Paclitaxel beim metastasierten Mammakarzinom

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Nab-Paclitaxel beim
metastasierten Mammakarzinom
Wirkmechanismen, Studiendaten
und Fallbeispiele aus der klinischen Praxis
Herausgegeben von
Sherko Kümmel
Hans-Joachim Lück
Unter Mitarbeit von
Eugen Ruckhäberle
Beyhan Ataseven
Dieter Steinfeld-Birg
Marc Thill
Helmut Forstbauer
Cornelia Liedtke
Gerhard Schaller
Mathias Warm
Rachel Würstlein
31 Abbildungen
Georg Thieme Verlag
Stuttgart · New York
IV
Kümmel, Sherko, PD Dr. med.
Direktor der Klinik für Senologie/
Interdisziplinäres Brustzentrum
Kliniken Essen Mitte
Evang. Huyssens Stiftung/Knappschaft GmbH
Henricistr. 92
45136 Essen
Lück, Hans-Joachim, Prof. Dr. med.
Gynäkologisch-Onkologische Praxis am Pelikanplatz
Pelikanplatz 23
30177 Hannover
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detaillierte bibliografische Daten sind im
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70469 Stuttgart
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Zeichnungen: Ziegler + Müller, Kirchentellinsfurt
Umschlaggestaltung: Thieme Verlagsgruppe
Satz: Ziegler + Müller, Kirchentellinsfurt
Druck und Buchbinder: Grafisches Centrum
Cuno GmbH & Co. KG, Calbe
ISBN 978-3-13-202451-9
1 2 3 4 5 6
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Medizin ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische Erfahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbelangt. Soweit in diesem
Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt
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V
Nab-Paclitaxel – eine zielgerichtetere Chemotherapie
für die Behandlung des Mammakarzinoms
Prof. Dr. med. Hans-Joachim Lück und PD Dr. med. Sherko Kümmel
Taxane sind auch weiterhin Substanzen, die die
Grundlage der systemischen Therapie des Mammakarzinoms, insbesondere des HER2-negativen
Mammakarzinoms darstellen, auch wenn sich die
Aufmerksamkeit der Berichterstattung zunehmend
auf die sogenannten Biologicals verlagert hat. Bei
Taxanen der ersten Generation ist es aufgrund ihrer Wasserunlöslichkeit notwendig Lösungsmittel
zuzusetzen, die erhebliche Nebenwirkungen verursachen und so deren klinischen Einsatz limitieren.
Nab-Paclitaxel (Abraxane®) ist eine lösungsmittelfreie kolloidale Suspension von Paclitaxel gebunden an humanes Serumalbumin, das die spezifischen Transporteigenschaften von Albumin für
eine zielgerichtetere Chemotherapie ausnutzt. Im
Jahre 2005 erteilte die amerikanische Zulassungsbehörde FDA die Zulassung für nab-Paclitaxel für
die Behandlung von Patienten mit metastasiertem
Mammakarzinom. Die europäische Zulassung erfolgte 2008. Nab-Paclitaxel erzielt gute klinische
Resultate in der Erst- und Mehrlinientherapie von
Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom und hat sich in den Therapieempfehlungen
und in der klinischen Praxis etabliert.
Zehn Jahre seit der Erstzulassung sind ein guter
Anlass zu rekapitulieren, was wir über die Anwendung von nab-Paclitaxel beim metastasierten
Mammakarzinom wissen. Diese Publikation bietet
zunächst einen klassischen Überblick über den
Wirkmechanismus von nab-Paclitaxel und die relevanten klinischen Daten von nab-Paclitaxel beim
metastasierten Mammakarzinom. Die klinische
Realität ist jedoch sehr viel komplexer und die Behandlungsgeschichten der individuellen Patientinnen unterscheiden sich voneinander und auch von
der der typischen Studienpatientin. Jeder Fall ist
anders. Daher erscheint es uns sinnvoll und praxisnäher, in diesem Büchlein über die reine Vermittlung von evidenzbasierten Fakten hinaus die besonderen Aspekte der Therapie mit nab-Paclitaxel
anhand von Fallbeispielen zu veranschaulichen.
Wir wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und
Leser, eine interessante Lektüre mit relevanten Anregungen für Ihre tägliche Praxis.
VI
Abkürzungsverzeichnis
AE
AGO
AUC
CT
d
DCR
DOR
EGFR
EORTC
ER
G‑CSF
GnRH
HER2
HR
IE
ITT
i. v.
KPS
LoE
MBC
MRT
NCI CTC
Adverse event, unerwünschtes
Ereignis
Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische
Onkologie
Area under the Curve,
Fläche unter der Kurve
Computertomografie
Tag
Disease Control Rate,
Krankheitskontrollrate
Duration of Response, Ansprechdauer
Epidermaler Wachstumsfaktorrezeptor
European Organization of Research
and Treatment of Cancer
Östrogenrezeptor
Granulozyten-Kolonie stimulierender
Faktor
Gonadotropin-Releasing Hormon
Humaner epidermaler Wachstumsrezeptor 2
Hazard Ratio
Internationale Einheiten
Intention-to-Treat
intravenös
Karnofsky Performance Scale,
Karnofsky-Index
Level of Evidence, Evidenzniveau
metastasierter Brustkrebs
Magnetresonanztomografie
National Cancer Institute Common
Toxicity Criteria
n. s.
ORR
OS
PFS
PR
RECIST
s. c.
SPARC
q
SD
SPARC
TNBC
TTF
TTP
TTR
QLQ C30
q3w
qw 3/4
qw 2/3
nicht signifikant
objektive Ansprechrate,
Gesamtansprechrate
Gesamtüberleben
progressionsfreies Überleben
Progesteronrezeptor
Response Evaluation Criteria In Solid
Tumors, Kriterien für die Bewertung
des Ansprechens der Behandlung bei
soliden Tumoren
subkutan
Secreted Protein Acidic and Rich
in Cysteine, auch Osteonectin
Wiederholung
Stable Disease, stabile Erkrankung
Secreted Protein, Acidic and Rich
in Cysteine
tripelnegativer Brustkrebs
Time to Treatment Failure,
Zeit bis zum Therapieversagen
Time to Progression,
Zeit bis zur Progression
Time to Tumor Response,
Zeit bis zum Tumoransprechen
Quality of Life Questionnaire C30,
Fragebogen zur Lebensqualität
d1 q21d alle drei Wochen
d1, 8, 15 q28d
d1, 8 q21d
VII
Inhaltsverzeichnis
1
Wirkstoffprofil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Hans-Joachim Lück, Sherko Kümmel
1.1
1.2
Nab-Paclitaxel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Ergebnisse relevanter klinischer Studien mit nab-Paclitaxel
beim metastasierten Mammakarzinom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
2
Fallbeispiele für die Anwendung von nab-Paclitaxel im klinischen Alltag . . . . . . . . . 15
Hans-Joachim Lück, Sherko Kümmel
Fall 1 71-jährige Patientin mit metastasiertem hormonrezeptorpositivem Mammakarzinom in reduziertem Allgemeinzustand
bei tumorbedingter Symptomatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Eugen Ruckhäberle
Fall 2 64-jährige Patientin mit einem lokal fortgeschrittenen und
primär metastasierten hormonrezeptorpositiven Mammakarzinom
in reduziertem Allgemeinzustand bei tumorbedingter Symptomatik . . . . . . . . . . . . 21
Beyhan Ataseven
Fall 3 Eine junge Patientin mit metastasiertem Mammakarzinom rechts
und asynchronem Zweitkarzinom der linken Mamma –
Langzeittherapie mit 17 Zyklen nab-Paclitaxel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Dieter Steinfeld-Birg
Fall 4 42-jährige Patientin mit einem primär metastasierten
tripelnegativen Mammakarzinom – Komplettremission
unter Erstlinientherapie mit nab-Paclitaxel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Marc Thill
Fall 5 58-jährige Patientin mit einem metastasierten Mammakarzinom
rechts und Taxan-Rechallenge mit nab-Paclitaxel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Helmut Forstbauer
VIII
Inhaltsverzeichnis
Fall 6 65-jährige Patientin mit einem hepatisch und ossär
metastasierten tripelnegativen Mammakarzinom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Cornelia Liedtke
Fall 7 Eine 57-jährige Patientin mit einem lokoregionären Rezidiv
im Sinne eines „Cancer en cuirasse“ und Änderung
des Rezeptorstatus von tripelpositiv zu tripelnegativ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
Gerhard Schaller
Fall 8 Eine Patientin mit einem viszeral metastasierten Mammakarzinom –
First-Line-Therapie mit nab-Paclitaxel und Trastuzumab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Mathias Warm
Fall 9 Therapiemanagement und Verlauf eines primär lokal fortgeschrittenen,
ausgedehnt metastasierten HER2-positiven Mammakarzinoms
mit Hauttoxizität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Rachel Würstlein
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
1
1
Wirkstoffprofil
Prof. Dr. med. Hans-Joachim Lück, Hannover; PD Dr. med. Sherko Kümmel, Essen
1.1
Nab-Paclitaxel
In Europa ist nab-Paclitaxel (Abraxane®) seit 2008
zugelassen für die Behandlung des metastasierten
Mammakarzinoms bei erwachsenen Patienten, bei
denen die Erstlinientherapie der metastasierten
Erkrankung fehlgeschlagen ist und für die eine
standardmäßige anthrazyklinenthaltende Therapie
nicht angezeigt ist [1].
Nab-Paclitaxel kann als Kurzinfusion über 30
Minuten verabreicht werden. Wegen des geringen
Infusionsvolumens kann danach mit 20 ml physiologischer Kochsalzlösung (0,9 % NaCl) nachgespült
werden, um eine vollständige Verabreichung zu gewährleisten.
1.1.1 Tumorgerichtete Chemotherapie
Mit nab-Paclitaxel wurde der neuartige Therapieansatz einer tumorgerichteten Chemotherapie realisiert. Dies gelang mithilfe der nab™-Technologie.
Albumin fungiert im Körper als physiologisches
Trägermolekül für hydrophobe Moleküle und ver-
mittelt die Transzytose von Plasmakomponenten.
Tumoren sind abhängig von proteinvermittelten
Transportprozessen und weisen daher eine hohe
Anreicherung von Albumin auf [2, 3]. Die nab-Technologie macht sich dessen spezifische Transporteigenschaften und aktive Transportmechanismen
zunutze [1, 4].
1.1.2 Lösungsmittelfrei durch Kopplung
an Humanalbumin
Nab-Paclitaxel besteht aus humanem Serumalbumin, an das Paclitaxelmoleküle gebunden sind.
Nab-Paclitaxel bedarf daher anders als die Taxane
Paclitaxel und Docetaxel keines Lösungsvermittlers. Eine Prämedikation mit einem Kortikosteroid
und mit Antihistaminika zur Prophylaxe einer Hypersensitivitätsreaktion ist bei seiner Anwendung
nicht erforderlich [1].
Lösungsmittel wie Cremophor oder Polysorbat
80, die für die Herstellung von Infusionslösungen
der konventionellen Taxane Paclitaxel und Docetaxel unerlässlich sind, tragen zu deren Toxizität bei
Abb. 1 Lineare Pharmakokinetik von nab-Paclitaxel
(modifiziert nach [10]).
35000
AUC (ng × h/ml)
30 000
25 000
20 000
15 000
10 000
5 000
0
75 100 125 150 175 200 225 250 275 300 325 350 375
nab-Paclitaxel-Dosis (mg/m2)
n=
3
6
5 1 3
3
12
5
4
2
Wirkstoffprofil
und sind maßgeblich für deren nichtlineare Pharmakokinetik verantwortlich [5 –8]. Sie inhibieren
dosisabhängig bereits in physiologisch relevanten
Konzentrationen die Bindung von Taxanen wie Paclitaxel an Albumin und Endothelzellen [7]. Darüber hinaus formieren sie sich zu Mizellen und
schließen die aktive Substanz so im Plasma ein
[8, 9]. Dies gilt nicht für das lösungsmittelfreie
nab-Paclitaxel. Es zeichnet sich durch eine lineare
Dosis-Wirkungs-Beziehung aus (Abb. 1) [10].
1.1.3 Wirkmechanismus
Nab-Paclitaxel ist eine Suspension von 130 nm großen Nanopartikeln aus humanem Serumalbumin,
an das Paclitaxelmoleküle gebunden sind. Im Blut
dissoziieren diese Partikel schnell in kleinere Albumin-Paclitaxel-Komplexe d. h. in paclitaxelbeladene Albuminmoleküle (Abb. 2-1). Die Bindung von
Albumin an den Glykoproteinrezeptor gp60 auf Endothelialzellen (Abb. 2-2) aktiviert das membranständige Protein Caveolin-1 und die Transzytose
von intakten Nanopartikeln durch die Zellmembran (Abb. 2-3). Es kommt zur Bindung und Oligomerisierung von Caveolin, sowie zur Ausbildung
einer Albumin-Paclitaxel-Komplexen beinhaltenden Caveole. Schließlich trennt sich diese Caveole
von der Zellmembran und wird durch die Endothelzelle zur dem Interstitium zugewandten Zellmembran transportiert [11 –14]. Der Albumin-Paclitaxel-Komplex wird ins Tumorinterstitium entleert und bindet dort an extrazelluläre albuminbindende Matrixproteine (Abb. 2.4) und schließlich an
der Tumorzellmembran mit nachfolgender Aufnahme von nab-Paclitaxel und der resultierenden
Apoptose der Tumorzelle (Abb. 2.5). Es konnte
nachgewiesen werden, dass nab-Paclitaxel im Vergleich zu konventionellem Paclitaxel etwa 10‑mal
stärker an das Gefäßendothel bindet und 4‑mal
häufiger ein Transport über das Gefäßendothel
stattfindet [15]. Durch diesen verbesserten aktiven
endothelialen Transport kommt es zu einer höheren Anreicherung von nab-Paclitaxel im Tumorgewebe (Abb. 3) und einer höheren Tumorselektivität
[15, 16]) (Abb. 4).
1
2
3
Transzytose
gp 60
Rezeptor
Caveolen
und Vesikel
4
Endothelzellen
5
Tumorinterstitium
Tumorzellen
Paclitaxel
Albumin
albumingebundenes Paclitaxel
SPARC und andere albuminbindende Proteine
Abb. 2 Wirkmechanismus von nab-Paclitaxel (modifiziert nach [66]).
gp60: 60-kDa Glycoprotein
Nab-Paclitaxel
Konzentration (µg Paclitaxel/g)
8
nab-Paclitaxel
konventionelles Paclitaxel
7
Abb. 3 Wirkstoffanreicherung im Tumor
(modifiziert nach [15]).
Mit nab-Paclitaxel
gelangt mehr
Wirkstoff (+ 33%)
in den Tumor*
6
3
5
4
3
2
0,01
0,1
1
Stunden
10
100
Dosis für nab-Paclitaxel und konventionelles Paclitaxel = 20 mg/kg Dosis Paclitaxel;
Versuche mit humanem Brusttumorxenograft bei Nacktmäusen.
relative Konzentration
(nab-Paclitaxel/konventionelles Paclitaxel)
* ANOVA = Varianzanalyse; AUC = Fläche unter der Kurve
1,5
1,0
nabPaclitaxel
>
konventionelles
Paclitaxel
nabPaclitaxel
=
konventionelles
Paclitaxel
nabPaclitaxel
<
konventionelles
Paclitaxel
0,5
0
Tumor Muskeln Herz
Niere
Lungen
Milz
Blut
Verhältnis des radioaktiv markierten Arzneimittels im Gewebe bei Mäusen mit humanem Brusttumorxenograft
1 Stunde nach Dosisverabreichung.
Abb. 4 Verhältnis der Wirkstoffkonzentrationen von nab-Paclitaxel im Gewebe im Vergleich zu konventionellem
Paclitaxel (modifiziert nach [16, 17]).
4
1.2
Wirkstoffprofil
Ergebnisse relevanter klinischer
Studien mit nab-Paclitaxel beim
metastasierten Mammakarzinom
Für die Wirksamkeit und Verträglichkeit von nabPaclitaxel als Monotherapie beim metastasierten
Mammakarzinom liegen Daten aus 2 größeren randomisierten Studien vor. Sie dokumentieren den
klinischen Nutzen von nab-Paclitaxel gegenüber
konventionellem Paclitaxel und Docetaxel für Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs [18 –20].
Nab-Paclitaxel zeigt als Monotherapie auch
noch eine erhebliche Aktivität bei Patientinnen
mit metastasiertem Mammakarzinom, die mit Taxanen vorbehandelt sind [21]. Die Studien zur
Monotherapie werden im Folgenden ausführlicher
besprochen.
Darüber hinaus liegen Ergebnisse aus diversen
kontrollierten klinischen Studien für nab-Paclitaxel
in Kombination mit anderen Zytostatika oder Biologicals vor [22 –30]. Hierzu finden sich an den entsprechenden Stellen in den Fallbeispielen tabellarische Überblicke (siehe Fall 2, S. 21, Fall 7, S. 35, Fall
8, S. 38).
1.2.1 Monotherapie mit nab-Paclitaxel:
Phase-III‑Studie nab-Paclitaxel
vs. konventionelles Paclitaxel
Grundlage für die Zulassung von nab-Paclitaxel für
die Behandlung von Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs war eine internationale Phase-IIIStudie, in die 460 Patientinnen mit metastasiertem
Brustkrebs randomisiert wurden. Die Patientinnen
im experimentellen Arm erhielten nab-Paclitaxel,
das in der Dosierung von 260 mg/m2 als 30-minütige Infusion alle 3 Wochen (d1 q21d [q3w]) ohne
Prämedikation verabreicht wurde. Die Patientinnen im Kontrollarm wurden mit konventionellem
lösungsmittelbasiertem Paclitaxel in der Dosierung
von 175 mg/m2 alle 3 Wochen und üblicher Standardprämedikation mit Antihistaminika und Dexamethason behandelt (Abb. 5).
Primärer Endpunkt der Studie war die Gesamtansprechrate (ORR), sekundäre Effektivitätsendpunkte waren Zeit bis zur Progression (TTP) und
Gesamtüberleben (OS). Daten zur Beurteilung der
gesundheitsbezogenen Lebensqualität wurden mit
dem Fragebogen EORTC QLQ C-30 erhoben. Zusätzlich wurde pro Zyklus der Allgemeinzustand nach
ECOG‑Kriterien erfasst. Alle Effektivitätsanalysen
basieren auf der Intention-to-treat-(ITT-)Population.
randomisierte, unverblindete, multizentrische internationale klinische Phase-III-Studie
Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom
(n = 460)
nab-Paclitaxel
260 mg/m2 d1 q21d (q3w) i.v. 30-minütige Infusion
keine Prämedikation gegen Hypersensitivitätsreaktionen (n = 229)
Randomisierung
primärer Endpunkt:
Gesamtansprechrate (ORR) gemäß RECIST
sekundäre Endpunkte:
– Zeit bis zur Tumorprogression (TTP)
– Gesamtüberleben (OS)
konventionelles Paclitaxel
175 mg/m2 d1 q21d (q3w) i.v. 3-stündige Infusion
Prämedikation
(Dexamethason und Antihistaminika)
spezielle Infusionsbestecke wie in den
Fachinformationen angegeben
(n = 225)
Abb. 5 Design der Phase-III‑Studie nab-Paclitaxel vs. konventionelles Paclitaxel bei metastasiertem Mammakarzinom (MBC) (modifiziert nach [18].
Ergebnisse relevanter klinischer Studien
Für etwa 40% der Patientinnen entsprach die
Studientherapie einer First-Line-Therapie. Etwa
80 % der Patientinnen waren mit Anthrazyklinen
vorbehandelt. Insgesamt handelte es sich um ein
für das metastasierte Mammakarzinom typisches
Patientinnenkollektiv mit hoher Tumorlast: 76 %
der Patientinnen hatten mehr als 3 metastatische
Läsionen und 79 % eine viszerale Erkrankung [18].
Gesamtansprechrate
Für den primären Endpunkt konnte eine signifikante Verbesserung durch die Therapie mit nab-Paclitaxel nachgewiesen werden. Patientinnen, die
mit nab-Paclitaxel behandelt wurden, hatten eine
Gesamtansprechrate von 33% (95 %-Konfidenzintervall [KI] 27,09 –39,29) gegenüber 19% (95 %-KI
13,58 –23,76) unter konventionellem Paclitaxel
(p = 0,001). Dieser Vorteil zeigte sich konsistent
und in ähnlichem Umfang in den durchgeführten
Subgruppenanalysen. Er galt für Patientinnen mit
vorheriger Anthrazyklintherapie in der adjuvanten
und/oder metastasierten Situation (34 vs. 18%,
p = 0,002) oder nur in der metastasierten Situation
(27 vs. 14 %, p = 0,01). Die Erhöhung der Ansprechrate wurde unabhängig von der Therapielinie bestätigt (Abb. 6). Mit nab-Paclitaxel betrug die Gesamtansprechrate für First-Line-Patientinnen 42 %
gegenüber 27 % für die Behandlung mit konventionellem Paclitaxel (p = 0,029). Bei den Patientinnen
mit mindestens einer vorhergehenden Therapie
lag sie bei 27% mit nab-Paclitaxel vs. 13% mit konventionellem Paclitaxel (p = 0,006) [18].
Medikamentenexposition
Patientinnen im nab-Paclitaxel-Arm erhielten im
Median 6 Zyklen, im konventionellen PaclitaxelArm 5 Zyklen Chemotherapie [31]. Die verabreichte Dosisintensität im nab-Paclitaxel-Arm war 49 %
höher als im konventionellen Paclitaxel-Arm (85,13
vs. 57,02 mg/m2) [18]. Die mittlere Dosis pro Zyklus
lag bei 255 mg/m2 für nab-Paclitaxel und bei
171 mg/m2 für konventionelles Paclitaxel, die mittlere Gesamtdosis Paclitaxel pro Patient betrug im
nab-Paclitaxel-Arm 1459 mg/m2 und 909 mg/m2
im konventionellen Paclitaxel-Arm [31].
80
70
nab-Paclitaxel
konventionelles Paclitaxel
p = 0,001
p = 0,006
p = 0,029
p = 0,002
p = 0,002
ORR (± 95%-KI)
60
42%
50
40
34%
33%
27%
30
5
34%
27%
19%
18%
19%
13%
20
10
0
alle
Patientinnen
First-LineTherapie
≥ Second-LineTherapie
anthrazyklinvorbehandelt
viszerale
Erkrankung
229
225
97
89
132
136
176
175
176
182
ORR: objektive Ansprechrate; KI: Konfidenzintervall
Abb. 6 Phase-III-Studie nab-Paclitaxel vs. konventionelles Paclitaxel: Ansprechraten (modifiziert nach [18]).
6
Wirkstoffprofil
Zeit bis zum Tumoransprechen
Zeit bis zur Progression
Dabei war das maximale Ansprechen bei 91 % der
Patientinnen unter nab-Paclitaxel bereits in Zyklus
3 erreicht. Zum selben Zeitpunkt lag das beste Ansprechen bei 81 % der Patientinnen unter konventionellem Paclitaxel vor [18]. In einer explorativen
Analyse betrug die mediane Zeit bis zum Tumoransprechen mit nab-Paclitaxel in der gesamten Studienpopulation und in den untersuchten Subgruppen
(≥ 3 Metastasen, viszerale Erkrankung, 1st line,
> 1st line) konsistent 6 Wochen [32].
Die mediane Zeit bis zur Krankheitsprogression
konnte mit nab-Paclitaxel signifikant verlängert
werden. Sie lag im Gesamtkollektiv bei 23,0 Wochen mit nab-Paclitaxel und bei 16,9 Wochen im
Kontrollarm mit konventionellem Paclitaxel (Hazard Ratio [HR] 0,75; p = 0,006), in der Gruppe der
Patientinnen mit mehr als einer Linie bei 20,9 vs.
16,1 Wochen (HR 0,73; p = 0,02) (Abb. 8) [18].
Ausmaß des Ansprechens
In dieser Post-hoc-Analyse zeigte sich darüber hinaus, dass das mit nab-Paclitaxel erreichte Ansprechen ausgeprägter war als mit konventionellem Paclitaxel. Mit nab-Paclitaxel konnte eine mittlere Reduktion des Durchmessers der Zielläsionen von
34,5 % erreicht werden gegenüber einer Reduktion
um 15,4 % mit konventionellem Paclitaxel (Abb. 7)
[32].
Gesamtüberleben
In der gesamten Studienpopulation wurde mit nabPaclitaxel ein medianes Gesamtüberleben von 65,0
Wochen und mit konventionellem Paclitaxel von
55,7 Wochen erreicht. Dieser numerische Unterschied erreichte jedoch keine statistische Signifikanz (Abb. 9). Ein signifikanter Überlebensvorteil
mit einer Reduktion des Mortalitätsrisikos um 27 %
konnte mit nab-Paclitaxel bei den Patientinnen in
2. oder größerer Linie gezeigt werden (56,4 vs.
46,7 Wochen, HR = 0,73; p = 0,024) (Abb. 10) [18].
Im Vergleich zu konventionellem Paclitaxel zeigten Patientinnen unter
nab-Paclitaxel eine ausgeprägtere Tumorverkleinerung (Post-hoc-Analyse).
100
prozentuale Veränderung im Durchmesser
der Tumorläsionen gegenüber Baseline
80
nab-Paclitaxel (n = 215); Mittelwert: –34,5 %
konventionelles Paclitaxel (n = 215); Mittelwert: –15,4 %
60
40
20
0
–20
–40
–60
–80
–100
Abb. 7 Phase-III-Studie nab-Paclitaxel vs. konventionelles Paclitaxel: Ausmaß des Tumoransprechens (Ansprechtiefe) (modifiziert nach [32]).
7
Ergebnisse relevanter klinischer Studien
1,00
Anteil ohne Progression
nab-Paclitaxel (n = 229)
konventionelle Paclitaxel (n = 224)
p = 0,006
HR = 0,75
0,75
0,50
Median = 23,0 Wochen
(95%-KI 19,4–26,1 Wochen)
0,25
Median = 16,9 Wochen
(95%-KI 15,1–20,9 Wochen)
0
0
8
16
24
32
40
48
56
64
72
80
88
96
104
112
120
Wochen
* p-Wert nach Log-Rank-Test
Abb. 8 Phase-III-Studie nab-Paclitaxel vs. konventionelles Paclitaxel: Zeit bis zur Progression (TTP) für das Gesamtkollektiv (modifiziert nach [18]).
1,00
Überlebenswahrscheinlichkeit
nab-Paclitaxel (n = 229)
konventionelles Paclitaxel (n = 225)
p = 0,374
HR = 0,90
0,75
Median = 65,0 Wochen
(95%-KI 52,1–76,9)
0,50
Median = 55,7 Wochen
(95%-KI 48,0–66,4 Wochen)
0,25
0
0
8
16
* p-Wert nach Log-Rank-Test
24
32
40
48
56
64
72
80
88
96 104 112 120 128 136 144
Wochen
Abb. 9 Phase-III-Studie nab-Paclitaxel vs. konventionelles Paclitaxel: Gesamtüberleben (OS) nach ITT‑Analyse für
das Gesamtkollektiv (modifiziert nach [18]).
8
Wirkstoffprofil
1,00
Überlebenswahrscheinlichkeit
nab-Paclitaxel (n = 131)
konventionelles Paclitaxel (n = 136)
p = 0,024
HR = 0,73
0,75
0,50
Median = 13 Monate
56,4 Wochen
(95%-KI 45,1–76,9)
Median = 10,7 Monate
46,7 Wochen
(95%-KI 39,0–55,3 Wochen)
0,25
0
0
8
16
24
32
40
48
56
64
* p-Wert nach Log-Rank-Test
72
80
88
96 104 112 120 128 136 144
Wochen
Abb. 10 Phase-III-Studie nab-Paclitaxel vs. konventionelles Paclitaxel: Gesamtüberleben (OS) bei > First-Line-Therapie (modifiziert nach [18]).
Sicherheit und Lebensqualität
Die mittlere Dosisintensität für Patientinnen im
nab-Paclitaxel-Arm lag 49 % höher als für Patientinnen mit konventioneller Paclitaxel-Behandlung.
Dennoch gab es keine Unterschiede in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zwischen beiden
Armen [18].
Nab-Paclitaxel wurde insgesamt gut vertragen.
Grad-3- und Grad-4-Neutropenien traten unter
nab-Paclitaxel seltener auf als unter konventionellem Paclitaxel (Grad 4 9 vs. 22% p ≤ 0,001). Im nabPaclitaxel-Arm entwickelten Patientinnen häufiger
eine sensorische Neuropathie. Motorische Neuropathien und sensorische Neuropathien Grad 4 wurden nicht berichtet. Die Inzidenz an sensorischen
Neuropathien Grad 3 betrug 10 % im nab-Paclitaxel-Arm und 2 % im Kontrollarm mit konventionellem Paclitaxel (p < 0,001). Dabei hatte die Neurotoxizität in beiden Armen eine unterschiedliche
Qualität. Sie konnte im nab-Paclitaxel-Arm mit Dosisreduktionen und Therapieunterbrechungen gut
beherrscht werden und bildete sich rascher zurück.
Die mediane Zeit bis zur Verbesserung auf Schweregrad 2 und weniger dauerte unter nab-Paclitaxel
im Median 22 Tage gegenüber 79 Tagen für konventionelles Paclitaxel [18, 31, 33].
Eine Subgruppenanalyse nach Alter der Patientin (< 65 und ≥ 65 Jahre) zeigte vergleichbare Sicherheitsprofile für beide Gruppen. Die Inzidenz
der unerwünschten Ereignisse in den Kategorien
Neutropenie, Leukopenie, Übelkeit, Hyperglykämie
und Flushing war unter nab-Paclitaxel deutlich geringer als mit konventionellem Paclitaxel [18].
Randomisierte Phase-III‑Studie:
nab-Paclitaxel vs. konventionelles Paclitaxel
Die Ergebnisse der Studie belegen einen klinischen Benefit für nab-Paclitaxel für die Behandlung von Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom.
■ Die Therapie mit nab-Paclitaxel resultierte in
einem schnellen, effektiven und konsistenten
Ansprechen.
■ Gegenüber konventionellem Paclitaxel zeigten
sich eine signifikante Erhöhung der Gesamtansprechrate und eine signifikante Verzögerung
der Krankheitsprogression.
■ Bei Patientinnen mit Vortherapie verlängerte
sich das Gesamtüberleben mit nab-Paclitaxel
signifikant bei einer Reduktion des Mortalitätsrisikos um 27 %.
■ Die Therapie mit nab-Paclitaxel wurde insgesamt gut vertragen.
Ergebnisse relevanter klinischer Studien
1.2.2 Monotherapie mit nab-Paclitaxel:
randomisierte Phase-II-Studie
nab-Paclitaxel vs. Docetaxel
In einer randomisierten Phase-II‑Studie wurde neben der 3-wöchentlichen die wöchentliche Dosierung von nab-Paclitaxel als First-Line-Therapie
evaluiert. Insgesamt 302 Patientinnen erhielten in
der 4-armigen Studie entweder nab-Paclitaxel in
einer Dosierung von 300 mg/m2 alle 3 Wochen
(q3w), in einer Dosierung von 100 mg/m2 oder
150 mg/m2 wöchentlich (d1, 8, 15 q28d [qw 3/4])
oder Docetaxel in der Dosierung von 100 mg/m2 3wöchentlich (q3w) [19] (Abb. 11). Primärer Endpunkt der Studie war die Gesamtansprechrate
(komplette Remission [CR] und partielle Remission
[PR]), sekundäre Effektivitätsendpunkte waren
Krankheitskontrollrate (CR und PR und stabile Erkrankung ≥ 16 Wochen = DCR), progressionsfreies
Überleben (PFS), Ansprechdauer (DOR) und Gesamtüberleben (OS). Alle Effektivitätsanalysen basieren auf der ITT‑Population [19, 20]).
84 % der Patienten hatten eine viszerale Erkrankung, 46 % hatten zuvor eine adjuvante oder neoadjuvante Chemotherapie erhalten [19].
Ansprechen
Mit nab-Paclitaxel in wöchentlicher Dosierung von
100 und 150 mg/m2 wurde eine höhere Ansprechrate erreicht als mit Docetaxel. Die Ansprechraten
9
lagen nach Beurteilung durch den unabhängigen
Radiologen bei 45 %, 49 % vs. 35% (p = 0,224) [19].
Nach der Prüfarztbeurteilung gab es eine signifikante Steigerung der Ansprechrate mit nab-Paclitaxel in der wöchentlichen Dosierung von 100 mg/m2
(p < 0,001) und 150 mg/m2 (p = 0,002) im Vergleich
zu der mit Docetaxel erreichten (63 und 74% vs.
39 %) (Tab. 1) [34].
Ergebnisse einer explorativen Analyse weisen
auf eine Dosisabhängigkeit des Ansprechen auf
nab-Paclitaxel hin (Abb. 12) [32].
Die Krankheitskontrollrate war mit beiden wöchentlichen Dosierungen von nab-Paclitaxel signifikant erhöht im Vergleich zur Therapie mit Docetaxel. Dies galt für die Prüfarztbeurteilung und
für die Beurteilung durch den unabhängigen Radiologen. Es gab keinen signifikanten Unterschied
hinsichtlich Gesamtansprechrate und Krankheitskontrollrate zwischen der Therapie mit nab-Paclitaxel in der 3-wöchigen Dosierung und Docetaxel
[19].
Progressionsfreies Überleben
Die Therapie mit nab-Paclitaxel in der wöchentlichen Dosierung von 150 mg/m2 resultierte in einer
signifikanten Verlängerung des medianen progressionsfreien Überlebens gegenüber der Therapie mit
Docetaxel. Das galt sowohl für die Analyse nach Beurteilung durch den unabhängigen Radiologen
(12,9 vs. 7,5 Monate, p = 0,0065; HR 0,495) als
302 First-Line-MBC-Patientinnen randomisiert
(300 erhielten Studienmedikation und waren auswertbar)
Vergleichsgruppen
nab-Paclitaxel
vs. Docetaxel
qw vs. q3w
nab-Paclitaxel
100 vs. 150 mg/m2
qw nab-Paclitaxel
primäre Endpunkte:
Sicherheit, ORR
R
A
N
D
O
M
I
S
I
E
R
U
N
G
Arm A
(n = 76)
nab-Paclitaxel
300 mg/m2 q3w
Arm B
(n = 76)
nab-Paclitaxel
100 mg/m2 d1,8,15 q28d (qw 3/4)
Arm C
(n = 74)
nab-Paclitaxel
150 mg/m2 d1,8,15 q28d (qw 3/4)
Arm D
(n = 74)
Docetaxel
100 mg/m2 q3w
Abb. 11 Randomisierte Phase-II‑Studie nab-Paclitaxel vs. Docetaxel bei First-Line-MBC: Design (modifiziert nach
[19]). MBC = metastasiertes Mammakarzinom
10
Wirkstoffprofil
Tabelle 1
Randomisierte Phase-II‑Studie nab-Paclitaxel vs. Docetaxel: finale Auswertung Effektivität (nach [19, 20]).
nab-Paclitaxel
Effektivität
Docetaxel
300 mg/m2
100 mg/m2
150 mg/m2
100 mg/m2
q3w
(n = 76)
qw 3/4
(n = 76)
qw 3/4
(n = 74)
q3w
(n = 74)
A
B
C
D
48 (63)
55 (74)
29 (39)
p‑Wert
Hazard Ratio
gesamt: < 0,001a
nicht zutreffend
Prüfarztbeurteilung
ORR
n (%)
35 (46)
DCR
n (%)
55 (72)
C vs. D: < 0,001
B vs. D: 0,002
63 (83)
67 (91)
51 (69)
gesamt: 0,007a
nicht zutreffend
C vs. D: 0,005
B vs. D: 0,009
PFS*
(Monate)
10,9
7,5
14,6
7,8
gesamt: 0,008b
C vs. D: 0,568
C vs. D: 0,012
Beurteilung durch unabhängigen Radiologen
ORR
28 (37)
34 (45)
36 (49)
26 (35)
gesamt: 0,224a
nicht zutreffend
DCR
n (%)
52 (68)
57 (75)
59 (80)
43 (58)
gesamt: 0,027a
nicht zutreffend
C vs. D: 0,017
B vs. D: 0,009
PFS*
(Monate)
11,0
OS*
(Monate)
27,7
12,8
12,9
7,5
gesamt: 0,0498b
C vs. D: 0,495
C vs. D: 0,0065
22,2
33,8
26,6
gesamt: 0,047b
C vs. B: 0,575
C vs. B: 0,008
C vs. D: 0,688
C vs. D: n. s.
* mediane Werte für PFS und OS; ORR = objektive Ansprechrate, Gesamtansprechrate; DCR = Krankheitskontrollrate = Patienten mit bestätigtem Ansprechen und mit stabiler Erkrankung ≥ 16 Wochen; PFS = progressionsfreies Überleben; OS = Gesamtüberleben; a nach CochranMantel-Haenszel-Test stratifiziert nach Studienzentrum; b nach Log-Rank-Test; n. s. = nicht signifikant
auch für die nach Prüfarztbeurteilung (14,6 vs. 7,8
Monate, p = 0,012; HR = 0,568) (Tab. 1) [19, 20, 34].
100 mg/m2 erreichte statistische Signifikanz (HR
0,575; p = 0,008) [20, 34].
Gesamtüberleben
Sicherheit
In der finalen Analyse des Gesamtüberlebens betrug das mediane Gesamtüberleben mit nab-Paclitaxel in der wöchentlichen Dosierung von
150 mg/m2 33,8 Monate, mit nab-Paclitaxel in der
wöchentlichen Dosierung von 100 mg/m2 22,2 Monate, 27,7 Monate für nab-Paclitaxel in der Dosierung von 300 mg/m2 alle 3 Wochen und 26,6 Monate für die 3-wöchentliche Gabe von 100 mg/m2
Docetaxel (Abb. 11). Der Unterschied zwischen
nab-Paclitaxel 150 mg/m2 vs. nab-Paclitaxel
Unter Docetaxel traten häufiger Fatigue, Neutropenie oder febrile Neutropenie vom Schweregrad
3 oder 4 auf. Es gab keinen Fall einer peripheren
Neuropathie vom Schweregrad 4. Insgesamt war
die Inzidenz von sensorischen Neuropathien in allen Armen vergleichbar [19, 20]. Sensorische Neuropathien vom Schweregrad 3 traten am häufigsten unter nab-Paclitaxel 150 mg/m2 (22 %) und unter nab-Paclitaxel 300 mg/m2 (21 %) auf [20]. Die
mediane Zeit bis zum Auftreten einer Neuropathie
Ergebnisse relevanter klinischer Studien
100
80
mittleres % Tumoransprechen:
–37,8% (n = 72)
60
40
20
0
–20
–40
–60
–80
–100
nab-Paclitaxel 100 mg/m2 qw 3/4
prozentuale Veränderung des Durchmessers der Zielläsionen zur Baseline
prozentuale Veränderung des Durchmessers der Zielläsionen zur Baseline
nab-Paclitaxel 300 mg/m2 q3w
100
80
40
20
0
–20
–40
–60
–80
–100
mittleres % Tumoransprechen:
–56,3% (n = 73)
60
40
20
0
–20
–40
–60
–80
–100
Docetaxel 100 mg/m2 q3w
prozentuale Veränderung des Durchmessers der Zielläsionen zur Baseline
prozentuale Veränderung des Durchmessers der Zielläsionen zur Baseline
80
mittleres % Tumoransprechen:
–48,8% (n = 74)
60
nab-Paclitaxel 150 mg/m2 qw 3/4
100
100
80
mittleres % Tumoransprechen:
–38,5% (n = 68)
60
40
20
0
–20
–40
–60
–80
–100
Vergleich des Ausmaßes des Tumoransprechens (Ansprechtiefe)
p-Wert
gesamt alle Gruppen
0,0006
nab-Paclitaxel 300 mg/m2 q3w vs. 100 mg/m2 qw 3/4
2
0,0159
2
nab-Paclitaxel 300 mg/m q3w vs. 150 mg/m qw 3/4
0,0004
2
nab-Paclitaxel 300 mg/m q3w vs. Docetaxel q3w
n.s.
nab-Paclitaxel 100 mg/m2 qw 3/4 vs. 150 mg/m2 qw 3/4
n.s.
2
11
nab-Paclitaxel 100 mg/m qw 3/4 vs. Docetaxel qw 3/4
0,0436
nab-Paclitaxel 150 mg/m2 qw 3/4 vs. Docetaxel q3w
0,0062
n. s. = nicht signifikant
Abb. 12 Randomisierte Phase-II‑Studie nab-Paclitaxel vs. Docetaxel: Dosisabhängigkeit des Ansprechens auf nabPaclitaxel (modifiziert nach [19, 32]).
vom Grad 3 betrug 151 (300 mg/m2), 189 (100 mg/
m2) und 162 (150 mg/m2) Tage für nab-Paclitaxel
und 176 Tage für Docetaxel. Die mediane Zeit bis
zur Verbesserung auf Grad 2 und weniger war in al-
len nab-Paclitaxel-Armen kürzer und lag im Median bei 22 (300 mg/m2), 22 (100 mg/m2) und 20
(150 mg/m2) Tagen für nab-Paclitaxel im Vergleich
zu 41 Tagen für Docetaxel (p = 0,154) [20].
12
Wirkstoffprofil
Randomisierte Phase-II‑Studie
nab-Paclitaxel vs. Docetaxel
Die Ergebnisse der Studie zeigen einen klinischen
Benefit für wöchentlich verabreichtes nab-Paclitaxel als Erstlinientherapie von Patientinnen mit
metastasiertem Mammakarzinom.
■ Die Therapie mit nab-Paclitaxel resultierte in
einem schnellen, effektiven und konsistenten
Ansprechen.
■ Für wöchentlich verabreichtes nab-Paclitaxel
zeigte sich eine bessere Effektivität und Sicherheit als für die Therapie mit Docetaxel.
■ In der wöchentlichen Dosierung von 150 mg/
m2 wurde mit nab-Paclitaxel gegenüber einer
Erstlinientherapie mit 100 mg/m2 Docetaxel
alle 3 Wochen eine signifikante Verlängerung
des medianen progressionsfreien Überlebens
um 5 Monate sowie eine Verlängerung des
medianen Gesamtüberlebens um 7 Monate
erreicht.
1.2.3 Monotherapie mit nab-Paclitaxel:
Phase-II-Studie bei MBC
nach Taxanvorbehandlung
Weitere Ergebnisse zur wöchentlichen Anwendung
von nab-Paclitaxel liegen aus einer Phase-II‑Studie
mit 2 Kohorten von ausgedehnt vorbehandelten
Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzi-
nom vor, deren Erkrankung taxanrefraktär war. Dabei musste die Erkrankung während einer laufenden Therapie mit den konventionellen Taxanen Paclitaxel oder Docetaxel progredient gewesen sein
oder ein Rezidiv innerhalb von 12 Monaten nach
einer adjuvanten Therapie mit Taxanen aufgetreten
sein.
106 Patientinnen, die im Median bereits 3 Chemotherapien (Range 0 –7) zuvor erhalten hatten,
wurden mit nab-Paclitaxel in der Dosierung von
100 mg/m2 an den Tagen 1, 8 und 15 alle 4 Wochen
behandelt. Aufgrund der exzellenten Verträglichkeit dieser Dosierung erhielt eine 2. Kohorte von
75 Patientinnen nab-Paclitaxel im gleichen Schema
in der Dosierung von 125 mg/m2 (Abb. 13) [21].
Effektivität
Die Gesamtansprechrate lag bei 14 % für die Dosierung von 100 mg/m2 und bei 16 % für die 125 mg/m2.
Krankheitskontrollraten von 26 und 37 % wurden
erreicht. Das mediane progressionsfreie Überleben
lag bei 3 bzw. 3,5 Monaten und das mediane Gesamtüberleben bei 9,2 und 9,1 Monaten. Es zeigte
sich kein Unterschied im Überleben zwischen Patientinnen, die eine stabile Erkrankung von 16 Wochen und mehr erreicht hatten, und Patientinnen
mit einem bestätigten Ansprechen (Abb. 14).
Die Patienten erhielten im Median 15,2 Dosen in
der 100-mg/m2-Kohorte und 13,1 Dosen in der
125-mg/m2-Kohorte. Dies entsprach einer medi-
Patientenkohorten
nab-Paclitaxel 100 mg/m2
wöchentlich qw 3/4
n = 106
nab-Paclitaxel 125 mg/m2
wöchentlich qw 3/4
n = 75
primärer Endpunkt: ORR
sekundäre Endpunkte: SD nach > 16 Wochen, PFS, OS
Die Studie startete mit 100 mg/m2 wöchentlich – wegen der geringen
Toxizität wurde das Protokoll geändert.
Eine zusätzliche Kohorte Patienten erhielt 125 mg/m2 wöchentlich
(jede Kohorte wurde getrennt ausgewertet).
Abb. 13 Phase-II‑Studie nab-Paclitaxel wöchentlich beim taxanrefraktären metastasierten Mammakarzinom:
Studiendesign (modifiziert nach [21]).
Ergebnisse relevanter klinischer Studien
13
Überlebenskurven für 100- und 125-mg/m2-Kohorten kombiniert (n = 181)
Wahrscheinlichkeit für Überleben (%)
100
Patienten mit bestätigtem Ansprechen*
Stable Disease ≥ 16 Wochen
Patienten ohne Ansprechen*
p = 0,7106
75
* Beurteilung nach RECIST-Kriterien
50
25
0
0
3
6
9
12
15
18
21
24
27
30
Monat
Abb. 14 Phase-II‑Studie nab-Paclitaxel beim taxanrefraktären MBC: Gesamtüberleben von Patienten mit bestätigtem Ansprechen und stabiler Erkrankung (SD) über ≥ 16 Wochen (modifiziert nach [21]).
anen kumulativen Gesamtdosis von 900,5 mg/m2
und 1125 mg/m2 [21].
Phase-II‑Studie: nab-Paclitaxel
nach Taxanvorbehandlung
■
Sicherheit
Nab-Paclitaxel wurde insgesamt gut vertragen
(Tab. 2). Neun Patientinnen (8 %) in der 100-mg/
m2- und 14 (19%) in der 125-mg/m2-Kohorte entwickelten eine sensorische Neuropathie vom
Schweregrad 3. Diese trat im Median nach 5 bzw.
3 Zyklen Therapie auf. Bei Patientinnen, bei denen
die periphere Neuropathie Grund für eine Unterbrechung der Behandlung war, konnte diese nach
einer Verzögerung von 1 –2 Wochen in reduzierter
Dosierung wieder aufgenommen werden. Neuropathien vom Schweregrad 4 wurden nicht beobachtet. Es gab keine schwerwiegenden Hypersensitivitätsreaktionen. Neutropenien und Leukopenien
vom Schweregrad 4 traten in weniger als 5% auf
[21].
■
■
In früheren Linien erreicht nab-Paclitaxel eine
höhere Effektivität.
Wöchentliches nab-Paclitaxel in der Dosierung
von 100 und 125 mg/m2 erzielte selbst bei vortherapierten, unter konventioneller Taxantherapie progredienten Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom eine gute Wirksamkeit.
Die gute Verträglichkeit der Therapie mit wöchentlich verabreichtem nab-Paclitaxel zeigte
sich u. a. in einer geringen Myelosuppression
und einer niedrigen Rate von Behandlungsabbrüchen aufgrund peripherer Neuropathie.
14
Wirkstoffprofil
Tabelle 2
Phase-II‑Studie nab-Paclitaxel wöchentlich beim taxanrefraktären metastasierten Mammakarzinom.
100 mg/m2 qw 3/4
125 mg/m2 qw 3/4
Grad 3
Grad 4
Grad 3
Grad 4
Leukopenie
19
<1
33
3
Neutropenie (ohne G‑CSF)
14
4
31
3
5
0
12
0
unerwünschtes Ereignissea
hämatologische Toxizität (%)
nichthämatologische Toxizität (%)
Fatigue
#
periphere Neuropathie
8*
0
19
0
Nausea
4
0
3
0
Diarrhö
<1
0
5
0
Erbrechen
3
0
1
0
Alopezie
0
0
0
0
Vorbestehende Grad 1 Neuropathie bei: * 41% und # 35% der Patienten, a Einteilung der Schweregrade nach NCI CTC. Von 23 Patienten mit
sensorischer Neuropathie Grad 3 wurden 15 (65%) Patienten mit einer niedrigeren nab-Paclitaxel-Dosis weiterbehandelt. Es wurden keine
schweren Hypersensitivitätsreaktionen beobachtet, obwohl in beiden Gruppen keine Prämedikation erfolgte (nach Blum et al. [21]).
15
2
Fallbeispiele für die Anwendung
von nab-Paclitaxel im klinischen Alltag
Prof. Dr. med. Hans-Joachim Lück, Hannover; PD Dr. med. Sherko Kümmel, Essen
Es fällt schwer, die berichteten Fälle in thematische
Kategorien einzuteilen. Jeder Fall ist anders und
soll im Folgenden für sich alleine stehen. Dennoch
lassen sich ein paar Grundthemen der Therapie
mit nab-Paclitaxel erkennen (Tab. 3).
Die Autoren setzen nab-Paclitaxel ein, wenn ein
hoher Remissionsdruck vorliegt und ein schnelles
und verlässliches Ansprechen wichtig ist, sei es bei
einem ausgedehnten Lokalbefund, einer hohen Tumorlast oder einer viszeral metastasierten Erkrankung. Dies gilt grundsätzlich unabhängig vom Tumorsubtyp und einer adjuvanten Taxanvortherapie. Allerdings wird gerade bei der Chemotherapie
des tripelnegativen Mammakarzinoms aufgrund
seines spezifischen Wirkmechanismus eine besondere Rationale für nab-Paclitaxel abgeleitet.
Die Fälle der Patientinnen, die unter der Therapie mit konventionellem Paclitaxel eine Arzneimittelreaktion oder eine Nebenwirkung aufgrund der
notwendigen Kortikoidmedikation entwickelt hatten, machen den Vorteil der lösungsmittelfreien
Anwendung von nab-Paclitaxel ohne die daraus
resultierende zwingende Indikation für eine Prämedikation deutlich.
Die Patientinnen erhielten zumeist eine Monotherapie mit nab-Paclitaxel. In einigen Fällen wurden in Anlehnung an publizierte Daten Kombinationen mit Anti-HER2-Therapie, Bevacizumab oder
Gemcitabin verabreicht.
Die Fälle sind gute Beispiele für die flexible Dosierung von nab-Paclitaxel, das hier überwiegend
wöchentlich eingesetzt wird. Die Dosierung wird
abhängig von einem etwaigen Kombinationspartner und vom Allgemeinzustand der Patientin gewählt. Vor dem Hintergrund der linearen DosisWirkungsbeziehung wird bei guter Verträglichkeit
unter einer niedrig gewählten Initialdosis auch
eine Steigerung der Dosierung von nab-Paclitaxel
erwogen. Dosisreduktionen sind effektive Maßnahmen im Nebenwirkungsmanagement.
Insgesamt bestätigen die Fälle das bekannte Nebenwirkungsprofil von nab-Paclitaxel und zeigen,
wie man adäquat auf Nebenwirkungen reagiert.
Dies wurde insbesondere für das Management der
peripheren Neuropathie deutlich.
Die Autoren verfolgten 2 gleichberechtigte, jedoch unterschiedliche Strategien für die palliative
Chemotherapie mit nab-Paclitaxel. Die einen behandelten bis zum besten Ansprechen, andere bis
zur Progression, wobei die längste berichtete Therapiedauer mit nab-Paclitaxel 17 Zyklen über 15
Monate betrug.
Natürlich erhebt die Auswahl dieser 9 Fälle keinen Anspruch auf Repräsentativität. Dennoch kann
unterstellt werden, dass die Autoren Fälle ausgewählt haben, die nach ihrer Auffassung typisch
sind für die Chemotherapie des metastasierten
Mammakarzinoms mit nab-Paclitaxel. In diesen
subjektiv ausgewählten Fällen resultierte sie aufgrund einer raschen, guten und nachhaltigen Wirksamkeit bei guter Handhabbarkeit in einem fassbaren klinischen Nutzen für die Patientinnen.
16
Fallbeispiele für die Anwendung von nab-Paclitaxel im klinischen Alltag
Tabelle 3
Spezifische Aspekte der Fallberichte.
Aspekt
Fall
1
2
3
4
5
6
7
8
9
(S. 17) (S. 21) (S. 24) (S. 27) (S. 30) (S. 32) (S. 35) (S. 38) (S. 40)
Startdosierung nab-Paclitaxel
(in mg/m2, Therapieregime)
125,
125,
100,
125,
125,
150,
150,
qw 3/4 qw 3/4 qw 3/4 qw 3/4 qw 2/3 qw 3/4 qw
nab-Paclitaxel Dosierungsänderung
✓
✓
✓
hormonrezeptorpositives,
HER2-negatives Mammakarzinom
✓
✓
✓
✓
✓
tripelnegatives Mammakarzinom
✓
✓
HER2-positives Mammakarzinom
hohe Tumorlast/hoher Remissionsdruck
✓
viszerale Metastasierung
✓
✓
✓
✓
✓
✓
Taxan nach Taxanvorbehandlung
✓
✓
Reaktion auf Paclitaxel-Therapie
oder Prämedikation
✓
✓
nab-Paclitaxel-Monotherapie
✓
First-Line
100,
100,
qw 3/4 qw 2/3
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
> First-Line
✓
✓
✓
nab-Paclitaxel in Kombination
mit Bevacizumab
✓
✓
✓
✓
✓
nab-Paclitaxel in Kombination
mit Gemcitabin
✓
nab-Paclitaxel in Kombination
mit Anti-HER2-Therapie
Neutropenie
✓
periphere Neuropathie
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
Fall 1
17
Fall 1
71-jährige Patientin mit metastasiertem hormonrezeptorpositivem Mammakarzinom in reduziertem Allgemeinzustand
bei tumorbedingter Symptomatik
PD Dr. med. Eugen Ruckhäberle
Hormonrezeptorpositives, HER2-negatives Mammakarzinom, hohe Tumorlast, viszerale Metastasierung, First-Line-Chemotherapie, Arzneimittelreaktion auf konventionelle paclitaxelbasierte
Therapie, Dosisanpassung nab-Paclitaxel, Nebenwirkungsmanagement Neutropenie und periphere Neuropathie
Anamnese
1999 war bei einer damals 59-jährigen Patientin ein
hormonrezeptorpositives (ER 12/12, PR 9/12, HER2
1+), HER2-negatives Mammakarzinom links (pT2,
pN1a [1/14 Lymphknoten], G2, R0, L0, V0, Pn0) diagnostiziert worden. Es erfolgte eine Ablatio mit
Expandereinlage und Lymphadenektomie. Im 2.
Schritt wurde links ein Implantat eingelegt und eine
Reduktionsplastik rechts vorgenommen. Die Patientin erhielt über 5 Jahre eine adjuvante Therapie mit
Tamoxifen. Die weitere Nachsorge war unauffällig.
Im Dezember 2010 kam es dann zur notfallmäßigen stationären Aufnahme der Patientin mit
Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen, Kachexie und
einem deutlich reduzierten Allgemeinzustand
(KPS 70 –80%). In der Bildgebung fand sich eine
ausgeprägte intraabdominelle lymphatische und
peritoneale Metastasierung mit Befall weiter Teile
des Dünn- und Dickdarmmesos im Sinne eines
„Omental Cake“ sowie Aszites (Abb. 15). Die in der
Zytologie nachgewiesenen Zellen passten zum bekannten Mammakarzinom (ER-positiv, PR-positiv,
HER2-negativ).
Im Januar 2011 wurde mit einer Chemotherapie
mit konventionellem Paclitaxel begonnen. Geplant
war die Verabreichung in wöchentlicher Dosierung
von 80 mg/m2. Unter der 1. Gabe kam es zu einer
schweren allergischen Reaktion mit Atemnot, Tachykardie und Flush.
Therapie mit nab-Paclitaxel
Die Therapie wurde daraufhin mit nab-Paclitaxel
fortgesetzt. Nab-Paclitaxel wurde in der Dosierung
125 mg/m2 an den Tagen 1, 8, 15 alle 28 Tage verabreicht. Die Patientin erhielt insgesamt 5 Zyklen (14
Gaben). Darunter zeigte sich schon nach 3 Gaben
eine deutliche klinische Besserung. Sie musste sich
nicht mehr erbrechen. Der Stuhlgang normalisierte
sich.
Abb. 15 CT‑Abdomen bei Erstdiagnose mit Darstellung der ausgeprägten peritonealen Metastasierung.
18
Fallbeispiele für die Anwendung von nab-Paclitaxel im klinischen Alltag
vorherige
Chemotherapie
Allgemeinzustand
(neo-)adjuvant
und/oder MBC
nein
gut
eingeschränkt
nab-Paclitaxel
150 mg/m2
d1, 8, 15; q28d
nab-Paclitaxel
125 mg/m2
d1, 8, 15; q28d
ja
gut
eingeschränkt
nab-Paclitaxel
100 mg/m2
d1, 8, 15; q28d
Abb. 16 Dosierungen für die wöchentliche Anwendung von nab-Paclitaxel bei metastasiertem Mammakarzinom
(modifiziert nach [35]).
Weitere allergische Reaktionen traten nicht auf.
Nach der Gabe an Tag 1 des 2. Zyklus kam es zu
einer Neutropenie Grad 3, die mit Gabe von G‑CSF
am Tag 3 und 4 gut behandelt werden konnte. Nach
der 4. Gabe von nab-Paclitaxel trat eine Neuropathie Grad 1 –2 auf. Diese nahm im weiteren Therapieverlauf zu. Nach der 8. Gabe bestand eine Neuropathie Grad 2 –3. Die Therapie wurde mit einer auf
100 mg/m2 reduzierten Dosierung von nab-Paclitaxel fortgeführt. Darunter trat keine weitere Verschlechterung auf. Im Mai 2011 wurde die Chemotherapie nach weiteren 2 Zyklen (6 Gaben) nab-Paclitaxel wegen Therapiemüdigkeit der Patientin abgebrochen. Die Patientin erhielt als weitere
systemische Therapie zunächst für 3 Monate eine
endokrine Therapie mit Letrozol. Hierunter bildete
sich die periphere Polyneuropathie bis auf Grad 0
innerhalb von 4 Wochen komplett zurück. Bei
einem dann diagnostizierten Progress erhielt die
Patientin Capecitabin.
Besondere Aspekte der Therapie
mit nab-Paclitaxel
Die Patientin hatte eine hormonrezeptorpositive
Erkrankung und bisher keine systemische Therapie
für ihre metastasierte Erkrankung erhalten. Die
ausgeprägte tumorbedingte klinische Symptomatik
erforderte eine rasch wirksame, effektive Therapie.
Wir stellten daher die Indikation für eine First-LineChemotherapie mit einem Taxan. Mit nab-Paclitaxel, das aufgrund der Hypersensitivitätsreaktion
auf konventionelles Paclitaxel verabreicht wurde,
zeigte sich bereits nach einem Zyklus ein deutliches
klinisches Ansprechen. Aus den randomisierten
Studien ist bekannt, dass mit einer Monotherapie
mit nab-Paclitaxel ein rasches Ansprechen erreicht
werden kann. In der Zulassungsstudie betrug die
mediane Zeit bis zum Ansprechen auch für Patienten mit mehr als 3 Metastasen und mit viszeraler Erkrankung 6 Wochen [32].
Es gibt verschiedene Optionen für die wöchentliche Dosierung von nab-Paclitaxel. In der Erstlinie
wurden die Dosierungen von 150 mg/m2, 125 mg/
m2 und 100 mg/m2 überprüft [19, 20, 29]. Für die
wöchentlichen Dosierungen von 125 mg/m2 und
100 mg/m2 gibt es Daten bei mehrfach vorbehandelten taxan-refraktären Patientinnen [21]. In Anbetracht des Allgemeinzustands der Patientin hatten wir uns dafür entschieden, die Therapie mit
nab-Paclitaxel mit der wöchentlichen Dosierung
von 125 mg/m2 zu beginnen. Dies deckt sich mit
den Empfehlungen einer deutschen Expertengruppe [35] (Abb. 16). Auch wenn wir im weiteren Verlauf die Dosis um eine Stufe reduzierten, ist davon
auszugehen, dass die Patientin auch weiter von
der Therapie mit nab-Paclitaxel profitierte. In einer
Subgruppenanalyse der randomisierten PhaseII‑Studie nab-Paclitaxel vs. Docetaxel konnte für
Fall 1
19
1,00
Überlebenswahrscheinlichkeit
nab-Paclitaxel 150 mg/m2 qw 3/4 (n = 74)
Dosisreduktion (n = 35)
keine Dosisreduktion (n = 39)
0,75
0,50
nab-Paclitaxel 150 mg/m2 qw 3/4
Überleben
Patienten mit Patienten ohne
Dosisreduktion Dosisreduktion
(n = 35)
(n = 39)
0,25
Todesfälle, n (%)
Median OS, Monate
(95 %-Konfidenzintervall)
ITT
(n = 74)
16 (46)
23 (59)
39 (53)
35,2
(31,2– –)*
31,8
(16,5–41,3)
33,8
(29,1–41,3)
0
0
10
20
30
40
Monate
Ergebnisse einer Subgruppenanalyse der randomisierten Phase-II-Studie nab-Paclitaxel vs. Docetaxel.
* Obere Grenze des Konfidenzintervalls konnte aufgrund der Anzahl der Ereignisse nicht berechnet werden.
qw 3/4, in 3 von 4 Wochen
Abb. 17 Dosisreduktion von nab-Paclitaxel und Gesamtüberleben (modifiziert nach [36]).
die 150-mg/m2-Dosierung von nab-Paclitaxel gezeigt werden, dass eine Dosisreduktion im Therapieverlauf nicht zu einer Einschränkung hinsichtlich des Gesamtüberlebens führte (Abb. 17) [36].
Die Therapie mit nab-Paclitaxel wurde ohne
Prämedikation verabreicht. Es kam dennoch nicht
zu einer Hypersensitivitätsreaktion. Das entspricht
den Erfahrungen aus den vorliegenden Studien
[18 –20] sowie von Patienten, die zuvor eine Hypersensitivitätsreaktion unter konventionellem Paclitaxel oder Docetaxel erlitten hatten [37].
In der Zulassungsstudie waren unter der Therapie mit 3-wöchentlichem nab-Paclitaxel Neutropenie, sensorische Neuropathie, Myalgie, Arthralgie,
Leukopenie und Fatigue die am häufigsten auftretenden schweren unerwünschten Ereignisse (Grad
3 und 4) [18 –20]. Patientinnen ≥ 65 Jahre hatten
ein ähnliches Sicherheitsprofil wie jüngere Patientinnen [18, 38]. Unsere Patientin entwickelte zwei
dieser Nebenwirkungen. Die nach Gabe von nabPaclitaxel an Tag 1 des zweiten Zyklus auftretende
Neutropenie Grad 3 konnte mit G‑CSF gut behan-
delt werden. Die nach der 8. Gabe bestehende Neuropathie Grad 2 –3 verschlechterte sich nach Reduktion der Dosis von nab-Paclitaxel nicht weiter.
Dabei bestätigte sich die unterschiedliche Qualität
dieser peripheren Neuropathie im Vergleich zu der
unter konventionellen lösungsmittelbasierten Taxanen auftretenden Neuropathie. In den randomisierten Studien zeigte sich unter adäquatem Nebenwirkungsmanagement eine rasche Besserung
dieser Toxizität. Die mediane Zeit bis zur Verbesserung auf Grad 2 und weniger betrug für die 3-wöchentliche Dosierung von 260 mg/m2 [18] und die
wöchentliche Dosierung von 100 mg/m2 22 Tage
[20] und 20 Tage für die Dosierung von 150 mg/m2
[20]. Für die Therapie mit konventionellem Paclitaxel lag dieses Intervall im Median bei 79 Tagen
(Abb. 18) [31, 33]. Die neurologische Symptomatik
unserer Patientin bildete sich innerhalb von 4 Wochen komplett zurück.
20
Fallbeispiele für die Anwendung von nab-Paclitaxel im klinischen Alltag
1,00
Anteil ohne Verbesserung
nab-Paclitaxel (n = 24)
konventionelles Paclitaxel (n = 5)
Censored
p-Wert = 0,028
0,75
0,50
Bei Patientinnen mit einer sensorischen
Neuropathie Grad 3 verbesserte sich diese
im Arm mit nab-Paclitaxel im Median nach
22 Tagen [18] und bei konventionellem
Paclitaxel nach 79 Tagen [33] auf Grad 1 oder 2.
0,25
0
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
Zeit (Tage)
Abb. 18 Zeit bis zur Verbesserung auf Grad 1 oder 2 bei Patientinnen mit einer sensorischen Neuropathie Grad 3
in der Phase-III‑Studie nab-Paclitaxel vs. Paclitaxel (modifiziert nach [18, 31, 33]).
Fall 2
21
Fall 2
64-jährige Patientin mit einem lokal fortgeschrittenen und
primär metastasierten hormonrezeptorpositiven Mammakarzinom
in reduziertem Allgemeinzustand bei tumorbedingter Symptomatik
Dr. med. Beyhan Ataseven, Essen
Hormonrezeptorpositives HER2-negatives Mammakarzinom, hoher Remissionsdruck, First-Line
Chemotherapie, Arzneimittelreaktion auf konventionelle paclitaxelbasierte Therapie, nab-Paclitaxel in Kombination mit Bevacizumab, Dosisanpassung nab-Paclitaxel, Nebenwirkungsmanagement periphere Neuropathie
Anamnese
Im August 2013 stellte sich eine 64-jährige Patientin mit einem weit fortgeschrittenen Lokalbefund
bei großem Tumor und flächiger Rötung und
Schwellung der Haut über dem Tumor sowie entlang der gesamten rechten seitlichen Thoraxwand
vor. Sie klagte über ausgeprägte, tumorbedingte
Schmerzen im Bereich der rechten Thorax- und
Bauchwand sowie über diffuse Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule. Es bestand eine deutliche Ruhedyspnoe. Die Patientin präsentierte sich in einem
reduzierten Allgemeinzustand (ECOG PS1 –2).
Histologisch zeigte sich ein invasiv duktales,
hormonrezeptorpositives, HER2-negatives Mammakarzinom (ER 90 %, PR 60%, HER2 1+, Ki67 40 %).
In den weiteren Staging-Untersuchungen fanden
sich beidseitige Pleuraergüsse bei pleuralen Verdickungen, hochsuspekte mediastinale und hiläre
Lymphknoten sowie metastasenverdächtige Läsionen in der Leber. In der Ganzkörperknochenszintigrafie wurde eine diffuse Metastasierung in der
Wirbelsäule jedoch ohne Frakturgefahr nachgewiesen. Weitere nicht onkologische Begleiterkrankungen waren eine arterielle Hypertonie sowie ein insulinpflichtiger Diabetes mellitus vom Typ II.
Es erfolgte zunächst eine Pleuradrainagen-Anlage beidseits, bei der über 2 Tage links 1,5 l und
rechts 1 l maligner Erguss abgeleitet wurden.
Gleichzeitig wurde eine Schmerzmedikation mit
Morphinderivaten und Metamizol eingeleitet. Von
einer Operation des Lokalbefunds in der Mamma/
Thoraxwand wurde aufgrund der großen Ausdehnung, die nicht ohne größere plastische Schwenklappendefektdeckung zu versorgen gewesen wäre, abgesehen.
Im September 2013 begannen wir eine Erstlinientherapie mit Taxan und Bevacizumab und entschieden uns analog der Empfehlungen der AGO
[39] für wöchentliches konventionelles Paclitaxel
(80 mg/m2, q1w) und Bevacizumab (15 mg/kg,
q3w). Die Patientin fühlte sich zu schwach für eine
sofortige nach der zahnärztlichen Untersuchung
angezeigte Sanierung des Zahnstatus in Form der
Extraktion von 4 Zähnen. Daher musste der Beginn
der indizierten osteoonkologischen Therapie aufgeschoben werden. Anfang November 2013, gut 3 Wochen nach der 2. Bevacizumabgabe und 2 Wochen
nach der letzten Paclitaxelgabe, konnte die Zahnextraktion durchgeführt werden. Ende November
sollte die Paclitaxeltherapie wieder aufgenommen
werden. Unter der Infusion der 7. Gabe von konventionellem Paclitaxel erlitt die Patientin dann eine
Hypersensitivitätsreaktion vom Schweregrad 2 mit
Flush, Übelkeit, Hypertonie und Schmerzen im Rücken. Die Symptomatik ließ sich nach sofortigem
Abstellen der Infusion und Substitution mit Kortison nur zögerlich beheben. Konsekutiv zeigte sich
eine Hyperglykämie und Hypertonie.
Therapie mit nab-Paclitaxel
Die Therapie wurde daraufhin im Dezember 2013
mit nab-Paclitaxel fortgesetzt. Nab-Paclitaxel wurde in der Dosierung 125 mg/m2 an den Tagen 1, 8,
22
Fallbeispiele für die Anwendung von nab-Paclitaxel im klinischen Alltag
15 alle 28 Tage anvisiert. Bevacizumab wurde in
unveränderter Dosierung weitergeführt. Bei bestehender Hypokalzämie wurde eine Therapie mit Zoledronsäure bei gleichzeitiger Kalziumsubstitution
begonnen.
Nach 3 Gaben nab-Paclitaxel (und 7 vorherigen
Gaben konventionellem Paclitaxel) entwickelte die
Patientin eine Polyneuropathie vom Schweregrad
2 –3. Wir reduzierten daher die Dosis von nab-Paclitaxel auf 100 mg/m2. Darunter zeigte sich die Polyneuropathie stabil bei Grad 2.
Im Februar 2014 erfolgte nach 13 Taxangaben
(7 × konventionelles Paclitaxel, 6 × nab-Paclitaxel)
ein Restaging. Bei unverändertem Befund der Lebermetastasierung zeigte sich eine Größenabnahme der pulmonalen und mediastinalen Lymphknoten. Auch die Knochenmetastasierung zeigte sich
etwas rückläufig. Der Allgemeinzustand der Patientin hatte sich deutlich gebessert. Die Schmerzsymptomatik war geringer. Die Patientin wünschte
zu diesem Zeitpunkt eine Chemotherapiepause.
Wir setzten aufgrund des positiven Hormonrezeptorstatus die systemische Therapie mit Letrozol in
Kombination mit Bevacizumab und Zoledronsäure
fort. Die neurologische Symptomatik bildete sich
innerhalb von 8 Wochen auf Grad 1 zurück.
Besondere Aspekte der Therapie
mit nab-Paclitaxel
Bei der Patientin lag die Situation eines primär ausgedehnt metastasierten, hormonrezeptorpositiven,
HER2-positiven Mammakarzinoms vor. Zugleich
bestand ein weit fortgeschrittener Lokalbefund.
Aufgrund der ausgeprägten Tumorlast und der bestehenden Schmerzsymptomatik bestand ein hoher Remissionsdruck und damit die Indikation für
eine effektive Chemotherapie. Wir entschieden
uns zunächst für eine Kombinationstherapie von
konventionellem Paclitaxel mit Bevacizumab. Trotz
obligatorischer Prämedikation mit Kortikosteroid
und Antihistaminikum trat bei der 7. Gabe eine
schwere allergische Reaktion auf. In den Fachinformationen für die diversen konventionellen Paclitaxelpräparate wird ausdrücklich vor signifikanten
Überempfindlichkeitsreaktionen gewarnt. Insgesamt würden bei 34 % der Patienten trotz Prämedikation Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten,
< 1% davon seien als signifikant und potenziell lebensbedrohlich einzustufen [40, 41]. Dabei wird
das in konventionellem Paclitaxel enthaltene Lösungsmittel Cremophor für diese Überempfindlichkeitsreaktionen verantwortlich gemacht.
Im Gegensatz zu den Formulierungen der konventionellen Taxane ist nab-Paclitaxel lösungsmittelfrei. Schwerwiegende Hypersensitivitätsreaktionen sind aus den randomisierten Studien nicht berichtet, wobei nab-Paclitaxel ohne Prämedikation
verabreicht wurde [19 –21]. Daher entschieden
wir uns, die Taxankombinationstherapie mit Bevacizumab und nab-Paclitaxel fortzuführen. Im weiteren Therapieverlauf traten auch bei unserer Patientin keine Hypersensitivitätsreaktionen mehr
auf. Dies entspricht Beobachtungen aus publizierten Fällen [37]. Für die Kombination von nab-Paclitaxel mit Bevacizumab liegen Ergebnisse mehrerer
Phase-II‑Studien vor (Tab. 4) [22 –27]. Bei der Dosierung entschieden wir uns im Einklang mit den
Empfehlungen anderer deutscher Experten für
125 mg/m2 [35].
Sowohl für konventionelles Paclitaxel als auch
für nab-Paclitaxel ist die periphere Polyneuropathie als häufige Arzneimittelnebenwirkung beschrieben. Sie ist, wie auch im Fall unserer Patientin, eine in der Regel kumulative Toxizität. Für
nab-Paclitaxel konnte gezeigt werden, dass Dosisreduktionen eine geeignete Maßnahme im Management dieser Nebenwirkung darstellen [18 –
21]. So konnten wir die Therapie fortsetzen und
eine Remission der Erkrankung im Sinne eines partiellen Ansprechens und einer klinischen Remission erreichen.
Fall 2
23
Tabelle 4 Übersicht über publizierte Studien zu nab-Paclitaxel in Kombination mit Bevacizumab beim metastasierten Mammakarzinom.
nab-Paclitaxel
Bevacizumab
weitere Kombinationspartner
Effektivität*
Toxizität
Danso [22]
125 mg/m2
Bevacizumab
keine
ORR 33 %,
n = 50
d1, 8, 15
10 mg/kg
DCRa 51 %,
50% Grad-3/4Neutropenie,
1st line
q28d
d1, 15
PFS 7,4 Monate
14% Grad-3/4Neuropathie
ORR 45 %
16% Grad-3/4Neutropenie
Studie
q28d
Seidman [23]
260 mg/m2
Bevacizumab
n = 75
d1
15 mg/kg
TTP 8,0 Monate
1st line
q21d
d1
PFS 7,7 Monate
Seidman [23]
130 mg/m2
Bevacizumab
n = 79
wöchentlich
10 mg/kg
TTP 9,0 Monate
2-wöchentlich
PFS 8,8 Monate
keine
OS 21,3 Monate
q21d
1st line
keine
ORR 46 %
OS 23,7 Monate
33% Grad-3/4Neuropathie
33% Grad-3/4Neutropenie
46% Grad 3/4
Neuropathie
Rugo [24]
150 mg/m2
Bevacizumab
n = 271
d1, 8, 15
10 mg/kg
PFS 9,2 Monate
1st line
q28d
d1, 15
OS 27 Monate
25% Grad-3/4Neuropathie
Lobo [25]
150 mg/m2
Bevacizumab
Gemcitabin
ORR 75,9 %,
n = 30
d1, 15
10 mg/kg
1500 mg/m2
PFS 10,4 Monate
27,6 % Grad-3/4Toxizität,
1st line
q28d
d1, 15
d1, 15
q28d
q28d
keine
TTF 5,4 Monate
q28d
47% Grad-3/4Neutropenie
3 % Grad-3/4Neuropathie
Northfelt [26]
125 mg/m2
Bevacizumab
Gemcitabin
ORR 69 %,
n = 48
d1, 8
15 mg/kg
1000 mg/m2
PFS 11,7 Monate,
71% Grad-3/4Neutropenie,
1st line
q21d
d1
d1, 8,
q21d
q21d
1-Jahres-Überlebensrate 84 %
8 % Grad 3/4
Neuropathie
53% Grad-3/4Neutropenie
Hamilton [27]
100 mg/m2
Bevacizumab
Carboplatin
ORR 85 %
n = 34
d1, 8, 15
10 mg/kg
AUC2
PFS 9,2 Monate
1st line TNBC
q28d
d1, 15
d1, 8, 15
q28d
q28d
18% Grad-3/4Thrombozytopenie
6 % Grad-3/4Neuropathie
* mediane Werte für TTF, TTP, PFS und OS; a (ORR+ stable disease > 16 weeks) = 33 + 18; ORR = objektive Ansprechrate, Gesamtansprechrate;
TTP = Zeit bis zur Progression; PFS = progressionsfreies Überleben; OS = Gesamtüberleben
24
Fallbeispiele für die Anwendung von nab-Paclitaxel im klinischen Alltag
Fall 3
Eine junge Patientin mit metastasiertem Mammakarzinom rechts
und asynchronem Zweitkarzinom der linken Mamma –
Langzeittherapie mit 17 Zyklen nab-Paclitaxel
Dr. Dieter Steinfeld-Birg, Augsburg
Hormonrezeptorpositives HER2-negatives Mammakarzinom, hohe Tumorlast, viszerale Metastasierung, > First-Line-Therapie, Dosisanpassung
nab-Paclitaxel, nab-Paclitaxel Monotherapie,
Langzeittherapie, Nebenwirkungsmanagement
Neutropenie
Anamnese
Bei einer damals 29-jährigen Patientin wurde im
Oktober 2004 ein frühes hormonrezeptorpositives
nodalpositives HER2-negatives Mammakarzinom
rechts diagnostiziert. Histologisch zeigte sich ein
lobuläres Karzinom (pT2 N1 [3/3] M0, G2 R0, ER
95 %, PR 95 %, HER2-negativ). Nach brusterhaltender Operation mit Axilladissektion rechts erhielt
die Patientin eine adjuvante Chemotherapie mit 6
Zyklen Epirubicin und Cyclophosphamid (90/600)
gefolgt von einer Strahlentherapie der Brust und
der Lymphabflussgebiete. Sie wurde dann bis März
2010 mit einer adjuvanten antihormonellen Therapie mit einem GnRH‑Analogon und Tamoxifen behandelt.
Im März 2010 zeigte sich eine diffuse Hautmetastasierung. Daraufhin wurde eine Erstlinientherapie mit Capecitabin (1250 mg/m2 p. o. bid von
Tag 1 –14 alle 21 Tage) begonnen. Die Patientin erhielt bis Mai 2011 20 Zyklen Capecitabin-Monotherapie. Darunter kam es zu einer kompletten Remission.
Im September 2011 wurden Leber- und Knochenmetastasen festgestellt. Die Patientin erhielt
als Zweitlinientherapie erneut Capecitabin in der
zugelassenen Dosierung sowie eine Bisphosphonattherapie mit Zoledronat (4 mg i. v. alle 28 Tage).
6 Zyklen der Zweitlinientherapie wurden bis Janu-
ar 2012 verabreicht. Dann entwickelte die Patientin
eine Magenausgangsstenose, die einen palliativen
operativen Eingriff in Form einer Magenteilresektion sowie der Resektion einer Lebermetastase erforderlich machte. Histologisch zeigte sich die Histologie des bekannten lobulären Karzinoms.
Aufgrund einer Unverträglichkeit der oralen
Therapie mit Capecitabin wurde im Januar 2012 die
zytostatische Therapie auf Vinorelbin (35 mg/m2 i. v.
an Tag 1 und 8 alle 21 Tage) umgestellt. Diese wurde
bis August 2012 fortgeführt.
Im April 2012 wurde ein Tumor in der linken
Brust festgestellt. Dabei handelte es sich um ein
Zweitkarzinom mit der Histologie eines hormonrezeptorpositiven (ER 100 %, PR 100 %), HER2-negativen invasiv duktalen Karzinoms.
Im Juni 2012 zeigte sich eine Progression der
Skelettfiliae. Daraufhin wurde anstelle der Medikation mit Zoledronat eine Therapie mit Denosumab
(120 mg s. c. alle 28 Tage) begonnen.
Das Zweitkarzinom war unter der Therapie mit
Vinorelbin progredient. Im August 2012 wurde
eine Progression der hepatischen Metastasen nachgewiesen. Die Patientin erhielt im September 2012
daher einen weiteren Zyklus Capecitabin. Diese
Viertlinientherapie wurde allerdings bereits nach
einem Zyklus abgebrochen, weil die Patientin kurz
darauf erneut mit einer Magenausgangsstenose
symptomatisch wurde. Es wurde daher Ende September 2012 eine Gastroenterostomie durchgeführt.
Therapie mit nab-Paclitaxel
Im Oktober 2012 wurde mit einer palliativen Chemotherapie mit nab-Paclitaxel begonnen. Die Patientin erhielt nab-Paclitaxel in der Dosierung von
Fall 3
100 mg/m2 an den Tagen 1, 8 und 15 alle 28 Tage.
Nach 3 Zyklen zeigte sich im Januar 2013 in der
MRT‑Kontrolle eine partielle Remission der Lebermetastasen. Diese setzte sich im weiteren Verlauf
der Erkrankung fort, wie weitere MRT‑Kontrollen
vom Juni, September und zum Zeitpunkt des besten Ansprechens im November 2013 dokumentierten.
Der Tumor in der linken Brust war unter der
Therapie zunächst progredient, im weiteren Verlauf zeigte sich auch hier eine partielle Remission,
wie mit einer Größenabnahme um 50 % im MRT
vom Mai 2013 dokumentiert. Ab September 2013
bestand der Verdacht auf einen erneuten lokalen
Progress. Insgesamt ließ sich die Krankheit jedoch
unter der Chemotherapie stabilisieren. Die Therapie mit nab-Paclitaxel wurde für insgesamt 17 Zyklen bis Januar 2014 fortgeführt.
Die Therapie wurde insgesamt sehr gut vertragen. Aufgrund einer Leukopenie Grad 3 in Zyklus 4
wurde im weiteren Verlauf intermittierend eine
supportive Therapie mit G‑CSF durchgeführt. Ab
Zyklus 5 erhielt die Patientin zusätzlich Erythropoetin 40 000 IE s. c. wöchentlich. Bei stabilen Laborwerten konnte die Dosierung von nab-Paclitaxel dann von initial 100 mg/m2 auf die primär geplante Dosierung von 120 mg/m2 an d1, 8 und 15
alle 28 Tage umgestellt werden. Auch unter dieser
Dosierung zeigten sich stabile Laborwerte und weder Neutropenie noch Anämie. Die Patientin entwickelte über den gesamten Verlauf der Therapie mit
nab-Paclitaxel keine Symptome einer peripheren
Polyneuropathie.
Im Januar 2014 zeigten sich erneut klinisch Zeichen der Progression im Sinne von Oberbauchschmerzen und einer Kompression der rechten
Kolonflexur von außen. In der Bildgebung wurde
eine 4,5 cm große weichteildichte Raumforderung
nachgewiesen, die das Colon transversum und die
vordere Bauchwand infiltrierte, sowie eine Peritonealkarzinose mit multiplen Lymphknotenfiliae
und perihepatischer Aszites. Der Tumor in der linken Mamma war nun zudem deutlich größenprogredient.
Die systemische Therapie mit nab-Paclitaxel
wurde beendet. Die Patientin wurde zur erneuten
palliativen Operation vorgestellt. Es wurde als Umgehungsanastomose
eine
Ileosigmoidostomie
durchgeführt. Die systemische Therapie wurde zu-
25
nächst auf pegyliertes liposomales Doxorubicin
(45 mg/m2) und nach 3 Zyklen aufgrund eines erneuten Progresses und des deutlich reduzierten
Allgemeinzustands der Patientin auf eine endokrine Therapie mit Fulvestrant umgestellt.
Besondere Aspekte der Therapie
mit nab-Paclitaxel
Bei der Patientin mit hoher Tumorlast und ausgedehnter zytostatischer Vortherapie zeigte die Monotherapie mit nab-Paclitaxel eine rasche und
hohe Wirksamkeit. Dies entspricht den Ergebnissen, die für die Therapie mit nab-Paclitaxel in
einem Kollektiv von Patientinnen mit ausgedehnt
vorbehandeltem metastasiertem Mammakarzinom
beschrieben wurden [21].
Mit einem adäquaten Nebenwirkungsmanagement konnte unsere Patientin über einen langen
Zeitraum von der Therapie mit nab-Paclitaxel profitieren. Das zeigte sich am nachhaltigen Ansprechen der Erkrankung, das sich unter der Therapie
stetig weiter verbesserte und einherging mit einer
guten Lebensqualität der Patientin. Das beste Ansprechen war nach etwas mehr als einem Jahr Therapie erreicht. Möglicherweise hatte die Dosiseskalation von 100 auf 120 mg/m2 einen gewissen Anteil an der guten Wirksamkeit. Wir hatten diese
Entscheidung aufgrund der guten Verträglichkeit
der Therapie in Anlehnung an die Phase-II‑Studie
bei ausgedehnt vortherapierten Patientinnen getroffen, in der aufgrund der guten Verträglichkeit
der 100 mg/m2 Dosierung danach eine 2. Kohorte
von Patientinnen mit einer Dosis von 125 mg/m2
behandelt wurde [21]. Darüber hinaus bestätigt
eine retrospektive Analyse der randomisierten
Phase-II‑Studie von nab-Paclitaxel vs. Docetaxel
die lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung für nab-Paclitaxel und zeigt, dass sich mit einer höheren Dosis
von nab-Paclitaxel auch tatsächlich eine höhere klinische Effektivität erreichen lässt [32].
Wir entschieden uns unter den möglichen,
gleichberechtigt empfohlenen Therapiestrategien
(Abb. 19) für den Therapieeinsatz bis zur Progression der Erkrankung. Mit dieser Strategie wurde
bei dieser ausgedehnt vorbehandelten Patientin
mit der Langzeittherapie mit nab-Paclitaxel eine
progressionsfreie Zeit von 15 Monaten erreicht,
26
Fallbeispiele für die Anwendung von nab-Paclitaxel im klinischen Alltag
Oxford/AGO
LoE/GR
Solange wie der therapeutische
Index positiv bleibt
Therapie bis zum besten
Ansprechen
2b
B
+
Therapie bis zur Progression
2b
B
+
Wechsel auf alternatives
Schema vor einer Progression
2b
B
–
Therapiestopp bei
– Progression
– nicht zu beherrschender
Toxizität
1c
A
++
Abb. 19 Empfehlung der AGO zur Dauer der palliativen Chemotherapie bei metastasiertem Mammakarzinom (modifiziert nach [39]).
70
was dem medianen PFS unter Erstlinientherapie
mit wöchentlichem nab-Paclitaxel in der randomisierten Phase-II‑Studie entspricht [19].
Die Inzidenz einer schweren sensorischen peripheren Polyneuropathie, einer Toxizität mit kumulativem Charakter, lag unter der wöchentlichen Anwendung von nab-Paclitaxel bei mehrfach vorbehandelten, taxanrefraktären Patientinnen bei 8 %
für die Dosierung 100 mg/m2 und bei 19 % für die
Dosierung von 125 mg/m2 [21]. Die Patientinnen
hatten davor im Median 5 bzw. 3 Therapiezyklen
erhalten. Unser Fall zeigt, dass diese Nebenwirkung
selbst bei einer Langzeittherapie über mehr als 15
Monate nicht zwangsläufig auftritt. Unsere Patientin war durch die Therapie mit nab-Paclitaxel nicht
in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. Dies wurde
auch so in der Zulassungsstudie beobachtet, obwohl die Patienten im nab-Paclitaxel-Arm eine
49 % höhere Dosisintensität erhielten als im Kontrollarm mit konventionellem Paclitaxel (Abb. 20)
[18].
nab-Paclitaxel
konventionelles Paclitaxel
mittlerer Gesamtwert
(mit Standardabweichung)
60
50
40
30
20
10
0
Baseline
Woche 6
Woche 9
Woche 15
abschließende
Beurteilung
Follow-up
Abb. 20 Phase-III‑Studie nab-Paclitaxel vs. konventionelles Pacitaxel: Verlauf der gesundheitsbezogenen Lebensqualität nach EORTC QLQ C30 (modifiziert nach [18]).
Fall 4
27
Fall 4
42-jährige Patientin mit einem primär metastasierten
tripelnegativen Mammakarzinom – Komplettremission
unter Erstlinientherapie mit nab-Paclitaxel
PD Dr. med. Marc Thill, Frankfurt am Main
Tripelnegatives Mammakarzinom, viszerale Metastasierung, First-Line-Chemotherapie, nab-Paclitaxel in Kombination mit Bevacizumab, Nebenwirkungsmanagement Neutropenie
Anamnese
Im November 2013 wurde bei einer 42-jährigen
Patientin ein Tastbefund in der rechten Brust festgestellt. In der weiteren Diagnostik zeigte sich ein
Mammakarzinom mit axillärem Lymphknotenbefall sowie der Verdacht auf eine Metastasierung
der Leber (Abb. 21). Die bioptische Sicherung aller
3 Lokalisationen zeigte ein tripelnegatives, invasiv
duktales Mammakarzinom und ergab damit folgende Tumorformel: cT2 cN1a cM1 (hepar), G3, ER
IRS 0, PR IRS 0, HER2-negativ.
Therapie mit nab-Paclitaxel
Noch im November 2013 wurde mit einer Chemotherapie mit nab-Paclitaxel in Kombination mit
Bevacizumab begonnen. Nab-Paclitaxel wurde in
einer Dosierung von 125 mg/m2 an den Tagen 1, 8
und 15 alle 28 Tage verabreicht, Bevacizumab in
einer Dosierung von 10 mg/kg q2w.
In Zyklus 1 lag der Nadir der Neutrophilen im
peripheren Blut bei 1080/mm3 und damit knapp
oberhalb der Grenze einer Neutropenie Grad 3.
Aufgrund dieser Neutropenie wurde ab Zyklus 2
eine G‑CSF-Prophylaxe durchgeführt. Damit fielen
die Leukozytenwerte nicht mehr unter 3000/mm3
und die Zahl der Neutrophilen nicht mehr unter
1000/mm3.
Nach 3 Zyklen Chemotherapie mit nab-Paclitaxel erfolgte eine Beurteilung des Ansprechens
nach RECIST. Im Abdomen-CT zeigte sich eine
komplette Remission der Lebermetastasierung
(Abb. 22). Der in der Sonografie initial 2,2 cm messende Tumor wie auch die biopsierte axilläre
Lymphknotenmetastase waren nach 4 Zyklen nabPaclitaxel in der Sonografie nicht mehr nachweisbar. Bis Juli 2014 erhielt die Patientin 4 weitere
Zyklen nab-Paclitaxel. Es traten keine weiteren
Nebenwirkungen auf.
Die Chemotherapie wurde nach 8 Zyklen wie
geplant beendet. Die Patientin hatte eine Komplettremission. Die Therapie mit Bevacizumab
wurde als Erhaltungstherapie fortgeführt.
Besondere Aspekte der Therapie
mit nab-Paclitaxel
Bei unserer jungen Patientin lag ein primär viszeral
metastasiertes Mammakarzinom vor. Damit stellte
sich die Indikation für eine effektive Chemotherapie. Es handelte sich darüber hinaus um eine tripelnegative Erkrankung. Aus beiden Gründen entschieden wir uns daher für die Erstlinientherapie
mit nab-Paclitaxel.
Taxane gehören zu den effektivsten Substanzen
in der Behandlung des metastasierten Mammakarzinoms. Für nab-Paclitaxel konnte im randomisierten Vergleich gegenüber konventionellem lösungsmittelbasiertem Paclitaxel und Docetaxel eine höhere Effektivität gezeigt werden [18 –20].
Für den basalen Subtyp, der einen Großteil der
tripelnegativen Karzinome ausmacht, wurde eine
verstärkte Expression von Caveolin-1 beschrieben
[42, 43]. Es handelt sich um ein Strukturprotein
der aus der Zellmembran entstehenden und für
28
Fallbeispiele für die Anwendung von nab-Paclitaxel im klinischen Alltag
Abb. 21 Lebermetastase vor
Therapiebeginn.
Abb. 22 Komplette Remission
der Lebermetastase nach 3 Zyklen
nab-Paclitaxel.
die Transzytose verantwortlichen Caveolen [12,
13]. Caveolin spielt daher auch eine relevante Rolle
beim Transport von nab-Paclitaxel über das Gefäßendothel. Möglicherweise sprechen Patientinnen
mit tripelnegativer Erkrankung daher besonders
gut auf eine Therapie mit nab-Paclitaxel an.
Eine erhöhte intratumorale Konzentration von
VEGF konnte bei Patientinnen mit tripelnegativem
Mammakarzinom nachgewiesen werden [44] und
bildet die spezifische Rationale für eine Therapie
dieser Patientinnen mit dem Angiogenesehemmer
Bevacizumab. Daten zur Kombination von nab-Paclitaxel und Bevacizumab weisen in der Mehrzahl
der Studien auf eine gute Aktivität und Verträglichkeit hin [22 –27]. Vor diesem Hintergrund entschieden wir uns für eine Kombinationstherapie, die
nach 4 Zyklen in einer kompletten Remission resultierte.
29
Fall 4
mindestens
3 Metastasen
viszeral-dominante
Erkrankung
> 1st Line
1st Line
nab-Paclitaxel
konventionelles
Paclitaxel
alle Patientinnen
0
2
4
6
8
10
mediane Zeit bis zum Ansprechen (Wochen)
Abb. 23 Phase-III-Studie nab-Paclitaxel vs. konventionelles Paclitaxel: Zeit bis zum Tumoransprechen (TTR)
(modifiziert nach [32]).
In der Zulassungsstudie konnte ein schneller
Wirkungseintritt von nab-Paclitaxel nachgewiesen
werden. Insgesamt und in allen Subgruppen, auch
in der mit viszeral dominanter Erkrankung, sprach
der Tumor im Median bereits nach 6 Wochen auf
die Chemotherapie mit nab-Paclitaxel an [18, 32]
(Abb. 23). Auch unsere Patientin zeigte ein rasches
Ansprechen. Nach 3 Zyklen war die Lebermetastase
rückläufig, nach einem weiteren Zyklus alle Tumormanifestationen.
Unser Fall zeigt auch, wie die Therapie mit nabPaclitaxel nach dem Auftreten einer höhergradigen
Neutropenie mit einem raschen adäquaten Nebenwirkungsmanagement bis zur geplanten Therapiedauer von 8 Zyklen ohne weitere Komplikationen
durchgeführt werden konnte. Von einer anschließenden Operation und einer Radiotherapie wurde
aufgrund der klinischen Komplettremission und
der zurzeit inkonsistenten Datenlage bei primär
metastasierter Erkrankung abgesehen.
30
Fallbeispiele für die Anwendung von nab-Paclitaxel im klinischen Alltag
Fall 5
58-jährige Patientin mit einem metastasierten Mammakarzinom
rechts und Taxan-Rechallenge mit nab-Paclitaxel
Dr. med. Helmut Forstbauer, Troisdorf
Tripelnegatives Mammakarzinom, hohe Tumorlast, Taxan nach Taxanvorbehandlung, viszerale
Metastasierung, First-Line-Chemotherapie,
nab-Paclitaxel in Kombination mit Bevacizumab,
Nebenwirkungsmanagement Neutropenie
pers, ausgehend von einer pulmonalen Metastase.
Es wurde zunächst die Indikation für eine palliative
Bestrahlung gestellt. Bis Ende Februar 2014 erfolgte
eine Radiatio der rechts-pulmonalen Metastase sowie des infiltrierten 12. Brustwirbelkörpers.
Therapie mit nab-Paclitaxel
Anamnese
Im November 2006 wurde bei einer damals 52-jährigen Patientin ein frühes tripelnegatives nodalpositives Mammakarzinom rechts diagnostiziert.
Nach einer Stanzbiopsise zur Diagnosesicherung erfolgte eine weite Exzision des Mammatumors und
eine axilläre Lymphonodektomie. Histologisch
zeigte sich ein mäßig differenziertes Karzinom
(pT1c pN1a (2/16) MX, G2 R0, ER−, PR−, HER2-negativ). Die Patientin erhielt eine adjuvante Chemotherapie mit 6 Zyklen Docetaxel (75 mg/m2), Doxorubicin (50 mg/m2), und Cyclophosphamid (500 mg/m2)
gefolgt von einer Strahlentherapie der rechten
Brust mit 50,4 Gy und Dosisaufsättigung der ehemaligen Tumorregion mit weiteren 9 Gy.
Im Dezember 2013 stellte sich die Patientin wegen einer deutlichen Verschlechterung ihres Allgemeinzustands vor. Sie fühlte sich schlapp und berichtete über Dyspnoe in Ruhe und bei Belastung.
Sie klagte über eine zunehmende Schmerzsymptomatik im Bereich des rechten Unterbauchs und der
Hüftregion. Es zeigte sich eine ausgedehnte Metastasierung. In der computertomografischen Untersuchung wurden intrapulmonale Metastasen, vergrößerte mediastinale und hiläre Lymphknoten
rechts sowie noduläre Herde der Pleura und ein
Pleuraerguss rechts nachgewiesen. Filiae fanden
sich disseminiert in beiden Leberlappen mit einem
Durchmesser von bis zu 4,5 cm. Darüber hinaus
zeigte sich eine Infiltration des 12. Brustwirbelkör-
Im Januar 2014 wurde mit einer First-Line-Chemotherapie mit nab-Paclitaxel in Kombination mit Bevacizumab begonnen. Die Patientin erhielt nab-Paclitaxel in der Dosierung von 125 mg/m2 an den Tagen 1, 8 alle 21 Tage. Bevacizumab wurde in der
Dosierung 15 mg/kg alle 21 Tage verabreicht.
Die Therapie wurde von der Patientin recht gut
vertragen. Nach Zyklus 4 entwickelte die Patientin
eine Grad-4-Neutropenie und Fieber. Ab Zyklus 5
wurde daher eine Sekundärprophylaxe mit G‑CSF
durchgeführt, unter der sich im weiteren Verlauf
weder eine höhergradige Neutropenie noch Fieber
zeigten.
In der Bildgebung zeigte sich nach 3 Zyklen ein
Rückgang der pulmonalen und pleuralen Metastasierung bei gleichbleibender hepatischer Metastasierung. Der klinische Zustand der Patientin besserte sich deutlich. Es kam zu einer leichten Gewichtszunahme. Unter Chemotherapie, Strahlentherapie
und Schmerzmedikation mit Morphin zeigte sich
eine deutliche Besserung der Schmerzsymptomatik.
Anfang Juni 2014 wurde die Patientin dann wieder symptomatisch. Sie klagte über Übelkeit und Erbrechen sowie Schmerzen in der rechten Flanke. Sonografisch und im Röntgenthorax fanden sich keine
eindeutigen Hinweise auf eine Progression der Erkrankung. Es zeigte sich jedoch ein deutlicher Anstieg von Laktatdehydrogenase und Leberwerten.
Nach 5 Zyklen nab-Paclitaxel und Bevacicumab und
Fall 5
nachfolgend 3 Zyklen Bevacicumab als Monotherapie wurde daher auf eine Zweitlinientherapie mit
Capecitabin und Bevacizumab umgestellt.
Besondere Aspekte der Therapie
mit nab-Paclitaxel
Die hohe Tumorlast der Patientin bei ausgedehnter,
auch viszeraler Metastasierung und tripelnegativer
Erkrankung erforderte neben palliativen strahlentherapeutischen Maßnahmen eine effektive systemische Intervention. Für eine Therapie mit nab-Paclitaxel in dieser Situation sprach, dass es auch bei
Patientinnen mit viszeral-dominanter Metastasierung [32, 45] und bei Patientinnen mit tripelnegativer Erkrankung eine sehr gute Wirksamkeit zeigt
[27]. An dieser Stelle sei auf die ausführlichere Diskussion einer hypothetischen spezifischen Rationale für nab-Paclitaxel bei tripelnegativer Erkrankung in Fall 4 auf Seite 27–29 verwiesen.
Verschiedene Studien haben die Kombination
von nab-Paclitaxel mit Bevacizumab untersucht
[22 –27]. Nach Abwägung der bis dahin vorliegenden Datenlage hat eine deutsche Expertengruppe
die wöchentliche Dosierung von 125 mg/m2 für
die Kombination mit Bevacizumab empfohlen [35].
Das entspricht der Dosierung, die wir im vorliegenden Fall gewählt haben.
Unser Fall beleuchtet einen wichtigen Aspekt
der heutigen Therapierealität. Ein großer Anteil
von Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom ist inzwischen bereits mit Taxanen vorbehandelt. Sie haben diese entweder im Rahmen
einer adjuvanten bzw. neoadjuvanten Therapie
oder als palliative Chemotherapie der metastasierten Erkrankung erhalten.
Im Rahmen einer retrospektiven Studie hatten
die German Breast Group und die AGO‑B Studiengruppe das Ansprechen von Patientinnen auf eine
palliative Taxantherapie untersucht, die vorher im
Rahmen von 6 prospektiven (neo-)adjuvanten Therapiestudien mit Taxanen behandelt worden waren. Das Ansprechen auf die erneute Taxantherapie
war abhängig von der Länge des krankheitsfreien
Intervalls. Insgesamt betrug die Ansprechrate auf
die First-Line-Therapie mit Taxanen bei diesen Patientinnen 48,6 %. Bei einem krankheitsfreien Intervall von > 2 Jahren 63,3 %, bei einem krankheitsfrei-
31
en Intervall von 1 –2 Jahren 42,9 % und bei einem
krankheitsfreien Intervall von < 1 Jahr immerhin
noch 34,8 % [46].
Internationaler Konsens ist, dass bei einem
krankheitsfreien Intervall von mindestens 1 Jahr
nach (neo-)adjuvanter Taxantherapie eine erneute
Therapie mit einem Taxan erfolgen kann [47]. Das
therapiefreie Intervall nach taxanbasierter adjuvanter Chemotherapie betrug bei unserer Patientin
mehr als 6 Jahre.
Auch nach einer Datenerhebung zur Anwendung von nab-Paclitaxel in der klinischen Routine
bei 125 Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom in 8 italienischen Zentren zeigte sich eine
gute Wirksamkeit in einem überwiegend taxanvorbehandelten Kollektiv: 37,2 % der Patientinnen
hatten eine Taxanvortherapie im (neo-)adjuvanten
und 73,6 % im metastasierten Setting erhalten. Die
(neo-)adjuvante oder palliative Taxanvorbehandlung hatte in der Subgruppenanalyse keinen Einfluss auf die Effektivität von nab-Paclitaxel [48].
Nab-Paclitaxel zeigte darüber hinaus selbst noch
bei Patientinnen mit taxanrefraktärem metastasiertem Mammakarzinom eine gute Wirksamkeit.
Das zeigen die Ergebnisse einer Phase-II‑Studie bei
Patientinnen, die entweder unter palliativer Taxantherapie progredient waren oder ein Rezidiv innerhalb von 12 Monaten nach adjuvanter Taxantherapie erlitten hatten [21]. Die Gesamtansprechrate
lag bei 14 % für die Patienten unter der Dosierung
von 100 mg/m2 und bei 16 % für die unter der Dosierung von 125 mg/m2. Krankheitskontrollraten
von 26 und 37 % wurden erreicht. Das mediane progressionsfreie Überleben lag bei 3 bzw. 3,5 Monaten und das mediane Gesamtüberleben bei 9,2 und
9,1 Monaten. Zusammenfassend kann man daher
wohl von einer limitierten Kreuzresistenz von
nab-Paclitaxel zu anderen Taxanen ausgehen [21].
Allerdings zeigte sich in der italienischen Erhebung
auch, dass die Gabe von nab-Paclitaxel in einer früheren Linie mit besseren Ergebnissen für Ansprechen und progressionsfreiem Überleben verbunden war [48].
32
Fallbeispiele für die Anwendung von nab-Paclitaxel im klinischen Alltag
Fall 6
65-jährige Patientin mit einem hepatisch und
ossär metastasierten tripelnegativen Mammakarzinom
PD Dr. med. Cornelia Liedtke, Lübeck
Tripelnegatives Mammakarzinom, Taxan nach
Taxanvorbehandlung, First-Line-Chemotherapie,
Diabetes mellitus und Kortikoidprämedikation,
nab-Paclitaxel-Monotherapie, Diskussion der
Kombination nab-Paclitaxel mit Bevacizumab,
Nebenwirkungsmanagement periphere Neuropathie
Anamnese
Im Jahr 2009 wurde bei einer damals 62-jährigen
Patientin erstmalig ein tripelnegatives Mammakarzinom rechts (invasiv-duktal, G3) diagnostiziert.
Der Tumor wurde initial u. a. nach durchgeführter
Sentinellymphknotenbiopsie als cT2 pN0 (0/1) (sn)
klassifiziert. Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung
fand sich im Staging kein Anhalt für eine Fernmetastasierung (cM0).
Die Patientin erhielt eine primär-systemische
Chemotherapie mit 4 Zyklen Epirubicin und Cyclophosphamid (90/600 mg/m2, q3w), gefolgt von 12
wöchentlichen Gaben von konventionellem Paclitaxel (80 mg/m²). Anschließend erfolgte die brusterhaltende Operation. Nach abgeschlossener operativer Therapie wurde die Erkrankung bei minimalem Tumorrest eingestuft als ypT1a pN0 (0/1)
(sn) cM0 pR0 L0 V0 TNBC. Die empfohlene adjuvante Radiatio lehnte die Patientin aufgrund einer zum
damaligen Zeitpunkt bestehenden ausgeprägten
Fatigue ab. Eine weitere adjuvante systemische
Therapie war aufgrund der tripelnegativen Tumorbiologie nicht möglich.
Im Jahr 2012 stellte sich die Patientin erneut vor.
Bei einem „Routine-Ultraschall“ durch den Hausarzt waren zufällig hepatische Metastasen entdeckt
worden. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt keine karzinomtypischen und insbesondere keine abdominel-
len Beschwerden. In den darauffolgenden StagingUntersuchungen (CT‑Thorax und ‑Abdomen sowie
Knochenszintigrafie) zeigten sich neben multilokulären hepatischen Metastasen auch einzelne ossäre
Manifestationen, die jedoch keine Frakturgefahr
darstellten. Die Patientin war zu diesem Zeitpunkt
asymptomatisch und in einem sehr guten Allgemeinzustand bei einem Karnofsky-Index von 100 %.
Als relevante nicht onkologische Diagnosen lagen
nur ein medikamentös kontrollierter arterieller
Hypertonus und ein mit Metformin gut eingestellter Diabetes mellitus Typ 2 vor.
Eine durchgeführte Leberbiopsie bestätigte auch
in der metastasierten Situation den tripelnegativen
Phänotyp der Erkrankung. In der interdisziplinären
Tumorkonferenz wurde daher die Indikation zu
einer Erstlinientherapie mit konventionellem Paclitaxel (90 mg/m², d1, 8, 15, q28d) in Kombination
mit Bevacizumab (10 mg/kg, d1, 15, q28d) gestellt.
Bei asymptomatischen und nicht frakturgefährdeten Knochenmetastasen bestand keine Indikation
für eine ossäre Bestrahlung. Eine Therapie mit Bisphosphonaten (Zoledronsäure, 4 mg absolut, q4w)
wurde eingeleitet.
Nach initial guter Verträglichkeit entwickelte
die Patientin nach dem 1. Zyklus unter der als Prämedikation verabreichten Kortikoidmedikation
eine zunehmende Entgleisung des bis dato alimentär gut eingestellten Diabetes mellitus.
Therapie mit nab-Paclitaxel
Vor diesem Hintergrund wurde die Therapie auf
eine Monotherapie mit nab-Paclitaxel umgestellt,
das in der Dosierung von 150 mg/m2 an den Tagen
1, 8, 15 alle 28 Tage ohne Prämedikation mit Kortikoiden verabreicht wurde. Die Verträglichkeit dieser Therapie war insgesamt gut. Die diabetische
33
Fall 6
Stoffwechsellage der Patientin verbesserte sich und
ließ sich mit Metformin alimentär wieder stabilisieren. Es trat jedoch eine periphere Neuropathie
vom Schweregrad 1 –2 auf. Die Symptomatik entwickelte sich nach der 4. Applikation von nab-Paclitaxel.
Nach insgesamt 6 Zyklen wurde die Therapie
mit nab-Paclitaxel bei guter partieller Remission
beendet. Erst nach 8 Monaten kam es zu einem erneuten Progress der Erkrankung. Daraufhin wurde
eine Therapie mit Capecitabin (2500 mg/d, d1 – 14,
q21d) eingeleitet.
Besondere Aspekte der Therapie
mit nab-Paclitaxel
Unsere Patientin stellte sich mit einem 3 Jahre nach
Primärbehandlung, d. h. neoadjuvanter Chemotherapie, operativer Therapie und adjuvanter Radiatio,
hepatisch metastasierten Mammakarzinom vor.
Ausschlaggebend für unsere Therapieentscheidung
war die Rezeptorausstattung der hepatischen Metastasen. In einzelnen Untersuchungen ist für
28,6 % primär tripelnegative Karzinome eine Rezeptorkonversion für das Rezidiv beschrieben [49].
Histologisch bestätigte sich in unserem Fall der aggressive tripelnegative Tumorphänotyp.
Für die Chemotherapie einer Patientin mit tripelnegativem Karzinom gelten grundsätzlich die
gleichen Empfehlungen wie für die einer Patientin
mit hormonrezeptorpositivem, HER2-negativem
Karzinom. Eine Polychemotherapie ist danach nur
bei ausgeprägter Symptomatik und lebensbedrohlichen Metastasen indiziert [39]. Nach Anthrazyklinvorbehandlung zählen die Taxane Paclitaxel,
Docetaxel und nab-Paclitaxel mit gleichem Empfehlungsgrad zu den vorrangig empfohlenen Zytostatika (Abb. 24) [39].
Der zusätzliche Einsatz von Bevacizumab kann
das Ansprechen verbessern und die Zeit bis zur
Progression der Erkrankung verlängern [51 –53].
Beim tripelnegativen Mammakarzinom kann aufgrund der Beobachtung erhöhter intratumoraler
Konzentrationen von VEGF eine spezifische Rationale für eine Therapie dieser Patientinnen mit
dem Angiogenesehemmer Bevacizumab abgeleitet
werden [44]. Für die Anwendung von Bevacizumab
in der Erstlinientherapie wird vorrangig die Kombination von Bevacizumab mit konventionellem Paclitaxel [54] in wöchentlicher Dosierung empfohlen
(Abb. 25) [39]. Allerdings bedarf die Therapie mit
konventionellem Paclitaxel obligatorisch einer Kortikoidbegleitmedikation. Dies kann bei einer Patientin mit einem Diabetes mellitus zu Komplikationen führen, wie das Beispiel unserer Patientin
zeigt.
Oxford/AGO
LoE/GR
Docetaxel q3w
1a
A
++
Paclitaxel q1w
1a
A
++
Capecitabin
2b
B
++
nab-Paclitaxel
2b
B
++
Peg-liposomales Doxorubicin
2b
B
+
Vinorelbin
2b
B
+
Docetaxel + Peg-liposomales
Doxorubicin
1b
B
+/–
Etoposid/Cisplatin
2b
B
+/–
Abb. 24 Empfehlung der AGO zur palliativen Chemotherapie nach Anthrazyklinvorbehandlung (modifiziert
nach [39]).
Oxford/AGO
LoE/GR
1st Line in Kombination mit:
– Paclitaxel (wöchentlich)
– Capecitabin
– Anthrazyklinen
– nab-Paclitaxel
– Docetaxel (3-wöchentlich)
2nd Line in Kombination mit:
– Taxanen
– Capecitabin
– Gemcitabin oder
Vinorelbin
+
+
+/–
+/–
+/–
1b
2b
2b
2b
1b
B
B
B
B
B
1b
1b
1b
B +/–*
B +/–*
–
B
* Studienteilnahme empfohlen
Abb. 25 Empfehlung der AGO zur Anwendung von
Bevacizumab beim HER2-negativen metastasierten
Mammakarzinom (modifiziert nach [39]).
34
Fallbeispiele für die Anwendung von nab-Paclitaxel im klinischen Alltag
Die Kombination von Bevacizumab mit nab-Paclitaxel, für die Ergebnisse aus diversen PhaseII‑Studien vorliegen [22 –27], wird für Einzelfälle
empfohlen [39]. Nab-Paclitaxel ist lösungsmittelfrei und erfordert keine Kortikoidprämedikation
[1]. Gerade bei einem schlecht eingestellten Diabetes sollte daher eine sehr genaue Abwägung erfolgen, welches der beiden Taxane in Kombination
mit Bevacizumab verabreicht wird.
Schließlich beleuchtet unser Fall die grundsätzliche Frage der Indikation einer Taxantherapie
nach Taxanvorbehandlung. Im Falle unserer Patientin mit einem taxanfreien Intervall von etwa 3 Jahren kann diese nach dem gültigen Konsensus klar
bejaht werden. Eine ausführlichere Diskussion dieses Aspekts findet sich in der Diskussion von Fall 5
auf Seite 31.
Fall 7
35
Fall 7
Eine 57-jährige Patientin mit einem lokoregionären Rezidiv
im Sinne eines „Cancer en cuirasse“ und Änderung
des Rezeptorstatus von tripelpositiv zu tripelnegativ
Prof. Dr. med. Gerhard Schaller, München
HER2-positives Mammakarzinom, lokoregionäres
Rezidiv mit Rezeptorkonversion zu tripelnegativ,
hoher Remissionsdruck, Kombination nab-Paclitaxel mit Gemcitabin
Anamnese
Im April 2002 wurde bei einer damals 45-jährigen
Patientin die Diagnose eines Mammakarzinoms
links gestellt. Es erfolgte eine brusterhaltende Therapie mit Lymphadenektomie links. Histologisch
zeigte sich ein invasiv duktales HER2-positives
Mammakarzinom (pT1b, pN0 M0, G2, ER+, PR+,
HER2 3+). Die Patientin erhielt eine adjuvante Radiotherapie. Eine im April 2002 begonnene adjuvante Hormontherapie mit GnRH‑Analogon und
Tamoxifen wurde nach 2 Jahren wegen starker Nebenwirkungen abgebrochen.
Im Juli 2008 wurde ein Mammakarzinom rechts
diagnostiziert und eine brusterhaltende Operation
mit Sentinellymphknotenbiopsie rechts durchgeführt. Histologisch zeigte sich erneut ein hormonrezeptorpositives, HER2-positives invasiv duktales
Mammakarzinom (pT1b, pN0, M0, G2, ER+, PR+,
HER2 3+). Im August 2008 erfolgte eine adjuvante
Radiotherapie rechts. Eine erneute adjuvante Hormontherapie mit GnRH‑Analogon und Tamoxifen
bzw. nach 3 Monaten Exemestan wurde von Juli
2008 bis November 2010 durchgeführt und dann
erneut wegen starker Nebenwirkungen abgebrochen. Von Juni 2009 bis Juni 2010 erfolgte aufgrund
des positiven HER2-Status eine adjuvante Therapie
mit Trastuzumab.
Im November 2010 wurde dann eine supraklavikuläre Lymphknotenmetastase links festgestellt.
Die Patientin wurde lokal bestrahlt und erhielt
eine palliative Systemtherapie mit Trastuzumab,
Capecitabin, Fulvestrant und Zoledronat über 2
Jahre. Damit konnte eine komplette Remission erzielt werden, die bis Dezember 2012 anhielt. Die
Patientin entwickelte dann ein lokoregionäres Rezidiv, das sich flächig über die linke Thoraxwand
und die linke Halsseite im Sinne eines „Cancer en
cuirasse“ erstreckte. Das bioptisch gewonnene Tumorgewebe zeigte weder eine Expression von Hormonrezeptoren noch eine HER2-Expression. Es
handelte sich somit um ein tripelnegatives Karzinom. Es ließ sich jedoch eine starke Expression des
EGFR nachweisen. Die Patientin erhielt eine systemische Therapie mit Trastuzumab, Lapatinib, Capecitabin und Celecoxib. Sie zeigte darauf ein kurzes
Ansprechen von 4 Monaten und danach einen erneuten Progress mit einem Hautbefall am linken
Hals, der linken Thoraxwand mit beginnender
Exulzeration der Haut. Fernmetastasen waren nicht
nachweisbar.
Therapie mit nab-Paclitaxel
Immunhistochemisch ließ sich im Tumorgewebe
eine starke Expression von Osteonectin (SPARC =
secreted protein acidic and rich in cysteine) nachweisen (Abb. 26 a und b). Wegen dieses starken
Nachweises wurde im März 2013 die systemische
Therapie auf nab-Paclitaxel umgestellt. Die Patientin erhielt nab-Paclitaxel in der Dosierung von
150 mg/m2 als regelmäßige wöchentliche Infusion.
Darunter zeigte sich die Krankheit stabil. Nach 11
Gaben wurde die nab-Paclitaxel-Monotherapie im
Juli 2013 auf eine Kombination mit Gemcitabin
umgestellt. Nab-Paclitaxel wurde in der Dosierung
150 mg/m2 und Gemcitabin in der Dosierung von
800 mg/m2 alle 2 Wochen verabreicht. Diese Kom-
36
Fallbeispiele für die Anwendung von nab-Paclitaxel im klinischen Alltag
Abb. 26 SPARC‑Expression im Tumorgewebe. a 100-fache Vergrößerung, b 400-fache Vergrößerung.
binationstherapie resultierte in einem sehr guten
Ansprechen des Tumors und einem deutlichen
Rückgang der lokalen Schmerzsymptomatik. Im
August 2013 musste diese Chemotherapie nach 3
Zyklen wegen starker Nebenwirkungen abgebrochen werden.
Im November 2013 zeigte sich dann ein erneuter Progress. Die Patientin wollte zu diesem Zeitpunkt ausschließlich komplementärmedizinische
Verfahren durchführen lassen und sich wieder vorstellen, wenn sie den Wunsch nach einer Fortführung der Behandlung mit nab-Paclitaxel und Gemcitabin haben würde.
Besondere Aspekte der Therapie
mit nab-Paclitaxel
Bei unserer Patientin bestand aufgrund der Bewegungsseinschränkung und einer ausgeprägten
Schmerzsymptomatik durch das großflächige lokoregionäre Rezidiv ein hoher Remissionsdruck. Das
erforderte eine rasch wirksame und effektive Therapie. Hinzu kam, dass eine Konversion des ursprünglichen Rezeptorstatus des hormonrezeptorpositiven, HER2-positiven Primärtumors hin zum
aggressiven tripelnegativen Tumorphänotyp vorlag. Unsere Therapieentscheidung für nab-Paclitaxel gründete sich auf die berichteten Effektivitätsdaten, welche die Chance auf eine rasche, effektive
und langanhaltende Kontrolle der Tumorerkrankung nahelegten. Über einen hypothetisch vorstellbaren Zusammenhang der besonderen Wirksam-
keit einer Therapie mit nab-Paclitaxel beim tripelnegativen Subtyp aufgrund der verstärkten Expression von Caveolin-1 wurde bereits in Fall 4 auf Seite
27–29 eingegangen.
Um die maximal mögliche Effektivität zu erreichen, wurde die Therapie bei unserer Patientin mit
nab-Paclitaxel mit der wöchentlichen Dosierung
von 150 mg/m2 begonnen. Diese hatte sich in der
randomisierten Phase-II‑Studie in der First-LineTherapie mit einer Gesamtansprechrate von 49%,
einem medianen progressionsfreien Überleben
von 12,9 Monaten und einem medianen Gesamtüberleben von 33,8 Monaten als wirksamstes nabPaclitaxel-Regime erwiesen [19, 21]). Eine Posthoc-Analyse hat inzwischen die Dosisabhängigkeit
des Ansprechens auf nab-Paclitaxel bestätigt [32].
Für die Kombination von nab-Paclitaxel mit
Gemcitabin liegen Daten aus 3 klinischen Studien
vor, davon 2 zu einer Dreifachkombination mit Bevacizumab (Tab. 5) [25, 26, 28]. Für die Kombination
aus nab-Paclitaxel in der Dosierung von 125 mg/m2
und Gemcitabin in der Dosierung von 1000 mg/m2
an d1 und 15 alle 21 Tage ist in einer Phase-II‑Studie ein Gesamtansprechen von 50 % beschrieben
worden [28]. Die prospektive Phase-II –III-tnAcityStudie (Studiennummer in clinicaltrials.gov NCT
01881230) prüft dieses Regime derzeit parallel zur
Kombination aus nab-Paclitaxel und Carboplatin
als First-Line-Therapie von Patientinnen metastasiertem tripelnegativem Mammakarzinom [55].
Als unsere Patientin unter der Monotherapie
mit nab-Paclitaxel eine Stabilisierung, jedoch kein
Ansprechen des Lokalbefunds zeigte, erweiterten
Fall 7
37
Tabelle 5 Übersicht über publizierte Studien zu nab-Paclitaxel in Kombination mit Gemcitabin beim metastasierten Mammakarzinom.
nab-Paclitaxel
Gemcitabin
weiterer Kombinationspartner
Effektivität*
Toxizität
Roy [28]
125 mg/m2
1000 mg/m2
keiner
ORR 50%,
N = 50
d1, 8
d1, 8
PFS 7,9 Monate,
54 % Grad-3/4Neutropenie,
1st line
q21d
q21d
OS nach 6 Monaten
92 %
8 % Grad-3Neuropathie
Lobo [25]
150 mg/m2
1500 mg/m2
Bevacizumab
ORR 75.9 %,
N = 30
d1, 15
d1, 15
10 mg/kg
PFS 10,4 Monate
28 % Grad-3/4Toxizität,
1st line
q28d
q28d
d1, 15
Studie
3 % Grad-3Neuropathie
q28d
Northfelt [26]
125 mg/m2
1000 mg/m2
Bevacizumab
ORR 69%,
N = 48
d1, 8
d1, 8,
15 mg/kg
PFS 11,7 Monate,
71 % Grad-3/4Neutropenie,
1st line
q21d
q21d
d1
1-Jahres-Überlebensrate 84%
8 % Grad-3Neuropathie
q21d
* mediane Werte für PFS und OS; ORR = objektive Ansprechrate, Gesamtansprechrate; PFS = progressionsfreies Überleben,
OS = Gesamtüberleben
wir die Therapie um Gemcitabin. Wir behielten jedoch aufgrund der guten Verträglichkeit und vor
dem Hintergrund der gezeigten Dosisabhängigkeit
die Dosis von nab-Paclitaxel bei.
Der Tumor unserer Patientin zeigte eine verstärkte Expression von SPARC, einem extrazellulären Albumin und Calcium bindenden Glykoprotein,
das die Interaktion von Zellen in der Extrazellulärmatrix vermittelt [56]. SPARC wird neben anderen
Tumorarten auch bei Brustkrebs verstärkt exprimiert und scheint ein ungünstiger prognostischer
Marker zu sein [57, 58]. Aufgrund präklinischer Daten [59] wird seine prädiktive Bedeutung für das
Ansprechen auf eine Therapie mit nab-Paclitaxel
diskutiert. Die Datenlage beim Mammakarzinom
erlaubt dazu bisher jedoch noch keine abschließenden Aussagen [60 –63].
38
Fallbeispiele für die Anwendung von nab-Paclitaxel im klinischen Alltag
Fall 8
Eine Patientin mit einem viszeral metastasierten Mammakarzinom –
First-Line-Therapie mit nab-Paclitaxel und Trastuzumab
PD Dr. med. Mathias Warm, Köln
HER2-positives Mammakarzinom, hohe Tumorlast, viszerale Metastasierung, First-Line-Chemotherapie, Kombination nab-Paclitaxel mit AntiHER2-Therapie, periphere Polyneuropathie
Anamnese
Bei einer 50-jährigen Patientin wurde im Januar
2012 die Diagnose eines inflammatorischen Mammakarzinoms rechts gestellt. Es lag zu diesem Zeitpunkt bereits eine diffus ossäre und gastrale Metastasierung vor. Die Patientin erhielt bis Ende Juni
2012 6 Zyklen einer neoadjuvanten Chemotherapie
mit Epirubicin und Cyclophosphamid.
Im August 2012 wurde eine Mastektomie mit
Axilladissektion rechts durchgeführt. Im Mastektomiepräparat zeigte sich auch nach der neoadjuvanten Therapie vitales Tumorgewebe. Insgesamt handelte es sich um ein multizentrisches invasives
duktales Karzinom. Der Tumor an der Grenze beider äußerer Quadranten betrug 5,3 cm im Durchmesser. Es fanden sich weitere invasive Karzinominfiltrate in der Mamille sowie im oberen und unteren Quadranten mit einem Durchmesser von bis zu
1,4 cm. In allen Quadranten fanden sich weiterhin
Herde eines duktalen Carcinoma in situ (DCIS). Zusammenfassend ergab sich folgende Tumorformel:
ypT4b (mDCIS) ypN2a (8/11) M1, G2 R0, ER 8/12,
PR 6/12, HER2-negativ.
Bei der sich anschließenden Adnexektomie
beidseits wurden metastatische Infiltrate gefunden, die histologisch dem bekannten Mammakarzinom entsprachen, jedoch HER2-positiv (Immunhistochemie HER2 2+, FISH‑positiv) waren. In der
gleichen Sitzung wurden peritoneale Probebiopsien entnommen, die eine kleinherdige Peritonealkarzinose zeigten. Es fand sich im weiteren Staging
ferner eine diffuse ossäre Metastasierung. Darüber
hinaus wurden zerebrale Metastasen festgestellt.
Es wurde zunächst eine Ganzhirnbestrahlung
eingeleitet, die bis November 2012 andauerte. Im
September 2012 wurde mit einer Trastuzumabtherapie begonnen. Bis November 2012 zeigte sich ein
stetiger Anstieg des Tumormarkers CA 15-3 von
50 U/ml im August 2012 auf 370 U/ml. Vonseiten
der Patientin, die sich bis auf neurologische Residuen aufgrund der zerebralen Metastasierung in gutem Allgemeinzustand befand, bestand ein ausgeprägter Therapiewunsch.
Therapie mit nab-Paclitaxel
Unter Beibehaltung der Anti-HER2-Medikation mit
Trastuzumab wurde im Dezember 2012 zusätzlich
mit einer First-Line-Chemotherapie mit nab-Paclitaxel begonnen. Die Patientin erhielt nab-Paclitaxel
in der Dosierung von 100 mg/m2 an den Tagen 1, 8,
15 alle 28 Tage. Im Restaging nach 3 und nach 5 Zyklen zeigte sich eine sehr gute partielle Remission.
Bis auf die bekannte ossäre Metastasierung konnten keine weiteren Metastasen nachgewiesen werden. Der Spiegel des Tumormarker CA 15-3 war in
den Normbereich gesunken. Die Patientin klagte
im Mai 2013 nach 5 Zyklen Chemotherapie allerdings über Symptome einer peripheren sensiblen
Polyneuropathie. Es wurde daher eine Chemotherapiepause vereinbart.
Die systemische Therapie wurde auf Letrozol,
Trastuzumab und Lapatinib umgestellt und die
Bisphosphonatmedikation weitergeführt. Ende
August 2013 entwickelte die Patientin dann eine
fortschreitende neurologische Symptomatik. Sie
hatte eine Fazialisparese rechts und klagte über
eine zunehmende Gangunsicherheit. In der Magnetresonanztomografie des Schädels fand sich ein
Fall 8
Hydrocephalus internus. Zusammen mit dem MRT
der Wirbelsäule wurde auch bei negativem zytologischem Nachweis in der Lumbalpunktion die Verdachtsdiagnose einer ausgeprägten Meningeosis
carcinomatosa gestellt.
Besondere Aspekte der Therapie
mit nab-Paclitaxel
Bei unserer Patientin lag neben einem ausgedehnten lokalen Befund eine hohe Tumorlast bei ausgedehnter viszeraler Metastasierung vor. Der Anstieg
des Tumormarkers war zudem Hinweis auf eine
aktive, progrediente Tumorerkrankung. Daher bestand die dringende Indikation für eine chemotherapeutische Intervention.
Taxane und Anthrazykline gelten als die wirksamsten Substanzen für die Therapie des metastasierten Mammakarzinoms. Aufgrund der laufenden
Anti-HER2-Therapie mit Trastuzumab war in dieser
Situation ein Taxan als Mittel der ersten Wahl anzusehen. Die Daten für nab-Paclitaxel legen eine
hohe Effektivität bei guter Verträglichkeit nahe,
insbesondere im Vergleich gegenüber den konventionellen Taxanen Paclitaxel und Docetaxel [18 –
20]. Zudem hat nab-Paclitaxel gerade bei Patientinnen mit viszeraler Metastasierung eine sehr gute
Wirksamkeit gezeigt [18, 45].
39
Bei unserer Patientin zeigte sich bei den ovariellen Metastasen anders als beim Primärtumor eine
Überexpression von HER2, die eine Anti-HER2-Therapie indizierte. Für die Kombination von nab-Paclitaxel mit Trastuzumab liegen Erfahrungen aus
Phase-II‑Studien vor (Tab. 6) [29, 30]. Vor diesem
Hintergrund begannen wir die Erstlinientherapie
mit nab-Paclitaxel.
Grundsätzlich gibt es 2 Therapiestrategien in
der palliativen Chemotherapie des metastasierten
Mammakarzinoms: die Behandlung bis zum besten
Ansprechen oder alternativ die bis zur Progression
oder dem Auftreten nicht akzeptabler Toxizitäten.
Unsere Patientin erreichte nach 5 Zyklen als bestes
Ansprechen eine sehr gute partielle Remission mit
kompletter Rückbildung der viszeralen Metastasierung, hatte jedoch inzwischen eine sensorische Polyneuropathie entwickelt. Wir entschieden uns
nach Abwägung von Nutzen und Risiko für eine Unterbrechung der Therapie mit nab-Paclitaxel. Es
bleibt unklar, inwiefern die nach 2 Monaten eingetretene Progression der Erkrankung mit einer Fortführung der Therapie in reduzierter Dosierung hätte verzögert werden können. Die Patientin wurde
weiter in der Brustkrebsambulanz betreut. Die Polyneuropathiesymptomatik war offensichtlich nach
wenigen Wochen nicht mehr auffällig, da sie in den
weiteren Arztbriefen nicht mehr erwähnt wurde.
Tabelle 6 Übersicht über publizierte Studien zu nab-Paclitaxel in Kombination mit Trastuzumab beim HER2-positiven metastasierten Mammakarzinom.
Studie
nab-Paclitaxel
Mirtsching [29] 125 mg/m2
n = 22
d1, 8, 15
1st line
q28d
Conlin [30]
100 mg/m2
n = 32
d1, 8, 15
1st line
q28d
Trastuzumab
weitere Kombinationspartner
Effektivität*
Toxizität
Initialdosis 4 mg/
kg, dann 2 mg/kg
wöchentlich
keine
ORR 52,4 %,
11 % Grad-3Neutropenie,
Initialdosis 4 mg/
kg, dann 2 mg/kg
wöchentlich
PFS 18,7 Monate,
OS 36,8 Monate
8 % Grad 3 sensorische Neuropathie
Carboplatin
ORR 62,5 %,
AUC = 2, d1, 8, 15
DCR 81%,
9 % Grad-4Neutropenie,
oder AUC = 6, d1
PFS 16,6 Monate
q28d
3 % Grad 3 periphere Neuropathie
* mediane Werte für PFS und OS; ORR = objektive Ansprechrate, Gesamtansprechrate; DCR = Krankheitskontrollrate; PFS = progressionsfreies
Überleben; OS = Gesamtüberleben
40
Fallbeispiele für die Anwendung von nab-Paclitaxel im klinischen Alltag
Fall 9
Therapiemanagement und Verlauf eines primär lokal
fortgeschrittenen, ausgedehnt metastasierten HER2-positiven
Mammakarzinoms mit Hauttoxizität
Dr. med. Rachel Würstlein, München
HER2-positives Mammakarzinom, Remissionsdruck, viszerale Metastasierung, First-Line-Chemotherapie, Arzneimittelreaktion auf konventionelle paclitaxelbasierte Therapie, Kombination
nab-Paclitaxel mit Anti-HER2-Therapie
Anamnese
Eine 62-jährige Patientin stellte sich im September
2013 erstmalig mit einem großen exulzerierenden
Tumor in der linken Brust vor. Seit etwa 2 Jahren
war der Patientin bereits der Tumor in der linken
Brust bekannt. (Abb. 27 a). Palpatorisch fanden sich
vergrößerte axilläre sowie infraklavikuläre Lymphknoten linksseitig. Die Patientin war in gutem Allgemeinzustand. Relevante Vorerkrankungen bestanden nicht. Sie klagte auch über geringe
Schmerzen im Bereich des Beckens.
Im Staging fanden sich eine Muskelinfiltration
der Thoraxwand, eine beidseitige pulmonale Metastasierung, mehrere Lebermetastasen bis zu einer
maximalen Größe von 5,2 cm sowie Osteolysen in
Beckenschaufel und Lendenwirbelsäule. Die Laborwerte zeigten keine relevanten Veränderungen. Die
Magnetresonanztomografie des Schädels war unauffällig. Histologisch zeigte sich nach der Biopsie
ein undifferenziertes HER2-positives Karzinom
(G3, ER 5%, PR 0 %, HER2 3+).
Vonseiten der Patientin bestand der Wunsch
nach einer maximalen onkologischen Therapie. Es
erfolgte die Vorstellung in der interdisziplinären
Tumorkonferenz. Aufgrund der Gesamtschau der
Befunde wurde auch in Übereinstimmung mit den
gültigen Therapieleitlinien von einer primären
operativen Therapie abgesehen.
Die Patientin erhielt eine Erstlinientherapie mit
Chemotherapie und dualer HER2-Blockade. Konventionelles Paclitaxel wurde wöchentlich in der
Dosierung von 80 mg/m2 verabreicht. Die duale
HER2-Blockade erfolgte mit Trastuzumab (Initialdosis 8 mg/kg, danach 6 mg/kg alle 3 Wochen) und
Pertuzumab (Initialdosis 840 mg, danach 420 mg
alle 3 Wochen). Sie erhielt außerdem eine
Bisphosphonatmedikation mit Bondronat. Eine Indikation zur Bestrahlung des Beckens bestand nicht.
Begleitend wurde mit einer Schmerztherapie und
einer sorgfältigen lokalen Wundtherapie begonnen.
Die Patientin tolerierte die Therapie sehr gut. Nach
dem 1. Therapiezyklus litt sie einmal unter Diarrhö.
Nach 13 Gaben konventionellem Paclitaxel erfolgte im Januar 2014 ein Restaging. In der Bildgebung zeigte sich ein Ansprechen der Erkrankung.
Die Befunde in Lunge und Leber waren rückläufig.
Die größte Läsion in der Leber maß nun noch
1,4 cm. Die Knochen waren sklerosiert. Die Patientin war schmerzfrei. Auch der Lokalbefund an der
linken Brust war deutlich rückläufig, die Exulzeration verheilt.
Allerdings entwickelte die Patientin zu diesem
Zeitpunkt eine zunehmend ausgeprägte Hautreaktion, die sich v. a. in Form von Schwellung und
schmerzhafter Rötung beider Unterarme und
Handrücken präsentierte (Abb. 28 a). Diese Reaktion war nicht phototoxisch bedingt, beschränkt
auf die obere Extremität und unter symptomatischer Therapie inklusive Kortisongabe und Hautpflege beherrschbar.
Fall 9
41
Abb. 27 Lokalbefund Mamma links: a bei Erstvorstellung im September 2013, b nach 22 Therapiewochen im
Mai 2014.
Abb. 28 Hand-Fuß-Syndrom-ähnliche Arzneimittelreaktion: Befund am rechten Unterarm und an der rechten
Hand: a nach 13 wöchentlichen Gaben mit konventionellem Paclitaxel plus dualer HER2-gerichteter Therapie im
Januar 2014, b nach 1 Zyklus (2 wöchentlichen) Gaben nab-Paclitaxel im Februar 2014.
Therapie mit nab-Paclitaxel
Unter Beibehaltung der Anti-HER2-Therapie wurde
die zytostatische Therapie von konventionellem
Paclitaxel auf nab-Paclitaxel umgestellt. Die Patientin erhielt nab-Paclitaxel in einer Dosierung von
100 mg/m2 an Tag 1 und 8 alle 3 Wochen. Bereits
nach einem Zyklus hatte sich das Hand-Fuß-Syndrom fast komplett zurückgebildet (Abb. 28 b). Die
Therapie wurde von der Patientin gut vertragen.
Im April 2014 wurde die zytostatische Therapie
nach 22 Taxangaben (13 Gaben konventionellem
Paclitaxel und 9 Gaben nab-Paclitaxel) auf Wunsch
der Patientin beendet. Sie litt unter Fatigue und
wollte sich in einem Urlaub erholen. Die duale Antikörpergabe sowie die Bisphosphonatmedikation
wurden beibehalten, bei schwach rezeptorpositivem Befund eine zusätzliche antihormonelle Therapie eingeleitet.
Im Staging im Mai 2014 zeigte sich eine komplette Rückbildung der pulmonalen und hepatischen Metastasierung, alle Laborwerte lagen im
Normbereich. Die Knochen waren komplett sklerosiert. Es fanden sich in der Bildgebung keine Hinweise auf neue metastatische Läsionen. Auch der
Lokalbefund war weiter rückläufig (Abb. 27 b).
Zu diesem Zeitpunkt ging es der Patientin so
gut, dass sie sich trotz Diagnoseverdrängung über
42
Fallbeispiele für die Anwendung von nab-Paclitaxel im klinischen Alltag
mehrere Jahre und nach einer nun über 20-wöchigen intensiven onkologischen Therapie mit der Frage zur Mastektomie bei Stable Disease und Sofortrekonstruktionswunsch auseinandersetzte.
Besondere Aspekte der Therapie
mit nab-Paclitaxel
Bei der Patientin bestand zum Zeitpunkt der Diagnosestellung eine metastasierte Erkrankung mit
ausgeprägter Tumorlast und damit die Indikation
für eine effektive Erstlinienchemotherapie, aufgrund des positiven HER2-Rezeptorstatus in Kombination mit einer dualen HER2-Blockade.
Unter der Kombinationstherapie trat dann die
einem Hand-Fuß-Syndrom ähnelnde Nebenwirkung auf. Dermatologische Nebenwirkungen sind
sowohl für die Therapie mit konventionellem Paclitaxel, Trastuzumab als auch Pertuzumab beschrieben [40, 41, 64, 65]. Wir schlossen auch einen additiven bzw. synergistischen Effekt durch die verabreichte Kombinationsbehandlung mit diesen 3
Wirkstoffen nicht aus. Es ist bekannt, dass nicht
alle der inzwischen zahlreichen verfügbaren Taxanpräparate diese Hautreaktion auslösen bzw.
verstärken. Ein enger Dialog mit der Apotheke bezüglich der verwendeten Präparate und Generika
ist in diesen Situationen zu empfehlen.
Nab-Paclitaxel zeichnet sich u. a. dadurch aus,
dass es ohne Lösungsvermittler auskommt, die für
einen Teil der Toxizität von konventionellen Taxanen zumindest als mitursächlich angesehen werden [5, 6]. Aus den randomisierten Studien ist bekannt, dass mit einer Monotherapie mit nab-Paclitaxel ein rasches und sehr gutes Ansprechen erreicht werden kann [18, 20, 32]. Im Vergleich zu
konventionellem Paclitaxel zeigte sich eine verbesserte Wirksamkeit. So betrug die Gesamtansprechrate für First-Line-Patientinnen in einer Phase-IIIStudie mit nab-Paclitaxel 42 % gegenüber 27% für
die Behandlung mit konventionellem Paclitaxel
(p = 0,029) [18].
Die Kombination von nab-Paclitaxel mit Trastuzumab wurde in mehreren Phase-II‑Studien evaluiert und zeigte eine gute Wirksamkeit beim
HER2-positiven metastasierten Mammakarzinom
[29, 30]. Für die Kombination von nab-Paclitaxel
und einer dualen Blockade mit Trastuzumab und
Pertuzumab werden in Kürze Daten aus der neoadjuvanten Anwendung in der GeparSepto-Studie erwartet, deren Rekrutierung im Dezember 2013 beendet wurde. Erfahrungen im Rahmen der Studie
mit der Kombination zeigten eine gute Verträglichkeit. Wir entschieden uns daher für eine Umstellung auf eine Therapie mit nab-Paclitaxel, unter
der sich sowohl die Hauttoxizität komplett zurückbildete als auch das Ansprechen der Tumorerkrankung nachhaltig bis hin zu einer kompletten Remission der metastatischen Läsionen fortsetzte.
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64 Aktuelle Fachinformation Herceptin
65 Aktuelle Fachinformation Perjeta
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46
Sachverzeichnis
A
Adnexektomie 38
Albuminmoleküle, paclitaxelbeladene 2
Angiogenesehemmer 16, 21 – 23, 27, 28
Anthrazyklin 5
Anti-HER2-Therapie 16, 38, 40
Arzneimittelreaktion 40 – 42
– allergische 17, 21
D
Docetaxel 1, 9 – 12, 30
– Nebenwirkung 10
– Vorbehandlung 12 – 14
Dosierung 13 – 19, 23, 35, 38
Dosis-Wirkungs-Beziehung 1, 2
Doxorubicin 30
E
B
Bestrahlung, palliative 30
Bevacizumab 16, 21 – 23, 27, 28, 30, 31, 34, 37
– AGO-Empfehlungen 33
Bisphosphonate 32, 38, 40
Bondronat 40
Effektivität 12, 13, 37
Epirubicin 32, 38
F
Fulvestrant
35
C
G
CA 15-3 38
Cancer en cuirasse 35 – 37
Capecitabin 18, 33, 35
Carboplatin 39
Caveole 2, 28
Caveolin-1 2, 27, 28
Celecoxib 35
Chemotherapie
– neoadjuvante 38
– palliative 15, 39
– – AGO-Empfehlungen 33
– tumorgerichtete 1
Cremophor 1
Cyclophosphamid 30, 32, 38
Ganzhirnbestrahlung 38
Ganzkörperknochenszintigrafie
G-CSF-Prophylaxe 27
Gemcitabin 16, 35 – 37
Gesamtansprechrate 5
Gesamtüberleben 6 – 8, 10
21
H
Hauttoxizität 40 – 42
Hirnmetastasen 38
Humanalbuminkopplung 1, 2
Hydrocephalus internus 39
Hypersensitivitätsreaktion 17, 21
Sachverzeichnis
K
Knochenmetastasen 32 – 34, 38, 40
Knochensklerose 40, 41
Komplettremission 27, 28
Kortikoidmedikation 15
L
Lapatinib 35, 38
Lebensqualität 8
Leberbiopsie 32
Lebermetastase 28, 30, 32 – 34, 40
Letrozol 18, 22, 38
Leukopenie 8, 14
Lösungsmittel 1
Lungenmetastase 30, 40
47
Mastektomie 38
Meningeosis carcinomatosa 39
Metamizol 21
Metastasierung 27
– diffuse 21, 30, 38
– viszerale 16, 17, 38, 39
– – Computertomografie 17
– zerebrale 38
Monotherapie 4, 9 – 12, 15, 16
Morphinderivat 21
N
nab-Paclitaxel 1 – 14
Nebenwirkung 8, 10, 15, 22
– dermatologische 42
Neuropathie, sensorische 10, 16, 18 – 20, 37, 39
– Inzidenz, dosierungsabhängige 26
Neutropenie 8, 10, 14, 16, 18, 27, 30, 37
M
Mammakarzinom
– Ansprechen
– – auf Docetaxel 9 – 12
– – auf nab-Paclitaxel 6, 11 – 13
– – auf Paclitaxel 6
– – schnelles 15, 18, 29
– Begleiterkrankungen 21
– duktales, invasives, multizentrisches 38, 39
– Durchmesserveränderung 11
– exulzerierendes 40 – 42
– HER2-negatives 33
– – hormonrezeptorpositives 16 – 23
– HER2-positives 16, 35 – 37, 40 – 42
– hormonrezeptorpositives 16 – 23
– inflammatorisches 38
– invasiv duktales 21 – 23, 27
– Komplettremission 27, 28
– lokal fortgeschrittenes 21 – 23, 40 – 42
– Progression 6, 7, 30, 35 f
– Rezidiv
– – lokoregionäres 35 – 37
– – tripelnegatives 35
– SPARC-Expression 36, 37
– taxanrefraktäres 31
– tripelnegatives 16, 27, 32 – 34
– – nodal-positives 30, 31
– Wirkstoffanreicherung 3
O
Operation, brusterhaltende
Osteonectin 35
32
P
Paclitaxel, konventionelles 1 – 14, 17, 21, 32, 40
– Nebenwirkung 8
– Reaktion 16
– Vorbehandlung 12 – 14
Peritonealkarzinose 38
Pertuzumab 42
Pharmakokinetik 1
Phase-II-Studie 31, 34, 36, 42
– randomisierte 9 – 12
Phase-III-Studie 4 – 8, 26, 29
Pleuradrainage 21
Pleuraerguss 21
Polyneuropathie 22, 39
Polysorbat 80 1
Prämedikation, Reaktion 16
48
Sachverzeichnis
R
U
Remissionsdruck, hoher 15, 16, 35
Rezeptorstatusänderung 35 – 37
Überleben, progressionsfreies 6
V
S
VEGF-Konzentration, intratumorale
Schädel-Magnetresonanztomografie
Schmerzmedikation 21
Sicherheit 8, 10 – 14
SPARC (secreted protein acidic
and rich in cysteine) 35 – 37
Strahlentherapie 30
Studie, klinische 4
28
38
T
Tamoxifen 17
Taxan 1
– Rechallange 30, 31
– nach Taxanvorbehandlung 16, 32 – 34
Taxanvorbehandlung 12 – 14, 16, 32 – 34
Therapiedauer 15
Toxizität 37
– hämatologische 10, 13, 14, 37
Transzytose 2, 28
Trastuzumab 35, 38, 39, 42
Tumorlast, hohe 16
W
Wirbelmetastase 30
Wirbelsäulen-Magnetresonanztomografie
Wirkmechanismus 2, 3
Wirkstoffkonzentration im Gewebe 3
Wirkstoffprofil 1 – 14
Wirkungseintritt 29
Z
Zoledronat 35
Zweitkarzinom, asynchrones 24 – 26
39
Kümmel / Lück
Wirkmechanismen, Studiendaten und Fallbeispiele
aus der klinischen Praxis
Nab-Paclitaxel
Nab-Paclitaxel ist ein innovatives Taxan, das die spezifischen Transporteigenschaften von Albumin für eine zielgerichtetere Chemotherapie
ausnutzt. Es bedarf keines Lösungsvermittlers und keiner Prämedikation
zur Vermeidung von Hypersensitivitätsreaktionen.
Diese Publikation bietet dem Leser einen kompakten Überblick über den
Wirkmechanismus von nab-Paclitaxel und die relevanten klinischen Daten
für nab-Paclitaxel beim metastasierten Mammakarzinom. Der klinische
Alltag ist häufig komplexer. Daher werden darüber hinaus anhand von
Fallbeispielen individueller Patientinnen besondere Aspekte der Therapie
mit nab-Paclitaxel veranschaulicht.
Nab-Paclitaxel beim metastasierten Mammakarzinom
Seit 2008 steht nab-Paclitaxel (Abraxane®) in der EU Patienten mit metastasiertem Mammakarzinom zur Verfügung.
Nab-Paclitaxel beim
metastasierten Mammakarzinom
Herausgegeben von
Sherko Kümmel
Hans-Joachim Lück
Unter Mitarbeit von
Eugen Ruckhäberle
Beyhan Ataseven
Dieter Steinfeld-Birg
Marc Thill
Helmut Forstbauer
Cornelia Liedtke
Gerhard Schaller
Mathias Warm
Rachel Würstlein
Nab-Paclitaxel
ISBN 978-3-13-202451-9
9 783132 024519
www.thieme.de
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