Kriterien des Aufmerksamkeitsdefizits im DSM

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Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar,
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Kriterien des Aufmerksamkeitsdefizits im DSM-IV (sechs oder mehr der neun Symptome von
Unaufmerksamkeit müssen während der letzten sechs Monate ständig in einem nicht mit dem
Entwicklungsstand zu vereinbarenden Ausmaß vorhanden gewesen sein) mit Beispielen für die
bei Erwachsenen zu erwartenden Symptome
Symptome des
Aufmerksamkeitsdefizits
nach DSM IV
Symptomwandel im Erwachsenenalter
Beachtet häufig Einzelheiten
nicht
oder
macht
Flüchtigkeitsfehler
bei
den
Schularbeiten, bei der Arbeit
oder bei anderen Tätigkeiten
Mangelnde Konzentration beim Durchlesen schriftlich
fixierter Aufgaben und Arbeitsanweisungen; bei mündlicher
Auftragserteilung Unfähigkeit, so lange konzentriert zu
bleiben, bis die Handlungsanweisung verinnerlicht ist
Hat oft Schwierigkeiten, längere
Zeit die Aufmerksamkeit bei
Aufgaben oder beim Spielen
aufrechtzuerhalten
Subjektiv langweilige Aufgaben wie Routinearbeiten am
Arbeitsplatz, regelmäßige Arbeitsabläufe oder uninteressant
erscheinende Aufträge lösen eine erhöhte Ablenkbarkeit aus
und führen damit zum Wechsel der Tätigkeit, wichtige und
unwichtige Dinge sind gleichrangig.
Scheint häufig nicht zuzuhören, Erwachsene sind häufig mit eigenen Gedanken beschäftigt,
wenn
andere
ihn/sie oft noch von Vorkommnissen beeindruckt, bei denen
ansprechen
scheinbar etwas schlecht gelungen ist, und haben deshalb
kein Ohr für die Umgebung.
Führt
häufig
Anweisungen
anderer nicht vollständig durch
und kann Schularbeiten, andere
Arbeiten oder Pflichten am
Arbeitsplatz nicht zu Ende
bringen
Erwachsene
erfassen
die
Aufgabenstellung
nur
unvollständig und fühlen sich schnell von zu erledigender
Arbeit überfordert; weil keine Gliederung der Arbeit
vorgenommen werden kann, wechseln sie deshalb zu
anderer "interessant" erscheinender Tätigkeit.
Hat häufig Schwierigkeiten, Mangelhafter Überblick bei der Organisation von Arbeiten,
Aufgaben und Aktivitäten zu Wichtig und Unwichtig werden bei der Planung von
organisieren
Arbeitsabläufen nicht beachtet.
Vermeidet häufig, hat eine
Abneigung
gegen
oder
beschäftigt sich häufig nur
widerwillig mit Aufgaben, die
länger andauernde geistige
Anstrengungen erfordern
Mangelnde Fähigkeit zur Gliederung von Arbeitsabläufen
führt zu schnell eintretenden Überforderungsgefühlen,
häufiger
Stimmungswechsel
verhindert
konstante
Arbeitsleistung, dies bedingt eine oft zu beobachtende
Selbstentwertung.
Verliert häufig Gegenstände, die Unfähigkeit, sich an Handlungen zurückzuerinnern (z. B. :
er/sie für Aufgaben
oder Wo habe ich meinen Schlüssel abgelegt?), bei starker
Aktivitäten benötigt
Reizoffenheit; Verlust der Fähigkeit geplant vorzugehen,
keine Erinnerung an Ausgangssituationen, damit verbunden
der Eindruck, sich ständig in einer unvorhergesehenen
Situation zu befinden.
Lässt sich öfter durch äußere Hohe Ablenkbarkeit bei großer Reizoffenheit durch schlecht
Reize leicht ablenken
steuerbare Konzentration und Fokussierung auf die
Gesprächs- oder Arbeitssituation.
Ist bei Alltagstätigkeiten häufig Häufig vorhandenes Gefühl, an vorzeitigem "Alzheimer" zu
vergesslich
leiden, weil der Tagesablauf als eine Aneinanderreihung von
unvorhersehbaren Ereignissen wahrgenommen wird und
damit die eigentlich geplanten Vorhaben in Vergessenheit
geraten.
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Kriterien der Hyperaktivität und Impulsivität im DSM-IV (sechs oder mehr der neun Symptome
müssen während der letzten sechs Monate ständig in einem nicht mit dem Entwicklungsstand zu
vereinbarenden Ausmaß vorhanden gewesen sein) mit Beispielen für die bei Erwachsenen zu
erwartenden Symptome
Symptome der Hyperaktivität Symptomwandel im Erwachsenenalter
und Impulsivität nach DSM IV
Zappelt häufig mit Händen oder Erwachsene wippen mit den Füßen, lassen häufig das
Füßen oder rutscht auf dem ganze Bein zittern, trommeln mit den Fingern auf
Stuhl herum
Tischplatten oder Armlehnen von Stühlen, gelegentlich
verknoten sie ihre Beine oder schlingen sie um Stuhlbeine,
um die motorische Unruhe zu kontrollieren, sie schlagen
beim Sitzen ein Bein unter und haben oft Probleme mit
Nägelkauen.
Steht in der Klasse oder in
anderen Situationen, in denen
Sitzen bleiben erwartet wird,
häufig auf
Erwachsene vermeiden Langstreckenflüge, weil sie die
erzwungene körperliche Ruhe nicht ertragen; Restaurant-,
Theater- und Kinobesuche führen zu großer innerer
Anspannung, weil wenig Gelegenheit zu Bewegung existiert.
Läuft häufig herum oder klettert
exzessiv in Situationen, in
denen dies unpassend ist (bei
Jugendlichen
oder
Erwachsenen kann dies auf ein
subjektives
Unruhegefühl
beschränkt bleiben)
Erwachsene lieben Berufe mit der Möglichkeit sich zu
bewegen; sie sind häufig in Außendienstpositionen mit
wechselnden Gesprächspartnern oder Orten zu finden, sie
verzichten ungern auf ihr Handy, sie brauchen viele
Reizquellen, sie möchten sich durch Außenreize stimulieren.
Hat häufig Schwierigkeiten,
ruhig zu spielen oder sich mit
Freizeitaktivitäten
ruhig
zu
beschäftigen
Erwachsene treiben gerne Sportarten, die mit Risiko
verbunden sind, wie Drachenfliegen, Bungee-Jumping oder
Motorradfahren; die extreme Reizsituation führt zu einer
intensiven Konzentrationsleistung, was von den Betroffenen
als angenehm erlebt wird.
Ist häufig "auf Achse" oder Hektisches Rennen vermittelt ein Gefühl von Lebendigkeit,
handelt oftmals, als wäre er / sie deshalb auch der Versuch, ständig mehrere Arbeiten
"getrieben"
gleichzeitig zu bewältigen; das Hasten von Arbeit zu Arbeit
entlastet von starker innerer Unruhe.
Redet häufig übermäßig viel
Die Sprechweise ist oft schnell und undeutlich, wird von der
Umgebung häufiger als aggressiv erlebt, Gesprächspartner
kommen kaum zu Wort, da der Betroffene schnell auf ein
Thema hyperfokussiert ist, "Smalltalk" wird als langweilig
empfunden.
Platzt häufig mit den Antworten Die überbordenden Ideen müssen schnell formuliert werden,
heraus, bevor die Frage zu bevor sie vergessen sind, es fehlt wie bei Kindern das "Stop
Ende gestellt ist
- Listen - Go".
Kann nur schwer warten, bis er / Die andauernde innere Spannung äußert sich in Ungeduld
sie an der Reihe ist
gegenüber der Langsamkeit anderer, betroffene Mütter
leiden unter der langsamen Auffassungsgabe ihrer Kinder
bei den Hausaufgaben; Schlangestehen oder Stau beim
Autofahren führen zu aggressiven Verhaltensweisen.
Unterbricht und stört andere Mischt sich ungefragt in Gespräche ein. Wenn ein
häufig (platzt z. B. in Gespräche Betroffener selbst nicht handeln soll, kommt in ihm schnell
oder in Spiele anderer hinein)
eine innere Unruhe auf, die dazu verleitet, die Arbeit selbst
zu übernehmen. Beispiel: die tüchtige Mutter, deren Tochter
keine Chance erhält, eigene Fertigkeiten zu entwickeln.
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Psychoedukation und Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter
Begriffsdefinition „Psychoedukation“
Unter dem Fachbegriff „Psychoedukation“ werden systematische didaktisch-psychotherapeutische
Interventionen zusammengefasst, die dazu geeignet sind, Patienten und ihre Angehörigen über die
vorliegende
Krankheit
bzw.
Störung
zu
informieren,
das
Krankheitsverständnis
und
den
selbstverantwortlichen Umgang mit der Krankheit zu fördern und sie bei der Krankheitsbewältigung zu
unterstützen (Goldmann 1988, Behrendt & Schaub 2005).
Die Betroffenen sollen im Rahmen von psychoedukativen Interventionen zunächst umfassend über
Ursachen, Diagnostik und aktuelle Therapiestandards bzw. –Optionen bezüglich der vorliegenden
Störung aufgeklärt werden. Diese störungsbezogene Wissensvermittlung wird als ► edukativer Anteil
im Rahmen von Psychoedukation bezeichnet und sollte nicht als Frontalunterricht konzipiert oder in
Form eines Expertenvortrages durchgeführt werden. Vielmehr gilt es die relevanten Informationen
gemeinsam zu erarbeiten, indem das störungsbezogene Erfahrungswissen der Betroffenen mit dem
aktuellen Stand der Wissenschaft verknüpft wird. Dies bedeutet, dass Psychoedukation vom
Therapeuten
eine
spezifische,
ressourcenorientierte
und
partnerschaftlich
ausgerichtete
therapeutische Grundhaltung erfordert, in der die Betroffenen als „eigentliche Experten ihrer
Erkrankung“ wahrgenommen und gewürdigt werden (Behrendt & Krischke 2005). Des Weiteren zielen
psychoedukative
Interventionen
auf
eine
Stärkung
der
Selbstakzeptanz
und
Wirksamkeitsüberzeugung, auf eine Förderung der individuellen Bewältigungsfähigkeiten und des
eigenverantwortlichen Umgangs mit der Erkrankung ab (► psychotherapeutischer Anteil im Rahmen
von Psychoedukation). Darüber hinaus soll mittels Psychoedukation auch die Therapie-Compliance
und
–Zufriedenheit
professionellem
der
Betroffenen erhöht
Hilfesystem
erleichtert
und der
werden
Umgang
(Goldmann
zwischen
1988).
Die
Betroffenen
und
Durchführung
von
Psychoedukation im Gruppensetting bietet gegenüber dem Einzelsetting den Vorteil, dass die
Patienten in der Interaktion mit anderen Betroffenen feststellen können, dass ihre Störung bzw.
„Besonderheit“ von anderen geteilt wird. Dieser Umstand kann bereits entlastend wirken, in dem sie
beispielsweise die Vorstellung einer „von Schlechtigkeit geprägten Einzigartigkeit“ relativiert und damit
zur Reduktion eines negativen Selbstbildes beiträgt. Des Weiteren können sich die Gruppenmitglieder
untereinander emotional stabilisieren und sich gegenseitig bei der Generierung von Lösungen für
störungsassoziierte Probleme unterstützen. In Erweiterung des ursprünglichen Konzeptes, werden in
den aktuellen psychoedukativen Ansätzen auch Angehörige bzw. Bezugspersonen von Betroffenen
betreut, entweder in Form von eigenen und/ oder im Rahmen von gemeinsamen psychoedukativen
Gruppen mit den Betroffenen (sog.: ► „Trialog“).
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass mit dem Fachbegriff „Psychoedukation“ eine
Interventionsform umschrieben wird, welche ihre Wurzeln in der kognitiven Verhaltenstherapie
aufweist, sich adaptiv an verschiedene Settings (ambulant – teilstationär – stationär) anpasst, zumeist
in Gruppenform durchgeführt wird und gleichermaßen die Komponenten: „Bildung“ (= „education“)
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und: „psychotherapeutische Interventionen“ beinhaltet (Behrendt & Krischke 2005, Hornung 2000).
Psychoedukation ist vor allem dann indiziert, wenn es sich um eine chronische Krankheit bzw. Störung
handelt, deren Ausprägung und Verlauf sich mittels der „optimalen“ Ausnutzung von therapeutischen
Optionen und die funktionale Anpassung bzw. Änderung des Lebensstils bzw. -haltung positiv
beeinflussen lässt. Dies setzt zum einen den informierten Patienten voraus, der zum Experten seiner
eigenen Störung geworden ist (► edukativer Anteil im Rahmen von Psychoedukation), wie auch den
Erwerb
von
Selbstmanagement-Fertigkeiten
bzw.
Kompetenzen
zur
Selbstregulation
(►
psychotherapeutischer Anteil im Rahmen von Psychoedukation). Psychoedukation ist darüber hinaus
strikt ressourcen- und lösungsorientiert ausgerichtet. Damit ist beispielsweise gemeint, dass mit dem
Betroffenen erarbeitet wird, wie er (mehr) an sich „glauben“ bzw. seine eigenen Stärken bewusster
wahrnehmen kann. Dies stellt häufig die Voraussetzung dar, um dann mittels therapeutischer
Unterstützung weitere Fertigkeiten zu erwerben bzw. zu reaktivieren, die dem Patienten ein zufrieden
stellendes Leben mit seiner Störung ermöglichen.
Störungsspezifische Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter
ADHS erfüllt alle Voraussetzungen, unter denen psychoedukative Interventionen als sinnvoll zu
erachten sind. Es handelt sich um eine Störung, die häufig bis in das Erwachsenenalter persistiert und
dann sowohl mit weiteren psychischen Beeinträchtigungen, als auch mannigfaltigen psychosozialen
Folgen behaftet sein kann. Dies bedeutet, dass ADHS nicht „geheilt“ im Sinne von ursächlich behoben
werden kann und es demnach darauf ankommt, möglichst einvernehmlich mit ADHS zu leben, was
zumeist einer aktiven Anpassungsleistung des Betroffenen bedarf. Gerade die psychosozialen Folgen
der ADHS, wie Partnerschaftsprobleme, geringes Selbstwertgefühl, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz
oder rechtliche Probleme, sind beispielsweise einer rein pharmakologischen Behandlung kaum
zugänglich und erfordern einen informierten Patienten, der sich aktiv am Behandlungsprozess
beteiligt. Darüber hinaus ist es notwendig, Patienten mit ADHS bei der Modifikation dysfunktionaler
Bewältigungsstrategien,
Kompensationsversuche
etwa
von
in
Form
von
Vermeidungsverhalten,
Organisationsdefiziten
oder
dem
zwanghaft
Gebrauch
anmutender
von
Drogen,
psychotherapeutisch zu unterstützen. Des Weiteren eignen sich insbesondere psychoedukative
Interventionen im Gruppensetting, um Patienten mit ADHS im Erwachsenenalter zu verdeutlichen,
dass sie ihre Probleme mit anderen Betroffenen teilen und sie deshalb nicht auf eine negative Art und
Weise „einzigartig“ sind.
Ziele psychoedukativer Interventionen bei ADHS im Erwachsenenalter
Ziel psychoedukativer Interventionen ist es, den Patienten mit ADHS in die Lage zu versetzen, „seine
ADHS nicht nur als Gegenwind zu erleben, sondern auch als Rückenwind zu nutzen“.
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Information
Der Patient soll ausführlich über die Ätiologie, Symptomatik, Verlauf, Auswirkungen und
Behandlungsoptionen der ADHS, des Weiteren über ADHS assoziierte Komorbiditäten und
Folgeerkrankungen informiert werden.
Coping
Beim Patienten sollen Selbstmanagement- und Selbstregulations-Fertigkeiten angestoßen und (re)aktiviert werden, die ihm mehr Kontrolle über ADHS ermöglichen und seine Selbstachtung und
Lebenszufriedenheit vergrößern.
Compliance
Der Patient soll zu einer weiterführenden, kontinuierlichen und konsequenten Behandlung der ADHS
und eventuell vorhandenen Komorbiditäten bzw. Folgeerkrankungen motiviert werden.
Interaktion
Der Patient soll sich im Gespräch mit anderen Betroffenen emotional entlasten und über bewährte
Möglichkeiten der Alltags- oder Krankheitsbewältigung austauschen
Tabelle1: Interventionsziele der psychoedukativen Gruppe für Patienten mit einer ADHS im
Erwachsenenalter (aus D’Amelio et al. 2008, S. 31)
Aus Tabelle 1 ist ersichtlich, dass der Patient im Rahmen einer psychoedukativen Intervention
zunächst über die vorliegende Störung sowie die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen
Behandlungsmöglichkeiten ausreichend informiert wird (► edukativer Anteil im Rahmen von
Psychoedukation), damit er in Abstimmung mit seinem Therapeuten, eine für ihn „passende“
Therapieentscheidung treffen kann. Dies stellt sicher eine wesentliche Voraussetzung dar, um
Therapie-Compliance
und
Behandlungszufriedenheit
zu
erhöhen.
Außerdem
gilt
es
im
psychotherapeutischen Anteil von Psychoedukation, mit dem Patienten Fertigkeiten und Strategien zu
erarbeiten, die es ihm ermöglichen, trotz bzw. mit der ADHS-Symptomatik seinen Alltagsaufgaben
(besser)
nachzukommen.
Dazu
müssen
zum
einen
„Problemfelder“
(problematische
Alltagssituationen, Verhaltensweisen und Einstellungen) identifiziert und analysiert werden. Zum
anderen bedarf die Generierung und Umsetzung von Lösungen, dass man sich seiner Stärken
bewusst wird. Sicherlich weisen Betroffene mit ADHS eine beträchtliche Anzahl von positiven
Eigenschaften und Kompetenzen auf, die es zur Umsetzung von Lösungen und zur Führung eines
zufrieden stellenden Lebens mit ADHS zu nutzen gilt. Da viele der Patienten im Verlauf ihrer
lebenslangen Auseinandersetzung mit ADHS bereits Wege und Mittel gefunden haben, die ihnen die
Bewältigung des Alltags mit der Erkrankung erleichtern, gilt es diesen Erfahrungsschatz an hilfreichen
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Strategien und Techniken untereinander auszutauschen, so dass Betroffene ihre Kompetenzen im
Umgang mit der ADHS (weiter) ausbauen können. In der folgenden Tabelle 2 ist beispielhaft einen
Überblick über den Ablauf und die Inhalte des bislang einzigen deutschsprachigen manualisierten
Therapieprogramms zur Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter abgebildet (D’Amelio et al.
2008):
1
Kennenlernen und
Organisatorisches
2
Was ist ADHS und wie entsteht
ADHS?
3
Wie kann man ADHS behandeln?
4
Mein (soziales) Leben mit ADHS
5
Wie gehe ich mit mir um?
Selbstbild und Selbstwert
6
Von Chaos und Kontrolle –
(Selbst-) Organisation im Alltag
7
Stressmanagement
8
Impulskontrolle
Selbstmodifikation von
problematischen Verhalten
Stimmungsregulation und
Vorstellung der Teilnehmer
Organisatorisches und Terminabsprache
„Regeln für eine gute Zusammenarbeit“
Individuelle Therapieziele
ADHS-Wissenfragebogen
Symptome der ADHS
Neurobiologichen Grundlagen der ADHS
ADHS assoziierten Komorbiditäten
Pharmakologische und psychologische
Behandlungsmöglichkeiten bei ADHS
Pharmakologische und psychologische
Behandlungsmöglichkeiten bei ADHS assoziierten
Komorbiditäten
Besonderes Potential von Menschen mit ADHS
Problematische und Positive Anteile meiner ADHS
ADHS in sozialen Interaktionen
Besprechung der Anteile der ADHS, die sozial als
problematisch erachtet werden
Wie gehe ich mit mir um? Der innere Trainer
Diskussion: Optimist oder Pessimist?
Individuelle Stärken und Kompetenzen
Chaosstifter & Ordnungshalter
Strategien und Techniken zur Alltagsstrukturierung
„Jäger und Farmer“ Metapher
psycho-somatische Grundlagen von Stress und
Stressreaktion
Externe und Interne Stressoren
Methoden zur Stress-Prophylaxe, -Management
und -Regeneration
Der Stimmungsbarometer
(Mehr) Selbstkontrolle bei Wut und Ärger
Stimmungsregulierende Maßnahmen
Grundlagen der Selbstmodifikation
Schema zur Analyse und zur Veränderung von
problematischem Verhalten
Subjektive Akzeptanz der ADHS spezifischen
Medikation
Rückblick
und Würdigung
10
Ausklang und Verabschiedung
Vereinbarung des 1. Nachtreffens
Evtl. Überführung in eine Selbsthilfegruppe
Durchführung des ADHS-Wissensfragebogens
Verabschiedung der Teilnehmer
Tabelle 2: Überblick über die Themenschwerpunkte der Sitzungen 1 bis 10 der psychoedukativen
9
Gruppe für Patienten mit ADHS im Erwachsenenalter (aus D’Amelio et al. 2008, S 47-48)
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Ausblick und Fazit
Orientiert man sich an den deutschen Leitlinien zur Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter, so
wird analog zur Behandlung der Störung bei Kindern und Jugendlichen auch bei der adulten ADHS
die
Kombination
medikamentöser
und
psychotherapeutischer
Ansätze
empfohlen.
Diese
Vorgehensweise berücksichtigt die Tatsache, dass ADHS eine komplexe Störung darstellt, die mit
verschiedenen Problemen auf einer biologischen, psychologischen und sozialen Ebene einhergeht.
Dementsprechend muss davon ausgegangen werden, dass sich das Ergebnis der Behandlung durch
die gleichzeitige oder sequentielle Anwendung unterschiedlicher Therapieansätze optimieren lässt.
Insofern ist Psychoedukation als ein wichtiger Baustein in der Therapie der adulten ADHS zu
betrachten, der gemeinsam mit weiteren Behandlungselementen zum Einsatz kommen sollte. Dies
umso mehr, als dass Psychoedukation adaptiv ist und sich den Gegebenheiten vor Ort anpasst, d.h. in
einem ambulanten, wie auch teilstationären oder stationären Umfeld umsetzen lässt. In diesem Sinne
kann Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter als Instrument zur psychotherapeutischen
„Basisversorgung“ (i.S. eines „stepped care“) aufgefasst werden, das sich bei Bedarf mit den anderen
Bausteinen einer multimodalen störungsspezifischen Therapie kombinieren lässt.
Begriffsdefinition „Coaching“
Mit dem Fachbegriff „Coaching“ wird ein interaktiver, personenzentrierter Beratungs- und
Begleitungsprozess beschrieben mittels dem ein Klient, unterstützt durch einen Coach, seine
Lebensgestaltung in einem definierten Lebensbereich optimieren möchte (Rauen 2002). Insgesamt
zielt Coaching auf die Optimierung der Selbstmanagement- bzw. Selbstregulationsfähigkeiten des
Klienten im beruflichen und/ oder privaten Kontext ab. Der Coach gibt dabei keine direkte
Lösungsvorschläge vor, sondern unterstützt den Klienten, eigene Lösungswege für die angestrebten
Veränderungen zu entwickeln (Migge 2007). In diesem Sinne ist Coaching als eine professionell
angeleitete „Hilfe zur Selbsthilfe“ aufzufassen. Im Gegensatz zur Psychotherapie werden beim
Coaching „traditionell“ keine Störungen mit Krankheitswert behandelt, auch wenn die eingesetzten
Strategien und Techniken durchaus verschiedenen lösungsorientierten Psychotherapieverfahren bzw.
–Schulen entliehen sind (Rauen 2007). Aus diesem Grund richtet sich Coaching prinzipiell an
Personen, die ihre Probleme zwar auch alleine lösen bzw. ihre Ziele selbstständig angehen könnten,
dies aber mit professioneller Unterstützung schneller oder effektiver tun möchten (Migge 2007).
Coaching findet sowohl im Einzelsetting, wie auch in Gruppen bzw. Teams statt und ist heutzutage
nicht mehr auf den wirtschafts- oder sportlichen Sektor beschränkt, sondern hat sich auch im
Bildungs- und Sozialbereich etabliert (Rauen 2002).
Störungsspezifisches Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter
„Coaching assists clients with AD/ HD to stay focused on their goals, face obstacles, address core
ADD-related issues like time management, organization, and self-esteem, gain clarity and function
more effectively” (Ratey et al. 2002, http://www.add.org/articles/coachingguide.html). Wie aus obiger
Definition ersichtlich, bezeichnet ADHS-Coaching einen individualisierten und maßgeschneiderten
Beratungs- und Begleitprozess im Einzelsetting, mit dem Ziel den ADHS-Betroffenen bei der Tages-
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und Alltags-Strukturierung und allgemein bei der (besseren) Bewältigung von Aufgaben im privaten
oder beruflichen Kontext zu unterstützen, um damit mittelfristig ein Mehr an Selbstbestimmung bzw. Wirksamkeit und Lebensqualität zu erlangen (Ryffel-Rawak 2003, Migge 2007). Der Coach wirkt dabei
als Katalysator und fördert, unterstützt und begleitet die von seinem Klienten erstrebten
Veränderungen im Rahmen einen konkreten Veränderungsprojektes, indem er diesen: „...berät,
Taktiken vermittelt, anleitet, anfeuert, Rückmeldung gibt, lobt“ (nach Hesslinger et al. 2004, S. 71).
Dies geschieht bei Bedarf auch vor Ort, d.h. in der unmittelbaren Lebensumwelt des Klienten (z.B. in
dessen Wohnung). In der folgenden Tabelle 3 sind überblicksartig die wichtigsten Merkmale und Ziele
eines ADHS spezifischen Coaching dargestellt:
Fokus auf Veränderung:
Zielgerichtetes, Lösung zentriertes und Ressourcen orientiertes Vorgehen. unter Einsatz der
Elemente: Planung, Handlung, Reflexion und Generalisierung
Sequentielles anstatt paralleles (be-) Arbeiten:
Immer nur ein konkretes Anliegen bzw. „Veränderungsprojekt“ zur selben Zeit bearbeiten bzw.
erfolgreich zum Abschluss bringen, bevor ein neues angegangen wird.
Graduiertes Vorgehen:
Beständige Ziel-Annäherung durch die sukzessive Abarbeitung von machbaren Teil-Schritten, bis
hin zur Erreichung eines vorher definierten SOLL-Zustandes.
Nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe:
Verzicht auf „Ratschläge“, stattdessen Motivierung, Beratung und Unterstützung durch den ADHSCoach.
Schulung bzw. (Re-)Aktivierung von Analyse-, Strukturierungs- und Problemlöse-Fertigkeiten.
Darauf achten, dass der Klient seine Selbstwirksamkeits-Überzeugung stärkt indem er Erfolg(-e)
internal attribuiert und damit an seinen Problem-Lösungen „wachsen“ kann.
Regelmäßige Überprüfung, ob die Hilfestellung durch den ADHS-Coach noch indiziert ist, oder ob
der Klient sein nächstes „Veränderungsprojekt“ bereits selbstständig umsetzen kann.
Tabelle 3: Merkmale eines ADHS-Coaching (aus D’Amelio 2008, S. 132)
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Insgesamt zielt Coaching auf die Optimierung der Selbstmanagement- und SelbststrukturierungsFertigkeiten des Klienten ab: dieser soll sein Leben selbst regulierend, d. h. ohne externe
professionelle Hilfe gestalten und seine Ziele mit seinem tatsächlichen Leben bzw. sein tatsächliches
Leben mit seinen Zielen in Einklang bringen (Kanfer et al. 2000). Dies bedeutet, dass auch im
Rahmen eines ADHS spezifischen Coaching die Anleitung zur Selbsthilfe im Vordergrund steht und
der Klient dadurch in die Lage versetzt werden soll, sich in Zukunft und bei der Bewältigung weiterer
Probleme adäquat selbst zu coachen. Um seinen Klienten bei diesem Veränderungs- bzw.
Optimierungsprozess optimal unterstützen zu können, sollte ein ADHS-Coach ein fundiertes und
wissenschaftlich begründetes Wissen über das Störungsbild ADHS aufweisen, sowie profunde
Kenntnisse in den Bereichen: Strukturierung, Problem-Analyse und –Lösung sowie RessourcenAktivierung besitzen; dies alles am besten in Kombination mit einer Weiterbildung in einem
handlungsbezogenen
und
lösungszentrierten
psychotherapeutischen
Verfahren.
In
diesem
Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die Begriffe „Coach“ bzw. ADHS-Coach“ gesetzlich nicht
geschützt sind und demnach dieser Titel von jeder Person geführt werden kann. Entsprechend verhält
es sich mit den derzeit verfügbaren Angeboten zu einem „ADHS spezifischen Coaching“. Des
Weiteren muss festgestellt werden, dass bislang weder international, noch im deutschsprachigen
Raum einheitliche bzw. verbindliche Ausbildungsinhalte für ein ADHS spezifisches Coaching erstellt
worden sind (vgl. dazu http://www.add.org, http://www.adhdcoaches.org und http://www.adhsdeutschland.de). Es wurden bislang auch noch keine verbindlichen bzw. von den Fachgesellschaften
akkreditierten Kriterien formuliert, wie ein Coaching-Prozess bei Betroffenen im Erwachsenenalter mit
ADHS zu strukturieren bzw. durchzuführen ist (vgl. dazu Ratey et al. 2002, Ryffel-Rawak 2003).
Bezüglich der Bewertung der Effektivität eines ADHS spezifischen Coaching kann bislang nur auf eine
australische Studie mit einer relativ kleinen Anzahl (N= 22) von Probanden verwiesen werden, in der
mit guten Ergebnissen eine kognitiv-verhaltenstherapeutischen Intervention mit einem ADHS
spezifischen Coaching im Einzelsetting kombiniert wurde („cognitive remediation programme“,
Stevenson et al. 2002). Für den deutschsprachigen Raum dagegen liegen bislang noch keine
wissenschaftlichen Daten über die Effektivität eines ADHS spezifischen Coaching vor. Allerdings kann
hier seit kurzem auf ein manualisiertes Konzept zu Ablauf und Inhalten eines ADHS spezifischen
Coaching zurückgegriffen werden (s. dazu D’Amelio 2008, S. 129-148), das im folgenden Abschnitt
skizziert werden soll.
Der Coaching-Prozess bei ADHS: Ein 8 Phasen umfassendes Stufenmodell
ADHS-Coaching kann als ► Problem-Lösungs-Prozess aufgefasst werden, der verschiedene
aufeinander abgestimmte Phasen bzw. Stufen (s. folgende Abbildung 1) umfasst, die i. S. einer
„Erfolgsleiter“ sukzessive durchlaufen werden, bis zum Erreichen eines zuvor definiertes Zieles.
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Stabilisierung des
Erfolges
Ziel-Erreichung
Umsetzung
Strukturierung & Planung:
Erarbeitung von Maßnahmen zur
Zielerreichung
•
Klärung des SOLL-Zustandes:
Ziel-Bestimmung
Klärung des IST-Zustandes:
Problem-Beschreibung und -Analyse
Identifikation von Ressourcen
Orientierungsphase:
Klärung des Anliegens, Identifikation von
Problembereichen und Auswahl des zu
bearbeitenden Problems
Abbildung 1: die 8 Stufen im ADHS-Coaching (aus D’Amelio 2008, S. 133)
Dabei soll der Klient im Rahmen eines konkreten Anliegens (“Veränderungsprojektes“) mittels ►
Handlung einen als problematisch erlebten Zustand solange modifizieren, bis ein bestimmter (vorher
definierter) wünschenswerter Ziel-Zustand hergestellt ist. Damit überhaupt zielgerichtetes Handeln
möglich ist, müssen allerdings zunächst entsprechende Maßnahmen zur Erreichung des erwünschten
SOLL-Zustandes entwickelt bzw. gefunden werden, was eine sorgfältige ► Planung voraussetzt. Die
geplanten Maßnahmen sind dann bei Bedarf so lange zu modifizieren und zu optimieren, bis IST- und
SOLL-Wert endlich übereinstimmen. Durch ► Reflektion kann sich der Klient dann bewusst machen,
wie (d.h. durch welche Vorgehensweisen und unter Einsatz welcher Ressourcen, Strategien und
Handlungsweisen) er letztendlich seinen Zielpunkt bzw. aktuelles Etappen-Ziel („Meilenstein“) im
Rahmen seines Veränderungsprojektes erreichen konnte. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass der
Klient an seinen „Lösungen wachsen kann“ und somit in der Lage ist, die angewendeten Maßnahmen
auch zur Lösung weiterer Probleme bzw. zur Erreichung weiterer (Teil-) Ziele im Rahmen seines
aktuellen „Veränderungs-Projektes“ zu verwenden. Dies wird als ► Generalisierung bezeichnet und
sollte aus den genannten Gründen fester Bestandteil eines jeden ADHS-Coaching sein.
Ausblick und Fazit
Coaching kann als weiterer wichtiger Baustein im Rahmen einer multimodalen Behandlung der ADHS
im Erwachsenenalter angesehen werden, da diese eine „maßgeschneiderte“ Hilfe zur Selbsthilfe
darstellt, die bei Bedarf im unmittelbaren Lebensumfeld des Betroffenen durchgeführt wird und diesem
zu einer besseren Selbst- und Alltagsstrukturierung verhelfen soll. Einschränkend muss allerdings
gesagt werden, dass bislang kaum strukturierte bzw. manualisierte Konzepte zur inhaltlichen
Strukturierung bzw. zum Ablauf eines ADHS spezifischen Coaching vorliegen. Genauso wenig gibt es
zurzeit verbindliche bzw. allgemein akzeptierte Kriterien für eine spezifische, auf die Belange von
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ADHS-Betroffenen ausgerichtete Coaching-Weiterbildung. Aus den genannten Gründen lässt sich
zurzeit, zumindest für den deutschsprachigen Raum, nicht abschätzen, inwieweit bereits qualifizierte
Coaches zur Betreuung von Patienten mit ADHS zur Verfügung stehen. Des Weiteren muss in
(weiteren) wissenschaftlichen Studien evaluiert werden, in welchen Bereichen bzw. Ausmaß
Betroffenen durch ein ADHS spezifischen Coaching profitieren können.
Weiterführende Literatur
Deutschsprachige Therapiemanuale:
D’Amelio R, Retz W, Philipsen A, Rösler M (Hrsg.) (2008) Psychoedukation und Coaching ADHS
im Erwachsenenalter. Manual zur Leitung von Patienten- und Angehörigengruppen. München:
Urban & Fischer, Reihe: Im Dialog
Hesslinger B, Philipsen A, Richter H (2004) Psychotherapie der ADHS im Erwachsenenalter - Ein
Arbeitsbuch. Göttingen: Hogrefe
Lauth, G.W.; Minsel, W.-R. (2009) ADHS bei Erwachsenen. Diagnostik und Behandlung von
Aufmerksamkeits-/ Hyperaktivitätsstörungen. Therapeutische Praxis. Göttingen: Hogrefe
Safren SA, Perlmann CA, Sprich S, Otto MW (2008) Kognitive Verhaltenstherapie der ADHS im
Erwachsenenalter. Berlin: Medizinisch wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
Weitere Literatur:
Ramsey JR & Rostain AL (2008) Cognitive Behavioral Therapy for adult ADHD. An integrative
Psychosocial and Medical Approach. New York: Routledge
Ratey NA, Jaksa P & The ADDA Subcommittee on AD/HD Coaching (2002) The ADDA Guiding
Principles for Coaching Individuals with Attention Deficit Disorder. National ADDA
(http://www.add.org/articles/coachingguide.html)
Ryffel-Rawak D (2003) Coaching bei ADHS. http://www.adhs.ch/download/ADHS-Coaching.pdf
Safren SA, Otto MW, Sprich S, Winett CL, Wilens TE, Biederman J (2005) Cognitive-behavioral
therapy for ADHD in medication-treated adults with continued symptoms. Behav Res Ther 2005;
43: 831–42
Stevenson CS, Whitmont S, Bornholt L, Livesy D, Stevenson RJ (2002) A cognitive remediation
programme for adults with attention deficit hyperactivity disorder. Aust N Z J Psychiatry 36: 610–
616
Wiggings D, Singh K, Getz H, Hutchins D. (1999) Effects of brief group intervention for adults with
ADHD, J Ment Health Counseling, 21: 82-92
Zylowska L, Ackerman DL, Yang MH, Futrell JL, Horton NL, Hale TS, Pataki C, Smalley SL (2008)
Mindfulness meditation training in adults and adolescents with ADHD: a feasibility study. J Atten
Disord, 11(6):737-46
Diagnostik/ Testbatterie:
HASE - Homburger ADHS-Skalen für Erwachsene. Untersuchungsverfahren zur syndromalen und
kategorialen Diagnostik der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im
Erwachsenenalter (2007) Rösler M, Retz-Junginger P, Retz W, Stieglitz R-D. Göttingen: Hogrefe
11
Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar,
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Überblick über die Inhalte der einzelnen Sitzungen der Psychoedukativen Gruppe
für Angehörige von Patienten mit ADHS (sämtliche Materialien aus: D’Amelio R, Retz W, Philipsen A,
Rösler M (Hrsg.) (2008) Psychoedukation und Coaching ADHS im Erwachsenenalter. Manual zur Leitung von Patientenund Angehörigengruppen. München: Urban & Fischer, Reihe: Im Dialog)
1
Vorstellung, Vereinbarungen, Vorstellung der Gruppenleiter und Teilnehmer,
Klärung
Klärung von Erwartungen und Grenzen, Organisatorisches,
Terminabsprachen, „Schweigepflicht“
2
3
Neurobiologie und
Symptomatik und diagnostische Kriterien der ADHS im
Krankeitsmodell der ADHS im
Erwachsenenalter, Subtypen (ADHS/ADS), Neurobiologie
Erwachsensenalter
und Krankheitsmodell, Vor- und Nachteile von ADHS
Komorbiditäten bei ADHS
Besprechung von Sucht, Depression und Angststörungen
als häufigste Komorbiditäten bei ADHS
4
Medikamente und ADHS
Darstellung medikamentöser und nicht-medikamentöser
Behandlungsmöglichkeiten
der
ADHS
und
deren
Komorbiditäten; Information über örtliche Anlaufstellen
5
Besonderheiten der
Definition von Impulsivität und Impulskontrolle, Darstellung
Impulskontrolle bei ADHS
der Störung der Impulskontrolle als häufiges Symptom bei
ADHS, Besprechung von Möglichkeiten des eigenen
Umgangs damit
6
Besonderheiten im Umgang
Thematisierung
mit Organisation und Stress
Überstimulation
bei ADHS
Aktivierungs-Leistungskurve,
des
bei
Problems
ADHS
der
unter
Unter-
Einbeziehung
Besprechung
und
der
von
Organisations- und Strukturierungshilfen für Erwachsene
mit ADHS
7
Besonderheiten der
Darstellung der Primäremotionen und deren Funktionen
Gefühlsregulation bei ADHS
(v.a. Wut und Ärger) und Verbindung zur Impulsivität bei
ADHS
8
Auswirkungen der ADHS auf
Erfahrungsaustausch
Beziehungen
Auswirkung der ADHS auf ihre zwischenmenschlichen
unter
den
Teilnehmern
zur
Beziehungen; Aktivierung eigener Ressourcen
9
Klärung offener Fragen und
Besprechung offen gebliebener Fragen, Rückmeldung und
Abschluss
Verbesserungsvorschläge,
mögliche
Überführung
in
Selbsthilfegruppe, Abschied
(10) Nachtreffen
Rückmeldung der Teilnehmer zu Verlauf und Befindlichkeit
seit Beendigung der Gruppe und ggf. zum Verlauf der
Selbsthilfegruppe,
Klärung
von
zwischenzeitlich
neu
aufgetretenen Fragen
Tab. 6.1Inhalte der Gruppensitzungen mit Angehörige: (Philipsen A & Richter H, aus D’Amelio et al.
2008, S 84)
12
Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar,
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20 Fragen zur ADHS
Bitte kreuzen sie jeweils die Antwort an, die nach Ihrer Meinung zutrifft
richtig
falsch
weiß
nicht
1.
ADHS ist eine Störung, die auch erst im Erwachsenenalter
entstehen kann
2.
Bei ADHS liegt eine Störung der Frontalhirnfunktionen vor
3.
Mit der richtigen Ernährung kann man ADHS effektiv behandeln
4.
Zur medikamentösen Behandlung der ADHS eignen sich
Stimulanzien und Tranquillizer (Beruhigungsmittel)
5.
Stimulanzien dürfen nicht auf Dauer angewendet werden, da die
Gefahr besteht, davon süchtig zu werden
6.
Erwachsene mit ADHS leiden oft auch an Depressionen und
Ängsten
7.
Bei ADHS ist eine medikamentöse Behandlung nur vertretbar,
wenn alle anderen Maßnahmen versagt haben
8.
Soziale Probleme sind bei Menschen mit ADHS eher die
Ausnahme
9.
Die Wahl der Therapie bei ADHS hängt von der Ausprägung der
Symptome und den Folgen für den Betroffenen ab
10. Die Symptome der ADHS wandeln sich vom Kindes- ins
Erwachsenenalter
11. Stimmungsschwankungen gehören nicht zum Krankheitsbild der
ADHS im Erwachsenenalter
12. Dopamin ist ein Botenstoff, der Signale von einer Nervenzelle auf
die nächste überträgt
13. Psychotherapie hilft dabei, mit den Symptomen der ADHS besser
umzugehen
14. Bei ADHS sind die so genannten „Exekutivfunktionen“ gestört,
die durch Teile des Großhirns gesteuert werden
15. Antidepressiva helfen nicht bei ADHS, sondern nur gegen
begleitende Depressionen
16. Hyperaktivität steht auch bei Erwachsenen mit ADHS in der Regel
im Vordergrund
17. ADHS lässt sich im Erwachsenenalter nur schlecht behandeln,
weil das Gehirn sich dann nicht mehr verändert
18. ADHS tritt in Familien oft gehäuft auf, da genetische Faktoren
ADHS mit verursachen
19. Stimulanzien blockieren die Wiederaufnahme von Dopamin in die
Nervenzelle
20. Umwelteinflüsse sind für die Entstehung von ADHS von
Bedeutung
D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 1. Sitzung / Handout 1.4
13
Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar,
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Psychoedukation bei ADHS
- 10 Tipps zur Medikamenteneinnahme Besprechen Sie die Medikamenteneinnahme mit Ihrem Arzt. Lassen Sie sich vom
Arzt einen Verordnungsplan aushändigen – halten Sie sich an diesen!
Planen Sie mit dem Arzt rechtzeitig den nächsten Wiedervorstellungstermin so,
dass Ihnen die Medikamente nicht ausgehen.
Bewahren Sie die Medikamente an einem festen Ort auf, wo Sie sie immer finden.
Damit Sie die Einnahme des Medikaments nicht vergessen, sind Routinen
nützlich (z.B. Ablage in der Küche bei der Kaffeemaschine, im Bad beim
Rasierapparat).
Verbinden Sie die Medikamenteneinnahme mit einer anderen Tätigkeit, die sie
jeden Tag ausführen müssen.
Lassen Sie sich durch die Alarmfunktion Ihrer Armbanduhr oder durch ein
zuverlässiges Familienmitglied an die Medikamenteneinnahme erinnern.
Dokumentieren Sie die Einnahme auf einem kleinen Block, den Sie mit der
Medikamentenschachtel zusammen aufbewahren. Einen Stift am besten gleich
mit in die Schachtel stecken.
Falls mehrere Einnahmezeitpunkte notwendig sind und Sie sich häufig außer
Haus aufhalten, richten Sie die Tabletten routinemäßig z.B. jeden Abend für den
Folgetag.
Stecken Sie die Tabletten am besten gleich nach dem Richten in eine Tasche des
Kleidungsstücks, das Sie am nächsten Tag anziehen werden.
Sprechen Sie vor längeren Urlauben und Auslandsreisen mit Ihrem Arzt über die
Medikation.
D’Amelio
et
al.
2008/
Psychoedukation
bei
ADHS
im
Erwachsenenalter:
3.
Sitzung
/
Handout
3.2
14
Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
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Psychoedukation bei ADHS
Abwägen – Besser MIT oder OHNE Medikamente?
Ich MIT Medikamente
Ich OHNE Medikamente
Fazit:
(WEITER) Medikamente
nehmen?
Keine Medikamente
nehmen?
D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 9. Sitzung / Handout 9.2
15
Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
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Psychoedukation bei ADHS
- Selbsthilfe im Alltag bei ADHS bedingten Problemen Bitte beantworten Sie bis zur nächsten Sitzung die folgenden Fragen:
In welchen Alltagssituationen machen sich bei Ihnen ADHS-Symptome besonders bemerkbar?
Durch welche speziellen Anforderungen werden sie ausgelöst?
Was könnte Sie daran ändern, um dieses Problem zu lösen bzw. um besser damit zu recht zu
kommen?
Was ist los?
Was ist die Ursache?
Was könnte ich ändern?
Ich werde mit dem Abwasch in
der Küche nicht fertig
Der Fernseher läuft nebenher
und ich werde immer wieder
abgelenkt
Ich schalte beim Abwasch den
Fernseher erst gar nicht ein.
Wenn
ich
Lust
habe
Fernzusehen, belohne ich mich
damit hinterher.
Ich bin völlig genervt, weil die
gleich Besuch kommt und das
Essen noch lange nicht fertig ist
Ich habe in der Zwischenzeit 3
Mal telefoniert, weil das Handy
geklingelt hat
Ich nehme mir vor das Handy in
Zukunft auszuschalten, wenn
ich eine wichtige Sache zu
erledigen habe. Erst wenn ich
fertig bin, schalte ich es wieder
an.
Situation1
Situation 2
Situation 3
D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 3. Sitzung / Handout 3.3
16
Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
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Psychoedukation bei ADHS
- Positive Anteile meiner ADHS GUTE Eigenschaft
Positive Reaktion aus der Umwelt
In ausweglosen Situationen finde ich eine „Daran hätte ich nicht gedacht, wie gut, dass
Lösung, auf die niemand sonst niemand
wir dich haben“
gekommen ist.
D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 4. Sitzung / Handout 4.1
17
Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
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Psychoedukation bei ADHS
- „Problematische“ Anteile meiner ADHS Problematische
Negative Reaktion aus
Eigenschaft
der Umwelt
Lösungsvorschlag
„Jetzt ist alles kalt. Beim Wir beschließen, dass ich
künftig rechtzeitig anrufe,
Zeit und komme deshalb zu nächsten mal fangen wir ohne
wenn ich nicht pünktlich aus
spät zum Essen nach Hause“ dich an“; Gefühl: Ärger
- „Ich verkalkuliere mich in der
dem Büro komme. Ich setze
mir
dafür
eine
Erinnerungsfunktion
ins
Handy. Meine Familie fängt
zu
einem
festgelegten
Zeitpunkt auch ohne mich an
zu essen.
D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 4. Sitzung / Handout 4.2
18
Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
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„ChaosStifter“
Ich entwerfe bei anfallenden Arbeiten keinen Plan,
sondern fange „irgendwo“ bzw. „irgendwie“ an
„OrdnungHalter“
vor Beginn einer Arbeit unnötige Ablenkungen und
Störungen ausschalten
Ich fange meist zu spät mit etwas an und verkalkuliere
mich zumeist auch mit der Zeit, die ich dazu brauchen
werde
während man etwas bearbeitet in regelmäßigen
Abständen überprüfen, ob man noch bei der Sache ist
(z.B. alle 10 Minuten Wecker zur Erinnerung stellen)
ich verzettele mich bei Arbeiten (komme vom
Hundertsten ins Tausendste) und lande dann häufig
dort, wo ich ursprünglich gar nicht hinwollte und bring
deshalb die Arbeit nicht zu Ende
Arbeitsbereich so gestalten, dass Ablenkungen
minimiert werden (z.B. Schreibtisch nicht ans Fenster
stellen)
ich kann bei längeren Arbeiten nicht bei der Sache
bleiben, schweife häufig innerlich ab oder vertrödele die
zur Verfügung stehende Zeit
Bei
langweiligen
Tätigkeiten
passende
„Nebenbeschäftigung“ finden, so dass innere Unruhe
abreagiert werden kann und die Gedanken leichter bei
der Sache bleiben (z.B. im Unterricht nebenher Stricken
oder malen, damit man besser Zuhören kann)
Ich schreib mir Termine nicht sofort auf und vergesse
sie dann häufig
Wichtiges zuerst erledigen; Kleinigkeiten sofort
erledigen; Unangenehmes zuerst erledigen, sich erst
danach mit was angenehmen belohnen
Sich nicht zu viel vornehmen, sondern große Aufgaben
immer in kleine „machbare“ Teilbereiche aufteilen
(„Mundgerechte, Essbare-Portionen-Taktik“), damit man
nie das Gefühl bekommt, vor einem unüberwindbaren
Berg zu stehen
(wiederkehrende) Abläufe
Wochenplänen strukturieren
Rituale einhalten (z.B. Essenzeiten, aber auch Wäsche
bügeln usw. immer zur gleichen Zeit bzw. am selben
Tag)
höchstens 60% der Zeit pro Tag verplanen, der Rest
wird für Unerwartetes und „Trödeleien“ benötigt
für anfallende Arbeiten Ablaufpläne schreiben (Was –
Wann – Wie – Wo- bis Wann – Mit Wem)
Einfälle bzw. Ideen sofort in ein Notizbuch schreiben,
dass man immer bei sich trägt
Nur EINEN Kalender nutzen, in den alle Termine notiert
werden – keine Zusage geben, ohne diesen kontrolliert
zu haben
Wichtige Termine auch in die „Erinnerungsfunktion“ des
Handy einprogrammieren; zusätzlich gute Freunde
bitten, einen rechtzeitig daran zu erinnern
Gedächtnisstützen
sichtbar
anbringen;
wichtige
Sachen, die unbedingt mitgenommen werden sollen, in
den Weg zur Haustür legen
Tasche abends packen, zuvor „Checkliste“ schreiben,
was alles rein muss bzw. mitgenommen werden muss.
Dinge im Haushalt einen festen Platz zuweisen und
diese immer an die gleiche Stelle ablegen, so dass
automatisch mehr Ordnung gehalten wird
Bei unerwarteten Anfragen von Arbeitskollegen –
Freunden oder Bekannten, ob man etwas tun kann oder
aushelfen kann, „Spielraumtechnik“ einsetzen und
antworten: „Ich muss kurz nachschauen, ob das geht
und sag dir gleich bescheid“. Dann zuerst
Terminkalender überprüfen und überlegen ob das
zeitlich geht und ob ich mir das zumuten will/ kann
Anstatt eines Terminplaners habe ich nur eine
ungeordnete „Zettelwirtschaft“; diese Zettel gehen dann
öfters verloren, so dass ich keinen Überblick über meine
Termine habe
Ich habe verschiedene Terminplaner und komme
deshalb mit meinen Terminen durcheinander
Wenn mich irgend jemand um eine Gefallen bittet,
dann sag ich sofort zu, ohne zu überlegen, ob ich dies
zeitlich bzw. inhaltlich überhaupt leisten kann
Ich nehme mir meist zu viel vor und sehe dann nur
noch einen unüberwindbaren Berg vor mir
Ich drück mich vor unangenehmen Arbeiten und mach
zuerst alles was mir leicht fällt und/ oder mich
interessiert
Wenn ich „gute Einfälle“ habe, dann lass ich alles
stehen und liegen und gehe diesen nach
Ich leg zuhause alles „irgendwo“ hin, vergesse dies
aber und finde es dann nicht mehr
Ich habe für ungeliebte Routineaufgaben (z.B. Post
beantworten,
Bügeln)
keine
festgelegten
–
wiederkehrenden Zeiten, sondern mache das eher nach
„Lust und Laune“ bzw. immer dann, wenn die Arbeit
nicht mehr umgangen werden kann; dadurch ist die zu
bewältigende Menge meist viel zu groß und ich bin noch
demotivierter. Ein Teufelskreis.
Ich schiebe anfallende Aufgaben weit von mir weg,
indem ich mir sage „das hat auch noch bis morgen Zeit“
Ich packe meine Tasche erst am morgen unter
Zeitdruck und vergesse dadurch die Hälfte
mittels
Tages-
und
Tab. 5.10 : Auswahl von Aussagen von Teilnehmern zu deren persönlichen „ChaosStifter“ und
„OrdnungHalter (aus D’Amelio et al. 2008, S 84)
19
Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
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Coaching bei ADHS
- Der Ordnungsmanager Tägliche Aufgaben
Was muss getan werden?
Wöchentliche Aufgaben
Was muss getan werden?
Selten anfallende Aufgaben
Was muss getan werden?
Wann muss es
getan werden?
Wann muss es
getan werden?
Wann muss es
getan werden?
D’Amelio et al. 2008/ Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter: Handout C 11
20
Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
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Psychoedukation bei ADHS
- Was HEUTE zu SCHAFFEN ist! Meine Tagesliste Bitte tragen Sie in diese Tagesliste alle Aufgaben ein, die HEUTE noch von Ihnen
erledigt werden müssen:
Was ist HEUTE unbedingt zu tun?
Um
wie
viel Uhr?
Bis wann?
Erledigt?
Bitte tragen Sie in die folgende Liste alle Aufgaben ein, die heute nicht erledigt
worden sind und/ oder diese Woche unbedingt noch von Ihnen erledigt werden
müssen:
Diese Woche UNBEDINGT noch zu erledigen
Bis Wann?
D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 6. Sitzung / Handout 6.3
21
Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
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Psychoedukation bei ADHS
- Anfangsblockaden ÜBERWINDEN Dieses Arbeitsblatt, kann Ihnen helfen, sich selbst angemessen zu motivieren und notwendige
Arbeiten bzw. Tätigkeiten RECHTZEITIG anzugehen:
Was GENAU muss Ich TUN? Bis wann?
Was passiert (mir), wenn ich nicht handele?
Was bringt es mir, wenn ich HANDELE? Warum ist das WICHTIG?
Wann muss ich spätestens BEGINNEN, damit ich RECHTZEITIG FERTIG werde?
Wie viel „Zeitpuffer“ für Unerwartetes und „Motivations-Tiefs“ habe ich in meiner Zeitrechnung
berücksichtigt? Ist das AUSREICHEND?
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ICH
schließe
ein
Abkommen
mit
mir
und
verpflichte
mich
SELBST,
am
__________________________ zu STARTEN und von da an ZIELSTREBIG zu arbeiten, damit
ICH das Ganze am ____________________________ noch RECHTZEITIG zu einem GUTEN
ABSCHLUSS bringe.
________________
(Datum)
_________________
(Unterschrift)
D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 6. Sitzung / Handout 6.4
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Psychoedukation bei ADHS
Kleine Emotions-Kunde
Subjektives
Gefühls-Erleben
Was geht mir dabei durch
Was spüre ich dabei?
den Kopf?
Gedanken/ Selbstgespräche
Was würde ich dann am
Was tue ich dann?
liebsten tun?
Körperliche Anzeichen
Zugehöriger Handlungsimpuls
Verhaltensweisen
Freude
Angst
Wut
Langeweile
Ärger
Traurigkeit
Enttäuschung
Stolz
Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 8. Sitzung / Handout 8.1
23
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Psychoedukation bei ADHS
Merkzettel! - Mein Stimmungsthermometer
Alles im GRÜNEN Bereich
GELB – Es wird Kritisch
Alarmstufe ROT
Achtung Gefahr!
Stopp! Sofort Gegensteuern!
Situationen/ Anlässe:
Woran merke ich es?
Weiter so! Alles was mir gut tut…
Maßnahmen:
Sich wieder runter regulieren!
Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 8. Sitzung / Handout 8.3
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Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
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Psychoedukation bei ADHS
Mein Notfallplan
Bitte schreiben Sie nun alles auf, was Ihnen hilft, die Kontrolle zu behalten, wenn Sie
sich in der Roten Zonen befinden:
Mir laut und deutlich: „STOPP!“ zu sagen Mir dabei auch ein STOPP!“ -Schild
vorzustellen
Tief Luft zu holen und innerlich bis 10 zu zählen
Mich sofort umdrehen und weggehen
Sofort den Raum verlassen und zum Stressabbau um den Block gehen
Eine Kurz-Entspannungsübung durchführen (z.B. PMR oder Atementspannung)
Mir die negativen Konsequenzen meines Handeln vorzustellen
Mich zufragen: „Passt das was du vorhast, zu deinem Selbstbild?“
Mir sagen: „Nur die Ruhe jetzt“
Mir vorstellen, das Ganze wäre nur ein Film und gehe mich gar nichts an
Mich an mein Ziel erinnern
….
D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 8. Sitzung / Handout 8.4
25
Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
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Coaching bei ADHS
- Der Innere Trainer Welchen „Inneren Trainer“ möchten Sie denn haben, insbesondere wenn es „hart auf
hart“ kommt?
Mein innerer Trainer soll...
Mich loben
JA
NEIN
Mich in schwierigen Zeiten unterstützen
Mir mit Rat und Tat bei Seite stehen
Mich an meine Stärken erinnern
Mich an frühere Erfolge erinnern
Mich daran erinnern, dass es wichtig ist
durchzuhalten
Mir Mut machen
An mich glauben
Mir sagen, dass ich es schaffe
Darauf achten, dass ich liebevoll und
(selbst-) unterstützend mit mir umgehe
D’Amelio et al. 2008/ Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter: Handout C9
26
Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
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Coaching bei ADHS
- Meine Stärken und Ressourcen Sie alle kennen den Spruch: „Man wächst an seinen Problemen“. Das stimmt nicht
ganz, denn: Es ist wahrscheinlich noch niemand an seinen Problemen gewachsen.
Zutreffender ist vielmehr:
Man wächst an seinen Lösungen und mit seinen Lösungen.
Bitte überlegen Sie, welche Stärken und Kompetenzen Sie haben:
► Etwas, was Sie gut können
► Eine Stärke von Ihnen
► Eine Eigenschaft die Sie an sich schätzen
► Etwas, was Sie oder andere an Ihnen mögen
Schreiben sie bitte (mindestens) 3 Ihrer guten oder liebenswerten Eigenschaften
bzw. Fähigkeiten oder Stärken auf dieses Blatt Papier:
Drei meiner guten, liebenswerten Eigenschaften bzw. Stärken
sind...
D’Amelio et al. 2008/ Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter: Handout C3
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Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
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Psychoedukation bei ADHS
Kleine Schule des Genießens - 7 Empfehlungen
Genehmige und gönne Dir Genuss
"Auch zum Genießen gehört ein Entschließen" - Sie können evtl.
Hemmungen oder schlechtes Gewissen beim Genießen überwinden. Sie
haben es sich redlich verdient!
Genieße bewusst
Schalten Sie evtl. Störungen aus und konzentrieren Sie sich beim Genießen
auf wenige Dinge. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit gezielt auf das, was Sie
genießen möchten!
Genieße auf Deine eigene Art
Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Über das Genießen auch nicht.
Was zählt, ist Ihre persönliche Art und Weise zu genießen. Es kann
angenehm spannend sein, dies herauszufinden. Um es dann immer wieder
zu tun!
Weniger ist oft mehr
Genießen lässt sich auch das Kleinste oder Alltäglichste. Für Genus ist
nicht die Menge, sondern allein die Qualität entscheidend. Übersättigen Sie
sich nicht mit unnötigen Mengen, und gönnen Sie sich das jeweils für Sie
Beste!
Übe Deine Sinne im Genießen
Indem Sie ihre Aufmerksamkeit ganz und gar auf ein Sinnes-Erlebnis
konzentrieren, z.B. Schmecken oder Riechen, dabei mehr und mehr Ihre
Sinne schärfen und immer wieder neue Nuancen entdecken!
Nimm dir Zeit zum Genießen
Genuss kann selten unter Zeitdruck erlebt werden. Aber oft genügt ein
Augenblick des Genießens!
Genuss liegt im alltäglichen
Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen, ein Lächeln, der Geruch von
frischem Brot, spielende Kinder, Vogelgezwitscher, ein Sonnenstrahl der
die Wolkendecke durchdringt...Öffnen Sie Ihre Sinne und der Genuss wird
Sie finden - gerade und besonders im Alltag!
D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 7. Sitzung / Handout 7.6
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Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010
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Coaching bei ADHS
- Allgemeine Informationen Wobei Kann Sie ein Coaching
Welche Schritte beinhaltet ein
unterstützen?
Coaching?
Besser
den
strukturieren
Alttag
zu
und
zu
eine belastende Situationen
bewältigen
Realistische
Sie schildern und analysieren
aus Ihrem Alltag
Lösungen
für
Sie
überlegen,
was
Sie
Ihre Probleme und Anliegen
(daran) ändern wollen und
zu entwickeln und diese auch
formulieren Ihr Ziel
beharrlich umzusetzen
Sich
erreichbare
angemessene
Ziele
und
Sie entdecken bzw. besinnen
sich auf ihre Stärken
zu
setzen und diese auch zu
Sie erarbeiten Lösungen und
finden Lösungs-Wege, um Ihr
realisieren
Ziel zu erreichen
Leistungs- und MotivationsBlockaden abzubauen und
Sie verhalten sich adaptiv
wieder (mehr) an sich zu
und verändern bei Bedarf
glauben
Ihren Plan
Ihr
Verhaltens-Spielraum
bzw.
–Möglichkeiten
erweitern
zu
Sie setzen diese LösungsAlternativen
so
lange
beharrlich um, bis Sie ihr Ziel
erreicht haben
D’Amelio et al. 2008/ Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter: Handout C1
29
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