PRINZIPIEN DES CHEMISCHEN GLEICHGEWICHTS Prinzipien des chemischen Gleichgewichts Eine Thermodynamik fUr Chemiker und Chemie-Ingenieure Von KENNETH DENBIGH, F.R.S. ehem. Professor fUr Chemische Tcchnololie am Imperial Collele. London Prineipal des Queen Ellzabeth Collele der Univenilll London 2. deutsche Auflage Autorisierte übersetzung von HERIBERT J. OEL (Erlangen) neu überarbeitet von GÖTZ ECKOLD (Göttingen) PROf'. DR. Mit einem Geleitwort von W. JOST PROF. DR. DRES. H.C. Direktor des InstitulS fur Physikalische Chemie der Univenilit G6ttinsen Mit 47 Abbildungen in 50 Einzeldarstellungen und IS Tabellen Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1974 Titel der englischen Originalausgabe: The Principles of Chemical Equilibrium With Applieations in Chemistry and Chemieal Engineering by Kenneth Denbigh, F.R.S. Principal of Queen Elizabeth College, University of London, formerly Courtaulds Professor of Chemical Enlineerini at Imperial Collele, London Third edition © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1971 Ursprünglich erschienen bei Cambridge University Press 1971. This translation is published by arrangement with the Cambridge University Press, England ISBN 978-3-7985-0362-5 ISBN 978-3-662-30530-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-30530-0 Alle Rechte vorbehalten Kein Teil dieses Buches darf in irsendeiner Form (durch Pholokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schrinliche Genehmilunl des Verlaies reproduziert werden. Umscblaueslaltunl: Anlelika Delen, Heidelberl Satz: William Clowes It SORl, Ltd., London, Becc:les and Calcbest... GELEITWORT ZUR ERSTEN DEUTSCHEN AUFLAGE Das vorliegende Werk stellt, wie der Untertitel erkennen läßt, eine Thermodynamik für Chemiker und Chemie-Ingenieure dar. Der Autor ist für eine solche Aufgabe besonders qualifiziert, vereint er doch als Lehrer der Chemischen Technologie und Chemieingenieur-Wissenschaft in Edinburgh Kenntnis der praktischen Bedürfnisse und Lehrerfahrungen ; darüber hinaus hat er grundsätzliche wissenschaftliche Beiträge zur Thermodynamik irreversibler Vorgänge geliefert, angeregt durch das technische Problem der Thermodynamik des stationären Zustands. Dieser zweifache Gesichtspunkt des Verfassers prägt den Charakter des Werks. Es beabsichtigt nicht, eine grundsätzliche Darstellung der chemischen Thermodynamik zu sein, wie dies die SCHoTTKysche Thermodynamik (1929) war (gemeinsam mit H. UUCH und C. WAGNER), sondern hat die Anwendung zum Ziel. Andererseits ist sich der Verfasser der Notwendigkeit sauberer Begriffsbildungen und exakter Behandlung gerade im Hinblick auf technische Probleme bewußt; dies zeigt die Darstellung der Grundlagen im ersten Teil. Für die Lektüre wird nicht mehr als qualitative Vertrautheit mit dem Gebiet vorausgesetzt, wie sie eine Anfängervorlesung der physikalischen Chemie vermittelt. Wenn trotzdem, gerade in der Einleitung, einige abstraktere Überlegungen auftauchen, so sollte der Leser sich klar machen, daß diese von den Bedürfnissen der Anwendungen diktiert sind. Der Begriff der "Wärme" und des "Wärmestroms" z. B. führt gerade bei einem stationären Reaktionsgeschehen mit Stoff-Zu- und Abfuhr zu Schwierigkeiten. Mit Recht sagt der Autor (S.16). "Man darf von Energie- und Entropieinhalt eines Körpers sprechen (bezogen auf einen anderen Zustand), nicht aber in der gleichen Weise von Wärmeoder Arbeitsinhalt. Wärme und Arbeit sind Formen der Energieübertragung zwischen zwei Körpern". Bekanntlich kann man den Entropiebegriff veranschaulichen, wenn man ihn nach BOLTZMANN mit der Wahrscheinlichkeit eines Zustandes in Beziehung setzt. Mit dieser Vorstellung ist dem Studierenden aber nur dann wirklich gedient, wenn sie quantitativ durchgeführt wird. So finden sich im 1. Kapitel Abschnitte" Wirkliche Prozesse als Mischungsvorgänge" und "Die atomistische Deutung des zweiten Hauptsatzes", wo ein einfaches Beispiel vollständig vorgerechnet wird. Der Teil 111 des Buches "Thermodynamik und Molekularstruktur" ist zwar knapp, aber besonders klar und dürfte zu einem tieferen Verständnis und als Zugang zu Spezialliteratur verhelfen. Wiederholt an mich herangetragene Anregungen, sei es die ULICHsche Thermodynamik neu herauszugeben, sei es eine neue "Thermodynamik" zu schreiben, glaubte ich durch Empfehlung der vorliegenden Übersetzung am besten nachkommen zu können. Göttingen, Dezember 1958 W. JOST GELEITWORT ZUR ZWEITEN DEUTSCHEN AUFLAGE Das Geleitwort von 1958 ist heute noch gültig. Was an dem Werk inzwischen geändert worden ist, hat seinen Wert weiter erhöht, insbesondere auch die Übernahme der IUPAC-Nomenklatur und der SI-Einheiten. Auch dem Zögern in dem Aufgeben der Kalorie kann man zustimmen. Hier sollte man überlegen, ob es für die Thermodynamik nicht nützlich wäre, Energiegrößen durch die Gaskonstante k oder R zu dividieren, wie es in anderen Bereichen sowieso geschieht. Man erhält dann in vielen Fällen besonders einfache Werte, die vom Energie-Mass-System unabhängige, charakteristische Temperaturen 8 (K) darstellen. Göuingen, Dezember 1973 W. JOST VORWORT ZUR ERSTEN ENGLISCHEN AUFLAGE Dieses Buch soll die allgemeine Theorie des chemischen Gleichgewichts und deren statistische Entwicklung behandeln. In den Übungsaufgaben am Ende der einzelnen Kapitel werden zahlreiche Beispiele für die praktische Anwendung in Laboratorium und Industrie gebracht. Möge das Buch für die Studierenden von Nutzen sein. Erfahrungsgemäß lernt man die Thermodynamik nicht auf einmal, sondern in verschiedenen Stufen. Am Beginn des Studiums, in der Regel im 3. bis 4. Semester, steht eine gründliche Beschäftigung mit der Kalorimetrie, ehe man zum zweiten Hauptsatz gelangt. Bei dem weiter fortgeschrittenen Leser - und an diese wendet sich das Buch - kann daher eine gewisse Vertrautheit mit den Begriffen Temperatur und Wärme bereits vorausgesetzt werden. Dann ist es aber zweckmäßig, die bei den ersten Hauptsätze und ihre Grundlagen noch einmal unter besonderer Beachtung ihres logischen Aufbaus darzustellen. Wenn der Student zahlreiche Übungsaufgaben rechnet, so vertieft das sein theoretisches Verständnis und erhöht seine Fertigkeit im Umgang mit der Thermodynamik, und er wird in der Lage sein, sie auch auf neue Probleme anzuwenden. Bei der Thermodynamik geht es nicht so sehr darum, Begründungen im Gedächtnis 'zu behalten, sondern um das Verständnis von Tatsachen und Zusammenhängen. Der Student sollte daher nicht auswendig lernen. Die Hauptsätze sind in drei oder vier Grundgleichungen enthalten. Diese und einige notwendige Definitionen prägen sich von selbst ein, und alles übrige kann daraus abgeleitet werden. Die Übungsaufgaben haben verschiedenen Schwierigkeitsgrad, von ganz einfachen bis zu solchen, die sich erst nach wiederholter Übung lösen lassen. Am Ende des Buches sind die numerischen Lösungen und, soweit wie nötig, Erläuterungen der Aufgaben angegeben. Aus räumlichen Gründen wurde die Thermodynamik der Grenzflächen nicht behandelt und die Behandlung der galvanischen Ketten und Aktivitätskoeffizienten von Elektrolyten sehr kurz gehalten. In Teil I wird die Thermodynamik auf die übliche Weise und mit Hilfe des CARNOTschen Kreisprozesses entwickelt. Teil JI befaßt sich mit der eigentlichen Lehre vom chemischen Gleichgewicht, in starker Anlehnung an das Buch von GUGGENHEIM, dem ich sehr zu Dank verpflichtet bin. Teil BI enthält eine kurze Einführung in die statistische Mechanik nach einer Methode, wie sie R. C. TOLMAN in "Principles of Statistical Mechanics" verwendet. Ich erfülle gern die Verpflichtung, mich bei Freunden für ihre Hilfe zu bedanken, bei den Herren Dr.,PETER GRAY, Prof. N. R. AMUNDSON, Dr. J. F. DAVIDSON und Dr. R. G. H. WATSON für Vorschläge und Kritik und bei Herrn Prof. T. R. C. Fox für Anregung und Diskussion während mehrerer Jahre. Meiner Frau und JONATHAN und PHILIP DENBIGH danke ich für die Hilfe beim Les.en der Korrekturen und bei vielen anderen Gelegenheiten. Cambridge, Oktober 1954 K. G. DENBIGH VORWORT ZUR DRITTEN ENGLISCHEN AUFLAGE Seit Erscheinen der ersten Auflage erhielt ich von verschiedener Seite sehr hilfreiche Anregungen. Besonders dankbar bin ich den Herren Prof. PETER GRAY, Prof. E. A. GUGGENHElM und Prof. J. S. ROWLINSON für die von ihnen vorgeschlagenen Verbesserungen, die zum größten Teil im vorliegenden Text berücksichtigt wurden. Die Neuauflage berücksichtigt vor allem folgendes: I. Vollständige Verwendung der neuen IUPAC-Terminologie entsprechend dem "Manual of Symbols and Terminology for Physicochemical Quantities and Units" (London 1970, Butterworths). Diese bedingte Tausende von kleineren Textänderungen. Sollte der Leser dennoch Symbole finden, die bei der Korrektur übersehen wurden, so bin ich für jeden entsprechenden Hinweis dankbar. 2. Übernahme der IUPAC-Empfehlung, wonach Arbeit positiv zu bezeichnen ist, wenn sie an einem betrachteten System geleistet wird. Das ist insofern ei.1 vernünftiger Vorschlag als er der Arbeit dasselbe Zeichen gibt wie dem Zuwachs an innerer Energie. Freilich hat er bedauerlicherweise zugleich zur Folge, daß der Begriff der maximalen Arbeit wesentlich schwerer zu erklären ist. Das kann man bei einigen Gleichungen der Neuauflage erkennen - z. B. (2.16) -, wo ich mich verpflichtet fühlte, durch ein doppeltes Minuszeichen die Bedeutung zu verdeutlichen. 3. Teilweise Übernahme der SI-Einheiten*). Die meisten Beispiele, die sich auf physikalische Prozesse beziehen, wurden in kg, m, J, Pa usw. umgeschrieben, mit Ausnahme der Beispiele in den Kapiteln 4 und 10. Hier behielt ich den Begriff der Kalorie (= 4, 184 J) für Enthalpien, GIBBssche Energien von Reaktionen und bei, weil es sich um einen Begriff handelt, der den heute zugänglichen Zahlen- und Potenzrejhen von Cp Datenzusammenstellungen zugrunde liegt. Aus gleichen Gründen habe ich an den entsprechenden Stellen im Text den Begriff der Atmosphäre als Einheit für den Druck (l alm = 101,325 kPa = 101 325 Nm - 2) beibehalten. Der Begriff der Atmosphäre wird auch nicht zu eliminieren sein, solange 1 atm zur Bezeichnung eines Standard-Zustandes benutzt wird. Sonst müßte ein lästiger numerischer Faktor in die Gleichung LlG;. = - RT In K p eingeführt werden. Daher ist die vorliegende Auflage des Buches keine "komplette SI-Ausgabe". Ich hoffe jedoch, daß das Buch dennoch Studenten der Chemie und der ChemieIngenieur-Wissenschaft Übung im Umgang mit SI-Einheiten vermittelt, so daß sie eine gute Grundlage für eine spätere vollständige Übernahme des SI-Systems haben, sobald die notwendigen Zusammenstellungen grundlegender Daten und Werte erhältlich sind. Ferner wurde im Text das Zeichen ~ zur Bezeichnung der Reaktionsausdehnung eingeführt, Die Darstellung des Reaktionsgleichgewichts wurde verbessert. Schließlich wurde in Kapitel 1l ein falscher Eindruck bezüglich der "Ergodizität" korrigiert. London, September 1970 K. G. DENBIGH *) Kurze Beschreibung der SI-Einheiten siehe S. XVIII INHALTSVERZEICHNIS Geleitwort zur ersten deutschen Auflage von W. JOST. Geleitwort zur zweiten deutschen Auflage von W. JOST Vorwort zur ersten englischen Auflage . Vorwort zur dritten englischen Ausgabe Liste der Formelzeichen . . . . . . . Werte einiger physikalischer Konstanten Die SI-Einheiten . . . . . . . . V VI VII VIII XV . XVII XVIII TEIL I: Die Grundlagen der Thermodynamik 1. Kap: Erster und zweiter Hauptsatz 1-1 1-2 1-3 1-4 1-5 1-6 1-7 1-8 1-9 1-10 1-11 1-12 1-13 1-14 1-1 S 1-16 1-17 1-18 Einleitung........ Thermodynamische Systeme. . Thermodynamische Variable . Temperatur und "nullter" Hauptsatz. Arbeit . . . . . . . . . . . . . Innere Energie und erster Hauptsatz . Wärme . . . . . . . . . . . . . . Erster Hauptsatz für infinitesimale Prozesse . Prozesse, die adiabatisch nicht ablaufen können Wirkliche und reversible Prozesse . . . . . . Systematische Behandlung des zweiten Hauptsatzes Endgültige Formulierung des zweiten Hauptsatzes Ein Gleichgewichtskriterium. Reversible Prozesse Maximale Arbeit . . . . . . . . . . . . Grundgleichung für ein geschlossenes System Zusammenfassung der drei Hauptsätze . . . Wirkliche Prozesse als Ausgleichsvorgänge . Die atomistische Deutung des zweiten Hauptsatzes. Übllngsau!gaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 3 4 6 10 11 14 IS 16 18 19 30 31 33 35 36 37 44 46 2. Kap: Hilfsfunktionen und Gleichgewichtsbedingungen 2-1 2-2 2-3 Die Funktionen H, A und G . . . . . . . Eigenschaften der Enthalpie. . . . . . . . Eigenschaften der HELMHOLTzschen Energie. 49 49 51 x 2-4 2-5a 2-5b 2-6 Inhaltsverzeichnis Eigenschaften der GIBBsschen Energie . . Nutzbare Energie . . . . . . . . . . . Die Nutzarbeit einer chemischen Reaktion Die Grundgleichungen für ein geschlossenes System in den Ausdrücken H, A und G . . . . . . . . . . . . . Das chemische Potential . . . . . . . . . Extensive Größen als Gleichgewichtskriterien Intensive Größen als Gleichgewichtskriterien Mathematische Beziehungen zwischen den verschiedenen Zustandsfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Meßbare Größen in der Thermodynamik. . . . . . . . . . . . . Änderung der thermodynamischen Funktionen beim Durchlaufen von Temperatur- und Druckintervallen . . . . . . . . . . . . . . . Molare und partielle molare Größen. . . . . . . . . . . . . . . Berechnung der partielIen molaren Größen aus experimentellen Daten. 78 79 83 Obllngsaujgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 2-7 2-8 2-9 2-10 2-11 2-12 2-13 2-14 53 55 57 60 60 65 67 71 75 TEIL II: Reaktions- und Phasengleichgewichte 3. Kap: Thermodynamik der Gase 3-1 3-2 3-3 3-4 3-5 3-6 3-7 3-8 3-9 ModelIe....... Das einfache ideale Gas Die ideale Gasmischung Reale Gase . . . . . . Der JOULE-THOMSON-Effekt Die Fugazität eines einfachen nicht-idealen Gases Die Fugazität einer nicht-idealen Gasmischung . Temperaturkoeffizient der Fugazität und des chemischen Standardpotentials . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ideale Gaslösungen und die Regel von LEWIS und RANDALL . Obungsaujgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 87 90 93 94 96 98 100 101 102 4. Kap: Gleichgewicht bei Gasreaktionen 4-1 4-2 4-3 4-4 4-5 4-6 4-7 4-8 4-9 4-10 4-11 4-12 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stöchiometrie bei chemischen Reaktionen. . . . . . Vorläufige Beschreibung des Reaktionsgleichgewichts . Endgültige Beschreibung des Reaktionsgleichgewichts Die Gleichgewichtskonstante für eine Gasreaktion . . Temperaturabhängigkeit der Gleichgewichtskonstanten Andere Beziehungen für die Gleichgewichtskonstante bei idealen Gasmischungen . . . . . . . . . . . GIBBssche Bildungsenergie und Enthalpie für Reaktionen zwischen Elementen . . . . . . . . . . . . . . ........ . Einige Beispiele . . . . . . . . . . . . ......... . GIBBssche Bildungsenergien, wenn Ausgangs- oder Endprodukte nicht gasförmig sind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorläufige Behandlung des Gleichgewichts einer Reaktion, an der Gase, nicht-misch bare Flüssigkeiten und Festkörper beteiligt sind . . . . Endgültige Behandlung des Gleichgewichts einer Reaktion, an der Gase sowie nicht-misch bare Flüssigkeiten und Festkörper beteiligt sind. . 105 105 107 110 111 113 116 117 118 121 123 126 Inhaltsverzeichnis 4-13 4-14 4-15 4-16 4-17 4-18 4-19 Das Rösten von Bleisulfid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bestimmung der GIBBsschen Energie von Reaktionen mittels galvanischer Ketten . . . . . . . . . . . . . . . Eine andere Beschreibung der galvanischen Kette . . . . . . . . . Anzahl der unabhängigen Reaktionen . . . . . . . . . . . . . . Gleichgewichtsbedingungen für verschiedene unabhängige Reaktionen. Allgemeine Bemerkungen über Simultanreaktionen. Die maximale Ausbeute Obungsaujgaben . . . . XI 128 129 132 134 136 137 138 140 5. Kap: Die Phasenregel 5-1 5-2 5-3 5-4 5-5 5-6 5-7 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . Phasenregel für nicht-reagierende Komponenten. Phasenregel für reaktionsfähige Komponenten. Zusätzliche Beziehungen . . . . . . . . . Beispiele für die Anwendung der Phasenregel . Eine andere Betrachtungsweise . . . . . . . Zwei Beispiele bei der Aufarbeitung von Zinkerz. 145 147 149 149 150 152 152 Obungsaujgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 6. Kap: Phasengleichgewichte in Einkomponentensystemen 6-1 6-2 6-3 6-4 6-5 6-6 Einleitung.................. Die CLAUSIUS-CLAPEYRON-Gleichung. . . . . . . Die Verdampfungsenthalpie und ihr Temperaturkoeffizient Integration der CLAUSIUS-CLAPEYRON-Gleichung. . . . . Der Einfluß eines zweiten Gases auf den Dampfdruck von Flüssigkeiten und festen Stoffen ~- Übergänge Obungsaujgaben . . . . . 157 158 160 162 163 166 171 7. Kap: Allgemeine Eigenschaften der Lösungen und die Gleichung von Gibbs-Duhem 7-1 7-2 7-3 7-4 7-5 7-6 7-7 7-8 Die Gleichung von GIBBS-DuHEM . . . . . . . . . . . Beziehungen zwischen Druck und Temperatur. . . . . . Beziehungen zwischen Partialdruck und Zusammensetzung Die empirische Partialdruckkurve für eine binäre Lösung . Anwendung der Gleichung von GIBBS-DuHEM auf Partialdruckkurven . Die Anwendung der Gleichung von GIBBS-DuHEM auf den Gesamtdruck Die Beziehung zwischen der Gleichung von GIBBS-DuHEM und den Gesetzen von RAouLT und HENRY. . . . . . . . . . . . . . . Die Beziehungen zwischen. der Gleichung von GIBBs-DuHEM und den Gleichungen von MARGULES und VAN LAAR . Obungsaujgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 174 178 179 187 190 190 193 195 8. Kap: Ideale Lösungen 8-1 8-2 8-3 Molekulare Betrachtungsweise von Lösungen Definition der idealen Lösung. . . . Die Gesetze von RAOULT und HENRY . . . . 197 201 202 XII Inhaltsverzeichnis 8-4 Nicht-ideale Gasphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mischungseigenschaften idealer Lösungen . . . . . . . . . . . . Abhängigkeit des Gleichgewichts Dampf-Lösung von Temperatur und Druck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8-7 NERNsTsches Verteilungsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8-8 Gleichgewicht zwischen einer idealen Lösung und einem reinen Kristall 8-9 Gefrierpunktserniedrigung . . . . . . 8-10 Siedepunktserhöhung . . . . . . . . . . . 8-11 Osmotischer Druck einer ·idealen Lösung . . 8-12 Ideale Löslichkeit von Gasen in Flüssigkeiten 8-13 Ideale Löslichkeit von Festkörpern in Flüssigkeiten 206 207 208 210 Obungsaufgaben . . . . . . . 217 8-5 8-6 204 204 211 212 214 215 9. Kap: Nicht-ideale Lösungen 9-1 9-2 Festlegung der Aktivitätskoeffizienten bei Benutzung der Molenbrüche Beziehungen zwischen Aktivitätskoeffizienten und den Gesetzen von RAOULT und HENRY. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9-3 Molalität und Konzentration . . . . . . . . . . . . . . . . . 9-4 Festlegung der Aktivitätskoeffizienten bei Benutzung der Molalität 9-5 Der Einfluß von Temperatur und Druck . . . . . . . . . . . . 9-6 Bestimmung von Aktivitätskoeffizienten . . . . . . . . . . . . 9-7 Anwendung der Gleichung von GIBBS-DuHEM auf die Aktivitätskoeffizienten . . . . . . . . . . . . . . . . . 9-8 Berechnung des Aktivitätskoeffizienten für den gelösten Stoff 9-9 Zusatzfunktionen bei nicht-idealen Lösungen 9-10 Die Aktivität . . . . . . 9-11 Der osmotische Koeffizient 219 230 231 232 233 234 Obungsaufgaben . . . . . . . . 234 220 223 224 226 228 10. Kap: Reaktionsgleichgewicht in Lösungen, Elektrolyte 10-1 10-2 10-3 10-4 10-5 10-6 10-7 10-8 10-9 10-10 10-11 10-12 10-13 10-14 10-15 Reaktionsgleichgewicht in Lösungen . . . . . . . . . . . . . . GIBBssche Bildungsenergie in Lösungen. Eine Konvention für Hydrate Gleichgewichtskonstanten bei der Benutzung der Molalität und der Volumenkonzentration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Temperatur- und Druckabhängigkeit der Gleichgewichtskonstanten . Das Verhältnis der Gleichgewichtskonstanten in der Gasphase und in der Lösung . . . . . . . . . . . . . . . . Elektrolyte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Bedeutungslosigkeit bestimmter EinzeIgrößen . . . . . . . . . Dissoziationsgleichgewicht und chemisches Potential von Elektrolyten Aktivitätskoeffizienten . . . . . . . . . . . . . . . . Phasengleichgewicht eines Elektrolyts. Löslichkeitsprodukt . . . . . Gleichgewichtskonstante für Ionenreaktionen . . . . . . . . . . Die Größe von Aktivitätskoeffizienten für geladene und ungeladene Teilchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GIBBssche Energie der Dissoziation . . . . . . . . . . . . . . . Die Konvention für Wasserstoffionen und die GIBBssche Energie und Enthalpie bei der Bildung eines Einzelions . . . . . . . . . . . Bestimmung von Aktivitätskoeffizienten und Werten der GIBBsschen Energie aus Messungen an galvanischen Ketten. . . . . . . . . 238 241 242 244 245 245 246 247 248 250 251 252 254 255 256 Inhaltsverzeichnis 10-16 10-17 10-18 XIII Bestimmung von Aktivitätskoeffizienten mit Hilfe der Gleichung von GIBBS-DuHEM . . . . . . . . . . . Partialdruck eines flüchtigen Elektrolyten Grenzverhalten für große Verdünnungen Übungsau!gaben . . . . . . . . . . . . . . 261 263 263 265 TEIL III: Thermodynamik und Molekularstruktur der Materie 11. Kap: Die statistische Bedeutung von Entropie und Hel m holt zscher Energie 11-1 11-2 11--3 11-4 11-5 11-6 11-7 11-8 11-9 11-10 lI-lI 11-12 1.1-13 11-14 Thermodynamik und molekularer Aufbau . . . . . . . . . . . . Die Quantenzustände eines makroskopischen Systems. . . . . . . Quantenzustände, Energiezustände und thermodynamische Zustände. Schwankungserscheinungen . . . . . Mittelung und das statistische Postulat Erreichbarkeit...... Der Gleichgewichtszustand . . . . . . Statistische Methoden. . . . . . . _ Die Gesamtheit und die Mittelwertbildung Die statistischen Analoga zur Entropie und zur HELMHoLTzschen Energie . . . . . . . . . . . . . . " ...... Vergleich der statistischen Größen mit den thermodynamischen. Thermische Entropie und Entropie der Anordnung Anhang 1. Ursprung der kanonischen Verteilung. Anhang 2. Entropie-Analoga. Übungsau!gabe . . . . . . . . . . . . . . . 269 269 270 271 271 272 273 274 275 279 282 285 287 290 290 12. Kap: Die Zustandssumme für ein ideales Gas 12-1 12--2 12-3 12-4 12-5 12-6 12-7 12-8 12-9 12-10 12-11 12-12 12-13 Unterscheidbare Zustände für ein Gas und die molekulare Zustandssumme . . . . . . . . . . . . Die SCHRÖDlNGER-Gleichung. . . . . . . . . . . . . Separierbarkeit der Wellengleichung . . . . . . . . . Zerlegung der molekularen Zustandssumme in Faktoren. Die Zustandssumme für die Translation . . . . Die innere Zustandssumme . . . . . . . . . Thermodynamische Eigenschaften idealer Gase . Die MAxwELL-BoLTzMANN-Verteilung . . . . . Verteilung auf Translations- und innere Zustände. Anzahl der Translationszustände bestimmter Energie Die MAxwELLsche Geschwindigkeitsverteilung . . Der Gleichverteilungssatz (Äquipartitionsprinzip) . Anhang Übungsau!gaben . . . . . . . . . . . . . . . 291 294 296 298 300 303 304 308 310 311 314 316 318 319 13. Kap: Ideale Kristalle und der dritte Hauptsatz 13-1 13-2 13-3 Normalkoordinaten . _ . . . . . . . . . . . . . Die SCHRÖDlNGER-Gleichung für Kristalle . . . . . Die Energiezustände eines harmonischen Oszillators. 320 322 323 XIV 13-4 13-5 13-6 13-7 13-8 13-9 13-10 13-11 13-12 13-13 Inhaltsverzeichnis Die Zustandssumme . . . . . . . . Die MAXWELL-BoLTzMANN-Verteilung . Näherung für hohe Temperaturen. Die EINsTEINsche Näherung . . . . . Die DEBYEsche Näherung . . . . " . Vergleich mit dem Experiment . . . . Der Dampfdruck bei hohen Temperaturen . Der dritte Hauptsatz, Einführung Die Aussage des dritten Hauptsatzes . . . Prüfung und Anwendung des dritten Hauptsatzes. 324 326 327 329 330 331 333 335 339 341 Vbungsaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344 " 14. Kap: Reguläre Lösungen und Adsorption 14-1 14-2 14-3 Energie und Entropie der Anordnung Reguläre Lösungen " . . . . . . . Die LANGMulRsche Adsorptionsisotherme 345 347 350 15. Kap: Beziehung zwischen chemischem Gleichgewicht und chemischer Kinetik 15-1 15-2 15-3 15-4 15-5 15-6 15-7 15-8 15-9 Einleitung..................... Teilchenarten in der Kinetik . . . . . . . . . . . . . Variable, welche die Reaktionsgeschwindigkeit bestimmen Hin- und Rückreaktionen . . . . . . . . Thermodynamische Einschränkungen bei der Formulierung der kinetischen Gleichungen. . . . . . . . . . . . . . . . . Beziehungen zwischen Temperaturkoeffizienten und thermodynamischen Größen . . . . . . . Theorie des Obergangszustandes Annahme des Gleichgewichts Die Reaktionsgeschwindigkeit 354 354 355 357 358 362 363 364 366 Anhang. Lösung der Übungsaufgaben 370 Namen- und Sachverzeichnis. . . . 391 LISTE DER FORMELZEICHEN af A Cf C Cr> Cl' Cu Cu e E E E Ef f fi F F G tl,G~ tlG~ GE h h H Hf tl,HT tlHo Aktivität des Stoffes i HELMHoLTzsche (freie) Energie Volumenkonzentration des Stoffes i Zahl der unabhängigen Komponenten eines Systems Molare Wärmekapazität bei konstantem Druck Wärmekapazität eines Systems bei konstantem Druck Molare Wärmekapazität bei konstantem Volumen Wärmekapazität eines Systems bei konstantem Volumen Zeichen für ein Elektron Eine beliebige extensive Größe Elektromotorische Kraft (EMK) Gesamtenergie eines Systems Energie des i-ten Quantenzustandes eines makroskopischen Systems Zustandssumme einer Molekel Fugazität des Stoffes i Faraday-Konstante Zahl der Freiheitsgrade eines Systems GIBBssche (freie) Energie Standard wert der GIBBsschen Energie für die Bildung einer Verbindung bei der Temperatur T Standardänderung der GIBBsschen Energie für eine Reaktion bei der Temperatur T Zusatzwert der GIBBsschen Energie PLANcKsches Wirkungsquantum Enthalpie pro Mol eines reinen Stoffes Enthalpie eines Systems Partielle molare Enthalpie des Stoffes i Standardwert der Enthalpie für die Bildung einer Verbindung bei der Temperatur T Enthalpieänderung für eine Reaktion unter Bedingungen, bei denen die Stoffe den Definition Gleichung Seite (9,47) 233 (2,2) 49 (9,11) 223 (2,87) 147/149 76 (2,86) (2,87) 76 76 (2,86) 76 5 60/130 13 (12,9) (3,45), (3,56) (2,3) 276 294 96/98 59 148 49 117 112 232 (2,1) (2,104) 80 49 80 118 XVI 6. Ho k k K Kf Kp K; Ki L L ml MI nl Ni N N P Pi P~ P Pi q Q R R s S S, S' sn T u U UI v V V, w w' Wij Xi Liste der Formelzeichen Gesetzen für ideale Gase oder ideale Lösungen gehorchen Integrationskonstante der Dimension einer Enthalpie BOLTzMANNsche Konstante Geschwindigkeitskonstante einer Reaktion Eine Gleichgewichtskonstante Gleichgewichtskonstante, ausgedrückt in Fugazitäten Gleichgewichtskonstante, ausgedrückt in Partial drucken Partielle Gleichgewichtskonstante Koeffizient des Stoffes j im HENRysehen Gesetz LOSCHMIDTsche Zahl Enthalpie ("Iatente Wärme") von Phasenumwandlungen Molalität (Kilogramm-Molarität) des Stoffes j Chemisches Symbol des Stoffes j Menge des Stoffes i im System Zahl der Moleküle des Stoffes j im System Zahl der Stoffe eines Systems Verteilungskoeffizien t Gesamtdruck Partialdruck des Stoffes j Dampfdruck des reinen Stoffes j Zahl der Phasen eines Systems Wahrscheinlichkeit Vom System aufgenommene Wärme Zustandssumme eines geschlossenen Systems bei konstanter Temperatur und konstantem Volumen Gaskonstante Zahl der unabhängigen Reaktion in einem System Entropie pro Mol einer reinen Substanz Entropie eines Systems Partielle molare Entropie des Stoffes i S' = -k'1:.P,ln Pi S" = kin n Absolute Temperatur Innere Energie pro Mol eines reinen Stoffes Innere Energie eines Systems Partielle molare innere Energie des Stoffes i Volumen pro Mol des reinen Stoffes Volumen eines Systems Partielles molares Volumen des Stoffes i Am System geleistete Arbeit Am System geleistete Arbeit, ohne Volumenarbeit Potentielle Energie eines Molekülpaares der Sorte i undj Molenbruch des Stoffes i in der kondensierten Phase (4,22) 114 (4,26) 115 282/304 355 111/239 (4,12)/(10,4)/ (10,7) (4,16) 112 (4,12) (4,50) (8,17)/(9,5) 111 126 202/220 304 (2,94)/(6,7) (9,7) 78/159 223 (8,38) 149 208 (3,20) 90 180 147 275 14 (11,12) 278 87 (2,99) (1,13) (2,104) (11,14) (11,15) (1,12) (2,99) (2,104) (2,99) (2,104) 134 79 25 80 279 279 24 79 13 80 79 80 10 53 198/347 XVII Liste der Formelzeichen y, z Z a ß y, y EI 8 K p., p.? P.r p.p p. v, v+,v_ v g f1 Il P a 1: 4> Xl Wl 0 0, Molenbruch des Stoffes i in der Gasphase Ionenwertigkeit Kompressibilitätsfaktor Thermischer Expansionskoeffizient Ein statistischer Parameter Aktivitätskoeffizient des Stoffes i Oberflächenspannung Energie des i-ten Quantenzustandes eines Moleküls Temperatur in beliebiger Einheit Kompressibilitätskoeffizient Chemisches Potential des Stoffes i GIBBssche Energie pro Mol des reinen Stoffes beim Standard druck und der Temperatur der betrachteten Mischung GIBBssche Energie pro Mol des reinen Stoffes bei Temperatur und Druck der betrachteten Mischung Chemisches Potential des Stoffes i in einer hypothetischen idealen Lösung der Molalität 1 bei Temperatur und Druck der betrachteten Lösung JOULE-THoMsoN-Koeffizient Stöchiometrischer Koeffizient des Stoffes i in der Reaktionsgleichung Zahl der positiven bzw. negativen Ionen bei Dissoziation eines Moleküls eines Elektrolyten v = v+ + v_ Reaktionslaufzahl Produktoperator Osmotischer Druck Dichte Erzeugte Entropie Summenoperator Potentielle Energie Fugazitätskoeffizient des Stoffes i Entartungsgrad des i-ten molekularen Energiezustandes Zahl der zugänglichen Quantenzustände eines makroskopischen Systems mit konstanter Energie und konstantem Volumen Desgleichen; bezogen auf einen bestimmten Energiezustand E, (3,51) (2,88) (11,10) (9,2) (2,89) (2,39)/(2,41) 60/131 246 98 76 278 220/222 8 76 61/62 Kap. 3 Kap. 8/9 (3,42) 224 94 106 (8,54) 245 248 107 111 213 (1,15) 31 (3,54) 13/69 98 (10,34) (4,2) Werte einiger physikalischer Konstanten Eisschmelzpunkt-Temperatur Te'< = 273,15K k= 1,38054·1O- 23 JK-l BOLTZMANN- Konstante h= 6,6256·10- 34 Js PLANcKsches Wirkungsquantum L.= 6,02252.10 23 mol- 1 LoscHMIDTsche Zahl F = 96487 C mol- 1 FARADAy-Konstante 291/296 271/273 285/295 XVIII Liste der Formelzeichen Protonen ladung Gaskonstante e = R = 1,60210.10- 19 C 8,3143 JK-1 mol- 1 1,9872 cal K-1 mol- 1 82,06 cm 3 atm K -1 mol- 1 Die SI-Einheiten Die fundamentalen SI-Einheiten sind Meter (m), Kilogramm (kg), Sekunde (s), Kelvin (K; nicht °K), Ampere (A) und Candela (cd). Das Mol ist die Einheit der "Stoffmenge" und ist als diejenige Menge eines Stoffes definiert, die genausoviel Elementareinheiten enthält, wie Atome in 0,012 kg C12 enthalten sind. Dieses ist genau dieselbe Stoffmenge, die im c.g.s.-System "Gramm-Molekül" genannt wurde. Einige abgeleitete Einheiten (mit ihren Symbolen), die im vorliegenden Buch benutzt werden, sind Energie Kraft Druck. elektrische Ladung. elektrische Potentialdifferenz JOULE (J); kgm 2 S-2 NEWTON (N); kgms- 2 = Jm- 1 PASCAL (Pa); kg m- 1 S-2 = N m- 2 COULOMB (C); A s VOLT (V); kg m 2 S-3 A -1 = JA -1 S-l Zwei "alte" Einheiten, die hier ebenso benutzt werden, lassen sich in den SI-Einheiten wie folgt ausdrücken: die thermochemische Kalorie (cal) = 4,184 J die Atmosphäre (Atm) = 101,325 kPA = 101325 Nm- 2 TEIL I DIE GRUNDLAGEN DER THERMODYNAMIK 1. Kapitel Erster und zweiter Hauptsatz 1-1. Einleitung Das Studium -der Thermodynamik ist für Studierende der Chemie und des Chemieingenieurwesens deshalb so wertvoll, weil es sich dabei um eine Theorie handelt, die in ihrer Gesamtheit ohne Lücken in der Beweisführung und mit nur geringen mathematischen Kenntnissen entwickelt werden kann. Die Thermodynamik stellt daher ein selbständiges logisches Gefüge dar, und ihr Studium bringt viel Nutzen und gelegentlich auch manche Freude. Darüber hinaus ist die Thermodynamik eines der wenigen Gebiete aus Physik und Chemie, das weitgehend von solchen Eigenschaften unabhängig ist, weIche die Natur der Teilchen betreffen. Sie stützt sich nämlich nicht auf irgendeinen "Mechanismus", wie er in den Theorien über die Molekularstruktur und Kinetik angewandt wird, und sie kann infolgedessen oft zur Prüfung solcher Theorien herangezogen werden. Die Thermodynamik ist auch von ungeheuer großem praktischen Wert. Die erhaltenen Resultate können nach ihrer Art vielleicht wie folgt zusammengefaßt werden: a) Auf der Grundlage des ersten Hauptsatzes lassen sich Beziehungen zwischen Wärmegrößen und Arbeitsgrößen herstellen, und diese Beziehungen sind nicht auf Systeme im Gleichgewicht beschränkt. b) Auf der Grundlage vom ersten und zweiten Hauptsatz können Voraussagen über die Auswirkung von Druckänderungen, Temperaturänderungen und Änderungen der Zusammensetzung für die verschiedensten physikalisch-chemischen· Systeme gemacht werden. Diese Anwendungen beschränken sich auf Systeme im Gleichgewicht. X möge eine für das Gleichgewicht charakteristische Größe sein 1), dann sind einige wichtige thermodynamische Ergebnisse von der Form 0In-X) (oT (0In X) op p > = = T. (Charakteristische Wärmemenge) RT 2 , (Charakteristisches VOlumen). RT Dieses Buch handelt in der Hauptsache von solchen Ergebnissen, wie sie unter (b) beschrieben wurden. Jedoch muß man bei allen in der Chemie oder chemischen 1) Wie Dampfdruck einer Flüssigkeit, Löslichkeit eines festen Stoffes oder Gleichgewichtskonstante einer Reaktion. 2 Die Grundlagen der Thermodynamik Industrie auftretenden Problemen zunächst jeweils entscheiden, ob es sich bei den wesentlichen Vorgängen um Gleichgewichtsvorgänge oder Reaktionsgeschwindigkeiten handelt. Das soll an Hand von zwei wohlbekannten chemischen Reaktionen erläutert werden. Bei der Ammoniaksynthese unter Industriebedingungen läuft die Reaktion in der Regel bis so nahe an das Gleichgewicht, daß die Thermodynamik angewendet werden kann und ihren großen Wert erweist.!) Daher können die Einflüsse von Druckänderungen, Temperaturänderungen, Änderungen in der Zusammensetzung auf die maximal erreichbare Ausbeute errechnet werden. Bei der katalytischen Oxydation von Ammoniak dagegen wird die Ausbeute an Stickoxyd nicht durch das Verhältnis von Vor- und Rückreaktion bestimmt wie bei der Ammoniaksynthese, sondern der Geschwindigkeitsunterschied von zwei unabhängigen Prozessen, die beide im Wettbewerb miteinander das verfügbare Ammoniak verbrauchen, bestimmt die Ausbeute an Stickoxyd. Der erste dieser Prozesse ist die Reaktion zu Stickoxyd und der zweite die Reaktion zu Stickstoff, der aber ein unerwünschtes Abfallprodukt ist. So wird die Ausbeute an Stickoxyd durch das Geschwindigkeitsverhältnis dieser beiden Reaktionen an der Oberfläche des Katalysators bestimmt. Es liegt also kein Gleichgewichtsproblem vor, sondern es handelt sich um die Reaktionsgeschwindigkeiten. Die thermodynamische Theorie der Gleichgewichtszustände ist viel einfacher und viel genauer als jede bisher aufgestellte Theorie der Reaktionsgeschwindigkeiten. So kann z. B. die Gleichgewichtskonstante für eine Reaktion in einem idealen Gas genau ausgerechnet werden, wenn man nur einige makroskopische Eigenschaften der Reaktionspartner und der Reaktionsprodukte kennt. Die Reaktionsgeschwindigkeit kann bei weitem nicht mit der gleichen Genauigkeit vorausbestimmt werden. Sie hängt von Einzelheiten der molekularen Struktur ab, und für jede genaue Berechnung ist es notwendig, die SCHRÖDlNGER-Gleichung zu lösen, und das ist ein sehr mühsames Unterfangen. Die Thermodynamik dagegen ist unabhängig von der mikroskopischen Struktur der Materie 2) und sie ist deshalb so einfach, weil nach dem zweiten Hauptsatz für jeden Gleichgewichtszustand eine bestimmte Bedingung erfüllt sein muß. Die Thermodynamik gründet sich auf drei Erfahrungstatsachen, diese können etwa so ausgedrückt werden: 1. Körper sind im Gleichgewicht miteinander, wenn sie denselben "Erwärmungs"Grad haben; 2. unendlich lang dauernde Bewegung ist unmöglich; 3. kein natürlich ablaufender Prozeß kann in seiner Gesamtheit umgekehrt werden. In dem vorliegenden Kapitel wird es unsere Aufgabe sein, diese Tatsachen sowohl mit Worten wie auch in der Sprache der Mathematik präziser auszudrücken. Dabei wird es sich zeigen, daß die erwähnten Punkte (I), (2) und (3) jeweils der Definition einer bestimmten Funktion entsprechen, nämlich der Temperatur, der inneren Energie und der Entropie. Diese Funktionen sind durch den Zustand des Körpers vollständig bestimmt, und sie bilden daher exakte Differentiale. So gelangt man zu den folgenden Gleichungen, welche die gesamte zugrunde liegende Theorie enthalten: I) Der bei der Anwendung thermodynamischer Berechnungen auf diesen Prozeß auftretende Fehler wurde in Abhängigkeit von der Größe der Abweichung vom Gleichgewichtszustand von RASTOGI und DENBIGH diskutiert (ehern. Eng. Science 7, 261, 1958). 2) Bei dieser Aussage gehen wir davon aus, daß die Thermodynamik ihre eigene empirisch gesicherte Grundlage hat. Andererseits können die Gesetze der Thermodynamik mit den Methoden der statistischen Mechanik gedeutet werden, wobei von der mikroskopischen Struktur der Materie ausgegangen wird (Teil 111).