Hepatitis Mythen und Fakten Univ. Prof. Dr. Petra Munda Medizinische Universität Wien 2. Mai 2012, Hotel Wimberger HEPATITIS - WAS IST DAS? Hepar (griechisch) = Leber Hepatitis = Leberentzündung Munda, Mai 2012 WAS KANN EINE HEPATITIS AUSLÖSEN? Giftstoffe: Alkohol Medikamente andere Giftstoffe (Knollenblätterpilz) Vererbte Erkrankungen: Virusinfektionen: Hepatitis A (HAV) Hepatitis B (HBV) Hepatitis C (HCV) Hepatitis D (HDV) Hepatitis E (HEV) Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit) Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) Autoimmunerkrankungen: Primär biliäre Zirrhose (PBC) Primär sklerosierene Cholangitis (PSB) Munda, Mai 2012 HEPATITIS A - VERBREITUNG Munda, Mai 2012 HEPATITIS A Munda, Mai 2012 HEPATITIS B weltweit die häufigste Lebererkrankung (57% der Weltbevölkerung, ca 350 Mio). Übertragung durch: • Blut, Blutprodukte, Speichel, Geschlechtsverkehr • Mutter - Kind. Heilt zu über 90% aus, nur ca 5% chronisch wirksamer Schutz durch Impfung Munda, Mai 2012 VERBREITUNG DER HEPATITIS B Munda, Mai 2012 DIE MYTHEN….. Munda, Mai 2012 DIE MYTHEN….. Munda, Mai 2012 HEPATITIS C Hepatitis C-was ist das? Wie bekommt man sie? Wie wird man sie wieder los? Munda, Mai 2012 HEPATITIS C Hepatitis C – was ist das? Wie bekommt man sie? Wie wird man sie wieder los? Munda, Mai 2012 DAS VIRUS RNA Virus sehr klein, 50nm 200000 aneinander=1cm früher Non-A-Non-B Munda, Mai 2012 Hepatitis C – die „stille Epidemie” ein großes Problem!! Eine der häufigsten chronischen Infektionskrankheiten Ca. 3% der Weltbevölkerung (200 Mio. Personen) Österreich: ca. 1% der Bevölkerung (80 000 Personen) – Vergleich: Diabetes 6% Kaum Symptome: Müdigkeit, unspezifische Oberbauchbeschwerden oder gar keine Symptome Beschwerden erst im fortgeschrittenen Stadium (Zirrhose, HCC) Relativ neue ErkrankungEntdeckung des Hepatitis C Virus (HCV) 1988 Centers for Disease Control and Prevention. Hepatitis C fact sheet. Available at: http://www.cdc.gov/ncidod/diseases/hepatitis/c/fact.htm. Accessed February 1, 2006. Munda, Mai 2012 Hepatitis C ist eine häufige Erkrankung <1 % 1–2.4 % 170 Millionen 2.5–4.9 % 5–10 % > 10 % No data available Munda, Mai 2012 HCV Infektion: Weltweite Genotyp-Verteilung 1a, 1b 2a, 2b, 2c, 3a 4 1a, 1b 2a, 2b, 3a 2a 1b, 3a 1b 1b, 6 4 3b 1a, 1b, 2b, 3a 5a Fang JWS et al. Clin Liver Dis. 1997;1:493-514. 1b, 3a Munda, Mai 2012 JE ÄLTER BEI INFEKTION, DESTO SCHWERER DER KRANKHEITSVERLAUF >50 1.00 31–40 41–50 0.75 21–30 0.50 0.25 <21 0.00 0 10 20 30 40 Duration of Infection (y) Adaptiert von Poynard T et al. J Hepatol. 2001. Munda, Mai 2012 Take home Message 1 Munda, Mai 2012 Hepatitis C - Diagnose GPT, GOT Hepatitis C Ak (ELISA) frühestens 6 Wochen nach Infektion qualitative HCV-PCR Quantitative HCV-RNA Bestimmung Nachweis viraler Nukleinsäure (HCV-RNS) HCV Genotypisierung Munda, Mai 2012 Die Leberbiopsie Fibrose oder Zirrhose diagnostische Abgrenzung Entzündungsaktivität Munda, Mai 2012 HEPATITIS C Hepatitis C-was ist das? Wie bekommt man sie? Wie wird man sie wieder los? Munda, Mai 2012 Die häufigsten Fragen...... „Darf ich meinem Enkerl ein Bussi geben?“ „Kann ich ohne Schutz mit meinem Partner Verkehr haben? „Kann ich das gleiche Geschirr wie meine Familie verwenden?“ „Sind Blutkonserven heute sicher?“ „Kann ich Kinder haben?“ „Darf ich mein Kind stillen?“ „Ich hab‘ doch nur einmal vor 25a Drogen probiert, das kann doch nicht davon sein!!?? Etc, etc........... Munda, Mai 2012 Die Übertragungswege Munda, Mai 2012 BLUT -UND BLUTPRODUKTE Vor Identifikation des Virus Infektion bei Pat. nach Blutkonserven/-produkten 19% bis >95% (Bluter) dosisabhängige Infektionsrate seit den frühen 90-ern Anti-HCV Testungdramatische Risikoreduktion auf ca 1:100 000 seit ca 10 Jahren PCR für jede Konserve, dadurch weitere Risikoreduktion auf > 1: 1000 000 Munda, Mai 2012 IV DROGENABUSUS HCV Infektion bei Drogenabhängigen 70-90% (GT 3a) 6 Monate nach Beginn IVD Prävalenz schon >75%, d.h. Infektion bereits früh Risikofaktoren: Dauer IVD, Häufigkeit, Injektionstechnik, Cocain rauchen, Stadt Übertragung wahrscheinlich auch durch Zubehör (Kocher, Filter) Munda, Mai 2012 SEXUELLE ÜBERTRAGUNG In monogamen Langzeitpartnerschaften sehr selten !!! Risiko steigt mit der Anzahl der Sexualpartner, Präsenz von Geschlechtskrankheiten, homosexuellen traumatisierenden Sexualpraktiken Kontakten, HCV zwar in Sperma nachgewiesen (abhängig von Virusload?), Infektiosität aber unklar auch im Speichel gel Spuren von HCV, bes bei Zahnproblemen (Parodontose), d.h. eher Kontamination mit Blut - ZAHNHYGIENE!!! Munda, Mai 2012 EMPFEHLUNGEN HCV Positive in Langzeitpartnerschaften brauchen ihre Verhaltensweise nicht zu verändern - Risiko sehr niedrig! Einmalige Testung des Partners sinnvoll bei häufig wechselnden Sexualpartnern wird die Verwendung von Kondomen empfohlen Munda, Mai 2012 Nadelstichverletzung Prävalenz HCV in Gesundheitsberufen gleich wie „Normalbevölkerung“ Risiko der Übertragung durch Nadelstich 3-5%, abhängig von Nadeltyp, Eindringtiefe, Virusload vereinzelte beschriebene Fälle von Übertragung durch Spritzer auf Konjunktiva Munda, Mai 2012 Mutter – Kind Übertragung Mittleres Risiko der Übertragung bei Geburt 2-5% Risikofaktoren HIV-HCV Koinfektion (3.8 fach) hoher Virusload der Mutter vaginale Entbindung?? (gesichert nur bei HIV) Bestimmung HCV-Ak und RNA 1.) 2-6Mo 2.) 18-24Mo STILLEN -kein wesentliches Übertragungsrisiko!!! -aufpassen bei Mastitis,wunden Mamillen!! Munda, Mai 2012 Seltene Übertragungswege Chirurg-Patient Endoskopie Mehrwegflaschen Heparin, NaCl Ozontherapie (Fall aus Österreich!) drogenabhängige Ärzte unsterile therapeutische Interventionen (Bilharziose Therapie Ägypten) Akupunktur Munda, Mai 2012 Andere Risikofaktoren Haushaltsgegenstände (Zahnbürsten, Feilen, Rasierer) Tätowierungen, Piercings Friseur (Rasieren!) Zahnarzt (früher?!?) Maniküre, Pediküre Kokain? Sehr umstritten, abhängig von Applikationsart, Nasenbluten etc Munda, Mai 2012 Die häufigsten Fragen...... und die Antwort (en): „Darf ich meinem Enkerl ein Bussi geben?“ „Kann ich ohne Schutz mit meinem Partner Verkehr haben? „Kann ich das gleiche Geschirr wie meine Familie verwenden?“ „Sind Blutkonserven heute sicher?“ „Kann ich Kinder haben?“ „Darf ich mein Kind stillen?“ „Ich hab‘ doch nur einmal vor 25a Drogen probiert, das kann doch nicht davon sein!!?? Etc, etc........... Munda, Mai 2012 Take home Message 2 Munda, Mai 2012 HEPATITIS C Hepatitis C-was ist das? Wie bekommt man sie? Wie wird man sie wieder los? Munda, Mai 2012 Hepatitis C - warum therapieren? Eine unbehandelte Hepatitis C kann zu schweren, lebensgefährlichen Komplikationen und zum Tod führen 80% der Infektionen werden chronisch, davon bekommt 1/3 ernsthafte Probleme im Spätstadium ist die Krankheit nicht mehr behandelbar Lebertransplantation nicht für alle rechtzeitig möglich Munda, Mai 2012 Therapie-Ziele Eliminierung der Virus-RNA im Blutserum (beim PCR-Test unter der Nachweisgrenze) – wenn 6 Monate nach Therapieende noch negativ = HEILUNG Normalisierung der Leberwerte Verbesserung oder Normalisierung der Leberhistologie Munda, Mai 2012 Kriterien des Therapieerfolges Leberwerte und HCV-RNA während Therapie, bei Therapieende (EOT = end of treatment) und sechs Monate danach beurteilt (SVR = sustained response). nach der ersten Behandlungsphase (4 bis 12 Wochen) keine Virus-RNA im Blut mehr nachweisbar & Transaminasen im Normbereich: Ansprechen (Response) Munda, Mai 2012 Standardtherapie bis 2011 Peginterferon alpha 2a: 180g s.c./Woche Peginterferon alpha 2b: 1.5mcgr/kg KG Ribavirin: 800mg für alle Genotyp 2/3 1000mg bis 75kg 1200mg > 75kg für Genotyp1 Therapiedauer: 6Monate für Genotyp 2/3 1Jahr für Genotyp 1/4 Munda, Mai 2012 Munda, Mai 2012 Telaprevir (Incivo®) Kombiniert mit pegIFN/RBV für GT 1 Patienten 750 mg PO q8h für 8-12 w, gefolgt von 12-36 wks of pegIFN/RBV alone SVR Raten 69% bis 75%[2] Bei gutem Ansprechen Therapieverkürzungvon 48 auf 24w Phase III auch schon fertig für NR auf SOC[3] SVR 64% bis 66% Resistenzrisiko, wenn keine SVR 1. ClinicalTrials.gov. NCT01241760. 2. Jacobson IM, et al. N Engl J Med. 2011 Jun 23;364(25):2405-16.. 3. Mc Hutchinson N Engl J Med. 2010 Apr 8;362(14):1292-303, Zeuzem N Engl J Med. 2011 Jun 23;364(25):2417-28 Munda, Mai 2012 Boceprevir (Victrelis ®) Kombiniert mit pegIFN/RBV für GT 1 Patienten 800 mg PO q8h für 24-44 w nach 4-w lead-in mit pegIFN/RBV alone Dauer und Strategie (fixe vs response-abh Dauer) wurde für therapienaive Pat. in Phase III evaluiertl[1] SVR 63% bis 66% Therapieverkürzungvon 48 auf 28w möglich Phase III für NR auf SOC[2] SVR 59% bis 66% Resistenzrisiko, wenn keine SVR 1. Poordad F, et al.. N Engl J Med. 2011 Mar 31;364(13):1195-206.. 2. Bacon BR, et al. N Engl J Med. 2011 Mar 31;364(13):1207-17. Munda, Mai 2012 SVR bei Patienten mit HCV Genotyp 1 % SVR 2011 1998 2012 80 70 60 ? 50 40 30 20 10 0 IFN 24 Wk 48 Wk IFN/RBV 24 Wk 48 Wk PEGIFN/RBV 48 Wk PEGIFN/RBV/TPV 24 Wk PEGIFN/RBV/BCV 48 Wk Munda, Mai 2012 Take home Message 3 Munda, Mai 2012 Der Blick in die Zukunft...... interferonfreie Therapie eine Tablette für einige Wochen ??? keine Nebenwirkungen 100% Heilung??? Munda, Mai 2012 Munda, Mai 2012