Forscher berechnen Lebensdauer von Sportlauffedern mit

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Anwendungsbeispiel:
Berechnung der Lebensdauer einer Sportlauffeder
Messsystem: PONTOS
Keywords: Orthopädietechnik, Prothesen, Wöhlerlinie, Belastungstests, Dauerfestigkeit, Simulationsabgleich, Bewegungsanalyse, optische 3D-Messtechnik
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Anwendungsbeispiel:
Berechnung der Lebensdauer einer Sportlauffeder
Messsystem: PONTOS
Keywords: Orthopädietechnik, Prothesen, Wöhlerlinie, Belastungstests, Dauerfestigkeit, Simulationsabgleich, Bewegungsanalyse, optische 3D-Messtechnik
Sportprothesen müssen hohe Anforderungen erfüllen, da beim Sport besonders
schnelle Bewegungen und damit auch höhere Belastungen entstehen. Um
verlässliche Aussagen zur Lebensdauer der Prothesen machen zu können, hat
der Lehrstuhl für Leichtbau im Automobil (LiA) an der Universität Paderborn
in einem Forschungsprojekt die Festigkeit von Sportlauffedern untersucht. Das
Projekt erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Orthopädietechnik
Winkler und weiteren Partnern. Innerhalb der zyklischen Belastungstests am
Prüfstand sowie am Patienten wurden optische Messsysteme eingesetzt. Anhand
der Ergebnisse erfolgte die Berechnung der Lebensdauer der Prothesen, um die
Sicherheit für die Sportler zu erhöhen. Zusätzlich dienten die Messdaten zur
Verifizierung der Simulation und zum Vergleich mit klassischen Messmethoden
wie Dehnungsmessstreifen.
Das Unternehmen Orthopädietechnik Winkler hatte das Forschungsprojekt initiiert,
da die Sportlauffedern aus neuartigen Faserverbundkunststoffen (CFK mit Epoxid­
harzmatrix) bestehen und neu ausgelegt wurden. Die Federn werden mit einem
speziellen Injektionsverfahren jeweils kundenspezifisch einzeln hergestellt
(Abb. 1). Dabei tragen die unidirektionalen CFK-Lagen, also die Fasern, die in
eine Richtung orientiert sind, die Hauptlast. Anhand der Ergebnisse will das
Mindener Unternehmen Sensoren in die Federn integrieren, damit Daten regelmäßig überprüft werden können, und der Sportler vor Überlast und Schäden
gewarnt werden kann.
Abb. 1: Die Sportlauffedern bestehen aus neuartigen Faserverbundkunststoffen und werden von dem Mindener Unternehmen Orthopädietechnik Winkler mit einem speziellen
Injektionsverfahren kundenspezifisch hergestellt.
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Bevor die Forscher allerdings ein Modell zur Lebensdauer der Sportlauffedern
entwickeln konnten, wurden zunächst in Zug- und Druckversuchen Materialkennwerte wie E-Modul, Schubmodul und Querkontraktionszahl ermittelt. Diese
Materialparameter sind dann in das Simulationsprogramm (Altair Hyperworks)
eingeflossen. Zusätzlich haben die Forscher die ermittelten Kennwerte in Zugund Dreipunkt-Biegeversuchen überprüft und die Ergebnisse erneut mit der
Simulation verglichen. Anhand der validierten Materialkennwerte erfolgte eine
erste Simulationsberechnung für die Lauffeder (Abb. 2). Die Berechnungen
wurden zunächst mit statischen Belastungsversuchen überprüft, im Anschluss
kamen die dynamischen Belastungstests zur Entwicklung eines Lebensdauer­
modells hinzu.
Abb. 2: Nach der Ermittlung der Materialkennwerte in Zug- und Druckversuchen und
deren Validierung erfolgte eine erste Simulationsberechnung für die Lauffeder.
Damit die Lebensdauer der Sportlauffedern berechnet werden kann, wird eine
sogenannte Bauteilwöhlerlinie benötigt. Um diese zu bestimmen, haben die
Forscher zyklische Belastungstests an mehreren Federn vorgenommen. Im Versuchsstand kam dabei ein Hydropulser zum Einsatz, der die Lauffedern unidirektional belastet. Um den Belastungswinkel von 12,5° realisieren zu können, wurde
die Kontaktfläche zur Lauffeder entsprechend schräg gestellt. Im Prüfstand
wurden Federn im Maximalkraftbereich bis zum Versagen sowie im Dauerfestigkeitsbereich über zwei Millionen Zyklen getestet. Weitere Lauffedern wurden
im Zeitfestigkeitsbereich zwischen 1.000 und zwei Millionen Zyklen geprüft, um
die Bauteilwöhlerlinie besser bestimmen zu können.
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In den Versuchen griffen die Forscher auf das berührungslos messende PONTOS
System zurück. Im Gegensatz zu konventionellen Methoden wie Dehnungsmessstreifen (DMS) erfasst der optische Sensor dreidimensionale Verschiebungen und
Dehnungen der Lauffedern kontaktlos. Anhand der punktuellen 3D-Messdaten
wird das Verhalten der Komponente im Raum sichtbar – so werden Dehnungen
nicht nur in einer Gesamtrichtung erfasst, sondern jeder Punkt wird dreidimensional, also in x-, y- und z-Richtung, analysiert. Die Messdaten sind wiederum in
die Simulation eingeflossen, um das Bauteil möglichst realistisch numerisch zu
berechnen.
Das PONTOS System ließ sich ohne Anpassungen in den bestehenden Versuchsaufbau integrieren (Abb. 3): Inspektionspunkte wurden über aufgeklebte Messmarken identifiziert, die einfach von Anwendern an interessanten Bereichen
aufgebracht wurden. Die Messungen selbst können durch die integrierte Beleuchtung und den flexiblen Trigger für Bildaufnahmen auch unter schwierigen
Umgebungsbedingungen ausgeführt werden. Darüber hinaus können synchron
Analogkanäle (Kraft, Weg, Winkel, Temperatur etc.) aufgenommen werden. Für
Dauerbelastungstests bis hin zu Highspeed-Anwendungen sind Bildaufnahmefrequenzen von bis zu 1.000.000 Hz möglich.
Abb. 3: Um die Lebensdauer der Sportlauffedern berechnen zu können, haben die Forscher
zyklische Belastungstests an mehreren Federn vorgenommen. In den Versuchen kam das
berührungslos messende PONTOS System zum Einsatz (links). Im Gegensatz zu konventionellen Methoden wie Dehnungsmessstreifen (DMS) erfasst der optische Sensor dreidimensionale Verschiebungen und Dehnungen der Lauffedern. Die Messdaten sind anschließend
wiederum in die Simulation eingeflossen, um das Bauteil möglichst realistisch numerisch
zu berechnen.
Um den Prüfstand und die optischen Messdaten zu validieren, wurde die Lauf­
feder in mehreren Patiententests untersucht. Dabei bewegten sich die Probanden
auf einem Laufband mit einer Geschwindigkeit von 6 bis 10 km/h (Abb. 4). In
dem Versuch kamen DMS an kritischen Punkten, Drucksensoren in der Sohle
und ein Kniewinkelsensor zum Einsatz. Zusätzlich griffen die Forscher auf das
Hochgeschwindigkeitskamerasystem PONTOS zurück, um die Bewegung des Kraft­
angriffspunktes und die Verformung der Lauffeder zu erfassen. So konnte der
Lauf des Probanden genau untersucht werden. Die Auswertungen haben gezeigt,
dass die Signale aller Sensoren synchron sind. Zudem haben die sinus­förmigen
Verläufe aus dem Prüfstand und dem Patiententest gut übereingestimmt, so dass
aus den Werten der Sensoren auf die Laufbewegung und die auftretenden Kräfte
geschlossen werden konnte.
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Abb. 4: Um den Prüfstand und die optischen Messdaten zu validieren, wurde die Lauffeder
in mehreren Patiententests untersucht. Dabei bewegten sich die Probanden auf einem
Laufband mit einer Geschwindigkeit von 6 bis 10 km/h. Die Forscher griffen auf das Hochgeschwindigkeitskamerasystem PONTOS zurück, um die Bewegung des Kraftangriffspunktes
und die Verformung der Lauffeder zu erfassen. So konnte der Lauf des Probanden genau
untersucht werden.
In dem Forschungsprojekt haben die Forscher die Sportlauffeder numerisch
berechnet und experimentell an einem Versuchsstand und in Patiententests untersucht. Anhand der Ergebnisse wurde die Lebensdauer der Feder in einer Bauteilwöhlerlinie ermittelt. In den Versuchen wurde festgestellt, dass die Belastungen,
die beim normalen Lauf auftreten, unterhalb der Dauerfestigkeit der Sportlauf­
feder liegen. Daher besteht keine Gefahr für ein plötzliches Versagen, solange
die Auslegung der Lauffeder beibehalten und eine gleichbleibende Qualität der
Prothesen gewährleistet werden kann. Dennoch kann es bei längerer Nutzung
der Lauffeder zu Steifigkeitsabnahmen oder zu Missbrauchsfällen mit Überlast
(zum Beispiel durch Sprünge) kommen. Deswegen sollen die Lauffedern durch
integrierte Sensoren überwacht werden, um eine regelmäßige Überprüfung der
Daten durch einen Orthopädietechniker gewährleisten zu können.
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Wöhlerlinie
Der Wöhlerversuch ist in der Werkstofftechnik angesiedelt, speziell im
Maschinenbau bei der Ermittlung der Betriebsfestigkeit von Bauteilen.
Der Wöhlerversuch bzw. die Wöhlerlinie ist nach August Wöhler benannt.
Zwischen 1858 und 1870 nahm der deutsche Ingenieur erstmals methodisch
untermauerte Versuche zur Schwingfestigkeit von Werkstoffen vor. Mit dem
Wöhlerversuch wird die Schwingfestigkeit, genauer die Zeitfestigkeit und
Dauerfestigkeit von Werkstoffen oder Bauteilen, ermittelt. Hierfür werden
die Versuchskörper zyklisch, meist unter einer sinusförmigen BeanspruchungZeit-Funktion, belastet. Dabei sind die Lastamplituden und das Verhältnis
Oberlast zu Unterlast konstant. Der Wöhlerversuch läuft, bis ein definiertes
Versagen (Bruch, Anriss) eintritt oder eine festgelegte Anzahl Schwingungen
(Schwingspielzahl) ausgehalten wird. Die im Wöhlerversuch erreichten
Ergebnisse werden in einem Diagramm dargestellt. Im Wöhlerdiagramm
wird die Nennspannungsamplitude über der Schwingspielzahl dargestellt.
Die entstehenden Verbindungen zwischen den einzelnen Messergebnissen
werden als Wöhlerlinie oder Wöhlerkurve bezeichnet.
Im Fall der Sportlauffeder werden über die in die Prothese eingebrachten
Sensoren Dehnungen gemessen und in die wirkende Spannung umgerechnet. Mithilfe der Wöhlerlinie wird die ertragbare Anzahl an Zyklen bei der
vorliegenden Belastung (N) berechnet und der Schadenswert (dS) als Kehrwert der Zyklen bestimmt (dS = 1/N). Die Gesamtschädigung wird dann als
Summe aller Zyklen in der Datenverarbeitung berechnet (S = S + dS). Erreicht
die Gesamtschädigung den Wert eins, so versagt das Bauteil. Die Restlebensdauer (R) kann bestimmt werden, indem die Gesamtschädigung vom Wert
eins abgezogen wird (R = 1 – S).
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