Bachelorarbeit

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Bachelor arbeit
von
Michaela Brodesser
0633013
„ Üb erg ew i ch t b ei
Ki n d ern u nd Ju g en dl i ch en –
Prä ven ti o n u n d Hin terg ru n d “
Medizinische Universität Graz
Mag.a Ulrike Kainz
Billrothgasse 6/1
8010 Graz
Public Health
Einreichdatum: 30. November 2009
2009
Ehrenwörtliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Bakkalaureatsarbeit selbstständig und
ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebene Quellen nicht verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche
kenntlich gemacht habe.
Weiters erkläre ich, dass ich diese Arbeit in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt habe.
Nestelberg, am 22. November 2009
Michaela Brodesser
2|Seite
Inhaltsverzeichnis
1
Zusammenfassung ..................................................................................................... 5
2
Einleitung .................................................................................................................... 6
2.1
Begründung für die Themenwahl....................................................................... 7
2.2
Forschungsfrage ................................................................................................. 8
2.3
Ziel der Arbeit ...................................................................................................... 8
3
Methoden ..................................................................................................................... 9
4
Ergebnisse ................................................................................................................ 10
4.1
Begriffsbestimmung .......................................................................................... 10
4.1.1 Übergewicht ..................................................................................................... 10
4.1.2 Body-mass-Index ............................................................................................. 10
4.1.3 Adipositas ........................................................................................................ 10
4.1.4 Prävention ........................................................................................................ 10
4.1.5 Präventionsstrategien der WHO ...................................................................... 11
4.1.6 Intervention ...................................................................................................... 12
4.2
Ergebnisdarstellung der Studien ..................................................................... 13
4.2.1 Bewegung und Sport in der Schule .................................................................. 13
4.2.2 Ernährung ........................................................................................................ 14
4.2.3 Angebot ständiger Flüssigkeitszuführ während des Unterrichts....................... 15
4.2.4 Reduzierung von sitzenden Tätigkeiten ........................................................... 16
5
Schlussfolgerung ..................................................................................................... 17
5.1
Ernährung .......................................................................................................... 17
5.1.1 Ernährungserziehung ....................................................................................... 17
5.1.2 Die richtige Ernährung im Kindesalter .............................................................. 17
5.1.3 Die richtige Ernährung im Jugendalter ............................................................. 18
5.2
Sport ................................................................................................................... 19
5.2.1 Geeignete Sportarten: ...................................................................................... 19
5.2.2 Sportwesen im Land Steiermark ...................................................................... 19
5.3
Präventive Maßnahmen in der Familie ............................................................ 19
3|Seite
6
Diskussion & Ausblick ............................................................................................. 22
6.1
Gesundheitsökonomische Betrachtungen und Finanzierung der Prävention
und Therapie ................................................................................................................. 23
6.2
Möglichkeiten der Verbesserung der Versorgung .......................................... 25
6.2.1 Forschungssituation ......................................................................................... 25
6.3
Politische Entwicklung und Perspektiven für Präventionsmaßnahmen in der
Zukunft .......................................................................................................................... 25
6.3.1 Projekte in der Europäischen Kommission....................................................... 25
6.3.2 Projekte bei der WHO Europa.......................................................................... 26
6.4
Kritikpunkte an der derzeitigen Prävention..................................................... 27
6.5
Ausblick & Folgeerkrankungen ........................................................................ 28
6.5.1 Physische Folgen ............................................................................................. 28
6.5.2 Psychische Folgen ........................................................................................... 28
6.5.3 Scham- und Schuldgefühle .............................................................................. 30
6.6
Projekte der letzten sieben Jahre..................................................................... 30
6.6.1 Vorstellung des Projekts „Presto: Prevention Study of Obesity” ...................... 30
6.6.2 Gesundes Schulessen ..................................................................................... 32
6.7
7
Schlusswort ....................................................................................................... 34
Quellen ...................................................................................................................... 36
4|Seite
1 Zusammenfassung
In den letzten Jahren hat sich die Zahl übergewichtiger Kinder und Jugendlichen verdoppelt, beinahe schon verdreifacht.
Aufgrund vieler Faktoren, wie zum Beispiel falsche Ernährung und Bewegungsmangel,
wird die österreichische Bevölkerung immer dicker. Übergewicht kann viele Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus, Arteriosklerose und koronare Herzerkrankungen verursachen. Weiters kann Übergewicht auch psychische Leiden hervorrufen.
Auch der Alltag erschwert sich dadurch. Einfaches Treppensteigen oder mäßige Bewegungen lassen den Puls in die Höhe schnellen. Bei Kindern kommt hinzu, dass sie Sport
eher vermeiden. Im Sportunterricht fühlen sie sich unwohl, da sie Angst vor Hänseleien
oder Verspottung haben.
Um dem entgegen zu wirken sind Präventionsmaßnahmen von großer Bedeutung, da sie
vor allem im Kindes- und Jugendalter eine große Rolle spielen. Wenn schon in der Frühphase des Übergewichts präventive Maßnahmen gesetzt werden, verringert sich das Risiko an den Folgekrankheiten zu erkranken. Weiters können psychische Belastungen vermieden werden und somit eine hochwertige Lebensqualität gewährleistet werden.
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2 Einleitung
Laut der Website der Österreichischen Apothekenkammer 2004 nimmt das Übergewicht
und Adipositas in vielen Ländern zu. In Österreich sind die Hälfte der Männer und rund ein
Drittel der österreichischen Frauen übergewichtig. Die Situation ist bei unseren Kindern
nicht viel besser: etwa zehn bis 29 Prozent der Burschen haben Übergewicht, die Mädchen erreichen sogar einen Anteil von 42 Prozent. Mittlerweile sind fünf bis elf Prozent der
Burschen und drei bis vier Prozent der Mädchen im adipösen Bereich. Übergewicht und
Adipositas sind ein Risikofaktor für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
Schlaganfall, Diabetes und vielen anderen Krankheiten.
Österreich und Deutschland haben eine ähnliche Prävalenz1. So sind in Deutschland 10
bis 20 Prozent der Schulkinder übergewichtig, vier bis acht Prozent gelten als adipös. Die
Tendenz ist leider steigend (Lehrke & Laessle 2009, S. 7).
Nicht nur bei den Kindern sondern auch bei den jungen Erwachsenen schnellen die Zahlen in die Höhe. Laut Rombold (2009) erreichten bei der letzten Stellung für das Bundesheer nur 28 Prozent der jungen Männer die Taugleicht. Das Gewicht der 17-jährigen stieg
in den letzten Jahren von 71,5 kg auf 74,4 kg bei annähernd gleichbleibender Körpergröße. Vor zehn Jahren wogen drei Prozent mehr als 100 kg, nun sind es bereits über sechs
Prozent. „Dies ist eindeutig eine Folge von Bewegungsmangel und Überernährung“, analysiert Wolfgang Gerl, stellvertretender Leiter der Militärmedizin.
Auch Skidmore und Yarnell (2004) geben an, dass sich Übergewicht und Fettsucht in den
Vereinigten Staaten, Europa und vielen Entwicklungsländern verdoppelt oder verdreifacht
hätten. Dies ist ein Public Health Problem. Staatliche und nicht-staatliche Organisationen
müssten hier eingreifen.
1
relative Krankenbestand zu einem bestimmten Zeitpunkt (Weiß 2005, S 112)
6|Seite
2.1 Begründung für die Themenwahl
Das Problem des Übergewichts hat sich laut den oben beschriebenen Daten in den letzten
Jahren verdoppelt. Kinder sind vor allem dann gefährdet, wenn die Eltern einen ungesunden Lebensstil aufweisen. Aus übergewichtigen Kindern werden meist übergewichtige Jugendlich und daraus wieder übergewichtige Erwachsene. Als übergewichtiger Mensch erwirbt man gesundheitliche Schäden und zusätzlich „erschwert“ es den Alltag.
Alltägliche Handlungen können für übergewichtige Menschen schon eine Hürde darstellen,
wie zum Beispiel das Laufen einer kleinen Strecke. Über die Präventionsmaßnahmen liest
man in den Zeitungen viel. Aber auch andere Medien berichten davon.
Ein weiterer Problembereich wäre die Pflege. Durch verschiedene Praktika in der Langzeitpflege konnte ich schon sehr früh erkennen, welche Komplikationen anstehen, angefangen bei der Morgenpflege. Bei übergewichtigen Personen braucht man meistens eine
zweite Pflegeperson, falls der Patient die Körperpflege nicht mehr selbstständig durchführen kann. Stoffwechselerkrankungen sind im Pflegebereich keine Seltenheit.
Ich habe mich für die Bearbeitung des Bereichs der Kinder und Jugendliche entschieden.
Durch eine frühzeitige Veränderung des Lebensstils können viele Krankheiten vermieden
werden.
Präventionsmaßnahmen werden überall erläutert: in Zeitungen, im Fernsehen und auch in
anderen Medien. In meiner Arbeit möchte ich Präventionsmaßnahmen und deren Wirkung
wissenschaftlich erläutern.
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2.2 Forschungsfrage
Aufgrund dieser Daten stellte ich mir die Frage:
W e l c he P r ä v e nt i o ns m a ßn a hm e n s i n d be s o nd e r s e f f e k t i v be i Ki nd e r n u n d J u ge n dl i c he n
m i t Ü be r g ew i ch t ?
2.3 Ziel der Arbeit
Das primäre Ziel meiner Arbeit sollte die Auflistung besonders effektiver Präventionsmaßnahmen gegen Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen sein, die wissenschaftlich begründet sind. Zuerst werde ich aber wichtige Begriffe erklären. Einige Artikel, die über die
Forschung der Präventionsmaßnahmen berichten, werde ich danach erläutern und beschreiben. Auch die Folgeerkrankungen und kürzlich durchgeführte Projekte in Österreich
sind erwähnenswert.
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3 Methoden
Zuerst recherchierte ich im Bibliothekskatalog der Medizinischen Universität Graz und der
Karl Franzens Universität. Erweitert habe ich diese Suche auf diversen Suchmaschinen im
Internet.
Zu den Studien gelang ich durch die Bibliothek der Medizinischen Universität Graz. Ich
wählte die Datenbank Ovid, da diese Daten folgender Datenbanken enthalten:
The American College of Physicians Journal Club
Embase
Medline
Pascal Biomed
Cochrane Library
Zuerst verwendete ich die Keywörter “children”, “overweight”, “prevention” und „effective“.
Da es wenige publizierte österreichische Studien gibt, fügte ich noch das Keywort „Europe“ hinzu. Weiteres habe ich meine Suche zeitlich eingeschränkt. Ich wählte Artikel der
letzten sechs Jahre, also 2003 bis 2009, um aktuelle Ergebnisse zu erhalten. Aus diesem
Suchverlauf resultierten 57 Studien, wobei nicht alle auf mein Thema zutrafen.
Ich versuchte die gleiche Recherche in Deutsch, jedoch ergaben sich keine Ergebnisse.
Somit wählte ich nur englische Studien.
Im Internet konnte ich viele Informationen abrufen. Einige Webseiten halfen mir dabei weiter, vor allem die Webseite des Bundesministeriums für Gesundheit und die Webseite von
Statistik Austria. Hierbei fiel mir gleich auf, dass bei dem Suchwort „Übergewicht“ einige
Ergebnisse über Adipositas ergaben. Später konnte ich herausfinden, dass Übergewicht
auch leichte Adipositas genannt wird. Außerdem kann Übergewicht in Adipositas übergehen und somit war es für meine Arbeit ebenfalls relevant.
Aus Gründen einer besseren Lesbarkeit wurde eine geschlechtsneutrale Schreibweise
gewählt.
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4 Ergebnisse
4.1 Begriffsbestimmung
4.1.1 Übergewicht
Man spricht dann von Übergewicht (im englischen overweight), wenn der Body-MassIndex bei einem Wert von über 25 bis 30 liegt. Dies kann eventuell in Adipositas übergehen und einige Begleiterkrankungen hervorrufen. Bei entsprechenden disponierten Personen kann sich Übergewicht leichter entwickeln. Begleiterkrankungen können beispielsweise Hypercholesterolämie, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus sein (Witzel et al. 2007, S.
1982).
Toplak (2004) nennt Übergewicht auch „leichte Adipositas“.
4.1.2 Body-mass-Index
Der Body-Mass-Index ist jenes Ergebnis, dass sich aus dem Körpergewicht dividiert und
durch die quadrierte Körperhöhe in Meter ergibt. Ab einem Wert von 25 spricht man von
Übergewicht, ab einem Wert von 30 spricht man von Adipositas (Wabitsch, Hebebrand,
Kiess & Zwiauer 2005, S. 4).
4.1.3 Adipositas
Bei einem Übergewicht über einen Body-Mass-Index von 30 spricht man von Adipositas.
Sie wird auch als Fettleibigkeit und Fettsucht bezeichnet. Adipositas wird meist durch
übermäßige Nahrungszufuhr und Übergewicht durch Vermehrung des Fettgewebes hervorgerufen. Als Therapie hierfür gibt es die Gewichtsreduktion. Gute Erfolge werden auch
durch die Kombination von Ernährungsumstellung, Verhaltenstherapie und körperlichen
Training erzielt (Wormer & Bauer 2004, S. 11).
4.1.4 Prävention
Präventionsmaßnahmen setzt man in der Gegenwart, um unangenehme oder unerwünschte Zustände zukünftig zu vermeiden.
„Prävention versucht durch gezielte Interventionsmaßnahmen das Auftreten von Krankheiten oder unerwünschten physischen oder psychischen Zuständen weniger wahrscheinlich
10 | S e i t e
zu machen bzw. zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Prävention setzt zeitlich gesehen, vor dem Auftreten der Krankheiten an. Man unterscheidet Primär-, Sekundär, und
Tertiärprävention (Hurrelmann, Klotz & Haisch 2004, S. 31).
Primärprävention
Primärprävention sind alle Maßnahmen, die vor dem Erstauftreten eines unerwünschten
Zustandes durchgeführt werden. Ein Beispiel dafür wäre eine Impfung oder eine schulische Maßnahme zur Prävention von Tabakkonsum. Adressaten für primärpräventive
Maßnahmen sind somit Gesunde oder zumindest Personen ohne manifeste Symptomatik.
Ziel der Primärprävention ist die Senkung der Inzidenz der jeweiligen Erkrankung (Hurrelmann, Klitz & Haisch 2004, S. 31f).
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention dient der Früherkennung von Krankheiten und deren Eindämmung. Der pathogenetische Prozess hat hier schon begonnen, obwohl der Betroffene keine wahrnehmbare Krankheitssymptomatik hat. Ein Beispiel dafür wären Früherkennungsuntersuchungen und Massen-Screenings wie zum Beispiel die Mammografie. Ziel ist hierbei die Eindämmung der Progredienz einer Krankheit wie Brust- oder Darmkrebs (Hurrelmann, Klitz & Haisch 2004, S. 32).
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention tritt nach Manifestierung einer Krankheit oder unerwünschten Zustandes ein. Adressaten sind hierbei Patienten. Die Konsequenzen einer Krankheit und
deren Intensität sollen gemildert werden. Hierbei ist die Begriffsüberschneidung mit der
medizinisch therapeutischen Behandlung und Rehabilitation problematisch. Manchmal
wird plädiert, auf den Terminus Tertiärprävention gänzlich zu verzichten (Hurrelmann, Klitz
& Haisch 2004, S. 32).
4.1.5 Präventionsstrategien der WHO
Die WHO unterscheidet drei Präventionsstrategien bei der Bekämpfung von Übergewicht
und Adipositas:
Universale Prävention
Laut Müller, Reinehr und Hebebrand (2006) richtet sich die universale Prävention an alle
Menschen, ganz unabhängig des Body-Mass-Index„s. Sie entspricht der Gesundheitsför11 | S e i t e
derung, die Ernährungserziehung, Gesundheitsbildung an Schulen oder auch politische
wie fiskalische Maßnahmen, um eine Verhältnisprävention zu bewirken. Hierbei sollen Gesundheitsrisiken in den Umweltbedingungen und den Lebensbedingungen kontrolliert,
vermindert oder beseitigt werden. Universale Prävention vermehrt das Wissen über Zusammenhänge zwischen Ernährung und Gesundheit und erzielt eine gesündere Ernährung. Gleichzeitig verringert sich der Fernsehkonsum um ein Vielfaches.
Selektive Prävention
Nach Müller, Reinehr und Hebebrand (2006) richtet sich eine selektive Prävention an Personen mit einem Risiko. Dazu zählen normalgewichtige und/oder übergewichtige Kinder
adipöser Eltern.
Gezielte Prävention
„Eine gezielte Prävention entspricht einer Therapie und richtet sich an bereits adipöse
Menschen“ so Müller, Reinehr und Hebebrand (2006).
4.1.6 Intervention
Laut Burns und Grove (2005, S 565) ist eine Intervention eine Behandlung oder unabhängige Variable, die während der Durchführung einer Studie manipuliert wird, um eine Wirkung auf die abhängige Variable oder die Ergebnisvariable zu erzielen.
12 | S e i t e
4.2 Ergebnisdarstellung der Studien
Folgende Präventionsmaßnahmen konnte ich aus den Studien entnehmen:
4.2.1 Bewegung und Sport in der Schule
Man profitiert, unabhängig vom Körpergewicht, von regelmäßig körperlicher Aktivität. Neben der Reduktion des Risikos von Übergewicht können das Risiko an einer Osteoporose
und koronarer Herzkrankheit vorgebeugt werden. Kinder können Sport als etwas Selbstverständliches integrieren. Weiters profitiert die geistige Entwicklung des Kindes durch die
Förderung motorischer Fähigkeiten, der Koordination und der Flexibilität (Wabitsch, Hebebrand, Kiess & Zwiauer 2005, S. 316).
Der Schulgegenstand Leibesübungen hat die Aufgabe alle Schüler für den Unterricht zu
aktivieren und somit jedes Kind mit einzubeziehen. Hierbei werden von den Pädagogen
besondere Kompetenzen erwartet. Übergewichtige Kinder haben sehr oft die Lust am
Sport verloren. Der Lehrer sollte die Schüler für den Sport begeistern können (Dinges &
Worm 2003, S. 60).
„Um übergewichtige und adipöse Schüler zu unterstützen, gleichzeitig aber auch alle
Schüler anzusprechen, sind Inhalte im Unterricht gefragt, die auch für adipöse Kinder zu
erlernen sind, kindgerecht die Ausdauer und Koordination schulen und individuelles Können möglichst gering deutlich werden lassen“ (Dinges & Worm 2003, S 60).
Die Effektivität von Sport und Leibesübungen zeigt auch die Langzeitstudie von Reinehr,
Kersting, Alexy und Andler (2003). Bei dieser Studie nahmen 247 Kinder im Alter von
sechs bis 15 Jahren teil. Alle wurden als übergewichtig eingestuft. Die Studienlaufzeit betrug zwei Jahre. Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen eingeteilt, eine ohne Intervention,
eine Gruppe bekam Einzelberatungsgespräche und die letzte Gruppe bekam ein Tagesklinik-Training. Dieses bestand aus körperlicher Bewegung, Ernährungserziehung und
Verhaltenstherapie. Die Teilnehmer dieser Gruppe arbeiteten mit Kinderärzten, Diätassistenten, Psychologen und Physiotherapeuten.
13 | S e i t e
Weiters wurden die Eltern zu 6 Elternabenden eingeladen. Zusätzlich wurde eine Familientherapie angeboten. Die Gruppen wurden in Alter und Geschlecht unterteilt. Jene
Gruppe ohne Intervention und der Einzelberatung zeigte nach zwei Jahren keine Veränderung des Gewichts auf. Das zeigt, dass eine Gewichtsreduktion ohne Behandlung nicht
möglich ist. In der Gruppe des ständigen Trainings konnte ein Erfolg einer Gewichtsreduktion bei 59 % der Teilnehmer erreicht werden (ebd).
In dem Literaturreview von Doak, Visscher, Renders und Seidell (2005) zeigte sich ebenfalls, dass Sport vor allem Leibesübungen in der Schule eine besonders effektive Präventionsmaßnahme gegen Übergewicht ist. McMurray testete die Effektivität der Präventionsmaßnahmen. Dabei stellte sich heraus, dass die Interventionsgruppe, welche körperliche Bewegung beinhaltete, am effektivsten war. Als Indikator nahm man die Hautfalte an
dem Oberarm.
4.2.2 Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung regt das Immunsystem an, somit wird Gesundheit und Gelassenheit gewährleistet. Der Körper ist weniger anfällig für Krankheiten und man fühlt sich
wohl und gesund (Natürliche Wege zum Wohlbefinden – Yoga, Pilates, Meditation,
Stressbewältigung 2003, S 75).
Story, Nanney und Schwartz (2009) zeigten in ihrer Studie, die von schulische Ausstattung
und Strategien bezüglich gesunder Ernährung und Bewegung handelt, dass angebotene
Snacks in der Schule sehr ungesund sind. Sie erhöhen den Kalorienkonsum der Schüler
durch Softdrinks, gesättigten Fettsäuren und einem geringen Anteil von Obst und Gemüse.
Daniels et al (2005) behaupten in ihrem Bericht, dass ernährungsspezifische Prävention
die Eckpfeiler der Behandlung seien. Ziele sind eine passende Kalorienbilanz, die optimale
Ernährung und die Einbeziehung der Eltern. Eltern sollten einen Leitfaden über die Prävention, die ausgewogene Ernährung und Bewegung beinhaltet, erhalten. Mit dem Ansatz
der ausgewogenen Ernährung wird ebenfalls empfohlen, dass die außer-Haus-Mahlzeiten
reduziert werden. Die Eltern werden aufgefordert ihren Kindern gesunde Snacks und eine
Auswahl von gesunder, kalorienarmer Vollkost anzubieten. Einen besonderen Stellenwert
14 | S e i t e
nehmen auch fixe Strukturen der Essenszeiten und Essensplätze, an dem die Familienessen stattfinden, ein.
Den Vorteil von Ernährungserziehung kann man auch in den Studienergebnissen von Reinehr, Kersting, Alexy und Andler (2003) erkennen.
Die richtige Ernährung – „Man ist, was man isst“
Wer regelmäßig Junkfood zu sich nimmt oder einen erhöhten Alkoholkonsum hat, fühlt
sich müde, aufgedunsen und ausgelaugt. Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem
Obst und Gemüse trägt dazu bei, dass wir uns wacher, vitaler und schwungvoller fühlen
(Natürliche Wege zum Wohlbefinden – Yoga, Pilates, Meditation, Stressbewältigung 2003,
S. 230).
4.2.3 Angebot ständiger Flüssigkeitszuführ während des Unterrichts
Neben Sauerstoff ist Wasser die wichtigste Substanz, die unsere Körper benötigt. Den
Anteil an Wasser in unserem Körper beträgt mehr als die Hälfte. Bei allen Körperfunktionen spielt Wasser eine große Rolle, wie zum Beispiel bei der Elastizität der Haut oder
beim Ablauf unseres Stoffwechsels, der Verdauung oder des Blutkreislaufes. Es hat ebenfalls eine thermostatische Wirkung. Es sorgt für ausreichende Feuchtigkeit in Gelenken
und Muskeln, schützt Nieren und Leber und schwemmt Giftstoffe aus unserem Körper
(Behan & Davis 2004, S. 71).
Muckelbauer, Libuda, Clausen, Toschke, Reinehr und Kersting (2009) führten eine Interventionsstudie über Wassertrinken während des Unterrichts an Schulen als Präventionsmaßnahme von Übergewicht durch. An dieser Studie nahmen 32 Schulen mit insgesamt
2950 Schülern teil. Die Interventionsgruppe und Kontrollgruppe unterschieden sich nicht
bezüglich Prävalenz von Übergewicht, des Body-Mass-Index„s, im Geschlecht, Alter oder
des Migrationshintergrundes.
Die Prävalenz von Übergewicht war in der Interventionsgruppe bei 23,5 %, in der Kontrollgruppe bei 27,8 %. Jedes Kind bekam eine Plastikflasche mit einem Füllvermögen von
500 ml. Die Lehrer wurden für die Studienlaufzeit beauftragt dafür zu sorgen, dass die
Schüler ihre Wasserflaschen täglich füllten.
15 | S e i t e
Nach dieser Studie konnte das Risiko an Übergewicht zu erkranken in der Interventionsgruppe um 31 % reduziert werden.
Abschließend erwähnten die Forscher, dass die Umgebungsfaktoren und Erziehung auf
die Präventionsmaßnahmen gegen Übergewicht positiv einwirken (ebd).
4.2.4 Reduzierung von sitzenden Tätigkeiten
In der Studie von Doak, Visscher, Renders und Seidell (2005) wurde ebenfalls aufgezeigt,
dass eine Reduktion der täglichen Fernsehzeit auch eine präventive Maßnahme ist. Dies
konnte man an der Hautfettfalte am Trizeps feststellen.
16 | S e i t e
5 Schlussfolgerung
In der Darstellung der Ergebnisse kann man gut erkennen, dass sich keine Präventionsmaßnahme als beste erweisen kann. Ein Zusammenspiel von regelmäßiger Aktivität und
gesunder Ernährung sind wesentlich um Übergewicht vorzubeugen.
Skidmore und Yarnell (2004) vertreten die Meinung, dass die Bewerbung von gesunder
Ernährung und regelmäßiger Aktivität wichtig für die Prävention zukünftigen Übergewichts
sei. Vor allem sei es auch wichtig für diejenigen, die zurzeit schon übergewichtig sind. Es
wurden bereits Leitlinien für die Prävention von Übergewicht in den Vereinigten Staaten
und in Großbritannien verteilt. Jedoch bedarf es noch einige Zeit, damit diese Leitlinien
von der Gesellschaft akzeptiert und angewandt werden.
5.1 Ernährung
5.1.1 Ernährungserziehung
Es hängt vom pädagogischen Programm einer Schule ab, inwieweit spezifische Aspekte
von gesunder Ernährung in den Lehrplan und den damit verbundenen Unterreicht genommen werden. Meistens findet man allerdings nur Fächer wie Biologie, Sachkunde,
Hauswirtschaft, Ernährungs- und Gesundheitslehre, die Ernährung behandeln. In der
Schulpraxis wird der Zusammenhang von Ernähren und Erziehen fast vollständig ignoriert,
obwohl die Auswirkungen von Fehl-, Mangel- und Überernährung schon sehr früh wahrgenommen werden können (Dinges & Worm 2003, S. 53).
5.1.2 Die richtige Ernährung im Kindesalter
Kinder essen nicht täglich die gleiche Menge. Ein gesundes Kind isst, was der Körper benötigt. Auf keinen Fall soll es gezwungen werden alles aufzuessen, da es sonst das natürliche Sättigungsgefühl verliert. Der Eiweißbedarf ist aufgrund der notwendigen Gewebserneuerung bei Kindern höher als die der Erwachsenen. Man sollte bei dem Eiweißbedarf
besonders Milch und Milchprodukte berücksichtigen. Gerade Kinder und Jugendliche sollten wenig Zuckerhaltiges trinken, da der Flüssigkeitsbedarf erhöht ist und sie dadurch
vermehrt Zucker zu sich nehmen würden. Bei den Zwischenmahlzeiten sollte man auf vi17 | S e i t e
taminreiche und mineralstoffreiche Snacks zurückgreifen, da diese die Leistungsfähigkeit
fördern. Die Kaufähigkeit des Kindes beeinflusst ebenfalls die Wahl der Kost. Der tägliche
Energiebedarf bei Kindern beträgt zwischen 1000 Kilokalorien und 2200 Kilokalorien
(Lindner & Robitza 2003, S. 188f).
Ernährungsfehlverhalten
Die späten Essgewohnheiten werden oft schon im Kindesalter anerzogen wie zum Beispiel maßloses Essen und Vorliebe für Süßes. Süßes sollten nicht als Belohnung oder
Bestrafung dienen. Eine vorher festgelegte Wochenration an Süßigkeiten kann hilfreich
sein, nach dem Naschen den Mund ausspülen (ebd, S. 189).
Ernährungsfehlverhalten kann sich in einer Überbewertung des Essens beispielsweise in
Essgier, Heißhunger und Naschhaftigkeit äußern. Dies tritt oft bei Kindern, die sich vernachlässigt fühlen, auf. Sie suchen den Ersatz für Liebe in den Nahrungsmitteln. Ebenfalls
kann sich eine Abwendung zum Beispiel Kauen nach Vorschrift oder Verweigerung oder
Erbrechen der Nahrung zeigen (ebd, S. 189).
5.1.3 Die richtige Ernährung im Jugendalter
Kinder und Jugendliche sollten ausreichend Eiweiß (10–15 %) zu sich nehmen. Weiters
sollten sie nicht zu viel Fett zu sich nehmen, jedoch ausreichend essenzielle Fettsäuren.
Vor allem ist auch die ausreichende Menge an Mineralstoffen, Vitamine und Ballaststoffe
wichtig (ebd, S. 181).
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat 10 Regeln für eine vollwertige Ernährung
aufgestellt, diese lauten:
1. Vielseitig – aber nicht zu viel
2. Weniger Fett und fettreiche Lebensmittel, jedoch ausreichend essenzielle Fettsäuren
3. Würzig statt salzig
4. Wenig Süßes
5. Mehr Vollkornprodukte
6. Reichlich Gemüse, Kartoffeln und Obst
7. Weniger tierisches Eiweiß
8. Trinken mit Verstand
18 | S e i t e
9. Öfters kleine Mahlzeiten
10. Schmackhaft und schonende Zubereitung (ebd, S. 181)
5.2 Sport
Sportliche Aktivitäten reichen nicht aus, um das Gewicht langfristig erfolgreich zu reduzieren. Jedoch unterstützt Sport diätetische und verhaltenstherapeutische Maßnahmen. Regelmäßige Bewegung kurbelt den Stoffwechsel an, Fettgewebe wird ab- und Muskulatur
aufgebaut. Weiters werden Bänder und Sehnen gekräftigt, der Kreislauf angeregt und für
neue Energie gesorgt. Das Selbstbewusstsein wird ebenfalls gestärkt (Dinges & Worm
2003, S. 47).
5.2.1 Geeignete Sportarten:
Schwimmen nimmt dem Körper die Schwere, schont die Gelenke und kräftigt die Rückenmuskulatur. Radfahren strapaziert die Gelenke nur gering, stärkt Herz und Kreislauf und
fördert Ausdauer und Kondition. Rollschuhlaufen, Skaten und Eislaufen sorgen für Geschicklichkeit und schulen die Koordinationsfähigkeit. Diese Sportarten wirken sich auf die
Beinmuskulatur günstig aus. Weitere geeignete Tätigkeiten wären Federball, Tischtennis,
Rudern, Judo, Reiten, Gymnastik und Skilanglauf bzw. Schiabfahrt (ebd, S. 47).
5.2.2 Sportwesen im Land Steiermark
Das Sportwesen ist im Landessportgesetz 1988 verankert. Das Amt der Steiermärkischen
Landesregierung (2009) beschreibt folgendes:
Laut § 1, hat die Sportförderung zum Ziel, dass jedermann unabhängig von seinem Alter
die Möglichkeit zu sportlichen Betätigungen hat. Weiters sollen Sportstätten für jedermann
erreichbar sein. Der für die Benützung von Sportstätten erforderliche Aufwand soll für jede
Person zumutbar sein. Die Förderung umfasst Breitensport, Leistungssport, Spitzensport
und Hochleistungssport.
5.3 Präventive Maßnahmen in der Familie
Einige Autoren meinen, dass es ohne die Unterstützung der Eltern für Kinder und Jugendliche kaum möglich ist, ihr Gewicht zu verringern bzw. zu halten. Eine Reduzierung des
Übergewichts ist nur möglich, wenn Eltern bereit sind, eine wesentliche Ursache im Ernäh19 | S e i t e
rungsverhalten ihres Kindes zu sehen. Daher können und müssen sie einen wesentlichen
Beitrag zur Veränderung leisten (Dinges & Worm 2003, S. 48f).
Dazu gehört aber auch, dass die Eltern ihre eigenen Lebens- und Ernährungsgewohnheiten kritisch betrachten. Danach müssen sie Zusammenhänge zwischen dem eigenen Verhalten und dem des Kindes herstellen. Eltern können ihre Kinder unterstützen, in dem sie
familiäre Essgewohnheiten umstellen und durch positive Verstärkung und Anregung zu
sportlichen Aktivitäten verhelfen (ebd, S. 48f).
Dinges und Worm 2003 (S. 48) beschreiben drei Aufgabengebiete der Eltern:
Vertrauen und Achtung dem Kind gegenüber
Stärkung des Selbstbewusstseins
Veränderung der Essgewohnheiten
Laut Graf et al (2003) konnten verschiedene Untersuchungen einen engen Zusammenhang zwischen den Freizeitaktivitäten der Eltern und der Kinder aufzeigen. Anhand der
CHILT-Studie (Children‟s Health Interventional Trial) wurde untersucht, ob Zusammenhänge zwischen dem Freizeitverhalten der Eltern mit dem Aktivitätsmuster ihrer Kinder
sowie den Body-Mass-Index bestehen. Es nahmen 12 Schulen aus dem Großraum Köln
teil, die randomisiert ausgewählt wurden.
Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen sowie der Elterninformationsabende informierte das Forschungsteam die Eltern in schriftlicher und mündlicher Form. Die Untersuchungsgruppe setzte sich aus 668 Kindern und 1107 Elternteilen zusammen.
Alter, Körpergröße und Gewicht wurden durch Fragebögen ermittelt. Der Body-Mass-Index
wurde so ermittelt und danach klassifiziert. Dasselbe erfolgte bei den Kindern. Die Freizeitaktivitäten ließen sich in fünf Kategorien einteilen:
1. Im Sportverein und regelmäßig außerhalb des Vereins sportlich aktiv
2. Nur im Sportverein sportlich aktiv
3. Nur regelmäßige außerhalb eines Vereins sportlich aktiv
4. Nur unregelmäßig sportlich aktiv
5. Kein Sport
20 | S e i t e
Die Untersuchung zeigte, dass Elltern, die keinen oder nur unregelmäßig Sport betrieben,
den höchsten Body-Mass-Index aufwiesen. Weiters kam heraus, dass Eltern die keinen
Sport betrieben, auch inaktive Kinder hatten. Kinder, deren Väter in Vereinen aktiv waren,
hatten den niedrigsten Body-Mass-Index, so Graf et al (2003).
Weiters sollten nach Graf et al (2003) Empfehlungen von Fachgesellschaften, wie zum
Beispiel der American Heart Association, unbedingt umgesetzt werden. Danach sollten
Erwachsene an mindestens fünf Tagen 30–60 Minuten aktiv sein, Kinder täglich mindestens 60 Minuten. Um Kindern von weniger aktiven Eltern auch entsprechende Möglichkeiten zukommen lassen zu können, sollten gesundheitsfördernde Maßnahmen interdisziplinär erarbeitet werden und möglichst frühzeitig in Settings durchgeführt werden. Solche
Settings könnten Kindergarten und Schule sein.
21 | S e i t e
6 Diskussion & Ausblick
Laut einer niederösterreichischen Studie machen nur 45,2 % der Kinder Bewegungen, die
sie außer Atem kommen lassen. Laut Hasewend (2009) empfiehlt das Land Steiermark
und die Gesundheitsplattform Jugendlichen täglich mindestens eine Stunde Bewegung
bzw. Sport zu machen. Dem Schulsport kommt daher eine wichtige Funktion zu, der leider
eher weniger Priorität hat.
Vor Jahren fand eine Schulreform in Österreich statt, in der jeder Schulform zwei
Unterrichtsstunden streichen konnte. In meiner Schule war es damals in einem Jahr
Französisch und Turnen, im zweiten Jahr war es Geografie und Turnen.
Weiters berichtet Hasewend (2009), dass Unterstufen einen autonomen Rahmen von 13
bis 19 Wochenstunden Sport und Bewegung auf vier Jahren aufgeteilt hätten. Aber viele
Schulen orientieren sich am unteren Rand. Landesschulratpräsident Wolfgang Erlitz meint:
„Leider ist in den letzten zehn Jahren die Anzahl an unverbindlichen Übungen wie Volleyball zurückgegangen.“ Die Verantwortung liegt nicht nur in der Schule, sondern auch die
Eltern sollten einen Beitrag dazu leisten.
Gesundheitslandesrätin Bettina Vollath wird im Artikel von Hasewend (2009) folglich zitiert:
„Die Ursachen liegen natürlich in unserer Wohlstandsgesellschaft.“
Man arbeitet aber daran. So wurde das Budget für gesundheitsfördernde Maßnahmen seit
2005 kontinuierlich erhöht, für 2009 und 2010 sind jährlich vier Millionen Euro budgetiert.
Sehr viele Projekte beginnen im Volksschulalter wie zum Beispiel Gesundheitsferien oder
sportmedizinische Untersuchungen. Ein weiteres Projekt nennt sich „Gesunde Jause“.
Leider nehmen nicht alle Schulen daran teil.
22 | S e i t e
6.1 Gesundheitsökonomische Betrachtungen und Finanzierung der
Prävention und Therapie
Gesundheitsökonomische Evaluationen werden durchgeführt, um Entscheidungsträger im
Gesundheitssystem zu helfen Ressourcen am besten und wirkungsvollsten einzusetzen,
um ein angestrebtes Versorgungsziel zu erreichen. Maßnahmen der Gesundheitsversorgung werden dabei in Bezug auf die für ihre Durchführung notwendigen Mittel, der anfallenden Kosten und der erzielten Wirkungen und Folgen verglichen. Je nach Art und Weise, wie bzw. in welchem Umfang der Mitteleinsatz und die Interventionsfolgen aufgeschlüsselt und bewertet werden, gibt es folgende Formen der gesundheitsökonomischen
Evaluation:
1. Cost-minimisation-analysis (CMA)
Wenn sich die Interventionen nicht in ihren Konsequenzen unterscheiden, bezieht
sich die Analyse nur auf die Kosten der Maßnahme.
2. Cost-effectiveness-analysis (CEA)
Falls es möglich ist, die gesundheitlichen Folgen unterschiedlicher Interventionen in
der gleichen Basiseinheit auszudrücken, kann ein Vergleich dieser Interventionen in
Form von Kosten pro Einheit der Gesundheitsfolgen durchgeführt werden.
3. Cost-utility-analysis (CUA)
Wenn sich die Folgen der zu vergleichenden Maßnahmen unter quantitativen und
qualitativen Aspekten unterscheiden, drückt man sie in Form von „utilities“ aus und
vergleicht sie.
4. Cost-benefit-analysis (CBA)
Wenn Kosten und Folgen verschiedener Interventionen in Form von Währungseinheiten gemessen werden können und auch ein Vergleich hergestellt werden kann,
spricht man von einer Kosten-Nutzen-Analyse (Wabitsch, Hebebrand, Kiess &
Zwiauer 2005, S. 389).
23 | S e i t e
Sehr häufig besteht eine gesundheitsökonomische Studie lediglich aus einer Krankheitskostenanalyse. Diese teilt sich in:
Direkte Kosten für die ambulante und stationäre Versorgung, Arznei, Heil- und
Hilfsmittel etc.
Indirekte Kosten, wie die krankheitsbedingte Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit sowie
den gesamtwirtschaftlichen Produktionsausfall bei vorzeitigem Tod.
Intangible Kosten im Sinne einer beschränkten Lebensqualität (ebd, S. 389)
In Deutschland werden Leistungen zur Untersuchung und Behandlung übergewichtiger
und adipöser Kinder und Jugendlicher zu Lasten unterschiedlicher Kostenträger erbracht
(ebd, S. 391).
Primärprävention
Zu den Maßnahmen der Primärprävention zählen Untersuchungen, Beratung, Heilmittelverordnung, Verhaltenstherapie, Gesundheitsbildung, Gesundheitsförderung und Krankheitsvermeidung. Diese Intervention erfolgt in der Praxis niedergelassener Leistungserbringer wie Familie, Gemeinde, Schule und Medien.
Sekundärprävention
Hierbei werden Krankheitsbehandlungen nach einer Frühdiagnose im Rahmen einer
Screening-Untersuchung eingeleitet. Diese Intervention erfolgt im Lebensumfeld wie Familie, Schule, Orte der Freizeitaktivitäten und an der Ausbildungsstelle. Sie kann aber auch
ambulant und stationär erfolgen.
Tertiärprävention
Die Rehabilitation stellt hier die Maßnahme dar. Sie kann ambulant oder stationär erfolgen.
Die Kostenträger in allen drei Formen der Prävention sind aus öffentlicher Hand. Bei den
Maßnahmen fehlt aber der Wirksamkeitsnachweis (ebd, S. 491).
24 | S e i t e
6.2 Möglichkeiten der Verbesserung der Versorgung
Krankhaftes Übergewicht ist eines der führendsten Gesundheitsprobleme in den westlichen Industrienationen. Es ist bedingt durch die außerordentliche Prävalenz, der rasch
zunehmenden Inzidenz und andererseits durch die gut dokumentierte Risiko-Assoziation
von Übergewicht mit metabolischen Veränderungen und damit zusammenhängende Folgeerkrankungen sowie einer erhöhten Mortalität (ebd, S. 398).
6.2.1 Forschungssituation
In letzter Zeit wird Kritik an der einseitigen Ausrichtung medizinischer Forschung in den
USA geäußert. Es sollte nicht elitäre und auf marginale Effekte basierte Forschung betrieben werden. Das Hauptaugenmerk sollte auf das Gesamtwohl der Gesellschaft und der
direkte Effekt medizinischer Entwicklung gelegt werden. In der Adipositas-Forschung wird
zunehmend betont, dass sich unterschiedliche Typen der Adipositas ergeben. Somit werden unterschiedliche Risikoprofile für Folgeerkrankungen und daraus abgeleitet unterschiedlicher Behandlungsbedarf identifiziert (ebd, S. 398).
6.3 Politische Entwicklung und Perspektiven für Präventionsmaßnahmen in der Zukunft
Laut WHO werden in Europa jährlich eine Million Todesfälle aufgrund Adipositas verursacht. Nach Widhalm, Fussenegger und Pietrobelli (2007) verkürzt sich die Lebenserwartung der jungen Generation um fünf Jahre. Eine Schätzung der WHO ergab, dass starkes
Übergewicht bei Erwachsenen bis zu 6 Prozent der Gesundheitskosten in der Europäischen Region betragen. Aus den Ergebnissen des letzten „Eurobarometer on Health,
Food and Nutrition“ der Europäischen Kommission geht hervor, dass 85 Prozent der Bevölkerung der Meinung sind, dass die Regierung ihre Position im Kampf gegen Adipositas
verstärken sollte.
6.3.1 Projekte in der Europäischen Kommission
Im März 2005 wurde auf dieses Projekt reagiert, in dem man die EU Platform on Diet,
Physical Activity and Health gründete. Diese Initiative bringt die wichtigsten europäischen
Vertreter aus den Bereichen Lebensmittelindustrie, Catering, Einzelhandel, Werbung,
Konsumentenorganisation, Medizin und gesundheitsorientierten NGOs zusammen um der
25 | S e i t e
Adipositas entgegenzuwirken. Seit 2006 reichten die Mitglieder der Plattform insgesamt
146 „Commitments for activities 2006“ ein. Einige Kerngebiete dieser freiwilligen Zusicherungen umfassen die Förderung eines gesunden Lebensstils, Schulbildung, Ernährungsinformation und Etikettierung, Werbung und Marketing (ebd)
6.3.2 Projekte bei der WHO Europa
Am 16. November 2006 wurde bei der Europäischen Ministerkonferenz der WHO die
Charta von über 500 Teilnehmern unterzeichnet. Sie soll zum sofortigen Handeln und verstärkten Maßnahmen in der Bekämpfung von Adipositas in der gesamten Europäischen
Region. Das Ziel der Charta ist ein sichtbarer Fortschritt bei Kindern und Jugendlichen für
die nächsten vier bis fünf Jahre. Bei der Ministerkonferenz wurden 16 Aktivitäten, Projekte
und Programme aus 202 Bewerbungen von 35 Ländern ausgewählt und mit dem WHO
Counteracting Obesity Award 2006 ausgezeichnet. Die prämierten „Examples of good
Practice“ decken folgende Kategorien ab:
1. Förderung gesunder Lebensmittel
2. Förderung der physischen Aktivität
3. Förderung der inter-sektoriellen Zusammenarbeit
4. Adipositasbekämpfung bei Kindern
5. Adipositasbekämpfung bei Hochrisikogruppen
Weiters wurden Studien bezüglich Adipositasprävention, die in Österreich, Griechenland,
Dänemark, Deutschland, Israel und Großbritannien durchgeführt wurden, erwähnt. Sie
zeigten eine günstige Wirkung auf verschiedene Variablen wie Ernährungswissen, Ernährungsverhalten, physische Aktivität und Körpergewicht (ebd).
26 | S e i t e
6.4 Kritikpunkte an der derzeitigen Prävention
Laut Fröschl, Haas und Wirl (2009) gibt es kaum qualitativ gute Primärstudien zur Adipositasprävention bei Kindern und Jugendlichen. Vor allem wenn es um den Vergleich verschiedener Interventionsmaßnahmen geht. Zielgruppenorientierte Interventionen, vor allem für sozial- bzw. sozioökonomisch Benachteiligte, werden nicht genug repräsentiert.
Dies wäre wichtig, da diese Gruppe vorrangig von Übergewicht und Adipositas betroffen
ist. Weiteres wären geschlechtersensible Interventionen sinnvoll, da ausgewertete Studien
kaum oder keine Wirkung auf Jungen zeigen. Zusätzlich liegen kaum ausgewertete evaluierte Primärstudien vor.
„Solange keine guten Primärstudien vorliegen, sollte im Zweifelsfall auf bestimmte bestehende Evidenz zurückgegriffen werden um eine Entscheidungsgrundlage hinsichtlich der
durchzuführenden Interventionen zu haben“ (Fröschl, Haas & Wirl 2009).
Laut Widhalm und Fussenegger (2004) konnten keine einheitlichen positiven Ergebnisse
bezügliche Präventionsmaßnahmen gegen Übergewicht erzielt werden. So wurden in
Langzeitstudien, die auf Ernährungsintervention abzielten, zweiseitige Ergebnisse gefunden. In der Studie von Simonetti (1986) konnte die Adipositas und das Übergewicht um
jeweils über 12 % reduziert werden, jedoch wurde kein signifikanter Unterschied in den
Kontrollstudien festgestellt.
Bei der Langzeitstudie von Mo-Suwan (1998) konnte die Prävalenz von Adipositas um vier
Prozent innerhalb der ersten 30 Wochen reduziert werden, jedoch nahm sie dann wieder
zu. Diese Studie zielte auf eine Bewegungsintervention ab (ebd).
Gortmaker (1999) zeigte in seiner Langzeitstudie über Ernährungs- und Bewegungsintervention, dass das Übergewicht nur bei Mädchen einen Rückgang aufweisen konnte, jedoch nicht bei den Burschen (ebd).
Die Autoren stellten somit fest, dass man zur Effektivität von Präventionsmaßnahmen keine generalisierbaren Schlüsse ziehen kann. Jedoch stellt Übergewicht und Adipositas ein
vorrangiges Public-Health Problem dar. Es müssen effektive Strategien entwickelt werden,
um das Ernährungs- und Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen im Sinne
der Prävention nachhaltig zu modifizieren (ebd).
27 | S e i t e
6.5 Ausblick & Folgeerkrankungen
Übergewicht kann zu vielen Komplikationen führen. Wie schon erwähnt werden aus übergewichtigen Kindern meist übergewichtige Erwachsene, welche mit einigen Komplikationen klar kommen müssen.
6.5.1 Physische Folgen
Eine Komplikation ist die gewichtsbedingte Überbelastung von Gelenken und Gelenkbändern. Diese führt zu Rückenschmerzen, Abnutzung von Knie- und Hüftgelenken sowie
Plattfüßen. Weiteres ist die Atmung und der Schlaf gestört, da sich Fett am Rumpf und im
Bauch befindet. Wenn Übergewicht, Atemstörungen und Herzinsuffizienz gemeinsam auftreten, ist die Herztätigkeit beeinträchtigt. Es werden auch häufiger Hauterkrankungen beobachtet, die nicht selten eine Folge von Infektionen bei erschwerter Körperhygiene sind.
Venenleiden und Krampfadern treten bei Übergewichtigen auch häufiger auf. Übergewichtige sind meist langsamer in den Bewegungen und zusätzlich steigt die Unfallgefahr im
Alltag. Bei den meisten Menschen, die im mittleren Alter an Diabetes mellitus erkranken,
entsteht ohne geeignete Diätmaßnahmen Fettsucht und ein erhöhter Cholesterinspiegel.
Somit erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Wormer & Bauer 2004,
S. 454).
Laut Statistik Austria sind im Jahr 2008 über 31.000 Österreicher an den Folgen einer koronaren Herzkrankheit gestorben. Davon waren 25 zwischen ein und 24 Jahre alt.
6.5.2 Psychische Folgen
Übergewicht und Adipositas haben nicht nur physische sondern auch psychische Folgen.
Schon im Alter, in dem sich Kinder normalerweise keine Gedanken über ihr äußeres Erscheinungsbild machen, stoßen übergewichtige Kinder meist auf offene Ablehnung. Unmissverständlich wird ihnen klar gemacht, dass sie nicht in Ordnung sind. Die Kinder werden häufig ausgegrenzt, gehänselt und verspottet. Weiters können sie häufig an alterstypische Bewegungsspiele nur selten teilnehmen oder sind bei solchen Spielen sowie sportlichen Wettkämpfen den Gleichaltrigen unterlegen. Die dadurch schon früh einsetzenden
psychischen Verletzungen werden auch viel später im Erwachsenenalter spürbar. Bisher
konnten aber noch keine Unterschiede zwischen dem Selbstkonzept adipöser und nor28 | S e i t e
malgewichtiger Kinder und Jugendlicher nachgewiesen werden (Dinges & Worm 2003,
S. 29).
Wahrnehmung des eigenen Körpers
Viele Studien zeigen, dass adipöse/übergewichtige Kinder und Jugendliche sich als eingeschränkt wahrnehmen. Die Kinder haben keine realistische Vorstellung von ihrem Körperbau und ihrem Umfang, dadurch ist die Körpereinschätzung oft nicht richtig. Dicke Kinder
und Jugendliche erleben sich selbst nicht so dick, wie sie in Wirklichkeit sind. Beispiele
aus der Praxis zeigen, dass sich übergewichtige Kinder gerne unsichtbar machen wollen
und so wenig Platz wie nötig beanspruchen wollen (ebd, S. 29f).
Selbstwertgefühl
Jemand, der nie echte Wertschätzung erfahren hat, kann auch kein positives Selbstwertgefühl entwickeln. Gerade im Kindes- und Jugendalter haben Ermutigung, Anteilnahme
und Respekt große Bedeutung. Ignoranz, Feindseligkeit und Abwertung führen zu negativ
besetzter sozialer Bewertung. Das kann zu einer ganz spezifischen Gestaltung von Sozialkontakten führen. Die Bedürfnisse spielen hierbei eine kleine Rolle, Angst vor Zurückweisung dominiert (ebd, S. 30).
Die Umgangsweise der Kinder ist individuell. Die einen ziehen sich von Gleichaltrigen zurück. In der Pubertät tritt dies stärker auf, denn hier nehmen die Jugendlichen den Kontakt
zum anderen Geschlecht auf. Depressivität und leichte Reizbarkeit äußern sich dadurch.
Sehr viele geraten durch latente Verzweiflung und Unsicherheit in einen Teufelskreis, der
von Essen und Rückzug gekennzeichnet ist. Das Verhalten ist bestimmt durch Ablehnung,
das Gefühl nicht gemocht zu werden und die Angst keinen Freund/Freundin zu bekommen
(ebd, S. 30).
Bei Mädchen besteht die Gefahr, dass sie sich zu früh auf sexuelle Kontakte einlassen.
Dadurch erhoffen sie sich Achtung und Wertschätzung. Burschen dagegen reagieren oft
aggressiv, üben Macht aus und versuchen anderen Angst einzujagen. Die Burschen sind
der Meinung sich immer behaupten und wehren zu müssen. Sie versuchen ihr geringes
Selbstgefühl auf diese Weise zu kompensieren (ebd, S. 30).
Andere flüchten in die Rolle des Witzboldes oder des Klassenkasper. in der Hoffnung so
Zustimmung und Bestätigung zu erfahren. Aber im Inneren sind sie tieftraurig. Diese Kom29 | S e i t e
pensierungsmechanismen führen langfristig zu noch größeren Problemen, Enttäuschungen und Verletzungen (ebd, S. 30f).
6.5.3 Scham- und Schuldgefühle
Wie alle Menschen haben auch Übergewichtige eine Idealvorstellung von sich selbst, von
ihrem äußeren Erscheinungsbild und somit auch von ihrem Gewicht. Alle Übergewichtigen
wissen, dass sie ihre Ernährung ändern müssten um diese Situation zu ändern. Die
Schwäche den Verlockungen des Essens nicht widerstehen zu können, fügt dem Ego eine
beträchtliche Kränkung zu. So erleben sie eine tiefe Scham, die das Selbstwertgefühl
empfindlich verletzt. In Folge schämen sich dicke Kinder vor sich selbst und vor den Eltern
(ebd, S. 31).
6.6 Projekte der letzten sieben Jahre
6.6.1 Vorstellung des Projekts „Presto: Prevention Study of Obesity”
Dämon, Dietrich und Widhalm (2008) starteten dieses Projekt zur Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter. Eine Prävalenzstudie zur Adipositas zeigte, dass in Wien
zwölf bis 22 der Schülerinnen, im Alter von 10 bis 15 Jahren, übergewichtig sind. Schon
fünf bis elf Prozent der Kinder sind adipös. Adipositas im Kindes- und Jugendalter kann
sich später durch Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und mit einer erhöhten Mortalität im Erwachsenenalter auswirken. Erstmals in Österreich wurde ein derartiges Projekt
mit wissenschaftlichem und multiprofessionellem Ansatz durchgeführt. Die Laufzeit betrug
zwei Jahre, die Finanzierung wurde vom Fonds Gesundes Österreich, dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur sowie der Agrana sichergestellt.
Ziele der Adipositasprävention sind die Verhinderung der Adipositas zu einem frühest
möglichen Zeitpunkt, die Identifikation der Risikogruppen und die Aufklärung über Ursachen und Entstehen. Weiters stellt sie eine verbesserte Prävention im Rahmen bestehender Strukturen des Gesundheitswesens dar und fördert ein gesundheitsbewusstes Ernährungs- und Bewegungsverhalten (ebd).
30 | S e i t e
Zielgruppen bei diesem Projekt waren SchülerInnen der 1. Klassen in Allgemeinen Höheren Schulen und Hauptschulen, Eltern, LehrerInnen und Schulärztinnen (ebd).
Projektdesign
Am Projekt nahmen 12 Interventionsklassen mit 260 Schülern teil, in der Kontrollgruppe
waren ebenfalls gleich viele Klassen, die Anzahl der Schüler betrug 230 (ebd).
Anfangs wurden die SchülerInnen einer medizinischen Untersuchung unterzogen, wobei
Gewicht, Größe, Hautfaltendicke und Blutdruck gemessen wurden. Ein Ernährungsquiz
bzw Ernährungstagebuch von drei Tagen diente zur Erhebung des Wissensstandes der
Kinder sowie ihrer Ernährungsgewohnheiten. Zur Familienanamnese wurden ein Elternfragebogen und ein Kinderfragen vorgegeben (ebd).
Die Bausteine des Projektes
Der Projektunterreicht wurde mit 11 Unterrichtseinheiten in jeder Klasse durchgeführt. Der
Hauptteil hatte das Thema „Gesunde Ernährung & Bewegung“ und wurde von einer Ernährungswissenschafterin durchgeführt. Die Gesundheitspsychologin unterrichtete das
Thema „Körper, Geist & Seele“. Das Team des Projekts erstellte eine Arbeitsmappe mit
Informationsblättern, die jeden Schüler erhielt. Zusätzlich wurde in jeder Klasse noch eine
Gesundheitssprecherin gewählt, die der Verknüpfungspunkt zwischen Schülern, Lehrern
und dem Presto-Team darstellte (ebd)
Die Lehrer bekamen Unterlagen um ihren Unterricht ernährungsspezifischer zu gestalten.
Ein Sportfest fand ebenfalls statt. Alle Schüler wurden an einem Vormittag zu einem Fest
unter dem Motto „Olympische Spiele zur gesunden Bewegung“ ins Institut für Sportwissenschaft der Universität Wien geladen. Es wurden spielerisch orientierte Übungen zu
Kraft, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit durchgeführt (ebd)
Weiters fand ein Ideenwettbewerb für die Schüler statt. Für Eltern, Lehrer und Schulärzte
wurden zusätzliche Informationsabende bzw. Schulungen angeboten.
Es stellte sich heraus, dass HauptschülerInnen ein signifikant schlechteres Wissen über
Ernährung haben. AHS-Schüler unterschieden sich von den HauptschülerInnen in folgen31 | S e i t e
den Punkten. So verzehren über 80 Prozent der AHS-Schüler tägliche eine Schuljause,
die Hautpschüler kommen auf 60 Prozent. 35 Prozent der Hauptschüler und 50 Prozent
der AHS-SchülerInnen gaben an, keine Portion Obst oder Nüsse zu verzehren. Auch bei
dem Konsum von Gemüse und Hülsenfrüchte gaben die Mehrzahl beider Schultypen an,
dass sie maximal eine Portion täglich essen. Süßigkeiten, Gebäck und Limonaden werden
von den Kindern ein bis zwei Mal täglich konsumiert (ebd).
Diese schulische Intervention wirkte sich positiv auf das Wissen aller Kinder und das Ernährungsverhalten bei normalgewichtigen Kindern und Mädchen aus. Diese Effekte hielten langfristig über 10 Monate an. Großes Echo fand auch das gemeinsame Zubereiten
einer gesunden Jause. Dabei konnte man den guten Einfluss der Gleichaltrigen beobachten. Der Peer-Education-Ansatz sollte in Präventionsprojekten besser genutzt werden
(ebd).
Die gewonnenen Ergebnisse erfordern weitere, wissenschaftlich evaluierte Projekte, um
optimale Präventionskonzepte entwickeln zu können (ebd).
6.6.2 Gesundes Schulessen
Dämon (2008) berichtet von diesem Projekt, welches von 2006 bis 2008 durchgeführt
wurde. Es hatte die Optimierung des Essensangebotes in Volksschulen und Horten der
Stadt Salzburg zum Ziel. Schüler, Pädagogen und Eltern arbeiteten ergänzend und erlebnisorientiert. So wurde das Thema der gesunden Ernährung sensibilisiert und die Umsetzung bzw. Annahme der veränderten Verpflegung unterstützt.
Zielgruppen waren Verpflegungsfirmen, Schul- und Betreuungspersonal, die Schülerschaft
und die Eltern. Im Rahmen von Gesprächen und Gruppentrainings wurden Verbesserungsmöglichkeiten zur Verpflegungssituation in den Schulen erarbeitet. Diese enthielten
ernährungswissenschaftliche Aspekte und praktische Anforderungen an die Küche. Abschließend bekamen die erfolgreichen Verpflegungsfirmen eine Auszeichnung mit dem
Qualitätssiegel „Gesundes Schulessen“ (ebd).
Schul- und Betreuungspersonal fokussierten ihre Unterrichtseinheiten auf die Themen Ernährung, Bewegung und Gesundheit. Für sie fanden auch Infoabende statt. Weiters war
32 | S e i t e
wichtig, dass das Thema „Ernährung und Gesundheitsförderung in der Schule“ als Ausbildungsschwerpunkt in der Pädagogik etabliert wird (ebd).
Schüler sollten zu den Themen „Ernährung“ und „Gesundheit“ sensibilisiert werden. Für
Eltern war ein Genussabend geplant. Es wurde auch ein Familienkochkurs angestrebt, um
das gemeinsame Kochen in der Familie zu fördern (ebd).
Das Projekt begann mit einem Kick-off-Meeting um das Interesse zu wecken. Beim Abschlussfest wurden die Ergebnisse präsentiert und die projektbezogenen Aktivitäten wie
Theaterstücke und Sketches aufgeführt (ebd).
33 | S e i t e
6.7 Schlusswort
Ich versuchte die Literatur für meine Arbeit sehr kritisch zu betrachten. Wie auch in anderen Themenbereichen kann es nie genügend Studien geben um eine ausführliche Bewertung zu erhalten. Man sieht dabei, dass man über eine längere Zeit ein Thema behandeln
sollte.
Um Präventionsmaßnahmen richtig zu setzen, sollte man vorher die Ursachen kennen.
Diese können sein:
Genetische Einflüsse
In bestimmten Familien kommt Übergewicht häufig vor. Das bedeutet aber nicht, dass
hierbei der genetische Einfluss dominiert. In den Familien werden durch Erziehungsprozesse übergewicht-fördernde Verhaltensmuster weitergegeben. Man kann aber sagen,
dass Kinder von übergewichtigen Eltern ein höheres Risiko haben im späteren Leben
selbst übergewichtig werden als Kinder von normalgewichtigen Eltern (Dinges & Worm
2003, S. 20f).
Sexueller Missbrauch
Sexuell missbrauchte Kinder versuchen durch die ihnen zugefügten Verletzungen die eigenen Grenzen, sei es von außen oder innen, durch einen Schutzmechanismus zu verändern. Ein solcher Schutzmechanismus kann das „Anfuttern einer Schutzmauer“ sein.
Männer sollten den Körper als abstoßend und somit als nicht begehrenswert wahrnehmen,
damit ein Missbrauch verhindert werden kann. Frauen geben ihren Körper die Schuld an
dem Missbrauch (ebd, S. 24f).
Organische Ursachen
Organische Ursachen liegen bei Übergewicht meist selten vor, jedoch wird oft als Begründung für Übergewicht eine organische Dysfunktion angegeben. Hormonelle Störungen wie
Unterfunktion der Schilddrüse oder der Mangel an Wachstumshormonen sind leicht zu
behandeln (ebd, S. 25).
34 | S e i t e
Die oben genannten Ursachen können zwar vorkommen, jedoch hat der veränderte Lebensstil eine größere Bedeutung. Die Kinder wissen nicht was wirklich gesund ist und was
nicht. Leider wissen sehr viele Eltern zu wenig über ausgewogene Ernährung Bescheid
und üben damit eine schlechte Vorbildwirkung auf ihre Kinder aus.
35 | S e i t e
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