Lerntafeln Biologie Lerntafel: Biochemie im Überblick 1. Auflage Spektrum Akademischer Verlag 2009 Verlag C.H. Beck im Internet: www.beck.de ISBN 978 3 8274 2134 0 schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG Biochemie im Überblick Struktur und Funktion von Proteinen Aminosäuren – Carboxyla-C-Atom COO gruppe negativ Aminosäuren tragen am sog. a-C-Atom 4 verschiedene Gruppen: ein Wasserstoffatom, eine Carboxylgruppe +H N H C 3 (COO–), eine Aminogruppe (NH3+), eine individuelle Seitenkette (Rest, R). Da an das zentrale C-Atom i.d.R. 4 Aminoverschiedene Grup­pen binden, sind die tetraedrisch gebauten Aminosäuren chiral (außer Glycin, mit 2 gruppe R Seitenkette H-Atomen am a-C-Atom); die beiden spiegelbildlich gebauten Formen bezeichnet man als d- und l-Isomere. Die in Proteinen vorkommenden (proteinogenen) Aminosäuren sind l-Aminosäuren und besitzen jeweils eine andere Seitenkette, die für die typischen funktionellen Eigenschaften des Moleküls verantwortlich ist. Aminosäuren werden aufgrund ihrer Seitenketten in Untergruppen zusammengefasst. Für die Festlegung der dreidimensionalen Struktur und der Funktion des Proteins spielen die Seitenketten eine bedeutende Rolle. Aspartat (Asp) (D) H O + H – H O + C N C C C H O N Bei der Polymerisation von Aminosäuren rea- H H O– H giert die Carboxylgruppe der einen Aminosäure R R mit der Aminogruppe der anderen (beide am H2O Carboxyla-C-Atom). In einer Kondensationsreaktion ent- Aminogruppe gruppe Peptidbindung steht unter Wasserabspaltung die PeptidbinO H H dung, die 2 wichtige Merkmale besitzt: O H + • sie ist relativ starr; die Nachbaratome können C H N C N C C nicht frei rotieren, da die Bindung teilweise H O– H einen Doppelbindungscharakter hat, R R • der Sauerstoff der CO-Gruppe der PeptidbinN- Terminus (+H3N) C-Terminus (CO OO–) dung trägt eine schwach negative Ladung, der Wasserstoff der NH-Gruppe ist schwach positiv geladen; dadurch sind Wasserstoffbrücken innerhalb des Proteinmoleküls oder mit anderen Molekülen begünstigt. Die Enden des so entstehenden Polypeptids sind unterschiedlich; eines trägt die Aminogruppe der ersten Aminosäure (N-Terminus), das andere die Carboxylgruppe der letzten Aminosäure (C-Terminus). O H H H N C H C C O R Freie Enthalpie Wasserstoffbrücken Untereinheit 1 C CH2 CH2 C COO– CH2 Asparagin (Asn) (N) OH CH3 Glycin (Gly) (G) Alanin (Ala) (A) H CH3 Valin (Val) (V) CH2 CH2 C CH2 HC CH2 + NH2 +NH CH2 CH2 CH3 3 CH2 C CH NH aromatische Seitenkette Isoleucin (Ile) (I) C CH3 CH2 CH H3 C CH2 NH Phenylalanin Tyrosin Tryptophan (Phe) (F) (Tyr) (Y) (Trp) (W) O H CH2 CH3 CH2 C Leucin (Leu) (L) CH CH2 + NH NH2 Glutamin (Gln) (Q) O Lysin (Lys) (K) CH C H2N H3C CH3 unpolare, hydrophobe Seitenkette OH Methionin (Met) (M) Prolin (Pro) (P) H CH2 CH2 S H2 N H2 C CH3 + C COO– CH2 CH2 Enzyme Je stärker negativ die Freie Enthalpie (DG) einer Reaktion ist, desto vollständiger läuft die Reaktion ab. DG sagt jedoch nichts über die Reaktionsgeschwindigkeit aus. Katalysatoren beschleunigen eine Reaktion, ohne selbst dauerhaft durch diese verändert zu werden, sodass sich das Gleichgewicht schneller einstellt. Die meisten biologischen Katalysatoren sind Proteine (Enzyme), doch entdeckt man zunehmend katalytisch aktive RNAs (Ribozyme). Obwohl eine exergonische Reaktion sehr viel Energie freisetzen kann, läuft die Reaktion u.U. nur langsam ab. Manche Reaktionen sind langsam, weil zwischen Substraten (Reak­ tanden) und Produkten ein Übergangszustand liegt, der eine höhere Freie Enthalpie besitzt. Durch Zufuhr von Energie, der Aktivierungsenergie (Ea), werden die Reaktanden zu instabilen Übergangskomplexen aktiviert, aus denen die Produkte entstehen. In lebenden Systemen verringern Enzyme die Energieschwelle (d.h. sie erleichtern die Bildung des Übergangszustands und stabilisieren ihn). Sie erhöhen die Reaktions­ geschwindigkeit, verschieben aber nicht das Gleichgewicht einer Reaktion. Ein Enzym bindet oft nur eines oder wenige eng verwandte Substrate und katalysiert fast immer nur eine einzige chemische Reaktion. Die Bindungsstelle des Substrats am Enzym ist das aktive Zentrum, wo die Katalyse stattfindet. Aus der Bindung des Substrats resultiert der EnzymSubstrat-Komplex (ES), der durch Wasserstoffbrücken, ionische oder kovalente Bindungen zusammengehalten wird. Aus dem Enzym-Substrat-Komplex entsteht das Produkt (P), und das unveränderte Enzym wird freigesetzt. Ea Zwischen katalysierten und nichtkatalysierten Reaktionen besteht kein Unterschied in der Freien Enthalpie. nichtkatalysierte Reaktion Ea Reaktanden katalysierte Reaktion DG Bei der maximalen Reaktionsgeschwindigkeit Vmax sind jedoch alle Enzymmoleküle mit Substratmolekülen besetzt. Vmax Reaktion mit Enzym Die Reaktionsgeschwindigkeit steigt mit zunehmender Substratkonzentration an. Reaktion ohne Enzym Produkte b - Faltblatt Reaktionsverlauf Quartärstruktur Tertiärstruktur Energieschwelle Threonin (Thr) (T) H CH2 CH2 H2N Übergangszustand Sekundärstruktur a - Helix CH2 Eine nichtkatalysierte Reaktion hat eine größere Aktivierungsenergie als eine katalysierte Reaktion. Peptidbindung C N CH2OH Histidin (His) (H) CH2 elektrisch geladene Seitenkette + Arginin (Arg) (R) COO– polare, ungeladene Seitenkette In der Polypeptidkette sind die Aminosäuren in einer genetisch determinierten Reihenfolge, der Aminosäuresequenz, angeordnet. Die Variabilität in Aminosäuregehalt und -sequenz ist die Grundlage für die Diversität von Pro­teinstrukturen und -funktionen. Die Struktur eines Proteins lässt sich auf 4 Organisationsebenen beschreiben: Primärstruktur: die Aminosäuresequenz; bestimmt die dreidimensionale funktionelle Form des Proteins, indem sie lokale Windungen und Faltungen beeinflusst und Bindungen ermöglicht, Sekundärstruktur: entsteht durch Wasserstoffbrücken zwischen CO- und NH-Gruppen des Pep­tid­ rückgrats; regelmäßige, sich wiederholende Muster in verschiedenen Berei­chen einer Polypeptid­ kette; 2 grundlegende Formen: a-Helix und b-Faltblatt; andere Strukturen sind Kehren und Schleifen, Tertiärstruktur: Faltung einer Polypeptidkette zu einer komplexeren dreidimensionalen Struktur; entsteht durch Wechselwirkungen zwischen den Seitenketten (kovalente Disulfidbrücken zwischen bestimmten Cys-Resten, hydrophobe Wechselwirkungen, Van-der-Waals-Kräfte, ionische Bin­ dungen), Quartärstruktur: manche Proteine bestehen aus mehreren Polypeptiden (Untereinheiten), die sich zum funktionellen Protein zusammenlagern; entsteht wie die Tertiärstruktur durch Wechselwir­ kungen zwischen den Seitenketten. R Cystein (Cys) (C) SH Struktur von Proteinen Primärstruktur Serin (Ser) (S) Glutamat (Glu) (E) CH2 Reaktionsgeschwindigkeit H positiv NH Seitenketten der Aminosäuren Peptidbindung – Untereinheit 2 Wasserstoffbrücke Disulfidbrücke Untereinheit 3 Untereinheit 4 KM Substratkonzentration [S] Enzyme benötigen häufig Cofaktoren, um ihre Funktion erfüllen zu können (Apoenzym: Enzym ohne Cofaktor; Holoenzym (katalytisch aktives Enzym): Apoenzym + Cofaktor). Diese lassen sich in 2 Gruppen einteilen: • Metalle: anorganische Ionen (z.B. Mg2+, Cu+, Cu2+, Zn2+), die an bestimmte Enzyme gebunden sind, • Coenzyme: kleine organische Moleküle (z.B. Coenzym A, FAD/FADH2, NAD+/NADH+ + H+); leiten sich oft von Vitaminen ab; werden während der Reaktion chemisch verändert; weiter unterteilt in: - prosthetische Gruppen: dauerhaft an das Enzym gebunden, aber keine Proteine (z.B. Häm), - Cosubstrate: locker an das Enzym gebunden; von einer Vielzahl von Enzymen verwendet.