Düngung – das teure Buch mit sieben Siegeln Maßnahmen auf Pferdeweiden im Herbst / Winter Grün leuchtendes Land ist in manchen Regionen gerade für die Pferdehaltung reichlich vorhanden. Geeignete Wirtschaftsdünger stehen den Pferdehaltern häufig nicht zur Verfügung und Mineraldünger ist teuer geworden. Es wird deshalb mit dem vorlieb genommen, was eben dort so wächst. So kam es in den letzten Jahren auch nicht von Ungefähr, dass sich in solch lückigen Beständen Pflanzen wie das Jakobskreuzkraut munter vermehrten. Dort wo die Fläche begrenzt ist und Pferdeweiden und Heuwiesen die Hauptfutterquelle in der Pferdehaltung darstellen bedarf es jedoch einer geeigneten Zusammensetzung wertvoller Gräser. Damit solche Bestände – einschließlich der Anteile von Klee und Kräutern - dauerhaft schmackhaftes Futter liefern und eine dichte sowie strapazierfähige Narbe bilden können, muss für sie neben einer sorgfältigen Pflege und angepasster Nutzung auch die notwendige Anzahl an Nährstoffen zur Verfügung stehen. Stefan Thiex, DLR Eifel, und Dr. Hans-Dieter Nebe, DLR Westpfalz, versuchen die Notwendigkeit einer angemessenen Nährstoffergänzung auf Dauergrünland zu beleuchten. 1. Schritt: Entnahme einer Bodenprobe (Herbstszeit = Bodenprobenzeit) Die notwendige Höhe der Düngung hängt von der Nutzungsintensität, der Bodenart, den Bodenverhältnissen und dem Wetter ab. Pflanzen ernähren sich von Mineralstoffen, die je nach den Bedingungen der jeweiligen Bodenchemie in verschiedenen Formen im Boden vorliegen. Deshalb ist es notwendig, zunächst eine Bestandsaufnahme vorzunehmen. Die aktuell im Boden vorhandenen Nährstoffe Weide mit mangelhafter Pflege Bodenproben Wer hilft und vermittelt? Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR). Wie werden sie durchgeführt? Zubehör: Bohrstab mit seitlich geschlitztem Stahlrohr, Spatel oder Schraubenzieher und sauberes Gefäß zur Entnahme des Bohrkerns. Beispiel für die Verteilung der Einstiche bei der Bodenprobenentnahme: X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X Fläche: ca. 1 ha (wenn eine Fläche gleichartig ist, kann sie auch etwas größer sein), 20 – 25 Einstiche, Tiefe: von 10 cm im Grünland, Pflanzenreste entfernen. Bodenmasse gründlich mischen und ca. 500 g davon in die entsprechende Verpackung (Füllstrich) einfüllen Was wird untersucht? Im Auftrag sollte zunächst die Untersuchung auf pH-Wert (Kalkversorgung), Phospor, Kalium und Magnesium vorgesehen worden. Bei evtl. sehr hartnäckigen Problemen kann eine weitergehende Untersuchung angedacht werden. Wo wird die Untersuchung durchgeführt? Landwirtschaftliche Untersuchungs- u. Forschungsanstalten (LUFA) z.B. in Speyer (Tel. 06232/136-0) und private Labore. Diese stellen in der Regel Verpackungs-material und Begleitzettel bereit, in die neben der Nutzungsart die gewünschten Untersuchungen einzutragen sind. Prüfberichte werden zugesandt. Kosten: ca. 15,- € können dann bei der Berechnung der Düngermenge eingespart werden. Vor einer Düngemaßnahme sollte im Rhythmus von 3 Jahren eine Beprobung erfolgen, denn bekanntlich kann auch ein „zuviel“ schädlich – und erst recht zu teuer - sein. 2. Schritt: Kalkzustand des Boden überprüfen und optimieren Kalk neutralisiert Bodensäuren und nimmt in dem gesamten System als Bodendünger eine herausragende Stellung ein, da er neben der gesamten Bodenfruchtbarkeit alle anderen Nährstoffe in ihrer Verfügbarkeit und Wirksamkeit positiv oder negativ beeinflussen kann. Wenn die Kalkversorgung also den gegebenen Bedingungen entsprechend nicht optimal ist, wird auch das gesamte Düngesystem nicht in Ordnung sein und es kommt zu Wachstumsstörungen bei den wertvollen Pflanzen. Maßstab für die Bodensäure ist der PH-Wert. Der Begriff leitet sich von pondus Hydrogenii (lat. pondus = Gewicht; lat. potentia = Kraft; lat. hydrogenium = Wasserstoff) ab. Er ist ein Maß für die Stärke der sauren bzw. basischen Wirkung einer wässrigen Lösung. Der pHWert des Bodens ist grundlegend dafür da, dass für die Pflanze Nährsalze verfügbar sind. In den Ergebnisberichten wird er unter den betreffenden Großbuchstaben A (stark unterversorgt) über C (optimal versorgt) bis zu E (stark überversorgt) angegeben. Warum ist Kalk so wichtig ? Kalk ist sowohl ein Pflanzen- als auch ein Bodendünger. Er versorgt die Pflanzen mit Calcium, erhält eine günstige Bodenreaktion und verbessert die Bodenstruktur. In sauren Böden ist das Bodenleben – vor allem die Aktivität der Bodenbakterien - weitgehend geschädigt. Calcium ist in der Pflanze wichtiger Bestandteil der Zellwände, trägt damit zur Standfestigkeit bei und steigert die Zellvermehrung sowie das Wurzelwachstum. Mangelerscheinungen führen zum Vergilben jüngerer Blätter und dadurch zu erheblichen Ertragsminderungen. Die Zellteilung ist gestört und die Anfälligkeit gegen Krankheiten und Schädlinge erhöht. Leichtere (eher sandige) Böden benötigen niedrigere pH-Werte und damit geringere Kalkmengen als schwerere (eher tonige) Böden. Im Grünland liegen die optimalen pH-Bereiche niedriger als im Ackerland. Die Bodenart wird daher in der Untersuchung mit untersucht und wird in dem Prüfbericht auch mit angegeben. In nachfolgender Tabelle sind die Zusammenhänge dargestellt. Die mit den Bodenuntersuchungsergebnissen mitgelieferte Düngeempfehlung für Kalk sollte den in der Tabelle abgedruckten Werten unter den gegebenen Verhältnissen entsprechen. Mengen bis etwa 15 dt CaO/ha entsprechen einer „Erhaltungskalkung“ für 3 Jahre und können in einer Gabe ausgebracht werden. Höhere Mengen (bei den Gehaltsklassen B und A) müssen in mehrere Teilgaben oder auch über mehrere Jahre verteilt werden und stellen eine „Gesundungskalkung“ dar. Bei entsprechend hohem pH-Wert (Klasse E) kann eine Kalkung ganz unterbleiben. Bei der Auswahl von Kalkdüngern muss man sich an dem örtlichen Angebot und bei der Mengenbemessung an dem tatsächlichen CaO-Gehalt (pH-werthebende Verbindung: muss der Düngerlieferung beigefügt sein) orientieren. Für Grünland generell sind die kostengünstigen Kohlensauren Kalke in feiner Vermahlung zu empfehlen. Eine Menge von 2 dt Kohlensaurem Kalk mit 90 % Ca CO3 entspricht etwa 1 dt CaO. Fazit: Bodenproben sind eine kostengünstige Möglichkeit, sich einen Überblick über den Nährstoffgehalt des Bodens zu verschaffen. Eine an die Bodenverhältnisse angepasste Kalkung ist eine lohnende Maßnahme, da sie die Voraussetzungen für die Verfügbarkeit der übrigen Nährstoffe schafft. Die Kalkausbringung kann im Prinzip auf Grünland bei befahrbarem Boden und nicht zu erwartendem Starkniederschlägen (Abschwemmung) zu jeder Zeit erfolgen. Sie bietet sich im Herbst nach der letzten Nachmahd besonders an. Kleineren Betrieben ist eine Zusammenarbeit mit einem benachbarten Landwirt zu empfehlen.