S C H W E R P U N K T | Sexualität und Soziale Arbeit Zwischen Lust und Realität Sexualität im Kontext der Sozialen Arbeit – Befähigungsgerechtigkeit durch Selbstwirksamkeitserfahrungen Text: Daniel Kunz Illustrationen: Andres Gomez Im sich vollziehenden sozialen Wandel verändert sich auch die Sichtweise bezüglich Sexualität. Dies stellt an die Soziale Arbeit in Bildung und Beratung verschiedene Herausforderungen. Es wird weit mehr verlangt als die blosse Vermittlung von Faktenwissen. Doch wie bewerten wir in der Sozialen Arbeit Sexualität, und welche Bedeutung soll sie in Gegenwart und Zukunft haben? 10 SozialAktuell | Nr.1 _ Januar 2011 Sexualität ist vielgestaltig. Sie zeigt sich altersentsprechend unterschiedlich bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Freud entwarf Anfang des 20. Jahrhunderts zur Erklärung der menschlichen Sexualität das Modell von widerstreitendem Lust- und Realitätsprinzip. Sexuelles Begehren, Fantasien und unbewusste Anteile der Sexualität bestimmen das Lustprinzip, während die vernunftgeleitete Einbindung der Sexualität in den Alltag mit seinen Sexualität | S C H W E R P U N K T sozialen Verantwortungen das Realitätsprinzip beschreibt (Berkel, 2008, S. 63–69). Soziale Arbeit und Sexualität treffen also im Realitätsprinzip aufeinander. Die Aufgabe der Sozialen Arbeit besteht darin, zu einem gelingenderen Lebensalltag beizutragen. Sie ist mit folgenden, durch neuere Studien näher erschlossenen gesellschaftlichen Herausforderungen und sozialen Risiken konfrontiert: – Die Studie Ribeaud & Eisner (2008) im Auftrag der Bildungsdirektion des Kantons Zürich zeigt, dass sexuelle Übergriffe, vom unerwünschten Griff zwischen die Beine bis zur Vergewaltigung, heute vermehrt ausserhalb der Wohnung geschehen – annähernd die Hälfte findet im Schulhaus, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Ausgang statt. – Die Studie Krahé (1999) belegt, dass neben personalen Faktoren auch soziale Einflüsse, uneindeutige bzw. mehrdeutige Kommunikation sexueller Absichten potenzielle Risikofaktoren der sexuellen Viktimisierung unter jungen Erwachsenen darstellen. Zwei Kommunikationsstrategien, die nachweislich erhöhte sexuelle Aggression bzw. Viktimisierung evozieren sind token resistance («Nein sagen, aber Ja meinen») und compliance («Ja sagen, aber nein meinen»). – Die Studie Matthiesen et al. (2009) stellt fest, dass ­Ungleichheiten in sexuellen Beziehungen das Risiko minderjähriger Frauen erhöhen, schwanger zu werden. Ungleichheiten wie mangelnde Schulbildung, nicht ega- Menschen sollten in jedem Lebensabschnitt gut informiert und in eigener Verantwortung über ihr sexuelles Leben entscheiden können litäre Geschlechterverhältnisse durch männerdominierten Sex, geschlechtertraditionellen kulturellen Hintergrund und grosse Altersdifferenz zum Partner können Interaktion und Kommunikation in einer Weise erschweren, die Wahrnehmen, Artikulieren und Durchsetzen von Bedürfnissen und Grenzen im Beziehungs- und Verhütungsverhalten nicht gelingen lässt. Sexualität und sozialer Wandel Der soziale Wandel vollzieht sich vor dem Hintergrund von Globalisierung, Pluralisierung und Individualisierung. Neuere Untersuchungen zu diesem Wandel belegen, dass damit die Identitätsbildung zu einem lebenslangen, nicht immer linearen Prozess wird (vgl. Keupp, 2010a). In Sexualität und Partnerschaft zeigt sich dementsprechend ein Trend zur Verhandlungsmoral als aktuell gültiger Sexualmoral unter mündigen Individuen wie auch zwischen ­Jugendlichen. Im Mittelpunkt steht der Anspruch, dass ­sexuelle Beziehungen zwischen direkt Beteiligten einvernehmlich ausgehandelt und gelebt werden (Schmidt, 2004, S. 9–19). So gesehen läuft Sexualität nicht allein nach inneren biologischen Gesetzmässigkeiten ab, sondern ist auch ein Spiegel soziokultureller Formungen des sexuellen Verhaltens und Erlebens durch Erfahrung. Dieses komplexe Zusammenspiel biologischer, sozialer, kultureller und politischer Faktoren bildet sich in den ­verschiedenen gesellschaftlichen Arbeitsfeldern des Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesens, international (z. B. UNO, UNSECO und WHO) und national (z. B. Bundesamt für Gesundheit, Aidshilfe Schweiz und PLANeS – Schweizeri- Zum Thema Petra Benz ist Professorin an der Hochschule Lu­ zern – Soziale Arbeit und Mitglied der Redak­t ionsgruppe von Sozial Aktuell. Daniel Kunz ist Professor an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Sexualität und Soziale Arbeit Fast ein Jahrzehnt ist es her, dass SozialAktuell der Sexualität im Kontext Sozialer Arbeit ein ganzes Heft gewidmet hat. Wir fanden, dass die Zeit reif ist dafür, ein neues Themenheft zu Sexualität und Sozialer Arbeit zu gestalten, um im Sinne einer Bestandes­ aufnahme die aktuellen Entwicklungen in Praxis, Politik und Wis­ senschaft abzubilden sowie anstehende Aufgaben für die Zukunft zu skizzieren. Gegenwärtig wird der öffentliche Diskurs über Sexualität durch zwei einander widersprechende Grundhaltungen bestimmt: Auf der einen Seite sind die Individuen aufgefordert, jederzeit Identi­ tätsarbeit zu leisten und ihre Sexualität frei, selbstbestimmt und einvernehmlich zu leben. Auf der anderen Seite scheint es heute populär zu sein, bei Medienmeldungen über sexuelle Übergriffe und sexuelle Gewalt immer rigidere Sexualstrafnormen einzu­ fordern. Nach dem amerikanischen Soziologen John H. Gagnon schafft die Art von Sexualität, an die die Mitglieder einer Gesellschaft ­g lauben, die Art von Sexualität, die sie erhalten (vgl. Human sex­ ualities, 1977). Die gegenwärtig gültige Sexualmoral – die soge­ nannte Verhandlungsmoral – erfordert starke Sozial- und Selbst­ kompetenzen, da der moralische Massstab in sexuellen Beziehun­ gen deren einvernehmliche Aushandlung ist. Dieses Moralkonzept entspricht einer mündigen demokratischen Bürgergesellschaft, deren Mitglieder sich als Gestaltende ihrer selbst wahrnehmen und vernunftgeleitet ihre Sexualität und Partnerschaft leben. Die freie Entfaltung der individuellen Persönlichkeit – insbeson­ dere in Sexualität und Beziehungsgestaltung – ist ein hohes, schützenswertes Gut, dessen Einschränkung nicht ohne Weiteres hingenommen werden sollte. Die Geschichte der Sexualität kennt viele solche Versuche beschränkender Einflussnahme, deren Aus­ wirkungen stets negativ waren, für die Einzelnen wie für die Ge­ sellschaft. Es liegt bei der Sozialen Arbeit, inwiefern sie sich an immer rigideren Aufsichts- und Sanktionsmassnahmen beteiligt und sich dafür instrumentalisieren lässt – wie schon einmal in Form der staatlichen Fürsorge bis weit ins 20. Jahrhundert hinein. Oder ob sie ihre gegenwärtige Aufgabe viel eher vor dem Hinter­ grund von empirischen Forschungsergebnissen darin sieht, mit Programmen der Bildung und Beratung eine Befähigungsgerech­ tigkeit zu Themen der Sexualität und der Partnerschaft herzu­ stellen. Das vorliegende Heft richtet den Aufmerksamkeitsfokus auf ak­ tuelle gesellschaftliche, soziale und berufspolitische Herausforde­ rungen. Unsere Autorinnen und Autoren berichten ohne aufge­ regten Alarmismus über Themen und Fakten. Die Illustrationen stammen von Andres Gomez. Viel Spass beim Lesen! Nr.1 _ Januar 2011 | SozialAktuell 11 S C H W E R P U N K T | Sexualität sche Stiftung für sexuelle und reproduktive Gesundheit) durch die Etablierung des Begriffs sexuelle Gesundheit ab. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO, 2006) hat ihn in ihrer Definition wie folgt zusammengefasst: «Sexuelle Gesundheit ist ein Zustand physischen, emotionalen, geistigen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit, Einschränkungen oder Gebrechen. Sexuelle Gesundheit erfordert einen positiven und respektvollen Umgang mit Sexualität und sexuellen Beziehungen. Sexuelle Gesundheit schliesst die Möglichkeit von befriedigenden und sicheren sexuellen Erfahrungen frei von Zwang, Diskriminierung und Gewalt mit ein. Um sexuelle Gesundheit zu erreichen und aufrechtzuerhalten, müssen die sexuellen Rechte aller Menschen respektiert, geschützt und durchgesetzt werden.» Wie die oben skizzierten Untersuchungsergebnisse zeigen, ist soziale Ungleichheit ein wesentlicher Faktor für das ­i ndividuelle Gelingen bzw. Misslingen sexueller Gesundheit. Auch mehrdeutige Kommunikation, ungleiche Aushandlungspositionen und überholte Traditionen stellen Risikofaktoren für die sexuelle Gesundheit dar. Sie können die sexuellen Rechte der Individuen verletzen. Dies zeigt sich beispielsweise als sexuelle Gewalt in Beziehungen oder strukturell in Diskriminierungen wie Sexismus und Homophobie. Ebenso sind es aber auch ungewollte Schwangerschaften oder die Ansteckung mit sexuell übertragbaren Infektionen, die hierdurch begünstigt werden. In der Umkehrung belegen entsprechende Studien gleichfalls, dass Frauen, Männer und Jugendliche, die egalitäre Geschlechternormen und -beziehungen entwickeln und umsetzen, physisch und psychisch weniger beeinträchtigt sind und ein höheres sexuelles Wohlbefinden haben (Pop­ ulation Council, 2009, S. 2–15). Herausforderung für die Soziale Arbeit: ­Befähigungsgerechtigkeit herstellen Die Profession Soziale Arbeit fördert den sozialen Wandel, die Problemlösungen in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie die Ermächtigung und Befreiung von Menschen mit dem Ziel, das Wohlbefinden der Einzelnen anzuheben (AvenirSocial, 2010, S. 6). Ihre Aufgabe in Bezug auf sexuelle Gesundheit lässt sich vor diesem Hintergrund ebenso einfach wie präzise formulieren: Sie hat durch Bildung und Beratung Befähigungsgerechtigkeit zu Themen der Sexualität und Partnerschaft herzustellen. Konkret bedeutet dies, Individuen unter Berücksichtigung ihrer Lebensumwelt durch Bildungsinhalte zu selbstständigen, informierten Entscheidungen zu befähigen und ­i hnen so Kontrolle über die eigenen Lebensumstände in den Grenzen des Gegenübers und der Gesellschaft zu ermöglichen. Soziale Arbeit leistet Unterstützung bei der Bewältigung der notwendigen Identitätsarbeit mit dem Ziel einer souveränen Lebensführung (vgl. Keupp, 2010b). Die Realisierung von Bürgerrechten, zu denen in Ableitung auch die sexuellen Rechte gehören, wird in der Bürger­ gesellschaft als intimate citizenship bezeichnet (Plummer, 2001; Schmidt, 2004). Der Fokus liegt auf der sozialen und ökonomischen Gleichwertigkeit der beteiligten Individuen, die ihr Leben selbstbestimmt und die Grenzen anderer achtend gestalten. Demnach besteht der Kern der oben erwähnten Verhandlungsmoral also darin, dass deren Inhalte von mündigen, gleichwertigen, gleichberechtigten und gleich starken Beteiligten in gegenseitigem Einver- 12 SozialAktuell | Nr.1 _ Januar 2011 ständnis und auf der Grundlage eines gemeinsam entwickelten Begriffs der «Einvernehmlichkeit» ausgehandelt werden; nicht zuletzt, um sich die Konsequenzen ihres Handelns – gerade auch in ihrem partnerschaftlichen und sexuellen Verhalten – bewusst zu machen. Insbesondere für Erwachsene – aber auch für Jugendliche –, die aus verschiedenen Gründen nicht bzw. noch nicht in der Lage sind, das aktuell gültige Codesystem der Verhandlungsmoral als Voraussetzung für die Aufnahme und Gestaltung einvernehmlicher Beziehungen – speziell sexueller Beziehungen – zu verstehen und ihre Interaktion dementsprechend zu gestalten, besteht das Risiko, sich Probleme mit weitreichenden persönlichen und sozialen Konsequenzen einzuhandeln. Die Soziale Arbeit kann das Thema sexuelle Gesundheit in enger Orientierung an der Lebenswelt der KlientInnen umsetzen Die moderne demokratische Gesellschaft hat den Anspruch, Identitätszwänge wie Herkunft, Geschlecht oder gesellschaftliche Position zu überwinden – auch und gerade unter den herrschenden ökonomischen Bedingungen. Dies ist keineswegs mit grenzenloser Freiheit und uneingeschränkter Beliebigkeit zu verwechseln. Vielmehr steht dahinter die gesellschaftliche Forderung nach individuell zu leistender Identitätsarbeit – besonders in den Bereichen Sexualität und Partnerschaft. Hier ist durch die aktuellen gesellschaftlich-normativen Vorgaben der Verhandlungsmoral verstärkt der Erwerb von sozialen Kompetenzen als Basis für egalitäre und einvernehmliche Sexualität und Beziehungen gefordert. Denn die Verwendung von Verhütungsmitteln zum Beispiel hat nicht nur mit deren Verfügbarkeit zu tun. Vielmehr besteht hier eine Grundvoraussetzung in der Fähigkeit, diese Möglichkeiten auch im richtigen Moment zu nutzen und sich in Beziehungen darüber zu verständigen bzw. sich gegebenenfalls durchzusetzen. Dass Jugendliche heute über die Mittel und deren Anwendung in der Verhütung vielfach gut informiert sind, zeigen entsprechende Vorschau Die Themenschwerpunkte der nächsten Ausgaben Nr. 2/2011: Sozialhilfe Redaktionsschluss: 20. Dezember Inserateschluss: 10. Januar Nr. 3/2011: Berufsethik Redaktionsschluss: 20. Januar Inserateschluss: 10. Februar Nr. 4/2011: Migration und Integration Redaktionsschluss: 20. Februar Inserateschluss: 10. März Nr. 5/2011: Jugendarbeit Redaktionsschluss: 20. März Inserateschluss: 10. April Nr 6/2011: Sozialpolitik Redaktionsschluss: 20. April Inserateschluss: 10. Mai Kontakt: [email protected] Sexualität | S C H W E R P U N K T Studienergebnisse zur Genüge (z. B. Bodmer, 2009, S. 29– 47); doch das Wissen allein reicht nicht. Wichtig sind zudem das Einüben eines auf die Bedürfnisse der eigenen Person abgestimmten Verhütungsverhaltens und die Fähigkeit, diese Bedürfnisse im Aushandlungsprozess zu behaupten und so Selbstwirksamkeit zu erfahren. Bildungsprogramme für die sexuelle Gesundheit Bildungsprogramme und Beratungsangebote, die im Sinn der sexuellen Rechte Hilfestellung und Förderung zur Verfügung stellen, sollten auf folgenden vier Ansätzen beruhen (IPPF, 2009, S. 6–8): – Rechtebasiert, d. h. Vermitteln der zentralen Werte und Prinzipien der Menschenrechte und verbindlichen Rechts­ ansprüche, die die individuelle sexuelle Selbstbestimmung, die Gleichbehandlung und Möglichkeiten der Mitbestimmung in den Grenzen des Gegenübers schützen und garantieren – Gender-sensitiv, d. h. einen Beitrag leistend, sich mit den sozialen Faktoren von Geschlecht und tradierten kulturellen Rollenzuschreibungen kritisch auseinanderzusetzen; Überprüfung individueller Haltungen – Citizenship-orientiert, d. h. den Schwerpunkt auf die Befähigung zum kritischen Denken zu legen und verantwortungsvolles Handeln innerhalb von Paarbeziehungen wie auch in gesellschaftlichen Zusammenhängen und gegenüber Institutionen zu festigen bzw. fördern – Sexualitäts-positiv, d. h. eine positive Haltung zu Sexualität mit einem achtsamen Körperbezug zu vermitteln, Lust als Bereicherung für das persönliche Wohlbefinden und Glück darzustellen wie auch unter gleichen Vorzeichen gegen Diskriminierung in Bezug auf sexuelle Orientierung, HIV-Status und Behinderung zu kämpfen Die Umsetzung des bestmöglichen Gesundheitsstandards bedeutet unter dieser Perspektive, dass Menschen in jedem Lebensabschnitt in eigener Verantwortung informiert über ihr sexuelles Leben entscheiden können. Sexuelle Gesundheit und sexuelle Rechte bilden die Grundlagen, auf der die eigene sexuelle Identität frei, selbstbestimmt und einvernehmlich ausgedrückt werden kann. Dies entspricht der Vielfalt des sexuellen Verhaltens und Erlebens von Menschen. Programme zur sexuellen Gesundheit in Bildung und Beratung thematisieren demnach über die reinen biomedizinischen Fakten hinausgehend auch normative Vorstellungen vom gemeinsamen Zusammenleben und ent­w ickeln Vorstellungen darüber, was sein soll. Sie wirken bewusstseinsbildend und geben Orientierung zum gesellschaft­ lichen «common sense» – beispielsweise zu dem Recht auf Gleichberechtigung der Geschlechter, der sexuellen Selbstbestimmung, der selbstbestimmten Wahl des Zeitpunkts und der Form von Partnerschaften oder dem Schutz der physischen, psychischen und sexuellen Integrität – und vermitteln diese sexuellen Rechte als für alle in gleicher Weise gültig. Sie verdeutlichen, dass Partikularinteressen, die beispielsweise auf dem Konzept der Ehre oder Vorrechten beruhen, die aus dem Geschlecht, der Herkunft oder auf der gesellschaftlichen Position eines Individuums ­abgeleitet werden, in modernen demokratischen Gemeinwesen inakzeptabel sind. Diese Bildungs- und Beratungsaufgaben entsprechen im Kern der Definition und Intention einer als Menschenrechtsprofession verstandenen Sozialen Arbeit mit dem Ziel, Rahmenbedingungen der sozialen Gerechtigkeit zu realisieren und das Wohlbefinden der einzelnen Menschen anzuheben (AvenirSocial, 2010, S. 6). Es ist daher zu wünschen, dass das Thema sexuelle Gesundheit verstärkt in die Aus- und Weiterbildung sowie die alltägliche Praxis sozialarbeiterischer Tätigkeiten rückt. Die Soziale Arbeit ist für die Umsetzung dieses Themas in enger Orientierung an der Lebenswelt von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen prädestiniert, weil sie vielfältig in deren Sozial­ räumen im Zusammenhang mit anderen sozialen Themen seit Langem Erfahrungen in der Schaffung von Befähigungsgerechtigkeit gesammelt hat. Literatur AvenirSocial. Professionelle Soziale Arbeit Schweiz (2010). Berufskodex Soziale Arbeit Schweiz. Ein Argumentarium für die Praxis der Professio­ nellen. Bern: AvenirSocial Berkel, Irene (2008). Sigmund Freud. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag Bodmer, Nancy (2009). Jugendsexualität heute: Studie zu Verhaltens­ weisen, Einstellungen und Wissen. Gefunden am 10.11.2010 unter: http://www.ekkj.admin.ch/c_data/d_09_Jugendsexualitaet.pdf IPPF (2009). Form evidence to action: Advocating for comprehensive ­s exuality education. Gefunden am 10.11.2010 unter: http://www.ippf.org/ NR/rdonlyres/FB127CA3-4315-4959-BF99-F23BAB9F5AB4/0/SexEdAd­ vocacy.pdf Keupp, Heiner (2010a). Identitäten, befreit von Identitätszwängen, aber verpflichtet zur Identitätsarbeit. In Familiendynamik, 36. Jg., Heft 2, S. 100–109 Keupp, Heiner (2010b). Befähigungsgerechtigkeit als Ziel der Gesund­ heitsförderung. In Familiendynamik, 36. Jg., Heft 3, S. 240–248 Krahé, Barbara (2003). Sexuelle Aggression zwischen Jugendlichen: ­P rävalenz und Prädikatoren. In Bundeszentrale für gesundheitliche Auf­ klärung (BZgA) (Hrsg.), Wissenschaftliche Grundlagen, Teil 2 – Jugend­ liche. (Bd. 13.2 der Reihe Forschung und Praxis der Sexualaufklärung und Familienplanung), S. 93–122. Köln: BZgA Matthiesen, Silja, et al. (2009). Schwangerschaft und Schwangerschafts­ abbruch bei minderjährigen Frauen. In Forschung und Praxis der Sexual­ aufklärung und Familienplanung, Band 32. Köln: BZgA Plummer, Ken (2001). The Square of Intimate Citizenship: Some Prelimi­ nary Proposals. In Citizenship Studies, Vol. 5, No. 3, p. 237–253 Population Council (2009). It’s all ONE Curriculum. Guidelines and ­a ctivities for a unified approach to sexuality, Gender, HIV, and Human rights education. New York: Population Council Ribeaud, Denis & Eisner, Manuel (2008). Entwicklungen von Gewalt­ erfahrungen Jugendlicher im Kanton Zürich. Schlussbericht zuhanden der Bildungsdirektion des Kantons Zürich. Gefunden am 10.11.2010 ­u nter: http://www.ife.uzh.ch/fckeditor_downloads/file/Zprso/07_Ver­ wandte_Projekte/03_Jugendgewalt/Ribeaud_Eisner_2008__Gewalt­ erfahrungen.pdf Daniel Kunz ist Professor an der Hoch­ schule Luzern – Soziale ­A rbeit und Mitarbeiter im Zentrum Lehre und Bildung. Schmidt, Gunter (2004). Das neue Der Die Das. Über die Modernisierung des Sexuellen. Giessen: Psychosozial-Verlag WHO (2006). Defining sexual health: report of a technical consultation on sexual health. Gefunden am 10.11.2010 unter: http://www.who.int/ reproductivehealth/topics/gender_rights/defining_sexual_health.pdf Nr.1 _ Januar 2011 | SozialAktuell 13