Druckversion Schlaganfall Einleitung Bei einem Schlaganfall wird ein Teil des Gehirns dadurch geschädigt, dass seine Durchblutung unterbrochen wird. Er wird oft auch Hirnschlag genannt, die medizinische Bezeichnung ist Apoplex. Ein Schlaganfall kann sehr unterschiedliche Folgen haben. Symptome Die Symptome hängen vor allem davon ab, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist. Häufige Anzeichen eines Schlaganfalls sind: plötzlich auftretende Schwäche, Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen, Gesichtsfeldausfall, Schwindel und Gangunsicherheit sowie starke Kopfschmerzen. Ursachen Schlaganfälle haben zwei Hauptursachen. Meist werden sie durch ein Blutgerinnsel ausgelöst, das ein Gefäß im Gehirn verstopft. Diese Gerinnsel können im Gehirn selbst entstehen, zum Beispiel durch entzündliche Veränderungen in der Wand einer Arterie. Häufiger stammen sie jedoch aus einem anderen Teil des Körpers und werden über den Blutkreislauf ins Gehirn geschwemmt, wo sie dann ein Gefäß blockieren. Ein Schlaganfall, der durch ein verstopftes Blutgefäß entsteht, wird als ischämischer Schlaganfall bezeichnet. Die zweite, seltenere Ursache sind Blutungen im Gehirn, zum Beispiel weil ein Blutgefäß reißt und Blut ins Hirngewebe austritt. Beide Ursachen führen dazu, dass ein Bereich des Gehirns vorübergehend oder dauerhaft nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Je schneller eine Behandlung stattfindet, die die Versorgung wiederherstellt, desto größer sind die Chancen, dass der Schaden möglichst klein bleibt. Risikofaktoren Bei Gesunden bilden sich nur sehr selten Gerinnsel in den Blutgefäßen. Bestimmte Erkrankungen und erbliche Veranlagungen können aber beispielsweise das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen. Dazu gehören zum Beispiel Bluthochdruck und anhaltendes Vorhofflimmern. Es kann vorkommen, dass typische Symptome eines Schlaganfalls nach einigen Stunden von selbst wieder verschwinden. In solchen Fällen kann es sich um eine „transitorische ischämische Attacke“ handeln (TIA). Dabei kann sich ein Blutgerinnsel gebildet und von allein wieder aufgelöst haben, bevor das Gehirn stärker geschädigt wurde. Eine TIA ist aber ein Hinweis auf ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko. Häufigkeit und Verlauf Ungefähr einer von 1000 Menschen bekommt in seinem Leben einen Schlaganfall. Das Risiko steigt mit dem Alter: Bei Menschen über 85 Jahre sind etwa 20 von 1000 betroffen. Die meisten Menschen überleben einen Schlaganfall. Er kann jedoch Lähmungen verursachen oder zu Problemen bei verschiedenen körperlichen Funktionen führen, beispielsweise beim Sprechen. Oft bessern sich Beschwerden wie zum Beispiel Lähmungen im Laufe der Zeit wieder, sie können aber auch dauerhaft bestehen bleiben. Psychische Folgen wie Depressionen sind deshalb nicht selten. Wer einen Schlaganfall hatte, trägt außerdem ein höheres Risiko für einen weiteren Schlaganfall. So bekommen etwa 40 von 100 Menschen, die einen ischämischen Schlaganfall überstanden haben, innerhalb von zehn Jahren einen weiteren Schlaganfall. Innerhalb der ersten sechs Monate ist das Risiko besonders hoch. Aber auch andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte treten häufiger auf, wenn jemand bereits einen Schlaganfall hatte. Diagnose Ein Schlaganfall ist ein Notfall. Bei einem Verdacht ist es wichtig, sofort einen Notarzt zu rufen (Notruf 112) und nicht darauf zu warten, dass die Beschwerden wieder verschwinden. Nach ersten Untersuchungen durch die Notärztin oder den Notarzt werden Betroffene in ein auf die Diagnose und Behandlung von Schlaganfällen spezialisiertes Krankenhaus gebracht – sofern das schnell genug erreichbar ist. Dort finden dann schnell umfassende Untersuchungen statt, um die Ursache der Beschwerden festzustellen. Dazu gehören auch Untersuchungen mit einem Computer- oder Magnetresonanztomografen. Vorbeugung Ob und welche besondere Vorbeugung gegen einen Schlaganfall sinnvoll ist, hängt davon ab, welche weiteren Erkrankungen und Risikofaktoren jemand hat. Bei Menschen, die bereits eine transitorische ischämische Attacke oder gar einen Schlaganfall hatten, wird die Ärztin oder der Arzt nach einer genauen Untersuchung normalerweise Maßnahmen zur Vorbeugung vorschlagen. Bei hohem Blutdruck lässt sich das Schlaganfallrisiko durch Blutdruck senkende Medikamente verringern. Besteht ein erhöhtes Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln, kommen gerinnungshemmende Medikamente infrage, zum Beispiel bei anhaltendem Vorhofflimmern. Um ein Hirngefäß dauerhaft offen zu halten, kann zudem eine Gefäßstütze (Stent) aus Drahtgeflecht eingesetzt werden. Studien zeigen jedoch, dass das Einsetzen von Hirngefäß-Stents erhebliche Risiken hat. Behandlung Die Akutbehandlung hat zum Ziel, das Leben eines Betroffenen zu retten und die Folgen des Schlaganfalls so klein wie möglich zu halten. Die Art dieser Behandlung hängt vor allem davon ab, ob der Schlaganfall durch ein Gerinnsel oder eine Hirnblutung ausgelöst wurde. Bei einem Gerinnsel wird meist versucht, es so schnell wie möglich durch Medikamente oder einen Kathetereingriff aufzulösen. Bei einer Blutung kommt es darauf an, sie rasch zu stoppen, eventuell durch eine Operation. Die weitere Behandlung und Überwachung hängt dann von der Schwere des Schlaganfalls, der Art seiner Folgen und den Ergebnissen weiterer Untersuchungen ab. Rehabilitation Nach einem Schlaganfall ist es oft von besonderer Bedeutung, die Bewegungsfähigkeit, Muskelkraft und Sprache sowie die Selbstständigkeit wiederzuerlangen. Wichtig ist auch, das emotionale Gleichgewicht wiederherzustellen. Es gibt verschiedene Rehabilitationsprogramme mit teils unterschiedlichen Inhalten. Einzelne Therapeutinnen und Therapeuten bevorzugen vielleicht bestimmte Behandlungen, und auch von Land zu Land gibt es Unterschiede. Die wichtigsten Elemente der Rehabilitation sind je nach Bedarf eine Sprachheilbehandlung sowie Krankengymnastik und Fitnesstraining, um körperliche Folgen wenn möglich zu mindern und mit ihnen umgehen zu lernen. Hinzu kommt eine Ergotherapie, bei der Betroffene lernen, wie sie trotz der Einschränkungen so selbstständig wie möglich im Alltag zurechtkommen können. Leben und Alltag Trauer und Niedergeschlagenheit sind nach einem Schlaganfall normal. Denn je nachdem, wie schwer ein Schlaganfall war, kann er einen enormen Einschnitt in das Leben eines Menschen bedeuten. Menschen, die vor der Erkrankung selbstständig gelebt haben und nun auf Hilfe angewiesen sind, müssen zunächst mit den Folgen des Schlaganfalls zurechtkommen - sowohl psychisch als auch, was die praktischen Dinge ihres Alltags betrifft. Daher kann die Therapie nach einem Schlaganfall den Menschen helfen, einen Teil ihrer Unabhängigkeit zurückzugewinnen. Die meisten Betroffenen und ihre Familien schaffen es mit der Zeit, ihr Leben den Veränderungen durch die Erkrankung so gut es geht anzupassen. Manche Personen entwickeln als Folge des Schlaganfalls jedoch eine behandlungsbedürftige Depression. Hält sie über längere Zeit an, kann sie den Gesundheitszustand verschlechtern. Oft werden solche Depressionen nicht erkannt, oder eine schlechte seelische Verfassung wird als normale Reaktion angesehen und nichts dagegen unternommen. Es ist nach einem Schlaganfall nicht immer einfach, tiefe Traurigkeit von einer Depression zu unterscheiden. Wichtig ist, dass Betroffene und ihre Familien nach einem Schlaganfall die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um eine depressive Erkrankung zu vermeiden – oder Hilfe bekommen, wenn sich bereits eine Depression entwickelt hat. Weitere Informationen Für Menschen mit einem Schlaganfall und ihre Angehörigen gibt es eine Vielzahl von Angeboten zur Unterstützung. Dazu gehören Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen, die Erkrankten und ihren Angehörigen Hilfestellungen bei verschiedensten pflegerischen, finanziellen oder psychosozialen Anliegen geben können. Viele Städte und Gemeinden unterhalten beispielsweise Pflegeberatungsstellen, deren Angebot kostenlos ist. Angehörige können zudem Pflegekurse besuchen, in denen unter anderem Grundkenntnisse über Pflegetechniken vermittelt werden. All diese Angebote sind vor Ort oft unterschiedlich organisiert und nicht immer direkt zu finden. Wir haben deshalb eine allgemeine Liste von Anlaufstellen zusammengestellt, die helfen, Angebote vor Ort zu finden und zu nutzen. Quellen Brereton L, Carroll C, Barnston S. Interventions for adult family carers of people who have had a stroke: a systematic review. Clin Rehabil 2007; 21: 867-884. Hackett ML, Yang M, Anderson CS, Horrocks JA, House A. Pharmaceutical interventions for emotionalism after stroke. Cochrane Database Systematic Reviews 2010, Feb. Hackett ML, Yapa C, Parag V, Anderson CS. Frequency of depression after stroke. A systematic review of observational studies. Stroke 2005; 36; 13301340. McPherson K, Kersten P, Turner-Stokes L. Background to neurorehabilitation. In Candelise L et al (eds). Evidence-based neurology. London: BMJ Books. 2007. Forster A, Brown L, Smith J, House A, Knapp P et al. Information provision for stroke patients and their caregivers. Cochrane Database of Systematic Reviews 2012, Issue 11. Warburton E. Stroke management. Clinical Evidence. 2007; 04: 201 IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vorund Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen. Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Wir bieten keine individuelle Beratung. Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden. BIG direkt gesund 2017 - 0800 54565456 Kostenloser 24h-Direktservice