Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Kriterien des Aufmerksamkeitsdefizits im DSM-IV (sechs oder mehr der neun Symptome von Unaufmerksamkeit müssen während der letzten sechs Monate ständig in einem nicht mit dem Entwicklungsstand zu vereinbarenden Ausmaß vorhanden gewesen sein) mit Beispielen für die bei Erwachsenen zu erwartenden Symptome Symptome des Aufmerksamkeitsdefizits nach DSM IV Symptomwandel im Erwachsenenalter Beachtet häufig Einzelheiten nicht oder macht Flüchtigkeitsfehler bei den Schularbeiten, bei der Arbeit oder bei anderen Tätigkeiten Mangelnde Konzentration beim Durchlesen schriftlich fixierter Aufgaben und Arbeitsanweisungen; bei mündlicher Auftragserteilung Unfähigkeit, so lange konzentriert zu bleiben, bis die Handlungsanweisung verinnerlicht ist Hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spielen aufrechtzuerhalten Subjektiv langweilige Aufgaben wie Routinearbeiten am Arbeitsplatz, regelmäßige Arbeitsabläufe oder uninteressant erscheinende Aufträge lösen eine erhöhte Ablenkbarkeit aus und führen damit zum Wechsel der Tätigkeit, wichtige und unwichtige Dinge sind gleichrangig. Scheint häufig nicht zuzuhören, Erwachsene sind häufig mit eigenen Gedanken beschäftigt, wenn andere ihn/sie oft noch von Vorkommnissen beeindruckt, bei denen ansprechen scheinbar etwas schlecht gelungen ist, und haben deshalb kein Ohr für die Umgebung. Führt häufig Anweisungen anderer nicht vollständig durch und kann Schularbeiten, andere Arbeiten oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht zu Ende bringen Erwachsene erfassen die Aufgabenstellung nur unvollständig und fühlen sich schnell von zu erledigender Arbeit überfordert; weil keine Gliederung der Arbeit vorgenommen werden kann, wechseln sie deshalb zu anderer "interessant" erscheinender Tätigkeit. Hat häufig Schwierigkeiten, Mangelhafter Überblick bei der Organisation von Arbeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu Wichtig und Unwichtig werden bei der Planung von organisieren Arbeitsabläufen nicht beachtet. Vermeidet häufig, hat eine Abneigung gegen oder beschäftigt sich häufig nur widerwillig mit Aufgaben, die länger andauernde geistige Anstrengungen erfordern Mangelnde Fähigkeit zur Gliederung von Arbeitsabläufen führt zu schnell eintretenden Überforderungsgefühlen, häufiger Stimmungswechsel verhindert konstante Arbeitsleistung, dies bedingt eine oft zu beobachtende Selbstentwertung. Verliert häufig Gegenstände, die Unfähigkeit, sich an Handlungen zurückzuerinnern (z. B. : er/sie für Aufgaben oder Wo habe ich meinen Schlüssel abgelegt?), bei starker Aktivitäten benötigt Reizoffenheit; Verlust der Fähigkeit geplant vorzugehen, keine Erinnerung an Ausgangssituationen, damit verbunden der Eindruck, sich ständig in einer unvorhergesehenen Situation zu befinden. Lässt sich öfter durch äußere Hohe Ablenkbarkeit bei großer Reizoffenheit durch schlecht Reize leicht ablenken steuerbare Konzentration und Fokussierung auf die Gesprächs- oder Arbeitssituation. Ist bei Alltagstätigkeiten häufig Häufig vorhandenes Gefühl, an vorzeitigem "Alzheimer" zu vergesslich leiden, weil der Tagesablauf als eine Aneinanderreihung von unvorhersehbaren Ereignissen wahrgenommen wird und damit die eigentlich geplanten Vorhaben in Vergessenheit geraten. 1 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Kriterien der Hyperaktivität und Impulsivität im DSM-IV (sechs oder mehr der neun Symptome müssen während der letzten sechs Monate ständig in einem nicht mit dem Entwicklungsstand zu vereinbarenden Ausmaß vorhanden gewesen sein) mit Beispielen für die bei Erwachsenen zu erwartenden Symptome Symptome der Hyperaktivität Symptomwandel im Erwachsenenalter und Impulsivität nach DSM IV Zappelt häufig mit Händen oder Erwachsene wippen mit den Füßen, lassen häufig das Füßen oder rutscht auf dem ganze Bein zittern, trommeln mit den Fingern auf Stuhl herum Tischplatten oder Armlehnen von Stühlen, gelegentlich verknoten sie ihre Beine oder schlingen sie um Stuhlbeine, um die motorische Unruhe zu kontrollieren, sie schlagen beim Sitzen ein Bein unter und haben oft Probleme mit Nägelkauen. Steht in der Klasse oder in anderen Situationen, in denen Sitzen bleiben erwartet wird, häufig auf Erwachsene vermeiden Langstreckenflüge, weil sie die erzwungene körperliche Ruhe nicht ertragen; Restaurant-, Theater- und Kinobesuche führen zu großer innerer Anspannung, weil wenig Gelegenheit zu Bewegung existiert. Läuft häufig herum oder klettert exzessiv in Situationen, in denen dies unpassend ist (bei Jugendlichen oder Erwachsenen kann dies auf ein subjektives Unruhegefühl beschränkt bleiben) Erwachsene lieben Berufe mit der Möglichkeit sich zu bewegen; sie sind häufig in Außendienstpositionen mit wechselnden Gesprächspartnern oder Orten zu finden, sie verzichten ungern auf ihr Handy, sie brauchen viele Reizquellen, sie möchten sich durch Außenreize stimulieren. Hat häufig Schwierigkeiten, ruhig zu spielen oder sich mit Freizeitaktivitäten ruhig zu beschäftigen Erwachsene treiben gerne Sportarten, die mit Risiko verbunden sind, wie Drachenfliegen, Bungee-Jumping oder Motorradfahren; die extreme Reizsituation führt zu einer intensiven Konzentrationsleistung, was von den Betroffenen als angenehm erlebt wird. Ist häufig "auf Achse" oder Hektisches Rennen vermittelt ein Gefühl von Lebendigkeit, handelt oftmals, als wäre er / sie deshalb auch der Versuch, ständig mehrere Arbeiten "getrieben" gleichzeitig zu bewältigen; das Hasten von Arbeit zu Arbeit entlastet von starker innerer Unruhe. Redet häufig übermäßig viel Die Sprechweise ist oft schnell und undeutlich, wird von der Umgebung häufiger als aggressiv erlebt, Gesprächspartner kommen kaum zu Wort, da der Betroffene schnell auf ein Thema hyperfokussiert ist, "Smalltalk" wird als langweilig empfunden. Platzt häufig mit den Antworten Die überbordenden Ideen müssen schnell formuliert werden, heraus, bevor die Frage zu bevor sie vergessen sind, es fehlt wie bei Kindern das "Stop Ende gestellt ist - Listen - Go". Kann nur schwer warten, bis er / Die andauernde innere Spannung äußert sich in Ungeduld sie an der Reihe ist gegenüber der Langsamkeit anderer, betroffene Mütter leiden unter der langsamen Auffassungsgabe ihrer Kinder bei den Hausaufgaben; Schlangestehen oder Stau beim Autofahren führen zu aggressiven Verhaltensweisen. Unterbricht und stört andere Mischt sich ungefragt in Gespräche ein. Wenn ein häufig (platzt z. B. in Gespräche Betroffener selbst nicht handeln soll, kommt in ihm schnell oder in Spiele anderer hinein) eine innere Unruhe auf, die dazu verleitet, die Arbeit selbst zu übernehmen. Beispiel: die tüchtige Mutter, deren Tochter keine Chance erhält, eigene Fertigkeiten zu entwickeln. 2 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Psychoedukation und Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter Begriffsdefinition „Psychoedukation“ Unter dem Fachbegriff „Psychoedukation“ werden systematische didaktisch-psychotherapeutische Interventionen zusammengefasst, die dazu geeignet sind, Patienten und ihre Angehörigen über die vorliegende Krankheit bzw. Störung zu informieren, das Krankheitsverständnis und den selbstverantwortlichen Umgang mit der Krankheit zu fördern und sie bei der Krankheitsbewältigung zu unterstützen (Goldmann 1988, Behrendt & Schaub 2005). Die Betroffenen sollen im Rahmen von psychoedukativen Interventionen zunächst umfassend über Ursachen, Diagnostik und aktuelle Therapiestandards bzw. –Optionen bezüglich der vorliegenden Störung aufgeklärt werden. Diese störungsbezogene Wissensvermittlung wird als ► edukativer Anteil im Rahmen von Psychoedukation bezeichnet und sollte nicht als Frontalunterricht konzipiert oder in Form eines Expertenvortrages durchgeführt werden. Vielmehr gilt es die relevanten Informationen gemeinsam zu erarbeiten, indem das störungsbezogene Erfahrungswissen der Betroffenen mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft verknüpft wird. Dies bedeutet, dass Psychoedukation vom Therapeuten eine spezifische, ressourcenorientierte und partnerschaftlich ausgerichtete therapeutische Grundhaltung erfordert, in der die Betroffenen als „eigentliche Experten ihrer Erkrankung“ wahrgenommen und gewürdigt werden (Behrendt & Krischke 2005). Des Weiteren zielen psychoedukative Interventionen auf eine Stärkung der Selbstakzeptanz und Wirksamkeitsüberzeugung, auf eine Förderung der individuellen Bewältigungsfähigkeiten und des eigenverantwortlichen Umgangs mit der Erkrankung ab (► psychotherapeutischer Anteil im Rahmen von Psychoedukation). Darüber hinaus soll mittels Psychoedukation auch die Therapie-Compliance und –Zufriedenheit professionellem der Betroffenen erhöht Hilfesystem erleichtert und der werden Umgang (Goldmann zwischen 1988). Die Betroffenen und Durchführung von Psychoedukation im Gruppensetting bietet gegenüber dem Einzelsetting den Vorteil, dass die Patienten in der Interaktion mit anderen Betroffenen feststellen können, dass ihre Störung bzw. „Besonderheit“ von anderen geteilt wird. Dieser Umstand kann bereits entlastend wirken, in dem sie beispielsweise die Vorstellung einer „von Schlechtigkeit geprägten Einzigartigkeit“ relativiert und damit zur Reduktion eines negativen Selbstbildes beiträgt. Des Weiteren können sich die Gruppenmitglieder untereinander emotional stabilisieren und sich gegenseitig bei der Generierung von Lösungen für störungsassoziierte Probleme unterstützen. In Erweiterung des ursprünglichen Konzeptes, werden in den aktuellen psychoedukativen Ansätzen auch Angehörige bzw. Bezugspersonen von Betroffenen betreut, entweder in Form von eigenen und/ oder im Rahmen von gemeinsamen psychoedukativen Gruppen mit den Betroffenen (sog.: ► „Trialog“). Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass mit dem Fachbegriff „Psychoedukation“ eine Interventionsform umschrieben wird, welche ihre Wurzeln in der kognitiven Verhaltenstherapie aufweist, sich adaptiv an verschiedene Settings (ambulant – teilstationär – stationär) anpasst, zumeist in Gruppenform durchgeführt wird und gleichermaßen die Komponenten: „Bildung“ (= „education“) 3 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] und: „psychotherapeutische Interventionen“ beinhaltet (Behrendt & Krischke 2005, Hornung 2000). Psychoedukation ist vor allem dann indiziert, wenn es sich um eine chronische Krankheit bzw. Störung handelt, deren Ausprägung und Verlauf sich mittels der „optimalen“ Ausnutzung von therapeutischen Optionen und die funktionale Anpassung bzw. Änderung des Lebensstils bzw. -haltung positiv beeinflussen lässt. Dies setzt zum einen den informierten Patienten voraus, der zum Experten seiner eigenen Störung geworden ist (► edukativer Anteil im Rahmen von Psychoedukation), wie auch den Erwerb von Selbstmanagement-Fertigkeiten bzw. Kompetenzen zur Selbstregulation (► psychotherapeutischer Anteil im Rahmen von Psychoedukation). Psychoedukation ist darüber hinaus strikt ressourcen- und lösungsorientiert ausgerichtet. Damit ist beispielsweise gemeint, dass mit dem Betroffenen erarbeitet wird, wie er (mehr) an sich „glauben“ bzw. seine eigenen Stärken bewusster wahrnehmen kann. Dies stellt häufig die Voraussetzung dar, um dann mittels therapeutischer Unterstützung weitere Fertigkeiten zu erwerben bzw. zu reaktivieren, die dem Patienten ein zufrieden stellendes Leben mit seiner Störung ermöglichen. Störungsspezifische Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter ADHS erfüllt alle Voraussetzungen, unter denen psychoedukative Interventionen als sinnvoll zu erachten sind. Es handelt sich um eine Störung, die häufig bis in das Erwachsenenalter persistiert und dann sowohl mit weiteren psychischen Beeinträchtigungen, als auch mannigfaltigen psychosozialen Folgen behaftet sein kann. Dies bedeutet, dass ADHS nicht „geheilt“ im Sinne von ursächlich behoben werden kann und es demnach darauf ankommt, möglichst einvernehmlich mit ADHS zu leben, was zumeist einer aktiven Anpassungsleistung des Betroffenen bedarf. Gerade die psychosozialen Folgen der ADHS, wie Partnerschaftsprobleme, geringes Selbstwertgefühl, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder rechtliche Probleme, sind beispielsweise einer rein pharmakologischen Behandlung kaum zugänglich und erfordern einen informierten Patienten, der sich aktiv am Behandlungsprozess beteiligt. Darüber hinaus ist es notwendig, Patienten mit ADHS bei der Modifikation dysfunktionaler Bewältigungsstrategien, Kompensationsversuche etwa von in Form von Vermeidungsverhalten, Organisationsdefiziten oder dem zwanghaft Gebrauch anmutender von Drogen, psychotherapeutisch zu unterstützen. Des Weiteren eignen sich insbesondere psychoedukative Interventionen im Gruppensetting, um Patienten mit ADHS im Erwachsenenalter zu verdeutlichen, dass sie ihre Probleme mit anderen Betroffenen teilen und sie deshalb nicht auf eine negative Art und Weise „einzigartig“ sind. Ziele psychoedukativer Interventionen bei ADHS im Erwachsenenalter Ziel psychoedukativer Interventionen ist es, den Patienten mit ADHS in die Lage zu versetzen, „seine ADHS nicht nur als Gegenwind zu erleben, sondern auch als Rückenwind zu nutzen“. 4 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Information Der Patient soll ausführlich über die Ätiologie, Symptomatik, Verlauf, Auswirkungen und Behandlungsoptionen der ADHS, des Weiteren über ADHS assoziierte Komorbiditäten und Folgeerkrankungen informiert werden. Coping Beim Patienten sollen Selbstmanagement- und Selbstregulations-Fertigkeiten angestoßen und (re)aktiviert werden, die ihm mehr Kontrolle über ADHS ermöglichen und seine Selbstachtung und Lebenszufriedenheit vergrößern. Compliance Der Patient soll zu einer weiterführenden, kontinuierlichen und konsequenten Behandlung der ADHS und eventuell vorhandenen Komorbiditäten bzw. Folgeerkrankungen motiviert werden. Interaktion Der Patient soll sich im Gespräch mit anderen Betroffenen emotional entlasten und über bewährte Möglichkeiten der Alltags- oder Krankheitsbewältigung austauschen Tabelle1: Interventionsziele der psychoedukativen Gruppe für Patienten mit einer ADHS im Erwachsenenalter (aus D’Amelio et al. 2008, S. 31) Aus Tabelle 1 ist ersichtlich, dass der Patient im Rahmen einer psychoedukativen Intervention zunächst über die vorliegende Störung sowie die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten ausreichend informiert wird (► edukativer Anteil im Rahmen von Psychoedukation), damit er in Abstimmung mit seinem Therapeuten, eine für ihn „passende“ Therapieentscheidung treffen kann. Dies stellt sicher eine wesentliche Voraussetzung dar, um Therapie-Compliance und Behandlungszufriedenheit zu erhöhen. Außerdem gilt es im psychotherapeutischen Anteil von Psychoedukation, mit dem Patienten Fertigkeiten und Strategien zu erarbeiten, die es ihm ermöglichen, trotz bzw. mit der ADHS-Symptomatik seinen Alltagsaufgaben (besser) nachzukommen. Dazu müssen zum einen „Problemfelder“ (problematische Alltagssituationen, Verhaltensweisen und Einstellungen) identifiziert und analysiert werden. Zum anderen bedarf die Generierung und Umsetzung von Lösungen, dass man sich seiner Stärken bewusst wird. Sicherlich weisen Betroffene mit ADHS eine beträchtliche Anzahl von positiven Eigenschaften und Kompetenzen auf, die es zur Umsetzung von Lösungen und zur Führung eines zufrieden stellenden Lebens mit ADHS zu nutzen gilt. Da viele der Patienten im Verlauf ihrer lebenslangen Auseinandersetzung mit ADHS bereits Wege und Mittel gefunden haben, die ihnen die Bewältigung des Alltags mit der Erkrankung erleichtern, gilt es diesen Erfahrungsschatz an hilfreichen 5 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Strategien und Techniken untereinander auszutauschen, so dass Betroffene ihre Kompetenzen im Umgang mit der ADHS (weiter) ausbauen können. In der folgenden Tabelle 2 ist beispielhaft einen Überblick über den Ablauf und die Inhalte des bislang einzigen deutschsprachigen manualisierten Therapieprogramms zur Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter abgebildet (D’Amelio et al. 2008): 1 Kennenlernen und Organisatorisches 2 Was ist ADHS und wie entsteht ADHS? 3 Wie kann man ADHS behandeln? 4 Mein (soziales) Leben mit ADHS 5 Wie gehe ich mit mir um? Selbstbild und Selbstwert 6 Von Chaos und Kontrolle – (Selbst-) Organisation im Alltag 7 Stressmanagement 8 Impulskontrolle Selbstmodifikation von problematischen Verhalten Stimmungsregulation und Vorstellung der Teilnehmer Organisatorisches und Terminabsprache „Regeln für eine gute Zusammenarbeit“ Individuelle Therapieziele ADHS-Wissenfragebogen Symptome der ADHS Neurobiologichen Grundlagen der ADHS ADHS assoziierten Komorbiditäten Pharmakologische und psychologische Behandlungsmöglichkeiten bei ADHS Pharmakologische und psychologische Behandlungsmöglichkeiten bei ADHS assoziierten Komorbiditäten Besonderes Potential von Menschen mit ADHS Problematische und Positive Anteile meiner ADHS ADHS in sozialen Interaktionen Besprechung der Anteile der ADHS, die sozial als problematisch erachtet werden Wie gehe ich mit mir um? Der innere Trainer Diskussion: Optimist oder Pessimist? Individuelle Stärken und Kompetenzen Chaosstifter & Ordnungshalter Strategien und Techniken zur Alltagsstrukturierung „Jäger und Farmer“ Metapher psycho-somatische Grundlagen von Stress und Stressreaktion Externe und Interne Stressoren Methoden zur Stress-Prophylaxe, -Management und -Regeneration Der Stimmungsbarometer (Mehr) Selbstkontrolle bei Wut und Ärger Stimmungsregulierende Maßnahmen Grundlagen der Selbstmodifikation Schema zur Analyse und zur Veränderung von problematischem Verhalten Subjektive Akzeptanz der ADHS spezifischen Medikation Rückblick und Würdigung 10 Ausklang und Verabschiedung Vereinbarung des 1. Nachtreffens Evtl. Überführung in eine Selbsthilfegruppe Durchführung des ADHS-Wissensfragebogens Verabschiedung der Teilnehmer Tabelle 2: Überblick über die Themenschwerpunkte der Sitzungen 1 bis 10 der psychoedukativen 9 Gruppe für Patienten mit ADHS im Erwachsenenalter (aus D’Amelio et al. 2008, S 47-48) 6 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Ausblick und Fazit Orientiert man sich an den deutschen Leitlinien zur Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter, so wird analog zur Behandlung der Störung bei Kindern und Jugendlichen auch bei der adulten ADHS die Kombination medikamentöser und psychotherapeutischer Ansätze empfohlen. Diese Vorgehensweise berücksichtigt die Tatsache, dass ADHS eine komplexe Störung darstellt, die mit verschiedenen Problemen auf einer biologischen, psychologischen und sozialen Ebene einhergeht. Dementsprechend muss davon ausgegangen werden, dass sich das Ergebnis der Behandlung durch die gleichzeitige oder sequentielle Anwendung unterschiedlicher Therapieansätze optimieren lässt. Insofern ist Psychoedukation als ein wichtiger Baustein in der Therapie der adulten ADHS zu betrachten, der gemeinsam mit weiteren Behandlungselementen zum Einsatz kommen sollte. Dies umso mehr, als dass Psychoedukation adaptiv ist und sich den Gegebenheiten vor Ort anpasst, d.h. in einem ambulanten, wie auch teilstationären oder stationären Umfeld umsetzen lässt. In diesem Sinne kann Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter als Instrument zur psychotherapeutischen „Basisversorgung“ (i.S. eines „stepped care“) aufgefasst werden, das sich bei Bedarf mit den anderen Bausteinen einer multimodalen störungsspezifischen Therapie kombinieren lässt. Begriffsdefinition „Coaching“ Mit dem Fachbegriff „Coaching“ wird ein interaktiver, personenzentrierter Beratungs- und Begleitungsprozess beschrieben mittels dem ein Klient, unterstützt durch einen Coach, seine Lebensgestaltung in einem definierten Lebensbereich optimieren möchte (Rauen 2002). Insgesamt zielt Coaching auf die Optimierung der Selbstmanagement- bzw. Selbstregulationsfähigkeiten des Klienten im beruflichen und/ oder privaten Kontext ab. Der Coach gibt dabei keine direkte Lösungsvorschläge vor, sondern unterstützt den Klienten, eigene Lösungswege für die angestrebten Veränderungen zu entwickeln (Migge 2007). In diesem Sinne ist Coaching als eine professionell angeleitete „Hilfe zur Selbsthilfe“ aufzufassen. Im Gegensatz zur Psychotherapie werden beim Coaching „traditionell“ keine Störungen mit Krankheitswert behandelt, auch wenn die eingesetzten Strategien und Techniken durchaus verschiedenen lösungsorientierten Psychotherapieverfahren bzw. –Schulen entliehen sind (Rauen 2007). Aus diesem Grund richtet sich Coaching prinzipiell an Personen, die ihre Probleme zwar auch alleine lösen bzw. ihre Ziele selbstständig angehen könnten, dies aber mit professioneller Unterstützung schneller oder effektiver tun möchten (Migge 2007). Coaching findet sowohl im Einzelsetting, wie auch in Gruppen bzw. Teams statt und ist heutzutage nicht mehr auf den wirtschafts- oder sportlichen Sektor beschränkt, sondern hat sich auch im Bildungs- und Sozialbereich etabliert (Rauen 2002). Störungsspezifisches Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter „Coaching assists clients with AD/ HD to stay focused on their goals, face obstacles, address core ADD-related issues like time management, organization, and self-esteem, gain clarity and function more effectively” (Ratey et al. 2002, http://www.add.org/articles/coachingguide.html). Wie aus obiger Definition ersichtlich, bezeichnet ADHS-Coaching einen individualisierten und maßgeschneiderten Beratungs- und Begleitprozess im Einzelsetting, mit dem Ziel den ADHS-Betroffenen bei der Tages- 7 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] und Alltags-Strukturierung und allgemein bei der (besseren) Bewältigung von Aufgaben im privaten oder beruflichen Kontext zu unterstützen, um damit mittelfristig ein Mehr an Selbstbestimmung bzw. Wirksamkeit und Lebensqualität zu erlangen (Ryffel-Rawak 2003, Migge 2007). Der Coach wirkt dabei als Katalysator und fördert, unterstützt und begleitet die von seinem Klienten erstrebten Veränderungen im Rahmen einen konkreten Veränderungsprojektes, indem er diesen: „...berät, Taktiken vermittelt, anleitet, anfeuert, Rückmeldung gibt, lobt“ (nach Hesslinger et al. 2004, S. 71). Dies geschieht bei Bedarf auch vor Ort, d.h. in der unmittelbaren Lebensumwelt des Klienten (z.B. in dessen Wohnung). In der folgenden Tabelle 3 sind überblicksartig die wichtigsten Merkmale und Ziele eines ADHS spezifischen Coaching dargestellt: Fokus auf Veränderung: Zielgerichtetes, Lösung zentriertes und Ressourcen orientiertes Vorgehen. unter Einsatz der Elemente: Planung, Handlung, Reflexion und Generalisierung Sequentielles anstatt paralleles (be-) Arbeiten: Immer nur ein konkretes Anliegen bzw. „Veränderungsprojekt“ zur selben Zeit bearbeiten bzw. erfolgreich zum Abschluss bringen, bevor ein neues angegangen wird. Graduiertes Vorgehen: Beständige Ziel-Annäherung durch die sukzessive Abarbeitung von machbaren Teil-Schritten, bis hin zur Erreichung eines vorher definierten SOLL-Zustandes. Nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe: Verzicht auf „Ratschläge“, stattdessen Motivierung, Beratung und Unterstützung durch den ADHSCoach. Schulung bzw. (Re-)Aktivierung von Analyse-, Strukturierungs- und Problemlöse-Fertigkeiten. Darauf achten, dass der Klient seine Selbstwirksamkeits-Überzeugung stärkt indem er Erfolg(-e) internal attribuiert und damit an seinen Problem-Lösungen „wachsen“ kann. Regelmäßige Überprüfung, ob die Hilfestellung durch den ADHS-Coach noch indiziert ist, oder ob der Klient sein nächstes „Veränderungsprojekt“ bereits selbstständig umsetzen kann. Tabelle 3: Merkmale eines ADHS-Coaching (aus D’Amelio 2008, S. 132) 8 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Insgesamt zielt Coaching auf die Optimierung der Selbstmanagement- und SelbststrukturierungsFertigkeiten des Klienten ab: dieser soll sein Leben selbst regulierend, d. h. ohne externe professionelle Hilfe gestalten und seine Ziele mit seinem tatsächlichen Leben bzw. sein tatsächliches Leben mit seinen Zielen in Einklang bringen (Kanfer et al. 2000). Dies bedeutet, dass auch im Rahmen eines ADHS spezifischen Coaching die Anleitung zur Selbsthilfe im Vordergrund steht und der Klient dadurch in die Lage versetzt werden soll, sich in Zukunft und bei der Bewältigung weiterer Probleme adäquat selbst zu coachen. Um seinen Klienten bei diesem Veränderungs- bzw. Optimierungsprozess optimal unterstützen zu können, sollte ein ADHS-Coach ein fundiertes und wissenschaftlich begründetes Wissen über das Störungsbild ADHS aufweisen, sowie profunde Kenntnisse in den Bereichen: Strukturierung, Problem-Analyse und –Lösung sowie RessourcenAktivierung besitzen; dies alles am besten in Kombination mit einer Weiterbildung in einem handlungsbezogenen und lösungszentrierten psychotherapeutischen Verfahren. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die Begriffe „Coach“ bzw. ADHS-Coach“ gesetzlich nicht geschützt sind und demnach dieser Titel von jeder Person geführt werden kann. Entsprechend verhält es sich mit den derzeit verfügbaren Angeboten zu einem „ADHS spezifischen Coaching“. Des Weiteren muss festgestellt werden, dass bislang weder international, noch im deutschsprachigen Raum einheitliche bzw. verbindliche Ausbildungsinhalte für ein ADHS spezifisches Coaching erstellt worden sind (vgl. dazu http://www.add.org, http://www.adhdcoaches.org und http://www.adhsdeutschland.de). Es wurden bislang auch noch keine verbindlichen bzw. von den Fachgesellschaften akkreditierten Kriterien formuliert, wie ein Coaching-Prozess bei Betroffenen im Erwachsenenalter mit ADHS zu strukturieren bzw. durchzuführen ist (vgl. dazu Ratey et al. 2002, Ryffel-Rawak 2003). Bezüglich der Bewertung der Effektivität eines ADHS spezifischen Coaching kann bislang nur auf eine australische Studie mit einer relativ kleinen Anzahl (N= 22) von Probanden verwiesen werden, in der mit guten Ergebnissen eine kognitiv-verhaltenstherapeutischen Intervention mit einem ADHS spezifischen Coaching im Einzelsetting kombiniert wurde („cognitive remediation programme“, Stevenson et al. 2002). Für den deutschsprachigen Raum dagegen liegen bislang noch keine wissenschaftlichen Daten über die Effektivität eines ADHS spezifischen Coaching vor. Allerdings kann hier seit kurzem auf ein manualisiertes Konzept zu Ablauf und Inhalten eines ADHS spezifischen Coaching zurückgegriffen werden (s. dazu D’Amelio 2008, S. 129-148), das im folgenden Abschnitt skizziert werden soll. Der Coaching-Prozess bei ADHS: Ein 8 Phasen umfassendes Stufenmodell ADHS-Coaching kann als ► Problem-Lösungs-Prozess aufgefasst werden, der verschiedene aufeinander abgestimmte Phasen bzw. Stufen (s. folgende Abbildung 1) umfasst, die i. S. einer „Erfolgsleiter“ sukzessive durchlaufen werden, bis zum Erreichen eines zuvor definiertes Zieles. 9 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Stabilisierung des Erfolges Ziel-Erreichung Umsetzung Strukturierung & Planung: Erarbeitung von Maßnahmen zur Zielerreichung • Klärung des SOLL-Zustandes: Ziel-Bestimmung Klärung des IST-Zustandes: Problem-Beschreibung und -Analyse Identifikation von Ressourcen Orientierungsphase: Klärung des Anliegens, Identifikation von Problembereichen und Auswahl des zu bearbeitenden Problems Abbildung 1: die 8 Stufen im ADHS-Coaching (aus D’Amelio 2008, S. 133) Dabei soll der Klient im Rahmen eines konkreten Anliegens (“Veränderungsprojektes“) mittels ► Handlung einen als problematisch erlebten Zustand solange modifizieren, bis ein bestimmter (vorher definierter) wünschenswerter Ziel-Zustand hergestellt ist. Damit überhaupt zielgerichtetes Handeln möglich ist, müssen allerdings zunächst entsprechende Maßnahmen zur Erreichung des erwünschten SOLL-Zustandes entwickelt bzw. gefunden werden, was eine sorgfältige ► Planung voraussetzt. Die geplanten Maßnahmen sind dann bei Bedarf so lange zu modifizieren und zu optimieren, bis IST- und SOLL-Wert endlich übereinstimmen. Durch ► Reflektion kann sich der Klient dann bewusst machen, wie (d.h. durch welche Vorgehensweisen und unter Einsatz welcher Ressourcen, Strategien und Handlungsweisen) er letztendlich seinen Zielpunkt bzw. aktuelles Etappen-Ziel („Meilenstein“) im Rahmen seines Veränderungsprojektes erreichen konnte. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass der Klient an seinen „Lösungen wachsen kann“ und somit in der Lage ist, die angewendeten Maßnahmen auch zur Lösung weiterer Probleme bzw. zur Erreichung weiterer (Teil-) Ziele im Rahmen seines aktuellen „Veränderungs-Projektes“ zu verwenden. Dies wird als ► Generalisierung bezeichnet und sollte aus den genannten Gründen fester Bestandteil eines jeden ADHS-Coaching sein. Ausblick und Fazit Coaching kann als weiterer wichtiger Baustein im Rahmen einer multimodalen Behandlung der ADHS im Erwachsenenalter angesehen werden, da diese eine „maßgeschneiderte“ Hilfe zur Selbsthilfe darstellt, die bei Bedarf im unmittelbaren Lebensumfeld des Betroffenen durchgeführt wird und diesem zu einer besseren Selbst- und Alltagsstrukturierung verhelfen soll. Einschränkend muss allerdings gesagt werden, dass bislang kaum strukturierte bzw. manualisierte Konzepte zur inhaltlichen Strukturierung bzw. zum Ablauf eines ADHS spezifischen Coaching vorliegen. Genauso wenig gibt es zurzeit verbindliche bzw. allgemein akzeptierte Kriterien für eine spezifische, auf die Belange von 10 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] ADHS-Betroffenen ausgerichtete Coaching-Weiterbildung. Aus den genannten Gründen lässt sich zurzeit, zumindest für den deutschsprachigen Raum, nicht abschätzen, inwieweit bereits qualifizierte Coaches zur Betreuung von Patienten mit ADHS zur Verfügung stehen. Des Weiteren muss in (weiteren) wissenschaftlichen Studien evaluiert werden, in welchen Bereichen bzw. Ausmaß Betroffenen durch ein ADHS spezifischen Coaching profitieren können. Weiterführende Literatur Deutschsprachige Therapiemanuale: D’Amelio R, Retz W, Philipsen A, Rösler M (Hrsg.) (2008) Psychoedukation und Coaching ADHS im Erwachsenenalter. Manual zur Leitung von Patienten- und Angehörigengruppen. München: Urban & Fischer, Reihe: Im Dialog Hesslinger B, Philipsen A, Richter H (2004) Psychotherapie der ADHS im Erwachsenenalter - Ein Arbeitsbuch. Göttingen: Hogrefe Lauth, G.W.; Minsel, W.-R. (2009) ADHS bei Erwachsenen. Diagnostik und Behandlung von Aufmerksamkeits-/ Hyperaktivitätsstörungen. Therapeutische Praxis. Göttingen: Hogrefe Safren SA, Perlmann CA, Sprich S, Otto MW (2008) Kognitive Verhaltenstherapie der ADHS im Erwachsenenalter. Berlin: Medizinisch wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Weitere Literatur: Ramsey JR & Rostain AL (2008) Cognitive Behavioral Therapy for adult ADHD. An integrative Psychosocial and Medical Approach. New York: Routledge Ratey NA, Jaksa P & The ADDA Subcommittee on AD/HD Coaching (2002) The ADDA Guiding Principles for Coaching Individuals with Attention Deficit Disorder. National ADDA (http://www.add.org/articles/coachingguide.html) Ryffel-Rawak D (2003) Coaching bei ADHS. http://www.adhs.ch/download/ADHS-Coaching.pdf Safren SA, Otto MW, Sprich S, Winett CL, Wilens TE, Biederman J (2005) Cognitive-behavioral therapy for ADHD in medication-treated adults with continued symptoms. Behav Res Ther 2005; 43: 831–42 Stevenson CS, Whitmont S, Bornholt L, Livesy D, Stevenson RJ (2002) A cognitive remediation programme for adults with attention deficit hyperactivity disorder. Aust N Z J Psychiatry 36: 610– 616 Wiggings D, Singh K, Getz H, Hutchins D. (1999) Effects of brief group intervention for adults with ADHD, J Ment Health Counseling, 21: 82-92 Zylowska L, Ackerman DL, Yang MH, Futrell JL, Horton NL, Hale TS, Pataki C, Smalley SL (2008) Mindfulness meditation training in adults and adolescents with ADHD: a feasibility study. J Atten Disord, 11(6):737-46 Diagnostik/ Testbatterie: HASE - Homburger ADHS-Skalen für Erwachsene. Untersuchungsverfahren zur syndromalen und kategorialen Diagnostik der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Erwachsenenalter (2007) Rösler M, Retz-Junginger P, Retz W, Stieglitz R-D. Göttingen: Hogrefe 11 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Überblick über die Inhalte der einzelnen Sitzungen der Psychoedukativen Gruppe für Angehörige von Patienten mit ADHS (sämtliche Materialien aus: D’Amelio R, Retz W, Philipsen A, Rösler M (Hrsg.) (2008) Psychoedukation und Coaching ADHS im Erwachsenenalter. Manual zur Leitung von Patientenund Angehörigengruppen. München: Urban & Fischer, Reihe: Im Dialog) 1 Vorstellung, Vereinbarungen, Vorstellung der Gruppenleiter und Teilnehmer, Klärung Klärung von Erwartungen und Grenzen, Organisatorisches, Terminabsprachen, „Schweigepflicht“ 2 3 Neurobiologie und Symptomatik und diagnostische Kriterien der ADHS im Krankeitsmodell der ADHS im Erwachsenenalter, Subtypen (ADHS/ADS), Neurobiologie Erwachsensenalter und Krankheitsmodell, Vor- und Nachteile von ADHS Komorbiditäten bei ADHS Besprechung von Sucht, Depression und Angststörungen als häufigste Komorbiditäten bei ADHS 4 Medikamente und ADHS Darstellung medikamentöser und nicht-medikamentöser Behandlungsmöglichkeiten der ADHS und deren Komorbiditäten; Information über örtliche Anlaufstellen 5 Besonderheiten der Definition von Impulsivität und Impulskontrolle, Darstellung Impulskontrolle bei ADHS der Störung der Impulskontrolle als häufiges Symptom bei ADHS, Besprechung von Möglichkeiten des eigenen Umgangs damit 6 Besonderheiten im Umgang Thematisierung mit Organisation und Stress Überstimulation bei ADHS Aktivierungs-Leistungskurve, des bei Problems ADHS der unter Unter- Einbeziehung Besprechung und der von Organisations- und Strukturierungshilfen für Erwachsene mit ADHS 7 Besonderheiten der Darstellung der Primäremotionen und deren Funktionen Gefühlsregulation bei ADHS (v.a. Wut und Ärger) und Verbindung zur Impulsivität bei ADHS 8 Auswirkungen der ADHS auf Erfahrungsaustausch Beziehungen Auswirkung der ADHS auf ihre zwischenmenschlichen unter den Teilnehmern zur Beziehungen; Aktivierung eigener Ressourcen 9 Klärung offener Fragen und Besprechung offen gebliebener Fragen, Rückmeldung und Abschluss Verbesserungsvorschläge, mögliche Überführung in Selbsthilfegruppe, Abschied (10) Nachtreffen Rückmeldung der Teilnehmer zu Verlauf und Befindlichkeit seit Beendigung der Gruppe und ggf. zum Verlauf der Selbsthilfegruppe, Klärung von zwischenzeitlich neu aufgetretenen Fragen Tab. 6.1Inhalte der Gruppensitzungen mit Angehörige: (Philipsen A & Richter H, aus D’Amelio et al. 2008, S 84) 12 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] 20 Fragen zur ADHS Bitte kreuzen sie jeweils die Antwort an, die nach Ihrer Meinung zutrifft richtig falsch weiß nicht 1. ADHS ist eine Störung, die auch erst im Erwachsenenalter entstehen kann 2. Bei ADHS liegt eine Störung der Frontalhirnfunktionen vor 3. Mit der richtigen Ernährung kann man ADHS effektiv behandeln 4. Zur medikamentösen Behandlung der ADHS eignen sich Stimulanzien und Tranquillizer (Beruhigungsmittel) 5. Stimulanzien dürfen nicht auf Dauer angewendet werden, da die Gefahr besteht, davon süchtig zu werden 6. Erwachsene mit ADHS leiden oft auch an Depressionen und Ängsten 7. Bei ADHS ist eine medikamentöse Behandlung nur vertretbar, wenn alle anderen Maßnahmen versagt haben 8. Soziale Probleme sind bei Menschen mit ADHS eher die Ausnahme 9. Die Wahl der Therapie bei ADHS hängt von der Ausprägung der Symptome und den Folgen für den Betroffenen ab 10. Die Symptome der ADHS wandeln sich vom Kindes- ins Erwachsenenalter 11. Stimmungsschwankungen gehören nicht zum Krankheitsbild der ADHS im Erwachsenenalter 12. Dopamin ist ein Botenstoff, der Signale von einer Nervenzelle auf die nächste überträgt 13. Psychotherapie hilft dabei, mit den Symptomen der ADHS besser umzugehen 14. Bei ADHS sind die so genannten „Exekutivfunktionen“ gestört, die durch Teile des Großhirns gesteuert werden 15. Antidepressiva helfen nicht bei ADHS, sondern nur gegen begleitende Depressionen 16. Hyperaktivität steht auch bei Erwachsenen mit ADHS in der Regel im Vordergrund 17. ADHS lässt sich im Erwachsenenalter nur schlecht behandeln, weil das Gehirn sich dann nicht mehr verändert 18. ADHS tritt in Familien oft gehäuft auf, da genetische Faktoren ADHS mit verursachen 19. Stimulanzien blockieren die Wiederaufnahme von Dopamin in die Nervenzelle 20. Umwelteinflüsse sind für die Entstehung von ADHS von Bedeutung D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 1. Sitzung / Handout 1.4 13 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Psychoedukation bei ADHS - 10 Tipps zur Medikamenteneinnahme Besprechen Sie die Medikamenteneinnahme mit Ihrem Arzt. Lassen Sie sich vom Arzt einen Verordnungsplan aushändigen – halten Sie sich an diesen! Planen Sie mit dem Arzt rechtzeitig den nächsten Wiedervorstellungstermin so, dass Ihnen die Medikamente nicht ausgehen. Bewahren Sie die Medikamente an einem festen Ort auf, wo Sie sie immer finden. Damit Sie die Einnahme des Medikaments nicht vergessen, sind Routinen nützlich (z.B. Ablage in der Küche bei der Kaffeemaschine, im Bad beim Rasierapparat). Verbinden Sie die Medikamenteneinnahme mit einer anderen Tätigkeit, die sie jeden Tag ausführen müssen. Lassen Sie sich durch die Alarmfunktion Ihrer Armbanduhr oder durch ein zuverlässiges Familienmitglied an die Medikamenteneinnahme erinnern. Dokumentieren Sie die Einnahme auf einem kleinen Block, den Sie mit der Medikamentenschachtel zusammen aufbewahren. Einen Stift am besten gleich mit in die Schachtel stecken. Falls mehrere Einnahmezeitpunkte notwendig sind und Sie sich häufig außer Haus aufhalten, richten Sie die Tabletten routinemäßig z.B. jeden Abend für den Folgetag. Stecken Sie die Tabletten am besten gleich nach dem Richten in eine Tasche des Kleidungsstücks, das Sie am nächsten Tag anziehen werden. Sprechen Sie vor längeren Urlauben und Auslandsreisen mit Ihrem Arzt über die Medikation. D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 3. Sitzung / Handout 3.2 14 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Psychoedukation bei ADHS Abwägen – Besser MIT oder OHNE Medikamente? Ich MIT Medikamente Ich OHNE Medikamente Fazit: (WEITER) Medikamente nehmen? Keine Medikamente nehmen? D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 9. Sitzung / Handout 9.2 15 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Psychoedukation bei ADHS - Selbsthilfe im Alltag bei ADHS bedingten Problemen Bitte beantworten Sie bis zur nächsten Sitzung die folgenden Fragen: In welchen Alltagssituationen machen sich bei Ihnen ADHS-Symptome besonders bemerkbar? Durch welche speziellen Anforderungen werden sie ausgelöst? Was könnte Sie daran ändern, um dieses Problem zu lösen bzw. um besser damit zu recht zu kommen? Was ist los? Was ist die Ursache? Was könnte ich ändern? Ich werde mit dem Abwasch in der Küche nicht fertig Der Fernseher läuft nebenher und ich werde immer wieder abgelenkt Ich schalte beim Abwasch den Fernseher erst gar nicht ein. Wenn ich Lust habe Fernzusehen, belohne ich mich damit hinterher. Ich bin völlig genervt, weil die gleich Besuch kommt und das Essen noch lange nicht fertig ist Ich habe in der Zwischenzeit 3 Mal telefoniert, weil das Handy geklingelt hat Ich nehme mir vor das Handy in Zukunft auszuschalten, wenn ich eine wichtige Sache zu erledigen habe. Erst wenn ich fertig bin, schalte ich es wieder an. Situation1 Situation 2 Situation 3 D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 3. Sitzung / Handout 3.3 16 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Psychoedukation bei ADHS - Positive Anteile meiner ADHS GUTE Eigenschaft Positive Reaktion aus der Umwelt In ausweglosen Situationen finde ich eine „Daran hätte ich nicht gedacht, wie gut, dass Lösung, auf die niemand sonst niemand wir dich haben“ gekommen ist. D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 4. Sitzung / Handout 4.1 17 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Psychoedukation bei ADHS - „Problematische“ Anteile meiner ADHS Problematische Negative Reaktion aus Eigenschaft der Umwelt Lösungsvorschlag „Jetzt ist alles kalt. Beim Wir beschließen, dass ich künftig rechtzeitig anrufe, Zeit und komme deshalb zu nächsten mal fangen wir ohne wenn ich nicht pünktlich aus spät zum Essen nach Hause“ dich an“; Gefühl: Ärger - „Ich verkalkuliere mich in der dem Büro komme. Ich setze mir dafür eine Erinnerungsfunktion ins Handy. Meine Familie fängt zu einem festgelegten Zeitpunkt auch ohne mich an zu essen. D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 4. Sitzung / Handout 4.2 18 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] „ChaosStifter“ Ich entwerfe bei anfallenden Arbeiten keinen Plan, sondern fange „irgendwo“ bzw. „irgendwie“ an „OrdnungHalter“ vor Beginn einer Arbeit unnötige Ablenkungen und Störungen ausschalten Ich fange meist zu spät mit etwas an und verkalkuliere mich zumeist auch mit der Zeit, die ich dazu brauchen werde während man etwas bearbeitet in regelmäßigen Abständen überprüfen, ob man noch bei der Sache ist (z.B. alle 10 Minuten Wecker zur Erinnerung stellen) ich verzettele mich bei Arbeiten (komme vom Hundertsten ins Tausendste) und lande dann häufig dort, wo ich ursprünglich gar nicht hinwollte und bring deshalb die Arbeit nicht zu Ende Arbeitsbereich so gestalten, dass Ablenkungen minimiert werden (z.B. Schreibtisch nicht ans Fenster stellen) ich kann bei längeren Arbeiten nicht bei der Sache bleiben, schweife häufig innerlich ab oder vertrödele die zur Verfügung stehende Zeit Bei langweiligen Tätigkeiten passende „Nebenbeschäftigung“ finden, so dass innere Unruhe abreagiert werden kann und die Gedanken leichter bei der Sache bleiben (z.B. im Unterricht nebenher Stricken oder malen, damit man besser Zuhören kann) Ich schreib mir Termine nicht sofort auf und vergesse sie dann häufig Wichtiges zuerst erledigen; Kleinigkeiten sofort erledigen; Unangenehmes zuerst erledigen, sich erst danach mit was angenehmen belohnen Sich nicht zu viel vornehmen, sondern große Aufgaben immer in kleine „machbare“ Teilbereiche aufteilen („Mundgerechte, Essbare-Portionen-Taktik“), damit man nie das Gefühl bekommt, vor einem unüberwindbaren Berg zu stehen (wiederkehrende) Abläufe Wochenplänen strukturieren Rituale einhalten (z.B. Essenzeiten, aber auch Wäsche bügeln usw. immer zur gleichen Zeit bzw. am selben Tag) höchstens 60% der Zeit pro Tag verplanen, der Rest wird für Unerwartetes und „Trödeleien“ benötigt für anfallende Arbeiten Ablaufpläne schreiben (Was – Wann – Wie – Wo- bis Wann – Mit Wem) Einfälle bzw. Ideen sofort in ein Notizbuch schreiben, dass man immer bei sich trägt Nur EINEN Kalender nutzen, in den alle Termine notiert werden – keine Zusage geben, ohne diesen kontrolliert zu haben Wichtige Termine auch in die „Erinnerungsfunktion“ des Handy einprogrammieren; zusätzlich gute Freunde bitten, einen rechtzeitig daran zu erinnern Gedächtnisstützen sichtbar anbringen; wichtige Sachen, die unbedingt mitgenommen werden sollen, in den Weg zur Haustür legen Tasche abends packen, zuvor „Checkliste“ schreiben, was alles rein muss bzw. mitgenommen werden muss. Dinge im Haushalt einen festen Platz zuweisen und diese immer an die gleiche Stelle ablegen, so dass automatisch mehr Ordnung gehalten wird Bei unerwarteten Anfragen von Arbeitskollegen – Freunden oder Bekannten, ob man etwas tun kann oder aushelfen kann, „Spielraumtechnik“ einsetzen und antworten: „Ich muss kurz nachschauen, ob das geht und sag dir gleich bescheid“. Dann zuerst Terminkalender überprüfen und überlegen ob das zeitlich geht und ob ich mir das zumuten will/ kann Anstatt eines Terminplaners habe ich nur eine ungeordnete „Zettelwirtschaft“; diese Zettel gehen dann öfters verloren, so dass ich keinen Überblick über meine Termine habe Ich habe verschiedene Terminplaner und komme deshalb mit meinen Terminen durcheinander Wenn mich irgend jemand um eine Gefallen bittet, dann sag ich sofort zu, ohne zu überlegen, ob ich dies zeitlich bzw. inhaltlich überhaupt leisten kann Ich nehme mir meist zu viel vor und sehe dann nur noch einen unüberwindbaren Berg vor mir Ich drück mich vor unangenehmen Arbeiten und mach zuerst alles was mir leicht fällt und/ oder mich interessiert Wenn ich „gute Einfälle“ habe, dann lass ich alles stehen und liegen und gehe diesen nach Ich leg zuhause alles „irgendwo“ hin, vergesse dies aber und finde es dann nicht mehr Ich habe für ungeliebte Routineaufgaben (z.B. Post beantworten, Bügeln) keine festgelegten – wiederkehrenden Zeiten, sondern mache das eher nach „Lust und Laune“ bzw. immer dann, wenn die Arbeit nicht mehr umgangen werden kann; dadurch ist die zu bewältigende Menge meist viel zu groß und ich bin noch demotivierter. Ein Teufelskreis. Ich schiebe anfallende Aufgaben weit von mir weg, indem ich mir sage „das hat auch noch bis morgen Zeit“ Ich packe meine Tasche erst am morgen unter Zeitdruck und vergesse dadurch die Hälfte mittels Tages- und Tab. 5.10 : Auswahl von Aussagen von Teilnehmern zu deren persönlichen „ChaosStifter“ und „OrdnungHalter (aus D’Amelio et al. 2008, S 84) 19 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Coaching bei ADHS - Der Ordnungsmanager Tägliche Aufgaben Was muss getan werden? Wöchentliche Aufgaben Was muss getan werden? Selten anfallende Aufgaben Was muss getan werden? Wann muss es getan werden? Wann muss es getan werden? Wann muss es getan werden? D’Amelio et al. 2008/ Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter: Handout C 11 20 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Psychoedukation bei ADHS - Was HEUTE zu SCHAFFEN ist! Meine Tagesliste Bitte tragen Sie in diese Tagesliste alle Aufgaben ein, die HEUTE noch von Ihnen erledigt werden müssen: Was ist HEUTE unbedingt zu tun? Um wie viel Uhr? Bis wann? Erledigt? Bitte tragen Sie in die folgende Liste alle Aufgaben ein, die heute nicht erledigt worden sind und/ oder diese Woche unbedingt noch von Ihnen erledigt werden müssen: Diese Woche UNBEDINGT noch zu erledigen Bis Wann? D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 6. Sitzung / Handout 6.3 21 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Psychoedukation bei ADHS - Anfangsblockaden ÜBERWINDEN Dieses Arbeitsblatt, kann Ihnen helfen, sich selbst angemessen zu motivieren und notwendige Arbeiten bzw. Tätigkeiten RECHTZEITIG anzugehen: Was GENAU muss Ich TUN? Bis wann? Was passiert (mir), wenn ich nicht handele? Was bringt es mir, wenn ich HANDELE? Warum ist das WICHTIG? Wann muss ich spätestens BEGINNEN, damit ich RECHTZEITIG FERTIG werde? Wie viel „Zeitpuffer“ für Unerwartetes und „Motivations-Tiefs“ habe ich in meiner Zeitrechnung berücksichtigt? Ist das AUSREICHEND? __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ __________________________________________________ ICH schließe ein Abkommen mit mir und verpflichte mich SELBST, am __________________________ zu STARTEN und von da an ZIELSTREBIG zu arbeiten, damit ICH das Ganze am ____________________________ noch RECHTZEITIG zu einem GUTEN ABSCHLUSS bringe. ________________ (Datum) _________________ (Unterschrift) D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 6. Sitzung / Handout 6.4 22 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Psychoedukation bei ADHS Kleine Emotions-Kunde Subjektives Gefühls-Erleben Was geht mir dabei durch Was spüre ich dabei? den Kopf? Gedanken/ Selbstgespräche Was würde ich dann am Was tue ich dann? liebsten tun? Körperliche Anzeichen Zugehöriger Handlungsimpuls Verhaltensweisen Freude Angst Wut Langeweile Ärger Traurigkeit Enttäuschung Stolz Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 8. Sitzung / Handout 8.1 23 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Psychoedukation bei ADHS Merkzettel! - Mein Stimmungsthermometer Alles im GRÜNEN Bereich GELB – Es wird Kritisch Alarmstufe ROT Achtung Gefahr! Stopp! Sofort Gegensteuern! Situationen/ Anlässe: Woran merke ich es? Weiter so! Alles was mir gut tut… Maßnahmen: Sich wieder runter regulieren! Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 8. Sitzung / Handout 8.3 24 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Psychoedukation bei ADHS Mein Notfallplan Bitte schreiben Sie nun alles auf, was Ihnen hilft, die Kontrolle zu behalten, wenn Sie sich in der Roten Zonen befinden: Mir laut und deutlich: „STOPP!“ zu sagen Mir dabei auch ein STOPP!“ -Schild vorzustellen Tief Luft zu holen und innerlich bis 10 zu zählen Mich sofort umdrehen und weggehen Sofort den Raum verlassen und zum Stressabbau um den Block gehen Eine Kurz-Entspannungsübung durchführen (z.B. PMR oder Atementspannung) Mir die negativen Konsequenzen meines Handeln vorzustellen Mich zufragen: „Passt das was du vorhast, zu deinem Selbstbild?“ Mir sagen: „Nur die Ruhe jetzt“ Mir vorstellen, das Ganze wäre nur ein Film und gehe mich gar nichts an Mich an mein Ziel erinnern …. D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 8. Sitzung / Handout 8.4 25 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Coaching bei ADHS - Der Innere Trainer Welchen „Inneren Trainer“ möchten Sie denn haben, insbesondere wenn es „hart auf hart“ kommt? Mein innerer Trainer soll... Mich loben JA NEIN Mich in schwierigen Zeiten unterstützen Mir mit Rat und Tat bei Seite stehen Mich an meine Stärken erinnern Mich an frühere Erfolge erinnern Mich daran erinnern, dass es wichtig ist durchzuhalten Mir Mut machen An mich glauben Mir sagen, dass ich es schaffe Darauf achten, dass ich liebevoll und (selbst-) unterstützend mit mir umgehe D’Amelio et al. 2008/ Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter: Handout C9 26 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Coaching bei ADHS - Meine Stärken und Ressourcen Sie alle kennen den Spruch: „Man wächst an seinen Problemen“. Das stimmt nicht ganz, denn: Es ist wahrscheinlich noch niemand an seinen Problemen gewachsen. Zutreffender ist vielmehr: Man wächst an seinen Lösungen und mit seinen Lösungen. Bitte überlegen Sie, welche Stärken und Kompetenzen Sie haben: ► Etwas, was Sie gut können ► Eine Stärke von Ihnen ► Eine Eigenschaft die Sie an sich schätzen ► Etwas, was Sie oder andere an Ihnen mögen Schreiben sie bitte (mindestens) 3 Ihrer guten oder liebenswerten Eigenschaften bzw. Fähigkeiten oder Stärken auf dieses Blatt Papier: Drei meiner guten, liebenswerten Eigenschaften bzw. Stärken sind... D’Amelio et al. 2008/ Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter: Handout C3 27 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Psychoedukation bei ADHS Kleine Schule des Genießens - 7 Empfehlungen Genehmige und gönne Dir Genuss "Auch zum Genießen gehört ein Entschließen" - Sie können evtl. Hemmungen oder schlechtes Gewissen beim Genießen überwinden. Sie haben es sich redlich verdient! Genieße bewusst Schalten Sie evtl. Störungen aus und konzentrieren Sie sich beim Genießen auf wenige Dinge. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit gezielt auf das, was Sie genießen möchten! Genieße auf Deine eigene Art Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Über das Genießen auch nicht. Was zählt, ist Ihre persönliche Art und Weise zu genießen. Es kann angenehm spannend sein, dies herauszufinden. Um es dann immer wieder zu tun! Weniger ist oft mehr Genießen lässt sich auch das Kleinste oder Alltäglichste. Für Genus ist nicht die Menge, sondern allein die Qualität entscheidend. Übersättigen Sie sich nicht mit unnötigen Mengen, und gönnen Sie sich das jeweils für Sie Beste! Übe Deine Sinne im Genießen Indem Sie ihre Aufmerksamkeit ganz und gar auf ein Sinnes-Erlebnis konzentrieren, z.B. Schmecken oder Riechen, dabei mehr und mehr Ihre Sinne schärfen und immer wieder neue Nuancen entdecken! Nimm dir Zeit zum Genießen Genuss kann selten unter Zeitdruck erlebt werden. Aber oft genügt ein Augenblick des Genießens! Genuss liegt im alltäglichen Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen, ein Lächeln, der Geruch von frischem Brot, spielende Kinder, Vogelgezwitscher, ein Sonnenstrahl der die Wolkendecke durchdringt...Öffnen Sie Ihre Sinne und der Genuss wird Sie finden - gerade und besonders im Alltag! D’Amelio et al. 2008/ Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter: 7. Sitzung / Handout 7.6 28 Studienbrief: ADHS im Erwachsenenalter – Version 2010 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar, email: [email protected] Coaching bei ADHS - Allgemeine Informationen Wobei Kann Sie ein Coaching Welche Schritte beinhaltet ein unterstützen? Coaching? Besser den strukturieren Alttag zu und zu eine belastende Situationen bewältigen Realistische Sie schildern und analysieren aus Ihrem Alltag Lösungen für Sie überlegen, was Sie Ihre Probleme und Anliegen (daran) ändern wollen und zu entwickeln und diese auch formulieren Ihr Ziel beharrlich umzusetzen Sich erreichbare angemessene Ziele und Sie entdecken bzw. besinnen sich auf ihre Stärken zu setzen und diese auch zu Sie erarbeiten Lösungen und finden Lösungs-Wege, um Ihr realisieren Ziel zu erreichen Leistungs- und MotivationsBlockaden abzubauen und Sie verhalten sich adaptiv wieder (mehr) an sich zu und verändern bei Bedarf glauben Ihren Plan Ihr Verhaltens-Spielraum bzw. –Möglichkeiten erweitern zu Sie setzen diese LösungsAlternativen so lange beharrlich um, bis Sie ihr Ziel erreicht haben D’Amelio et al. 2008/ Coaching bei ADHS im Erwachsenenalter: Handout C1 29