RÜCKBLICK mit biologischen Prinzipien: Lebewesen bestehen aus Zellen Bereits vor über 2000 Jahren untersuchte der Mensch Pflanzen und Tiere. Dabei beschäftigte ihn zunächst die äußere Gestalt der Lebewesen. Erste Beobachtungen über ihren inneren Aufbau wurden von ARISTOTELES (384–322 vor Christi Geburt) festgehalten. Er vermutete, dass die verschiedenartig aussehenden Pflanzen und Tiere aus ähnlich aussehenden Grundbausteinen zusammengesetzt sind. Dies war jedoch bis vor etwa 300 Jahren nicht nachprüfbar, denn der Feinbau der Lebewesen aus Zellen lässt sich mit dem bloßen Auge nicht erkennen. Erst die Erfindung des Mikroskops ermöglichte den Blick auf Gewebe und Zellen. Einer der ersten, die einen Vorstoß in die Welt des Unsichtbaren wagten, war der Niederländer Anthony VAN LEEUWENHOEK (1632–1723). Sein Mikroskop bestand aus einer einfachen Metallplatte, in die eine Linse aus Diamant oder Bergkristall eingelassen war. Hiermit konnte er eine bis zu 270fache Vergrößerung erzielen. So entdeckte und beschrieb er rote Blutkörperchen, Bakterien und andere Kleinstlebewesen. Die Entdeckung weiterer Zellen und vor allem der Zellbestandteile war von der Entwicklung wesentlich leistungsfähigerer Mikroskope abhängig. Der Engländer Robert HOOKE (1635– 1703) untersuchte die Rinde von Korkeichen und war von der besonderen Nachgiebigkeit dieses Pflanzenmaterials beeindruckt. Mit einem selbstgebauten Mikroskop betrachtete er einige Schnitte durch die Korkrinde. Er entdeckte ein Muster von hohlen „Kämmerchen“, die ihn an die Zellen von Bienenwaben erinnerten. HOOKE zeichnete seine Beobachtungen und nannte die „Kammern“ Zellen. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Mikroskope ständig verbessert. Dies führte zu ständig neuen Entdeckungen über den Bau von Lebewesen. So konnten Jakob Matthias SCHLEIDEN (1804–1881) und Theodor SCHWANN (1810–1882) um 1840 eine allgemeine Zelltheorie aufstellen. Sie besagt, dass alle Lebewesen aus Zellen aufgebaut sind. Diese Erkenntnis wurde durch Rudolf Ludwig VIRCHOW um 1855 erweitert. Er beobachtete mit seinem Mikroskop die Teilung von Zellen und behauptete: „Jede Zelle (entsteht) aus einer Zelle.“ 37.1 Einlinsenmikroskop nach VAN LEEUWENHOEK 37.2 Darstellung von Zellen und Kleinstlebewesen nach VAN LEEUWENHOEK A B 37.3 Darstellung von Zellen mit einem modernen Mikroskop. A Moosblattzellen; B Nervenzellen Allen Zellen gemeinsam ist ihr Aufbau aus einem Protoplasten. Darunter versteht man das Zellplasma mit Zellbestandteilen, das von einer Zellmembran begrenzt ist. Jede Zelle besitzt einen Zellkern. Er ist vom Zellplasma durch eine Kernhülle getrennt und weist Kernkörperchen auf. Diese Aufteilung der Zelle in unterschiedliche Reaktionsräume entspricht dem biologischen Prinzip der „Kompartimentierung“. Der Zellkern steuert sämtliche Lebensvorgänge in der Zelle. Pflanzliche Zellen besitzen zusätzlich zum Protoplasten eine Zellwand aus Cellulose. Sie gibt der Zelle ihre Form und Festigkeit. Auch unterscheiden sich pflanzliche von tierischen Zellen durch den Besitz von Vakuolen und Chloroplasten. Vakuolen können große Teile des Zellinneren ausfüllen. Sie sind von einer Membran, dem Tonoplast, begrenzt. Die Vakuole kann im Zellsaft bestimmte Stoffe, zum Beispiel Farbstoffe, speichern. Der grüne Farbstoff, das Chlorophyll, befindet sich hingegen in den Chloroplasten. Sie sind körnchenförmig und von einer Hülle umgeben. Chloroplasten dienen der Ernährung der Pflanze. Jeder Zellbestandteil hat also eine bestimmte Funktion. Dieser Zusammenhang entspricht dem biologischen Prinzip „Struktur und Funktion“. Pflanzen, Tiere und Menschen gehen jeweils aus einer befruchteten Eizelle durch Zellteilungen hervor. Die Tochterzellen differenzieren sich in ihrer Entwicklung und erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Ein Zusammenschluss gleich gestalteter Zellen heißt Gewebe. Verschiedenartige Gewebe können zur Ausübung einer bestimmten Aufgabe des Lebewesens als Organe zusammenwirken. Solche Organe bilden wiederum die Funktionseinheit Organsystem. Am Ende dieser Organisationsstufen steht der Organismus. Grundlagen des Stoffwechsels 37