5. Zusammenfassung Defensine sind antimikrobielle Peptide, denen eine wichtige Funktion im Rahmen von Immunprozessen beigemessen wird. Über die Genexpression von Defensinen im Gastrointestinaltrakt von Kindern war bisher wenig bekannt. Zwei vorwiegend den oberen Magen-Darm-Trakt betreffende Erkrankungen sind die Zöliakie und die Helicobacter-pylori-positive Gastritis. Bei Kindern lagen zur Defensin-Expression bei Zöliakie nur wenige, bei Hp-Gastritis bislang keine Studien vor. Im Rahmen dieser Arbeit wurde daher die mRNA-Expression der α-Defensine 5 und 6 sowie der β-Defensine 1 bis 6 im Magen und Zwölffingerdarm von Kindern untersucht und das Expressionsmuster der einzelnen Defensine dargestellt. Hierzu wurde einem Kollektiv von Kindern Biopsien aus dem Antrum und Corpus des Magens sowie aus dem Duodenum im Rahmen von RoutineGastroskopien entnommen. Die RNA der Gewebeproben wurde isoliert. Zur Bestimmung des Ausmaßes der Genexpression der einzelnen Defensine wurde eine real-time-RT-PCR mit Primern für humanes α-Defensin 5 und 6 (hD5, 6) sowie humanes β-Defensin 1 bis 6 (hBD1-6) durchgeführt. Die Quantifizierung der Genexpression erfolgte relativ zur Expression eines Housekeeping Genes. Die Patienten wurden gemäß ihrer Diagnosen in 4 Gruppen aufgeteilt: ZöliakieGruppe, Hp-Gruppe, nicht durch Hp hervorgerufene Entzündung (non-HpGruppe) und Kontrollgruppe. Innerhalb der Gruppen wurde das mengenmäßige Verhältnis der Expression der einzelnen Defensine an den verschiedenen Orten untersucht. Die Defensin-Expression im Rahmen der jeweiligen Krankheit wurde mit der Expression in der Kontrollgruppe verglichen. Erstmalig wurden hBD1- und 2- sowie hD5- und 6-mRNA im Magen von Kindern detektiert. Zusätzlich konnte erstmalig das gelegentliche Vorkommen von hBD3- und 4-mRNA im oberen GIT von Kindern und das vereinzelte Vorkommen von hBD5- und 6-mRNA im GIT überhaupt nachgewiesen werden. In fast allen Gruppen wurde hBD1- und 2-mRNA vermehrt im Magen gemessen, während hD5- und 6-mRNA in höheren Mengen im Duodenum als im Magen vorkam. Für diese Defensine konnte somit eine differenzielle Expression im oberen Gastrointestinaltrakt demonstriert werden. Hierbei lässt 74 sich die vermehrte Expression von α-Defensinen im Duodenum durch ihre bevorzugte Expression in den Paneth-Zellen des Dünndarms erklären. Im Zuge einer Hp-Gastritis konnte die bereits in anderen Studien an Erwachsenen überwiegend beobachtete unveränderte Expression von hBD1 und die vermehrte Expression von hBD2 auch an Kindern demonstriert werden. Bei Kindern mit Zöliakie wurden weitere Hinweise auf eine schon von anderen Arbeitsgruppen demonstrierte Verminderung der Expression von hBD1 im Duodenum gefunden. Erstmals konnte eine Verminderung von hBD4-mRNA im Zwölffingerdarm von Zöliakiepatienten dokumentiert werden. Im Gegensatz zu einigen Untersuchungen wurden jedoch keine erhöhten α-Defensin-Werte gemessen. Erstmals wurde auch der Magen bezüglich seiner DefensinExpression im Rahmen einer Zöliakie untersucht. Es zeigten sich erhöhte hBD2-mRNA-Mengen, die eventuell auf eine begleitende Antritis des Magens zurückzuführen sein könnten. Die non-Hp-Gruppe wurde als zu heterogen erachtet, um weitere Aussagen treffen zu können. An die Erkenntnisse dieser Arbeit schließen sich folgende Fragen an, die in weiteren Studien untersucht werden könnten: 1. Führen die bei Kindern gemessenen relativen Mengen an mRNA auch zu einer biologisch wirksamen Konzentration des jeweiligen Peptids? 2. Bewirkt eine Entzündung an einem bestimmten Ort innerhalb des Magens oder Dünndarms eine Änderung der Defensin-Expression an benachbarten, nicht entzündeten Orten? 3. Spielen die verminderten Werte von hBD1- und hBD4-mRNA im Duodenum von Zöliakiepatienten eine pathophysiologische Rolle im Sinne eines Immundefizits? 4. Ist eine veränderte Anzahl von Paneth-Zellen und/oder eine veränderte Ausschüttung von α-Defensinen in der Pathophysiologie der Zöliakie von Bedeutung? 5. Ist die Erhöhung der hBD2-mRNA-Werte im Antrum von Zöliakiepatienten auf eine begleitende Entzündung des Antrums oder auf pathophysiologische Prozesse im Rahmen der Zöliakie zurückzuführen? 6. Kann ein Expressionsmuster von sensitiveren Verfahren erstellt werden? 75 hBD3- und hBD4-mRNA mit 7. Kann in Zellkultur-Experimenten eine vermehrte Ausschüttung von hBD4, 5 oder 6 bei Stimulation mit Helicobacter pylori provoziert werden? 8. Kann der Nachweis von hBD5- und/oder hBD6-mRNA im Magen-DarmTrakt mittels anderer Techniken, z.B. durch in-situ-Hybridisierung oder Immunhistochemie, in Kindern reproduziert werden und expremieren auch Erwachsene gelegentlich die entsprechende mRNA? 9. Kann in einem größeren Kollektiv von Patienten mit Expression von hBD5- oder hBD6-mRNA eine vermehrte Expression andere Defensine gemessen werden und kann eine identifiziert werden? 76 pathophysiologische Funktion