DVGW zu r üc k ge zo ge n Information Einfluß von Bodennutzung und Düngung in Wasserschutzgebieten auf den Nitrateintrag in das Grundwasser Wasser-Information Nr. 35 • 3/93 n ge zo ge rü ck zu ISSN-Nr. 0938-6114 © 1993 DVGW, Eschborn DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. Technisch-wissenschaftliche Vereinigung Hauptstraße 71-79 65760 Eschborn Telefon (0 6196) 7017-0 Telefax (0 6196)481152 Telex 4 072 874 Nachdruck und fotomechanische Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V., Eschborn, gestattet. DVGW Information Einfluß von Bodennutzung und Düngung in Wasserschutzgebieten auf den Nitrateintrag in das Grundwasser de Fachinformation erarbeitet. Sie stützt sich auf die Grundsätze der guten fachlichen Praxis in der Landwirtschaft, die zu einem flächendeckenden Grundwasserschutz beitragen können. In Wasserschutzgebieten sind darüber hinaus besondere Anforderungen an die Landwirtschaft zu stellen, die in dieser Fachinformation berücksichtigt wurden. ge zo Im Jahre 1975 erschien die derzeit gültige Ausgabe des DVGW-Arbeitsblattes W 101 „Richtlinien für Trinkwasserschutzgebiete, I. Teil: Schutzgebiete für Grundwasser". ge Vorwort n Fachinformation des DVGW/LAWA-Ausschusses „Wasserschutzgebiete" zu rü ck Aufgrund des damaligen Kenntnisstandes waren nur wenige Handlungen aus dem landwirtschaftlichen Bereich für die Wasserversorgung als „gefährlich und in der Regel nicht tragbar" eingestuft worden. In vielen landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten ist ein Anstieg des Nitratgehaltes im Grundwasser zu verzeichnen. Gleichzeitig wurde eine Präzisierung der Richtlinien erforderlich. Aus diesem Grund wurde auf die Initiative des DVGW/LAWAAusschusses „Wasserschutzgebiete" die vorliegen- Die dargelegten Sachverhalte beschränken sich auf naturwissenschaftliche, hygienische und technische Gesichtspunkte, die bei Wasserschutzgebieten bzw. Einzugsgebieten zum Schutz vor nachteiligen Veränderungen zu beachten sind. Rechts-, Verfahrensund Entschädigungsfragen werden nicht behandelt. n ge zo ck ge rü zu DVGW Information Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Bodennutzung 3 Allgemeine Hinweise zur Düngung en 3.1 Bestimmung löslicher Nährstoffe im Boden 3.2 Düngermenge 3.3 Zeitpunkt der Stickstoffdüngung 3.4 Ausbringen des Düngers 3.5 Pflanzenbedarfsgerechte Stickstoffdüngung zu rü ck ge 5 Hinweise für landwirtschaftliche Nutzung und Düngung außerhalb von Wasserschutzgebieten zo g 4 Beratungen, Untersuchungen und Kontrollen DVGW Information Die Fachinformation enthält Erläuterungen zum Stickstoffumsatz im Boden sowie Empfehlungen zur Bodennutzung und Düngung. Dafür sind Kenntnisse der standortspezifischen Bedingungen des Bodens und des Grundwasserleiters erforderlich. Für die Erfassung der natürlichen Standortbedingungen bleibt im Sinne des Vorsorgeprinzips des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) das Denitrifikationsvermögen von Boden und Grundwasserleiter unberücksichtigt. Desgleichen erfolgt keine Unterteilung nach Schutzzonen, da die in das Grundwasser eingetragenen Nitrate im gesamten Gebiet einer Wassergewinnungsanlage transportiert werden. Der Stickstoffgehalt des Bodens unterliegt vielfältigen Einflußgrößen und Umsetzungen innerhalb des komplexen Stickstoffkreislaufes im Wurzelraum, vereinfacht in Abbildung 1 dargestellt. Der Stickstoff liegt im Boden, teils im organischen NPool (organische Bodensubstanz), teils als Nmjn2)Vorrat, der die anorganischen Stickstofformen (Nitrat, Ammonium, Nitrit) umfaßt, vor. Die verschiedenen Stickstofformen stehen durch die milieubedingte Aktivität (Temperatur, Wassergehalt, Sauerstoffgehalt, pH-Wert, C/N-Verhältnis) von Mikroorganismen in ständiger Wechselwirkung miteinander. Dabei stellt die Mineralisierung durch Umwandlung organischer in anorganische pflanzenverfügbare NVerbindungen den wichtigsten Prozeß zur natürlichen Auffüllung des Vorrates im Boden dar. In der Umkehrung dieses Prozesses, der Immobilisierung, werden mineralische N-Verbindungen in den organischen N-Pool überführt. rü ck ge z Der Stickstoff nimmt unter den Pflanzennährstoffen eine dominierende Stellung ein, da er als Bestandteil der Proteine und Proteide, des Chlorophylls, der Phytohormone etc. Bauelement und somit wichtiger Grundstoff des pflanzlichen Lebens ist. Auch in pflanzenphysiologischer Sicht besitzt der Stickstoff elementare Bedeutung, da die meisten Pflanzen einen unvergleichlich höheren Bedarf an Stickstoff als an anderen Nährstoffen aufweisen. Die Pflanze nimmt den Stickstoff aus der Bodenlösung in Form von Ammonium und Nitrat auf. og en 1 Allgemeines LUFTSTICKSTOFF ORGANISCHE N-VERBINDUNGEN AUS DÜNGERN GASFORMIGE N-VERLUSTE zu NIEDERSCHLAGEN Die entscheidenden Regelgrößen des Stickstoffkreislaufes sind: • Stickstoffzufuhr über anorganische (mineralische) und organische Düngemittel, aus Niederschlägen und der Bindung von molekularem Luftstickstoff • gasförmige Stickstoffverluste (NH3, N 2 0, N2) • Stickstoffentzug durch die Kulturpflanzen • Auswaschungsverluste, insbesondere von Nitrat, aus dem Wurzelraum und • Stickstoffumwandlungsvorgänge durch Mineralisierung und Immobilisierung ~1%>eralisie(tf N min : mineralisierter Stickstoff NITRAT- ' AUSWASCHUNG Abb.1: Stickstoffkreislauf im Boden 1) <> ROHMANN, U. & SONTHEIMER,H. (1985) Nitrat im Grundwasser, Karlsruhe Wasser-Information Nr. 35 • 3/93 21 N = mineralisierter Stickstoff PVCW Information Der geringste Nitrataustrag ist bisher in der Regel unter Wald zu finden. Eine geringe Nitratauswaschung ist auch unter extensiv genutztem Dauergrünland zu erwarten. Getreide mit nachfolgender Zwischenfrucht (nicht Leguminosen) verursacht geringere Risiken der Nitratauswaschung aus dem Wurzelraum als Getreide ohne Zwischenfrucht, sofern die Bodenbearbeitung erst im Frühjahr erfolgt. zo Maisund Blattfrüchte (Raps, Kartoffeln, Rüben) führen zu stärkerem Nitrataustrag als Getreide, vor allem wenn Stroh und Blatt auf der Fläche verbleiben. Sie wirken im Frühjahr und Vorsommer wie eine Halbbrache, weil die Pflanzen noch klein sind und nur wenig Stickstoff entziehen. Außerdem ist bei Mais und Rüben aufgrund des späten Erntezeitpunktes ein Nachbau von Zwischenfrüchten nicht möglich. Bei Mais kann durch Untersaaten der Nitrataustrag und die Erosion vermindert werden. Nach Getreide kann der Zwischenfruchtanbau witterungsabhängig begrenzt sein. Leguminosen reichern mit Hilfe von Bodenbakterien Stickstoff aus der Luft in ihren Wurzeln an und können damit den Nitrataustrag verstärken. n Außer der Düngermenge und dem Düngungszeitpunkt bestimmen die Art der Bodennutzung und die Standortbedingungen den Nitrataustrag aus dem Wurzelraum. Gemüsekulturen begünstigen den Nitrataustrag, weil sie überwiegend im Vegetativstadium (Hauptentwicklungsphase der Grünblattmasse) geerntet werden und befriedigende Ernteerträge und Qualität nur bringen, wenn sie bis zum Erntetermin eine Mindestmenge Stickstoff zur Verfügung haben, außerdem, weil viele Gemüsekulturen relativ flach wurzeln und nach ihrer Ernte viele leicht zersetzbare pflanzliche Rückstände hinterlassen. Einem stärkeren Nitrataustrag leistet Gemüsebau vor allem dann Vorschub, wenn gärtnerischer Gemüsebau betrieben wird, das heißt, wenn auf derselben Fläche viele Jahre hintereinander und zwei- bis dreimal im selben Jahr Gemüse angebaut wird. Diese Böden enthalten auch in größeren Bodentiefen in der Regel viel Stickstoff, der von den Pflanzenwurzeln nur zum kleinen Teil aufgenommen werden kann. ge 2 Bodennutzung Waldrodung und Grünlandumbruch intensivieren den Stickstoffumsatz im Boden. Innerhalb weniger Jahre können mehrere tausend Kilogramm Nitrat-N/ha freigesetzt werden und pflanzlich nicht verwertbar ins Grundwasser gelangen. zu rü ck ge Feldberegnung kann zu einem verstärkten Nitrataustrag führen, wenn sie nicht an die Feldkapazität des Bodens angepaßt wird. Unter Weinreben ist der Nitrataustrag nicht selten auch deshalb groß, weil Rebstandorte häufig skelettreiche Böden mit geringem Wasserspeicherungsvermögen sind und vielerorts an Hängen liegen, auf denen es zu Oberflächenabfluß und zu oberflächennahem Abfluß, der überwiegend nährstoffreiche Bodenbereiche passiert, kommt. Eine weitere Nitratquelle im Weinbau können organische Stoffe, wie z.B. Komposte, sein, die häufig zur Stabilisierung von Hängen gegen Erosion eingebaut werden. Begrünung von Rebanlagen vermindert den Nitrataustrag. 3 Allgemeine Hinweise zur Düngung 3.1 Bestimmung löslicher Nährstoffe im Boden Die Beprobung erfolgt an repräsentativen Standorten unter Berücksichtigung der jeweils angebauten Pflanzenarten. Die Bestimmung der Gehalte an mineralischem Stickstoff (N : Nitrat-N und Ammoniv min um-N) in den Bodentiefen 0-30, 30-60 und 60-90 cm nach der Ernte, vor Beginn der Sickerperiode kann darüber informieren, ob und wo bzw. unter welcher Nutzung kritische Nitratgehalte im Boden auftreten. Untersucht man die gleichen Parzellen auch im Frühjahr, läßt sich aus der Differenz zur Herbstunter- PVGW Information Da die organische Düngung ein Teil der pflanzenbedarfsgerechten Düngung ist, hat sich die Ausbringungszeit nach dem Bedarf der Pflanzen in der Hauptvegetation zu richten. Nach der Ernte darf auf Böden ohne Vegetation kein organischer Dünger mehr ausgebracht werden. ck ge 3.2 Düngermenge n mm ge ^ Frühjahr dient vorwiegend für Düngeempfehlungen im Frühjahr. Besonders in Gemüseanbaubetrieben helfen wiederholte Untersuchungen während der Vegetationszeit bei der Optimierung der Stickstoffdüngung. Die Bestimmungen weiterer Nährstoffe in den gezogenen Bodenproben (z.B. P, K, Mg, Ca) können Anhaltswerte liefern, ob und wie stark in den zurückliegenden Jahren auf bestimmten Flächen mit wirtschaftseigenen Düngern und Handelsdüngern gedüngt wurde. verlagerung in größere Bodentiefen und möglicherweise zum Eintrag ins Grundwasser. Im Vergleich zum Mineraldünger ist bei organischem Dünger eine Anpassung von Düngermenge und -Zeitpunkt an den Pflanzenbedarf wesentlich schwieriger, weil die Zeitspanne der Umwandlung des im organischen Dünger enthaltenen organisch gebundenen Stickstoffs bzw. des Ammoniums zu pflanzenverfügbarem Nitrat schwer zu kalkulieren ist. Zudem besteht die Gefahr, daß organischer Dünger wegen begrenzter Lagerkapazitäten zu ungeeigneten Düngungszeitpunkten ausgebracht wird. Deshalb müssen bei organischem Dünger Düngungsmenge und -Zeitpunkt besonders sorgfältig gewählt werden. zo suchung abschätzen, wieviel Stickstoff aus dem Bodenraum 0-90 cm Tiefe während des Winters verloren gegangen ist. Dabei bleibt zu beachten, daß diese Nitratverluste nicht nur als Auswaschung zu werten sind, sondern beispielsweise auch gasförmige Verluste, Entzug durch Pflanzen und NH4-Fixierung auftreten können. Die Bestimmung der N -Werte im Die Düngung ist dem Bedarf der Pflanzen bei standortabhängiger Bodennutzung anzupassen. zu rü Überschreitet die Düngermengeden Pflanzen bedarf, wird das Auswaschungsrisiko erhöht. Ein Risiko, die optimale Düngermenge zu überschreiten, besteht in erster Linie bei der Düngung von Intensivkulturen. Dieses Risiko läßt sich mindern durch Verbesserungen bei der Ermittlung oder Abschätzung der aus dem Boden nachlieferbaren Nährstoffmengen. Die Gaben der Wirtschaftsdünger müssen bei der Bemessung der Düngung berücksichtigt werden, ebenso die Nährstoffgehalte der zuvor untergepflügten Zwischenfrüchte, Rübenblätter sowie Klärschlämme und andere organische Düngemittel. 3.3 Zeitpunkt der Stickstoffdüngung Wird Stickstoff in organischer oder mineralischer Form (z.B. als Gülle oder Mineraldünger) zu Zeiten zugeführt, zu denen Pflanzen den auf- oder eingebrachten Stickstoff nicht aufnehmen können, kommt es je nach Grundwasserneubildungsrate zur Nitrat- 3.4 Ausbringen des Düngers Die wichtigsten Anwendungsfehler sind neben nicht pflanzenbedarfs- und standortgemäßer Düngung, zu tiefes Einarbeiten in den Boden, ungenaue Dosierung oder ungleichmäßige Verteilung. Zur Optimierung der Gülledüngung sind unentbehrlich: ausreichender Lagerraum und der Einsatz von Güllewagen, die eine gezielte Dosierung, ein oberflächennahes Einbringen in wachsende Bestände und eine gleichmäßige Verteilung ermöglichen. Außerdem darf Wirtschaftsdünger (wie z.B. Gülle, Silagesickersaft, Komposte und Klärschlamm) nicht aufgebracht werden: • aus hygienischen Gründen in Wasserschutzzone I und II, • auf gefrorenem oder schneebedecktem Boden in Hanglagen. Schließlich ist zu oberirdischen Gewässern ein ausreichender Abstand zu halten. DVGW Information 3.5 Pflanzenbedarfsgerechte Stickstoffdüngung N(Düngung) = N(Pflanzenbedarf) - Nmin (Boden) Tabelle 1 Allgemein wird der N-Bedarf der Pflanzen durch den Stickstoffentzug der insgesamt produzierten Pflanzenmasse bestimmt: N-Pflanzenbedarf in kg N/ha = standortgemäßer Gesamtertrag in dt/ha x pflanzenspezifischer N-Gehalt in kg N/dt (1 dt = 100 kg) zo ge n Unter einer pflanzenbedarfsgerechten Stickstoffzufuhr ist zu verstehen, daß den Pflanzen mit organischen und- /oder anorganischen Düngemitteln gerade so viel Stickstoff zugeführt wird, daß das gesamte Stickstoffangebot (Nmin des Bodens und Stickstoff aus Düngemitteln) während der Wachstumszeit zum Erreichen des qualitativ optimalen und standortgerechten Pflanzenertrages genügt, ohne vermeidbare nachteilige Nitratauswaschungen hervorzurufen. Nährstoffausscheidung von landwirtschaftlichen Nutztieren (nach Berechnungen von Prof. Rohr, Institut für Tierernährung und Prof. Vogt, Institut für Kleintierzucht der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft Braunschweig-Völkenrode, 1992) Tierart Hinweise zu Berechnungsgrundlagen PA kg K20 13 17 50 4 5 20 10 25 75 183 Tage 183 Tage 365 Tage 100 80 70 40 35 30 150 100 115 365 Tage; Leistung 5000 I Wi: Grassilage (rohproteinreich) So: Weide Mais-/Grassilage, ganzjährig ohne Kalb kg N kg ge lfd. Nr. Kälber (O - 6 Mon.) Jungvieh (0,5 - 1 J.) Jungvieh (1 - 2 J.) 4 5 6 Milchkuh (5000 I) Grünlandbetrieb Ackerbaubetrieb Mutterkuh 7 8 Mastbullen (0,5 - 1 J.) Mastbullen (1-1,5 J.) 20 25 8 10 20 30 183 Tage 183 Tage 9 1 Zuchtsau + 20 Ferkel bis 25 kg 33 19 16 bei 2,1 Würfen im Jahr 1 Mastschwein praxisüblich 1 Mastschwein Mehrphasenfütterung 5,1 4,0 2,5 2,0 1,8 1,8 120 Tage 100 Legehennen 100 Legehennenplätze/J. 86 71 55 45 32 26 Stallbelegung 82,2 % 100 Junghennen 100 Junghennenplätze/J. 13 28 8 17 6 14 2,2 Stalldurchgänge im Jahr 100 Masthähnchen 100Masthähnchenplätze/J, 4 27 2,3 16 2,2 15 Milchkuh (7000 I) Grünlandbetrieb Ackerbaubetrieb 109 102 45 39 134 112 10a) 10b) 11 12 13 14 15 zu rü ck 1 2 3 Endgewicht 1500 g. Mastdauer: 37 Tage, 7 Stalldurchgänge im Jahr Wasser-Information Nr. 35 • 3/93 ^ Ä ^ 7 DVGW Information Tabelle 2: Rahmen für Bodennutzung in Wasserschutzgebieten Kulturart bzw. Nutzungsform Schutzzone ll/lll bzw. Einzugsgebiet Standortgruppe a b c Beurteilung abhängig vom Anteil der Nutzungsform (jährlich bzw. jahresdurchschnittlich) an der Gesamtackerfläche, von Fruchtfolge, Zwischenfruchtanbau und Untersaaten, Düngungskontrolle, örtlichen bodenkundlichen und hydrogeologischen Gegebenheiten. 1. Wald (ohne geschlossene Erlenbestände) + + + 2. Aufforstung + + + 3. Dauergrünland (Wiesen und Extensivweide) einschließlich Gründlandneueinsaat und -wiedereinsaat + + + a = sehr großes bis großes Nitratrückhaltevermögen (günstig) b = mittleres Nitratrückhaltevermögen c = geringes bis sehr geringes Nitratrückhaltevermögen (ungünstig) 4. Getreide mit Zwischenfrucht + + + 5. Getreide ohne Zwischenfrucht, Feldfutterbau, Zuckerrüben + - - 6. Blattfrüchte, z.B. Kartoffeln, Raps + - - Anmerkung zu 2: ez og Aufforstungen, möglichst mit Laubbäumen, sind auf landwirtschaftlich intensiv vorgenutzen Flächen erst nach vorangegangener Hagerung (Entzug überschüssiger Nährstoffe) günstig zu bewerten. Anmerkung zu 4 - 7: Die Bewertung ist auf eine dreigliedrige Fruchtfolge abgestimmt (Getreide-Getreide-Hackfrucht/Blattfrucht). Bei höheren Hackfrucht/Blattfruchtanteilen verschlechtert sich die Bewertung jeweils um eine Kategorie nach oben. 8. Gemüseanbau - 9. Kulturartenwechsel (Grünlandumbruch, Waldrodung) - - - - - - - Anmerkung zu 8: Die übrigen Sparten des Gartenbaus (Baumschulen, Friedhofsgartenbau, Obstbau und Zierpflanzenbau) zeichnen sich durch so unterschiedliche Verhältnisse aus, daß für diese nur im Einzelfall entschieden werden kann. rü - ck g 7. Mais, Futterrüben, Feldgemüse, Reinsaat von Leguminosen, Hopfen, Weinreben 10. Kleingartenanlagen zu Die pflanzenbedarfsgerechte Düngung umfaßt: • die Berücksichtigung der vom Boden durch Mineralisation organischer Stickstoffverbindungen (Humusstoffe, Ernterückstände) gelieferten N -Mengen und zwar sowohl des zu Vegemin c ' •** tationsbeginn im Wurzelraum vorliegenden N -Vorrats als auch der N . -Nachlieferung min en + = in der Regel tragbar - = in der Regel nicht tragbar mm & innerhalb der Wachstumszeit (Bodenanalysen, Schätzwerte, Rechnungswerte); • den richtigen Düngungszeitpunkt und die zeitlich gestaffelte, d.h. dem Entwicklungsstadium der Pflanzen angepaßte Düngermenge; • die richtige Düngerart, d.h. die der Kulturart bzw. der zu erwartenden Wachstumsintensität angepaßte Düngerart; Wasser-Information Nr. 35 • 3/93 • die richtige Düngungstechnik, d.h. die der Kulturart und dem Entwicklungsstadium angepaßte Düngungstechnik mit optimaler Nährstoffverwertung (z.B. Reihendüngung, Kopfdüngung, Blattdüngung); • die richtige Einschätzung des standortgerechten Ertrags; • die richtige Einschätzung der Nährstoffwirkung mittels Untersuchung der Nährstoffgehalte von Wirtschaftsdüngern (z. B. Stallmist, Gülle, Jauche), von eingearbeiteter Zwischenfrucht, Stroh, Rübenblatt, Komposte und von Klärschlamm. Je nach den örtlichen Standortbedingungen kann eine Abminderung der Gesamtdüngermenge nach DVGW Information dem Vorsorgeprinzip in den Wasserschutzgebieten notwendig sein. Dies gilt insbesondere hinsichtlich der aufbringbaren Nährstoffe aus Wirtschaftsdünger, wo je nach Standortgruppe in der Regel nur zwischen 80 kg N/(ha • a) bei Standortgruppe c und 120 kg N/(ha • a) bei Standortgruppe a (dies entspricht etwa 1,0-1,5 Dungeinheiten je ha/a) zu erlauben sind (siehe auch Tabelle 1 und 5). Diese Stickstoffmengen aus Wirtschaftsdünger können nach Abzug der unvermeidbaren Verluste von ca. 25 - 30 % nach Tabelle 1 geschätzt oder im Einzelfall durch die örtliche landwirtschaftliche Dienststelle bestimmt werden. Zur Kennzeichnung natürlicher Standortbedingungen, die das Nitratrückhaltevermögen (Verweilzeit von Nitrat im Boden) im Wurzelraum beeinflussen, dienen • nutzbare Feldkapazität des effektiven Wurzelraumes (nFKWe)3) en • mittlere jährliche klimatische Wasserbilanz (KWBa).3» zo g Beide Kriterien zusammen entscheiden, ob und wieviel im effektiven Wurzelraum vorhandenes Nitrat, insbesondere während der Vegetationsruhe mit dem Sickerwasser unter dem Wurzelraum verlagert werden und zum Grundwasser abfließen kann. Die nutzbare Feldkapazität des effektiven Wurzelraumes wird nach Tabelle 3 3) eingestuft. Sie ist aus Bodenart, Humusgehalt und Lagerungsdichte abzuleiten oder durch bodenphysikalische Untersuchungen an Leitprofilen zu bestimmen. Die mittlere jährliche klimatische Wasserbilanz wird nach Tabelle 4 eingestuft. Sie wird aus der Differenz von der mittleren jährlichen Niederschlagshöhe und der mittleren jährlichen potentiellen Verdunstungshöhe ermittelt. Diese Daten liefert der Deutsche Wetterdienst. ge In Wasserschutzgebieten bzw. Einzugsgebieten von Wasserfassungen soll der Anbau von Zwischenfrüchten primär der Konservierung und dem Entzug der Stickstoffreste im Boden dienen (Nmin-Reste). Das Jugendwachstum der Zwischenfrüchte sollte durch eine richtig dosierte kleine Startdüngung gefördert werden. Erläuterungen zur Ermittlung der Standortgruppen: zu rü ck Werden die Zwischenfrüchte nicht geerntet, so soll ein Einarbeiten in den Boden erst kurz vor Beginn der neuen Vegetationsperiode im Frühjahr erfolgen. Tabelle 3: Einstufung der nutzbaren Feldkapazität des effektiven Wurzelraums (nFKWe)3I nFKWe in mm Bezeichnung Kurzzeichen <50 sehr gering nFKWe 1 Regosol aus Kies und Grobsand Mullrendzina aus Dolomitsand 90 gering nFKWe 2 Podsol und Braunerde aus feinsandigem Mittelsand 91 - 140 mittel nFKWe 3 Braunerde aus schwach lehmigem Sand. Hochmoor aus schwach zersetztem Torf 141 - 200 hoch nFKWe 4 Braunerde, Parabraunerde und Auenboden aus sandigem Lehm, Kolluvien aus lehmigem bzw. tonigem Schluff, Niedermoor aus stark zersetztem Torf sehr hoch nFKWe 5 Schwarzerde und Parabraunerde aus lehmigem bzw. tonigem Schluff 51 - >200 ' Bodenkundliche Kartieranleitung, 3. Auflage, Hannover, 1982 Beispiele Wasser-Information Nr. 35 • 3/93 DVGW Information Nitratrückhaltevermögen. Zur Ermittlung standörtlicher Unterschiede mit Berücksichtigung des Nitratrückhaltevermögens ist eine bodenkundliche Kartierung erforderlich. Das Nitratrückhaltevermögen wird mit Hilfe dieser beiden Kriterien nach Tabelle 5 eingestuft. Je höher die nutzbare Feldkapazität des effektiven Wurzelraumes und je geringer die mittlere jährliche klimatische Wasserbilanz sind, umso höher ist das Tabelle 4: Einstufung der mittleren jährlichen klimatischen Wasserbilanz für die alten und neuen Bundesländer (Neuberechnung durch den Deutschen Wetterdienst gemäß DIN 19685 nach HAUDE, 1993) Bezeichnung Kurzzeichen <0 äußerst gering KWBaO Havelland, Südöstliches Harzvorland, Niederlausitz sehr gering KWBal Magdeburger Börde, Sächsisches Hügelland, Mittelfränkisches Becken 100-200 gering KWBa 2 200 - 300 mittel KWBa 3 300 - 400 hoch KWBa 4 Vogelsberg-Gebiet, Thüringer Wald, Schwäbische Alb 400 - 600 sehr hoch KWBa 5 Nordfriesland, Sauerland, Voralpines Hügelland >600 äußerst hoch zo Vorpommern, Hildesheimer Börde, Donaumoos ge Lüneburger Heide, Münsterland, Odenwald rü ck 0-100 Gebiete mit entsprechender klimatischer Wasserbilanz (Beispiele) ge n KWBa (mm) KWBa 6 Zentralharz, Zentralschwarzwald, Bayerische Alpen zu Tabelle 5: Einstufung des Nitratrückhaltevermögens der Standortgruppe (a, b, c) aus nutzbarer Feldkapazität des effektiven Wurzelraumes (nFKWe) und der klimatischen Wasserbilanz (KWBa) <100 101 - 200 20" -300 301 - 400 4» 401 - 600 "i > 600 "i <50 c c c c c b 51 - 90 c c c b b b 91 - 140 b c c b b a 141 -200 a b b a a a >200 a a b a a a KWBa (mm)/ nFKWe (mm) a = sehr großes bis großes Nitratrückhaltevermögen (günstig) b - mittleres Nitratrückhaltevermögen c = geringes bis sehr geringes Nitratrückhaltevermögen (ungünstig) 10 Wasser-Information Nr. 35 • 3/93 Anmerkung: Tabelle gilt nur für Lockergesteinsböden ohne Schwundrißbildung Verdünnungseffekt berücksichtigt zu rü c ge n kg ez o PVGW Information Zur konsequenten und dauerhaften Umsetzung der in den Tabellen aufgeführten Einzelregelungen in der Praxis sind in Wasserschutzgebieten grundsätzlich notwendig: • Durchführung von Bodenuntersuchungen • Ermittlung der Nährstoffgehalte der Wirtschaftsdünger 5 Hinweise für landwirtschaftliche Nutzung und Düngung außerhalb von Wasserschutzgebieten Die Tabellen 1-5 geben Hinweise für die landwirtschaftliche Nutzung innerhalb von Wasserschutzgebieten. Bei Einzugsgebieten von Wassergewinnungsanlagen, fürdie noch kein Wasserschutzgebiet förmlich festgesetzt ist, sollte ebenfalls nach der vorliegenden Fachinformation verfahren werden. n 4 Beratungen, Untersuchungen und Kontrollen ge • Führen schlagspezifischer Aufzeichnungen (Schlagkarteien) zu rü ck ge Untersuchungen und Beratungen sind unentbehrlich, um mit geeigneten Maßnahmen notwendige Eingrenzungen von Nitrateinträgen in das Grundwasser zu erreichen. Es handelt sich um Spezialberatungen, die in Verbindung mit laufenden Standortuntersuchungen und Nutzungskontrollen durchzuführen sind. Dabei kann durch eine Folge von Bestimmungen der Nmin-Gehalte im Boden festgestellt werden, wie sich Änderungen in der Bodenbewirtschaftung und Düngung auswirken und durch Wasseruntersuchungen, wie sich die Nitratgehalte im Grundwasser verändern. zo • Beratung der Landwirtschaft durch die örtlichen landwirtschaftlichen Fachorganisationen Bei solchen Erfolgskontrollen ist zu berücksichtigen, daß sich Änderungen in der Bodenbewirtschaftung in den Nitratgehalten im Grundwasser nur mit zeitlicher Verzögerung von mehreren Jahren auswirken können. 12 Wm?M Wasser-Information Nr. 35 • 3/93