Automaten und formale Sprachen Notizen zu den Folien 1 Grundlagen und formale Beweise Beispiel eines Beweises (Folie 47) Satz. Sei A eine Menge, und ⊆ A × A eine Quasi-Ordnung auf A. Definiere die Relation ≈ wie folgt: x ≈ y falls x y und y x. Dann ist ≈ eine Äquivalenzrelation. Beweis. Nach Definition müssen wir zeigen, dass ≈ eine Äquivalenzrelation ist, das heißt, dass ≈ reflexiv, symmetrisch und transitiv ist. Reflexiv. Nehme an, dass a ∈ A. Weil eine Quasi-Ordnung ist, ist reflexiv. Das heißt, dass für alle x ∈ A, x x. Insbesonder gilt das für x = a. Deswegen gilt a a. Aus a a und a a folgt nach Definition, dass a ≈ a. Weil a ≈ a für ein beliebiges a ∈ A gilt, gilt a ≈ a für alle a ∈ A. Die Relation ≈ is also reflexiv. Symmetrisch. Nehme an, dass a, b ∈ A und a ≈ b. Nach Definition bedeutet a ≈ b, dass a b und b a. Nach Definition folgt aus b a und a b, dass b ≈ a. Weil dies gilt für beliebige a, b ∈ A mit a ≈ b, schließen wir, dass für alle a, b ∈ A aus a ≈ b auch b ≈ a folgt. Die Relation ≈ ist also symmetrisch. Transitiv. Nehme an, dass a, b, c ∈ A, a ≈ b und b ≈ c. Nach Definition folgt aus a ≈ b dass a b und b a. Außerdem folgt nach Definition aus b ≈ c dass b c und c b. Weil eine Quasi-Ordnung ist, ist sie transitiv. Deswegen folgt aus a b und b c, dass a c. Außerdem folgt aus c b und b a, dass c a. Weil a c und c a gilt nach Definition, dass a ≈ c. Dies gilt für beliebige a, b, c ∈ A, und deswegen können wir schließen, dass ≈ transitiv ist. Weil ≈ reflexiv, symmetrisch und transitiv ist, ist sie eine Äquivalenzrelation. Beispiel eines Gegenbeispiels (Folie 48) Aussage: Sei R ∈ A × A eine binäre Relation. Wenn R symmetrisch und transitiv ist, ist sie auch reflexiv. Diese Aussage ist falsch. Um dies zu zeigen, reicht es aus, ein Gegenbeispiel anzugeben. Sei A = {0} und R = ∅. Dann ist R symmetrisch (denn die Prämisse x R y ist nie erfüllt) und transitiv (denn die Prämissen x R y und y R z sind nie erfüllt), aber nicht reflexiv. Beispiel eines Beweises über Mengen (Folie 51) Satz. Für Mengen A, B, C gilt: (A ∩ B) ∪ C = (A ∪ C) ∩ (B ∪ C) Beweis. Es gibt zwei Richtungen zu beweisen: 1 • (A ∩ B) ∪ C ⊆ (A ∪ C) ∩ (B ∪ C): Nehme an, dass x ∈ (A ∩ B) ∪ C. Nach Definition, gilt entweder x ∈ (A ∩ B) oder x ∈ C. – Wenn x ∈ (A ∩ B), dann gilt, dass x ∈ A und x ∈ B. Aus x ∈ A folgt, dass x ∈ (A ∪ C). Aus x ∈ B folgt, dass x ∈ (B ∪ C). Weil x ∈ (A ∪ C) und x ∈ (B ∪ C) gilt, dass x ∈ (A ∪ C) ∩ (B ∪ C). – Wenn x ∈ C, dann gilt nach Defintion, dass x ∈ (A ∪ C) und x ∈ (B ∪ C). Weil x ∈ (A ∪ C) und x ∈ (B ∪ C) gilt, dass x ∈ (A ∪ C) ∩ (B ∪ C). Weil wir in beiden Fällen x ∈ (A ∪ C) ∩ (B ∪ C) abgeleitet haben, gilt x ∈ (A ∪ C) ∩ (B ∪ C). • (A ∪ C) ∩ (B ∪ C) ⊆ (A ∩ B) ∪ C: Nehme an, dass x ∈ (A ∪ C) ∩ (B ∪ C). Nach Definition von ∩ heißt das, dass x ∈ (A ∪ C) und x ∈ (B ∪ C). Aus x ∈ (A ∪ C) folgt, dass entweder x ∈ A oder x ∈ C. – Nehme an, dass x ∈ A. Wegen x ∈ (B ∪ C) gibt es zwei Möglichkeiten: ∗ Wenn x ∈ B, dann haben wir wegen x ∈ A, dass x ∈ (A ∩ B). Deswegen gilt, dass x ∈ (A ∩ B) ∪ C. ∗ Wenn x ∈ C, dann gilt sofort, dass x ∈ (A ∩ B) ∪ C. In beiden Fällen gilt x ∈ (A ∩ B) ∪ C, und deswegen können wir x ∈ (A ∩ B) ∪ C schließen. – Nehme an, dass x ∈ C. Dan folgt sofort, dass x ∈ (A ∩ B) ∪ C. In beiden Fällen gilt x ∈ (A∩B)∪C, und deswegen können wir x ∈ (A∩B)∪C schließen. Beispiel eines Widerspruchsbeweises (Folie 52) Satz. √ 2 ist irrational, das heißt, es gibt keine m, n ∈ Z, so dass m n = √ 2. Beweis. Wir nehmen die Negation der zu beweisenden Aussage an und leiten einen Widerspruch ab. Wir nehmen also an, dass es ganze Zahlen m und n gibt, so dass m √ = 2. n Weil wir m und n durch gemeinsame Teiler teilen können, folgt aus der obigen Annahme, dass es teilerfremde p, q ∈ Z gibt, so dass p √ = 2. q Beide Seiten mit q multiplizieren liefert p= √ 2 · q, und quadratieren liefert p2 = 2q 2 . Das heißt, dass p2 eine gerade Zahl ist. Weil das Quadrat einer ungeraden Zahl immer ungerade ist, muss p auch eine gerade Zahl sein. Das heißt, dass p = 2a für eine ganze Zahl a. Daraus folgt 2q 2 = p2 = (2a)2 = 4a2 ; 2 teilen durch 2 liefert q 2 = 2a2 . Sowohl q 2 als auch q sind also auch gerade Zahlen. Dass p und q beide gerade sind, ist aber im Widerspruch zur Tatsache, dass p und q teilerfremd sind (2 ist Teiler beider Zahlen). Unsere Annahme war√also falsch, und deswegen schließen wir, 2. dass es keine ganze Zahlen m und n gibt, so dass m n = Beispiel eines Beweises durch Induktion (Folie 54) Satz. Für alle n > 0 gilt, 1 + 2 + · · · + n = n · (n + 1) . 2 Beweis. Wir beweisen den Satz mit vollständiger Induktion.1 • Induktionsanfang. Für n = 1 gilt: 1 X 2 1 · (1 + 1) = =1= i 2 2 i=1 (Bemerkung: n X i ist Kurznotation für 1 + · · · + n.) i=1 • Induktionschritt. Nehme an, dass n X i= i=1 n · (n + 1) . 2 (Dies ist die Induktionsvoraussetzung.) Dann gilt: n+1 X i= i=1 n X i + (n + 1) i=1 n · (n + 1) + (n + 1) 2 n2 + 2n 2n + 2 = + 2 2 2 n + 3n + 2 = 2 (n + 1) · (n + 2) = 2 = (IH) Der mit (IH) geschrifteten Schritt folgt aus der Induktionsvoraussetzung (Induktionshypothese). Wegen vollständiger Induktion, gilt der Satz. 1 Vollständige Induktion ist Induktion auf den natürlichen Zahlen. 3