Universität Konstanz Fachbereich Physik, SS 2013 Balmerserie & Photoeffekt Physikalisches Anfängerpraktikum 4 René Sedlak, Simon Hönl, Philipp Landgraf Tutor: Daniel Sommer Versuchsdatum: 22./29.4.2013, Abgabedatum: 13.5.2013 Praktikumsbericht AP-Bericht „BALMERserie & Photoeffekt“ – RENÉ SEDLAK, SIMON HÖNL, PHILIPP LANDGRAF Inhaltsverzeichnis 1. Grundlagen ............................................................................................................................................... 2 1.1 Einführung und Motivation des Versuchs ............................................................................ 2 1.2 Optische Grundlagen .................................................................................................................... 2 1.2.1 Brechungsindex und Dispersion ..................................................................................... 2 1.2.2 Verhalten der elektrischen und magnetischen Feldamplituden an Grenzflächen ............................................................................................................................................ 4 1.2.3 Reflexion und Transmission ............................................................................................. 5 1.2.4 Das Prismenspektrometer ................................................................................................. 6 1.2.5 Kreisnonius .............................................................................................................................. 9 1.3 1.3.1 Das BOHRsche Atommodell ............................................................................................. 10 1.3.2 Die Energieniveaus des Wasserstoffatoms .............................................................. 14 1.3.3 Die Energieniveaus des Heliumatoms........................................................................ 16 1.3.4 Der Photoeffekt ................................................................................................................... 17 1.4 2. 3. Grundlagen der Atom- und Quantenphysik...................................................................... 10 Fragen .............................................................................................................................................. 19 Versuchsbeschreibung ...................................................................................................................... 25 2.1 Dispersion und BALMERserie ................................................................................................... 25 2.2 h-Bestimmung mit dem Photoeffekt ................................................................................... 28 Auswertung ........................................................................................................................................... 30 3.1 Dispersion und BALMERserie ................................................................................................... 30 3.2 h-Bestimmung mit dem Photoeffekt ................................................................................... 34 3.3 Fehlerdiskussion ......................................................................................................................... 36 Quellenverzeichnis....................................................................................................................................... 38 Anhang .............................................................................................................................................................. 38 1 1. Grundlagen 1.1 Einführung und Motivation des Versuchs Im ersten Versuchsteil „Dispersion und BALMERserie“ sollen Erkenntnisse über die Wellenlängenabhängigkeit des Brechungsindex gewonnen werden, indem mithilfe der Helium-Spektrallinien die Dispersion eines Prismas untersucht wird. Anschließend werden bei Wasserstoff die Wellenlängen der ersten drei BALMER-Übergänge bestimmt. Im zweiten Teil „h-Bestimmung mit dem Photoeffekt“ wird das PLANCKsche Wirkungsquantum h mithilfe des Photoeffekts experimentell bestimmt. 1.2 Optische Grundlagen 1.2.1 Brechungsindex und Dispersion Licht breitet sich als elektromagnetische Welle mit der (Vakuum-)Lichtgeschwindigkeit aus ( ≈ 299.792.458 ). Das gilt jedoch nur im Vakuum. Bewegt sich Licht durch ein Medium, so ist seine Geschwindigkeit kleiner als . Zur Beschreibung der optischen Eigenschaften eines Mediums wird der Brechungsindex eingeführt. = Für die Vakuumlichtgeschwindigkeit gilt die Beziehung = 1 Entsprechend kann auch die Lichtgeschwindigkeit im Medium durch die relative Permittivität und die magnetische Permeabilität ausgedrückt werden. = 1 √ ∙ 2 In der Optik wird oft von einem Dielektrikum ausgegangen ( = ≈ 1), so dass gilt Es ist erwähnenswert, dass der Brechungsindex auch komplex sein kann. Hierbei gibt der Imaginäranteil die Absorption des Mediums an, während mit dem Realanteil wie üblich (siehe unten) Reflexion, Transmission und Brechung an der Grenzfläche berechnet werden. Die Frequenz der elektromagnetischen Welle im Medium muss aufgrund der Energieerhaltung =ℎ∙ konstant bleiben. Aufgrund des Zusammenhangs = ∙ ändert sich also im Medium auch die Wellenlänge . = Brechungsindex ( ). Unter Dispersion versteht man die Frequenz- bzw. Wellenlängenabhängigkeit des Eine gute Beschreibung liefert das LORENTZ-Modell, welches die an Atomrümpfen gebundene Elektronen des Mediums als harmonische Oszillatoren auffasst, die durch die einfallende elektromagnetische Welle zu Schwingungen angeregt werden. Wir erhalten eine Differentialgleichung für den eindimensionalen LORENTZ-Oszillator, bei dem die äußere Kraft ( ) durch die elektromagnetische Welle zustande kommt. !" ( ) + $!% ( ) + & !( ) = 1 ) ( )=− ' ' ) *+,- Hier sind ) und ' die Elementarladung und die Elektronenmasse, und $ als Dämpfungsfaktor und als Eigenkreisfrequenz materialabhängige Größen. Lösung der Oszillatorgleichung ist !( ) = − ) ' & − 1 & − .$ ) *+,- Die Polarisation /( ) lässt sich auf zwei Arten formulieren. 3 ! /( ) = −) ∙ !( ) ∙ 0=( ( ) − 1) 0 ist die Oszillatordichte. ) *+,- Damit erhält man die frequenzabhängige Dielektrizitätsfunktion eines Isolators ) &0 ( )=1+ ' & und daraus den Brechungsindex ( ) = 21 + ) &0 ' − & − 1 & − .$ 1 & − .$ 1.2.2 Verhalten der elektrischen und magnetischen Feldamplituden an Grenzflächen Die elektrische bzw. magnetische Feldamplitude einer von einem Medium 1 in ein Medium 2 einfallenden elektromagnetischen Welle kann jeweils aufgeteilt werden in eine Tangentialkomponente, bei der die Feldamplitude parallel zur Grenzfläche verläuft und eine Normalkomponente, bei der die Feldamplitude senkrecht auf der Grenzfläche steht. Das Verhalten der elektrischen und magnetischen Felder wird MAXWELLgleichungen ohne externe Ladungen und Ströme beschrieben. 78 = 0 div6 78 = 0 div: rot 78 = − 78 = rot? > 78 : > > 78 6 > 4 durch die Wendet man den Satz von GAUSS auf die Grenzfläche an, so erhält man als Ergebnis, dass 78 und : 78 stetig sind, während 78 um den Faktor die Normalkomponenten von 6 C um den Faktor CA springt. B @A @B 78 und ? Mit dem Satz von STOKES auf Grenzfläche angewandt folgt die Stetigkeit der 78 . Die Tangentialkomponenten von 6 78 und : 78 machen Tangentialkomponenten von 78 und ? einen Sprung von @B @A bzw. CB CA . 1.2.3 Reflexion und Transmission Abbildung 1: Reflexion r und Transmission r einer einfallenden elektromagnetischen Welle e an einer ebenen Grenzfläche [Quelle: Skript zur Vorlesung "Physik III - Integrierter Kurs" von PROF. DR. E. SCHEER und PROF. DR. W. BELZIG, Optikteil, S. 39] Eine in ein Medium einfallende elektromagnetische Welle (Index e) kann reflektiert (Index r) und/oder transmittiert (Index t) werden. Reflektierter und transmittierter Strahl liegen in der gleichen Ebene wie der einfallende Strahl und das Einfallslot. Bei der Reflexion ist nach dem Reflexionsgesetz der Einfallswinkel gleich dem Ausfallswinkel. 5 sin FG = sin F Der transmittierte Strahl wird gebrochen, d.h. sein Winkel zum Lot ändert sich. Hier gilt das SNELLIUSsche Brechungsgesetz. G sin FG = - sin F- Beim Übergang vom optisch dünneren ins optisch dichtere Medium ( dünnere Medium ( -) G < -) wird der Strahl zum Lot hin gebrochen, beim Übergang vom optisch dichteren ins optisch G > vom Lot weg. Ist beim Übergang vom optisch dichteren ins optisch dünnere Medium der Einfallswinkel groß genug, so tritt Totalreflexion auf. Es wird dann kein Anteil der einfallenden Welle mehr transmittiert, sondern komplett reflektiert. Totalreflexion tritt ab einem Grenzwinkel FJ auf. sin FJ = Oft wird auch der relative Brechungsindex - G verwendet. = - G 1.2.4 Das Prismenspektrometer Fällt Licht in ein Prisma ein, so wird es zweimal gebrochen. Beim Prismenspektrometer nutzt man dessen dispersive Eigenschaften aus. Abhängig von der Wellenlänge wird das Licht unterschiedlich stark gebrochen. 6 Abbildung 2: Dispersion beim Prisma: weißes Licht wird in seine monochromatischen Bestandteile aufgefächert [Quelle: WOLFGANG DEMTRÖDER: „Experimentalphysik 2 – Elektrizität und Optik“, S. 274] Auf diese Art wird weißes Licht in seine verschiedenfarbigen Bestandteile aufgefächert. Blaues Licht wird stärker gebrochen als rotes Licht, also bewegen wir uns hier im Bereich der normalen Dispersion. K >0 K Bei anomaler Dispersion wird hingegen langwelligeres Licht stärker gebrochen. Abbildung 3: Strahlenverlauf durch ein Prisma [Quelle: WOLFGANG DEMTRÖDER: „Experimentalphysik 2 – Elektrizität und Optik“, S. 275] Zur Veranschaulichung nehmen wir ein gleichschenkliges Prisma, in welches auf der linken Seite im Punkt A ein Lichtstrahl im Winkel LM einfällt. Auf der rechten Seite tritt er nach zweifacher Brechung im Punkt B wieder aus und hat dann die Gesamtablenkung N erfahren. 7 N = LM − OM + L& − O& Aus geometrischen Überlegungen folgt $ = OM + O& (*) ⟹ N = LM + L& − $ Um nun den minimalen Ablenkwinkel N +Q zu erhalten, wird obige Gleichung abgeleitet. KN KL& = 1+ = 0 ⟺ KL& = −KLM KLM KLM Für die beiden Brechungen in Punkt A und Punkt B werden nun die SNELLIUSschen Brechungsgesetze aufgestellt und abgeleitet. sin LM = cos LM ∙ KLM = sin L& = cos L& ∙ KL& = Ableiten von (*) liefert Für ∙ cos OM ∙ KOM (**) ∙ sin O& ∙ cos O& ∙ KO& (***) KO& = −KOM Dividiere (**) durch (***): Mit dem Brechungsgesetz folgt ∙ sin OM cos LM cos OM = cos L& cos O& 1 − sin& LM = 1 − sin& L& ≠ 1 muss LM = L& =∶ L gelten. − sin& LM & − sin& L & & Wir erhalten also für den minimalen Ablenkwinkel N +Q = 2L − $ Der Strahl fällt also symmetrisch durch das Prisma. 8 Für die Auflösung eines Prismas gilt ∆ =W∙X K X K wobei W die Länge der dem brechendem Winkel gegenüberliegenden Seite ist. 1.2.5 Kreisnonius Der Kreisnonius, oder Winkelnonius, dient zum genaueren Ablesen einer Winkelskala. Abbildung 4: Skala mit Winkelnonius [Quelle: http://www.baumgaertel-feinmesszeuge.de/qcms/seiten/de/a_10-Rundskalen.htm] Hierzu ist der Schieberegler, der die in 0,5°-Schritten unterteilte Winkelskala entlang läuft, mit einer zusätzlichen Skala beschriftet, welche in Winkelminuten unterteilt ist. Zunächst wird der gröbere Winkel an der oberen Skala abgelesen. Dies geschieht an der Stelle der Null der Noniusskala. Im oberen Bild wären das 9,5°, da die 9,5°-Marke der nächste Strich zur rechten Seite der Noniusnull ist. Nun ermittelt man, welcher der Noniusskalenstriche am ehesten mit einem Strich der oberen Skala zur Deckung kommt 9 und addiert die betreffende Anzahl an Winkelminuten. In unserem Beispiel wäre dies der 25‘-Strich, also: L = 9,5° + 25[ = 9°55[ 1.3 Grundlagen der Atom- und Quantenphysik 1.3.1 Das BOHRsche Atommodell Das BOHRsche Atommodell wurde 1913 von Niels BOHR vorgeschlagen. Es ist die Weiterentwicklung des zwei Jahre zuvor entwickelten RUTHERFORDschen Atommodells, in welchem erstmals zwischen dem positiv geladenen Atomkern und der negativ geladenen Atomhülle unterschieden wird. Das BOHRsche Atommodell bildet bereits Ansätze für die Quantenmechanik. Nach BOHR umkreisen die negativ geladenen Elektronen auf geschlossenen Bahnen den positiv geladenen Atomkern, in dem der Großteil der Atommasse vereinigt ist. Problematisch ist die Tatsache, dass rotierende Ladungen elektromagnetische Wellen abstrahlen (Synchrotronstrahlung) und dabei Energie verlieren, so dass sie konsequenterweise nach einiger Zeit aufgrund der elektrostatischen Anziehung in den Kern stürzen müssten. Somit müssten alle Atome instabil sein, was natürlich nicht stimmt. BOHR erklärte dies damit, dass von den Elektronen nur bestimmte Bahnen eingenommen würden, auf denen keine Synchrotronstrahlung stattfindet. Eine solche Bahn wird als stationärer Zustand bezeichnet. Die Idee der wenigen ausgezeichneten Umlaufbahnen, auf denen ein Elektron keine elektromagnetischen Wellen abstrahlt, ist das erste BOHRsche Postulat. Das zweite BOHRsche Postulat besagt, dass ein Elektron einen sogenannten Quantensprung ausführen kann. Hierbei springt es von einem stationären Zustand in einen anderen, es springt also auf eine andere Bahn. Da hier entweder Energie frei wird oder Energie benötigt wird, werden beim Quantensprung elektromagnetische Wellen, zum Beispiel sichtbares Licht, emittiert oder absorbiert. Die Energie der betreffenden elektromagnetischen Welle entspricht der Energiedifferenz der beiden Zustände. 10 Nach MAX PLANCK hängt die Energie einer elektromagnetischen Welle von ihrer Frequenz und einer Konstanten, dem PLANCKschen Wirkungsquantum ℎ ab. =ℎ∙ Nun interessieren natürlich die Radien der „erlaubten“ Bahnen, bei denen keine Energieabstrahlung stattfindet. Zunächst wird die Zentripetalkraft mit der COULOMBkraft gleichgesetzt, die der positiv geladene Atomkern auf das negativ geladene Elektron ausübt. Hierbei ist reduzierte Masse und a die Kernladungszahl. = die '\G Q ∙ ']^G_- `Q '\G Q + ']^G_- `Q 1 a) & ∙ b& = ∙ & c 4d c c= a) & 4d b & (1) An dieser Stelle sind theoretisch noch alle Bahnen erlaubt. Die einschränkende Bedingung liefert die Quantenmechanik, indem das Elektron als Materiewelle beschrieben wird. Ihm entspricht aufgrund seines stationären Zustands eine stehende Welle auf der Kreisbahn, deren Umfang ein ganzzahliges Vielfaches der DE-BROGLIEWellenlänge des Elektrons sein. 11 Abbildung 5: Elektron als stehende Materiewelle auf der Kreisbahn mit Radius r um den Kern [Quelle: WOLFGANG DEMTRÖDER: „Experimentalphysik 3 – Atome, Moleküle und Festkörper, S. 109] 2dc = Mit der Beziehung e ∙ = folgt die Bedingung für die möglichen Radien. c( ) = f = e ℎ b ∙ ℎ& ∙ ∙ d ∙ a ∙ )& & (2) ∙ ℎ& = 5,2917 ∙ 10*MM ' ∙ d ∙ )& ist der BOHRsche Radius. Er gehört zur kleinsten Bahn des Elektrons im Wasserstoffatom. Ebenso wie beim Bahnradius gibt es nur diskrete Energieniveaus und Drehimpulse. 12 Die Gesamtenergie des Elektrons berechnet sich aus kinetischer und potentieller Energie. Letztere entspricht dem COULOMB-Potential. = Wir stellen (1) nach b & um. ⟹ = 1 & a) & b − 2 4d ∙ c b& = a) & 4d c a) & a) & a) & − =− 8d c 4d c 8d c Anschließend wird für c Gleichung (2) eingesetzt. ( )=− a& ∙ ) g ∙ 8 ∙ & ∙ & ∙ ℎ& Entsprechend beträgt die Energiedifferenz ∆ zwischen zwei Schalen ∆ = Q− = j= a& ∙ ) g ∙ 1 1 ∙ h & − &i & & ' 8∙ ∙ℎ und ' ∙ )g 8 ∙ & ∙ ℎk ∙ j heißt RYDBERGkonstante und hängt von ab. Da der Kern viel schwerer als das Elektron ist, wird häufig die einheitliche RYDBERGkonstante jl verwendet, bei der für die reduzierte Masse die Elektronenruhemasse 'G eingesetzt wird. jl = 'G ∙ ) g 1 ≈ 10973731,534 & k ' 8∙ ∙ℎ ∙ Damit gilt für unsere Energiedifferenz ∆ = jl ∙ ∙ ℎ ∙ a & ∙ h Nach gilt für die Frequenz 1 1 − i & '& =ℎ∙ der abgestrahlten elektromagnetischen Welle 13 Q, = jl ∙ ∙ a & ∙ h 1 1 − &i & ' Berechnet man den Drehimpuls L der erlaubten Bahnen, so fällt auf, dass er stets ein ganzzahliges Vielfaches des reduzierten PLANCKschen Wirkungsquantums ist. n = 'G ∙ c ∙ b = ∙ ℎ = 2d ∙o Das BOHRsche Atommodell weist trotz seiner quantenmechanischen Ansätze noch einige Schwächen auf. So beschreibt es beispielsweise keine chemischen Bindungen und versagt auch bei Mehrelektronensystemen. Außerdem widerspricht die wohldefinierte Kreisbahn der HEISENBERGschen Unschärferelation. 1.3.2 Die Energieniveaus des Wasserstoffatoms Anhand der oben angegebenen Formel kann die Energie jedes einzelnen Zustandes beim Wasserstoffatom berechnet werden. Das entsprechende Diagramm bezeichnet man als Energieniveauschema oder auch Termschema. Abbildung 6: Energieniveauschema des Wasserstoffatoms. Die linke Skala gibt die Nummerierung der Schale an, die rechte Skala die zugehörige Anregungsrenergie [Quelle: http://wikipedia.org/wiki/BALMER-Serie] 14 Die möglichen Elektronenbahnen, auch Schalen genannt, werden von der innersten Bahn mit dem BOHRschen Radius nach außen gehend durchnummeriert. So besitzt jeder Zustand eine sogenannte Hauptquantenzahl. Um ein Elektron auf ein höheres Energieniveau zu bringen, muss jeweils die Energiedifferenz der beiden Niveaus aufgebracht werden. Je weiter sich die Bahnen vom Kern entfernen, desto weniger Energie wird benötigt, da die COULOMBkraft mit dem Abstandsquadrat abfällt. Um ein Wasserstoffatom zu ionisieren, das Elektron also komplett aus dem Anziehungsbereich des Kerns zu entfernen, ist eine Energie von mindestens 13,6 eV nötig, da dies der Energiedifferenz zwischen der innersten Schale ' = 1 und der Schale mit Radius c → ∞ entspricht. Die Übergänge werden mit griechischen Buchstaben bezeichnet, angefangen bei L für einen Sprung über eine Schale, O für einen Sprung über zwei Schalen und so weiter. Wie bereits erwähnt wird beim Übergang auf ein niedrigeres Energieniveau Energie in Form von elektromagnetischer Strahlung frei. Durch die diskreten Energieniveaus entsteht ein charakteristisches Spektrum, mit dem das Wasserstoffatom eindeutig identifiziert werden kann. Je nach Zielniveau beim Übergang werden die Spektrallinien zu Serien zusammengefasst. Beim Wasserstoff bilden die Spektrallinien aller Übergänge auf das niedrigste, also das erste Energieniveau die LYMAN-Serie und die aller Übergänge auf das sichtbaren Bereich liegen. Es folgen PASCHEN-Serie (' = 3), BRACKETT-Serie (' = 4) und zweite Niveau die BALMER-Serie. Letztere ist besonders wichtig, da die Spektrallinien im PFUND-Serie (' = 5). Die Energie der emittierten Strahlung nimmt mit steigendem Zielenergieniveau ab. Die Wellenlänge einer Spektrallinie beim Übergang von der n-ten in die m-te Schale lässt sich nach der RYDBERG-Formel berechnen. 1 1 1 = j h & − &i ' Bei genauerer Untersuchung der Spektrallinien des Wasserstoffs fällt auf, dass die Linien selbst noch feiner aufgespalten sind. Es ist also noch eine weitere Unterteilung der noch eine Nebenquantenzahl r ∈ t0, … , − 1v, welche den Energieniveaus möglich, die sogenannte Feinstruktur. Zu jedem Zustand gehören neben der Hauptquantenzahl 15 Bahndrehimpuls beschreibt und die Spinquantenzahl Eigendrehimpuls eines Elektrons, auch Spin genannt, angibt. ' =± , M & die den Ein Grund für die Aufspaltung ist die Spin-Bahn-Kopplung. Hierbei wechselwirkt das Magnetfeld, welches nach dem BIOT-SAVART-Gesetz durch die Bahnbewegung des Elektrons hervorgerufen wird, mit dem magnetischen Moment des Eigenspins des Elektrons und sorgt so für eine weitere Aufspaltung der möglichen Energieniveaus. Dieses Phänomen wird auch innerer ZEEMAN-Effekt genannt. Ein zweiter Grund ist die sogenannte LAMB-Verschiebung. Darunter versteht man die Zitterbewegung des Elektrons auf seiner Trajektorie, die durch den Rückstoß bei der Emission virtueller Photonen ausgelöst wird. Die HEISENBERGsche Unschärferelation erlaubt die kurzfristige Erzeugung dieser virtuellen Photonen. Durch die Störung der Elektronenbahn werden die Energieniveaus noch feiner aufgespalten. Insgesamt ergeben sich durch Spin-Bahn-Kopplung und LAMB-Verschiebung aus der HαLinie des Wasserstoffs sieben verschiedene Komponenten, die so nah beieinander liegen, dass sie nur mit genauesten Methoden aufgelöst werden können. 1.3.3 Die Energieniveaus des Heliumatoms Wir betrachten zunächst das einfach ionisierte Hez -Atom. Wie das Wasserstoffatom besitzt es nur ein Elektron, jedoch einen doppelt so stark positiv geladenen Atomkern. Setzt man diesen Wert entsprechend in dieselben Berechnungen wie beim H-Atom ein, so ergeben sich andere Energieniveaus. Es ergeben sich sogar Spektrallinien, die sehr nahe bei denen der BALMER-Serie liegen, die sogenannte PICKERING-Serie, welche aus Übergängen auf das vierte Energieniveau resultiert. Jede zweite Linie der PICKERINGSerie entspricht fast genau einer Linie der BALMER-Serie. BALMER-Serie PICKERING-Serie 656,3 nm 656,0 nm -- 541,2 nm 16 486,1 nm 485,9 nm -- 454,2 nm 434,0 nm 433,9 nm -- 420,0 nm 410,2 nm 410,0 nm Tatsächlich hielt man in der Vergangenheit die Linien der PICKERING-Serie irrtümlich für das Spektrum eines unbekannten Zustandes des Wasserstoffs, bevor man sie dem Spektrum des Heliumions zuordnen konnte. Beim nichtionisierten Heliumatom liegen zwei Elektronen vor. Dadurch gibt es mehr mögliche Zustände. Es wird zwischen Para- und Orthohelium unterschieden. Beim Parahelium sind beide Elektronen auf dem niedrigsten Energieniveau mit Hauptquantenzahl = 1 und besitzen verschiedenen Spin, einmal ' = + & und einmal M ' = − . Als Gesamtspin ergibt sich somit null, Parahelium hat also nur einen M & möglichen Zustand. Man spricht deshalb auch vom Singulett-System. Beim Orthohelium beträgt der Gesamtspin eins, da beide Elektronen den gleichen Spin haben. Dadurch ergeben sich drei mögliche Zustände, die sich in ihrer räumlichen Orientierung unterscheiden. Aufgrund der gleichen Spinquantenzahl bewegen sich die beiden Elektronen auf verschiedenen Bahnen. Aufgrund der drei möglichen Zustände bezeichnet man dieses System als Triplett-System. 1.3.4 Der Photoeffekt Der Photoelektrische Effekt, kurz Photoeffekt, ist die erste Beobachtung, die nicht mehr durch die klassische Wellenvorstellung des Lichts erklärbar ist. Im Jahr 1886 entdeckte der deutsche Physiker HEINRICH HERTZ erstmals, dass bei Bestrahlung einer Metallplatte mit elektromagnetischen Wellen aus dieser Elektronen herausgelöst wurden. Der Effekt war erst ab einer Mindestfrequenz der elektromagnetischen Strahlung zu beobachten. 1905 lieferte ALBERT EINSTEIN die Erklärung, indem er postulierte, dass Licht neben seiner Wellennatur auch eine Teilchennatur habe und als Lichtquant, ein sogenanntes 17 Photon angesehen werden könne. Die Energie eines Photons hängt nur von seiner Frequenz ab. {| =ℎ∙ Das ausgesandte Photon trifft auf ein Elektron des Metalls und gibt seine Energie an es ab. Je nach Material ist eine bestimmte Austrittsarbeit }~ pro Elektron nötig, damit es das Metall verlässt. Ist die Photonenenergie ausreichend, so wird das Elektron also ausgelöst, die überschüssige Energie erhält das Elektron als kinetische Energie. _+Q =ℎ∙ − }~ Die Grenzfrequenz • , ab der das Auslösen von Elektronen möglich ist, erhalten wir {| durch Gleichsetzen von Photonenenergie • = und Austrittsarbeit }~ . }~ ℎ Ein Photon kann seine Energie immer nur an ein Elektron abgeben, deshalb ist die Intensität der Strahlung proportional zur Anzahl der ausgelösten Elektronen. Anwendung findet der Photoeffekt in der Photozelle. Mit ihr kann die Intensität von Licht gemessen werden. Abbildung 7: Schema einer Photozelle. Einfallende elektromagnetische Strahlung löst aus der Kathode Photoelektronen aus, die, je nach Betriebsart der Photozelle, entweder durch ihre eigene kinetische Energie oder durch Anliegen einer Beschleunigungsspannung zur Anode wandern. [Quelle: http://www.chemgapedia.de/vsengine/media/vsc/de/ch/3/anc/ir_spek/raman_spektroskopie/raman_geraetetechnik/ra _1_2_1/photozelle1_m35bi0101.gif] 18 Das Licht fällt auf die Kathode, einem Metallblech mit geeigneter Beschichtung, so dass die Austrittsarbeit gering genug ist, den Photoeffekt bei der betreffenden Wellenlänge zuzulassen. Die Anode ist ein Metallring, in dem sich die ausgelösten Elektronen sammeln. Aufgrund des negativen Ladungsüberschusses fließen sie zur positiv geladenen Kathode zurück und sind als Strom messbar. Es ist zu beachten, dass nur die Elektronen registriert werden, deren kinetische Energie groß genug ist, die zwischen Anode und Kathode aufkommende Potentialdifferenz zu überwinden. Die Elektronen mit zu geringer kinetischer Energie fallen auf die Kathode zurück. Um dem entgegenzuwirken kann die Photozelle mit Saugspannung betrieben werden. Es wird eine Spannung zwischen Anode und Kathode gelegt, die ein unterstützendes elektrisches Feld erzeugt, mit dem ab einer gewissen Sättigungsspannung alle ausgelösten Elektronen zur Anode hin abgesaugt werden. 1.4 Fragen 1. Beweisen Sie, dass in Abbildung 3.3.1 (Versuchsanleitung zu „Dispersion und BALMERserie“) folgende Beziehungen gelten: $ = €M + €& ΦM − Φ& = €M + €& + $ $= ΦM − Φ& 2 19 Abbildung 8: Skizze zu Frage 1 [Quelle des Originals: BERND-UWE RUNGE: „Skript – Physikalisches Anfängerpraktikum“, S.301] Es gilt und L = 180° − 2€M O = 180° − L − €M = 180° − 180° + 2€M − €M = €M N = 180° − 2€& = 180° − N − €& = 180° − 180° + 2€& − €& = €& Die Strahlen fallen parallel ein. Durch das eingezeichnete Lot wird folgende Beziehung gefunden: 180° = 90° − €M + $ + 90° − €& Weiterhin sieht man, dass ⟹ $ = €M + €& 360° = $ + O + + 360° − (ΦM − Φ& ) 20 ⟹ ΦM − Φ& = $ + O + = $ + €M + €& Aus den beiden zu bewiesenen Behauptungen folgt die dritte Behauptung. ⟹ ΦM − Φ& = 2$ ⟺ $ = ΦM − Φ& 2 2. Beweisen Sie, dass in Abbildung 3.3.3 (Versuchsanleitung zu „Dispersion und BALMERserie“) unter der Voraussetzung L = LM = L& , die im Fall minimaler Ablenkung erfüllt ist, gilt: L = LM = L& = N+$ 2 O = OM = O& = $ 2 Abbildung 9: Skizze zu Frage 2 [Quelle des Originals: BERND-UWE RUNGE: „Skript – Physikalisches Anfängerpraktikum“, S.302] Winkelsumme im Dreieck: Außerdem gilt 180° = OM + O& + = 180° − 2O 180° = $ + ⟹O= $ 2 21 Weiterhin gilt 180° − N = 180° − 2(L − O) $ N = 2(L − O) = 2 ƒL − „ 2 ⟹L= N+$ 2 3. Leiten Sie Gleichung (3.3.1) (Versuchsanleitung zu „Dispersion und BALMERserie“) anhand der BOHRschen Postulate her. Siehe Kapitel 1.3.1. 4. Beweisen Sie die in Aufgabe 2 verwendete Aussage, dass im Fall minimaler Ablenkung der Strahlenverlauf für ein monochromatisches, paralleles Strahlenbündel symmetrisch ist. Es ist also der Einfallswinkel LM gleich dem Ausfallswinkel L& und der Strahlenverlauf im Prisma ist senkrecht zur Winkelhalbierenden des brechenden Winkels. Siehe Kapitel 1.2.4. 5. Was haben die BALMERserie und die PICKERINGserie beinahe gemeinsam? Warum nur beinahe? Wie in Kapitel 1.3.3 beschrieben, stimmen die Wellenlängen, und damit die Frequenzen der Spektrallinien der BALMERserie und jeder zweiten Spektrallinie der PICKERINGserie fast überein. Die Abweichung kommt durch die aufgrund der Atommassen leicht unterschiedlichen RYDBERGkonstante zustande. 6. Erklären Sie die Funktionsweise eines Geradsichtprismas und skizzieren Sie den zugehörigen Strahlengang. 22 Abbildung 10: Strahlenverlauf durch ein Geradsichtprisma. Wie beim einfachen Prisma wird einfallendes weißes Licht in seine monochromatischen Bestandteile aufgefächert, die jedoch aufgrund der Bauweise des Geradsichtprismas im Wesentlichen ihre Ausbreitungsrichtung beibehalten. [Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Geradsichtprisma] Ziel des Geradsichtprismas ist die spektrale Zerlegung eines Lichtstrahls, ohne die optische Achse wesentlich zu verändern oder den Strahl zu weit aufzufächern. Dies wird durch drei hintereinander liegende Prismen erreicht, die alle den Öffnungswinkel 60° besitzen. Das mittlere Prisma besteht üblicherweise aus Flintglas, die anderen beiden aus Kronglas. Das einfallende Licht wird mehrfach gebrochen und aufgrund der Dispersion in seine Farben aufgefächert. Durch die spezielle Anordnung verlässt der aufgefächerte Strahl das Geradsichtprisma annähernd symmetrisch zur optischen Achse. 7. Nennen Sie andere Methoden zur Bestimmung der PLANCKschen Konstanten ℎ. Zum einen kann die PLANCKkonstante mittels BRAGG-Reflexion von RÖNTGENstrahlung bestimmt werden. Die minimale Wellenlänge, sowie die Energie der Strahlung aus der RÖNTGENröhre kann gemessen werden und ℎ über die Energieformel berechnet werden. Auch die Bremsstrahlung kann zur Bestimmung verwendet werden, indem angenommen wird, dass die gesamte kinetische Energie der Elektronen in RÖNTGENstrahlung umgewandelt wird. )∙… =ℎ∙ Eine weitere Methode bedient sich der Durchlassspannung einer LED, welche von der Wellenlänge des abgestrahlen Lichts abhängt. Hier gilt ebenso ℎ= )∙… 8. Haben alle durch Photoeffekt aus einem Metall herausgelösten Elektronen die gleiche kinetische Energie? 23 Nein, denn die Austrittsarbeit }~ ist nur der minimale Wert bei einem Metall. An anderen Stellen des Metalls ist die Austrittsarbeit größer, bedingt beispielsweise durch Unregelmäßigkeiten im Material. Die maximale Energie = {| gewinnen nur wenige ausgelöste Elektronen. − }~ 9. Unter den Effekten, die historisch die Vorstellung von Photonen als Teilchen unterstützten, spielt der COMPTON-Effekt eine wichtige Rolle. Beim COMPTON-Effekt wird wie beim Stoß zweier Kugeln Energie und Impuls von einem Photon auf ein Elektron =ℎ∙ übertragen. Wenn die Energie eines Photons Im klassischen Modell gilt für den Impuls † †= ist, wie groß ist dann sein Impuls? b Photonen bewegen sich mit Lichtgeschwindigkeit, also folgt: †= b = ℎ∙ = ℎ 24 2. Versuchsbeschreibung 2.1 Dispersion und BALMERserie Wesentlicher Bestandteil des Versuchsaufbaus ist das Prismenspektrometer. Abbildung 11: Aufbau eines Prismenspektrometers [Quelle: http://www.physi.uni-heidelberg.de/Einrichtungen/AP/Elearning/index.php/versuche/34-pap-1physikalisches-praktikum-teil-1-bsc/55-prismenspektrometer] Als Lichtquellen stehen eine Heliumdampflampe und eine Wasserstofflampe zur Verfügung. Die jeweilige Lichtquelle wird vor das Kollimatorrohr gestellt, in dem sich ein Spalt, sowie eine Kollimationslinse befinden. Der Lichtstrahl passiert das Kommilatorrohr und trifft auf das Prisma, von welchem er gebrochen wird und kann danach in seiner jeweiligen Austrittsrichtung durch das schwenkbare Ablesefernrohr beobachtet werden. Das Ablesefernrohr verfügt über ein Fadenkreuz, so dass stets die genaue Position der Spektrallinien angepeilt werden kann. Zunächst wird ein paralleler Strahlenverlauf sichergestellt. Hierfür wird die Brennweite des Fernrohrs auf Unendlich gestellt und die Entfernung des Spalts zur Lichtquelle so 25 gewählt, dass der Spalt bei Gegenüberstellung der beiden Rohre ohne Prisma scharf zu erkennen ist. Nun wird im ersten Versuchsteil der brechende Winkel des Prismas gemessen. Hierfür wird das Prisma so im Strahlengang positioniert, dass zwei Flächen vom Licht bestrahlt werden (siehe Abbildung 7). Es wird der Winkel zwischen den beiden reflektierten Strahlen gemessen, welcher, wie im Fragenteil bewiesen, dem doppelten Brechungswinkel des Prismas entspricht. Im zweiten Versuchsteil wird das Licht der Heliumdampflampe mit dem Prisma spektral aufgefächert, es wird also nur eine Seite des Prismas beleuchtet. Es wird jeweils die minimale Ablenkung der roten, gelben, grünen, blaugrünen, sowie der beiden blauen Spektrallinien des Heliums gemessen (Abbildung 10). Es ist wichtig, bei jeder Spektrallinie die Position des Prismas derart zu wählen, dass sich wirklich ein minimaler Ablenkwinkel ergibt. Nur so erhält man richtige Erkenntnisse über die Dispersion des Prismas. Abbildung 12: Ablenkung des Strahls um den Winkel δ beim Durchgang durch ein Prisma [Quelle: BERND-UWE RUNGE: „Skript – Physikalisches Anfängerpraktikum“, S.302] 26 Im letzten Versuchsteil wird die Heliumdampflampe durch eine Wasserstofflampe ersetzt. Auf dieselbe Weise wie zuvor wird der minimale Ablenkwinkel der ?‡ -Linie (rot), der ?ˆ -Linie (blaugrün) und der ?‰ -Linie (blau) des Wasserstoffs bestimmt. Der Aufbau in diesem Versuchsteil wurde von uns mit einer zusätzlichen Kondensorlinse im Strahlengang optimiert, um die Sichtbarkeit der Spektrallinien zu verbessern. 27 2.2 h-Bestimmung mit dem Photoeffekt Abbildung 13: Schematischer Aufbau des Versuchs zum Photoeffekt [Quelle: BERND-UWE RUNGE: "Skript - Physikalisches Anfängerpraktikum", S. 559] Um den Einfluss von Licht verschiedener Wellenlängen auf die Photozelle zu untersuchen, wird das Licht einer Quecksilberdampflampe durch ein Geradsichtprisma gelenkt, wodurch es in seine Spektralfarben aufgefächert wird. Über einen Spiegel wird es anschließend durch eine Sammellinse auf die Kalium-Photozelle reflektiert. Dabei kann der Winkel des oberen Arms so verstellt werden, dass jeweils ausschließlich die gewünschte Farbe des aufgefächerten Lichts in die Photozelle fällt. Zur Erhöhung der Genauigkeit wird die Photozelle mit Gegenspannung betrieben. Es wird also, wie im Grundlagenteil erläutert, eine Spannung zwischen Anode und Kathode angelegt, die es den ausgelösten Photoelektronen erschwert, zur Anode zu gelangen. 28 Abbildung 14: Schaltplan der Photozelle [Quelle: BERND-UWE RUNGE: "Skript - Physikalisches Anfängerpraktikum", S. 560] 29 3. Auswertung 3.1 Dispersion und BALMERserie Bestimmung der Brechungsindizes der Wellenlängen der He-Spektrallinien Zunächst muss der Brechungswinkel γ des Prismas berechnet werden. Er entspricht, wie bereits im Fragenteil hergeleitet, der halben Differenz der Ablenkwinkel bei Bestrahlung zweier Prismenseiten. $= ΦM − Φ& 2 Den Fehler erhalten wir nach der Formel der Fehlerfortpflanzung1. > N = Š X X ∙ N!+ >!+ N$ = X Mit unseren Ergebnissen + >$ >$ X ∙ NΦM + X X ∙ NΦ& >ΦM >Φ& ΦM = 148°5′ Brechungswinkel $ = 63°1[ 30′′ ± 3′. Φ& = 22°2′ und erhalten wir den Für das Ablesen der Winkel veranschlagen wir N$ = NΦM = NΦ& = 3[ = 0,05°. Der Brechungsindex des Prismas wird über das SNELLIUSsche Brechungsgesetz bestimmt. Aufgrund des symmetrischen Strahlengangs gilt, wie oben bereits erläutert (Abbildung 8): L = LM = L& = N+$ 2 O = OM = O& = $ 2 Der Winkel O beträgt damit O = 31°30[ 45[[ ± 1[ 30[[ = 31,51° ± 0,03°. • 1 siehe BERND-UWE RUNGE: "Skript - Physikalisches Anfängerpraktikum", S. 652 f. 30 Nach dem SNELLIUSschen Brechungsgesetz und mit der Annahme sin L = ( ) ∙ sin O Œ•Ž- ≈ 1 ergibt sich N+$ sin L sin 2 ( )= = $ sin O sin 2 N ( )= cos L sin L ∙ NL + & ∙ NO sin O sin O Die Nullstellung des Prismenspektrometers lag bei 85° 20‘. Somit ergibt sich der Ablenkwinkel N aus den in Versuchsteil 2 gemessenen Winkeln durch Subtraktion des Winkels 85° 20‘. Im Folgenden wird nun aus Gründen der Übersichtlichkeit zu einer dezimalen Winkeldarstellung übergegangen. Wellenlänge Ablenkungswinkel Einfallswinkel Brechungsindex rot • [nm] 667,82 59,17 ± 0,05 61,05 ± 0,05 1,674 ± 0,142 gelb 587,56 60,05 ± 0,05 61,54 ± 0,05 1,682 ± 0,142 grün 501,57 60,82 ± 0,05 61,92 ± 0,05 1,688 ± 0,141 blaugrün 492,19 61,02 ± 0,05 62,02 ± 0,05 1,690 ± 0,142 471,31 62,17 ± 0,05 62,60 ± 0,05 1,699 ± 0,142 447,15 63,15 ± 0,05 63,09 ± 0,05 1,706 ± 0,141 blau (schwach) blau (stark) • [°] ‘ [°] ’(•) 31 SELLMEIER-Fit der Daten im n(λ)-λ-Diagramm Der Brechungsindex ( ) wird nun gegen die Wellenlänge SELLMEIER-Gleichung gefittet. &( )= 1+ aufgetragen und mit der :M ∙ & :& ∙ & :k ∙ & + + &−“ &−“ &−“ M & k Abbildung 15: SELLMEIER-Fit der Messwerte im n-•-Diagramm Für die SELLMEIER-Koeffizienten errechnet MATLAB: :M = :& = :k = “M = “& = “k = 40,87 ± 2,67 110,70 ± 7,23 -149,80 ± 9,78 (52,34 ± 3,42) nm² (122,10 ± 7,97) nm² (-138,40 ± 9,04) nm² 32 Bestimmung der Wellenlängen der BALMERübergänge Die Wellenlängen der ?‡ -, ?ˆ - und ?‰ -Linie werden nun bestimmt, indem, wie oben, der gemessene minimale Ablenkwinkel in den jeweiligen Brechungsindex ungerechnet wird und anschließend am SELLMEIER-Fit die zugehörige Wellenlänge abgelesen wird. Um die Genauigkeit der Messungen zu erhöhen, haben wir das Prisma in diesem Versuchsteil gedreht, so dass die Strahlen zur anderen Seite abgelenkt wurden. Entsprechend wird nun der Ablenkwinkel N durch Subtraktion von 265° 20‘ erhalten. Anmerkung: Der auf dem Versuchsprotokoll für „rot“ notierte Winkel von 226° 10‘ ist ein Schreibfehler, es muss selbstverständlich 206° 10‘ heißen. Ablenkwinkel • [°] Einfallswinkel Brechungsindex Wellenlänge • 59,17 ± 0,05 ‘ 61,10 ± 0,05 ’(•) 1,675 ± 0,142 650,3 ± 42,5 - 61,00 ± 0,05 62,01 ± 0,05 1,690 ± 0,142 517,8 ± 33,8 ”– 62,67 ± 0,05 62,55 ± 0,05 1,698 ± 0,142 467,8 ± 30,5 64,00 ± 0,05 63,51 ± 0,05 1,712 ± 0,141 413,4 ± 27,0 Linie ”‘ ”• [nm] Es fällt auf, dass auch eine grüne Linie beobachten konnte, obwohl in der BALMERserie keine Spektrallinie enthalten ist, deren Wellenlänge sich auch nur annähernd in diesem Wellenlängenbereich befindet. H-Übergang ‘ • – Literaturwert der Abweichung unseres Wellenlänge Versuchsergebnisses 656,3 nm 0,9 % 486,1 nm 3,8 % 434,1 nm 4,8 % 33 Bestimmung der RYDBERGkonstante —l Aus der RYDBERG-Formel und den errechneten Wellenlängen der H-Spektrallinien kann die RYDBERGkonstante jl ermittelt werden. Q, = jl ∙ ∙ a & ∙ h ⟹ jl = 1 1 1 *M ∙h − &i ∙ a & '& >jl Njl = X X ∙ N = > 2 1,11 ± •—l ˜™š› œ*™ • 4 2 1,14 ± 0,07 5 2 1,15 ± 0,08 n m ”• 3 ”– 1 1 1 *M ∙ h − i ∙N & ∙ a& & '& —l ˜™š› œ*™ • Linie ”‘ 1 1 − i & '& 0,07 Im Mittel erhalten wir damit eine RYDBERGkonstante von —l = (™, ™ž ± š, š›) ∙ ™š› œ*™ . Vom Literaturwert 1,10 ∙ 10Ÿ '*M weicht unser experimentell bestimmter Wert um 2,7 % ab. 3.2 h-Bestimmung mit dem Photoeffekt Für jede Wellenlänge wurde die nötige Gegenspannung dreimal gemessen, um die Genauigkeit der Messung zu erhöhen. Als Fehler der Spannung wird die Standardabweichung verwendet, da wir für jede Farbe drei statistische Werte vorliegen haben und sich so ein größerer Fehler ergibt, als durch die Ablesegenauigkeit von 0,01 V gegeben ist. 34 ¡ Wellenlänge 1 =¢ Š(!+ − !̅ )& (0 − 1) ¤ +¥M Frequenz v [V] [V] [V] [V] •©ª«¬¬-® U1 U2 U3 UMittel gelb 578 [™š™¦ §¨] 5,19 2,09 2,23 2,28 2,20 ± 0,10 grün 564 5,32 2,54 2,44 2,52 2,50 ± 0,05 blaugrün 493 6,09 2,76 2,67 2,63 2,69 ± 0,07 blau 436 6,88 2,86 2,87 2,78 2,84 ± 0,05 violett 405 7,41 3,09 3,10 2,96 3,05 ± 0,08 Farbe λ [nm] [V] Die mittlere Gegenspannung UMittel wird gegen die Frequenz v aufgetragen und mit einer Geraden gefittet. 3,2 Gegenspannung U [V] 3 2,8 2,6 2,4 2,2 2 5E+14 5,5E+14 6E+14 6,5E+14 7E+14 7,5E+14 Frequenz v [Hz] Abbildung 16: Notwendige Gegenspannung U in Abhängigkeit der Frequenz v des Lichts 35 Die angenäherte Gerade kann mit der Geradengleichung beschrieben werden: …(b) = ' ∙ b + MATLAB errechnet für die Koeffizienten die folgenden Werte: ' = (3,21 ± 0,30) ∙ 10*M¯ Vs = 0,6755 ± 0,0626V Die Steigung ' der Geraden entspricht dem Quotienten ℎ±). ⟹ ℎ = ) ∙ ' = 1,602176462 ∙ 10*M² C ∙ 3,21 ∙ 10*M¯ Vs = (5,14 ± 0,48) ∙ 10*kg Js Vergleich mit dem Literaturwert ℎ = 6,63 ∙ 10*kg Js ergibt eine Abweichung von 22 %. 3.3 Fehlerdiskussion Beim Versuch „Dispersion und BALMERserie“ stießen wir anfangs auf einige Probleme, den richtigen Prismenwinkel zu finden. Durch die stetigen Bemühungen, beim Suchen der Spektrallinien das Spektrometer nicht zu verschieben können Messungenauigkeiten bei den minimalen Ablenkwinkeln nicht ausgeschlossen werden. Dennoch erhalten wir aus den ermittelten wellenlängenabhängigen Brechzahlen einen authentischen Kurvenverlauf. Der Graph des SELLMEIER-Fits verfügt über ein Bestimmtheitsmaß von 0,9347, was für seine Genauigkeit spricht. Bei der Bestimmung der Wellenlängen der BALMERserie erhalten wir für alle drei Linien Abweichungen vom Literaturwert von unter 5 %. Auch ist der Literaturwert jeweils im Fehlerintervall enthalten. Jedoch können wir uns nicht das Vorhandensein der grünen Linie mit Wellenlänge 517,8 nm erklären. Sie ist womöglich das Ergebnis einer 36 störenden Lichtquelle im Versuchsraum, der nicht perfekt abgedunkelt werden konnte und in dem auch andere Gruppen optische Versuche durchführten. Die Bestimmung der RYDBERGkonstante lieferte ebenfalls ein zufriedenstellendes Ergebnis. Die experimentell bestimmte Konstante weicht im Mittel nur 2,7 % vom Literaturwert ab. Auch hier liegt der Literaturwert wieder im Fehlerintervall unserer Messungen. Wie bereits erwähnt, wurden im Versuch „Photoeffekt“ mehrere Messreihen durchgeführt, um die Messungenauigkeit zu minimieren. Hierbei ist zu erwähnen, dass es extrem schwierig war, den Stromfluss auf null zu drehen, da die Anzeige des Strommessgeräts sehr schnell hin und her sprang und sich nur leidlich auf einen Wertebereich einpendelte. Ebenso schwierig war die Spannungsanzeige abzulesen. Der Fehler könnte unter Umständen sogar noch größer als die Standardabweichung unserer drei Messreihen sein. Der lineare Fit der Messwerte im U-v-Diagramm ist mit einem Bestimmtheitsmaß von 0,9074 behaftet. Die Werte liegen also einigermaßen gut auf einer Gerade. Die hohe Abweichung vom Literaturwert des PLANCKschen Wirkungsquantums von 22 % lässt sich durch die ungenauen Messungen der Spannung durch die schwankende Anzeige erklären. Störenden Reflexen von außen wurde durch eine lichtundurchlässige Abdeckung des Versuchs vorgebeugt, jedoch ist nicht auszuschließen, dass der Deckel Schwachstellen aufweisen könnte. Die blaugrüne Linie war derart schwach, dass sei fast nicht zu erkennen war und mit Hilfe der Stromstärkenanzeige lokalisiert werden musste. Auch hier können sich Fehler eingeschlichen haben. 37 Quellenverzeichnis • BERND-UWE RUNGE: "Skript - Physikalisches Anfängerpraktikum", S. 297 - 305 • BERND-UWE RUNGE: "Skript - Physikalisches Anfängerpraktikum", S. 307 – 313 • BERND-UWE RUNGE: "Skript - Physikalisches Anfängerpraktikum", S. 557 - 564 • BERND-UWE RUNGE: "Skript - Physikalisches Anfängerpraktikum", S. 651 – 667 • Skript zur Vorlesung „Physik III – Integrierter Kurs“ von PROF. DR. E. SCHEER und PROF. DR. W. BELZIG, Optikteil, WS 12/13, S. 26, 37 ff. • WOLFGANG DEMTRÖDER: „Experimentalphysik 2 – Elektrizität und Optik“, S.274 f. • http://www.chemgapedia.de/vsengine/media/vsc/de/ch/3/anc/ir_spek/raman _spektroskopie/raman_geraetetechnik/ra_1_2_1/photozelle1_m35bi0101.gif • http://wikipedia.org • http://www.physi.uniheidelberg.de/Einrichtungen/AP/Elearning/index.php/versuche/34-pap-1physikalisches-praktikum-teil-1-bsc/55-prismenspektrometer • http://www.baumgaertel-feinmesszeuge.de/qcms/seiten/de/a_10Rundskalen.htm • http://hydrogen.physik.uniwuppertal.de/hyperphysics/hyperphysics/hbase/quantum/hydfin.html Anhang • Messprotokoll zum Versuch „Dispersion und BALMERserie“ • Messprotokoll zum Versuch „Photoeffekt“ 38