Aus der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Aus der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
des Universität zu Lübeck
Direktor: Univ. Prof. Dr. med. K. Diedrich
Matrixmetalloproteinasen und Endometriose
Inauguraldissertation
zur
Erlangung der Doktorwürde der Universität zu Lübeck
- Aus der Medizinischen Fakultät -
Vorgelegt von
Antje Katrin Hofele
aus Baden-Baden
Lübeck 2007
1. Berichterstatter:
Professor Dr. med. Eduard Malik
2. Berichterstatter:
Priv.-Doz. Dr. med. Bernhard Schaaf
Tag der mündlichen Prüfung
27.02.08
zum Druck genehmigt:
Lübeck, den 27.02.2008
gez. Prof. Dr. med. Werner Solbach
-Dekan der medizinischen Fakultät-
2
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungen
1. Einleitung
1.1
klinischer Hintergrund
1.2
Pathogenese der Endometriose
1.3
1.4
1.2.1
Entstehungstheorien
1.2.2
Bedeutung der Angiogenese
Matrixmetalloproteinasen
1.3.1
Das Matrixmetalloproteinasen-System (MMPS)
1.3.2
Die Rolle des MMPS in der Pathogenese der Endometriose
Die Chorioallantoismembran (CAM) des befruchteten Hühnereies als
Kurzzeitgewebekultur
1.5
Fragestellung und Zielsetzung
2. Material und Methoden
2.1
Materialien
2.1.1
Reagenzien und Chemikalien
2.1.2
Enzyme und Proteine
2.1.3
Geräte und sonstige Materialien
2.1.4
Puffer und Lösungen
2.1.5
Primer/Oligonukleotide
2.1.6
DNA-Längenstandards
2.1.7
Befruchtete Hühnereier
2.2
Patientinnen-Kollektiv
2.3
Gewebekultur auf der CAM
2.4
Extraktion der Gesamt-RNA
2.5
Bestimmung der Konzentration von Nukleinsäure-Lösungen
2.6
Reverse Transkription mit Bildung einer Komplemetär-DNA
2.7
Qualitative Polymerase Kettenreaktion (PCR)
2.8
Quantitative PCR
2.8.1
Herstellung der Kompetitoren
2.9
Gelelektrophorese
2.10
Konzentrationsbestimmung der mRNA
2.11
Berechnung und Statistik
3
3. Ergebnisse
3.1
Etablierung eines quantitativen Nachweises für MMP-1 und -2
3.1.1
Optimierung der PCR für MMP-1 und -2
3.1.2
Herstellung der internen Standards als Kompetitoren
3.2
MMP-1-mRNA-Expression
3.3
MMP-2-mRNA-Expression
4. Diskussion
5. Zusammenfassung
6 Literaturverzeichnis
Anhang
Danksagung
Lebenslauf
Vortrag
4
Abkürzungen und Einheiten
% (v/v)
Volumenanteil
% (w/w)
Gewichtsanteil
Abb.
Abbildung
A
Adenin
amol
-18
Ang
ASRM
bp
CAM
cDNA
Attomol (10
Mol)
Angiopoietin
American Society of Reproductive Medicine
Basenpaare
Chorioallantoismembran
komplementäre DNA
°C
Celsius
C
Cytosin
DEPC
Diethylpyrocarbonat
DNA
Desoxyribonucleinsäure
dNTP
Desoxyribonucleosidtriphosphat
ds DNA
EBAF
doppelsträngige DNA
endometrial bleeding-associated factor
EGF
epidermal growth factor
EZM
Extrazellulärmatrix
fg
fmol
G
GAPDH
GnRH
h
HIF
Femtogramm (10-15 Gramm)
Femtomol (10-15 Mol)
Guanin
Glycerinaldehyd-3-phosphatdehydrogenase
Gonadotropin releasing hormon
Stunden
hypoxia inducible factor
IL
Interleukin
µl
Mikroliter (10-6 Liter)
MCP
min
ml
M-MLV
monocyte chemoattractant protein
Minuten
Milliliter (10-6 Liter)
moloney murine leukemiavirus
5
mm
Millimeter
mm3
Kubikmillimeter
MMP
Matrixmetalloproteinase
MMPS
Matrixmetalloproteinasensystem
mRNA
Boten-RNA
ng
nmol
NK-Zellen
PCR
PDGF
Nanogramm (10-9 Gramm)
Nanomol (10-9 Mol)
natürliche Killerzellen
Polymerase-Kettenreaktion
plateled derived growth factor
PlGF
placental growth factor
pmol
Pikomol (10-12 Mol)
RNA
Ribonukleinsäure
RT
reverse Transkription
RTase
reverse Transkriptase
SD
Standardabweichung
sek
Sekunden
T
Thymin
Tab.
Tabelle
TAE
Tris-Acetat-EDTA-Puffer
Taq DNA Polymerase
TGF
TIE-2-Receptor
TIMP
Thermus aquaticus DNA Polymerase
transforming growth factor
Tunica interna Endothelialzellenrezeptor
Tissue-inhibitor der Matrixmetalloproteinasen
TNF
Tumornekrosefaktor
Tris
Tris-(hydroxymethyl)-aminomethan
U
uPA
V
VEGF
Einheit für Enzymaktivität
Urokinase-Typ Plasminogen Aktivator
Volt
vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor
6
1 Einleitung
1.1 Klinischer Hintergrund
Das Krankheitsbild der Endometriose wurde 1690 von Daniel Shroen erstmalig in der
„Disputatio inauguralis Medica de Ulceribus Uteri“ beschrieben. Als Endometriose
bezeichnet man das Auftreten von dem intrauterinen Endometrium ähnlichem Gewebe
außerhalb der Gebärmutterhöhle. Dieses Gewebe entspricht dem eutopen Endometrium
sowohl in der Morphologie als auch in der Funktion. Histomorphologisch lassen sich das
typische endometriale Stroma und darin eingebettete Drüsen darstellen. Funktionell kommt es
in den Gewebsherden zu zyklischen Veränderungen wie beim eutopen Endometrium.
Die Endometriose ist eine der häufigsten benignen Erkrankungen der Frau im
reproduktionsfähigen Alter. In der Literatur wird die Prävalenz der Erkrankung mit 5-28% der
Frauen in der Reproduktionsphase angegeben (Portuondo et al. 1982, Ramney 1980, Ramzy
1989, Runnebaum et Rabe 1995, Simpson et al. 1980, Strathy et al. 1982). Die Prävalenz
steigt bei Frauen mit ungewollter Sterilität je nach Autor auf 20-71% (Cornillie et al. 1990,
Klein et Olive 1993, Martin et al 1989).
Das klinische Erscheinungsbild der Endometriose variiert von völliger Beschwerdefreiheit bis
zu starker Dysmenorrhoe, Dyspareunie, Miktions- und Defäkationsschmerzen. Beim
Vorliegen einer ausgedehnten Erkrankung können auch zyklusunabhängige, chronische
Unterbauchschmerzen auftreten. Die Prädilektionsorte sind die Sakrouterinligamente, die
Fossa ovarica und die Ovarien. Die Ausprägung der Erkrankung kann von einzelnen
peritonealen Herden bis zu einer völligen Verschwartung des kleinen Beckens, des
sogenannten „frozen pelvis“ reichen.
Der Schweregrad der Endometriose wird durch eine Pelviskopie unter Weißlichtbedingungen
diagnostiziert.
Dabei
werden
die
Lokalisation
und
das
Erscheinungsbild
aller
Endometrioseherde beurteilt und gemäß der ASRM-Klassifikation (American Society of
Reproductive Medicine 1997) das Krankheitsstadium festgelegt. In Abhängigkeit von einer
willkürlich festgesetzten Punktzahl werden die Patientinnen den Stadien I-IV zugeordnet.
Zusätzlich
soll
das
morphologische
Erscheinungsbild
der
Endometrioseherde
mitberücksichtigt und der prozentuale Anteil von weißen, roten und schwarz-braunen
Läsionen
dokumentiert
werden.
Das
unterschiedliche
Erscheinungsbild
der
Endometrioseläsionen gibt einen Hinweis auf die „Aktivität“ der Erkrankung. Der Begriff
Aktivität soll nach Malik et al. „alle uns bekannten biologischen und histomorphologischen
7
Unterschiede innerhalb der Endometriosel€sionen in eine Rangordnung bringen, damit auf
diese Weise eine Bedeutung f•r die Klinik und Pathogenese der Erkrankung abgeleitet
Peritoneum
werden kann‚ (Malik et al. 2002).
Stadium I (gering):
Stadium II (m€ƒig):
Stadium III (schwer):
Stadium IV (ausgedehnt):
Endometriose
1-5 Punkte
6-15 Punkte
16-40 Punkte
40 Punkte
< 1 cm
1-3 cm
> 3 cm
oberfl€chlich
1
2
4
tief
oberfl€chlich
2
1
4
2
6
4
tief
oberfl€chlich
4
1
16
2
20
4
4
partiell
4
16
komplett
16
20
< 1/3
Einschluƒ
1
1/3-2/3
Einschluƒ
2
>2/3
Einschluƒ
4
Ovar
rechts
links
tief
Douglas-Obliteration
Ovar
Verwachsung
dicht
rechts
zart
dicht
4
1
8
2
16
4
zart
dicht
4
1
8
2
16
4
zart
dicht
4 „ 16
1
zart
4„8
links
Tube
rechts
links
„8
2
„
4
„
16„
„ Falls das Fimbrienende der Tube komplett umschlossen ist: 16 Punkte
Tab. 1: ASRM-Klassifikation der Endometriose (ASRM 1997)
8
1.2 Pathogenese der Endometriose
1.2.1 Entstehungstheorien
Historisch werden zwei Entstehungsmechanismen angenommen. Von Meyer wurde 1919 die
metaplastische Umwandlung des Zoelomepithels als Ursache der Endometriose angesehen.
Diese Theorie berücksichtigt das metaplastische Potential des Zoelomepithels und postuliert
eine durch noch unbekannte Faktoren hervorgerufene Metaplasie mit Bildung von
endometriumähnlichen Drüsen und Stroma (Meyer 1919). Sampson stellte dagegen 1927
seine Transplantationstheorie auf, nachdem er beobachtete, daß Endometriumzellen während
der Menstruation retrograd durch die Tuben ins kleine Becken gelangen. Gemäß seiner
Theorie implantieren sich diese vitalen Endometriumfragmente auf dem Peritoneum
(Sampson 1927).
Die Meyer´sche Theorie wird durch Endometrioseerkrankungen von Patienten gestützt, bei
denen keine retrograde Menstruation stattfinden kann. So beschrieb Rosenfeld Endometriome
des Ovars bei einer Patientin mit einem Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom. Bei der
Patientin war ein nur rudimentär angelegter, strangförmiger Uterus ohne Endometrium
vorhanden (Rosenfeld 1981). Melicow fand Endometrioseherde im Utriculus prostaticus bei
Männern, die zur Therapie eines Prostatakarzinoms hochdosiert mit Östrogenen behandelt
wurden (Melicow 1967).
Nisolle vereinigte beide Theorien und beschrieb 1997 die Endometriose des Ovars und die
peritoneale Endometriose als zwei unterschiedliche Entitäten mit unterschiedlichen
Entstehungsmechanismen. Danach bilden sich die Endometriome des Ovars gemäß der
Meyer`schen Theorie durch Invagination des ovariellen Kortex mit anschließender
Epithelmetaplasie, während die peritoneale Endometriose gemäß der Sampson`schen
Transplantationstheorie entsteht (Nisolle et al. 1997).
Nisolle forderte drei Voraussetzungen für die Transplantationstheorie: Erstens müssen
überhaupt Endometriumzellen über die Tuben in die Bauchhöhle gelangen. Zweitens müssen
vitale Endometriumzellen mit der Fähigkeit, sich auf Strukturen im kleinen Becken zu
transplantieren, in diesem retrograd menstruierten Endometrium vorhanden sein. Drittens muß
die anatomische Verteilung der Endometrioseherde mit den Prinzipien der Transplantation
von Zellen durch Exfoliation übereinstimmen.
Zur ersten dieser Forderungen liegen folgende Arbeiten vor: Halme et al. zeigten 1984, daß
zum Zeitpunkt der Menstruation bei 90% aller Frauen vitale Endometriumfragmente in der
9
Bauchhöhle nachweisbar waren (Halme et al. 1984). Auch Liu kam in seiner Untersuchung
1986 zu dem Schluß, daß das Vorkommen von vitalen Endometriumfragmenten in der
Bauchhöhle physiologisch zu sein scheint (Liu et Hitchcock 1986). Vitale Endometriumzellen
wurden sowohl im Menstruationsblut (Keettel et al. 1951), als auch im Peritonealsekret bei
Frauen in der I. Zyklushälfte nachgewiesen (Kruitwagen et al. 1991). Te Linde verlagerte die
Cervix von Affen operativ nach intraabdominal und induzierte Endometriose durch die sich
nun in die Bauchhöhle entleerende Menstruationsblutung (Te Linde et al. 1950). Zusätzlich
findet sich eine erhöhte Inzidenz von Endometriose bei Frauen mit angeborenen
Abflussbehinderungen des uterinen Ausflusstraktes z. B. durch Uterusfehlbildungen oder
Zervixstenosen (Sanfilippo et al. 1986, Olive et al. 1987) sowie bei Frauen mit verkürzten
Zyklen und mit Menorrhagien (Cramer et al. 1986). In all diesen Fällen ist mit einer
verstärkten retrograden Menstruation zu rechnen.
Die zweite Voraussetzung von Nisolle, welche nicht nur vitale, sondern transplantationsfähige
Endometriumzellen fordert, wurde ebenfalls in einer Reihe von Untersuchungen bearbeitet.
Transplantationsfähige Zellen müssen die Fähigkeit zur Adhäsion und Implantation besitzen.
Es konnten eine Reihe von Adhäsionsproteinen im eutopen Endometriumgewebe
nachgewiesen werden, welche zur Anheftung von epithelialen Zellen an Basalmembranen und
von Stromazellen an die Extrazellulärmatrix notwendig sind (Foidart et al. 1993, Lessey et al.
1992, Tabibzadeh et al. 1992). Diese Proteine sind für die physiologische Interaktion von
endometrialen Stroma- und Drüsenzellen notwendig, ermöglichen aber auch eine Anheftung
von Endometriumfragmenten an das Peritoneum. In einer 1995 von Gaetje veröffentlichen
Arbeit wurde das Invasionspotential von Endometriumzellen in vitro untersucht. Dabei
zeigten die Endometriumzellen ein gleich hohes Invasionspotential wie metastatische
Zelllinien des Blasenkarzinoms (Gaetje et al. 1995).
Die letzte Forderung von Nisolle nach einer anatomischen Verteilung der Endometrioseherde
gemäß der Prinzipien der Transplantation von Zellen durch Exfoliation wurde in einer
Untersuchung von Jenkins bearbeitet, welcher die Prädilektionsstellen der Endometriose
herausarbeitete. Es fand sich eine anatomische Verteilung der Endometrioseherde im kleinen
Becken, die mit einer über die Tuben erfolgende Exfoliation von Endometriumzellen
vereinbar war. Passend dazu variierte das Verteilungsmuster der Endometrioseherde in
Abhängigkeit von der Flektion des Uterus. So fanden sich bei einer Retroflexio uteri vermehrt
Läsionen im dorsalen Abschnitt des kleinen Beckens (Jenkins et al. 1986).
Der Zusammenhang der peritonealen Endometriose mit einer retrograden Menstruation wie
Sampson es postuliert, wird durch die oben genannten Arbeiten plausibel. Die retrograde
10
Menstruation tritt nach Halme bei 90% aller Frauen auf (Halme et al. 1984). Trotzdem leiden
nur 10 bis 20% aller Frauen im reproduktiven Lebensabschnitt unter Endometriose
(Mahmood et al. 1991). Die genauen Mechanismen für das Anwachsen von ektopem
Endometrium und damit der Bildung eines Endometrioseherdes sind noch nicht hinreichend
geklärt.
1.2.2 Bedeutung der Angiogenese
Die Bildung von primitiven vaskulären Netzwerken mit Formierung von Lumina wird als
Angiogenese bezeichnet (Risau 1997). Im Erwachsenenalter findet Angiogenese als
physiologischer Prozeß bei den Wachstums- und Differenzierungsprozessen im weiblichen
Reproduktionstrakt im Rahmen der Ovulation, Menstruation und Plazentation statt (Augustin
et al. 1999). Gewebe mit physiologisch hoher angiogenetischen Aktivität sind das Corpus
luteum und das Endometrium.
Im adulten Organismus proliferieren Endothelzellen nur sehr langsam mit einem ZellTurnover von 1000-10000 Tagen (Greb et al. 2002). Es wird angenommen, daß der
physiologische
Ruhezustand
der
Endothelzellen
durch
einen
Überschuß
von
antiangiogenetischen Faktoren stabilisiert wird. Kommt es zu einer Verschiebung des
Gleichgewichts
zugunsten
der
angiogenesestimulierenden
Faktoren
kann
die
Proliferationsrate der Endothelzellen bis zu 2000-fach erhöht werden (Gimbrone et al. 1972).
Es sind verschiedene Auslöser für eine Verschiebung dieses Gleichgewichtes bekannt. Zu
diesen gehören mechanischer Streß, z. B. durch Druck proliferierender Zellen, genetische
Mutationen,
z.
B.
durch
Aktivierung
von
Onkogenen
oder
Deletion
von
Tumorsupressorgenen, die eine Kontrolle über die Produktion angiogeneseregulierender
Faktoren haben (Kerbel 2000, Carmeliet 1999). Ein weiterer wichtiger Stimulus der
Angiogenese sind hypoxischen Zustände (Carmeliet et al. 2000). Gewebehypoxie führt zur
Aktivierung von „hypoxia inducible factors“ (HIFs). Diese rufen eine Überexpression von
proangiogenetischen Faktoren wie unter anderem vascular endothelial groth factor (VEGF),
Stickoxidsynthase, platelet-derived-growth factor (PDGF) und Angiopoietin 2 (Ang-2) hervor
(Semenza 1998). Entzündliche Prozesse sind ebenfalls typischerweise durch eine
überschießende Angiogenese gekennzeichnet. Monozyten, Makrophagen, Thrombozyten,
Mastzellen und Leukozyten geben eine Vielzahl proangiogenetischer Faktoren ab, wie z. B.
11
VEGF, PDGF, Ang-1, Tumornekrosefaktor-€ (TNF-€) und monocyte chemoattractant
protein-1 (MCP-1) (Rabinovitch 1999).
Daß um einen Endometrioseherd ein Gefäßnetz gebildet wird, konnten Nisolle et al. durch
folgende histologische Untersuchung zeigen: Nisolle hielt die makroskopisch rot
erscheinenden, peritonealen Endometrioseherde für frische Implantate von retrograd
menstruierten Endometriumzellen. Diese roten Läsionen waren morphologisch und
morphometrisch (zyklusabhängige Expression von Ki-67 und Vimentin) mit dem eutopen
Endometrium nahezu identisch (Nisolle et al. 1997). Nisolle biopsierte makroskopisch rot
erscheinende peritoneale Endometrioseherde und verglich diese mit normalem Peritoneum. Es
fand sich ein ausgedehntes Gefäßnetz zwischen dem Stroma der
implantierten
Endometrioseherde und dem Peritoneum. Eine weitere Arbeit von Nisolle et al. konnte
zeigen, daß farblich unterschiedliche Endometrioseherde auch erhebliche Unterschiede
bezüglich der Vaskularisation und der Mitoserate aufwiesen (Nisolle et al. 1993). Die stärkste
Vaskularisation und mitotische Aktivität fand sich in roten Läsionen. Braun-schwarze und
weiße Läsionen zeigten eine deutlich geringere Vaskularisation. Bezüglich der Mitoserate
wiesen die weißen Läsionen die niedrigste Rate von allen drei Läsionsformen auf. Nisolle et
al. korrelierten die höhere Vaskularisation und Mitoserate der roten Herde mit einer höheren
Aktivität der Erkrankung in diesen Implantaten. Aus dieser Beobachtung lässt sich eine
entscheidende Rolle der Vaskularisation und damit der Angiogenese für die Entwicklung der
implantierten Herde ableiten.
In verschiedenen Arbeiten zur Erforschung der Rolle der Angiogenese in der Pathogenese der
Endometriose konnten eine ganze Reihe angiogenesestimulierender Faktoren in erhöhter
Konzentration im Peritonealsekret von Endometriosepatientinnen nachgewiesen werden. Es
fanden sich VEGF, Interleukine (IL-1, IL-5, IL-6, IL-8), Tumornekrosefaktor (TNF)-€,
Leptin und Interferon • (McLaren et al. 1996b, Shifren et al 1996, Küpker et al. 1998,
Mahutte et al. 2003, Smith 1997). Oosterlynck untersuchte die durch das Peritonealsekret von
Patientinnen
mit
und
ohne
Endometriose
ausgelöste
Angiogenese
auf
der
Chorioallantoismembran. Er konnte mit dem Peritonealsekret der Endometriosepatientinnen
eine deutlich stärkere Angiogenese induzieren. Dies lässt ein erhöhtes angiogenetisches
Potential im Douglassekret von Endometriosepatientinnen vermuten (Oosterlynck et al.
1993). Auch im eutopen Endometrium von Endometriosepatientinnen fand sich im Vergleich
zum Endometrium gesunder Frauen ein erhöhter VEGF-Gehalt (Donnez et al. 1998). VEGF
stimuliert die Endothelzellen zur Proliferation und bewirkt eine Permeabilitätsteigerung der
Gefäßwand. Die dadurch in den Extrazellulärraum austretenden Proteine schaffen ein
12
günstiges Millieu für aussprossende Endothelzellen (Mott et Werb 2004). Mit den
Angiopoietinen (Ang) wurden 1996 weitere Kofaktoren der Angiogenese beschrieben (Davis
et al. 1996). Ang-2 findet sich ausschließlich im Ovar, der Plazenta und im Uterus, den Orten
der physiologischen Neoangiogenese (Maisonpierre et al. 1997). Ang-2 führt bei
gleichzeitigem Vorkommen von VEGF zu einer Steigerung der Neoangiogenese (Kressin et al
2002). Ang-2 konnte immunhistochemisch in Endometrioseherden nachgewiesen werden. Es
fand sich sowohl in Stroma- als auch in Epithelzellen. Auffallend war eine verstärkte
perivaskuläre Lokalisation des Proteins (Kressin et al. 1999). Die oben genannten Arbeiten
lassen vermuten, daß im Endometrium der Endometriosepatientinnen eine pathologische
Überexpression von angiogenesestimulierenden Faktoren vorliegt. Als Aktivitätsmarker von
Endometrioseherden konnten angiogeneserelevante Faktoren wie VEGF (Donnez et al. 1998)
und das Ang-2 (Kressin et al. 2001b) herausgearbeitet werden.
Obwohl die Endometriose nicht zu den malignen Erkrankungen zählt, ist sie durch invasives
Wachstum und eine Stimulation der Angiogenese gekennzeichnet. Es finden sich Parallelen in
ihrer Pathogenese zu der Entwicklung von malignen Tumoren (Becker et al. 2004). Die
entscheidende Rolle der Angiogenese beim Tumorwachstum ist allgemein anerkannt
(Carmelit et Jain 2000). Die Forschungsergebnisse der letzten 10 Jahre weisen auf die
Notwendigkeit einer ausreichenden Angiogenese hin, um retrograd menstruiertem
Endometrium die Bildung von Endometrioseherden zu ermöglichen (Kressin et al. 2001a,
Smith 2001). Die Angiogenese nimmt somit eine zentrale Stellung bei der Pathogenese der
Endometriose ein (Gescher et al. 2003).
Abb. 1: Aktivitätsmarker der Endometriose. Schematische Darstellung der die Angiogenese
modulierenden Faktoren bei der Entstehung von Endometriose (Malik et al. 2002)
13
1.3 Matrixmetalloproteinasen
1.3.1 Das Matrixmetalloproteinasen-System
Eine wichtige Voraussetzung für die Angiogenese ist die Veränderung der Extrazellulärmatrix
(EZM) durch Proteolyse. Erst nach lokaler Auflösung der EZM kann die ausgesprosste
Endothelzelle in den Extrazellulärraum vordringen und neue Stromgebiete bilden. Zusätzlich
werden durch die Auflösung der EZM in der EZM gebundene proangiogenetische
Wachstumsfaktoren freigesetzt, welche wiederum die Angiogenese stimulieren (Rundhaug
2005). Die Schlüsselenzyme für den Erhalt oder die Auflösung der EZM sind die
Matrixmetalloproteinasen (MMP) und ihre endogenen Inhibitoren, die sogenannten „tissue
inhibitors of matrix metalloproteinases“ (TIMP). Zusammen werden sie als das
Matrixmetalloproteinasensystem (MMPS) bezeichnet und kontrollieren die Lokalisation und
das Ausmaß des „Bindegewebsremodeling“ im Organismus (Curry et al. 2001).
Das MMPS spielt bei einer Vielzahl von physiologischen Prozessen wie z. B. der
Wundheilung eine wichtige Rolle. Gerät das MMPS aus dem Gleichgewicht kommt es zu
ausgedehnten pathologischen Veränderung der EZM wie z. B. im Falle der Arthritis (Curry et
al. 2001). Auch beim invasiven Wachstum von Tumoren ist das MMPS von Bedeutung, da
die Homöostase des Extrazellulärraums ein wichtiger Faktor für die Invasion sowohl von
Tumorzellen als auch von Endothelzellen zur Bildung von Blutgefäßen ist (Shapiro 1998).
Die MMP´s gehören zu den extrazellulären Zinkproteasen. Sie verstoffwechseln eine Fülle
von Bestandteilen der Zellmatrix und der Basalmembran, wie Laminin, Fibronektin, Kollagen
und Proteoglykane. Es sind über 20 MMP´s entdeckt worden, welche je nach Substrat und
Molekülstruktur in Untergruppen eingeteilt werden. Man unterscheidet vier Gruppen:
Kollagenasen, Stromalysine, Gelatinasen und Membran-typ-MMP´s (Curry et al. 2001). Die
MMP´s dieser vier Gruppen gleichen sich in Hinsicht auf ihre molekulare Struktur und in
ihrer Funktion. Gemeinsam werden die MMP´s als Präproenzyme synthetisiert, welche als
inaktive Pro-MMP´s in den Extrazellulärraum sezerniert werden. Erst im Extrazellulärraum
werden sie von Proteinasen durch Abspaltung des Propeptidanteils aktiviert. Diese
Proteinasen stammen aus dem Plasminogen-Aktivator/Plasmin-System oder sind selbst
aktivierte MMP´s. Die aktivierten MMP´s spalten spezifische Bestandteile der EZM. Alle
MMP´s zusammengenommen können sämtliche Bestandteile der EZM abbauen.
Außer den EZM-Bestandteilen sind auch Wachstumsfaktoren und Zytokine, wie „insulin-like
growth factor“-bindende Proteine und TNF-€ Substrate der MMP`s. Dadurch können MMP´s
14
auch das Zellwachstum modulieren, einerseits direkt durch eine Kontrolle der Zell/MatrixInteraktion und andererseits indirekt durch eine Regulation der Bioverfügbarkeit von
Wachstumsfaktoren (Curry et al. 2001).
Einteilung der Matrixmetalloproteinasen (nach Curry et al. 2001)
Kollagenasen
MMP-1, MMP-8, MMP-13
Gelatinasen
MMP-2, MMP-9
Stromalysine
MMP-3, MMP-7, MMP-10, MMP-11
Membran-Typ-MMP`s
MMP-14, MMP-15, MMP-16, MMP-17, MMP-24, MMP-25
Tab. 2
Eine spezifische Inhibition der aktivierten MMP´s erfolgt durch die „tissue inhibitors of
metalloproteinases“ (TIMP´s). Bisher konnten 4 verschiedene TIMP´s isoliert werden. Diese
Inhibitoren wirken mit unterschiedlicher Spezifität auf die verschiedenen MMP´s und
besitzen zusätzlich eine antiangionetische Wirkung (Gomez et al. 1997, Brew et al. 2000,
Murphy et al. 1993). Eine unspezifische Hemmung der MMP´s erfolgt durch die
Serumfaktoren €2-Makroglobulin und €1-Inhibitor-3, die auch ein breites Spektrum anderer
Proteasen inaktivieren (Salamonsen et al. 1996).
Im weiblichen Genitaltrakt konnte dem MMP-System eine wichtige Rolle bei der
Follikelbildung, Ovulation sowie der Entwicklung und Regression des Corpus luteum
zugeordnet werden (Bagavandoss 1998, Hägglund et al. 1999, Duncan et al. 1998, Curry et al.
2000). Auch bei der Invasion des Endometriums durch den Trophoblasten in der
Frühschwangerschaft sind MMP´s von Bedeutung. So konnten Shimonovitz et al. aus
kultivierten Trophoblastenzellen im ersten Triminon MMP-2 und MMP-9 isolieren
(Shimonovitz et al. 1994).
Der Menstruationszyklus erfordert einen ständigen steroidhormonabhängigen Auf- und
Abbau des Endometriums. Dabei lassen sich auch zyklische Veränderungen der Expression
von MMP´s und TIMP´s in den Zellen des Endometriums nachweisen. Die endometriale
Expression von MMP´s wird durch Steroidhormone, verschiedene Wachstumsfaktoren und
Zytokine reguliert (Tabizadeh et al. 1992, Guidice et al. 1994). Durch das Zusammenspiel
dieser Faktoren wird die selektive Expression einzelner MMP´s verstärkt und die Expression
oder Aktivität anderer MMP´s unterdrückt (Osteen et al. 1999). Verschiedene in-vitro Studien
15
konnten das Progesteron als potenten Inhibitor der endometrialen MMP-mRNA-Expression
und der Proteinsekretion identifizieren (Lockwood et al. 1998, Marbaix et al. 1992).
In weiteren Untersuchungen konnte die zyklusphasenabhängige Expression von spezifischen
MMP´s und deren endometriale Lokalisation während des humanen Menstruationszyklus in
folgender Weise herausgearbeitet werden: Das Endometrium besteht aus epithelialen
Oberflächen- und Drüsenzellen, welche von gut vaskularisierten Stromazellen umgeben sind.
MMP-7 ist eine epithelspezifische MMP. Sie verstoffwechselt Kollagen 4 und 10 sowie
Fibronektin, Gelantin, Laminin und die MMP´s 1, 2 und 9. MMP-7 findet sich während der
Proliferationsphase fokal in den glandulären Epithelzellen und ist an der Re-Epithelialisierung
der lumenwärts gerichteten Endometriumoberfläche beteiligt (Rudolph-Owens et al. 1998).
In den endometrialen Stromazellen konnten MMP-1, -2, -3, -9, -10 und -11 nachgewiesen
werden. MMP-1 spaltet Kollagen 1, 2, 3, 7, 8 und 10, Gelatin, €-Makroglobulin, MMP-2 und
MMP-9 (Curry et al. 2001). Physiologisch ist eine ausschließlich auf die perimenstruelle
Zyklusphase beschränkte MMP-1-Expression (Salamonsen et al. 1996). Das aktive Enzym
findet sich nur in der Mucosa functionalis uteri und sein Auftreten korreliert mit dem
Nachweis von Abbauprodukten der EZM (Singer et al. 1999). Die MMP-1-Expression wird
durch Progesteron gehemmt. Abfallende Progesteronspiegel induzieren erhöhte MMP-1mRNA- und Proteinspiegel und verstärken die Kollagenaseaktivität des Enzyms (Irwin et al
1996). Auch Zytokine wie IL-1€ und TNF-€ induzieren in vitro eine verstärkte Expression
von MMP-1 in Endometriumzellen (Singer et al. 1999).
MMP-2 verstoffwechselt in vitro die Substrate Gelatin, Laminin, Elastin, Fibronektin,
Kollagen 1, 2, 3, 4, 5, 7, 10 und 11 sowie MMP-9 und MMP-13 (Curry et al. 2001). MMP-2
wird in den Endometriumzellen im Gegensatz zu MMP-1 während des gesamten Zyklus
exprimiert. (Rodgers et al 1994). Freitas et al. konnten MMP-2 immunhistochemisch in
endometrialen Endothelzellen von Kapillaren und Arterien in der Proliferations- und
Sekretionsphase nachweisen. Zum Zyklusende war das immunhistologische Signal in
Kapillaren und den sie ummantelnden glatten Muskelzellen am ausgeprägtesten (Freitas et al.
1999).
Die Expression von MMP-2 wird ebenfalls durch ovarielle Steroidhormone und
inflammatorische Zytokine beeinflusst. Allerdings handelt es sich um eine indirekte Wirkung
des Progesterons auf MMP-2. Das Proenzym MMP-2 wird hauptsächlich durch die
Membrantyp-1-MMP aktiviert. Die Expression von Membrantyp-1-MMP wird durch
Progesteron vermindert und dadurch die Aktivierung von MMP-2 verlangsamt (Lockwood et
al 1998, Zhang et al. 2000).
16
MMP-3 spaltet in vitro Kollagen 2, 3, 4, 9, 10 und 11, Fibronektin, Gelatin, Laminin, Elastin
und die MMP´s 7, 8 und 13. Außerdem kann MMP-3 inaktives Pro-MMP-1 und Pro-MMP-9
aktivieren (Okada 1992). Im Endometrium findet sich MMP-3 hauptsächlich während der
Menstruation in den Endothelien von Stromagefäßen. In Arealen von in Abstoßung
befindlichem
Endometrium
konnte
ein
starkes
immunhistochemisches
Signal
in
perivaskulären glatten Muskelzellen nachgewiesen werden (Freitas et al. 1999).
MMP-9 spaltet Kollagen 4, 5, 7, 10, und 14, Elastin, Fibronektin und Gelatin. MMP-9 findet
sich charakteristischerweise während der Menstruation in Makrophagen, die sich in
nekrotischen Arealen des Endometriums ansammeln (Freitas et al. 1999).
MMP-Nr.
Kollagensubstrat
Zusätzliche Substrate
MMP-1
I, II, III, VII, VIII, X
MMP-2
I, II, III, IV, V, VII, X, XI Fibronektin, Gelatin, Laminin, Elastin, MMP´s 9, 13
MMP-3
II, III, IV, IX, X, XI
Gelatin, Laminin, €-Makroglobulin, MMP´s 2, 9
Fibronektin, Gelatin, Laminin, Elastin, MMP`s 7, 8, 13,
Pro-MMP-1, Pro-MMP-9
MMP-7
IV, X
Fibronektin, Gelatin, Laminin, Elastin, MMP´s 1, 2, 9
MMP-9
IV, V, VII, X, XIV
Fibronektin, Gelatin, Elastin
MMP-10
III, IV, V
Fibronektin, Gelatin, Laminin, Elastin, MMP´s 1, 8
MMP-11
‚
Fibronektin, Laminin
Tab. 3: (Curry et al. 2001)
Am Zyklusende führt die abfallende Konzentration des Progesterons zu einer Abstoßung der
funktionalen Schicht des Endometriums. In endometrialen Gewebekulturen führt das Fehlen
von Progesteron zur Bildung großer Mengen von MMP´s. Dieser Anstieg wird zumindest
teilweise auch durch lokale inflammatorische Zytokine verursacht (Marbaix et al. 1992). In
vivo ist die Expression von endometrialen MMP´s während der Menstruation am höchsten
(Rodgers 1993). MMP-2, -3 und -9 konnten zu diesem Zeitpunkt in den Endothelzellen
oberflächlicher endometrialer Gefäße nachgewiesen werden. Daraus lässt sich eine durch
MMP´s ausgelöste Degradierung der Gefäßwände während der Menstruation ableiten (Freitas
et al. 1999). Der durch abfallende Progesteronserumspiegel ausgelöste Anstieg der MMP`S
führt zu einer Degradierung der EZM mit nachfolgendem Gewebeuntergang und damit zur
Menstruation (Marbaix et al. 1995, Marbaix 1996, Kokorine et al. 1996).
17
Physiologische Progesteronkonzentrationen (10-200 nM) bringen die Sekretion von MMP-1, 2 und MMP-9 in endometrialen Gewebekulturen fast zum Erliegen (Lockwood et al. 1998).
Die Rolle des Progesterons in der Stabilisierung des Endometriums scheint einerseits in der
Downregulation der MMP-Expression andererseits in einer Blockade der Wirkung von
inflammatorischen Zytokine zu liegen (Marbaix et al 1992, Keller et al. 2000).
Die TIMP…s als spezifische Inhibitoren der MMP…s konnten erstmalig von Rodgers et al. in
Form von TIMP-1-mRNA sowohl in endometrialen Epithel- als auch in Stromazellen
nachgewiesen werden. Die epitheliale Konzentration von TIMP-1-mRNA war gleichbleibend
niedrig, w€hrend die Stromazellkonzentration in der Proliferations- und Sekretionsphase
stetig anstieg und auch im Menstruationsgewebe noch erh†ht nachweisbar war (Rodgers et al.
1993). TIMP-2 und -3 konnten ebenfalls in niedriger Konzentration in den verschiedenen
Zellkompartimenten des Endometriums isoliert werden, wobei sich nur geringf•gige
zyklische Konzentrations€nderungen zeigten. TIMP1-3 finden sich auch in den endometrialen
Gef€ƒzellen. Daraus wurde ein gef€ƒstabilisierender Effekt der TIMP…s abgeleitet (Zhang et
al. 1997). Eine ‡nderung der TIMP-Konzentration durch Progesteronentzug konnte in einem
In-vitro Modell zur Menstruation nicht nachgewiesen werden (Salamonsen 1997).
Zyklusphase und Expressionsintensit€t
Proliferation Sekretion sp€te Sekretion Menstruation
MMP-1 ˆ/‰
MMP-1 ˆ
MMP-1ˆ
MMP-1 ‰
MMP-2 ‰‰
MMP-2 ‰‰ MMP-2 ‰‰
MMP-2 ‰‰
MMP-3 ‰
MMP-3 ˆ
MMP-3 ˆ
MMP-3 ‰‰
MMP-7 ‰‰
MMP-9 ˆ
MMP-7 ˆ
MMP-9 ˆ
MMP-7 ‰
MMP-9 ˆ
MMP-7 ‰‰‰
MMP-9 ‰
MMP-10 ˆ
MMP-11 ‰‰
TIMP-1 ‰
TIMP-2 ‰
TIMP-3 ˆ/‰
MMP-10 ˆ
MMP-11 ˆ
TIMP-1 ‰
TIMP-2 ‰
TIMP-3 ‰
MMP-10 ‰
MMP-11 ‰
TIMP-1 ‰‰
TIMP-2 ‰
TIMP-3 ‰‰
MMP-10 ‰‰
MMP-11 ‰‰‰
TIMP-1 ‰‰‰
TIMP-2 ‰‰
TIMP-3 ‰
Hauptlokalisation im
Endometrium
Stromazellen der Mucosa
functionalis uteri
Stroma- und kapill€re
Endothelzellen
Endothelzellen und perivaskul€re
glatte Muskelzellen
glandul€re Epithelzellen
endometrial eingewanderte
Makrophagen
Stromazellen
Stromazellen
Epithel-, Stroma-, Endothelzellen
Epithel-, Stroma-, Endothelzellen
Epithel-, Stroma-, Endothelzellen
Tab. 4: Die relative Expression wird wie folgt ausgedr•ckt:
nicht exprimiert: ˆ, gering exprimiert:‰, m€ƒig exprimiert: ‰‰, stark exprimiert: ‰‰‰
(Freitas et al. 1999, Curry et al. 2001)
18
Abb. 2: Physiologische Expression von MMP´s im weiblichen Zyklus bei Ovulation und
Implantation (Hulboy et al. 1997)
physiologische Inhibitoren der MMP´s
spezifisch
TIMP-1
TIMP-2
TIMP-3
TIMP-4
unspezifisch
Steroidhormone:
Progesteron
Proteaseninhibitoren z. B.:
a2-Makroglobulin
a1-Inhibitor-3
physiologische Aktivatoren der MMP´s
spezifisch
unspezifisch
MMP-3
Proteasen z. B.:
Plasminogenaktivator/PlasminMembrantypSystem
MMP´s
Inflammatorische Zytokine z.B.:
Interleukin-1a, platelet-derived
growth-factor, epidermal-growthfactor,Tumornekrosefaktor-a,
Leptin
Progesteronentzug
Tab. 5: (Freitas et al. 1999, Loockwood et al 1998, Singer et al.1999, Mahutte et al. 2003).
19
1.3.2 Die Rolle des MMP-Systems in der Pathogenese der Endometriose
Spuijbroek et al. fanden 1992 signifikant höhere Konzentrationen des aminoterminalen
Propeptids von Typ III Prokollagen im Peritonealsekret von Frauen mit minimaler und milder
Endometriose im Vergleich zu gesunden Patientinnen. Typ III-Kollagen ist eine der
Hauptkomponenten des Bindegewebes, dessen Vorläufer ist Typ III Prokollagen. Dieses
besitzt je eine Polypeptidkette am N-terminalen und am C-terminalen Ende (Prockop et al.
1979). Die Konversion von Prokollagen zu Kollagen erfordert die Abspaltung der
aminoterminalen Peptidkette. Jeder aktiv invasiv in die EZM einwachsende Prozess kurbelt
diesen metabolischen Schritt an und führt zu erhöhten Konzentrationen des aminoterminalen
Propetids. Die Ergebnisse von Spuijbroek et al. lassen daher auf ein aktives, invasives
Wachstum des retrograd menstruierten Endometriums mit einer Degradierung der EZM
schließen (Spuijbroek et al. 1992). Damit kommt dem Metabolismus der EZM und dem
MMPS eine Bedeutung bei der Pathogenese der Endometriose zu.
In verschiedenen Tiermodellen wurden ebenfalls Hinweise für eine Rolle der MMP´s in der
Pathogenese der Endometriose gefunden. Bruner et al. zeigten im Mausmodell, daß MMP`s
maßgeblich an der Etablierung von Endometrioseherden beteiligt sind. Bei dieser
Untersuchung wurde Nacktmäusen humanes Endometriumgewebe in die Bauchhöhle injiziert.
Nach 2-4 Tagen konnten die ersten Endometrioseherde nachgewiesen werden. Die Anzahl der
Endometrioseherde
konnte
durch
eine
24-stündige
Vorbehandlung
der
Endometriumfragmente mit Östrogen deutlich gesteigert werden. Im Gegensatz dazu hatte
eine
Behandlung
mit
Progesteron
eine
deutlich
geringere
Ausbildung
von
Endometrioseherden zur Folge. Auch die Behandlung mit TIMP-1 führte zu einer Reduktion
der Endometrioseherde: Die mit Östrogen vorbehandelten Tiere entwickelten in 100% der
Fälle peritoneale Läsionen, während sich bei gleichzeitiger TIMP-1-Applikation nur noch bei
10% der Tiere Endometrioseherde fanden (Bruner et al. 1997).
Cox et al. verglichen im Rattenmodel die MMP-3-mRNA-Expression von eutopem und
ektopem Endometrium. Die Autoren fanden deutlich höhere MMP-3-mRNA-Konzentrationen
im ektopen Endometrium (Cox et al. 2001).
In
folgenden
Untersuchungen
am
humanen
Endometrium
zeigte
sich
bei
Endometriosepatientinnen im Vergleich zu gesunden Frauen eine erhöhte Expression von
MMP´s, ein erhöhte Sensitivität auf MMP-Expression-aktivierende Faktoren und eine
verminderte Expression von MMP-Inhibitoren: So konnte in der Zellkultur aus Endometrium
von Endometriosepatientinnen mit dem die MMP-Expression steigernden IL-1 eine stärkere
20
MMP-Expression hervorgerufen werden als bei endometrialen Zellen von gesunden Frauen
(Sillem et al. 2001). Chung et al. fanden bei Endometriosepatientinnen sowohl im eutopen als
auch im ektopen Endometrium signifikant erniedrigte TIMP-3-mRNA-Konzentrationen.
Zusätzlich waren erhöhte Mengen von MMP-9-mRNA in Endometrioseläsionen nachweisbar
(Chung et al. 2001).
Kokorine et al. konnten in roten peritonealen Endometrioseläsionen eine MMP-1-Expression
nachweisen (Kokorine et al. 1997). Diese roten peritonealen Läsionen zeichnen sich durch
eine starke Vaskularisation und einen hohen epithelialen mitotischen Index aus. Die
Expression von MMP-1 in diesen Läsionen war entgegen der Expression von MMP-1 im
eutopen Endometrium von gesunden Frauen nicht auf die Menstruation und die frühe
Proliferationsphase beschränkt. Es fand sich in dem ektopen Endometrium zusätzlich eine
MMP-1-Expression in der frühen und späten Sekretionsphase sowohl bei Frauen mit einem
spontanen
Menstruationszyklus
Östrogen/Progesteronkombinationen.
als
auch
bei
Auffallend
Frauen
war,
unter
daß
Einnahme
Östrogen-
von
und
Progesteronrezeptoren nur in ektopen endometrialen Zellen exprimiert wurden, welche keine
Expression von MMP-1 zeigten (Kokorine et al. 1997).
Wenzl und Heinzl konnten 1998 eine erhöhte MMP-2-Expression im ektopen Endometrium
im Vergleich zum eutopen Endometrium nachweisen (Wenzl et Heinzl 1998).
Die Ergebnissen der zitierten Arbeiten weisen auf eine wichtige Rolle des MMPS bei der
Invasion
von
Endometriumfragmenten
in
die
Peritonealmembran
und
bei
der
Vaskularisierung von peritonealen Endometrioseherden hin.
21
1.4
Die
Chorioallantoismembran
(CAM)
des
befruchteten
Hühnereies
als
Kurzzeitgewebekultur
Schon 1887 fand Gerlach die CAM des befruchteten Hühnereies geeignet zur Erforschung der
Angiogenese (Gerlach 1887). Verschiedenen Autoren gelang die Verpflanzung von
menschlichem Endometriumgewebe auf die CAM (Rubovits et al. 1951, Kunzi-Rapp et al.
1995). Wegen des noch unreifen Immunsystems des Hühnerembryos lassen sich bis zum 16.17. Entwicklungstag Zellen oder Gewebe auf der CAM kultivieren (Ausprunk et al. 1975).
Die Transplantation von Endometrium auf die CAM entspricht einer Kultivierung außerhalb
des Uterus auf einer Membran. Das transplantierte Endometrium ist ähnlichen Bedingungen
ausgesetzt wie ein auf der Peritonealmembran wachsendes Endometriumfragment. So
konnten Maas et al. 72h nach Transplantation von Endometriumgewebe auf die CAM
endometrioseähnliche Läsionen nachweisen (Maas et al. 2001).
Mit der CAM kann auf Tiermodelle zur Erforschung der peritonealen Endometriose verzichtet
werden, da die CAM ein Ersatzmodell zur Peritonealmembran der Bauchhöhle darstellt. Für
die Erforschung der Angiogenese ist die CAM zusätzlich besonders geeignet, da eine
dynamische Beobachtung der Gefäßbildung im Zeitverlauf kontinuierlich möglich ist. Nach
Transplantation von Gewebe auf die CAM kann die Angiogeneseinduktion nach Applikation
verschiedenster, die Angiogenese stimulierender oder hemmender Faktoren, gut beurteilt
werden, (Oosterlynck et al. 1993, Brooks et al. 1994a). Malik et al. etablierten erfolgreich auf
der CAM kultiviertes Endometrium als geeignetes Endometriosemodell im Rahmen der
Fluoreszenzdiagnostik der Endometriose (Malik et al. 2000a). Dabei konnten die am Modell
gewonnenen Erkenntnisse auf die Anwendung am Menschen übertragen werden (Malik et al.
2000b). Kressin et al. wiesen im auf der CAM kultivierten humanen Endometrium im
Zeitverlauf ansteigende VEGF-mRNA nach (Kressin et al. 2001a). In ihrer Arbeit zeigte sich
das CAM-Model als geeignet zur Untersuchung der angiogenetischen Rolle des VEGF`s bei
der peritonealen Endometriose. Die vorangegangenen Arbeiten zeigen, daß die Kultivierung
von humanem
Endometrium auf der CAM ein geeignetes in ovo-Model ist, um die
intraperitonealen Vorgänge der Vaskularisation und die Expression von angiogenetischen
Faktoren von peritonealen Endometrioseherden zu erforschen.
22
1.5 Fragestellung und Zielsetzung
In dieser Untersuchung wird die CAM als Kurzzeitgewebekultur für humanes Endometrium
genutzt, um die mRNA-Expression der angiogeneserelevanten Faktoren MMP-1 und MMP-2
zu untersuchen. Dabei werden die Konzentrationen von MMP-1- und -2-mRNA in humanen
Endometriumfragmenten vor und nach Kultivierung auf der CAM unter normoxämischen
Bedingungen bestimmt.
Es sollen folgende Fragen untersucht werden:
1.) Werden die angiogenetisch-relevanten Faktoren MMP-1 und MMP-2 im humanen
Endometrium vor und nach Transplantation auf die CAM des Hühnerembryos auf mRNAEbene exprimiert?
2.) Ändert sich das Expressionsmuster im Zeitverlauf der Kultivierung auf der CAM?
3.) Bestehen Unterschiede bezüglich der Fragen 1) und 2) zwischen dem Endometrium von
Patientinnen mit und ohne histologisch nachgewiesene Endometriose?
23
2 Material und Methoden
2.1. Materialien
2.1.1 Reagenzien und Chemikalien
Agarose
GibcoBRL Life Technologies, Karlsruhe
DEPC
Sigma, Deisenhofen
dNTPS
Takara Biomedicals, Shiga, Japan
EDTA
Sigma, Deisenhofen
Ethidiumbromid
GibcoBRL Life Technologies, Karlsruhe
Tris
Merck, Darmstadt
Trizol® Reagent
GibcoBRL Life Technologies, Karlsruhe
Allgemeine Laborchemikalien und
Merck, Darmstadt
Lösungsmittel in p.a. Qualität
Roth, Karlsruhe
Sigma, München
2.1.2 Enzyme und Proteine
M-MLV Reverse Transcriptase (200 U/µ l)
Taq DNA Polymerase (5 U/µl)
Promega, Madison, USA
GibcoBRL Life Technologies, Karlsruhe
2.1.3 Geräte und sonstige Materialien
Axio Vision Release 2.05
Carl Zeiss Vision GmbH, München-Hallbergmoos
DAB substrate kit for peroxidase
Vector Labaratories, Burlingame, USA
Easy Gel-Dokumentationssystem
Herolab, Wiesloch
Microcomputer Elektrophoresis Power supply
Mikrozentrifuge MC-13
Trio-Thermoblock
UV-Fotometer Gen Quant II
Renner GmbH, Dannstadt
Millipore/Amicon, Eschborn
Biometra, Göttingen
Pharmacia Biotech
(jetzt Amersham Biosciences, Freiburg)
Ultra-Turrax T25
Wizard PCR Preps Purification System
IKA Labortechnik, Staufen
Promega, Madison, USA
24
Zentrifuge Hettich Rotanta/RP
Zentrifuge 2K15
Hettich Rotanta, Tuttlingen
Sigma Laborzentrifugen, Osterode
2.1.4 Puffer und Lösungen
DEPC-Wasser: 0,1% (v/v) DEPC in Wasser über Nacht rühren, autoklavieren
75% (v/v) Ethanol: 75% (v/v) Ethanol in DEPC-Wasser
RT-Puffer (20 mM Tris-HCL, pH 8,3/ 2.5 mM Mg Cl2/ 100 µg bovines Serumalbumin pro
ml)
TAE-Puffer: 10 mM Tris-Acetat, pH 8,0
1 mM EDTA
2.1.5 Primer/Oligonukleotide
Oligo-dT15
MWG Biotech, Ebersberg
Alle als Startermoleküle der PCR verwendeten Primer stammten von der Firma MWG
Biotech, Ebersberg.
Name
Sequenz
5`-MMP 1
5`-GTG GAC CAA CAA TTT CAG AGA G-3`
3`-MMP1
5`-TGT CCT TGG GGT ATC CGT GT-3`
k-3`-MMP 1
5`-TGT CCT TGG GGT ATC CGT GTC =
Tan
Gen
60°C
MMP 1
CGG ACT TCA TCT CTG TCG-3`
5`-MMP 2
5`-CAC CAC TGA GGA CTA CGA CCG-3`
3`-MMP 2
5`-AGT CCG CCA AAT GAA CCG GT-3`
k-5`-MMP 2
5`-CAC CAC TGA GGA CTA CGA CCG =
60°C MMP 2
CCT TCA CTT TCC TGG GCA AC-3`
5`-Gapdh
5`-ATC CCT GCC TCT ACT GG-3`
3`-Gapdh
5´-TGG GTG TCG CTG TTG AAG TC-3´
59°C GAPDH
Tab. 6
Tan: Anheftungstemperatur (annealing) in der PCR
= Kennzeichung der Deletion von 47 bp bei MMP-1 und von 80 bp bei MMP-2 im Vergleich
zu deren cDNA
25
2.1.6 DNA-Längenstandards
100 bp DNA ladder (1µg/µl)
GibcoBRL Life Technologies, Karlsruhe
bp: 100, 200, 300, 400, 500, 600, 700, 800, 900, 1000, 1100, 1200, 1300, 1400, 1500, 2000
2.1.7 befruchtete Hühnereier
( Lohmann Tierzucht GmbH Cuxhaven, Deutschland)
2.2 Patientinnenkollektiv
Es wurden Endometriumproben von 10 Patientinnen im reproduktionsfähigen Alter durch
Strichkürettage im Rahmen einer medizinisch indizierten Hysteroskopie und Laparoskopie
gewonnen. Die Patientinnen waren über die möglichen Risiken einer Strichkürettage
ausführlich informiert worden und hatten der Gewebeentnahme zu wissenschaftlichen
Zwecken durch Unterschrift eines Aufklärungsbogens zugestimmt. Ein positives Votum der
Ethikkommission der Universitätsklinik Lübeck lag vor.
Alle Patientinnen befanden sich zum Zeitpunkt der Operation in der I. Zyklushälfte, welches
in der histologischen Aufarbeitung der Gewebeproben durch einen Mitarbeiter in der
Abteilung für Pathologie der Universität zu Lübeck bestätigt wurde, da alle Proben ein
typisches Proliferationsphasenepithel zeigten.
Keine der Patientinnen war in den letzten 3 Monaten hormonell behandelt worden, noch war
ein Intrauterinpessar zur Kontrazeption genutzt worden.
Bei vier der Patientinnen konnte bei der Laparoskopie eine peritoneale Endometriose durch
Gewebeprobeentnahmen histologisch gesichert werden. Klinisch nach Inspektion des Situs
wurden davon zwei Patientinnen als ASRM I, und je eine Patientin als ASRM II und ASRM
III klasssifiziert. Bei sechs Patientinnen fand sich kein Hinweis für eine Endometriose.
26
2.3 Gewebekultur auf der CAM
Die Gewebekultur der Endometriumfragmente auf der CAM wurden entsprechend der von
Malik et al. und Kressin et al. beschriebenen Methode durchgeführt (Malik et al. 2000b,
Kressin et al. 2001a). Die entnommenen Endometriumproben wurden in steriler
physiologischer Kochsalzlösung aufbewahrt und innerhalb von drei Stunden nach Entnahme
auf die CAM aufgesetzt. Zuvor wurde das Endometriumgewebe mit einem sterilen Skalpell in
einer Petrischale in 1x1 mm messende Stücke zerkleinert. Nekrotisch erscheinende
Gewebestücke wurden nicht verwendet.
Die benötigten befruchteten Hühnereier stammten von einer entsprechenden Zuchtstation.
Nach Erhalt der Eier wurde der spitze Pol mit Klebeband verklebt. Damit konnte verhindert
werden, daß beim späteren Aufschneiden des Eies die Schale splitterte und Bruchstücke auf
die CAM gelangten. Die Eier wurden anschließend mit dem stumpfen Ende nach oben bei 37°
C und 60% Luftfeuchtigkeit bis Tag 5 oder 6 nach Befruchtung gelagert. Dann wurde mit
einer Schere ein 3 x 3 cm großes Fenster auf dem spitzen, abgeklebten Pol des Eies in die
Schale geschnitten. Dieses Fenster wurde mit einem Plexiglasdeckel verschlossen und dieser
mit Isolierband an der Schale fixiert. Die Eier wurden mit dem Fenster nach oben gelagert
und die Bebrütung fortgesetzt.
Es wurden pro Patientin 24 Endometriumproben von je 1 mm3 Durchmesser auf die CAM
von 6-10 Tage alten Hühnerembryonen transplantiert. Dazu wurde das in die Schale
geschnittene Fenster erweitert und je eine Endometriumprobe nahe einer Y-förmigen
Aufteilung eines CAM-Gefäßes platziert. Nach dem Aufbringen der Endometriumproben
wurde der Plastikdeckel wieder aufgesetzt und mit Tape an der Schale fixiert. Vitale
Endometriumimplantate zeigten eine weißliche oder rosige Färbung. Abgestoßene Implantate
wurden innerhalb von 1-2 Tagen nach Transplantation auf die CAM schwarz.
Durchschnittlich wurden 10% der auf die CAM transplantierten Endometriumproben avital
und wurden aussortiert.
Nach je 24 h, 48 h, 72 h und 96 h Kultivationszeit der Endometriumproben erfolgte die
Explantation von je drei Präparaten pro Patientin. Zur Explantation wurde die CAM nahe am
Implantat mit der Pinzette angehoben und das Implantat mit etwas anhaftenden CAM-Gewebe
mit der Schere abgetrennt. Die Präparate wurden sofort nach Entnahme in flüssigem
Stickstoff schockgefroren. So wurden pro Kultivationszeitpunkt (=Zeitverlauf) auf der CAM
je drei Proben pro Patientin bearbeitet. Zusätzlich wurden je drei Proben pro Patientin sofort
27
nach der Strichkürettage ohne vorherige Transplantation auf die CAM schockgefroren
(Zeitpunkt 0).
Abb. 3: Humanes Endometrium nach 96 h Kultivierung auf der Chorioallantoismembran. Es
findet sich ein konzentrisches auf das Implantat gerichtetes Wachstum von CAM-Gefäßen.
2.4 Extraktion der Gesamt-RNA
Die RNA-Extraktion erfolgte mit der single-step-Methode mit einem Guanidinium-CyanatPhenol-Chloroform-Gemisch nach Chomczynski (Chomczynski und Sacchi 1987). Diese
Methode hat sich besonders bei kleinen Probenvolumina bewährt und ist mit vier Stunden
zeitsparend.
Die explantierten und gefrorenen Gewebeproben wurden in 1 ml Trizol-Reagent (GibcoBRL
Life Technologies, Karlsruhe) mit dem Ultra-Turrax T 25 (IKA Labortechnik, Staufen) in 30
Sekunden (sek) homogenisiert. Anschließend wurde das Homogenisat für 15 Minuten (min)
bei 2000 * g und 4 °C zentrifugiert. Der Überstand wurde 5 min bei Raumtemperatur
inkubiert, um eine möglichst vollständige Dissoziierung der Nukleoproteinkomplexe zu
erreichen. Durch Zugabe von 200 µl Chloroform und Zentrifugation mit 10000 * g für 20 min
bei 4 °C fand sich die Gesamt-RNA von DNA und Proteinen isoliert in der wässrigen Phase
des Gemisches und konnte abpipettiert werden.
28
Nach Zugabe von 500 µl Isopropanolol und 10-minütiger Inkubation bei Raumtemperatur
wurde die RNA gefällt. Durch erneute Zentrifugation für 10 min bei 12000 * g bei 4 °C
entstand ein RNA-Pellet. Dies wurde mit 1000 µl 75% (v/v) Ethanol gereinigt und für 5 min
bei 7500 * g bei 4 °C erneut zentrifugiert.
Nach Abtrocknung des Ethanols erfolgte die Lösung des Pellets in 20 µl DEPC-behandeltem
Wasser. Die fertigen Proben wurden bis zur weiteren Bearbeitung bei –80 °C eingefroren.
2.5 Bestimmung der Konzentration von Nukleinsäure-Lösungen
Es erfolgte eine photometrische Messung der Gesamt-RNA-Menge der Proben durch
Bestimmung der Extinktion bei 260 nm Wellenlänge mit dem UV-Fotometer Gen Quant II
(Pharmacia Biotech). Mit der gleichen Methode wurden auch die Konzentrationen der DNALösungen und der Kompetitoren (2.6.2) bestimmt.
Bei 260 nm Wellenlänge und 1 cm Schichtdicke entspricht eine Absorption von 1,0 einer
RNA-Konzentration von 40 µg/ml und einer dsDNA-Konzentration von 50 µg/ml (Sambrook
et al. 1989).
Zusätzlich wurde der Quotient der Absorption bei 260 nm und 280 nm als Maß für
Verunreinigungen durch Proteine und Phenol bestimmt. Als Richtwert galt hier ein Wert
zwischen 1,8 und 2,0.
2.6 Reverse Transkription mit Bildung einer Komplementär-DNA (cDNA)
Die reverse Transkription (RT) der RNA erfolgte nach der von Wolber et al. beschriebenen
Methode (Wolber et al. 1999). Je 1 µg der Gesamt-RNA wurde mittels 500 ng eines Oligo-dtOligo-Primers als Startermolekül (MWG Biotech, Ebersberg) und 100 U reverser
Transkriptase (RTase) in cDNA transkribiert. Verwendung fand als RTase moloney murine
leukemia virus (M-MLV)-RTase (Promega, Madison, USA).
Zunächst wurde je 1 µg mRNA mit 2,5 µl Oligo-dT-Primer ad 14,5 µl DEPC-ddH2O auf Eis
pipettiert, gemischt, mit 10000 * g anzentrifugiert und 15 min im Wasserbad bei 68°C
denaturiert. Hierdurch wurde eine Auflösung der Sekundärstruktur der RNA erreicht.
29
Anschließend folgte das Abkühlen der Proben 15 min auf Eis, um eine Renaturierung zu
verhindern.
Zur RT wurde den Proben je 10,5 µl RT-Mix zugegeben, bestehend aus RT-Puffer, 12,5 nmol
dNTP`s (Takara Biomedicals, Shiga, Japan) und M-MLV-RTase. Nach Mischen und
Anzentrifugieren bei 10000
*
g erfolgte die Inkubation im Thermocycler (Biometra,
Göttingen) über je 45 min bei zunächst 42°C, dann 52°C mit anschließender 10-minütiger
Erhitzung auf 100°C. Hierdurch wurde die RTase inaktiviert. Darauf folgte die Abkühlung
der cDNA-Proben auf 4°C. Die Proben wurden bei –20°C gelagert und konnten ohne weitere
Bearbeitung zur PCR-Analyse eingesetzt werden.
2.7 Qualitative Polymerase Kettenreaktion (PCR)
Es wurden die Konzentrationen von MMP-1-, MMP-2- und humaner Glyzerinaldehyd-3phosphat-Dehydrogenase(GAPDH)-cDNA durch qualitative PCR bestimmt. Die Bestimmung
der GAPDH-cDNA-Konzentration war zur Normierung der Konzentration der MMP-1- und
MMP-2-cDNA erforderlich. Dadurch konnte die Expression von MMP-1- und MMP-2-cDNA
zu einem spezifisch humanen Parameter ins Verhältnis gesetzt, dessen Expression während
des gesamten Menstruationszyklus konstant ist (Wolber et al. 2002). So konnten
unterschiedlich große mRNA-Mengen, hervorgerufen durch unterschiedlich große von der
CAM explantierten Endometriumimplantate miteinander verglichen werden.
Für MMP-1- und MMP-2-cDNA wurden folgende in ihrer Sequenz humanspezifische Primer
verwand (s. Tab. 6): 5`MMP-1, 5`-GTG GAC CAA CAA TTT CAG AGA G-3`; 3`MMP-1,
5`- TGT CCT TGG GGT ATC CGT GT-3`; 5`-MMP-2, 5`-CAC CAC TGA GGA CTA CGA
CCG-3`; 3`MMP-2, 5`-AGT CCG CCA AAT GAA CCG GT-3`.
Zur Bestimmung der GAPDH wurde ein Primer eingesetzt, welcher sowohl mit der cDNA
von humaner, als auch Hühner-GAPDH reagieren kann. Um eine ungewünschte
Amplifizierung von Hühner-cDNA zu vermeiden, wurden die PCR- Bedingungen so gewählt,
daß der Primer sich ausschließlich an humane cDNA binden konnte. Hierzu diente das
Protokoll von Kressin et al. (Kressin et al. 2001a). Der Primer für GAPDH-cDNA hatte
folgende Sequenz (s. Tab. 6): 5`GAPDH, 5`-ATC ATC CCT GCC TCT ACT GG-3`;
3`GAPDH, 5`-TGG GTG TCG CTG TTG AAG TC-3`.
30
Die erwartete Länge des PCR-Produktes von MMP-1-cDNA lag bei 485 Basenpaaren (bp),
für MMP-2-cDNA bei 401 bp und für GAPDH-cDNA 256 bp.
Als Matrize für die DNA-Polymerase diente die durch RT (s. 2.6) gewonnene cDNA aus den
Endometriumproben. Das Gesamtvolumen pro PCR-Ansatz lag bei 50µl. Es wurde jeweils
1µl cDNA, 0,75 U Taq DNA Polymerase (GibcoBRL Life Technologies, Karlsruhe), 20 pmol
von jedem Primer und dNTP´s im vom Enzymhersteller mitgelieferten Einfach-Puffer
gemischt.
Es wurde folgendes PCR-Protokoll angewandt:
Programm für MMP1- und MMP2-cDNA:
Denaturierung der cDNA (1x)
3 min bei 94°C
Amplifizierung (32-35x)
Denaturierung
1 min bei 94°C
Primerannealing
1 min 30 sec bei 60°C
Elongation
3 min bei 72°C
Terminale Extension (1x)
7 min bei 72°C
Programm für GAPDH-cDNA:
Denaturierung der cDNA (1x)
3 min bei 94°C
Amplifizierung (28x)
Denaturierung
1 min bei 94°C
Primerannealing
1 min 30 sec bei 59°C
Elongation
3 min bei 72°C
Terminale Extension (1x)
7 min bei 72°C
Die durch PCR gewonnenen cDNA-Proben wurden mit Agarose-Gelelektrophorese analysiert
(s. 2.9).
31
2.8 Quantitative PCR
Die quantitative Bestimmung der jeweiligen cDNA-Konzetrationen von MMP-1, MMP-2 und
GAPDH in den Endometriumproben erfolgte für jede Gewebeprobe und jeden Faktor mit
einer kompetitiven PCR.
Um eine Ziel-cDNA zu quantifizieren muß während der PCR eine synthetische cDNA von
bekannter Konzentration als interner Standard (Kompetitor) mitamplifiziert werden. Benutzt
man für die Ziel-cDNA und die cDNA des internen Standards unterschiedliche Primer, sind
die Ergebnisse ungenau wegen der unterschiedlichen Effektivität der verschiedenen PrimerPaare. Hier bietet sich die Möglichkeit der kompetitiven PCR. Dabei wird eine cDNA als
interner Standard synthetisiert, welche mit dem Primer der Ziel-cDNA amplifiziert werden
kann. Bei dieser Methode konkurrieren die zu quantifizierende cDNA mit der synthetisierten
cDNA bekannter Konzentration des internen Standards im selben Ansatz um die Primerpaare,
Nukleotide und Polymerasen der PCR (Siebert et al. 1992).
Um dennoch die PCR-Produkte von Standard-cDNA und Ziel-cDNA unterscheiden zu
können, werden durch eine Deletion oder Insertion in der cDNA des Kompetitors zwei PCRProdukte unterschiedlicher Größe produziert, welche leicht durch eine Gelelektrophorese
voneinander getrennt werden können. So kann in der exponentiellen Phase der Amplifikation
die Menge der Ziel-cDNA gegen die Standard-Kurve extrapoliert werden. Das
Mischungsverhältnis
der
PCR-Produkte
spiegelt
das
Mischungsverhältnis
der
Ausgangsmoleküle wieder.
Dieses Verfahren war wegen seiner hohen Sensitivität für die vorliegende Arbeit besonders
geeignet, da aus den kleinen Endometriumimplantaten von der CAM nur eine geringe Menge
an mRNA extrahiert werden konnte, welche für die Northern-Blot- oder RnaseProtektionsanalysen nicht ausreichten.
Nach einer qualitativen PCR (s. 2.7) zur Eingrenzung der cDNA-Konzentration des
untersuchten Faktors wurde die kompetitive PCR unter den gleichen Reaktionsbedingungen
durchgeführt. Dem PCR-Ansatz wurde zusätzlich 1 µl Kompetitor mit bekannter
Konzentration zugesetzt. Pro Probe und Faktor (MMP-1, MMP-2, GAPDH) wurden 4
Reaktionssätze mit verschiedener Kompetitorkonzentration in einer 1:2 Verdünnungsreihe
bearbeitet. Das Konzentrationsfenster der Kompetitorverdünnung lieferte das Ergebnis der
vorab durchgeführten qualitativen PCR.
Die PCR-Produkte wurden durch Agarose-Gelelektrophorese (2.9) analysiert.
32
2.8.1 Herstellung der Kompetitoren
Die notwendigen internen Standards f•r die kompetitive PCR f•r MMP-1 und MMP-2
wurden mittels PCR unter den unter 2.7 beschriebenen Bedingungen hergestellt. Die cDNA
des internen Standards zeichnet sich durch eine interne Deletion aus, welche eine
Unterscheidung von der zu quantifizierenden cDNA unter Beachtung der L€nge der PCRProdukte von Ziel-DNA und internem Standard erm†glicht (Siebert et al. 1992).
Als cDNA-Matrize diente das MMP-1- und MMP-2-PCR-Produkt. Es wurden statt der
•blichen 3…-Primer spezielle 3…-Primer verwandt, die ein PCR-Produkt mit einer Deletion im
Kompetitorfragment lieferten.
Der MMP-1-cDNA-Kompetitor wies eine Deletion von 47 bp auf und lieferte somit ein 438
bp messendes PCR-Produkt. Der MMP-2-cDNA-Kompetitor zeigte eine Deletion von 81 bp
und liefert ein PCR-Produkt von 320 bp. Der interne Standard f•r GAPDH zeichnete sich
durch eine Deletion von 43 bp aus und lieferte ein 213 bp messendes PCR-Produkt. Dessen
Herstellung war bereits in einer vorangegangenen Studie von Kressin et al. durch
•berlappende PCR erfolgt (Kressin et al. 2001a).
Die
PCR-Produkte
wurden
in
der
Agarose-Gelelektrophorese
(2.9)
durch
ihre
Fragmentl€ngen identifiziert. Aus den PCR-Ans€tzen, welche ein kr€ftiges Signal in der
Elektrophorese lieferten, wurde das PCR-Produkt mit dem Wizard PCR Peps Purification
System, den Angaben des Herstellers (Promega, Madison, USA) folgend, gewonnen. Die
Konzentration der Kompetitoren konnte anschlieƒend durch photometrische Messung der
Extinktion (2.5) bestimmt werden. Die Kompetitor-L†sung wurde bei Š20‹C gelagert.
A
ŒŒ 5`-Primer
5` ~~~~ŒŒŒŒŒ ŒŒ ŒŒ ŒŒ ŒŒ ŒŒ ŒŒ Œ~~~~ 3`
3`~~~~Œ Œ Œ Œ Œ Œ Œ Œ Œ Œ Œ Œ ŒŒŒ Œ~~~~5`
ŒŒ 3`-Primer
PCR
5`
ŒŒŒ ŒŒ ŒŒ ŒŒ ŒŒ ŒŒ ŒŒ 3`
3`
Œ Œ Œ Œ Œ Œ Œ Œ Œ Œ ŒŒ 5`
PCR-Produkt
33
B
Deletion
5`
ŒŒŒ ŒŒ ŒŒ ŒŒ ŒŒ ŒŒ ŒŒ 3`
PCR-Produkt
3`
Œ Œ Œ Œ Œ Œ Œ xxxŒ Œ ŒŒ 5`
xxxŒŒ k-3`-Primer
PCR
5`
ŒŒŒ ŒŒ ŒŒ ŒŒ ŒŒ ŒŒ 3`
3`
Œ Œ Œ Œ Œ Œ Œ xxxŒŒ 5`
5` ŒŒ 3`
+
Kompetitor
3`Œ Œ 5`
+
deletiertes Fragment
Abb. 4: Herstellung der internen Standards f•r die kompetitive PCR.
Teil A zeigt schematisch die RT-PCR, welche die MMP-1-cDNA bzw. MMP-2-cDNA
lieferte.
Teil B stellt dar, wie unter Verwendung des jeweiligen PCR-Produktes als Matritze und
spezieller k-3`-Primer die Kompetitorfragmente erzeugt werden. Dies ist m†glich, weil die k3…-Primer zu zwei cDNA-Regionen komplement€r sind. Dadurch kommt es zur Deletion des
zwischen diesen cDNA-Regionen liegenden DNA-Fragmentes.
2.9 Gelelektrophorese
Die durch PCR gewonnenen cDNA-Proben wurden mit der Agarose-Gelelektrophorese
analysiert. Dazu wurde 2% (w/w) Agarose in TAE-Puffer durch Erhitzen gel†st. Das
notwendige Ethidiumbromid zur Interkalierung mit der cDNA wurde nach Abk•hlung dem
Agarosegel zugef•gt (Endkonzentration 0,5•g/ml). Die cDNA-Proben wurden bei einer
Spannung von 90-120 V aufgetrennt. Es wurden den cDNA-Proben aus der PCR jeweils
verschiedene Standardkonzentrationen bekannter Konzentration zugegeben. Als Standard
wurde eine 100 bp DNA ladder (GibcoBRL Life Karlsruhe) verwendet. Um diejenige
Konzentration des Standards zu ermitteln, bei der €quimolare Verh€ltnisse mit der cDNAProbe vorlagen, wurde die Fluoreszenzintensit€t der DNA-Banden sowohl mit dem bloƒen
34
Auge evaluiert, als auch mit Hilfe des PC-Programmes „Easy Win 2“ von Heralab bestimmt.
Äquimolare Konzentration lag bei gleicher Fluoreszenzintensität der Banden von cDNAProben der PCR und Standard-DNA vor.
2.10 Konzentrationsbestimmung der mRNA
Bei jedem Durchlauf der PCR wird die DNA-Menge verdoppelt. Es kommt zu einem
exponentiellen Anstieg der DNA-Menge nach folgender Formel: N=N0 (1+ eff)n, wobei N0
für die Ausgangsmenge, eff für die Effektivität und n für die Anzahl der PCR-Zyklen steht
(Wang et al. 1989). Wird während der PCR eine synthetische cDNA von bekannter
Konzentration als interner Standard (Kompetitor) mitamplifiziert, kann die Ziel-cDNA in der
exponentiellen Phase der Amplifikation gegen die Standard-Kurve extrapoliert werden.
Es wurde die Kompetitorkonzentration notiert, bei welcher eine gleich intensive Fluoreszenz
zwischen den mittels Gelelektrophorese entstandenen Banden von Ziel-cDNA und
Kompetitor auftrat. Mittels dieser Äquivalenzkonzentration und unter Berücksichtigung der
folgenden Faktoren: Molekulargewicht und Doppelsträngigkeit der cDNA des Kompetitors,
Gesamtmenge der in der RT eingesetzten RNA, der RT-Effizienz (Wolber et al. 1999) und
Einzelsträngigkeit der Ziel-cDNA wurde die mRNA-Konzentration in fmol berechnet.
2.11 Berechnung und Statistik
Die Konzentration der MMP-1- und MMP-2-mRNA wurde zu der Konzentration der
ebenfalls bestimmten humanen GAPDH-mRNA normiert. Die Expression dieses sogenannten
„housekeeping gene“ ist während des gesamten Menstruationszyklus konstant (Wolber et al.
2002). Es wurde dadurch die Expression von MMP-1- und MMP-2-mRNA zu einem
spezifisch humanen Parameter ins Verhältnis gesetzt und die ermittelte MMP-1- und MMP-2mRNA pro GAPDH-mRNA angegeben. So konnten unterschiedlich große mRNA-Mengen,
hervorgerufen
durch
unterschiedlich
große
von
der
CAM
explantierten
Endometriumimplantaten miteinander verglichen werden.
35
Dieses MMP-1- bzw. MMP-2-mRNA / GAPDH-mRNA-Verhältnis wurde nicht durch
Hühner-mRNA verfälscht, da die entsprechenden PCR-Bedingungen für die drei Gene
spezifisch für humane Gene gewählt wurden. Damit konnte auch ein Einfluß von
unterschiedlichen Mengen von Hühner-mRNA aus dem CAM-Gewebe, welche den
explantierten Endometriumproben anhafteten, eliminiert werden.
Ziel der Untersuchung war die Veränderung der MMP-1- und -2-mRNA-Expression im
Verlauf der Kultivierung auf der CAM zu beurteilen. Es wurden dazu je drei Proben je
Untersuchungszeitpunkt (0h, 24h, 48h, 72h, 92h) und Patientin analysiert und die mediane
MMP-1/GAPDH- und MMP-2/GAPDH-mRNA-Ratio bestimmt. Diese Median-Werte
wurden verglichen.
Da die Werte normalverteilt waren, wurde der gebundene T-Test angewandt, um die
Expression im Zeitverlauf zu beurteilen. Als statistisch signifikant galt ein p< 0,05.
Zum Vergleich der Expression von MMP-1- und MMP-2-mRNA zwischen Patientinnen mit
und ohne Endometriose wurde der ungebundene T-Test angewandt. Hier galt ebenfalls ein p<
0,05 als statistisch signifikant.
36
3 Ergebnisse
3.1 Etablierung eines quantitativen Nachweises für MMP-1 und MMP-2
3.1.1 Optimierung der PCR für MMP-1 und MMP-2
Die PCR mit der nach RNA-Extraktion (s. 2.4) aus den Endometriumproben und
nachfolgender RT (s. 2.6) gewonnenen cDNA lieferte mit den als Primer verwendeten
Oligonukleotiden 5`-MMP-1 und 3`-MMP-1 ein Produkt mit der erwarteten L€nge von 485
bp. Wurden zur PCR die Starteroligonukleotide 5`-MMP-2 und 3`-MMP-2 eingesetzt, erhielt
man ein Fragment mit einer L€nge von 401 bp.
MMP-2
M
600 bp
+
MMP-1
Ž
+
Ž
•
•
Abb. 5: Qualitative PCR f•r MMP-2 und MMP-1. Die Gelektrophorese zeigt die erwarteten
Banden f•r das MMP-2-PCR-Produkt bei 401 bp (grauer Pfeil) und f•r das MMP-1-PCRProdukt bei 485 bp (schwarzer Pfeil). M: 100 bp DNA-Molekulargewichtsstandard;
+ : PCR-Ansatz mit cDNA; Ž : Negativkontrolle ohne cDNA
Um eine optimale Amplifikation w€hrend der PCR zu erreichen, ist die Anzahl der PCRZyklen von Bedeutung. Ziel ist eine Amplifikation der entsprechenden cDNA im linearen
Bereich, da die Vervielf€ltigung der cDNA gem€ƒ einer exponentiellen Kurve nach der
Formel N=N0 (1+ eff)n (s. 2.10) erfolgt. Die Amplifikation sollte vor der Plateauphase der
PCR beendet sein, da in der linearen Phase entsprechend der genannten Formel ein
mathematischer Zusammenhang zwischen den Ausgangsmolek•len und dem PCR-Produkt
besteht.
Es wurden je drei Ans€tze cDNA aus den Endometriumproben einer PCR von 23-43 Zyklen
f•r MMP-1 und MMP-2 unterzogen. Die entstandenen PCR-Produkte wurden per
Gelelekrophorese (s. 2.9) aufgetrennt und die Bandenintensit€t photometrisch gemessen. Mit
steigender Zykluszahl nahm die Bandenintensit€t zun€chst zu. War die Plateauphase erreicht,
37
kam es zu keiner weiteren Steigerung der Intensit€t. Die gr†ƒten Unterschiede der
Bandenintensit€t fanden sich in der linearen Phase der Amplifikation, so daƒ in diesem
Bereich auch die beste Differenzierung der Banden in der Agarosegelelektrophorese m†glich
war.
M 26 28
30
32
34
36
38
40
42
Zyklen
• MMP-1
M 23 25 27 29 31 33 35 39
41 43
Zyklen
•
MMP-2
Abb. 6: Bestimmung der PCR-Zykluszahlen f•r MMP-1 (32) und MMP-2 (35):
Gelelektrophorese mit MMP-1 und MMP-2. Oberhalb der Banden finden sich die jeweiligen
Zykluszahlen. M: 100 bp DNA-Molekulargewichtsstandard
ˆ MMP-1
• MMP-2
20
25
30
35
40
45
Zyklen
Abb. 7: Densitomentrisch gemessene Bandenintensit€t in Abh€ngigkeit von der Zykluszahl
(Mittlewert ‘ SD von Dreifachbestimmungen) der MMP-1- und der MMP-2-PCR.
F•r die PCR f•r MMP-1 ergab sich ein Optimum von 32 Zyklen, f•r MMP-2 von 35 Zyklen.
38
Die Bedingungen der PCR sollten humanspezifisch sein, um eine Amplifikation von aus der
CAM stammender H•hner-RNA mit einer m†glichen Verf€lschung der Ergebnisse zu
vermeiden. Es wurde daher die etablierte PCR auf ihre Speziesspezifit€t hin getestet.
Hierzu wurde mRNA aus reinem CAM-Gewebe extrahiert (s. 2.4) und nach RT (s. 2.6) als
PCR-Matritze f•r die Primer 5…-MMP-1, 3…-MMP-1, bzw. 5…-MMP-2, 3`-MMP-2 sowie 5`GAPDH und 3`-GAPDH eingesetzt. Parallel erfolgte eine PCR mit humaner cDNA aus
Endometriumproben und eine Negativkontrolle ohne cDNA. Wurde in der PCR aus der CAM
stammende H•hner-cDNA als Matrize verwendet, erhielt man kein Signal in der
Gelelektrophorese. Ebenso lieferte die Negativkontrolle kein Signal.
MMP 2
M
1
2
MMP 1
3
4
5
GAPDH
6
7
8
9
600 bp
•
“
Abb. 8: ’berpr•fung der Speziesspezifit€t von Primer und PCR-Bedingungen. Agarosegel
von PCR-Produkten f•r MMP-2 (Bahn 1-3, grauer Pfeil, 401 bp), MMP-1 (Bahn 4-6,
schwarzer Pfeil, 485 bp) und GAPDH (Bahn 7-9, weiƒer Pfeil, 256 bp) mit cDNA aus
Endometrium (Bahn 1, 4, 7) und aus CAM-Gewebe (Bahn 2, 5, 8); Negativkontrollen ohne
cDNA (Bahn 3, 6, 9). Nur die PCR mit Endometrium-cDNA liefert Signale. M: 100 bp DNAMolekulargewichtsstandard.
3.1.2 Herstellung der internen Standards als Kompetitoren
Die
Amplifikation
von
MMP-1-cDNA
mit
dem
Primer
5`-MMP-1
und
dem
kompetitorspezifischen Primer k-3`-MMP-1 f•hrte, wie erwartet, zu einem PCR-Produkt in
Form eines einzelnen Fragmentes mit einer L€nge von 438 bp. Dieses Fragment diente als
Matrize f•r eine weitere PCR mit den MMP-1-Primerpaaren. So konnten MMP-1Kompetitorfragmente mit der L€nge von 438 bp amplifiziert werden.
Eine PCR von MMP-2-cDNA mit dem Primer 5`-MMP-2 und dem kompetitorspezifischen k3`-MMP-2 lieferte ein Fragment von 320 bp L€nge. Es wurde dieses Fragment als PCR39
Matrize
mit
den
MMP-2-Primern
verwendet,
um
ausschließlich
MMP-2-
Kompetitorfragmente zu erhalten.
Eine PCR mit MMP-1-Kompetitor als cDNA-Matrize mit den MMP-2-Primern lieferte kein
Signal in der Gelelektrophorese. Ebensowenig konnte mit MMP-2-Kompetitor und MMP-1Primern nach PCR ein Signal in der Gelelektrophorese erzeugt werden.
3.2 MMP-1-mRNA-Expression
Durch kompetitive RT-PCR wurden die mRNA-Konzentrationen von MMP-1, MMP-2 und
GAPDH in den Endometriumproben zum Zeitpunkt der Transplantation und im Verlauf der
Kultivierung auf der CAM ermittelt. Die abgebildeten Gelelektrophoresen (s. Abb. 9-11)
zeigen repräsentative Resultate der kompetitiven PCR.
M
Abb. 9 MMP-1
MMP-1 (485 bp)
Komp (438 bp)
MMP-2 (401bp)
M
Kompetitor ( 320 bp)
Abb. 10 MMP-2
40
GAPDH (256 bp)
M
Kompetitor (213 bp
Abb. 11 GAPDH
Abb. 9, 10 und 11: Agarosegele mit PCR-Produkten von der kompetitiven PCR. Die oberen
Banden entsprechen der cDNA, die von der Endometriumprobe stammt. Die unteren Banden
entsprechen dem jeweiligen Kompetitor in einer 1:2 Verdünnungsreihe. Die Pfeile zeigen den
Äquivalenzpunkt an, an dem gleiche Mengen an cDNA und Kompetitor vorhanden sind.
M: 100 bp DNA-Molekulargewichtsstandard
Die Konzentration der MMP-1- und MMP-2-mRNA wurde zu der Konzentration der
ebenfalls bestimmten humanen GAPDH-mRNA normiert. Die Expression dieses sogenannten
„housekeeping gene“ ist während des gesamten Menstruationszyklus konstant (Wolber et al.
2002). Es wurde dadurch die Expression von MMP-1- und MMP-2-mRNA zu einem
spezifisch humanen Parameter ins Verhältnis gesetzt und die ermittelte MMP-1- und MMP-2mRNA pro GAPDH-mRNA angegeben. So konnten unterschiedlich große mRNA-Mengen,
hervorgerufen
durch
unterschiedlich
große
von
der
CAM
explantierten
Endometriumimplantate miteinander verglichen werden.
Direkt nach der Probengewinnung, d. h. zum Zeitpunkt 0 im Zeitverlauf fand sich am eutopen
Endometrium von 6 gesunden Patientinnen (Gruppe A) nur in zwei Proben MMP-1-mRNA in
einer Expression von 0,1 bzw. 0,217 amol MMP-1-mRNA pro amol GAPDH-mRNA.
Im eutopen Endometrium von 4 Patientinnen mit nachgewiesener Endometriose (Gruppe B)
war nur in einer Probe eine geringe Expression von MMP-1-mRNA von maximal 0,0542
amol MMP-1-mRNA pro amol GAPDH-mRNA nachzuweisen.
Bei alleiniger Berücksichtigung der Mediane zeigte sich sowohl in Gruppe A als auch in
Gruppe B keine MMP-1-mRNA-Expression.
41
Nach 24- und 72-stündiger Kultur auf der CAM kam es in allen Zeitverläufen zu einem
deutlichen Anstieg der MMP-1-mRNA-Expression, welcher aber weder in Gruppe A noch in
Gruppe B statistisch signifikant war.
Es fand sich ein signifikanter Anstieg der Expression von MMP-1-mRNA verglichen zum
Zeitpunkt 0 in der Probengruppen A (ohne Endometriose) nach 48h (p = 0,036) und nach 96h
(p = 0,039).
In der Probengruppe B (mit Endometriose) waren die Anstiege der MMP-1-mRNAExpression nach 48 und 96h aufgrund der geringen Anzahl von nur 4 Proben statistisch nicht
signifikant (siehe Tabelle 7 und 8).
Der ungebundene T-Test zeigte keinen signifikanten Unterschied der MMP-1-mRNAExpression im Endometrium von Gruppe A und Gruppe B (p = 0,446 ).
Es wurde daher der MMP-1-mRNA-Expressionsanstieg im Endometrium im Gesamtkollektiv
(Gruppe A und Gruppe B) ermittelt. Hier ergab sich ein statistisch signifikanter Anstieg im
Zeitverlauf (p< 0,05) nach 24h, 48h, 72h und 96h (siehe Tab. 9).
Proben von Patientinnen ohne Endometriose (Gruppe A)
Zeit
MMP-1-mRNA/GAPDHmRNA-Ratio
in h
Median
Minimum
Maximum
Signifikanz
0
0
0
0,217
des Anstiegs
24
2,965
0,362
173,522
p = 0,121
48
5,423
0
54,234
p = 0,036
72
13,559
0
144,625
p = 0,094
96
6,552
0
48,815
p = 0,039
Tab. 7
42
Proben von Patientinnen mit Endometriose (Gruppe B)
Zeit
MMP-1-mRNA/GAPDH-mRNA-Ratio
in h
Median
Minimum
Maximum
Signifikanz
0
0
0
0,0542
des Anstiegs
24
3,584
0
43,386
p = 0,183
48
7,866
0
217,007
p = 0,142
72
30,418
0,651
162,755
p = 0,199
96
17,198
10
72,046
p = 0, 165
Tab. 8
0
24
48
72
96
Zeit in Stunden
Abb. 12: Konzentration von MMP-1-mRNA nach 0h, 24h, 48h, 72h, 96h Kultivierung auf der
CAM. Die Werte für die MMP-1-mRNA-Expression sind auf den GAPDH-Gehalt der
einzelnen Proben normiert. Boxplot zeigt den Median mit 25er und 75er Perzentile,
Fehlerbalken entsprechen der 10er und 90er Perzentilen
43
Signifikanzen der MMP-1Zeitverlauf in h
Mediane
mRNA-Expression von
Gruppe A und B
24
3,244
p = 0,046
48
5,423
p = 0,006
72
14,463
p = 0,031
96
6,552
p = 0,027
Tab. 9
5.2. MMP-2-mRNA-Expression
MMP-2-mRNA ließ sich zum Zeitpunkt 0 in allen Proben nachweisen. Es zeigte sich ein
Median von 1,52 (0,069-6,5) amol MMP-2-mRNA/amol GAPDH-mRNA in der Gruppe A
und von 0,287 (0-5,78) amol MMP-2-mRNA/amol GAPDH-mRNA in der Gruppe B. Somit
fand sich in den Endometriumproben vor Transplantation auf die CAM für MMP-2-mRNA
eine deutliche Expression im Gegensatz zur MMP-1-mRNA.
Nach Transplantation auf die CAM war MMP-2-mRNA im Zeitverlauf in beiden Gruppen
weiterhin nachweisbar (s. Tab. 10 und 11).
Es kam aber nach 24h, 48h und 72h in beiden Gruppen zu keiner signifikanten Änderung im
Vergleich zur MMP-2-mRNA Expression zum Zeitpunkt 0. Die MMP-2-mRNA-Expression
blieb somit konstant.
Nach 96h kam es nur in der Gruppe A mit einem Median von 5,59 ( 0-32,51) amol MMP-2mRNA/amol GAPDH-mRNA zu einem statistisch signifikanten Expressionsanstieg (p =
0,036).
Bezüglich der Gruppe A und B ließen sich keine statistisch signifikanten Unterschiede bei der
Expression von MMP-2-mRNA nachweisen (p = 0,058).
Es wurde daher auch der MMP-2-mRNA-Expressionsanstieg im Endometrium im
Gesamtkollektiv (Gruppe A und Gruppe B) ermittelt. Hier ergab sich ein statistisch
signifikanter Anstieg im Zeitverlauf (p< 0,05) nach 96 h (siehe Tab. 12).
44
Proben von Patientinnen ohne Endometriose (Gruppe A)
Zeit
in h
MMP-2-mRNA/GAPDH-mRNA-Ratio
Median
Minimum
Maximum
Signifikanz
0
1,518
0,069
6,504
des Anstieges
24
1,590
0,014
11,561
p = 0,134
48
4,336
0,347
46,244
p = 0,186
72
3,524
0
28,899
p = 0,143
96
5,059
0
32,511
p = 0,036
Tab. 10
Proben von Patientinnen mit Endometriose (Gruppe B)
Zeit
MMP-2-mRNA/GAPDH-mRNA-Ratio
in h
Median
Minimum
Maximum
Signifikanz
0
0,287
0
5,781
des Anstieges
24
1,887
0
5,781
p = 0,164
48
3,740
0
69,366
p = 0,153
72
6,467
0
86,749
p = 0,143
96
7,879
0
86,749
p = 0,182
Tab. 11
45
0
24
48
72
96
Zeit in Stunden
Abb. 13: Konzentration von MMP-2-mRNA nach 0h, 24h, 48h, 72h, 96h Kultivierung auf der
CAM. Die Werte für die MMP-2-mRNA-Expression sind auf den GAPDH-Gehalt der
einzelnen Proben normiert. Boxplot zeigt den Median mit 25er und 75er Perzentile,
Fehlerbalken entsprechen der 10er und 90er Perzentilen
Signifikanzen der MMP-2Zeitverlauf in h
Mediane
mRNA-Expression von
Gruppe A und B
24
1,8865
p = 0,373
48
4,336
p = 0,067
72
4,119
p = 0,0503
96
5.059
p = 0,034
Tab. 12
46
4 Diskussion
MMP-1-mRNA war nur in drei Proben zum Zeitpunkt 0h nachweisbar. 48h und 96h nach
Transplantation kam es zu einem statistisch signifikanten Anstieg der Expression in allen
Proben. MMP-2-mRNA war zum Zeitpunkt der Transplantation in allen Proben nachweisbar.
Nach 96 h kam es zu einem statistisch signifikanten Anstieg der MMP-2-mRNA-Expression
in allen Proben. Sowohl für die Expression von MMP-1-, als auch von MMP-2-mRNA fand
sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Proben der gesunden und der an
Endometriose erkrankten Frauen.
Wie sind diese Ergebnisse unter Berücksichtigung der publizierten Arbeiten zur Relevanz
angiogenetischer Faktoren bei der Pathogenese der Endometriose zu bewerten ?
Die retrograde Menstruation mit anschließender Implantation der Endometriumfragmente auf
dem Peritoneum wird als Ursache für die Entstehung von peritonealen Endometrioseherden
angenommen
(Sampson
1927).
Der
genaue
Mechanismus
der
Adhäsion
der
Endometriumzellen an den Mesothelzellen mit nachfolgender Implantation ist ungeklärt.
Grundsätzlich müssen folgende Schritte stattfinden: zunächst kommt es zur Adhäsion der
Endometriumzellen auf dem Mesothel. Anschließend folgt die Invasion des Mesothels durch
die Endometriumzellen mit Bildung eines Implantates. Zuletzt muß eine Angiogenese zur
ausreichenden Blutversorgung des Implantates stattfinden, da jedes proliferative Gewebe von
mindestens 0,15-0,25 mm Größe auf eine Sauerstoffversorgung durch Blutgefäße angewiesen
ist (Denekamp 1984).
Bezüglich der Adhäsion konnten in Endometriumfragmenten aus der Bauchhöhle und in
Mesothelzellen Adhäsionsmoleküle, wie E-Cadherin und Integrine nachgewiesen werden,
welche möglicherweise bei der Interaktion von Endometriumzellen mit Mesothelzellen und
von Endometriumzellen mit der EZM eine Rolle spielen (Van der Linden et al. 1994, Beliard
et al. 1997, Witz et al. 1999).
Der Nachweis der aktiven Invasion des Mesothels durch die Endometriumzellen gelang den
Autoren Spuijbroek und Gaetje (Spuijbroek et al. 1992, Gaetje et al. 1995). Spuijbroek konnte
eine signifikant erhöhte Konzentration des aminoterminalen Propeptids des Typ IIIProkollagens im Peritonealsekret von Frauen mit milder Endometriose im Vergleich zu
gesunden Frauen nachweisen. Dieses Propeptid ist bei Prozessen mit aktiv invasivem
Wachstum in den Extrazellulärraum erhöht und dient deswegen als Marker für eine Invasion.
Auch Gaetje et al. fanden in Zellkulturen Hinweise für ein invasives Wachstum bei der
47
Entwicklung von Endometrioseherden. Bei Gaetjes Untersuchung zeigten sich erhöhte
Invasionsindizes bei Zellen von peritonealen Endometrioseherden und bei Karzinomzellen
aus Metastasen, im Vergleich zu Endometriumzellen von gesunden Frauen und nicht
metastatischen Karzinomzellen (Gaetje et al. 1995).
Bezüglich des angiogenetischen Potentials des humanen Endometriums liegen verschiedene
Arbeiten vor. Nisolle et al. konnten eine erhöhte Gefäßdichte in der Region von peritonealen
Endometrioseherden nachweisen (Nisolle et al 1993). Kressin et al. gelang es, den wichtigen
Angiogenesekofaktor VEGF im eutopen und ektopen humanen Endometrium nachzuweisen.
Die Autoren transplantierten humanes Endometrium von gesunden Frauen auf die
Hühnerchorioallantoismembran und kultivierten die Proben auf der CAM über 72 h (Kressin
et al. 2001a). Das humane Endometrium besitzt demnach das Potential zur Adhäsion,
Invasion und kann Kofaktoren der Angiogenese exprimieren.
Welche Bedeutung kommt den in dieser Arbeit auf mRNA-Ebene nachgewiesenen MMP-1
und MMP-2 zu? Bruner et al. konnten durch intrabadominale Injektion von humanen
Endometriumfragmenten
bei
Nacktmäusen
das
Wachstum
von
peritonealen
Endometrioseherden hervorrufen. Wurden die Nacktmäuse mit dem spezifischen MMPInhibitor TIMP-1 behandelt, entwickelten sich statt in 100% lediglich nur noch in 10% der
Mäuse Endometrioseherde. Eine Inhibition des MMPS reduzierte in dieser Arbeit die Bildung
von Endometriumimplantaten (Bruner et al. 1997). Nap et al. konnten die Bildung von
Endometrioseherden nach Transplantation von humanen Endometrium auf die CAM durch
Zugabe des industriell gefertigten MMP-Inhibitor III signifikant verringern (Nap et al. 2004).
Die genannten Arbeiten lassen auf eine wichtige Rolle des MMPS bei der Pathogenese der
Endometriose schließen.
Invasion ist immer mit der Auflösung von Basalmembranen verbunden. Die Substrate der
MMP-2 als Gelatinase sind die Basalmembranbestandteile Typ-IV-Kollagen, Laminin und
Fibronektin (Curry et al. 2001). Der Abbau von Basalmembranen findet als physiologischer
Prozeß bei der Implantation des Trophoblasten statt. Humane Trophoblasten können MMP-2
und MMP-9 bilden (Autio-Hermainen et al. 1992, Shimonovitz et al. 1994), wobei der stark
invasiv wachsende Trophoblast im ersten Triminon der Schwangerschaft die größten Mengen
dieser beiden Gelatinasen sezerniert (Polette et al. 1994). Patientinnen mit Präeklampsie
zeigen nur eine oberflächliche Invasion des Zytotrophoblasten und eine Invasion in uterine
Arteriolen findet so gut wie gar nicht statt. Bei diesen Patientinnen findet sich eine
außergewöhnlich niedrige MMP-Expression in den Trophoblasten. Hieraus lässt sich eine
48
wichtige Rolle der Gelatinasen bei invasiven Prozessen im Endometrium ableiten (Hulboy et
al. 1997).
In der Sekretionsphase fand sich in der Arbeit von Freitas im humanen Endometrium der
stärkste Anstieg von MMP-2 zwischen dem 25-28 und 1-2 Zyklustag (Freitas et al. 1999). In
den durch retrograde Menstruation in die Bauchhöhle gelangten Endometriumfragmenten
findet sich demnach eine hohe Konzentration von MMP-2, welche als Gelatinase
Basalmembranbestandteile verstoffwechselt und die Vorraussetzung für das invasive
Wachstum von Zellen schafft.
In der vorliegenden Arbeit war MMP-2-mRNA in allen Endometriumproben zum Zeitpunkt
der uterinen Gewebeentnahme nachweisbar und entsprach damit der in verschiedenen
Arbeiten
beschriebenen
physiologischen
MMP-2-Expression
im
Endometrium
der
Proliferationsphase (Curry et al. 2001, Freitas et al. 1999). Nach der Transplantation auf die
CAM fand sich erst nach 96h ein signifikanter Anstieg der mRNA-Konzentration in den
Endometriumproben. Der zunächst fehlende Anstieg der Expression von MMP-2-mRNA in
den Proben auf der CAM im Zeitverlauf in dieser Arbeit widerspricht nicht den Ergebnissen
aus der Arbeit von Freitas, welcher einen Anstieg der MMP-2-Menge am Zyklusende fand
(Freitas et al. 1999). Schließlich wird bei der Kultivierung der Endometriumproben auf der
CAM
das
Endometrium
nicht
dem
lutealphasentypischen
Anstieg
des
Progesteronserumspiegels mit anschließendem Progesteronserumspiegelabfall ausgesetzt.
Alle in dieser Arbeit transplantierten Endometriumproben stammten aus der I. Zyklushälfte.
In dieser Zyklusphase ist der Plasmaprogesteronspiegel niedrig und liegt bei durchschnittlich
120-150 pg/ml Progesteron. Nach Transplantation der Proben auf die CAM wurde die
Progesteronkonzentration im CAM-Millieu in der vorliegenden Arbeit nicht bestimmt. Die
Steroidhormonkonzentrationen der CAM wurden jedoch von Tanabe et al. untersucht. Die
Autoren ermittelten auf der CAM Progesteronwerte von 150-185 pg/ml (Tanabe et al. 1986).
Daraus lässt sich schließen, daß sich die Endometriumproben auf der CAM nach
Transplantation in keinem signifikant unterschiedlichem endokrinen Millieu im Bezug auf das
Progesteron als vor der Transplantation befanden und damit auch kein sprunghafter Anstieg
der MMP-2-mRNA-Expression zu erwarten war.
Progesteron gilt als potenter Inhibitor der Expression von MMP´s im humanen Endometrium
(Lockwood et al. 1998). Singer et al. konnten aber an Fibroblasten-Kulturen aus humanem
Endometrium zeigen, daß sich die MMP-2-mRNA-Expression nicht durch die Zugabe von
Progesteron in das Kulturmedium erniedrigte. Auch die Konzentration von Pro-MMP-2
konnte nicht durch die Zugabe von Progesteron ins Kulturmedium gesenkt werden (Singer et
49
al. 1999). Trotzdem führen Progesteronserumkonzentrationen in der Lutealphase von über 10
ng/ml zu einer verringerten MMP-2-Aktivität im humanen Endometrium (Lockwood et al.
1998). Zur Erklärung muß der Mechanismus der Bildung von aktiven MMP-2 betrachtet
werden. Schon die Autoren Murphy und Strongin wiesen in ihren Studien auf die Möglichkeit
hin, daß die Lokalisation auf der Zelloberfläche die proteolytische Aktivität des Enzyms
MMP-2 verstärkt (Murphy et al. 1992, Strongin et al. 1993). Als wichtiger membranständiger
Aktivator der MMP-2 konnte durch Foda die Membran-Typ-1-MMP identifiziert werden.
Diese spaltet durch Proteolyse aus der inaktiven Pro-MMP-2 die aktive MMP-2 ab (Foda et
al. 1999). Progesteron inhibiert direkt die Membran-Typ-1-MMP im humanen Endometrium.
So kommt es zu einer indirekten Inhibition der Bildung von aktivem MMP-2 durch
Progesteron auf der Protein- und nicht auf der Transskriptionsebene (Zhang et al. 2000). In
der vorliegenden Arbeit war das auf die CAM transplantierte Endometrium nicht dem
physiologischen Progesteronentzug am Zyklusende ausgesetzt. Vielmehr waren die
Progesteronwerte vor und nach der Transplantation gleichbleibend niedrig. Sowohl vor wie
nach der Transplantation fand damit keine progesteronvermittelte Inhibition für MMP-2 auf
Proteinebene statt. In der vorliegenden Arbeit wurde die Genexpression bestimmt, aber nicht
den posttranskriptionellen Veränderungen Rechnung getragen. Die Konzentration von aktiver
MMP-2 wurden nicht bestimmt. Es fand sich kein sprunghafter Anstieg der MMP-2-mRNAExpression im Endometrium nach Transplantation auf die CAM. Aber es kam zu einem
Anwachsen der Endometriumproben. Somit kann angenommen werden, daß die konstante
Expression von MMP-2-mRNA zur Bildung von aktiver MMP-2 führte, welche wiederum zur
Degradierung von Basalmembranen und damit für das invasive Wachstum der
Endometriumzellen in die CAM von Bedeutung gewesen sein könnte.
Dieser aktiven MMP-2 könnte wiederum durch ihre Interaktion mit Integrinen eine
zusätzliche Bedeutung in der zellulären Invasion zukommen. Zelluläre Invasion wird durch
eine Kombination aus Adhäsion, Migration und Proteolyse der extrazellulären Matrix
ermöglicht (Lester and McCarthy 1992). Bei den Integrinen handelt es sich um
Adhäsionsmoleküle in Form von Extrazellulärmatrix-Rezeptoren. Sie bestehen aus nicht
kovalent gebundenen a und ß-Ketten, welche eine Reihe von Heterodimeren bilden. Diese
extrazellulären Integrine sind bei der Zelladhäsion und Migration von Bedeutung (Hynes
1992). Dem Vitronektin-Rezeptor Integrin avß3 konnte sowohl in Melanomzellen bei der
Bildung von Metastasen als auch in vaskulären Endothelzellen bei der Angiogenese eine
wichtige Funktion zugeordnet werden (Filardo et al. 1995, Brooks et al. 1994b). Invasion
erfordert die Auflösung der EZM. Es konnte jedoch gezeigt werden, daß eine unkontrollierte
50
Degradierung der EZM den Invasionsprozeß stören kann, da die invadierenden Zellen
spezifische Matrixbestanteile zur Existenz und zur Migration benötigen (Ruoslahti 1992,
Montgomery et al. 1994). Es wurde die Hypothese der „kontrollierten“ Proteolyse aufgestellt,
bei welcher eine Koordination der Adhäsion, Migration und EZM-Degeneration zu einer
kontrollierten, zellulären Invasion führt. Dazu wurden Proteinasen gefordert, die auf
bestimmten Regionen der Zelloberfläche lokalisiert sein sollten und mit Matrixrezeptoren
interagieren (Albelda 1993, Mignatti and Rifkin 1993). Es gelang, auf der Zelloberfläche
lokalisierte Proteinasen zu identifizieren. So fanden sich Urokinase-Plasminogenaktivator und
MMP-2 auf der Oberfläche verschiedenster Zelltypen in vivo und in vitro (Emonard et al.
1992 und Blasi et al. 1993).
Brooks et al. konnten 1996 eine Verbindung von MMP-2 mit Integrin avß3 auf der
Zelloberfläche von angiogenetischen Endothelzellen und in Melanomzellen nachweisen
(Brooks et al. 1996). Die Interaktion zwischen dem Integrin, welche die Zellmotilität auf der
EZM ermöglicht, und der MMP-2 als Proteinase der EZM schien das Invasionspotential von
Zellen zu fördern. Am eutopen humanen Endometrium und im Endometrium im
Menstruationsblut konnten Van der Linden und Mitarbeiter die Expression von Integrinen
nachweisen (Van der Linden et al. 1994). Somit könnte die beschriebene Interaktion zwischen
Integrin und MMP-2 das Invasionspotential des in der vorliegenden Arbeit auf die CAM
transplantierten humanen Endometriums weiter erhöhen.
Der Erhalt der Homöostase einerseits und die kontrollierte Proteolyse der EZM andererseits
ist eine notwendige Vorraussetzung sowohl für die Invasion der Mesothelzellschicht des
Peritoneums durch Endometriumzellen und als auch für die Invasion der Endothelzellen in
den Extrazellulärraum zur Angiogenese. Bei der Homöostase des Extrazellulärraums spielen
die Kollagenasen des MMPS eine entscheidende Rolle (Curry et al. 2001). MMP-1 spaltet als
Kollagenase fibrilläres Kollagen. Dadurch kommt es zu einer Destabilisierung der TripelHelix-Struktur des Kollagenmoleküls des Extrazellulärraumes. Dies führt zu einer
Denaturierung des Kollagens in Gelatin, welches von einer großen Menge von
Gewebsproteinasen unter anderem auch der Gelatinase MMP-2 abgebaut werden kann. So
sind MMP-1 und MMP-2 z. B. kurz vor dem Eisprung an dem Ort der zukünftigen
Follikelruptur signifikant erhöht nachweisbar (Tadakuma et al. 1993, Russel et al. 1995). Die
Spaltung des fibrillären Kollagens ist demnach der Auftakt zur Lyse des Extrazellulärraumes.
Kurz vor Beginn der Menstruation kommt es zu einem physiologischen Progesteronabfall im
Serum. Dieser führt zu einem Anstieg der MMP-Konzentrationen, insbesondere auch der
MMP-1 und -2-Konzentration im Endometrium (Hampton and Salamonson 1994). Es wird
51
demnach die Vorraussetzungen zur Lyse des Endometriums durch eine physiologische
Hochregulierung der MMP´s geschaffen. MMP-1 scheint eine besonders wichtige Rolle in der
Lyse des Endometriums zu spielen. So findet sich MMP-1-mRNA zu Beginn der
Menstruation in Stromazellen nahe von in Abstoßung befindlichem Endometrium. Zunächst
zeigt sich diese MMP-1-mRNA-Verteilung nur im Bereich der oberflächlichen Funktionalis,
im weiteren Verlauf der Menstruation wurde in der gesamten Funktionalis MMP-1-mRNA
exprimiert (Hulboy et al. 1997). In den menstruierten Endometriumfragmenten finden sich
weiterhin große Mengen von MMP-1. So konnten Koks et al. im antegrad menstruiertem
Endometrium hohe Konzentrationen von MMP-1 nachweisen (Koks et al. 2000).
Im Endometrium vor Kultivierung auf der CAM konnte in der vorliegenden Arbeit nur bei
einer Patientin mit Endometriose und bei je zwei Patientinnen ohne Endometriose MMP-1mRNA in geringer Konzentration nachgewiesen werden. Dies entspricht dem physiologischen
MMP-1-Verlauf im eutopen Endometrium, wie er von Salamonsen et al. und Marbaix et al.
1995 beschrieben wurde. Hiernach findet sich MMP-1 am eutopen Endometrium nur in der
perimenstruellen Zyklusphase (Salamonsen et al. 1996, Marbaix et al. 1995). Die drei
Patientinnen bei denen die Endometriumproben eine geringe MMP-1-mRNA-Expression
zeigten, befanden sich in der Proliferationsphase. Wegen der hohen Sensitivität der RT-PCR
konnte möglicherweise in der vorliegenden Arbeit MMP-1-mRNA in geringer Konzentration
in dieser Zyklusphase nachgewiesen werden, wo die in den bisherigen Studien angewandte
Northern blot-Technik als weniger sensitive Methode keine Expression zeigten.
Das auf die CAM transplantierte Endometrium zeigte einen sprunghaften Anstieg der MMP1-mRNA-Expression schon nach 24-stündiger Kultivierung. Dieser Anstieg der MMP-1mRNA-Expression setzte sich bis zu 72 h nach Kultivierung auf der CAM fort, um dann
wieder etwas abzufallen. Dieser Verlauf der MMP-1-mRNA-Expression war sowohl bei den
Proben von Patientinnen ohne als auch mit nachgewiesener Endometriose zu messen. Es gab
zwischen den beiden Probenkontingenten keine signifikanten Unterschiede in der MMP-1mRNA-Expression.
Die Transplantation von eutopen Endometriumfragmenten auf die CAM soll die Situation der
retrograden Menstruation von Endometriumfragmenten mit Implantation auf das Peritoneum
simulieren. In verschiedenen In-vitro-Studien wurde Progesteron als potenter Inhibitor der
endometrialen MMP-1-mRNA-Expression identifiziert. Lockwood et al. konnte in
Zellkulturen von humanen, endometrialen Zellen eine Verstärkte Expression von MMP-1mRNA durch Progesteronentzug oder Gabe von RU 486 als starkem Antiprogesteron
provozieren. Auf Proteinebene fand sich ein 5-facher Anstieg von Pro-MMP-1 innerhalb von
52
4 Tagen Kultivierungszeit nach Zugabe von RU 486, während erst nach 4-8 Tagen
Kultivierung unter Progesteronentzug ein ähnlich kräftiger Pro-MMP-1-Anstieg zu
verzeichnen war (Lockwood et al. 1998). Singer et al. konnte gleichfalls an FibroblastenZellkulturen aus humanem Endometrium den hemmenden Einfluß des Progesterons auf die
Expression von MMP-1-mRNA und die Synthese des Enzyms darstellen. Es zeigten sich
deutliche Anstiege der MMP-1-mRNA-Expression und der Enzymproduktion, wenn das
Progesteron-haltigem Kulturmedium gegen ein Progesteron-freies Medium ausgetauscht
wurde.
Es wurde bereits erläutert, daß die auf die CAM transplantierten Endometriumproben im
Bezug auf die Progesteronkonzentration vor und nach Transplantation einem gleichbleibend
progesteronarmen Millieu ausgesetzt waren. Trotzdem kam es zu einem Anstieg der MMP-1mRNA-Expression gepaart mit einem Einwachsen des Transplantates in die CAM. Nach 96 h
war das Implantat vital und wurde über ein konzentrisch auf das Implantat zuwachsendes
Gefäßnetz mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Zu diesem Zeitpunkt fand sich eine
abfallende aber immer noch deutliche Expression der MMP-1-mRNA.
Ein möglicher Stimulus des Anstiegs der MMP-1-mRNA nach Transplantation könnten
lokale Zytokine im transplantierten Endometrium sein. Interleukine, insbesondere Interleukin
(IL)-1a und transforming growth-factor (TGF) konnten in Stromazellen, epithelialen Zellen
und endothelialen Stromazellen des humanen Endometrium nachgewiesen werden. IL-1a
findet sich im Zytoplasma endometrialer Drüsenzellen spezifisch in der Proliferationsphase
(Tabibzadeh et al. 1992). Auch Tumornekrosefaktor (TNF)-a konnte in endometrialen
Stromazellen in der Proliferationsphase nachgewiesen werden (Tabizadeh et. al 1991). Die in
der vorliegenden Arbeit auf die CAM transplantierten Endometriumproben stammten von
Patientinnen in der ersten Zyklushälfte, so daß das Vorliegen der Zytokine IL-1a und TNF-a
in den Proben angenommen werden darf. In der bereits zitierten Arbeit von Singer et al.
wurde in humanen endometrialen Fibroblasten durch Zugabe der Zytokine IL-1a und TNF-a
eine kräftige MMP-1-mRNA-Expression hervorgerufen. Auffallend war, daß durch eine
kombinierte Zugabe beider Zytokine die MMP-1-mRNA-Expression noch weiter gesteigert
werden konnte (Singer et al. 1999). Diese MMP-1-mRNA-Expression konnte in der Arbeit
von Singer ohne vorherige Progesteronexposition und nachfolgendem Progesteronentzug
hervorgerufen werden. Somit waren die endometrialen Fibroblasten in der Zellkultur von
Singer et al. einem vergleichbar progesteronarmen Millieu ausgesetzt, wie das in der
vorliegenden Arbeit kultivierte Endometrium auf der CAM. Durch Zugabe der beiden
Zytokine fand sich in den Fibroblasten ein rascher Anstieg der MMP-1-Expression innerhalb
53
der ersten 24h welcher über 48h konstant hoch blieb. Länger als 48h wurde die MMP-1mRNA-Expression nicht beobachtet.
Es finden sich Parallelen in der Expression von MMP-1-mRNA in der vorliegenden Arbeit
mit der Expression in der Studie von Singer et al.. Möglicherweise könnten demnach die
genannten Zytokine bei der Expression von MMP-1-mRNA in den auf die CAM
transplantierten Endometriumproben
bei
fehlendem Progesteronentzugsstimulus eine
ursächliche Rolle spielen. Diese These wird durch die Arbeit von Hudelist et al. gestützt, die
in peritonealen Endometrioseläsionen eine erhöhte Konzentration von IL-1a kombiniert mit
einer erhöhten MMP-1-Proteinexpression im Vergleich zum eutopen Endometrium
nachweisen konnten (Hudelist et al. 2005).
Es fand sich in den auf der CAM kultivierten Endometriumproben eine starke Expression von
MMP-1-mRNA. Die Kollagenase MMP-1 schafft über die Lyse des fibrillären Kollagens des
Extrazellulärraumes die Voraussetzung zur Invasion der endometrialen Endothelzellen in die
CAM. Dadurch ist die MMP-1 auch an der Neoangiogenese bei Tumoren beteiligt (Brooks et
al. 1996, Ribatti et al. 1999, Karelina et al. 2001). Die Notwendigkeit einer ausreichenden
Angiogenese zur Gewährleistung der Sauerstoffversorgung eines Implantates einer gewissen
Größe wurde von Denekamp et al. beschrieben (Denekamp et al. 1984). Nach Transplantation
der Endometriumproben auf die CAM konnte eine konzentrisch auf das Implantat
zuwachsende Vaskularisation beobachtet werden. Die während der Kultivierung der
Endometriumproben
auf
der
CAM
beobachtete
Vaskularisation
könnte
mit
der
physiologischen Angiogenese der CAM in Verbindung stehen oder in Folge einer
Entzündungsreaktion auf das gewebefremde Implantat entstanden sein. Da die CAM auch für
die Kultivierung anderer Gewebe außer dem humanen Endometrium genutzt wurde, konnte
gezeigt werden, daß nicht jedes auf die CAM transplantierte Gewebe in gleichem Maße eine
Angiogenese
induziert.
Spanel-Borowski
transplantierte
Organgewebeproben
von
Goldhamstern auf die CAM und konnte nur mit ovariellem Gewebe eine verstärkte
Vaskularisation induzieren (Spanel-Borowski 1989). Die Studie von Maas et al. bestätigte die
CAM als Modell zur Studie der Endometrium-induzierten Angiogenese: Maas et al.
verglichen den Gefäßdichteindex von Endometriumgewebe und Mausdermis nach
Transplantation auf die CAM. Es konnte nur durch die Transplantation von Endometrium ein
statistisch signifikanter Anstieg des Gefäßdichteindexes erreicht werden (Maas et al. 1999).
Unspezifischen Entzündungsreaktionen auf der CAM kann durch eine Transplantation von
Gewebe in der frühen Entwicklungsphase der CAM (Tag 10) vorgebeugt werden, da zu
diesem Zeitpunkt das Immunsystem der CAM noch unreif ist. Insofern kann die beobachtete
54
Vaskularisation auf der CAM in der vorliegenden Arbeit als durch das transplantierte
Endometrium induziert angesehen werden.
Die Angiogenese wird durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedenster Faktoren
gesteuert. Damit eine Endothelzelle aussprossen kann, muß die Basalmembran des Endothels
aufgelöst werden. Hierzu Bedarf es einer Gelatinase, wie MMP-2. Zum weiteren Einsprossen
muß die EZM durch Proteolyse aufbereitet werden (Aznavoorian et al. 1993). Dafür werden
Kollagenasen wie MMP-1. benötigt. Es darf angenommen werden, daß der gemessene
Expressionsanstieg von MMP-1-mRNA und die zunächst konstante, nach 96h ansteigende
Expression von MMP-2-mRNA zusammen mit einer Vielzahl anderer im transplantierten
Endometrium exprimierten Faktoren auch für die Induktion der Angiogenese auf der CAM
verantwortlich sind. Der Stimulus zur Induktion der Angiogenese durch das transplantierte
Endometrium könnte die Hypoxie im Endometriumfragment sein. Der physiologische
Mechanismus zur Stimulation der Expression von MMP-1 und aktiver MMP-2, nämlich der
Abfall des prämenstruellen Progesteronserumspiegels konnte in dieser Arbeit aus bereits
dargelegten Gründen nicht wirksam werden.
Die vorliegende Arbeit demonstriert gemäß der Sampson´schen Theorie der retrograden
Menstruation ein dynamisches Modell der Endometriose, an dem die Implantation von
Endometriumfragmenten mit der Ausbildung von peritonealen Endometrioseherden
untersucht werden kann. Der Nachweis der MMP-1-mRNA- und MMP-2-mRNAExpressionen im transplantierten Endometrium stützt die These, daß retrograd menstruiertes
Endometrium das Potential zur Adhäsion, Invasion und Induktion einer Angiogenese besitzt.
Anderen Untersuchern gelang es, signifikante Unterschiede zwischen der Expression von
angiogenetischen Faktoren im Endometriumgewebe von gesunden Frauen und von
Patientinnen mit Endometriose darzustellen: Donnez et al. konnten den Angiogenesekofaktor
VEGF in erhöhter Konzentration im ektopen und eutopen Endometrium von Frauen mit
Endometriose im Vergleich zu gesunden Frauen nachweisen (Donnez et al. 1998). Chung et
al. zeigten, daß eutopes und ektopes Endometrium von Endometriosepatientinnen signifikant
weniger TIMP-3-mRNA enthält (Chung et al. 2001). Cox et al. fanden im Rattenmodel
erhöhte MMP-3-Spiegel nur im ektopen Endometrium im Vergleich zu eutopen Endometrium
(Cox et al. 2001). Während Ramon et al. auch im eutopen Endometrium der Sekretionsphase
von Endometriosepatientinnen eine erhöhte Expression von MMP-3-mRNA und UrokinaseTyp Plasminogen Aktivator (uPA) im Vergleich zu gesunden Frauen nachweisen konnte
(Ramon et al. 2004). Diese Untersuchungen lassen auf eine gestörte Regulation des
Metabolismus der EZM und der Angiogenese bei Endometriosepatientinnen schließen. In der
55
vorliegenden Arbeit konnte kein signifikanter Unterschied der Expression von MMP-1mRNA und MMP-2-mRNA im transplantierten Endometrium von gesunden und
endometriosekranken Frauen dargestellt werden. Gescher et al. untersuchten die Expression
von VEGF ebenfalls im auf die CAM transplantierten humanen Endometrium der
Proliferationsphase. Auch in ihrer Arbeit zeigte sich ein signifikanter Anstieg der Expression
von VEGF nach 24h und 72h Kultivationszeit. Ein Unterschied in der VEGF-Expression von
Patientinnen mit und ohne Endometriose fand sich aber auch in dieser Arbeit nicht (Gescher
et al. 2005). Sowohl in der vorliegenden Arbeit als auch in der Arbeit von Gescher et al. sind
die Endometriumproben in der Proliferationsphase gewonnen worden. In der bereits zitierten
Arbeit von Ramon et al zeigte sich im Endometrium der Proliferationsphase ebenfalls kein
Unterschied der MMP-3-mRNA-Expression zwischen Endometriosepatientinnen und der
gesunden Kontrollgruppe. Uzan et al fanden sogar eine fehlende Nachweisbarkeit von MMP3 in immunhistochemischen Untersuchungen von Proliferationsphasenendometrium von
Endometriosepatientinnen im Gegensatz zu einer deutlichen Nachweisbarkeit bei gesunden
Frauen (Uzan et al. 2004).
Die Ergebnisse der zitierten Arbeiten und der vorliegenden Arbeit lassen den Schluß zu, daß
das Endometrium der Proliferationsphase von Endometriosepatientinnen sich nicht von dem
gesunder Patientinnen unterscheidet. Möglicherweise erfolgt die entscheidende Stimulation
zur pathologischen Steigerung des angiogenetischen Potentials erst in der zweiten
Zyklushälfte. In der Sekretionsphase wird die Expression angiogeneserelevanter Faktoren wie
den MMP`s und dem VEGF durch hohe Progesteronspiegel gehemmt. Trotzdem konnten
Ramon et al. und Donnez et al. erhöhte MMP bzw. VEGF-Spiegel im Endometrium der
Sekretionsphase von Endometriosepatientinnen nachweisen. Somit scheint eine verminderte
Hemmwirkung des Progesterons auf die genannten proangiogenetischen Faktoren
vorzuliegen.
Bruner et al. konnten eine derartig verminderte Hemmwirkug des Progesterons auf die MMP3- und MMP-7-Expression an Endometriumproben von Endometriosepatientinnen in
folgender
Untersuchung
zeigen:
Es
wurden
Endometriumproben
von
Endometriosepatientinnen und von gesunden Frauen mit Östrogen und Progesteron in vitro
inkubiert und anschließend in die Peritonealhöhle von Nacktmäusen injiziert. Es zeigte sich
im Gegensatz zu den Proben der gesunden Frauen keine Suppression von MMP-3 und MMP7 und es entwickelten nur die Nacktmäuse Endometrioseherde, welche das Endometrium der
Endometriosepatientinnen
erhalten
hatten.
Wurden
die
Endometriumproben
der
Endometriosepatientinnen außer mit Östrogen und Progesteron zusätzlich mit Retinolsäure
56
und TGF-ß behandelt, fand sich eine deutlich verringerte MMP-3- und 7-Expression und eine
geringere Bildung von Endometrioseherden nach intraabdominaler Injektion. (Bruner et al.
1997). Eine Blockade der TGF-ß2-Expression durch einen spezifischen Antikörper gegen
TGF-ß2 führte trotz Progesterongabe zu einer überschießenden MMP-Expression und zur
Ausbildung von peritonealen Endometrioseherden nach Injektion in die Bauchhöhle von
Nacktmäusen (Bruner-Tran et al. 2002). Osteen et al konnten in ihrer Arbeit eine verminderte
progesteronvermittelte
Hemmung
der
MMP-3-Expression
im
Endometrium
der
Sekretionsphase von Endometriosepatientinnen nachweisen. Ursächlich für diese verminderte
Progesteronsensitivität war eine verminderte Expression von Retinolsäure aus Stromazellen
und eine damit verbundene geringere Expression von TGF-ß2. Die Blockade des TGF-ß2
führte zum kräftigsten Anstieg der MMP-Expression (Osteen et al. 2005). Als natürlicher
endogener Inhibitor für TGF-ß2 konnte endometrial bleeding-associated factor (EBFA)
identifiziert werden (Kothapalli et al. 1997). Tabizadeh et al. fanden eine inadäquate
Expression von EBFA im Endometrium von infertilen Frauen mit Endometriose (Tabizadeh
et al. 2000). Endometriosepatientinnen zeichnen sich demnach durch einen gestörten
Mechanismus der Progesteron-vermittelten MMP-Hemmung aus. Zusätzlich konnten Igarashi
et al. eine Veränderung der Expression von Progesteronrezeptorisotypen am Endometrium
von Endometriosepatientinnen nachweisen (Igarashi et al. 2005). Das Verhältnis von
Progesteronrezeptor-A (PR-A) zu Progestreonrezeptor-B (PR-B) war vermindert. PR-A gilt
als Repressor für die über PR-B vermittelte Progesteronwirkung (Attia et al. 2000).
Aus den zitierten Arbeiten kann auf eine multifaktorielle Regulationsstörung des MMPS im
humanen Endometrium von Endometriosepatientinnen geschlossen werden. Weitere
Untersuchungen müssen folgen, um die Bedeutung der Faktoren, die an der Regulation der
Angiogenese in peritonealen Endometrioseherden beteiligt sind, weiter zu erforschen.
In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, daß das Endometrium/CAM-Modell zur
Endometrioseforschung geeignet ist, da mit der Expression von MMP-1-mRNA und MMP-2mRNA zwei angiogenetisch relevante Faktoren auf mRNA-Ebene im ektopen auf die CAM
transplantierten Endometrium nachgewiesen werden konten. Diese Arbeit setzt damit die
Arbeiten von Maas et al. über die Korrelation der induzierten Angiogenese mit der Expression
angiogeneserelevanter Faktoren im ektopen Endometrium (Maas et al. 1999) und die Arbeit
von Kressin et al. über die Expression des angiogeneserelevanten Faktors VEGF auf mRNAEbene im ektopen Endometrium fort (Kressin et al. 2001b). Auch die Angiopoietine 1 und 2
konnten im auf die CAM transplantierten Endometrium nachgewiesen werden (Drenkhahn et
al. 2004). Zusammen mit den genannten Vorarbeiten konnte gezeigt werden, daß mit dem
57
Endometrium/CAM-Modell
unter
Verzicht
auf
Tierversuche
die
Expression
angiogeneserelevanter Faktoren und deren Modulation kostengünstig untersucht werden kann.
Der besondere Vorteil des Modells liegt in der Möglichkeit, die Angiogenese als dynamischen
Prozeß kontinuierlich beobachten zu können. Zusätzlich kann durch die technisch einfache
Applikation Angiogenese-modulierender Substanzen z. B. TIMP, anti-VEGF etc. die
Interaktion der auf der CAM untersuchten Parameter gezielt beeinflusst werden. Damit
besteht die Möglichkeit, Erkenntnisse zur Pathogenese der Endometriose zu gewinnen und
Therapieprinzipien auf der CAM zu erproben.
5 Zusammenfassung
Die Endometriose ist mit einer Prävalenz von 5-28% eine der häufigsten benignen
Erkrankungen der prämenopausalen Frau mit schweren Komplikationen, wie Infertilität und
chronische Schmerzen. Nach der allgemein anerkannten Theorie nach Sampson entsteht
Endometriose durch retrograde Menstruation von Endometriumfragmenten, welche sich auf
dem Peritoneum implantieren und die Bildung von Gefäßnetzen zur Versorgung des
Implantates induzieren. Retrograde Menstruation findet sich bei 90% aller Frauen. Trotzdem
leiden nur knapp 30% aller Frauen unter Endometriose. In vorangehenden Arbeiten fanden
sich Hinweise für eine erhöhte Expression von angiogenetischen Faktoren und erhöhte
Invasionsindizes
im
Endometrium
von
Endometriosepatientinnen.
Eine
wichtige
Voraussetzung für invasives Wachstum und für die Angiogenese ist die Veränderung der
Extrazellulärmatrix (EZM) durch Proteolyse. Die Schlüsselenzyme sowohl für die
Homöostase als auch für den Abbau der EZM sind die Matrixmetalloproteinasen (MMP`s).
In der vorliegenden Arbeit wurde die Chorioallantoismembran (CAM) des Hühnerembryos
als Kurzzeitgewebekultur für humanes Endometrium genutzt, um die mRNA-Expression von
MMP-1 und MMP-2 zu untersuchen. Es wurden die Konzentrationen von MMP-1- und -2
mRNA durch Reverse Transkriptase und kompetitive PCR in Endometriumproben aus dem
Cavum uteri von 10 Frauen vor und nach 24-, 48- ,76- und 96-stündiger Kultivierung auf der
CAM bestimmt. 4 der 10 Proben stammten von Patientinnen mit peritonealer Endometriose.
Zum Zeitpunkt der Gewebsentnahme (Zeitpunkt 0) fand sich nur in wenigen Proben eine
geringe MMP-1-mRNA-Expression. Es zeigte sich ein statistisch signifikanter Anstieg der
MMP-1-mRNA-Expression im Zeitverlauf nach 24h, 48h, 72h und 96 Stunden. MMP-2mRNA ließ sich zum Zeitpunkt 0 in allen Proben nachweisen. Nach 96h fand sich ein
statistisch signifikanter Anstieg der MMP-2-mRNA-Expression. Sowohl für die MMP-1- als
58
auch für die MMP-2-mRNA-Expression konnte zwischen den Proben der gesunden Frauen
und der Endometriosepatientinnen kein signifikanter Unterschied festgestellt werden.
Die vorgelegte Arbeit zeigt, daß die Kultivierung von humanem Endometrium auf der CAM
ein geeignetes in ovo-Modell ist, die intraperitonealen Vorgänge der Vaskularisation und die
Expression von angiogenetischen Faktoren in Endometrioseherden zu erforschen. Es konnten
zwei Faktoren, die sowohl bei der Invasion des Endometriums in das Peritoneum, als auch für
die Vaskularisation der Implantate von Bedeutung sind, im humanen Endometrium nach
Transplantation nachgewiesen werden. MMP-1 und MMP-2 spielen somit in dem genannten
Zusammenhang bei der Pathogenese der Endometriose eine wichtige Rolle.
59
5 Zusammenfassung
Die Endometriose ist mit einer Prävalenz von 5-28% eine der häufigsten benignen
Erkrankungen der prämenopausalen Frau mit schweren Komplikationen, wie Infertilität und
chronische Schmerzen. Nach der allgemein anerkannten Theorie nach Sampson entsteht
Endometriose durch retrograde Menstruation von Endometriumfragmenten, welche sich auf
dem Peritoneum implantieren und die Bildung von Gefäßnetzen zur Versorgung des
Implantates induzieren. Retrograde Menstruation findet sich bei 90% aller Frauen. Trotzdem
leiden nur knapp 30% aller Frauen unter Endometriose. In vorangehenden Arbeiten fanden
sich Hinweise für eine erhöhte Expression von angiogenetischen Faktoren und erhöhte
Invasionsindizes
im
Endometrium
von
Endometriosepatientinnen.
Eine
wichtige
Voraussetzung für invasives Wachstum und für die Angiogenese ist die Veränderung der
Extrazellulärmatrix (EZM) durch Proteolyse. Die Schlüsselenzyme sowohl für die
Homöostase als auch für den Abbau der EZM sind die Matrixmetalloproteinasen (MMP`s).
In der vorliegenden Arbeit wurde die Chorioallantoismembran (CAM) des Hühnerembryos
als Kurzzeitgewebekultur für humanes Endometrium genutzt, um die mRNA-Expression von
MMP-1 und MMP-2 zu untersuchen. Es wurden die Konzentrationen von MMP-1- und -2
mRNA durch Reverse Transkriptase und kompetitive PCR in Endometriumproben aus dem
Cavum uteri von 10 Frauen vor und nach 24-, 48- ,76- und 96-stündiger Kultivierung auf der
CAM bestimmt. 4 der 10 Proben stammten von Patientinnen mit peritonealer Endometriose.
Zum Zeitpunkt der Gewebsentnahme (Zeitpunkt 0) fand sich nur in wenigen Proben eine
geringe MMP-1-mRNA-Expression. Es zeigte sich ein statistisch signifikanter Anstieg der
MMP-1-mRNA-Expression im Zeitverlauf nach 24h, 48h, 72h und 96 Stunden. MMP-2mRNA ließ sich zum Zeitpunkt 0 in allen Proben nachweisen. Nach 96h fand sich ein
statistisch signifikanter Anstieg der MMP-2-mRNA-Expression. Sowohl für die MMP-1- als
auch für die MMP-2-mRNA-Expression konnte zwischen den Proben der gesunden Frauen
und der Endometriosepatientinnen kein signifikanter Unterschied festgestellt werden.
Die vorgelegte Arbeit zeigt, daß die Kultivierung von humanem Endometrium auf der CAM
ein geeignetes in ovo-Modell ist, die intraperitonealen Vorgänge der Vaskularisation und die
Expression von angiogenetischen Faktoren in Endometrioseherden zu erforschen. Es konnten
zwei Faktoren, die sowohl bei der Invasion des Endometriums in das Peritoneum, als auch für
die Vaskularisation der Implantate von Bedeutung sind, im humanen Endometrium nach
Transplantation nachgewiesen werden. MMP-1 und MMP-2 spielen somit in dem genannten
Zusammenhang bei der Pathogenese der Endometriose eine wichtige Rolle.
60
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76
7 Anhang
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen
haben, bedanken. An erster Stelle danke ich Herrn Professor Dr. med. Eduard Malik, meinem
Doktorvater, für das interessante Thema dieser Arbeit, die stete Unterstützung, seine Geduld
und das in mich gesetzte Vertrauen. Ich danke Herrn Doktor med. Kressin für die ausführliche
Einarbeitung in die Thematik und Methodik. Ich möchte mich ganz herzlich bei Frau Doktor
med. Annette Meyerhöfer-Malik und Frau Inga Jensen für die Betreuung des CAM-Modells
und die fachliche Unterstüzung bedanken. Zusätzlich Danke ich Frau Doktor med. Dorothee
Gescher für die gründliche Durchsicht und die konstruktive Kritik an der ersten schriftlichen
Fassung dieser Arbeit. Herrn Professor Wolfgang Jelkmann danke ich für die Bereitstellung
eines Arbeitsplatzes in seinem Institut für Physiologie.
Zuletzt möchte ich meinen Freunden und meiner Familie für ihre Unterstützung bei PCFragen und die unermüdliche Anfeuerung zur Fertigstellung der Arbeit danken.
77
Lebenslauf
Antje Katrin Hofele, Ärztin, ledig, röm. katholisch
Geburtsdatum: 03.01.1970 in Baden-Baden
Eltern: Mutter: Karin Hofele, Beruf: Pharmazeutin,
Vater: Hans-Georg Hofele, Beruf: Studiendirektor
Schulbildung:
1976-1980
Vincenti-Grundschule Baden-Baden
1981-1988
École Européenne de Woluwé, Brüssel/Belgien
07/1988
Europäisches Abitur
Studium:
1988-1989
Musikstudium, Fagottklasse, Academie de Musique, Brüssel/Belgien
1989-1992
Beginn des Medizinstudiums an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im
Breisgau
Physikum 1991
Erstes Staatsexamen 1992
1992-1995
Abschluß des Studiums an der Universität Hamburg
Zweites Staatsexamen 1994
Drittes Staatsexamen 1995
Ärztliche Tätigkeit:
1995-1997
Ärztin im Praktikum in der Abteilung für Anästhesie und operative
Intensivmedizin des Allgemeines Krankenhaus Barmbek, Hamburg unter der
Leitung von Herrn Dr. med. P.Hoffmann
1997-2001
Assistenzärztin in der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe des
Allgemeinen Krankenhauses Barmbek zunächst unter der Leitung von Herrn
78
Professor Martin, ab März 1999 unter Leitung von Herrn Professor SchmidtRhode.
2001-2003
Assistenzärztin in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der
Uniklinik Lübeck unter Leitung von Herrn Professor Diedrich.
29.11.2003
Facharztanerkennung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Seit 1.11.2003 Fachärztin in der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe des
Allgemeinen Krankenhauses Barmbek unter der Leitung von Herrn Professor
Schmidt-Rhode, ab dem 01.04.2007 unter der Leitung von Herrn Professor
Faridi.
79
Vortrag
Vortrag auf der 119. Tagung der Norddeutschen Gesellschaft für Gynäkologie und
Geburtshilfe in Kiel mit dem Titel: Vergleich der MMP-1- und MMP-2-mRNA-Expression
des Endometriums von Patientinnen mit und ohne Endometriose unter Zuhilfenahme des
Modells der Chorioallantoismembran.
80
Zugehörige Unterlagen
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