,`冄}ı:<„ww ” iıègigä fa; % Kurzgutachten zur Wärmeenerg ienutzung im Zugersee l Ausgangslage Die Konzession für die Nutzung von Seewasser aus dem Zugersee durch die Quartierenergiezentrale IGIMO AG soll erneuert werden. Das Konzessionsgesuch erlaubt eine maxiınale Wärmeentnahme von 800 kW und eine maximale Kuhlung des Seewassers von 160 kW. Das Seewasser wird innerhalb der Zugerbucht in einer Tiefe von 15 rn entnornmen und in einer Tiefe von 13 m wieder eingeleitet. Vor der Einleitung wird das Wasser um 2 °C erwärmt, beziehungsweise um 3 °C abgekühlt. Die Betreiber prognostízieren einen jährlichen Wärmeentzug von 620'000 kWh, Wovon rund 500'000 kWh auf die Monate November bis März entfallen, und einen Wärmeeintrag von knapp 200'000 kl/Vh, hauptsächlich während der S ommermonate Juni bis August. 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Die weinrot markierte Fläche ist knapp 100 'O00 m2 gross und hat eine mittlere Tiefe von ungefähr 15 m; Dieses Volumen wird im Folgenden verwendet, um die lokalen Auswirkungen der Warmenutzung auf die Zugerbucht abzuschatzen. EAWAG Rechtliche Bestimmungen Nach Anhang 2 der Gewässerschutzverordnung (SR 814.201) gilt für Seen: Durch Seeregulierungen, Wassereinleitungen und -entnahmen, Kühlwassernutzung und Wiirmeentzug dürfen im Gewässer die natürlichen Temperaturverhaltnisse, die Nährstoflfoerteilung sowie, insbesondere im llferbereich, die Lebens- und Fortpflanzungsbedingungen für die Organismen nicht nachteilig verändert werden. In diesem Artikel werden keine quantitativen Angaben über erlaubte Temperaturveränderungen gemacht. In einer früheren Publikation hat die EAWAG diese Bestimmung so interpretiert, dass in einem See „...die Temperaturveränderungen gegenüber dem Normalzustand nie und nirgends den Wert von 1 °C übersteigen sollen". (EAWAG, 1981). Temperatur und Mischung im Zugersee Das Amt für Umweltschutz des Kantons Zug misst regehnässig Temperaturprofile im Südbecken des Zugersees. Abbildung 1 zeigt den Jahresverlauf der Temperatur im Jahr 2002, interpoliert mittels der gemessenen Profile. Ü.. _ 1. . 50 100 . ..„ . ' . , 'I0 E ı__| ix.) C) T`efe 30 ' 40 0 150 200 250 Tag des Jahres 2002 300 350 ~ Abbildung 2: Iahresverlauf der Temperatur bis 40 m Tiefe im Südbecken des Zugersees im Iabr 2002, interpoliert aus den vom Amt für Umweltschutz des Kantons Zug gemessenen Temperaturprofllen. Die weisse Linie markiert die Tiefe der Wasserrückgabe durch den Konzessionär. Der See beginnt sich im März zu stratifizieren. Während des Sornmerhalbjahrs ist das Epilimnion (die nächtlich durchmischte Schicht an der Oberfläche) nur wenige Meter dick, und die Rückgabestelle in 13 m Tiefe liegt innerhalb der Sprungschicht, wo die Temperatur mit der Tiefe stark abnimmt. Im Herbst nimmt die Dicke des Epilimnions zu und erreicht gegen Ende Oktober die Tiefe der Wasserrückgabestelle. Während der ' Monate November bis März liegt die Rückgabestelle innerhalb der durchmischten Schicht, die im März eine maxiınale Tiefe von 60 bis 80 rn erreicht. Abbildung 3 zeigt den typischen Iahresverlauf der Dicke des Epilimnions im Zugersee (Aeschbach-Hertig, 1994). 1; EAWAG aamaâz um 30 I I Dsıioıı 91-93 ---- ıvı<›<ı<›ııJmu~ 60 , _ ¦ài `"` 40 Epil mn ont efe m 20 II 0 1991 1992 1993 Jahr Abbildung 3: Iahresoerlauf der Tiefe des Epilimnions im Zugersee. Die Quadrate zeigen die in den Iahren 1991 bis 1993 gemessenen Tiefen, die ausgezogene Linie zeigt die für ein typisches jahr modellierten Tiefen (aus Aeschbach-Hertig, 1994). Situation in der Zugerbucht Im Uferbereich verteilt sich die Energiezufuhr durch die Sonneneinstrahlung ebenso wie der Energieverlust während der nächtlichen Abkühlung auf eine geringere Wassertiefe als im offenen Wasserbereich. Es ist deshalb zu erwarten, dass in der Zugerbucht die! Temperaturvariationen grösser sind als im offenen Wasser. Diese Temperaturunterschiede führen zu horizontalen Dichtegradienten, weil die Dichte von Wasser oberhalb von 4 °C mit der Temperatur abnimmt. Da zwischen der Bucht und dem offenen Wasserbereich keine Barriere (Schwelle) besteht, führen solche V Temperaturdifferenzen zu Ausgleichsströmungen. Das Wasser aus dem Uferbereich von Seen wird deshalb normalerweise innerhalb einer Zeitskala von einem Tag ausgetauscht (Sturman et al., 1999), selbst wenn die Uferzonen wesentlich schlechter mit dem offenen Wasser verbunden sind als im Beispiel der Zugerbucht, reichen wenige Tage. In den folgenden Abschätzungen rechnen wir mit einer Austauschzeit von einem Tag, das heisst, dass das Wasser in der Zugerbucht innerhalb von einem Tag mit Wasser aus dem tieferen Teil des Sees ersetzt wird. Auswirkungen der Wärmeenergienutzung auf die Temperatur im Zugersee a) Wärmeentzug im Winterhalbjahr In den Monaten November bis März, wenn der Wärmeentzug durch die geplante Nutzung am grössten ist, ist der See von der Oberfläche bis unterhalb der Tiefe der Wassereinleitung in 13 m Tiefe vollständig durchmischt. Die Mischung ist in dieser Iahreszeit im Epilimnion sehr aktiv, und das Epilimnion wird normalerweise praktisch jede Nacht vollständig durchınischt. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich die eingetragene Wärmeenergie auf das gesamte Epilimnion verteilt. Laut den Prognosen des Konzessionärs ist geplant, dem Zugersee während des ganzen ]ahres eine Energiemenge von 620'000 kWh zu entnehmen, davon entfallen 500'000 kl/Vh auf die Monate November bis März. Verteilt über das gesamte Seevolumen oberhalb von 20 m Tiefe (bis im März wird der Wärmeverlust sogar über eine Tiefe von 60 bis 80 m A EAWAG u›ı±_<ı?=. verteilt) ergibt dies bei einer Fläche von 38.2 km2 für den ganzen Zugersee eine Temperaturdifferenz von weniger als 0.001 °C. Der Effekt auf das Ökosystem Zugersee als Ganzes ist also mit Sicherheit vernachlässigbar. Erst die Installation von mehreren Hundert Anlagen in der gleichen Grössenordnung könnte die Temperatur im Zugersee merklich beeinflussen. Diese Schlussfolgerung entspricht in etwa einer früheren Abschätzung, dass dem Zugersee bis zu 240 MW Wärme entnornmen werden könnten (EAWAG, 1981), also 300 mal mehr als die Konzession für die IGIMO AG maximal erlauben würde. Lokal in der Zugerbucht sind die Auswirkungen etwas grösser. Für die folgende Berechnung betrachten wir die Bucht als eine Zone mit einer Fläche von 100'000 mz (Abbildung 1) und einer mittleren Tiefe von 15 m, also einem totalen Volumen von 1'500'000 mi. Nach dem Konzessionsgesuch ist ein maximaler Wärmeentzug von 800 kW möglich. Bei diesem maxiınalen Wärmeentzug und einer Austauschrate von einem Tag für das Wasser in der Zugerbucht ergäbe sich eine Abkühlung von etwa 0.01 °C. Diese Temperaturdifferenz hat für die Zugerbucht keinerlei ökologische Folgen. Direkt an der Stelle der Wasserrückgabe ist die Temperatur lokal um 2 °C erniedrigt, weil das Wasser im Wärmetauscher um 2 °C abgekühlt wird. Bei einer strikten Interpretation der Regel, dass die Temperatur nie und nirgends um mehr als 1 °C verändert werden darf, dürfte das Wasser im Wärmetauscher lediglich um 1 °C abgekühlt werden. Es sind aber auch durch diese lokal sehr beschränkte Veränderung keine negativen ökologischen Folgen zu erwarten. b) Wärmeeintrag im Sommerhalbjahr Im Sommerhalbjahr ist der See im Bereich der Wassereinleitung stabil geschichtet, das heisst, die Wassertemperatur nimmt mit der Tiefe ab. Das Wasser wird durch den Wärmeeintrag um bis zu 3 °C erwärmt. Das eingeleitete Wasser ist also leichter als das Umgebungswasser an der Einleitungsstelle. Es steigt auf und vermischt sich dabei mit Umgebungswasser, bis es die Tiefe erreicht, in welcher seine Dichte mit derjenigen des Umgebungswassers übereinstimmt. In dieser Tiefe wird es sich einschichten. Selbst wenn wir annehmen, dass sich das Wasser über den ganzen Sommer in der gleichen Tiefe einschichtet, wird es sich aufgrund der vertikalen turbulenten Diffusion über eine gewisse Schichtdicke innerhalb der Sprungschicht verteilen. Die turbulente Diffusion ist innerhalb der Sprungschicht am schwächsten, weil dort der Dichtegradient am grössten ist und deshalb am meisten Energie für die Mischung benötigt wird. Der vertikale Diffusionskoeffizient KZ innerhalb der Sprungschicht im Inneren des Sees sinkt im Zugersee nicht unter 2-101 m2/s (Wüest, 1987). Das bedeutet, dass während einer Zeit t eine vertikale Vermischung über eine Schichtdicke d = 2 ~ ¬/2 - KZ -t stattfindet. Der ' Wärmeeintrag findet vor allem während der Monate Iuni bis August statt. In dieser Zeit werden nach den Prognosen des Konzessionärs total 160'000 kWh Wärme in den See eingetragen. Innerhalb von diesen drei Monaten verteilt sich das eingetragene Wasser über eine Tiefe von rund 10 Metern. Dazu kommt eine zusätzliche vertikale Verbreiterung, welche sich dadurch ergibt, dass sich das eingeleitete Wasser aufgrund der regelmässigen vertikalen Bewegungen des Wasserkörpers (Beckenschwingungen; Seiche) natürlicherweise in unterschiedlichen Tiefen einschichtet. Verteilt auf die ganze Seefläche ergibt sich aus dem Wärmeeintrag eine mittlere Erwärmung einer 10 m dicken Schicht in der Grössenordnung von weniger als 0.001 °C. Die Auswirkungen auf das Gesamtökosystem sind also auch während des Sommers vernachlässigbar. EAWAG Zur Abschätzung der maximalen Auswirkungen innerhalb der Zugerbucht rechnen wir mit dem maximalen konzessionierten Wärmeintrag von 160 kW und einer lokalen Einschichtung in einer Schicht von 1 m. Es ergibt sich (mit denselben Annahmen für die Fläche und die Aufenthaltszeit wie bei der Berechnung der Abkühlung iin Winter) eine Erwärmung von rund 0.03 °C. Auch hier sind keine negativen Auswirkungen auf das Ökosystem zu erwarten. Direkt an der Stelle der Wasserrückgabe ist die Temperatur lokal um maximal 3 °C erhöht, weil das Wasser im Wärmetauscher um 3 °C erwärmt wird. Weil die Rückgabestelle 2 m oberhalb der Wasserfassung liegt und die Temperatur im Sommer mit der Tiefe stark abnimınt, ist die wirkliche Temperaturdifferenz kleiner. Wie bei der Wärmeentnahme im Sommer handelt es sich auch hier um eine lokal sehr begrenzte Veränderung, die über dem empfohlenen Maximum von 1 °C liegt. Ökologische Auswirkungen sind nicht zu erwarten. \ Schlussfolgerungen . Die Auswirkungen der geplanten Wärmenutzung im Zugersee sind sowohl lokal in der Zugerbucht wie auch für den ganzen See gering. Es sind keine negativen ökologischen Folgen zu erwarten. . Die Unterschiede zwischen den Temperaturen im offenen Wasser und in der Bucht können natürlicherweise um mehr als eine Grössenordnung über den zu erwartenden Temperaturänclerungen aufgrund der Wärmeenergienutzung liegen. Ein Monitoring der Temperatur in der Zugerbucht zur Bestimmung der Auswirkungen der Wärmeenergienutzung auf die Temperatur in der Bucht macht deshalb keinen Sinn, auch wenn in der näheren Umgebung noch einige weitere Anlagen mit ähnlicher Leistung installiert würden. Literatur Aeschbach-Hertig, W (1994). Helium und Tritium als Tracer für physikalische Prozesse in Seen. Dissertation Nr. 10714, ETH-Zürich, Zürich EAWAG (1981). Wärmepumpen an Oberflächengewässern, Schriftenreihe BEW Nr. 19, Bern. Sturman, ].]., C.E. Oldham and G.N. Ivey (1999). Steady convective exchange flows down slopes. Aquatic Sciences 61, 260-278. Wüest, A. (1987). Ursprung und Grösse von Mischungsprozessen im Hypolimnion natürlicher Seen. Dissertation Nr. 8350, ETH-Zürich, Zürich 1 Kastanienbaum, 22. Februar 2004 Martin Schmid