biol Chem 287:6318 (2012) / Krawitz et al, Nat Genet 42:827 (2010) GPI-Ankerdefekte/Hyperphosphatasie-mentale Retardierungssyndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen PGAP1, PGAP2, PGAP3, PIGA, PIGG, PIGL, PIGN, PIGO, PIGT, PIGV, PIGW, PIGY Basisdiagnostik 20,6 kb 55 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei GPI-Ankerdefekte/Hyperphosphatasie-mentale Retardierungssyndrom Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Hyperphosphatasie-mentale RetardierungsSyndrom 1 (HPMRS1) / Mabry-Syndrom 239300 F79.- CHIME-Syndrom Hyperphosphatasie-mentale RetardierungsSyndrom 2 Hyperphosphatasie-mentale RetardierungsSyndrom 3 Hyperphosphatasie-mentale RetardierungsSyndrom 4 Hyperphosphatasie-mentale RetardierungsSyndrom 5 Hyperphosphatasie-mentale RetardierungsSyndrom 6 Mentale Retardierung, autosomal rezessiv 42 280000 Q87.0 AR PIGV 610274 605947 F79.- AR PIGO 614730 614207 F79.- AR PGAP2 615187 615716 F79.- AR PGAP3 611801 616025 F79.- AR PIGW 610275 616809 F79.- AR PIGY 610662 PIGG 616918 615802 F79.- AR PGAP1 Q87.8 AR PIGN Q87.8 XL PIGA 311770 Q87.8 AR PIGT 610272 616917 Q87.0 Multiple kongenitale Anomalien-HypotonieKrampfanfälle-Syndrom 2 300868 615398 Multiple kongenitale Anomalien-HypotonieKrampfanfälle-Syndrom 3 OMIM-Gen PIGL 614749 Mentale Retardierung, autosomal-rezessiv 53 Multiple kongenitale Anomalien-HypotonieKrampfanfälle-Syndrom 1 Gen AR 614080 AR 611655 606097 5.6 Großwuchs-Syndrome Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh Großwuchssyndrome umfassen eine heterogene Gruppe von Erkrankungen, denen ein überdurchschnittliches (Längen-)Wachstum im Kindesalter gemeinsam ist. Zu den pädiatrischen Großwuchssyndromen zählen u.a. Beckwith-Wiedemann-, Sotos-, Weaver-, Simpson-Golabi-Behmel-, Perlman- und das TattonBrown-Rahman-Syndrom. Hauptkennzeichen sind erhöhtes prä- und postnatales Längenwachstum - im Vergleich mit Gleichaltrigen -, faziale Auffälligkeiten und teilweise psychomotorische Entwicklungsverzögerung. Bei den Syndromen gibt es z.T. phänotypische Überlappungen, die eine klinische Abgrenzung erschweren, aber auch charakteristische Symptome, die eine bestimmte Verdachtsdiagnose nahelegen, wie z.B. die Kombination aus Großwuchs, Omphalozele und Makroglossie beim Beckwith-WiedemannSyndrom. Veränderungen in verschiedenen Genen, wie NSD1 (Sotos-Syndrom 1), NFIX (Sotos-Syndrom 2) und EZH2 (Weaver-Syndrom) bilden die molekulare Grundlage der Syndrome, deren Untersuchung zur differenzialdiagnostischen Aufklärung verhelfen kann. Das Tatton-Brown-Rahman-Syndrom oder 'DNMT3AGroßwuchssyndrom' entsteht durch Mutationen des DNMT3A-Gens. Es handelt sich um eines der Gene, die für DNA-Methyltransferase-Enzyme kodieren. Eine Sonderstellung nimmt das Beckwith-WiedemannSyndrom ein, das nicht nur durch Mutationen in CDKN1C, sondern (häufiger) durch epigenetische Veränderungen auf dem Kurzarm von Chromosom 11 verursacht wird. Bei einigen der Syndrome besteht ein erhöhtes Risiko für embryonale Tumoren, beim Beckwith-Wiedemann- und beim Perlman-Syndrom für einen Wilms-Tumor. Literatur: da Silva Lacerda et al. 2014 Radiol Res and Pract, Article ID / 947451/Tatton-Brown et al. 2014 Nat Genet / 46:385/TattonBrown et al. 2013 Am J Med Genet C Semin Med Genet 163C:71 Großwuchs-Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CDKN1C, DIS3L2, DNMT3A, EED, EZH2, GPC3, NFIX, NSD1, OFD1 56 Basisdiagnostik 24,5 kb Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Marshall-Smith-Syndrom 602535 Q87.3 AD Beckwith-Wiedemann-Syndrom 130650 Perlman-Syndrom 267000 Q87.3 Q87.3 Gen OMIM-Gen NFIX 164005 AD CDKN1C AR DIS3L2 XL OFD1 300170 NFIX 164005 312870 Q87.3 Sotos-Syndrom 1 117550 Q87.3 AD NSD1 *,** Q87.3 AD DNMT3A * - EED Simpson-Golabi-Behmel-Syndrom, Typ 2 Sotos-Syndrom 2 614753 Tatton-Brown-Rahman-Syndrom 615879 Weaver-Syndrom - * auch einzeln anforderbar 5.7 Kabuki-Syndrom 300209 277590 - Q87.3 Q87.3 Q87.3 - ** Deletions-/Duplikationsanalyse XL GPC3 Simpson-Golabi-Behmel-Syndrom, Typ 1 AD AD EZH2 * 600856 614184 300037 606681 Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Großwuchs-Syndromen 602769 01573 605984 Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh Beim Kabuki-Syndrom liegt eine charakteristische Kombination von kleinen äußeren Merkmalen, Fehlbildungen und einer Entwicklungsstörung, oft auch Gedeihstörung im Säuglings- und Kleinkindesalter vor. Charakteristische kraniofaziale Merkmale sind die seitlich verlängert wirkenden Lidspalten mit einer Inversion des lateralen Unterlidrandes, bogenförmige, lateral spärliche Augenbrauen, oft mit einem unbehaarten schmalen Bereich in der Mitte, eine kurze Columella und damit eine flach wirkende Nasenspitze, wenig modellierte, große Ohrmuscheln, an den Händen embryonale Fingerbeerenpolster, Brachy-Klinodaktylie V, gelegentlich Gaumen- oder Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten. Anfangs können Muskelhypotonie, ausgeprägte Gedeihstörung, die eine Sondenernährung erfordert, und ein Herzfehler im Vordergrund stehen, später eine mäßige Entwicklungsverzögerung, gehäufte Otitiden und Infekte sowie bei manchen Patienten Krampfanfälle. Verursacht wird das Kabuki-Syndrom zu ca. 60% durch heterozygote Mutationen im KMT2D-Gen, selten durch Mutationen in KDM6A auf dem X-Chromosom; bei einigen wurde bisher keine Ursache gefunden, so dass genetische Heterogenität vermutet wird. Literatur Micale et al, Orphanet J Rare Dis.; 6: 38 (2011) / Miyake et al, Am J Med Genet A;161A(9):2234 (2013) / Adam et al, GeneReviews “Kabuki syndrome” (2011) Kabuki-Syndrom Basisdiagnostik KDM6A, KMT2D 20,8 kb # EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erkrankung, OMIM, ICD-10, Gene bei Kabuki-Syndrom Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Kabuki-Syndrom 2 300867 Q87.0 XL Kabuki-Syndrom 1 * auch einzeln anforderbar 147920 Q87.0 ** Deletions-/Duplikationsanalyse AD Gen OMIM-Gen KDM6A** 300128 KMT2D*, ** 602113 “Core Genes“ sind fett gedruckt 57 5.8 Makrozephalien Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Eine Makrozephalie, definiert als ein frontookzipitaler Kopfumfang oberhalb der 97. Perzentile, kann verschiedenste Ursachen haben. Abzugrenzen sind eine asymptomatische familiäre Form (sog. benigne Makrozephalie) sowie sekundäre Formen infolge eines Hydrozephalus oder anderer raumfordernder intrakranieller Prozesse wie z.B. Tumoren, Hygrome, Hämatome. Selten wird eine isolierte Verdickung der Schädelkalotte vorliegen. In den meisten anderen Fällen kann eine mehr oder weniger ausgeprägte Megalenzephalie zu Grunde liegen, die wiederum verschiedenste Ursachen haben kann. Nach Ausschluss der o.g. sekundären Ursachen kommen hier in erster Linie seltene genetisch bedingte Erkrankungen in Frage, wie z. B. lysosomale Speichererkrankungen, Leukodystrophien wie M. Alexander, Stoffwechselstörungen der organischen oder der Aminosäuren wie Glutarazidurie oder z. B. ein M. Canavan sowie weitere syndromale Erkrankungen wie z.B. Großwuchssyndrome. Falls die übliche Abklärung mittels bildgebender Verfahren und/oder Stoffwechseluntersuchungen keine Ursache aufdeckt, kann eine genetische Untersuchung mittels Next Generation Sequencing (Gen-Panel Diagnostik), v.a. bei gleichzeitigem Vorhandensein einer Entwicklungsstörung, zur Ursachenklärung beitragen. Basisdiagnostik Makrozephalien EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen EZH2, GCDH, NFIX, NSD1, PTCH1, PTEN, SHANK3 Erweiterte Diagnostik 24,4 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. EZH2, GCDH, NFIX, NSD1, PTCH1, PTEN, SHANK3| AKT3, AMER1, ASPA, BRAF, BRWD3, CBL, CCDC22, CCND2, CDKN1C, CHD8, CUL4B, DIS3L2, DNMT3A, DVL1, DVL3, FOXP1, GFAP, GLI3, GPC3, GRIA3, HEPACAM, HRAS, HUWE1, KIAA0196, KIF7, KPTN, KRAS, LZTR1, MAP2K1, MAP2K2, MED12, MLC1, MTOR, NDUFA1, NONO, NRAS, OFD1, PIGA, PIGN, PIGT, PIGV, PIK3R2, PPP1CB, PPP2R5D, PTCH2, PTPN11, RAB39B, RAF1, RASA2, RIT1, RNF135, ROR2, RRAS, SETD2, SHOC2, SOS1, SOS2, SUFU, TBC1D7, TMCO1, UPF3B, WNT5A, ZDHHC9 180,4 kb 58 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Alexander-Syndrom 203450 E75.- AD Q89.- AD Q87.8 AD PTCH2 *,** 603673 AD CDKN1C 600856 Acrocallosales Syndrom Autismus, Suszeptibilität, 18 200990 Q04.0 615032 Q84.0 109400 Q87.8 Basalzellnävus-Syndrom 109400 Q87.8 Canavan-Krankheit 271900 Bannayan-Riley-Ruvalcaba-Syndrom (BRRS) 153480 Basalzellnävus-Syndrom 109400 Basalzellnävus-Syndrom Beckwith-Wiedemann Syndrom Costello-Syndrom Glutarazidurie Typ 1 Greig-Syndrom Hyperphosphatasie-mentale Retardierung-Syndrom 1 (HPMRS1) / Mabry-Syndrom Intelligenzminderung, ausgeprägte Sprachverzögerung, milde Dysmorphie-Syndrom Kardio-fazio-kutanes Syndrom 2 Kardio-fazio-kutanes Syndrom 3 Kardio-fazio-kutanes Syndrom 4 Kardio-fazio-kutanes-Syndrom 1 Kraniofaziale Dysmorphien, skeletale Anomalien und mentale Retardierung Syndrom Lujan-Fryns-Syndrom Luscan-Lumish Syndrom Makrozephalie, Makrosomie, faziale DysmorphieSyndrom Makrozephalie/Megalenzephalie-Syndrom, autosomal-rezessiv Marshall-Smith-Syndrom Megalenzephale Leukoenzephalopathie mit subkortikalen Zysten Megalenzephale Leukoenzephalopathie mit subkortikalen Zysten 2A Megalenzephale Leukoenzephalopathie mit subkortikalen Zysten 2B 130650 Q87.3 E75.- AR AD AD AD AR 218040 Q87.8 AD 175700 Q87.0 AD 613670 615279 231670 239300 615278 615280 115150 Gen KIF7 GFAP CHD8 PTEN *,** PTCH1 *,** SUFU *,** ASPA HRAS * OMIM-Gen 611254 137780 610528 164040 601309 607035 608034 190020 AR GCDH * 608801 AR PIGV *,** 610274 Q87.2 AD FOXP1 605515 Q87.8 AD MAP2K1 * 176872 AD BRAF * E72.3 F79.- Q87.8 Q87.8 Q87.1 AD AD GLI3 KRAS * MAP2K2 * 165240 190070 601263 164757 AR TMCO1 *,** 614123 Q87.3 AD AD SETD2 *,** RNF135 *,** 612778 248000 Q04.5 AR TBC1D7 *,** 612655 604004 E75.2 213980 309520 616831 614192 602535 Q87.5 Q87.8 Q04.5 XL MED12 NFIX 300188 611358 164005 Q87.3 AD AR MLC1 *,** 605908 613925 E75.2 AR HEPACAM 611642 Megalenzephalie-Polymikrogyrie-postaxiale Polydaktylie-Hydrozephalus-Syndrom 1 613926 E75.2 AD HEPACAM 611642 603387 Q04.8 AD PIK3R2 *,** 603157 Megalenzephalie-Polymikrogyrie-postaxiale Polydaktylie-Hydrozephalus-Syndrom 3 615937 Q04.8 AD AKT3 *,** 611223 603387 Q04.8 AD CCND2 123833 616944 F79.- KPTN 615620 BRWD3 300553 Megalenzephalie-Polymikrogyrie-postaxiale Polydaktylie-Hydrozephalus-Syndrom 2 F79.- AD PPP2R5D *,** 300271 F79.- XL RAB39B *,** 300699 F79.- XL GRIA3 Mentale Retardierung, autosomal dominant 35 616355 Mentale Retardierung, X-chromosomal 72 Mentale Retardierung, X-chromosomal 94 Mentale Retardierung, autosomal rezessiv 41 Mentale Retardierung, X-chromosomal 93 300659 F79.- AR XL Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Makrozephalien 601646 300774 305915 59 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Mentale Retardierung, X-chromosomal, syndromal 15 (Cabezas Typ) 300354 Mentale Retardierung, X-chromosomal, syndromal 14 / Lujan-Fryns-Syndrom ähnlich Mentale Retardierung, X-chromosomal, syndromal 34 Mentale Retardierung, X-chromosomal-syndromal Raymond Typ / Lujan-Fryns-Syndrom-ähnlich Mentale Retardierung, X-chromosomal-syndromal Turner Typ UPF3B OMIM-Gen Q87.8 XL CUL4B 300304 300967 F79.- XL NONO *,** 300084 300799 Q87.8 XL ZDHHC9 300646 300706 Q87.8 XL HUWE1 300697 614080 PIGN *,** 606097 300676 Q87.8 300298 Q87.8 XL AR NDUFA1 *,** 300868 Q87.8 XL PIGA *,** 311770 615398 Q87.8 AR PIGT *,** 610272 - Q87.1 AD RASA2 * 601589 Noonan-Syndrom 4 610733 Q87.1 AD SOS1 * Noonan-Syndrom 8 615355 Q87.1 AD Mitochondrialer Komplex I-Defekt Multiple kongenitale Anomalien-HypotonieKrampfanfälle-Syndrom 1 Multiple kongenitale Anomalien-HypotonieKrampfanfälle-Syndrom 2 Multiple kongenitale Anomalien-HypotonieKrampfanfälle-Syndrom 3 Noonan-Syndrom Noonan-Syndrom Noonan-Syndrom 3 Noonan-Syndrom 6 Noonan-Syndrom 9 Noonan-Syndrom 10 Noonan-Syndrom Phänotyp Noonan-Syndrom Typ 1 Noonan-Syndrom Typ 5 Noonan-Syndrom Typ 7 252010 - 609942 613224 616559 616564 165090 163950 611563 613706 G71.3 F79 AD Q87.1 AD Q87.1 Q87.1 Q87.1 Q87.1 Q87.1 Q87.1 Q87.1 Noonan-Syndrom-ähnlich mit losem Anagenhaar 607721 Q87.0 Osteopathia Striata mit kranialer Sklerose 300373 Q78.8 Noonan-Syndrom-ähnlich mit und ohne juvenile myelomonozytische Leukämie Pallister-Hall-Syndrom Perlman-Syndrom 613563 146510 267000 Q87.0 KRAS * 605182 190070 182530 AD NRAS * AD SOS2 * 601247 AD RRAS * 165090 AD AD RIT1 * LZTR1 PTPN11 * 164790 609591 600574 601728 RAF1 * 164760 AD SHOC2 * 602775 XL AMER1 AD AD AD D33.0 AD Q87.3 RASA3 300078 AR BRAF * 164757 CBL * 156360 GLI3 165240 606230 DIS3L2 300647 614184 Phelan-McDermid-Syndrom 606232 Q93.5 AD SHANK3 *,** Ritscher-Schinzel-Syndrom 2 300963 Q87.8 XL CCDC22 300859 DVL1 601365 AR ROR2 *,** 602337 XL OFD1 300170 NSD1 *,** 606681 Ritscher-Schinzel-Syndrom 1 220210 Q87.8 AR Robinow-Syndrom, autosomal dominant 1 180700 Q87.1 AD Robinow-Syndrom, autosomal dominant 3 616894 Q87.1 AD Robinow-Syndrom, autosomal dominant 2 Robinow-Syndrom, autosomal rezessiv 616331 268310 Simpson-Golabi-Behmel-Syndrom, Typ 1 312870 Smith-Kingsmore Syndrom 616638 Simpson-Golabi-Behmel-Syndrom, Typ 2 Sotos-Syndrom 1 Sotos-Syndrom 2 60 XL Gen 300209 117550 614753 Q87.1 Q87.1 Q87.3 Q87.3 AD XL KIAA0196 WNT5A *,** DVL3 GPC3 F79.- AD MTOR *,** Q87.3 AD NFIX Q87.3 AD 610657 164975 601368 300037 601231 164005 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Weaver-Syndrom 277590 Q87.3 AD Tatton-Brown-Rahman-Syndrom * auch einzeln anforderbar 615879 Q87.3 ** Deletions-/Duplikationsanalyse AD Gen OMIM-Gen EZH2 301573 DNMT3A 602769 5.9 Mikrozephalien, primär, AR (MCPH) - Mikrozephalie-Kleinwuchs-Syndrome Humangenetik Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Autosomal rezessive primäre Mikrozephalien sind sehr seltene Störungen. In der mitteleuropäischen Bevölkerung liegt die Häufigkeit bei ca. 1:1 Mio, in Pakistan bei etwa 1:10.000. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass der Kopfumfang bei Geburt bzw. bereits im letzten Schwangerschaftsdrittel mindestens zwei Standardabweichungen unterhalb des Medianwertes liegt. Im Alter von einem halben Jahr kann die Abweichung -3 Standardabweichungen und mehr betragen. Es handelt sich um eine heterogene Gruppe von derzeit 17 Erkrankungen, deren Gene bekannt sind. Da die einzelnen Formen der primären autosomal-rezessiven Mikrozephalien sich klinisch wenig unterscheiden, kann die molekulargenetische Diagnostik auf eine ursächliche Mutation mittels NGS (Gen-Panel Diagnostik) eine Zuordnung ermöglichen. Literatur: Zaqout et al, Neuroped 11 doi:10.1055/S.-0037-1601448 (2017) / Passemard et al, Handb Clin Neurol III:129 (2013) / Hussain et al, Am J Hum Genet 90:871 (2012) / Genin et al, Hum Mol Genet 21, 24:5306 (2012) / Mahmood et al, Orphanet J Rare Dis 6:39 (2011) / Kaindl et al, Prog Neurobiol 90:363 (2010) / Kousar et al, J Child Neurol 25:715 (2010) / Willems et al, J Med Genet 47:797 (2010) / Rauch et al, Science 319:816 (2008) / Woods et al, Am J Hum Genet 76:717 (2005) / Neitzel et al, Am J Hum Genet 70:1015 (2002) Basisdiagnostik Primäre (a-r) Mikrozephalien EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ASPM, CDK5RAP2, CENPJ, MCPH1, SASS6 24,6 kb PCNT 10,0 kb Erweiterte Diagnostik Basisdiagnostik Mikrozephaler Osteodysplastischer Primordialer Kleinwuchs (MOPD2) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ASPM, CDK5RAP2, CENPJ, MCPH1, SASS6 | PCNT | CASC5, CDK6, CENPE, CEP135, CEP152, MFSD2A, PCNT, PHC1, STIL, WDR62, ZNF335 86,4 kb 61 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei autosomal-rezessiven primären Mikrozephalien Erkrankung OMIM-P ICD-10 MCPH2 604317 Q02 MCPH1 MCPH3 604804 Q02 Q02 STIL 181590 CEP152 613529 608393 Q02 MCPH8 614673 MCPH10 615095 MCPH9 MCPH11 MCPH12 MCPH13 MCPH14 MCPH15 MOPD2 Seckel-Syndrom (SKCL) 4 Seckel-Syndrom (SKCL) 5 * auch einzeln anforderbar 610827 Q02 CDK6 603368 SASS6 616402 PHC1 Q02 CENPE Q02 MFSD2A Q02 210720 Q87.1 613823 Q87.1 613676 609279 ZNF335 Q02 616486 605481 Q02 615414 616402 CENPJ 609173 CEP135 F79.- 616051 CASC5 608201 Q02 614852 616080 613583 ASPM * MCPH6 612703 607117 Q02 Q02 MCPH7 WDR62 OMIM-Gen CDK5RAP2 604321 608716 Gen MCPH1 Q02 MCPH4 MCPH5 62 251200 Q87.1 611423 602978 117143 614397 PCNT 605925 CEP152 613529 CENPJ 609279 “Core Genes“ sind fett gedruckt 5.10 Rett-Syndrom/Rett-Syndrom-ähnliche Erkrankungen Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh Humangenetik Das klassische Rett-Syndrom ist eine X-chromosomal-dominante neurodegenerative Erkrankung (Häufigkeit 1:10.000), die überwiegend beim weiblichen Geschlecht auftritt. Beim klassischen Verlauf verlieren die Kinder nach zunächst unauffälliger Entwicklung zwischen dem 6. und 18. Lebensmonat bereits erworbene Fähigkeiten, v.a. sinnvolle Handfunktionen, sprachliche Äußerungen und soziale Interaktion. Ein Leitsymptom ist die Entwicklung stereotyper Handbewegungen. Weitere Symptome sind verzögertes Wachstum, Mikrozephalie, Gangataxie, Episoden von Apnoe oder Hyperpnoe, Schlafstörungen, zunehmende Skoliose und Krampfanfälle. Die wenigen männlichen Betroffenen zeigen überwiegend eine schwere neonatale Enzephalopathie. Das klassische Rett-Syndrom wird durch Mutationen im MECP2-Gen hervorgerufen. Nicht-klassische, atypische Formen des Rett-Syndroms mit früh einsetzenden Krampfanfällen können durch Mutationen im CDKL5-Gen verursacht sein (siehe auch atypisches Rett-Syndrom, frühkindliche Epilepsie). Mutationen im FOXG1-Gen wurden sowohl bei klassischen als auch bei atypischen Formen des RettSyndroms beschrieben und zeigen eine sehr große klinische Heterogenität. In den letzten Jahren wurden noch einige weitere Gene entdeckt, in denen Mutationen beschrieben wurden, die zu Rett-Syndromähnlichen Krankheitsbildern bzw. Verläufen führen können. Bei Patienten mit Rett-Syndrom-ähnlichen Erkrankungen kann daher eine NGS-Paneldiagnostik indiziert sein, die im Einzelfall zur Diagnose und damit zu genaueren Aussagen zur Prognose und zum Wiederholungsrisiko führen kann. Literatur: Allou et al, Clin Genet doi: 10.1111/cge.12784 (2016) / Le Meur et al, J Med Genet 47:22 (2010) / Tran Mau-Them et al, Eur J Hum Genet 22:289 (2014) / Olson et al, Am J Med Genet A 167:2017 (2015) Basisdiagnostik Rett-Syndrom und ähnliche Erkrankungen EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik CDKL5, FOXG1, IQSEC2, MECP2, MEF2C, NTNG1, STXBP1, TCF4, UBE3A, ZEB2 24,4 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. CDKL5, FOXG1, IQSEC2, MECP2, MEF2C, NTNG1, STXBP1, TCF4, UBE3A, ZEB2| ALDH5A1, ARX, BDNF, FOXP2, KCNA2, KCNQ2, PLP1, SCN2A, SCN8A, SHANK3 52,6 kb 63 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Rett-Syndrom/Rett-Syndrom-ähnlichen Erkrankungen Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 1 308350 G40.4 XL Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 4 612164 G40.4 AD Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 11 613721 G40.3 AD SCN2A* AD KCNA2 Angelman-Syndrom Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 2 / Rett-Syndrom, atypisch Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 7 Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 13 Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 32 Mentale Retardierung, Stereotypien, Epilepsie, und/oder Hirnfehlbildungen 105830 300672 613720 614558 616366 XL CDKL5*, ** AD KCNQ2 602235 SCN8A 600702 MEF2C 600662 AD ZEB2*, ** 606232 Q93.5 AD SHANK3** Q84.2 XL MECP2*, ** - NTNG1 312750 F79.- E75.2 Q87.0 AD STXBP1* AD 610954 Rett-Syndrom ähnlich G40.4 300382 Q43.1 312080 Rett-Syndrom G40.4 ARX*, ** 235730 Pelizaeus-Merzbacher-Syndrom Pitt-Hopkins-Syndrom G40.4 OMIM-Gen UBE3A*, ** Q93.5 309530 Phelan-McDermid-Syndrom G40.4 Gen AD 613443 Mentale Retardierung, X-chromosomal 1/78 Mowat-Wilson-Syndrom Q93.5 XL XL AD TCF4*, ** BDNF Q84.2 AD FOXG1*, ** Succinat-Semialdehyd-Dehydrogenase-Mangel 271980 E72.8 AR ALDH5A1 * auch einzeln anforderbar 602081 F80.- ** Deletions-/Duplikationsanalyse AD 176262 300401 613454 Sprech- und Sprachstörungen Typ 1 182390 PLP1 Rett-Syndrom, kongenitale Variante F84.2 602926 300522 Q87.8 - 300203 IQSEC2 - Rett-Syndrom ähnlich - 601623 FOXP2 605802 606230 602272 300005 113505 608818 164874 605317 610045 “Core Genes“ sind fett gedruckt 5.11 Robinow-Syndrom Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Beim Robinow-Syndrom handelt es sich um eine seltenes genetisch bedingtes Syndrom, dessen Leitsymptome charakteristische kraniofaziale Merkmale (prominente Stirn und flaches Mittelgesicht, kurze Nase mit evertierter Nasenbodenebene, weiter Augenabstand), ein Kleinwuchs mit mesomeler Verkürzung v.a. der oberen Extremität, Brachyklinodaktylie V und ein hypoplastisches Genitale v.a. im männlichen Geschlecht sind. Bei 80-90% sind die kognitiven Fähigkeiten normal. Bei 10-20% wird eine Entwicklungsstörung beschrieben. Die Erstbeschreibung durch Meinhard Robinow et al (1969) an einer Familie mit Betroffenen in sechs Generationen ließ auf eine autosomal-dominante Vererbung schließen. Betroffene Geschwister bei gesunden Eltern, v.a. bei Konsanguinität, zeigten, dass es auch eine autosomal-rezessiv vererbte Form gibt. Als Ursache dieser Form wurden Mutationen in ROR2 gefunden [Afzal et al, (2000), van Bokhoven et al (2000)], eine Tyrosin-Kinase, deren Mutationen auch eine autosomal-dominante Form der Brachydaktylie B verursachen. Als genetische Ursache der autosomal-dominant vererbten Form in der Familie aus der Erstbeschreibung wiesen Person et al (2010) Mutationen im WNT5A-Gen nach, 2015 wurden als weitere Ursache Mutationen in den Genen DVL1 und DVL3 gefunden (White et al). Damit werden genetisch derzeit drei Formen unterschieden; klinisch sind die dominanten Formen ähnlich, die rezessive Form scheint mit einem deutlicheren Minderwuchs und zusätzlichen Skelettfehlbildungen im Bereich der Rippen und Wirbelkörper verbunden zu sein. Literatur White et al, AJHG, 98,553 (2016) / White et al, AJHG 96,645 (2015) / Person et al, Dev Dyn 239,327 (2010) / van Bokhoven et al, Nat Genet 25,423 (2000) / Afzal et al, Nat Genet 25,419 (2000)/ Robinow et al, Am J Dis Child 117,645 (1969) 64 Basisdiagnostik Robinow-Syndrom # EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Robinow-Syndrom Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Robinow-Syndrom, autosomal dominant 2 616331 Q87.1 AD Robinow-Syndrom, autosomal dominant 1 Robinow-Syndrom, autosomal dominant 3 Robinow-Syndrom, autosomal rezessiv 180700 616894 268310 Q87.1 Q87.1 Q87.1 8,1 kb 5.12 Rubinstein-Taybi-Syndrom (RTS) OMIM-Gen DVL1 601365 164975 601368 DVL3 AD AR Gen WNT5A AD Humangenetik DVL1, DVL3, ROR2, WNT5A 602337 ROR2 “Core Genes“ sind fett gedruckt Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Das Rubinstein-Taybi-Syndrom ist gekennzeichnet durch die Leitsymptome Intelligenzminderung, postnatale Wachstumsverzögerung mit reduzierter Endgröße, Mikrozephalie und faziale Merkmale wie ein tiefer Haaransatz, breite, gebogene Augenbrauen, Lidachsenverlauf nach außen unten, im Profil Ansatz der Columella unterhalb der Nasenflügel, Retrognathie, Zahnanomalien, sowie breite, oft nach radial abgewinkelte Daumen und breite Großzehen. Beim Lachen kann es zu einem charakteristischen Gesichtsausdruck mit nahezu geschlossenen Augen kommen. Häufig treten Krampfanfälle auf. Das Rubinstein-Taybi-Syndrom tritt in aller Regel sporadisch auf. Die Prävalenz wird auf ca. 1:100.000-125.000 geschätzt. Als Ursache für das Rubinstein-Taybi-Syndrom sind bisher zum einen Mutationen im CREBBP-Gen (ca. 50-70 %), welches für das Cyclisches-AMP-regulierte Enhancer-Bindeprotein codiert, bekannt. Zudem wurden Mutationen im EP300Gen (ca. 5%) beschrieben, das für das E1A-Bindeprotein p300 codiert. Diese beiden Proteine sind als transkriptionelle Co-Aktivatoren in vielen Signalwegen innerhalb der Zelle involviert (z.B. DNA-Reparatur, Wachstum, Differenzierung, Apoptose). Literatur Milani et al. (2015) Pediatr.;41:4/ Stevens et al.(2014) Gene reviews / Bartsch et al, Am J Med Genet 152A:181 (2010) / Schorry et al, Am J Med Genet 146A:2512 (2008) Basisdiagnostik Rubinstein-Taybi-Syndrom Hum Genet Bartschund et al, Hum Genet 117:485 (2005) / Wiley et al, Am J Med Genet 119:101 (2003) EBM Kap14:981 11.4.3,(2006) GOP /11513 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen # CREBBP, EP300 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Rubinstein-Taybi-Syndrom Erkrankung OMIM-P ICD-10 Rubinstein-Taybi Syndrom 2 613684 Q87.2 Rubinstein-Taybi Syndrom 1 * auch einzeln anforderbar 180849 ** Deletions-/Duplikationsanalyse Q87.2 14,6 kb Gen OMIM-Gen EP300 ** 602700 CREBBP *,** 600140 “Core Genes“ sind fett gedruckt 65 5.13 Sprachentwicklungsstörungen Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh Basisdiagnostik Sprachentwicklungsstörungen EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen FOXP1, FOXP2, KANSL1, NRXN1, SETBP1 Erweiterte Diagnostik 17,0 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. FOXP1, FOXP2, KANSL1, NRXN1, SETBP1| DYRK1A, MBD5, RAI1, SHANK3 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Sprachentwicklungsstörungen Erkrankung Intelligenzminderung, ausgeprägte Sprachverzögerung, milde Dysmorphie-Syndrom Koolen-De Vries-Syndrom OMIM-P ICD-10 610443 Q93.5 614104 F79.- 613670 Mentale Retardierung, autosomal dominant 1 156200 Mentale Retardierung, autosomal dominant 29 616078 Mentale Retardierung, autosomal dominant 7 Phelan-McDermid-Syndrom Pitt-Hopkins ähnliches Syndrom 1 Smith-Magenis-Syndrom Sprech- und Sprachstörungen Typ 1 Q87.2 AD KANSL1 AD DYRK1A - SHANK3** F79.- AD 182290 Q93.5 602081 FOXP1 AD Q93.5 F80.- F80.- ** Deletions-/Duplikationsanalyse Gen AD F79.- 606232 610042 Vererbung 38,6 kb - AD AD OMIM-Gen 605515 612452 MBD5 611472 SETBP1 611060 NRXN1 600565 FOXP2 605317 RAI1 600855 606230 607642 5.14 Tubulinopathien Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Sandra Wilson Tubulinopathien stellen ein breites, überlappendes Spektrum von angeborenen Gehirnfehlbildungen dar, welche durch Mutationen in einem von sieben Genen verursacht werden, die für die verschiedenen Isotypen des Tubulins kodieren. Gehirnfehlbildungen im Rahmen von Tubulinopathien können sich unter anderem in Form einer Lissenzephalie manifestieren, im Sinne einer klassischen Lissenzephalie, einer Lissenzephalie mit zerebellärer Hypoplasie, einer Lissenzephalie mit Agenesie des Corpus callosum, oder auch einer Lissenzephalie mit Pachygyrie. Weitere häufige Fehlbildungen sind eine Polymikrogyrie-ähnliche kortikale Dysplasie, eine rarefizierte Gyrierung, oder auch eine Mikrolissenzephalie, oft in Kombination mit dysplastischen Basalganglien, Corpus callosum-Auffälligkeiten, sowie Hypoplasien oder Dysplasien des Stammhirns und Zerebellums. Klinische Symptome sind unter anderem eine globale Entwicklungsstörung, Epilepsien, oft auch eine primäre Mikrozephalie und Augenbeteiligungen verschiedenster Ausprägung. Die Diagnosestellung erfolgt in der Regel anhand der spezifischen Befunde der Gehirnfehlbildungen, eine molekulargenetische Bestätigung 66 der Verdachtsdiagnose kann anhand der Untersuchung der sieben bekannten Gene erfolgen, die für die verschiedenen Isotypen des Tubulins kodieren. Die meisten Tubulinopathien folgen einem autosomaldominanten Erbgang und werden meist durch spontan entstandene (de novo) Neumutationen in einem der folgenden sechs Gene verursacht: TUBA1A, TUBB2A, TUBB2B, TUBB3, TUBB und TUBG1. Selten können auch homozygote oder compound-heterozygote Mutationen im TUBA8-Gen identifiziert werden, die einem autosomal-rezessiven Erbgang folgen. Literatur Basisdiagnostik # Tubulinopathien / Hirnfehlbildungen EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen TUBA1A, TUBA8, TUBB, TUBB2A, TUBB2B, TUBB3, TUBG1 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Tubulinopathien Erkrankung α-Tubulinopathie - Kortikale Dysgenese mit pontozerebelläre Hypoplasie 8 OMIM-P 613180 ICD-10 Q04.- Vererbung 9,4 kb Gen AR TUBA8 OMIM-Gen 605742 β-Tubulinopathie - Kortikale Dysgenese mit pontozerebelläre Hypoplasie 1 614039 Q04.- AD AD TUBA1A* TUBB3* 602661 β-Tubulinopathie - Kortikale Dysgenese mit pontozerebelläre Hypoplasie 5 615763 Q04.- AD TUBB2A 615101 β-Tubulinopathie - Kortikale Dysgenese mit pontozerebelläre Hypoplasie 6 615771 Q04.- AD TUBB* 191130 β-Tubulinopathie - Kortikale Dysgenese mit pontozerebelläre Hypoplasie 7 612850 Q04.- AD TUBB2B* 610031 ɣ-Tubulinopathie - Kortikale Dysgenese mit pontozerebelläre Hypoplasie 4 615412 Q04.- AD TUBG1 191135 α-Tubulinopathie - Lissenzephalie 3 611603 Q04.- Humangenetik Bahi-Buisson et al, GeneReview 1993 (2016) / Mirzaa et al, Am J Med Genet C Semin Med Genet 166C(2):117 (2014) / Fallet-Bianco et al, Acta Neuropathol Commun 25 (2):69 (2014) 602529 * auch einzeln anforderbar 67 5.15 X-Gebundene Mentale Retardierung Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh X-Gebundene Mentale Retardierung Individuell konfigurierbare MGPS Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * ACSL4 (2.1 kb) * AMER1 (3.4 kb) * ARX (1.7 kb) * BCOR (5.3 kb) * CDKL5 (3.1 kb) * DCX (1.3 kb) * DMD (11.1 kb) * GDI1 (1.3 kb) * HCCS (0.8 kb) * HUWE1 (13.1 kb) * IQSEC2 (4.5 kb) * L1CAM (3.8 kb) * MBTPS2 (1.6 kb) * NAA10 (0.7 kb) * NLGN3 (2.5 kb) * OCRL (2.7 kb) * PAK3 (1.7 kb) * PHF6 (1.1 kb) * PORCN (1.4 kb) * RAB39B (0.6 kb) * SLC6A8 (1.9 kb) * SYN1 (2.1 kb) * TIMM8A (0.3 kb) * USP9X (7.7 kb) * ZNF711 (2.3 kb) 68 * AGTR2 (1.1 kb) * AP1S2 (0.5 kb) * ATP6AP2 (1.1 kb) * BRWD3 (5.4 kb) * CLCN4 (2.3 kb) * DDX3X (2.0 kb) * FGD1 (2.9 kb) * GK (1.7 kb) * HCFC1 (6.1 kb) * IDS (1.6 kb) * KDM5C (4.7 kb) * LAMP2 (1.2 kb) * MECP2 (1.5 kb) * NDP (0.4 kb) * NLGN4X (2.4 kb) * OFD1 (3.0 kb) * PCDH19 (3.4 kb) * PHF8 (3.2 kb) * PQBP1 (0.8 kb) * RBM10 (3.0 kb) * SLC9A6 (2.1 kb) * SYP (0.9 kb) * TSPAN7 (0.7 kb) * WDR45 (1.1 kb) * ZNF81 (2.0 k) * AIFM1 (1.8 kb) * ARHGEF6 (2.3 kb) * ATP7A (4.5 kb) * CASK (2.8 kb) * CLIC2 (0.7 kb) * DKC1 (1.5 kb) * FLNA (7.9 kb) * GPC3 (1.8 kb) * HDAC8 (1.1 kb) * IKBKG (1.5 kb) * KDM6A (4.4 kb) * LAS1L (2.2 kb) * MED12 (6.5 kb) * NDUFA1 (0.2 kb) * NONO (1.4 kb) * OPHN1 (2.4 kb) * PDHA1 (1.3 kb) * PIGA (1.5 kb) * PRPS1 (1.0 kb) * RPS6KA3 (2.2 kb) * SMC1A (3.7 kb) * TAF1 (5.7 kb) * UBE2A (0.5 kb) * ZDHHC15 (1.0 kb) * ALG13 (3.4 kb) * ARHGEF9 (1.5 kb) * ATRX (7.5 kb) * CCDC22 (1.9 kb) * CUL4B (2.7 kb) * DLG3 (2.5 kb) * FTSJ1 (1.0 kb) * GRIA3 (2.7 kb) * HPRT1 (0.7 kb) * IL1RAPL1 (2.1 kb) * KIAA2022 (4.5 kb) * MAOA (1.6 kb) * MID1 (2.0 kb) * NHS (5.0 kb) * NSDHL (1.1 kb) * OTC (1.1 kb) * PGK1 (1.3 kb) * PLP1 (0.8 kb) * PTCHD1 (2.7 kb) * SLC16A2 (1.6 kb) * SMS (1.1 kb) * THOC2 (4.8 kb) * UPF3B (1.4 kb) * ZDHHC9 (1.1 kb) Erkrankung OMIM-P ICD-10 Alpha-Thalassämie-X-chromosomale IntelligenzminderungSyndrom 301040 D56.0 Allan-Herndon-Dudley-Syndrom 300523 Arts-Syndrom 301835 Autismus Suszeptibilität, X-chromosomal 2 / Mentale Retardierung, X-chromosomal 300495 Asperger-Syndrom Suszeptibilität, X-chromosomal 1 F79.- F79.- 311850 300830 Q84.0 PTCHD1 300828 300615 Q87.8 MAOA 309850 NSDHL 300275 SMC1A 300040 301900 300884 CK-Syndrom 308050 Cornelia-de-Lange-Syndrom 2 300590 Cornelia-de-Lange-Syndrom 5 PRPS1 NLGN4X Brunner-Syndrom Cowchock-Syndrom 300032 300095 Q84.0 Autismus, Suszeptibilität, X-chromosomal 4 Coffin-Lowry Syndrom ATRX 300336 Q84.5 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1s / Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 36 OMIM-Gen NLGN3 300494 Borjeson-Forssman-Lehmann-Syndrom Gen SLC16A2 303600 300882 Q87.8 E77.8 - PHF6* ALG13 Q87.0 RPS6KA3 Q87.- HDAC8 Q87.- 310490 G60.0 AIFM1 300427 300414 300776 300075 300269 300169 305000 E74.0 Q82.8 LAMP2 DKC1 300126 Epilepsie, X-chromosomal, mit variablen Lernproblemen und Verhaltensauffälligkeiten 300491 Q87.8 SYN1 313440 Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 1 308350 305600 Q82.8 300672 G40.4 Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 8 300607 Danon-Krankheit / Glykogenose durch LAMP-2-Mangel 300257 Dyskeratosis congenita, X-chromosomal (Zinsser-Cole-Engman-Syndrom) Fokale dermale Hypoplasie Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 2 / Rett-Syndrom, atypisch Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 9 Glycerol-Kinase Defizienz 300088 307030 Glykogenose durch Phosphoglycerat-Kinase 1-Mangel 300653 Hydrocephalus durch Aquaedukt-Stenose 307000 Heterotopie, periventrikulär nodulär IFAP-Syndrom mit oder ohne BRESHECK-Syndrom Incontinentia pigmenti / Bloch-Sulzberger-Syndrom Intelligenzminderung, X-chromosomal, mit Mikrozephalie, Hirnstamm- und Kleinhirn-Hypoplasie Kabuki-Syndrom 2 Kreatin-Transporter-Mangel, X-chromosomal Lesch-Nyhan-Syndrom G40.4 G40.4 ARHGEF9 PCDH19*, ** E74.0 PGK1 E74.8 300294 MBTPS2 Q04.3 CASK 300749 300867 300352 300322 E79.1 HPRT1 Lowe-Syndrom 309000 F72.0 309520 IKBKG KDM6A** Q11.2 300067 L1CAM Q87.0 E72.8 Q04.3 Q87.8 300429 300460 300017 Q87.8 Q82.3 300203 FLNA* 308205 308300 300651 300382 300474 Q04.8 Q04.8 309060 GK 300049 309801 Lujan-Fryns-Syndrom CDKL5*, ** G40.4 Lineare Hautdefekte mit multiplen kongenitalen Anomalien 1 Lissenzephalie, X-chromosomal PORCN ARX*, ** SLC6A8 311800 308840 300248 300172 300128 300036 308000 HCCS 300056 OCRL 300535 DCX MED12 Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei X-gebundene Mentaler Retardierung 300121 300188 69 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Mentale Retardierung, X-chromosomal 1/78 309530 F79.- Menkes-Syndrom Mentale Retardierung, X-chromosomal 3 (Methylmalon-Azidämie und Homocysteinämie, cblX Typ) E83.0 309541 E71.1 Mentale Retardierung, X-chromosomal 9 309549 F79.- Mentale Retardierung, X-chromosomal 19 300844 F79.- Mentale Retardierung, X-chromosomal 12/35 Mentale Retardierung, X-chromosomal 21/34 Mentale Retardierung, X-chromosomal 30/47 Mentale Retardierung, X-chromosomal 41 Mentale Retardierung, X-chromosomal 45 300957 300143 300558 300849 300498 Gen OMIM-Gen IQSEC2 300522 ATP7A HCFC1 FTSJ1 IL1RAPL1 300206 F79.- GDI1 300104 F79.F79.- RPS6KA3 PAK3 ZNF81 ARHGEF6 Mentale Retardierung, X-chromosomal 58 300210 F79.- TSPAN7 F79.- RAB39B Mentale Retardierung, X-chromosomal 72 Mentale Retardierung, X-chromosomal 88 Mentale Retardierung, X-chromosomal 90 Mentale Retardierung, X-chromosomal 91 Mentale Retardierung, X-chromosomal 93 300387 300271 300852 300850 300577 300659 300157 AGTR2 300034 F79.- ZDHHC15 300576 GRIA3 F79.F79.- F79.- Mentale Retardierung, X-chromosomal 97 300803 F79.- Mentale Retardierung, X-chromosomal 99 Mentale Retardierung, X-chromosomal 102 300912 300919 300958 314998 300267 ACSL4 F79.- F79.- Mentale Retardierung, X-chromosomal 98 300142 302910 300699 300802 300075 CLCN4 F79.- Mentale Retardierung, X-chromosomal 94 Mentale Retardierung, X-chromosomal 96 300499 F79.- F79.- Mentale Retardierung, X-chromosomal 63 300019 300395 300436 300114 300011 THOC2 F79.- Mentale Retardierung, X-chromosomal 46 Mentale Retardierung, X-chromosomal 49/15 F79.- F79.F79.F79.- DLG3 300096 300774 300189 BRWD3 300553 SYP 313475 305915 ZNF711 314990 USP9X 300072 300556 KIAA2022 DDX3X 300524 300160 Mentale Retardierung, X-chromosomal mit Epilepsie (syndromal, Hedera Typ) 300423 F79.- ATP6AP2 300486 Q04.3 OPHN1 300127 Mentale Retardierung, X-chromosomal, Snyder-Robinson Typ 309583 Q87.8 Q87.8 UPF3B SMS 300105 Mentale Retardierung, X-chromosomal, syndromal 15 (Cabezas Typ) 300354 Q87.8 CUL4B 300304 Mentale Retardierung, X-chromosomal, syndromal 32 300886 F79.- CLIC2 300138 Mentale Retardierung, X-chromosomal, syndromal 34 300967 F79.- NONO Mentale Retardierung, X-chromosomal, mit zerebellärer Hypoplasie und typischem fazialen Aspekt Mentale Retardierung, X-chromosomal, syndromal 14 / Lujan-Fryns-Syndrom ähnlich Mentale Retardierung, X-chromosomal, syndromal 33 300676 300966 F79.- TAF1 300298 313650 300084 300534 Q87.8 KDM5C 314690 Mentale Retardierung, X-chromosomal-syndromal 5 (Pettigrew-Syndrom) 304340 Q87.8 AP1S2 300629 305400 Q87.1 FGD1 300546 Mentale Retardierung, X-chromosomal-syndromal Christianson Typ 300243 Q87.8 SLC9A6 300231 Mentale Retardierung, X-chromosomal, syndromal Claes-Jensen Typ Mentale Retardierung, X-chromosomal-syndromal 16 (Aarskog-Scott-Syndrom) 70 309400 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Q87.8 UBE2A*, ** Gen OMIM-Gen Mentale Retardierung, X-chromosomal-syndromal Raymond Typ / Lujan-Fryns-Syndrom-ähnlich 300799 Q87.8 ZDHHC9 300646 Mentale Retardierung, X-chromosomal-syndromal Turner Typ 300706 Q87.8 HUWE1 Mikrophthalmie Typ Lenz 300166 Q11.2 Mentale Retardierung-Syndrom, X-chromosomal, Siderius Typ Mitochondrialer Komplex I-Defekt 300860 300263 Mukopolysaccharidose Typ 2 (Hunter-Syndrom) Multiple kongenitale Anomalien-Hypotonie-KrampfanfälleSyndrom 2 Nance-Horan-Syndrom G31.8 TIMM8A 300356 300868 Q87.8 PIGA 311770 302350 Q87.0 310600 H35.5 304700 309900 300894 Ogden-Syndrom 300855 Opitz GBBB-Syndrom, Typ 1 G71.3 E76.1 NDUFA1 IDS** NDP 300658 MID1 300552 F84.- NAA10 Osteopathia Striata mit kranialer Sklerose 300373 Q78.8 AMER1 Pyruvat-Dehydrogenase E1-alpha-Mangel 312170 E74.4 PDHA1 F84.2 MECP2*, ** Q87.3 GPC3 Pelizaeus-Merzbacher-Syndrom Renpenning-Syndrom Rett-Syndrom Simpson-Golabi-Behmel-Syndrom, Typ 1 Simpson-Golabi-Behmel-Syndrom, Typ 2 Wilson-Turner mentales Retardierungs-Syndrom, X-chromosomal * auch einzeln anforderbar E75.2 309500 Q87.5 300963 Q87.8 300209 Q87.3 312750 Ritscher-Schinzel-Syndrom 2 TARP-Syndrom 312080 E72.4 312870 311900 309585 Q87.8 F79.- 300823 300457 WDR45 Q87.8 311250 300078 NHS G23.0 300000 Ornithine transcarbamylase deficiency 300697 300560 300485 Neurodegeneration mit Eisenspeicherung im Gehirn Typ 5 Norrie-Krankheit PHF8 BCOR* 252010 Mohr-Tranebjaerg-Syndrom Q87.8 312180 OTC PLP1 PQBP1 300526 300013 300461 300647 300401 300502 300463 300005 CCDC22 300859 OFD1 300170 LAS1L 300964 RBM10 Humangenetik Mentale Retardierung, X-chromosomal-syndromal Nascimento Typ 300037 300080 ** Deletions-/Duplikationsanalyse 71 6. Fiebersyndrome 6.1 Hereditäre periodische Fiebersyndrome (HPF) Dr. rer. nat. Barbara Bangol, Dr. med. Kaimo Hirv Fieber ist ein häufiges Symptom im Kindesalter, welches nicht immer auf einen gewöhnlichen Infekt zurückzuführen ist. Wurden Infektionen, autoimmune und maligne Erkrankungen ausgeschlossen, kann ein angeborenes/hereditäres periodisches Fiebersyndrom (HPF) vorliegen. HPF-Syndrome gehören zu den autoinflammatorischen Erkrankungen, die durch eine Fehlregulation der angeborenen Immunantwort verursacht werden. HPF-Syndrome zeichnen sich durch rezidivierende Fieberschübe aus, begleitet von einer systemischen Entzündungsreaktion (erhöhtes CRP, Serum-Amyloid-Protein A), die insbesondere die Haut, Schleimhäute, seröse Grenzflächen und Gelenke betrifft und bei einigen Erkrankungen zu einer sekundären Amyloidose führen kann. Da die differenzialdiagnostische Abklärung aufgrund der Ähnlichkeit und Variabilität der Symptome oft schwierig ist, stellt die genetische Diagnostik mittels NGS eine Möglichkeit der Ursachenfindung dar. Literatur Bangol et al, J Lab Med (2015) / ter Haar et al, Ann Rheum Dis 74:1636 (2015) / Federici et al, Ann Rheum Dis 74:799 (2015) / de Jesus et al, Ann Rev Immunol 33:823 (2015) / Federici et al, Best Pract Res Clin Rheumatol 28:263 (2014) / Grumbt (Bangol) et al, Kinderärztliche Praxis 82:232 (2011) / Shinar et al, Ann Rheum Dis 71:1599 (2012) # Basisdiagnostik Hereditäre periodische Fiebersyndrome EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ELANE, IL1RN, IL36RN, LPIN2, MEFV, MVK, NLRC4, NLRP12, NLRP3, NOD2, PSMB8, PSTPIP1, TMEM173, TNFRSF1A 25,0 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei hereditären periodischen Fiebersyndromen Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Blau-Syndrom 186580 M08.9 AD Familiäres Kälte-assoziiertes autoinflammatorisches Syndrom Typ I 120100 Autoinflammation, Lipodystrophie und Dermatose Syndrom (ALDD) - - Gen OMIM-Gen NOD2 605956 NLRP3* 606416 PSMB8 177046 606416 L50.2 - - NLRP3* 611762 E85.0 - NLRP12 609648 Familiäres Kälte-assoziiertes autoinflammatorisches Syndrom Typ IV 616115 - - NLRC4 606831 Hyper-IgD-und-periodisches-Fiebersyndrom 260920 R77.1 - - MEFV* Interleukin-1-Rezeptorantagonist-Defizienz 612852 M86.9 - TMEM173 612374 609628 L40.1 AR M86.39 AR IL36RN 605507 E88.8 - MVK* 251170 604416 M08.9 AD 162800 - - CINCA-Syndrom Familiäres Kälte-assoziiertes autoinflammatorisches Syndrom Typ II Familiäres Mittelmeerfieber Infantile STING-assoziierte Vaskulopathie (SAVI) Interleukin-36-Rezeptorantagonist-Defizienz Majeed-Syndrom Mevalonazidurie Muckle-Wells-Syndrom PAPA-Syndrom TNF-Rezeptor-1-assoziiertes periodisches Syndrom Zyklische Neutropenie * auch einzeln anforderbar 72 256040 607115 249100 615934 614204 610377 191900 142680 E85.0 E85.0 - E85.0 R50.9 - - - MVK* IL1RN LPIN2 608107 251170 147679 605519 NLRP3* 606416 TNFRSF1A* 191190 PSTPIP1 ELANE 606347 130130 “Core Genes“ sind fett gedruckt 7. Herzerkrankungen 7.1 Arrhythmogene Erkrankungen Dr. rer. nat. Christoph Marschall Humangenetik Zu den arrhythmogenen Erkrankungen zählen zum einen die primären Arrhythmiesyndrome, bei denen es sich um die Ionenkanalerkrankungen des Herzmuskels handelt, und zum anderen die Kardiomyopathien mit Arrhythmierisiko. Die drei häufigsten Ionenkanalerkrankungen sind das Long-QT-Syndrom (LQTS), das Brugada-Syndrom (BrS) und die catecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie (CPVT). Bei den Kardiomyopathien sind die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM), die dilatative Kardiomyopathie (DCM) sowie die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie (ARVD) von besonderer Bedeutung. Die meisten Formen dieser Erkrankungen folgen einem autosomal-dominanten Erbgang mit unvollständiger Penetranz und variabler Ausprägung. Die wichtigsten ursächlichen Gene sind bereits seit einigen Jahren bekannt. Eine genetische Diagnostik wird in den meisten Fällen als sinnvoll erachtet (s. Ackerman et al, Europace 13:1077, 2011). Sie dient häufig zur Diagnosesicherung, kann aber auch prognostische oder therapeutische Bedeutung haben. Nach Identifikation der ursächlichen Mutation beim Indexpatienten ist die gezielte Analyse der Blutsverwandten von besonderem Nutzen bei den Ionenkanalerkrankungen. Aufgrund der therapeutischen Konsequenzen wird die prädiktive Diagnostik auch bei Minderjährigen uneingeschränkt empfohlen. Bei den Kardiomyopathien hingegen sollte die Indikation zur prädiktiven Diagnostik insbesondere bei Minderjährigen im Rahmen der genetischen Beratung sorgfältig abgewogen werden. Einerseits kann es für die Interpretation einiger Mutationen hilfreich sein, die Segregation in der Familie zu überprüfen. Andererseits ist aufgrund der eingeschränkten Therapiemöglichkeiten (Ausnahme: DCM mit LMNAMutation) der Nachweis einer Mutation eher belastend. Die molekulargenetische Diagnostik aller hier verfügbaren arrhythmogenen Erkrankungen basiert auf der DNA-Sequenzierung der bekanntermaßen ursächlichen Gene (Gen-Panel Diagnostik). Die Analyse bzw. die Auswertung der Ergebnisse erfolgt indikationsbezogen und stufenweise. In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Gene, die in ursächlichem Zusammenhang mit den arrhythmogenen Erkrankungen stehen drastisch erhöht. Dennoch finden sich bei den Ionenkanalerkrankungen (LQTS, BrS, CPVT) und der ARVD auch bei Analyse aller bekannten Gene 90-95% der Mutationen in wenigen Hauptgenen. Zur Erreichung einer möglichst hohen diagnostischen Sensitivität kann es daher wie beim LQTS sinnvoller sein, die Hauptgene KCNQ1, KCNH2 und SCN5A auch auf große Deletionen zu untersuchen, als möglichst alle bekannten Gene zu analysieren. Hinzu kommt, dass sich aus der Analyse der selten betroffenen Gene oft unklare Ergebnisse oder Zusatzbefunde ergeben. Folglich beschränken sich auch die aktuellen Empfehlungen zur Diagnostik oft auf die Hauptgene. Im Gegensatz zu den Ionenkanalerkrankungen sind die Ursachen der HCM und der DCM noch wesentlich heterogener. Hier bietet sich eine Gen-Panel Diagnostik unter Einsatz von NGS an. Diese Technologie ermöglicht die parallele Analyse von derzeit über 50 kardiologisch relevanten Genen in einem Ansatz. Hierzu zählt auch Titin (TTN), das größte menschliche Gen, das in ca. 25% der DCM-Fälle in ursächlichem Zusammenhang gesehen wird. Allerdings ist die Interpretation der NGS-Ergebnisse nach wie vor eine große Herausforderung. Beispielsweise ist derzeit eine Validierung der TTN-Mutationen durch Segregationsanalysen nötig. Daher sollte die Analyse dieses Gens eventuell auf größere Familien mit mehreren Betroffenen beschränkt bleiben. Der Einsatz von NGS ist in ausgewählten Fällen auch bei den Ionenkanalerkrankungen vorteilhaft, wenn die Differenzialdiagnose schwierig ist und primär mehrere Verdachtsdiagnosen im Raum stehen. Literatur Medeiros-Domingo et al, Europace epub ahead of print (2016) / Schulze-Bahr et al, Kardiologe DOI 10.1007/s12181-0140636-2 (2015) / Mogensen et al, Eur Heart J 36:1367 (2015) / Abriel et al, Gene 517:1 (2013) / Beckmann et al, pädiat prax 80:31 (2013) / Campuzano et al, J Med Genet 50:280 (2013) / Sikkema-Raddatz et al, Human Mutat 34:1035 (2013) / Kaufman et al, JACC 60:1419 (2012) / Herman et al, N Engl J Med 366:619 (2012) / Ackerman et al, Europace 13:1077 (2011) / Tester et al, Am J Cardiol 106:1124 (2010) 73 Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei arrhythmogenen Erkrankungen. Die einzelnen Subpanels sind farblich voneinander abgegrenzt, "Core Genes" sind fett gedruckt. 7.1.1 Arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie (ARVD) Dr. rer. nat. Christoph Marschall Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie (ARVD) ist eine meist autosomal-dominant vererbte Erkrankung des Herzmuskels, bei der das Myokard progredient durch Fett- und Bindegewebe ersetzt wird. Durch den bindegewebigen Umbau, von dem vorwiegend der rechte Ventrikel betroffen ist, kommt es zunächst zu einer Störung der Reizleitung mit ventrikulären Arrhythmien, Palpitationen oder Synkopen. Im EKG zeigen sich typischerweise Epsilon-Wellen und bei rechts-präkordialer Ableitung eine invertierte TWelle mit verbreitertem QRS-Komplex. In der Regel werden die Arrhythmien, die zum plötzlichen Herztod führen können, durch körperliche Anstrengungen ausgelöst. Ungefähr 1/3 der Indexpatienten sterben plötzlich im Alter von 14-20 Jahren. Dieses Alter scheint eine vulnerable Periode für fatale Arrhythmien zu sein. Die Hälfte der Anlageträger entwickelt jedoch erst im Alter von über 50 Jahren eine klinische Symptomatik und ungefähr 1/3 erkranken auch bis ins hohe Alter nicht. Die Häufigkeit der ARVD wird auf 1:5.000 geschätzt, etwa die Hälfte der Fälle zeigen eine familiäre Häufung. Inzwischen sind über zehn verschiedene Formen der ARVD beschrieben. Die häufigsten Formen werden durch Mutationen in Genen verursacht, die für Bestandteile der Desmosomen (Zell-Zell-Verbindungen) kodieren. Mit der molekulargenetischen Analyse der Gene für Desmoplakin (DSP), Plakophilin-2 (PKP2) und Desmoglein-2 (DSG2) sind in ca. 50-60% der Patienten Mutationen nachweisbar. Weitere Ursachen der erblichen Form der ARVD/C können in ca. 5% der Fälle in Mutationen anderer Gene desmosomaler Proteine wie Plakoglobin (JUP) und Desmocollin-2 (DSC2) sowie sonstiger Gene wie Transmembran-Protein 43 (TMEM43) und Transforming growth factor beta-3 (TGFB3) liegen. In ca. 40% der ARVD/C-Fälle kann bislang keine genetische Ursache nachgewiesen werden. Literatur Medeiros-Domingo et al, Europace epub ahead of print (2016) / Bhonsale et al, Eur Heart J 36:847 (2015) / Campuzano et al, J Med Genet 50:280 (2013) / Kapplinger et al, J Am Coll Cardiol 57:2317 (2011) / Quarta et al, Circulation 123:2701 (2011) / Ackerman et al, Europace 13:1077 (2011) / Fressart et al, Europace 12:861 (2010) / Awad et al, Nat Clin Pract Cardiovasc Med 5:258 (2008) / Syrris et al, Eur Heart J 28:581 (2007) / van Tintelen, Circulation 113:1650 (2006) / Pilichou et al, Circulation 113:1171 (2006) 74 Basisdiagnostik Arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie (ARVD) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen DSC2, DSG2, DSP, JUP, LMNA, PKP2, TGFB3, TMEM43 24,0 kb Erkrankung OMIM-P ICD-10 ARVD5 604400 ARVD9 609040 ARVD - ARVD8 607450 ARVD10 610193 ARVD11 610476 ARVD12 - * auch einzeln anforderbar 611528 - ** Deletions-/Duplikationsanalyse 7.1.2 Brugada-Syndrom (BrS) Gen OMIM-Gen I42.80 TMEM43 *,** 612048 I42.80 PKP2 *,** 602861 DSC2 *,** 125645 LMNA* 150330 I42.80 I42.80 TGFB3 DSP *,** I42.80 DSG2 *,** I42.80 JUP *,** I42.80 I42.80 Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei arrhythmogener rechtsventrikulärer Dysplasie (ARVD) 190230 125647 125671 173325 “Core Genes“ sind fett gedruckt Dr. rer. nat. Christoph Marschall Das Brugada-Syndrom (BrS) ist eine der häufigsten Ursachen des plötzlichen Herztods und für ca. 20-30% der Fälle mit strukturell unauffälligem Herzen verantwortlich. Es handelt sich um eine autosomal-dominant vererbte Erkrankung mit unvollständiger Penetranz. Die Häufigkeit beträgt weltweit durchschnittlich 1:2.000, wobei 90% der Betroffenen männlichen Geschlechts sind. Die Erstmanifestation kann in früher Kindheit erfolgen, typisch jedoch im Alter von 30-40 Jahren. Charakteristisch für das Brugada-Syndrom ist die im EKG persistierende ST-Segment-Hebung in der rechtspräkordialen Ableitung, die in manchen Fällen nur mittels Antiarrhythmika wie Ajmalin oder Flecainid demaskiert werden kann. Beim Brugada-Syndrom besteht eine Neigung zu schnellen polymorphen ventrikulären Tachykardien und Kammerflimmern. Die Symptome treten oft nachts auf und führen häufig zum plötzlichen Herztod. Das Risiko für einen plötzlichen Herztod beträgt in Abhängigkeit von der klinischen Symptomatik 2-15%/Jahr. Die einzig sichere Therapie ist die prophylaktische Implantation eines Defibrillators. Das Brugada-Syndrom Typ 1 (genetisch) ist auf Mutationen im SCN5A-Gen zurückzuführen, das für die alpha-Untereinheit des Nav1.5-Natrium-Ionenkanals codiert. In bis zu 25% der Patienten mit Brugada-Syndrom können ursächliche Mutationen im SCN5A-Gen (BrS1) nachgewiesen werden. Es sind bereits über 350 Mutationen beschrieben, die in der Regel zum funktionellen Verlust eines SCN5A-Allels führen. In 5%-10% der Fälle mit BrS Typ I-EKG liegen andere Formen des Brugada-Syndroms vor. Einige Patienten tragen Mutationen in den Calcium-Ionenkanal-Genen CACNA1C (alpha-1C-Untereinheit, Ca-Kanal, Cav1.2, BrS3) und CACNB2 (ß2-Untereinheit, BrS4). Diese Mutationen führen neben der ST-Segment-Hebung zu relativ kurzen QTc von 330-370 ms. Wahrscheinlich ist auch eine kürzlich identifizierte Form, die durch Mutationen des SCN10A-Gens verursacht wird, in einem Teil der Fälle ursächlich. Einige Formen sind sehr selten und daher nicht Bestandteil der Routine-Diagnostik. In ca. 70% aller Fälle des Brugada-Syndroms kann keine ursächliche Mutation nachgewiesen werden. Die Kombination von häufigen Polymorphismen scheint mit einem bis zu 20-fach erhöhten Risiko für Brugada-Syndrom assoziiert zu sein. Literatur Schulze-Bahr et al, Kardiologe DOI 10.1007/s12181-014-0636-2 (2015) / Steinfurt et al, Dtsch Arztebl Int 112:394 (2015) / Le Scouarnec et al, Hum Mol epub 3. Feb (2015) / Behr et al, Cardiovasc Res epub 17. Feb (2015) / Hu et al, J Am Coll Cardiol 64:66 (2014) / Bezzina et al, Nat Genet 45:1044 (2013) / Nielsen et al, front physiol 4:179 (2013) / Crotti et al, J Am Coll Cardiol 60:1410 (2013) / Kaufmann et al, J Am Coll Cardiol 60:1419 (2012) / Ackerman et al, Europace 13:1077 (2011) / Kapplinger et al, Heart Rhythm 7:33 (2010) / Hedley et al, Hum Mutat 30:1256 (2009) / Antzelevitch et al, Curr Cardiol Rep 10:376 (2008) / Priori et al, Circulation 105:1342 (2002) / Brugada et al, Am Coll Cardiol 20:1391 (1992) 75 Basisdiagnostik Brugada-Syndrom (BrS) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CACNA1C, CACNB2, GPD1L, KCNE3, SCN1B, SCN5A, TRPM4 Erweiterte Diagnostik 20,3 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. CACNA1C, CACNB2, GPD1L, KCNE3, SCN1B, SCN5A, TRPM4| ABCC9, CACNA2D1, HCN4, KCND3, KCNE5, KCNH2, KCNJ8, RANGRF, SCN10A, SCN2B, SCN3B, SLMAP 49,2 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Brugada-Syndrom Erkrankung OMIM-P ICD-10 Brugada 2 611777 I45.8 Brugada 1 Brugada 3 Brugada 4 601144 611875 611876 Gen 25% CACNA1C* 114205 1-2% SCN1B* 600235 <1% 608214 <1% SCN5A*,** I45.8 I45.8 OMIM Gen Diag. Sensitivität 600163 I45.8 GPD1L* CACNB2* 611778 600003 Brugada 5 612838 I45.8 Brugada 7 613120 I45.8 SCN3B* I45.8 KCND3 605411 114204 Brugada 6 Brugada 8 Brugada 9 Brugada 613119 613123 616399 - I45.8 I45.8 I45.8 KCNE3* 604433 HCN4 605206 ABCC9 Brugada - I45.8 CACNA2D1 Brugada - I45.8 KCNH2*,** I45.8 RANGRF I45.8 SCN2B Brugada Brugada Brugada Brugada Brugada Brugada Brugada * auch einzeln anforderbar - - - - - - I45.8 I45.8 I45.8 I45.8 I45.8 ** Deletions-/Duplikationsanalyse 601439 KCNE5 300328 KCNJ8 600935 SCN10A SLMAP TRPM4 <1% 1% <1% <1% <1% - <1% <1% 152427 <1% 607954 <1% 601327 <1% 606936 <1% 604427 602701 <1% - <1% “Core Genes“ sind fett gedruckt 7.1.3 Catecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie (CPVT) Dr. rer. nat. Christoph Marschall CPVT ist eine autosomal-dominant vererbte Erkrankung des strukturell gesunden Herzmuskels, deren Inzidenz ca. 1:10.000 beträgt. Die Arrhythmien sind adrenerg induziert und manifestieren sich durchschnittlich im Alter von 8 Jahren. Typisch sind bi-direktionale oder polymorphe ventrikuläre Tachykardien. Unbehandelt führt die CPVT in 60% der Fälle zu Synkopen vor dem 40. Lebensjahr und in 30-50% der Fälle zu plötzlichem Herztod vor dem 30. Lebensjahr. Das Ruhe-EKG scheint normal zu sein. Je früher Synkopen 76 auftreten, desto schlechter ist die Prognose. Die Therapie erfolgt mittels ß-Blockern. Ca. 30% der Patienten bleiben jedoch symptomatisch und benötigen eventuell einen implantierbaren Defibrillator. Humangenetik In 40-70% der CPVT-Patienten können ursächliche Mutationen im Ryanodin Typ 2-Rezeptor-Gen (RYR2) identifiziert werden. Das RYR2-Gen codiert den kardialen Ryanodin-Rezeptor, den wichtigsten Ca++-freisetzenden Kanal des sarkoplasmatischen Retikulums (SR), der eine zentrale Rolle bei der Aktivierung der Kardiomyozyten spielt. Seltener sind Mutationen im Calsequestrin-Gen (CASQ2), die in ca. 3-5% der Patienten nachweisbar sind und zu einer autosomal-rezessiv vererbten Form der CPVT führen. Mutationen in beiden Genen verursachen ein Ca++-"leakage“ aus dem SR. Ähnlich wie beim RYR1-Gen, das die Ursache der malignen Hyperthermie darstellt, befinden sich die Mutationen häufiger am Carboxy-Terminus-codierenden Teil des RYR2-Gens. Im Bereich der Codons 4.000 - 5.000 werden über 40% der Mutationen nachgewiesen. Besonders gehäuft scheinen Mutationen in Assoziation zur CPVT im stark konservierten Transmembran-Segment (Aminosäuren 4400 - 4959) vorzukommen, so dass eine Stufendiagnostik empfohlen wird [Medeiros-Domingo et al. (2009)]. Literatur Schulze-Bahr et al, Kardiologe DOI 10.1007/s12181-014-0636-2 (2015) / Roston et al, Circ Arrhythm Electrophysiol 8:633 (2015) / Van der Werf et al, Circ Arrhythm Electrophysiol 5:748 (2012) / Ackerman et al, Europace 13:1077 (2011) / Medeiros-Domingo et al, J Am Coll Cardiol 54:2065 (2009) / Marjamaa et al, BMC Med Genet 10:12 (2009) / Liu et al, Progr Cardiovasc Dis 51:23 (2008) / Priori et al, J Clin Invest 115:2033 (2005) / Postma et al. J Med Genet 42:863 (2005) / Priori et al, Circulation 106:69 (2002) Basisdiagnostik Catecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie (CPVT) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CALM1, CASQ2, KCNJ2, RYR2 17,8 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Catecholaminerger polymorpher ventrikulärer Tachykardie Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung CPVT2 611938 I45.8 AR 614916 I45.8 CPVT1 CPVT4 604772 - * auch einzeln anforderbar 170390 I45.8 I45.8 RYR2*,** - KCNJ2* AD ** Deletions-/Duplikationsanalyse 7.1.4 Dilatative Kardiomyopathie (DCM) Gen AD OMIM Gen Diag. Sensitivität 180902 40-70% 600681 <1% CASQ2* 114251 CALM1 114180 7% - “Core Genes“ sind fett gedruckt Dr. rer. nat. Christoph Marschall Die dilatative Kardiomyopathie (DCM) ist durch die Dilatation und eingeschränkte Kontraktion des linken oder beider Ventrikel charakterisiert. Die Prävalenz liegt bei ungefähr 1:2.500. Meist geht die Erkrankung mit einer progredienten Herzinsuffizienz einher. Die DCM ist in der Regel mittels Echokardiographie darstellbar. Es besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für Arrhythmien, Thromboembolien und plötzlichen Herztod. Obwohl die Therapie sich verbessert hat, wurden 5-Jahres-Überlebensraten von 36-80% ermittelt. Bei der terminalen Herzinsuffizienz ist oft eine Herztransplantation indiziert. Es konnte gezeigt werden, dass nur die Hälfte der DCM-Fälle mit scheinbar unklarer Ursache tatsächlich idiopathisch sind (IDCM) und nicht sekundär auf anderen Primärerkrankungen basieren. Folglich ist es wichtig, vor der Veranlassung einer genetischen Diagnostik eine sekundäre dilatative Kardiomyopathie möglichst vollständig auszuschließen. In bis zu 35% der Fälle ist die IDCM genetisch bedingt (FDCM) und meist autosomal-dominant vererbt. Die frühe Identifikation von Anlageträgern ist essentiell, um den Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen. Die genetischen Ursachen der IDCM/FDCM sind heterogen; inzwischen sind über 30 ursächliche Gene bekannt. Vor über zehn Jahren wurden bereits Mutationen im LMNA-Gen, das für Strukturproteine der inneren Zellkernmembran codiert, im Zusammenhang mit DCM identifiziert. Eine große Studie ergab, dass ca. 6-8% der IDCM/FDCM-Patienten Mutationen im LMNA-Gen tragen. Gehäuft wurden außerdem Veränderungen in verschiedenen Sarkomer-Proteinen als Ursache der IDCM/FDCM nachgewiesen. Ungefähr ein 77 Viertel aller Fälle tragen Mutationen in den Genen der schweren Kette des ß-Myosins (MYH7), des Myosinbindeproteins-C (MYBPC3) und des Troponins T (TNNT2). Mutationen in diesen Genen wurden zwar wesentlich häufiger im Zusammenhang mit HCM beschrieben, inzwischen sind allerdings auch über 100 verschiedene, für die dilatative Kardiomyopathie spezifische Mutationen bekannt. Mit der Analyse von vier gehäuft betroffenen Genen können in ungefähr einem Drittel aller IDCM/FDCM-Fälle ursächliche Mutationen nachgewiesen werden. In neueren Studien konnte an über 300 IDCM-Patienten gezeigt werden, dass Mutationen im größten menschlichen Gen Titin (TTN) in ca. 25% der Fälle in ursächlichem Zusammenhang stehen. Hierbei handelt es sich um schwerwiegende Mutationen, die zum funktionellen Verlust führen. Die Penetranz dieser Mutationen ist jedoch nicht vollständig, sodass die Ursächlichkeit in jeder Familie durch die gezielte Analyse mehrerer Familienmitglieder abgesichert werden sollte. Dieses Gen kann aufgrund der Größe nur mittels neuer Sequenzierverfahren analysiert werden. Dieses Verfahren bietet zudem den Vorteil, dass mindestens 20 Gene, in denen gehäuft Mutationen im Zusammenhang mit DCM nachgewiesen wurden, parallel analysiert werden können. Literatur Schafer et al, Nat Genet 49:46 (2017) / Watkins et al, Sci Transl Med 7:270 (2015) / Herman et al, N Engl J Med 366:619 (2012) / Lakdawala et al, J Card Fail 18:296 (2012) /Møller et al, Eur J Hum Genet 17:1241 (2009) / Millat et al, Clin Biochem 42:892 (2009) / Parks et al, Am Heart J 156:161 (2008) Basisdiagnostik Kardiomyopathie, familiär dilatative Form (DCM) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik ACTN2, BAG3, DES, LMNA, MYBPC3, MYH7, PLN, RBM20, TAZ, TNNI3, TNNT2, TPM1 24,5 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ACTN2, BAG3, DES, LMNA, MYBPC3, MYH7, PLN, RBM20, TAZ, TNNI3, TNNT2, TPM1| ABCC9, ACTC1, ANKRD1, BAG3, CALR3, CASQ2, CAV3, CRYAB, CSRP3, DMD, DSP, FKTN, ILK, JPH2, LAMA4, LAMP2, LDB3, MYH6, MYL2, MYL3, MYLK2, MYOZ2, MYPN, NEBL, NEXN, PRDM16, PRKAG2, RAF1, SCN5A, SGCD, TCAP, TNNC1, TTN, VCL 215,5 kb 78 Erkrankung DCM DCM DCM DCM OMIM-P ICD-10 - I42 - - SCN5A *,** I42 LMNA * 150330 3-8% I42 LDB3 605906 <1% I42 TNNT2 * 191045 I42 TNNI3 * I42 BAG3 I42 CRYAB 612158 I42 DCM1C 601493 DCM1D I42 I42 115200 DCM1CC LAMP2 - DCM1A DCM1AA I42 I42 601154 613122 601494 OMIM Gen Diag. Sensitivität DSP *,** - DCM DCM Gen I42 I42 ILK NEBL TAZ ACTN2 NEXN - <1% 605491 <1% 300394 - 309060 600163 102573 613121 - - <1% <1% - 613171 - TTN 188840 > 20 % DES 125660 >1% I42 LAMA4 600133 I42 PRDM16 615916 I42.0 RAF1 * DCM1P 613874 I42 DCM1W 611407 I42 DCM1DD DCM1FF DCM1G DCM1HH DCM1I DCM1II/HCM DCM1JJ DCM1L DCM1LL DCM1N DCM1NN/HCM DCM1O DCM1S DCM1X DCM1Y DCM2A 613172 613286 604145 613881 604765 615184 615235 I42 I42 I42 606685 I42.0 607487 I42 615373 608569 613426 611615 611878 611880 I42 I42 I42 I42 I42 RBM20 125647 602366 191044 603883 123590 604448 <1% ABCC9 601439 - MYH7 *,** 166760 PLN VCL FKTN TPM1 * TNNI3 * 164760 <1% 191010 <1% 607440 191044 615396 I42 MYBPC3 * 600958 DCM1KK 615248 DCM1EE DCM1Z - - 613251 611879 I42 I42 I42 TNNC1 191040 - MYOZ2 605602 MYPN 608517 I42 MYLK2 * 606566 I42 MYL2 * 160781 - 607482 -I42 I42 - <1% - I42 - 160710 MYH6 PRKAG2 - - <1% I42 I42 11% 609599 - - 193065 DCM1MM ANKRD1 - <1% 300377 I42 - 172405 DMD *,** - - <1% TCAP I42.0 HCM <1% 601411 302045 DCM3B - SGCD 605557 MYL3 * JPH2 CSRP3 602743 160790 605267 600824 Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei dilatativer Kardiomyopathie (DCM) 11% <1% - - 79 Erkrankung OMIM-P ICD-10 - - - CASQ2 * - - - ACTC1 * - - - - * auch einzeln anforderbar - - ** Deletions-/Duplikationsanalyse Gen CAV3 * CALR3 7.1.5 Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) OMIM Gen Diag. Sensitivität 601253 - 611414 - 114251 102540 - - “Core Genes“ sind fett gedruckt Dr. rer. nat. Christoph Marschall Bei der hypertrophen Kardiomyopathie (HCM) handelt es sich um eine autosomal-dominant vererbte, strukturelle Erkrankung des Herzmuskels, die mit einer Prävalenz von ca. 1:500 in der kaukasischen Bevölkerung auftritt. In der Regel ist die hypertrophe Kardiomyopathie mit einer asymmetrisch erhöhten Muskelmasse des linken Ventrikels unter Beteiligung des interventrikulären Septums assoziiert, wodurch es zu charakteristischen Veränderungen im EKG kommt (Q-Welle, ST-Strecke und P-Welle). Die phänotypische Ausprägung der hypertrophen Kardiomyopathie variiert von benignen, unvollständig penetranten bis zu malignen Formen mit einem hohen Risiko für plötzlichen Herztod bereits im Kindesalter. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Betroffenen liegt bei 66 Jahren, wobei die Prognose abhängig von der zugrunde liegenden molekularen Ursache ist. Bislang wurden im Zusammenhang mit HCM ca. 650 ursächliche Mutationen in 15 verschiedenen Genen identifiziert, die bis auf zwei Gene ausschließlich für kardiale Proteine der Sarkomere codieren. Über 85% der bisher beschriebenen Mutationen befinden sich in den Genen für die schwere Kette des ß-Myosins (MYH7), das Myosinbindeprotein-C (MYBPC3), Troponin T (TNNT2) und Troponin I (TNNI3). Ca. 50% der Mutationen können in der ersten Stufe der Diagnostik, welche eine Mutationssuche in 16 Exons einschließt, detektiert werden. Insgesamt können derzeit im Rahmen der Routinediagnostik Mutationen in ca. 60% aller HCM-Fälle nachgewiesen werden. Deletionen einzelner Exons oder gesamter Gene sind sehr selten (<1% aller Fälle) und werden daher nicht untersucht. Literatur Ho et al, Cardiovasc Res 105:397 (2015) / Haas et al, Eur Heart J 35:2733 (2014) / Lopes et al, J Med Genet 50:228 (2013) / Maron et al, J Am Coll Cardiol 60:705 (2012) / Chanavat et al, Eur J Hum Genet 55:163 (2012) / Ackerman et al, Europace 13:1077 (2011) / Millat et al, Eur J Med Genet 53:261 (2010) / Soor et al, J Clin Pathol 62.226 (2009) / Morita et al, N Engl J Med 358:1899 (2008) / Morita et al, Circulation 113:2697 (2006) / Ingles et al, J Med Genet 42:e59 (2005) Basisdiagnostik Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik ACTC1, ACTN2, ANKRD1, CSRP3, JPH2, MYBPC3, MYH7, MYL2, MYL3, PLN, PRKAG2, TCAP, TNNC1, TNNI3, TNNT2, TPM1 22,4 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ACTC1, ACTN2, ANKRD1, CSRP3, JPH2, MYBPC3, MYH7, MYL2, MYL3, PLN, PRKAG2, TCAP, TNNC1, TNNI3, TNNT2, TPM1| CALR3, CASQ2, CAV3, CRYAB, DES, LDB3, MYH6, MYLK2, MYOZ2, MYPN, NEXN, VCL 48,1 kb 80 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei hypertropher Kardiomyopathie (HCM) OMIM-P ICD-10 Gen - I42 ANKRD1 192600 I42 MYH7*, ** I42 TNNT2* I42 PRKAG2 - HCM HCM 192600 HCM3 115196 HCM1 HCM2 115195 HCM6 600858 HCM6 - I42 I42 I42 I42 HCM7 613690 HCM10 608758 I42 HCM12 612124 I42 HCM8 608751 HCM11 612098 HCM13 I42 I42 DES 606566 TPM1* 191010 <1% 602743 <1% 191044 2-7% MYL2* 160781 >1% CSRP3 600824 PRKAG2 TNNI3* MYL3* I42 ACTC1* I42 TNNC1 I42 <1% NEXN 613121 <1% I42 ACTN2 102573 - I42 CASQ2* - I42 CRYAB 115197 I42 613873 I42 HCM19 613875 I42 CALR3 I42 MYPN 613874 613876 615248 612158 607487 - 192600 - 601493 * auch einzeln anforderbar I42 I42 I42 I42 I42 ** Deletions-/Duplikationsanalyse 7.1.6 Long QT-Syndrom (LQTS) <1% 172405 JPH2 I42 HCM17 - >1% <1% 618873 - >1% 605267 MYOZ2 - 102540 <1% JPH2 I42 HCM25 160790 4% <1% 613838 HCM23 602743 20% 193065 HCM16 HCM22 191045 <1% VCL MYH6 I42 613255 HCM20 160760 <1% 613251 HCM18 >1% <1% MYLK2* HCM14 HCM17 125660 609599 191040 613243 HCM15 OMIM Gen Diag. Sensitivität PLN 160710 605602 605267 611414 608517 TCAP 604488 CAV3* 601253 LDB3 605906 MYBPC3* 114251 123590 600958 Humangenetik Erkrankung HCM <1% <1% - <1% <1% <1% <1% - - 30% “Core Genes“ sind fett gedruckt Dr. rer. nat. Christoph Marschall Das Long QT-Syndrom (LQTS) ist eine klinisch und genetisch heterogene Herzerkrankung, die durch eine verlängerte ventrikuläre Repolarisation charakterisiert ist. Im Langzeit-EKG lässt sich eine verlängerte Frequenz-korrigierte QT-Zeit (QTc) von 440 bis >500 ms nachweisen. In Abhängigkeit von der QTc kommt es zu Arrhythmien, die zu Bewusstlosigkeit und plötzlichem Herztod führen können. Die 10-Jahres-Mortalität beträgt unbehandelt 50%. Man unterscheidet die häufige autosomal-dominante Romano-Ward- (RW) und die sehr seltene autosomal-rezessive Jervell-Lange-Nielsen-Form (JLN). Die Prävalenz des Long QT-Syndroms in der kaukasischen Bevölkerung ist mindestens 1:2.500. In ca. 75% der klinisch gesicherten Fälle können Mutationen in einem von fünf myokardialen IonenkanalGenen nachgewiesen werden. Diese codieren für repolarisierende Kalium-Kanäle (KCNQ1, KCNH2, KCNE1, KCNE2) sowie einen Natrium-Kanal (SCN5A). Die molekulare Klassifikation und Nomenklatur (LQTS Typ 1- 81 12) orientiert sich hierbei an den betroffenen Genen: - KCNQ1 (LQTS Typ 1; 48 % der Mutationen, eigene Daten) codiert einen spannungsabhängigen kardialen Kalium-Kanal. Mutationen mit dominanter oder rezessiver Ausprägung (RW- und JLN-Form) sind beschrieben. Individuen mit Mutationen im KCNQ1-Gen zeigen meist frühzeitig einen deutlich ausgeprägten Phänotyp mit einem hohen Risiko für kardiale Ereignisse. - KCNH2 (LQTS Typ 2; 31 % der Mutationen, eigene Daten) codiert einen weiteren K+-Kanal. Es besteht ein hohes Risiko für kardiale Ereignisse. Es handelt es sich um RW-Formen. - SCN5A (LQTS Typ 3; 18 % der Mutationen, eigene Daten) codiert einen kardialen Natrium-Kanal. Im Gegensatz zu Typ 1 sind kardiale Ereignisse im Zusammenhang mit SCN5A-Mutationen seltener, die Letalität ist jedoch fünffach höher. Klinisch tritt LQTS Typ 3 als RW-Form auf. - KCNE1 (LQTS Typ 5; 3 % der Mutationen, eigene Daten) codiert die regulatorische ß-Untereinheit des KCNQ1-Kanals. Mutationen können zur Romano-Ward oder JLN-Form führen. - KCNE2 (LQTS Typ 6, 1% der Mutationen, eigene Daten) codiert für MIRP1, eine Untereinheit des HERGKanals. Die Identifikation von Anlageträgern ursächlicher Mutationen ermöglicht eine rechtzeitige, ggfs. präsymptomatische Therapie. Das Risiko für kardiale Ereignisse wird dadurch beim LQTS Typ 1 um 62-95% und beim LQTS Typ 2 um 74% reduziert. Alle Anlageträger sollten Instruktionen zur Anpassung ihres Lebensstils erhalten. Darüber hinaus wurden bei seltenen Sonderformen des Long QT-Syndroms, die durch spezielle z.T. komplexe Phänotypen gekennzeichnet sind, Mutationen in weiteren Genen identifiziert, deren Analyse in einzelnen Familien sinnvoll sein kann: ANK2 (LQTS Typ 4), KCNJ2 (LQTS Typ 7), CAV3 (LQTS Typ 9), SCN4B (LQTS Typ 10), KCNE3, SNTA1 (LQTS Typ 12). Des Weiteren können Arzneistoffe verschiedenster Klassen eine Verlängerung der QT-Zeit hervorrufen. Ein verzögerter Metabolismus von Medikamenten, der durch Varianten im CYP2D6-, CYP2C9- oder CYP2C19Gen bedingt sein kann, kann diesen Effekt verstärken. Beim Medikamenten-induzierten Long QT-Syndrom kann die ergänzende Diagnostik der Cytochrom P450-Gene sinnvoll sein. Literatur Lieve et al, Genet Test Mol Biomarkers 17:553 (2013) / Ackerman et al, Europace 13:1077 (2011) / Hofman et al, J Am Coll Cardiol 55:2570 (2010) / Tester et al, Am J Cardiol 106:1124 (2010) / Hedley et al, Hum Mutat 30:1486 (2009) / Kapplinger et al, Heart Rhythm 6:1297 (2009) / Morita et al, Lancet 372:750 (2008) / Hofman et al, Eur Heart J 28:575 (2007) / Millat et al, Clin Genet 70:214 (2006) / Priori et al, N Eng J 348:19 (2003) / Splawski et al, Circulation 102:1178 (2000) Basisdiagnostik Long-QT-Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik CACNA1C, CALM1, CAV3, KCNE1, KCNE2, KCNE3, KCNH2, KCNJ2, KCNJ5, KCNQ1, SCN4B, SCN5A, SNTA1 24,9 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. CACNA1C, CALM1, CAV3, KCNE1, KCNE2, KCNE3, KCNH2, KCNJ2, KCNJ5, KCNQ1, SCN4B, SCN5A, SNTA1| AKAP9, ANK2, CACNA1C, CALM1, CALM2, CAV3, KCNE1, KCNE2, KCNE3, KCNH2, KCNJ2, KCNJ5, KCNQ1, SCN4B, SCN5A, SNTA1, TECRL 74,9 kb 82 Erkrankung LQT LQT OMIM-P ICD-10 - I45.8 - LQT1 192500 LQT3 603830 LQT2 613688 KCNE3* I45.8 I45.8 <1% KCNQ1*, ** 607542 35% SCN5A*, ** 600163 I45.8 KCNE1*, ** 176261 I45.8 KCNJ2* 600681 I45.8 600919 I45.8 LQT6 613693 I45.8 LQT7 Anderson-Syndrom LQT8, Timothy Syndrom LQT9 LQT10 LQT11 LQT12 LQT13 LQT14 LQT15 * auch einzeln anforderbar 613695 170390 601005 616249 KCNE2*, ** 25% 106410 <1% 603796 <1% I45.8 SCN4B* 608256 I45.8 SNTA1* I45.8 CALM1 I45.8 616247 ANK2* I45.8 I45.8 ** Deletions-/Duplikationsanalyse CAV3* AKAP9 KCNJ5 CALM2 7.1.7 Non-compaction Kardiomyopathie (NCCM) <1% 152427 114205 611820 613485 KCNH2*, ** 617242 CACNA1C* I45.8 612955 TECRL I45.8 611818 611819 OMIM Gen Diag. Sensitivität 604433 LQT4 LQT5 Gen I45.8 601253 604001 601017 600734 114180 114182 9% Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Long QT-Syndrom >1% <1% <1% <1% <1% <1% <1% <1% <1% <1% “Core Genes“ sind fett gedruckt Dr. rer. nat. Christoph Marschall Die Non-Compaction-Kardiomyopathie (NCCM) ist eine myokardiale Erkrankung, gekennzeichnet durch prominente ventrikuläre Trabekel und tiefe Einbuchtungen der subendokardialen Oberfläche des linken und zum Teil auch des rechten Ventrikels, die mit oder ohne linksventrikuläre Dysfunktion aus dem ventrikulären Hohlraum bis an die Grenze des Epikards reichen. Die NCCM kann eine morphologische Manifestation von mehreren verschiedenen Kardiomyopathien sein. In den pädiatrischen Patientenkollektiven beträgt die Prävalenz der NCCM bis zu 9% aller primären Kardiomyopathien und ist somit die dritthäufigste Kardiomyopathie nach der DCM und der HCM. Die Pathogenese der NCCM beruht wahrscheinlich auf einem Stillstand der trabekulären Verdichtung des Myokards in der Embryogenese. In den Genen MYH7, TPM1, TAZ, ACTC1, PRDM16, HCN4, LDB3, MYBPC3, CASQ2 und TNNT2 wurden in ungefähr 30% der Fälle ursächliche Mutationen beschrieben, wobei MYH7 und TPM1 am häufigsten betroffen sind. Auch mit einer erweiterten Diagnostik kann in schätzungsweise 70% der Fälle keine Mutation nachgewiesen werden. Literatur Shariati et al, Herz 40:583 (2015) / Millat et al, Eur J Med Genet 58:439 (2015) / Schaefer et al, Eur J Med Genet 57:129 (2014) / Probst et al, Circ Cardiovasc Genet 4:367 (2011) Non-compaction Kardiomyopathie (NCCM) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb ACTC1, CASQ2, HCN4, LDB3, MYBPC3, MYH7, PRDM16, TAZ, TNNT2, TPM1 Basisdiagnostik 24,2 kb 83 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Non-compaction Kardiomyopathie (NCCM) Erkrankung OMIM-P ICD-10 Gen NCCM3 601493 I42 LDB3 605906 I42 MYH7 *,** 166760 I42 PRDM16 I42 MYBPC3 * - CASQ2 * NCCM 604169 NCCM4 613424 NCCM5 613426 NCCM6 601494 NCCM8 615373 NCCM9 611878 NCCM10 625396 - - * auch einzeln anforderbar - - I42 I42 I42 I42 - ** Deletions-/Duplikationsanalyse TAZ ACTC1 * OMIM Gen Diag. Sensitivität 300394 >2% 102540 >2% TNNT2 * 191045 TPM1 * 191010 HCN4 605557 600958 605206 114251 >2% >5% >2% >2% >2% >2% - - 7.2 Angeborene Herzfehler Dr. med. Sandra Wilson, Dr. rer. nat. Christoph Marschall Kongenitale Herzfehler werden bei ca. 8 von 1.000 Lebendgeburten beobachtet. Die Ursachen angeborener Herzfehler sind vielfältig und häufig multifaktoriell. In den letzten Jahren wurden durch moderne zytogenetische und molekulargenetische Methoden immer mehr genetische Ursachen für angeborene Herzfehler identifiziert. Inzwischen geht man davon aus, dass ein signifikanter Anteil angeborener kardialer Malformationen genetisch bedingt ist, wohingegen vermutete exogene Faktoren noch weitestgehend ungeklärt sind. Angeborene Herzfehler können familiär gehäuft auftreten, sowohl isoliert, als auch in syndromaler Form. Mit Herzfehlern assoziierte Gene codieren für Transkriptionsfaktoren, Chromatin-Regulatoren, Wachstums- Faktoren und Signaltransduktionswege, die eine entscheidende Rolle bei der normalen HerzEntwicklung spielen. Insgesamt sind mehr als 80 Gene bekannt, die mit isolierten und häufigeren syndromalen Formen von angeborenen Herzfehlern assoziiert sind. Mittels neuer Sequenziertechnologien (NGS) ist es in familiären Fällen oder bei Verdacht auf ein übergeordnetes Syndrom möglich, genetische Ursachen für angeborene Herzfehler wie z.B. ASD, VSD, TOF, TGA, HLHS, AS, PS, konotrunkale Defekte, Ebstein-Anomalie und Heterotaxien sowie RASopathien und andere syndromale Formen zu untersuchen. Abkürzungen: AS - Aortenstenose, ASD - Atrium Septum Defekt, HLHS - Hypoplastisches Linksherz Syndrom, PS - Pulmonalstenose, TGA - Transposition der großen Arterien, TOF - Fallot Tetralogie, VSD - Ventrikel Septum Defekt Literatur Muntean et al, Biochem Genet 55(2):105 (2017) / Digilio et al, Front Pediatr. 1;4:120 (2016) / Lindinger et al, Klin Padiatr 222(5):321 (2010) 84 Individuell konfigurierbare MGPS Angeborene Herzfehler Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * ACVR2B (1.5 kb) * BRAF (2.3 kb) * CHD7 (9.0 kb) * DNAH11 (13.5 kb) * DTNA (2.2 kb) * EP300 (7.2 kb) * FLNA (7.9 kb) * GATA4 (1.3 kb) * GJA1 (1.1 kb) * KDM6A (4.4 kb) * LZTR1 (2.5 kb) * MED13L (6.6 kb) * MYH6 (5.8 kb) * NKX2-6 (0.9 kb) * NPHP4 (4.3 kb) * PITX2 (1.0 kb) * RAF1 (1.9 kb) * RIT1 (0.7 kb) * SEMA3E (2.3 kb) * SOS2 (4.0 kb) * TBX20 (1.3 kb) * TGFBR1 (1.5 kb) * ZFPM2 (3.5 kb) * ADAMTS10 (3.3 kb) * CBL (2.7 kb) * CITED2 (0.8 kb) * DNAH5 (13.9 kb) * EHMT1 (3.9 kb) * EVC (3.0 kb) * FOXC1 (1.7 kb) * GATA5 (1.2 kb) * GPC3 (1.8 kb) * KMT2D (16.6 kb) * MAP2K1 (1.2 kb) * MGP (0.4 kb) * NF1 (8.5 kb) * NODAL (1.0 kb) * NR2F2 (1.2 kb) * PKD1L1 (8.5 kb) * RASA2 (2.6 kb) * RRAS (0.7 kb) * SHOC2 (1.7 kb) * SPRED1 (1.3 kb) * TBX3 (2.2 kb) * TGFBR2 (1.8 kb) * ZIC3 (1.4 kb) * ARHGAP31 (4.3 kb) * CFAP53 (1.5 kb) * CREBBP (7.3 kb) * DNAI1 (2.1 kb) * ELN (2.4 kb) * EVC2 (3.9 kb) * FOXH1 (1.1 kb) * GATA6 (1.8 kb) * HRAS (0.6 kb) * KRAS (0.6 kb) * MAP2K2 (1.2 kb) * MMP21 (1.7 kb) * NIPBL (8.4 kb) * NOTCH1 (7.7 kb) * NRAS (0.6 kb) * PPP1CB (1.0 kb) * RBM10 (3.0 kb) * SALL1 (4.0 kb) * SMAD6 (1.5 kb) * TAB2 (2.1 kb) * TBX5 (1.6 kb) * TLL1 (3.0 kb) Humangenetik * ACTC1 (1.1 kb) * BMPR2 (3.1 kb) * CFC1 (0.7 kb) * CRELD1 (1.3 kb) * DOCK6 (6.1 kb) * EOGT (1.6 kb) * FBN2 (8.7 kb) * FOXP1 (2.1 kb) * GDF1 (1.1 kb) * JAG1 (3.7 kb) * LEFTY2 (1.1 kb) * MED12 (6.5 kb) * MYH11 (5.9 kb) * NKX2-5 (1.0 kb) * NOTCH2 (7.4 kb) * NSD1 (8.1 kb) * PTPN11 (1.8 kb) * RBPJ (1.5 kb) * SALL4 (3.2 kb) * SOS1 (4.0 kb) * TBX1 (1.5 kb) * TFAP2B (1.4 kb) * ZEB2 (3.6 kb) 7.2.1 Alagille-Syndrom Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Das klinisch sehr variable Alagille-Syndrom zeigt Symptome in mehreren Organsystemen, vor allem aufgrund der intrahepatischen Gallengangshypoplasie und dadurch bedingter Cholestase in der Leber, weiterhin angeborene Herzfehler, vor allem Stenosen der pulmonalarteriellen Gefäße, Wirbelanomalien in Form von Schmetterlingswirbeln, und am Auge ein hinteres Embryotoxon. Es werden charakteristische Gesichtszüge beschrieben. Morbidität und Mortalität werden vor allem durch die kardiologischen und hepatischen Symptome bestimmt. Die (Verdachts-) Diagnose wird in erster Linie klinisch anhand einer typischen Merkmalskombination gestellt; sie kann molekulargenetisch bestätigt werden durch Nachweis von Mutationen in den Genen JAG1 oder NOTCH2, wobei die überwiegende Mehrzahl der Patienten pathogene Varianten in JAG1 trägt, davon 5-10% Mikrodeletionen des gesamten oder von Teilen des Gens in 20p12. Nur ca. 1-2% der Patienten tragen Mutationen in NOTCH2. Familiäres Vorkommen wird in 30-50% der Betroffenen beobachtet; die Vererbung erfolgt autosomal-dominant, die Häufigkeit wird auf 1:30.000 geschätzt. Literatur Saleh et al, The Applicationof Clinical Genetics 9:75 (2016), Spinner et al, Gene Reviews (2013) Basisdiagnostik Alagille-Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen JAG1, NOTCH2 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Alagille-Syndrom Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Alagille-Syndrom 2 610205 - AD Alagille-Syndrom 1 118450 - ** Deletions-/Duplikationsanalyse AD 11,1 kb Gen OMIM Gen NOTCH2 600275 JAG1** 180902 “Core Genes“ sind fett gedruckt 85 7.2.2 Herzfehler, Heterotaxie-assoziierte Erweiterte Diagnostik Basisdiagnostik Herzfehler, Heterotaxie-assoziierte EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ACVR2B, CFAP53, CRELD1, DNAI1, GDF1, LEFTY2, NODAL, MMP21, 15,4 kb PKD1L1, ZIC3 EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ACVR2B, CFAP53, CRELD1, DNAI1, GDF1, LEFTY2, NODAL, MMP21, PKD1L1, ZIC3| DNAH11, DNAH5, MMP21,NPHP4, PKD1L1 52,1 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Heterotaxie-assoziierten Herzfehlern Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Heterotaxie 208530 Q89.3 AD/AR Double-outlet right ventricle Heterotaxie / Atrioventrikulärer Septum Defekt, Suszeptibilität Typ 2 Heterotaxie Phänotyp Heterotaxie Phänotyp Heterotaxie, viszeral Typ 1 Heterotaxie, viszeral Typ 2 Heterotaxie, viszeral Typ 4 Heterotaxie, viszeral Typ 5 606217 601877 Q89.3 Q89.3 Q89.3 - Q89.3 605376 Q89.3 306955 613751 270100 AD CRELD1 AD LEFTY2 AD Q89.3 Heterotaxie, viszeral Typ 8, autosomal 617205 Q89.3 Q89.3 GDF1 NPHP4 OMIM-Gen 602880 602880 607170 601877 607215 ZIC3 300265 AD ACVR2B 602730 AR CFAP53 614759 Q89.3 Q89.3 616749 GDF1 X-linked 614779 Gen AD/AR Q89.3 Heterotaxie, viszeral Typ 6 Heterotaxie, viszeral Typ 7, autosomal 86 217095 AD AD CFC1 NODAL AR MMP21 DNAI1 AR 605194 601265 608416 PKD1L1 609721 604366 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 1 / Kartagener Syndrom 244400 Q89.3 AR Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 3 / Kartagener Syndrom 608644 Q89.3 AR DNAH5 603335 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 7 / Kartagener Syndrom 270100 Q89.3 AR DNAH11 603339 Transposition der großen Gefäße Typ 3 613854 Q89.3 AD/AR GDF1 602880 “Core Genes“ sind fett gedruckt 7.2.3 Herzfehler, isolierte Basisdiagnostik Isolierte Herzfehler EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ACTC1, CITED2, ELN, FOXH1, GATA4, GATA5, GATA6, MYH6, NKX2-5, TBX1, TBX20 19,3 kb Erweiterte Diagnostik Humangenetik EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ACTC1, CITED2, ELN, FOXH1, GATA4, GATA5, GATA6, MYH6, NKX2-5, TBX1, TBX20| BMPR2, DTNA, FOXP1, GJA1, MED13L, NKX2-6, NR2F2, SMAD6, TAB2, TLL1, ZFPM2 46,7 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei isolierten Herzfehlern Erkrankung angeborene Herzfehler, multiple angeborene Herzfehler, multiple OMIM-P ICD-10 Vererbung - Q24.9 AD 614474 Q24.9 AD - Atrioventrikulärer Septum Defekt, Suszeptibilität Typ 4 614430 Atrium Septum Defekt Typ 2 607941 Atrioventrikulärer Septum Defekt, Suszeptibilität Typ 5 Atrium Septum Defekt Typ 3 / Hypoplastisches Linksherz 614089 Q24.9 Q24.9 Q24.9 FOXH1 AD GATA4 AD GATA4 Q24.9 AD/AR Atrium Septum Defekt Typ 4 611363 Q21.1 AD Atrium Septum Defekt Typ 7 108900 Q24.9 AD Atrium Septum Defekt Typ 9 614475 Atrium Septum Defekt Typ 5 Atrium Septum Defekt Typ 8 DiGeorge Syndrom 612794 Q21.1 Fallot Tetralogie 187500 AD AD NKX2-5 AD NKX2-5 TBX1 Q24.9 AD/AR Q24.9 AD Q24.9 Konotrunkale Malformationen 217095 Q24.9 AD/AR Q24.9 AD Q24.9 AD/AR Q24.9 AD Pankreasagenesie und kongenitale Herzfehler Persistierender Ductus arteriosus Supravalvuläre Aortenstenose Velokardiofaziales Syndrom 600001 217095 185500 192430 Q24.9 Q25.3 Ventrikulärer Septum Defekt Typ 1 614429 Q24.9 Ventrikulärer Septum Defekt Typ 3 614432 Q24.9 Ventrikulärer Septum Defekt Typ 3 * auch einzeln anforderbar 614431 GATA6 GATA4 614435 217095 NKX2-5 AD Hypoplastisches Linksherz Syndrom Typ 2 Konotrunkale Malformationen 606061 601656 AD Q24.9 TBX20 GATA6 Q24.9 187500 160710 602054 AD/AR Fallot Tetralogie 600576 MYH6 TBX1 Q24.9 Q24.9 601656 602937 188400 187500 611496 600576 CITED2 AD 187500 Fallot Tetralogie GATA6 603621 ACTC1* Q24.9 Fallot Tetralogie GATA5 OMIM-Gen AD 614433 Q24.9 Gen AD TBX1 NKX2-5 AD GATA6 AD ELN AD AD GATA6 102540 600584 601656 600576 600584 602054 600584 600584 602054 601656 601656 130160 TBX1 602054 CITED2 602937 GATA4 NKX2-5 600576 600584 “Core Genes“ sind fett gedruckt 87 7.2.4 Herzfehler/RASopathien Basisdiagnostik RASopathien mit Herzfehlern EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik BRAF, HRAS, KRAS, MAP2K1, MAP2K2, PTPN11, RAF1, RIT1, SOS1 14,2 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. BRAF, HRAS, KRAS, MAP2K1, MAP2K2, PTPN11, RAF1, RIT1, SOS1 | CBL, NRAS, PPP1CB, RASA2, SOS2 25,0 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei RASopathien mit Herzfehlern Erkrankung OMIM-P ICD-10 Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom (CFC) Typ 2 615278 Q87 Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom (CFC) Typ 1 Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom (CFC) Typ 3 Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom (CFC) Typ 4 Costello-Syndrom Costello-Syndrom LEOPARD-Syndrom Typ 1 LEOPARD-Syndrom Typ 2 LEOPARD-Syndrom Typ 3 Neurofibromatose-Noonan-Syndrom (NFNS) Noonan-Syndrom Noonan-Syndrom Noonan-Syndrom Noonan-Syndrom MAP2K1* 218040 L81.9 HRAS* 190020 80% - 90% 151100 L81.9 PTPN11* 176876 90% L81.9 BRAF* 164757 CBL* 165360 selten SOS2* 601247 - Q87.1 PTPN11* 176876 50% Q87.1 SOS1* 182530 Q87.1 NRAS* 164790 <1% Q87.1 RIT1* 609591 5% 615280 609942 611554 613707 601321 - - Noonan-Syndrom Typ 8 * auch einzeln anforderbar L81.9 L81.9 613706 615355 KRAS* RAF1* Q87.1 RASA2* Q87 Q87.2 Q87.1 613224 MAP2K2* PTPN11* 609942 611553 KRAS* L81.9 Q87.1 610733 Noonan-Syndrom Typ 7 Q87 - Noonan-Syndrom Typ 4 Noonan-Syndrom Typ 6 88 Q87 615279 163950 Noonan-Syndrom Typ 5 OMIM Gen Diag. Sensitivität BRAF* Noonan-Syndrom Typ 1 Noonan-Syndrom Typ 3 Gen Q87 155150 Q87.1 Q87.1 PPP1CB* KRAS* RAF1* BRAF* 164757 190070 176872 601263 190070 164760 176876 601589 600590 75% <2-3% 25% 25% - <1% <1% - - - 190070 <5% 164760 5% 164757 - <2% “Core Genes“ sind fett gedruckt 7.2.5 Herzfehler, syndromale Basisdiagnostik Syndromale Herzfehler EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen EVC, EVC2, JAG1, NOTCH2, SALL4, TBX3, TBX5 Erweiterte Diagnostik 24,9 kb Humangenetik EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. EVC, EVC2, JAG1, NOTCH2, SALL4, TBX3, TBX5 | ADAMTS10, ARHGAP31, CHD7, CREBBP, DOCK6, EHMT1, EOGT, EP300, FBN1, FBN2, FLNA, FOXC1, GPC3, KDM6A, KMT2D, MED12, MGP, MYH11, NIPBL, NOTCH1, NSD1, PITX2, RBM10, RBPJ, SALL1, SEMA3E, TFAP2B, TGFBR1, TGFBR2, ZEB2 174,5 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei syndromalen Herzfehlern Erkrankung OMIM-P Adams-Oliver Syndrom Typ 2 614219 Adams-Oliver Syndrom Typ 1 100300 ICD-10 Vererbung Q24.26 AR Q24.25 AD Gen OMIM-Gen DOCK6 614194 EOGT 614789 ARHGAP31 RBPJ Adams-Oliver Syndrom Typ 3 614814 Q24.27 AD Adams-Oliver Syndrom Typ 5 616028 Q24.29 AD NOTCH1* Adams-Oliver Syndrom Typ 4 615297 Q24.28 AR JAG1** Alagille-Syndrom Typ 1 / Fallot Tetralogie 118450 Q24.30 AD AD NOTCH2 Axenfeld-Rieger Syndrom Typ 3, mit und ohne Herzfehler 602482 Q24.41 AD FOXC1*, ** Char-Syndrom CHARGE-Syndrom 169100 Q24.38 AD ?CHARGE-Syndrom 214800 214800 Q24.33 AD Alagille-Syndrom Typ 2 / Hajdu-Cheney Syndrom Cornelia-de-Lange-Syndrom Typ 1 Ellis-van-Creveld-Syndrom Typ 1 Ellis-van-Creveld-Syndrom Typ 2 Erkrankung der Aortenklappe Typ 1 Holt-Oram-Syndrom 610205 122470 225500 225500 109730 142900 Q24.31 Q24.32 Q24.17 Q24.23 Q24.24 Q24.29 Q24.34 TFAP2B 610911 147183 190198 601920 600275 601090 601601 AD CHD7*, ** 608892 AD NIPBL*, ** 608667 AR EVC2 AR SEMA3E EVC 608166 604831 607261 AD NOTCH1* 190198 AD TBX5 601620 Kabuki-Syndrom Typ 1 147920 Q24.13 AD KMT2D*, ** 602113 Kardiale Septumdefekte / Axenfeld-Rieger-Syndrom, Typ 1 180500 Q24.42 AD PITX2 601542 Kabuki-Syndrom Typ 2 Kardiale valvuläre Dysplasie, X-linked 300867 314400 Q24.14 Q24.40 Keutel-Syndrom 245150 Q24.22 Kongenitale Kontrakturelle Arachnodaktylie 121050 Q24.9 Kleefstra-Syndrom 610253 Q24.21 XL KDM6A** 300128 XL FLNA* 300017 AD EHMT1 607001 AR AD MGP FBN2* 154870 612570 89 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Loeys-Dietz-Syndrom Typ 2 *** 610168 Q24.9 AD Loeys-Dietz-Syndrom Typ 1 *** 609192 Q24.9 Lujan-Fryns-Syndrom 309520 Q24.10 Mowat-Wilson Syndrom 235730 Q24.18 Melnick-Needles Syndrom 309350 Q24.40 AD MED12 300188 AD ZEB2*, ** 605802 XL FLNA* 300017 EP300** 602700 XL TGFBR2*, ** FLNA* SALL4 607323 Q24.35 AD Rubinstein-Taybi-Syndrom Typ 1 180849 Q24.15 AD CREBBP*, ** Q24.20 XL GPC3 Rubinstein-Taybi-Syndrom Typ 2 Simpson-Golabi-Behmel-Syndrom Sotos-Syndrom 1 TAAD Typ 4 TARP Syndrom Townes-Brocks-Syndrom Ulnar-mammary-Syndrom Weill-Marchesani-Syndrom Typ 1 Weill-Marchesani-Syndrom Typ 2 300049 613684 300037 Q24.40 Q24.16 OMIM-Gen TGFBR1*, ** Okihiro Syndrom - Duane Radial Ray Syndrom periventrikuläre Heterotopie AD 190181 190182 300017 607343 600140 300037 Q24.19 AD NSD1*, ** 606681 311900 Q24.39 AD RBM10 300080 181450 Q24.37 117550 132900 107480 277600 608328 Q24.9 Q24.36 Q24.11 Q24.12 AD AD AD AR AD * auch einzeln anforderbar ** Deletions-/Duplikationsanalyse *** Kapitel 11.4.2 90 Gen AD MYH11* SALL1 TBX3 ADAMTS10 FBN1*, ** 160745 602218 601621 608990 134797 “Core Genes“ sind fett gedruckt Humangenetik 8. Immundefekte, primäre Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei Immundefekten. 8.1 Agammaglobulinämie, hereditäre Dr. rer. nat. Barbara Bangol, Dr. med. Kaimo Hirv Die hereditäre Agammaglobulinämie ist eine primäre Immundefekterkrankung, charakterisiert durch stark erniedrigte oder fehlende Serumantikörper und massiv erniedrigte oder fehlende zirkulierende B-Zellen, hervorgerufen durch eine frühe Reifungsstörung der B-Zellen. Betroffene entwickeln schwere, rekurrierende bakterielle Infektionen in den ersten Lebensjahren. Die häufigste Form der Agammaglobulinämie ist die X-chromosomale Agammaglobulinämie (Typ Bruton), die durch Mutationen im BTK-Gen verursacht wird und bei etwa 85-95% der männlichen Patienten vorliegt. Die seltenen autosomal vererbten Agammaglobulinämien sind anhand klinischer Symptome kaum von der X-chromosomalen Form zu unterscheiden und tragen für bis zu 15% der Patienten mit Agammaglobulinämie bei. Aufgrund ihrer genetischen Heterogenität kann eine Analyse mittels NGS sinnvoll sein. Literatur Al-Herz et al, Front Immunol 5:162 (2014) / Bousfiha et al, J Clin Immunol 33:1078 (2013) / Conley, Curr Opin Immunol 21:466 (2009) / Conley et al, Immunol Rev 203:216 (2005) / Conley et al, J Clin Immunol 12:139 (1992) Agammaglobulinämie, hereditäre EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen BLNK, BTK, CD79A, CD79B, IGHM, IGLL1, LRRC8A, PIK3R1 Basisdiagnostik 11,4 kb24 91 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei syndromaler, hereditärer Agammaglobulinämie Erkrankung OMIM-P ICD-10 Agammaglobulinämie, autosomal-rezessiv, AGM2 613500 D80.0 Agammaglobulinämie, autosomal-rezessiv, AGM1 Agammaglobulinämie, autosomal-rezessiv, AGM3 Agammaglobulinämie, autosomal-rezessiv, AGM4 Agammaglobulinämie, autosomal-dominant, AGM5 Agammaglobulinämie, autosomal-rezessiv, AGM6 Agammaglobulinämie, autosomal-rezessiv, AGM7 Agammaglobulinämie Typ Bruton * auch einzeln anforderbar 601495 613501 613502 613506 612692 615214 300755 ** Deletions-/Duplikationsanalyse Gen OMIM-Gen IGLL1 146770 BLNK 604515 CD79B 147245 D80.0 IGHM D80.0 CD79A D80.9 LRRC8A D80.0 PIK3R1 D80.0 D80.0 D80.0 BTK*,** 147020 112205 608360 171833 300300 8.2 Neutropenie, kongenitale Dr. rer. nat. Barbara Bangol, Dr. med. Kaimo Hirv Die schweren kongenitalen Neutropenien (SCN) sind eine heterogene Gruppe von Erkrankungen der Myelopoese und charakterisiert durch absolute Neutrophilenzahlen <200/µl Blut, bei normaler Anzahl der Lymphozyten. Im Knochenmark besteht ein isolierter Block in der Ausreifung der myeloischen Reihe auf der Stufe der Promyelozyten. Bei Patienten mit einer SCN fällt als erstes ein verzögerter Abfall der Nabelschnur auf, ebenso treten rezidivierende Fieberepisoden auf und bakterielle Infekte, vor allem der Ohren (Mittelohrentzündung), Lunge (Lungenentzündung), Haut (Hautabszesse) und Schleimhäute (Zahnfleischentzündungen, Aphthen). Charakteristisch ist, dass sich meist keine oder wenig Eiterbildung zeigt. Etwa 10-30% der Patienten mit schwerer kongenitaler Neutropenie entwickeln im Laufe ihres Lebens ein Myelodysplastisches Syndrom (MDS) oder eine Akute Myeloische Leukämie (AML). Neutropenie ist zudem ein häufiges Merkmal verschiedener genetischer Syndrome, die mit extrahämatopoetischen Manifestationen assoziiert sind, wie dem Barth-Syndrom, dem Cohen-Syndrom, der Glykogenose durch Glukose-6-Phosphatase-Mangel Typ b, dem Hermansky-Pudlak-Syndrom Typ 2, der Poikilodermie mit Neutropenie oder dem Shwachman-Diamond-Syndrom. Häufigste genetische Ursache einer kongenitalen Neutropenie sind Mutationen im ELANE-Gen. Sie werden bei etwa 40-55% der Patienten mit permanent schwerer Neutropenie oder zyklischer Neutropenie gefunden. In selteneren Fällen liegen Mutationen in anderen SCN-assoziierten Genen vor. In bis zu 40% der SCN-Fälle ist die genetische Ursache weiterhin unbekannt. Literatur Al-Herz et al, Front Immunol 5:162 (2014) / Bousfiha et al, J Clin Immunol 33:1078 (2013) / Boztug und Klein, Hematol Oncol Clin North Am 27:43 (2013) / Hauck und Klein, Curr Opin Allergy Clin Immunol 13:596 (2013) / Donadieu et al, Orphanet J Rare Dis 6:26 (2011) / Xia et al, Br J Haematol 147:535 (2009) 92 Basisdiagnostik Neutropenie, kongenitale EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik AP3B1, CLPB, CSF3R, CXCR4, ELANE, G6PC3, GATA1, GATA2, GFI1, HAX1, JAGN1, LAMTOR2, RAB27A, SBDS, SLC37A4, TAZ, USB1, VPS45, WAS 24,1 kb Humangenetik EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. AP3B1, CLPB, CSF3R, CXCR4, ELANE, G6PC3, GATA1, GATA2, GFI1, HAX1, JAGN1, LAMTOR2, RAB27A, SBDS, SLC37A4, TAZ, USB1, VPS45, WAS | LYST, VPS13B 47,6 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei kongenitaler Neutropenie Erkrankung OMIM-P ICD-10 Gen OMIM-Gen Chediak-Higashi-Syndrom (CHS) 214500 E70.3 LYST 606897 GATA1 305371 Barth-Syndrom Cohen-Syndrom Dyserythropoetische Anämie mit abnormen Blutplättchen und Neutropenie, X-chromosomale GATA2-Defizienz 302060 216550 Q87.8 614172 D70.7 607624 E70.3 300835 Glykogenose durch Glukose-6-Phosphatase-Mangel Typ b 232220 Hermansky-Pudlak-Syndrom Typ 2 (HPS 2) 608233 Griscelli-Syndrom Typ 2 Immundefekt durch MAPBPIP-Defizienz E71.1 610798 D64.4 E70.3 AP3B1 603401 LAMTOR2 D82.8 USB1 613107 D70.0 schwere kongenitale Neutropenie (SCN 3), Kostmann-Syndrom schwere kongenitale Neutropenie (SCN 4) schwere kongenitale Neutropenie (SCN 5) schwere kongenitale Neutropenie (SCN 6) 617014 202700 610738 612541 615285 616022 D70.7 GFI1 600871 CSF3R 613276 138971 D70.0 G6PC3 611045 D70.0 JAGN1 616012 D61.0 SBDS 607444 D70.0 D70.0 WHIM-Syndrom 193670 D81.8 162800 616254 130130 D70.0 Zyklische Neutropenie 610389 CLPB ELANE 300299 260400 603868 D70.0 Schwere kongenitale Neutropenie, X-chromosomale (SCN X) Shwachman-Bodian-Diamond-Syndrom (SBDS) RAB27A D82.8 Schwere kongenitale Neutropenie (SCN2) Schwere kongenitale Neutropenie (SCN7) 137295 602671 D70.7 schwere kongenitale Neutropenie (SCN 1) GATA2 607817 SLC37A4 616271 604173 VPS13B 300394 E74.0 MEGCANN Poikilodermie mit Neutropenie TAZ D70.0 HAX1 VPS45 WAS CXCR4 ELANE 605998 610035 300392 162643 130130 93 8.3 Kombinierte T- und B-Zellimmundefekte Dr. rer. nat. Barbara Bangol, Dr. med. Kaimo Hirv Kombinierte Immundefekte (CID), einschließlich der schweren kombinierten Immundefekte (SCID), sind eine heterogene Gruppe genetischer Erkrankungen, die durch einen Mangel und/oder eine Fehlfunktion der T-Zellen charakterisiert sind. Bei den SCID unterscheidet man Erkrankungen mit zusätzlich erniedrigter Anzahl zirkulierender B-Zellen (T-B-SCID, bei etwa 35% der SCID-Patienten) von SCID-Formen, bei denen B-Zellen vorhanden sind, wobei die B-Zell-Funktion – selbst bei normaler Entwicklung dieser Zellen – aufgrund der fehlenden T-Zell-Hilfe für die Antikörperantwort immer beeinträchtigt ist (T-B+SCID, bei etwa 65% der SCID-Patienten). Zudem kann die Anzahl der NK-Zellen vermindert sein. Während beim CID Restfunktionen der Abwehr erhalten bleiben und CID-Patienten verhältnismäßig gesund sein können, verläuft ein SCID ohne Blutstammzelltransplantation vor dem zweiten Lebensjahr letal. Klinische Manifestationen eines SCID treten in der Regel innerhalb der ersten 6 Lebensmonate auf. Es sind meist protrahiert verlaufende Infektionen des Magen-Darm-Trakts und der Atemwege, schwere Varizellen, komplizierte Infektionen mit EBV, CMV oder Adenovirus oder ein hartnäckiger Soorbefall. In manchen Fällen kann die Persistenz maternaler T-Zellen, die bei SCID-Patienten nicht abgestoßen werden und proliferieren können, zu Symptomen einer Graft-versus-Host-Erkrankung (GvHD) führen. Bei der SCID-Erkrankung sind im wesentlichen Gene betroffen, deren Produkte an der Reifung von Lymphozyten beteiligt sind. Hierzu gehören Zytokin-Rezeptoren, und deren Signal-transduzierende Moleküle, die für die frühe Differenzierung und Reifung von Lymphozyten essentiell sind, sowie Proteine, die für die Ausbildung und Funktion von B- und/oder T-Zell-Rezeptoren notwendig sind. Die häufigste SCID-Form wird durch Mutationen im IL2RG-Gen auf dem X-Chromosom verursacht und macht etwa 80% der SCID-Fälle bei männlichen Patienten aus. Weitere häufiger betroffene Gene (autosomal-rezessiv) sind RAG1/RAG2, DCLRE1C (Artemis), ADA und JAK3 (insgesamt bis zu 40% aller SCID-Fälle). Hypomorphe Mutationen in SCID-typischen Genen, die noch eine Restfunktion des betroffenen Proteins zulassen, können zu atypischem SCID führen, bei dem der klinische Phänotyp bisher nicht eindeutig definiert ist. Der Krankheitsverlauf ist nicht so schwer wie bei einem typischen SCID und die Diagnose sollte auch bei älteren Kindern und selbst bei erwachsenen Patienten berücksichtigt werden. Hypomorphe Mutationen in einigen SCID-assoziierten Genen können zum Omenn-Syndrom (OS) führen, einer entzündlichen Erkrankung ähnlich einer GvHD. Neben typischen SCID-Symptomen zeigen OS-Patienten zusätzlich entzündliche Symptome wie Lymphadenopathie, Hepatosplenomegalie, generalisierte Erythrodermie und Alopezie. Der Einsatz von NGS zur simultanen Analyse CID/SCID-relevanter Gene kann hilfreich sein, um eine frühzeitige genetische Diagnose stellen zu können. Literatur Al-Herz et al, Front Immunol 5:162 (2014) / Routes et al, J Clin Immunol 34:398 (2014) / Bousfiha et al, J Clin Immunol 33:1078 (2013) / Felgengreff et al, Clin Immunol 141:73 (2011) / Fischer et al, Immunol Rev 203:98 (2005) / Buckley et al, Annu Rev Immunol 22:625 (2004) / Muller et al, Blood 98:1847 (2001) 94 Basisdiagnostik Kombinierte T- und B-Zellimmundefekte EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik ADA, CD247, CD3D, CD3E, CD3G, CD40, CD40LG, CD8A, CORO1A, DCLRE1C, IL2RG, IL7R, JAK3, LIG4, PNP, RAG1, RAG2, ZAP70 25,1 kb ADA, AK2, DCLRE1C, IL2RG, IL7R, JAK3, LIG4, RAG1, RAG2 17,2 kb ADA, AK2, DCLRE1C, LIG4, NHEJ1, PRKDC, RAG1, RAG2 24,6 kb Humangenetik Basisdiagnostik Omenn-Syndrom (OS) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik Schwere kombinierte Immundefekte (T-B-) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik Schwere kombinierte Immundefekte (T-B+) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CD247, CD3D, CD3E, CORO1A, FOXN1, IL2RG, IL7R, JAK3, PTPRC 14,7 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ADA, AK2, CD247, CD3D, CD3E, CD3G, CD40, CD40LG, CD8A, CIITA, CORO1A, DCLRE1C, DOCK8, FOXN1, IKZF1, IL2RG, IL7R, ITK, JAK3, LCK, LIG4, MAGT1, NHEJ1, ORAI1, PNP, PRKDC, PTPRC, RAG1, RAG2, RFX5, RFXANK, RFXAP, RHOH, RMRP, STAT5B, STIM1, STK4, TAP1, TAP2, TAPBP, TRAC, UNC119, ZAP70 79,0 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei kombinierten T- und B-Zellimmundefekten Erkrankung OMIM-P ICD-10 D82.8 FOXN1 anauxetische Dysplasie 607095 Q77.7 RMRP Hyper-IgE-Syndrom infolge DOCK8-Mangel, autosomal rezessiv 243700 D81.1 Hyper-IgM-Syndrom Typ III (HIGM3) 606843 D80.5 alymphoide zystische Thymus-Dysgenesie, kongenitale Alopezie und Nageldystrophie familiärer CD8-Mangel Hyper-IgM-Syndrom Typ I (HIGM1), X-chromosomal Immundefekt mit Magnesium-Defekt, Epstein-Barr-Virus-Infektion und Neoplasie, X-chromosomal 601705 608957 308230 300853 D84.8 Immundefizienz 9 (IMD9) 612782 D81.8 157660 186910 CD40 109535 MAGT1 D81.2 600838 611432 D81.8 D84.8 OMIM-Gen DOCK8 CD40LG 615387 615401 CD8A D80.5 Immundefizienz 7 (IMD7) Immundefizienz 8 Gen TRAC CORO1A ORAI1 300386 300715 186880 605000 610277 95 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Immundefizienz 13 (IMD13) 615518 D81.8 615615 D81.2 Immundefizienz 10 (IMD10) Immundefizienz 17 (IMD17) Immundefizienz 18 Immundefizienz 19 Immundefizienz 22 (IMD22) Immundefizienz 25 Immundefizienz 26 (IMD26) Knorpel-Haar-Hypoplasie (CHH) kombinierter Immundefekt infolge Ikaros-Mangel kombinierter Immundefekt infolge STK4-Mangel 615607 615617 615758 610163 615966 250250 616873 614868 D81.8 D81.2 D81.2 D81.1 D81.2 Gen STIM1 UNC119 CD3G 604011 186740 186830 LCK 153390 CD247 PRKDC D81.8 IKZF1 D81.8 605921 CD3E CD3D D81.1 Q78.8 OMIM-Gen RMRP STK4 186790 186780 600899 157660 603023 604965 kombinierter Immundefekt infolge ZAP70-Mangel 269840 D81.8 ZAP70 RAG2 179616 Laron-Syndrom mit Immundefekt 245590 D82.8 STAT5B 604260 Lymphoproliferatives Syndrom I (LPFS1) 613011 D72.8 ITK 186973 kombinierter zellulärer und humoraler Immundefekt mit Hautgranulomen (CCHIDG) LIG4-Syndrom MHC-Klasse-I-Defekt MHC-Klasse-I-Defekt MHC-Klasse-I-Defekt MHC-Klasse-II-Defekt MHC-Klasse-II-Defekt MHC-Klasse-II-Defekt MHC-Klasse-II-Defekt Omenn-Syndrom Omenn-Syndrom Omenn-Syndrom 233650 606593 604571 604571 604571 209920 209920 209920 209920 603554 603554 LIG4 D81.6 TAP1 D81.6 TAPBP D81.7 RFX5 D81.6 TAP2 601837 170260 170261 601962 CIITA 600005 D81.7 RFXANK 603200 D81.8 ADA D81.7 D81.7 D81.8 RFXAP AK2 601863 601861 608958 103020 DCLRE1C 605988 603554 D81.8 RAG1 179615 D81.8 RMRP 157660 AK2 103020 Omenn-Syndrom 603554 Purin-Nukleosid-Phosphorylase-Mangel D81.1 176947 D81.8 603554 Omenn-Syndrom D81.8 603554 Omenn-Syndrom Omenn-Syndrom 603554 613179 D81.8 D81.8 D81.5 LIG4 RAG2 PNP 601837 179616 164050 Retikuläre Dysgenesie 267500 D81.0 D81.3 ADA 608958 schwerer kombinierter Immundefekt infolge CD45-Mangel , autosomal rezessiv, T- B+ NK+ 608971 D81.2 PTPRC 151460 schwerer kombinierter Immundefekt infolge CD45-Mangel , autosomal rezessiv, T- B+ NK+ 608971 D81.2 PTPRC 151460 schwerer kombinierter Immundefekt infolge DCLRE1C-Mangel mit Strahlungs-Sensitivität 602450 D81.1 DCLRE1C 605988 schwerer kombinierter Immundefekt infolge IL7Rα-Mangel , autosomal rezessiv, T- B+ NK+ 608971 D81.2 IL7R 146661 600802 D81.2 JAK3 600173 schwerer kombinierter Immundefekt infolge RAG1-Mangel , autosomal rezessiv, T- B- NK+ 601457 D81.1 RAG1 179615 schwerer kombinierter Immundefekt infolge ADA-Mangel , autosomal rezessiv, T- B- NK- schwerer kombinierter Immundefekt infolge JAK3-Mangel , autosomal rezessiv, T- B+ NK+ 96 612783 102700 Erkrankung OMIM-P ICD-10 D81.1 RAG2 Gen OMIM-Gen schwerer kombinierter Immundefekt mit Mikrozephalie, Wachstumsverzögerung und Strahlungs-Sensitivität 611291 D81.1 NHEJ1 611290 schwerer kombinierter Immundefekt, X-chromosomal, T- B+ NKT-Zell-Defizienz mit Epidermodysplasia verruciformis 601457 300400 - D81.2 D84.8 IL2RG RHOH 179616 308380 602037 Humangenetik schwerer kombinierter Immundefekt infolge RAG2-Mangel , autosomal rezessiv, T- B- NK+ 97 9. Lungenerkrankungen 9.1 Cystische Fibrose (Mukoviszidose, CF) Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. rer. biol. hum. S. Chahrokh-Zadeh Cystische Fibrose (CF) ist die häufigste autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung in der kaukasischen Bevölkerung (Häufigkeit ca. 1:2.500, Heterozygotenfrequenz ca. 1:25). Mutationen im CFTR (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator)-Gen führen zu Funktionsstörungen eines Chloridkanals in der apikalen Membran von Drüsenepithelzellen und dadurch zur Änderung des Salzgehaltes des Schweißes und anderer Körpersekrete. Hierdurch kommt es zur Bildung des charakteristischen, zähflüssigen Schleims. Die Erkrankung betrifft vor allem das Bronchialsystem, ist mit häufigen Infektionen assoziiert und fortschreitend. Auch der Magen-Darm-Trakt kann durch Sekretionsstörungen des Pankreas betroffen sein. Bei etwa 85% der Patienten tritt eine Pankreasinsuffizienz auf. Die durchschnittliche Lebenserwartung Betroffener liegt bei ca. 30–40 Jahren. Jedes 25. Individuum in den westlichen Industrienationen ist asymptomatischer Träger (Konduktor) einer CFTR-Mutation. Gemeinsame Nachkommen zweier Konduktoren haben ein Risiko von 25%, an manifester CF zu erkranken. Die in vielen Bevölkerungsgruppen am häufigsten nachweisbare Mutation ist F508del. Je nach Art und Schweregrad der CFTR-Mutationen kann es zu unterschiedlicher Ausprägung der Erkrankung kommen. Neben der klassischen CF gibt es noch atypische Formen (CFTR-RD (CFTRrelated disease)), wie z.B. disseminierte Bronchieektasien, atypische chronische Rhinosinusitis, chronische Pankreatitis (s. auch Pankreatitis), und CBAVD (congenitale bilaterale Aplasie des Vas deferens). Literatur O'Sullivan et al, Lancet 373:1891 (2009) / Castellani et al, J Cyst Fibros 7:179 (2008) / Ogino et al, J Med Genet 41:e70 (2004) / Steiner et al, Hum Mutat 24:120 (2004) / Bobadilla et al, Hum Mutat 19:575 (2002) / Welsh et al in Scriver CR et al (eds): The Metabolic and Molecular Bases of Inherited Disease, 8th Ed, Chapter 201 (2001) / Claustres et al, Hum Mutat 16:143 (2000) / Bombieri et al, Hum Genet 103:718 (1998) / Brinson et al, Genet Test, Vol.1, No. 1 (1997) # Kapitel 11.4.2 Cystische Fibrose (CF) EBM Kapitel 11.4.2 GOP 11351 und 11352 Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik CFTR Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Cystische Fibrose Erkrankung Cystische Fibrose (Mukoviszidose, CF) *auch einzeln anforderbar 98 OMIM-P 219700 ** Deletions-/Duplikationsanalyse ICD-10 E84.9 Gen CFTR*,** OMIM-Gen 602421 9.2 Interstitielle Lungenerkrankungen im Kindesalter (ILD)/diffuse parenchymatöse Lungenerkrankungen (DPLD) Dipl.-Biol. Christina Sofeso Humangenetik Die angeborenen Störungen des Surfactant-Metabolismus sind genetisch heterogen, manifestieren sich meist ab dem Neugeborenenalter, oft als klassische Alveolarproteinose, aber auch mit anderen klinischen Symptomen einer diffusen Lungenerkrankung mit mehr oder weniger schwerer respiratorischer Insuffizienz. Genetisch bedingte Surfactant-Dysfunktionen werden z.B. durch Mutationen in Genen verursacht, die für Protein-Komponenten des Surfactant kodieren (SFTPB, SFTPC), für den Lipidtransport (ABCA3), bzw. für die Signaltransduktion im Surfactant-Metabolismus der pulmonalen Macrophagen (CSF2RA, CSF2RB) von Bedeutung sind. Die Erkrankungen folgen verschiedenen Erbgängen: autosomal-rezessiv (SFTPB, ABCA3, CSF2RB), autosomal-dominant bzw. sporadisch durch dominante Neumutation (SFTPC) bzw. X-gebunden (CSF2RA). Mutationen in FLNA verursachen mehrere Erkrankungen, die im männlichen Geschlecht als Letalfaktor gelten und daher nur weibliche Betroffene zeigen. Dazu gehören Fehlbildungssyndrome aus dem Formenkreis der Otopalatodigitalen Syndrome (OPD 1 und 2), das Melnick-Needles-Syndrom und die frontometaphysäre Dysplasie; alle gehen mit Fehlbildungen einher, die das Skelett, die Kraniofazies, das Gehirn, Abdominalorgane und den Urogenitaltrakt betreffen. Ähnlich wird die X-gebunden-dominante periventrikuläre Heterotopie vererbt. Andere FLNA-assoziierte Syndrome gehen mit einer Symptomatik einher, die sich ausschließlich im männlichen Geschlecht zeigt, weibliche Mutationsträger sind symptomfrei. Im Jahr 2010 wurde erstmals ein sechsjähriger Patient mit einer X-gebundenen periventrikulären nodulären Heterotopie und zusätzlich einer schweren chronischen Lungenerkrankung beschrieben, der eine Mutation im FLNA-Gen in Mosaikform trägt. 2011 wurde über eine weitere Patientin mit periventrikulärer nodulärer Heterotopie in Kombination mit einer schweren Lungenerkrankung und einer Mutation in FLNA berichtet. Das Filamin A-Gen codiert für Filamin A, ein Actin-bindendes Protein, das für den Erhalt des zellulären Actin-Zytoskeletts wichtig ist. Bei der kongenitalen alveolar-kapillären Dysplasie handelt es sich um ein seltenes schweres, kurz nach Geburt manifestes Krankheitsbild mit früher Letalität. Klinisch zeigt sich ein Atemnotsyndrom bei persistierender pulmonaler Hypertonie. Etwa 80% der Betroffenen haben zusätzliche Fehlbildungen, v.a. kardiovaskulär, gastrointestinal und urogenital, davon etwa 1/3 ein Verlust der normalen Rechts-Links-Asymmetrie der thorakalen und intraabdominalen Organe. Histologisch zeigt sich eine Fehlentwicklung der alveolären Kapillaren und Venen mit fehlendem Kontakt zwischen Kapillaren und Epithel, verdickter Muscularis der Arteriolen und der Alveolenwand und einem abnormen Verlauf der Lungenvenen gemeinsam mit den Arteriolen. Ursächlich sind Mutationen und Deletionen in FOXF1, einem Gen, das offenbar einem paternalen Imprinting unterliegt, da bei den bisher untersuchten Patienten immer das mütterliche Allel betroffen war. Das Gen liegt in einer komplex aufgebauten Region mit regulierenden Elementen in 16q24.1. Die meisten Fälle sind sporadisch aufgetreten; die wenigen familiären Fälle zeigten eine Vererbung über die Mutter, was ebenfalls mit einem paternalen Imprinting des Gens vereinbar ist. Die drei Leitsymptome des seltenen autosomal-dominant vererbten Hirn-Lunge-Schilddrüsen-Syndroms sind die benigne hereditäre Chorea, die Lungenerkrankung, beim Neugeborenen ein Atemnotsyndrom oder später eine chronische interstitielle Pneumonie oder rezidivierende Infektionen der Lunge, und die kongenitale Hypothyreose, Athyreose oder partielle Agenesie. Ursächlich sind Mutationen im NKX2-1-Gen, das für einen Transkriptionsfaktor codiert, der während der frühen Embryonalentwicklung v.a. in der Schilddrüse, Lunge, Basalganglien und Hypothalamus exprimiert wird. Literatur Eltahir et al, J Med Case Rep 10:97 (2016) / Paolini et al, Int J Mol Sci 16: 19631 ( 2015) / Wambach et al, Am J Respir Crit Care Med 189:1538 (2014) / Hildebrandt et al, Orphanet J Rare Dis 9:171 (2014) / Lord et al, Respir Care 59:e171 (2014) / Turcu et al, Arch Dis Child 98:490 (2013) / Hamvas et al, Chest 144:794 (2013) / Gillett et al, J Perinatol 33:157 (2013) / Sen et al, Hum Mutat 34:801 (2013) / Wambach et al, Pediatrics 130:e1575 (2012) / Agrawal et al, Pediatr Res 71:633 (2012) / Somaschini et al, Acta Biomed 83 Suppl 1:10 (2012) / Masurel-Paulet A et al, Eur J Med Genet, 54(1):25 (2011) / de Wit MC et al, Eur J Med Genet, 54(3):299 (2011) / Gower et al, Paediatr Respir Rev 12:223 (2011) / Gower et al, Paediatr Respir Rev 12:223 (2011) / Kleinlein et al, Arch Dis Child Fetal Neonatal Ed 96:F453 (2011) / Carey et al, Clin Immunol 135:223 (2011) / Maquet et al, J Clin Endocrinol Metab 94:197 (2009) / Faro et al, Neo Reviews 9:e468 (2008) / Bullard et al, Pediatr Res 62:176 (2007) / Somaschini et al, J Pediatr 150:649 (2007) / Cameron et al, J Pediatr 146:370 (2005) / Brasch et al, Am J Respir Crit Care Med 174:571 (2006) / Whitsett et al, N Engl J Med 347:2141 (2002) / Nogee at al, N Engl J Med 344:573 (2001) / Dunbar et al, Pediatr Res 48:275 (2000) / Klein et al, J Pediatr 132:244 (1998) / Ballard et al, Pediatrics 96:1046 (1995) / Nogee et al, N Engl J Med 328:406 (1993) 99 Basisdiagnostik # Interstitielle - / diffuse parenchymatöse Lungenerkrankungen EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ABCA3, CSF2RA, CSF2RB, FLNA, FOXF1, NKX2-1, SFTPB, SFTPC 21,1 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Interstitiellen - / diffusen parenchymatösen Lungenerkrankungen Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Hirn-Lunge-Schilddrüse-Syndrom 610978 J84.- AD NKX2-1*,** AR SFTPB* FLNA-assoziierte Lungenerkrankung - Kongenitale alveolar-kapilläre Dysplasie (ACDMPV) J84.- 265380 J84.- Surfactant-Dysfunktion Typ 1 265120 J84.0 Surfactant-Dysfunktion Typ 3 610921 J84.0 Surfactant-Dysfunktion Typ 2 Surfactant-Dysfunktion Typ 4 Surfactant-Dysfunktion Typ 5 * auch einzeln anforderbar 610913 300770 614370 XL AD J84.0 AD J84.0 XL J84.0 ** Deletions-/Duplikationsanalyse AR AR Gen FLNA* FOXF1*,** OMIM-Gen 300017 600635 601089 178640 SFTPC* 178620 CSF2RA*,** 306250 ABCA3* CSF2RB* 601615 138981 9.3 Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) Dipl.-Biol. Christina Sofeso Unter der pulmonalen arteriellen Hypertonie (PAH) werden verschiedene Formen von Lungenhochdruckerkrankungen zusammengefasst. Die PAH kann sporadisch ohne bekannte Ursache (idiopathische pulmonale arterielle Hypertonie, IPAH) oder familiär auftreten (hereditäre pulmonale arterielle Hypertonie, HPAH). Des Weiteren kann eine PAH im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen, wie z.B. Bindegewebserkrankungen, HIV-Infektionen oder Lebererkrankungen vorkommen oder auch durch bestimmte Medikamente induziert sein. Die PAH ist gekennzeichnet durch einen mittleren pulmonal-arteriellen Druck (PAP) von >25mmHg im Ruhezustand bei normalem pulmonalkapillären Verschlussdruck (Wedge-Druck) ≥15mmHg und durch einen erhöhten Gefäßwiderstand (PVR). Durch typische Veränderungen der Lungengefäße kommt es zunehmend zu einer Gefäßverengung und somit zur Überlastung des rechten Herzens, welche letztendlich zu einem Rechtsherzversagen führen kann. Bei der hereditären pulmonalen arteriellen Hypertonie (HPAH) handelt es sich um eine autosomal-dominant vererbte Erkrankung mit unvollständiger Penetranz. Heterozygote Mutationen im BMPR2-Gen (Bone Morphogenetic Receptor 2; Mitglied der transforming growth factor beta (TGF-ß) family) konnten bisher bei etwa 75% der Patienten mit HPAH und bei ca. 15-20% der Patienten mit IPAH identifiziert werden. Im Durchschnitt entwickeln etwa 27% der BMPR2-Mutationsträger eine PAH, wobei die Penetranz bei Frauen mit 42% deutlich höher liegt, als bei Männern (ca. 14%). In selteneren Fällen (ca. 1-3%) können auch Mutationen in anderen Genen, die z.T. ebenfalls in den TGF-ß Signalweg involviert sind, vorliegen (z.B. ACVRL1, ENG, SMAD9, CAV1, KCNK3, TBX4). Literatur Chung et al, Can J Cardiol 31:544 (2015) / Ma et al, Hum Genet 133:471 (2014) / Austin et al, Circ Res 115:189 (2014) / Kwapiszewska et al, Dtsch Med Wochenschr 139: S111 (2014) / Kerstjens-Frederikse et al, Med Genet 50:500 (2013) / Pabst et al, Pharm Unserer Zeit 36:448 (2010) / Hoeper et al, Pneumologie, 64:401 (2010) / Girerd et al, Am J Respir Crit Med 181:851 (2010) / Machado et al, J Am Coll Cardiol 54:S32 (2009) / Simmonneau et al, J Am Coll Cardiol 54:S43 (2009) / Montani et al, Eur Respir Rev 18:272 (2009) / Müller et al, Med Genet 4:318 (2006) 100 Basisdiagnostik Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik ACVRL1 (ALK1), BMPR1B, BMPR2, CAV1, EIF2AK4, ENG, GDF2 (BMP9), KCNA5, KCNK3, SMAD1, SMAD4, SMAD9, TBX4 23,9 kb Humangenetik EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ACVRL1 (ALK1), BMPR1B, BMPR2, CAV1, EIF2AK4, ENG, GDF2 (BMP9), KCNA5, KCNK3, SMAD1, SMAD4, SMAD9, TBX4| NOTCH3 30,8 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH) Erkrankung OMIM-P ICD-10 Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) 600376 I27.0 Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) BMPR2 *,** - I27.0 ENG ** 615343 I27.0 Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) 615344 Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) 615342 Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) - Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) * auch einzeln anforderbar - - ** Deletions-/Duplikationsanalyse 601284 131195 603220 I27.0 BMPR1B 603248 I27.0 EIF2AK4 I27.0 KCNA5 176267 GDF2 (BMP9) 605120 I27.0 I27.0 - KCNK3 600799 601047 - Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) ACVRL1 ** OMIM-Gen CAV1 I27.0 234810 Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) I27.0 - Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) Gen I27.0 178600 I27.0 I27.0 I27.0 SMAD9 TBX4 SMAD4 SMAD1 NOTCH3 603295 601719 609280 600993 601595 600276 “Core Genes“ sind fett gedruckt 101 10. Mitochondriale Erkrankungen (mitochondriales Genom) Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh Mitochondriale Erkrankungen werden durch Störungen der mitochondrialen Atmungskette und damit der OXPHOS und darüber hinaus durch Störungen anderer biochemischer Mechanismen, wie z.B. ß-Oxidation, mitochondrialer Fusion und Teilung u.v.a. hervorgerufen. Sie entstehen sowohl durch Mutationen mitochondrial kodierter als auch kernkodierter (über 1.000) Gene. Symptome nahezu aller Organe sind beschrieben. Mutationen der (mitochondrialen) mtDNA können in homo- oder heteroplasmischer Form vorliegen, wobei das Ausmaß der Heteroplasmie erst ab einem bestimmten Schwellenwert von pathologischer Bedeutung sein kann. Schematische Darstellung des humanen mitochondrialen Genoms mit allen codierenden Genen und den häufigsten Mutationen bei LHON, MELAS und MERRF Bei mitochondrialen Erkrankungen, die durch Mutationen von mitochondrial kodierten Genen verursacht werden, liegt immer eine mütterliche Vererbung zugrunde. Zu den Erkrankungen, bei denen mtDNA-Mutationen eine Rolle spielen, zählen: - LHON (Leber’sche hereditäre Optikusneuropathie), charakterisiert durch bilateralen, schmerzfreien, subakuten Visusverlust im Laufe des Erwachsenenlebens durch selektive Degeneration der retinalen Ganglion Zellschicht und des Nervus opticus. Bei ca. 90% der Patienten kann eine der drei mtDNAMutationen nachgewiesen werden: m.3460G>A, m.11778G>A oder m.14484T>C. - MELAS (Mitochondriale Encephalomyopathie, Laktatazidose und Schlaganfall-ähnliche Episoden), eine Multisystemerkrankung mit Beginn im Kindesalter. Die häufigste Mutation betrifft m.3243A>G des MTTL1-Gens, es sind jedoch auch Mutationen in weiteren mtDNA-Genen beschrieben; - MERRF (Myoklonische Epilepsie mit ‚ragged red fibers‘), eine Multisystemerkrankung mit primär myoklonischer, später generalisierter Epilepsie, Ataxie, Schwäche und Demenz. Die häufigste Mutation m.8344A>G betrifft das MT-TK-Gen, auch hier sind weitere mtDNA-Mutationen bekannt. Vorteil der NGS-Methode ist die simultane Erfassung des Heteroplasmiegrades. Literatur Wang et al, Chin Med J 128:1820 (2015) /Farrar et al, Trends Genet 29:488 (2013) Mitochondriales Genom (37 Gene; 16,6 kb) bei V.a. LHON, MELAS, MERFF oder mitochondriale Taubheit Tabelle mit den Genen des mitochondrialen Genomes und OMIM-G siehe Taubheit S. 172 102 Basisdiagnostik Humangenetik 11. Muskelerkrankungen Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei Muskelerkrankungen. Die einzelnen Sub-Panels sind farblich voneinander abgegrenzt, “Core Genes“ sind fett gedruckt. nicht NGS-basierte Diagnostik der jeweils häufigsten Erkrankung aus der Indikationsgruppe 103 11.1 Core-Myopathien Dr. rer. biol. hum. S. Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Kongenitale Myopathien sind eine Gruppe seltener, klinisch heterogener Erkrankungen, die durch Strukturauffälligkeiten in der Muskelhistologie bzw. Elektronenmikroskopie gekennzeichnet sind. Die häufigsten kongenitalen Strukturmyopathien sind die Nemaline Myopathie, die Central-Core-Myopathie und die Zentronukleäre Myopathie. Wegen der vielfältigen Differenzialdiagnosen muss eine breite diagnostische Abklärung erfolgen. Die genetische Paneldiagnostik kann zur definitiven Zuordnung beitragen. Die kongenitalen Muskeldystrophien sind ebenfalls selten, klinisch und genetisch heterogen mit unterschiedlichen, z.T. schweren Begleitsymptomen wie Fehlbildungen des Zentralen Nervensystems oder der Augen und damit sehr variablen Verläufen. Literatur North KN et al, Neuromuscul Disord 24:97 (2014) / Nigro V et al, Acta Myol XXXI:196 (2012) Basisdiagnostik Core-Myopathien Stufe I EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen RYR1 Erweiterte Diagnostik 15,1kb Basisdiagnostik Core-Myopathien Stufe II EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ACTA1, BIN1, DNM2, MTM1, SEPN1, TPM3 10,0 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. RYR1 | ACTA1, BIN1, DNM2, MTM1, SEPN1, TPM3 | TPM2, TTN Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Core-Myopathien Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Myopathie, frühmanifestierend mit Kardiomyopathie 611705 G71.2 - Central-Core-Myopathie 117000 G71.2 Gen OMIM-Gen TTN 188840 - RYR1* 180901 Myopathie, kongenital mit Cores, auch Nemaline Myopathie Typ 3 161800 G71.2 - ACTA1 102610 Myopathie, kongenital mit Fasertypendisproportion CFTD 255310 G71.2 - SEPN1 606210 Myopathie, kongenital mit Fasertypendisproportion CFTD 255310 G71.2 - TPM3 191030 Myopathie, zentronukleär CNM1 Myopathie, zentronukleär, CNM2 160150 G71.2 AD DNM2 602378 Myopathie, zentronukleär CNMX 255200 310400 G71.- XR MTM1 300415 Nemaline Myopathie Typ 1 Nemaline Myopathie Typ 4 * auch einzeln anforderbar 104 133,9 kb 609284 609285 G71.- G71.2 G71.2 AR - - BIN1 TPM3 601248 191030 TPM2 190990 “Core Genes“ sind fett gedruckt 11.2 Hypokaliämische periodische Paralysen (HypoPP) Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh, M.Sc. Anna Munzig Humangenetik Die autosomal-dominant vererbten primären periodischen Paralysen sind charakterisiert durch reversible episodische Muskelschwäche und intermittierende Myotonie. Anfallsartige Lähmungen bilden sich innerhalb von wenigen Stunden bis einigen Tagen zurück, wobei die Atemmuskulatur weniger betroffen und Bewusstsein und Sprache immer ungestört sind. Verantwortlich sind Fehlfunktionen in muskulären Ionenkanälen (Natrium-, Calcium-, Kalium-Kanäle), welche die Aktivität der Myozyten steuern. Die Muskelschwäche kann mit Veränderungen des Serum-Kaliumspiegels einhergehen und in eine hyper- bzw. hypokaliämische periodische Paralyse differenziert werden. Eine klinische Unterscheidung anhand des Serum-Kalium, welches während des Auftretens der Symptome bestimmt werden muss, ist jedoch nicht immer möglich. Die häufigste Form ist die HypoPP (Prävalenz: 1:100.000). Die eine Stunde bis Tage andauernde Lähmung aller Extremitäten wird von einem Abfall des Serum-Kaliumspiegels unter 3mmol/L (Referenzwert: 3,5-5mmol/L) begleitet. Die Ausprägung der Lähmung kann - von einer leichten Schwäche bis zu einer kompletten Lähmung der Extremitäten - sehr variabel sein. Die ersten Symptome treten meist vor dem 20. Lebensjahr auf, wobei die Anfallshäufigkeit zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr ein Maximum erreicht. Auslöser für die Anfälle sind unter anderem kohlenhydratreiche Mahlzeiten, Stress, Alkoholkonsum oder körperliche Anstrengung. In sehr schweren Fällen kann sich im späteren Verlauf der Erkrankung eine anhaltende Schwäche der Gliedergürtelmuskulatur entwickeln. Bei ca. 60% der Patienten mit HypoPP können Mutationen im CACNA1S-Gen nachgewiesen werden. Dieses Gen codiert für die alpha-1-Untereinheit des muskulären, spannungsgesteuerten Calcium-Kanals CaV1.1, der überwiegend im Skelettmuskel und der Retina exprimiert wird. Mutationen in diesem Gen sind ebenfalls mit einer Prädisposition für maligne Hyperthermie (siehe Eintrag unter Pharmakogenetik) assoziiert. In ca. 10% der HypoPP-Fälle findet man Mutationen im SCN4A-Gen und ca. 3% der Patienten zeigen Mutationen im KCNJ18Gen. Literatur Statland et al, Continuum (Minneap Minn) 19 (6 Muscle Disease):1598 (2013) /Matthews et al, J Physiol 588:1879 (2010) / Striessnig et al, Pflugers Arch 460:361 (2010) / Rayan et al, Curr Op in Neur 23:466 (2010) Basisdiagnostik Hypokaliämische Periodische Paralyse EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CACNA1S, KCNJ18, SCN4A 12,4 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei hypokaliämischer periodischer Paralyse Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Hypokaliämische Periodische Paralyse Typ1 170400 G72.3 - Hypokaliämische Periodische Paralyse Hypokaliämische Periodische Paralyse Typ2 * auch einzeln anforderbar 613239 613345 G72.3 G72.3 AD - Gen OMIM-Gen CACNA1S* 114208 KCNJ18* SCN4A 613236 603967 “Core Genes“ sind fett gedruckt 105 11.3 Muskelatrophien, spinale (SMA) Dr. rer. biol. hum. S. Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Genetisch bedingte spinale Muskelatrophien werden verursacht durch den Untergang von Vorderhornzellen im Rückenmark. Die häufigste Form ist die SMA infolge von Deletionen (seltener Punktmutationen) des SMN1Gens (z.B. SMA1 Typ Werdning-Hoffmann). Bei V. a. SMA wird eine konventionelle Deletionssuche durchgeführt (MLPA SMN1-Gen), im Einzelfall auch eine Mutationssuche. Weitere seltene Formen wurden v.a. durch Next Generation Sequencing identifiziert (s. unten stehende Tabelle). Bei SMA handelt sich eine klinisch sehr heterogene Gruppe von Erkrankungen, bei denen teilweise auch andere Leitsymptome im Vordergrund stehen (z.B. Pontocerebelläre Hypoplasien). Spinale Muskelatrophie Typ 1-4 EBM Kap 11.4.2. GOP 11410 SMN1 Spinale Muskelatrophien (neonatal/frühmanifestierend) Basisdiagnostik und Pontocerebelläre Hypolasie EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Kapitel 11.4.2 Erweiterte Diagnostik ASAH1, ATP7A, EXOSC3, EXOSC8, IGHMBP2, PLEKHG5, TRPV4, UBA1, VRK1 20,6 kb Basisdiagnostik Spinale Muskelatrophien (spätmanifestierend) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ATP7A, BICD2, BSCL2, CHCHD10, DNAJB2, FBXO38, GARS, HSPB8, REEP1, SLC5A7, TFG, TRPV4, VAPB 22,8 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ASAH1, ATP7A, EXOSC3, EXOSC8, IGHMBP2, PLEKHG5, TRPV4, UBA1, VRK1 | ATP7A, BICD2, BSCL2, CHCHD10, DNAJB2, FBXO38, GARS, HSPB8, REEP1, SLC5A7, TFG, TRPV4, VAPB | ASAH1, ATP7A, BICD2, BSCL2, CHCHD10, DNAJB2, DYNC1H1, EXOSC3, EXOSC8, FBXO38, GARS, HSPB8, IGHMBP2, PLEKHG5, REEP1, SLC5A7, TFG, TRPV4, UBA1, VAPB, VRK1 50,0 kb 106 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Charcot-Marie-Tooth-Syndrom, rezessiver intermediärer Typ (CMTRIC) 615376 G60.0 Amyotrophe Lateralsklerose Typ 8 (ALS8) 608627 G12.2 Gen OMIM-Gen AR PLEKHG5 611101 - VAPB 605704 Distale SMA VA (HMN5A) 600794 G12.9 AD BSCL2 606158 Distale SMA, autosomal rezessiv, 4 (DSMA4) 611067 G12.9 AR PLEKHG5 611101 Distale spinale Muskelatrophie, X-chromosomal (SMAX3) 300489 G12.9 XR ATP7A 300011 Distale SMA VA (HMN5A) Distale SMA, autosomal rezessiv, 5 (DSMA5) 600794 614881 G12.9 G12.9 AD AR GARS DNAJB2 600287 604139 Hereditäre motorisch-sensorische Neuropathie Typ 2C (HMSN2C) 606071 G60.0 AD TRPV4 605427 Hereditäre motorisch-sensorische Neuropathie, Typ Okinawa (HMSNO) 604484 G60.9 AD TFG 602498 Hereditäre motorische Neuropathie 2A (HMN2A) 158590 G60.9 AD HSPB8 608014 Hereditäre motorische Neuropathie 7A (HMN7A) 158580 G60.9 AD SLC5A7 608761 Hereditäre motorische Neuropathie VB (HMN5B) 614751 G60.9 AD REEP1 609139 Kongenitale, nicht progressive distale SMA 600175 G12.9 AD TRPV4 605427 Neonatale SMA mit Arthrogrypose, X-chromosomal (SMAX2) Pontocerebelläre Hypoplasie Typ 1A (PCH1A) Pontocerebelläre Hypoplasie Typ 1B (PCH1B) 301830 607596 614678 G12.9 Q04.3 G12.9 AD TRPV4 605427 G12.9 AD SMA mit progressiver Myoklonus-Epilepsie (SMAPME) 159950 G12.9 615048 AR AR SMA with Respiratory Distress (SMARD) 604320 G12.9 G12.9 AD SMA, spätmanifestierend, Typ Finkel 182980 G12.9 AD - G60.9 AD SMA, lower extremity-predominant, autosomal dominant (SMA-LED1) SMA-LED2 Spinale Muskelatrophie, distal 158600 615290 602168 606489 Q04.3 SMA Typ Jokela (SMAJ) VRK1 314370 EXOSC3 616081 181405 AR UBA1 AR Q04.3 Pontocerebelläre Hypoplasie Typ 1C (PCH1C) Skapuloperoneale SMA XR G12.9 AR AD EXOSC8 ASAH1 606019 613468 CHCHD10 615903 DYNC1H1 600112 IGHMBP2 VAPB BICD2 FBXO38 Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei spinalen Muskelatrophien 600502 605704 609797 608533 “Core Genes“ sind fett gedruckt 11.4 Muskeldystrophien Dr. rer. biol. hum. S. Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Die Muskeldystrophien stellen eine Erkrankungsgruppe, die progressive Muskelschwäche- und Degeneration verursachen. Die zugrundeliegenden Defekte betreffen Gene, die für eine normale Muskelfunktion erforderlich sind und die klinischen Manifestationen sind teilweise überlappend. Mit Hilfe von Immunhistochemischen- oder Immunfluoreszenz-Färbungen gelingt die Differenzierung nur einiger Untertypen, wie Dysferlinopathie, Dystrophinopathie oder Sarcoglykanopathien. Viele weitere, an der Erkrankung beteiligte, defekte Proteine sind nicht ohne weiteres bestimmbar. Die häufigsten Muskeldystrophien betreffen die Muskeldystrophie Duchenne, die Myotonen Dystrophien und die Fazioscapulohumerale Dystrophie. Andere, weniger häufige Muskeldystrophien 107 betreffen die Gliedergürtel-, die Emery-Dreifuss- und die kongenitalen Muskeldystrophien. Mutationen in vielen Genen führen zu dieser Erkrankungsgruppe und ihre Differenzierung stellt oft eine große Herausforderung dar. Die kongenitalen Muskeldystrophien sind selten, klinisch und genetisch heterogen mit unterschiedlichen, z.T. schweren Begleitsymptomen wie Fehlbildungen des Zentralen Nervensystems oder der Augen und damit sehr variablen Verläufen. Ihre Prävalenz ist noch größtenteils unbekannt, wobei die Frequenz bestimmter Untertypen innerhalb verschiedener Bevölkerungsgruppen variieren soll. Literatur Dai et al, Neuromusc Dis 25:617 (2015) / Chae et al, J Med Genet 52:208 (2015) / Sparks et al, Genereviews (2012) Basisdiagnostik Muskeldystrophien (Dystroglycanopathien Typ A+B) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik B3GALNT2, B4GAT1, DAG1, FKRP, FKTN, GMPPB, ISPD, LARGE, POMGNT1, POMGNT2, POMK, POMT1, POMT2, TMEM5 23.9 kb Muskeldystrophien (Kollagen-assoziierte und sonstige) Basisdiagnostik EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CHKB, COL6A1, COL6A2, COL6A3, FHL1, ITGA7, SEPN1 23,0 kb Basisdiagnostik Dystroglycanopathien Typ A (mit Gehirn- und Augenanomalien) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen B3GALNT2, B3GNT1, DAG1, FKRP, FKTN, GMPPB, ISPD, LARGE, POMGNT1, POMGNT2, POMK, POMT1, POMT2, TMEM5 23.7 kb Basisdiagnostik Dystroglycanopathien Typ B (Kongenital, mit mentaler Retardierung) und Typ C EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen DAG1, FKRP, FKTN, GMPPB, ISPD, LARGE, POMGNT1, POMK, POMT1, 17,9 kb POMT2 EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. B3GALNT2, B4GAT1, DAG1, FKRP, FKTN, GMPPB, ISPD, LARGE, POMGNT1, POMGNT2, POMK, POMT1, POMT2, TMEM5 | CHKB, COL6A1, COL6A2, COL6A3, FHL1, ITGA7, SEPN1 | B3GALNT2, B3GNT1, DAG1, FKRP, FKTN, GMPPB, ISPD, LARGE, POMGNT1, POMGNT2, POMK, POMT1, POMT2, TMEM5 | DAG1, FKRP, FKTN, GMPPB, ISPD, LARGE, POMGNT1, POMK, POMT1, POMT2 56,3 kb 108 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Bethlem kongenitale Muskeldystrophie 158810 G71.- AD, AR Bethlem kongenitale Muskeldystrophie Bethlem kongenitale Muskeldystrophie Kongenitale Muskeldystrophie mit Integrindefekt Kongenitale Muskeldystrophie mit Merosindefizienz (MDCA1) 158810 158810 613204 607855 G71.G71.- G71.- G71.- Gen OMIM-Gen COL6A2 120240 AD, AR COL6A1 AD, AR COL6A3 AR ITGA7 AR LAMA2 MDDGA1 236670 G71.- AR POMT1 MDDGA3, congenital 253280 G71.- AR POMGNT1 MDDGA2 MDDGA4, congenital 613150 253800 G71.G71.- AR ISPD G71.- AR MDDGA8 614830 G71.- AR DAG1 MDDGA9 616538 G71.0 AR 615181 G71.- AR MDDGA10 MDDGA11 MDDGA12 MDDGA13 MDDGA13 MDDGA14 MDDGB1 MDDGB2 MDDGB3 MDDGB4, congenital 615041 615249 615287 615287 615350 613155 613156 613151 613152 G71.- G71.G71.G71.G71.G71.G71.G71.- G71.- G71.- AR AR AR AR AR AR AR MDDGB14 615351 G71.- AR MDDGC3 Muskeldystrophie mit rigider Wirbelsäule Muskeldystrophie mit rigider Wirbelsäule Myopathie mit reduzierenden Einschlusskörpern (RBM) AR B4GAT1 GMPPB POMT2 POMGNT1 605517 605517 615320 607423 607439 606822 603590 FKRP GMPPB G71.- AR SEPN1 XL 610194 LARGE 602771 G71.- 128239 607440 POMGNT1 300718 128239 FKTN AR XL 614828 128239 615247 G71.0 G71.- 614631 POMK B3GALNT2 613157 602771 614631 605862 POMT1 AR 606596 TMEM5 AR AR G71.G71.- DAG1 B3GNT1 606612 608840 DAG1 AR MDDGB5 MDDGB6 ISPD POMGNT2 616538 616538 FKRP AR MDDGA9 MDDGA9 G71.- 606822 AR 614643 G71.- 607439 603590 MDDGA7, congenital 614643 607423 LARGE AR MDDGA7, congenital 156225 AR G71.G71.- 600536 607440 613153 613154 120250 FKTN AR MDDGA5 MDDGA6, congenital POMT2 120220 606596 615320 606822 FHL1 300163 FHL1 300163 606210 Ullrich kongenitale Muskeldystrophie 254090 G71.- AD, AR COL6A1 120220 Ullrich kongenitale Muskeldystrophie 254090 G71.- AD, AR COL6A3 120250 Ullrich kongenitale Muskeldystrophie kongenitale Muskeldystrophie, megakonialer Typ 254090 602541 G71.G71.- AD, AR AR COL6A2 CHKB Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Muskeldystrophien 120240 612395 109 11.5 Muskeldystrophien, kongenitale Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei kongenitalen Muskeldystrophien Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Bethlem kongenitale Muskeldystrophie 158810 G71.- AD/AR Bethlem kongenitale Muskeldystrophie Bethlem kongenitale Muskeldystrophie Kongenitale Muskeldystrophie mit abnormen mitochondrialen Strukturen (MDCMC) 158810 602541 G71.G71.- G71.- Gen OMIM-Gen COL6A2 120240 AD/AR COL6A1 AD/AR COL6A3 AR CHKB 120220 120250 612395 Kongenitale Muskeldystrophie mit Integrindefekt 613204 G71.- AR AR LAMA2 ITGA7 600536 MDDGA1 236670 G71.- AR POMT1 607423 MDDGA3, congenital 253280 G71.- AR POMGNT1 Kongenitale Muskeldystrophie mit Merosindefizienz (MDCA1) MDDGA2 MDDGA4, congenital 607855 613150 253800 G71.G71.G71.- AR LARGE 603590 AR POMGNT2 AR MDDGA7, congenital 614643 G71.- AR MDDGA8 MDDGA9 614830 MDDGB2 MDDGB3 MDDGB4, congenital G71.- AR B3GALNT2 AR B4GAT1 605517 AR POMT1 607423 615287 615350 613155 613156 613151 613152 G71.G71.G71.G71.G71.G71.G71.- G71.- AR AR AR AR AR AR TMEM5 POMK GMPPB POMT2 POMGNT1 MDDGB14 615351 G71.- AR GMPPB G71.- AR SEPN1 Muskeldystrophie mit rigider Wirbelsäule Muskeldystrophie mit rigider Wirbelsäule Myopathie mit reduzierenden Einschlusskörpern (RBM) 602771 602771 300718 G71.G71.- XL XL 615320 607439 606822 603590 FKRP AR AR 615247 LARGE G71.G71.- 610194 607440 606612 608840 605862 FKTN MDDGB5 MDDGB6 614828 128239 615181 615249 MDDGB1 DAG1 614631 AR MDDGA12 MDDGA14 ISPD 606596 G71.0 615041 MDDGA13 FKRP 616538 MDDGA10 MDDGA11 G71.- 606822 AR G71.G71.- 607439 607440 613153 613154 POMT2 156225 FKTN AR MDDGA5 MDDGA6, congenital 606596 615320 FHL1 300163 FHL1 300163 606210 Ullrich kongenitale Muskeldystrophie 254090 G71.- AD/AR COL6A1 120220 Ullrich kongenitale Muskeldystrophie 254090 G71.- AD/AR COL6A3 120250 Ullrich kongenitale Muskeldystrophie 110 158810 254090 G71.- AD/AR COL6A2 120240 11.6 Muskeldystrophien, progressive Dr. rer. biol. hum. S. Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Humangenetik Zu den progressiven Muskeldystrophien können die Muskeldystrophie Duchenne/Becker-Kiener, die heterogene Gruppe der Gliedergürtelmuskeldystrophien, teilweise die Dystroglycanopathien und die Emery-Dreifuß-Muskeldystrophie gerechnet werden. Es handelt sich also um eine heterogene Gruppe von Erkrankungen, die unterschiedliche Manifestationsalter, Schweregrade, Verläufe und Begleitsymptome zeigen. Insgesamt machen die progressiven Muskeldystrophien einen Anteil von rund einem Drittel aller Muskelerkrankungen in verschiedenen Populationen aus. Da es teilweise erhebliche klinische Überlappungen gibt, kann unter Berücksichtigung der Häufigkeiten und nach sorgfältiger Vordiagnostik eine Paneldiagnostik bei der genauen Zuordnung hilfreich sein. Literatur North KN et al, Neuromuscul Disord 24:97 (2014) / Nigro V et al, Acta Myol XXXI:196 (2012) Kapitel 11.4.2 Progressive Muskeldystrophien (Typ Duchenne/Typ Becker) EBM Kap 11.4.2. GOP 11370 DMD Basisdiagnostik Progressive Muskeldystrophien (Gliedergürtelmuskeldystrophien AD + AR) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik ANO5, CAPN3, CAV3, DYSF, FKRP, FKTN, LMNA, MYOT, SGCA, SGCB, SGCD, SGCG, TCAP, TRIM32 24,7 kb Basisdiagnostik Emery-Dreifuß Muskeldystrophie EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen EMD, FHL1, LMNA, SYNE2 24,4 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ANO5, CAPN3, CAV3, DYSF, FKRP, FKTN, LMNA, MYOT, SGCA, SGCB, SGCD, SGCG, TCAP, TRIM32 | EMD, FHL1, LMNA, SYNE2 | DAG1, DES, DNAJB6, GAA, GMPPB, HNRNPDL, ISPD, LIMS2, PLEC, POMGNT1, POMK, POMT1, POMT2, SYNE1, TMEM43, TNPO3, TRAPPC11, TTN 234,6 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei progressiven Muskeldystrophien Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Gen OMIM-Gen EDMD1 310300 G71.- XR EMD 300384 ?LGMD2R EDMD2 615325 181350 G71.0 G71.- AR AD DES LMNA* 125660 150330 111 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung EDMD4 612998 G71.- AD G71.- XR EDMD3 EDMD5 EDMD6 EDMD7 LGMD1A LGMD1B LGMD1C LGMD1E 616516 612999 300696 614302 G71.- G71.- G71.- AD LMNA* AD DNAJB6 AD HNRNPDL AD G71.0 G71.0 LGMD2A 253600 G71.0 LGMD1G TMEM43*, ** G71.0 603511 609115 G71.0 AD AR LGMD2B 253601 G71.0 AR LGMD2D 608099 G71.0 AR LGMD2C LGMD2E 253700 604286 G71.0 G71.0 AR AR MYOT 150330 608442 300163 612048 604103 150330 CAV3* 601253 TNPO3 610032 CAPN3 114240 611332 607137 DYSF 603009 SGCA 600119 SGCG SGCB 608896 600900 601411 LGMD2F 601287 G71.0 AR SGCD LGMD2H 254110 G71.0 AR TRIM32 602290 AR TTN 188840 LGMD2G LGMD2I 601954 AR POMT1 607423 - G71.0 AR FKTN 607440 - G71.0 AR - AR 606822 128239 TRAPPC11 AR ISPD 614631 LIMS2 607908 POMT2 607439 - MDDGC1 609308 MDDGC3 613157 G71.0 G71.0 G71.0 G71.0 AR AR AR - G71.0 AR 613158 G71.0 AR 611588 G71.0 G71.0 G71.0 POMGNT1 FKRP AR AR MDDGC9 613818 G71.0 AR AR MDDGC12 616094 G71.0 AR Muskeldystrophie Becker *** 300376 G71.0 XR 615352 310200 G71.0 G71.0 GAA AR G71.0 G71.0 GMPPB POMT1 607155 616052 PLEC AR MDDGC5 Muskeldystrophie Duchenne *** DAG1 607439 AR 232300 MDDGC14 POMT2 POMGNT1 608662 G71.0 LGMD2V (M. Pompe) MDDGC7 ANO5 615326 - MDDGC4 G71.0 AR AR LGMD2T MDDGC2 G71.0 G71.0 613723 LGMD2W G71.0 - LGMD2Q LGMD2U 606596 G71.0 LGMD2N LGMD2S FKRP 604488 - 611307 LGMD2P TCAP AR LGMD2L LGMD2O AR G71.0 608807 LGMD2M G71.0 - LGMD2J LGMD2K AR XR * auch einzeln anforderbar ** Deletions-/Duplikationsanalyse *** Abrechnung Kap. 11.4.2 112 FHL1 AD 607801 608423 608441 SYNE2 AD LGMD1F SYNE1 AD G71.0 G71.0 OMIM-Gen LMNA* 159000 159001 Gen AR 601282 614138 615320 606800 607423 606822 FKTN 607440 ISPD 614631 DAG1 POMK GMPPB DMD*, ** DMD*, ** 606596 128239 615247 615320 300377 300377 “Core Genes“ sind fett gedruckt 11.7 Myopathien, kongenitale Dr. rer. biol. hum. S. Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Kongenitale Myopathien sind eine Gruppe seltener, klinisch heterogener Erkrankungen, die durch Strukturauffälligkeiten in der Muskelhistologie bzw. Elektronenmikroskopie gekennzeichnet sind. Die häufigsten kongenitalen Strukturmyopathien sind die Nemaline Myopathie, die Central-Core-Myopathie und die Zentronukleäre Myopathie. Wegen der vielfältigen Differenzialdiagnosen muss eine breite diagnostische Abklärung erfolgen. Die genetische Paneldiagnostik kann zur definitiven Zuordnung beitragen. Basisdiagnostik Kongenitale Myopathien EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ACTA1, MYH7, RYR1, TPM3 Humangenetik Literatur North KN et al, Neuromuscul Disord 24:97 (2014) / Nigro V et al, Acta Myol XXXI:196 (2012) Erweiterte Diagnostik 22,9 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ACTA1, MYH7, RYR1, TPM3 | BIN1, CCDC78, CFL2, CNTN1, DNM2, KBTBD13, KLHL40, KLHL41, LMOD3, MTM1, MTMR14, MYF6, NEB, SEPN1, SPEG, TNNT1, TPM2, TTN 190,3 kb 113 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei kongenitalen Myopathien Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung CAP-Myopathie 2 609285 G71.- AD CFTD (Myopathie, kongenital m. Fasertypendisproportion) 255310 G71.- CAP-Myopathie 1; NEM1 609284 Central Core Myopathie OMIM-Gen TPM2 190990 TPM3 G71.- AD/AR AD RYR1* ACTA1 191030 180901 102610 CFTD (Myopathie, kongenital m. Fasertypendisproportion) 255310 G71.- AR SEPN1 606210 255310 G71.- AD TPM3 191030 CNM1 160150 G71.- AD DNM2 CNM4 614807 G71.- AD CCDC78 614666 XR MTM1 300415 CFTD (Myopathie, kongenital m. Fasertypendisproportion) CNM3 614408 CNM5 615959 CNMX 310400 G71.G71.G71.- AD AR MYF6 SPEG 602378 159991 615950 Kongenitale letale Myopathie Compton-North 612540 G71.- AR CNTN1 600016 Minicore-Myopathie mit externer Ophthalmoplegie 255320 G71.- AR RYR1* 180901 Myopathie, zentronukleär, CNM2 255200 G71.- Kongenitale Myopathie m. fataler Kardiomyopathie Modifier für CNM1 Myosinspeichermyopathie NEM2 611705 160150 608358 256030 G71.- AR TTN G71.- AD MTMR14 G71.- AD MYH7*, ** G71.- AR AR BIN1 NEB TPM2 NEM4 609285 G71.- AD/AR NEM6 609273 G71.- AD KBTBD13 AR KLHL40 AR LMOD3 NEM5 605355 G71.- AR NEM7 610687 G71.- AD NEM9 615731 G71.- AR NEM8 NEM10 * auch einzeln anforderbar 114 117100 Gen AD/AR G71.- 615348 616165 G71.G71.- ** Deletions-/Duplikationsanalyse TNNT1 188840 611089 601248 160760 161650 190990 191041 613727 CFL2 601443 KLHL41 607701 615340 616112 “Core Genes“ sind fett gedruckt 11.8 Myopathien, myofibrilläre Humangenetik Dr. rer. biol. hum. S. Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Kongenitale Myopathien sind eine Gruppe seltener, klinisch heterogener Erkrankungen, die durch Strukturauffälligkeiten in der Muskelhistologie bzw. Elektronenmikroskopie gekennzeichnet sind. Die häufigsten kongenitalen Strukturmyopathien sind die Nemaline Myopathie, die Central-Core-Myopathie und die Zentronukleäre Myopathie. Wegen der vielfältigen Differenzialdiagnosen muss eine breite diagnostische Abklärung erfolgen. Die genetische Paneldiagnostik kann zur definitiven Zuordnung beitragen. Die kongenitalen Muskeldystrophien sind ebenfalls selten, klinisch und genetisch heterogen mit unterschiedlichen, z.T. schweren Begleitsymptomen wie Fehlbildungen des Zentralen Nervensystems oder der Augen und damit sehr variablen Verläufen. Literatur North KN et al, Neuromuscul Disord 24:97 (2014) / Nigro V et al, Acta Myol XXXI:196 (2012) Basisdiagnostik Myofibrilläre Myopathien EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen BAG3, CRYAB, DES, DNAJB6, FHL1, FLNC, LDB3, MYOT Erweiterte Diagnostik 17,3 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. BAG3, CRYAB, DES, DNAJB6, FHL1, FLNC, LDB3, MYOT | PLEC 31,1 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei myofibrillären Myopathien Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Gen OMIM-Gen MFM2 608810 G71.- AR CRYAB 123590 AD LDB3 MFM1 MFM3 MFM4 601419 609200 609452 G71.- AD/AR G71.- AD G71.- AR CRYAB 123590 AD MYOT 604103 G71.- AD MFM, Fatale infantile Hypertrophie, ?-B-Crystallin-abhängig 613869 G71.- Sphäroidkörper-Myopathie 182920 G71.G71.- 604103 605906 102565 609524 612954 MYOT 125660 FLNC MFM5 MFM6 DES AD BAG3 603883 115 11.9 Myopathien, nicht-dystrophische/periodische Paralysen Dr. rer. biol. hum. S. Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Als Myotonie wird eine unwillkürliche vorübergehende Anspannung eines Skelettmuskels bezeichnet. Die nichtdystrophischen Myotonien Thomsen und Becker sowie die differenzialdiagnostisch wichtigsten Formen der periodischen Paralysen werden durch Mutationen in verschiedenen Ionenkanalgenen verursacht. Es handelt sich im Gegensatz zur häufigsten Myotonen Dystrophie (Curschmann-Steinert) um seltene, nicht zur Muskeldystrophie führende Erkrankungen. Die Krankheiten beginnen im Kindesalter bzw. bei Geburt (Paramyotonia Congenita). Da es unterschiedliche auslösende Faktoren und Prophylaxe- bzw. Therapieansätze gibt, ist eine eindeutige Diagnose anzustreben, wobei die Paneldiagnostik hilfreich sein kann. Literatur Trivedi JR et al, Exp Neurol, 253:28 (2014) Basisdiagnostik Nicht-dystrophische Myotonie/periodische Paralysen EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CLCN1, HSPG2, SCN4A 12,6 kb CACNA1S, SCN4A, KCNJ18, KCNJ2 13,7 kb Erweiterte Diagnostik Basisdiagnostik Periodische Paralysen EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. CLCN1, HSPG2, SCN4A | CACNA1S, SCN4A, KCNJ18, KCNJ2 29,8 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei nicht-dystrophischen Myopathien und periodischen Paralysen Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Atypische Myotonia Congenita 608390 G72.- AD Andersen-Tawil-Syndrom Hyperkaliämische periodische Paralyse Typ 2 (HYPP) G72.- Gen AD KCNJ2* SCN4A SCN4A OMIM-Gen 600681 603967 603967 170500 G72.- AD Hypokaliämische Periodische Paralyse 613239 G72.3 AD AD CACNA1S* 114208 Hypokaliämische periodische Paralyse Typ 2 (HOKPP2) 613345 G72.- AD SCN4A 603967 Myotonia congenita Becker 255700 G71.- AR CLCN1 118425 Paramyotonia Congenita 163300 G72.- AD SCN4A 603967 Hypokaliämische periodische Paralyse Typ 1 (HOKPP1) Myotonia congenita Thomsen Schwartz-Jampel-Syndrom Typ 1 * auch einzeln anforderbar 116 170390 170400 160800 255800 G72.- G71.- AD Q78.- AR KCNJ18* CLCN1 HSPG2 613236 118425 142461 “Core Genes“ sind fett gedruckt 11.10 Stoffwechselmyopathien Dr. rer. biol. hum. S. Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Humangenetik Metabolische Myopathien betreffen den Stoffwechsel von Kohlehydraten, v.a. Glucose, und Fetten, den beiden Hauptenergielieferanten des Skelettmuskels. Es handelt sich damit u.a. um Störungen der Glycolyse und des Glycogen-Abbaus, der ß-Oxidation von Fettsäuren sowie Atmungskettendefekte. Die klinische Symptomatik dieser heterogenen Krankheitsgruppe ist variabel und umfasst unter anderem Muskelhypotonie, Muskelschwäche, -steifheit und/oder -krämpfe oder akute Rhabdomyolyse. Sowohl auslösende Faktoren als auch das Manifestationsalter sind unterschiedlich. Als Differenzialdiagnosen kommen sowohl andere genetisch bedingte als auch erworbene Erkrankungen infrage, dementsprechend ist ein breiter diagnostischer Ansatz erforderlich. Die genetische Paneldiagnostik kann zur genauen Einordnung beitragen. Literatur Angelini, Biochim Biophys Acta 1852:615 (2015) / Olpin, J Clin Pathol 68:410 (2015) Basisdiagnostik Stoffwechselmyopathien (Glycogenosen mit muskulärer Symptomatik und Carnitinstoffwechselstörungen) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik ALDOA, CPT2, GAA, LDHA, PFKM, PGAM2, PHKA1, PHKB, PYGM, SLC25A20 20,9 kb Stoffwechselmyopathien (Defekte der mitochondrialen Basisdiagnostik ß-Oxidation und Mitochondriale Deletionssyndrome (MTDPS) und Mypathie) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ACADVL, AGK, C10orf2, DGUOK, ETFA, ETFB, ETFDH, HADHA, HADHB, POLG, RRM2B, SUCLA2, SUCLG1, TK2, TYMP 23,5 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ALDOA, CPT2, GAA, LDHA, PFKM, PGAM2, PHKA1, PHKB, PYGM, SLC25A20 | ACADVL, AGK, C10orf2, DGUOK, ETFA, ETFB, ETFDH, HADHA, HADHB, POLG, RRM2B, SUCLA2, SUCLG1, TK2, TYMP | ACADVL, AGK, C10orf2, DGUOK, ETFA, ETFB, ETFDH, FBXL4, HADHA, HADHB, LAMA2, LPIN1, MGME1, MPV17, POLG, RRM2B, SLC25A4, SUCLA2, SUCLG1, TK2, TYMP 51,5 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Stoffwechselmyopathien Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung AR SLC25A20 Gen OMIM-Gen CPTII-Mangel, Infantil 600649 E71.3 AR CPT2* 600650 Glykogenspeichererkrankung GSD IXb 261750 E74.- AR PHKB 172490 Carnitin-Acylcarnitin-Translocase-Mangel (CACTD) CPTII-Mangel, letal neonatal Glykogenspeichererkrankung GSD IXd Glykogenspeichererkrankung GSD X 212138 608836 300559 261670 E71.- E71.3 E74.- E74.- AR XR AR CPT2* PHKA1 PGAM2 613698 600650 311870 612931 117 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Glykogenspeichererkrankung GSD XII 611811 E74.- AR Glykogenspeichererkrankung GSD XI 612933 Kongenitale Muskeldystrophie mit Merosindefizienz (MDCA1) AR OMIM-Gen ALDOA 103850 LAMA2 E71.3 LGMD2V (M. Pompe) 232300 G71.0 R82.1 AR LPIN1 M. McArdle (GSD V) 232600 E74.- AR PYGM Mangel an mitochondrialem trifunktionalen Protein (MTP-Mangel) 609015 E71.3 Mangel an mitochondrialem trifunktionalen Protein (MTP-Mangel) 609015 E71.3 MTDPS2 (myopathischer Typ) 609560 G72.8 AR MTDPS4 A (Alpers-Typ) 203700 G72.8 AR M. Tarui (GSD VII) MTDPS1 MTDPS3 (hepatozerebraler Typ) 268200 232800 603041 251880 MTDPS4 B (MNGIE-Typ) MTDPS5 (enzephalomyopathischer Typ mit/ohne Methylmalonazidurie) 613662 612073 E74.- G72.8 G72.8 G72.8 - AR Gen LDHA 607855 Lipin-1-Mangel (=akute rekurrierende Myoglobinurie) AR 606800 605518 608455 AR HADHA* AR HADHB 143450 AR TYMP 131222 AR DGUOK 601465 AR POLG AR G72.8 AR MTDPS8 A (enzephalomyopathischer Typ mit Tubulopathie) 612075 G72.8 AR G72.8 156225 610681 256810 271245 GAA 150000 PFKM AR MTDPS6 (hepatozerebraler Typ) MTDPS7 (hepatozerebraler Typ) AR TK2 POLG SUCLA2 600890 188250 174763 174763 603921 MPV17 137960 RRM2B 604712 C10orf2 606075 RRM2B 604712 AGK 610345 MTDPS8 B (MNGIE-Typ) 612075 G72.8 AR MTDPS10 (Sengers-Syndrom) 212350 G72.8 AR MTDPS12 (kardiomyopathischer Typ) 615418 G72.8 AR SLC25A4 FBXL4 605654 MTDPS9 (enzephalomyopathisch mit Methylmalonazidurie) MTDPS11 245400 615084 MTDPS13 (enzephalomyopathischer Typ, schwer) 615471 G72.8 G72.8 G72.8 AR AR AR SUCLG1 MGME1 611224 615076 103220 Multipler Acyl-CoA-Dehydrogenase-Mangel (MAD-Mangel) 231680 E71.3 AR ETFA 608053 Multipler Acyl-CoA-Dehydrogenase-Mangel (MAD-Mangel) 231680 E71.3 AR ETFB 130410 Multipler Acyl-CoA-Dehydrogenase-Mangel (MAD-Mangel) 231680 E71.3 AR ETFDH 231675 Myopathie durch CPTII-Mangel 255110 E71.3 AR Very long chain Acyl-CoA-Dehydrogenase-Mangel (VLCAD-Mangel) * auch einzeln anforderbar 118 E74.- 201475 E71.3 ** Deletions-/Duplikationsanalyse AR CPT2* ACADVL*, ** 600650 609575 Humangenetik 12. Neurogenetische Erkrankungen Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei neurogenetischen Erkrankungen. Die einzelnen Sub-Panels sind farblich voneinander abgegrenzt. 119 12.1 Alzheimer Erkrankung, familiär Dr. rer. nat. Christoph Marschall Die Alzheimer Erkrankung ist mit einer Prävalenz von 1:5 bei über 80-jährigen die häufigste Form der Altersdemenz. Für alle Formen der Alzheimer Erkrankung ist eine Beteiligung genetischer Faktoren bekannt. Mutationen im Präsenilin 1- (PSEN1) und im Amyloid-Vorläufer-Protein-Gen (APP) sind mit der autosomaldominant vererbten hereditären Frühform von Morbus Alzheimer assoziiert (Beginn der Erkrankung vor dem 60. Lebensjahr). Etwa 65% der Fälle sind auf Mutationen im PSEN1-Gen und ca. 15% auf Mutationen im APP-Gen zurückzuführen. Eine weitere Ursache für die Erkrankung sind in <5% der Fälle Mutationen im PSEN2-Gen. Für die verbleibenden ca. 15% gibt es zum Teil Hinweise auf Assoziation zu noch nicht näher charakterisierten Genen. PSEN1 und PSEN2 codieren für zwei der vier Proteine , die Bestandteil des GammaSekretase-Proteinkomplexes sind. Dieser Komplex ist an der Prozessierung des Beta-Amyloid-VorläuferProteins zu Beta-Amyloid beteiligt. APP codiert für das Beta-Amyloid-Vorläufer-Protein, ein ubiquitär exprimiertes, transmembranöses Protein. Mutationen im PSEN1- oder APP-Gen führen zu einer Zunahme von Beta-Amyloid 42 (Aβ42) zu Lasten von Aβ40. Beide Proteine sind ein wesentlicher Bestandteil der neuritischen Plaques. Allerdings aggregiert das stärker hydrophobe Aβ42 rascher zu den toxischen Fibrillen. Literatur Ringman et al, Curr Neurol Neurosci Rep 14:499 (2014) / Wallon et al, J Alzheimers Dis 30:847 (2012) / Nelson et al, J Clin Invest 117:1230 (2007) / Raux et al, J Med Genet 42:793 (2005) / Tanzi et al, Cell 120:545 (2005) / Kowalska et al, Pol J Pharmacol 56:171 (2004) / Casserly et al, Lancet 363:1139 (2004) / Mertens, Dt Ärzteblatt Heft 36 (2002) / Esler et al, Science 293:1449 (2001) / Bertram et al, Curr Neurol Neurosci Rep 1:442 (2001) / Li et al, Nature 405:689 (2000) Basisdiagnostik # Alzheimer Erkrankung, familiär EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb APP, PSEN1, PSEN2 5,1kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Alzheimer Erkrankung, familiär Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Alzheimer Erkrankung Typ 1 104300 F00.0 AD Alzheimer Erkrankung Typ 4 606889 F00.0 AD Alzheimer Erkrankung Typ 3 120 607822 F00.0 AD Gen APP PSEN1 PSEN2 OMIM-Gen 104760 104311 600759 Diag. Sensivität 0,2% 50% 5% 12.2 Ataxien Dr. rer. hum. biol. S. Chahrokh-Zadeh Humangenetik Bei den hereditären Ataxien handelt es sich um eine klinisch und genetisch sehr heterogene Gruppe von Erkrankungen, die mit allen bekannten Vererbungsmodi einhergehen. Neben den häufiger vorkommenden, in der Regel spät-beginnenden, autosomal-dominanten Spinocerebellären Ataxien (SCAs), die durch CAG-TriplettRepeat-Expansionen verursacht werden, findet sich eine große Anzahl von Genen, deren Mutationen zu einem sehr variablen Erscheinungsbild führen: langsam progressive ataktische Gangstörungen, oft einhergehend mit eingeschränkter Koordination der Hände, der Sprache und der Augenbewegung, meist aufgrund von Kleinhirnatrophie und Degeneration der spinocerebellären bzw. der Hinterstrang-Bahnen. Auch eine Degeneration weiterer Anteile des zentralen und peripheren Nervensystems (Pyramidenbahnen, Basalganglien) kann vorhanden sein, was sich mit nichtzerebellären Symptomen wie Polyneuropathie, Spastik u.a. äußert. Viele Subtypen überlappen hinsichtlich ihres klinischen Erscheinungsbildes. Vorab erfolgt die Analyse der häufigsten Ataxie-Gene ATXN1, ATXN2, ATXN3, CACNA1A, ATXN7, TBP (nach Rücksprache: FXN und FMR1) im Hinblick auf Triplett-Repeat-Expansionen. Literatur Fogel et al, Jama Neur 71:1237 (2014) / Jayadev et al, Genet in med 15:673 (2013) / Nemeth et al, Brain 136:3106 (2013) Individuell konfigurierbare MGPS Ataxien Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * ABCB7 (2.3 kb) * AFG3L2 (2.4 kb) * ARL13B (1.3 kb) * C5orf42 (9.6 kb) * CACNB4 (1.6 kb) * CEP41 (1.1 kb) * CSPP1 (3.7 kb) * EEF2 (2.6 kb) * EIF2B4 (1.6 kb) * FGF14 (0.8 kb) * GLRB (1.5 kb) * INPP5E (1.9 kb) * KCND3 (2.0 kb) * MARS2 (1.8 kb) * NPC2 (0.5 kb) * PDE6D (0.5 kb) * PIK3R5 (2.6 kb) * POC1B (1.4 kb) * RPGRIP1L3.9 kb) * SIL1 (1.4 kb) * SPTBN2 (7.2 kb) * TCTN1 (1.8 kb) * TGM6 (2.1 kb) * TMEM237 (1.2 kb) * TTBK2 (3.7 kb) * WWOX (1.2 kb) * ABHD12 (1.2 kb) * AHI1 (3.6 kb) * ATM (9.2 kb) * CA8 (0.9 kb) * CC2D2A (4.9 kb) * CLCN2 (2.7 kb) * DARS2 (1.9 kb) * EIF2B1 (0.9 kb) * EIF2B5 (2.2 kb) * FLVCR1 (1.7 kb) * GOSR2 (0.8 kb) * ITPR1 (8.2 kb) * KIAA0586 (4.9 kb) * MRE11A (2.1 kb) * NPHP1 (2.2 kb) * PDYN (0.8 kb) * PLA2G6 (2.4 kb) * POLG (3.7 kb) * SACS (13.7 kb) * SLC1A3 (1.6 kb) * STUB1 (0.9 kb) * TCTN2 (2.1 kb) * TMEM138 (0.5 kb) * TMEM240 (0.5 kb) * TTC21B (3.9 kb) * ZNF423 (3.9 kb) * ADCK3 (1.9 kb) * ANO10 (2.0 kb) * ATP8A2 (3.6 kb) * CACNA1A (7.5 kb) * CCDC88C (6.1 kb) * CLN5 (1.2 kb) * DNAJC5 (0.6 kb) * EIF2B2 (1.1 kb) * ELOVL4 (0.9 kb) * GBA2 (2.8 kb) * GRID2 (3.0 kb) * KCNA1 (1.5 kb) * KIF1C (3.3 kb) * MTPAP (1.7 kb) * OFD1 (3.0 kb) * PEX10 (1.0 kb) * PNKP (1.6 kb) * PRKCG (2.1 kb) * SCN2A (6.0 kb) * SNX14 (2.8 kb) * SYNE1 (26.4 kb) * TCTN3 (1.8 kb) * TMEM216 (0.4 kb) * TMEM67 (3.0 kb) * VAMP1 (0.4 kb) * ADGRG1 (2.1 kb) * APTX (1.1 kb) * ATXN10 (1.4 kb) * CACNA1G (7.1 kb) * CEP290 (7.4 kb) * CLN6 (0.9 kb) * DNMT1 (4.9 kb) * EIF2B3 (1.4 kb) * ELOVL5 (1.0 kb) * GJB1 (0.8 kb) * GRM1 (3.6 kb) * KCNC3 (2.3 kb) * KIF7 (4.0 kb) * NPC1 (3.8 kb) * OPA1 (3.0 kb) * PEX2 (0.9 kb) * PNPLA6 (4.1 kb) * PRNP (0.8 kb) * SETX (8.0 kb) * SPG7 (2.4 kb) * SYT14 (1.9 kb) * TDP1 (1.8 kb) * TMEM231 (1.1 kb) * TRPC3 (2.8 kb) * VLDLR (2.6 kb) 121 12.2.1 Ataxien mit Okulomotorischer Apraxie (AR) Basisdiagnostik Ataxien mit Okulomotorischer Apraxie (AR) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 # Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen APTX, SETX, PIK3R5, PNKP 13,3 KB Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Ataxien mit Okulomotorischer Apraxie Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Ataxie-Okuläre-Apraxie Typ 2 606002 G11.9 AR Ataxie-Okuläre-Apraxie Typ 4 616267 G11.9 AR Ataxie-Okuläre-Apraxie Typ 1 208920 Ataxie-Okuläre-Apraxie Typ 3 G11.9 615217 G11.9 Gen OMIM-Gen SETX 608465 PNKP 605610 606350 AR APTX AR PIK3R5 611317 “Core Genes“ sind fett gedruckt 12.2.2 Ataxien: Leukoencephalopathie mit Verlust der weißen Substanz Basisdiagnostik Leukoencephalopathie mit Verlust der weißen Substanz EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 # Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen EIF2B1, EIF2B2, EIF2B3, EIF2B4, EIF2B5 7,10 KB Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Leukoencephalopathie mit Verlust der weißen Substanz Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Leukoencephalopathie mit Verlust der weißen Substanz 603896 G11.9 Leukoencephalopathie mit Verlust der weißen Substanz 603896 Leukoencephalopathie mit Verlust der weißen Substanz 603896 Leukoencephalopathie mit Verlust der weißen Substanz 603896 Leukoencephalopathie mit Verlust der weißen Substanz 603896 G11.9 Gen OMIM-Gen AR EIF2B4 606687 AR EIF2B1 AR G11.9 AR G11.9 G11.9 AR 12.2.3 Ataxien, episodisch EIF2B3 EIF2B5 EIF2B2 CACNA1A, CACNB4, KCNA1, SCN2A, SLC1A3 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Episodische Ataxie, Typ 2 108500 G11.9 AD Episodische Ataxie, Typ 1 160120 Episodische Ataxie, Typ 5 613855 G11.9 Episodische Ataxie, Typ 6 612656 *auch einzeln anforderbar ** Deletions-/Duplikationsanalyse Episodische Ataxie mit neonataler Epilepsie 122 G11.9 - G11.9 G11.9 AD AD AD AD 603945 606686 606454 “Core Genes“ sind fett gedruckt Episodische Ataxien EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 # Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei episodischen Ataxien 606273 18,2 kb Gen KCNA1 CACNA1A*,** OMIM-Gen 176260 601011 CACNB4 601949 SCN2A* 182390 SLC1A3 600111 “Core Genes“ sind fett gedruckt 12.2.4 Ataxien, spastisch Erweiterte Diagnostik Basisdiagnostik Spastische Ataxien EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen AFG3L2, KIF1C, MTPAP, SACS, SPG7, VAMP1 25,5 kb Humangenetik EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. AFG3L2, KIF1C, MTPAP, SACS, SPG7, VAMP1 | GBA2, MARS2 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei spastischen Ataxien 28,5 kb Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Spastische Ataxie Typ 2 611302 G11.9 AR Spastische Ataxie Typ 1 108600 G11.9 Spastische Ataxie Typ 3 611390 G11.9 Spastische Ataxie Typ 5 614487 G11.9 Spastische Ataxie Typ 4 613672 Spastische Ataxie - G11.9 G11.9 Spastische Ataxie, Charlevoix-Saguenay Typ 270550 G11.9 Cerebelläre Ataxie-Mentale Retardierungs-Syndrom 224050 G11.9 Cerebelläre Ataxie mit Spastik - - Gen OMIM-Gen KIF1C 603060 185880 AD VAMP1 AR MARS2 609728 AR AFG3L2 604581 AR SACS MTPAP AR SPG7 AR GBA2 AR GBA2 AR 613669 602783 604490 609471 609471 “Core Genes“ sind fett gedruckt 12.2.5 Ataxien, Spinocerebellär, autosomal-dominante EDS und Differenzialdiagnosen Individuell konfigurierbare MGPS Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512, Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * AFG3L2 (2.4 kb) * CCDC88C (6.1 kb) * ELOVL4 (0.9 kb) * KCNA1 (1.5 kb) * PRKCG (2.1 kb) * TGM6 (2.1 kb) * VAMP1 (0.4 kb) * CACNA1A (7.5 kb) * DNAJC5 (0.6 kb) * ELOVL5 (1.0 kb) * KCNC3 (2.3 kb) * SCN2A (6.0 kb) * TMEM240 (0.5 kb) * CACNA1G (7.1 kb) * DNMT1 (4.9 kb) * FGF14 (0.8 kb) * KCND3 (2.0 kb) * SLC1A3 (1.6 kb) * TRPC3 (2.8 kb) * CACNB4 (1.6 kb) * EEF2 (2.6 kb) * ITPR1 (8.2 kb) * PDYN (0.8 kb) * SPTBN2 (7.2 kb) * TTBK2 (3.7 kb) 123 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei spinocerebellären Ataxien, autosomal-dominant Erkrankung OMIM-P ICD-10 ?Spinocerebelläre Ataxie 34 133190 G11.9 ?Spinocerebelläre Ataxie 41 616410 G11.9 Cerebelläre Ataxie-Mentale Retardierungs-Syndrom 224050 Episodische Ataxie, Typ 1 160120 Episodische Ataxie, Typ 5 613855 ?Spinocerebelläre Ataxie 26 609306 ?Spinocerebelläre Ataxie 40 616053 Cerebelläre Ataxie, Taubheit und Narkolepsie, autosomaldominant Episodische Ataxie mit neonataler Epilepsie Episodische Ataxie, Typ 2 Episodische Ataxie, Typ 6 611204 G11.9 DNMT1 126375 DNAJC5 611203 KCNA1 176260 G11.9 TRPC3 108500 G11.9 CACNA1A*, ** 604432 G11.9 G11.9 G11.9 G11.9 SLC1A3 VAMP1 182390 601011 601949 600111 185880 SPTBN2 KCNC3 176264 ITPR1 147265 G11.9 Spinocerebelläre Ataxie 15 606658 G11.9 607346 CACNB4 602345 G11.9 G11.9 605361 130610 CCDC88C 605259 Spinocerebelläre Ataxie 19 605512 G11.9 Spinocerebelläre Ataxie 13 Spinocerebelläre Ataxie 14 ELOVL4 SCN2A* 600224 Spinocerebelläre Ataxie 11 OMIM Gen G11.9 108600 Spinocerebelläre Ataxie 5 Gen EEF2 - 612656 Spastische Ataxie Typ 1 G11.9 G11.9 TTBK2 PRKCG KCND3 604985 611695 176980 605411 Spinocerebelläre Ataxie 21 607454 G11.9 TMEM240 Spinocerebelläre Ataxie 27 609307 G11.9 FGF14 601515 ITPR1 147265 Spinocerebelläre Ataxie 23 Spinocerebelläre Ataxie 28 610245 610246 G11.9 G11.9 Spinocerebelläre Ataxie 29, kongenital, nicht progressiv 117360 G11.9 Spinocerebelläre Ataxie 38 615957 G11.9 * auch einzeln anforderbar ** Deletions-/Duplikationsanalyse Spinocerebelläre Ataxie 35 Spinocerebelläre Ataxie 42 124 604121 G11.9 613908 616795 G11.9 G11.9 PDYN AFG3L2 TGM6 ELOVL5 CACNA1G 616101 131340 604581 613900 611805 604065 12.2.6 Ataxien, Spinocerebelläre, autosomal-rezessive Individuell konfigurierbare MGPS Autosomal-rezessive Spinocerebelläre Ataxien Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * ATXN10 (1.4 kb) * CEP290 (7.4 kb) * CSPP1 (3.7 kb) * EIF2B3 (1.4 kb) * GBA2 (2.6 kb) * INPP5E (1.9 kb) * MARS2 (1.8 kb) * NPHP1 (2.2 kb) * PNKP (1.6 kb) * RPGRIP1L (3.9 kb) * SNX14 (2.8 kb) * SYNE1 (26.4 kb) * TCTN3 (1.8 kb) * TMEM231 (1.1 kb) * WWOX (1.2 kb) * C5orf42 (9.6 kb) * CEP41 (1.1 kb) * DARS2 (1.9 kb) * EIF2B4 (1.6 kb) * GOSR2 (0.8 kb) * KIAA0586 (4.9 kb) * MRE11A (2.1 kb) * OPA1 (3.0 kb) * PNPLA6 (4.1 kb) * SACS (13.7 kb) * SPG7 (2.4 kb) * SYT14 (1.9 kb) * TDP1 (1.8 kb) * TMEM237 (1.2 kb) * ZNF423 (3.9 kb) * CA8 (0.9 kb) * CLCN2 (2.7 kb) * EIF2B1 (0.9 kb) * EIF2B5 (2.2 kb) * GRID2 (3.0 kb) * KIF1C (3.3 kb) * MTPAP (1.7 kb) * PDE6D (0.5 kb) * POC1B (1.4 kb) * SETX (8.0 kb) * SPTBN2 (7.2 kb) * TCTN1 (1.8 kb) * TMEM138 (0.5 kb) * TMEM67 (3.0 kb) Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei spinocerebelläre Ataxien, autosomal-rezessiv Erkrankung OMIM-P ICD-10 Anämie, sideroblastisch, mit Ataxie (X-gebunden) 301310 G11.9 Ataxia-telangiectasia-ähnliche Erkrankung 604391 G11.9 ?Cerebelläre Ataxie, mentale Retardierung, und Dysequilibrium Syndrom 4 Ataxie, Hinterstrang mit Retinitis Pigmentosa Ataxie-Okuläre-Apraxie Typ1 Ataxie-Okuläre-Apraxie Typ 2 Ataxie-Okuläre-Apraxie Typ 3 Ataxie-Okuläre-Apraxie Typ 4 Boucher-Neuhauser-Syndrom Cerebelläre Ataxie und mentale Retardierung Ceroid Lipofuszinose, neuronal, 5 Epilepsie, progressive, myoklonische 6 Joubert-Syndrom Phänotyp 615268 609033 208920 616267 G11.9 215470 613227 Joubert-Syndrom Typ 6 Joubert-Syndrom Typ 7 Joubert-Syndrom Typ 8 Joubert-Syndrom Typ 9 Joubert-Syndrom Typ 11 610688 611560 612291 612285 - 600814 SETX 608465 PNKP 605610 CA8 611317 603197 114815 608102 POC1B 614784 Q04.3 TMEM216 613277 Q04.3 NPHP1*, ** 608091 610188 606350 CLN5 Q04.3 609583 300135 APTX MRE11A PNPLA6 G11.9 605870 609144 G11.9 - 608629 ABCB7 OMIM-Gen FLVCR1 PIK3R5 G11.9 614018 Gen ATP8A2 G11.9 256731 Joubert-Syndrom Typ 3 Joubert-Syndrom Typ 5 G11.9 G11.9 615217 213300 Joubert-Syndrom Typ 4 G11.9 606002 Joubert-Syndrom Typ 1 Joubert-Syndrom Typ 2 G11.9 Humangenetik * ATP8A2 (3.6 kb) * CC2D2A (4.9 kb) * CLN5 (1.2 kb) * EIF2B2 (1.1 kb) * FLVCR1 (1.7 kb) * GRM1 (3.6 kb) * KIF7 (4.0 kb) * NPC2 (0.5 kb) * PIK3R5 (2.6 kb) * POLG (3.7 kb) * SIL1 (1.4 kb) * STUB1 (0.9 kb) * TCTN2 (2.1 kb) * TMEM216 (0.4 kb) * TTC21B (3.9 kb) G11.9 Q04.3 Q04.3 Q04.3 Q04.3 GOSR2 INPP5E AHI1 CEP290 608894 607100 610142 609884 ARL13B 608922 RPGRIP1L Q04.3 CC2D2A Q04.3 613037 TMEM67 Q04.3 Q04.3 604027 TTC21B 610937 612013 612014 125 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Joubert-Syndrom Typ 13 614173 Q04.3 Joubert-Syndrom Typ 12 200990 Joubert-Syndrom Typ 14 614424 Joubert-Syndrom Typ 15 614464 Joubert-Syndrom Typ 16 614465 Joubert-Syndrom Typ 17 614615 Joubert-Syndrom Typ 18 614815 Joubert-Syndrom Typ 19 614844 Joubert-Syndrom Typ 20 614970 Joubert-Syndrom Typ 21 615636 Joubert-Syndrom Typ 22 615665 Gen OMIM-Gen TCTN1 609863 KIF7 Q04.3 TMEM237 Q04.3 TMEM138 Q04.3 Q04.3 Q04.3 Q04.3 CEP41 611254 614423 610523 614459 C5orf42 614571 ZNF423 604557 TCTN3 613847 Q04.3 TMEM231 614949 Q04.3 PDE6D 602676 TCTN2 613846 CLCN2 600570 DARS2 610956 Q04.3 CSPP1 611654 Q04.3 KIAA0586 - Q04.3 ATXN10 Leukoencephalopathie mit Verlust der weißen Substanz 603896 G11.9 EIF2B1 Leukoencephalopathie mit Verlust der weißen Substanz 603896 G11.9 EIF2B4 606687 Leukoencephalopathie mit Verlust der weißen Substanz 603896 G11.9 EIF2B5 603945 Joubert-Syndrom Typ 23 616490 Joubert/Meckel Syndrom Phänotyp 613885 Joubert/Nephronophthise Phänotyp Leukoencephalopathie mit Ataxie Leukoencephalopathie mit Hirnstamm- und WirbelsäulenBeteiligung und Laktaterhöhung Leukoencephalopathie mit Verlust der weißen Substanz Leukoencephalopathie mit Verlust der weißen Substanz Mitochondrial rezessives Ataxie Syndrom Niemann-Pick-Erkrankung, Typ C2 Primäre Coenzym Q10 Defizienz Typ 4 Spastische Ataxie 615651 611105 603896 603896 607459 607625 612016 Spinocerebelläre Ataxie, autosomal-rezessiv 8 Spinocerebelläre Ataxie, autosomal-rezessiv 8 Spinocerebelläre Ataxie, autosomal-rezessiv 10 Spinocerebelläre Ataxie, autosomal-rezessiv 13 Spinocerebelläre Ataxie, autosomal-rezessiv 14 G11.9 G11.9 G11.9 G11.9 G11.9 AFG3L2 G11.9 SYT14 G11.9 SYNE1 610743 610743 613728 614831 615386 G11.9 G11.9 G11.9 - * auch einzeln anforderbar 616354 - ** Deletions-/Duplikationsanalyse 608465 G11.9 GRID2 GRM1 STUB1 TDP1 G11.9 WWOX G11.9 SIL1 G11.9 613669 604581 SETX SPTBN2 G11.9 609728 604490 G11.9 G11.9 602783 SACS ANO10 G11.9 614322 MTPAP G11.9 607250 616204 174763 601015 603060 614487 614229 606454 KIF1C SPG7 MARS2 270550 606273 G11.9 Spinocerebelläre Ataxie, mit axonaler Neuropathie - NPC2 606686 606980 G11.9 Spinocerebelläre Ataxie, autosomal-rezessiv 20 POLG 611150 ADCK3 615768 Spinocerebelläre Ataxie, autosomal-rezessiv 12 EIF2B2 610178 G11.9 Spinocerebelläre Ataxie, autosomal-rezessiv 16 Spinocerebelläre Ataxie, autosomal-rezessiv 18 EIF2B3 G11.9 613672 Spinocerebelläre Ataxie, autosomal- rezessiv 11 G11.9 611390 Spastische Ataxie Typ 4 Spastische Ataxie, Charlevoix-Saguena-Typ G11.9 G11.9 611302 Spastische Ataxie Typ 5 Q04.3 - Spastische Ataxie Typ 2 Spastische Ataxie Typ 3 126 Q04.3 SNX14 OPA1 610949 608441 613726 604473 604985 607207 602368 607198 605131 616105 608005 605290 12.2.7 Ataxien, syndromale Formen Individuell konfigurierbare MGPS Ataxien, syndromale Formen Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * ABHD1 (1.2 kb) * ARL13B (1.3 kb) * C5orf42 (9.6 kb) * CEP41 (1.1 kb) * DARS2 (1.9 kb) * GOSR2 (0.6 kb) * MRE11A (2.1 kb) * OFD1 (3.0 kb) * PEX2 (0.9 kb) * POLG (3.7 kb) * TCTN1 (1.8 kb) * TMEM216 (0.4 kb) * TTC21B (3.9 kb) * ADCK3 (1.9 kb) * ATM (9.2 kb) * CA8 (0.9 kb) * CLN5 (1.2 kb) * DNMT1 (4.9 kb) * INPP5E (1.9 kb) * NPC1 (3.8 kb) * OPA1 (3.0 kb) * PLA2G6 (2.4 kb) * RPGRIP1L (3.9 kb) * TCTN2 (2.1 kb) * TMEM231 (1.1 kb) * VLDLR (2.6 kb) Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Ataxien, syndromale Formen * ADGRG1 (2.1 kb) * ATP8A2 (3.6 kb) * CC2D2A (4.9 kb) * CLN6 (0.9 kb) * FLVCR1 (1.7 kb) * KIAA0586 (4.9 kb) * NPC2 (0.5 kb) * PDE6D (0.5 kb) * PNPLA6 (4.1 kb) * SACS (13.7 kb) * TCTN3 (1.8 kb) * TMEM237 (1.2 kb) * ZNF423 (3.9 kb) Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Anämie, sideroblastisch, mit Ataxie (X-gebunden) 301310 G11.9 AR Ataxia-telangiectasia-ähnliche Erkrankung 604391 G11.9 AR MRE11A Boucher-Neuhauser-Syndrom 215470 G11.9 AR PNPLA6 G11.9 ?Cerebelläre Ataxie, mentale Retardierung, und Dysequilibrium Syndrom 4 Ataxie, Hinterstang, mit Retinitis Pigmentosa Ataxie-Telangiektasie Cerebelläre Ataxie und mentale Retardierung Cerebelläre Ataxie, Taubheit und Narkolepsie, autosomal-dominant 615268 609033 208900 613227 604121 G11.9 G11.9 G11.9 G11.9 AR Gen ATP8A2 ABCB7 Humangenetik * ABCB7 (2.3 kb) * AHI1 (3.6 kb) * ATXN10 (1.4 kb) * CEP290 (7.4 kb) * CSPP1 (3.7 kb) * GJB1 (0.8 kb) * KIF7 (4.0 kb) * NPHP1 (2.2 kb) * PEX10 (1.0 kb) * POC1B (1.4 kb) * SIL1 (1.4 kb) * TMEM138 (0.5 kb) * TMEM67 (3.0 kb) OMIM-Gen 605870 300135 FLVCR1 609144 ATM 607585 AD CA8 DNMT1 114815 AR AR AR 600814 603197 126375 Cerebelläre Ataxie-Mentale RetardierungsSyndrom 224050 G11.9 AR ADGRG1 604110 Cerebelläre Ataxie-Mentale RetardierungsSyndrom 224050 G11.9 AR CLN6 606725 Cerebelläre Ataxie-Mentale RetardierungsSyndrom 224050 G11.9 AR PEX2 170993 Cerebelläre Ataxie-Mentale RetardierungsSyndrom 224050 G11.9 AR PEX10 602859 224050 G11.9 AR VLDLR 192977 Ceroid lipofuszinose-Neuropathie, neuronal, 5 256731 G11.9 CLN5 608102 Epilepsie, progressive, myoklonische 6 614018 G11.9 GOSR2 604027 Cerebelläre Ataxie-Mentale RetardierungsSyndrom Charcot-Marie-Tooth Neuropathie, X-dominant, 1 Leukoencephalopathie mit Hirnstamm- und Wirbelsäulen-Beteiligung und Laktaterhöhung 302800 611105 AR G11.9 XD G11.9 AR AR GJB1* DARS2 304040 610956 127 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Niemann-Pick-Erkrankung, Typ C1 257220 G11.9 AR Mitochondrial rezessives Ataxie Syndrom 607459 G11.9 POLG NPC2 Niemann-Pick-Erkrankung, Typ C2 607625 G11.9 AR Spastische Ataxie, Charlevoix-Saguena-Typ 270550 G11.9 AR - G11.9 AR Primäre Coenzym Q10 Defizienz Typ 4 Spinocerebelläre Ataxie, autosomal-rezessiv 8 - 612016 610743 - 610217 - 612674 - - * auch einzeln anforderbar* auch einzeln anforderbar G11.9 G11.9 G11.9 G11.9 G11.9 Gen AR NPC1 AR ADCK3 AR SYNE1 - PLA2G6 AR ABHD12 AR SACS OMIM-Gen 174763 607623 601015 606980 604490 608441 SIL1 608005 OPA1 605290 603604 613599 12.3 Choreatiforme Bewegungsstörungen Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh Bei 90% der Patienten mit choreatiformer Bewegungsstörung genetischer Ursache kann eine pathogene CAG-Triplett-Repeat-Expansion im HTT-Gen nachgewiesen werden. Für die verbleibenden 10% ohne HTTMutationsnachweis können differenzialdiagnostisch “Chorea-Huntington-ähnliche Erkrankungen“, die klinisch nur schwer oder gar nicht abgrenzbar sind, über eine Multi-Gen-Panel-Untersuchung abgeklärt werden. Bei einigen der aufgeführten Gene, erfolgt die Abklärung über das Vorliegen einer Repeat-Expansion über PCR und anschließende Kapillarelektrophorese (Fragmentlängenanalyse). Literatur Hensman Moss et al, Neurology 82:292 (2014) / Nguyen, MedGen 25:223 (2013) Choreatiforme Bewegungsstörungen Stufe I Bestimmung der Triplett-Repeat-Anzahl der Gene: ATXN1, ATXN2, ATXN3, ATXN7, TBP, ATN1 Basisdiagnostik Choreatiforme Bewegungsstörungen Stufe II EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik ADCY5, ARSA, FRRS1L, GM2A, GNAO1, KCNA1, NKX2-1, PRNP, RNF216, VPS13A, XK 25,0 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ATXN1, ATXN2, ATXN3, ATXN7, TBP, ATN1 | ADCY5, ARSA, FRRS1L, GM2A, GNAO1, KCNA1, NKX2-1, PRNP, RNF216, VPS13A, XK | ATM, FTL, PDE10A, SETX 60,3 kb 128 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Neurodegeneration mit Ferritin-Akkumulation im Gehirn 3 606159 Chorea, hereditäre benigne Huntington-ähnliche Erkrankung 1 603218 Gen OMIM-Gen FTL 134790 - AD AD ADCY5 118700 - AD NKX2-1 Episodische Ataxie, Myokymie-Syndrom 160120 - AD McLeod-Syndrom 300842 - XL Dyskinesie, familiär mit Gesichts-Myokymie Choreoakanthocytose Spinocerebelläre Ataxie Typ 1 Spinocerebelläre Ataxie Typ 2 Spinocerebelläre Ataxie Typ 3 Spinocerebelläre Ataxie Typ 7 Frontotemporale Demenz und/oder Amyotrope Lateralsklerose Typ 1 Spinocerebelläre Ataxie Typ 17 Dentatorubrale Pallidoluysische Atrophie 606703 200150 164400 183090 109150 607640 105550 607136 125370 - - AD PRNP 60029 600635 176640 KCNA1 176260 XK 314850 AR VPS13A - AD ATXN1 601556 - AD ATXN3 607047 - - AD AD AD AD AD ATXN2 ATXN7 605978 601517 607640 C9orf72 614260 TBP 600075 ATN1 Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei choreatiformen Bewegungsstörungen 607462 12.4 Hyperekplexie Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh, Dr. med. Imma Rost Bei der hereditären Hyperekplexie handelt es sich um eine Erkrankung, die bereits im Neugeborenenalter, manchmal bereits bei Geburt, mit einer anfallsartigen massiven generalisierten Erhöhung des Muskeltonus einhergeht. Als Auslöser reicht ein Beklopfen der Glabella. Klinisch erinnern die Zustände an Krampfanfälle; das EEG ist aber unauffällig. Die Symptomatik schwächt sich in der Säuglingszeit meist ab. Erhalten bleibt häufig eine ausgeprägte Schreckhaftigkeit mit Tonusverlust, was die Gefahr von Verletzungen durch Stürze birgt. Als diagnostischer Test kann ein Tippen auf die Nasenspitze (sog. nose-tapping Test) dienen, der bei Kindern mit Hyperekplexie zu einer starken Überstreckung im Nacken führt, während gesunde Neugeborene keine wesentliche Reaktion zeigen. Als Therapie kommt eine Behandlung mit Benzodiazepinen infrage. Verursacht wird die Erkrankung durch Mutationen in Genen für Glycinrezeptoren, u.a. GLRA1, GLRB und SLC6A5. Die Proteine, die durch diese Gene codiert werden, sind in die glycinabhängige Neurotransmission involviert. Die Gene GLRA1 und GLRB codieren für die Untereinheiten a1 bzw. ß eines postsynaptischen Glycinrezeptors, das SLC6A5-Gen codiert für den präsynaptischen Glycin-Transporter Typ 2. Mutationen in einem dieser Gene können zur Beeinträchtigung inhibitorischer Neurotransmissionswege oder zur Stimulation exzitatorischer Signalwege in den Nervenzellen führen. Literatur Lee et al, J Mov Disord.;10(1):53 (2017) / Mine et al, Dev Med Child Neurol.;57(4):372 (2015) / Dreissen et al, Epilepsia.;53 Suppl 7:3 (2012) Hyperekplexie EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 # Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen GLRA1, GLRB, SLC6A5 Basisdiagnostik 5,3 kb 129 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Hyperekplexie Erkrankung OMIM-P ICD-10 Hyperekplexie, Typ 2 614619 G25.10 Hyperekplexie, Typ 1 Hyperekplexie, Typ 3 130 149400 614618 Gen OMIM-Gen GLRB 138492 G25.8 GLRA1 G25.9 SLC6A5 138491 604159 12.5 Hereditäre Neuropathien Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh Humangenetik Bei den erblichen peripheren Neuropathien mit einer geschätzten Prävalenz von 1:2.500 in der Allgemeinbevölkerung handelt es sich um eine Gruppe der häufigsten hereditären neurologischen Erkrankungen, die klinisch und genetisch heterogen ist. Über 90 Gene und Loci sind beteiligt. Das Manifestationsalter betrifft in der Regel die erste oder zweite Dekade, jedoch sind auch spätmanifestierende Formen bekannt. Die Klassifikation basiert auf dem klinischen Phänotyp, dem Vererbungsmodus, dem Manifestationsalter, elektrophysiologischen Untersuchungen und der zugrundeliegenden Mutation. Die Haupt-Subtypen betreffen die hereditäre motorische und sensible Neuropathie (HMSN) oder Charcot-Marie-Tooth-Erkrankung (CMT), die hereditäre sensible und autonome Neuropathie (HSAN oder HSN), die hereditäre motorische Neuropathie (HMN oder dHMN) und die hereditäre Neuropathie mit Neigung zu Druckparesen (HNPP). Charcot-Marie-Tooth-Neuropathien Typ 1 u. 2 Stufe I EBM Kap 11.4.3, GOP 11512 Ausschluß der CMT1A-typischen 1,5 Mb Duplikation, die u.a. das PMP22-Gen einschließt. Basisdiagnostik Charcot-Marie-Tooth-Neuropathien Typ 1 u. 2 Stufe II EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik ATL1, DNM2, EGR2, GARS, GDAP1, HSPB1, IGHMBP2, KIF1B, LITAF, MFN2, MPZ, NEFL, NGF, PMP22, RAB7A 24,9 kb Hereditäre sensorische (autonome) Neuropathie 1 u. 2 Basisdiagnostik EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ATL1, ATL3, DNMT1, FAM134B, KIF1A, SPTLC1, SPTLC2 17,9 kb Basisdiagnostik CMT Typ II, axonal, autosomal-dominant EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen AARS, DYNC1H1, GDAP1, HSPB1, HSPB8, LRSAM1, MFN2, MPZ 24,3 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ATL1, DNM2, EGR2, GARS, GDAP1, HSPB1, IGHMBP2, KIF1B, LITAF, MFN2, MPZ, NEFL, NGF, PMP22, RAB7A | ATL1, FAM134B, SPTLC1 | AARS, DYNC1H1, GDAP1, HSPB1, HSPB8, LRSAM1, MFN2, MPZ | AARS, ARHGEF10, ATP7A, BAG3, BSCL2, CCT5, CTDP1, DCTN1, DYNC1H1, FAM134B, FGD4, FIG4, GAN, GJB1, HOXD10, HSPB3, HSPB8, IKBKAP, KARS, LMNA, LRSAM1, MED25, MTMR2, NDRG1, NTRK1, PLEKHG5, PRPS1, PRX, REEP1, SBF2, SCN9A, SEPT9, SH3TC2, SLC12A6, SOX10, SPTLC1, SPTLC2, TDP1, TRPV4, WNK1, YARS 196,0 kb 131 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei hereditärer Neuropathie Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Verlangsamte Nevenleitungsgeschwindigkeit 608236 G60.0 Spinale Muskelatrophie , distal, X-gebunden (SMAX3) 300489 G60.0 CMT 2N HSN 1D 613708 G60.0 G60.0 Gen OMIM-Gen AD ARHGEF10 608136 XL ATP7A AD AD Myofibrilläre Myopathie Typ 6 612954 G60.0 AD HSN mit Spastischer Paraplegie 256840 G60.0 AR HMN 5 Neuropathie, kongenitaler Katarrhakte, faziale Dysmorphien HMN 7B 600794 604168 607641 G60.0 G60.0 G60.0 604927 AD DCTN1 601143 AD DYNC1H1 600112 AD/AR EGR2 129010 AD/AR Dejerine-Sottas Erkrankung 145900 G60.0 AD/AR HSAN 2B CMT 4H CMT 4J Giant Axon Neuropathie (GAN) CMT 2D HMN 5 CMT axonal, Type 2K, CMT axonal, mit Stimmbandparesen, CMT rezessiv, intermediär Typ A, CMT 4A 613115 609311 611228 256850 601472 600794 607831 G60.0 G60.0 G60.0 G60.0 G60.0 603883 CTDP1 G60.0 605253 300011 AR 607678 CMT 4E BAG3 606439 606158 CMT 1D G60.0 ATL1 601065 BSCL2 606482 614228 G60.0 AARS AD CMT axonal Typ 2M, CMT dominant intermediär B CMT axonal Typ 20 AD AR AR AR AR CCT5 DNM2 EGR2 EGR2 FAM134B 610150 602378 129010 129010 613114 FGD4 611104 GAN 605379 FIG4 609390 G60.0 AD GARS G60.0 AD/AR GDAP1 606598 G60.0 AD GARS 600287 600287 CMT axonal, mit Stimmbandparesen, CMT rezessiv 607706 G60.0 AD/AR GDAP1 606598 CMT rezessiv, intermediär Typ A CMT Typ 4A, CMT4A 608340 G60.0 AD/AR GDAP1 606598 CMT X1 214400 302800 G60.0 XL GJB1* 304040 HMSN mit kongenitalem vertikalem Talus 192950 G60.0 G60.0 AD/AR 142984 AD HSPB1 602195 G60.0 AD HMN 2 613376 G60.0 AD CMT 2L HMN 2A HMN 6 HSAN 3 608673 158590 604320 223900 G60.0 G60.0 G60.0 G60.0 G60.0 CMT rezessiv intermediär Typ B 613641 G60.0 CMT 1C 601098 G60.0 CMT 2A1 CMT 2B1 CMT 2P CMT 2B2 118210 605588 614436 605589 AD AD HSPB1 HSPB3 HSPB8 HSPB8 604624 608014 608014 IGHMBP2 AR KARS 601421 LITAF 603795 AR IKBKAP AD KIF1B G60.0 AR LMNA* G60.0 602195 AR G60.0 G60.0 606598 HOXD10 606595 608634 GDAP1 AD CMT 2F HMN 2B 132 613287 AD AD/AR AR LRSAM1 MED25 600502 603722 605995 150330 610933 610197 OMIM-P ICD-10 Vererbung HMSN6 601152 G60.0 AD CMT 1B CMT 2J CMT 2I CMT dominant intermediär Typ D 609260 118200 607736 607677 607791 Gen OMIM-Gen MFN2 608507 AD MFN2 G60.0 AD/AR MPZ G60.0 AD/AR G60.0 G60.0 G60.0 AD/AR AD/AR MPZ MPZ MPZ MPZ Neuropathie, kongenital hypomyelinisierend 605253 G60.0 AD/AR CMT 4B1 601382 G60.0 AR MTMR2 G60.0 AD NEFL G60.0 AR Dejerine-Sottas Erkrankung CMT 4D CMT 1F CMT 2E HSAN 5 HSAN 4 145900 601455 607734 607684 608654 256800 G60.0 G60.0 G60.0 G60.0 CMT, rezessiv intermediär, Typ C 615376 G60.0 Dejerine-Sottas Erkrankung 145900 G60.0 CMT 1E CMT 1A HNPP CMT X5 CMT 4F Dejerine-Sottas Erkrankung CMT 2B 118300 118220 162500 311070 614895 145900 600882 AD/AR AR AD AR NGF AD/AR XL G60.0 AD/AR G60.0 AD AD/AR PMP22 PMP22 PRPS1 PRX PRX RAB7A REEP1 G60.0 AD HSAN Typ 2D 243000 G60.0 AR SCN9A G60.0 AR 159440 159440 159440 603557 605262 162280 162280 162030 601097 614751 604563 159440 PMP22 HMN5B CMT 4B2 159440 191315 PMP22 AD/AR 159440 NTRK1 AD/AR G60.0 G60.0 NEFL PLEKHG5 AD/AR G60.0 NDRG1 AR G60.0 G60.0 MPZ 608507 SBF2 40057 611101 601097 601097 601097 311850 605725 605725 602298 609139 607697 603415 604061 Hereditäre neuralgische Amyotrophie 162100 G60.0 AD AR SH3TC2 608206 Periphere demyelinisierende Neuropathie (PCWH-Syndrom) 218000 G60.0 AR SLC12A6 604878 HSAN 1 HSAN 1C 609136 G60.0 AD Spinocerebelläre Ataxie mit axonaler Neuropathie 162400 613640 G60.0 AD Periphere Neuropathie mit Corpus CallosumAgenesie 601596 G60.0 G60.0 SOX10 602229 AD SPTLC1 605712 SPTLC2 605713 Spinocerebelläre Ataxie, autosomal-rezessiv mit axonaler Neuropathie 607250 G60.0 AR TDP1 607198 HSAN 2A CMT, dominant intermediär Typ C 606071 G60.0 AD TRPV4 605427 CMT, dominant intermediär Typ C 201300 608323 G60.0 AD YARS 603623 CMT axonal, Type 2K * auch einzeln anforderbar 607831 G60.0 G60.0 AR AD/AR WNK1 GDAP1 Humangenetik Erkrankung CMT 2A2 605232 606598 133 12.6 Epilepsien, genetisch bedingt Dr. rer. nat. Karin Mayer, M.Sc Anna Munzig, Dr. med. Imma Rost Epilepsien treten mit einer Häufigkeit von 0,5 bis 1% auf und knapp die Hälfte beginnt bereits im Kindesalter. In der heterogenen Gruppe der Epilepsien sind mindestens 50% genetisch (mit-)bedingt, wobei die Ursache in den meisten Fällen multifaktoriell bzw. polygen ist. Nur 1 bis 2% der sog. idiopathischen Epilepsien folgt einem monogenen Erbgang. Zu diesen gehören unter anderem die epileptischen Enzephalopathien des Kindesalters (EIEE), die früh beginnen, einen schweren Verlauf zeigen, oft therapieschwierig sind und neben der fast immer vorhandenen Störung der kognitiven Entwicklung weitere Komorbiditäten zeigen. Bei den idiopathischen generalisierten Epilepsien erlaubt der Nachweis einer Mutation (in einem der aufgeführten Gene) allerdings häufig nur den Schluss auf ein erhöhtes Risiko, eine Epilepsie zu entwickeln (Suszeptibilitätsfaktoren). Ein Großteil der genetischen Epilepsien ist durch Mutationen in Untereinheiten neuronaler spannungsabhängiger Na+, K+, Ca2+, Cl– -Ionenkanäle und Untereinheiten ligandenabhängiger Rezeptoren wie dem GABARezeptor und dem Nikotin-Acetylcholin-Rezeptor bedingt. Den genetischen Epilepsien können die symptomatischen Epilepsien gegenüber gestellt werden, die z.B. sekundär als Folge einer angeborenen Gehirnfehlbildung (z.B. Migrationsstörung), im Rahmen eines übergeordneten genetischen Syndroms (z.B. Angelman-Syndrom, Rett-Syndrom, Tuberöse Sklerose) oder bei chromosomalen Imbalancen z.B. (idic15) oder || r(20) bei Frontallappenepilepsie auftreten. Die klinische Differenzialdiagnose kann oft schwierig sein, weshalb die genetische Diagnostik auch mittels NGS zunehmend eine Möglichkeit der Ursachenklärung darstellt. Der Nachweis einer Mutation kann eine Verdachtsdiagnose bestätigen, was bei einigen Formen eine gezielte Therapie ermöglicht (z.B. beim Glucose-Transporter-Defekt). Zudem kann weitere Diagnostik eingespart, eine prognostische Einschätzung und Aussagen zu einem eventuellen Wiederholungsrisiko gegeben werden. Literatur Lesca et al, Rev Neurol (Paris), 6-7:539 (2015) / Poduri et al, Nat Rev Neurol, 10(5):293 (2014) / Scheffer, Neuropediatrics, 45(2):70 (2014) / Thomas et al, Nat Rev Neurol, 10(5):283 (2014 )/ Thomas et al, Nat Rev Neurol, 10(5):283 (2014) / Hoppman-Chaney et al, Clin Genet, 83:345 (2012) / Tavyev et al, Eur J Med Genet 55:299 (2012) / Striano P et al, Arch Neurol 69(3):322 (2012) / Noh GL et al, Eur J Med Genet 55: 281 (2012) / Jiang Y et al, Hum Genet 131:1217 (2012) / Weber et al, Z Epileptol 24: 100 (2011) / von Spiczak S et al, Z Epileptol 24:108 (2011) / Nicita F et al, Seizure 21:3 (2011) / Muhle H et al, Epilepsia 52(12):e194 (2011) / Mefford HC et al, Ann Neurol 70(6):974 (2011) / Kortüm F et al, J Med Genet 48:396 (2011) / Fountain-Capal JK et al, Ped Neurol 45: 319 (2011) / Depienne C et al, Hum Mut 32:E1959 (2010) / Berg AT et al, Akt Neurol 37:120 (2010) 134 Humangenetik Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei Epilepsien. Die einzelnen Subpanels sind farblich voneinander abgegrenzt, "Core Genes" sind fett gedruckt. Abkürzungen: EIEE: Early Infantile Epileptic Encephalopathy (frühkindliche epileptische Enzephalopathien) GEFS+: Generalized Epilepsy with Febrile Seizures Plus FHM: Familial Hemiplegic Migraine (familiäre hemiplegische Migräne) 135 Individuell konfigurierbare MGPS Epilepsie Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * AARS (2.9 kb) * AP3B2 (3.2 kb) * ARX (1.7 kb) * CACNA1H (7.1 kb) * CDKL5 (3.1 kb) * CHRNA4 (1.9 kb) * CPA6 (1.3 kb) * DEPDC5 (4.8 kb) * EEF1A2 (1.4 kb) * FASN (7.5 kb) * GABBR2 (2.8 kb) * GABRD (1.4 kb) * GNAO1 (1.1 kb) * GRIN2B (4.5 kb) * HDAC4 (3.3 kb) * KCNA2 (1.5 kb) * KCNMA1 (3.7 kb) * KCTD7 (0.9 kb) * MECP2 (1.5 kb) * NIPA2 (1.1 kb) * PIGA (1.5 kb) * PNPO (0.8 kb) * PRICKLE2 (2.5 kb) * RELN (10.4 kb) * SCN1A (6.0 kb) * SCN9A (5.9 kb) * SLC1A2 (1.7 kb) * SLC35A2 (1.3 kb) * ST3GAL3 (1.3 kb) * SYNGAP1 (4.0 kb) * UBA5 (1.2 kb) 136 * ADGRV1 (18.9 kb) * ARHGEF15 (2.5 kb) * ATP1A2 (3.1 kb) * CACNB4 (1.6 kb) * CERS1 (1.1 kb) * CHRNB2 (1.5 kb) * CSTB (0.3 kb) * DNM1 (2.6 kb) * EFHC1 (1.9 kb) * FGF12 (0.7 kb) * GABRA1 (1.4 kb) * GABRG2 (1.4 kb) * GOSR2 (0.6 kb) * GRIN2D (4.0 kb) * IQSEC2 (4.5 kb) * KCNB1 (2.6 kb) * KCNQ2 (2.6 kb) * LGI1 (1.7 kb) * MEF2C (1.4 kb) * NPRL2 (1.1 kb) * PIK3AP1 (2.4 kb) * POLG (3.7 kb) * PRRT2 (1.0 kb) * ROGDI (0.9 kb) * SCN1B (0.7 kb) * SIK1 (2.3 kb) * SLC25A12 (2.0 kb) * SLC6A1 (1.8 kb) * STX1B (0.9 kb) * SZT2 (10.1 kb) * WWOX (1.2 kb) * ALDH7A1 (1.6 kb) * ARHGEF9 (1.5 kb) * BRAT1 (2.5 kb) * CAD (6.7 kb) * CHD2 (5.5 kb) * CLCN2 (2.7 kb) * DCX (1.3 kb) * DOCK7 (6.4 kb) * ELP4 (1.6 kb) * FOXG1 (1.5 kb) * GABRB1 (1.4 kb) * GAL (0.4 kb) * GPHN (2.3 kb) * GUF1 (2.0 kb) * ITPA (0.6 kb) * KCNC1 (1.8 kb) * KCNQ3 (2.6 kb) * LMNB2 (1.9 kb) * NECAP1 (0.8 kb) * NPRL3 (1.7 kb) * PLCB1 (3.6 kb) * PRDM8 (2.1 kb) * RANBP2 (9.7 kb) * RYR3 (14.6 kb) * SCN2A (6.0 kb) * SLC12A5 (3.4 kb) * SLC25A22 (1.0 kb) * SPTAN1 (7.4 kb) * STXBP1 (1.8 kb) * TBC1D24 (1.7 kb) * ALG13 (3.4 kb) * ARV1 (0.8 kb) * CACNA1A (6.8 kb) * CASR (3.3 kb) * CHRNA2 (1.6 kb) * CLCN4 (2.3 kb) * DENND5A (3.9 kb) * DYRK1A (2.3 kb) * EPM2A (1.0 kb) * FRRS1L (1.0 kb) * GABRB3 (1.4 kb) * GLUL (1.1 kb) * GRIN2A (4.4 kb) * HCN1 (2.7 kb) * KCNA1 (1.5 kb) * KCNH5 (3.0 kb) * KCNT1 (3.7 kb) * MBD5 (4.5 kb) * NHLRC1 (1.2 kb) * PCDH19 (3.4 kb) * PNKP (1.6 kb) * PRICKLE1 (2.5 kb) * RANGAP1 (1.8 kb) * SCARB2 (1.4 kb) * SCN8A (5.9 kb) * SLC13A5 (1.7 kb) * SLC2A1 (1.5 kb) * SRPX2 (1.4 kb) * SYN1 (2.1 kb) * TNK2 (3.3 kb) 12.6.1 Absence-Epilepsie Basisdiagnostik Absence-Epilepsie EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CACNA1H, CLCN2, EFHC1, GABRA1, GABRB3, GABRG2, NIPA2, SLC2A1 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Juvenile Absence-Epilepsie 607631 G40.3 AD Idiopathische, generalisierte Epilepsie mit Absencen Juvenile Absence-Epilespie Typ 2 614847 607628 Kindliche Absence-Epilepsie G40.3 611136 G40.3 607681 Kindliche Absence-Epilepsie Typ 5 (ECA5) 612269 Kindliche Absence-Epilepsie Typ 6 (ECA6) * auch einzeln anforderbar - - Kindliche Absence-Epilepsie 2 (ECA2) Kindliche Absence-Epilepsie Typ 4 (ECA4) G40.3 611942 Gen OMIM-Gen EFHC1 608815 AD SLC2A1*, ** AD CLCN2 NIPA2 - G40.3 AD GABRG2* G40.3 AD GABRB3 GABRA1 - G40.3 AD ** Deletions-/Duplikationsanalyse CACNA1H CHRNA2, KCNQ2, KCNQ3, PRRT2, SCN2A, SCN8A Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei benigner familärer Epilepsie Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Benigne, familiäre, neonatale Krampfanfälle (BFNS1) 121200 G40.3 AD Benigne, familiäre, neonatale Krampfanfälle (BFNS2) 121201 G40.3 Benigne, familiäre, infantile Krampfanfälle (BFIS3) 607745 Benigne, familiäre, infantile Krampfanfälle (BFIS2) Benigne, familiäre, infantile Krampfanfälle (BFIS5) * auch einzeln anforderbar 605751 617080 - G40.3 G40.3 12.6.3 Epilepsien mit erhöhter Therapierelevanz - 137160 137192 607904 Gen OMIM-Gen KCNQ2 602235 KCNQ3 602232 PRRT2 614386 SCN8A 600702 CHRNA2 AD AD SCN2A* AD 118502 182390 “Core Genes“ sind fett gedruckt Epilepsien mit erhöhter Therapierelevanz EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ALDH7A1, ALG13, KCNQ2, PNPO, PRRT2, SCN1A, SLC2A1 608146 137164 19,8 kb AD AD 600570 Basisdiagnostik Benigne familiäre Epilepsie (neonatal, infantil) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen - 138140 “Core Genes“ sind fett gedruckt 12.6.2 Benigne familiäre Epilepsie (neonatal, infantil) Benigne, familiäre, infantile Krampfanfälle Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Absence-Epilepsie 15,9 kb Basisdiagnostik 16,9 kb 137 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Epilepsien mit erhöhter Therapierelevanz Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Frühinfantile epileptische Enzephalopathie 121200 G40.3 AD Infantile Konvulsionen und Choreoathetose 602066 G40.3 AD Pyridoxial-Phosphat-abhängige Epilepsie 610090 G40.8 AR Dravet-Syndrom Glucose-Transporter-Defekt Typ 1 Kohlenhydrat-defizientes Glykoprotein-Syndrom Typ 1s (CDG1s) Pyridoxin-abhängige Epilepsie * auch einzeln anforderbar 607208 G40.4 606777 G93.4 300884 E77.8 266100 G40.8 SLC2A1*, ** XL ALG13 300776 PNPO 603287 PRRT2 ALDH7A1* * auch einzeln anforderbar OMIM-P 141500 602481 609634 ICD-10 G43.1 614386 107323 Basisdiagnostik ATP1A2, CACNA1A, SCN1A Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei familiärer hemiplegischer Migräne 602235 138140 “Core Genes“ sind fett gedruckt Familiäre hemiplegische Migräne EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erkrankung 182389 AD KCNQ2 12.6.4 Familiäre hemiplegische Migräne (FHM) FHM Familiäre hemiplegische Migräne Typ 1 Familiäre hemiplegische Migräne Typ 2 Familiäre hemiplegische Migräne Typ 3 OMIM-Gen SCN1A*, ** AR ** Deletions-/Duplikationsanalyse Gen AD 15,9 kb Vererbung Gen OMIM-Gen AD AD AD CACNA1A*,** ATP1A2*,** SCN1A*,** 601011 182340 182389 ** Deletions-/Duplikationsanalyse “Core Genes“ sind fett gedruckt 13.6.5 Fiebergebundene Anfälle/Generalisierte Epilepsie mit Fieberkrämpfen Plus (GEFS+) Basisdiagnostik Fiebergebundene Anfälle/ Generalisierte Epilepsie mit Fieberkrämpfen Plus EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CPA6, GABRD, GABRG2, SCN1A, SCN1B, SCN9A, STX1B Erweiterte Diagnostik 17,6kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. CPA6, GABRD, GABRG2, SCN1A, SCN1B, SCN9A, STX1B | ADGRV1 138 36,5 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei fiebergebundenen Anfällen/generalisierter Epilepsie mit Fieberkrämpfen Plus OMIM-P ICD-10 Vererbung Familiäre, fiebergebundene Anfälle Typ 11 614418 G40.3 AR Gen OMIM-Gen CPA6 609562 AD ADGRV1 G40.3 AD SCN1B* 604403 G40.3 AD SCN1A*, ** 182389 GEFS+ - Generalisierte Epilepsie mit Fieberkrämpfen plus Typ 3 (GEFSP3) 607681 G40.3 AD GABRG2* 137164 GEFS+ - Generalisierte Epilepsie mit Fieberkrämpfen plus Typ 5 (GEFSP5) 613060 G40.3 AD GABRD 137163 GEFS+ - Generalisierte Epilepsie mit Fieberkrämpfen plus Typ 7 (GEFSP7) 613863 G40.3 AD SCN9A 603415 GEFS+ - Generalisierte Epilepsie mit Fieberkrämpfen plus Typ 9 (GEFSP9) 616172 G40.3 - STX1B 601485 GEFS+ - Generalisierte Epilepsie mit Fieberkrämpfen plus Typ 1 (GEFSP1) GEFS+ - Generalisierte Epilepsie mit Fieberkrämpfen plus Typ 2 (GEFSP2) * auch einzeln anforderbar 12.6.6 Fokale Epilepsien 604352 604233 G40.3 600235 “Core Genes“ sind fett gedruckt ** Deletions-/Duplikationsanalyse Basisdiagnostik Fokale Epilepsien EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CHRNA2, CHRNA4, CHRNB2, DEPDC5, ELP4, GRIN2A, KCNA1, KCNT1, LGI1 22,6 kb Basisdiagnostik Temporallappenepilepsie und Frontallappenepilepsie EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CHRNA2, CHRNA4, CHRNB2, CPA6, GAL, KCNT1, LGI1, RELN Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei fokalen Epilepsien 602851 22,4 kb Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung AD ELP4 Gen OMIM-Gen Episodische Ataxie Typ 1 (EA1) 160120 G11.8 AD KCNA1 176260 Familiäre Temporallappenepilepsie Typ 5 614417 G40.09 AD CPA6 609562 616436 - AD RELN 600514 NPRL2 607072 Benigne infantile Epilepsie mit temporalen Spikes (BECTS) Familiäre Temporallappenepilepsie Typ 1 Familiäre Temporallappenepilepsie Typ 8 Familiäre Temporallappenepilepsie Typ 7 Familiäre, fokale Epilepsie Typ 1 Familiäre, fokale Epilepsie Typ 2 Familiäre, fokale Epilepsie Typ 3 117100 600512 616461 LGI1 GAL 604364 G40.8 AD DEPDC5 617118 - AD NPRL3 617116 Nächtliche Frontallappenepilepsie Typ 3 605375 Nächtliche Frontallappenepilepsie Typ 5 AD AD 245570 Nächtliche Frontallappenepilepsie Typ 4 G40.8 - Fokale Epilepsie und Sprachstörung (FESD) Nächtliche Frontallappenepilepsie Typ 1 G40.0 - AD G40.8 AD G40.8 610353 G40.8 615005 AD E72.1 600513 G40.8 Humangenetik Erkrankung Familiäre fiebergebundene Anfälle Typ 4 (FEB4) 604619 137035 614191 600928 GRIN2A 138253 CHRNB2 118507 AD CHRNA4 AD CHRNA2 AD 606985 KCNT1 118504 118502 608167 “Core Genes“ sind fett gedruckt 139 12.6.7 Frühkindliche epileptische Enzephalopathien Frühkindliche epileptische Enzephalopathie (EIEE) (1) Basisdiagnostik EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ARX, CDKL5, KCNQ2, PCDH19, SCN1A, SCN2A, STXBP1 Erweiterte Diagnostik 24,7 kb Frühkindliche epileptische Enzephalopathie (EIEE) (2) Basisdiagnostik EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen DNM1, GABRA1, GABRB3, GNAO1, KCNA2, KCNT1, SCN8A, SLC12A5, SLC13A5, UBA5, WWOX 25,0 kb Frühkindliche epileptische Enzephalopathie (EIEE) (3) Basisdiagnostik EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen GRIN2B, HCN1, KCNB1, PIGA, PLCB1, PNKP, SLC35A2, SPTAN1 25,0 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. AARS, ALG13, AP3B2, ARHGEF9, ARV1, ARX, CACNA1A, CAD, CDKL5, CHD2, DCX, DENND5A, DNM1, DOCK7, EEF1A2, FASN, FGF12, FOXG1, FRRS1L, GABBR2, GABRA1, GABRB1, GABRB3, GNAO1, GPHN, GRIN2B, GRIN2D, GUF1, HCN1, ITPA, KCNA2, KCNB1, KCNQ2, KCNT1, MECP2, NECAP1, PCDH19, PIGA, PLCB1, PNKP, POLG, RANGAP1, RYR3, SCN1A, SCN2A, SCN8A, SIK1, SLC12A5, SLC13A5, SLC1A2, SLC25A12, SLC25A22, SLC35A2, SPTAN1, ST3GAL3, STXBP1, SYNGAP1, SZT2, TBC1D24, UBA5, WWOX 189,2 kb 140 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei frühkindlichen epileptischen Enzephalopathien (EIEE) OMIM-P ICD-10 Vererbung Autosomal dominante, nicht-syndromale Intelligenzminderung 612621 G40.8 AD EIEE1 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie, Ohtahara-Syndrom 308350 EIEE1 - Proud-Syndrom 300004 Q87.8 EIEE3 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie 609304 G40.3 EIEE5 - West-Syndrom Gen OMIM-Gen SYNGAP1 603384 AD FOXG1*, ** G40.8 XL ARX*, ** 300382 G40.8 XL ARX*, ** 300382 F84.2 XL CDKL5*, ** G40.3 AD STXBP1* 613477 G40.4 AD - G40.8 AD EIEE8 - Hyperekplexie - Epilepsie 300607 G25.8 XL XL PCDH19*, ** EIEE10 - Mikrozephalie-Krampfanfälle-/ Entwicklungsverzögerung-Syndrom (MCSZ) 613402 G40.8 EIEE11 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie, Ohtahara-Syndrom 613721 EIEE12 - infantile maligne migrierende Partialepilepsie (MMPSE) 613454 EIEE1 - Partington-Syndrom 309510 EIEE2 - Atypisches Rett-Syndrom 300672 EIEE4 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie, Ohtahara-Syndrom 612164 F84.2 XL AR ARX*, ** SLC25A22 SPTAN1 164874 300382 300203 609302 602926 182810 SCN1A*, ** 182389 KCNQ2 602235 ARHGEF9 300429 AR PNKP 605610 G40.3 AD SCN2A* 182390 613722 G40.8 AR PLCB1 607120 EIEE13 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie 614558 G40.3 AD SCN8A 600702 EIEE15 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie 615006 G40.3 AR AR TBC1D24 ST3GAL3 606494 EIEE17 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie 615473 G40.3 AD GNAO1 139311 EIEE19 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie 615744 300868 Q87.8 G40.3 AD GABRA1 EIEE21 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie 615833 G40.3 AR EIEE23 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie 615859 G40.8 EIEE25 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie 615905 G40.4 EIEE6 - Dravet-Syndrom, SMEI EIEE6 - Panayiotopoulos-Syndrom EIEE7 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie, Ohtahara-Syndrom EIEE9 - Epilepsie mit mentaler Retardierung bei Mädchen (Juberg-Hellmann-Syndrom) EIEE14 - Infantile maligne migrierende Partialepilepsie (MMPSI) EIEE16 - Infantile maligne migrierende Partialepilepsie EIEE18 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie ohne Burst-Suppression EIEE20 - Multiple kongenitale Anomalien-Hypotonie-Krampfanfälle-Syndrom Typ 2 (MCAHS2) EIEE22 - Kongenitaler Defekt der Glycoproteinbiosynthese Typ 2m (CDG2M) EIEE24 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE26 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE27 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE28 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie 607208 613720 300088 614959 615338 615476 300896 615871 616056 616139 616211 G40.4 G40.3 G40.8 G40.3 G40.8 G40.8 E77.8 AD AD AD AR XL KCNT1 SZT2 182389 300460 608167 613577 615463 137160 PIGA 311770 XL SLC35A2 NECAP1 611623 AR DOCK7 615730 - SLC13A5 AD GRIN2B G40.3 AD G40.3 AD G40.3 AR G40.3 SCN1A*, ** HCN1 Humangenetik Erkrankung Atypisches, kongenitales Rett-Syndrom 314375 602780 608305 KCNB1 600397 WWOX 605131 138252 141 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung EIEE30 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie 616341 G40.3 AD G40.3 AD EIEE29 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE31 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE32 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE33 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE34 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE35 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE36 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE37 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE38 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE39 - Früninfantile epileptische Enzephalopathie EIEE40 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE41 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE42 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE43 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE44 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE45 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE46 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE47 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE48 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE49 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie EIEE50 - Frühinfantile epileptische Enzephalopathie Epileptische Enzephalopathie Epileptische Enzephalopathie 616346 616366 616409 616645 616647 300884 604574 617020 603667 617064 617105 G40.3 G40.3 G40.3 G25.8 G40.4 G40.3 XL - AR 617113 G40.3 AD 617153 G40.3 AD G40.3 AD 617162 617166 - - G40.3 602959 ITPA 147520 604574 ALG13 ARV1 GUF1 SLC1A2 606726 300776 611647 603667 617064 600300 AD CACNA1A*, ** AR UBA5 610552 GRIN2D 602717 AD GABRB3 GABRB1 601011 137192 137190 DENND5A 617278 G40.3 AD CHD2 602119 - GABBR2 607340 G40.3 G40.3 G40.3 G40.3 300067 Q04.3 615501 EEF1A2 SLC12A5 - 616457 - 602377 176262 601513 G40.3 615369 601065 FGF12 617276 617281 DNM1 KCNA2 SLC25A12 AR AD 617132 605705 AR - Rett-Syndrom AR SIK1 - - Epileptische Enzephalopathie *auch einzeln anforderbar AR - 617106 - Mitochondriales DNA-Depletions-Syndrom 4A (Alpers-Typ) AD OMIM-Gen FRRS1L G40.3 Lissenzephalie, X-chromosomal AD Gen AARS AR - Schwere frühe therapieresistente Epilepsie AR - Epileptische Enzephalopathie Epileptische Enzephalopathie 142 616339 - G40.3 AR AR - CAD FASN AD RANGAP1 - GPHN POLG - XL 203700 G31.88 AR 312750 F84.2 XL ** Deletions-/Duplikationsanalyse AP3B2 602166 114010 600212 602362 RYR3 180903 DCX 300121 MECP2*, ** 300005 603930 174763 “Core Genes“ sind fett gedruckt 12.6.8 Generalisierte juvenile myoklonische Epilepsien Juvenile myoklonische Epilepsien EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik Progressive myoklonische Epilepsien EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik CACNB4, CASR, CLCN2, EFHC1, GABRA1, GABRD, KCNMA1, SLC6A1, TBC1D24 Humangenetik 19,3 kb CERS1, CSTB, EPM2A, GOSR2, KCNC1, KCTD7, LMNB2, NHLRC1, PRDM8, PRICKLE1, PRICKLE2, SCARB2 17,2 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei generalisierter juveniler myoklonischer Epilepsie Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Familiäre infantile myoklonische Epilepsie (FIME) 605021 G40.8 AR Epilepsie mit myoklonisch-atonischen Anfällen (MAE) Generalisierte Epilepsie mit paroxysmaler Dyskinesie (GEPD) Idiopathische, generalisierte Epilepsie Typ 8 Juvenile myoklonische Epilepsie Typ 1 (EJM1) Juvenile myoklonische Epilepsie Typ 5 (EJM5) 616421 609446 612899 254770 611136 G40.4 G40.3 G40.3 G40.3 G40.3 AD 601199 AD GABRA1 137160 AD GABRD AD Juvenile myoklonische Epilepsie Typ 8 (EJM8) 607628 G40.3 AD Progressive myoklonische Epilepsie Typ 1A (PME1A) (Unverricht and Lundborg) 254800 G40.3 613577 CASR AD AD G40.3 G40.3 137165 600150 607682 613060 TBC1D24 OMIM-Gen KCNMA1 AD Juvenile myoklonische Epilepsie Typ 6 (EJM6) Juvenile myoklonische Epilepsie Typ 7 (EJM7) Gen SLC6A1 AR EFHC1 608815 CACNB4 601949 CLCN2 600570 CSTB 137163 601145 612437 G40.3 AR PRICKLE1 608500 254780 G40.3 AR EPM2A 607566 Progressive myoklonische Epilepsie Typ 2B (PME2B; Lafora) 254780 G40.3 AR NHLRC1 608072 Progressive myoklonische Epilepsie Typ 3 mit oder ohne intrazelluläre Einschlüsse (PME3) 611726 G40.3 AR KCTD7 611725 Progressive myoklonische Epilepsie Typ 4 mit oder ohne Nierenversagen (PME4) 254900 G40.3 AR SCARB2 602257 Progressive myoklonische Epilepsie Typ 5 (PME5) Progressive myoklonische Epilepsie Typ 6 (PME6) 613832 G40.3 AD PRICKLE2 608501 Progressive myoklonische Epilepsie Typ 7 (PME7) 614018 616187 G40.3 AD KCNC1 176258 G40.3 AR Progressive myoklonische Epilepsie Typ 1B (PME1B) (Unverricht und Lundborg) Progressive myoklonische Epilepsie Typ 2A (PME2A; Lafora) Progressive myoklonische Epilepsie Typ 8 (PME8) Progressive myoklonische Epilepsie Typ 9 (PME9) Progressive myoklonische Epilepsie Typ 10 (PME10) 616230 616540 616640 G40.3 G40.3 G40.3 AR AR AR GOSR2 604027 CERS1 606919 PRDM8 616639 LMNB2 150341 “Core Genes“ sind fett gedruckt 143 13. Nierenerkrankungen Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Genetische Ursachen angeborener Nierenerkrankungen sind vielfältig, mit verschiedensten Krankheitsbildern mit sehr großer klinischer und auch genetischer Heterogenität. Die molekulargenetische Diagnostik zur Diagnosefindung oder Bestätigung ist oft entscheidend für die Beratung betroffener Familien und zum Teil auch für die Therapie der Patienten. Mittels Next Generation Sequencing (NGS) können viele mit angeborenen Nierenerkrankungen assoziierte Gene auf einmal untersucht werden (Gen-Panel Diagnostik). Dies ist besonders bei klinisch schwer abzugrenzenden Phänotypen, aber auch bei großer intrafamiliärer Variabilität der Ausprägung von Fehlbildungen von großem Vorteil. Je nach Phänotyp und familiärer Vorgeschichte, ist bei klinischem Verdacht auf angeborene Fehlbildungen der Nieren und ableitenden Harnwege (congenital anomalies of the kidney and urinary tract, CAKUT) eventuell eine Eingrenzung auf isolierte Fehlbildungen der ableitenden Harnwege oder auf isolierte Nierenagenesie oder Hypoplasie möglich. Mit diesen Phänotypen sind jeweils ca. 20 Gene assoziiert. Eine weitere klinisch abgrenzbare Untergruppe von CAKUT ist die Renale tubuläre Dysgenesie, bei der es sich um eine schwere seltene fetale Störung mit fehlenden oder ungenügend entwickelten proximalen Nierentubuli handelt, mit der aktuell 4 Gene assoziiert werden. Bei größerer intrafamiliärer Variabilität der Ausprägung der Symptomatik kann in vielen Fällen allerdings keine eindeutige phänotypische Zuordnung getroffen werden, und es kommen dann die bereits mehr als 50 Gene in Frage, die mit zum Teil sehr variablen CAKUT-Phänotypen assoziiert sind. Bei den Polyzystischen Nierenerkrankungen unterscheidet man die oft mildere autosomal-dominant erbliche polyzystische Nierenerkrankung, die meist erst im Erwachsenenalter symptomatisch wird, von der oft sehr schweren, meist bereits vorgeburtlich manifestierenden autosomalrezessiven polyzystischen Nierenerkrankung. Phänotypische Überlappungen sind jedoch beschrieben, ebenso existieren Hinweise auf eine oligogene Vererbung. Bei der Gruppe der Nephronophthisen (NPHP) handelt es sich um autosomal-rezessiv vererbte zystische Nierenerkrankungen, die für 6-10% des terminalen Nierenversagens bei Kindern verantwortlich gemacht werden. Die NPHP weist eine große GenlocusHeterogenität auf. Bisher konnten Mutationen in mehr als 20 Genen bei NPHP identifiziert werden. Beim Nephrotischen Syndrom (NS) kommt es durch eine Dysfunktion des glomerulären Filters zu einem exzessiven Verlust von Plasmaproteinen (Proteinurie) sowie einer Hypalbuminämie. Eine der häufigsten Ursachen des NS ist die fokal segmentale Glomerulosklerose (FSGS). 58% der Patienten mit einem steroid-resistenten NS (SRNS) zeigen einen raschen Verlust der Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen. Retrospektive Studien an Patienten mit genetisch und nicht-genetisch bedingtem steroid-resistenten NS (SRNS) konnten belegen, dass Betroffene mit genetisch bedingter Erkrankung nicht durch eine intensivierte Immunsuppression in (Voll-) Remission zu bringen sind, d.h. die molekulargenetische Untersuchung ist wichtig für die Therapie-Planung der Patienten. Bisher sind bereits mehr als 20 verschiedene Gene bekannt, die mit NS bzw. FSGS assoziiert sind. Beim Alport-Syndrom handelt es sich um eine progressive hereditäre Nephropathie. Klinische Zeichen sind zunächst Proteinurie und Hämaturie, im weiteren Verlauf entwickeln die Patienten ein terminales Nierenversagen (end stage renal disease, ESRD). Zusätzlich werden extrarenale Manifestationen wie Innenohr- Schwerhörigkeit und Augenveränderungen (Lenticonus anterior) beobachtet. Abhängig vom ursächlichen Gen werden ein X-chromosomaler, ein autosomal-rezessiver und ein autosomal-dominanter Erbgang unterschieden. Bei der Hyperoxalurie handelt es sich um eine autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselkrankheit, die bereits im Säuglings- oder Kleinkindalter durch Oxalatablagerung zu einer chronischen Niereninsuffizienz und/oder zu Urolithiasis begleitet von Fieber, Hämaturie und Nierenkoliken und, bei vollständigem Verschluss der Harnwege, zu akutem Nierenversagen führt. Als ursächlich sind Mutationen in drei verschiedenen Genen beschrieben. Aufgrund der großen klinischen und auch genetischen Heterogenität erblicher Nierenerkrankungen kann eine molekulargenetische Abklärung mittels NGS die exakte Zuordnung erleichtern, zur Identifikation modifizierender genetischer Faktoren beitragen und die Therapie und damit die Prognose der betroffenen Patienten verbessern. Literatur Wolf, Curr Opin Pediatr 27:201 (2015) / Hwang et al, Kidney Int 85:1429 (2014) / Humbert et al, Am J Hum Genet Feb 94:288 (2014) / Rodriguez, Fetal Pediatr Pathol 33:293 (2014) / Vivante et al, Pediatr Nephrol 29:695 (2014) / Bergmann et al, J AM Soc Nephrol 22:2047 (2011) / Saisawat et al, Kidney Int 81:196 (2011) 144 Humangenetik Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei Nierenerkrankungen. Die einzelnen Subpanels sind farblich voneinander abgegrenzt, "Core Genes" sind fett gedruckt. 145 Genliste Nierenerkrankungen Individuell konfigurierbare MGPS Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * ACE (3,9 kb) * ACTG2 (1,1 kb) * AHI1 (3,6 kb) * APOL1 (1,2 kb) * BMP4 (1,2 kb) * CDC5L (2,4 kb) * CFH (3,7 kb) * COL4A4 (5,0 kb) * CRB2 (3,9 kb) * DSTYK (2,8 kb) * EYA1 (1,8 kb) * FRAS1 (12,0 kb) * GDNF (0,6 kb) * GRHPR (1,0 kb) * HPSE2 (1,8 kb) * IQCB1 (1,8 kb) * KANK1 (4,1 kb) * LMX1B (1,2 kb) * MYO1E (3,3 kb) * NPHP3 (4,0 kb) * OFD1 (3,0 kb) * PKD1 (12,9 kb) * PTPRO (3,6 kb) * RPGRIP1L (3,9 kb) * SIX1 (0,8 kb) * SMARCAL1 (2,9 kb) * TMEM67 (3,0 kb) * UMOD (2,0 kb) * WNT4 (1,0 kb) * ZNF423 (3,8 kb) 146 * ACTA2 (1,1 kb) * AGT(1,4 kb) * ANKS6 (2,6 kb) * ARHGAP24 (2,2 kb) * BMP7 (1,3 kb) * CEP164 (4,4 kb) * CHD1L (2,7 kb) * COL4A5 (6,6 kb) * CUBN (10,9 kb) * EMP2 (0,5 kb) * FGF20 (0,6 kb) * FREM1 (6,5 kb) * GLA (1,3 kb) * GRIP1 (3,2 kb) * IFT172 (5,2 kb) * ITGA3 (3,1 kb) * KANK2 (2,5 kb) * LRIG2 (3,2 kb) * NEIL1 (1,2 kb) * NPHP4 (4,3 kb) * PAX2 (1,2 kb) * PKD2 (2,9 kb) * REN (1,2 kb) * SALL1 (4,0 kb) * SIX2 (0,9 kb) * SOX17 (1,2 kb) * TRAP1 (2,1 kb) * UPK2 (0,5 kb) * WT1 (1,5 kb) * ACTN4 (2,7 kb) * AGTR1 (1,2 kb) * ANLN (3,4 kb) * ARHGDIA (0,6 kb) * CC2D2A (4,9 kb) * CEP290 (7,4 kb) * CHRM3 (1,8 kb) * COQ2 (1,3 kb) * DACH1 (2,1 kb) * ETV4 (1,4 kb) * FOXC1 (1,6 kb) * FREM2 (9,5 kb) * GLIS2 (1,6 kb) * HNF1B (1,7 kb) * INF2 (3,7 kb) * ITGA8 (3,2 kb) * KANK4 (3,0 kb) * MUC1 (1,4 kb) * NEK8 (2,1 kb) * NPHS1 (3,7 kb) * PAX8 (1,3 kb) * PKHD1 (12,2 kb) * RET (3,3 kb) * SCARB2 (1,4 kb) * SIX5 (2,2 kb) * TMEM216 (0,4 kb) * TRPC6 (2,8 kb) * UPK3A (0,9 kb) * XPNPEP3 (1,5 kb) * ADCK4 (1,6 kb) * AGXT (1,2 kb) * ANOS1 (2,0 kb) * BICC1 (2,9 kb) * CD2AP (1,9 kb) * CEP83 (2,1 kb) * COL4A3 (5,0 kb) * COQ6 (1,4 kb) * DGKE (1,7 kb) * ETV5 (1,5 kb) * FOXC2 (1,5 kb) * GATA3 (1,3 kb) * GREM1 (0,5 kb) * HOGA1 (1,0 kb) * INVS (3,2 kb) * ITGB4 (5,3 kb) * LAMB2 (5,4 kb) * MYH9 (5,9 kb) * NPHP1 (2,2 kb) * NPHS2 (1,1 kb) * PDSS2 (1,2 kb) * PLCE1 (6,9 kb) * ROBO2 (4,1 kb) * SDCCAG8 (2,1 kb) * SLC41A1 (1,5 kb) * TMEM237 (1,2 kb) * TTC21B (3,9 kb) * WDR19 (4,0 kb) * ZIC3 (1,4 kb) 13.1 Alport-Syndrom Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Humangenetik Beim Alport-Syndrom handelt es sich um eine progressive hereditäre Nephropathie. Klinische Zeichen sind zunächst Proteinurie und Hämaturie, im weiteren Verlauf entwickeln die Patienten ein terminales Nierenversagen (ESRD). Zusätzlich werden extrarenale Manifestationen, wie Innenohr-Schwerhörigkeit und Augenveränderungen (Lenticonus anterior) beobachtet. Ursache sind vor allem Veränderungen im Typ IV-Kollagen, die zu strukturellen Defekten in der glomerulären Basalmembran führen (COL4A3, COL4A4, COL4A5). Abhängig vom ursächlichen Gen werden ein X-chromosomaler, ein autosomal-rezessiver und ein autosomal-dominanter Erbgang unterschieden. Typ IV-Kollagen besteht aus sechs homologen alphaKetten, codiert durch die Gene COL4A1-COL4A6. Jede alpha-Kette enthält eine Kollagen-Domäne, einen Kollagenschwanz und zwei nicht-kollagene Domänen (NC1/NC2). Durch die Aminosäure Glycin an jeder 3. Position bildet der Kollagenschwanz eine Triple-Helix-Struktur aus. Mutationen im MYH9-Gen verursachen teilweise überlappende Phänotypen zum Alport-Syndrom, u.a. das Fechtner-Syndrom, welches durch Makro-Thrombozytopenie, ggf. Glomerulonephritis, Schwerhörigkeit und Katarakt gekennzeichnet ist. Die Häufigkeit für alle Formen des Alport-Syndroms liegt bei ca. 1:5.000, der X-chromosomale Erbgang ist mit 85% am häufigsten. Bei autosomal-dominantem Erbgang ist der Verlauf oft milder mit späterer ESRD. Etwa 15% der Fälle werden durch Neumutationen verursacht. Inframe- oder Missense-Mutationen sind mit mildem Verlauf und spätem Beginn der ESRD assoziiert, Frameshift-, Nonsense- und große Rearrangement-Mutationen führen zu schwerem Verlauf mit früher ESRD. Mutationen in der Triple-Helix des Kollagenschwanzes führen zur Abknickung oder verändertem dreidimensionalen Aufbau der Helix bzw. Verkürzung des Genproduktes. Die Heterozygotenfrequenz für den autosomal-rezessiven Erbgang liegt bei unter 1:120. Die Dünne Basalmembran Nephropathie (thin basement membrane nephropathy, TBMN) ist phänotypisch nicht vom Anlageträger für ein autosomal-rezessives Alport-Syndrom zu unterscheiden. Einige Patienten mit Familiärer Benigner Hämaturie (FBH) tragen eine heterozygote Mutation in COL4A3 bzw. COL4A4. Kinder von Eltern mit FBH und jeweils einer heterozygoten Mutation in COL4A3 können ein Alport-Syndrom entwickeln. Daher gilt die FBH als Heterozygotie für die autosomal-rezessive Form des Alport-Syndroms. Anlageträgerinnen der X-chromosomalen Form können eine Hämaturie und eine geringe Proteinurie und selten später eine ESRD zeigen. Literatur Mencarelli et al, J Med Genet 52:163 (2015) / Rosado et al, Kidney Blood Press Res 40:435 (2015) / Hertz et al, Eur J Hum Genet 23:e1 (2014) / Pierides et al, Hippokratia 17:207 (2013) / Savige et al, J Am Soc Nephrol 24:364 (2013) / Hou et al, Am J Nephrol 27:538 (2007) / Hudson et al, N Engl J Med 348:2543 (2003) Basisdiagnostik Alport-Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen COL4A3, COL4A4, COL4A5, MYH9 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Alport-Syndrom Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Alport-Syndrom, autosomal rezessiv 203780 Q87.8 AR Alport-Syndrom, autosomal dominant Alport-Syndrom, autosomal rezessiv Alport-Syndrom, X-linked Alport-Syndrom Phänotyp * auch einzeln anforderbar 104200 203780 301050 - Q87.8 Q87.8 Q87.8 Q87.8 ** Deletions-/Duplikationsanalyse 21,0 kb Gen OMIM-Gen COL4A3*, ** 120070 AD COL4A3*, ** AR COL4A4*, ** X-linked AD COL4A5*, ** MYH9*, ** 120070 120131 303630 160775 “Core Genes“ sind fett gedruckt 147 13.2 Angeborene Fehlbildungen der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Angeborene Fehlbildungen der Nieren und ableitenden Harnwege (congenital anomalies of the kidney and urinary tract, CAKUT) werden bei ca. 3-6:1.000 Neugeborene beobachtet und sind die Hauptursache für chronisches Nierenversagen im Kindesalter. Das phänotypische Spektrum von CAKUT reicht von vesikoureteralem Reflux bis hin zur Nierenagenesie. CAKUT wird sowohl isoliert beobachtet als auch in Zusammenhang mit komplexen Fehlbildungssyndromen. Bisher sind bereits mehr als 40 Gene bekannt, die mit CAKUT assoziiert sind. Entsprechend der klinischen Symptomatik ist in einigen Fällen die Anforderung eines entsprechenden Subpanels sinnvoll: - Fehlbildungen der ableitenden Harnwege - Nierenagenesie/Hypoplasie - Renal tubuläre Dysgenesie Literatur Bergmann et al, J AM Soc Nephrol 22:2047 (2011) / Saisawat et al, Kidney Int 81:196 (2011) Individuell konfigurierbare MGPS CAKUT Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * ACE (3,9 kb) * AGTR1 (1,2 kb) * BMP7 (1,3 kb) * DACH1 (2,1 kb) * EYA1 (1,8 kb) * FRAS1 (12,0 kb) * GDNF (0,6 kb) * HPSE2 (1,8 kb) * MUC1 (1,4 kb) * RET (3,3 kb) * SIX2 (0,9 kb) * UMOD (2,0 kb) * WT1 (1,5 kb) 148 * ACTA2 (1,1 kb) * ANOS1 (2,0 kb) * CDC5L (2,4 kb) * DSTYK (2,8 kb) * FGF20 (0,6 kb) * FREM1 (6,5 kb) * GREM1 (0,5 kb) * ITGA3 (3,1 kb) * PAX2 (1,2 kb) * ROBO2 (4,1 kb) * SIX5 (2,2 kb) * UPK2 (0,5 kb) * ZIC3 (1,4 kb) * ACTG2 (1,1 kb) * BICC1 (2,9 kb) * CHD1L (2,7 kb) * ETV4 (1,4 kb) * FOXC1 (1,6 kb) * FREM2 (9,5 kb) * GRIP1 (3,2 kb) * ITGA8 (3,2 kb) * PAX8 (1,3 kb) * SALL1 (4,0 kb) * SOX17 (1,2 kb) * UPK3A (0,9 kb) * AGT(1,4 kb) * BMP4 (1,2 kb) * CHRM3 (1,8 kb) * ETV5 (1,5 kb) * FOXC2 (1,5 kb) * GATA3 (1,3 kb) * HNF1B (1,7 kb) * LRIG2 (3,2 kb) * REN (1,2 kb) * SIX1 (0,8 kb) * TRAP1 (2,1 kb) * WNT4 (1,0 kb) Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Branchio-oto-renales Syndrom Typ 2 610896 Q87.8 AD Branchio-oto-renales Syndrom Typ 1 Branchio-oto-renales Syndrom Typ 3 CAKUT / VACTERL Assoziation, X-linked Denys-Drash Syndrom Fehlbildungen der ableitenden Harnwege Fehlbildungen der ableitenden Harnwege Fehlbildungen der ableitenden Harnwege Fehlbildungen der ableitenden Harnwege Fehlbildungen der ableitenden Harnwege 113650 608389 Q87.8 Q87.8 - Q63.9 AD AD - Q63.9 AD 191830 Q63.9 AR - Q63.9 600963 ZIC3 300265 BMP4 112262 SIX1* X-linked 139720 SIX5* AD Q63.9 Q63.9 OMIM-Gen EYA1*, ** 314390 194080 Gen AD AD Q63.9 AD Q63.9 AR WT1*, ** 601653 601205 607102 CHD1L 613039 ITGA8 604063 HNF1B*, ** PAX2 189907 167409 AR RET*, ** 164761 Q87.8 AD EYA1*, ** 601653 - Q63.9 AR TRAP1 606219 Fehlbildungen der ableitenden Harnwege / Fraser-Syndrom 219000 Q63.9 AR FRAS1 607830 Fehlbildungen der ableitenden Harnwege / Fraser-Syndrom 219000 Q63.9 AR FREM2 608945 Fehlbildungen der ableitenden Harnwege / Manitoba-okulo-tricho-anales Syndrom /BNAR 248450 Q63.9 AR FREM1 608944 Fehlbildungen der ableitenden Harnwege / Prune-Belly Syndrom - Q79.4 AD ACTA2* 102620 Fehlbildungen der ableitenden Harnwege / Prune-Belly Syndrom 100100 Q79.4 AR CHRM3* 118494 Fehlbildungen der ableitenden Harnwege / Townes-Brocks Syndrom 107480 Q87.8 AD SALL1 602218 Fehlbildungen der ableitenden Harnwege / Urofacial syndrome Typ 2 615112 Q63.9 AR LRIG2* 608869 Frasier Syndrom 136680 Q63.9 AD WT1*, ** 607102 Hypoparathyroidisum, sensorineurale Schwerhörigkeit und renale Dysplasie 146255 Q63.9 AD GATA3 131320 614748 Q63.9 AR ITGA3 605025 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) - Q63.9 AD BMP4 112262 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) - Q63.9 AD BMP7 112267 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) - Q63.9 AD CDC5L 602868 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) - Q63.9 AD CHD1L 613039 Fehlbildungen der ableitenden Harnwege 191830 Q63.9 Fehlbildungen der ableitenden Harnwege / Branchio-oto-renales Syndrom Typ 1 113650 Fehlbildungen der ableitenden Harnwege / Urofaziales Syndrom Typ 1 Fehlbildungen der ableitenden Harnwege / CAKUT und/oder VACTERL Phänotyp Hyperuricämische Nephropathie, familiär juvenil Typ 2 Interstitielle Lungenerkrankung, Nephrotisches Syndrom und Epidermolysis bullosa, kongenital 236730 613092 Q63.8 AD HPSE2* REN Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei CAKUT 613469 179820 149 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung AR DACH1 Gen OMIM-Gen Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) 610805 Q79.4 AD DSTYK 612666 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) - Q63.9 - ETV4 600711 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) - Q63.9 - ETV5 601600 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) - Q63.9 - GDNF** 600837 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) - Q63.9 AR GREM1 603054 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) 139720 Q63.9 AD HNF1B*, ** 189907 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) - Q63.9 X-linked ANOS1*, ** 300836 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) - Q63.9 - PAX8 167415 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) - Q63.9 AD SIX2 604994 - Q63.9 - UPK2 611558 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) 610805 Q63.9 AD DSTYK 612666 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) 146255 Q63.9 AD GATA3 131320 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) / Axenfeld-Rieger Syndrom Typ 3 602482 Q13.8 AD FOXC1*, ** 601090 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) / Fraser-Syndrom 219000 Q87.0 AR FRAS1 607830 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) / Fraser-Syndrom 219000 Q87.0 AR FREM2 608945 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) / Fraser-Syndrom 604597 Q63.9 AR GRIP1 604597 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) / Lymphödem-Distichiasis mit Nierenfehlbildung und Diabetes mellitus 153400 Q82.0 AD FOXC2** 602402 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) / Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp 191830 Q63.9 AR RET*, ** 164761 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) / VACTERL Assoziation, X-linked 314390 Q63.9 X-linked ZIC3 300265 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT); Fokal segmentale Glomerulosklerose Typ 7 616002 Q63.9 AD PAX2 167409 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT); Papillorenales Syndrom 120330 Q63.9 AD PAX2 167409 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) 150 - Q79.4 603803 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung AD PAX2 Gen OMIM-Gen Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT); Vesicoureteraler Reflux Typ 2 610878 Q63.9 AD ROBO2 602431 613674 Q63.9 AD SOX17 610928 Manitoba-okulo-tricho-anales Syndrom / Bifide Nase, anorektale und renale Fehlbildungen -BNAR 248450 Q87.8 AR FREM1 608944 Medullär-zystische Nierenerkrankung Type 1 174000 AD WT1*, ** 607102 AD WT1*, ** 607102 FGF20 605558 AD UPK3A 611559 AR GREM1 603054 PAX2 167409 SIX2 604994 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT); Vesicoureteraler Reflux Typ 3 Meacham-Syndrom 191830 608978 Q63.9 Q63.9 Q63.9 AD Q63.9 X-linked Nephrotisches Syndrom, isoliert - NPHS4 256370 Q63.9 Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp 615721 Q63.9 Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp - Nierenagenesie / Hypoplasie Phänotyp Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp - 191830 - Q63.9 Q63.9 Q63.9 AR AR AD - Q63.9 - Q63.9 AD - - Q63.9 Q63.9 AD - Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp / Fraser-Syndrom Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp 139720 Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp - Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp - CAKUT und/oder VACTERL Phänotyp Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp / BNAR MUC1 ANOS1*, ** ITGA8 BMP4 167409 158340 300836 604063 112262 AD HNF1B*, ** AR RET*, ** AR TRAP1 Q63.9 AR FREM1 608944 Q63.9 Q63.9 FREM2 164761 606219 608945 219000 219000 Q63.9 AR FRAS1 607830 Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp / SERKAL syndrome 611812 Q63.9 AR WNT4 603490 Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp / Townes-Brocks Syndrom 107480 Q87.8 AD SALL1 602218 - Q63.9 AR TRAP1 606219 Nierenagenesie/Hypoplasie Typ 1 610805 DSTYK 612666 Prune-Belly-Syndrom 100100 AR CHRM3* 118494 Renale tubuläre Dysgenesie 267430 AR AGTR1 106165 AR ACE Prune-Belly-Syndrom Renale tubuläre Dysgenesie Q63.9 AR 189907 Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp / Fraser Syndrom Nierenagenesie/Hypoplasie Phänotyp und/oder VACTERL Phänotyp Q63.9 AD - Q79.4 AD 267430 Q63.8 AR Q79.4 Q63.8 Renale-zystische Dysplasie, Suszeptibilität 601331 Q63.8 AD Renale tubuläre Dysgenesie 267430 Q63.8 AR Renale tubuläre Dysgenesie Renale tubuläre Dysgenesie Renale tubuläre Dysgenesie 267430 267430 267430 Q63.8 Q63.8 Q63.8 AR AR ACTA2* AGT 102620 106150 BICC1 614295 REN 179820 AGT AGTR1 Humangenetik Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT); Renales Kolombom Syndrom 106180 106150 106165 151 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Townes-Brocks Syndrom 107480 Q87.8 AD SERKAL-Syndrom 611812 UMOD-assoziierte Nierenerkrankung 602218 603490 UMOD* 191845 615112 Q63.9 AR LRIG2* 608869 236730 Q63.9 Q63.9 AR AR Vesicoureteraler Reflux Typ 2 610878 Q63.9 AD Viscerale Myopathie / Prune-Belly Syndrom 155310 Q79.4 AD Wilms-Tumor, isoliert SALL1 AD Urofaziales Syndrom Typ 1 * auch einzeln anforderbar OMIM-Gen WNT4 Q63.9 615112 Vesicoureteraler Reflux Typ 3 Gen AR - Urofaziales Syndrom Typ 2 Urofaziales Syndrom Typ 2 Q63.9 613674 194070 Q63.9 Q63.9 ** Deletions-/Duplikationsanalyse AD AD 13.2.1 Fehlbildungen der ableitenden Harnwege Basisdiagnostik Fehlbildungen der ableitenden Harnwege EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen LRIG2* HPSE2* 608869 613469 ROBO2 602431 ACTG2 102545 SOX17 WT1*, ** 610928 607102 “Core Genes“ sind fett gedruckt Erweiterte Diagnostik ACTA2, ACTG2, BMP4, CHD1L, CHRM3, DSTYK, GATA3, HNF1B, ITGA8, PAX2, ROBO2, SOX17 24,6 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ACTA2, ACTG2, BMP4, CHD1L, CHRM3, DSTYK, GATA3, HNF1B, ITGA8, PAX2, ROBO2, SOX17 | BMP7, DACH1, EYA1, FRAS1, FREM1, FREM2, HPSE2, LRIG2, RET, SALL1, TRAP1 72,3 kb 13.2.2 Nierenagenesie/Hypoplasie Basisdiagnostik Nierenagenesie/Hypoplasie EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik BMP4, CDC5L, DSTYK, FGF20, HNF1B, ITGA8, PAX2, RET, SALL1, SIX2, TRAP1, UPK3A 24,3 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. BMP4, CDC5L, DSTYK, FGF20, HNF1B, ITGA8, PAX2, RET, SALL1, SIX2, TRAP1, UPK3A| ANOS1, FRAS1, FREM1, FREM2, GREM1, WNT4 56,0 kb 152 13.2.3 Renale tubuläre Dysgenesie Renale tubuläre Dysgenesie EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ACE, AGT, AGTR1, REN Basisdiagnostik 7,8 kb Humangenetik 13.3 Nephronophthise (NPHP) Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Bei NPHP handelt es sich um eine autosomal-rezessiv vererbte zystische Nierenerkrankung, die für 6-10% des terminalen Nierenversagens bei Kindern verantwortlich gemacht wird und damit ursächlich für ca. 10% der Nierentransplantationen im Kindesalter ist. Zusätzlich werden bei 10-15% der Patienten extrarenale Manifestationen, wie z.B. Retinitis Pigmentosa (Senior-Løken-Syndrom), okulomotorische Apraxie Typ Cogan (Cogan-Syndrom) sowie Sehnervkolobome und Kleinhirnwurmaplasie (Joubert-Syndrom) beobachtet. Die Häufigkeit für NPHP wird mit ca. 1:100.000 angegeben. Bei der NPHP sind immer beide Nieren in den Krankheitsprozess involviert. Makroskopisch fällt bei normal großen oder nur geringfügig verkleinerten Nieren oberflächlich eine feine Granulierung auf. Im Bereich der Rinden-Mark-Grenze bilden sich fünf bis mehr als 50 Zysten aus, die einen Durchmesser zwischen fünf und 15 mm einnehmen können. Lichtmikroskopisch werden im frühen Stadium der NPHP die charakteristischen Veränderungen einer stark verdickten tubulären Basalmembran sowie einer lymphohistiozytären, peritubulären Infiltration festgestellt, die später in eine diffus sklerosierende, tubulointerstitielle Nephropathie münden. Elektronenmikroskopisch können Verdickungen, Aufsplitterungen und Fältelungen mit Fibroblasteneinlagerung festgestellt werden. NPHP zählt zu den sogenannten Ziliopathien und weist eine große Genlocus-Heterogenität auf. Bisher konnten Mutationen in 25 Genen in Assoziation mit NPHP identifiziert werden. Bei ca. 85% der Patienten mit NPHP kann eine homozygote Deletion des NPHP1-Gens nachgewiesen werden. Literatur Chaki et al, Kidney Int 80:1239 (2011) / Hoefele et al, Der Nephrologe 2:372 (2007) / Hildebrandt et al, Pediatr Nephrol 16:168 (2001) / Hildebrandt et al, Kidney 51:261 (1997) Basisdiagnostik Nephronophthise (NPHP) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CEP290, GLIS2, INVS, IQCB1, NPHP1, NPHP3, NPHP4 Erweiterte Diagnostik 24,5 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. CEP290, GLIS2, INVS, IQCB1, NPHP1, NPHP3, NPHP4 | AHI1, ANKS6, ATXN10, CC2D2A, CEP164, CEP83, DCDC2, IFT172, MAPKBP1, NEK8, PAX2, RPGRIP1L, SDCCAG8, SLC41A1, TMEM216, TMEM237, TMEM67, TTC21B, WDR19, XPNPEP3, ZNF423 83,4 kb 153 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Nephronophthise Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Joubert-Syndrom Typ 14 614424 Q04.3 AR Joubert-Syndrom Typ 2 608091 Nephronophthise Phänotyp - Q61.5 - Q61.5 Nephronophthise Phänotyp / Joubert-Syndrom Typ 9 612285 Q04.3 Nephronophthise Typ 2, infantil 602088 Nephronophthise Phänotyp 616002 Nephronophthise Phänotyp / Joubert-Syndrom Typ 3 608629 Nephronophthise Phänotyp Nephronophthise Typ 1 256100 TMEM237 614423 AR ATXN10 AD Q04.3 AR Q61.5 OMIM-Gen TMEM216 Q60.4 Q61.5 Gen AR PAX2 167409 AR CC2D2A 612013 AR NPHP1*, ** 607100 608002 AR AHI1 INVS Q61.5 AR NPHP3 Nephronophthise Typ 5 - Q61.5 AR IQCB1 Q61.5 611150 SLC41A1 604387 606966 613277 AR Nephronophthise Typ 3 Nephronophthise Typ 4 AR NPHP4 610801 608894 243305 607215 609237 - Q61.5 AR CEP290 - Q61.5 AR RPGRIP1L - Q61.5 AR SDCCAG8 613524 Nephronophthise Typ 12 613820 Q61.5 AR TTC21B 612014 Nephronophthise Typ 14 614844 Q61.5 Nephronophthise Typ 6 Nephronophthise Typ 7 611498 Nephronophthise Typ 9 613824 Nephronophthise Typ 11 613550 Nephronophthise Typ 8 Nephronophthise Typ 10 Nephronophthise Typ 13 614377 Q61.5 Q61.5 Q61.5 Q61.5 AR AR AR AR GLIS2 NEK8 TMEM67 ANKS6 Nephronophthise Typ 17 - Q61.5 AR IFT172 Nephronophthise-ähnliche Nephropathie Typ 1 613159 Q61.5 AR XPNPEP3 Nephronophthise Typ 20 517271 Q61.5 AR MAPKBP1 Nephronophthise Typ 19 * auch einzeln anforderbar 615862 616217 Q61.5 Q61.5 ** Deletions-/Duplikationsanalyse AR AR 609884 614848 AR AR Nephronophthise Typ 18 610937 609799 CEP164 Q61.5 Q61.5 608539 608151 ZNF423 614845 615382 610142 WDR19 AR Nephronophthise Typ 15 Nephronophthise Typ 16 154 Q04.3 604557 615370 607386 CEP83 615847 DCDC2 605755 613553 616786 “Core Genes“ sind fett gedruckt 13.4 Nephrotisches Syndrom (NS)/Fokal segmentale Glomerulosklerose (FSGS) Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Humangenetik Das nephrotische Syndrom (NS) beruht auf einer Dysfunktion des glomerulären Filters der Nieren, wodurch es zum exzessiven Verlust von Plasmaproteinen mit großer Proteinurie und Hypalbuminämie kommt. Zusätzlich können Ödeme und eine sekundäre Hyperlipidämie auftreten. Bei 58% der Patienten mit einem steroidresistenten NS zeigt sich ein rascher Verlust der Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen. Entsprechend den verschiedenen Erkrankungsursachen lässt sich das idiopathische (primäre) NS von symptomatischen (sekundären) Formen im Rahmen anderer Grunderkrankungen (immunologische Systemerkrankungen, metabolische Erkrankungen, chronische Infektionen, Intoxikationen) und vom kongenitalen NS abgrenzen. In den vergangenen Jahren wurden im Zusammenhang mit dem NS Mutationen in verschiedensten Genen identifiziert, die in den Podozyten exprimiert werden. Retrospektive Studien an Patienten mit genetisch und nicht-genetisch bedingtem steroid-resistenten nephrotischen Syndrom bzgl. dem Ansprechen auf eine intensivierte Immunsuppression mit Cyclosporin A belegen, dass Betroffene mit genetisch bedingter Erkrankung nicht durch eine intensivierte Immunsuppression in (Voll-) Remission zu bringen sind. Literatur Bullich et al, Eur J Hum Genet 23:1192 (2015) / Sadowski et al, J Am Soc Nephrol 26:1279 ( 2015) / Lovric et al, , Clin J Am Soc Nephrol 9:1109 (2014) / Vivante et al, , Pediatr Nephrol 29:695 (2014) / Büscher et al, Clin J Am Soc Nephrol 5:2075 (2010) Basisdiagnostik Nephrotisches Syndrom (NS) / Fokal segmentale Glomerulosklerose (FSGS) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ACTN4, CD2AP, INF2, NPHS1, NPHS2, PLCE1, TRPC6, WT1 Erweiterte Diagnostik 24,5 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ACTN4, CD2AP, INF2, NPHS1, NPHS2, PLCE1, TRPC6, WT1 | ADCK4, ANLN, APOL1, ARHGAP24, ARHGDIA, CFH, COL4A3, COL4A4, COL4A5, COQ2, COQ6, CRB2, CUBN, DGKE, EMP2, GLA, ITGA3, ITGB4, KANK1, KANK2, KANK4, LAMB2, LMX1B, MYH9, MYO1E, NEIL1, PAX2, PDSS2, PTPRO, SCARB2, SMARCAL1 118,6 kb 155 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Nephrotischem Syndrom (NS)/ Fokal segmentaler Glomerulosklerose (FSGS) Erkrankung Coenzyme Q10 Defizienz Fokal segmentale Glomerulosklerose Phänotyp Fokal segmentale Glomerulosklerose Phänotyp Fokal segmentale Glomerulosklerose Phänotyp Fokal segmentale Glomerulosklerose Phänotyp Fokal segmentale Glomerulosklerose Phänotyp ICD-10 Vererbung - N04.9 - N04.9 614650 - Fokal segmentale Glomerulosklerose Typ 1 603278 Fokal segmentale Glomerulosklerose Typ 3 607832 Fokal segmentale Glomerulosklerose Typ 2 Fokal segmentale Glomerulosklerose Typ 4 Fokal segmentale Glomerulosklerose Typ 5 Fokal segmentale Glomerulosklerose Typ 6 Fokal segmentale Glomerulosklerose Typ 7 603965 612551 613237 614131 616002 N04.9 N04.9 N04.9 N04.9 Gen OMIM-Gen - COL4A3*, ** 120070 - COL4A5*, ** 303630 AR - COQ6* COL4A4*, ** ITGB4 AD TRPC6* 603652 ACTN4* N04.9 AD CD2AP* AD INF2* N04.9 N04.9 N04.9 AD APOL1 AR MYO1E AD PAX2 616032 N04.9 AD ANLN Interstitial lung disease, nephrotic syndrome, and epidermolysis bullosa, congenital 605025 N04.9 AR ITGA3 XL GLA*, ** 616220 N04.9 Morbus Fabry, renale Variante - N04.9 Nephrotisches Syndrom - N04.9 Nephrotisches Syndrom - Nephrotisches Syndrom - Nephrotisches Syndrom - Nephrotisches Syndrom - Nephrotisches Syndrom - Nephrotisches Syndrom - Nephrotisches Syndrom - Nephrotisches Syndrom - Nephrotisches Syndrom - Nephrotisches Syndrom Typ 1 256300 Nephrotisches Syndrom Typ 3 610725 Nephrotisches Syndrom Typ 2 600995 Nephrotisches Syndrom Typ 4 256370 AR N04.9 AR N04.9 N04.9 N04.9 Nephrotisches Syndrom Typ 10 Nephrotisches Syndrom, Fokal segmentale Glomerulosklerose Phänotyp Nephrotisches Syndrom, FSGS * auch einzeln anforderbar 615861 300644 CUBN 602997 COQ2 - KANK4 KANK2 609825 607704 614610 614612 NEIL1 608844 SCARB2 602257 PDSS2 610564 606622 AR NPHS2* 604766 N04.9 N04.9 AR AR AR NPHS1* PLCE1* N04.9 AD WT1*, ** N04.9 AR PTPRO N04.9 615573 605025 SMARCAL1 615008 Nephrotisches Syndrom Typ 9 609720 AR N04.9 Nephrotisches Syndrom Typ 7 615244 167409 616027 N04.9 N04.9 Nephrotisches Syndrom Typ 8 610982 601479 134370 KANK1 AR 603743 CFH - 604241 AR N04.9 614199 614196 AR CRB2 604638 N04.9 Nephrotisches Syndrom Typ 5 Nephrotisches Syndrom Typ 6 AR N04.9 N04.9 147557 160775 AD N04.9 120131 MYH9*, ** N04.9 N04.9 614647 - Fokal segmentale Glomerulosklerose Typ 8 Fokal segmentale Glomerulosklerose Typ 9 156 OMIM-P N04.9 N04.9 N04.9 AR AR AR AR AR - N04.9 AR - N04.9 AD ** Deletions-/Duplikationsanalyse 602716 608414 607102 LAMB2* 150325 DGKE 601440 ARHGDIA 600579 601925 ADCK4 615567 LMX1B 602575 ARHGAP24 610586 EMP2 602334 “Core Genes“ sind fett gedruckt 13.5 Nierenerkrankungen, polyzystische Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Humangenetik Die polyzystischen Nierenerkrankungen (polycystic kidney disease, PKD) sind charakterisiert durch die progrediente Entwicklung flüssigkeitsgefüllter Zysten in allen Bereichen der Nephrone und Sammelrohre und die beiseitige Ausbildung vergrößerter, polyzystischer Nieren. Man unterscheidet die autosomal-dominante Form (ADPKD) von der autosomal-rezessiven Form der polyzystischen Nierenerkrankung (ARPKD). Während die ADPKD mit einer Lebenserwartung bis ins hohe Erwachsenenalter einhergeht, besteht bei Betroffenen mit einer ARPKD in der Regel eine verkürzte Lebenserwartung mit Auftreten multipler Nierenzysten oft bereits pränatal, in der Regel jedoch spätestens in den ersten Lebensjahren. Bei der ADPKD handelt es sich um bilateral auftretende unterschiedlich große Zysten, während bei der ARPKD bilaterale, multiple, gleichmäßig kleine Zysten charakteristisch sind. Die ARPKD hat eine Inzidenz von ca. 1:20.000. Molekulare Ursache sind Mutationen im PKHD1-Gen. Bei der ADPKD handelt es sich um die häufigste Form der polyzystischen Nierenerkrankungen. Gemäß EMA (European Medicines Agency) gilt sie innerhalb Europas als seltene Erkrankung, die mit einer Prävalenz von etwa 1:2500 auftritt. Sie kann bereits im Kindesalter mit Hämaturie, Bluthochdruck und Infektion der Nierenzysten beginnen. Zwischen dem 30. und dem 70. Lebensjahr tritt meist eine Niereninsuffizienz auf, die bei 50% der Patienten bis zum 60. Lebensjahr zum Nierenversagen führt. 95% der Patienten haben eine positive Familienanamnese. Molekulare Ursache sind Mutationen im PKD1- (85% der Fälle) und im PKD2-Gen (15% der Fälle). Bei PKD1-Mutationsträgern manifestiert sich die Erkrankung früher, und auch Nierenversagen tritt im Schnitt 20 Jahre früher auf als bei PKD2-Mutationsträgern (Genotyp-Phänotyp-Korrelation). Das PKD1Gen umfasst 46 Exons, wobei der Bereich von Exon 1-32 weiter proximal auf Chromosom 16 in sechs duplizierten Kopien als Pseudogen vorkommt. Das PKD2-Gen umfasst 15 Exons. Die bisher identifizierten Punktmutationen in beiden Genen beinhalten alle Mutationstypen und sind über alle Exons verteilt. Genomische Deletionen sind bei ADPKD mit 4% für PKD1 und weniger als 1% für PKD2 relativ selten. Eine Ausnahme ist das TSC2/PKD1 Contiguous Gene Syndrome, bei dem große genomische Deletionen das PKD1-Gen sowie das daran angrenzende TSC2-Gen umfassen. Diese Patienten weisen allerdings klinische Symptome einer Tuberösen Sklerose mit der frühen Manifestation von Nierenzysten auf. Diese Mikrodeletionen können mittels FISH-Diagnostik erfasst werden. Die Sensitivität der Mutationsanalyse für PKD1 und PKD2 liegt bei Patienten, bei denen die klinischen Kriterien für ADPKD erfüllt sind, bei 75-90%. Die Genprodukte (Polycystin-1 und -2) sind transmembrane Glykoproteine der primären Zilien der Nierenepithelzellen, die über ihre zytoplasmatischen C-Termini miteinander interagieren. Somit gehören die polyzystischen Nierenerkrankungen zu den Ziliopathien. Der Polycystin1/Polycystin-2-Komplex ist über verschiedene Signaltransduktions-Kaskaden an Proliferation, Apoptose, Differenzierung, sowie der Regulation von Zellform und Durchmesser der Nierentubuli beteiligt. Die Entwicklung der Zysten folgt dem 2-Treffer-Modell, wonach zu der Keimbahnmutation in einem der beiden Gene ein zweites, somatisches Mutationsereignis im gleichen oder dem anderen PKD-Gen (Transheterozygotie) die Tumorsuppressorfunktion beider Proteine inaktiviert (Loss of Heterozygosity, LOH). Literatur Hoefele et al, Nephrol Dial Transplant 26:2181 (2011) / Harris et al, Nat Rev Nephrol 6:197 (2010) / Harris et al, Annu Rev Med 60:321 (2009) / Tan et al, Hum Mutat 30:264 (2009) / Consugar et al, Kidney Int 74:1468 (2008) / Kozlowski et al, Genomics 91:203 (2007) / Garcia-Gonzalez et al, Mol Genet Metab 92:160 (2007) / Rosetti et al, J Am Soc Nephrol 18:2143 (2007) / Klein et al, Dade Behring News 1-2006 (2006) / Boucher et al, Eur J Hum Genet 12: 347 (2004) / Wilson, N Engl J Med 350: 151 (2004) / Phakdeekitcharoen et al, J Am Soc Nephrol 12: 955 (2001) / Rosetti et al, Am J Hum Genet 68: 46 (2001) / Brook-Carter et al, Nature Genet 8: 328 (1994) 157 Basisdiagnostik Polyzystische Nierenerkrankung 1 autosomal-dominant EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen PKD1, PKD2 Erweiterte Diagnostik 15,8 kb Basisdiagnostik Polyzystische Nierenerkrankung 2 autosomal-dominant EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen BMP4, HNF1B, PAX2, 4,1 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. BMP4, HNF1B, PAX2, PKD1, PKD2 | BICC1, CHD1L, FRAS1, MUC1, OFD1, PKHD1, ROBO2, SIX2, UMOD 60,7 kb Basisdiagnostik Polyzystische Nierenerkrankung 1 autosomal-rezessiv EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen PKHD1 12,2 kb FRAS1 12,0 kb Erweiterte Diagnostik Basisdiagnostik Polyzystische Nierenerkrankung 2 autosomal-rezessiv EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. FRAS1, PKHD1 | BICC1, BMP4, CHD1L, HNF1B, MUC1, OFD1, PAX2, PKD1, PKD2, ROBO2, SIX2, UMOD 60,7 kb 158 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei polyzystischen Nierenerkrankungen, autosomal-rezessiv Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung AD PKD1*, ** Gen OMIM-Gen Autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD) 613095 Q61.2 AD PKD2*, ** 173910 Autosomal-rezessive polyzystische Nieren- und Lebererkrankung (ARPKD) 263200 Q61.1 AR PKHD1 606702 Multizystisch-dysplastische Nierenerkrankung Multizystisch-dysplastische Nierenerkrankung - Q63.9 AD Multizystisch-dysplastische Nierenerkrankung - 610878 Q63.9 AD ROBO2 AD PAX2 Medullär-zystische Nierenerkrankung Type 1 Polyzystische Nieren Phänotyp Polyzystische Nieren Phänotyp / CAKUT Polyzystische Nieren Phänotyp / Fraser Syndrom Polyzystische Nieren Phänotyp / Oro-fazio-digitales Syndrom Typ 1 & 7 Renal cysts and diabetes Syndrom (RCAD) Renal-zystische Dysplasie, Suszeptibilität Medullär-zystische Nierenerkrankung Typ 2 * auch einzeln anforderbar 173900 174000 - 219000 311200 139720 601331 603860 Q61.2 Q63.9 Q63.9 Q60.4 Q63.9 Q63.9 Q04.3 Q61.8 Q63.8 Q63.9 ** Deletions-/Duplikationsanalyse AD AD AD BMP4 112262 CHD1L MUC1 FRAS1 607830 XL OFD1 300170 AD HNF1B*, ** AD AD Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Hyperoxalurie, primär, Typ 2 (HP2) 260000 E74.8 AR Hyperoxalurie, primär, Typ 3 (HP3) * auch einzeln anforderbar 613616 E74.8 E74.8 ** Deletions-/Duplikationsanalyse 158340 604994 BICC1 UMOD* AR AR 189907 614295 191845 “Core Genes“ sind fett gedruckt Basisdiagnostik 3,1 kb AGXT, GRHPR, HOGA1 259900 602431 AR Hyperoxalurie EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Hyperoxalurie, primär, Typ 1 (HP1) 613039 167409 SIX2 13.6 Hyperoxalurie Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Hyperoxalurie 601313 Humangenetik Autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD) Gen OMIM-Gen GRHPR** 604296 AGXT*,** HOGA1 604285 613597 “Core Genes“ sind fett gedruckt 159 14. Pankreatitis, hereditäre Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh Die Pankreatitis wird generell in akute und chronische Formen eingeteilt. Chronische Pankreatitis beschreibt ein komplexes, hochvariables und kontinuierliches Entzündungssyndrom, definiert durch anfänglich repetitive Episoden akuter Pankreatitis, die sich im weiteren Verlauf zu einer chronischen Pankreasentzündung entwickeln können. Eine progressive Fibrose des Pankreasparenchyms, Parenchymverkalkungen und Pankreasgangkonkremente führen letztendlich zur irreversiblen Zerstörung des Organs aufgrund des Versagens exokriner und endokriner Funktionen. Das Risiko für die Entstehung eines duktalen Adenokarzinoms der Bauchspeicheldrüse ist stark erhöht. Klinische Anzeichen sind u.a. wiederholte Attacken abdominaler Schmerzen mit erhöhten Serumwerten der Pankreasenzyme, typische Pankreasschmerzen, Steatorrhoe und Diabetes mellitus. Die Inzidenz der chronischen Pankreatitis wird in industrialisierten Ländern auf 3,5 bis 10:100.000 geschätzt, wobei die Hauptursache chronischem Alkoholabusus zugeschrieben wird. Als weitere Risikofaktoren sind u.a. genetische Veränderungen, Hypertriglyzeridämie, Autoimmunität und Hyperkalzämie zu nennen. Bei dem Versuch, die Erkrankung in verschiedene klinische Entitäten einzuordnen, werden in der Literatur u.a. Begriffe wie hereditäre, idiopathische, familiäre und sporadische Pankreatitis verwendet. Eine einheitliche, allgemeingültige Definition gibt es bisher nicht, insbesondere wird der Terminus ‚hereditäre Pankreatitis‘ in unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet. Nach heutigem Kenntnisstand sind Veränderungen in den Genen PRSS1 (kationisches Trypsinogen), SPINK1 (Serinproteaseinhibitor Kazal Typ I), CFTR (cystic fibrosis transmembrane conductance regulator) und CTRC (Chymotrypsin C) unterschiedlich stark an der Entstehung und Penetranz einer chronischen Pankreatitis ursächlich oder prädisponierend beteiligt. Neueren Studien zufolge konnten bei dieser Patientengruppe auch Mutationen im CPA1-Gen gefunden werden. Diverse Erbgänge, auch ein sog. digenischer Vererbungsmodus (Transheterozygotie) werden beobachtet, d.h. Mutationen in zwei der o.g. Gene liegen gemeinsam vor. Bei ca. 49% der der Patienten mit chronischer Pankreatitis können Mutationen in den o.g. Genen nachgewiesen werden. Die Stufendiagnostik erfolgt nach Häufigkeit beschriebener Mutationen. Literatur Witt, Dig Dis 28:702-708 (2010) / Chen et al, Annu Rev Genomics Hum. Genet. 10:3.1 (2009) / Keim, World J Gastroenterol. 14:1011 (2008) / Teich et al, Hum Mutat 27:721 (2006) / Audrezet et al, Europ J Hum Genet 10:100 (2002) / Le Marechal et al, BMC Genetics 2:19 (2001) / Witt et al, Nat Genet 25:213 (2000) / Keim et al, Dt Ärzteblatt 95; 40:2473 (1998) / Gorry et al, Gastroenterology 113:1063 (1997) Basisdiagnostik # Pankreatitis, hereditäre EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CASR, CFTR, CPA1, CTRC, PRSS1, SPINK1 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei hereditärer Pankreatitis Erkrankung OMIM-P Pankreatitis, chronisch 167800 Pankreatitis, chronisch 167800 Pankreatitis, chronisch Pankreatitis, chronisch Pankreatitis, chronisch Pankreatitis, chronisch * auch einzeln anforderbar 160 167800 167800 ** Deletions-/Duplikationsanalyse ICD-10 K86.10 K86.9 K86.9 K86.9 K86.9 K86.9 10,7 kb Gen CASR CFTR*,** CPA1* CTRC* PRSS1*,** SPINK1*,** OMIM-Gen 601199 602421 114850 601405 276000 167790 “Core Genes“ sind fett gedruckt 15. RASopathien Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh Humangenetik Als “RASopathien“ wird eine klinisch und genetisch heterogene Gruppe von Erkrankungen bezeichnet, die durch Keimbahnmutationen in Genen, die für Proteine des RAS/Mitogen-aktivierten Proteinkinase-Signalwegs codieren, verursacht werden. Die klinischen Symptome betreffen mehrere Organsysteme (Integument, kardiovaskuläres System, Skelett, Muskulatur, Gastrointestinaltrakt, ZNS, Auge). Bei einigen Syndromen liegen charakteristische kraniofaziale Merkmale vor, bei einigen besteht ein erhöhtes Tumorrisiko. Klinisch gibt es starke Überlappungen zwischen den einzelnen Krankheitsbildern, die eine sichere klinische Diagnose und damit eine gezielte Diagnostik erschweren können. Da zudem mehrere dieser Erkrankungen durch Mutationen in verschiedenen Genen bzw. im gleichen Gen des RAS/MAPK-Signalwegs verursacht sein können, kann zur Abklärung eine Stufendiagnostik unter Einsatz des Next Generation Sequencing (NGS) sinnvoll sein. Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei RASopathien. Die einzelnen Subpanels sind farblich voneinander abgegrenzt, “Core Genes“ sind fett gedruckt. NFNS: NF1: CFC: NSLL: NSLAH: Neurofibromatose-Noonan-Syndrom Neurofibromatose Typ 1 Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom Noonan-Syndrom-ähnliche Erkrankung mit oder ohne juvenile myelomonozytäre Leukämie Noonan-Syndrom-ähnliche Erkrankung mit losem Anagenhaar Die Untersuchung der RASopathien erfolgt stufenweise, wie unten aufgeführt: Noonan-Syndrom Stufe I EBM Kapitel 11.4.2 Mutationssuche Kapitel 11.4.2 Noonan-Syndrom Stufe II EBM Kapitel 11.4.2 Mutationssuche Kapitel 11.4.2 PTPN11 BRAF, CBL, KRAS, LZTR1, MAP2K1, MAP2K2, NRAS, PPP1CB, RAF1, RASA2, RIT1, RRAS, SHOC2, SOS1, SOS2 161 Basisdiagnostik # RASopathien EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen HRAS, NF1, SPRED1 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei RASopathien Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom (CFC) Typ 2 615278 Q87 AD Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom (CFC) Typ 1 Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom (CFC) Typ 3 Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom (CFC) Typ 4 Costello-Syndrom Legius syndrom 155150 615279 615280 218040 Q87 Q87 Q87 L81.9 AD HRAS* 190020 PTPN11* 176876 AD L81.9 AD Neurofibromatose-Noonan-Syndrom (NFNS) 601321 L81.9 AD 613707 L81.9 190070 AD AD AD MAP2K2* SPRED1*, ** RAF1* BRAF* 165090 - Q87.1 AD RASA2* Noonan-Syndrom 607721 Noonan-Syndrom - Noonan-Syndrom - Noonan-Syndrom Noonan-Syndrom Noonan-Syndrom Typ 1 * auch einzeln anforderbar PTPN11* AD SOS1* 182530 AD NRAS* 164790 AD RIT1* 609591 Q87.1 AD 613224 Noonan-Syndrom Typ 10 AD 609942 611553 613706 615355 Noonan-Syndrom Typ 9 176872 AD Noonan-Syndrom Typ 6 Noonan-Syndrom Typ 7 MAP2K1* Q87.1 610733 Noonan-Syndrom Typ 8 AD - 616559 616564 Q87.1 Q87.1 Q87.1 Q87.1 Q87.1 Q87.1 Q87.2 Q87.1 ** Deletions-/Duplikationsanalyse 15.1 Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom (CFC) 601589 602775 AD Q87 176876 SHOC2* AD Q87.1 Noonan-Syndrom Typ 4 Noonan-Syndrom Typ 5 Q87 AD - 163950 Noonan-Syndrom Typ 3 Q87.1 164757 RRAS* Noonan-Syndrom AD 164760 165360 PTPN11* Q87 609291 CBL* AD - 601263 613113 L81.9 Noonan-Syndrom 176872 NF1*, ** 601321 Neurofibromatose-Noonan-Syndrom (NFNS) 164757 MAP2K1* 611554 LEOPARD-Syndrom Typ 3 KRAS* AD LEOPARD-Syndrom Typ 2 L81.9 OMIM-Gen BRAF* Q85.9 151100 Gen AD 611431 LEOPARD-Syndrom Typ 1 10,4 kb AD AD AD - PPP1CB* NF1*, ** KRAS* RAF1* BRAF* SOS2* LZTR1 600590 613113 176876 190070 164760 164757 601247 600574 “Core Genes“ sind fett gedruckt Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh In der Literatur wurden bisher ca. 100 Patienten mit CFC beschrieben. Es wird davon ausgegangen, dass es weltweit 200 bis 300 Betroffene gibt, wobei die Erkrankung unterdiagnostiziert ist. Bei dieser zum Formenkreis der RASopathien gehörenden Erkrankung ist eine differenzialdiagnostische Abgrenzung zu den anderen Syndromen aus dem Spektrum im Säuglings- und Kleinkindalter aufgrund der phänotypischen Ähnlichkeit schwierig. Die Bestätigung der Diagnose erfolgt meist auf molekulargenetischer Ebene. Charakteristika wie Gedeihstörung, Entwicklungs- und Wachstumsverzögerung, Gesichtsdysmorphien (Lidachsenverlauf nach außen unten, Hypertelorismus, hohe Stirn), Pigmentveränderungen, Anomalien des Gastrointestinaltraktes und des zentralen Nervensystems, Herzfehler, Thoraxdeformitäten können einher- 162 gehen mit ektodermaler Beteiligung in Form von dünnem Haar und Nagelhypoplasien. Im Erwachsenenalter zeigt sich eine trockene, hyperkeratotische Haut mit zusätzlicher palmoplantarer Hyperkeratose. Eine erhöhte Prädisposition für maligne Erkrankungen wurde bisher nicht beobachtet. Das CFC ist genetisch heterogen. Die vier Gene BRAF, KRAS, MAP2K1 und MAP2K2 können das CFC verursachen. Literatur Roberts et al, The Lancet 381:333 (2013) / Rodriguez-Viciana et al, Science 311:1287 (2006) / Niihori et al, Nat Genet 38:294 (2006) / Tartaglia et al, Clin Genet 63:423 (2003) BRAF, KRAS, MAP2K1, MAP2K2 5,2 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Cardio-Fazio-Cutanem-Syndrom Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Gen OMIM-Gen Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom (CFC) Typ 1 155150 Q87 AD BRAF* 164757 615278 Q87 AD KRAS* 190070 2-3% 615279 Q87 AD MAP2K1* 176872 25% 615280 Q87 AD MAP2K2* 601263 20% Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom (CFC) Typ 2 Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom (CFC) Typ 3 Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom (CFC) Typ 4 * auch einzeln anforderbar 15.2 Costello-Syndrom Humangenetik Basisdiagnostik Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb Diag. Sensivität 75% “Core Genes“ sind fett gedruckt Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh Das zum Formenkreis der RASopathien zählende Costello-Syndrom ist eine sehr seltene Erkrankung mit einer geschätzten Inzidenz von 1:300.000 (Vereinigtes Königreich) oder 1:1.230.000 (in Japan). Der Erbgang ist autosomal-dominant. Für RASopathien typische Symptome wie pränatales Nackenödem, postnatal faziale Dysmorphien, Kleinwuchs, milde bis moderate mentale Retardierung und Herzfehler sind hier ebenfalls beschrieben. Als ein Hauptmerkmal fallen perinasal und/oder perinanal benigne kutane Papillome auf. Charakteristisch ist weiterhin die zunehmende Pigmentierung der Haut. Bei 90% der Betroffenen fällt pränatal im Ultraschall ein schweres Polyhydramnion oder Nackenödem auf. Perinatal sind Ödeme maßgeblich verantwortlich für ein anfänglich hohes Geburtsgewicht, gefolgt von einer schweren Gedeihstörung aufgrund erheblicher Ernährungsprobleme. Bei den Herzfehlern handelt es sich im Wesentlichen um Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) und Artiumseptumdefekte in Verbindung mit Arrythmien. Das Risiko für die Entwicklung solider Tumore (hauptsächlich Rhabdomyosarkom) in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter ist auf etwa 15% erhöht. Das einzige für Costello-Syndrom ursächliche Gen ist das HRAS-Gen. 80-90% der Mutationen betreffen die Aminosäure Glycin an Position 12 in Exon 2 des Proteins GTPase HRas, vereinzelt sind auch andere Mutationen des HRAS-Gens beschrieben. Literatur Abe IL: International Meeting on Genetic Syndromes of the Ras/MAPK Pathway (2011) / Gripp et al, Am J Med Genet. A 155:2263 (2011) / Tartaglia et Gelb, Mol Syndromol. 1:2 (2010) / Sol-Church et al, Am J Med Genet. A 149A:315 (2009) / Zampino et al, Hum Mut. 28:265 (2007) / Aoki et al, Nat Genet. 37:1038 (2005) 163 Basisdiagnostik Costello-Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb HRAS 0,6 kb 15.3 LEOPARD-Syndrom Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh Das LEOPARD-Syndrom oder kardiomyopathische Lentiginose ist eine seltene, autosomal-dominant vererbte Erkrankung, die 1969 erstmals von Gorlin beschrieben wurde. LEOPARD ist ein Akronym für die charakteristischen klinischen Symptome - multiple Lentigines - elektrokardiographische Anomalien - okulärer Hypertelorismus - Pulmonalstenose - abnormes Genitale - Retardierung des Wachstums - Schwerhörigkeit (Deafness) 2002 wurden auch bei LEOPARD-Syndrom wie bereits bei dem teilweise klinisch überlappenden NoonanSyndrom Mutationen im PTPN11-Gen als molekulare Ursache identifiziert. Bei etwa 90% aller LS-Patienten können Mutationen im PTPN11-Gen nachgewiesen werden, wobei diese ausschließlich zu Aminosäureaustauschen führen. Im Gegensatz zum Noonan-Syndrom kommen hier wiederkehrende spezifische PTPN11-Aminosäureaustausche vor, die zum Verlust der katalytischen Aktivität der Nicht-Rezeptor Protein-Tyrosin-Phosphatase SHP-2 führen. Bei jeweils <5% der LS-Patienten wurden bisher Mutationen in den Proto-Onkogenen RAF1 und BRAF identifiziert. Bei weniger als 5% der Patienten kann bisher keine genetische Ursache nachgewiesen werden, wobei hier Mutationen in weiteren Genen der RAS-ERK-MAP-Kinase Signaltransduktion vermutet werden. Literatur Sarkozy et al, Hum Mutat 30:695 (2009) / Sarkozy et al, Orphanet J Rare Dis 3:13 (2008) / Pandit et al, Nat Genet 39:1007 (2007) / Kontaridis et al, J Biol Chem 281:6785 (2006) / Tartaglia et al, Am J Hum Genet 78:279 (2006) / Sarkozy et al, J Med Genet 41:e68 (2004) / Digilio et al, Am J Hum Genet 71:389 (2002) / Legius et al, J Med Genet 39:571 (2002) / Gorlin et al, Am J Dis Child 117:652 (1969) Basisdiagnostik LEOPARD-Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb BRAF, PTPN11, RAF1 6,0 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei LEOPARD-Syndrom Erkrankung LEOPARD-Syndrom Typ 1 LEOPARD-Syndrom Typ 2 LEOPARD-Syndrom Typ 3 * auch einzeln anforderbar 164 OMIM-P 151100 611554 613707 ICD-10 L81.9 L81.9 L81.9 Vererbung Gen AD PTPN11* AD BRAF* AD RAF1* OMIM-Gen 176876 164760 164757 Diag. Sensivität 90% < 5% < 5% “Core Genes“ sind fett gedruckt 15.4 Noonan-Syndrom Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh, Dr. rer. nat. Karin Mayer Humangenetik Beim Noonan-Syndrom handelt es sich um eine autosomal-dominant vererbte Erkrankung, deren Häufigkeit mit 1:1.000-2.500 Lebendgeburten angegeben wird. Das variable Symptomenspektrum umfasst faziale Dysmorphien (breite Stirn, Hypertelorismus, Ohrentiefstand, Lidachsenverlauf nach außen unten), proportionierten Kleinwuchs, Pterygium colli, Brustdeformationen, Kryptorchidismus, mentale Retardierung, eine leichte Blutungsneigung sowie Herzfehler, meist in Form einer Pulmonalstenose oder einer hypertrophen Kardiomyopathie. Das PTPN11-Gen, das für eine zytoplasmatische Protein-Tyrosin-Phoshatase (SHP-2) codiert, ist das hauptsächlich bei Noonan-Syndrom betroffene Gen. Mutationen im PTPN11-Gen, die fast ausschließlich zu Aminosäureaustauschen führen, sind die molekulare Ursache in etwa 50% aller bisher untersuchten Noonan-Patienten. Bisher wurden Mutationen in zehn weiteren Genen der RAS-ERK-MAP-Kinase-Signaltransduktion bei Noonan-Syndrom identifiziert. In bis zu 15% der Noonan-Patienten, die keine Mutation im PTPN11-Gen aufwiesen, wurden Mutationen im SOS1 (Son of Sevenless)-Gen nachgewiesen. Der klinische Phänotyp von Patienten mit SOS1-Mutationen weist die typischen Charakteristika des Noonan-Syndroms auf, wobei das Längenwachstum und die mentale Entwicklung normal verlaufen und die Herzfehler weniger stark ausgeprägt sind. Bei ca. 8% der Noonan-Patienten konnten Mutationen im RAF1-Gen identifiziert werden, wobei fast alle Patienten mit RAF1-Mutationen eine Hypertrophe Kardiomyopathie aufweisen. In dem vor kurzem entdeckten RIT1-Gen wurden bisher bei ca. 5% der Patienten mit dieser Erkrankung Mutationen entdeckt. Daneben wurden in etwa 3% der Noonan-Patienten Mutationen im KRAS-Gen identifiziert, wobei diese überwiegend zu schwerwiegenden Phänotypen führen. Seltener werden bei Noonan-Syndrom Mutationen in den Genen MEK1 und BRAF identifiziert, wobei diese Gene häufiger bei Patienten mit Cardio-Facio-Cutanem (CFC) Syndrom verändert sind. MEK1-Mutationen wurden bisher bei weniger als 4% der untersuchten Patienten mit Noonan-Syndrom beschrieben. Die Häufigkeit von Mutationen im BRAF-Gen bei Noonan-Syndrom wird auf 2% geschätzt. Hier weisen die beschriebenen Patienten neonatale Wachstumsverzögerung, leichte kognitive Defizite und Muskelhypotonie auf. Noch seltener sind mit 1% Mutationen im NRAS-Gen und im CBL-Gen. Aktuell sind zwei neue Gene RASA2 und A2ML1 mit Hilfe der NGS-Methode identifiziert worden, wobei die bisher ermittelten Daten darauf hinweisen, dass A2ML1-Mutationen eher zu einem milderen Phänotyp führen. Mutationen dieser o.g. Gene und der Gene MEK2, SHOC2, HRAS und NF1 finden sich u.a. auch bei Patienten mit dem Noonan-Syndrom ähnlichen Erkrankungen, wie z.B. CFC-, LEOPARD-, Noonan-Syndrom mit juveniler myelomonozytärer Leukämie (JMML), Neurofibromatose-Noonan-Syndrom u.a. Mutationen im NF1Gen wurden auch bei NS-Patienten, die die klinischen Kriterien einer klassischen Neurofibromatose (NF) nicht erfüllen, nachgewiesen. Bei etwa 25% aller Patienten mit klinisch diagnostiziertem Noonan-Syndrom kann in den genannten Genen keine Mutation nachgewiesen werden. Literatur Chen et al, PNAS 111:11473 ( 2014) / Vissers et al, Eur J Hum Genet doi:10.1038/ejhg.2014.115 ( 2014) / Aoki et al, Am J Hum Genet, 93:173-180 (2013) / Tartaglia et al, Best Pract Res Clin Endocrinol Metab 25:161 (2011) / Tartaglia et al, Mol Syndromol 1:2 (2010) / Cirstea et al, Nat Genet 42:27 (2010) / Sarkozy et al, Hum Mutat 30:695 (2009) / Nava et al, J Med Genet 44:763 (2007) / Razzaque et al, Nat Genet 39:1013 (2007) / Roberts et al, Nat Genet 39 (2007) / Carta et al, Am J Hum Genet 79: 129 (2006) / Schubbert et al, Nature Genet 38: 331 (2006) / Noonan, Am J Dis Child 116:373 (1968) Noonan-Syndrom Stufe I EBM Kapitel 11.4.2 Mutationssuche Kapitel 11.4.2 PTPN11 165 Kapitel 11.4.2 Noonan-Syndrom Stufe II EBM Kapitel 11.4.2 Mutationssuche BRAF, CBL, KRAS, LZTR1, MAP2K1, MAP2K2, NRAS, PPP1CB, RAF1, RASA2, RIT1, RRAS, SHOC2, SOS1, SOS2 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Noonan-Syndrom Erkrankung Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom (CFC) Typ 4 Noonan-Syndrom Noonan-Syndrom ICD-10 Vererbung - Q87 AD 615280 - Q87 Q87 Q87.1 AD Q87 AD PPP1CB* AD PTPN11* AD Noonan-Syndrom 10 616564 Q87.1 AD Noonan-Syndrom Typ 3 609942 Noonan-Syndrom Typ 1 163950 Q87.1 Q87.1 Q87.1 AD * auch einzeln anforderbar Q87.1 Q87.1 ** Deletions-/Duplikationsanalyse 600574 KRAS* 190070 600590 176876 RIT1* Q87.1 613706 LZTR1 AD 613224 615355 601247 164790 Noonan-Syndrom Typ 6 Noonan-Syndrom Typ 7 602775 SOS2* NRAS* AD Noonan-Syndrom Typ 8 601589 AD Q87.1 Q87.1 176872 182530 610733 611553 601263 SOS1* Noonan-Syndrom Typ 4 Noonan-Syndrom Typ 5 165090 SHOC2* Q87.2 - RRAS* AD - Noonan-Syndrom 613113 RASA2* - NF1*, ** AD Noonan-Syndrom Noonan-Syndrom 165360 MAP2K1* AD Noonan-Syndrom CBL* AD Q87.1 Q87.1 OMIM-Gen MAP2K2* - - Gen AD Noonan-Syndrom Noonan-Syndrom 166 OMIM-P AD AD RAF1* BRAF* 164760 164757 609591 “Core Genes“ sind fett gedruckt 16. Schwerhörigkeit/Taubheit Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh Humangenetik Bilateraler permanenter sensorineuraler Hörverlust, mit einer Inzidenz von 1:500 Neugeborenen, stellt eine der häufigsten angeborenen Störungen dar. Bei Erwachsenen wächst die Prävalenz auf 3,5:1.000 an. Der Anteil genetisch bedingter, sensorineuraler Taubheit beträgt ca. 50-70%. Nur ein kleiner Prozentsatz der prälingualen Taubheit ist syndromal oder wird autosomal-dominant oder mitochondrial vererbt. Mehr als 70% genetisch bedingter Taubheit ist nicht-syndromal, ca. 80% der nicht-syndromalen, genetisch bedingten Taubheit folgt einem autosomal-rezessiven Erbgang. Mit der Untersuchung der Gene GJB2 und GJB6 können ca. 50% der Fälle mit autosomal-rezessiver, nicht-syndromaler, sensorineuraler Taubheit aufgeklärt werden. Aufgrund der klinischen und genetischen Heterogenität angeborener Hörstörungen kann eine Stufendiagnostik unter Einsatz von NGS mit zusätzlicher Analyse von rund 100 Genen, einschließlich mitochondrial codierter, sinnvoll sein. Bei der Anforderung dieser Panels sind Stammbauminformationen und die Angabe umfassender klinischer Daten dringend notwendig, um die Interpretationssicherheit zu erhöhen. Literatur Vona et al, Mol Cell Probes (2015) / Mani et al, Europ J of Hum Genet 17:502 (2009) / Petersen et al, Clin Genet 69:371 (2006) / Snoeckx et al, Am J Hum Genet 77:945 (2005) / Cryns et al, J Med Genet 41:147 (2004) / Pallares-Ruiz et al, Eur J Hum Genet 10:72 (2002) / Rabionet et al, Hum Genet 106:40 (2000) / Murgia et al, J Med Genet 36:829 (1999) / Lench et al, Lancet 351:415 (1998) Individuell konfigurierbare MGPS Taubheit Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * ABHD12 (1,2 kb) * ADGRV1 (18.9 kb) * CCDC50 (1.4 kb) * CIB2 (0.6 kb) * CLRN1 (0.7 kb) * CRYM (0.9 kb) * DIABLO (0.7 kb) * ELMOD3 (1.1 kb) * ESRRB (1.5 kb) * FOXI1 (1.1 kb) * GJB6 (0.8 kb) * GRXCR2 (0.7 kb) * ILDR1 (1.6 kb) * KCNQ1 (2.0 kb) * LRTOMT (0.9 kb) * MYH14 (6.1 kb) * MYO6 (3.9 kb) * OTOA (3.4 kb) * P2RX2 (1.5 kb) * POU3F4 (1.1 kb) * RDX (1.8 kb) * SIX5 (2.2 kb) * SLITRK6 (2.5 kb) * TBC1D24 (1.7 kb) * TMEM132E (3.2 kb) * TPRN (2.1 kb) * USH1G (1.4 kb) * ABHD12 (1.2 kb) * BDP1 (7.9 kb) * CDC14A (1.9 kb) * CLDN14 (0.7 kb) * COCH (1.6 kb) * DCDC2 (1.4 kb) * DIAPH1 (3.8 kb) * EPS8 (2.5 kb) * EYA1 (1.8 kb) * GIPC3 (0.9 kb) * GPSM2 (2.1 kb) * HARS (1.5 kb) * KARS (1.9 kb) * KCNQ4 (2.1 kb) * MARVELD2 (1.7 kb) * MYH9 (5.9 kb) * MYO7A (6.6 kb) * OTOF (6.0 kb) * PCDH15 (5.9 kb) * POU4F3 (1.0 kb) * S1PR2 (1.1 kb) * SLC17A8 (1.8 kb) * SMPX (0.3 kb) * TECTA (6.5 kb) * TMIE (0.5 kb) * TRIOBP (7.1 kb) * USH2A (15.6 kb) * ACTG1 (1.1 kb) * BSND (1.0 kb) * CDH23 (10.1 kb) * CLIC5 (1.2 kb) * COL11A2 (5.2 kb) * DFNA5 (1.5 kb) * DIAPH3 (3.6 kb) * EPS8L2 (2.1 kb) * EYA4 (1.9 kb) * GJB2 (0.7 kb) * GRHL2 (1.9 kb) * HGF (2.2 kb) * KCNE1 (0.4 kb) * LHFPL5 (0.7 kb) * MET (4.2 kb) * MYO15A (10.6 kb) * NARS2 (1.4 kb) * OTOG (8.8 kb) * PDZD7 (3.1 kb) * PRPS1 (1.0 kb) * SERPINB6 (1.2 kb) * SLC26A4 (2.3 kb) * STRC (5.3 kb) * TJP2 (3.7 kb) * TMPRSS3 (1.4 kb) * TSPEAR (2.0 kb) * WFS1 (2.7 kb) * ADCY1 (3.4 kb) * CABP2 (0.7 kb) * CEACAM16 (1.3 kb) * CLPP (0.8 kb) * COL4A6 (5.1 kb) * DFNB59 (1.1 kb) * DSPP (3.9 kb) * ESPN (2.6 kb) * FAM65B (3.2 kb) * GJB3 (0.8 kb) * GRXCR1 (0.9 kb) * HOMER2 (1.1 kb) * KCNJ10 (1.1 kb) * LOXHD1 (6.6 kb) * MSRB3 (0.6 kb) * MYO3A (4.8 kb) * OSBPL2 (1.4 kb) * OTOGL (7.0 kb) * PNPT1 (2.3 kb) * PTPRQ (6.4 kb) * SIX1 (0.9 kb) * SLC26A5 (2.2 kb) * SYNE4 (1.2 kb) * TMC1 (2.3 kb) * TNC (6.6 kb) * USH1C (2.7 kb) * WHRN (2.7 kb) 167 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Schwerhörigkeit/Taubheit Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung ?Taubheit, autosomal-rezessiv 97 616705 H91.9 AR ?Taubheit, autosomal-dominant 68 H91.9 Gen OMIM-Gen MET 164860 AD HOMER2 DIAPH3 604799 614567 Auditorische Neuropathie 609129 H91.9 AD AR GJB3*, ** 603324 Bartter Syndrom, Typ 4A 602522 H91.9 AR BSND 606412 Branchiootisches-Syndrom 1, BOS1 602588 H91.9 AD EYA1*, ** 601653 Taubheit, autosomal-recessiv 76 615540 H91.9 AR SYNE4 615535 KCNQ4 603537 autosomal-rezessiv digenische Vererbung mit GJB2-Gen s. 220290, auch DFNA2B; auch Schwerhörigkeit mit periferer Neuropathie AD) Branchio-oto-renales Syndrom Typ 2 Chudley-McCullough-Syndrom 612644 610896 604213 H91.9 H91.9 H91.9 - AR SIX5* GPSM2 600963 609245 H91.9 AD DIAPH1 612644 H91.9 AD GJB3*, ** DFNA3A (auch DFNB1A, s. autosomal-rezessive Form) *** 601544 H91.9 AD GJB2*, ** 121011 612643 H91.9 AD GJB6*, ** 604418 DFNA4A 600652 H91.9 AD DFNA1 DFNA2A DFNA2B (auch Schwerhörigkeit mit periferer Neuropathie; auch autosomal rezessive digenische Vererbung mit GJB2-Gen s. 220290) DFNA3B (auch DFNB1B, s. autosomal-rezessive Formen; auch digenische Vererbung mit GJB2Gen s. 220290) *** DFNA4B 124900 600101 614614 H91.9 H91.9 AD MYH14 AD CEACAM16 602121 603324 608568 614591 600965 H91.9 AD WFS1** DFNA5 608798 DFNA9 601369 H91.9 AD COCH 603196 DFNA11 (auch Usher-Syndrom Typ 1B, s. syndromale Formen; auch DFNB2, s. autosomalrezessive Formen) 601317 H91.9 AD MYO7A* 276903 DFNA12 (DFNA8) (auch DFNB21, s. autosomalrezessive Formen) 601543 H91.9 AD TECTA 602574 DFNA13 (auch DFNB53, s. autosomal-rezessive Formen) 601868 H91.9 AD COL11A2* 120290 DFNA15 DFNA17 (auch Makrothrombozytopenie und progressive sensorineurale Taubheit, s. syndromale Formen) 602459 603622 H91.9 AD AD MYH9*, ** 160775 DFNA20/ DFNA26 604717 H91.9 AD ACTG1 102560 DFNA23 (auch Brachiootic syndrome 3) 605192 H91.9 AD SIX1* 601205 DFNA28 608641 H91.9 AD GRHL2 608576 DFNA5 DFNA6/14/38 (auch Wolfram-Syndrom, s. syndromale Formen) DFNA10 DFNA22 (auch DFNB37, s. autosomal-rezessive Formen) DFNA25 DFNA36 (auch DFNB7, s. autosomal-rezessive Formen) 168 616707 600994 601316 606346 605583 606705 H91.9 H91.9 H91.9 H91.9 H91.9 H91.9 AD AD AD EYA4 POU4F3 MYO6 AD SLC17A8 AD/AR TMC1 606201 603550 602460 600970 607557 606706 OMIM-P ICD-10 Vererbung DFNA44 607453 H91.9 605594 H91.9 Gen OMIM-Gen AD CCDC50 611051 AD DIABLO 605219 AD DSPP TJP2** DFNA51 (nur, wenn das Gen dupliziert ist) 613558 H91.9 AD DFNB1B (auch DFNA3B s. autosomal-dominante Formen, auch digenische Vererbungen mit GJB2-Gen, s. 220290) 612645 H91.9 AR GJB6*, ** MYO7A* DFNA64 614152 H91.9 DFNB2 (auch Usher-Syndrom Typ 1B, s. syndromale Formen; auch DFNA11, s. autosomal-dominante Formen) 600060 H91.9 AR DFNB3 DFNB4 600316 H91.9 AR DFNB4 mit erweitertem vestibulären Aquädukt (EVA); auch digenisch vererbt mit FOXI1-Gen, s. 600791; auch digenisch vererbt mit SLC26A4) 600791 600791 H91.9 AR DFNB6 600971 H91.9 H91.9 AR AR MYO15A SLC26A4*, ** KCNJ10 TMIE 125485 607709 604418 276903 602666 605646 602208 607237 DFNB7 (auch DFNA36, s. autosomal-dominante Formen) 600974 H91.9 AR TMC1 606706 DFNB8 (DFNB10) DFNB9 601072 H91.9 AR TMPRSS3 605511 DFNB12 (auch Usher-Syndrom Typ 1D s. syndromale Formen) 601071 601386 H91.9 AR CDH23* 605516 H91.9 AR DFNB15 (DFNB72; DFNB95) 601869 H91.9 AR DFNB18 (auch Usher-Syndrom Typ 1C, s. syndromale Formen) 602092 H91.9 DFNB16 603720 H91.9 AR USH1C TECTA 602574 OTOA 607038 H91.9 AR DFNB22 DFNB23 (auch Usher-Syndrom Typ 1F, s. syndromale Formen, auch digenische Vererbung mit CDH23 Gen, s. 601067) 607039 609533 H91.9 AR DFNB24 611022 H91.9 AR DFNB28 609823 H91.9 AR DFNB29 DFNB30 DFNB35 DFNB36 (auch autosomal-dominant) DFNB37 (auch DFNA22, s. autosomal-dominante Formen) 613285 614035 607101 608565 609006 607821 H91.9 H91.9 H91.9 H91.9 H91.9 H91.9 AR CLDN14 605608 AR ESRRB 602167 AR AR AR AR DFNB48 (auch Usher-Syndrom Typ IJ, s. syndromale Formen) 609439 H91.9 AR DFNB49 DFNB53 (auch DFNA13 s. autosomal-dominante Formen) 610153 609706 H91.9 H91.9 179410 AR H91.9 H91.9 RDX 605514 GRXCR1 608265 609646 PCDH15*, ** 605242 AR DFNB39 DFNB42 608792 606440 603629 DFNB25 GIPC3 603681 STRC* AR DFNB21 (auch DFNA12 (DFNA8), s. autosomaldominante Formen) H91.9 OTOF TRIOBP MYO3A ESPN MYO6 HGF 613283 609761 606808 606351 600970 142409 AR ILDR1 609739 AR MARVELD2 610572 AR CIB2 COL11A2* Humangenetik Erkrankung DFNA39 605564 120290 169 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung DFNB61 613865 H91.9 AR SLC26A5 DFNB67 (DFNB66) 610265 H91.9 AR LHFPL5 609427 AR LOXHD1 613072 AR PTPRQ DFNB59 DFNB63 DFNB74 DFNB77 DFNB79 DFNB84A DFNB84B DFNB91 DFNB94 611451 613718 613079 613307 613391 614944 613453 H91.9 H91.9 H91.9 H91.9 H91.9 H91.9 AR AR AR AR AR Gen DFNB59 LRTOMT MSRB3 TPRN OMIM-Gen 610219 604943 612414 613719 613354 603317 OTOGL 614925 NARS2 612803 SERPINB6 173321 AR - H91.9 AR TMEM132E 616178 220400 H91.9 AR KCNQ1*, ** 607542 H91.9 AD MYH9*, ** Früher DFNB82/32 604213 Jervell-Lange-Nielsen-Syndrom 2 612347 Makrothrombozytopenie und progressive sensorineurale Taubheit H91.9 AR H91.9 614861 Jervell-Lange-Nielsen-Syndrom 1 H91.9 - DFNB98 DFNB99 600208 H91.9 H91.9 H91.9 AR AR AR TSPEAR GPSM2 612920 609245 KCNE1*, ** 176261 SLC26A4*, ** 605646 160775 Pendred-Syndrom (auch DFNB4 mit erweitertem vestibulären Aquädukt (EVA); beide auch digenisch vererbt mit FOXI1-Gen, s 600791, auch digenisch vererbt mit KCNJ10-Gen, s. 612780) 274600 H91.9 AR Perrault-Syndrom 3 Polyneuropathie, Gehörverlust, Ataxie, Retinitis Pigmentosa und Katarakt 614129 612674 H91.9 AR AR ABHD12 CLPP 601119 Sensorineurale Taubheit mit milder Nierendysfunktion (ehemals DFNB73) 602522 H91.9 AR BSND 606412 Taubheit, autosomal-rezessiv 86 614617 H91.9 SLITRK6 609681 616340 H91.9 Taubheit und Myopie 221200 Taubheit, autosomal-dominant 56 615629 Taubheit, autosomal-dominant 67 H91.9 H91.9 AR AR TBC1D24 AD OSBPL2 H91.9 AD AR Taubheit, autosomal-rezessiv 31 (auch UsherSyndrom Typ 2D, s. syndromale Formen) 607084 H91.9 Taubheit, autosomal-dominant 40 Taubheit, autosomal-dominant 41 616357 H91.9 AD Taubheit, autosomal-dominant 50, DFNA50 608224 613074 H91.9 AD Taubheit, autosomal-dominant 65 616044 H91.9 AR Taubheit, autosomal-dominant 65 Taubheit, autosomal-recessiv 44 616044 610154 H91.9 H91.9 H91.9 AD TNC 123740 MIR96 611606 TBC1D24 AR ADCY1 103072 OTOG 604487 BDP1 GJB2*, ** Taubheit, autosomal-rezessiv 59 610220 H91.9 AR DFNB59 Taubheit, autosomal-rezessiv 68 Taubheit, autosomal-rezessiv 70 610212 610419 614934 H91.9 H91.9 H91.9 600844 AD AR Taubheit, autosomal-rezessiv 66 187380 606731 CRYM P2RX2 H91.9 H91.9 613577 607928 220290 614945 613599 WHRN Taubheit, autosomal-rezessiv 1A Taubheit, autosomal-rezessiv 18B 170 610220 AR AR AR AR 613577 607012 121011 610219 DCDC2 605755 PNPT1 610316 S1PR2 605111 OMIM-P ICD-10 Vererbung Taubheit, autosomal-rezessiv 93 614899 H91.9 AR Taubheit, autosomal-rezessiv 101 Taubheit, autosomal-rezessiv 102 Taubheit, autosomal-rezessiv 103 Taubheit, autosomal-rezessiv 104 615429 615837 615974 616042 616515 H91.9 H91.9 H91.9 H91.9 H91.9 Gen ELMOD3 AR GRXCR2 615762 AR CLIC5 607293 KARS 601421 CABP2 EPS8 AR AR FAM65B AR CDC14A X-linked PRPS1 Taubheit, autosomal-rezessiv 89 613916 H91.9 AR Taubheit, mitochondrial 516030 H91.9 mitochondrial H91.9 X-linked POU3F4** X-linked COL4A6 Taubheit, autosomal-rezessiv 105 Taubheit, X-chromosomal 1 Taubheit, X-chromosomal 2 Taubheit, X-chromosomal 4 Taubheit, X-chromosomal 6 Usher-Syndrom Typ 1B (auch DFNB2, s autosomal-rezessive Formen; auch DFNA11, s. autosomal-dominante Formen) 616958 304500 304400 300066 300914 276900 H91.9 H91.9 H91.9 H91.9 H91.9 OMIM-Gen AR COX1 615427 607314 600206 611410 603504 516030 311850 300039 SMPX 300226 AR MYO7A* 276903 X-linked 303631 276904 H91.9 AR USH1C 605242 601067 H91.9 AR CDH23* 605516 Usher-Syndrom Typ 1F (auch DFNB23, s. autosomal-rezessive Formen, auch digenische Vererbung mit CDH23-Gen, s. 601067) 602083 H91.9 AR PCDH15*, ** 605514 Usher-Syndrom Typ 1J (auch DFNB48 s. autosomal-rezessive Formen) 614869 H91.9 AR AR USH1G CIB2 605564 Usher-Syndrom Typ 2A 276901 H91.9 AR USH2A*, ** 608400 Usher-Syndrom Typ 2C 605472 H91.9 AR PDZD7 612971 Usher-Syndrom Typ 1C (auch DFNB18, s. autosomal-rezessive Formen) Usher-Syndrom Typ 1D (auch DFNB12. s. autosomal-rezessive Formen; auch digentische Vererbung mit PCDH15-Gen, s. 602083) Usher-Syndrom Typ 1G Usher-Syndrom Typ 2C Usher-Syndrom Typ 2D 606943 605472 611383 H91.9 H91.9 H91.9 AR AR Usher-Syndrom Typ 3A 276902 H91.9 AR Usher-Syndrom Typ IJ (auch DFNB48 s. autosomal-rezessive Formen) 614869 H91.9 AR Usher-Syndrom Typ 3B 614504 Vergrößerter vestibulärer Aquedukt 600791 Wolfram-ähnliches Syndrom AD 614296 Wolfram-Syndrom - - 222300 H91.9 H91.9 H91.9 H91.9 AR AR CLRN1 HARS CIB2 FOXI1 602851 607928 606397 142810 605564 601093 WFS1** 606201 MIR182 611607 AD H91.9 AD 614988 H91.9 AR H91.9 WHRN 607696 AR - ADGRV1 AD * auch einzeln anforderbar ** Deletions-/Duplikationsanalyse *** Kapitel 11.4.2 WFS1** MIR183 EPS8L2 Humangenetik Erkrankung Taubheit, autosomal-rezessiv 88 606201 611608 614988 “Core Genes“ sind fett gedruckt 171 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, mitochondriale Gene bei Schwerhörigkeit/Taubheit Erkrankung Taubheit, mitochondrial - - - - - - - - - - OMIM-P ICD-10 - - 516030 - - - - - - - - Vererbung Gen OMIM-Gen mitochondrial MT-ATP6 516060 - mitochondrial MT-CO2 516040 - mitochondrial MT-CYB 516020 MT-ND2 516001 H91.9 - - - - - - - - mitochondrial mitochondrial mitochondrial mitochondrial mitochondrial mitochondrial mitochondrial mitochondrial mitochondrial mitochondrial mitochondrial MT-ATP8 MT-CO3 MT-ND1 MT-ND3 MT-ND4 MT-ND4L MT-ND5 MT-ND6 MT-RNR1 516030 516070 516050 516000 516002 516003 516004 516005 516006 180450 - - - mitochondrial MT-RNR2 180451 - - - mitochondrial MT-TV 590020 - - - mitochondrial mitochondrial - - - mitochondrial - - - mitochondrial - - - - - - mitochondrial mitochondrial MT-TA MT-TD MT-TE MT-TF MT-TG MT-TH MT-TI - - - mitochondrial - - - mitochondrial MT-TL1 mitochondrial MT-TM - - - mitochondrial - - - mitochondrial - - - mitochondrial - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - mitochondrial mitochondrial mitochondrial mitochondrial MT-TK 590070 590035 590040 590045 590060 590050 MT-TN 590010 MT-TP MT-TQ MT-TR MT-TS1 mitochondrial MT-TW mitochondrial 590015 590025 590055 MT-TS2 mitochondrial 590000 MT-L2 mitochondrial * auch einzeln anforderbar ** Deletions-/Duplikationsanalyse *** Kapitel 11.4.2 172 MT-COI MT-TT MT-TY 590065 590075 590030 590005 590080 590085 590090 590095 590100 “Core Genes“ sind fett gedruckt 16.1 Schwerhörigkeit/Taubheit, autosomal-dominant Schwerhörigkeit/Taubheit autosomal-dominant (AD) Basisdiagnostik EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik ACTG1, COCH, COL11A2, DFNA5, DIAPH1, KCNQ4, MYH14, WFS1 24,1 kb Humangenetik EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ACTG1, COCH, COL11A2, DFNA5, DIAPH1, KCNQ4, MYH14, WFS1 | CCDC50, CEACAM16, COL4A6, CRYM, DIABLO, DIAPH3, DSPP, EYA4, GJB2, GJB3, GJB6, GRHL2, HOMER2, MYH9, MYO6, MYO7A, OSBPL2, P2RX2, POU3F4, POU4F3, PRPS1, SIX1, SLC17A8, SMPX, TBC1D24, TECTA, TJP2, TMC1, TNC 94,2 kb 16.2 Schwerhörigkeit/Taubheit, autosomal-rezessiv Schwerhörigkeit/Taubheit autosomal-rezessiv (AR) 1 Basisdiagnostik EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CDH23, MYO7A, PCDH15, SLC26A4 24,9 kb ILDR1, MYO15A, OTOA, STRC, TMC1, TMPRSS3 24,6 kb Erweiterte Diagnostik Basisdiagnostik Schwerhörigkeit/Taubheit autosomal-rezessiv (AR) 2 EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. CDH23, MYO7A, PCDH15, SLC26A4 | ILDR1, MYO15A, OTOA, STRC, TMC1, TMPRSS3 | ABHD12, ADCY1, BDP1, BSND, CABP2, CDC14A, CIB2, CLDN14, CLIC5, COL11A2, COL4A6, DCDC2, DFNB59, ELMOD3, EPS8, EPS8L2, ESPN, ESRRB, FAM65B, FOXI1, GIPC3, GJB2, GJB3, GJB6, GPSM2, GRXCR1, GRXCR2, HGF, KARS, KCNE1, KCNQ1, LHFPL5, LOXHD1, LRTOMT, MARVELD2, MET, MSRB3, MYO3A, MYO6, NARS2, OTOF, OTOG, OTOGL, PNPT1, POU3F4, PRPS1, PTPRQ, RDX, S1PR2, SERPINB6, SLC26A5, SLITRK6, SMPX, SYNE4, TBC1D24, TECTA, TMEM132E, TMIE, TPRN, TRIOBP, TSPEAR, USH1C, WHRN 203,3 kb 173 16.3 Schwerhörigkeit/Taubheit, syndromal Individuell konfigurierbare MGPS Schwerhörigkeit/Taubheit, syndromal Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * ADGRV1 (18.9 kb) * CLPP (0.8 kb) * GPSM2 (2.1 kb) * KCNQ1 (2.0 kb) * PDZD7 (3.1 kb) * USH1G (1.4 kb) * BSND (1.0 kb) * CLRN1 (0.7 kb) * HARS (1.5 kb) * MYH9 (5.9 kb) * SIX5 (2.2 kb) * USH2A (15.6 kb) * CDH23 (10.1 kb) * EYA1 (1.8 kb) * KCNE1 (0.4 kb) * MYO7A (6.6 kb) * SLC26A4 (2.3 kb) * WFS1 (2.7 kb) * CIB2 (0.6 kb) * FOXI1 (1.1 kb) * KCNJ10 (1.1 kb) * PCDH15 (5.9 kb) * USH1C (2.7 kb) * WHRN (2.7 kb) 16.4 Schwerhörigkeit/Taubheit, mitochondrial Dr. rer. biol. hum. S. Chahrokh-Zadeh, Dipl.-Biol. Birgit Busse Irreversibler Hörverlust ist eine schwerwiegende Komplikation bei der Behandlung mit Aminoglykosid-Antibiotika wie Streptomycin, Gentamicin und Kanamycin. Seit vielen Jahren ist bekannt, dass Mutationen in den maternal vererbten mitochondrialen Genen hierbei eine wichtige Rolle spielen. Mutationen an Positionen m.1494C>T und m.1555A>G des mitochondrialen 12S rRNA-Gens (MT-RNR1) sind mit dem Risiko Aminoglykosid-induzierter Taubheit assoziiert. Auch die Position m.961 (MT-RNR1) wird in diesem Zusammenhang in der Datenbank für mitochondriale Mutationen (MITOMAP) aufgeführt, wobei diesbezügliche Aussagen noch unklar sind. Der Wirkungsmechanismus der Aminoglykoside beruht auf der irreversiblen Bindung an die verwandte 30S Untereinheit der bakteriellen Ribosomen, die zu einer Störung der Proteinbiosynthese führt. Auch die Mutation m.7445A>G im MT-TS1-Vorläufer-Gen, welches für die mitochondriale tRNASer(UCN) codiert (und gleichzeitig das MT-CO1-Gen (mitochondriale Cytochrom C Oxidase-Untereinheit 1) betrifft, konnte im Zusammenhang mit Aminoglykosid-induziertem Hörverlust identifiziert werden. Gleichzeitig wurde diese Mutation bei Patienten mit nicht-syndromischem sensorineuralem Hörverlust ohne Antibiotikaeinnahme nachgewiesen. Eine kombinierte Anlageträgerschaft der Mutation m.1555A>G und der Variante m.7444G>A (MT-CO1) scheint das höchste Risiko für einen Hörverlust zu bergen. Literatur Andey et al, http://dx.doi.org/10.5772/61218 (2015) / Bitner-Glindzicz et al, N Engl J Med 360:640 (2009) / Vandebona et al N Engl J Med 360:642 (2009) / Maász et al, Curr Med Chem 15:1257 (2008) / Jin et al, Biochem Biophys Res Commun 361:133 (2007) / Ballana et al, Biochem Biophys Res Commun 341:950 (2006) # Taubheit mitochondrial Mutationssuche entspr. EBM Kapitel 11.4.3, GOP 11513 Basisdiagnostik Untersuchung des gesamten mitochondrialen Genoms mit Angabe des Heteroplasmiegrades. 174 16.5 Usher-Syndrom (USH) Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh Das Usher Syndrom (USH), eine Gruppe von klinisch und genetisch heterogenen, autosomal-rezessiven Erkrankungen mit bilateralem sensorineuralem Hörverlust, z.T. auch vestibulärer Dysfunktion und gradueller retinaler Degeneration, Retinitis Pigmentosa (RP), ist die Haupt-Ursache (>50%) für Taub-Blindheit. Die Prävalenz wird auf 1:6.000 geschätzt. Drei Haupt-Subtypen USH1, USH2 und USH3 werden vor allem durch Schwere und Progression der Schwerhörigkeit und Präsenz der vestibulären Mitbeteiligung unterschieden. Bisher sind 12 Gene und ein sog. Modifier-Gen (PDZD7) identifiziert. Humangenetik USH1 macht 30-40% aller USH-Typen aus und stellt die schwerste Form mit hochgradiger kongenitaler Schwerhörigkeit, präpubertärer Beeinträchtigung der Sehkraft (RP) und oft vestibulärer Dysfunktion dar. Bei Patienten mit USH1 wird oft zunächst ausschließlich die Schwerhörigkeit diagnostiziert, bis die Gesichtsfeldbeeinträchtigung (sog. Tunnelblick) und Nachtblindheit (erste Anzeichen einer RP) so weit fortgeschritten sind, dass sie ebenfalls auffallen. Eine frühe Diagnosestellung ist jedoch wichtig für eine angemessene Beschulung und Förderung im Kindesalter. Die Klassifikation der einzelnen Subtypen aufgrund klinischer Daten ist nur unzureichend, da die phänotypische Variabilität, selbst bei Vorliegen identischer Mutationen, sehr hoch sein kann. Neun Loci und sechs Gene sind bisher bekannt: MYO7A (USH1B; 53%63% aller USH1), USH1C (USH1C; 1%-15%), CDH23 (USH1D; 7%-20%), PCDH15 (USH1F; 7%-12%), USH1G (USH1G) und CIB2 (USH1J). Der am häufigsten auftretende Subtyp betrifft USH2 (moderater bis schwerer Hörverlust, eher postpubertäre RP und normale vestibuläre Funktion). Die meisten Mutationen sind im USH2A-Gen (USH2A; 57%79%) nachweisbar. Mutationen in den oben aufgeführten Genen sind auch bei Patienten mit autosomal-rezessiver nicht-syndromaler, kongenitaler oder prälingualer Schwerhörigkeit, z.B. MYO7A bei DFNA11 (autosomal-dominant) und DFNB2 (autosomal-rezessiv), CDH23 bei DFNB12, PCDH15 bei DFNB23 beschrieben. Auch digenische Vererbung, mit jeweils einer Mutation in einem der betroffenen Gene z.B. CDH23 und PCDH15 sind bekannt. Autosomal-rezessive nicht-syndromale, kongenitale oder prälinguale Schwerhörigkeit ist genetisch heterogen, mit bis dato bis zu 50 bekannten Genen und ca. 25 Loci. Literatur Krawitz et al, Mol Genet&Genomic Med 2:393 (2014) / Rong et al, PLOS ONE 9: e97808 ( 2014) / García-García et al, Mol Vis 19:367 ( 2013) / Kimberling et al, Genet Med. 12: 512 (2010) / Ebermann et al, J Clin Invest 120:1812 (2010) Basisdiagnostik Usher-Syndrom Typ 1 EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CDH23, MYO7A, PCDH15, USH1G 24,0 kb MYO7A, USH2A 22,3 kb Erweiterte Diagnostik Basisdiagnostik Usher-Syndrom Typ 1 und 2 EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. CDH23, MYO7A, PCDH15, USH1G | MYO7A, USH2A | ADGRV1, CDH23, CIB2, CLRN1, HARS, MYO7A, PCDH15, PDZD7, USH1C, USH1G, USH2A, WHRN 116,1 kb 175 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Usher-Syndrom Erkrankung OMIM-P ICD-10 H91.9 MYO7A* Gen OMIM-Gen Usher-Syndrom Typ 1C (auch DFNB18, s. autosomal-rezessive Formen) 276904 H91.9 USH1C 605242 Usher-Syndrom Typ 1D (auch DFNB12. s. autosomal-rezessive Formen; auch digenische Vererbung mit PCDH15-Gen, s. 602083) 601067 H91.9 CDH23* 605516 Usher-Syndrom Typ 1F (auch DFNB23, s. autosomal-rezessive Formen, auch digenische Vererbung mit CDH23-Gen, s. 601067) 602083 H91.9 PCDH15* ,** 605514 Usher-Syndrom Typ 1G Usher-Syndrom Typ 2A 606943 H91.9 SANS 607696 Usher-Syndrom Typ 2C 276901 605472 H91.9 PDZD7 612971 Usher-Syndrom Typ 1B (auch DFNB2, s. autosomal-rezessive Formen; auch DFNA11, s. autosomal-dominante Formen) H91.9 USH2A* ,** Usher-Syndrom Typ 2C 605472 H91.9 GPR98 Usher-Syndrom Typ 3A 276902 H91.9 CLRN1 Usher-Syndrom Typ 2D Usher-Syndrom Typ 3B 611383 Usher-Syndrom Typ IJ (auch DFNB48 s. autosomal-rezessive Formen) * auch einzeln anforderbar 176 276900 614504 614869 ** Deletions-/Duplikationsanalyse H91.9 H91.9 H91.9 WHRN HARS CIB2 276903 608400 602851 607928 606397 142810 605564 “Core Genes“ sind fett gedruckt 17. Stoffwechselerkrankungen Dipl.-Biol. Birgit Busse 17.1 CDG-Syndrom - Kongenitale Defekte der Glykosylierung Humangenetik Kongenitale Defekte der Glykosylierung sind erblich bedingte Defekte der Glykoproteinbiosythese und zählen zu den genetisch-bedingten Stoffwechseldefekten. Es handelt sich meist um schwere Multiorganerkankungen mit häufig ausgeprägten neurologischen Störungen. Mittlerweile sind verschiedenste Subtypen der CDG-Syndrome bekannt, die nach der Lokalisation des jeweiligen Defektes innerhalb der Zelle und nicht nach klinischen Gesichtspunkten eingruppiert wurden. Mittels NGS-Paneldiagnostik können aktuell 43 Gene für verschiedene CDG-Typen untersucht werden. Am häufigsten ist das CDG-Syndrom Typ Ia, verursacht durch einen Phosphomanno-Mutase-Mangel durch Mutationen im PMM2-Gen. Typisch ist eine ausgeprägte Entwicklungsstörung, es können Hirnfehlbildungen, Skelett-Anomalien, invertierte Mamillen, Gerinnungsdefekte und weitere Symptome hinzukommen. Die Verdachtsdiagnose wird in der Regel zunächst durch eine Stoffwechseldiagnostik mittels Nachweis einer abnormen Glykosylierung der Glykoproteine des Serums, durch eine Serum-Transferrin-Elektrophorese, gestellt und dann mittels molekulargenetischer Untersuchung bestätigt. Ein solcher Nachweis einer auffälligen Glykosylierung der Glykoproteine des Serums liegt jedoch nicht bei allen Typen der CDG-Syndrome vor, so dass bei weiterhin bestehendem Verdacht, auch im Falle eines unauffälligen Befundes der Serum-Transferrin-Elektrophorese, eine NGS-Paneldiagnostik indiziert sein kann und im Einzelfall zur Diagnose und damit zu genaueren Aussagen zur Prognose und zum Wiederholungsrisiko führen kann. Literatur Timal et al, Hum Mol Genet 21, No. 19, 2012 Individuell konfigurierbare MGPS CDG-Syndrom Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * ALG1 (1.4 kb) * ALG2 (1.2 kb) * ALG9 (1.9 kb) * COG1 (2.9 kb) * COG7 (2.3 kb) * DPAGT1 (1.2 kb) * MGAT2 (1.3 kb) * NGLY1 (2.0 kb) * SLC35A1 (1.0 kb) * SRD5A3 (1.0 kb) * TMEM165 (1.0 kb) * ALG11 (1.5 kb) * ALG3 (1.3 kb) * B4GALT1 (1.2 kb) * COG4 (2.4 kb) * COG8 (1.8 kb) * DPM1 (0.8 kb) * MOGS (2.5 kb) * PGM1 (1.7 kb) * SLC35A2 (1.3 kb) * SSR4 (0.6 kb) * TMEM199 (0.6 kb) * ALG12 (1.5 kb) * ALG6 (1.5 kb) * CAD (6.7 kb) * COG5 (2.6 kb) * DDOST (1.4 kb) * DPM2 (0.3 kb) * MPDU1 (0.7 kb) * PMM2 (0.7 kb) * SLC35C1 (1.1 kb) * STT3A (2.1 kb) * TUSC3 (1.0 kb) * ALG13 (3.4 kb) * ALG8 (1.6 kb) * CCDC115 (0.5 kb) * COG6 (2.0 kb) * DOLK (1.6 kb) * DPM3 (0.4 kb) * MPI (1.3 kb) * RFT1 (1.6 kb) * SLC39A8 (1.4 kb) * STT3B (2.5 kb) 177 Basisdiagnostik CDG-Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik ALG12, ALG3, ALG6, ALG8, DPM1, MOGS, MPDU1, MPI, PMM2, SLC35C1, SRD5A3, TUSC3 15,0 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ALG12, ALG3, ALG6, ALG8, DPM1, MOGS, MPDU1, MPI, PMM2, SLC35C1, SRD5A3, TUSC3 | ALG1, ALG11, ALG13, ALG2, ALG9, B4GALT1, CAD, CCDC115, COG1, COG4, COG5, COG6, COG7, COG8, DDOST, DOLK, DPAGT1, DPM2, DPM3, MGAT2, NGLY1, PGM1, RFT1, SLC35A1, SLC35A2, SLC39A8, SSR4, STT3A, STT3B, TMEM165, TMEM199 68,7 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei CDG-Syndrom Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1x 615597 E77.8 AR CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1b 602579 E77.8 AR CDG Congenital disorder of deglycosylation - Typ 1v CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1a CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1c CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1d 212065 603147 601110 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 DPM1 603503 ALG12 607144 E77.8 AR CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1j CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1k CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1l 607906 608093 608540 608776 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 154550 ALG6 AR 607143 608104 MPI AR CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1g CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1i 608605 PMM2 AR CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1h STT3B AR E77.8 E77.8 OMIM-Gen NGLY1 608799 609180 Gen AR CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1e CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1f ALG3 610661 601785 604566 608750 AR MPDU1 AR ALG8 608103 AR DPAGT1 191350 AR ALG9 AR AR ALG2 ALG1 604041 607905 605907 606941 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1m 610768 E77.8 AR DOLK 610746 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1o 612937 E77.8 AR DPM3 605951 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1q 612379 E77.8 AR SRD5A3 XL ALG13 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1n CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1p CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1r CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1s / Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 36 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1t CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1u 178 615273 612015 613661 614507 300884 614921 615042 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 AR AR AR AR AR RFT1 ALG11 DDOST PGM1 DPM2 611908 613666 611715 602202 300776 171900 603564 OMIM-P ICD-10 Vererbung CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1y 300934 E77.8 AR CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1z CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2a CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2b CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2c CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2d 615596 616457 212066 606056 266265 607091 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2e 608779 E77.8 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2g 611209 E77.8 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2f CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2h CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2i CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2j CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2k CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2l 603585 611182 613612 613489 614727 614576 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 E77.8 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2m 300896 E77.8 CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2o 616828 E77.8 Mentale Retardierung, autosomal rezessiv 7 611093 F79.- CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2n CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 2p 616721 616829 E77.8 E77.8 Gen OMIM-Gen SSR4 300090 AR STT3A AR CAD AR AR AR MGAT2 MOGS COG7 606978 COG1 606973 COG5 606821 AR SLC35A1 AR COG8 AR AR 602616 601336 605881 B4GALT1 AR 114010 SLC35C1 AR AR 601134 COG4 137060 605634 606979 606976 AR TMEM165 614726 AR SLC35A2 314375 AR CCDC115 613734 TUSC3 601385 AR AR AR AR COG6 SLC39A8 TMEM199 Humangenetik Erkrankung CDG Congenital disorder of glycosylation - Typ 1w 606977 608732 616815 17.2 Fettstoffwechselstörungen M. Sc. Kathrin Wittkowski Fettstoffwechselstörungen gehören zu den Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, welche die häufigste Todesursache in Deutschland darstellen. Bei dieser Art von Störungen liegt eine Erhöhung beziehungsweise eine Verschiebung der Zusammensetzung der Lipide im Blut vor. Dies kann zu Arteriosklerose und in der Folge zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Eine Fettstoffwechselstörung kann sowohl genetisch bedingt sein (primäre Fettstoffwechselstörung), als auch Folge anderer Grunderkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus, Hypothyreose, Nierenerkrankungen oder anderer Stoffwechselerkrankungen sein (sekundäre Fettstoffwechselstörung). Die primären Fettstoffwechselstörungen werden unterteilt in primäre Hypercholesterinämien, primäre Hypertriglyceridämien, gemischte Hyperlipoproteinämien und Hypolipoproteinämien. Die genetische Diagnostik dient der Diagnosesicherung und ist im Rahmen einer Familienuntersuchung relevant. Literatur Parhofer, Dtsch Arztebl Int. 113(15):261 (2016) / Ramasamy, Clin Chim Acta 454:143 (2016) / Schulze-Bahr et al, Dtsch Med Wochenschr 140(20):1538 (2015) 179 Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei Fettstoffwechselstörungen. Die einzelnen Subpanels sind farblich voneinander abgegrenzt, “Core Genes“ sind fett gedruckt. Fettstoffwechselerkrankungen Individuell konfigurierbare MGPS Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * ABCA1 (6.8 kb) * APOB (13.7 kb) * LCAT (1.3 kb) * LPL (1.4 kb) * ANGPTL3 (1.4 kb) * APOC2 (0.3 kb) * LDLR (2.6 kb) * MTTP (2.8 kb) * APOA1 (0.8 kb) * APOE (1.0 kb) * LDLRAP1 (0.9 kb) * PCSK9 (2.1 kb) Primäre Hypercholesterinämie EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik Primäre Hypertriglyceridämie EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik Gemischte Hyperlipoproteinämie EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik APOB, LDLR, LDLRAP1, PCSK9 APOA5, APOC2, GPIHBP1, LPL APOA1, APOE, LIPC 180 * APOA5 (1.1 kb) * GPIHBP1 (0.6 kb) * LIPC (1.5 kb) 16,3 kb 3,4 kb 3,3 kb Basisdiagnostik Hypoalphalipoproteinämie EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ABCA1, APOA1, LCAT Erweiterte Diagnostik 8,9 kb ANGPTL3, APOB, MTTP, PCSK9 Humangenetik Basisdiagnostik Hypobetalipoproteinämie EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen 19,9 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ABCA1, ANGPTL3, APOA1, APOB, LCAT, MTTP, PCSK9 28,8 kb 181 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei primären Fettstoffwechselstörungen Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Apolipoprotein B-Defizienz 143890 E78.0 AD LDL-Rezeptor-Defizienz PCSK9-assoziierte Hypercholesterinämie LDL-Adaptor-Protein-Defizienz Lipoproteinlipase-Defizienz Apolipoprotein C-II-Defizienz GPIHBP1-Defizienz Apolipoprotein A-V-Defizienz Familiäre Dysbetalipoproteinämie 143890 143890 603813 238600 207750 E78.3 − E78.2 604091 E78.6 Tangier-Erkrankung 205400 LCAT-Mangel E78.0 E78.3 E78.3 144650 614025 Tangier-Erkrankung E78.0 615947 Hepatische Lipase-Defizienz Apolipoprotein A-I-Defizienz E78.0 205400 245900 AD AD AR APOC2* GPIHBP1* AR APOE* AR AR APOA1* AR AR E78.6 AD Familiäre Hypobetalipoproteinämie (FHBL) 605019 E78.6 AR Abetalipoproteinämie (ABL) * auch einzeln anforderbar 200100 E78.6 E78.6 LIPC* APOA1* 605019 605019 APOA5* AR Familiäre Hypobetalipoproteinämie (FHBL) Familiäre Hypobetalipoproteinämie (FHBL) LPL* AR E78.4 E78.6 PCSK9* LDLRAP1* AD E78.6 APOB* AR AR E78.3 E78.6 Gen LDLR* AD AR OMIM-Gen 606945 107730 607786 605747 609708 608083 612757 606368 107741 151670 107680 ABCA1* 600046 LCAT* 606967 PCSK9* 607786 MTTP* 157147 APOB* ANGPTL3* 107680 107730 604774 “Core Genes“ sind fett gedruckt 17.3 Hereditäre Hämochromatose Dr. rer. nat. Christoph Marschall, M. Sc. Kathrin Wittkowski Die Hämochromatose beruht auf einer erworbenen oder angeborenen Störung des Eisenstoffwechsels. Durch eine erhöhte Eisenresorption im Dünndarm kommt es zu einer Eisenakkumulation in verschiedenen Organen, insbesondere in der Leber. Bei frühzeitiger Diagnose ist die Erkrankung gut therapierbar, unbehandelt führt sie häufig zu Leberzirrhose, Lebertumoren, Diabetes mellitus oder Herzrhythmusstörungen. Bei der erblichen Form (hereditäre Hämochromatose, HH) handelt es sich um eine Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang, die in >90% der Fälle durch Homozygotie für die C282Y-Variante (rs1800562) im HFE-Gen verursacht wird. Die Häufigkeit dieses Genotyps liegt im mitteleuropäischen Raum zwischen 1:200 und 1:400. Die Penetranz ist nicht vollständig, so dass nicht alle homozygoten Merkmalsträger an einer klinisch manifesten Hämochromatose erkranken. Der Nachweis dieses Genotyps bei symptomatischen Patienten kann als Bestätigung für eine HH gesehen werden. Heterozygote Merkmalsträger (5-10% der Bevölkerung) haben kein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Die ebenfalls bekannte H63D-Variante ist nicht mit hereditärer Hämochromatose assoziiert, aber in homozygoter Form ein Risikofaktor für eine leichte Eisenakkumulation, insbesondere in Kombination mit anderen Risikofaktoren wie z.B. Alkohol oder bestimmten Stoffwechselerkrankungen. Bei Patienten mit klinisch bestätigter Hämochromatose, bei denen die C282Y-Variante nicht oder nur in heterozygoter Form nachgewiesen wurde und bei denen weiterhin der Verdacht auf eine hereditäre Hämochromatose besteht (z.B. aufgrund einer Transferrinsättigung von >50%, einem Serumferritinwert von >200 µg/l oder einer positiven Leberbiopsie), kann eine Analyse des kompletten HFE-Gens zum Nachweis seltener Mutationen oder eine Panel-Diagnostik der Hämochromatose-assoziierten Gene HFE, HFE2, HAMP, TRF2, SLC40A1 und BMP6 durchgeführt werden. Literatur Porto et al, Eur J Hum Genet (2015) / Clark et al, Clin Biochem Rev 31:3 (2010) / Leitlinien zur molekulargenetischen Diagnostik der HH, medgen 18 (2006) / Adams et al, N Engl J Med 352:1769 (2005) / Beutler et al, Ann Intern Med 133:329 (2000) / Mura et al, Blood 93:2502 (1999) / Feder et al, J Biol Chem 272:14025 (1997) / Feder et al, Nature Genet 13:399 (1996) / Jazwinska et al, Nature Genet 14:249 (1996) 182 Hämochromatose Stufe I HFE-C282Y/-H63D Genotypisierung Basisdiagnostik Hämochromatose Stufe II EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen BMP6, HAMP, HFE, HFE2, SLC40A1, TFR2 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Hämochromatose Typ 2A (juvenile H.) 602390 E83.1 AR Hämochromatose Typ 3 604250 E83.1 AR Hämochromatose Typ 1 Hämochromatose Typ 2B (juvenile H.) Hämochromatose Typ 4 Hämochromatose Typ 6 * auch einzeln anforderbar 235200 613313 606069 E83.1 E83.1 E83.1 E83.1 ** Deletions-/Duplikationsanalyse Gen OMIM-Gen HJV** 608374 TFR2** 604720 BMP6 112266 AR HFE*,** AR HAMP** AD SLC40A1** AD Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Hämochromatose 8,2 kb 613609 606464 604653 17.4 Harnstoffzyklus-Defekte Dipl.-Biol. Birgit Busse Für den Nachweis von Harnstoffzyklus-Defekten wird die genetische Diagnostik empfohlen, da die Messung von Enzymaktivitäten z.T. an Biopsie-Gewebe vorgenommen werden müsste und zudem nicht immer zuverlässig ist. Literatur UCD GUIDELINE-AWMF-Leitlinien-Registernummer 027/006, 2012 Individuell konfigurierbare MGPS Harnstoffzyklus-Defekt Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * ARG1 (1.0 kb) * NAGS (1.6 kb) * ASL (1.4 kb) * OTC (1.1 kb) * ASS1 (1.2 kb) * SLC25A13 (2.0 kb) Harnstoffzyklus-Defekt EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ARG1, ASL, ASS1, CPS1, NAGS, OTC, SLC25A13, SLC25A15 * CPS1 (4.5 kb) * SLC25A15 (0.9 kb) Basisdiagnostik 13,7 kb 183 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Harnstoffzyklus-Defekten Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Argininosuccinat-Lyase(ASL)-Mangel (Argininbernsteinsäure-Krankheit) 207900 E72.2 AR Arginase-1-Mangel (Hyperargininämie) Argininosuccinat-Synthetase(ASS)-Mangel (Citrullinämie Typ 1) 207800 E72.2 CPS1 608307 SLC25A13 603859 Carbamoylphosphat-Synthetase(CPS)-1-Mangel 237300 E72.2 AR Citrullinämie Typ 2, neonatal 605814 E72.2 AR HHH-Syndrom N-Acetylglutamat-Synthetase(NAGS)-Mangel Ornithin-Transcarbamylase(OTC)-Mangel 238970 237310 311250 E72.2 E72.2 E72.2 608310 603470 AR E72.2 ASL ASS1 E72.2 603471 OMIM-Gen ARG1 215700 Citrullinämie Typ 2, adult Gen AR 608313 AR SLC25A13 AR SLC25A15 AR XR NAGS OTC 603859 603861 608300 300461 17.5 Hyperoxalurie Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Imma Rost Bei der Hyperoxalurie handelt es sich um eine autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselkrankheit, die bereits im Säuglings- oder Kleinkindalter durch Oxalatablagerung zu einer chronischen Niereninsuffizienz und/oder zu Urolithiasis begleitet von Fieber, Hämaturie und Nierenkoliken und, bei vollständigem Verschluss der Harnwege, zu akutem Nierenversagen führt. Als ursächlich sind Mutationen in drei verschiedenen Genen beschrieben. Basisdiagnostik Hyperoxalurie EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen AGXT, GRHPR, HOGA1 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Hyperoxalurie Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Hyperoxalurie, primär, Typ 2 (HP2) 260000 E74.8 AR Hyperoxalurie, primär, Typ 1 (HP1) Hyperoxalurie, primär, Typ 3 (HP3) * auch einzeln anforderbar 259900 E74.8 ** Deletions-/Duplikationsanalyse 17.6 Maligne Hyperthermie (MH) Dipl.-Biol. Birgit Busse 613616 E74.8 AR AR 3,1 kb Gen OMIM-Gen GRHPR** 604296 AGXT*,** HOGA1 604285 613597 “Core Genes“ sind fett gedruckt Bei der Malignen Hyperthermie (MH) handelt es sich um eine pharmakogenetisch bedingte Ca2+-Regulationsstörung der Skelettmuskulatur. Bei genetisch prädisponierten Personen kann dabei die Gabe volatiler Anästhetika (Flurane) sowie depolarisierender Muskelrelaxantien (z.B. Suxamethason) zu einer potentiell lebensbedrohlichen hypermetabolischen Stoffwechselentgleisung führen. Die Symptome präsentieren sich sehr variabel und reichen von moderaten Verlaufsformen mit geringer Ausprägung bis hin zur schweren MH-Krise. Klassische Anzeichen einer fulminanten MH-Krise in der Frühphase sind Tachykardie, Hyperkapnie, Hypoxämie und Masseterspasmen, in der Spätphase kommen Azidose, Hyperkalämie, Rhabdomyolyse und Hyperthermie hinzu. Durch das Antidot Dantrolen konnte die Mortalitätsrate bei MH-Krisen auf <5% gesenkt werden. Die Prävalenz der MH in der deutschen Bevölkerung wird auf 1:10.000 geschätzt. Die Inzidenz für eine fulminante MH-Krise liegt bei ca. 1:60.000. Bei prädisponierten Patienten muss die Gabe von Triggersubstanzen vermieden werden. Ohne Trigger-Substanzen besteht in der Regel eine inapparente Myopathie. 184 Humangenetik Der Goldstandard für die Diagnostik der MH-Dispostion ist der in vitro Muskelkontraktionstest (IVCT). Daneben ist die molekulargenetische Untersuchung ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik. Mutationen im Ryanodinrezeptor 1-Gen (RYR1) sowie im Dihydropyridin-Rezeptor-Gen (spannungsabhängiger L-Typ-Calciumkanal, CACNA1S) sind mit einer Prädisposition für MH assoziiert. Die Vererbung erfolgt autosomaldominant mit unvollständiger Penetranz. Bei ca. 75% der MH-Familien konnten Mutationen in einem dieser Gene identifiziert werden. Der Nachweis einer ursächlichen Mutation ermöglicht die Identifizierung weiterer gefährdeter Angehöriger anhand einer Zieldiagnostik. Da in den Studien nicht bei allen betroffenen Patienten Mutationen im RYR1- oder CACNA1S-Gen identifiziert wurden, schließt ein negativer molekulargenetischer Befund das Vorliegen einer MH jedoch nicht aus. Daher sollte bei bestehendem Verdacht und negativem genetischen Befund der IVCT zur Sicherung der Diagnose durchgeführt werden Literatur Bandschapp et al, Swiss Med Wkly 142:w13652 (2012) / Glahn et al, British Journal of Anaesthesia 105:417 (2010) / DGAInfo Anästh Intensivmed 49:483-488 (2008) / Rosenberg et al, Orphanet encyclopedia (2004) # Basisdiagnostik Maligne Hyperthermie EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CACNA1S, RYR1 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Maligner Hyperthermie Erkrankung Maligne Hyperthermie * auch einzeln anforderbar OMIM-P ICD-10 601887 T88.3 145650 T88.3 20,7 kb Gen OMIM-Gen CACNA1S* 114208 RYR1* 180901 17.7 MODY-Diabetes M. Sc. Kathrin Wittkowski, Dipl.-Biol. Birgit Busse "Maturity-onset Diabetes of the Young“ (MODY) bezeichnet eine autosomal-dominant vererbte Gruppe klinisch heterogener nicht immer insulin-abhängiger Formen des Diabetes, die durch verschiedene Störungen der Betazell-Funktionen im Pankreas charakterisiert werden. MODY ist die häufigste Form des monogenen Diabetes und ist für bis zu 5% diabetischer Erkrankungen in Europa verantwortlich. Die verschiedenen Formen des MODY-Diabetes werden nach ihrer Klinik und den entsprechenden von Mutationen betroffenen Genen klassifiziert. Derzeit werden 14 Typen unterschieden, wobei MODY Typ 2 und 3 die häufigsten Formen darstellen. Literatur Yorifuji et al, Pediatr Diabetes 13:26 (2012) / Thanabalasingham et al, BMJ 343:d6044 (2011) / Ellard et al, Diabetologia 51:546 (2008) / Bellanne-Chantelot et al, Diabetes 57:503 (2008) / Skupien et al, Diabetes Metab 34:524 (2008) / Ellard et al, Hum Mut 27:854 (2006) / Fajans et al, N Engl J Med 345:971 (2001) # MODY-Diabetes EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik ABCC8, APPL1, BLK, CEL, GCK, HNF1A, HNF1B, HNF4A, INS, KCNJ11, KLF11, NEUROD1, PAX4, PDX1 23,0 kb 185 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei MODY-Diabetes Erkrankung OMIM-P ICD-10 125851 E11.9 125850 MODY-Diabetes Typ 1 MODY-Diabetes Typ 2 600496 MODY-Diabetes Typ 3 MODY-Diabetes Typ 4 606392 610508 E11.9 MODY-Diabetes Typ 9 612225 MODY-Diabetes Typ 10 613370 NEUROD1* E11.9 CEL* MODY-Diabetes Typ 13 125853 E11.9 MODY-Diabetes Typ 14 616511 ** Deletions-/Duplikationsanalyse PAX4* E11.9 E11.9 * auch einzeln anforderbar KLF11* INS* E11.9 613375 125853 HNF1B** E11.9 MODY-Diabetes Typ 11 MODY-Diabetes Typ 12 PDX1* E11.9 MODY-Diabetes Typ 7 609812 138079 HNF1A*,** E11.9 MODY-Diabetes Typ 8 GCK*,** E11.9 137920 606394 OMIM-Gen HNF4A*,** MODY-Diabetes Typ 5 MODY-Diabetes Typ 6 Gen E11.9 BLK* ABCC8* E11.9 E11.9 KCNJ11* APPL1 600281 142410 600733 189907 601724 603301 114840 167413 176730 191305 600509 600937 604299 “Core Genes“ sind fett gedruckt 17.8 Mukopolysaccharidosen (MPS) M. Sc. Kathrin Wittkowski, Dipl.-Biol. Birgit Busse Mukopolysaccharidosen gehören zur Gruppe der lysosomalen Speichererkrankungen. Das jeweilige Krankheitsbild wird durch den Defekt eines lysosomalen Enzyms bestimmt, das den schrittweisen Abbau komplexer Kohlenhydrate katalysiert. Bei den Mukopolysaccharidosen handelt es sich um Störungen im Abbau der Glykosaminoglykane. Das jeweilige Krankheitsbild ist abhängig vom MPS-Typ. Für eine Reihe dieser Erkrankungen steht mittlerweile eine Enzym-Ersatztherapie zur Verfügung. Literatur Beck, medgen DOI 10.1007/s11825-015-0057-z(2015) / Giuliani, Genet Mol Biol 35(4):924 (2012) / Beck, Dtsch Arztebl 98(34): A-2188/B-1891/C-1764 (2001) Individuell konfigurierbare MGPS Mukopolysaccharidosen Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen * ARSB1.6 kb * HGSNAT (1.9 kb) * NAGLU (2.2 kb) 186 * GALNS (1.6 kb) * HYAL1 (1.3 kb) * SGSH (1.5 kb) * GLB1 (2.0 kb) * IDS (1.6 kb) * GUSB (2.0 kb) * IDUA (2.0 kb) Erkrankung OMIM-P ICD-10 Mukopolysaccharidose Ih/s Hurler/Scheie Syndrom 607015 E76.- IDUA E76.- IDS** Mukopolysaccharidose Ih Hurler Syndrom 607014 Mukopolysaccharidose Is Scheie Syndrom 607016 Mukopolysaccharidose II (Hunter) 309900 Mukopolysaccharidisis Typ IIIA (Sanfilippo A) 252900 Mukopolysaccharidose Typ IIIB (Sanfilippo B) 252920 E76.- E76.- E76.- E76.- Gen OMIM-Gen IDUA 252800 252800 IDUA 252800 300823 SGSH NAGLU 609701 GALNS 612222 IDUA 252800 Mukopolysaccharidose Typ IIIC (Sanfilippo C) 252930 E76.- HGSNAT Mukopolysaccharidose Typ IVB (Morquio) 253010 E76.- GLB1 Mukopolysaccharidose IVA 253000 Mukopolysaccharidose V 607016 Mukopolysaccharidose Typ VI (Maroteaux-Lamy) 253200 Mukopolysaccharidose VII Mukopolysaccharidose Typ IX 17.9 Porphyrien 253220 601492 E76.E76.- E76.- E76.- E76.- ** Deletions-/Duplikationsanalyse 605270 Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Mukopolysaccharidosen 610453 611458 ARSB 611542 GUSB 611499 HYAL1 607071 Dipl.-Biol. Birgit Busse Porphyrien werden durch Enzymdefekte der Häm-Biosynthese verursacht, wodurch es zur Akkumulation und Ablagerung von Intermediärprodukten im Gewebe kommt. Die Porphyrien werden in akute und nicht akute Porphyrien unterteilt. Je nach Typ und Noxen-Exposition treten abdominale, neurologische und/oder kutane Symptome auf. Klinisch und laborchemisch gibt es zum Teil Überlappungen zwischen den verschiedenen Porphyrie-Typen, so dass keine sichere Diagnose gestellt werden kann. Sollte das Metaboliten-Profil aus Urin- und/oder Stuhlprobe keinen eindeutigen Hinweis auf einen bestimmten Porphyrie-Typ geben, kann zur Abklärung eine genetische Diagnostik unter Einsatz von NGS zielführend sein. Literatur Whatley et al, Ann Clin Biochem 50:204 (2013) / Thunell et al, Br J Clin Pharmacol 64:668 (2007) / Poblete-Gutiérrez et al, Hautarzt 57:493 (2006) / Herrick et al, Best Pract Res Clin Gastroenterol 19:235 (2005) / Petrides, Dtsch Ärztebl 94: A3407 (1997) Basisdiagnostik Porphyrien, akute EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ALAD, CPOX, HMBS, PPOX Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei akuten Porphyrien Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Porphyria variegata (PV) 176200 E80.2 AD Akute hepatische Porphyrie (ALA-DehydrataseDefizienz) 612740 E80.2 AR Akute intermittierende Porphyrie Hereditäre Koproporphyrie (HCP) * auch einzeln anforderbar 176000 121300 E80.2 E80.2 4,9 kb Gen OMIM-Gen PPOX*,** 600923 AD HMBS*,** AD CPOX*,** ALAD** 609806 612732 125270 ** Deletions-/Duplikationsanalyse 187 Basisdiagnostik Porphyrien, nicht akute EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ALAS2, FECH, UROD, UROS Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei nicht akuten Porphyrien Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Erythropoetische Protoporphyrie (EPP) 177000 300752 E80.2 AR XL Porphyria cutanea tarda (PCT) Kongenitale erythropoetische Porphyrie (CEP) Hepatoerythropoetische Porphyrie (HEP) * auch einzeln anforderbar 188 176100 263700 176100 E80.2 E80.2 E80.2 AD AR AR ** Deletions-/Duplikationsanalyse 4,9 kb Gen OMIM-Gen FECH*,** ALAS2* 612386 301300 UROD*,** UROS*,** UROD*,** 613521 606938 613521 18. Ziliopathien Dr. med. Sandra Wilson, Dipl.-Biol. Christina Sofeso Zilien gehören zu den elementar wichtigen Zellorganellen und dienen z.B. in der Niere als Mechano-, Chemo- und Osmosensoren. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei zahlreichen Signalwegen, die für eine adäquate Organentwicklung, die Aufrechterhaltung der Gewebehomöostase und bei grundsätzlichen Entwicklungsprozessen wichtig sind. Am Aufbau von Zilien sind zahlreiche Proteine und damit Gene beteiligt, was die klinische und auch genetische Heterogenität der im Folgenden aufgeführten Erkrankungen erklärt. Humangenetik Bei den primären ziliären Dyskinesien (PCD) handelt es sich um autosomal-rezessive Erkrankungen, bei denen die Anlage und Bewegung des Flimmerepithels (Cilien) in den Atemwegen gestört ist, wodurch es zu einer Infekt-Neigung der Atemwege, Nasennebenhöhlen und zu gehäuften Mittelohrentzündungen kommt. Des Weiteren kann es zu Fertilitätsstörungen durch Bewegungsstörung der Samenzellen oder Bewegungsstörung der Zilien in den Eileitern kommen. Bei zusätzlichem Auftreten einer seitenverkehrten Anlage der inneren Organe (Situs inversus) spricht man von einem Kartagener-Syndrom. Inzwischen sind bereits mehr als 30 Gene identifiziert worden, die mit PCD bzw. Kartagener-Syndrom assoziiert werden. Der Begriff Heterotaxie wird für Patienten mit isoliertem Situs inversus verschiedenster Ausprägung verwendet, wobei hier oft auch Herzfehler und andere Organfehlbildungen wie z.B. Asplenie oder Polysplenie beobachtet werden. Bisher sind mehr als 10 Gene bekannt, die mit isolierter Heterotaxie assoziiert sind, meist handelt es sich um autosomal-dominant erbliche Ursachen, selten sind autosomal-rezessive und auch X-chromosomale Erbgänge beschrieben. Aufgrund der phänotypischen Überlappung wird vermutet, dass es sich bei einigen Patienten mit der klinischen Diagnose einer Heterotaxie auch um ein Kartagener-Syndrom handeln kann, so dass dies bei der molekulargenetischen Diagnostik berücksichtigt werden muss. Zilien spielen unter anderem in den Nieren eine große Rolle. Sowohl polyzystische Nierenerkrankungen (autosomal-dominant und autosomal-rezessiv erbliche) als auch die Gruppe der Nephronophthisen zählen zu den Ziliopathien. Beim Krankheitsbild der Nephronophthisen (NPHP) handelt es sich um autosomal-rezessiv vererbte zystische Nierenerkrankungen, die oft auch in Kombination mit zusätzlichen extrarenalen Manifestationen auftreten. Eine Nephronophthise in Kombination mit einer Retinitis Pigmentosa wird als Senior-LøkenSyndrom bezeichnet, mit dem aktuell acht Gene assoziiert sind. Eine Nephronophthise in Kombination mit Sehnervenkolobomen oder Retinopathie und Kleinhirnwurmaplasie wird als Joubert-Syndrom bezeichnet, mit dem aktuell über 20 Gene assoziiert sind. Eine Nephronophthise in Kombination mit Kleinwuchs, schmalem Thorax mit kurzen Rippen, einer Polydaktylie und Retinopathie wird als Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom, Jeune-Syndrom oder auch als Ellis-van-Creveld-Syndrom bezeichnet, eine Gruppe von Erkrankungen, mit der derzeit mehr als 15 Gene assoziiert sind. Eine Nephronophthise in Kombination mit einer okzipitalen Omphalozele, Polydaktylie und Leberfibrose wird als Meckel-Gruber-Syndrom bezeichnet, ein Phänotyp, mit dem ebenfalls aktuell bereits mehr als 15 Gene assoziiert sind. Eine Retinitis Pigmentosa wird in Kombination mit verschiedensten anderen Fehlbildungen und Symptomen bei Ziliopathien sehr oft beobachtet, da Zilien im Auge eine große Rolle spielen. Beim Bardet-Biedl-Syndrom (BBS) handelt es sich um eine Ziliopathie, bei der eine Retinitis Pigmentosa, Nierenfunktionsstörungen und eine Polydaktylie in Kombination mit Adipositas, einem Hypogonadismus und Verhaltensauffälligkeiten beobachtet werden. Es handelt sich überwiegend um autosomal-rezessiv erbliche genetische Ursachen, allerdings wurde beim Bardet-Biedl-Syndrom auch eine sogenannte “triallelische Vererbung“beschrieben. Es können mehr als zwei Mutationen in mehr als einem Genlocus ursächlich sein, so dass zu einer autosomal-rezessiven Vererbung zweier Mutationen in einem Gen noch eine weitere Mutation in einem anderen BBS-Gen als Modifikator zur klinischen Ausprägung der Erkrankung beitragen kann. Inzwischen wurden bereits 19 verschiedene BBS-Gene und weitere Modifikator-Gene beschrieben. Beim Alström-Syndrom handelt es sich um eine seltene Erkrankung, die phänotypische Ähnlichkeiten zum Bardet-Biedl-Syndrom zeigt, und die durch autosomal-rezessive genetische Veränderungen im ALMS1-Gen verursacht wird. Zu den Symptomen des Alström-Syndroms gehören eine Retinitis Pigmentosa, eine Adipositas, Nieren- und Leberfunktionsstörungen, eine Insulin-Resistenz und Hyperinsulinämie sowie eine dilatative Kardiomyopathie. Auch die Gruppe der Oro-fazio-digitalen Syndrome (OFD) zählt zu den Ziliopathien. Typische Symptome sind kraniofaziale Fehlbildungen und Dysmorphien, Fehlbildungen der Finger und ZNS-Fehlbildungen. Gelegentlich werden auch polyzystische Nierenerkrankungen sowie Beteiligung von Leber und Pankreas beobachtet. Das OFD-Syndrom zählt zu den Differenzialdiagnosen von Meckel-Gruber-Syndrom und 189 Joubert-Syndrom. Die häufigste Form des OFD-Syndroms, OFD-Syndrom Typ 1, wird X-chromosomal vererbt und ist embryonal letal im männlichen Geschlecht. Andere Subtypen des OFD-Syndroms folgen in der Regel einem autosomal-rezessiven Erbgang. Aufgrund der großen klinischen und auch genetischen Heterogenität der Ziliopathien kann eine molekulargenetische Abklärung mittels NGS die exakte Zuordnung erleichtern. Literatur Schmidts, J Pediatr Genet 3:46 (2014) / Barker et al, Organogenesis 10:96 (2014) / Romani et al, Lancet Neurol 12:894 (2013) / Ronquillo et al, Vision Res 75:88 (2012) / Brugmann et al, Am J Med Genet A 152A:2995 (2010) Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei Ziliopathien. Die einzelnen Subpanels sind farblich voneinander abgegrenzt, "Core Genes" sind fett gedruckt. Exon 1-33 des PKD1-Gens werden auf Grund der Pseudogenproblematik mittels Long-Range-PCR und Sanger-Sequenzierung analysiert. 190 Individuell konfigurierbare MGPS Ziliopathien Für bestimmte Indikationsgruppen bieten wir die Möglichkeit einer individuellen Panelkonfiguration. Nutzen Sie hierfür den “Panelkonfigurator“auf unserer Homepage www.medizinische-genetik.de unter “NGS-Panel“- “Humangenetik”. EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ACVR2B (1.5 kb) ARL13B (1.3 kb) B9D1 (0.6 kb) BBS10 (2.2 kb) BBS5 (1.0 kb) BMP4 (1.2 kb) CC2D2A (4.9 kb) CCDC28B (0.6 kb) CCNO (1.1 kb) CEP164 (4.4 kb) CFAP53 (1.5 kb) CSPP1 (3.7 kb) DNAAF2 (2.5 kb) DNAH11 (13.5 kb) DNAI2 (1.8 kb) DYNC2H1 (12.9 kb) EVC2 (3.9 kb) GLIS2 (1.6 kb) IFT122 (3.9 kb) IFT43 (0.6 kb) INPP5E (1.9 kb) KIAA0586 (4.9 kb) LRRC6 (1.4 kb) MKKS (1.7 kb) NEK8 (2.1 kb) NPHP3 (4.0 kb) PDE6D (0.5 kb) POC1B (1.4 kb) RPGRIP1L (3.9 kb) RSPH9 (0.8 kb) SPAG1 (2.8 kb) TMEM138 (0.5 kb) TMEM67 (3.0 kb) TTC25 (1.8 kb) WDR19 (4.0 kb) XPNPEP3 (1.5 kb) * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * AHI1 (3.6 kb) ARL6 (0.6 kb) B9D2 (0.5 kb) BBS12 (2.1 kb) BBS7 (2.1 kb) C21orf59 (0.9 kb) CCDC103 (0.7 kb) CCDC39 (2.8 kb) CENPF (9.3 kb) CEP290 (7.4 kb) CFC1 (0.7 kb) DCDC2 (1.4 kb) DNAAF3 (1.8 kb) DNAH5 (13.9 kb) DNAJB13 (0.9 kb) DYNC2LI1 (1.1 kb) FRAS1 (12.0 kb) HNF1B (1.7 kb) IFT140 (4.4 kb) IFT52 (1.3 kb) INVS (3.2 kb) KIF14 (4.9 kb) LZTFL1 (0.9 kb) MKS1 (1.7 kb) NME8 (1.8 kb) NPHP4 (4.3 kb) PKD1 (12.9 kb) ROBO2 (4.1 kb) RSPH1 (0.9 kb) SDCCAG8 (2.1 kb) TCTN1 (1.8 kb) TMEM216 (0.4 kb) TRAF3IP1 (2.1 kb) TTC8 (1.5 kb) WDR34 (1.6 kb) ZIC3 (1.4 kb) * ALMS1 (12.5 kb) * ARMC4 (3.1 kb) * BBIP1 (0.3 kb) * BBS2 (2.2 kb) * BBS9 (2.7 kb) * C2CD3 (5.9 kb) * CCDC114 (2.0 kb) * CCDC40 (3.4 kb) * CEP104 (2.8 kb) * CEP41 (1.1 kb) * CHD1L (2.7 kb) * DDX59 (1.9 kb) * DNAAF5 (2.6 kb) * DNAH8 (14.1 kb) * DNAL1 (0.6 kb) * DYX1C1 (1.3 kb) * GAS8 (1.4 kb) * HYDIN (15.4 kb) * IFT172 (5.2 kb) * IFT74 (1.8 kb) * IQCB1 (1.8 kb) * KIF7 (4.0 kb) * MAPKBP1 (4.5 kb) * MUC1 (0.8 kb) * NODAL (1.0 kb) * OFD1 (3.0 kb) * PKD2 (2.9 kb) * RPGR (2.4 kb) * RSPH3 (1.7 kb) * SIX2 (0.9 kb) * TCTN2 (2.1 kb) * TMEM231 (1.1 kb) * TRIM32 (2.0 kb) * UMOD (1.9 kb) * WDR35 (3.5 kb) * ZMYND10 (1.3 kb) * ANKS6 (2.6 kb) * ATXN10 (1.4 kb) * BBS1 (1.8 kb) * BBS4 (1.6 kb) * BICC1 (2.9 kb) * C5orf42 (9.6 kb) * CCDC151 (1.8 kb) * CCDC65 (1.5 kb) * CEP120 (3.0 kb) * CEP83 (2.1 kb) * CRELD1 (1.3 kb) * DNAAF1 (2.2 kb) * DNAH1 (12.8 kb) * DNAI1 (2.1 kb) * DRC1 (2.2 kb) * EVC (3.0 kb) * GDF1 (1.1 kb) * HYLS1 (0.9 kb) * IFT27 (0.6 kb) * IFT80 (2.3 kb) * KIAA0556 (4.9 kb) * LEFTY2 (1.1 kb) * MCIDAS (1.2 kb) * NEK1 (3.8 kb) * NPHP1 (2.2 kb) * PAX2 (1.3 kb) * PKHD1 (12.2 kb) * RPGRIP1 (3.9 kb) * RSPH4A (2.1 kb) * SLC41A1 (1.5 kb) * TCTN3 (1.8 kb) * TMEM237 (1.2 kb) * TTC21B (3.9 kb) * WDPCP (2.2 kb) * WDR60 (3.2 kb) * ZNF423 (3.9 kb) Humangenetik * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * 191 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Ziliopathien Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Autosomal dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD) 173900 Q61.2 Autosomal dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD) 613095 Autosomal rezessive polyzystische Nieren und Lebererkrankung (ARPKD) Gen OMIM-Gen AD PKD1*, ** 601313 Q61.2 AD PKD2*, ** 173910 263200 Q61.1 AR PKHD1 606702 Bardet-Biedl Syndrom Typ 1 209900 Q87.89 AR BBS1 209901 Bardet-Biedl Syndrom Typ 3 600151 Q87.89 AR ARL6 608845 AR BBS5 Alström-Syndrom Bardet-Biedl Syndrom Typ 2 Bardet-Biedl Syndrom Typ 4 Bardet-Biedl Syndrom Typ 5 Bardet-Biedl Syndrom Typ 6 Bardet-Biedl Syndrom Typ 7 Bardet-Biedl Syndrom Typ 8 Bardet-Biedl Syndrom Typ 9 Bardet-Biedl Syndrom Typ 10 Bardet-Biedl Syndrom Typ 11 615981 615982 615983 605231 615984 615985 615986 615987 615988 Q87.8 Q87.89 Q87.89 Q87.89 Q87.89 Q87.89 Q87.89 Q87.89 Q87.89 Q87.89 Bardet-Biedl Syndrom Typ 12 615989 Q87.89 Bardet-Biedl Syndrom Typ 14 615991 Q87.89 Bardet-Biedl Syndrom Typ 13 Bardet-Biedl Syndrom Typ 15 Bardet-Biedl Syndrom Typ 16 615990 615992 615993 Q87.89 Q87.89 Q87.89 AR AR AR AR AR AR AR AR AR AR Bardet-Biedl Syndrom, Phänotyp Bardet-Biedl Syndrom, Phänotyp 209900 209900 - Q87.89 - Q87.89 225500 Q77.2 Double-outlet right ventricle 217095 Ellis-van-Creveld-Syndrom Typ 2 225500 Ellis-van-Creveld-Syndrom Typ 1 Q87.89 Q87.89 603650 604896 607968 TTC8 BBS10 BBS12 CEP290 WDPCP BBIP1 AR 600374 BBS9 AR Q87.89 606151 607590 SDCCAG8 615996 606844 BBS7 AR Bardet-Biedl Syndrom Typ 19 Bardet-Biedl Syndrom, Modifier MKKS MKS1 AR Bardet-Biedl Syndrom, Modifier BBS4 AR AR Q87.89 Q87.89 BBS2 TRIM32 615994 615995 ALMS1 AR Bardet-Biedl Syndrom Typ 17 Bardet-Biedl Syndrom Typ 18 608132 610148 602290 610683 609883 610142 613580 613524 LZTFL1 606568 IFT27 615870 613605 AR CCDC28B 610162 AR IFT172 607386 GDF1 602880 EVC2 607261 AR AR Q89.3 AD, AR Q77.2 AR AR TMEM67 NPHP1*, ** EVC 609884 607100 604831 Fallot Tetralogie 187500 Q89.3 AD, AR GDF1 Heterotaxie / Atrioventrikulärer Septum Defekt, Suszeptibilität Typ 2 606217 Q89.3 AD CRELD1 607170 AD LEFTY2 601877 XL ZIC3 300265 AD ACVR2B 602730 AR CFAP53 Heterotaxie 208530 Heterotaxie Phänotyp 601877 Heterotaxie, viszeral Typ 1 306955 Heterotaxie, viszeral Typ 4 613751 Heterotaxie Phänotyp Heterotaxie, viszeral Typ 2 Heterotaxie, viszeral Typ 5 Heterotaxie, viszeral Typ 6 192 203800 Q89.3 Q89.3 AD, AR - Q89.3 AD 605376 Q89.3 AD Q89.3 AD 270100 614779 Q89.3 Q89.3 Q89.3 GDF1 NPHP4 CFC1 NODAL 602880 602880 607215 605194 601265 614759 OMIM-P ICD-10 Vererbung Jeune-Syndrom /Joubert-Syndrom Typ 21 Phänotyp 615636 Q77.2 AR Joubert-Syndrom Phänotyp 258860 Q77.2 AR - Q04.3 AR Joubert-Syndrom Typ 3 608629 Q04.3 AR Joubert-Syndrom Typ 8 612291 Q04.3 AR Joubert-Syndrom Typ 1 Joubert-Syndrom Typ 5 Joubert-Syndrom Typ 9 213300 610188 612285 Q04.3 Q04.3 Q04.3 AR AR AR Joubert-Syndrom Typ 10 300804 Q04.3 XLR Joubert-Syndrom Typ 15 614464 Q04.3 AR Joubert-Syndrom Typ 12 Joubert-Syndrom Typ 17 Joubert-Syndrom Typ 21 Joubert-Syndrom Typ 22 200990 614615 615636 615665 Q04.3 Q04.3 Q04.3 Q04.3 AR Gen OMIM-Gen CSPP1 611654 TCTN3 613847 POC1B 614784 AHI1 608894 ARL13B 608922 INPP5E CEP290 CC2D2A OFD1 KIF7 CEP41 613037 610142 612013 300170 611254 610523 AR C5orf42 614571 AR PDE6D 602676 AR CSPP1 611654 - Q63.9 AD AR KIAA0586 BMP4 112262 - Q63.9 AD CHD1L 613039 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) 610878 Q63.9 AD ROBO2 602431 Kranio-Ektodermale Dysplasie Typ 3 614099 Q77.2 AR AR IFT122 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 2 611263 Q77.2 AR AR WDR19 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 4 613819 Q77.2 AR AR DYNC2H1 AR WDR19 608151 AR WDR35 613602 AR IFT140 614620 Joubert-Syndrom Typ 23 Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) Kongenitale Fehlbildung der Nieren und ableitenden Harnwege (CAKUT) Kranio-Ektodermale Dysplasie Typ 1 Kranio-Ektodermale Dysplasie Typ 4 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 3 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 5 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 6 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 7 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 8 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 9 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 10 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 11 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Typ 13 Meckel-Gruber-Syndrom Typ 1 616490 218330 614378 613091 614376 263520 614091 615503 266920 615630 615633 616300 249000 Q04.3 Q77.2 Q77.2 Q77.2 Q77.2 Q77.2 Q77.2 Q77.2 Q77.2 Q77.2 Q77.2 Q77.2 Q61.9 AR AR AR 606045 614068 IFT80 611177 NEK1 WDR60 IFT172 AR WDR34 AR MKS1 AR 610178 IFT43 TTC21B 608151 603297 612014 604588 615462 607386 613363 CEP120 613446 609883 Meckel-Gruber-Syndrom Typ 2 603194 Q61.9 AR TMEM216 613277 Meckel-Gruber-Syndrom Typ 4 611134 Q61.9 AR CEP290 610142 Meckel-Gruber-Syndrom Typ 6 612284 Q61.9 AR CC2D2A 612013 TCTN3 613847 Meckel-Gruber-Syndrom Typ 3 Meckel-Gruber-Syndrom Typ 5 Meckel-Gruber-Syndrom Typ 7 Meckel-Gruber-Syndrom Typ 8 Meckel-Gruber-Syndrom Typ 8 607361 611561 267010 614815 613885 Q61.9 Q61.9 Q61.9 Q04.3 Q61.9 AR TMEM67 AR RPGRIP1L AR NPHP3 AR AR TCTN2 Humangenetik Erkrankung Jeune-Syndrom / OFD Typ 4 Phänotyp 609884 610937 608002 613846 193 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Meckel-Gruber Syndrom Typ 10 614175 Q61.9 AR Meckel-Gruber Syndrom Typ 9 Meckel-Gruber Syndrom Typ 11 Meckel-Gruber Syndrom Typ 12 Meckel/Joubert-Syndrom Phänotyp Meckel/Joubert-Syndrom Phänotyp Meckel/Joubert-Syndrom Phänotyp 615397 616258 Q61.9 Q61.9 Q61.9 - Q61.9 - Q61.9 - Gen B9D1 AR TMEM231 614949 AR C5orf42 614571 AR TCTN3 613847 AR Q61.9 AD B9D2 KIF14 CEP41 - Q61.9 AR TMEM138 Meckel/Joubert-Syndrom Phänotyp - Q61.9 AD TTC21B - Medullär-zystische Nierenerkrankung Type 1 174000 Nephronophthise Phänotyp 616002 Nephronophthise Phänotyp / Joubert-Syndrom Typ 3 608629 Nephronophthise Phänotyp Q61.9 Q63.9 - Q61.5 - Q61.5 Nephronophthise Phänotyp / Joubert-Syndrom Typ 9 612285 Q04.3 Nephronophthise Typ 2, infantil 602088 Nephronophthise Phänotyp Nephronophthise Typ 1 256100 AR AD 614459 614423 612014 PAX2 167409 AR SLC41A1 AR CC2D2A 612013 AR NPHP1*, ** 607100 608002 Q04.3 AR AR AHI1 INVS Q61.5 AR NPHP3 Nephronophthise Typ 5 - Q61.5 AR IQCB1 Q61.5 610523 158340 604387 606966 611279 MUC1 Nephronophthise Typ 3 Nephronophthise Typ 4 611951 ATXN10 AD Q61.5 TMEM237 614144 AR Q60.4 Q61.5 OMIM-Gen AR Meckel/Joubert-Syndrom Phänotyp Meckel/Joubert-Syndrom Phänotyp AR NPHP4 611150 610801 608894 243305 607215 609237 - Q61.5 AR CEP290 - Q61.5 AR RPGRIP1L - Q61.5 AR SDCCAG8 613524 Nephronophthise Typ 12 613820 Q61.5 AR TTC21B 612014 Nephronophthise Typ 14 614844 Q61.5 AR Nephronophthise Typ 6 Nephronophthise Typ 7 611498 Nephronophthise Typ 9 613824 Nephronophthise Typ 11 613550 Nephronophthise Typ 8 Nephronophthise Typ 10 Nephronophthise Typ 13 614377 Q61.5 Q61.5 Q61.5 Q61.5 AR AR AR AR GLIS2 NEK8 TMEM67 607386 Nephronophthise Typ 17 - Q61.5 AR IFT172 613159 Q61.5 AR XPNPEP3 - Q04.3 AR TMEM231 Nephronophthise Typ 18 Nephronophthise-ähnliche Nephropathie Typ 1 Oro-fazio-digitales Syndrom Typ 1 & 7 Oro-fazio-digitales Syndrom Typ 3 615862 311200 Oro-fazio-digitales Syndrom Typ 4 / Mohr-Majewski syndrome 258860 Oro-fazio-digitales Syndrom Typ 6 277170 Oro-fazio-digitales Syndrom Typ 14 615948 Oro-fazio-digitales Syndrom Typ 5 Oro-fazio-digitales Syndrom Typ 6-ähnlich 174300 - Q61.5 AR Q04.3 XLD Q04.3 AR Q04.3 AR Q04.3 AR Q04.3 Q04.3 AR AR 609884 614848 AR AR 610937 609799 CEP164 Q61.5 Q61.5 608539 608151 614845 615382 610142 WDR19 ZNF423 Nephronophthise Typ 15 Nephronophthise Typ 16 194 614209 ANKS6 604557 615370 CEP83 615847 OFD1 300170 TCTN3 613847 DDX59 613553 614949 615464 C5orf42 614571 C2CD3 615944 TMEM216 613277 OMIM-P ICD-10 Vererbung - Q63.9 AD 311200 Primäre ziliäre Dyskinesie Phänotyp Primäre ziliäre Dyskinesie Phänotyp Polyzystische Nieren Phänotyp / CAKUT Polyzystische Nieren Phänotyp / Fraser Syndrom Polyzystische Nieren Phänotyp / Oro-fazio-digitales Syndrom Typ 1 & 7 Primäre ziliäre Dyskinesie Phänotyp Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 1 Gen OMIM-Gen SIX2 604994 AD PAX2 AR FRAS1 607830 Q04.3 XLD OFD1 300170 - J98.0 AR DNAH1 603332 - J98.0 AR MCIDAS 614086 DNAI1 - 219000 244400 Q60.4 Q63.9 J98.0 J98.0 AR AR DNAH8 DNAI1 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 1 / Kartagener Syndrom 244400 Q89.3 AR Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 2 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 3 606763 J98.0 AR DNAAF3 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 3 / Kartagener Syndrom 608644 608644 Q89.3 AR DNAH5 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 5 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 6 608647 J98.0 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 7 610852 611884 J98.0 J98.0 J98.0 610812 AR DNAH11 603339 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 9 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 10 612444 J98.0 AR Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 11 612518 612649 J98.0 AR Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 13 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 14 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 15 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 16 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 17 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 18 613193 613807 613808 614017 614679 614874 J98.0 J98.0 J98.0 J98.0 J98.0 J98.0 612648 CCDC39 613798 AR CCDC40 613799 AR CCDC103 614677 LRRC6 614930 AR AR J98.0 AR AR ZMYND10 607070 AR RSPH1 AR Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 25 615482 J98.0 AR Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 26 615500 J98.0 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 29 615872 J98.0 AR 611088 CCNO 607752 CENPF 600236 616037 J98.0 AR CCDC151 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 32 616481 J98.0 AR RSPH3 616369 J98.0 AR 609314 CCDC65 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 30 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 31 615408 608706 SPAG1 AR 615288 DYX1C1 AR J98.0 J98.0 ARMC4 C21orf59 615504 615505 DRC1 AR Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 27 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 28 614864 615038 J98.0 J98.0 DNAAF5 610062 CCDC114 615451 615481 DNAL1 613190 AR Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 23 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 24 612647 DNAAF1 AR 615294 J98.0 RSPH4A 612517 AR Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 21 615444 605483 RSPH9 AR Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 22 DNAI2 603339 AR J98.0 J98.0 DNAH11 607421 DNAAF2 614935 615067 NME8 603335 AR Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 19 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 20 614566 HYDIN AR AR J98.0 604366 AR Q89.3 612650 604366 603335 270100 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 12 603337 DNAH5 AR Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 7 / Kartagener Syndrom J98.0 167409 Humangenetik Erkrankung Polyzystische Nieren Phänotyp 615494 603395 615956 615876 195 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Renal-zystische Dysplasie, Suszeptibilität 601331 Q63.8 AD Renal cysts and diabetes Syndrom (RCAD) Senior-Løken-Syndrom Typ 1 Senior-Løken-Syndrom Typ 2 607215 Q61.8 Q61.5 AR IQCB1 609237 AR SDCCAG8 613524 AR TRAF3IP1 AD UMOD* AR CEP104 AR Senior-Løken-Syndrom Typ 6 610189 Senior-Løken-Syndrom Typ 7 613524 Q61.5 Q61.5 AR Senior-Løken-Syndrom Typ 8 616307 Q61.5 AR Transposition der großen Gefäße Typ 3 613854 Q89.3 AD, AR Joubert-Syndrom Typ 13 614173 Q04.3 AR ?Joubert-Syndrom Typ 26 616784 Senior-Løken Syndrom Typ 9 UMOD-assoziierte Nierenerkrankung Joubert-Syndrom Typ 25 616629 - 515781 Hydrolethalus-Syndrom 236680 - - Q61.5 Q63.9 Q04.3 Q04.3 AR AR - 617088 Q77.2 ?Bardet-Biedel-Syndrom Typ 20 617119 Q87.89 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 33 616726 J98.0 Kurzrippen-Thorax-Dysplasie mit oder ohne Polytaktylie Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 34 Primäre ziliäre Dyskinesie Typ 35 - 617102 618091 617092 - Q77.2 AR AR CEP290 WDR19 607100 608002 607215 610142 608151 607380 GDF1 602880 TCTN1 609863 KIAA0556 191845 616690 616650 HYLS1 610693 DYNC2LI1 617083 IFT74 608040 RPGRIP1 IFT52 605446 617094 AR DNAJB13 J98.0 AR TTC25 617095 AR DCDC2 605755 - 616217 * auch einzeln anforderbar ** Deletions-/Duplikationsanalyse 617271 - NPHP4 189907 J98.0 Nephronophthise Typ 19 Nephronophthise Typ 20 AR - Kurzrippen-Polytaktylie-Syndrom Typ 15 243305 NPHP3 Q61.5 Q61.5 INVS AR 606996 609254 614295 NPHP1*, ** Senior-Løken-Syndrom Typ 4 Senior-Løken-Syndrom Typ 5 BICC1 AR AR Q61.5 OMIM-Gen HNF1B*, ** Q61.5 - Gen AD - Senior-Løken-Syndrom Typ 3 196 139720 Q61.5 Q61.5 AR - AR GAS8 RPGR MAPKBP1 610263 605178 312610 616786 “Core Genes“ sind fett gedruckt 18.1 Bardet-Biedl-Syndrom (BBS) Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Humangenetik Beim Bardet-Biedl-Syndrom (BBS) handelt es sich um eine Ziliopathie, bei der eine Retinitis Pigmentosa, Nierenfunktionsstörungen und eine Polydaktylie in Kombination mit Adipositas, einem Hypogonadismus und Verhaltensauffälligkeiten beobachtet werden. Es handelt sich überwiegend um autosomal-rezessiv erbliche genetische Ursachen, allerdings wurde beim BBS auch eine sogenannte “triallelische Vererbung“beschrieben. Es können mehr als zwei Mutationen in mehr als einem Genlokus ursächlich sein, so dass zu einer autosomal-rezessiven Vererbung zweier Mutationen in einem Gen, noch eine weitere Mutation in einem anderen BBS-Gen als Modifikator zur klinischen Ausprägung der Erkrankung beitragen kann. Inzwischen wurden bereits 19 verschiedene BBS-Gene und weitere Modifikator-Gene beschrieben. Beim Alström-Syndrom handelt es sich um eine seltene Erkrankung, die phänotypische Ähnlichkeiten zum BBS zeigt und die durch autosomal-rezessive genetische Veränderungen im ALMS1-Gen verursacht wird. Zu den Symptomen des Alström-Syndroms gehören eine Retinitis Pigmentosa, eine Adipositas, Nieren- und Leberfunktionsstörungen, eine Insulin-Resistenz und Hyperinsulinämie sowie eine dilatative Kardiomyopathie. In etwa 80% der klinisch diagnostizierten untersuchten Fälle werden Mutationen in den bisher bekannnten BBS-Genen detektiert, wobei die Gene BBS1 und BBS10 bei Europäern am häufigsten betroffen sind (23 bzw. 20% der Fälle). Literatur Schmidts, J Pediatr Genet 3:46 (2014) / Barker et al, Organogenesis 10:96 (2014) / Romani et al, Lancet Neurol 12:894 (2013) / Ronquillo et al, Vision Res 75:88 (2012) / Brugmann et al, Am J Med Genet A 152A:2995 (2010) Basisdiagnostik Bardet-Biedl-Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik ARL6, BBIP1, BBS1, BBS10, BBS12, BBS2, BBS4, BBS5, BBS7, BBS9, IFT27, LZTFL1, MKKS, MKS1, TRIM32, TTC8 24,8 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ARL6, BBIP1, BBS1, BBS10, BBS12, BBS2, BBS4, BBS5, BBS7, BBS9, IFT27, LZTFL1, MKKS, MKS1, TRIM32, TTC8 | ALMS1, CCDC28B, CEP290, IFT172, IFT74, NPHP1, SDCCAG8, TMEM67, WDPCP 61,9 kb 18.2 Heterotaxie Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Der Begriff Heterotaxie wird für Patienten mit isoliertem Situs inversus verschiedenster Ausprägung verwendet, wobei hier oft auch Herzfehler und andere Organfehlbildungen wie z.B. Asplenie oder Polysplenie beobachtet werden. Bisher sind mehr als 10 Gene bekannt, die mit isolierter Heterotaxie assoziiert sind, meist handelt es sich um autosomal-dominant erbliche Ursachen, selten sind autosomal-rezessive und auch X-chromosomale Erbgänge beschrieben. Aufgrund der phänotypischen Überlappung wird vermutet, dass es sich bei einigen Patienten mit der klinischen Diagnose einer Heterotaxie auch um ein KartagenerSyndrom handeln kann, welches zur Gruppe der sogenannten Primären ziliären Dyskinesien zählt, so dass dies bei der molekulargenetischen Diagnostik berücksichtigt werden sollte. Literatur Schmidts, J Pediatr Genet 3:46 (2014) / Barker et al, Organogenesis 10:96 (2014) / Romani et al, Lancet Neurol 12:894 (2013) / Ronquillo et al, Vision Res 75:88 (2012) / Brugmann et al, Am J Med Genet A 152A:2995 (2010) 197 Heterotaxie 1 EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik Heterotaxie 2 EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik ACVR2B, CFAP53, CRELD1, DNAI1, GDF1, LEFTY2, NODAL, NPHP4, ZIC3 ACVR2B, CFAP53, CRELD1, DNAI1, GDF1, LEFTY2, NODAL, NPHP4, ZIC3 15,4 kb 15,4 kb 18.3 Jeune-/Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Beim Jeune-/Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom handelt es sich um eine in der Regel autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung. Eine Nephronophthise in Kombination mit Kleinwuchs, schmalem Thorax mit kurzen Rippen, einer Polydaktylie und Retinopathie wird als Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom, Jeune-Syndrom oder auch als Ellis-van-Creveld-Syndrom bezeichnet. Diese Gruppe von Erkrankungen weist eine große Genlocus-Heterogenität auf, es sind derzeit mehr als 15 assoziierte Gene bekannt. Ähnlich der Nephronophthise wird das Jeune-/Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom zu den sogenannten Ziliopathien gezählt. Literatur Schmidts, J Pediatr Genet 3:46 (2014) / Barker et al, Organogenesis 10:96 (2014) / Romani et al, Lancet Neurol 12:894 (2013) / Ronquillo et al, Vision Res 75:88 (2012) / Brugmann et al, Am J Med Genet A 152A:2995 (2010) Basisdiagnostik Jeune-/ Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen DYNC2H1, IFT80, NEK1, TTC21B, WDR34 Erweiterte Diagnostik 24,6 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. DYNC2H1, IFT80, NEK1, TTC21B, WDR34 | CEP120, CSPP1, DYNC2LI1, EVC, EVC2, IFT122, IFT140, IFT172, IFT43, IFT52, KIAA0586, TCTN3, WDR19, WDR35, WDR60 72,2 kb 18.4 Joubert-Syndrom Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Beim Joubert-Syndrom (JBTS) handelt es sich um eine autosomal-rezessive Erkrankung, die durch angeborene Fehlbildungen des Hirnstamms und Agenesie/Hypoplasie des Kleinhirnwurms (“molar tooth sign“ in der Magnetresonanztomographie) gekennzeichnet ist. Häufige Symptome in der Neonatalperiode sind eine Tachy-/Dyspnoe, Nystagmus, vertikale Blicklähmung und Muskelhypotonie. Später kann eine zerebelläre Ataxie mit Verzögerung der motorischen Entwicklung beobachtet werden. Die kognitive Entwicklung der Patienten kann von normaler Intelligenz bis hin zu schweren Defiziten reichen. In einigen Fällen kann das JBTS mit Nephronophthise (17-27% der Fälle), Sehnervkolobom, Leberfibrose und Polydaktylie assoziiert 198 sein. Die Häufigkeit für das Auftreten von JBTS wird mit ca. 1:100.000 angegeben. Das JBTS weist eine große Genlocus-Heterogenität auf. Bisher konnten Mutationen in multiplen Genen identifiziert werden, eine Mutationsanalyse ist daher umfangreich. Ähnlich der Nephronophthise wird das Joubert-Syndrom zu den sogenannten Ziliopathien gezählt. Literatur Basisdiagnostik Joubert Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Humangenetik Knopp et al, Mol Cell Probes 29(5):299 (2015) / Wolf et al, Pediatr Nephrol 26:181 (2011) / Boltshauser & Isler, Neuropädiatrie 8:57 (1977) / Joubert et al, Neurology 19:813 (1969) Erweiterte Diagnostik AHI1, CC2D2A, CEP290, NPHP1, RPGRIP1L, TMEM216, TMEM67 25,4 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. AHI1, CC2D2A, CEP290, NPHP1, RPGRIP1L, TMEM216, TMEM67 | ARL13B, ATXN10, B9D1, C5orf42, CEP104, CEP41, CSPP1, HYLS1, INPP5E, KIAA0556, KIAA0586, KIF7, MKS1, OFD1, PDE6D, POC1B, TCTN1, TCTN2, TCTN3, TMEM138, TMEM231, TMEM237, TTC21B, ZNF423 85,4 kb 18.5 Meckel-Gruber-Syndrom Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Beim Meckel-Gruber-Syndrom (MKS) handelt es sich um eine autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung. Sie ist gekennzeichnet durch Nierenzysten, okzipitale Enzephalozele und weitere Hirnfehlbildungen, Mikrophthalmie, Polydaktylie, Situs inversus, Gallengangsdysplasie, Leberzysten/Leberfibrose und pulmonale Hypoplasie. Neugeborene mit MKS versterben meist innerhalb der ersten zwei Lebenswochen. Oftmals wird schon pränatal bei der Ultraschall-Untersuchung an der Kombination der Fehlbildungen der Verdacht auf das Vorliegen eines MKS geäußert. Die Häufigkeit für das Auftreten von MKS wird mit ca. 1-8:100.000 angegeben, wobei die Häufigkeit in Populationen mit gehäuften Verwandtenehen deutlich erhöht ist. Ähnlich der Nephronophthise weist auch das MKS Genlocus-Heterogenie auf. Bisher konnten Mutationen in 18 Genen identifiziert werden, eine Mutationsanalyse ist daher sehr umfangreich. Das MKS zählt zu den sogenannten Ziliopathien. Zilien sind spezielle Zellfortsätze, die unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Sie dienen u.a. als Mechano-, Chemo- und Osmosensoren. Desweiteren spielen sie eine entscheidende Rolle bei zahlreichen Signalwegen und sind für eine adäquate Organentwicklung, die Aufrechterhaltung der Gewebehomöostase und bei grundsätzlichen Entwicklungsprozessen wichtig. Literatur Knopp et al, Mol Cell Probes 29(5):299 (2015) / Sang et al, Cell 145:513 (2011) / Wolf et al, Pediatr Nephrol 26:181 (2011) 199 Basisdiagnostik Meckel-Gruber Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Erweiterte Diagnostik B9D1, B9D2, CC2D2A, CEP290, MKS1, RPGRIP1L, TCTN2, TMEM138, TMEM216, TMEM67 25,1 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. B9D1, B9D2, CC2D2A, CEP290, MKS1, RPGRIP1L, TCTN2, TMEM138, TMEM216, TMEM67 | C5orf42, CEP41, CSPP1, KIF14, NPHP3, TCTN3, TMEM231, TMEM237, TTC21B 85,4 kb 18.6 Nephronophthise (NPHP) Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Bei NPHP handelt es sich um eine autosomal-rezessiv vererbte zystische Nierenerkrankung, die für 6–10% des terminalen Nierenversagens bei Kindern verantwortlich gemacht wird und damit ursächlich für ca. 10% der Nierentransplantationen im Kindesalter ist. Zusätzlich werden bei 10-15% der Patienten extrarenale Manifestationen, wie z.B. Retinitis Pigmentosa (Senior-Løken-Syndrom), okulomotorische Apraxie Typ Cogan (Cogan-Syndrom) sowie Sehnervkolobome und Kleinhirnwurmaplasie (Joubert-Syndrom) beobachtet. Die Häufigkeit für NPHP wird mit ca. 1:100.000 angegeben. Bei der NPHP sind immer beide Nieren in den Krankheitsprozess involviert. Makroskopisch fällt bei normal großen oder nur geringfügig verkleinerten Nieren oberflächlich eine feine Granulierung auf. Im Bereich der Rinden-Mark-Grenze bilden sich fünf bis mehr als 50 Zysten aus, die einen Durchmesser zwischen fünf und 15 mm einnehmen können. Lichtmikroskopisch werden im frühen Stadium der NPHP die charakteristischen Veränderungen einer stark verdickten tubulären Basalmembran sowie einer lymphohistiozytären, peritubulären Infiltration festgestellt, die später in eine diffus sklerosierende, tubulointerstitielle Nephropathie münden. Elektronenmikroskopisch können Verdickungen, Aufsplitterungen und Fältelungen mit Fibroblasteneinlagerung festgestellt werden. NPHP zählt zu den sogenannten Ziliopathien und weist eine große Genlocus-Heterogenität auf. Bisher konnten Mutationen in 25 Genen in Assoziation mit NPHP identifiziert werden. Bei ca. 85% der Patienten mit NPHP kann eine homozygote Deletion des NPHP1-Gens nachgewiesen werden. Literatur Chaki et al, Kidney Int 80:1239 (2011) / Hoefele et al, Der Nephrologe 2:372 (2007) / Hildebrandt et al, Pediatr Nephrol 16:168 (2001) / Hildebrandt et al, Kidney 51:261 (1997) 200 Basisdiagnostik Nephronophthise (NPHP) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CEP290, GLIS2, INVS, IQCB1, NPHP1, NPHP3, NPHP4 Erweiterte Diagnostik 24,5 kb Humangenetik EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. CEP290, GLIS2, INVS, IQCB1, NPHP1, NPHP3, NPHP4| AHI1, ANKS6, ATXN10, CC2D2A, CEP164, CEP83, DCDC2, IFT172, MAPKBP1, NEK8, PAX2, RPGRIP1L, SDCCAG8, SLC41A1, TMEM216, TMEM237, TMEM67, TTC21B, WDR19, XPNPEP3, ZNF423 83,4 kb 18.7. Oro-fazio-digitales Syndrom (OFD) Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Typische Symptome der Oro-fazio-digitalen Syndrome sind kraniofaziale Fehlbildungen und Dysmorphien, Fehlbildungen der Finger und ZNS-Fehlbildungen. Gelegentlich werden auch polyzystische Nierenerkrankungen sowie Beteiligung von Leber und Pankreas beobachtet. Das OFD-Syndrom zählt zu den Differenzialdiagnosen von Meckel-Gruber-Syndrom und Joubert-Syndrom. Die häufigste Form des OFD-Syndroms, OFD-Syndrom Typ 1, wird X-chromosomal vererbt und ist embryonal letal im männlichen Geschlecht. Andere Subtypen des OFD-Syndroms folgen in der Regel einem autosomal-rezessiven Erbgang. Literatur Schmidts, J Pediatr Genet 3:46 (2014) / Barker et al, Organogenesis 10:96 (2014) / Romani et al, Lancet Neurol 12:894 (2013) / Ronquillo et al, Vision Res 75:88 (2012) / Brugmann et al, Am J Med Genet A 152A:2995 (2010) Oro-fazio-digitales Syndrom (OFD) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen C2CD3, C5orf42, DDX59, OFD1, TCTN3, TMEM216, TMEM231 Basisdiagnostik 23,7 kb 18.8 Polyzystische Nierenerkrankungen Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Die polyzystischen Nierenerkrankungen sind charakterisiert durch die progrediente Entwicklung flüssigkeitsgefüllter Zysten in allen Bereichen der Nephrone und Sammelrohre und die beiseitige Ausbildung vergrößerter, polyzystischer Nieren. Man unterscheidet die autosomal-dominante Form (ADPKD) von der autosomal-rezessiven Form der polyzystischen Nierenerkrankung (ARPKD). Während die ADPKD mit einer Lebenserwartung bis ins hohe Erwachsenenalter einhergeht, besteht bei Betroffenen mit einer ARPKD in der Regel eine verkürzte Lebenserwartung mit Auftreten multipler Nierenzysten oft bereits pränatal, in der Regel jedoch spätestens in den ersten Lebensjahren. Bei der ADPKD handelt es sich um bilateral auftretende unterschiedlich große Zysten, während bei der ARPKD bilaterale, multiple, gleichmäßig kleine Zysten charakteristisch sind. Die ARPKD hat eine Inzidenz von ca. 1:20.000. Molekulare Ursache sind Mutationen im PKHD1-Gen. Bei der ADPKD handelt es sich um die häufigste Form der polyzystischen Nierenerkrankungen. Gemäß EMA (European Medicines Agency) gilt sie innerhalb Europas als seltene Erkrankung, die mit einer Prävalenz 201 von etwa 1:2.500 auftritt. Sie kann bereits im Kindesalter mit Hämaturie, Bluthochdruck und Infektion der Nierenzysten beginnen. Zwischen dem 30. und dem 70. Lebensjahr tritt meist eine Niereninsuffizienz auf, die bei 50% der Patienten bis zum 60. Lebensjahr zum Nierenversagen führt. 95% der Patienten haben eine positive Familienanamnese. Molekulare Ursache sind Mutationen im PKD1- (85% der Fälle) und im PKD2Gen (15% der Fälle). Bei PKD1-Mutationsträgern manifestiert sich die Erkrankung früher, und auch Nierenversagen tritt im Schnitt 20 Jahre früher auf als bei PKD2-Mutationsträgern (Genotyp-Phänotyp-Korrelation). Das PKD1-Gen umfasst 46 Exons, wobei der Bereich von Exon 1-32 weiter proximal auf Chromosom 16 in sechs duplizierten Kopien als Pseudogen vorkommt. Das PKD2-Gen umfasst 15 Exons. Die bisher identifizierten Punktmutationen in beiden Genen beinhalten alle Mutationstypen und sind über alle Exons verteilt. Genomische Deletionen sind bei ADPKD mit 4% für PKD1 und weniger als 1% für PKD2 relativ selten. Eine Ausnahme ist das TSC2/PKD1 Contiguous Gene Syndrome, bei dem große genomische Deletionen das PKD1-Gen sowie das daran angrenzende TSC2-Gen umfassen. Diese Patienten weisen allerdings klinische Symptome einer Tuberösen Sklerose mit der frühen Manifestation von Nierenzysten auf. Diese Mikrodeletionen können mittels FISH-Diagnostik erfasst werden. Die Sensitivität der Mutationsanalyse für PKD1 und PKD2 liegt bei Patienten, bei denen die klinischen Kriterien für ADPKD erfüllt sind, bei 75-90%. Die Genprodukte (Polycystin-1 und -2) sind transmembrane Glykoproteine der primären Zilien der Nierenepithelzellen, die über ihre zytoplasmatischen C-Termini miteinander interagieren. Somit gehören die polyzystischen Nierenerkrankungen zu den Ziliopathien. Der Polycystin1/Polycystin-2-Komplex ist über verschiedene Signaltransduktions-Kaskaden an Proliferation, Apoptose, Differenzierung, sowie der Regulation von Zellform und Durchmesser der Nierentubuli beteiligt. Die Entwicklung der Zysten folgt dem 2Treffer-Modell, wonach zu der Keimbahnmutation in einem der beiden Gene ein zweites, somatisches Mutationsereignis im gleichen oder dem anderen PKD-Gen (Transheterozygotie) die Tumorsuppressorfunktion beider Proteine inaktiviert (Loss of Heterozygosity, LOH). Literatur Hoefele et al, Nephrol Dial Transplant 26:2181 (2011) / Harris et al, Nat Rev Nephrol 6:197 (2010) / Harris et al, Annu Rev Med 60:321 (2009) / Tan et al, Hum Mutat 30:264 (2009) / Consugar et al, Kidney Int 74:1468 (2008) / Kozlowski et al, Genomics 91:203 (2007) / Garcia-Gonzalez et al, Mol Genet Metab 92:160 (2007) / Rosetti et al, J Am Soc Nephrol 18:2143 (2007) / Klein et Mayer, Dade Behring News 1-2006 (2006) / Boucher et Sandford, Eur J Hum Genet 12: 347 (2004) / Wilson, N Engl J Med 350: 151 (2004) / Phakdeekitcharoen et al, J Am Soc Nephrol 12: 955 (2001) / Rosetti et al, Am J Hum Genet 68: 46 (2001) / Brook-Carter et al, Nature Genet 8: 328 (1994) Basisdiagnostik Polyzystische Nierenerkrankung 1 autosomal-dominant EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen PKD1, PKD2 Erweiterte Diagnostik 15,8 kb Basisdiagnostik Polyzystische Nierenerkrankung 2 autosomal-dominant EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen BMP4, HNF1B, PAX2, 4,1 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. BMP4, HNF1B, PAX2, PKD1, PKD2 | BICC1, CHD1L, FRAS1, MUC1, OFD1, PKHD1, ROBO2, SIX2, UMOD 60,7 kb 202 Basisdiagnostik Polyzystische Nierenerkrankung 1 autosomal-rezessiv EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen PKHD1 12,2 kb FRAS1 12,0 kb Erweiterte Diagnostik Humangenetik Basisdiagnostik Polyzystische Nierenerkrankung 2 autosomal-rezessiv EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. FRAS1, PKHD1 | BICC1, BMP4, CHD1L, HNF1B, MUC1, OFD1, PAX2, PKD1, PKD2, ROBO2, SIX2, UMOD 60,7 kb 18.9 Primäre ziliäre Dyskinesie Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Bei den primären ziliären Dyskinesien (PCD) handelt es sich um autosomal-rezessive Erkrankungen, bei denen die Anlage und Bewegung des Flimmerepithels (Zilien) in den Atemwegen gestört ist, wodurch es zu einer Infektneigung der Atemwege, Nasennebenhöhlen und zu gehäuften Mittelohrentzündungen kommt. Des Weiteren kann es zu Fertilitätsstörungen durch Bewegungsstörung der Samenzellen oder Bewegungsstörung der Zilien in den Eileitern kommen. Bei zusätzlichem Auftreten einer seitenverkehrten Anlage der inneren Organe (Situs inversus) spricht man von einem Kartagener-Syndrom. Inzwischen sind bereits mehr als 30 Gene identifiziert worden, die mit PCD bzw. Kartagener-Syndrom assoziiert werden. Der Begriff Heterotaxie wird für Patienten mit isoliertem Situs inversus verschiedenster Ausprägung verwendet, wobei hier oft auch Herzfehler und andere Organfehlbildungen wie z.B. Asplenie oder Polysplenie beobachtet werden. Literatur Schmidts, J Pediatr Genet 3:46 (2014) / Barker et al, Organogenesis 10:96 (2014) / Romani et al, Lancet Neurol 12:894 (2013)/Ronquillo et al, Vision Res 75:88 (2012) / Brugmann et al, Am J Med Genet A 152A:2995 (2010) 203 Basisdiagnostik Primäre ziliäre Dyskinesie EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CCDC39, DNAH5, DNAI1 Erweiterte Diagnostik 18,8 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. CCDC39, DNAH5, DNAI1 | ARMC4, C21orf59, CCDC103, CCDC114, CCDC151, CCDC40, CCDC65, CCNO, CENPF, DNAAF1, DNAAF2, DNAAF3, DNAAF5, DNAH1, DNAH11, DNAH8, DNAI2, DNAJB13, DNAL1, DRC1, DYX1C1, GAS8, HYDIN, LRRC6, MCIDAS, NME8, OFD1, RPGR, RSPH1, RSPH3, RSPH4A, RSPH9, SPAG1, TTC25, ZMYND10 137,0 kb 18.10 Senior-Løken-Syndrom Dipl.-Biol. Christina Sofeso, Dr. med. Sandra Wilson Beim Senior-Løken-Syndrom handelt es sich um eine autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung. Eine Nephronophthise in Kombination mit einer Retinitis Pigmentosa wird als Senior-Løken-Syndrom bezeichnet. Diese Gruppe von Erkrankungen weist eine große Genlocus-Heterogenität auf, es sind derzeit acht assoziierte Gene bekannt. Ähnlich der Nephronophthise wird das Senior-Løken-Syndrom zu den sogenannten Ziliopathien gezählt. Literatur Schmidts, J Pediatr Genet 3:46 (2014) / Barker et al, Organogenesis 10:96 (2014) / Romani et al, Lancet Neurol 12:894 (2013) / Ronquillo et al, Vision Res 75:88 (2012) / Brugmann et al, Am J Med Genet A 152A:2995 (2010) Basisdiagnostik Senior-Løken-Syndrom EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen CEP290, INVS, IQCB1, NPHP1, NPHP3, NPHP4, SDCCAG8 Erweiterte Diagnostik 25,0 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. CEP290, INVS, IQCB1, NPHP1, NPHP3, NPHP4, SDCCAG8| TRAF3IP1, WDR19 204 31,1 kb MGPS bei hereditärer Tumorprädisposition 19. Hereditäre Tumorsyndrome 19.1 Familiäres Mamma- und Ovarialkarzinom M.Sc. Anne Holtorf Humangenetik Etwa 5-10% aller Mamma- und Ovarialkarzinome sind erblich bedingt und folgen einem autosomal-dominanten Erbgang. Das Deutsche Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs (GC-HBOC) hat zur Identifizierung dieser Hochrisiko-Patienten Einschlusskriterien erstellt: - Mindestens 3 Frauen aus der gleichen Linie einer Familie erkrankten an Brustkrebs (unabhängig vom Alter); - Mindestens 2 Frauen, davon 1 jünger als 50 Jahre, aus der gleichen Linie einer Familie erkrankten an Brustkrebs; - Mindestens 2 Frauen aus der gleichen Linie einer Familie erkrankten an Eierstockkrebs; - Mindestens 1 Frau erkrankte an Brustkrebs und 1 weitere Frau an Eierstockkrebs, oder 1 Frau erkrankte an Brust- und Eierstockkrebs; - Mindestens 1 Frau unter 36 Jahren erkrankte an Brustkrebs; - Mindestens 1 Frau unter 50 Jahren erkrankte an bilateralem Brustkrebs; oder - Mindestens 1 Mann erkrankte an Brustkrebs und 1 Frau an Brust- oder Eierstockkrebs. Eine molekulargenetische Untersuchung bei V.a. HBOC kann nur bei Erfüllung eines der Einschlusskriterien durchgeführt werden. Derzeit kann die Diagnostik bei Vorliegen eines triple-negativen Mammakarzinoms nur im Rahmen der Forschung durchgeführt werden, oder bei einem rezidivierenden high-grade serösen Ovarialkarzinom am Tumormaterial zur Frage einer möglichen Therapie mit PARP-Inhibitoren. Bei ca. 24% der Betroffenen einer HBOC-Familie wird eine kausale Mutation in den Genen BRCA1 oder BRCA2 nachgewiesen. Patienten mit nachgewiesener BRCA1/2-Mutation besitzen ein deutlich erhöhtes Risiko, an einem Mamma-, Ovarialkarzinom oder an weiteren Tumoren zu erkranken. Die Analyse dreier weiterer Gene bei V.a. HBOC ist fakultativer Bestandteil der Regelleistung (EBM Kap. 11.4.2, Ziffer 11440). Durch die Untersuchung von CHEK2, PALB2 und RAD51C können in weiteren ca. 5% der erblichen Brust/Ovarialkarzinomfamilien kausale Mutationen nachgewiesen werden. Pathogene Varianten in CHEK2 und PALB2 sind mit einem erhöhten Risiko für Brustkrebs assoziiert, RAD51C-Mutationen gehen vor allem mit einem erhöhten Ovarialkarzinomrisiko einher. Betroffenen mit einer nachgewiesenen kausalen Mutation in einem der fünf Gene wird gemäß den S3-Leitlinien ein engmaschiges Vorsorgeprogramm empfohlen. Bei unauffälligem Befund kann eine erweiterte Diagnostik angeschlossen werden. Das Dt. Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs empfiehlt die Untersuchung der Gene ATM, NBN und RAD51D, welche mit einem moderat erhöhten Risiko für die Entstehung von Mamma- bzw. Ovarialkarzinomen assoziiert sind. Zusätzlich gehen die Tumorprädispositionssyndrome Li-Fraumeni-Syndrom (TP53) und das hereditäre diffuse Magenkarzinom (CDH1) mit einem deutlich erhöhten Brustkrebsrisiko für Anlageträger einher. Schätzungsweise 5-6% der HBOC-Familien tragen kausale Varianten in einem dieser fünf Gene. Die erweiterte molekulargenetische Diagnostik ist nur nach vorangegangener Beantragung bei und Genehmigung durch die zuständige Krankenkasse möglich (Stufe II, EBM Kap. 11.4.2, Ziffer 11490). Die Paneldiagnostik wird i.d.R. bei Indexpatienten durchgeführt. Die molekulargenetische Untersuchung von gesunden Risikopersonen wird nur gezielt auf die in der Familie bereits nachgewiesene Mutation vorgenommen, vorausgesetzt eine genetische Beratung der/des Ratsuchenden ist zuvor erfolgt. Literatur Kast et al, J Med Genet 53:465 (2016) / Scalia-Wilbur et al, Semin Radiat Oncol 26:3 (2016) / Meindl et al, medgen 27:202 ( 2015) / Muendlein et al, J Cancer Clin Oncol; 141:2005 (2015) / Minion et al, Gynecol Oncol 137:86 (2015) / Song. et al, Hum Mol Genet; 23:4703 (2014) / S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinims, Langversion 3.0 (2012) / TCGA Network Nature; 474: 609 (2011) Kapitel 11.4.2 Familiäres Mamma- und Ovarialkarzinom Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik entspr. EBM Kapitel 11.4.2 GOP 11440 BRCA1, BRCA2, CHEK2, PALP2, RAD51C 205 Erweiterte Diagnostik Familiäres Mamma- und Ovarialkarzinom EBM Kap 11.4.2, GOP 11449- nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik, dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ATM, CDH1, NBN, RAD51D, TP53 Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei familiärem Mamma- und Ovarialkarzinom Stufe I: Erkrankung Familiäres Mamma- und Ovarialkarzinom (Stufe I) * auch einzeln anforderbar # obligat ## fakultativ OMIM-P 604370 612555 114480 114480 613399 ICD-10 C50.C56.- Gen BRCA1 *,# BRCA2 *,# CHEK2 *,## PALB2 *,## RAD51C *,## * auch einzeln anforderbar 114480 114480 614291 114480 113705 600185 604373 610355 602774 “Core Genes“ sind fett gedruckt Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei familiärem Mamma- und Ovarialkarzinom Stufe II: Familiäres Mamma- und Ovarialkarzinom (Stufe II) OMIM-Gen C50.C56.- ** Duplikations-/Deletionsanalyse mittels MLPA ATM *,** CDH1 *,** NBN * RAD51D *,** TP53 *,** 607585 192090 602667 602954 191170 19.2 Hereditäres nicht-polypöses Kolonkarzinom (HNPCC) M.Sc. Anne Holtorf Das kolorektale Karzinom (CRC) ist eine der häufigsten Tumorentitäten der westlichen Industrienationen. Etwa 2-3% aller CRC werden dem Hereditären nicht-polypösen Kolonkarzinom Syndrom (HNPCC- oder Lynch-Syndrom) zugeschrieben und werden durch Mutationen in einem der vier DNA-Mismatch-Reparaturgene MLH1, MSH2, MSH6 oder PMS2, und seltener durch Deletionen größerer Genabschnitte in EPCAM verursacht. Für Mutationsträger liegt das durchschnittliche Erkrankungsalter vor dem 50. Lebensjahr. Neben dem Kolonkarzinom ist für weibliche Anlagenträger das Risiko für Endometriumkarzinome stark erhöht. Außerdem gehören Ovarial-, Magen- und Urothelkarzinome, sowie Karzinome des Dünndarms zum Tumorspektrum des HNPCC-Syndroms. Eine seltene phänotypische Variante des HNPCC-Syndroms ist das Muir-Torre-Syndrom, bei dem zusätzlich Talgdrüsentumoren und Keratoakanthome der Haut bei Betroffenen beobachtet werden. Ein HNPCC-/Lynch-Syndrom liegt definitionsgemäß vor, wenn alle der sogenannten Amsterdam-II-Kriterien erfüllt sind: - Mindestens drei Familienangehörige mit histologisch gesichertem kolorektalen oder HNPCC-assoziiertem Karzinom; - Ein Erkrankter ist erstgradig mit den beiden anderen verwandt; - Erkrankungen in mind. zwei aufeinanderfolgenden Generationen; - Mindestens ein Patient mit der Diagnose kolorektales Karzinom vor dem 50. Lebensjahr; - Ausschluss einer familiären adenomatösen Polyposis (FAP). Aufgrund der kleinen Größe der Familien werden die Amsterdam-II-Kriterien heute jedoch nur selten erfüllt. In diesen Fällen können die revidierten Bethesda-Kriterien zunächst Hinweise auf Vorliegen eines HNPCC206 Syndroms liefern: - Person mit kolorektalem Karzinom vor dem 51. Lebensjahr; - Person mit synchronen oder metachronen HNPCC-assoziierten Tumoren; - Person mit kolorektalem Karzinom mit MSI-Histologie vor dem 61. Lebensjahr; - Person mit kolorektalem Karzinom (unabhängig vom Alter) und einem Verwandten 1. Grades, bei dem ebenfalls ein HNPCC-assoziierter Tumor vor dem 51. Lebensjahr; - Person mit kolorektalem Karzinom (unabhängig vom Alter) und mind. zwei Verwandten 1. oder 2. Gra des, bei denen auch ein HNPCC-assoziierter Tumor diagnostiziert wurde (unabhängig vom Alter). Humangenetik Ist eines der revidierten Bethesda-Kriterien erfüllt, so wird zunächst eine molekularpathologische Untersuchung am Tumorgewebe durchgeführt, wobei die Genprodukte von MLH1, MSH2, MSH6 und PMS2 immunhistochemisch angefärbt werden und/oder eine Mikrosatelliten-Analyse durchgeführt wird. Je nach Befund werden anschließend bei nachgewiesener Mikrosatelliteninstabilität und/oder immunhistochemischem Ausfall der MLH1-/PMS2-Proteine bzw. MSH2-/MSH6-Proteine die jeweiligen Gene molekulargenetisch analysiert (EBM Kap. 11.4.2, Ziffer 11431). Die Untersuchung aller vier Gene ist nur möglich, wenn keine molekularpathologischen Untersuchungen am Tumormaterial durchgeführt werden können oder kein Tumormaterial zur Verfügung steht (EBM Kap. 11.4.2, Ziffer 11432). Literatur Da Silva et al, Anticancer Res 36:4399 (2016) / Peltomäki Fam Cancer 15:385 (2016) / Shai et al, Fam Cancer 13:499 (2014) / Steinke et al, Dtsch Arztebl Int 110:32 (2013) / Holinski-Feder et al,medgen 18:246 (2006) Basisdiagnostik Hereditäres nicht-polypöses Kolonkarzinom (HNPCC) Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik entspr. EBM Kap. 11.4.2, Ziffer 11431 MLH1, PMS2 oder MSH2, MSH6 (und Deletionsdiagnostik EPCAM) Basisdiagnostik Hereditäres nicht-polypöses Kolonkarzinom (HNPCC) wenn kein Tumormaterial untersucht werden kann Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik entspr. EBM Kap. 11.4.2, Ziffer 11432 MLH1, MSH2, MSH6, PMS2, Deletionsdiagnostik EPCAM Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei hereditärem nicht-poypösem Kolonkarzinom Erkrankung OMIM-P HNPCC (Lynch-Syndrom) * auch einzeln anforderbar 609310 ** Deletions-/Duplikationsanalyse ICD-10 C18.- Gen MLH1*,** MSH2*,** MSH6*,** PMS2*,** OMIM-Gen 120436 609309 600678 600259 19.3 Gastrointestinale Polyposis-Syndrome M.Sc. Anne Holtorf Etwa 1-2% aller kolorektalen Karzinome (CRC) sind auf gastrointestinale Polyposis-Syndrome zurückzuführen. Mitunter lassen sich erbliche Polyposis-Syndrome durch die Anzahl und Verteilung der Polypen sowie dem histologischen Befund gut voneinander abgrenzen. Bei der Familiären adenomatösen Polyposis (FAP, attenuierte FAP) und der MUTYH-assoziierten Polyposis (MAP) werden hauptsächlich adenomatöse Kolonpolypen diagnostiziert. Die Anzahl der Polypen kann dabei zwischen 10 und über 1000 schwanken. Das Gardner-Syndrom und das Turcot-Syndrom sind phänotypische Varianten der FAP, bei denen zusätzlich zu intestinalen Polypen bestimmte extrakolonische Manifestationen bereits im Säuglings-/Kleinkindalter diagnostiziert werden: bei Betroffenen des Gardner-Syndroms werden neben kolonischen Manifestationen auch gutartige Tumoren der Knochen, der Haut und des Bin- 207 degewebes beobachtet. Beim Turcot-Syndrom manifestieren sich auch Hirntumoren. Die FAP wird durch Mutationen im APC-Gen ausgelöst und folgt einem autosomal-dominanten Erbgang. Die MUTYH-assoziierte FAP wird autosomal-rezessiv vererbt. Für das juvenile Polyposis-Syndrom (JPS) und das Peutz-Jeghers-Syndrom (PJS) sind harmatomatöse Polypen charakteristisch. Die Symptomatik und die Anzahl der Polypen ist mitunter sehr variabel, auch innerhalb einer Familie, so dass nicht immer eine eindeutige Verdachtsdiagnose gestellt werden und daher eine umfangreichere Diagnostik sinnvoll sein kann. Charakteristisch für PJS sind Pigmentflecken, die auf der Haut und den Schleimhäuten entstehen und häufig bereits im Alter von 2 Jahren beobachtet werden. Die juvenile Polyposis wird durch Mutationen in den Genen SMAD4 oder BMPR1A ausgelöst. PJS entsteht aufgrund von STK11-Mutationen. Beide Syndrome werden autosomal-dominant vererbt. Literatur Brosens L.A. et al. Adv Exp Med Biol 908:347 (2016) / Waller A. et al. J Pediatr Genet 5:78 (2016) / Syngal S. et al., Am J Gastroenterol 110:223 (2015) / Vieira J. et al., Eur J Hum Genet 23:715 (2015) / Jung I. et al. World J Gastointest Oncol 7:347 (2015) / Half E. et al., Orphanet J Rare Dis 4:22 (2009) FAP/aFAP/MAP Basisdiagnostik Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik entspr. EBM Kap. 11.4.3, Ziffer 11513 und 11512 APC, MUTYH 10,2 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei familiärer adenomatöser Polyposis coli Erkrankung OMIM-P ICD-10 MUTYH-assoziierte Polyposis (MAP) 608456 D12.6 Familiäre Adenomatöse Polyposis, (FAP, aFAP) * auch einzeln anforderbar 175100 D12.6 ** Duplikations-/Deletionsanalyse mittels MLPA Gen OMIM-Gen MUTYH * 604933 APC *,** 611731 Gastrointestinale Polyposis-Syndrome Basisdiagnostik Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik entspr. EBM Kap. 11.4.3, Ziffer 11513 und 11512 APC, MUTYH, SMAD4, BMPR1A, STK11 16,1 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Polyposis coli-Syndrom Erkrankung OMIM-P ICD-10 MUTYH-assoziierte Polyposis (MAP) 608456 D12.6 Familiäre Adenomatöse Polyposis(FAP, aFAP) Juvenile Polyposis-Syndrom (JPS) Peutz-Jeghers Syndrom (PJS) * auch einzeln anforderbar 208 175100 D12.6 174900 D12.6 175200 Q85.8 ** Duplikations-/Deletionsanalyse mittels MLPA Gen OMIM-Gen MUTYH * 604933 STK11 *,** 602216 APC *,** SMAD4 *,** BMPR1A *,** 611731 600993 601299 19.4 Multiple Endokrine Neoplasien M.Sc. Anne Holtorf Humangenetik Als multiple endokrine Neoplasien (MEN) werden verschiedene, erbliche Syndrome bezeichnet, die die Ausbildung benigner und maligner Läsionen von endokrinen Drüsen begünstigen. Prinzipiell unterscheidet man das MEN1-, MEN2- und MEN4-Syndrom. Beim MEN1-Syndrom treten hauptsächlich Adenome od. maligne Tumoren der Nebenschilddrüse (primärer Hyperparathyreoidismus), Adenome od. maligne Tumoren des endokrinen Duodenums und Pankreas, sowie der Adenohypophyse auf. Das MEN1-Syndrom wird autosomal-dominant vererbt und durch Mutationen im MEN1-Gen hervorgerufen. Die Prävalenz von MEN1 wird auf etwa 1:10.000 geschätzt. Die Nebenschilddrüse und die Hypophyse sind auch beim MEN4-Syndrom am häufigsten betroffen. Hier können außerdem Tumoren der Reproduktionsorgane, der Nieren oder Nebennieren beobachtet werden. Das betroffene Gen ist CDKN1B. Das MEN4-Syndrom ist äußerst selten, aktuell wird die Prävalenz auf 1:1.000.000 geschätzt. Vermutlich sind etwa 3% der Patienten mit MEN1-assoziierten Manifestationen vom MEN4-Syndrom betroffen. Leitsymptom des MEN2-Syndroms ist das medulläre Schilddrüsenkarzinom, das bereits im Kindesalter auftreten kann. Es werden drei klinische Unterformen von MEN2 unterschieden. Beim MEN2A-Syndrom werden neben dem Schilddrüsenkarzinom in 50% der Patienten Phäochromozytome und 30% Nebenschilddrüsenadenome manifest. Beim MEN2B-Syndrom sind ebenfalls nahezu alle Patienten von einem Schilddrüsenkarzinom betroffen, welches sich bereits im Säuglings- oder Kleinkindalter entwickeln kann. Außerdem ist MEN2B charakterisiert durch das Auftreten von Phäochromozytomen, einem typisch marfanoiden Habitus, intestinalen Ganglioneuromatosen und Schleimhautneuromatosen. Beim Familiären medullären Schilddrüsenkarzinom (FMTC) entwickeln die Patienten ausschließlich Schilddrüsentumoren. Ursächlich für alle Varianten des MEN2-Syndroms sind Mutationen im RET-Gen. Literatur Thakker R.V. J Intern Med 280:574 (2016) / Schernthaner-Reiter M.H. et al, Neuroendocrinology 103:18 (2016) / Romei C. et al, Nat Rev Endocrinol 12:192 (2016) / Minnetti M. and Grossman A. Best Pract Res Clin Endocrinol Metab 30:115 (2016) / Pappa T. und Alevzaki M. Endocrine 53:7 (2016) Basisdiagnostik Multiple endokrine Neoplasien Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik entspr. EBM Kap. 11.4.3, Ziffer 11513 und 11512 MEN1, RET, CDKN1B 5,8 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei multipler endokriner Neoplasie Erkrankung OMIM-P ICD-10 MEN2A MEN2B FMTC 171400 162300 155240 C73 D44.- MEN1 MEN4 * auch einzeln anforderbar 131100 610755 Gen OMIM-Gen RET * 164761 CDKN1B *,** 600778 D44.- MEN1 *,** D44.E21.0 613733 ** Duplikations-/Deletionsanalyse mittels MLPA 209 19.5 Phäochromozytom/Paragangliom M.Sc. Anne Holtorf Phäochromozytome und Paragangliome sind seltene, neuroendokrine Tumoren mit einer Prävalenz von etwa 1-9/1.000.000, die aus sympathischen oder parasympathischen Ganglien entstehen und vom Kopf bis ins Becken auftreten können. Phäochromozytome sind Paragangliome, die sich aus den Neuronen des Nebennierenmarks heraus entwickeln. Phäochromozytome und Paragangliome sind meist durch eine übermäßige Produktion und Sekretion von Katecholaminen gekennzeichnet sind, Betroffene zeigen daher häufig anfallsartig oder dauerhaft erhöhten Blutdruck und eine erhöhte Herzfrequenz. Bei etwa einem Drittel aller Phäochromozytome/Paragangliome sind pathogene Varianten in verschiedenen Genen ursächlich für das Auftreten der Erkrankung. Von diesen genetisch bedingten Phäochromozytomen/ Paragangliomen sind wiederum etwa ein Drittel auf Mutationen in den Genen SDHA, SDHAF2, SDHB, SDHC, SDHD oder MAX zurückzuführen. Des Weiteren können die Läsionen im Rahmen eines MEN2-Syndroms (RET) oder des von Hippel-Lindau Syndroms (VHL) auftreten, vor allem wenn sich die Tumoren in einem jungen Alter entwickeln. Außerdem werden sie bei Neurofibromatose Typ I Patienten (NF1) beobachtet. Es sind weitere Gene beschrieben, die mit dem Auftreten von Paragangliomen/Phäochromozytomen diskutiert werden, die aber in weiteren Studien nicht bestätigt werden konnten. Literatur Bausch B. et al. JAMA Oncol epub ahead of prind (2017) / Gunawardane P.T. und Grossman A. Adv Exp Med Biol epub ahead of print (2016) / Lenders J.W. et al. J Clin Endocrinol Metab 99:1915 (2014)/ Gimenez-Roqueplo A-P et al. Horm Metab Res 44:328 (2012) / Neumann HP et al. N Engl J Med 346:1459 (2002) Basisdiagnostik Phäochromozytom/Paragangliom Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik entspr. EBM Kap. 11.4.3, Ziffer 11513 und 11512 SDHA, SDHAF2, SDHB, SDHC, SDHD, MAX, VHL, RET 8,8 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Phäochromozytom/Paragangliom Erkrankung Phäochromozytom/Paragangliom-Syndrom Paragangliom I, Phäochromozytom Paragangliom II Paragangliom III Paragangliom IV, Phäochromozytom Paragangliom V Phäochromozytom MEN2A MEN2B Von Hippel-Lindau-Syndrom * auch einzeln anforderbar 210 OMIM-P ICD-10 Gen OMIM-Gen 168000 171300 601650 605373 115310 171300 614165 171300 C74.1 D35.D44.7 SDHD *,** 608537 SDHA *,** MAX *,** 600857 154950 193300 Q85.8 171400 162300 D44.- ** Duplikations-/Deletionsanalyse mittels MLPA SDHAF2 *,** SDHC *,** SDHB *,** 600857 602413 185470 RET * 164761 VHL*,** 608537 neonatalis® 20.1 bei Erkrankung des Neugeborenen neonatalis® basic Humangenetik Das Neugeborenen-Screening dient als bevölkerungsmedizinische Präventionsmaßnahme der frühzeitigen Erkennung und qualitätsgesicherten Therapie aller Neugeborenen mit bestimmten behandelbaren endokrinen und metabolischen Störungen. Die genetische Diagnostik dient dabei in der Regel der Diagnosesicherung des Screeningbefundes sowie in manchen Fällen auch der Therapieplanung. Falls aufgrund des Screening-Resultats bereits ein betroffenes Enzym als defekt identifiziert werden konnte, erfolgt die gezielte genetische Untersuchung des relevanten Gens zumeist mittels Sanger-Sequenzierung. Die parallele Sequenzierung aller Gene des Neugeborenen-Screenings mittels NGS-Panel ist alternativ bei schwer erkrankten Neugeborenen und unklarer Biochemie möglich. Literatur Nennstiel-Ratzel et al, AWMF Leitlinie 024/012 Neugeborenen-Screening auf angeborene Stoffwechselstörungen und Endokrinopathien (2011) Erkrankung OMIM-P Ahornsiruperkrankung (MSUD) 248600 Adrenogenitales Syndrom (AGS) ICD-10 Gen OMIM-Gen BCKDHB* 608348 CYP21A2*,** 201910 E25.09 Ahornsiruperkrankung Typ 2 248600 E71.0 Carnitin-Palmitoyl-Transferase-Mangel Typ1A 255120 E71.1 CPT1A* E71.1 SLC25A20 E72.9 GCDH* Biotinidase-Defizienz 253260 Carnitin-Palmitoyl-Transferase-Mangel Typ2 Carnitin Acylcarnitin Translokase Defizienz (CACTD) Galaktosämie Glutarazidurie Typ I 608836 212138 230400 231670 Isovalerianazidämie Mittelketten-Acyl-CoA-Dehydrogenase Defizienz (MCAD) 243500 201450 E71.0 E71.0 E71.1 E74.2 E71.1 E71.- BCKDHA* DBT* BTD* CPT2* GALT*,** 613815 248611 248610 609019 600528 600650 613698 606999 608801 IVD* 607036 ACADM* 607008 Very Long Chain-Acyl-CoA-Dehydrogenase Defizienz (VLCAD) 201475 E71.3 ACADVL*,** 609575 Phenylketonurie/Hyperphenylalaninämie (PKU/HPA) 261600 E70.0/ E70.01 PAH*,** 612349 Long Chain-Acyl-CoA-Dehydrogenase Defizienz (LCHAD) * auch einzeln anforderbar 20.2 609016 E71.- HADHA* 600890 ** Deletions-/Duplikationsanalyse neonatalis® extended (> 600 Gene) Schwere und schwerste Erkrankungen des Neugeborenen können auch auf monogen vererbten, meist seltenen Erkrankungen beruhen, die nicht immer durch das Neugeborenen-Screening erfasst werden. Für die prognostische Einschätzung und eine mögliche Therapie ist eine rasche Diagnostik essentiell. Da manche Erkrankungen nur durch aufwendige Stoffwechseluntersuchungen diagnostiziert werden können, stellt die genetische Diagnostik mittels umfangreichen NGS-Panels eine ergänzende Möglichkeit der Ursachenklärung dar. Das neonatalis®extended - Panel soll primär der raschen Diagnosefindung, Früherkennung bzw. Bestätigung von schwerwiegenden Erkrankungen des Neugeborenen, Säuglings und Kleinkindes dienen, die mittels herkömmlicher Nachweisverfahren nur durch (zeit-)aufwendige Testverfahren nachgewiesen werden können. Derzeit können verschiedene Erkrankungsgruppen bereits als Panel angefordert werden. Für Rückfragen stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung. Literatur Soden et al, Sci Transl Med, 6(265): 265ra168 (2014) / Saunders et al, Sci Transl Med.4(154):154ra135.(2012) 211 ® extended ( neonatalis ( ( L+*=#/#K#<#6M 905% 7.".0*"5*/#* 102('8()#*# !%-::K#1;,#$ 102(D'8()#*# 45,"#$6 7.".0*"5*/#* 102(&8()#*# !"#$#%% &'()#*# >#5.-$-/+,1;#( 7.".0*"5*/#* 102(J8()#*# >+#.#*62 7.".0*"5*/#*? @+$+-A0%;+#* 102(3'8()#*# 9+.*:#;$6 <+$=5*/#* 102(3'()#*# 7A+$#A,+# &B()#*# 9#.I6 7.".0*"5*/#* 102(J8()#*# !E*=.-F0$# 7.".0*"5*/#*?( G#;$<+$=5*/#* 102(H8()#*# !+**#,-./0*# 102(3'()#*# C5*/#*6 7.".0*"5*/#* D'()#*# L$5%M NFF5*-$-/+# 102(J8()#*# Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei Erkrankungen des Säuglings und Kleinkinds. Die größte und wichtigste Erkrankungsgruppe stellt genetisch bedingte Stoffwechselerkrankungen dar, die sowohl im “Kingsmore Panel“ wie auch im neonatalis®extended Panel enthalten sind. Auf therapierbare Stoffwechseldefekte wird heute fast jedes Neugeborene in den westlichen Industrienationen durch das Neugeborenen-Screening mittels Tandem-Massenspektrometrie untersucht (s. auch Tabelle auf S. 211). Die biochemischen Untersuchungsergebnisse können bei Bedarf durch eine genetische Untersuchung (neonatalis®basic) bestätigt werden. Bei schwerer Erkrankung des Säuglings und Kleinkinds kann in bestimmten Fällen eine breit angelegte genetische Paneluntersuchung zur Diagnosefindung beitragen. Seit ein paar Jahren wird hierzu das sog. “Kingsmore-Panel“ angeboten, welches jedoch einige Gene, die mit schweren Erkrankungen des Säuglings und Kleinkinds assoziiert sind, nicht enthält (diagnostische Lücke). Aus diesem Grund wurde in unserem Haus ein erweitertes Panel (neonatalis®extended, ca. 600 Gene) entwickelt, welches z.B. auch weitere neuromuskuläre Erkrankungen, epileptische Enzephalopathien oder Syndrome enthält. Das neonatalis®extended Panel ist keine Regelleistung, d.h. es muss eine Kostenübernahme beim Versicherer beantragt werden 212 Clinical Exome Sequencing (CES)/Whole Exome Sequencing (WES) 21. CES/WES Dr. med. Imma Rost, Dr. med. Sandra Wilson Da Entwicklungsstörungen sehr oft sporadisch, d.h. als Einzelfall in der Familie auftreten, ist es naheliegend, Neumutationen in Genen, die z.B. bedeutsam für die Entwicklung und Verschaltung von Neuronen sind, als häufige Ursache zu vermuten, zumal der Mensch eine hohe Neumutationsrate aufweist. Humangenetik Mehrere Studien in den letzten beiden Jahren, in denen Patienten mit schwerer Intelligenzminderung (IQ<50) mittels neuer Hochdurchsatz-Techniken wie der Exom-Sequenzierung untersucht wurden, konnten bestätigen, dass dominante Neumutationen offenbar zu einem großen Teil zur Ursache der schweren Intelligenzminderung beitragen (z. B. Vissers L. et al, Nat Genet, 2010, de Ligt, J. et al, NEJM, 2012 und Rauch, A. et al, Lancet, 2012). Während bei chromosomalen Trisomien das Risiko mit dem mütterlichen Alter steigt, nimmt die Rate an dominanten Neumutationen mit dem väterlichen Alter zu (Veltman JA et al, Nat Rev Genet, 2012). Bei den untersuchten Patienten wurden Varianten in verschiedenen Genen gefunden, wobei in der Studie von de Ligt et al bei 16% der Patienten eine kausale Mutation in einem bereits im Zusammenhang mit Entwicklungsstörungen beschriebenen Gen gefunden wurde, bei Rauch et al bei 35% der Patienten. Man geht daher nach diesen Studien davon aus, dass bis zu 30% der schweren, nicht-syndromalen Entwicklungsstörungen durch de novo Punktmutationen und kleine Indels verursacht werden, wobei eine große genetische Heterogenität zu beobachten ist. Darüber hinaus spielen auch autosomal-rezessive Mutationen bei den Entwicklungsstörungen eine wichtige Rolle (ursächlich bei ca. 13-24% der Betroffenen) sowie Mutationen X-chromosomaler Gene (ursächlich bei ca. 5-10% der männlichen Betroffenen). Mutationen in noch unbekannten bzw. nicht im Zusammenhang mit Entwicklungsstörungen bekannten Genen erfordern einen immensen Aufwand, einschließlich funktioneller Tests, um den ursächlichen Zusammenhang zu beweisen. Daher ist die Gesamtgenom-Sequenzierung noch nicht für den Routineeinsatz geeignet. Denkbar als Diagnostik ist aber bereits die simultane Sequenzierung aller Exons Gene, die mit neurologischen bzw. Entwicklungsstörungen in Zusammenhang stehen und die bereits in den Datenbanken gelistet sind, mittels WES. Um bei der aufwendigen Auswertung vererbte genetische Varianten erkennen zu können, sollten bei dieser Fragestellung immer “Trios”, d.h. das betroffene Kind und seine Eltern, untersucht werden. Unter Anwendung von Next Generation Sequencing ist also zu erwarten, dass ein weiterer Anteil von wahrscheinlich ca. 30% der bisher ungeklärten schweren Entwicklungsstörungen ursächlich definiert werden kann. Die diagnostische Vorgehensweise könnte daher in Zukunft wie im Diagramm dargestellt, verlaufen. Vor der Untersuchung mit WES muss immer eine genetische Beratung erfolgen. Inhalt der Beratung ist dabei auch, wie mit zusätzlichen Informationen, die neben der eigentlichen Indikation bei der Untersuchung einer Vielzahl von Genen anfallen können, umgegangen werden soll. Bei Minderjährigen würden z.B. entsprechend dem GenDG Gene, die spätmanifestierende Erkrankungen verursachen können, nicht in die Auswertung einbezogen. 213 Zusätzlich zu der Diagnostik von Entwicklungsstörungen kann WES genutzt werden, um die bestehende Diagnostik bei einer gezielten Fragestellung bzw. Verdachtsdiagnose zu erweitern. Auch die Untersuchung mit WES ist derzeit keine Regelleistung der Krankenkassen. Vor der Untersuchung muss daher eine Kostenübernahme bei der Krankenversicherung beantragt werden. WES unterliegt den Regelungen des Gendiagnostik-Gesetzes (GenDG), d.h. es ist eine ausführliche Aufklärung und eine schriftliche Einwilligung sowie vor prädiktiven Analysen (d.h. Untersuchung von Gesunden) zusätzlich eine genetische Beratung erforderlich. Da der Untersuchungsansatz sehr viele krankheitsassoziierte Gene umfasst, bieten wir für bestimmte Erkrankungen (z.B. hereditäre Krebserkrankungen oder neurodegenerative Erkrankungen) eine Wahlmöglichkeit, diese Gene in die Auswertung mit einzubeziehen oder auszublenden (Opt-in/Opt-out). Außerdem muss über die Möglichkeit von Zusatzbefunden aus der gleichen Indikationsgruppe informiert und die Wahlmöglichkeit festgelegt werden. CES/WES sind keine Regelleistungen - dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer oder im Rahmen der Forschung. 214 Ultradeep Sequencing einzelner Gene bei Seltenen Erkrankungen 22. Nachweis von Mosaiken am Beispiel des Tuberöse Sklerose Complex (TSC) Dr. rer. nat. Karin Mayer Humangenetik Mit den bisher eingesetzten Routineverfahren zur Mutationssuche (Sanger-Sequenzierung) kann z.B. bei Tuberöse Sklerose Complex (TSC) bei 15-20 % der Patienten mit klinisch gesicherter Diagnose molekulargenetisch keine Ursache nachgewiesen werden. Bei einem Teil dieser Patienten liegen genetische Mosaike in verschiedenen Geweben in z. T. unterschiedlichem Ausmaß vor, wobei der Anteil der Zellen mit Mutation im TSC1- oder TSC2-Gen im untersuchten Gewebe unter der Nachweisgrenze der Sanger-Sequenzierung liegt. Ein weiterer Anteil von Mutationen befindet sich in den regulatorischen Regionen beider TSC-Gene. Durch die Analyse der gesamten genomischen Regionen beider TSC-Gene mit einer Sequenziertiefe (coverage) von 5.000-10.000 x ist es möglich, Mosaike mit <1 % Mutationsanteil und Intronmutationen jenseits der Exon/Intron-Übergänge zu detektieren. Literatur Nellist et al, BMC Med Genet 16:10 (2015) / Mayer et al, Eur J Hum Genet 20 (Supp1): Abstract P11.132, 287 (2012) / Qin et al, Hum Genet 127:573 (2010) / Mayer K et al, Biochim Biophys Acta 1502:495 (2000) Nachweis einer Mutation (SNV) in 7% der reads Nachweis von Intron-Mutationen: Beispiel TSC2 c.848+281C>T Tuberöse Sklerose Complex (TSC) EBM Kapitel 11.4.3, GOP 11513 Mutationssuche bis 25 kb TSC1, TSC2 Basisdiagnostik 8,9 kb Erweiterte Diagnostik Tuberöse Sklerose Complex (TSC) Mutationssuche und Deletions-/Duplikationsanalyse in 110,7 kb gesamtgenomischer Sequenz mit >1000x coverage (nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer oder im Rahmen der Forschung) 215 MGPS / Ultradeep Sequencing (UDS) bei Leukämien und Lymphomen Untersuchungen fallen unter Kapitel 19.4.3 (indikationsbezogene Diagnostik hämatologischer Neoplasien) 23. Erkrankungen der myeloischen Zellreihe 23.1 Akute myeloische Leukämie (AML) Basisdiagnostik AML-Prognose-Panel EBM Kap 19.4.3, GOP 19453, Mutationssuche bis 20 kb ASXL1 (Exon 13), CEBPa (Exon 1), FLT3-ITD (Exon 14-16), FLT3-TKD (Exon 20), IDH1 (Exon 4), IDH2 (Exon 4), NPM1 (Exon 11), RUNX1 (Exon1-8), TP53 (Exon 2-11) 6,8 kb Erweiterte Diagnostik Basisdiagnostik MDS-AML Overlap sec. AML-Panel EBM Kap 19.4.3, GOP 19453, Mutationssuche bis 20 kb ASXL1 (Exon 13), BCOR (Exon 2-15), ETV6 (Exon 2-8), EZH2 (Exon 2-20), RUNX1 (Exon 1-8), SF3B1 (Exon 13-16), SRSF2 (Exon 1,2), STAG2 (Exon 334), TP53 (Exon 2-11), U2AF1 (Exon 2,6,7), ZRSR2 (Exon 1-11) 19,8 kb Basisdiagnostik AML-Basis-Panel EBM Kap 19.4.3, GOP 19453, Mutationssuche bis 20 kb ASXL1 (Exon 13), CEBPa (Exon 1) , DNMT3A (Exon 2-23), FLT3-ITD (Exon 14-16), FLT3-TKD (Exon 20), GATA2 (Exon 2-6), IDH1 (Exon 4) , IDH2 (Exon 4), KIT (Exon 8,9,11,17), KRAS (Exon 2-4), NPM1 (Exon 11), NRAS (Exon 24) , RUNX1 (Exon 1-8) , TET2 (Exon 3-11) , TP53 (Exon 2-11) 19,0 kb EBM Kap 19.4.3, GOP 19454*, Mutationssuche in mehr als 20 kb *Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik bis zu 20 kb (Ziffer 19453) im gleichen Krankheitsfall aus. ASXL1 (Exon 13), CEBPa (Exon 1), FLT3-ITD (Exon 14-16), FLT3-TKD (Exon 20), IDH1 (Exon 4), IDH2 (Exon 4), NPM1 (Exon 11), RUNX1 (Exon1-8), TP53 (Exon 2-11), IDH1 (Exon 4), SXL1 (Exon 13), DNMT3A (Exon 2-23), GATA2 (Exon 2-6), KIT (Exon 8,9,11,17), KRAS (Exon 2-4), NRAS (Exon 2-4), RUNX1 (Exon 1-8) TET2 (Exon 3-11), WT1 (Exon 1-9) | BRAF (Exon 11,12,15), , CBL (Exon 8,9),, CDKN2A (Exon 1,3), CUX1 (Exon 1-24), GNAS (Exon 1-13), IKZF1 (Exon 3,8), PHF6 (Exon 2-10), PTPN11 (Exon 3,4,8,13), RAD21 (Exon 2-14), SF3B1 (Exon 13-16), SMC1A (Exon 1-25), SMC3 (Exon 1-29), 37,0 kb 216 Akute myeloische Leukämie (AML) OMIM-P 601626 ICD-10 C92.00 Gene ASXL1 BCOR BRAF CBL CDKN2A CEBPa CUX1 DNMT3A ETV6 EZH2 FLT3 GATA2 GNAS IDH1 IDH2 IKZF1 KIT KRAS NPM1 NRAS PHF6 PTPN11 RAD21 RUNX1 SF3B1 SMC1A SMC3 SRSF2 STAG2 TET2 TP53 U2AF1 WT1 ZRSR2 Exon 13 2-15 11,12,15 8,9 1,3 1 1-24 2-23 2-8 2-20 14-16, 20 2-6 1-13 4 4 3,8 8,9,11,17 2-4 11 2-4 2-20 3, 4, 8, 13 2-14 1-8 13-16 1-25 1-29 1,2 3,34 3-11 2-11 2,6,7 1-9 1-11 OMIM-Gen 612990 300485 164757 165360 600160 116897 116896 602769 600618 601573 136351 137295 139320 147700 147650 603023 164920 190070 164040 164790 300414 176876 606462 151385 605590 300040 606062 600813 300826 612839 191170 191317 607120 300028 Humangenetik Erkrankung 217 23.2 Myelodysplastisches Syndrom (MDS) Basisdiagnostik MDS Panel EBM Kap 19.4.3, GOP 19453, Mutationssuche bis 20 kb ASXL1 (Exon 13), DNMT3A (Exon 2-23), ETV6 (Exon 2-8), EZH2 (Exon 220), IDH1 (Exon 4), IDH2 (Exon 4), NRAS (Exon 2-4), RUNX1 (Exon 1-8), SF3B1 (Exon 13-16), SRSF2 (Exon 1,2), TET2 (Exon 3-11), TP53 (Exon 211), U2AF1 (Exon 2,6,7), ZRSR2 (Exon 1-11) 20,0 kb Erweiterte Diagnostik EBM Kap 19.4.3, GOP 19454*, Mutationssuche in mehr als 20 kb *Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik bis zu 20 kb (Ziffer 19453) im gleichen Krankheitsfall aus. ASXL1 (Exon 13), DNMT3A (Exon 2-23), ETV6 (Exon 2-8), EZH2 (Exon 2-20), IDH1 (Exon 4), IDH2 (Exon 4), NRAS (Exon 2-4), RUNX1 (Exon 1-8), SF3B1 (Exon 13-16), SRSF2 (Exon 1,2), TET2 (Exon 3-11), TP53 (Exon 2-11), U2AF1 (Exon 2,6,7), ZRSR2 (Exon 1-11)|BCOR (Exon 2-15), BCORL1 (Exon 1-12), BRAF (Exon 11,12,15), CBL (Exon 8,9), CEBPa (Exon 1), GATA2 (Exon 2-6), GNAS (Exon 1-13), KIT (Exon 8,9,11,17), KRAS (Exon 2-4), NPM1 (Exon 11 ), PHF6 (Exon 2-10), PRPF8 (Exon 2-43), PTEN (Exon 1-9), PTPN11 (Exon 3,4,8,13), RAD21 (Exon 2-14), STAG2 (Exon 3-34) 35,0 kb Erkrankung Myelodysplastisches Syndrom 218 OMIM-P 153550 ICD-10 D46.9 Gene ASXL1 BCOR BRAF CBL CDKN2A CEBPa CUX1 DNMT3A ETV6 EZH2 FLT3 GATA2 GNAS IDH1 IDH2 IKZF1 KIT KRAS NPM1 NRAS PHF6 PTPN11 RAD21 RUNX1 SF3B1 SMC1A SMC3 SRSF2 STAG2 TET2 TP53 U2AF1 WT1 ZRSR2 Exon 13 2-15 11,12,15 8,9 1,3 1 1-24 2-23 2-8 2-20 14-16, 20 2-6 1-13 4 4 3,8 8,9,11,17 2-4 11 2-4 2-20 3, 4, 8, 13 2-14 1-8 13-16 1-25 1-29 1,2 3,34 3-11 2-11 2,6,7 1-9 1-11 OMIM-Gen 612990 300485 164757 165360 600160 116897 116896 602769 600618 601573 136351 137295 139320 147700 147650 603023 164920 190070 164040 164790 300414 176876 606462 151385 605590 300040 606062 600813 300826 612839 191170 191317 607120 300028 23.3 Chronische myelomonozytäre Leukämie (CMML) Erkrankung Chronische myelomonozytäre Leukämie (CMML) OMIM-P 607785 ICD-10 C93.1 23.4 Atypische chronische myeloische Leukämie (aCML) Erkrankung Atypische chronische myeloische Leukämie (aCML) OMIM-P 608232 23.5 Chronische myeloische Leukämie (CML) Erkrankung Chronische myeloische Leukämie (CML) OMIM-P 608232 23.6 Chronische Neutrophilenleukämie (CNL) Erkrankung Chronische Neutrophilenleukämie (CNL) 23.7 Polyzythämia Vera (PV) Erkrankung Polyzythämia Vera (PV) ICD-10 ASXL1 CBL EZH2 JAK2 KIT KRAS NRAS PHF6 RUNX1 SETBP1 SF3B1 SRSF2 TET2 U2AF1 ZRSR2 Exon 13 8-9 2-20 14 8,9,11, 17 2-4 2-4 2-10 1-8 4 13-16 1-2 3-11 2,6,7 1-11 OMIM-Gen Gene Gene ASXL1 CBL CSF3R KRAS NRAS SETBP1 Exon 13 8-9 14-17 2-4 2-4 4 OMIM-Gen ICD-10 Gene Exon OMIM-Gen Gene Exon OMIM-Gen Exon OMIM-Gen ABL1 OMIM-P ICD-10 D47.1 ASXL1 CSF3R SETBP1 ELANA OMIM-P ICD-10 Gene - 263300 612990 165360 601573 147796 164920 190070 164790 300414 151385 611060 605590 600813 612839 191317 300028 C92.2 C92.1 D45.0 JAK2 EZH2 TET2 3-9 13 14-17 4 2-6 12, 14 2-20 3-11 Humangenetik Basisdiagnostik MDS Panel EBM Kap 19.4.3, GOP 19453, Mutationssuche bis 20 kb ASXL1 (Exon 13), CBL (Exon 8,9), EZH2 (Exon 2-20), JAK2 (Exon 14), KIT (Exon 8,9,11,17), KRAS (Exon 24), NRAS (Exon 2-4), PHF6 (Exon 2-10), RUNX1 (Exon 1-8), SETBP1 (Exon 4), SF3B1 (Exon 13-16), SRSF2 (Exon 1 ,2), TET2 (Exon 3-11), U2AF1 (Exon 2,6,7), ZRSR2 (Exon 1-11) 20,0 kb 612990 165360 138971 190070 164790 611060 151410 612990 138971 611060 130130 147796 601573 612839 219 23.8 Primäre Myelofibrose (PMF) Erkrankung Primäre Myelofibrose (PMF) OMIM-P D47.4 ASXL1 CALR EZH2 IDH1 IDH2 JAK2 MPL SRSF2 TET2 Gene Exon OMIM-Gen OMIM-P ICD-10 Gene Exon OMIM-Gen OMIM-P ICD-10 Gene Exon OMIM-Gen Gene Exon OMIM-Gen Gene Exon OMIM-Gen 254450 23.9 Essentielle Thrombozythämie (ET) Erkrankung Essentielle Thrombozythämie (ET) 23.10 Mastozytose Erkrankung Mastozytose 187950 154800 ICD-10 D47.3 C96.2 JAK2 CALR MPL TET2 KIT 13 9 2-20 4 4 14 10 1-2 3-11 14 9 10 3-11 17 612990 109091 301573 147700 147650 147796 159530 600813 612839 147796 109091 159530 612839 164920 24. Erkrankungen der lymphatischen Zellreihe 24.1 Akute lymphatische Leukämie (ALL) Erkrankung B-Zell-Reihe T-Zell-Reihe OMIM-P 613065 24.2 Chronische lymphatische Leukämie (CLL) Erkrankung Chronische lymphatische Leukämie (CLL) OMIM-P 151400 ICD-10 C91.0 ICD-10 C91.1 ABL1 DNMT3A NOTCH1 FBXW7 IDH1 IDH2 RUNX1 PHF6 BIRC3 NOTCH1 SF3B1 TP53 BTK PLCG2 FBXW7 MYD88 XPO1 220 3-9 7-23 34 8-12 4 4 3-8 2-10 3-9 34 13-16 4-9 15 19 seltene Gene 8-12 5 14-16 151410 602769 190198 606278 147700 147650 151385 300414 601721 190198 605590 191170 300300 600220 606278 612260 602559 Erkrankung Haarzellleukämie (HZL) 24.4 Morbus Waldenström (MW) Erkrankung Chronische Neutrophilenleukämie (CNL) 24.5 Lymphom Erkrankung Lymphom OMIM-P ICD-10 OMIM-P ICD-10 - 153600 OMIM-P diverse C91.4 Gene Exon OMIM-Gen BRAF Chronische Neutrophilenleukämie (CNL) OMIM-P - 164757 C88.0 MYD88 CXCR4 Gene Exon OMIM-Gen ICD-10 Gene Exon OMIM-Gen Exon OMIM-Gen diverse TP53 UBR5 24.6 Großzellige granuläre Lymphozyten-Leukämie (T-LGL, NK-LGL) Erkrankung 15 ICD-10 C91.7 Gene STAT3 5 1 4-9 57-59 19-23 612260 162643 Humangenetik 24.3 Haarzellleukämie (HZL) 191170 608413 102582 221 Multi-Gen-Panels in der Reproduktionsmedizin 25.1 Hypogonadotroper Hypogonadismus, Kallmann-Syndrom Dr. rer. nat. Annett Wagner, Dr. med. Imma Rost Das Kallmann-Syndrom ist gekennzeichnet durch die beiden Leitsymptome fehlender/verminderter Geruchssinn (Anosmie) und hypogonadotroper Hypogonadismus. Die Häufigkeit wird mit 1:8000 (Männer) und 1:40.000 (Frauen) angegeben. Es werden drei Erbgänge beschrieben: Die X-chromosomal-rezessive Form mit Mutationen bzw. Deletionen im ANOS1-Gen (KAL1; ca. 8% der Patienten), die autosomal-dominante Form mit Mutationen im FGFR1-Gen (Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor-1-Gen, KAL2; ca. 10% der Patienten) und die autosomal-rezessive Form mit Mutationen in den Genen PROKR2 (Prokineticin-Rezeptor-2-Gen, KAL3) und PROK2 (Prokineticin-2-Gen, KAL4) (ca. 9% der Patienten). Für das Kallmann-Syndrom bzw. idiopathischen hypogonadotropen Hypogonadismus (IHH) mit Normosmie als klinisch leichtere Varianten des CHARGE-Syndroms sind außerdem Mutationen in CHD7 (Chromodomain Helikase DNA-Bindungsprotein-7-Gen, KAL5; 6-8% der Patienten) beschrieben. Eine weitere autosomal-dominante Form wird durch Mutationen im FGF8 (Fibroblasten-Wachstumsfaktor-8-Gen, KAL6; ca. 2 % der Patienten) verursacht. Die Untersuchung dieser sechs Gene kann bei ca. 30% der Kallmann-Syndrom-Patienten die Ursache der Symptomatik klären. Als ursächlich für einen hypogonadotropen Hypogonadismus sind außerdem Mutationen in einer Reihe weiterer Gene beschrieben. Die Analyse der Gene FSHB, GNRH1, GNRHR, KISS1, KISS1R, LHB, SEMA3A, SOX10, TAC3 und TACR3 (Basisdiagnostik “Kallmann-Syndrom Stufe II”) kann nachgefordert werden. Weitere Gene können derzeit für Kassenpatienten nur nach Beantragung und Genehmigung der GKV untersucht werden. Literatur Marcos et al, J Clin Endocrinol Metab 99:E2138 (2014) / Dode and Hardelin, Eur J Hum Genet17:139 (2009) Basisdiagnostik Kallmann-Syndrom Stufe I EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen ANOS1, CHD7, FGF8, FGFR1, PROK2, PROKR2 Erweiterte Diagnostik 15,9 kb Basisdiagnostik Kallmann-Syndrom Stufe II EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen FSHB, GNRH1, GNRHR, KISS1, KISS1R, LHB, SEMA3A, SOX10, TAC3, TACR3 9,2 kb EBM Kap 11.4.3, GOP 11514 - nicht frei anforderbar! Mutationssuche, Deletions-/Duplikationsdiagnostik in mehr als 25 kb (beinhaltet die Basisdiagnostik), dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer1) (erfordert eine ausführliche Begründung der medizinischen Notwendigkeit sowie den Nachweis der therapeutischen Konsequenz für jedes untersuchte Gen im Einzelfall). Eine erweiterte Diagnostik schließt die Durchführung der Basisdiagnostik im gleichen Krankheitsfall aus. 1) Dzt. werden weniger als 10% der Anträge genehmigt (Stand 1/2017). Die Genehmigungspflicht wurde vom BMG beanstandet, gegen die Beanstandung ist eine Klage des G-BA anhängig. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in unserem Bulletin. ANOS1, CHD7, FGF8, FGFR1, PROK2, PROKR2 | FSHB, GNRH1, GNRHR, KISS1, KISS1R, LHB, SEMA3A, SOX10, TAC3, TACR3 | DUSP6, FEZF1, FGF17, FLRT3, HS6ST1, IL17RD, NSMF, SPRY4, WDR11 39,9 kb 222 Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Hypogonadotroper Hypogonadismus 1 mit oder ohne Anosmie 308700 E23.- Hypogonadotroper Hypogonadismus 602229 E23.0 Gen OMIM-Gen XL ANOS1*, ** 300836 - SOX10 602229 Hypogonadotroper Hypogonadismus 2 mit oder ohne Anosmie 147950 E23.- AD FGFR1*, ** 136350 Hypogonadotroper Hypogonadismus 3 mit oder ohne Anosmie 244200 E23.- AD PROKR2*, ** 607123 Hypogonadotroper Hypogonadismus 4 mit oder ohne Anosmie 610628 E23.- AD PROK2*, ** 607002 Hypogonadotroper Hypogonadismus 5 mit oder ohne Anosmie 612370 E23.- AD CHD7*, ** 608892 Hypogonadotroper Hypogonadismus 6 mit oder ohne Anosmie 612702 E23.- AR FGF8* 600483 Hypogonadotroper Hypogonadismus 7 ohne Anosmie 146110 E23.- AR GNRHR** 138850 Hypogonadotroper Hypogonadismus 8 mit oder ohne Anosmie 614837 E23.- AR KISS1R** 604161 Hypogonadotroper Hypogonadismus 9 mit oder ohne Anosmie 614838 E23.- - NSMF** 608137 Hypogonadotroper Hypogonadismus 10 mit oder ohne Anosmie 614839 E23.- AR TAC3 162330 Hypogonadotroper Hypogonadismus 11 mit oder ohne Anosmie 614840 E23.- AR TACR3 162332 Hypogonadotroper Hypogonadismus 12 mit oder ohne Anosmie 614841 E23.- AR GNRH1 152760 Hypogonadotroper Hypogonadismus 13 mit oder ohne Anosmie 614842 E23.- AR KISS1 603286 Hypogonadotroper Hypogonadismus 14 mit oder ohne Anosmie 614858 E23.- AD WDR11 606417 Hypogonadotroper Hypogonadismus 15 mit oder ohne Anosmie 614880 E23.- AD HS6ST1 604846 Hypogonadotroper Hypogonadismus 16 mit oder ohne Anosmie 614897 E23.- AD SEMA3A 603961 Hypogonadotroper Hypogonadismus 17 mit oder ohne Anosmie 615266 E23.- AD SPRY4 607984 Hypogonadotroper Hypogonadismus 18 mit oder ohne Anosmie 615267 E23.- AD IL17RD 606807 Hypogonadotroper Hypogonadismus 19 mit oder ohne Anosmie 615269 E23.- AD DUSP6 602748 Hypogonadotroper Hypogonadismus 20 mit oder ohne Anosmie 615270 E23.- AD FGF17 603725 Hypogonadotroper Hypogonadismus 21 mit Anosmie 615271 E23.- AD FLRT3 604808 Hypogonadotroper Hypogonadismus 22 mit oder ohne Anosmie 616030 E23.- AR FEZF1 613301 Hypogonadotroper Hypogonadismus 23 mit oder ohne Anosmie 228300 E23.- AR LHB 152780 Hypogonadotroper Hypogonadismus 24 ohne Anosmie 229070 E23.- AR FSHB 136530 * auch einzeln anforderbar ** Deletions-/Duplikationsanalyse Humangenetik Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei Kallmann-Syndrom 223 25.2 Vorzeitige Ovarialinsuffizienz (POF) Dr. rer. nat. Annett Wagner, Dr. med. Imma Rost Mit bis zu 40% zählen ovarielle Störungen zu den wichtigsten Sterilitätsfaktoren bei der Frau. Die vorzeitige Ovarialinsuffizienz (Premature Ovarian Failure = POF) äußert sich durch eine sekundäre Amenorrhoe und tritt bei ca. 1% aller Frauen vor dem 40. Lebensjahr auf. Ursache ist eine Störung im Hypothalamus-Hypophyse-Ovar-Regelkreis. Charakteristischerweise zeigt sich biochemisch ein hypergonadotroper Hypogonadismus. Aus dieser Konstellation ergeben sich neben der Infertilität klimakterische Beschwerden (Climacterium praecox) und z. T. weitere neurologische, metabolische und kardiovaskuläre Symptome. Als genetische Ursachen der vorzeitigen Ovarialinsuffizienz werden bei ca. 10% der betroffenen Frauen Prämutationen im FMR1-Gen (Fragiles X-Mentale Retardierung) gefunden, in 2% Mutationen im BMP15-Gen (Bone Morphogenetic Protein-15-Gen) und in weniger als 1% Mutationen im FSHR-Gen (Follikel Stimulierendes Hormon Rezeptor-Gen). Außerdem sind Mutationen in einer Reihe anderer Gene im Zusammenhang mit POF beschrieben, die eine diagnostische Sensitivität von je 1-2% haben: INHA, DIAPH2, FOXL2, NOBOX, FIGLA, NR5A1, STAG3, SOHLH1, SOHLH2, GDF9, LHCGR, ESR1 Literatur Rossetti et al, Clin Genet 91: 183 (2017) / Ledig & Wieacker, Med Gent 2:237 (2011) / Rossetti et al, Hum Mutat 30:804 (2009) / Lussiana et al, Obstet Gynecol Surv 63:785 (2008) / Dixit et al, Hum Genet 119:408 (2006) / Layman, J Clin Endocrinol Metab 91:1673 (2006) Vorzeitige Ovarialinsuffizienz (POF) EBM Kap 11.4.3, GOP 11513 und 11512 Mutationssuche bis 25 kb, Deletions-/Duplikationsdiagnostik bis zu 6 Genen Basisdiagnostik BMP15, DIAPH2, ESR1, FIGLA, FOXL2, FSHR, GDF9, INHA, LHCGR, NOBOX, NR5A1, SOHLH1, SOHLH2 STAG3 24,2 kb Erkrankungen, OMIM, ICD-10, Gene bei vorzeitiger Ovarialinsuffizienz (POF) Erkrankung OMIM-P ICD-10 Vererbung Ovarialdysgenesie Typ 2 233300 E28 Ovarialdysgenesie Typ 1 233300 POF, premature ovarian failure 300510 POF, premature ovarian failure POF, premature ovarian failure OMIM-Gen XL BMP15* 300247 FSHR* XL E28 AR 311360 E28 - E28 - FSHR* BMP15* 136435 300247 136435 GDF9 601918 INHA 147380 POF, premature ovarian failure 311360 E28 - SOHLH1 610224 POF, premature ovarian failure, LH-Resistenz 238320 E28 AR LHCGR 152790 POF, premature ovarian failure, Typ 3 608996 E28 - POF, premature ovarian failure, Typ 6 612310 E28 POF, premature ovarian failure POF, premature ovarian failure, Typ 2A POF, premature ovarian failure, Typ 5 311360 300511 611548 E28 - SOHLH2 XL DIAPH2 E28 AD NOBOX E28 AD FIGLA 608697 STAG3 608489 E28 AD NR5A1 POF, premature ovarian failure, Östrogenresistenz 615363 E28 AR ESR1 * auch einzeln anforderbar E28 ** Deletions-/Duplikationsanalyse AR 300108 605597 612964 615723 616066 FOXL2 POF, premature ovarian failure, Typ 7 POF, premature ovarian failure, Typ 8 224 E28 Gen AR 276400 311360 POF, premature ovarian failure E28 610934 184757 133430 Prenatalis®-Nicht-invasiver Pränataltest (NIPT) Wissenschaftlicher Hintergrund des nicht-invasiven Pränataltests (NIPT) Prenatalis® Humangenetik Die Existenz zellfreier, fetaler DNA (cell free fetal DNA, cffDNA) im mütterlichen Blut und die Verfügbarkeit von Hochdurchsatz-Technologien zur DNA-Sequenzanalyse (Next Generation Sequencing, NGS) ermöglichen seit wenigen Jahren eine neue Form der nicht-invasiven pränatalen Untersuchung, durch die mit hoher Sicherheit Aussagen über das Vorliegen bestimmter Aneuploidien getroffen werden können. Aus einer Blutprobe der Schwangeren wird zellfreie DNA isoliert (inkl. des Anteils an zellfreier, fetaler DNA) und nach Anreicherung sequenziert. Durch quantitative Auswertung einer sehr großen Anzahl von Sequenz-Reads kann festgestellt werden, ob beim Feten mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Trisomie für Chromosom 21 (Down-Syndrom), 18 (Edwards-Syndrom) oder 13 (Pätau-Syndrom) oder eine Aneuploidie der Geschlechtschromosomen vorliegt. Technologie und Methode Sequencing-by-Synthesis (SBS) Ablauf eines nicht-invasiven Pränataltests (NIPT) Ein NIPT kann mittels moderner Hochdurchsatzverfahren (Next Generation Sequencing, NGS) an zellfreier fetaler DNA, die während der Schwangerschaft im mütterlichen Blut bzw. Plasma vorhanden ist, die häufigsten chromosomalen Fehlverteilungen (Trisomie 21, 18 und 13 und ggf., abhängig vom Testverfahren, Fehlverteilungen der Geschlechtschromosomen) nachweisen. Damit kann das Eingriffsrisiko der invasiven Pränataldiagnostik für diese Fragestellung vermieden werden. Allerdings sollten positive Ergebnisse durch eine Fruchtwasserpunktion bestätigt werden. Alle Testverfahren sind auf eine ausreichend hohe Fraktion an fetaler DNA vor dem Hintergrund mütterlicher DNA angewiesen. Die fetale Fraktion steigt mit der Schwangerschaftsdauer und sollte nicht unter 4% liegen. Die derzeitige Empfehlung lautet, die Blutabnahme nicht vor der 10. Schwangerschaftswoche vorzunehmen. Die derzeit in Deutschland verfügbaren Tests wurden an Kollektiven mit einem erhöhten Risiko validiert, d.h. erhöhtes mütterliches Alter bzw. auffälliges Ersttrimester-Screening. Für Ratsuchende ohne erhöhtes Risiko (z.B. Schwangere mit unauffälliger Familienanamnese oder jüngere Schwangere) fehlen derzeit noch aussagekräftige Daten. Trotz der hohen Sensitivität und Spezifität können sich falsch-positive und falschnegative Resultate ergeben, weshalb die Tests derzeit nicht als diagnostisch gelten. Die Empfehlung lautet daher, jeden auffälligen Befund durch eine diagnostische Fruchtwasserpunktion zu sichern. Nach genetischer Beratung (NIPT unterliegt dem Gendiagnostikgesetz) werden der Schwangeren 10 ml Blut (BCT-Spezialröhrchen) abgenommen. Nach Aufreinigung des Blutplasmas wird die zellfreie DNA von Fetus und Mutter nach Anreicherung mittels NGS quantitativ und/oder qualitativ analysiert. Bearbeitungszeiten: Befundübermittlung innerhalb von 3-5 Werktagen Eine schnelle Befundübermittlung kann nur erfolgen wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: - vollständig ausgefüllter Untersuchungsauftrag - vollständig befülltes BCT-Blutröhrchen (Streck®) - Anmeldung der Abholung am MVZ Martinsried - Angabe einer verifizierten Faxnummer zur Befundübermittlung oder Verwendung des Arzt-Informations-Systems Als Ergebnis erhält der behandelnde Arzt eine Risikoabschätzung hinsichtlich des Vorliegens einer Trisomie 21, 18 und 13 und ggf. der Geschlechtschromosomen. Auch bei Zwillingsschwangerschaften ist der Prenatalis®-NIPT anwendbar. Ist der Test in seltenen Fällen (z.B. zu niedrige fetale Fraktion) nicht auswertbar, kann dieser zu einem späteren Zeitpunkt der Schwangerschaft durch eine erneute Blutentnahme wiederholt oder je nach Indikation und Schwangerschaftsalter eine diagnostische Fruchtwasserpunktion vorgenommen werden. Andere genetische Störungen, beispielsweise verursacht durch chromosomale Strukturauffälligkeiten, Translokationen oder Mutationen in einzelnen Genen, können derzeit noch nicht untersucht werden. 225 226 “Targeted Cancer Panels“ an Tumormaterial (Molekularpathologie) 27. Tumoren des Gastrointestinaltraktes Dr. med. Theo Kraus, Prof. Dr. med. B. Dockhorn-Dworniczak 27.1 Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) [2 Gene, Hotspots] Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) Mutationsanalyse gemäß EBM Kapitel 19.4. (2 Gene) KIT, PDGFRa Erkrankung Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) Pathologie Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) sind zwar seltene Tumoren, dennoch sind sie die häufigsten mesenchymalen Neoplasien des gastrointestinalen Traktes. Sie repräsentieren ein morphologisches und biologisches Kontinuum von zufällig entdeckten, benignen Mikro-GIST bis hin zu großen Sarkomen. GIST werden in 3 morphologische Untergruppen eingeteilt: ca. 70% sind vom spindelzelligen Subtyp, ca. 10 % sind vom epithelioiden Subtyp und ca. 20% sind vom gemischt spindelzellig-epithelioiden Subtyp. Zur histologischen Diagnosesicherung eines GIST ist die Immunhistochemie unerlässlich. In etwa 95% aller GIST lassen sich CD117 (KIT-Rezeptor) oder DOG1 positive Zellen nachweisbar, etwa 70-80% der Fälle exprimieren zudem CD34. Trotz der klinikopathologischen Unterschiede teilen die meisten GIST das gleiche molekularpathologische Profil. Dieses schließt Mutationen des KIT- (mutiert in ca. 80-90% der Fälle) und PDGFRα(mutiert in ca. 5-7% der Fälle) Gens mit ein. Da moderne Therapieoptionen, beispielsweise mit Tyrosinkinaseinhibitor (TKI) in Abhängigkeit des molekularen Profils unterschiedliche Effizienzen zeigen, kann nach Bestimmung des Mutationsstatus ein optimiertes Therapiekonzept erarbeitet werden. Hotspots OMIM-P 606764 ICD-10 C16, C17, C18, C19, C20 Gene KIT PDGFRa Exon 9, 11, 13, 17 12, 14, 18 OMIM-Gen 164920 173490 27.2 Kolorektales Karzinom (CRC) [4 Gene, Hotspots] Etwa 14% aller Tumoren des Erwachsenenalters sind kolorektale Karzinome (CRC). Jährlich erkranken in Deutschland ca. 27.000 Männer und ca. 30.000 Frauen an Tumoren des Dickdarms. Die Prognose der Dickdarmkarzinome ist abhängig von der Lokalisation (Kolon versus Rektum) und vom Stadium bei Diagnosestellung. Während die 5-Jahres-Überlebensrate im Stadium I und II bei 85% bis 90% liegt, so sinkt sie im Stadium III auf etwa 60% und im Stadium IV auf 5%. Mit Einführung neuer Chemotherapeutika konnten in den letzten Jahren wesentliche Fortschritte in der Therapie der CRC erzielt werden. Das Ansprechen einer Chemotherapie ist hierbei allerdings abhängig vom molekularen Profil des Tumors. Dies schließt die Bestimmung des KRAS- (mutiert in ca. 50% der Fälle), NRAS- (mutiert in ca. 5% der Fälle), BRAF- (mutiert in ca. 20% der Fälle) und PIK3CA- (mutiert in ca. 20% der Fälle) Status mit ein. Abhängig vom molekularpathologischen Profil kann dann das weitere, therapeutische Vorgehen geplant werden. Eine anti-EGFR-Therapie ist beispielsweise nur bei Patienten wirksam, die keine Mutation in KRAS oder NRAS aufweisen. Auch bei Patienten mit BRAF Mutation zeigt eine anti-EGFR-Therapie keine Verbesserung hinsichtlich des Gesamtüberlebens und des progressionsfreien Überlebens. Auch Patienten mit Mutationen des PIK3CA-Gens (insbesondere in Exon 20) scheinen von einer anti-EGFR-Therapie nicht zu profitieren. Kolorektales Karzinom Mutationsanalyse gemäß EBM Kapitel 19.4. (4Gene) BRAF, KRAS, NRAS, PIK3CA Hotspots 227 Erkrankung Kolorektales Karzinom (CRC) OMIM-P 114500 ICD-10 C18, C19, C20 27.3 Pankreaskarzinom [2 Gene, Hotspots] Gene BRAF KRAS NRAS PIK3CA Exon 15 2-4 2-4 10, 21 OMIM-Gen 164757 190070 164790 171834 Das Pankreaskarzinom weist die niedrigste Überlebensrate unter allen Tumorerkrankungen auf und ist die vierthäufigste tumorbedingte Todesursache. Da bösartige Neubildungen der Bauchspeicheldrüse in den frühen Stadien oft keine oder nur unspezifische Symptome verursachen, wird der Tumor häufig erst spät erkannt, so dass die relative 5-Jahres-Überlebensrate in Deutschland bei etwa 8% liegt. Histologisch lassen sich intraepitheliale Neoplasien von intraduktalen papillären muzinösen Neoplasien und muzinösen zystischen Neoplasien unterscheiden. Molekularpathologisch lassen sich bei den einzelnen Entitäten spezifische Mutationen nachweisen: Während 41-66% der intraduktalen papillären muzinösen Neoplasien Mutationen des GNAS-Gens aufweisen, finden sich in nahezu alle intraduktalen papillären muzinösen Neoplasien Mutationen des KRAS-Gens, wobei im weiteren Verlauf Mutationen der CDKN2A-, TP53-, SMAD4- und BRCA2Gene akkumulieren können. Pankreaskarzinom Mutationsanalyse gemäß EBM Kapitel 19.4. (2 Gene) GNAS, KRAS Erkrankung Pankreaskarzinom Hotspots OMIM-P 260350 ICD-10 C25 28. Schilddrüsenkarzinom [5 Gene, Hotspots] Gene GNAS KRAS Exon 8-9 2-4 OMIM-Gen 139320 190070 Dr. med. Theo Kraus, Prof. Dr. med. B. Dockhorn-Dworniczak Schilddrüsenkarzinome sind die häufigsten Tumoren des endokrinen Systems und repräsentieren 1-5% der Tumoren bei Frauen und <2% der Tumoren bei Männern. Das Spektrum der Schilddrüsenkarzinome ist sehr heterogen, wobei zwei unterschiedliche epitheliale Zelltypen als ursächlich zu sehen sind. Die meisten Schilddrüsenkarzinome entstehen aus follikulären Zellen, dazu gehören papilläre Schilddrüsenkarzinome (PTC, 75-85% aller Fälle), follikuläre Schilddrüsenkarzinome (FTC, 10-15% aller Fälle), Hürthle-Zell-Karzinome und anaplastische Schilddrüsenkarzinome (ATC). Medulläre Schilddrüsenkarzinome (MTC) hingegen entstehen aus parafollikulären Calcitonin-produzierenden Zellen und können Teil der multiplen endokrinen Neoplasie Typ 2 (MEN2) sein. Molekularpathologisch ist insbesondere die Bestimmung des BRAF-, NRAS-, HRAS-, KRAS- und RET-Status von Bedeutung. Tumoren mit Mutationen des BRAF-Gens sind häufig undifferenziert und mit einem aggressiven Tumorverhalten und einem schlechteren Ansprechen auf eine RadioJodtherapie assoziiert. Tumoren mit Mutationen der NRAS, HRAS und KRAS-Gene sind häufig differenziert und mit follikulärem Wachstum assoziiert. Bei medullären Schilddrüsenkarzinomen finden sich in ca. 50% der Fälle somatische Mutationen des RET-Gens, bei etwa 25% der Fälle liegen Keimbahnmutationen des RET-Gens vor. Bei Verdacht auf eine erbliche Tumorerkrankung (Keimbahnmutation) ist im Vorfeld der Analyse eine humangenetische Beratung angebracht. Schilddrüsenkarzinom Mutationsanalyse gemäß EBM Kapitel 19.4. (5 Gene) BRAF, HRAS, KRAS, RET, NRAS 228 Hotspots Erkrankung Schilddrüsenkarzinom OMIM-P 188550, 188470 ICD-10 C73 Exon Gene BRAF HRAS KRAS RET NRAS 15 2-4 2-4 1-20 2-4 OMIM-Gen 164757 190020 190070 164761 164790 29. Ovarialkarzinom [2 Gene] Dr. med. Theo Kraus, Prof. Dr. med. B. Dockhorn-Dworniczak Das Ovarialkarzinom ist mit ca. 8000 Erkrankungen pro Jahr die zweithäufigste bösartige Erkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane und die fünfthäufigste tumorbedingte Todesursache bei Frauen. Neben Bestimmung des histologischen Subtyps ist therapeutisch insbesondere der BRCA1- und BRCA2-Mutationsstatus entscheidend, da unter bestimmten Voraussetzungen eine Monotherapie mit Olaparib bei high-grade serösen Ovarialkarzinomen durchgeführt werden kann. Basisdiagnostik Ovarialkarzinom Translokationsanalyse gemäß EBM Kapitel 19.4. (2 Gene) Anlyse gemäß Ziffer 19456 BRCA1, BRCA2 Erkrankung Ovarialkarzinom OMIM-P 167000 Pathologie Bei Verdacht auf eine erbliche Tumorerkrankung (Keimbahnmutation) ist im Vorfeld der Analyse eine humangenetische Beratung angebracht. ICD-10 30. Malignes Melanom [5 Gene, Hotspots] C56 Gene BRCA1 BRCA2 Exon 2-23 2-27 OMIM-Gen 113705 600185 Dr. med. Theo Kraus, Prof. Dr. med. B. Dockhorn-Dworniczak Das maligne Melanom ist für etwa 1,5-2% aller malignen Tumoren in Deutschland verantwortlich. Laut Schätzungen des Robert-Koch-Instituts lassen sich etwa 17.500 Erkrankungen pro Jahr in Deutschland beobachten, wobei ca. 2.500 Melanom-assoziierte Todesfällen pro Jahr auftreten. In Hinblick auf eine individualisierte Therapie ist insbesondere die molekularpathologische Bestimmung des BRAF-, NRAS- und KIT-Mutationsstatus erforderlich. Bei 40-60% der Melanome lassen sich Mutationen des BRAF-Gens nachweisen. Patienten mit BRAF-mutiertem Tumor zeigen ein gutes Ansprechen auf eine Chemotherapie mit den BRAF-Tyrosinkinaseinhibitoren Vemurafenib und Dabrafenib bzw. mit dem MEK1/2-Inhibitor Trametinib. Mutationen des NRAS-Gens finden sich in ca. 20-30% der Melanome. Wenngleich sich NRAS- und BRAF-Mutationen typischerweise ausschließen, so lassen sich teilweise NRAS-Mutationen unter Therapie bei einem BRAF-mutierten Melanom im Sinne einer Subklonexpansion beobachten, was zu einer Therapieresistenz des Tumors führen kann. Auch wenn sich KIT-Mutationen nur selten bei kutanen Melanomen nachweisen lassen, so zeigen dennoch 30% der Patienten mit einem KIT-mutierten Tumor ein Ansprechen auf eine Therapie mit Imatinib. Malignes Melanom Mutationsanalyse gemäß EBM Kapitel 19.4. (5 Gene) BRAF, KIT, NRAS, GNAQ, GNAS Hotspots 229 Erkrankung Malignes Melanom OMIM-P 155600 ICD-10 C43 Gene BRAF KIT NRAS GNAQ GNAS Exon 15 9, 11, 13, 17 2-4 5 4 OMIM-Gen 164757 164920 164790 600998 139320 31. Lungenkarzinom (NSCLC) [6 Gene, Hotspots; 3 Gene, Translokationen] Dr. med. Theo Kraus, Prof. Dr. med. B. Dockhorn-Dworniczak Das Lungenkarzinom ist der weltweit am häufigsten zum Tode führende Tumor. Etwa 80% der Lungenkarzinompatienten erkranken an einem nicht-kleinzelligen Karzinom (NSCLC). Histologisch kann das NSCLC in ein Adenokarzinom und ein Plattenepithelkarzinom differenziert werden. Trotz eines modernen Therapieregimes liegt das mediane Überleben immer noch bei nur 8-10 Monaten, die 5-Jahre-Überlebensrate liegt bei unter 15%. NSCLC zeigen eine Vielzahl somatischer Mutationen und genomischer Rearrangements. In Adenokarzinomen lassen sich beispielsweise in 46% TP53-, in 17% STK11-, in 17% KEAP1-, in 33% KRAS-, in 14% EGFR- und in 10% BRAF-Mutationen nachweisen. In Plattenepithelkarzinomen lassen sich in bis zu 83% der Fälle Mutationen des TP53-Gens beobachten. Entsprechend des molekularpathologischen Tumorprofils stehen mittlerweile teils spezifische Chemotherapeutika zur Verfügung. Bei Nachweis von EGFRMutationen stehen die Tyrosinkinaseinhibitoren Gefitinib, Erlotinib und Afatanib zur Verfügung. Bei Vorliegen einer KRAS-Mutation könnte eine Kombination einer MEK-Inhibierung mit Selumetinib oder Trametinib in Verbindung mit einer konventionellen Chemotherapie prognostisch günstig sein. Bei Nachweis einer BRAF-Mutation stehen die BRAF-Tyrosinkinaseinhibitoren Vemurafenib und Dabrafenib zur Verfügung. Bei Tumoren mit EML4-ALK1 Rearrangement bzw. ROS1 Rearrangement konnte in Studien ein gutes Ansprechen auf eine Therapie mit ALK1-Inhibitoren wie Crizotinib oder Ceritinib gezeigt werden. Ferner zeigen Tumoren mit RET-Rearrangement ein positives Ansprechen auf eine Therapie mit RET- bzw. MultikinaseInhibitoren, wie beispielsweise Cabozantinib. Lungenkarzinom Mutationsanalyse gemäß EBM Kapitel 19.4. (6 Gene) BRAF, EGFR, KRAS, MET, NRAS, ERBB2 Hotspots Basisdiagnostik Lungenkarzinom Translokationen Translokationsanalyse gemäß EBM Kapitel 19.4. (3 Gene) ALK, ROS1, RET Erkrankung Lungenkarzinom, nicht-kleinzellig (NSCLC) 230 OMIM-P 211980 Fusionsnachweise ICD-10 C34 Gene BRAF EGFR KRAS MET NRAS ERBB2 Exon 15 18-21 2-4 2, 14, 16, 19 2, 3, 4 8, 20 OMIM-Gen 164757 131550 190070 164860 164790 164870 32. Harnblasenkarzinom [1 Gen, Hotspots] Dr. med. Theo Kraus, Prof. Dr. med. B. Dockhorn-Dworniczak Das Harnblasenkarzinom ist mit 2-3% aller Malignome der zweithäufigste urologische Tumor und die fünfthäufigste Tumorerkrankung beim Mann. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 65-70 Jahren, nur 5% der Patienten sind jünger als 45 Jahre. Prinzipiell lassen sich nicht muskelinvasive Blasenkarzinome von muskelinvasiven Blasenkarzinomen unterscheiden. Auch molekularpathologisch ist eine Differenzierung möglich: Wohingegen nicht muskelinvasive Blasenkarzinome häufig FGFR3-Mutationen besitzen, finden sich in muskelinvasiven Blasenkarzinomen insbesondere TP53-Mutationen, wobei sich FGFR3- und TP53-Mutationen gegenseitig ausschließen. Der Nachweis einer FGFR3-Mutation wird künftig insbesondere in Hinblick auf pan-FGFR-Inhibitoren von therapeutischer Bedeutung. Harnblasenkarzinom Mutationsanalyse gemäß EBM Kapitel 19.4. (1 Gen) FGFR3 Harnblasenkarzinom OMIM-P 109800 33. Tumoren des Nervensystems ICD-10 C67.9 Gene FGFR3 Exon 7, 10, 15 Pathologie Erkrankung Hotspots OMIM-Gen 134934 Dr. med. Theo Kraus, Prof. Dr. med. B. Dockhorn-Dworniczak Mit der Revision der vierten Edition der WHO-Klassifikation für Tumoren des Zentralen Nervensystems 2016 wurden erstmals neben histologischen Kriterien auch molekulargenetische Aspekte als essentielle Bestandteile der Tumordiagnostik integriert. Dadurch wird der Weg für eine individualisierte Therapie und den Einsatz molekularer Therapeutika eröffnet. Die Paneldiagnostiik ermöglicht eine rasche Analyse des molekularen Tumorprofils. In einem molekularen Tumorboard, auch mittels Telepathologie, können die Befunde der molekularen Analysen interdisziplinär besprochen werden, so dass individualisierte Therapieentscheidungen valide getroffen und zeitnah umgesetzt werden können. 33.1 Gliome Gliome stellen die häufigsten hirneigenen Tumoren des Erwachsenen dar. Seit der WHO-Klassifikation 2016 ist die Bestimmung von molekularpathologischen Markern ein essentieller Bestandteil der Diagnostik. In der Folge ist die Bedeutung einer kleinen Auswahl dieser Marker beschrieben. Mittels Gliom-spezifischer Gen-Panel-Diagnostik können alle therapeutisch/prognostischen Marker parallel bestimmt werden, um zeitnah ein umfassendes molekularpathologisches Profil zu ermitteln. In einem interdisziplinären, molekularen Tumorboard können, auch mittels Telepathologie, die Ergebnisse ausführlich erörtert werden, so dass eine fundierte Planung und Umsetzung eines individualisierten Therapiekonzeptes ermöglicht wird. Während beispielsweise Mutationen des BRAF-Gens überwiegend in niedriggradigen, gutartigen Gliomen, beispielsweise pilozytischen Astrozytomen, zu finden sind, lassen sich Mutationen der Isozitratdehydrogenase (IDH) 1 bzw. 2 insbesondere in diffusen und anaplastischen Gliomen sowie in sekundären Glioblastomen nachweisen. Neben der molekulargenetischen Differenzierung der Gliome in IDH1/2 mutierte und IDH1/2 Wildtyp Tumoren ist der IDH-Status aber auch für die Abschätzung der Prognose von essentieller Bedeutung. Tumoren mit IDH1/2 Mutation zeigen in Studien beispielsweise eine signifikant bessere Prognose als Tumoren ohne IDH1/2 Mutation. Der Verlust chromosomalen Materials auf dem kurzen Arm von Chromosom 1 und auf dem langen Arm von Chromosom 19 (LOH1p/19q) hingegen charakterisiert Oligodendrogliome und ermöglicht so eine molekulare Abgrenzung von Astrozytomen. Auch klinisch ist dieses molekulare Charakteristikum von großer Bedeutung: Während Tumoren ohne LOH1p/19q eine intermediäre Prognose zeigen, ist bei Patienten mit LOH1p/19q von einer günstigen Prognose auszugehen. 231 Primäre Glioblastome sind molekularpathologisch durch fehlende Mutationen in den IDH1 und IDH2 Genen gekennzeichnet. Häufig besitzen diese Tumoren allerdings Mutationen des TP53-Gens, Amplifikationen des Epidermal Growth Factor Receptors (EGFR) oder des Telomerase Reverse Transcriptase (TERT) Promoters. Auch diese molekularen Charakteristika (einschließlich der Variante EGFRvIII) sind von klinischer Relevanz. Studien konnten beispielsweise zeigen, dass Mutationen des TERT-Promoters mit einer ungünstigeren Prognose bei Gliompatienten assoziiert sind. Insbesondere bei Mittellinien-, Hirnstamm- sowie pädiatrischen Gliomen finden sich ferner Mutationen in den Histonvarianten H3F3A bzw. HIST1H3B/C. In Studien konnte gezeigt werden, dass diese Tumoren zumeist mit einer sehr ungünstigen Prognose assoziiert sind. Einen sehr wichtigen, unter anderem therapeutisch relevanten Marker, stellt die Methylierung des O6-Methylguanin-DNA-Methyltransferase (MGMT) Promoters dar. So konnte beispielsweise in zahlreichen Studien gezeigt werden, dass Patienten mit methyliertem MGMT-Promoter des Tumors ein deutlich besseres Ansprechen auf eine Chemotherapie mit alkylierenden Zytostatika (z.B. Temozolomid) zeigen und – im Vergleich zu Patienten mit unmethylierten MGMT-Promoter des Tumors – ein signifikant längeres Gesamtüberleben besitzen. Basisdiagnostik Gliom-Mini-Panel Analysen gemäß EBM Kapitel 19.4. (4 Gene und 2 Zusatzanalysen) Mutationsanalysen: EGFR, IDH1, IDH2, TERT Methylierungsanalyse: MGMT-Promotor Strukturanalyse: LOH1p/19q < 20 kb oder Diagnostisch-therapeutisches Gliom-Basis-Panel Analysen gemäß EBM Kapitel 19.4. (10 Gene und 2 Zusatzanalysen) Mutationsanalysen: ATRX, BRAF, CIC, EGFR, FUBP1, H3F3A, IDH1, IDH2, TERT, TP53 Methylierungsanalyse: MGMT-Promotor Strukturanalyse: LOH1p/19q oder Diagnostisch-therapeutisches Gliom-Pädiatrie-Panel Analysen gemäß EBM Kapitel 19.4. (15 Gene und 3 Zusatzanalysen) Basisdiagnostik < 20 kb Basisdiagnostik Mutationsanalysen: ACVR1, ATRX, BRAF, CIC, CTNNB1, DDX3X, EGFR, FUBP1, H3F3A, HIST1H3B, HIST1H3C, IDH1, IDH2, TERT, TP53 < 20 kb Methylierungsanalyse: MGMT-Promotor BRAF Strukturanalyse: BRAF-KIAA1549-Fusion, LOH1p/19q Erweiterte Diagnostik Gliom-Komprehensiv-Panel zusätzllich zu den Analysen des Gliom-Pädiatrie-Panel folgende Mutationsanalysen, dzt. nur nach genehmigter Kostenübernahme durch den Versicherer (entspr. EBM Kapitel 19.4) oder im Rahmen der Forschung: AKT1, CDKN2B, FGFR1, FGFR2, HRAS, KRAS, MET, NF1, NF2, NRAS, PIK3CA, PIK3R1, PTCH1, PTEN, PTPN11, RB1, SETD2, SMO > 20 kb oder Individualisierte Panel-Anforderung nach Rücksprache möglich 232 Pathologie Flussdiagramm zur Berücksichtigung typischer molekularer Profile bei Gliomen. Durch die Integration histologischer sowie molekularer Charakteristika ist eine sehr differenzierte Einteilung der Hirntumoren möglich, die auch Aussagen in Hinblick auf ein potentielles Therapieansprechen und die Prognose erlaubt. Paneldiagnostik bei Hirntumoren. Die Anwendung einer Paneldiagnostik mittels Next Generation Sequencing ermöglicht die schnelle, effiziente und umfassende Charakterisierung des molekulare Tumorprofils, so dass Therapieentscheidungen rasch und valide gentroffen werden können. * Methylierungsanalyse; ** Strukturanalyse. 233 Erkrankung Gliome OMIM-P 137800 ICD-10 C71 Gene ACVR1 Exon 3-11 OMIM-Gen 102576 ATRX 1-35 300032 BRAF-KIAA1549 Strukturanalyse AKT1 BRAF CDKN2B 15 164730 164757 - 1, 2 600431 CTNNB1 2-5, 2-12, 14, 15 116806 EGFR 1-28 CIC DDX3X FGFR1 1-20 1-17 4, 7 FGFR2 7, 9, 12 H3F3A 2 FUBP1 HIST1H3B HIST1H3C 1-20 1 1 HRAS 2, 3 IDH2 4 IDH1 KRAS LOH1p/19q 4 2-4 Strukturanalyse 612082 300160 131550 136350 176943 603444 601128 602819 602812 190020 147700 147650 190070 - MET 2, 11, 14, 16, 19 164860 NF1 4, 5 162200 MGMT NF2 NRAS Promoter 2 2-4 PIK3CA 2, 5, 7, 8, 10, 14, 19-21 PTCH1 23 PIK3R1 1 PTEN 1, 3, 5-8 RB1 4, 6, 11, 14, 17, 18, 20-22 SMO 1-12 PTPN11 SETD2 TERT 34.2 Medulloblastom 4, 7 TP53 3, 13 6-8 Promoter 2, 4-11 156569 607379 164790 171834 171833 601309 601728 176876 614041 612778 601500 187270 191170 Beim Medulloblastom handelt es sich um einen hoch malignen, embryonalen Tumor des Kleinhirns, der insbesondere im Kleinkindes- und Kindesalter auftritt und mit einer sehr ungünstigen Prognose assoziiert ist. Ergänzend zur histologischen Einteilung lassen sich Medulloblastome molekularpathologisch anhand spezifischer Transkriptommuster einteilen, wobei keine exakte Zuordnung der histologischen und molekularen Subentitäten möglich ist. In Studien konnte allerdings gezeigt werden, dass das molekulare Tumorprofil prognostisch bedeutend ist. Mittels molekularpathologischer Transkriptomanalyse lassen sich dabei Medulloblastome mit aktiviertem WNT-Signalweg, Medulloblastome mit aktiviertem SHH (Sonic hedgehog) -Signalweg und TP53-Mutation 234 bzw. ohne TP53-Mutation sowie nicht SHH-/WNT-aktivierte Medulloblastome (sog. Gruppe 3 und Gruppe 4 Medulloblastome) unterscheiden. Studien konnten dabei zeigen, dass insbesondere Medulloblastome mit aktiviertem WNT-Signalweg mit einer sehr guten Prognose, Medulloblastome mit aktiviertem SHH-Signalweg mit einer intermediären Prognose und nicht SHH-/WNT-aktivierte Medulloblastome mit einer ungünstigen Prognose assoziiert sind. Molekularpathologische Mutationsanalysen konnten zeigen, dass Medulloblastome regelmäßig Mutationen der DDX3X-, SMO-, CTNNB1-, PTCH1-, TERT- und TP53-Gene besitzen. Die in etwa 28% der Fälle vorhandenen SMO-Mutationen sowie Mutationen des PTCH1-Gens weisen dabei auf eine Aktivierung des SHH-Signalweges hin und sind mit einer intermediären Prognose assoziiert. Mutationen des CTNNB1-Gens finden sich bei ca. 11% der Medulloblastome und deuten auf eine Aktivierung des WNT-Signalweges hin. Dieses molekularpathologische Charakteristikum ist mit einer sehr günstigen Prognose assoziiert. Basisdiagnostik Medulloblastom-Panel Analysen gemäß EBM Kapitel 19.4. (6 Gene) lekularpathologische Charakteristikum ist mit einer sehr günstigen Prognose assoziiert. CTNNB1, DDX3X, PTCH1, SMO, TERT, TP53 < 20 kb CTNNB1, DDX3X, PTCH1, SMO, TP53 Pathologie oder Individualisierte Panel-Anforderung nach Rücksprache möglich Molekulare Marker zur Differenzierung von Medulloblastomen. Medulloblastome werden anhand ihrer Expressionsprofile und der zugrunde liegenden aktivierten Signaltransduktionskaskaden in die molekularen Gruppen WNT-aktivierte Tumoren, SHH-aktiviert Tumoren, Gruppe 3 Tumoren und Gruppe 4 Tumoren eingeteilt. Insbesondere bei den SHH-aktivierten Tumoren ist auch der TP53-Mutationsstatus von klinischer Bedeutung. Anhand der Mutationsmuster distinkter Gene können so viele Medulloblastome bereits einer molekularen Subgruppe zugeordnet werden, ohne dass ein komplettes Expressionsprofil erstellt werden muss. Für die Gruppe 3 und Gruppe 4 Tumoren sind bisher noch keine distinkten Mutationen bekannt. Erkrankung Medulloblastome OMIM-P 155255 ICD-10 C71 Gene Exon OMIM-Gen 1-17 300160 CTNNB1 2-5, 2-12, 14, 15 PTCH1 23 DDX3X SMO TERT TP53 1-12 Promoter 2, 4-11 116806 601309 601500 187270 191170 235 34.3 Paragangliom und Phäochromozytom Paragangliome sind meist gutartige, neuroendokrine Tumoren, die aus autonomen Ganglien entstehen. Es kann hierbei sowohl das sympathische wie auch das parasympathische Nervensystem betroffen sein. Ähnlich wie Phäochromozytome zeigen auch Paragangliome genetische Veränderungen. Hierbei ist zu beachten, dass etwa 50% der Paragangliome/Phäochromozytome des Erwachsenenalters und über 80% der Paragangliome/Phäochromozytome des Kindesalters vererbt sind und im Rahmen autosomal dominant vererbter genetischer Syndrome auftreten. Insbesondere beim Auftreten multipler Paragangliome/Päochromozytome oder beim Auftreten in Kombination mit anderen Tumorerkrankungen. Mutationen betreffen dabei insbesondere die MAX-, NF1-, RET-, VHL-, SDHA-, SDHAF2-, SDHB-, SDHC- und SDHD-Gene. Das Vorliegen eines einzelnen benignen Paraganglioms ist allerdings zumeist sporadisch bedingt, ebenso handelt es sich bei spinalen Paragangliomen in über 90% der Fälle um sporadische Tumoren. Bei Verdacht auf eine erbliche Tumorerkranung (Keimbahnmutation) ist im Vorfeld der Analyse eine humangenetische Beratung angebracht. Basisdiagnostik Paragangliom- und Phäochromozytom-Panel Analysen gemäß EBM Kapitel 19.4. (6 Gene) lekularpathologische Charakteristikum ist mit einer sehr günstigen Prognose assoziiert. < 20 kb MAX, NF1, SDHA, SDHAF2, SFHB, SDHC, SDHD, RET, VHL CTNNB1, DDX3X, PTCH1, SMO, TP53 oder Individualisierte Panel-Anforderung nach Rücksprache möglich Erkrankung Paragangliom, Phäochromozytom OMIM-P 168000 171300 ICD-10 D44.7, C74.1, D44.1, E27.5 Gene Exon OMIM-Gen SDHA 2-15 600857 SDHB 1-8 MAX SDHAF2 SDHC SDHD RET VHL 236 1-5 1-4 1-6 1-4 1-20 1-3 154950 613019 185470 602413 602690 164761 608537 Liquids 35. Liquid Biopsy/Liquid Profiling zum Nachweis von zirkulierenden Tumorzellen und zirkullierenden zellfreien Tumor-Nukleinsäuren Dr. med. Theo Kraus, Prof. Dr. med. B. Dockhorn-Dworniczak Die Liquid Biopsy/Liquid Profiling (Liquids) ist ein neuartiges Verfahren, bei dem Körperflüssigkeiten, wie beispielsweise Blut, Liquor oder Zystenpunktat, untersucht werden, um Informationen über eine Tumorerkrankung zu gewinnen. Hierzu werden beispielsweise in der Flüssigkeit befindliche, zirkulierende Tumorzellen (circulating tumor cells, CTC) oder zellfreie zirkulierende Tumor-Nukleinsäuren isoliert und es wird anhand hoch-sensitiver Verfahren versucht, tumorspezifische Mutationen nachzuweisen. Der Stellenwert dieses sehr neue Verfahren wird in Zukunft im Rahmen der Tumornachsorge und potentiell auch im Rahmen der Frühdiagnostik bei Tumoren noch weiter zunehmen. Erkrankung Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) 35.2 Kolorektales Karzinom (CRC) Erkrankung Kolorektales Karzinom (CRC) 35.3 Pankreaskarzinom Erkrankung Pankreaskarzinom 35.4 Malignes Melanom Erkrankung Malignes Melanom 35.5 Lungenkarzinom (NSCLC) Erkrankung Lungenkarzinom, nicht-kleinzellig (NSCLC) 35.6 Gliom Erkrankung Gliom OMIM-P 606764 OMIM-P C16, C17, C18, C19, C20 ICD-10 KIT PDGFRa 9, 11, 13, 17 12, 14, 18 Exon OMIM-Gen ICD-10 Gene Gene BRAF KRAS NRAS PIK3CA APC TP53 Exon 15 2-4 2-4 10, 21 1-16 4-9 OMIM-Gen Gene Exon OMIM-Gen Gene Exon OMIM-Gen Exon OMIM-Gen Exon OMIM-Gen 114500 C18, C19, C20 OMIM-P ICD-10 C25 GNAS KRAS OMIM-P ICD-10 C43 BRAF KIT NRAS GNAQ GNAS 15 9, 11, 13, 17 2-4 5 4 OMIM-P ICD-10 C34 Gene BRAF EGFR KRAS MET NRAS ERBB2 15 18-21 2-4 2, 14, 16, 19 2, 3, 4 8, 20 OMIM-P ICD-10 Gene 260350 155600 211980 137800 164920 173490 C71 Weitere Untersuchungen sind nach individueller Rücksprache möglich. IDH1 BRAF H3F3A 8-9 2-4 4 15 2 Pathologie 35.1 Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) 164757 190070 164790 171834 611731 191170 139320 190070 164757 164920 164790 600998 139320 164757 131550 190070 164860 164790 164870 147700 164757 601128 237 Companion Diagnostics an Tumormaterial 35. Companion Diagnostics Dr. med. Theo Kraus, Prof. Dr. med. B. Dockhorn-Dworniczak Als Companion Diagnostics bezeichnet man molekularpathologische Untersuchungen, die bei geplanter medikamentöser Therapie durchgeführt werden, um festzustellen, ob mit einem Therapieansprechen beim untersuchten Patienten zu rechnen ist. Liegen die entsprechenden molekularpathologischen Merkmale vor, so ist mit einem Ansprechen des Patienten auf eine gezielte medikamentösen Therapie zu rechnen. Therapie Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) AGI6780 Leukämie AGI5198 Glioblastom Bevacizumab Kolorektales Karzinom Binimetinib Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) Binimetinib Melanom Gene EGFR IDH1 IDH2 BRAF, KRAS, NRAS, PIK3CA BRAF, NRAS BRAF Cabozantinib Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) RET-Rearrangements Ceritinib Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) ALK1-Rearrangements, ROS1-Rearrangements Cabozantinib Cetuximab Schilddrüsenkarzinom Kolorektales Karzinom RET BRAF. KRAS, NRAS, PIK3CA BRAF Combimetinib Melanom Crizotinib Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) ALK1-Rearrangements, ROS1-Rearrangements Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) BRAF Combimetinib Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) Dabrafenib Melanom Dabrafenib Schilddrüsenkarzinom Dabrafenib Dasatinib Encorafenib Encorafenib Erlotinib Gefitinib Imatinib Melanom Melanom Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) BRAF BRAF BRAF KIT BRAF BRAF Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) EGFR, KRAS Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) KIT, PDGFRa Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) Imatinib Melanom Olaparib Ovarialkarzinom Nilotinib Melanom EGFR, KRAS KIT KIT BRCA1, BRCA2 Panitumumab Kolorektales Karzinom BRAF, KRAS, NRAS, PIK3CA Regorafenib Kolorektales Karzinom KRAS Sunitinib Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) Regorafenib Selumetinib Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) Sunitinib Melanom Trametinib Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) Trametinib Trametinib Vandetanib Vemurafenib Vemurafenib 238 Erkrankung Afatenib KIT, PDGFRa KRAS KIT, PDGFRa KIT Melanom BRAF Schilddrüsenkarzinom BRAF Melanom BRAF Schilddrüsenkarzinom Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) KRAS RET BRAF HLA-Typisierung 36. HLA-Typsierung Dr. med. Kaimo Hirv, Dr. rer. nat. Barbara Bangol Die Typisierung von HLA-Merkmalen spielt eine bedeutende Rolle in der Transplantations- und Transfusionsmedizin sowie bei der Differenzialdiagnostik verschiedener Erkrankungen, die mit dem Vorhandensein bestimmter HLA-Allele assoziiert sind. Eine besondere Bedeutung kommt dem HLA-System bei der Auswahl von Blutstammzellspendern zu. Die allogene Transplantation von Knochenmark (KMT) oder peripheren Blutstammzellen (PBSCT) ist bei malignen Erkrankungen und Funktionsstörungen der blutbildenden Organe oft die einzige kurative Therapiemöglichkeit. Als allgemein anerkanntes Kriterium für eine erfolgversprechende Stammzelltransplantation gilt die Gewebeverträglichkeit von Spender und Empfänger, die anhand der Bestimmung der HLA-Merkmale beurteilt wird. Entsprechend der Richtlinien der EFI (European Federation for Immunogenetics) und DGI (Deutsche Gesellschaft für Immungenetik) ist dabei die Untersuchung von fünf HLA-Genen erforderlich, wobei als klinisch-biologisch relevant zur Zeit nur Exon 2 und 3 der HLAKlasse-I-Merkmale (HLA-A, -B, -C) bzw. Exon 2 der HLA-Klasse-II-Merkmale (HLA-DRB1, -DQB1) betrachtet werden. Auf die Analyse weiterer Exons oder Gene wird daher meist aus Zeit- und Kostengründen verzichtet. NGS-Technologien ermöglichen es inzwischen, die Sequenzierkapazitäten im Vergleich zu herkömmlichen Methoden (SBT, SSO) um ein Vielfaches zu erhöhen, so dass größere Genbereiche im Hochdurchsatz kostengünstig sequenziert werden können. Dank klonaler Amplifikation wird zudem eine deutlich bessere Auflösung der Ergebnisse erzielt. Besonders bei der Typisierung neu registrierter Blutstammzellspender können, aufgrund des hohen Probenaufkommens, die Vorteile der NGS-Technologien geltend gemacht werden. Transfusionsmedizin Auch bei vollständiger Übereinstimmung der untersuchten HLA-Merkmale können verschiedene Komplikationen, wie die Graft-versus-Host-Erkrankung (GvHD), ein Rezidiv der Grunderkrankung oder eine Transplantatabstoßung nach der Transplantation auftreten. Es ist möglich, dass Polymorphismen außerhalb der routinemäßig untersuchten Exons der HLA-Gene das Risiko einer GvHD oder eines Rezidivs beeinflussen. Auch andere, bislang nicht berücksichtigte HLA-Gene, z. B. HLA-DQA1, HLA-DPA1 könnten einen Einfluss auf die Transplantationsergebnisse haben. Diese zusätzlichen Informationen können zur optimierten Spenderauswahl führen und am Ende zur Verbesserung der Transplantationsergebnisse beitragen. Literatur European Federation for Immunogenetics (EFI) Standards, http://www.efiweb.eu/efi-committees/standardscommittee.html / Grumbt et al, Transfus Med Hemother 40:196 (2013) / Shiina et al, Tissue Antigens 80:305 (2012) / Finke et al, Biol Blood Marrow Transplant 18:1716 (2012) / Petersdorf et al, Sci Transl Med 4:144ra101 (2012) / Lind et al, Hum Immunol 71:1033 (2010) / Lee et al, Blood 110:4576 (2007) 239 36.1 Hochauflösende HLA-Typisierung Simultane Sequenzierung der Exons 2 und 3 der Merkmale HLA-A, -B, -C, -DRB1, -DQB1 und -DPB1 zur Auswahl geeigneter Blutstammzellspender und zur Registerspendertypisierung für die Aufnahme in die Blutstammzellspenderdatei. Abdeckung Gen OMIM-Gen HLA-B 142830 Exon 2, Exon 3 HLA-DRB1 142857 Exon 2, Exon 3 HLA-A HLA-C HLA-DQB1 HLA-DPB1 142800 142840 604305 142858 Exon 2, Exon 3 Exon 2, Exon 3 Exon 2, Exon 3 Exon 2, Exon 3 36.2 Ultrahochauflösende HLA-Typisierung Simultane Sequenzierung der kompletten Gene der klassischen HLA-Merkmale HLA-A, -B, -C, -DRB1, -DQA1, -DQB1, -DPA1 und -DPB1 sowie der nicht-klassischen HLA-Merkmale HLA-E, -F und -G zur Beurteilung der Gewebeverträglichkeit in der Transplantationsmedizin Gen OMIM-Gen HLA-B 142830 HLA-E 143010 HLA-A HLA-C 142800 142840 5'UTR* - 3'UTR 5'UTR - 3'UTR 5'UTR - 3'UTR 5'UTR - 3'UTR HLA-F 143110 5'UTR - 3'UTR HLA-DRB1 142857 5'UTR - 3'UTR (ohne Intron 1) HLA-G HLA-DQA1 HLA-DQB1 HLA-DPA1 HLA-DPB1 142871 146880 604305 142880 142858 *UTR, untranslatierte Region 240 Abdeckung 5'UTR - 3'UTR 5'UTR - 3'UTR 5'UTR - 3'UTR 5'UTR - 3'UTR 5'UTR - 3'UTR Mikrobiologie/Virologie 37. enteralis - Mikrobiom-Analyse (simultane Sequenzierung der Gesamtheit der enteralen Bakterien zur Erfassung von Fehlbesiedelungen) Dr. med. Hartmut Campe Die Mikrobiom-Analyse von Stuhlproben ist im enteralis-Test zu einem vollständigen Workflow von der Probennahme bis zum fertigen Ergebnisreport zusammengefasst. Informationen zum enteralis-Test finden Sie unter http://www.enteralis.de. Die Mikrobiom-Analyse einer Stuhlprobe ermöglicht die Beschreibung aller Bakterienarten und -gattungen, die den Dickdarm besiedeln. Die simultane Sequenzierung ist damit doppelt so umfassend wie die bis heute verwendeten kulturellen Verfahren, die nur die Hälfte der ca. 1.000 verschiedenen Arten des Darmmikrobioms nachweisen können. Diagnostische Aussagen erlaubt die enterale Mikrobiomanalyse über Verarmungen und zu Mengenverschiebungen der bakteriellen Arten und Gattungen (Fehlbesiedelungen), die z.B. Folgen einer pseudomembranösen Colitis bei Clostridium difficile Infektion führen oder Folgen einer Breitbandantibiose sein können. Bei refraktären C.difficile Infektionen wird immer öfter eine Fäkaltransplantation durchgeführt, deren therapeutischer Erfolg mit einer enteralen Mikrobiomanalyse überprüft und mit dem Nachweis der wiederhergestellten Diversität der enteralen Arten auch belegt werden kann. Mikrobiologie/Virologie Die Analyse liefert Aussagen über Artenreichtum (“alpha-diversity“), über die quantitative Zusammensetzung des Mikrobioms (auf Phylumebene), über einen Vergleich (“beta-diversity“) des analysierten Mikrobioms mit einem Kollektiv Gesunder (Kollektiv aus dem Human Microbiome Project) und stellt die Ergebnisse interaktiv in einem Krona-Diagramm (Ausschnitt) dar: Literatur van Nood et al, N Engl J Med; 368(5): 407 (2013) 241 38. HIV/HCV Genotypisierung und Resistenztestung (Ultratiefe Sequenzierung von HCV/HIV RNA zur frühzeitigen Entdeckung von Therapieresistenzen) Dr. med. Hartmut Campe Die genotypische Resistenztestung von HIV mittels Sanger-Technologie ist ein therapiebegleitendes Standardverfahren. Die genetische Information der Reversen Transkriptase, der Protease und der Integrase werden auf Resistenz-vermittelnde Mutationen untersucht und die Wirksamkeit der Medikamente aus den entsprechenden Klassen mit gängigen Algorithmen (Stanford, HIV-Grade,…) überprüft. Die ultratiefe Sequenzierung kann Subpopulationen resistenter Viren sensitiver erfassen als es mit der Populations-basierten Sangermethode möglich ist. Dem behandelnden HIV-Schwerpunktarzt ermöglichen diese Informationen die Wahl zwischen Standardempfehlungen auf der Basis des Populationsniveaus und einer weiter individualisierten Therapie unter Rücksichtnahme auf minoritäre Viruspopulationen. Die gleiche Vorgehensweise etabliert sich derzeit für die Resistenzanalysen der neuen Therapeutika (DAAs; direct acting agents) gegen chronische HCV-Infektionen. Zielregionen sind NS3, NS4 und NS5. Außerdem spielt bei der Therapieauswahl die exakte Bestimmung des HCV-Genotyps, die mit NGS ebenfalls möglich ist, unverändert eine große Rolle. Bei der Diagnostik von Therapieresistenzen gegen eine virustatische Behandlung ist es wichtig, möglichst frühzeitig mutante Viruspopulationen zu identifizieren. Die Erkennung minorer, resistenter Populationen ist nur durch ultratiefes NGS möglich. Erkrankung HIV HCV 242 Gene reverse Transkriptase Protease Integrase NS3 Amplicons wichtigste Resistenzmutationen 2 2 1 1 M184VI, K65R, L74VI, T215YF, K103NS I47A, I50L, I84V, N88S T66IAK, Y143CRH, Q148HRK Q80K Laboratoriumsmedizin 39. cf-DNA-Analyse Dr. med. Hanns-Georg Klein Die Laboratoriumsmedizin beschäftigt sich als klassisches Querschnittsfach mit der Analyse bzw. der Zusammensetzung von Bestandteilen (zellulären Bestandteilen, Proteinen, klinisch-chemischen Kenngrößen, Produkten des Intermediärstoffwechsel etc.) in verschiedenen Körperflüssigkeiten (Blut, Plasma, Serum, Urin, Liquor, flüssiges Punktat etc.) des Menschen. Die Analyse von humanen Nukleinsäuren aus den genannten Kompartimenten hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen und wurde durch technische Errungenschaften wie das Next Generation Sequencing (NGS), aber auch durch die Kombination von digitaler PCR mit durchflußzytometrischen Verfahren (sog. BEAMing-Technologie, Sysmex Ltd. Japan) revolutioniert. Die Bedeutung von NGS in der Laboratoriumsmedizin erschließt sich vor allem durch 1. die Analyse von somatischen Mutationen (molekularen Signaturen) in pathologisch veränderten kernhaltigen Zellen des Blutkreislaufs oder Knochenmarks, z.B. in der Leukämie-Diagnostik, 2. die Untersuchung von zellfreier DNA, die durch den programmierten Zelltod in den Blutkreislauf abgegeben wurde, z.B. zellfreie Tumor-DNA (ct-DNA), 3. die Sequenzierung von nukleinsäurehaltigen Vesikeln (Exosomen) oder 4. die Analyse von micro- und small-interfering RNA (miRNA, siRNA). Schematische Darstellung eines Blutgefäßes mit seinen physiologischen zellulären Bestandteilen (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten) sowie untergehenden Zellen z.B. einer Neoplasie, wodurch zellfreie Tumor-DNA (ct-DNA) freigesetzt wird (Halbwertszeit im Blut ca. 30 min). Somatische molekulare Signaturen Laboratoriumsmedizin Der Nachweis von somatischen Mutationen in leukämischen Zellen hat inzwischen seinen festen Platz in der Routineanalytik gefunden. Während die gezielte Diagnostik und das Follow-up (Minimal Residual Disease) nach wie vor häufig mit PCR-basierten Verfahren durchgeführt werden (real-time PCR, digitale PCR), kommt den NGS-Technologien bei dem Nachweis von somatischen Neumutationen (Driver- oder Resistenz-Mutationen) eine entscheidende Rolle zu. Im Gegensatz zur herkömmlichen Sanger-Sequenzierung einzelner Gene (Nachweisgrenze für Mosaike ca. 30%), ermöglicht NGS die rasche und kostengünstige parallele Untersuchung eines Panels von 30 - 50 Leukämie-assoziierten Genen mit einer Nachweisgrenze von < 1% (in Abhängigkeit von der gewählten Abdeckung). Hierdurch können Neumutationen und das Entstehen autonomer Zellklone frühzeitg erkannt und einer individuellen Therapie zugeführt werden. “Cancer“-Panels s. auch Kapitel Molekulare Onkologie. 243 ct-DNA Die Analyse von zellfreier Tumor-DNA (ct-DNA) betrifft die Diagnostik und das Follow-up von soliden Tumoren. Für die Zieldiagnostik eignen sich als derzeit sensitivste Verfahren die real-time PCR und die digitale PCR (in Kombination mit Durchflusszytometrie auch BEAMing-Technologie, Sysmex). NGS-Technologien kommen auch hier zum Einsatz, um frühzeitig Neumutationen, vor allem im Zusammenhang mit Therapieresistenzen zu detektieren. So ist z.B. beim malignen Melanom (etwa 18.000 Neuerkrankungen p.a.) bei ca. 50% der Patienten die BRAF p. V600E/E-Mutation nachweisbar. Nur bei Vorliegen dieses Genotyps spricht eine zielgerichtete Therapie mit BRAF-Inhibitoren (z.B. Vemurafenib) an. Durch Tumorheterogenität kommt es jedoch zur Selektion von Subklonen und zur Resistenzentwicklung, wodurch die therapeutische Strategie geändert werden muss (z.B. zusätzliche Gabe eines MEK-Inhibitors, s. auch COMBI-s Studie). Resistenzmutationen sind häufig lange (bis zu 6 Monate) vor einem Progress des Tumors nachweisbar (s. z.B. RAS-Mutationslast bei metastasiertem Darmkrebs, FIRE-4-Studie). Die Vorteile des Plasma Profilings von ct-DNA sind 1. Schnellere Verfügbarkeit der molekulargenetischen Ergebnisse (s. auch Molekularpathologie) 2. Vermeidung einer Punktion/Intervention 3. Vermeidung von “Sampling Bias“ Exosomen Exosomen sind kleine, im Durchmesser etwa 30 - 100 nm Vesikel, die sowohl von kernhaltigen Zellen des Blutkreislaufs wie auch von Zellen des Nervensystems oder Tumorzellen ins Blut abgegeben werden. Exosomen entstehen über Endozytose/Endosomen und enthalten Proteine und Nukleinsäuren. Exosomen wurden erst kürzlich als diagnostisch relevantes Kompartiment erkannt, da v.a. Tumore Exosomen in großem Ausmaß sezernieren. Aufgrund ihrer Interaktion mit dem Immunsystem könnten Exosomen in Zukunft auch für die Tumorvakzinierung eine wichtige Rolle spielen. Derzeit werden exoRNA-basierte Liquid Biopsies/Profiling-Signatur-Tests für Prostata-Karzinom und Lungenkrebs entwickelt (Exosome Diagnostics, Martinsried). Neben PCR-basierten Verfahren ist auch hier der Einsatz von NGS eine sinnvolle Option. mi- und siRNA Sowohl microRNAs (miRNA) wie auch small-interfering RNAs (siRNA) sind am Prozess der RNA-Interferenz beteiligt (Nobelpreis 2006 an Andrew Fire und Craig Mello). Bei miRNA handelt es sich um eine Klasse von kleiner ca. 22 Nukleotide umfassenden nicht-kodierender RNA-Spezies, die von der Zelle gebildet werden und an der posttranskriptionellen Genregulation beteiligt sind. miRNA wird auch sezerniert, weshalb miRNA-Profile mittels RT-qPCR oder NGS erstellt werden können. miRNA-Signaturen sind sehr spezifisch für bestimmte Tumorarten und können aufgrund Ihrer regulatorischen Eigenschaften auch therapeutisch eingesetzt werden. siRNAs bestehen aus 20-25 Nukleotiden und entstehen ebenfalls intrazellulär, sind allerdings im Gegensatz zu miRNAs nicht genomisch codiert, sondern werden aus freier doppelsträngiger RNA (dsRNA) gebildet. siRNAs sind spezifischer bei der Zielerkennung und daher als therapeutischer Ansatz (Gene Silencing) von großem Interesse. siRNA profiling mittels RT-qPCR oder NGS kann ebenfalls diagnostisch eingesetzt werden, z.B. für das Therapie-Monitoring (zelluläre Antwort). Literatur Morelli MP et al, Annal Oncol 26:731 (2015) /Bettegowda, Transl Med (2014) /Diehl F, Nat Med 14:985, (2014) /Song Y et al, Nature 509:91 (2014) /Arroyo JD et al, PNAS 108:5003 (2011) /Théry C, Nature Rev Immunology 9:581 (2009) /Li M et al, Nature Methods 3:95 (2006) /Caby M-P et al, Int Immunol 17:879 (2005) /Novina CD et al, Nature 430:161 (2004) /Denzer K et al, J Cell Sci 113:3365 (2000) 244 Anforderung von molekulargenetischer Diagnostik bei GKV-Versicherten Wie bereits hinreichend bekannt, sind am 1. Juli 2016 in der gesetzlichen Krankenversicherung (nicht so in der GOÄ!) weitreichende Änderungen bei den humangenetischen Leistungen in Kraft getreten. Durch die Änderungen, die Kapitel 11.3 und 11.4 EBM betreffen, wurden Anpassungen an den Stand von Wissenschaft und Technik vorgenommen. Weiterhin wurde die Molekularpathologie (in-vitro-Diagnostik von tumorgenetischen Veränderungen) – auch im Zusammenhang mit der Indikationsstellung einer pharmakologischen Therapie – in ein eigenes Kapitel 19.4 EBM ausgegliedert (s. auch Deutsches Ärzteblatt, Jg. 113, Heft 16, 22.4.2016). Mit Inkrafttreten des überarbeiteten EBM für den Fachbereich Humangenetik (Kapitel 11) und Schaffung eines neuen Kapitels für Molekularpathologie (Kapitel 19) wird der Einsatz von NGS-Panels nun auch in der gesetzlichen Krankenversicherung bei den meisten Indikationen ermöglicht. Die Anforderung erfolgt wie bisher über den Überweisungsschein Muster 10. Einwilligung: Da bei humangenetischen Analysen genetische Eigenschaften untersucht werden, ist wie bisher die Aufklärung und eine schriftliche Einwilligung des Patienten erforderlich (Gendiagnostikgesetz, GenDG). Bei molekularpathologischen Analysen werden (erworbene) genetische Eigenschaften eines Tumors untersucht, weshalb das GenDG keine Anwendung findet. Ergibt sich jedoch der Verdacht auf eine familiäre Tumorerkrankung (z.B. aufgrund der Familienanamnese oder eines molekularpathologischen Befunds, der auf eine Keimbahnmutation hinweist), muss eine humangenetische Beratung angeboten werden. I. Humangenetik – die wichtigsten Änderungen nochmals im Überblick ü Beschränkung der DNA-Sequenzanalyse auf die Sanger-Methode entfällt, ü Ausnahmekennziffer 32010 muss nicht mehr angegeben werden, ü Gen-Panel-Untersuchungen sind in begrenztem Umfang möglich (bis 25 Kilobasen), ü Erweiterung der indikationsbezogenen Diagnostik monogener Erkrankungen in Kapitel 11.4.2 (neue Indikationen z.B. Noonan-, Marfan-, Ehlers-Danlos-Syndrom), ü Untersuchungen in Kapitel 11.4.2 sind abschließend (unter ein und derselben Verdachtsdiagnose im Krankheitsfall - d.h. innerhalb von 1 Jahr - keine weitere Diagnostik möglich), ü Beschränkung der Diagnostik syndromaler oder seltener Erkrankungen (Kapitel 11.4.3) auf Erkrankungen mit einer Häufigkeit von 1:2.000 oder seltener, ü Genehmigungspflicht von Mutationssuchen in mehr als 25 Kilobasen (GOP 11514) wurde vom ü ü ü ü Bundesministerium für Gesundheit (BMG) beanstandet. Gegen die Beanstandung hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) geklagt, ein Gerichtsurteil war bei Drucklegung noch nicht verfügbar. Bis auf Weiteres müssen daher große Sequenzierdiagnostiken (Panels >25 kb, Exome etc.) von der jeweiligen Krankenversicherung auf Antrag des Versicherten mit großem Aufwand genehmigt werden. Die Genehmigungsquote lag bei Drucklegung bei 10%, Pränataldiagnostik: Beschränkung molekulargenetischer Mutationssuche auf max. 10 Zielsequenzen (Kapitel 11.4.4), Pharmakogenetik: Untersuchungen zur Abklärung unerwünschter Arzneimittelwirkungen müssen vom Patienten selbst getragen werden (IGeL), unterliegen aber dem GenDG (Arztvorbehalt, Aufklärungs- und Einwilligungspflicht) (Ausnahme: M. Gaucher Typ 1, CYP2D6, s. Kap 32.2 EBM) Nachanalyse von Datensätzen nach frühestens 4 Jahren möglich. Große NGS-Panels können Varianten unklarer Signifikanz (VUS) aufweisen, die durch neue Erkenntnisse einer neuen Bewertung (Reklassifikation) bedürfen. Eine erneute bioinformatische Auswertung und Begutachtung erfolgt dabei ohne weitere Analytik. Seit 1.1.2017: die Durchführung und Abrechnung von Basisdiagnostik <25 kb (GOP 11513) und erweiterter Diagnostik > 25 kb (GOP 11514) ist nicht im gleichen Krankheitsfall bei gleicher Indikation möglich! Es gilt das Prinzip „entweder oder“ bzw. eine Wartezeit von 1 Jahr. In ausgewählten Fällen besteht die Möglichkeit nach Rücksprache und Erfüllung der Einschlusskriterien eine Forschungsanalyse im Rahmen der MIDAS-Studie (Multiple Integration and Data Annotation Study) durchzuführen. 245 246 Liste der Erkrankungen/Syndrome Absence-Epilepsie 137 aCML 219 Acrocallosales Syndrom 59 Acyl-CoA-Dehydrogenase-Mangel 118 Adams-Oliver Syndrom 89 ADPKD 157, 159, 192, 201, 202 Adrenogenitales Syndrom 211 Agammaglobulinämie 91 Ahornsiruperkrankung 211 Akromikrische Dysplasie 32, 33 Akute lymphatische Leukämie 220 Akute myeloische Leukämie 92, 216, 217 Alagille-Syndrom 85 Alexander-Syndrom 59 Allan-Herndon-Dudley-Syndrom 69 Alopezie 94, 95 Alpha-Thalassämie-X-chromosomale Intelligenzminderung-Syndrom 49, 69 Alport-Syndrom 144, 147 Alström-Syndrom 19, 189, 197 Alzheimer Erkrankung 120 AML 92, 216 Amsterdam-II-Kriterien 206 Amyotrophe Lateralsklerose 107 Anauxetische Dysplasie 95 Andersen-Tawil-Syndrom 116 Angeborene Fehlbildungen der Nieren und ableitenden Harnwege 144, 148 Angeborene Herzfehler 84 Angelman 46, 49, 64, 134 Anosmie 222 Antley-Bixler-Syndrom 40 Aortenaneurysma 35, 39 Aortenerkrankungen 26, 34, 35, 37 Aorteninsuffizienz 42 Aortopathien 26, 38 Apert-Syndrom 39, 40 ARPKD 157, 159 Arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie Arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie 73 Arterial Tortuosity Syndrom (ATS) 31, 34, 36, 37 Artiumseptumdefekte 163 Arts-Syndrom 69 ARVD 73 Asperger-Syndrom 49, 69 Ataxien 121, 133, 139, 170, 198 Ataxien mit Okulomotorischer Apraxie 122 Atrioventrikulärer Septum Defekt 86, 87, 88, 192 Atrium Septum Defekt 84, 87, 88 Atypische chronische myeloische Leukämie 219 Atypische Myotonia Congenita 116 Auditorische Neuropathie 168 Autismus 46, 48, 59, 69 Axenfeld-Rieger-Syndrom 89, 150 Baller-Gerold-Syndrom 40 Bannayan-Riley-Ruvalcaba-Syndrom 48, 49, 59 Bardet-Biedl-Syndrom 19, 21, 189, 192, 197 Barth-Syndrom 92, 93 Bartter Syndrom 168 Basalzellnävus-Syndrom 59 Beare-Stevenson Cutis Gyrata Syndrom 40 Beckwith-Wiedemann-Syndrom 56, 57, 59 Benigne familiäre Epilepsie 137 247 Bethlem-kongenitale Muskeldystrophie 109, 110 Bikuspide Aortenklappe, mit Risiko für Aortenstenose/-dilatation 27 Bindegewebs-/Aortenerkrankungen 26 Bindegewebserkrankungen 26, 28, 32, 37, 44 Biotinidase-Defizienz 211 Bloch-Sulzberger-Syndrom 69 Borjeson-Forssman-Lehmann-Syndrom 49, 69 Boucher-Neuhauser-Syndrom 125, 127 Brachydaktylie 32, 64 Brachyklinodaktylie 64 Branchio-oto-renales Syndrom 149, 168 Branchiootisches-Syndrom 168 Brittle Cornea Syndrom 1 (BCS 1) 31 Brugada-Syndrom 73, 75, 76 Brunner-Syndrom 69 Brustkrebs 205 CAKUT 144, 148, 159, 193, 195 Canavan-Krankheit 59 Cardio-Fazio-Cutanes-Syndrom 88, 161, 162, 163, 166 Carnitin-Acylcarnitin-Translokase-Defizienz 211 Carnitin-Palmitoyl-Transferase-Mangel 211 Carpenter-Syndrom 40 Catecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie (CPVT) 73, 76, 77 CD8-Mangel 95 CDG-Syndrom 51, 52, 177, 178 Central-Core-Myopathie 104, 113, 115 Cerebelläre Ataxie 123, 124, 125, 127 Ceroid Lipofuszinose 125, 127 CES/WES 17, 46, 213 cf-DNA-Analyse 243 Char-Syndrom 89 Charcot-Marie-Tooth-Erkrankung 107, 127, 131 CHARGE-Syndrom 49, 89 Chediak-Higashi-Syndrom 93 CHIME-Syndrom 56 Chorea-Huntington-ähnliche Erkrankungen 128 Chorea, hereditäre benigne 129 Choreatiforme Bewegungsstörungen 128 Choreoakanthocytose 129 Chronische lymphatische Leukämie 220 Chronische myeloische Leukämie 219 Chronische Neutrophilenleukämie 219, 221 Chudley-McCullough-Syndrom 168 CK-Syndrom 69 Coenzyme Q10 Defizienz 156 Coffin-Lowry Syndrom 69 Coffin-Siris-Syndrom 49, 53, 62 Cogan-Syndrom 153, 200 Cohen-Syndrom 49, 92, 93 Colitis 241 Companion Diagnostics 238 Core-Myopathien 104 Cornelia-de-Lange-Syndrom 46, 49, 54, 69, 89 Costello-Syndrom 59, 88, 162, 163, 164 Cowchock-Syndrom 69 Cranioektodermale Dysplasie 40 Crouzon-Syndrom 39, 40 Cutis laxa 27, 28, 34, 36, 37 Cystische Fibrose 98, 246 Danon-Krankheit 69 Dejerine-Sottas Erkrankung 132, 133 Dentatorubrale Pallidoluysische Atrophie 129 248 Denys-Drash Syndrom 149 DiGeorge Syndrom 87, Dilatative Kardiomyopathie (DCM) 19, 73, 77, 78 Distale Arthrogrypose 40 DNMT3A-Großwuchssyndrom 56 Difuse parechymatöse Lungenerkrankung (DPLD) 99 Dravet-Syndrom 49, 138, 141 Dünne Basalmembran Nephropathie 147 Dyserythropoetische Anämie 93 Dyskeratosis congenita 69 Dyskinesie, familiär mit Gesichts-Myokymie 129 Dystroglycanopathien 108, 111 Ebstein-Anomalie 84 Ehlers-Danlos-Syndrom 28, 34, Ehlers-Danlos-Syndrom Arthrochalasis Typ, 29 Ehlers-Danlos-Syndrom, vaskulärer Typ, 29 Eierstockkrebs 205 Ellis-van-Creveld-Syndrom 38, 89, 192, 189, 198 Emery-Dreifuß Muskeldystrophie 111 Entwicklungsstörungen 46 Epilepsien, 55, 66, 134, 143 Epilepsien mit erhöhter Therapierelevanz 137 Epileptische Enzephalopathie 49, 52, 64, 69, 138, 140, 178 Episodischen Ataxien 122 Essentielle Thrombozythämie 220 Exom-Sequenzierung 213 Fallot Tetralogie 84, 87, 88, 89, 192 Familiäre hemiplegische Migräne 138 Familiäre Hypercholesterinämie 179 Familiäre adenomatöse Polyposis 206 Familiäre Benigne Hämaturie 147 Familiäres Mamma- und Ovarialkarzinom 205 Fazioscapulohumerale Dystrophie 107 Fehlbildungen der ableitenden Harnwege 144, 148, 152 Fettstoffwechselstörungen 179, 180, 182 Fiebersyndrome 72 Fokal segmentale Glomerulosklerose 144, 150, 155, 156 Fokale dermale Hypoplasie 69 Fokale Epilepsien 139 Fragiles X 46, 224, 246 Fraser-Syndrom 149, 150, 151 Frontallappenepilepsie 134, 139 Frontotemporale Demenz 129 Frühkindliche epileptische Enzephalopathie 49, 52, 64, 69, 140, 178 Galaktosämie 211 Ganglioneuromatosen 209 Gardner-Syndrom 207 Gastrointestinale Polyposis-Syndrome 207 Gastrointestinale Stromatumoren 227, 237, 238 GATA2-Defizienz 93 GEFS+ 139 Geleophysische Dysplasie 32, 33 Gemischte Hyperlipoproteinämie 179, 181 Generalisierte Erythrodermie 94 Generalisierte juvenile myoklonische Epilepsien 143 Gliedergürtelmuskeldystrophien 108, 111 Glioblastom 231, 232, 238 Glutarazidurie 58, 59, 211 Glycerol-Kinase Defizienz 69 Glycosylphosphatidylinositol-Anker-Defekte 55 Glykogenose durch Glukose-6-Phosphatase-Mangel Typ b 92, 93 249 Glykogenose durch Phosphoglycerat-Kinase 1-Mangel 69 Glykogenspeichererkrankung 117, 118 GPI-Ankerdefekte 55, 56 Graft-versus-Host-Erkrankung (GvHD) 94, 239 Greig Cephalosyndaktylie-Syndrom 41 Greig-Syndrom 59 Griscelli-Syndrom 93 Großwuchs-Syndrome 46, 54, 56, 57 Großzellige granuläre Lymphozyten-Leukämie 221 Haarzellleukämie 221 Hamamy-Syndrom 41 Hämaturie 144, 147, 157, 184, 202 Hämochromatose 182, 183 Harnblasenkarzinom 231 Harnstoffzyklus-Defekte 183 Hartsfield-Bixler-Demyer Syndrom 41 Hennekam Lyphangieektasie-Lymphödem-Syndrom 41 Hepatosplenomegalie 94 Hereditäres diffuses Magenkarzinom 205 Hereditäre Hämochromatose 182 Hereditäre motorisch-sensorische Neuropathie 107, 131 Hereditäre neuralgische Amyotrophie 133 Hereditäre Neuropathien 131 Hereditäre periodische Fiebersyndrome 72 hereditäre sensible und autonome Neuropathie 131 Hereditäre Sphärozytose 45 Hereditäres nicht-polypöses Kolonkarzinom 206, 207 Hermansky-Pudlak-Syndrom 92, 93 Herzerkrankungen 73 Heterotaxie 86, 189, 192, 197, 198, 203 Heterotopie 31, 34, 36, 37, 69, 90, 99 HIV/HCV Genotypisierung 242 HLA-Typisierung 239, 240 HNPCC 206, 207 Holt-Oram-Syndrom 89 Hörverlust 21, 24, 42, 167, 174, 175 HPF-Syndrome 72 Hunter-Syndrom 66, 71 Huntington-ähnliche Erkrankung 129 Hydrocephalus durch Aquaedukt-Stenose 49, 69 Hydrolethalus-Syndrom 196 Hypalbuminämie 144, 155 Hyper-IgE wiederholtes Infektions-Syndrom 41 Hyper-IgE-Syndrom 95 Hyper-IgM-Syndrom 95 Hyperekplexie 129, 130, 141 Hyperelastizität der Haut 28 Hyperkaliämische periodische Paralyse 116 Hyperoxalurie 144, 159, 184 Hyperphosphatasie 55, 56, 59 Hyperphosphatasie mit mentaler Retardierung 55 Hypertrichose 53, 54 Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) 73, 80, 163, 165 Hypoalphalipoproteinämie 181 Hypobetalipoproteinämie 181, 182 Hypogonadismus 19, 189, 197, 222, 223, 224 Hypogonadotroper Hypogonadismus 222, 223 Hypokaliämische periodische Paralysen 105 Hypolipoproteinämien 179 Hypoplasie/Aplasie 53 Hypoplastisches Linksherz Syndrom Typ 2 87 HypoPP 105 IDCM 77, 78 250 Idiopathische, generalisierte Epilepsie 137, 143 IFAP-Syndrom 69 Ikterus 45 ILD 99 Immundefekt durch MAPBPIP-Defizienz 93 Immundefekt mit Magnesium-Defekt 95 Immundefekte 72, 91, 94, 95 Immundefizienz 95, 96 Intelligenzminderung 46, 48, 49, 54, 59, 65, 66, 69, 141 Interstitielle - / diffuse parenchymatöse Lungenerkrankungen 99, 100 Ionenkanalerkrankungen 73 Isovalerianazidämie 211 Jackson-Weiss Syndrom 41 Jervell-Lange-Nielsen-Syndrom 170 Jeune-/Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom 38, 39, 198 Jeune-Syndrom 38, 39, 189, 193, 198 Joubert-Syndrom 39, 125, 126, 153, 154, 189, 190, 193, 194, 196, 198, 199, 200, 201 Kabuki-Syndrom 57, 69, 89 Kallmann-Syndrom 222, 223 Kardiale Septumdefekte 89 Kardiale valvuläre Dysplasie 89 Kardio-fazio-kutanes-Syndrom 49,59 Kardiomyopathien 73, 83 Kartagener-Syndrom 86, 189, 195, 197, 203 Katarakt 23, 44, 147, 170 Keutel-Syndrom 89 Kingsmore Panel 212 Kleefstra-Syndrom 49, 89 Kleinhirnwurmaplasie 153, 189, 200 Kleinwuchs 32, 38, 61, 64, 163, 165, 189, 198 Knorpel-Haar-Hypoplasie 96 Kollagen-Typ-II-Erkrankungen 23, 44 Kolorektales Karzinom 206, 227, 228 Kombinierter Immundefekt 96, 97 Kongenitale Defekte der Glykosylierung 51, 177 Kongenitale Herzfehler 84, 87, 88 kongenitale kontrakturelle Arachnodaktylie 33, 37, 89 Kongenitale Muskeldystrophie 109, 110, 118 Kongenitale Myopathien 104, 113, 115 konotrunkale Defekte 84 Konotrunkale Malformationen 87, 88 Koolen-De Vries-Syndrom66 Kranio-Ektodermale Dysplasie 39, 193 Kraniofaziale Dysmorphien 59 Kraniosynostosen 33, 37, 39, 40, 44 Kreatin-Transporter-Mangel 69 Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom 38, 39, 189, 193, 169, 198 Kurzrippen-Thoraxdysplasie 41 Laron-Syndrom 96 Leber’sche hereditäre Optikusneuropathie 102 Lebersche kongenitale Amaurose 21 Leberzirrhose 182 Legius-Syndrom 162 Lenticonus anterior 144, 147 LEOPARD-Syndrom 88, 162, 164 Lesch-Nyhan-Syndrom 49, 69 Leukämie 60, 66, 92, 161, 165, 216, Leukoencephalopathie 122, 126, 127 LHON 102 Li-Fraumeni-Syndrom 205 LIG4-Syndrom 96 251 Lipin-1-Mangel 118 Liquid Biopsy/ Liquid Profiling 237 Lissenzephalie 66, 67, 69, 142 Loeys-Dietz-Syndrom 32, 33, 34, 36, 37, 41, 90 Long Chain-Acyl-CoA-Dehydrogenase Defizienz 211 Long-QT-Syndrom 73, 81, 82, 83 Lowe-Syndrom 69 Lujan-Fryns-Syndrom 33, 49, 59, 60, 66, 69, 70, 71, 90 Lungenerkrankungen 98 Lungenkarzinom 230, 237, 238 Luscan-Lumish Syndrom 59 Lymphadenopathie 94 Lymphom 221 Lymphoproliferatives Syndrom 96 Lynch-Syndrom 206 M. Alexander 58 M. Canavan 58 M. McArdle 118 M. Pompe 112, 118 M. Tarui 118 Mabry-Syndrom 55, 56, 59 Makroglossie 56 Makrozephalie 46, 48, 58, 59 Maligne Hyperthermie 105, 184, 185 Malignes Melanom 229, 230, 237 Manitoba-okulo-tricho-anales Syndrom 149, 151 Marfan-ähnliche Erkrankungen 33 Marfan-Syndrom 26, 32, 33, 34, 36, 37, 246 Marshall-Smith-Syndrom 57, 59 Marshall-Syndrom 24, 44 MASS-Phänotyp 32 Mastozytose 220 McLeod-Syndrom 129 Meacham-Syndrom 151 Meckel-Gruber-Syndrom 189, 193, 194, 199, 200 Medullär-zystische Nierenerkrankung 151, 159, 194 Medulläres Schilddrüsenkarzinom 209 Medulloblastom 234, 235 Megalenzephale Leukoenzephalopathie mit subkortikalen Zysten 59 Melanom 229, 230, 237, 238, MELAS 102 Melnick-Needles Syndrom 90 MEN-Syndrom 209, 210 Menkes-Syndrom 70 Mentale Retardierung 46 MERRF 102 MHC-Klasse-I- und II-Defekt 96 Mikrobiom-Analyse 241 Mikrophthalmie Typ Lenz 66, 71 Mikrophthalmie-Syndrom 41 Mikrozephalie 46, 49, 50, 61, 63, 65, 66, 69, 97, 141 Mitochondrial rezessives Ataxie Syndrom 126, 128 Mitochondrialer Komplex I-Defekt 60, 66, 71 Mitralklappenprolaps/ Mittelgesichtshypoplasie 23, 32, 44 Mittelketten-Acyl-CoA-Dehydrogenase Defizienz 211 MODY-Diabetes 185 Mohr-Tranebjaerg-Syndrom 66, 71 Morbus Waldenström 221 Mowat-Wilson-Syndrom 50, 64, 66, 90 MTP-Mangel 118 Muenke-Syndrom 39, 41 Muir-Torre-Syndrom 206 Mukopolysaccharidosen 66, 71, 186, 187 252 Mukoviszidose 98 Multiple Endokrine Neoplasien 209 Multiple kongenitale Anomalien-Hypotonie-Krampfanfälle-Syndrom 56, 60, 66, 71, 141 Multiple Lentigines 164 Muskelatrophien, spinale 106 Muskeldystrophie 31, 107, 109, 110, 111, 112, 116, 118 Muskeldystrophie Duchenne 107, 111, 112, 246 Muskeldystrophie, kongenitale, Typ Ullrich (UCMD1) 31 Muskelhypotonie 33, 53, 57, 117, 165, 198 MUTYH-assoziierten Polyposis 207 Myelodysplastisches Syndrom 92, 218 Myofibrilläre Myopathien 115 Myoklonische Epilepsie 102, 143 Myopathie 104, 109, 110, 113, 114, 115, 118, 132, 152, 184 Myopathien, myofibrilläre 5, 115 Myopie 23, 32, 44, 170 Myosinspeichermyopathie 114 Myotonia congenita Becker 116 Myotonie 105, 116 Nachtblindheit 21, 24, 175 Nance-Horan-Syndrom 50, 66, 71 Nebenschilddrüsenadenome 209 Nemaline Myopathie 104, 113, 115 neonatalis®211, 212 Nephronophthise 23, 38, 126, 153, 154, 189, 194, 198, 199, 200, 201, 204 Nephropathie 144, 147, 149, 153, 154, 194, 200 Nephrotisches Syndrom 149, 151, 155, 156 Netzhautablösung 23, 44 Neugeborenen-Screening 211, 212 Neurofibromatose Typ I 210 Neurofibromatose-Noonan-Syndrom 88, 161, 162, 165 Neuropsychiatrischen Erkrankungen 48 Neutropenie 72, 92, 93 Nicht-dystrophische/periodische Paralysen 116 Nicht-invasiver Pränataltest (NIPT) 225 Niemann-Pick-Erkrankung 126, 128 Nierenagenesie 148, 150, 151, 152 Nierenerkrankungen 144, 145, 146, 157, 159, 179, 189, 201, 202 Nierenfunktionsstörungen 189, 197 Niereninsuffizienz 144, 157, 184, 202 Non-compaction Kardiomyopathie 83, 84 Noonan-Syndrom 41, 50, 60, 66, 88, 161, 162, 164, 165, 166 Norrie-Krankheit 66, 71 OFD-Syndrom 189, 190, 201 Ogden-Syndrom 66, 71 Ohtahara-Syndrom 141 Okihiro Syndrom 90 Omenn-Syndrom 94, 95, 96 Omphalozele 56, 189 Opitz GBBB-Syndrom 41, 50, 66, 71 Oro-fazio-digitales Syndrom 159, 194, 195, 201 Osteogenesis Imperfecta 15, 42, 43 Osteoglophonische Dysplasie 41 Osteopathia Striata mit kranialer Sklerose 60, 66, 71 Ovarialdysgenesie 224 Ovarialkarzinom 205, 206, 229, 238, Pallister-Hall-Syndrom 60 Pankreasinsuffizienz 98 Pankreaskarzinom 228, 237 Pankreatitis 98, 160 Paragangliom 210, 236 Pelizaeus-Merzbacher-Syndrom 64, 66, 71 Pendred-Syndrom 170 253 Periodische Paralysen 105, 116 Periphere demyelinisierende Neuropathie 133 Periphere Neuropathie mit Corpus Callosum-Agenesie 133 Perlman-Syndrom 56, 57, 60, 66 Perrault-Syndrom 170 Persistierender Ductus arteriosus 87, 88 Peutz-Jeghers-Syndrom 208 Pfeiffer-Syndrom 39, 41 Phäochromozytom/Paragangliom 210, 236 Phelan-McDermid-Syndrom 50, 60, 64, 66 Phenylketonurie/Hyperphenylalaninämie 211 Phosphohydroxylysylurie 31 Phosphomanno-Mutase-Mangel 51, 177 Pierre-Robin-Sequenz 23, 44 Pitt-Hopkins ähnliches Syndrom 50, 66 Pitt-Hopkins-Syndrom 50, 64, 66 Plattenepithelkarzinomen 230 POF, premature ovarian failure 224 Poikilodermie 92, 93 Polyposis-Syndrom 208 Polyzystische Nierenerkrankung 144, 158, 159, 192, 202, 203 Polyzythämia Vera 219 Pontocerebelläre Hypoplasie 107 Porphyrien 187, 188 Pränataldiagnostik 225, 245 Prenatalis® 225 Primäre Coenzym Q10 Defizienz Typ 4 126, 128 Primäre Hypercholesterinämie 180 Primäre Hypertriglyceridämie 181 Primäre Hypertriglyceridämien 179 Primäre Myelofibrose 220 Primäre ziliäre Dyskinesie 86, 195, 196, 203, 204 Primäre Arrhythmiesyndrome 73 Progressive Muskeldystrophien (Typ Duchenne/Typ Becker) 111 Progressive Muskelschwäche 107 Progressive myoklonische Epilepsien 143 Proteinurie 144, 147, 155 Prune-Belly-Syndrom 149,151, 152 Pulmonale arterielle Hypertonie 100, 101 Pulmonalstenose 84, 164, 165 Purin-Nukleosid-Phosphorylase-Mangel 96 Pyruvat-Dehydrogenase E1-alpha-Mangel 68, 71 RASopathien 46, 84, 88, 161, 162, 163 Renale tubuläre Dysgenesie 144, 151, 153 Renpenning-Syndrom 50, 68, 71 Resistenztestung 242 Retikuläre Dysgenesie 96 Retinitis Pigmentosa 19, 21, 22, 23, 24, 125, 127, 153, 170, 175, 189, 197, 200, 204 Retinopathie 38, 189, 198 Rett-Syndrom 46, 48, 49, 50, 63, 64, 68, 69, 71, 134, 141, 142 Ritscher-Schinzel-Syndrom 60, 68, 71 Roberts-Syndrom 41 Robinow-Sorauf-Syndrom 41 Robinow-Syndrom 60,64, 65, 68 Rubinstein-Taybi-Syndrom 4, 65, 90 Saethre-Chotzen-Syndrom 39, 41 SC Phocomelie-Syndrom 41 Schilddrüsenkarzinom 209, 228, 229 Schleimhautneuromatosen 209 Schwartz-Jampel-Syndrom 116 Schwerhörigkeit 23, 24, 25, 53, 144, 147, 149, 164, 167, 168, 172, 173, 174, 175, Schwerhörigkeit/Taubheit, mitochondrial 174 Schwerhörigkeit/Taubheit, syndromal 174 254 SCID 94 Senior-Løken-Syndrom 21, 23, 153, 196, 200, 204 SERKAL-Syndrom 152 Shprintzen-Goldberg-Syndrom 33, 37, 41 Shwachman-Bodian-Diamond-Syndrom 92, 93 Simpson-Golabi-Behmel 56, 57, 60, 68, 71, 90 Skoliose 42, 63 Smith-Kingsmore Syndrom 60, †68 Smith-Lemli-Opitz-Syndrom 50, †68 Smith-Magenis-Syndrom 50, 66, †68 Sotos-Syndrom 50, 56, 57, 60, 68, 90 Spastische Ataxie 123, 124, 126, 128 Sphärozytose 45 Spinale Muskelatrophie 106, 107, 132, 246 Spinocerebelläre Ataxien 123, 124, 125, 126, 128, 129, 133 Splenomegalie 45 Sprachentwicklungsstörungen 66 Sprachstörung 139 Stargardt Erkrankung 21 Stickler-Syndrom 23, 24, 44, 46 Stiff-Skin-Syndrom 32, 33 Stoffwechselerkrankungen 177, 179, 182, 212 Stoffwechselmyopathien 117 Strukturmyopathien 104, 113, 115 Succinat-Semialdehyd-Dehydrogenase-Mangel 50, 64, 68 Supravalvuläre Aortenstenose 87, 88 Surfactant-Metabolismus 99, 100 T- und B-Zellimmundefekte 94, 95 T-Zell-Defizienz 97 TAAD 26, 34, 35, 38, 74, 90 TARP-Syndrom 68, 71, 90 Tatton-Brown-Rahman-Syndrom 56, 57, 61, 68 Taubheit 31, 44, 102, 124, 127, 167, 168, 170, 171, 172, 173, 174 Taubheit, mitochondrial 171, 172, 174 Temporallappenepilepsie 139 Thanatophore Dysplasie 41 Thorakale Aortenerkrankungen 34 Thorakale Aortenerweiterung mit dem Risiko der Aortendissektion 36 Timothy-Syndrom 50 Tinnitus 42 Townes-Brocks Syndrom 90, 149, 151, 152 Trigonozephalie 41 Trisomie 225 TSC2/PKD1 Contiguous Gene Syndrome 157, 202 Tuberöse Sklerose 50, 134, 215 Tubulinopathien 66, 67 Tumoren des Zentralen Nervensystems 231 Turcot-Syndrom 207, 208 Überstreckbarkeit der Gelenke 28 Ullrich kongenitale Muskeldystrophie 109, 110 Ulnar-mammary Syndrom 90 UMOD-assoziierte Nierenerkrankung 152, 196 Urofaziales Syndrom 149, 152 Urolithiasis 144, 184 Usher-Syndrom 21, 24, 25, 40, 168, 169, 170, 171, 175, 176 Van Den Ende-Gupta-Syndrom 41 Velokardiofaziales Syndrom 87, 88 Ventrikulärer Septum Defekt 87, 88 Very Long Chain-Acyl-CoA-Dehydrogenase Defizienz 211 Vorzeitige Ovarialinsuffizienz 224 255 Wachstumsstörungen 46 Weaver-Syndrom 56, 57, 61 Weill-Marchesani-Syndrom 32, 33, 90 WHIM-Syndrom 93 Whole-Exome-Analyse 46 Wilms-Tumor, isoliert 152 Wilson-Turner mentales Retardierungs-Syndrom 68, 71 Wolfram-ähnliches Syndrom 171 Wolfram-Syndrom 168, 171 X-Gebundene Mentale Retardierung 68 Zerebrale Hämorrhagie 31 Zerebrale Mikroangiopathie 31 Ziliopathien 12, 23, 38, 153, 157, 189, 190, 191, 192, 198, 199, 200, 202, 204 Zirkulierende Tumorzellen 237 256 257 258 Genliste AARS 131, 132, 136, 140, 142 ABCA1 180, 181, 182 ABCA3 99, 100 ABCA4 21, 30, 34 ABCB7 121, 125, 127 ABCC8 185, 186 ABCC9 72, 76, 78, 79 ABHD12 121, 128, 167, 170, 173 ABL1 219, 220 ACADM 211 ACADVL 104, 117, 118, 211 ACE 146, 148, 151, 153 ACSL4 68, 70 ACTA1 104, 113, 114 ACTA2 34, 35, 36, 146, 148, 149, 151, 152 ACTC1 72, 78, 80, 81, 83, 84, 85, 87, 88 ACTG1 167, 168, 173 ACTG2 146, 148, 152 ACTN2 72, 78, 79, 80, 81 ACTN4 146, 155, 156 ACVR1 232, 234 ACVR2B 85, 86, 191, 192, 198 ACVRL1 100, 101 ADA 94, 95, 96 ADAMTS2 29, 30 ADAMTS10 85, 89, 90 ADAMTSL4 33 ADCK3 121, 126, 127, 128 ADCK4 146, 155, 156 ADCY1 167, 170, 173 ADCY5 128, 129 ADGRG1 121, 127 ADGRV1 25, 30, 136, 138, 139, 167, 171, 174, 175 AFG3L2 121, 123, 124, 126 AGK 104, 117, 118 AGT 146, 148, 151, 153 AGTR1 146, 148, 151, 153 AGTR2 68, 70 AGXT 146, 159, 184 AHI1 121, 125, 127, 146, 153, 154, 191, 193, 194, 199, 201 AIFM1 68, 69 AK2 95, 96 AKAP9 72, 82, 83 AKT1 232, 234 AKT3 58, 59 ALAD 187 ALAS2 188 ALDH5A1 48, 50, 63, 64, 68 ALDH7A1 136, 137, 138 ALDH18A1 27, 29 ALDOA 104, 117, 118 ALG1 51, 52, 177, 178 ALG11 51, 52, 177, 178 ALG12 51, 52, 177, 178 ALG13 51, 52, 68, 69, 136, 137, 138, 140, 142, 177, 178 ALG2 51, 52, 177, 178 ALG3 51, 52, 177, 178 ALG6 51, 52, 177, 178 ALG8 51, 52, 177, 178 ALG9 51, 52, 177, 178 ALK 230 ALK1 101, 230, 238 ALMS1 19, 20, 30, 34, 189, 191, 192, 197 ALX4 40, 41 AMER1 58, 60, 66, 68, 71 ANGPTL3 180, 181, 182 ANK1 45 ANK2 72, 82, 83 ANKRD1 72, 78, 79, 80, 81 ANKS6 146, 153, 154, 191, 194, 201 ANLN 146, 155, 156 ANO5, 111 ANO10 121, 126 ANOS1 146, 148, 150, 151, 152, 222, 223 AP1S2 48, 50, 68, 70 AP3B1 93 AP3B2 136, 140, 142 APC 208, 237 APOA1 180, 181, 182 APOA5 180, 181, 182 APOB 179, 180, 181, 182 APOC2 180, 181, 182 APOE 180, 181, 182 APOL1 146, 155, 156 APP 120 APPL1 185, 186 APTX 121, 122, 125 ARG1 183, 184 ARHGAP24 146, 155, 156 ARHGAP31 85, 89 ARHGDIA 146, 155, 156 ARHGEF6 68, 70 ARHGEF9 68, 69, 136, 140, 141 ARHGEF10 131, 132 ARHGEF15 136 ARID1A 53, 54 ARID1B 53, 54 ARL13B 121, 125, 127, 191, 193, 199 ARL6 19, 20, 22, 30, 34, 191, 192, 197 ARMC4 191, 195, 204 ARSA 128 ARSB1.6 186 ARV1 136, 140, 142 ARX 48, 49, 63, 64, 68, 69, 136, 140, 141 ASAH1 104, 106, 107 ASL 183, 184 ASPA 58, 59 ASPM 61, 62 ASS1 183, 184 ASXL1 216, 217, 218, 219, 220 ATL1 131, 132 ATM 121, 127, 128, 205, 206 ATN1 128, 129 ATP1A2 136, 138 ATP6AP2 68, 70 ATP6V0A2 27, 29 ATP6V1A 29 ATP6V1E1 29 ATP7A 68, 70, 104, 106, 107, 131, 132 ATP8A2 121, 125, 127 ATRX 48, 49, 68, 69, 232, 234 ATXN1 121, 128, 129 ATXN2 104, 121, 128, 129 ATXN3 121, 128, 129 ATXN7 121, 128, 129 ATXN10 121, 125, 126, 127, 153, 154, 191, 194, 199,201 AUTS2 48, 49, 64 259 B3GALNT2 104, 108, 109, 110 B3GALT6 29, 30 B4GALT1 51, 52, 53, 177, 178, 179 B4GALT7 29, 30 B4GAT1 108, 109, 110 B9D1 191, 194, 199, 200 B9D2 191, 194, 200 BAG3 72, 78, 79, 104, 115, 131, 132 BBIP1 19, 20, 30, 34, 191, 192, 197 BBS1 19, 20, 30, 34, 191, 192, 197 BBS2 19, 20, 30, 34, 191, 192, 197 BBS4 19, 20, 30, 34, 191, 192, 197 BBS5 19, 20, 30, 34, 191, 192, 197 BBS7 19, 20, 30, 34, 191, 192, 197 BBS9 19, 20, 30, 34, 191, 192, 197 BBS10 19, 20, 30, 34, 191, 192, 197 BBS12 19, 20, 30, 34, 191, 192, 197 BCKDHA 211 BCKDHB 211 BCOR 66, 68, 71, 216, 217, 218 BDNF 63, 64 BDP1 167, 170, 173 BEST1 22, 30, 34 BGN 34, 36, 37 BICC1 146, 148, 151, 158, 159, 191, 196, 202, 203 BICD2 104, 106, 107 BIN1 104, 113, 114 BIRC3 220 BLK 185, 186 BLNK 91, 92 BMP1 43 BMP4 40, 41, 146, 148, 149, 151, 152, 158, 159, 191, 193, 202, 203 BMP6 182, 183 BMP7 146, 148, 149, 152 BMP9 101 BMP15 224 BMPR1A 208 BMPR1B 101 BMPR2 85, 87, 100, 101 BRAF 48, 49, 50, 58, 59, 60, 85, 88, 161, 162, 163, 164, 165, 166, 216, 217, 218, 221, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 234, 237, 238, 244 BRAT1 136 BRCA1 205, 206, 229, 238, 247, 249 BRCA2 205, 206, 228, 229, 238, 247, 249 BRWD3 58, 59, 68, 70 BSCL2 104, 106, 107, 131, 132 BSND 167, 168, 170, 173, 174 BTD 211 BTK 91, 92, 220 C10orf2 104, 117, 118 C1R 29, 31 C1S 29, 31 C21orf59 191, 195, 204 C2CD3 191, 194, 201 C2orf71 22, 30, 34 C5orf42 121, 125, 126, 127, 191, 193, 194, 199, 200, 201 C8orf37 22, 30, 34 C9orf72 129 CA4 21, 30, 34 CA8 68, 121, 125, 127 CABP2 167, 171, 173 CACNA1A 121, 122, 123, 124, 136, 138, 140, 142 260 CACNA1C 48, 50, 68, 72, 75, 76, 82, 83 CACNA1G 121, 123, 124 CACNA1H 136, 137 CACNA1S 104, 105, 116, 185 CACNA2D1 72, 76 CACNB2 72, 75, 76 CACNB4 121, 122, 123, 124, 136, 143 CAD 51, 52, 53, 136, 140, 142, 177, 178, 179 CALM1 72, 77, 82, 83 CALM2 82, 83 CALR 220 CALR3 72, 78, 80, 81 CAPN3 104, 111, 112 CASC5 61, 62 CASK 48, 49, 68, 69 CASQ2 72, 77, 78, 80, 81, 83, 84 CASR 136, 143, 160 CAV1 75, 100, 101, 105 CAV3 72, 78, 80, 81, 82, 83, 104, 111, 112 CBL 58, 60, 66, 85, 88, 161, 162, 165, 166, 216, 217, 218, 219 CC2D2A 121, 125, 127, 146, 153, 154, 191, 193, 194, 199, 200, 201 CCBE1 40, 41 CCDC22 58, 60, 68, 71 CCDC28B 19, 20, 30, 34, 191, 192, 197 CCDC39 191, 195, 204 CCDC40 191, 195, 204 CCDC50 167, 169, 173 CCDC65 191, 195, 204 CCDC78 104, 113, 114 CCDC88C 121, 123, 124 CCDC103 191, 195, 204 CCDC114 191, 195, 204 CCDC115 51, 52, 53, 177, 178, 179 CCDC151 191, 195, 204 CCND2 58, 59 CCNO 191, 195, 204 CCT5 131, 132 CD247 95, 96 CD2AP 146, 155, 156 CD3D 95, 96 CD3E 95, 96 CD3G 95, 96 CD40 95 CD40LG 95 CD79A 91, 92 CD79B 91, 92 CD8A 95 CDC14A 167, 171, 173 CDC5L 146, 148, 149, 152 CDH1 205, 206 CDH23 24, 25, 30, 34, 167, 169, 171, 173, 174, 175, 176 CDHR1 22, 30, 34 CDK5RAP2 61, 62 CDK6 61, 62 CDKL5 48, 49, 63, 64, 68, 69, 136, 140, 141 CDKN1B 209 CDKN1C 56, 57, 58, 59 CDKN2A 216, 217, 218, 228 CDKN2B 232, 234 CEACAM16 167, 168, 173 CEBPa 216, 217, 218 CEL 185, 186 CENPE 61, 62 CENPF 191, 195, 204 CENPJ 61, 62 CEP41 121, 125, 126, 127, 191, 193, 194, 199, 200 CEP83 146, 153, 154, 191, 194, 201 CEP104 191, 196, 199 CEP120 38, 39, 40, 41, 191, 193, 198 CEP135 61, 62 CEP152 61, 62 CEP164 146, 153, 154, 191, 194, 201 CEP290 19, 20, 23, 30, 34, 121, 125, 127, 146, 153, 154, 191, 192, 193, 194, 196, 197, 199, 200, 201, 204 CERKL 22, 30, 34 CERS1 136, 143 CFAP53 85, 86, 191, 192, 198 CFC1 85, 86, 191, 192 CFH 146, 155, 156 CFL2 104, 113, 114 CFTR 98, 160 CHCHD10 104, 106, 107 CHD1L 146, 148, 149, 152, 158, 159, 191, 193, 202, 203 CHD2 136, 140, 142 CHD7 48, 49, 85, 89, 222, 223 CHD8 48, 49, 58, 59 CHEK2 205, 206 CHKB 104, 108, 109, 110 CHRM3 146, 148, 149, 151, 152 CHRNA2 136, 137, 139 CHRNA4 136, 139 CHRNB2 136, 139 CHST14 29, 30 CIB2 25, 30, 34, 167, 169, 171, 173, 174, 175, 176 CIC 232, 234 CIITA 95, 96 CITED2 85, 87, 88 CLCN1 104, 116 CLCN2 121, 125, 126, 136, 137, 143 CLCN4 68, 70, 136 CLDN14 167, 169, 173 CLIC2 68, 70 CLIC5 167, 171, 173 CLN5 121, 125, 127 CLN6 121, 127 CLPB 93 CLPP 167, 170, 174 CLRN1 22, 25, 30, 34, 167, 171, 174, 175, 176 CNGA1 22, 30, 34 CNGB1 22, 30, 34 CNTN1 104, 113, 114 CNTNAP2 48, 50, 66 COCH 167, 168, 173 COG1 51, 52, 53, 177, 178, 179 COG4 51, 52, 53, 177, 178, 179 COG5 51, 52, 53, 177, 178, 179 COG6 51, 52, 53, 177, 178, 179 COG7 51, 52, 53, 177, 178, 179 COG8 51, 52, 53, 177, 178, 179 COL11A1 24, 30, 34, 44 COL11A2 24, 44, 167, 168, 169, 173 COL1A1 15, 29, 30, 34, 36, 37, 42, 43 COL1A2 29, 30, 42, 43 COL2A1 24, 30, 34, 44 COL3A1 29, 30, 34, 36, 37 COL4A1 31, 34, 147 COL4A2 31, 34 COL4A3 146, 147, 155, 156 COL4A4 146, 147, 155, 156 COL4A5 36, 37, 146, 147, 155, 156 COL4A6 147, 167, 171, 173 COL5A1 29, 30, 34, 36, 37 COL5A2 29, 30, 34, 36, 37 COL6A1 29, 31, 104, 108, 109, 110 COL6A2 29, 31, 104, 108, 109, 110 COL6A3 29, 31, 104, 108, 109, 110 COL9A1 24, 30, 34, 44 COL9A2 24, 30, 34, 44 COQ2 146, 155, 156 COQ6 146, 155, 156 CORO1A 95 CPA1 160 CPA6 136, 138, 139 CPOX 187 CPS1 183, 184 CPT1A 211 CPT2 104, 117, 118, 211 CRB1 21, 30, 34 CRB2 146, 155, 156 CREBBP 65, 85, 89, 90 CRELD1 85, 86, 191, 192, 198 CRTAP 42, 43 CRYAB 72, 78, 79, 80, 81, 104, 115 CRYM 167, 170, 173 CSF2RA 99, 100 CSF2RB 99, 100 CSF3R 93, 219 CSPP1 38, 39, 121, 125, 126, 127, 191, 193, 198, 199, 200 CSRP3 72, 78, 79, 80, 81 CSTB 136, 143 CTDP1 131, 132 CTNNB1 64, 232, 234, 235, 236 CTRC 160 CUBN 146, 155, 156 CUL4B 58, 60, 68, 70 CUX1 216, 217, 218 CXCR4 93, 221 CYP21A2 211 DACH1 146, 148, 150, 152 DAG1 104, 108, 109, 110, 111, 112 DARS2 121, 125, 126, 127 DBT 211 DCDC2 153, 154, 167, 170, 173, 191, 196, 201 DCLRE1C 94, 95, 96 DCTN1 131, 132 DCX 68, 69, 136, 140, 142 DDOST 51, 52, 177, 178 DDX3X 68, 70, 232, 234, 235, 236 DDX59 191, 194, 201 DENND5A 136, 140, 142 DEPDC5 136, 139 DES 78, 81, 111, 115 DFNA5 167, 168, 173 DFNB31 25, 34 DFNB59 167, 170, 173 DGKE 146, 155, 156 DGUOK 104, 117, 118 DHCR7 48, 50, 68 DHDDS 22, 30, 34 DIABLO 167, 169, 173 DIAPH1 167, 168, 173 DIAPH2 224 DIAPH3 167, 168, 173 261 DIS3L2 56, 57, 58, 60, 66 DKC1 68, 69 DLG3 68, 70 DMD 68, 72, 78, 79, 104, 111, 112 DNAAF1 191, 195, 204 DNAAF2 191, 195, 204 DNAAF3 191, 195, 204 DNAAF5 191, 195, 204 DNAH1 191, 195, 204 DNAH5 85, 86, 191, 195, 204 DNAH8 191, 195, 204 DNAH11 85, 86, 191, 195, 204 DNAI1 85, 86, 191, 195, 198, 204 DNAI2 191, 195, 204 DNAJB2 104, 106, 107 DNAJB6 104, 111, 112, 115 DNAJB13 191, 196, 204 DNAJC5 121, 123, 124 DNAL1 191, 195, 204 DNM1 136, 140, 142 DNM2 104, 113, 114, 131, 132 DNMT1 121, 123, 124, 127, 131 DNMT3A 56, 57, 58, 61, 68, 216, 217, 218, 220 DOCK6 85, 89 DOCK7 136, 140, 141 DOCK8 95 DOLK 51, 52, 177, 178 DPAGT1 51, 52, 177, 178 DPM1 51, 52, 177, 178 DPM2 51, 52, 177, 178 DPM3 51, 52, 177, 178 DPP6 48, 49, 64 DRC1 191, 195, 204 DSC2 72, 74, 75 DSE 29, 30 DSG2 72, 74, 75 DSP 72, 74, 75, 78, 79 DSPP 167, 169, 173 DSTYK 146, 148, 150, 151, 152 DTNA 85, 87 DUSP6 222, 223 DVL1 58, 60, 64, 65, 68 DVL3 58, 60, 64, 65, 68 DYNC1H1 64, 104, 106, 107, 131, 132 DYNC2H1 38, 39, 191, 193, 198 DYNC2LI1 38, 39, 191, 196, 198 DYRK1A 66, 136 DYSF 104, 111, 112 DYX1C1 191, 195, 204 EED 54, 56, 57 EEF1A2 64, 136, 140, 142 EEF2 121, 123, 124 EFEMP2 27, 29, 34, 36, 37 EFHC1 136, 137, 143 EFNB1 40 EGFR 227, 230, 232, 234, 237, 238 EGR2 131, 132 EHMT1 48, 49, 85, 89 EIF2AK4 101 EIF2B1 121, 122, 125, 126 EIF2B2 121, 122, 125, 126 EIF2B3 121, 122, 125, 126 EIF2B4 121, 122, 125, 126 EIF2B5 121, 122, 125, 126 262 ELANA 219 ELANE 72, 92, 93 ELMOD3 167, 171, 173 ELN 27, 29, 34, 36, 37, 85, 87, 88 ELOVL4 121, 123, 124 ELOVL5 121, 123, 124 ELP4 136, 139 EMD 104, 111 EMILIN1 29, 31, 36, 37 EMP2 146, 155, 156 ENG 82, 100, 101 EOGT 85, 89 EP300 65, 85, 89, 90 EPB42 45 EPCAM 206, 207 EPM2A 136, 143 EPS8 167, 171, 173 EPS8L2 167, 171, 173 ERBB2 230, 237 ERF 40, 41 ESCO2 40, 41 ESPN 167, 169, 173 ESR1 224 ESRRB 167, 169, 173 ETFA 104, 117, 118 ETFB 104, 117, 118 ETFDH 104, 117, 118 ETV4 146, 148, 150 ETV5 146, 148, 150 ETV6 216, 217, 218 EVC 38, 39, 85, 89, 191, 192, 198 EVC2 38, 39, 85, 89, 191, 192, 198 EXOSC3 104, 106, 107 EXOSC8 104, 106, 107 EYA1 146, 148, 149, 152, 167, 168, 174 EYA4 167, 168, 173 EYS 21, 22, 30, 34 EZH2 56, 57, 58, 61, 68, 216, 217, 218, 219, 220 FAM134B 131, 132 FAM161A 22, 30, 34 FAM65B 167, 171, 173 FASN 136, 140, 142 FBLN5 27, 29, 36, 37 FBN1 15, 26, 32, 33, 34, 36, 37, 89, 90 FBN2 33, 36, 37, 85, 89 FBXL4 104, 117, 118 FBXO38 104, 106, 107 FBXW7 220 FECH 188 FEZF1 222, 223 FGD1 48, 50, 66, 68, 70 FGD4 131, 132 FGF8 222, 223 FGF12 136, 140, 142 FGF14 121, 123, 124 FGF17 222, 223 FGF20 146, 148, 151, 152 FGFR1 40, 41, 222, 223, 232, 234 FGFR2 40, 41, 232, 234 FGFR3 40, 41, 231 FHL1 104, 108, 109, 110, 111, 112, 115 FIG4 131, 132 FIGLA 224 FKBP10 42, 43 FKBP14 29, 30 FKRP 104, 108, 109, 110, 111, 112 FKTN 72, 78, 79, 104, 108, 109, 110, 111, 112 FLNA 29, 31, 34, 36, 37, 68, 69, 85, 89, 90, 99, 100 FLNC 104, 115 FLRT3 222, 223 FLT3 216, 217, 218 FLT3-ITD 216 FLT3-TKD 216 FLVCR1 121, 125, 127 FOXC1 85, 89, 146, 148, 150 FOXC2 146, 148, 150 FOXE3 34, 35, 36 FOXF1 99, 100 FOXG1 48, 50, 63, 64, 68, 136, 140, 141 FOXH1 85, 87, 88 FOXI1 167, 169, 170, 171, 173, 174 FOXL2 224 FOXN1 95 FOXP1 48, 49, 58, 59, 66, 85, 87 FOXP2 48, 50, 63, 64, 66, 68 FRAS1 146, 148, 149, 150, 151, 152, 158, 159, 191, 195, 202, 203 FREM1 40, 41, 146, 148, 149, 151, 152 FREM2 146, 148, 149, 150, 151, 152 FRRS1L 128, 136, 140, 142 FSCN2 22, 30, 34 FSHB 222, 223 FSHR 224 FTL 128, 129 FTSJ1 68, 70 FUBP1 232, 234 G6PC3 93 GAA 104, 111, 112, 117, 118 GABBR2 136, 140, 142 GABRA1 136, 137, 140, 141, 143 GABRB1 136, 140, 142 GABRB3 136, 137, 140, 142 GABRD 136, 138, 139, 143 GABRG2 136, 137, 138, 139 GAL 136, 139 GALNS 186, 187 GALT 211 GAN 131, 132 GARS 104, 106, 107, 131, 132 GAS8 191, 196, 204 GATA1 93 GATA2 93, 216, 217, 218 GATA3 146, 148, 149, 150, 152 GATA4 85, 87, 88 GATA5 27, 34, 35, 36, 85, 87, 88 GATA6 85, 87, 88 GBA2 121, 123, 125 GCDH 58, 59, 211 GCK 185, 186 GDAP1 131, 132, 133 GDF1 85, 86, 191, 192, 196, 198 GDF2 101 GDF9 224 GDI1 68, 70 GDNF 146, 148, 150 GFAP 58, 59 GFI1 93 GIPC3 167, 169, 173 GJA1 85, 87 GJB1 121, 127, 131, 132 GJB2 167, 168, 169, 170, 173 GJB3 167, 168, 173 GJB6 167, 168, 169, 173 GK 68, 69 GLA 146, 155, 156 GLB1 186, 187 GLI3 40, 41, 58, 59, 60 GLIS2 146, 153, 154, 191, 194, 201 GLRA1 129, 130 GLRB 121, 129, 130 GLUL 136 GM2A 128 GMPPB 104, 108, 109, 110, 111, 112 GNAO1 128, 136, 140, 141 GNAQ 68, 229, 230, 237 GNAS 216, 217, 218, 228, 229, 230, 237 GNRH1 222, 223 GNRHR 222, 223 GOSR2 121, 125, 127, 136, 143 GPC3 56, 57, 58, 60, 68, 71, 85, 89, 90 GPD1L 72, 76 GPHN 136, 140, 142 GPIHBP1 180, 181, 182 GPSM2 167, 168, 170, 173, 174 GREM1 146, 148, 150, 151, 152 GRHL2 167, 168, 173 GRHPR 146, 159, 184 GRIA3 58, 59, 68, 70 GRID2 121, 125, 126 GRIN2A 136, 139 GRIN2B 48, 49, 136, 140, 141 GRIN2D 136, 140, 142 GRIP1 146, 148, 150 GRM1 121, 125, 126 GRXCR1 167, 169, 173 GRXCR2 167, 171, 173 GUCA1B 22, 30, 34 GUF1 136, 140, 142 GUSB 186, 187 H3F3A 232, 234, 237 HADHA 104, 117, 118, 211 HADHB 104, 117, 118 HAMP 182, 183 HARS 25, 30, 34, 167, 171, 174, 175, 176 HAX1 93 HCCS 68, 69 HCFC1 68, 70 HCN1 136, 140, 141 HCN4 72, 76, 83, 84 HDAC4 136 HDAC8 54, 68, 69 HEPACAM 58, 59 HFE 182, 183 HFE2 182, 183 HGF 167, 169, 173 HGSNAT 186, 187 HIST1H3B 232, 234 HIST1H3C 232, 234 HJV 183 HLA 1, 3, 8, 239, 240 HMBS 187 263 HNF1A 185, 186 HNF1B 146, 148, 149, 150, 151, 152, 158, 159,185, 186, 191, 196, 202, 203 HNF4A 185, 186 HNRNPDL 104, 111, 112 HOGA1 146, 159, 184 HOMER2 167, 168, 173 HOXD10 131, 132 HPRT1 48, 49, 68, 69 HPSE2 146, 148, 149, 152 HRAS 58, 59, 85, 88, 162, 163, 164, 165, 228, 229, 232, 234 HS6ST1 222, 223 HSPB1 131, 132 HSPB3 131, 132 HSPB8 104, 106, 107, 131, 132 HSPG2 104, 116 HUWE1 58, 60, 66, 68, 71 HYAL1 186, 187 HYDIN 191, 195, 204 HYLS1 191, 196, 199 IDH1 216, 217, 218, 220, 231, 232, 234, 237, 238 IDH2 216, 217, 218, 220, 232, 234, 238 IDH3B 22, 30, 34 IDS 66, 68, 71, 186, 187 IDUA 186, 187 IFITM5 43 IFT27 19, 20, 30, 34, 191, 192, 197 IFT43 38, 39, 40, 191, 193, 198 IFT52 38, 39, 191, 196, 198 IFT74 19, 20, 191, 196, 197 IFT80 38, 39, 191, 193, 198 IFT122 38, 39, 40, 191, 193, 198 IFT140 38, 39, 40, 41, 191, 193, 198 IFT172 19, 20, 22, 30, 34, 38, 39, 146, 153, 154, 191, 192, 193, 194, 197, 198, 201 IGHM 91, 92 IGHMBP2 104, 106, 107, 131, 132 IGLL1 91, 92 IKBKAP 131, 132 IKBKG 68, 69 IKZF1 95, 96, 216, 217, 218 IL11RA 40, 41 IL17RD 222, 223 IL1RAPL1 68, 70 IL1RN 72 IL2RG 94, 95, 97 IL36RN 72 IL7R 95, 96 ILDR1 167, 169, 173 ILK 72, 78, 79 IMPAD1 40 IMPDH1 21, 30, 34 IMPG2 22, 30, 34 INF2 146, 155, 156 INHA 224 INPP5E 121, 125, 127, 191, 193, 199 INS 74, 157, 185, 186, 201, 210, 244 INVS 23, 30, 34, 146, 153, 154, 191, 194, 196, 201, 204 IQCB1 23, 30, 34, 146, 153, 154, 191, 194, 196, 201, 204 IQSEC2 63, 64, 68, 70, 136 IRX5 40, 41 ISPD 104, 108, 109, 110, 111, 112 ITGA3 146, 148, 149, 155, 156 264 ITGA7 104, 108, 109, 110 ITGA8 146, 148, 149, 151, 152 ITGB4 146, 155, 156 ITK 95, 96 ITPA 136, 140, 142 ITPR1 121, 123, 124 IVD 211 JAG1 85, 89 JAGN1 93 JAK2 219, 220 JAK3 94, 95, 96 JPH2 72, 78, 79, 80, 81 JUP 72, 74, 75 KANK1 146, 155, 156 KANK2 146, 155, 156 KANK4 146, 155, 156 KANSL1 66 KARS 131, 132, 167, 171, 173 KBTBD13 104, 113, 114 KCNA1 121, 122, 123, 124, 128, 129, 136, 139 KCNA2 63, 64, 136, 140, 142 KCNA5 101 KCNB1 136, 140, 141 KCNC1 136, 143 KCNC3 121, 123, 124 KCND3 72, 76, 121, 123, 124 KCNE1 72, 81, 82, 83, 167, 170, 173, 174 KCNE2 72, 81, 82, 83 KCNE3 72, 76, 82, 83 KCNE5 72, 76 KCNH2 72, 73, 76, 81, 82, 83 KCNH5 136 KCNJ2 72, 77, 82, 83, 104, 116 KCNJ5 72, 82, 83 KCNJ8 72, 76 KCNJ10 167, 169, 170, 174 KCNJ11 185, 186 KCNJ18 105, 116 KCNK3 100, 101 KCNMA1 136, 143 KCNQ1 72, 73, 81, 82, 83, 167, 170, 173, 174 KCNQ2 63, 64, 136, 137, 138, 140, 141 KCNQ3 136, 137 KCNQ4 167, 168, 173 KCNT1 136, 139, 140, 141 KCTD7 136, 143 KDM5C 48, 50, 66, 68, 70 KDM6A 57, 68, 69, 85, 89 KIAA0196 58, 60, 68 KIAA0556 191, 196, 199 KIAA0586 38, 39, 121, 125, 126, 127, 191, 193, 198,199 KIAA2022 68, 70 KIF14 191, 194, 200 KIF1B 131, 132 KIF1C 121, 123, 125, 126 KIF7 58, 59, 121, 125, 126, 127, 191, 193, 199 KISS1 222, 223 KISS1R 222, 223 KIT 13, 216, 217, 218, 219, 220, 227, 229, 230, 237,238 KIZ 22, 30, 34 KLF11 185, 186 KLHL7 22, 30, 34 KLHL40 104, 113, 114 KLHL41 104, 113, 114 KMT2D 57, 85, 89 KPTN 58, 59, 64 KRAS 40, 41, 58, 59, 60, 85, 88, 161, 162, 163, 165, 166, 216, 217, 218, 219, 227, 228, 229, 230, 232, 234, 237, 238 L1CAM 48, 49, 68, 69 LAMA2 104, 109, 110, 117, 118 LAMA4 72, 78, 79 LAMB2 146, 155, 156 LAMP2 68, 69, 72, 78, 79 LAMTOR2 93 LARGE 104, 108, 109, 110 LAS1L 68, 71 LCAT 180, 181, 182 LCK 95, 96 LDB3 72, 78, 79, 80, 81, 83, 84, 104, 115 LDHA 104, 117, 118 LDLR 179, 180, 182 LDLRAP1 179, 180, 182 LEFTY2 85, 86, 191, 192, 198 LGI1 136, 139 LHB 222, 223 LHCGR 224 LHFPL5 167, 170, 173 LIG4 95, 96 LIMS2 104, 111, 112 LIPC 180, 181, 182 LITAF 131, 132 LMNA 72, 73, 75, 77, 78, 79, 104, 111, 112, 131, 132 LMNB2 136, 143 LMOD3 104, 113, 114 LMX1B 146, 155, 156 LOH 157, 202 LOX 34, 35, 36 LOXHD1 167, 170, 173 LPIN1 104, 117, 118 LPIN2 72 LPL 180, 181, 182 LRIG2 146, 148, 149, 152 LRRC6 191, 195, 204 LRRC8A 91, 92 LRSAM1 131, 132 LRTOMT 167, 170, 173 LTBP4 27, 29 LYST 93 LZTFL1 19, 20, 30, 34, 191, 192, 197 LZTR1 58, 60, 66, 85, 161, 162, 166 MAGT1 95 MAK 22, 30, 34 MAOA 68, 69 MAP2K1 58, 59, 85, 88, 161, 162, 163, 166 MAP2K2 58, 59, 85, 88, 161, 162, 163, 166 MAPKBP1 153, 154, 191, 196, 201 MARS2 121, 123, 125, 126 MARVELD2 167, 169, 173 MAT2A 34, 35, 36 MAX 30, 34, 72, 104, 210, 236, 245 MBD5 48, 49, 66, 136 MBTPS2 68, 69 MCIDAS 191, 195, 204 MCPH1 61, 62 MECP2 48, 50, 63, 64, 68, 71, 136, 140, 142 MED12 33, 48, 49, 58, 59, 68, 69, 85, 89, 90 MED13L 85, 87 MED25 131, 132 MEDF12 33 MEF2C 48, 49, 63, 64, 136 MEFV 72 MEGF8 40 MEN1 209 MERTK 22, 30, 34 MET 167, 168, 173, 230, 232, 234, 237 MFAP5 34, 35, 36 MFN2 131, 133 MFSD2A 61, 62 MGAT2 51, 52, 53, 177, 178, 179 MGME1 104, 117, 118 MGMT 232, 234 MGP 85, 89 MID1 48, 50, 66, 68, 71 MIR182 171 MIR183 171 MKKS 19, 20, 30, 34, 191, 192, 197 MKS1 19, 20, 30, 34, 191, 192, 193, 197, 199, 200 MLC1 58, 59 MLH1 206, 207 MMP21 85, 86 MOGS 51, 52, 53, 177, 178, 179 MPDU1 51, 52, 177, 178 MPI 51, 52, 177, 178 MPL 220 MPV17 104, 117, 118 MPZ 131, 133 MRE11A 121, 125, 127 MSH2 206, 207 MSH6 206, 207 MSRB3 167, 170, 173 MSX2 40, 41 MT-ATP6 172 MT-ATP8 172 MT-CO2 172 MT-CO3 172 MT-COI 172 MT-CYB 172 MT-L2 172 MT-ND1 172 MT-ND2 172 MT-ND3 172 MT-ND4 172 MT-ND4L 172 MT-ND5 172 MT-ND6 172 MT-RNR1 172, 174 MT-RNR2 172 MT-TA 172 MT-TD 172 MT-TE 172 MT-TF 172 MT-TG 172 MT-TH 172 MT-TI 172 MT-TK 102, 172 MT-TL1 172 MT-TM 172 MT-TN 172 MT-TP 172 MT-TQ 172 265 MT-TR 172 MT-TS1 172, 174 MT-TS2 172 MT-TT 172 MT-TV 172 MT-TW 172 MT-TY 172 MTM1 104, 113, 114 MTMR14 104, 113, 114 MTMR2 131, 133 MTOR 58, 60, 68 MTPAP 121, 123, 125, 126 MTTP 180, 181, 182 MUC1 146, 148, 151, 158, 159, 191, 194, 202, 203 MUTYH 207, 208 MVK 72 MYBPC3 72, 78, 79, 80, 81, 83, 84 MYD88 220, 221 MYF6 104, 113, 114 MYH3 40 MYH6 72, 78, 79, 80, 81, 85, 87, 88 MYH7 72, 78, 79, 80, 81, 83, 84, 104, 113, 114 MYH9 146, 147, 155, 156, 167, 168, 170, 173, 174 MYH11 34, 35, 36, 85, 89, 90 MYH14 167, 168, 173 MYL2 72, 78, 79, 80, 81 MYL3 72, 78, 79, 80, 81 MYLK 34, 35, 36 MYLK2 72, 78, 79, 80, 81 MYO1E 146, 155, 156 MYO3A 167, 169, 173 MYO6 167, 168, 169, 173 MYO7A 24, 25, 30, 34, 167, 168, 169, 171, 173, 174, 175, 176 MYO15A 167, 169, 173 MYOT 104, 111, 112, 115 MYOZ2 72, 78, 79, 80, 81 MYPN 72, 78, 79, 80, 81 NAA10 66, 68, 71 NAGLU 186, 187 NAGS 183, 184 NARS2 167, 170, 173 NBN 205, 206 NDP 66, 68, 71 NDRG1 131, 133 NDUFA1 58, 60, 66, 68, 71 NEB 104, 113, 114 NEBL 72, 78, 79 NECAP1 136, 140, 141 NEFL 131, 133 NEIL1 146, 155, 156 NEK1 38, 39, 191, 193, 198 NEK2 22, 30, 34 NEK8 146, 153, 154, 191, 194, 201 NEUROD1 185, 186 NEXN 72, 78, 79, 80, 81 NF1 85, 161, 162, 165, 166, 210, 232, 234, 236 NF2 232, 234 NFIX 56, 57, 58, 59, 60 NGF 131, 133 NGLY1 51, 52, 177, 178 NHEJ1 95, 97 NHLRC1 136, 143 NHS 48, 50, 66, 68, 71 266 NIPA2 136, 137 NIPBL 48, 49, 54, 85, 89 NKX2-1 99, 100, 128, 129 NKX2-5 85, 87, 88 NKX2-6 85, 87 NLGN3 48, 49, 68, 69 NLGN4X 48, 49, 68, 69 NLRC4 72 NLRP3 72 NLRP12 72 NME8 191, 195, 204 NOBOX 224 NOD2 72 NODAL 85, 86, 191, 192, 198 NONO 58, 60, 68, 70 NOTCH1 27, 34, 35, 36, 85, 89, 220 NOTCH2 85, 89 NOTCH3 101 NPC1 121, 127, 128 NPC2 121, 125, 126, 127, 128 NPHP1 19, 20, 23, 30, 34, 121, 125, 127, 146, 153, 154, 191, 192, 194, 196, 197, 199, 200, 201, 204 NPHP3 23, 30, 34, 146, 153, 154, 191, 193, 194, 196, 200, 201, 204 NPHP4 23, 30, 34, 85, 86, 146, 153, 154, 191, 192, 194, 196, 198, 201, 204 NPHS1 146, 155, 156 NPHS2 146, 155, 156 NPM1 216, 217, 218 NPRL2 136, 139 NPRL3 136, 139 NR2E3 22, 30, 34 NR2F2 85, 87 NR5A1 224 NRAS 58, 60, 66, 85, 88, 161, 162, 165, 166, 216, 217, 218, 219, 227, 228, 229, 230, 232, 234, 237, 238 NRL 22, 30, 34 NRXN1 48, 50, 66 NS3 242 NSD1 48, 50, 56, 57, 58, 60, 68, 85, 89, 90 NSDHL 68, 69 NSMF 222, 223 NTNG1 63, 64 NTRK1 131, 133 OCRL 68, 69 OFD1 22, 30, 34, 56, 57, 58, 60, 68, 71, 121, 127, 146, 158, 159, 191, 193, 194, 195, 199, 201, 202, 203, 204 OPA1 121, 125, 126, 127, 128 OPHN1 48, 49, 68, 70 ORAI1 95 OSBPL2 167, 170, 173 OTC 66, 68, 71, 183, 184 OTOA 167, 169, 173 OTOF 167, 169, 173 OTOG 167, 170, 173 OTOGL 167, 170, 173 P2RX2 167, 170, 173 P3H1 43 P4HB 40 PAH 5, 100, 101, 211 PAK3 68, 70 PALP2 205 PAX2 146, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 154, 155, 156, 158, 159, 191, 194, 195, 201, 202, 203 PAX4 185, 186 PAX8 146, 148, 150 PCDH15 24, 25, 30, 34, 167, 169, 171, 173, 174, 175, 176 PCDH19 48, 49, 68, 69, 136, 140, 141 PCNT 61, 62 PCSK9 179, 180, 181, 182 PDE6A 22, 30, 34 PDE6B 22, 30, 34 PDE6D 121, 125, 126, 127, 191, 193, 199 PDE6G 22, 30, 34 PDE10A 128 PDGFRa 227, 237, 238 PDHA1 68, 71 PDSS2 146, 155, 156 PDX1 185, 186 PDYN 121, 123, 124 PDZD7 24, 25, 30, 34, 167, 171, 174, 175, 176 PEX2 121, 127 PEX10 121, 127 PFKM 104, 117, 118 PGAM2 104, 117 PGAP1 55, 56, 64 PGAP2 55, 56 PGAP3 55, 56 PGK1 68, 69 PGM1 51, 52, 177, 178 PHC1 61, 62 PHF6 48, 49, 68, 69, 216, 217, 218, 219, 220 PHF8 66, 68, 71 PHKA1 104, 117 PHKB 104, 117 PHYKPL 29, 31 PIGA 55, 56, 58, 60, 66, 68, 71, 136, 140, 141 PIGG 55, 56 PIGL 55, 56 PIGN 55, 56, 58, 60, 66 PIGO 55, 56 PIGT 55, 56, 58, 60, 66 PIGV 55, 56, 58, 59 PIGW 55, 56 PIGY 55, 56 PIK3AP1 136 PIK3CA 227, 228, 232, 234, 237, 238 PIK3R1 91, 92, 232, 234 PIK3R2 58, 59 PIK3R5 121, 122, 125 PITX2 85, 89 PKD1 146, 157, 158, 159, 190, 191, 192, 202, 203 PKD1L1 85, 86 PKD2 146, 157, 158, 159, 191, 192, 202, 203 PKHD1 146, 157, 158, 159, 191, 192, 201, 202, 203 PKP2 72, 74, 75 PLA2G6 121, 127, 128 PLCB1 136, 140, 141 PLCE1 146, 155, 156 PLCG2 220 PLEC 104, 111, 112, 115 PLEKHG5 104, 106, 107, 131, 133 PLN 72, 78, 79, 80, 81 PLOD1 29, 30, 34, 36, 37 PLOD2 43 PLOD3 29, 31 PLP1 63, 64, 66, 68, 71 PMM2 51, 52, 177, 178 PMP22 131, 133 PMS2 206, 207 PNKP 48, 50, 66, 121, 122, 125, 136, 140, 141 PNP 95, 96 PNPLA6 121, 125, 127 PNPO 136, 137, 138 PNPT1 167, 170, 173 POC1B 121, 125, 127, 191, 193, 199 POLG 104, 117, 118, 121, 125, 126, 127, 128, 136, 140, 142 POMGNT1 104, 108, 109, 110, 111, 112 POMGNT2 104, 108, 109, 110 POMK 104, 108, 109, 110, 111, 112 POMT1 104, 108, 109, 110, 111, 112 POMT2 104, 108, 109, 110, 111, 112 POR 40, 41 PORCN 68, 69 POU3F4 167, 171, 173 POU4F3 167, 168, 173 PPIB 43 PPOX 187 PPP1CB 58, 85, 88, 161, 162, 166 PPP2R5D 58, 59, 64 PQBP1 48, 50, 68, 71 PRCD 22, 30, 34 PRDM5 29, 31 PRDM8 136, 143 PRDM16 72, 78, 79, 83, 84 PRICKLE1 136, 143 PRICKLE2 136, 143 PRKAG2 72, 78, 79, 80, 81 PRKCG 121, 123, 124 PRKDC 95, 96 PRKG1 34, 35, 36 PRNP 121, 128, 129 PROK2 222, 223 PROKR2 222, 223 PROM1 22, 30, 34 PRPF3 21, 30, 34 PRPF31 21, 30, 34 PRPF4 22, 30, 34 PRPF6 22, 30, 34 PRPF8 21, 30, 34, 218 PRPH2 21, 30, 34 PRPS1 68, 69, 131, 133, 167, 171, 173 PRRT2 136, 137, 138 PRSS1 160 PRX 131, 133 PSEN1 120 PSEN2 120 PSMB8 72 PSTPIP1 72 PTCH1 58, 59, 232, 234, 235, 236 PTCH2 58, 59 PTCHD1 48, 49, 68, 69 PTEN 48, 49, 58, 59, 218, 232, 234 PTPN11 48, 50, 58, 60, 66, 85, 88, 161, 162, 164, 165, 166, 216, 217, 218, 232, 234 PTPRC 95, 96 PTPRO 146, 155, 156 PTPRQ 167, 170, 173 PYCR1 27, 29 PYGM 104, 117, 118 267 RAB23 40 RAB27A 93 RAB39B 48, 49, 58, 59, 68, 70 RAB7A 131, 133 RAD21 54, 216, 217, 218 RAD51C 205, 206 RAD51D 205, 206 RAF1 58, 60, 66, †72, 78, 79, 85, 88, 161, 162, 164, 165, 166 RAG1 94, 95, 96 RAG2 94, 95, 96, 97 RAI1 48, 50, 66, 68 RANBP2 136 RANGAP1 136, 140, 142 RANGRF 72, 76 RASA2 58, 60, 66, 85, 88, 161, 162, 165, 166 RASA3 60 RB1 232, 234 RBM10 68, 71, 85, 89, 90 RBM20 72, 78, 79 RBP3 22, 30, 34 RBPJ 85, 89 RDX 167, 169, 173 RECQL4 40 REEP1 104, 106, 107, 131, 133 RELN 136, 139 REN 146, 148, 149, 151, 153 RET 146, 148, 149, 150, 151, 152, 209, 210, 228, 229, 230, 236, 238 RFT1 51, 52, 177, 178 RFX5 95, 96 RFXANK 95, 96 RFXAP 95, 96 RGR 22, 30, 34 RHO 21, 30, 34 RHOH 95, 97 RIT1 58, 60, 66, 85, 88, 161, 162, 165, 166 RMRP 95, 96 RNF135 58, 59 RNF216 128 ROBO2 146, 148, 151, 152, 158, 159, 191, 193, 202, 203 ROGDI 136 ROM1 21, 30, 34 ROR2 58, 60, 64, 65, 68 ROS1 230, 238 RP1 21, 30, 34 RP2 21, 30, 34 RP9 21, 30, 34 RPE65 22, 30, 34 RPGR 21, 30, 34, 191, 196, 204 RPGRIP1 191, 196 RPGRIP1L 121, 125, 127, 146, 153, 154, 191, 193, 194, 199, 200, 201 RPS6KA3 68, 69, 70 RRAS 58, 60, †66, 85, 161, 162, 166 RRM2B 104, 117, 118 RSPH1 191, 195, 204 RSPH3 191, 195, 204 RSPH4A 191, 195, 204 RSPH9 191, 195, 204 RUNX1 216, 217, 218, 219, 220 RYR1 77, 104, 113, 114, 185 RYR2 72, 77 RYR3 136, 140, 142 268 S1PR2 167, 170, 173 SACS 121, 123, 125, 126, 127, 128 SAG 22, 30, 34 SALL1 85, 89, 90, 146, 148, 149, 151, 152 SALL4 85, 89, 90 SANS 176 SASS6 61, 62 SBDS 93 SBF2 131, 133 SCARB2 136, 143, 146, 155, 156 SCARF2 40, 41 SCN1A 48, 49, 136, 137, 138, 139, 140, 141 SCN2A 63, 64, 121, 122, 123, 124, 136, 137, 140, 141 SCN4A 104, 105, 116 SCN5A 72, 73, 75, 76, 78, 79, 81, 82, 83 SCN8A 63, 64, 136, 137, 140, 141 SCN9A 131, 133, 136, 138, 139 SCN10A 72, 75, 76 SCN1B 72, 76, 136, 138, 139 SCN2B 72, 76 SCN3B 72, 76 SCN4B 72, 82, 83 SDCCAG8 19, 20, 23, 30, 34, 146, 153, 154, 191, 192, 194, 196, 197, 201, 204 SDHA 210, 236 SDHAF2 210, 236 SDHB 210, 236 SDHC 210, 236 SDHD 210, 236 SEC24D 40 SEMA3A 222, 223 SEMA3E 85, 89 SEMA4A 22, 30, 34 SEPN1 104, 108, 109, 110, 113, 114 SEPT9 131 SERPINB6 167, 170, 173 SERPINF1 43 SERPINH1 43 SETBP1 64, 66, 219 SETD2 58, 59, 232, 234 SETX 121, 122, 125, 126, 128 SF3B1 216, 217, 218, 219, 220 SFTPB 99, 100 SFTPC 99, 100 SGCA 104, 111, 112 SGCB 104, 111, 112 SGCD 72, 78, 79, 104, 111, 112 SGCG 104, 111, 112 SGSH 186, 187 SH3TC2 131, 133 SHANK2 48, 49 SHANK3 48, 50, 58, 60, 63, 64, 66 SHOC2 58, 60, 66, 85, 161, 162, 165, 166 SKI 33, 36, 37, 40, 41 SIK1 136, 140, 142 SIL1 121, 125, 126, 127, 128 SIX1 146, 148, 149, 167, 168, 173 SIX2 146, 148, 150, 151, 152, 158, 159, 191, 195, 202, 203 SIX5 146, 148, 149, 167, 168, 174 SLC1A2 136, 140, 142 SLC1A3 121, 122, 123, 124 SLC2A1 136, 137, 138 SLC2A10 29, 31, 34, 36, 37 SLC4A1 45 SLC5A7 104, 106, 107 SLC6A1 136, 143 SLC6A5 129, 130 SLC6A8 68, 69 SLC7A14 22, 30, 34 SLC9A6 48, 50, 66, 68, 70 SLC12A5 136, 140, 142 SLC12A6 131, 133 SLC13A5 136, 140, 141 SLC16A2 68, 69 SLC17A8 167, 168, 173 SLC25A12 136, 140, 142 SLC25A13 183, 184 SLC25A15 183, 184 SLC25A20 104, 117, 211 SLC25A22 136, 140, 141 SLC25A4 104, 117, 118 SLC26A4 167, 169, 170, 173, 174 SLC26A5 167, 170, 173 SLC35A1 51, 52, 53, 177, 178, 179 SLC35A2 51, 52, 53, 136, 140, 141, 177, 178, 179 SLC35C1 51, 52, 53, 177, 178, 179 SLC37A4 93 SLC39A13 29, 30 SLC39A8 51, 52, 53, 177, 178, 179 SLC40A1 182, 183 SLC41A1 146, 153, 154, 191, 194, 201 SLITRK6 167, 170, 173 SLMAP 72, 76 SMAD1 101 SMAD2 34, 35, 36 SMAD3 32, 34, 36, 37 SMAD4 36, 101, 208, 228 SMAD6 27, 34, 36, 85, 87 SMAD9 100, 101 SMARCA4 53, 54 SMARCAL1 146, 155, 156 SMARCB1 48, 49, 53, 54 SMARCE1 53, 54 SMC1A 48, 49, 54, 68, 69, 216, 217, 218 SMC3 48, 49, 54, 216, 217, 218 SMO 232, 234, 235, 236 SMPX 167, 171, 173 SMS 68, 70 SNRNP200 22, 30, 34 SNTA1 72, 82, 83 SNX14 68, 121, 125, 126 SOHLH1 224 SOHLH2 224 SOS1 58, 60, 66, 85, 88, 161, 162, 165, 166 SOS2 58, 60, 66, 85, 88, 161, 162, 166 SOX10 131, 133, 222, 223 SOX11 53, 54, 64 SOX17 146, 148, 151, 152 SP7 43 SPAG1 191, 195, 204 SPECC1L 40, 41 SPEG 104, 113, 114 SPG7 121, 123, 125, 126 SPINK1 160 SPRED1 85, 162 SPRY4 222, 223 SPTA1 45 SPTAN1 136, 140, 141 SPTB 45 SPTBN2 121, 123, 124, 125, 126 SPTLC1 131, 133 SPTLC2 131, 133 SPZTB 45 SRD5A3 51, 52, 177, 178 SRPX2 136 SRSF2 216, 217, 218, 219, 220 SSR4 51, 52, 53, 177, 178, 179 ST3GAL3 64, 136, 140, 141 STAG2 216, 217, 218 STAG3 224 STAT3 40, 41, 221 STAT5B 95, 96 STIL 61, 62 STIM1 95, 96 STK11 208, 230 STK4 95, 96 STRC 167, 169, 173 STT3A 51, 52, 53, 177, 178, 179 STT3B 51, 52, 177, 178 STUB1 121, 125, 126 STX1B 136, 138, 139 STXBP1 63, 64, 136, 140, 141 SUCLA2 104, 117, 118 SUCLG1 104, 117, 118 SUFU 58, 59 SYN1 68, 69, 136 SYNE1 104, 111, 112, 121, 125, 126, 128 SYNE2 104, 111, 112 SYNE4 167, 168, 173 SYNGAP1 136, 140, 141 SYP 68, 70 SYT14 121, 125, 126 SZT2 136, 140, 141 TAB2 85, 87 TAC3 222, 223 TACR3 222, 223 TAF1 68, 70 TAP1 95, 96 TAP2 95, 96 TAPBP 95, 96 TAZ 72, 78, 79, 83, 84, 93 TBC1D24 136, 140, 141, 143, 167, 170, 173 TBC1D7 58, 59 TBP 121, 128, 129 TBX1 85, 87, 88 TBX3 85, 89, 90 TBX4 100, 101 TBX5 85, 89 TBX20 85, 87, 88 TCAP 72, 78, 79, 80, 81, 104, 111, 112 TCF4 48, 50, 63, 64, 66 TCF12 40, 41 TCTN1 121, 125, 126, 127, 191, 196, 199 TCTN2 121, 125, 126, 127, 191, 193, 199, 200 TCTN3 38, 39, 121, 125, 126, 127, 191, 193, 194, 198, 199, 200, 201 TDP1 121, 125, 126, 131, 133 TECRL 82, 83 TECTA 167, 168, 169, 173 TERT 232, 234, 235 TET2 216, 217, 218, 219, 220 TFAP2B 85, 89 TFG 104, 106, 107 TFR2 183 269 TGFB2 32, 34, 36, 37 TGFB3 32, 34, 36, 37, 72, 74, 75 TGFBR1 32, 33, 34, 35, 36, 37, 40, 41, 85, 89, 90 TGFBR2 32, 33, 34, 35, 36, 37, 40, 41, 85, 89, 90 TGM6 121, 123, 124 THOC2 68, 70 TIMM8A 66, 68, 71 TJP2 167, 169, 173 TK2 104, 117, 118 TLL1 85, 87 TMC1 167, 168, 169, 173 TMCO1 58, 59 TMEM5 104, 108, 109, 110 TMEM38B 43 TMEM43 72, 74, 75, 104, 111, 112 TMEM67 19, 20, 30, 34, 121, 125, 127, 146, 153, 154, 191, 192, 193, 194, 197, 199, 200, 201 TMEM132E 167, 170, 173 TMEM138 121, 125, 126, 127, 191, 194, 199, 200 TMEM165 51, 52, 53, 177, 178, 179 TMEM173 72 TMEM199 51, 52, 53, 177, 178, 179 TMEM216 121, 125, 127, 146, 153, 154, 191, 193, 194, 199, 200, 201 TMEM231 121, 125, 126, 127, 191, 194, 199, 200, 201 TMEM237 121, 125, 126, 127, 146, 153, 154, 191, 194, 199, 200, 201 TMEM240 121, 123, 124 TMIE 167, 169, 173 TMPRSS3 167, 169, 173 TNC 167, 170, 173 TNFRSF1A 72 TNK2 136 TNNC1 72, 78, 79, 80, 81 TNNI3 72, 78, 79, 80, 81 TNNT1 104, 113, 114 TNNT2 72, 78, 79, 80, 81, 83, 84 TNPO3 104, 111, 112 TNXB 29, 30 TOPORS 22, 30, 34 TP53 205, 206, 216, 217, 218, 220, 221, 228, 230, 231, 232, 234, 235, 236, 237 TPM1 72, 78, 79, 80, 81, 83, 84 TPM2 104, 113, 114 TPM3 104, 113, 114 TPRN 167, 170, 173 TRAC 95 TRAF3IP1 23, 25, 191, 196, 204 TRAP1 146, 148, 149, 151, 152 TRAPPC11 104, 111, 112 TRIM32 19, 20, 30, 34, 104, 111, 112, 191, 192, 197 TRIOBP 167, 169, 173 TRPC3 121, 123, 124 TRPC6 146, 155, 156 TRPM4 72, 76 TRPV4 104, 106, 107, 131, 133 TSC1 48, 50, 68, 215 TSC2 48, 50, 68, 157, 202, 215 TSPAN7 68, 70 TSPEAR 167, 170, 173 TTBK2 121, 123, 124 TTC8 19, 20, 22, 30, 34, 191, 192, 197 TTC21B 38, 39, 121, 125, 127, 146, 153, 154, 191, 193, 194, 198, 199, 200, 201 TTC25 191, 196, 204 270 TTN 72, 73, 78, 79, 104, 111, 112, 113, 114 TUBA1A 67 TUBA8 67 TUBB 67 TUBB2A 67 TUBB2B 67 TUBB3 67 TUBG1 67 TULP1 21, 30, 34 TUSC3 51, 52, 53, 64, 177, 178, 179 TWIST1 39, 40, 41 TYMP 104, 117, 118 U2AF1 216, 217, 218, 219 UBA1 104, 106, 107 UBA5 136, 140, 142 UBE2A 48, 50, 66, 68, 71 UBE3A 48, 49, 63, 64 UBR5 221 UMOD 146, 148, 152, 158, 159, 191, 196, 202, 203 UNC119 95, 96 UPF3B 33, 58, 60, 68, 70 UPK2 146, 148, 150 UPK3A 146, 148, 151, 152 UROD 188 UROS 188 USB1 93 USH1C 24, 25, †30, 34, 167, 169, 171, 173, 174, 175, 176 USH1G 25, 30, 34, 167, 171, 174, 175 USH2A 21, 22, 24, 25, 30, 34, 167, 171, 174, 175, 176 USP9X 68, 70 VAMP1 121, 123, 124 VAPB 106, 107 VCL 72, 78, 79, 80, 81 VHL 210, 236 VLDLR 121, 127 VPS13A 128, 129 VPS13B 48, 49, 93 VPS45 93 VRK1 104, 106, 107 WAS 10, 28, 48, 55, 93, 94, 99, 121, 129, 134, 189, 229 WDPCP 19, 20, 30, 34, 191, 192, 197 WDR11 222, 223 WDR19 23, 25, 30, 34, 38, 39, 40, 146, 153, 154, 191, 193, 194, 196, 198, 201, 204 WDR34 38, 39, 191, 193, 198 WDR35 38, 39, 40, 191, 193, 198 WDR45 66, 68, 71 WDR60 38, 39, 191, 193, 198 WDR62 61, 62 WFS1 167, 168, 171, 173, 174 WHRN 30, 167, 170, 171, 173, 174, 175, 176 WNK1 131, 133 WNT1 43 WNT4 146, 148, 151, 152 WNT5A 58, 60, 64, 65, 68 WT1 146, 148, 149, 151, 152, 155, 156, 216, 217, 218 WWOX 121, 125, 126, 136, 140, 141 XK 128, 129 XPNPEP3 146, 153, 154, 191, 194, 201 XPO1 220 YARS 131, 133 ZAP70 95, 96 ZDHHC9 33, 58, 60, 66, 68, 71 ZDHHC15 68, 70 ZEB2 48, 50, 63, 64, 66, 85, 89, 90 ZFPM2 85, 87 ZIC3 85, 86, 146, 148, 149, 150, 191, 192, 198 ZMYND10 191, 195, 204 ZNF81 68, 70 ZNF335 61, 62 ZNF408 22, 30, 34 ZNF423 121, 125, 126, 127, 146, 153, 154, 191, 194, 199, 201 ZNF469 29, 31 ZNF513 22, 30, 34 ZNF711 68, 70 ZRSR2 216, 217, 218, 219 271 272