Impfschäden | MDR.DE 1 von 3 exakt vom 01.12.2009 Impfschäden http://www.mdr.de/exakt/6903810.html Links in MDR.DE Impfen - Ja oder Nein? Manuskript des Beitrages Zecken, Gelbsucht, Mumps & Co. - schützt Impfen? von Annett Glatz, Anja Riediger Mann in Mühlhausen nach Impfung tot aufgefunden Impfungen können schwere Nebenwirkungen haben. Sogar Langzeitschädigungen wie Erblinden oder Lähmungen sind möglich. Die Betroffenen haben es schwer, die Impfschäden anerkannt zu bekommen. Ärzte fürchten Regressansprüche und verweigern den Patienten die Unterstützung. Impfung bei Erkrankungen, Allergien und Schwangerschaft Schweinegrippe-Impfung: Risiken und Nebenwirkungen Lange wird Susann Ziegenrücker ihre schwer behinderte Tochter wohl nicht mehr allein tragen können. Von ihren Zukunftssorgen soll Cynthia aber nichts mitbekommen, sie soll so normal wie möglich aufwachsen. Doch normal ist seit fünf Jahren für die Familie in Bad Schlema nichts mehr. Nach einer Zeckenschutzimpfung begann sich die damals völlig gesunde Vierjährige nach und nach zu verändern. O-Ton: Susann Ziegenrücker "Wir haben uns nichts weiter dabei gedacht, und dann ist das ab Oktober mit der Motorik schlimmer geworden. Da ist uns aufgefallen, dass sie Sachen hat fallen lassen, dabei gezittert hat. Am schlimmsten war es dann im Dezember. Da konnte sie dann nicht mehr laufen. Also sie konnte grad noch so krabbeln, hat so komische Bewegungen gemacht. Wir waren dann beim Orthopäden gewesen, beim Kinderarzt, haben alles durchgemacht, bis es im März ganz schlimm wurde, wo gar nichts mehr ging." Wochenlang kämpfen die Ärzte um die Gesundheit der Kleinen, suchen vergeblich nach Erklärungen für die Lähmungserscheinungen. An einen Zusammenhang mit der Impfung denkt damals niemand. O-Ton: Susann Ziegenrücker "Da hat kein einziger Arzt danach gefragt und wir sind durch Bekannte 2007 darauf gekommen. Die haben gesagt: 'Könnte es nicht ein Impfschaden sein'. Da haben wir gesagt: 'Denkt ihr wirklich?' Also ist irgendwie, kann man nicht nachvollziehen. Impfungen sind ja nun so sicher, angeblich." Fest steht: vor der Zeckenschutzimpfung war Cynthia ein kerngesundes, aufgewecktes Kind. Dass bei der sogenannten FSME–Impfung ganz offiziell als seltene Nebenwirkung Lähmungserscheinungen angegeben werden, das ahnen die Eltern nicht. 02.12.2009 08:30 Impfschäden | MDR.DE 2 von 3 http://www.mdr.de/exakt/6903810.html O-Ton: Susann Ziegenrücker "Darüber hat uns niemand informiert. Nur immer dieser Einstich, ein bisschen Fieber. Aber nicht, dass irgendwelche Lähmungserscheinungen oder Nervenleiden auftreten können." Über Nebenwirkungen wurden die Eltern nicht aufgeklärt Tatsächlich geht es vielen Betroffenen so wie Familie Ziegenrücker. Durch mangelnde Aufklärung kommen sie erst spät oder nie darauf, dass die Erkrankung mit der Impfung zu tun haben könnte. Erst seit 2001 gibt es überhaupt eine Meldepflicht für Ärzte bei möglichen Impfkomplikationen. Bis 2005 steigerten sich die angezeigten Fälle auf fast 1.400, bei den meisten ging es um schwere Komplikationen. Doch viele Fälle werden laut Experten wie dem Impfstoffforscher und Gerichtsgutachter Klaus Hartmann von der Ärzteschaft gar nicht erst gemeldet. O-Ton: Klaus Hartmann, Impfexperte "Wenn etwas auftritt und man hat nicht darüber aufgeklärt, ist es für den Arzt natürlich eine sehr unangenehme Situation, man befürchtet natürlich Regressforderungen und und und. Also sagt man als Arzt, ich sehe keinen Zusammenhang zwischen dieser Erkrankung und dem, was der Patient für eine Impfung gekriegt hat und macht keine Meldung. Und versucht das ganze auf diesem Wege für sich einfach zu begraben." Dass Ärzte etwas vertuschen wollten, das kann man im Fall von Cynthia nicht unterstellen. Aber Tatsache ist: Durch die Ahnungslosigkeit sind wertvolle Wochen verstrichen. Aus Sicht der Behörden fehlt so die lückenlose Dokumentation der ersten Symptome. Anja Dornhoff ist eine der wenigen Anwälte, die sich auf Impfschäden spezialisiert haben. Sie weiß, warum gerade mal zehn Prozent der Verdachtsfälle als Impfschäden anerkannt werden. O-Ton: Anja Dornhoff, Anwältin "Der Punkt ist eben, dass man eine lückenlose Beweiskette herstellen muss. Und es ist so vor den Gerichten, dass im wesentlichen Arztunterlagen zählen und nicht möglicherweise die Zeugenaussage von Familienmitgliedern, Freunden, die Impfschäden werden selten die Symptome in der Anfangszeit, die ja anerkannt nicht unbedingt zuortbar sind, bemerkt haben. So und da haben wir schon die erste große Crux, dass wir eben Lücken haben im Kausalzusammenhang, die eventuell nicht zu schließen sind." Einer der seltenen Fälle, der vom Staat als Impfschaden anerkannt wurde, ist Peter M. aus Thüringen. Der Ingenieur wollte geschäftlich nach China reisen. Hepatitis-Impfungen empfahl das Auswärtige Amt. Das war 2004. Aus den Geschäften wurde nichts. Der 51-Jährige ist heute fast blind. O-Ton: Peter M. "Ich musste meine beiden Firmen aufgeben, weil es einfach nicht 02.12.2009 08:30 Impfschäden | MDR.DE 3 von 3 http://www.mdr.de/exakt/6903810.html mehr ging. Sie können ja keine Mitarbeiter führen. Sind nicht mehr mobil. Sie können die Zahlen nicht mehr richtig zusammenbringen. Sie können technische Dinge nicht mehr tun, weil sie sie einfach nicht mehr erkennen. Sie müssen einfach loslassen von diesen Dingen und sich neu ordnen. Alles was sie in ihrem Innersten hatten an Gedanken, Wünschen und Hoffnungen, das ist weg." Im November 2004 lässt sich Peter M. impfen. Vier Wochen später bekommt der bisher gesunde, sportliche Mann zum ersten Mal Probleme. O-Ton: Peter M. "Es waren Gesichtfeldausfälle. Sie sehen dann wie im Nebel. Die kamen und gingen. Dem hab ich erst wenig Bedeutung beigemessen, weil ich dachte, es wäre eine Erkältung." Peter M. sucht in der Augenklinik an der Uni Jena nach Hilfe. O-Ton: Peter M. "Auf der Hinfahrt bin ich nahezu komplett erblindet. So schlimm, dass ich das Auto stehen lassen musste und die letzten ein, zwei Kilometer zum Krankenhaus zu Fuß gelaufen bin. Und quasi dann den Ärzten dort in Jena in der Augenklinik halt in die Arme gefallen." In der Augenklinik wird eine massive Netzhautentzündung diagnostiziert. Der Oberarzt Ulrich Voigt sucht wochenlang nach der Ursache. Es ist keine Bluterkrankung, kein Virus, kein Tumor. Voigts allerletzter Anhaltspunkt: Es könnte sich um eine seltene Impfkomplikation handeln. O-Ton: Dr. Ulrich Voigt, Universitätsklinikum Jena "Der Impfschaden ist immer eine Ausschlussdiagnose. Ich kann auf Grund der Befunde nicht definitiv sagen: Hier liegt ein Impfschaden vor. Nur wenn halt kein anderer Krankheitsprozess erkennbar ist und ein zeitlich naher Zusammenhang zu einer solchen Impfprozedur besteht, muss auch solch ein Impfschaden diskutiert werden." Durch die lückenlose Dokumentation der zahllosen Untersuchungen wurde bei Peter M. der Impfschaden nach zwei Jahren Bürokratie bestätigt. Zurück zu Cynthia. Für sie beginnt jetzt ein langer juristischer Weg. Die Eltern wollen nun vor Gericht klären lassen, ob die Behinderung ihrer Tochter als Impfschaden anerkannt wird. O-Ton: Susann Ziegenrücker "Dass ihr Leben abgesichert ist, wenn wir mal nicht mehr sind." Zuletzt aktualisiert: 01. Dezember 2009, 23:31 Uhr © 2009 MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK 02.12.2009 08:30