Die Biowissenschaften Biochemie Mikrobiologie Molekularbiologie Botanik, Zoologie Genetik Biotechnologie weitere Disziplinen Zellbiologie Physiologie BIOWISSENSCHAFTEN Zentrum f. Angew. Genetik Genetik ist die Lehre der Vererbung Die Genetik beschäftigt sich mit dem Vorgang, bei dem Merkmale von Eltern auf Nachkommen weitergegeben werden. Gene sind physikalische Elemente (physikalische Einheiten; Faktoren), die für die Konstanz aber auch für dieVariabilität der vererbten Merkmale verantwortlich sind. Molekulare Genetik untersucht die Moleküle, die für vererbbare Merkmale verantwortlich sind. Sie ist eine experimentelle Wissenschaft (im Gegensatz zur beschreibenden). Quelle: Inst. f. Genetik, VBC Wien Bestandteile lebender Zellen Wasser (H2O - 80 %), das restliche Zelltrockengewicht enthält Protein/Eiweiss Fette Zucker Nukleinsäuren (Enzyme, Hüllproteine - 50 %), (Lipide, Cholesterin - 20% ), (Glykogen, Kohlenhydrate - 20%) (DNA/RNA - 5-10 %). Desoxy-ribonukleinsäure - DNA - Doppelsträngig (Zucker, Phosphor, Basen) Ribonukleinsäure - RNA - Einzelsträngig (Zucker, Phosphor, Basen) Ein Mensch besteht aus ~5x1014 Körperzellen. DNA/RNA ist in jeder Körperzelle enthalten (~ 6x10-12 g, ~6 pg) und liegt in Chromosomen vor. Ein Mensch von 100 kg enthält daher ~ 0.2 kg DNA/RNA. DNA – Mengen und Längen DNA in jeder menschlichen Zelle 46 Chromosomen 6 Milliarden Basenpaare 2 Meter lang 6 Picogramm = 6x10-12 Gramm DNA in einem menschlichen Körper zurück 650 x Erde – Sonne und DNA-Produktion für rote Blutkörperchen Sekunde Wien – Miami in 1 DNA-Aufnahme mit täglicher Nahrung ca. 1 Gramm Normale Tomaten enthalten keine Gene, nur genmanipulierte Tomaten enthalten Gene. (Eurobarometer, 1999) WEISS NICHT 30% RICHTIG 35% FALSCH 35% Aufnahme von Mikroben und DNA • 1.000.000 kanamycin-resistente Bakterien werden jeden Tag auf natürliche Weise gegessen (in GB). • 1 Million kanamycin-resistente Bakterien leben in den Eingeweiden eines durchschnittlichen Menschen. • 1 menschl. Zelle enthält 6 Milliarden Basenpaare DNA; 1 Mundvoll Gemüse enthält 5 Milliarden Basenpaare DNA. Quelle????? Chromosomenzahl in verschiedenen Lebewesen Normale Chromosomenanzahl in einigen Lebewesen* Bakterien 1 Fruchtfliege 8 Roter Klee 14 Gartenerbse14 Bäckerhefe16 Mais 20 Frosch 26 Hydra 30 Biene (weiblich) 32 Fuchs 34 Katze 38 Maus 40 Ratte 42 Kaninchen 44 Mensch 46 Huhn 78 * diploider Chromosomsatz, außer bei der Bäckerhefe: haploider Chromosomensatz Quelle: Inst. f. Genetik, VBC Wien Architektur von Chromosomen Karyogramm Mensch, männlich Die Bandenmuster von Chromosomen (hier gefärbt mit GiemsaFarbstoff) sind hoch spezifisch für die einzelnen Chromosomen. Rechts: Erscheinungsbild unter dem Mikroskop Links: geordnet nach den wichtigen Charakteristika Größe und Bandenmuster Zentrum f. Angewandte Genetik Genotyp - Phänotyp Genotyp Phänotyp „Trisomie 21 Mongolismus“ Genotyp Phänotyp Genotyp „Normal“ Aufbau von Chromosomen Telomer = Chromosomenende Kinetochor Zentromer Quelle: Inst. f. Genetik, VBC Wien Molekularer Aufbau von Chromosomen (1) Die DNA ist in Nucleosomen verpackt Eukaryote Chromosomen bestehen aus einer DNA-Doppelhelix in enger Assoziation mit Histonproteinen und einer Reihe weiterer Proteine, die eine funktionelle Rolle an den Chromosomen ausüben. Die Gesamtheit der Komponenten wird als Chromatin bezeichnet. Modell eines Nucleosoms: Die DNADoppelhelix ist 2 x um ein Histon-Oktamer (ein Komplex aus 8 Histonproteinen) gewunden. Modell einer 30 nm-Faser eines Chromosoms (in teilweise aufgelockertem Zustand) Zentrum f. Angewandte Genetik Molekularer Aufbau von Chromosomen (2) Modell der Chromosomenstruktur Die Chromosomen sind in mehreren Organisationsstufen aufgebaut, die je nach Zustand der Zelle dynamisch ineinander übergehen. Links ist eine gelockerte Struktur gezeigt (typisch für die Interphase); rechts liegt ein dicht kondensierter Zustand vor (typisch für die Metaphase). Zentrum f. Angewandte Genetik Aufklärung der DNS-Struktur • Grundlagen für die Aufklärung der DNSStruktur: – Chargaff´sche Regel der Basenverhältnisse – Hinweis auf Komplementarität der Basenpaare A-T und G-C – Röntgenstrukturanalysen (durchgeführt v.a. durch Maurice Wilkins u. Rosalind Franklin) • Die beiden Stränge sind komplementär zueinander und antiparallel (5´→3´- bzw. 3´→5´- Strang) • Implikationen aus der DNA-Struktur: (34 Angström = 3,4 nm) – Sequenz der Nukleotide für genet. Information verantwortlich – Replikationsmodell • Nobelpreis 1962 für J. Watson u. F. Crick DNS-Doppelhelix nach James Watson & Francis Crick, Nature, 1953 Zentrum f. Angewandte Genetik Nomenklatur der DNS- und RNS-Bausteine • Nukleotide: Grundbausteine der DNS und RNS – bestehen aus je 1 Zucker (Ribose in RNS bzw. 2-Desoxyribose in DNS), Phosphat und je 1 N-hältigen Base • Basen in den Nukleotiden der DNS: – Purine: A (Adenin), G (Guanin) – Pyrimidine C (Cytosin), T (Thymin) Allgemeine Struktur eines Nukleotids Am Aufbau der DNS- und RNS-Nukleotide beteiligte Zucker: • Basen in den Nukleotiden der RNS: – wie in DNS, jedoch U (Uracil) statt T Chemische Struktur der DNS-Bausteine PURIN-Nukleotide (A und G) PYRIMIDIN-Nukleotide (C, T und U) Zentrum f. Angewandte Genetik Ausschnitt aus einer DNS-Kette • • Orientierung von 5´Phophatende in Richtung 3´OH-Ende Verbindung der Nukleotide durch Phosphodiesterbindungen Einige Möglichkeiten der Kurzschreibweise von DNS-Ketten: Zentrum f. Angewandte Genetik Aufbau des DNADoppelstrangs je 3 Nukleotide kodieren für 1 Aminosäure Base (A, T, C, G) Ribose Nukleotid Phosphat Basenpaarung: jedem Adenin (A) liegt ein Thymin (T) gegenüber jedem Guanin (G) liegt ein Cytosin (C) gegenüber Wasserstoffbrückenbindungen halten die beiden komplementären Stränge zusammen Transfer der genetischen Information: Replikation, Transkription, Translation (reverse Transkription) Zentrum f. Angewandte Genetik Die DNA kodiert den Bauplan eines Organismus DNA RNA Protein (Aminosäuren) „Eiweiss“ Der genetische Code Degeneration des genetischen Codes: Die Anzahl der Codons für verschiedene Aminosäuren ist unterschiedlich (1-6); 4 Satzzeichencodons: 1 Startcodon AUG 3 Stopcodons (Terminationscod ons, nonsense codons) Zentrum f. Angewandte Genetik DNA Replikation Quelle: Institut für Med. Biologie & Humangenetik, Graz DNA-Synthese an beiden Strängen der Replikationsgabel Zentrum f. Angewandte Genetik kontinuierlicher Strang diskontinuierlicher Strang Transkription: Grundmechanismus Quelle: Inst. f. Genetik, VBC Wien Transkription: Allgemeine Eigenschaften eines Promoters Positionen vor (-) bzw. nach (+) der Initiationsstelle der RNA-Synthese Initiationsstelle der RNA-Synthese Promotoren sind die Erkennungs- und Bindungsstelle für die RNAPolymerase (das RNA-Polymerase-Holoenzym). Sie liegen kurz vor („stromaufwärts“) einem kodierenden Bereich und besitzen eine „Consensus“Sequenz (= gemeinsame Grundstruktur). Zentrum f. Angewandte Genetik RNA ohne Introns = mRNA Introns sind DNA Sequenzen, die auf RNA Ebene entfernt werden und nicht für das Protein kodieren. Hühner Ovalbumin Gen; A-G = Introns; 1 – 7 = Exons Quelle: Inst. f. Genetik, VBC Wien Die Codon-Anticodon Interaktion erfolgt antiparallel (siehe Schema), wobei die 5´-Position des Anticodons als „Wobble“-Position bezeichnet wird. Diese Base kann nach den „wobble“Regeln mit mehr als einer Base an der 3´-Position des Codons H-Brücken ausbilden (siehe Tabelle). An dieser Position kommt imAnticodon häufig die Purinbase Inosin (I) vor. Konsequenz: 1 tRNA (die eine Aminosäure trägt; hier: Ser) kann 2 Codons (hier: UCC oder UCU) in der mRNA erkennen Zentrum f. Angewandte Genetik Struktur der tRNA Die funktionellen Domänen in einem tRNA-Molekül: Zentrum f. Angewandte Genetik 3-dimensionale Struktur einer tRNA: Einige seltene Basen in der tRNA: DHU= Dihydro-Uridin Ψ= Pseudo-Uridin mG= Methyl-Guanosin Translation: Die Schritte der Elongation Für die Elongation der Polypeptidkette werden zusätzliche Proteinfaktoren, sog. „Elongationsfaktoren“ (EF), benötigt. Im Translokationsschritt wird die Polypeptidkette von der PeptidyltRNA (an der P-Stelle) auf die Aminoacyl-tRNA (d.h. auf die neu angekommene Aminosäure an der A-Stelle) übertragen. Danach bewegt sich das Ribosom um 1 Codon nach vorne (d.h. von 5´- in 3´-Richtung auf der mRNA). Dadurch wird die entladene tRNA von der P-Stelle freigesetzt und die úm 1 Aminosäure verlängerte Peptidyl-tRNA gelangt an die PStelle. Die A-Stelle wird damit für eine neue Aminoacyl-tRNA zugänglich. Zentrum f. Angewandte Genetik Proteine werden im Zytoplasma, an den Ribosomen synthetisiert Quelle: Inst. f. Genetik, VBC Wien Wie Proteine entstehen (1) Polypeptide Ribosomen Richtung der Translation Quelle: Inst. f. Genetik, VBC Wien Wie Proteine entstehen (2) Quelle: Inst. f. Genetik, VBC Wien Mutationen Einige Definitionen: • Mutation: – Wechsel in Nukleotidequenz eines DNA-Moleküls oder – Veränderung von Genen oder Chromosomen • entweder innerhalb von Genen (⌫ kann zu Änderung des Phänotyps führen) • oder zwischen Genen (⌫ stille Mutation: kein Effekt auf die Zelle / den Organismus) • • • • • • • • Genotyp: genetische Konstitution Phänotyp: beobachtbare Charakteristika Wildtyp (wt): Organismus mit gewöhnlichem Phänotyp Mutante: Träger einer Mutation; Organismus mit geändertem Phänotyp; vom wt abweichender Phänotyp Mutagen: chem. oder physik. Agens, welches eine Mutation verursacht Somatische Mutation: betrifft nur die Körperzellen; nicht vererbbar Keimbahnmutation: betrifft die Keimzellen, daher vererbbar Nullmutation: der Ausfall einer Genfunktion Zentrum f. Angewandte Genetik Punktmutationen in mRNAs verändern die Aminosäuresequenz der Proteine Quelle: Inst. f. Genetik, VBC Wien Deletion Mutationen können oft ganze Bereiche eines Chromosoms betreffen. Duplikation Inversion Mutationsarten Mutationen Mögliche Ursachen für Mutationen: • DNA-Replikationsfehler (zB durch seltene tautomere Basenformen; siehe Vorlesungsteil Molekulare Genetik) • zufällige, spontane Veränderungen in den Basen der DNA (zB Depurination, spontane Desaminierung) • Crossing-over Fehler (= Rekombinationsfehler): können zu Deletionen oder Duplikationen führen • strahleninduzierte Veränderungen (zB durch UV- oder Röntgenstrahlung, radioaktive Strahlung); UV führt häufig zu ThyminDimeren (Quervernetzung benachbarter T-Reste) • Destabilisierung mobiler genetischer Elemente (Transposons) Zentrum f. Angewandte Genetik Mögliche Konsequenzen von Mutationen auf DNA-Ebene (Basenveränderungen): • • Veränderungen einer Aminosäure (engl. „missense mutation“): durch Änderung eines Codons Leserasterverschiebung (engl. „frameshift mutation“): Durch Insertion oder Deletion von Basenpaaren (soferne Zahl der inserierten oder deletierten Basenpaare kein Vielfaches von 3 ist) • • • Kettenabbruch (engl. „nonsense mutation“): durch Änderung eines Codons in ein Stopcodon Kettenverlängerung: durch Änderung eines Stop-Codons in ein Aminosäure-kodierendes Codon) Stille Mutation: Änderung eines Codons in ein anderes Codon, welches für dieselbe Aminosäure (Synonymcodon) kodiert (siehe Degeneration des genetisches Codes), führt daher nicht zu Proteinveränderungen Zentrum f. Angewandte Genetik Veränderungen in der DNA - Folgen von Mutationen Genetische Defekte (Mutationen) in der DNA von Körperzellen (somatische Mutationen) sind oft Ursache für sporadische Krebserkrankungen Genetische Defekte (Mutationen) in der DNA von Keimzellen wie Spermien und Oozyten (konstitutionelle Mutationen) passieren die Keimbahn und führen zu „erblichen Krebserkrankungen“ oder Erbkrankheiten Körperzellen Keimzellen Zellteilung - Veränderungen in der DNA - Mutationen ** DNA DNA * * ** z. Bsp. Bsp. + + + Krebszelle DNA DNA - Reparatur Da die DNA ihre Information weiter geben muss, müssen Fehler bei der Replikation möglichst niedrig gehalten werden. Fehler werden auch repariert. DNA Schäden können auch oft repariert werden. Quelle: Inst. f. Genetik, VBC Wien Rekombination Unter Rekombination versteht man die Neuanordnung des genetischen Materials. Neben den Mutationen ist die Rekombination der zweite wichtige Vorgang, der zur Veränderung des genetischen Materials führt. Quelle: Inst. f. Genetik, VBC Wien Regulation der Genexpression Da nicht alle Gene einer Zelle gleichzeitig gebraucht werden, muss die Expression der Gene reguliert werden. In Prokaryoten sind viele Gene, die funktionell zusammengehören, z.B. alle Gene für die Synthese einer bestimmten Aminosäure oder zur Verwertung einer bestimmten Kohlenwasserstoffquelle, in Operons organisiert und können gemeinsam reguliert werden. Reguliert kann auf der Ebene der Transkription, der Translation, durch Abbau der mRNA, durch Abbau der Proteine werden. Quelle: Inst. f. Genetik, VBC Wien