Wissenswertes rund um die Prostata Prof. Dr. Ziya Akçetin Klinik für Urologie und Kinderurologie Prostata - Anatomie Prostata-Anatomie Prostata - Funktion Größte akzessorische Geschlechtsdrüse Produziert ca. 30-40 % des Samenplasmas Samenplasma und dessen Inhaltsstoffe dienen als Transportmedium und zum Vitalitätserhalt der Spermien Die Prostata ist der „Turbolader“ für die Spermien. Produziert u.a. das Prostataspezifische Antigen, PSA (z.T. ins Blut abgegeben → PSA-Test) Als Test eingeführt erstmals 1986 Benigne Prostatahyperplasie (BPH) Epidemiologie •BPH ist physiologisch •50‐60% der 60 jährigen haben Symptome •Wachstum beginnt mit dem 30‐35 Lebensjahr Vorbedingungen •Höheres Alter •Wachstumsfaktoren Symptome Obstruktiv und irritativ, „LUTS“ IPSS Intern. Prostata Symptom Score 4.2 Therapie der BPH Stadium I (keine Therapie / Medikamentöse Therapie) •Subjektive Beschwerden •Restharn < 50ml Stadium II (Operative Therapie) •Subjektive Beschwerden •Restharn 50‐100 ml Stadium III (Zurückführen ins Stadium II) •Subjektive Beschwerden •Restharn > 100ml •Niereninsuffizienz Operationsindikationen im Stadium I ‐ starke subjektive Beschwerden ‐ Harnverhaltung ‐ rezidivierende Infekte ‐ Blutungen aus der Prostataloge ‐ Blasensteine ‐ Blasendivertikel ‐ vor Nierentransplantation Operationsmöglichkeiten im Stadium II ‐ Transurethrale Elektroresektion der Prostata (TUR‐P) ‐ Transurethrale Inzision der Prostata ‐ Offene Operation („Millin“) ‐ Laser (Verdampfung/Schneiden) Vielfalt der Medikamente Häufigkeit des Prostatakarzinoms Derzeit jährlich ca. 50000 Fälle (12 000 Todesfälle / Jahr) ↓ Vor allem durch verbesserte Diagnostik → PSA-Test Mit ca. 20 % aller Tumorerkrankungen heute häufigster Tumor des Mannes über 50 ↓ Heilbar wenn früh-/rechtzeitig erkannt ! Häufigste bösartige Erkrankung des Mannes Klinikum Bad Hersfeld Seite 12 Ernährung Deutlicher Anstieg der PCa-Inzidenz bei US-Migranten asiatischer Herkunft. Vermutliche Ursachen: •veränderte Ernährung •Bewegungsmangel mit •Übergewicht als Folge •Einfluss von Schadstoffen Seite 13 Ernährung: Fazit: Die gesamte PCa-Entstehungsrate wird durch das Übergewicht nicht beeinflusst Möglicherweise hat Übergewicht Einfluss auf die PCaProgression und -Mortalität Ernährung: Rolle der pflanzlichen Nahrung Tomaten sind eine Quelle von Lykopenen, Karotinoiden, die eine starke antioxidative Wirkung haben. • Die Konzentration und Bioverfügbarkeit von Lykopenen ist in ausgereiften Tomaten höher und lässt sich durch Erhitzen und Zugabe von Pflanzenöl erhöhen • Hier ebenfalls uneinheitliche Studienlage. Nur eine relativ hohe Konzentration von Lykopenen weist eine protektive Wirkung auf! Ernährung: PCa-Früherkennung bei Übergewicht PSA-Wert nimmt mit zunehmendem BMI signifikant ab, was u.U. eine spätere Biopsie zu Folge haben kann Das Prostatavolumen nimmt mit zunehmendem BMI zu – eine Prostatabiopsie kann ein Karzinom leichter verfehlen Sport und körperliche Aktivität Rolle nicht sicher belegt • EPIC-Studie (European Protective Investigation into Cancer and Nutrition): insgesamt keine geringere PCaEntstehungsrate, jedoch erniedrigtes Risiko eines fortgeschrittenes PCa bei sportlicher Aktivität (Johnsen et al. 2009) • Es ist schwer, die körperliche Aktivität in den epidemiologischen Studien über einen längeren Zeitraum zu erfassen Rauchen und Alkoholkonsum Rauchen • Die Rolle der krebserregenden Substanzen eher gering • Kein Einfluss auf die gesamte PCa-Inzidenz belegt • Aggressive und fortgeschrittene PCa-Formen entstehen jedoch häufiger Alkohol In über 60 Studien kein wesentlicher Einfluss Sexualität Ejakulationsfrequenz • Männer mit hoher Ejakulationsfrequenz entwickeln das PCa seltener • Elimination von Mikroorganismen und krebserregenden Substanzen aus den prostatischen Drüsen wird dabei als Ursache vermutet Sexuell übertragbare Krankheiten • Die Rolle von verschiedenen HPV-Typen ist nicht eindeutig belegt • In retrospektiven Studien bis 2.3-faches relatives Risiko ein PCa nach Syphilis oder Gonorrhö zu entwickeln Schlussfolgerung Wenn man sich die unglaubliche Fülle an Studien näher anschaut, könnte man fast zu der Schlussfolgerung kommen: Wissenschaftler werden weiterforschen, nicht selten widersprüchliche Ergebnisse publizieren, noch tiefer in die Materie eindringen und letztlich die Welt doch nicht verstehen. Daher kehren wir zurück zu unseren einfachen Lebensweisheiten: Vor allem zur Freude am Leben. Lachen (auch über sich selbst) ist eine komplett kosten- und schmerzlose Therapie für Arzt und Patienten. Karzinomwahrscheinlichkeit • PSA <2.5 ng/ml unbekannt • PSA 2.5 – 4 ng/ml 10 – 20% • PSA 4.1 – 10 ng/ml 25% • PSA > 10 ng/ml 50 – 60% PSA‐ratio • Quotient fPSA < 0.15 Karzinom möglich • Quotient fPSA > 0.25 BPH wahrscheinlich PSA‐velocity • Suspekte Anstiegsgeschwindigkeit pro Jahr: > 0.5 ng/ml Falsch positive, pathologische PSA‐Werte • Katheterisierung • Harnwegsinfekte • Große Restharnmengen • Längere Velofahrten • Ejakulation <24h PSA‐Bestimmungs‐Häufigkeit • PSA < 1.0 ng/ml Wiederholung in 3 Jahren • PSA < 2.0 ng/ml Wiederholung in 2 Jahren • PSA < 3.0 ng/ml Wiederholung in 1 Jahr Prostatakarzinom - Früherkennung Krebsfrüherkennung mit großer Bedeutung: ► Alle Männer ab 50 - besser ab 45 - (bei familiärer Belastung immer ab 45) sollten sie regelmäßig wahrnehmen* Prostatabiopsie Großer Operateur, großer Schnitt Einschränkungen der offenen Operation Limitierte Präzision durch: Darstellung des Op-Feldes Einschränkung durch Limitierung der Bewegungsfreiheit der menschlichen Hand “Zittern” der menschlichen Hand Klinische Limitierung: Direkter Zugang zum Gewebe erfordert große Inzisionen Heilungsverlauf eingeschränkt, Blutverlust Infektionsrisiko 1980: Kurt Semm Dr. Philippe Mouret ~ 1987 Einführung der lap. Gallenblasenentfernung Schlüssellochchirurgie - MIC Vermeidung grosser Inzisionen Signifikante Verminderung post-op Schmerz Eine Revolution chirurgischer Technik und Weiterentwicklung Einschränkungen der Laparoskopie “Un-natürliches” Operieren - 2-D Aufsicht, Hände und Instrumente nicht ‘konform’ Limitierte ‘Bewegung‘ im Patienten - Hände / Gelenke ausserhalb des Patienten - ‘Feste’ Instrumentenspitzen im OP-Feld - Lange Instrumente, ‘umgekehrte’ Bewegung (links/rechts) - ‘Nur’ 4 Freiheitsgrade plus Greifen Schlüssellochchirurgie erreichte ihre Grenzen Der Anfang: science fiction Realität: Telemanipulanipulation Nicht medizinische Einsatzbereiche Was kann der OP-Roboter, was die konventionelle Knopfloch-Chirurgie nicht kann? dreidimensionale (räumliche) Darstellung des OP-Feldes stärkere Vergrößerung mit verbesserter Detailerkennung durch HD-TV dreidimensionale Beweglichkeit der Instrumente (in alle Richtungen) Was kann der OP-Roboter, was die konventionelle Knopfloch-Chirurgie nicht kann? erhöhte Präzision und feinere, exaktere Bewegungen der Mikro-Instrumente Ausgleich von möglichen kleinen Abweichbewegungen des Operateurs (Verwacklungsschutz) Die Vorteile Weniger Blutverlust Kürzerer Krankenhaus Aufenthalt Kürzere Liegedauer des Katheters Schneller zur Erreichung der Kontinenz Bessere Ergebnisse des Potenzerhaltung Genauere Sicht der anatomischen Verhältnisse Mit der daVinci-Prostatektomie kann eine langfristige Kontinenz in 91-97 % aller Patienten ermoሷglicht werden. Was sind die Vorteile der robotisch unterstützten Prostatektomie für den Patienten? • • • • • minimal-invasives Vorgehen (kleine Zugänge = Knopfloch-Chirurgie) bessere Operationsergebnisse größere Sicherheit bei der Tumorkontrolle höhere Kontinenzraten durch schonendere Präparation des Schließmuskels der Harnblase (weniger Inkontinenz) • besserer Erhalt der Erektionsfähigkeit (Potenz/Männlichkeit) Studien zeigen die Vorteile COMPARISON OF RADICAL PROSTATECTOMY TECHNIQUES: OPEN, LAPAROSCOPIC AND ROBOTIC ASSISTED RODRIGO FROTA, BURAK TURNA, RODRIGO BARROS, INDERBIR S. GILL Section of Laparoscopic and Robotic Surgery, Glickman Urological Institute, Cleveland Clinic Foundation, Cleveland, Ohio, USA Seite 50 Traube Während der Roboter arbeitet, … … ist Prof. Akçetin natürlich auch bei ihm (ihr)! Ich verspreche Ihnen selbstverständlich die persönliche Visite trotz dankbar angenommener Hilfe des Da VinciRoboters beim Operieren! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!