Abhandlungen zur Theorie der Bevölkerungs­ und Moralstatistik. Von W. Lexis. Mit 10 A b b i l d u n g e n im Text. Verlag von Gustav Fischer in Jena 1903. H • i/in Ar rhi Riikiiku Üükcoü Raamatukogu Ii ,<t | $ i Alle Rechte vorbehalten. Vorbemerkung. N u r zwei von den folgenden A b h a n d l u n g e n ( V I I und V I I I ) sind in ihrer g e g e n w ä r t i g e n Gestalt abgesehen A n m e r k u n g e n —- schon früher veröffentlicht worden. sind teils g a n z scheinen sie neue Bearbeitungen hier zum ersten älterer von einigen Die übrigen Aufsätze, teils er­ Male, und zwar hauptsächlich zu dem Z w e c k , die übrigen soweit zu ergänzen, dass die wesent­ lichen G r u n d z ü g e der Theorie der demographischen und demo­ logischen Statistik sich in der Schrift vereinigt finden. Die mathematischen A u s f ü h r u n g e n sind d u r c h w e g elementar gehalten, wenn sich auch manches mit H ü l f e einfacher Integrationen kürzer hätte darstellen lassen. G ö t t i n g e n , 30. Dezember igo2. W. Lexis. f Inhalt. Seite I. Die graphische Konstruktion der Sterblichkeitsverhältnisse I I I . Die Absteibeordnung 25 I I I . Die Sterbeiiswahrschcinlichkeiten unter dem Einfluss der Wanderungen IV. . 41 Uebersicht der demographischen Elemente und ihren Beziehungen zu ein­ ander 60 V . Ueber die Ursachen der geringen Veränderlichkeit statistischer Verhältnis­ zahlen VI. VII. 84 Die typischen Grossen und das Fehlergesetz Das Geschlechtsverhältnis der Geborenen und 101 die rechnung V I I I . Ueber die Theorie der Stabilität statistischer R e i h e n IX. X. Wahrscheinlichkeits­ 130 I/O Naturgesetzlichkeit und stastische Wahrscheinlichkeit 213 Naturwissenschaft und Sozialwissenschaft 233 Anhang 252 I- Die graphische Konstruktion der Sterblichkeits­ verhältnisse ). 1 i. D i e zur leichteren Uebersicht der statistischen B e o b a c h t u n g e n dienenden graphischen Darstellungen sind meistens solche, die durch Linien oder andere geometrische G r ö s s e n das Verhältnis gewisser Zahlen veranschaulichen, sei es, dass diese sich auf ein in der Zeit veränderliches statistisches O b j e k t derselben A r t oder auf verschiedene miteinander zu vergleichende O b j e k t e beziehen. S o l c h e Darstellungen sind oft recht nützlich, sie haben aber im ganzen einen mehr p ä d a g o g i s c h e n als selbständigen wissenschaft­ lichen W e r t . W e s e n t l i c h anderer A r t sind geometrische K o n ­ struktionen, die nicht bestimmte Zahlen, sondern die A b g r e n z u n g e n darstellen, durch welche gewisse G r u p p e n von Einzelfällen zu be­ stimmten Gesamtheiten vereinigt werden. S o l c h e Konstruktionen lassen nicht nur die zwischen den einzelnen Gesamtheiten bestehenden B e z i e h u n g e n erkennen, sondern es ist auch leicht, mit ihrer Hilfe diese Beziehungen geometrisch zu beweisen, während diese B e ­ weisführung auf dem W e g e der R e c h n u n g weit umständlicher ist. Insbesondere lässt sich diese M e t h o d e zur A u f s t e l l u n g einer streng korrekten Sterblichkeitstabelle mit Vorteil verwenden. Bei der K o n s t r u k t i o n der Sterbetafeln hatte man früher die T h a t s a c h e ausser acht gelassen, dass es n i r g e n d w o eine grössere A n z a h l von Personen giebt, die wirklich in demselben A u g e n b l i c k geboren sind und genau in demselben A l t e r stehen. E i n e A b ­ sterbeordnung soll a n g e b e n , wie viele von 1000 G e b o r e n e n das A l t e r von g e n a u i, 2, 3 u. s. w. J a h r e n erreichen; aber direkte l) N e u e IV. Bearbeitung Annee, Paris 1880, einer p. 297) in den „Annales de Demographie de la mortalite au moyen de points mortuaires". Lexis, Bevölkei-ungs- u. Moralatatiatik. I 1 internationale" erschienenen Abhandlung „ L a representation graphique 1 2 B e o b a c h t u n g e n lassen sich nur anstellen an Personen, die in einer gewissen Z e i t s t r e c k e geboren sind, z. B . im K a l e n d e r j a h r 1850, die also die „Generation" dieses Jahres bilden und sich in jedem Beobachtungszeitpunkt schen x und in verschiedenen x -}- i Jahren befinden. Altersabstufungen Zieht man nun zwi­ von der Zahl der G e b o r e n e n des Jahres 1850 die Zahl der in eben diesem Kalenderjahre Gestorbenen ab, so ist der R e s t offenbar grösser, als die Zahl derjenigen, die von jener Jahresgencration das A l t e r von g e n a u einem J a h r e erreichen, denn diejenigen, die z. B . im D e z e m b e r geboren sind, haben am E n d e des Kalenderjahres erst ein A l t e r von o bis 3 1 T a g e n und eine A n z a h l von ihnen wird noch im Kalenderjahr 1 S 5 1 vor E r r e i c h u n g des A l t e r s von vollen J a h r e sterben. ab, einem Zieht man andererseits die Zahl der K i n d e r die 1850 im A l t e r von o — 1 J a h r e gestorben sind, so erhält man allerdings ein richtigeres, aber doch kein genaues Resultat, denn diese Todesfälle sind nicht sämtlich aus der Generation v o n 1850, sondern teilweise auch aus der von Ein Kind, das z. B . im J a n u a r im 1849 h e r v o r g e g a n g e n . A l t e r von 2 Monaten w a r im L a u f e des N o v e m b e r s 184g geboren. stirbt, Andererseits werden allerdings die K i n d e r , die im N o v e m b e r 1850 geboren sind und im A l t e r von 2 M o n a t e n sterben, sich nicht in der in R e d e ste­ henden Gesamtheit von Gestorbenen den J a n u a r 1 8 5 1 fällt; es statt, aber immer also, diese wird eine grössere die findet nie ganz finden, da ihr T o d erst in also eine gewisse vollständig sein Ausgleichung und es bleibt oder geringere U n g e n a u i g k e i t übrig, d. h. Zahl derjenigen, die aus der Generation von 1850 wirklich die A l t e r s g r e n z e von g e n a u einem J a h r erreichen, ist der auf dem bezeichneten W e g e gefundenen nicht v o l l k o m m e n gleich. E b e n s o w e n i g kann man durch unmittelbare B e o b a c h t u n g die Zahl derjenigen erhalten, die, aus einem bestimmten Geburtsjahr stam­ mend, g e n a u die untere G r e n z e einer Altersklasse, z. B . der von 1 0 — I i Jahren erreichen. D e n n die V o l k s z ä h l u n g kann bestenfalls, wenn sie g e n a u am E n d e eines Kalenderjahres stattfindet, a n g e b e n , wie generationen viele in den z. B . wie viele zember von A n g e h ö r i g e der rückwärtsliegenden entsprechenden Altersklassen nur Jahres­ stehen, also den G e b o r e n e n des J a h r e s 1850 am 3 1 . D e ­ 1861 (dem Z ä h l u n g s t a g e ) in der Altersklasse von 1 0 — 1 1 Tahren stehen. D i e V o l k s z ä h l u n g ergiebt also nur Gesamtheiten von G l e i c h z e i t i g e n , unterschieden nach Altersklasssen, also mit 3 einem Spielraum des A l t e r s , der bei einjährigen Klassen eben ein J a h r beträgt. 2 . E s ist aber möglich, indirekt Gesamtheiten von alterigen L e b e n d e n aus derselben gleich- Jahresgeneration zu bilden, die also diese gleiche A l t e r s g r e n z e nach und nach im L a u f e eines Jahres erreichen; und ebenso kann man indirekt Gesamtheiten aller Verstorbenen zusammensetzen, die aus einer einzigen J a h r e s ­ generation hervorgegangen Altersklasse gestorben und sind. in einer einzigen D i e Zahl dieser einjährigen Gestorbenen divi­ diert durch die Zahl der L e b e n d e n , welche die untere G r e n z e der betreffenden Altersklasse erreichen, giebt richtigen A u s d r u c k für die empirische dieser dann den theoretisch Sterbenswahrscheinlichkeit Altersklasse. K n a p p hat zuerst diese B e o b a c h t u n g s w e i s e der Sterblichkeit und die B e s t i m m u n g der verschiedenen Gesamtheiten von L e b e n d e n und Gestorbenen durchgeführt und zwar 1 Formeln der I n t e g r a l r e c h n u n g ) . mit Anwendung von D a s richtige Prinzip für eine den A n f o r d e r u n g e n g e n ü g e n d e statistische E r h e b u n g der S t e r b e ­ fälle hatte kurz 8 Becker ) vorher 2 bereits G. Meyer ) angegeben und hatte es in der Oldenburgischen Statistik bereits A n w e n d u n g gebracht. zur K n a p p und B e c k e r haben auch einfache graphische Konstruktionen der in F r a g e k o m m e n d e n Gesamtheiten angegeben; ich g l a u b e indes, dass in mancher Beziehung die Darstellungsmethode vorzuziehen ist, die ich in meiner „ E i n l e i t u n g 4 in der Theorie der Bevölkerungsstatistik" ) a n g e w a n d t habe. 1) Die Ermittlung der Sterblichkeit etc., Leipzig, 1 8 6 8 . lichkeit in schweig Sachsen" (Leipzig 1 8 6 9 ) und „Theorie des V e r g l . auch „ D i e Sterb­ Bevölkerungswechsels" (Braun­ 1874). 2) In Lebensjahr Hildebrands Jahrbüchern, hat übrigens S a r g a n t of thc Statistical Society, V o l XXVIII, 3 ) Statistische Mitteilungen Bd. V I I I (1867), schon 1865 S. 19. Für das die richtige Darstellung gegeben. p. 7 6 . über das Grossherzogtum Oldenburg, I X , 1867. — Graphische Darstellung in der Schrift „ Z u r Aufstellung von Sterbetafeln" etc. (Berlin 4) Strassburg 1875. Die Schrift erste Journ. wurde schon 1 8 7 4 gedruckt und ist eben erwähnten Abhandlung B e c k e r s ganz unabhängig entstanden. 1874). von der F a s t ganz dieselbe Konstruktion, jedoch ohne A n w e n d u n g der Sterbepunkte, in einer ursprünglich holländisch erschienenen Doktordissertation von V e r w e y , of die in englischer Uebersetzung im Journal the Statistical Society, Dezember 1 8 7 5 , veröffentlicht ist. Konstruktion Würzburg auch 1870. bei B r a s c h e , Zeuner Beitrag zur Methode hat (Abhandlungen zur Ansatz zu einer ähnlichen der Sterblichkeitsberechnung. mathematischen Statistik, 1* Leipzig 4 Die Linie O X (Fig. i ) stelle die v o n d e m A n f a n g s ­ c punkt der Zeitrechnung O A' o B c a b ab verflossene Zeit dar. D i e v o n den G e b u r t s p u n k t e n Fig. Lebenslinien punkten linien a, b, c, d, e . . . auslaufenden der einzelnen G e b o r e n e n A , B, C, D , E fallen alle mögen . . . endigen. mit der allgemeinen in den Aber Sterbe­ diese L e b e n s ­ Zeitlinie zusammen und 1 8 6 9 ) eine stereometrische Konstruktion angewandt, indem er die K n a p p ' s c h e n Doppel­ integrale räumlich (dessen Schrift veranschaulichte. ich übrigens in Es ist durchaus meiner Einleitung in unberechtigt, die Theorie wenn Zeuner der Bevölkerungs­ statistik, S . 33 und auch in dem französischen T e x t der vorliegenden A b h a n d l u n g ange­ führt habe) Bureaus, seiner in einer XXXI, späteren A r b e i t (Beilage zur Zeitschrift des Dresden 1 8 8 6 ) behauptet, meine stereometrischen Darstellung entnommen. stellung ausgegangen, als Z e u n e r , und wenn sächs. statistischen Konstruktion sei dem Grundriss Ich bin von einer ganz anderen V o r ­ dabei dieselbe F o r m eines Netzwertes entstand, wie in dem Z e u n e r ' s c h e n Grundriss, so ist doch der Inhalt desselben gänzlich verschieden gedacht. Dichtigkeit in Bei meiner Darstellung handelt es sich um die mit verschiedener der planimetrischen Ebene verbreiteten Sterbepunkte und wenn man zu einer stereometrischen Vorstellung übergehen wollte, von so dieser hätte man nur Senkrechte in der Grundebene proportional der Punktendichtigkeit an ihren F u s s ­ punkten Diese zu errichten Senkrechten und deren würden während bei Zeuner benden ausdrücken. also oberen E n d p u n k t durch die Dichtigkeit die Senkrechten der eine F l ä c h e zu verbinden. Verstorbenen zur Grundebene die D i c h t i g k e i t darstellen, der Le­ Meine Konstruktion giebt daher unmittelbar eine einfache U e b e r - sicht der Sterbefälle, deren sind. Bei Z e u n e r dagegen Gesamtheiten alle in der Grundebene geradlinig begrenzt erscheinen die Gesamtheiten der Verstorbenen nicht in d e r Grundebene, sondern in einer darauf senkrechten seitlichen Coordinatenebene, was .zur F o l g e hat, dass die wichtigen Elementargesamtheiten mit teilweise g e k r ü m m t e n Begrenzungslinien sich aus in einer unbequemen meiner Konstruktion leicht perspektivischen eine Zeichnung auftreten. stereometrische' Darstellung habe ich in dem A n h a n g zu meiner Uebersetzung der P e r o z z o ' s c h e n Conrads Jahrbüchern N . F . I , ( 1 8 8 0 ) , S . 1 7 5 ff. Absicht, statt der stereometrischen gezeigt. ableiten A b h a n d l u n g in E s w a r aber gerade die es sich hier handelt, meine Konstruktion eine möglichst einfache planimetrische zu geben, die ohne umständliche Zeichnungen die so höchst elementaren um Dass lasse, sofort erkennen lässt. Beziehungen, Dass dabei die Einzelfälle durch •diskrete Punkte dargestellt oder vielmehr dargestellt gedacht werden, kann nur als ein Vorteil der Methode angesehen werden, da es der Wirklichkeit entspricht und überdies sowohl die Schnittpunkte der isochronischen Linien w i e auch die Punkteninhalte der Elementargesamtheiten wirklich, nämlich durch Volkszählungen und durch Erhebung können. des Geburtsjahrs und Z u Demonstrationen des Altersjahrs der aber können Verstorbenen, körperliche Modelle, hat herstellen lassen, immerhin zweckmässig sein. wie kombinierte gezählt Bodio werden solche — es lässt 5 — sich auf diese A r t keinerlei Einsicht in die V e r t e i l u n g der Sterbepunkte und ihre B e z i e h u n g e n zu den G e b u r t s p u n k t e n gewinnen. N a c h der K n a p p ' s c h e n Darstellungsmethode werden nun die einzelnen Lebenslinien parallel mit sich selbst und zur Zeitlinie emporgehoben und nach der Zeitfolge ihrer punkte in gleichen A b s t ä n d e n übereinander gelegt. Geburts- S o erhält m a n also die isolierten Linien a' A ' , b' B , c' C etc., w o der A b s t a n d aa' = | b b ' = Punkte J c c ' etc. In Geburtspunkte sehr sind, Kurve als Kurve dieser a', b', c' . . . eine eine aber erhält zahlreich und betrachtet man neigte gerade L i n i e , K o n s t r u k t i o n bilden gebrochene eine wenn Linie, dicht werden unter 45 die, also die wenn die zusammengedrängt kann. Grad Statt gegen dieser O X man ( F i g . 2) die einzelnen ge- Lebens- A D" \ \ \ ab r de £C X BS x Fig- 3- Knien a ' A ' , b'B', c ' C . . . nicht einander, sondern so legt, in dass jede gleichen von der Abständen von- vorhergehenden ebenso weit absteht, wie ihr G e b u r t s p u n k t v o n dem der vorhergehenden, dass also pb' = pa' = ab, qc' = qb' = bc, r d ' = r c ' = cd etc. N o c h bequemer lassen sich die L a g e n der P u n k t e a', b', c ' . . . bestimmen, wenn m a n in O eine zu O X senkrechte A c h s e O Y errichtet und hier die P u n k t e a", b", c" in A b s t ä n d e n von bezeichnet, O die gleich sind O a , O b , O c etc. und von diesen P a - rallelen zu O X zieht; diese schneiden die s c h r ä g e L i n i e O d ' in den gesuchten P u n k t e n . E s ist dies die B e c k e r ' s c h e K o n s t r u k t i o n . Meinerseits h a b e ich in d e m angeführten W e r k e folgenden eingeschlagen. Weg J e d e Lebenslinie, z. B . c C (Fig. 3), wird dadurch isoliert, dass sie d u r c h eine D r e h u n g u m den G e b u r t s p u n k t c als 6 Mittelpunkt auf die A c h s e O X senkrecht aufgestellt, also in die Lage cC gebracht wird. Man könnte auch eine geringere D r e h u n g , etwa eine solche von 60 G r a d , für z w e c k m ä s s i g e r halten, j e d o c h müssten dann auch alle übrigen Lebenslinien dieselbe N e i g u n g erhalten, also sämtlich einander parallel g e l e g t werden. In meiner „ E i n l e i t u n g in die Theorie der Bevölkerungsstatistik" habe ich her­ vorgehoben, dass die R ü c k s i c h t auf die S y m m e t r i e der (unten zu besprechenden) Elementargesamtheiten für die W a h l eines N e i g u n g s ­ winkels von 60 G r a d geltend g e m a c h t werden könnte, und L e w i n hat in einer für den statistischen K o n g r e s s zu Budapest bestimmten Abhandlung dies weiter ausgeführt. F ü r alle praktischen w e n d u n g e n dieser Konstruktionsmethode ist indes die A u f s t e l l u n g der Lebenslinien An­ senkrechte (aA', b B ' , c C , d D ' u. s. w.) vorzu­ ziehen, die sich auch am besten zur E r l ä u t e r u n g des Begriffs der N o r m a l d a u e r des anderen Stelle menschlichen L e b e n s eignet die Rede sein wird) und (von der an einer auch zur Darstellung mehrfacher Zustandsänderungen im Menschenleben erweitert werden kann. D i e L e b e n s d a u e r jedes L i n i e dargestellt, Einzelnen wird also durch eine deren A n f a n g der G e b u r t s p u n k t in der A c h s e OX bildet und deren E n d p u n k t wir als Sterbepunkt bezeichnen. Da die Lebenslinien einfach die S e n k r e c h t e n von den Sterbe­ punkten a u f die Zeitachse sind, so kann man von ihrer Z e i c h n u n g g a n z absehen und nur die Sterbepunkte beibehalten, die sich mit verschiedener D i c h t i g k e i t über die E b e n e verbreiten. Zahl der G e b u r t e n in einer Jahresstrecke so Wenn die gross ist, dass auf alle Altersklassen mit A u s n a h m e der allerhöchsten eine beträcht­ liche Zahl von Sterbepunkten kommt, so wird die Dichtigkeit der V e r t e i l u n g ausgedrückt durch die Zahl dieser P u n k t e , die in einem schmalen Parallelogramm enthalten sind, dessen Grundlinie einer einjährigen oder auch kleineren Geburtsstrecke und dessen Höhe einer gleich ist. differenzen nuierlich, einmonatlichen Diese oder Dichtigkeit desselben kann kleineren sich für G e b u r t s j a h r g a n g s , wenn so doch nur w e n i g , Altersklasse noch ändert sie, mit der Alters­ auch nicht und innerhalb Ausnahme Altersstrecke kleine einer jüngsten ältesten, als annähernd gleichbleibend betrachtet konti­ einjährigen und der werden. 3. I m übrigen k o m m t für die D a r s t e l l u n g der B e z i e h u n g e n der Sterbefälle unter sich und zu den G e b u r t e n auf die wirkliche Z e i c h n u n g der Sterbepunkte oder die B e z e i c h n u n g ihrer D i c h t i g - keit durch Schraffierung oder andere Mittel nichts an, man bedarf vielmehr nur des Netzwerks von die S t e r b e p u n k t e verteilt denkt. Linien, Dieses in dem man N e t z entsteht auf sich fol­ gende Art. M a n denke sich die Zeitlinie O X ( F i g . 4) in gleiche S t r e c k e n , wie O t O , oder N N , N t 2 2 N : ! u. s. w. geteilt, von denen jede, j e nach den U m s t ä n d e n , einem J a h r e oder einer Periode von Jahren oder auch nur einem M o n a t entspricht. Fig. D i e G e b u r t e n sind durch 4. P u n k t e auf dieser Zeitlinie bezeichnet, und von diesen gehen die Lebenslinien, wie pp', qq', rr' senkrecht aus. D i e L ä n g e derselben, also das A l t e r der einzelnen Individuen wird auf der A c h s e O Y gemessen. M a n teilt diese in eben solche Teile wie O X und zieht von A , , A , A : ! die in N 2 mit den etc. „Altersgrenzlinien", wie A Quadrate bilden. l t N 2 u. s. w. t A \ , A.> A ' u . s . w . , 2 errichteten „Geburtsgrenzlinien" Schliessen wir die F i g u r oben durch eine ge­ n ü g e n d hochgegriffene Altersgrenzlinie Y Y ' ab, die dem höchsten überhaupt v o r k o m m e n d e n A l t e r , sagen wir von 100 Jahren, spricht, so fallen die Sterbepunkte aller in einer nehmen wir an, zehnjährigen Geburtsstrecke N 7 N ent­ bestimmten, s Geborenen 8 (einer zehnjährigen Generation) in den senkrechten Streifen N N 7 U 7 U , und sie 8 sind 8 durch die horizontalen L i n i e n in G r u p p e n eingeteilt, die den verschiedenen sprechen. D e m n a c h ist z. B . die Zahl der Sterbepunkte in dem Rechteck N 7 N c 8 c 7 zehnjährigen Altersklassen gleich der Zahl derjenigen, die in der zehn­ 8 jährigen Zeitstrecke N N 7 8 geboren und vor der E r r e i c h u n g des A l t e r s v o n g e n a u 30 Jahren gestorben sind. die Zahl der Rechteck c 7 derjenigen, in dem c U 8 U 7 oberen 8 enthaltenen S t e r b e p u n k t e die, aus derselben solche aus einer „erste Gruppe Andererseits ist also Teile des Streifens, nämlich Geburtsstrecke N nach und nach das A l t e r von Eine ent­ von dem gleich der Zahl N 7 stammend, g g e n a u 30 Jahren erreicht haben. genau gleichalterigen Ueberlebenden bestimmten Generation nennen wir nach K n a p p H a u p t g e s a m t h e i t von g e m e i n mit I A L e b e n d e n " und bezeichnen D i e R e i h e n f o l g e von Zahlen, welche eine sie all­ diese G e ­ samtheiten v o n gleichalterigen Ueberlebenden aus einer bestimmten Geburtsstrecke für die einzelnen (am besten einjährigen) A l t e r s ­ stufen angiebt, bildet die A b s t e r b e o r d n u n g dieser Generation. durch Die einzelnen Beifügung meinen Glieder der betreffenden bestimmten derselben bezeichnen Altersgrenze zu dem wir allge­ 1 S y m b o l L , also mit L j (gleich der Z a h l der Geborenen), L j , L J , L g u. s. w. Nötigenfalls könnte man auch eine Bezeich­ n u n g der zugehörigen Geburtsstrecke, in unserem Beispiel das n-te Jahrzehnt von dem a n g e n o m m e n e n A n f a n g der Zeitrechnung ab, beifügen, also „ I „ L * u. s. w., doch bleiben wir hier und in den folgenden B e t r a c h t u n g e n innerhalb derselben Generation und können daher von diesem M e r k m a l absehen. Ferner ist die Zahl der Sterbepunkte in dem Q u a d r a t c c e 7 gleich der Zahl und zwischen sind. Strecke N 7 N 8 der A l t e r s g r e n z e von 30 und 40 J a h r e n E i n e solche gegrenzte Gruppe Hauptgesamtheit gemein derjenigen, die in der 1 mit M . durch von von Geburtsstrecke und Verstorbenen Verstorbenen" Diesem allgemeinen nennen und wir eine kann 7 e 8 gestorben Altersklasse bezeichnen Symbol 8 geboren ab­ „erste sie all­ man zur U n t e r s c h e i d u n g der Altersklassen die O r d n u n g s z a h l der letzteren als J n d e x beifügen und es bedeuten d e m n a c h M j , M\, M u.s.w. 3 die Gestorbenen aus einer bestimmten Generation, die der ersten, zweiten, dritten u. s. w. zehnjährigen Altersklasse, oder w e n n m a n 9 — eine einjährige S t r e c k e als A l t e r s m a s s annimmt, den Altersstufen von o bis i Jahr, i bis 2 J a h r , 2 bis 3 J a h r u. s. w. angehörten. Quotient — g i e b t L —1 Der nun für die betreffende Generation den em- x pirischen A u s d r u c k der korrekt aufgefassten lichkeit in der x t e n Altersklasse, Sterbenswahrschein­ d. h. das Verhältnis der Z a h l derjenigen, die im A l t e r von x — 1 bis x J a h r e n gestorben sind, zu der Zahl derjenigen, die die A l t e r s g r e n z e von g e n a u x — 1 J a h r e n überschritten haben. D i e H a u p t a u f g a b e der Sterblichkeitsstatistik ist nun die E r ­ mittelung der ersten H a u p t g e s a m t h e i t e n von L e b e n d e n und von Verstorbenen, denn nur aus diesen lassen sich A b s t e r b e o r d n u n g e n und richtige keiten B e o b a c h t u n g s werte bilden. Diese von Sterbenswahrscheinlich­ Gesamtheiten lassen sich aber nicht durch direkte B e o b a c h t u n g bestimmen; denn die A n g e h ö r i g e n der G e ­ samtheit 1 L erreichen das für sie bezeichnende gleiche A l t e r n i c h t z u r g l e i c h e n Z e i t , sondern sie überschreiten die A l t e r s g r e n z e c c 7 8 in der F i g u r 4 nach und nach in einem Zeiträume von 10 J a h r e n , und u m ihre Zahl unmittelbar festzustellen, müsste man 10 J a h r e l a n g die Personen registrieren, die, aus der Geburtsstrecke N stammend, nach und nach die H a u p t g e s a m t h e i t von Beobachtung teilen gewinnen, sich bei N a das A l t e r v o n g e n a u 30 J a h r e n er­ reichten, w a s praktisch nicht ausführbar wäre. sich 7 denn E b e n s o w e n i g lässt Gestorbenen M die l betreffenden einjährigen Altersklassen durch direkte Todesfälle ver­ auf zwei K a l e n d e r j a h r e und überhaupt immer auf doppelt so viele Kalenderjahre, als die Altersklasse J a h r e umfasst. aus der S t r e c k e N Altersklasse von N 7 30 8 bis In F i g . 4 würde für die Geborenen der frühest mögliche 40 J a h r e n spätest m ö g l i c h e durch den P u n k t e Sterbefall in durch den 8 Punkt bezeichnet sein. c, 7 der der D i e abso­ luten oder Beobachtungszeitpunkte aber, die diesen Sterbepunkten entsprechen, Linien N 7 c sind N 7 und N 1 0 8 und N e 8 1 2 , wie sich d u r c h N i e d e r l e g u n g der auf die A c h s e O X ergiebt. also, die in der Zeit v o m 1. Januar sind, können in der Zeit vom A l t e r von 30 bezw. 40 J a h r e n 4. D i e s e durch ein Diejenigen 1820 bis E n d e 1829 geboren 1. J a n u a r 1850 bis E n d e 1869 im sterben. B e t r a c h t u n g e n führen uns nun dazu, unser N e t z weiteres S y s t e m v o n L i n i e n zu vervollständigen. Es IO sind dies solche, die, wie die L i n i e N U 7 unter 45 G r a d 2 gegen die A c h s e O X g e n e i g t sind und von rechts nach links als D i a g o ­ nalen durch die vorher gebildeten dass alle P u n k t e einer solchen Linie, Q u a d r a t e laufen. wie a K a l e n d e r - oder Beobachtungszeitpunkt sprechen, N„ m denn bei dem Niederlegen c, (i auf der der E s ist klar, m , demselben 2 A c h s e O X ent­ Linien N ( i a , N (1 fallen diese P u n k t e sämtlich in den P u n k t N . 2 c, 4 W i r be­ 7 zeichnen 4 daher die schrägen Linien als „isochronische" und die­ jenigen, welche den nach der a n g e n o m m e n e n Zeiteinheit a b g e g r e n z ­ ten Beobachtungszeiten entsprechen, als „Zeitgrenzlinien". J e d e r Sterbepunkt, der unterhalb der schrägen L i n i e N liegt, bezeichnet einen vor dem Zeitpunkt N fall, und alle oberhalb der L i n i e N 7 U 2 7 liegenden beziehen sich auf später v o r g e k o m m e n e Todesfälle. punkte aber, Linien N U 7 periode N 7 die sich und N 2 8 in dem U schrägen befinden, 3 Streifen fallen 7 U 2 eingetretenen T o d e s ­ Sterbepunkte Die Sterbe­ zwischen den in die B e o b a c h t u n g s ­ N , die in der F i g u r als eine zehnjährige a n g e n o m m e n 8 ist, natürlich aber auch als eine einjährige oder noch kleinere g e ­ dacht werden kann. In den statistischen Sterbefälle für die solche einzelnen Zahl entspricht Jahresstreifens. Sterbefälle Veröffentlichungen wird die Kalenderjahre a n g e g e b e n Zahl der und jede daher dem Punkteninhalt eines schrägen H ä u f i g findet sich auch die U n t e r s c h e i d u n g der nach den einzelnen Kalendermonaten, deren Dar­ stellung zu einer Z e r l e g u n g der Jahresstreifen in zwölf schmalere s c h r ä g e Streifen meisten führt. F e r n e r werden die Gestorbenen in den L ä n d e r n einfach nach Altersklassen und zwar mit A u s ­ nahme der kleinere U n t e r a b t e i l u n g e n erfordernden ersten L e b e n s ­ jahre, nach einjährigen unterschieden. Gesamtheiten von Gestorbenen, Parallelogramme, wie c 4 c 5 e 3 e 4 die M a n erhält auf diese A r t in unserer Figur durch umgrenzt, nämlich in einem be­ stimmten Zeitraum und in einer bestimmten Altersklasse gestorben sind. E s sind dies die von K n a p p sogenannten gesamtheiten von Verstorbenen", die wir mit M Figur zeigt aber, dass diese Verstorbenen 3 „dritten l l a u p t - bezeichnen. nicht alle Die derselben Generation angehören, sondern teils aus der Geburtsstrecke N N , 3 teils aus N 4 N 5 stammen. Nehmen wir die Masseinheit 4 gleich einem J a h r e an, so ist also innerhalb dieser Gesamtheit für S t e r b e ­ zeit und A l t e r je ein einjähriger, für die Geburtszeit aber ein I I — zweijähriger Spielraum burtsstrecke N c, e e 3 N 3 und die 4 Dreieck c c 4 e 6 gegeben, und zwar sind die zu der G e ­ gehörenden 4 — S t e r b e p u n k t e durch das D r e i e c k Zeit der S t r e c k e N N-, gehörenden 4 durch das umgrenzt. 4 In Preussen werden seit 1864 die Sterbefälle jedes K a l e n d e r ­ jahres durchweg und ausserdem klassen nach gruppiert. stimmten dem Geburtsjahre bis zu einem D i e durch Sterbezeit Gesamtheiten von 4 Hauptgesamtheiten bezeichnen 2 M , sie allgemein während die e m 3 4 von für in der Figur begrenzt und von K n a p p :i irgend eine durch wäre. werden Verstorbenen'- Sterbestrecke unten rechts anzudeuten Gestorbenen und Geburtsstrecke be­ Gestorbenen durch Parallelogramme, wie c e „zweite der gewissen A l t e r auch nach Alters­ genannt. Wir Geburtsstrecke einen besonderen mit Index N e h m e n wir wieder das J a h r als Masseinheit, so zeigt die F i g u r , dass in einer solchen G e s a m t h e i t für die Alter Geburtszeit aber treffenden m 3 m 4 ein und die Sterbezeit zweijähriger Spielraum einjähriger, besteht, indem Sterbepunkte zwischen den Altersgrenzlinien c liegen, und zwar werden die zu der unteren gehörenden durch das Dreieck c gehörenden durch das Dreieck e 5. D i e scheidung in ein isochronischen 4 3 e e 4 Linien e , und die 3 3 das be­ c und 4 Altersklasse zu der 4 m s für die oberen umgrenzt. gestatten auch die Unter­ einer anderen Gesamtheit von L e b e n d e n , nämlich der einem bestimmten Zeitpunkt gleichzeitig Lebenden oder der „zweiten H a u p t g e s a m t h e i t von L e b e n d e n " nach K n a p p , wir mit gleich L 2 bezeichnen. 10 Jahren Trapez e 7 schnittenen punkt N u c 8 U N e h m e n wir wieder die S t r e c k e N an, so ist U 7 die Zahl gleich 8 Lebenslinien, der Zahl d h. gleich lebenden Personen im der Sterbepunkte der von der im Alter m u U 5 ( ! U . D i e Zahl der den verschiedenen Gesamtheiten L 2 40 Jahren. sich unmittelbar durch nämlich durch eine V o l k s z ä h l u n g feststellen. die Gesamtheiten M 2 und M u U^ Volkszahl dieser Schneidepunkte sowie auch Altersabschnitten entsprechenden, lassen 8 enthaltenen u und sämtlicher Lebenslinien oder gleich der gesamten u N dem durch­ Sterbepunkte gleich der Zahl der Schneidepunkte der L i n i e N im Zeitpunkte N 7 Beobachtungszeit­ von 30 bis E b e n s o ist die Zahl der in dem Dreieck N e 4 in die 3 direkt also der Beobachtung, E b e n s o können erhoben werden, während — dies bei den 12 Gesamtheiten L nicht der F a l l ist. 1 1 und I n d e s kann M , wie m a n ohne bereits grosse zu einer indirekten B e s t i m m u n g derselben g e l a n g e n . 2 g e z e i g t ist, setzen sich die Gesamtheiten M G r u p p e n zusammen, die sind. A u s Dreiecken in der F i g u r und erwähnt, Schwierigkeit M W i e oben 3 beide v o n Dreiecken derselben A r t , wie c 4 c 5 e 4 aus begrenzt und c e 5 4 e, 5 1 wird aber auch die U m g r e n z u n g der Gesamtheiten M , wie z. B . das Quadrat c 4 solche D r e i e c k e c e 5 e 4 gebildet. 5 bestimmten E s genügt letzteren 1 zusammensetzen Gesamtheiten der die durch Gesamtheiten von Sterbefällen, wir als „Elementargesamtheiten" bezeichnen, Gesamtheiten M also, zu zu kennen, können. Ist die um die in diesen Spielraum der Geburtszeit und des A l t e r s je ein J a h r , so ist der der B e o b a c h t u n g s - oder Sterbezeit zwei J a h r e , in jeder der zugehörigen Elementargesamtheiten aber hat auch die Sterbezeit nur einen einjährigen Spielraum. haupt ist es für die Elementargesamtheiten sie und für jedes der drei B e s t i m m u n g s s t ü c k e , Beobachtungszeit nur eine Ueber- charakteristisch, Geburtszeit, Zeitmasseinheit als dass Alter Spielraum haben, während der Spielraum bei jeder der drei H a u p t g e s a m t ­ heiten von Verstorbenen für j e eines der Bestimmungsstücke z w e i Einheiten beträgt. D i e die Elementargesamtheiten begrenzenden D r e i e c k e liegen teils oberhalb (wie c e 5 4 e ), teils unterhalb der die H y p o t e n u s e n 5 bildenden isochronischen L i n i e n (wie c c 4 hiernach o b e r e und u n t e r e l e ). W i r unterscheiden 4 von V e r ­ 2 storbenen und bezeichnen die ersteren A. 5 Elementargesamtheiten mit z f , die letzteren mit W e n n ferner die auf die Zeitmasseinheit b e z o g e n e Geburts­ strecke mit n, die Altersklasse mit a bezeichnet wird, so werden die Gesamtheiten M 1 allgemein 1 ..M a gegeben 1 = Gleichung: 2 A a durch die a - f B A a A u c h die ersten H a u p t g e s a m t h e i t e n von L e b e n d e n L sich jetzt leicht zusammensetzen. gestellt durch den E i n e solche des Punkteninhalt des R e c h t e c k s c Elementardreiecks c durch die V o l k s z ä h l u n g in einem 7 c 8 e. 7 bestimmten lassen wird z. B . dar­ 7 c Der U 8 dieses aber ist gleich dem Punkteninhalt des Trapezes e? c nebst dem 1 8 erstere Zeitpunkt N U ; 7 U 8 7 U 8 wird u ge­ g e g e b e n , den wir allgemein mit z bezeichnen, und man hat d e m ­ nach die G l e i c h u n g : 3 6. E s handelt gcsamtheiten genau sich also nur noch zu ermitteln, oder durch N ä h e r u n g s r e c h n u n g e n geschehen direkte M e t h o d e besteht jedes darum, die einfach darin, dass Kalenderjahres unterscheidet N 7 g inhalt des schrägen Streifens N N 7 des P a r a l l e l o g r a m m s c nach den Altersjahren, k o m ­ N e h m e n wir die 4 c e 5 U 8 2 U 3 gleich der Zahl der G e ­ Kalenderjahres und der Punkteninhalt 3 e 4 stellt die Zahl der in diesem J a h r e im A l t e r von 3 — 4 Jahren Gestorbenen dar. aber stammen teils aus dem Geburtsjahr N sie also in der Statistik auch 3 Diese Gestorbenen N , teils aus N 4 4 e 3 e umgrenzten 4 Das 4 N . 5 nach den Geburtsjahren unterschieden, so erhält man die von den Dreiecken c c Die wieder gleich einem J a h r an, so ist der P u n k t e n ­ storbenen des betreffenden Werden kann. man die Sterbefälle biniert mit den Geburtsjahren der Gestorbenen. Strecke N Elementar- was entweder direkt und theoretisch 4 c 5 e 4 und Elementargesamtheiten. statistische S c h e m a für die E r h e b u n g der E l e m e n t a r ­ gesamtheiten ist demnach das f o l g e n d e : Gestorben im J a h r e 1 8 7 5 : Geburtsjahr männlich weiblich 2461 1111 2020 1875 1874 1874 i873 398 m 1 l8:S 2 - 3 943 525 349 590 "V 73^3 H^S m 2 1872 U. 3. W. Die obigen Zahlen sind der nommen, die seit 1872 wenigstens jahre Elementargesamtheiten die norwegischen Statistik für die beiden unterscheidet. ent­ ersten A l t e r s ­ In der olden­ burgischen Statistik reicht diese U n t e r s c h e i d u n g bis 1861 zurück, in der holländischen wurde sie E i n e andere ebenfalls 1870 a n g e n o m m e n . theoretisch streng richtige, aber in­ direkte M e t h o d e der B e s t i m m u n g der Elementargesamtheiten be­ steht darin, dass, wie es in Preussen für die jüngeren Altersklassen geschieht, die Sterbefälle sowohl nach Geburtsjahren als a u c h selbständig — ohne K o m b i n a t i o n mit dieser ersten A r t — nach einjährigen und M 3 Altersklassen direkt gruppiert, erhoben werden. d. h. die Gesamtheiten F ü r die erste Altersklasse M 2 ist 14 also z. B . einerseits g e g e b e n P . ( X - N a, a ) — wenn durch das vorgesetzte P. der Punkteninhalt der in der K l a m m e r a n g e g e b e n e n F i g u r bezeichnet wird — und andererseits P . (N, N a ) , also eine Elementargesamtheit; die Differenz dieser beiden P u n k t e n ­ inhalte aber ist P. ( N a, a ), also ebenfalls eine E l e m e n t a r g e s a m t ­ heit. D u r c h die Statistik des folgenden Kalenderjahres werden unmittelbar g e g e b e n P . (N" N,, a a ) und P. ( N N „ a^), woraus sich die Elementargesamtheit P . ( N a a ) ergiebt. W e i t e r kann man dann auch die direkt erhobenen I lauptgesamtheiten P . (a, a b- b ) und P . ( N a a b ) in ihre Elementargesamtheiten zerlegen und dieses V e r f a h r e n lässt sich fortsetzen, soweit die 1 l a u p t g e s a m t ­ heiten M und M ' g e g e b e n sind. 8 ; 7 s 7 ; 7 7 8 7 s s 7 K s ; 7 (i 7 T (i (i 2 ! In den meisten L ä n d e r n beschränkt sich die amtliche S t a ­ tistik jedochauf der A n g a b e der Sterbefälle nach Hauptgesamtheiten der dritten A r t , also M . W e n n dabei einjährige Altersklassen der Verstorbenen unterschieden werden, so können die E l e m e n t a r ­ gesamtheiten vom dritten Altersjahre ab näherungsweise mit g e ­ nügender G e n a u i g k e i t durch H a l b i e r u n g der einzelnen G e s a m t ­ heiten M dargestellt werden. D e n n die Dichtigkeit der Sterbepunkte ändert sich nach den ersten Lebensjahren mit fortschreitendem A l t e r nur langsam und man darf daher annehmen, dass z. B . (wenn c c i Jahr) der Punkteninhalt des Dreiecks c c-, e nicht erheblich von dem des gleich grossen D r e i e c k s c e c abweicht, zumal auch die Geburtendichtigkeit in den aufeinanderfolgenden Jahresstrecken N , \ und X , N - sich nicht viel geändert haben wird. Im ersten Altersjahre jedoch ist diese einfache N ä h e r u n g s ­ methode nicht anwendbar und auch für das zweite giebt sie noch u n g e n ü g e n d e Resultate. D e n n die Dichtigkeit der Sterbepunkte ändert sich in diesen Altersklassen noch sehr merklich innerhalb der einjährigen Stufen. W e n n man nun z. B . das Parallelogramm N N a a durch die Linie N a in zwei Elementardreiecke teilt, so sind die Punkteninhalte derselben keineswegs gleich, denn das Dreieck N a a reicht nur mit der Spitze in die R e g i o n der grössten Dichtigkeit der Sterbepunkte hinein, während das D r e i e c k N N aj mit seiner ganzen Basis in diese R e g i o n fällt. A u c h in der Nachbarschaft der grössten Dichtigkeit der Sterbefälle in dem höheren A l t e r (von 70—75 Jahren) finden die A e n d e r u n g e n der Dichtigkeit rascher statt, so dass hier durch die einfache T e i l u n g der Hauptgesamtheiten M die Elementargesamtheiten 3 3 4 5 4 4 T ( 7 8 B 7 7 7 7 4 c 7 7 8 3 3 4 4 15 nur mit grösserer U n g e n a u i g k e i t ausgedrückt werden können. Immerhin bleibt die M e t h o d e bei einjährigen Altersklassen auch für diese Lebensperiode noch zulässig. D a g e g e n ist die G r u p p i e r u n g der Sterbefälle nach fünfjährigen Altersstufen oder g a r nach zehn­ jährigen (auf welche sich die englische Statistik v o m 25. J a h r e ab beschränkt) für die A u f s t e l l u n g einer brauchbaren Sterblich­ keitstabelle überhaupt kaum zu verwerten. 7. F ü r die annähernde B e r e c h n u n g der so wichtigen K i n d e r ­ sterblichkeit im ersten Lebensjahr findet man in der amtlichen Statistik der meisten L ä n d e r spezielleres Material, wenn auch die Elementargesamtheiten nicht direkt g e g e b e n werden. E i n e sehr befriedigende A n n ä h e r u n g gestattete das von der belgischen S t a ­ tistik bis 1865 a n g e w a n d t e S c h e m a , nach welchem die Sterbefälle des ersten Lebensjahres nach Altersmonaten in K o m b i n a t i o n mit den Sterbemonaten unterschieden werden. W e n n ( F i g . 5) N N 3 4 •SSNSNNNX SSSSSSSSX NSXNXSNSNX \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ - ^ q if i n 3 * S6 7s 9 mrijf. 2 eine Geburtsstrecke von einem J a h r e und N 3 A 3 eine einjährige Altersstrecke darstellt, so wird das Parallelogramm N 3 N 4 A 2 A 3 durch je 12 horizontale und schräge Linien in 144 kleine Parallelo­ g r a m m e geteilt, deren Seiten je einer Monatsstrecke entsprechen. Diese umgrenzen in verkleinertem Masstabe Gesamtheiten von der A r t M , die also durch die G r u p p i e r u n g der Gestorbenen nach A l t e r s m o n a t und Sterbemonat unmittelbar g e g e b e n sind. D u r c h S u m m i e r u n g der Punkteninhalte solcher kleiner P a r a l l e l o g r a m m e lassen sich nun auch die beiden Elementargesamtheiten N A A und N N A annähernd bestimmen. E i n e U n g e n a u i g k e i t entsteht nur dadurch, dass die Punkteninhalte von 12 Parallelogrammen, die von der L i n i e N A durchschnitten werden, bei unserer U n k e n n t n i s ihrer wirklichen V e r t e i l u n g einfach je zur H ä l f t e der einen u n d der anderen Elementargesamtheit zugewiesen werden müssen. D e r so be­ g a n g e n e F e h l e r wird aber um so kleiner, j e höher der betreffende 3 3 3 4 3 3 3 2 3 — i6 — A l t e r s m o n a t ist und auch die S u m m e dieser Fehler wird im V e r ­ hältnis zu der G e s a m t z a h l der Gestorbenen des ersten J a h r e s und auch zu dem Punkteninhalt der beiden Elementargesamtheiten nur klein sein. Im Jahre von o — i 1864 sind z. B . in B e l g i e n gestorben J a n u a r 574, auf die übrigen 1 1 M o n a t e 4202. gehören nun g a n z in das Elementardreieck N bilden im A l t e r M o n a t 4776 K n a b e n , und von diesen kamen auf den den Punkteninhalt N 3 Diese letzteren A , die 574 aber 4 3 des P a i a l l e l o g r a m m s N a o i , und von 3 diesen nehmen wir an, dass sie zur H ä l f t e in das kleine Dreieck N oi und somit in das Elementardreieck N 3 N 3 4 A und zur H ä l f t e 3 in das Dreieck N a o und somit in das Elementardreieck N 8 fallen. i—2 V o n dem zweiten M o n a t entsprechend) horizontalen gehören 3 A 2 A 3 Streifen (dem A l t e r von alle in den M o n a t e n M ä r z bis D e z e m b e r v o r g e k o m m e n e n Sterbefälle (1226) zu dem E l e m e n t a r ­ dreieck N 3 N 4 A , die des J a n u a r aber (163) zu N 3 3 A 2 A 3 und die des Februars (145) rechnen wir wieder zur H ä l f t e auf jedes der beiden Elementardreiecke. S o erhält man für B e l g i e n in genannten J a h r als Bestandteile der der beiden Hauptgesamtheit M , : A l t e r der Gestorbenen 0 — i Monat I— 2 ,, 574 2 574 , — + 2— 3 3 — 4 4— 5 „ 24« + .. , 273 + " 5 6— 7 2 91 ^ 2 7 - 2 6 280 + _ 344 + - - 2 405 + 4 1 7 —8 ., 8 — 9 >. 4 9— 10 ,, 477 + 1 0 — 11 11 494 „ 601 356 + 4202 V 1226 2 •V+ 893 ~Y+ 751 82 -7-+ 555 7 4'i 51 , - + — 2 - — 2 4 + . . . 2 330 i _lA1 5 2 11 —12 — 2 i f 36 36 + ^ 4. I i ' 2 2 dem Elementargesamten + 8, 17 — — 2 D i e A d d i t i o n der einzelnen Posten ergiebt demnach lM:iAl 4718 = und i ii4^i ~ 9 5 ^ ° ' ^as heisst also, von den 1 4 2 7 8 im J a h r e n 1864 in Belgien gestorbenen K n a b e n im A l t e r von o - 1 J a h r e gehörten annähernd 4718 dem Geburtsjahr 1863 und 9560 dem Geburtjahr 1864 an. D i e letzteren machen also 66,9 Prozent der Gesamtzahl der Gestorbenen der ersten Altersklasse aus. U e b e r h a u p t findet man für alle Länder, dass in jedem K a l e n d e r ­ jahre die Sterbefälle im ersten Altersjahre ungefähr zu zwei Dritteln aus den Geburten desselben J a h r e s und zu einem Drittel aus denen des Vorjahres stammen. S 8. W e n n in den statistischen Veröffentlichungen die Sterbe­ fälle nur nach den Altersmonaten, jedoch ohne U n t e r s c h e i d u n g des Kalendermonats des Todes a n g e g e b e n sind, so hat man statt der obigen 144 kleinen Parallelogramme nur die Punkteninhalte der zwölf horizontalen Streifen, die das Parallelogramm N. X A A. (Fig- 5) bilden. D i e N ä h e r u n g s b e r e c h m i n g des von den Drei­ ecken N , A , Ajj und N N A begrenzten Elementargesamtheiten ist jetzt nur unter der A n n a h m e möglich, dass die P u n k t e in jedem horizontalen Streifen gleichmässig verteilt sind. D e m n a c h wird a n g e n o m m e n , dass ungefähr ' / „ der in dem untersten Streifen N N a e enthaltenen Sterbepunkte auf das dem vorher­ gehenden Geburtsjahr entsprechenden Elementardreieck N A , A entfallen, während / auf das Trapez N N a / x kommen. In dem /weiten Streifen werden hiernach * / der P u n k t e auf das 2 l 3 2 2 2 3 2 3 2 2 2 3 2 4 8 3 u Elementardreieck A und / auf das Dreieck A gerechnet und so weiter für die folgenden Streifen. N e h m e n wir als B e i ­ spiel wieder die Sterbefälle unter den K n a b e n der ersten A l t e r s ­ klasse im J a h r e 1864 in Belgien, jedoch nur mit B e r ü c k s i c h t i g u n g der U n t e r s c h e i d u n g nach Altersmonaten, so finden wir: 2 , l l 2 4 (Siclio Talx'lle S . Wir erhalten 18.) also jetzt näherungsweise als Punkteninhalt des (dem Geburtsjahr 1863 entsprechenden) Elementardreiecks die Zahl 4585 und für a\ 9093, während die (dem vorher Geburtsjahr 1864 angewandte g-enauere a\ entsprechend) Näherungs- 2 methode bezw. 4 7 1 8 und 9560 ergab. D a s Verhältnis von A l zu der Gesamtzahl der Sterbefälle der ersten Altersklasse stellt sich jetzt auf 0.679, Lexis, a , s o Bi'vhlkerungs- i m m e r n a. Moralsl.'ilistik. o c n m c h t z u w e i t v o n Vs entfernt. ^ 8 1893^ 1 Alter i 0— i Monat 4776 = 23. I99 24 i— 2 J _ ,, 1534 = 21 192 24 _5_ 2 - 3 3— 4 4— 5 6 - ,. 7 7 - IOOO = 8 917 = 9 9— i o 802 = 368 789 = 427 632 = _9_ . 395 629 = 24 _7_. 446 24 1? 608 = 24 _5_. 481 600 = „ 2 n — 1 2 Der „ 779 • 3. 24 11 24 21 10—II 977 917 = 573 802 = 434 789 = 3^2 632 = 237 629 = 183 608 = 127 600 = 75 6 5 9 = 27 24 24 „ 32 = '7 . 1000 = 15. 344 24 £5 ,. 2 24 11 „ I34 24 £7 8 - 321 24 ,. I 2 24 24 11 6 4577 9 I • 1232 -= 255 24 9 5 1534 = : 24 24 7 4766 : 24 24 _3_. 525 4 24 i 659 =• 632 24 24 F e h l e r entsteht hauptsächlich in der Altersklasse von o — 1 Monat. Januar Denn 1864 sind, findet massigen während 574 nach der direkten Beobachtung K n a b e n im A l t e r v o n o — 1 M o n a t m a n für diese Zahl bei Verteilung der der A n n a h m e einer Sterbefälle auf alle im gestorben gleich- Kalendermonate nur 398. A b e r auch bei der ersten M e t h o d e entsteht schon ein merklicher F e h l e r durch die einfache H a l b i e r u n g der Sterbefälle J a n u a r im A l t e r von o — 1 M o n a t . v o m ersten bis zum dreissigsten des D e n n die Sterblichkeit nimmt L e b e n s t a g e beträchtlich ab, so dass die a n g e n o m m e n e Gleichmässigkeit der V e r t e i l u n g der S t e r b e punkte in dem kleinen Parallelogramm N nicht stattfindet, sondern das D r e i e c k N die R e g i o n der grössten Sterblichkeit s 8 1 a o in W i r k l i c h k e i t 1 o, dessen Basis g a n z in fällt, wird mehr Punkte enthalten, als das D r e i e c k N a o , das nur mit der Spitze in diese 3 R e g i o n hineinreicht. D i e Differenz lässt sich mit ungefährer A n - n ä h e r u n g aus den D a t e n der französischen Statistik der B e w e g u n g der B e v ö l k e r u n g berechnen, in der sich die U n t e r s c h e i d u n g der G e s t o r b e n e n n a c h den Altersstufen von 0—7 Tagen, 8 — 15 und — ig — 16 — 30 T a g e n findet. S o werden z. B . für diese drei G r u p p e n von Sterbefällen bei beiden Geschlechtern zusammen im J a h r e 1874 die Zahlen 1 6 3 6 9 , 1 1 262 und 1 3 3 8 7 a n g e g e b e n . I n E r m a n g e l u n g genauerer B e s t i m m u n g e n nehmen wir a n , dass im dritten und vierten Viertelmonat des A l t e r s die Zahl der Sterbefälle gleich sei und je 6694 betrage. W i r nehmen ferner innerhalb jeder dieser vier Altersstufen gleiche V e r t e i l u n g der Sterbepunkte ohne R ü c k s i c h t auf den K a l e n d e r m o n a t des Sterbens und die Verschiedenheit des A l t e r s nach T a g e n an. Setzen wir nun für den vorliegenden F a l l voraus, dass in F i g u r 5 die S t r e c k e n N 1 und N o nicht, wie früher, einen M o n a t , sondern einen Viertelmonat bedeuten und demnach der Punkteninhalt des P a r a l l e l o g r a m m s N 4 n r die Gestorbenen im A l t e r v o n o— 1 M o n a t in einem K a l e n d e r m o n a t dar­ stellt, so ist leicht zu übersehen, wie die V e r t e i l u n g der S t e r b e p u n k t e auf die beiden Elementardreiecke dieses P a r a l l e l o g r a m m e näherungs­ weise berechnet werden k a n n . V o n den 16369 in der ersten A l t e r s w o c h e Gestorbenen k o m m t auf das erste K a l e n d e r m o n a t s ­ viertel ungefähr ein Zwölftel oder 1364 und v o n diesen gehören 3 3 3 i — • 1364 oder 1 7 0 in das Elementardreieck N 7 n r und-—• 1364 o ö oder 1 1 9 4 in das Elementardreieck N 4 r. Zerlegt man in ent­ sprechender W e i s e die drei übrigen Viertelmonatsstreifen, so er­ hält man als Punkteninhalt des ersteren Elementardreiecks 1 3 5 9 und als den des letzteren 2059 und diese beiden Zahlen stehen zu einander in dem Verhältnis von 1 : 1.52. D e m n a c h wäre also bei A n w e n d u n g der ersten N ä h e r u n g s m e t h o d e die Zahl der im J a n u a r im A l t e r von o — 1 M o n a t Gestorbenen nicht gleichmässig, sondern nach dem Verhältnis von u n g e f ä h r 2 :3 auf die E l e m e n t a r g e s a m t 2 l heiten A^ und A zu verteilen. 3 3 X 9. A b e r auch die A n n a h m e , dass die Kindersterblichkeit in der ersten A l t e r s w o c h e gleichmässig verteilt sei, ist noch keines­ w e g s genau, denn die Sterblichkeit ist am ersten T a g e weitaus a m stärksten und zeigt dann eine rasche A b n a h m e . E s ist dies aus der preussischen Statistik zu ersehen, die für den ersten halben M o n a t der Gestorbenen nach A l t e r s t a g e n unterscheidet. S o war z. B . im J a h r e 1878 die Zahl der Gestorbenen in diesen kleinsten Altersstufen: 2* 20 Alter 0— i 1— 2 Tag Knaben Mädchen 5I7I 3742 2198 1522 1008 806 996 1182 1132 3048 1959 1311 1082 5 - 6 6- 7 '343 i 7 10 1550 1317 1096 1090 1102 11 76 1138 1306 11757 7- 8 98 — - 1 09 10—11 11 — 1 2 12 — 13 "3 — 1 4 •5-30 1010 816 827 790 912 929 1029 9710 E s ist nun leicht, mit H ü l f e unserer K o n s t r u k t i o n näherungs­ weise die V e r t e i l u n g der Sterbepunkte auf die beiden E l e m e n t a r ­ gesamtheiten einer durch einmonatliche Sterbezeit und ein­ monatliche Altersstrecke bestimmten H a u p t g e s a m t h e i t von V e r ­ storbenen zu berechnen. M a n denke sich ein Parallelogramm wie N N A , A ( F i g . 5) in 30 kleine horizontale Streifen zerlegt, von denen jeder einer Altersstufe von einem T a g e entsprechen soll. E s k o m m e n dann von den am ersten L e b e n s t a g e Gestorbenen / auf das Elementardreieck N A , A und / auf das Dreieck N N A ; in dem zweiten Streifen von unten k o m m e n auf das erste Dreieck / , auf das zweite / - - die A l t e r s ­ 2 3 2 ! 5 9 6 0 2 2 3 2 6 0 2 3 5 7 u (;0 s w 6 0 stufe von 15 bis 30 T a g e n fehlt die U n t e r s c h e i d u n g nach T a g e n und es muss daher für die g a n z e obere H ä l f t e des Parallelo­ g r a m m s gleichmässige V e r t e i l u n g der Sterbepunkte a n g e n o m m e n werden. M a n sieht leicht, dass dann / der in dieser Altersstufe G e ­ storbenen auf das zum Geburtsjahr 1877 und auf das zum G e b u r t s ­ jahr 1878 gehörende Elementardrcieck kommen. S o findet man, dass die beiden gesuchten Elementargesamtheiten annänernd bei den K n a b e n 1 3 6 7 g und 22437, bei den M ä d c h e n 10988 und 1 7 5 8 4 betragen. D a s Verhältnis der beiden zu einander stellt sich für beide Geschlechter rund auf 1 : 1,6, und diese Verhältniszahl wird auch für andere L ä n d e r zur Z e r l e g u n g der Sterbefälle der ersten Monatsaltersklasse im J a n u a r angewendet werden dürfen. W i r können demnach die N ä h e r u n g s r e c h n u n g in unserem ersten, der belgischen Statistik entnommenen Beispiel berichtigen: anstatt 3 4 der unter Ä\ stehenden Zahl - — i s t zu setzen — — X 574 oder 2 2 i , und unter A) ——- X 2,6 574 -f- 4202. S o ergiebt sich A = X 4652 und A\ = 9626 und das Verhältnis der letzteren E l e m e n t a r ­ gesamtheit zu der H a u p t g e s a m t h e i t der Verstorbenen der ersten Altersklasse im Kalenderjahr 1864 stellt sich also jetzt auf 0,674. M a n könnte diese K o r r e k t i o n auch auf das E r g e b n i s der zweiten N ä h e r u n g s m e t h o d e anwenden, aber es würde dadurch keine Verbesserung erzielt werden. D e n n sie hat die W i r k u n g , dass die Elementargesamtheit A\ verkleinert wird. N u n fällt aber bei dieser N ä h e r u n g s m e t h o d e diese Elementargesamtheit ohnehin fast immer zu klein aus, weil der M o n a t J a n u a r in der R e g e l eine verhältnismässig grosse Kindersterblichkeit aufweist; wenn man ihm also nur ein Zwölftel der Zahl der Gestorbenen des ganzen Jahres im A l t e r von o bis 1 M o n a t zuschreibt, so ist dieser A n t e i l zu klein, wie er j a auch in unserem Beispiel 398 statt 574 beträgt. D u r c h die obige K o r r e k t i o n würde also der Fehler von A\ noch vergrössert, während die U n t e r l a s s u n g derselben meistens eine gewisse K o m p e n s a t i o n des spezifischen Fehlers der M e t h o d e erzeugt. 10. W e n n in der amtlichen Statistik die Sterbefälle des ersten Altersjahres nach K a l e n d e r m o n a t e n , jedoch ohne K o m b i n a t i o n mit Unterabteilungen dieses A l t e r s a n g e g e b e n ' werden, so ist es immerhin z w e c k m ä s s i g , die verhältnismässige Sterblichkeit des M o n a t s Januar in der ersten Jahresklasse auch auf die Sterblich­ keit im ersten A l t e r s m o n a t zu übertragen. S o kamen z. B . nach der italienischen Statistik im J a h r e 1875 auf den J a n u a r nicht / , sondern / der G e s a m t z a h l der Sterbefälle im A l t e r von o bis i Jahr. D i e Zahl der Gestorbenen im A l t e r von o bis 1 M o n a t aber b e t r u g 1 0 1 558, und man wird daher annehmen, dass von diesen nicht 8463, sondern 9309 auf den M o n a t J a n u a r entfallen. A u c h diese Zahl ist freilich noch immer zu klein, denn nach der direkten B e o b a c h t u n g b e t r u g sie 1 0 9 8 5 , was beweist, dass der u n g ü n s t i g e Einfluss der Jahreszeit sich nicht gleichmässig über die g a n z e erste Altersklasse erstreckt, sondern besonders stark auf die S t u f e v o n o bis 1 M o n a t wirkt. 1 1 2 U I 2 0 I n mehreren L ä n d e r n giebt die amtliche Statistik die U n t e r ­ abteilungen der Sterbefälle des ersten J a h r e s nicht nach einzelnen Altersmonaten, sondern in grösseren A b s t u f u n g e n an. In F r a n k - 22 reich z. B . unterscheidet die „Statistique annuelle" nur die S t u f e n o — i M o n a t (diese allerdings mit den oben erwähnten drei U n t e r ­ abteilungen), i — 6 M o n a t e und 6 — 1 2 M o n a t e . D i e N ä h e r u n g s ­ b e r e c h n u n g der Elementargesamtheiten wird dadurch natürlich noch wesentlich ungenauer. Bezeichnen wir die Zahl der T o d e s ­ fälle im A l t e r von 1 — 6 M o n a t e n mit [ 1 , 6 ] und die im A l t e r v o n 6 — 1 2 M o n a t e n mit [ 6 , 1 2 ] , so k o m m e n , wie sich ans der F i g u r 5 35 leicht ergiebt, annähernd von der ersteren G r u p p e —'— [ 1 , 6 ] 120 2 auf L 8s die Elementargesamtheit A und X [ 1 , 6 ] auf die E l e m e n t a r ­ gesamtheit A \, während die zweite G r u p p e sich entsprechend in — [6,12] und " [ 6 , i 2 | zerlegt. 4 4 D i e italienische Statistik giebt in den allgemeinen Tabellen ) für das erste Altersjahr nur die Unterabteilungen von o — 1 Monat, i — 3 M o n a t e n , 3 — 6 M o n a t e n , 6—9 M o n a t e n und 9 — 1 1 M o n a t e n . A l s angenäherte W e r t e der beiden Elementargesamtheiten findet man hieraus mit Beibehaltung der eben angewandten Bezeich­ nung: l <=h ^ + Ts [o <=i M 72 ^ + i] < + fs ™ + f ^ 2 + f 2 ^ + + %M + ~ b.»] [9,I2] T2 A u c h diese R e c h n u n g kann kein genaues Resultat liefern, da namentlich die A n n a h m e einer gleichmässigen Sterblichkeit in der Altersstufe von 1 — 3 und von 3 — 6 M o n a t e n von der W i r k l i c h k e i t erheblich abweicht. In den Spezialtabellen der italienischen Statistik (in ihrer früheren Gestalt) findet sich aber a u c h die K o m b i n a t i o n der obigen A l t e r s g r u p p i e r u n g mit den K a l e n d e r m o n a t e n des Todes, wodurch sich, ähnlich wie in dem ersten Beispiel aus der belgischen Statistik, eine wesentlich bessere A n n ä h e r u n g erreichen lässt. E s m ö g e hier noch eine allgemeine Formel für die V e r ­ teilung in F ä l l e n der oben bezeichneten A r t a n g e g e b e n werden, 1) Seit bedeutend mehreren Jahren eingeschränkt worden. die Sterblichkeit in den sind Sie die Veröffentlichungen enthalten jetzt Unterabteilungen des der italienischen Statistik überhaupt keine A n g a b e n ersten Jahres. über — 23 — deren R i c h t i g k e i t leicht zu erkennen ist. Teilen wir das J a h r in n gleiche Unterabteilungen ein (Monate, W o c h e n oder T a g e , w o also n bzw. = i 2 , 52 oder 365) und bezeichnen wir die Zahl der T o d e s a fälle des ersten Lebensjahres im A l t e r von —- bis a b n ' n Jahr , so wird der auf die E l e m e n t a r g e s a m t h e i t A vorhergehenden den Sterbefällen a b — 1 Geburtsjahr entspricht) dieser Unterstufe 1 entfallende 2ii—b— a 2n (die dem Anteil b durch näherungsweise t> 1 —, — und der A n t e i l v o n A^ durch n n J gedrückt. mit f a —, [ n b — n an 1 a ^ aus­ I n der belgischen Statistik findet man seit 1867 nicht mehr die G r u p p i e r u n g der Sterbefälle des ersten Jahres nach A l t e r s ­ monaten, sondern nach M o n a t e n der G e b u r t in K o m b i n a t i o n mit den Kalenderrnonaten des Todes. H i e r a u s ergiebt sich eine geometrische Darstellung, wie sie teilweise in dem Dreieck N N A , (Fig- 5) gezeichnet ist. A n der oberen G r e n z e der ersten A l t e r s ­ klasse gehen die kleinen schrägstehenden P a r a l l e l o g r a m m e mit ihrer oberen H ä l f t e über die verlängerte L i n i e A A , hinaus, und zur B i l d u n g der Elementargesamtheiten müssen in E r m a n g e ­ l u n g genauerer D a t e n die Punkteninhalte dieser P a r a l l e l o g r a m m e halbiert werden. D e r an dieser Stelle b e g a n g e n e F e h l e r ist aber verhältnismässig grösser als derjenige, der bei der H a l b i e r u n g der in den vorigen Beispielen v o r k o m m e n d e n Parallelogramme mit horizontaler Grundlinie entsteht, da der Altersspielraum jetzt 2 M o n a t e beträgt, während er vorher nur 1 M o n a t war. A n d e r e r ­ seits allerdings entstehen in dem vorliegenden F a l l e sämtliche F e h l e r ausschliesslich an der oberen G r e n z e der ersten Altersjahresklasse, w o die Sterblichkeit sich schon weit weniger rasch ändert, als in den ersten M o n a t e n . F ü r alle früheren Monatsstufen liefert die M e t h o d e g e n a u passende Bestandteile der Elementargesamtheiten, t 2 2 und die unteren Elementargesamtheiten A\ (dem späteren G e ­ burtsjahr entsprechend) liefert sie überhaupt g a n z korrekt. Gleich­ wohl ist im allgemeinen die U n t e r s c h e i d u n g der Gestorbenen nach dem A l t e r der nach der Geburtszeit — w e n n man nicht beide zugleich g e b e n will — vorzuziehen. 24 Zur N ä h e r u n g s b e r e c h n u n g der Gestorbenen in der Altersklasse Elementargesamtheiten von i — 2 Jahren genügt U n t e r s c h e i d u n g der Sterbefälle nach vierteljährigen S t u f e n . der die Das E r g e b n i s wird natürlich noch genauer, wenn mit dieser G r u p p i e r u n g auch die nach den K a l e n d e r m o n a t e n oder wenigstens den K a l e n d e r ­ quartalen des Todes kombiniert ist. Bei den höheren Alters­ klassen kann man sich, wie schon erwähnt, einfach mit der H a l ­ bierung der durch Altersjahr und K a l e n d e r j a h r bestimmten H a u p t ­ gesamtheiten der Verstorbenen begnügen. N u r vom 75. Jahre a b sind wieder genauere U n t e r s c h e i d u n g e n zu wünschen. II. Die Absterbeordnung. i. S i n d auf irgend nun die Elementargesamtheiten eine A r t direkt der Verstorbenen oder näherungsweise bestimmt, so kann man aus je zweien der B e g r e n z u n g s d r e i e c k e mit z u s a m m e n ­ fallenden H y p o t e n u s e n die quadratisch begrenzten gesamtheiten von Verstorbenen M l ersten H a u p t ­ zusammensetzen, deren K e n n t ­ nis die u n u m g ä n g l i c h e B e d i n g u n g für die A u f s t e l l u n g einer theo­ retisch genauen A b s t e r b e o r d n u n g bildet. 1 samtheiten M , die demselben R e i h t m a n solche G e ­ Geburtsjahr angehören, nach ein­ jährigen Altersklassen bis zu dem höchsten v o r k o m m e n d e n A l t e r — etwa unserer bis zu 100 J a h r e n geometrischen eines senkrechten — aneinander, Darstellung Streifens, wie so ( F i g . 4) N 7 N U 8 7 erhält man den U Punkteninhalt eingeteilt s in nach einjährigen Altersklassen '). S o würde sich also das beobachtete A b s t e r b e n einer wirklichen Generation, d. h. der G e b o r e n e n aus der S t r e c k e N Reihenfolge 7 N , darstellen und die A b s t e r b e o r d n u n g , d. h. die s der Ueberlebenden aus dieser Generation im A l t e r von genau 1, 2, 3 u. s. w. Jahren (welche A l t e r s g r e n z e von den einzelnen nicht gleichzeitig, sondern eines J a h r e s erreicht werden) lässt nach und nach im dem man von der Zahl der G e b o r e n e n G die der bis zu den bildet einzelnen G — M\, Altersstufen G—(mJ+Mg), Laufe sich nun leicht berechnen, in­ Gestorbeneu abzieht, also die G — (MJ + M 2 Differenzen - f M ) u. s. w. 8 Diese Differenzen sind zugleich die oben als „erste" bezeichneten H a u p t g e s a m t h e i t e n von L e b e n d e n l { , L , L 2 I ) In für Wir die der F i g u r erscheinen die Hauptgesamtheiten M 1 die auch nehmen aber im obigen a n , 3 u. s. w. Altersklassen als zehnjährige; A b e r die es müssen dann zehnjährige Geburtsstrecken angenommen werden. dass die Massstrecke ein J a h r sei, Figur etwa zehnmal höher ausgeführt denken muss. wobei man sich- 26 — — B e r e c h n u n g einer solchen A b s t e r b e o r d n u n g würde eine B e o b a c h ­ tungsperiode von etwa einem Jahrhundert erfordern, und es würde überdies noch fraglich bleiben, ob sie auf andere G e n e r a ­ tionen der anwendbar wäre, da in der langen Zeit die B e d i n g u n g e n Sterblichkeit könnten. von den späteren erheblich verschieden sein Praktisch brauchbar ist sie daher nur für die Dar­ stellung der Kindersterblichkeit, also der Sterblichkeit in den ersten fünf oder zehn Lebensjahren und für diese bietet sie die theo­ retisch vollkommen korrekte L ö s u n g des Problems. M a n erhält dann also die Sterbenswahrscheinlichkeit im A l t e r von o — i J a h r l M — - , im G = M.; — u . 1 M J a h r — -, im L, 2 A l t e r von i—z A l t e r von 2 — 3 J a h r s. w. D a diese Wahrscheinlichkeiten auch für die Zukunft um so genauer G e l t u n g haben werden, je grösser die der R e c h n u n g zu G r u n d e liegenden Zahlen sind, Geburtenjahrgänge G , „ + iG, n 1 a u c h die entsprechenden zufassen und aus scheinlichkeiten so „M , diesen empfiehlt iM', „ n + + l M 2 grösseren Zahlen Für erste abzuleiten. es sich, „-1-2G u. s. w., die und mehrere andererseits u. s. w. zusammen­ die Sterbenswahr­ Altersklasse erhält m a n also: _ „Ml-f w n G -j- n i M 1 + „ m1 • •• - + 2G • •—• + + 2 „ _|_ G + t n 2. Dieser theoretisch strengen M e t h o d e schliesst sich als N ä h e ­ rungsmethode die sogenannte Hermann'sehe an. Diese setzt an die Stelle der nur mit H ü l f e der Elementargesamtheiten be­ stimmbaren Hauptgesamtheiten M 3 von Verstorbenen M , die 1 die „dritten" H a u p t g e s a m t e n durch Sterbealter und Sterbezeit be­ stimmt sind und direkt beobachtet werden können, und die den einzelnen Altersklassen entsprechenden M 3 werden so aneinander­ gereiht, dass ihre unteren Elementargesamtheiten demselben G e ­ burtsjahr angehören. S o nimmt inhalte der P a r a l l e l o g r a m m e N u. s. w. a 7 a 8 b •und M 7 1 statt b , b 8 7 haben der b 8 c 7 N man a 8 Punkteninhalte 7 c 8 stets die u. s. w. unteren also z. B . die a, a 6 7 der Die 7 a 8 b 6 b , b 7 Quadrate N beiden 7 Punkten­ 7 b N c 8 8 a Gesamtheiten Elementargesamtheiten A 1 7 6 c 7 a, 3 M 3 ge- 27 meinsam, der durch die V e r t a u s c h u n g b e g a n g e n e Fehler ist also immer nur gleich der Differenz der beiden oberen, zu verschie­ denen n + Geburtsjahren 2 izJ — d . 2 gehörenden Elementargesamtheiten, D a die Geburtenzahl von einem n also zum andern J a h r verhältnismässig nicht viel zunimmt, so wird dieser Fehler im all­ gemeinen nicht gross sein. F ü r jede höhere Altersklasse der M rückt das K a l e n d e r j a h r des T o d e s um i vor, so dass sie, das Kalenderjahr durch den I n d e x t angedeutet wird, M u s 3 wenn allgemein w durch die S y m b o l e M , , iM^, + 2 's - - dargestellt werden. Bezeichnet G die Geburtenzahl im J a h r t, so hat man also jetzt als N ä h e r u n g s w e r t e der Ueberlebenden im A l t e r von t t + t t genau t G - i, 2, 3 u. s. vv. J a h r e n ( M * -|t t + ,MJ + t + ,,M t G— Mp J) u. t t G— ( M^ + t t + 1 M'^) i s. w. D i e Sterbenswahrscheinlichkeit für die erste Altersklasse wird d e m n a c h durch ausgedrückt. tG E s empfiehlt sich a u c h hier, mehrere G e b u r t s j a h r g ä n g e und die entsprechenden M 3 zusammen­ zufassen, um für die Sterbenswahrscheinlichkeiten grössere Zahlen als G r u n d l a g e n zu erhalten. Zur Geburtstrecke N 7 N 1 0 würde also für die erste Altersklasse der Punkteninhalt des P a r a l l e l o g r a m m s N die a 7 a 1 0 6 a zweite a 1 0 hören b„ b (statt desjenigen des R e c h t e c k s N 9 Altersklasse der Punkteninhalt des (statt desjenigen 9 u. s. w., und die des mit Sterbenswahrscheinlichkeit N 7 Rechtecks a grösserem der ersten 1 0 a, a ) , für 10 Parallelogramms 7 a l 0 Gewicht Altersklasse b 7 b ) ge­ I 0 bestimmte wäre also t M , -!- t ! i A l , M , D e r Fehler in der Zahl der Gestorbenen t^ ~f" t + i G - f - + 2G der ersten Altersklasse, die man als h e r v o r g e g a n g e n aus den G e b o r e n e n der S t r e c k e N N , annimmt, ist in diesem Beispiel gleich der Differenz der Punkteninhalte der D r e i e c k e N a a und N a„ a . D i e absolute G r ö s s e dieses Fehlers nimmt bei fortwährend wachsender G e b u r t e n z a h l und gleichbleibender S t e r b ­ lichkeit mit der Zahl der zusammengefassten G e b u r t s j a h r g ä n g e z u , im Verhältnis zu der zugehörenden G e s a m t z a h l von G e ­ burten aber nimmt er im allgemeinen ab, und in jedem F a l l e wächst bei V e r g r ö s s e r u n g der Grundzahl, hier also der G e b u r t e n ­ zahl, die Präzision der B e s t i m m u n g der Sterbenswahrscheinlichkeit. f ; 2 T 1 7 0 1 0 7 7 9 1 0 28 I m übrigen gilt von der H e r m a n n ' s c h e n M e t h o d e dasselbe, w i e für die oben besprochene strenge M e t h o d e : sie liefert erst in einem Jahrhundert annähernd die volle A b s t e r b e o r d n u n g einer wirklichen Generation und ihre praktische V e r w e n d b a r k e i t be­ schränkt sich daher auf die Sterblichkeit in der K i n d h e i t und frühen J u g e n d . 3. E i n e A b s t e r b e o r d n u n g , die allgemein für die G e g e n w a r t A n w e n d u n g finden soll, muss auf denjenigen Sterbenswahrscheinlich­ keiten beruhen, die unter den g e g e n w ä r t i g e n hygienischen und socialen Verhältnissen in den verschiedenen Altersklassen wirklich bestehen und nicht auf denjenigen, die vor vielen Jahren einmal bestanden haben. Diese g e g e n w ä r t i g e n Sterbenswahrscheinlichkeiten müssen unmittellbar bestimmt werden, und mit ihrer H ü l f e kann man dann auch leicht berechnen, wie sich die A b s t e r b e o r d n u n g einer hypothetischen Generation von 1 0 0 0 0 0 oder einer Million gestalten würde, wenn diese dauernd unter der Herrschaft der g e g e n w ä r t i g geltenden Sterblichkeitsbedingungen stände. Zu diesem Z w e c k e muss man die Zahlen der in einem g e g e b e n e n Zeitpunkt in den verschiedenen Altersjahresklassen gleichzeitig 2 lebenden Personen kennen, also die oben mit ,.La bezeichneten H a u p t g e s a m t h e i t e n von L e b e n d e n , wie sie durch eine V o l k s z ä h l u n g im Zeitpunkt z ermittelt werden können. Ferner müssen bekannt sein die beiden Elementargesamtheiten aller derjenigen H a u p t ­ gesamtheiten M , deren B e g r e n z u n g s q u a d r a t e von der dem Zeit­ punkt z entsprechenden isochronischen L i n i e durchschnitten werden. Ist z. B . dieser Zeitpunkt N ( F i g . 4), die z u g e h ö r i g e isochronische L i n i e also N U , so müssen die Punkteninhalte aller der Drei­ ecke, wie c c e und c e e , g e g e b e n sein, deren H y p o t e n u s e n durch diese L i n i e gebildet werden. D a r a u s ergeben sich dann die Hauptgesamtheiten M , in diesem Beispiel also der P u n k t e n ­ inhalt des Quadrats c c e e . F ü r die Altersklasse von a — 1 bis a J a h r e n wird die erste H a u p t g e s a m t h e i t von Verstorbenen 1 8 8 4 3 5 4 5 4 5 1 4 5 4 5 mit Ma, die gezählte zweite H a u p t g e s a m t h e i t von L e b e n d e n mit 2 L a , wenn wir die Indices n und z für das Geburtsjahr und den Zählungszeitpunkt der Einfachheit w e g e n weglassen. Division der ersten G r ö s s e durch die zweite Durch erhält man die aber keineswegs die Sterbenswahrscheinlichkeit der a-Altersklasse, denn diese ist das Verhältnis von M a zu der Zahl derjenigen, die über- — 2Q — haupt, und zwar n a c h und nach im L a u f e eines Jahres, die untere G r e n z e der Altersklasse, in unserem Beispiele die Grenzlinie c überschritten haben, nicht aber zur Zeit z zusammen von a bis a - ] - i leben, c 4 c 5 treffen. Diese d. h. mit ihren Lebenslinien letztere Zahl ist c 4 5 im A l t e r die offenbar kleiner Linie als die erstere, und zwar um die Zahl der Sterbepunkte, die das Dreieck c 4 c 5 e 4 enthält. M i t anderen W o r t e n : als N e n n e r des Wahr­ 2 scheinlichkeitsbruches ist nicht die zweite H a u p t g e s a m t h e i t L . zu nehmen, sondern die erste L _ a 1 ) und diese wird, wie schon oben angeführt, dargestellt durch L + A\ und die Sterbenswahrschein­ a lichkeit der a-ten Altersklasse d e m n a c h durch A\ + A\ 2 U Soll also die 1 M 0 d e a r , • A -f + A diese B e s t i m m u n g theoretisch genau sein, so müssten Elementargesamtheiten der Gestorbenen wenigstens in d e m der V o l k s z ä h l u n g vorangehenden und dem ihr nachfolgenden fahre unmittelbar erhoben werden. In W i r k l i c h k e i t aber findet die E r h e b u n g der Elementargesamtheiten nur in w e n i g e n L ä n d e r n und in diesen Berechnung nicht immer für alle Altersklassen der Absterbeordnung einer statt und die hypothetischen oder idealen Generation nach der obigen M e t h o d e kann daher bisher meistens nur annähernd ausgeführt werden, indem man für die fehlenden Elementargesamtheiten N ä h e r u n g s w e r t e einsetzt. wird der Quotient angeführt, den man erhält, indem Häufig man die Zahl der in der a-ten Altersklasse in einem Kalenderjahre G e ­ storbenen derselben 8 (also eine H a u p t g e s a m t h e i t M ) durch die Zahl der in Altersklasse gezählten Lebenden dividiert. Dieser B r u c h , den man als Sterblichkeitscoefficient zu bezeichnen pflegt, w u r d e früher oft mit der Sterbenswahrscheinlichkeit Ad. Bertillon verwechselt. g a b dann einen verbesserten A u s d r u c k für diese letztere, der sich leicht zurückführen lässt auf den folgenden, M w . —- —.-, L + \ M a a D a s heisst also: es wird statt v o n Verstorbenen die direkt zu Altersklasse g e n o m m e n der a ersten H a u p t g e s a m t h e i t bestimmende dritte für dieselbe (in dem obigen Beispiele der P u n k t e n - inhalt des P a r a l l e l o g r a m m s e gramms c c 5 6 e e 4 5 c 4 e 6 e 3 4 oder auch des Parallelo oder besser noch das M i t t e l aus diesen beiden) und statt der E l e m e n t a r g e s a m t h e i t Äl einfach die Hälfte von 3 M a genommen. hält man in N a c h dieser sogenannten der T h a t alle Altersklassen einen „direkten" M e t h o d e er­ Näherungswert höchsten Greisenalters hinlänglich g e n a u ist. klasse aber von w der a> für mit A u s n a h m e der beiden ersten und der des F ü r die erste A l t e r s ­ müsste man im Nenner etwa zwei Drittel statt der 3 H ä l f t e von M j und auch in der zweiten i B r u c h als / annehmen. 2 zählungsergebnisse für noch einen grösseren U e b e r d i e s dürften aber auch die V o l k s ­ die erste Altersklasse häufig weniger sicher sein, als für die übrigen. D a h e r empfiehlt diese sich für immer am meisten die unmittelbare B e s t i m m u n g des Verhältnisses Gestorbenen zu den Geborenen nach der zuerst der besprochenen M e t h o d e oder bei fehlender K e n n t n i s der E l e m e n t a r g e s a m t h e i t e n nach der H e r m a n n ' s c h e n M e t h o d e . S i n d nun die Sterbenswahrscheinlichkeiten w , w , w„ u. s. w. t nach einer mehr oder w e n i g e r sind die Ueberlebenswahrscheinlichkeiten u. s. w. Altersklassse 1—w l f 2 genauen M e t h o d e bestimmt, 1—w , 2 so am E n d e der i., 2., 3 . 1—w 3 u. s. w. und die ideale A b s t e r b e o r d n u n g wird daher, w e n n man die Zahl der G e ­ borenen als Einheit nimmt: ( 1 — W j ) , ( 1 — w ) . ( 1 — w ) , ( 1 — w , ) . (!— s)- ( s ) - s. w. 4. D i e von R . B o e c k h in der Berliner Statistik a n g e w a n d t e t w I _ w 2 u M e t h o d e hat als G r u n d l a g e ebenfalls die Zahl der L e b e n d e n am Anfang (was des bei Altersjahren die K a l e n d e r j a h r e s , unterschieden diesem Anfangspunkt der nach Geburtsjahren Unterscheidung nach zusammenfällt), ferner die Zahl der G e b u r t e n und Elementargesamtheiten trachteten mit Kalenderjahres. der Gestorbenen Boeckh legt innerhalb des auf diesen be­ letzteren U m s t a n d besonderes G e w i c h t und in demselben liegt der H a u p t ­ unterschied gesamtheiten von aus der vorher dem dem besprochenen, bei der E l e m e n t a r ­ Zählungszeitpunkt vorhergehenden und nachfolgenden K a l e n d e r j a h r benutzt werden. E s soll eben durch die B o e c k h ' s c h e M e t h o d e die A b s t e r b e o r d n u n g aufgestellt werden, die den besonderen innerhalb des Beobachtungsjahrs wirksam gewesenen S t e r b l i c h k e i t s b e d i n g u n g e n entspricht. ist aber auch schon Damit g e s a g t , dass sie nicht die A b s t e r b e o r d n u n g — 3i - einer wirklichen, sondern ebenso, wie die obige M e t h o d e , die einer hypothetischen Generation darstellt. Ihre E l e m e n t e sind also z. B . (Fig. 4) die Gesamtheiten von L e b e n d e n in den ver­ schiedenen Altersklassen in dem Zeitpunkte N , am A n f a n g des 7 O r, Kalenderjahres N N 7 oder n, also 8 8 die Indices mit n die Geburtsjahre andeuten), borenen P. (N aus N 7 diesem a ), P . 8 K a l e n d e r j a h r e , die (N 7 a, a ), P . 7 ; oder symbolisch ausgedrückt, Wir bilden ferner die (a 7 „zli, a G n n Verhältnisse u.s.w.(wo die Zahl der G e ­ K 6 „_izlf, 3 Elementargesamtheiten b ), P . 7 2 „-21-2, „ _ L „-iLi, b , b ) u. s. w. ß -i.4>\ n-2^:l u.s.w. ~ V n—2L2 1 -'^> G n-lLi ^ ^ ' n-lUl n-2^3 u. s. w. und bezeichnen sie mit bezw. d\, ö[, d\, dl, d\ u.s.w., -——jn—2L2 w o die L 2 A 1 gefunden sind, indem von den L abgezogen (oder n Nehmen L Ö ) als E i n h e i t , zahlen linien wurden. so die Relativzahlen die Linien N wir können nun wir derjenigen s die entsprechenden die Geburtszahl G mit diesen V e r h ä l t n i s ­ berechnen, a,, a, a , a^ b , b 8 2 7 7 b , b 8 8 deren c, c 7 7 c Lebens­ 8 u. s. w. schneiden. D i e 2., 4., 6. u. s. w . v o n diesen Zahlen bilden die ideale A b s t e r b e o r d n u n g in unserem S i n n e , die 1., 3., 5. u. s. w . stellen unter bestimmten V o r a u s s e t z u n g e n (s. u.) die innerhalb jeder A l t e r s ­ klasse von den Gestorbenen und Ueberlebenden im ganzen durch­ lebte Zeit dar und zugleich auch die Zahl derjenigen, die von der idealen Generation unter den gegebenen B e d i n g u n g e n am Ende des Kalenderjahres der G e b u r t und der folgenden K a l e n d e r j a h r e in den einzelnen Altersklassen n o c h gleichzeitig leben würden. D i e obige Zahlenreihe wird durch folgende F o r m e l n a u s g e d r ü c k t : (i-d\), l (i-d\).(i~ö\), -d\).(i-d\).(i-d ), (1 (i-d\)-(i-d\)' t (1—<5,)-(i—d\) u. s. w. und die A b s t e r b e o r d n u n g bilden der A n f a n g s g r ö s s e 1 die Glieder ( 1 — (1——dl) sprochenen stets u s - - w - d\)-{i— d\), W ä h r e n d man also nach der zuerst M e t h o d e bei der B e r e c h n u n g der nach vollen, aus zwei 1 Hauptgesamtheiten M der B o e c k h ' s c h e n Methode mentargesamtheit zwei F a k t o r e n ausser (1—<5))-(i— d[)- Elementargesamtheiten fortschreitet, von geht die be­ Absterbeordnung gebildeten Rechnung Elementargesamtheit zu nach Ele­ und jeder der F a k t o r e n ( 1 — w ) wird hier l (1—S ) 2 (1—<5 ) zerlegt. in D i e sachliche B e d e u t u n g dieses Unterschiedes erkennt man •am leichtesten in der untersten Altersklasse. U m von der gleichen G e b u r t e n z a h l ausgehen zu können, nehmen wir an, dass die erste Methode mit Benutzung einer nicht am A n f a n g , sondern Z ä h l u n g im Zeitpunkt N , also 8 am E n d e der J a h r e s s t r e c k e N N , 7 8 a n g e w a n d t werde. D e r empirische W e r t der Sterbenswahrscheinlich­ keit im A l t e r von o bis i J a h r für die in dem J a h r e n o d e r N , N Geborenen wird Punkteninhalt nun des aller Quadrats N der Geborenen G . fälle finden in Strenge N 7 a 8 ausgedrückt a 7 durch s den geteilt durch die Zahl s Die hier in R e c h n u n g zu bringenden S t e r b e ­ aber nicht sämtlich in dem B e o b a c h t u n g s j a h r N N 7 8 statt, sondern teilweise, und zwar soweit sie dem E l e m e n t a r d r e i e c k N 8 a 7 ersten a 8 entsprechen, M e t h o d e wird erst nun in dem für das folgenden g e n a u der Punkteninhalt des Q u a d r a t s N erste H a u p t g e s a m t h e i t von Jahre. erste Altersjahr N 7 8 Bei der theoretisch a „ a , die wirkliche 8 Verstorbenen „ M , verwendet, und es fällt daher für dieses erste Altersjahr die ideale A b s t e r b e o r d n u n g mit der in diesem F a l l e wirklich auftretenden zusammen. der B o e c k h ' s c h e n M e t h o d e d a g e g e n Nach hat die erste Altersklasse von Verstorbenen aus d e m Geburtsjahr n nur die untere E l e m e n t a r ­ gesamtheit gesamtheit P. ( N , N „ m J 8 a ) 7 oder gemein. mit Für die der wirklichen obere oder P. Haupt­ (N 8 a aj 7 d a g e g e n wird nicht der wirkliche W e r t , sondern der durch M u l 2 1 tiplikation von „ L i . und di berechnete eingesetzt, indem aus der E l e m e n t a r g e s a m t h e i t P. ( N a a ) , die von den L e b e n d e n i n—j.I-2 in der isochronischen L i n i e N a ausgeht, durch P r o 7 6 7 7 6 2 portionsrechnung schen Linie N abgeleitet 8 die a 7 wird. von den L e b e n d e n „ L i in der isochroni­ ausgehende Elementargesamtheit P . ( N In den a u c h die nach der ersten höheren Altersklassen M e t h o d e berechnete a, a ) 8 8 weicht nun ideale A b s t e r b e ­ o r d n u n g von der wirklichen der Generation des J a h r e s n ab; bei der Boeckh'schen im allgemeinen M e t h o d e aber werden diese Abweichungen noch grösser sein, weil die rechnerischen Ueber- t r a g u n g e n auf die ideale Generation nicht nach H a u p t g e s a m t h e i t e n von Verstorbenen, finden, sondern nach Elementargesamtheiten also doppelt so zahlreich sind. einen oder der statt­ W e l c h e von den nach der anderen M e t h o d e erhaltenen Absterbeordnungen — vorzuziehen hat. Will 33 sei, h ä n g t von d e m Z w e c k ab, den man m a n im eine A b s t e r b e o r d n u n g aufstellen, andere J a h r e die wahrscheinlichen stellt, so — zweier Auge auch Sterblichkeitsverhältnisse ist die erste M e t h o d e zweckmässiger, Beobachtungen die da sie Kalenderjahre abgeleitet für dar­ aus den ist und daher durch die Besonderheiten der einzelnen J a h r e weniger beeinflusst wird. Grössere Sicherheit freilich erlangt m a n erst durch Mittelwerte aus den E r g e b n i s s e n mehrerer B e o b a c h t u n g s j a h r e . W i l l man da­ g e g e n gerade die besonderen Eigentümlichkeiten der Sterblichkeit eines einzelnen J a h r e s durch eine für dieses J a h r spezifizierte A b s t e r b e o r d n u n g charakterisieren, B o e c k h ' s e h e Methode. oder die werden Cholera diese gewissermassen so dient dazu die W e n n z. B . in einem J a h r e die Influenza ungewöhnlich ungünstigen zahlreiche Umstände Opfer durch die forderte, so Boeckh'sche M e t h o d e bestimmt zum A u s d r u c k gebracht, während sie bei A n ­ w e n d u n g der anderen Methode, die die E r g e b n i s s e des folgenden J a h r e s mit normaler oder s o g a r besonders g ü n s t i g e r Sterblichkeit mit verwendet, schon mehr oder weniger stark verwischt werden. Aber eben deswegen ist die Boeckh'sche M e t h o d e zur Dar­ stellung einer möglichst auch für die Zukunft g ü l t i g e n A b s t e r b e ­ ordnung an sich Methode das während weniger bei der Uebertragungen Rechnung geeignet. A u c h wird bei der ersten unmittelbarer verwertet, Beobachtungsmaterial Boeckh'schen stattfinden Methode mehr und überhaupt eine proportionale umständlichere erfordert wird, bei der allerdings zugleich auch die durchlebte Zeit in den einzelnen Altersklassen der idealen G e n e ­ ration mit gefunden wird. 5. D i e einfachste, aber auch unvollkommenste Methode der B e r e c h n u n g einer Sterblichkeitstabelle ist diejenige, die m a n als die H a l l e y ' s c h e zu bezeichnen pflegt, obwohl H a l l e y selbst sie in ihrer reinen Gestalt gar nicht a n g e w a n d t hat. einfach Sie nimmt die Altersklassen der Verstorbenen eines oder mehrerer Kalenderjahre als zusammenfallend an mit den Altersklassen der Gestorbenen storbenen aus einer Generation, die gleich ist. 1 U Hauptgesamtheiten U 8 Streifen ( F i g . 4) die N N U U 7 8 2 von Verstorbenen in dem Streifen N M 3 in dem 7 N 8 schrägen und setzt zugleich den Punkteninhalt dieses 3 3 Streifens oder 2 " M gleich der Lexis, Ver­ M i t anderen W o r t e n , sie nimmt statt der Hauptgesamtheiten M 7 der S u m m e jener BevülkL-rungs- u. Moralstatistik. Zahl der Geborenen. 3 Die A b - — 34 — Sterbeordnung wird also einfach, wenn der I n d e x t sich auf d a s K a l e n d e r j a h r der B e o b a c h t u n g bezieht: s I M\ 8 2 - M - M : , 2" M -( M-; + M:), 2 u. s. w. t t t t t t M " - ( X + t M| + t Ml) D i e s e M e t h o d e würde richtige E r g e b n i s s e liefern, w e n n die untersuchte Bevölkerung seit etwa hundert Jahren stationär geblieben wäre, d. h. w e n n in diesem Zeitraum sowohl die Z a h l der jährlichen G e b u r t e n als auch die Sterblichkeitsverhältnisse in allen Altersklassen unverändert geblieben wären. Die Dichtig­ keit der S t e r b e p u n k t e w ä r e dann j a in j e d e m horizontalen Streifen v o l l k o m m e n gleichmässig u n d der Punkteninhalt eines Parallelo­ gramms gleich. wie z. B . m m o o„ d e m des Q u a d r a t s m m o o 2 E b e n s o bliebe 3 s c h r ä g e n Streifen immer zahl. t 7 8 7 8 die G e s a m t z a h l der S t e r b e p u n k t e in den gleich der unveränderlichen G e b u r t e n ­ J e n e B e d i n g u n g wird aber thatsächlich wohl niemals er­ füllt, vielmehr hat die B e v ö l k e r u n g u n d die jährliche G e b u r t e n ­ zahl in allen weniger sind K u l t u r l ä n d e r n seit einem Jahrhundert mehr zugenommen infolge und auch die von K r i e g e n u n d S e u c h e n Veränderungen unterworfen oder Sterblichkeitsverhältnisse gewesen. mehrfach bedeutenden I m allgemeinen werden daher die Differenzen zwischen den Punkteninhalten der Q u a d r a t e des senkrechten u n d des derselben Altersklasse P a r a l l e l o g r a m m s des s c h r ä g e n höher die Altersklasse ist und j e weiter der beobachteten stark Gestorbenen zunehmender entsprechenden Streifens u m so grösser sein, j e daher das G e b u r t s j a h r zurückliegt. Bei B e v ö l k e r u n g ist d e m n a c h einigermassen eine nach dieser M e t h o d e berechnete A b s t e r b e o r d n u n g überhaupt nicht brauchbar. Die M e t h o d e hat aber den V o r z u g grosser Bequemlichkeit, u n d es erhebt sich daher die F r a g e , ob sie nicht durch eine K o r r e k t i o n brauchbar gemacht werden könnte. Z u n ä c h s t bietet sich hier die M ö g l i c h k e i t , die Zahl der Gestorbenen der einzelnen A l t e r s ­ klassen N 7 N 8 im V e r h ä l t n i s der G e b u r t e n z a h l des B e o b a c h t u n g s j a h r s zu der G e b u r t e n z a h l in d e m der A l t e r k l a s s e den J a h r e z. B . N o t Es 2 N 3 entsprechen­ für die durch das P a r a l l e l o g r a m m m m 2 s o a b g e g r e n z t e G e s a m t h e i t v o n V e r s t o r b e n e n , zu vergrössern. 2 bleibt samtheiten dabei allerdings nur mit ihren die U n g e n a u i g k e i t , untern dass Elementargruppen diese G e ­ dem be­ treffenden G e b u r t s j a h r g a n g entsprechen; doch k ö n n t e m a n diesen — 35 — Fehler, der überhaupt nicht bedeutend ist, noch vermindern, indem m a n das Mittel aus den beiden jedesmal in Betracht k o m m e n d e n Jahresgenerationen nähme. Weit misslicher ist die zu Grunde liegende A n n a h m e , dass die Sterblichkeitsverhältnisse sich während eines Jahrhunderts in allen Altersklassen nicht geändert hätten. D u r c h Z u s a m m e n f a s s u n g mehrerer B e o b a c h t u n g s j a h r e Hesse auch dieser U e b e l s t a n d mildern; es bleibt dann aber noch Schwierigkeit, dass es, g a n z abgesehen von den sich die vorgekommenen Gebietsänderungen, nur sehr w e n i g e L ä n d e r giebt, in denen eine genügende Statistik rückwärts vorhanden der G e b u r t e n für ein ist, und m a n müsste ganzes Jahrhundert sich daher für die früheren J a h r e mit hypothetischen A n n a h m e n über der G e b u r t e n ­ zahl behelfen. M a n könnte auch überhaupt hypothetische mittlere Geburtenzahlen an die Stelle der wirklichen etwa von einem 30 oder 40 J a h r e setzen, indem man zurückliegenden Geburtsjahre a u s g i n g e und annähme, dass wir die G e b u r t e n z a h l v o n diesem bis zum letzten Jahre Progression vermehrt hätten, und nach derselben N o r m k ö n n t e man in arithmetischer oder a u c h in geometrischer dann auch weiter zurückrechnen. E i n e solche N ä h e r u n g s ­ r e c h n u n g wäre natürlich noch w e n i g e r g e n a u , als die von den wirklichen Geburtenzahlen ausgehende. der letzeren Knapp man verbesserte als A n h a l t ' s c h e M e t h o d e nicht anwenden, A b e r auch die mit H i l f e Halley'sehe wenn Methode bezeichneten man die (die der entspricht) Resultate einer von wird Volks­ zählung mit U n t e r s c h e i d u n g w e n i g s t e n s fünfjähriger A l t e r k l a s s e n zur V e r f ü g u n g hat. Immerhin aber ist es m a n c h m a l erwünscht, aus den B e o b a c h t u n g e n eines einzigen J a h r e s und ohne Z u z i e h u n g von Bevölkerungszahlen sich eine ungefähre Vorstellung von der A b s t e r b e o r d n u n g zu verschaffenen und dazu dürfte das f o l g e n ­ de summarische V e r f a h r e n ausreichen. 6. D e r F e h l e r der H a H e y ' s e h e n M e t h o d e tritt offen darin hervor, dass bei fortschreitender B e v ö l k e r u n g die Zahl der in d e m Beobachtungsjahr G e b o r e n e n stets grösser ist als die G e s a m t z a h l der Verstorbenen. D i e Differenz dieser beiden Zahlen D daher, u m die nach der H a H e y ' s e h e n sterbeordnung zu korrigieren, auf die zweckmässiger Zahlen Weise M * , M', M[ verteilt muss M e t h o d e bestimmte A b ­ einzelnen Altersklassen in werden, und zwar müssen die u. s . w. in u m so stärkerem V e r h ä l t n i s vergrössert werden, j e weiter die ihnen entsprechenden 3* Geburts- — 36 - jähre zurückliegen. N ä h m e m a n A b n a h m e der Geburtenzahlen nach r ü c k w ä r t s in arithmetischer Progression an, so würde der F a k t o r , mit dem M n z u multiplizieren wäre, die F o r m — — i — (n— i) ß haben, w o ß ein konstanter und zwar kleiner B r u c h wäre. ist aber ebenso i-)-(n—i) ß Man berechtigt, für den fraglichen F a k t o r die F o r m anzunehmen (die beiden ersten Glieder der E n t - w i c k e l u n g des obigen unechten Bruches), wodurch der Z u s c h l a g ] für die höheren Altersklassen etwas net man nun die (unbekannten) obachtungsjahre von künftig Verstorbenen M,, M 2 schwächer w i r d ) . Bezeich­ aus den G e b o r e n e n G der B e ­ wirklich hervorgehenden der verschiedenen Gesamtheiten Altersklassen wieder mit , M j u. s. w., so hat m a n (. + ß) ß) (i + 2 m | = m ; m : = m ; m ; = Mi = (i + m ; m ; ( i - f - ( n — i ) 0 M J = Mn. A d d i e r t man diese G l e i c h u n g e n , die bis zur höchsten A l t e r s 3 stufe reichen (wobei M „ + i = o), so ist die S u m m e rechts gleich der als g e g e b e n a n g e n o m m e n e n Zahl G der G e b u r t e n im B e ­ obachtungsjahr, und nach A u f l ö s u n g der K l a m m e r n erhält m a n : ß (Ml + und 2 M 3 a + 3 m ; + . . . ( n - iJMi) = C t - ^ M * = D wenn m a n die links in der K l a m m e r stehende S u m m e mit B bezeichnet, so ergiebt sich D u r c h E i n s e t z u n g dieses W e r t e s von ß erhält m a n a u s den obigen i) 1 G l e i c h u n g e n die N ä h e r u n g s w e r t e der Gesamtheiten M , E s ist an sich wahrscheinlicher, dass der absolute Z u w a c h s der Geburten von einem J a h r e völkerung zum kleiner einigerniassen geometrischen die anderen vor 50 gewesen Mitte ist, oder als zwischen 90 Jahren bei der damals weit geringeren B e ­ in der jüngsten den Annahmen Zeit. einer Die obige Hypothese arithmetischen Progression der Geburtenzahl bei fortschreitender Zeit. und hält einer 37 mittelst deren man — dann näherungsweise die Absterbeordnung der Generation G aufstellen kann. Der Ausdruck B hat noch eine besondere 3 F ü g e n wir ihm die halbe S u m m e der M iM| + 2lMl UM; + Bedeutung. hinzu, so hat man + 3 | M : + ... ((n-!) + i)M„ s d. h. annähernd die S u m m e der von den sämtlichen Verstorbenen des Beobachtungsjahres durchlebten Jahre, wenn für die Ver­ storbenen jeder Jahresklasse das mittlere A l t e r in R e c h n u n g g e ­ bracht wird. also B = die V W i r d diese A l t e r s s u m m e ä A—|2M . Annahme F ü r die eines mit A bezeichnet, erste Altersklasse Durchschnittsalters der ist so ist allerdings Gestorbenen von 1 2 J a h r zu hoch, denn in W i r k l i c h k e i t beträgt dieses nur / bis i % Jahr. 7. E s m ö g e hier auch noch etwas näher auf die B e z i e h u n g zwischen der A l t e r s s u m m e der Verstorbenen und der Zahl der L e b e n d e n e i n g e g a n g e n werden, die oben schon gelegentlich be­ rührt worden ist. N e h m e n wir als Zeiteinheit ein J a h r an, so ist die der Verstorbenen der n-ten Altersklasse Alterssumme Hauptgesamtheit l ' , einer wie sie z. B . durch das Q u a d r a t m m o o t (Fig. 4) a b g e g r e n z t ist, annähernd gleich ( ( n — M n 2 t . 2 Ist nun die B e v ö l k e r u n g d u r c h w e g in dem oben bezeichneten S i n n e statio­ när, so ist der Punkteninhalt des bis zu der Geburtsgrenzlinie N , U 7 reichenden 7 horizontalen, trapezförmigen Streifens m 2 m, o 4 o ebenfalls gleich ((n— 1) -\- i m ! , . Aus solchen trapezförmigen Streifen aber nebst dem Dreieck N . a a als unterer Spitze setzt sich das Dreieck N , U U zusammen, dessen Punkteninhalt gleich ist der Zahl der die isochronische L i n i e N . U schneidenden Lebenslinien und somit gleich der Zahl der L e b e n d e n in dem Zeit­ punkte N , die nach der V o r a u s s e t z u n g auch in der F o l g e un­ verändert bleibt. Andererseits ist bei stationärer B e v ö l k e r u n g auch der Punkteninhalt jedes Quadrats von der A r t m, m o, o gleich dem des zum Teil mit diesem Quadrat zusammenfallenden (i 2 7 7 2 7 a Parallelogramms m 2 m 3 O j o , oder allgemein M „ 2 = M„ 2 und 3 demnach ist die S u m m e aller ( ( n — 1 ) —1~ 4) M , wenn für n alle Zahlen von 1 bis zu dem höchsten vorkommenden Altersjahre, etwa 100, eingesetzt werden, d. h. also die A l t e r s s u m m e aller in einem Kalenderjahre Gestorbenen (die durch den Punkteninhalt n des Streifens N , N U g völkerung ist gleich stufen L e b e n d e n . 3« U 2 - dargestellt werden) bei stationärer 3 der Zahl der gleichzeitig Be­ in allen A l t e r s ­ Dieser S a t z ist streng richtig, obwohl die oben g e m a c h t e A n n a h m e über die A l t e r s s u m m e der Gestorbenen der Hauptgesamtheiten M 1 oder M 3 nur annähernd zutrifft. Denn die S c h l u s s f o l g e r u n g bleibt dieselbe, wenn m a n das Alter nicht, wie bei diesen H a u p t g e s a m t h e i t e n nach Jahren, sondern nach beliebig kleinen Bruchteilen eines Jahres, ein x t e l J a h r , abstuft. Denken wir uns das der nten Altersklasse entsprechende Parallelogramm m Parallelogramm N 2 3 m 3 o N 4 A o t 2 ( F i g . 4) 2 A 3 vergrössert durch das ( F i g . 5) dargestellt und dieses in x gleiche horizon­ tale Streifen geteilt, die fi ju , [i u 2 . . . /u S t e r b e p u n k t e enthalten, s x so ist die in Jahren ausgedrückte A l t e r s s u m m e der Gestorbenen des höchsten so gross ist aber bei Sterbepunkte X (xten) Streifens gleich grenzlinie reicht, x stationärer B e v ö l k e r u n g in dem der von der Spitze A ^(n—1) - | - - ^ - j / x . ebenso schmalen 2 Eben­ auch die Z a h l der trapezförmigen Streifen, bis zu der (nicht gezeichneten) Geburts­ die der L i n i e N U 7 in F i g . 4 entsprechend 7 in dem P u n k t e auf der A c h s e errichtet ist, w o diese von der ver­ längerten übrigen isochronischen Streifen gelten Linie A 2 N getroffen wird. 3 entsprechende F ü r die G l e i c h u n g e n , und so g e ­ langt man durch S u m m i e r u n g auf der einen Seite wieder zu der A l t e r s s u m m e aller Verstorbenen eines J a h r e s und auf der anderen zur Zahl der L e b e n d e n bei stationärer B e v ö l k e r u n g . M a n hat auch hier für das A l t e r der Verstorbenen in jedem der schmalen Streifen den mittleren W e r t a n g e n o m m e n , Altersstufe von ein x t e l J a h r beliebig aber da m a n sich die klein denken kann, so wird der F e h l e r zum V e r s c h w i n d e n gebracht, und dies gilt auch für die erste Altersklasse, in der die D i c h t i g k e i t der Sterbepunkte v o n der G e b u r t an ausserordentlich schnell abnimmt. M a n sieht auch, dass der S a t z bei beliebiger Veränderlichkeit der //, d. h. der Sterblichkeit innerhalb der Jahresklassen gilt; n o t w e n d i g e V o r a u s ­ setzung dagegen horizontalen ist, Streifens dass jedes JA, innerhalb unveränderlich bleibt, des was betreffenden eben mit der A n n a h m e der stationären B e v ö l k e r u n g zusammenfällt. 8. Statt der A l t e r s s u m m e kann man a u c h die von den aller Verstorbenen Gestorbenen und eines J a h r e s Ueberlebenden innerhalb der quadratischen G r e n z e n einer H a u p t g e s a m t h e i t M 1 — durchlebte Zeit betrachten. 39 — B e t r ä g t die Zahl derjenigen, welche die obere einjährige Grenzstrecke A A 2 ( F i g . 5) einer einjährigen 3 Altersstufe lebend überschreiten L , so haben diese innerhalb des betreffenden wir Altersjahres auch LJahre durchlebt. Teilen dieses J a h r wieder in n Teile, entsprechend den schmalen horizon­ talen Streifen in der F i g u r , so haben die JU im x t e n Jahresteil X ^ x Gestorbenen innerhalb der betrachteten A l t e r s g r e n z e n — J a h r e durchlebt. E b e n s o gross aber ist bei stationärer B e v ö l k e r u n g auch die Zahl der Sterbepunkte in xten trapezförmigen die deren aber Lebenslinien dann vor N 3 zwar A., A die Zahl L der Ueberlebenden, demselben die 3 3 A 2 Linie N oberen s A also A d d i e r t man dazu der aus iso­ Zeitpunkt und diese G e ­ der von den Gestorbenen und U e b e r l e b e n d e n in dieser einjährigen Altersstufe D i e B e d i n g u n g der stationären 2 schneiden, 2 L e b e n d e n in dem entsprechenden A . Z a h l der­ so erhält man die Zahl der samtzahl ist wieder gleich der S u m m e Zeit. 3 Altersgrenze, sterben. Geburtsjahr stammenden chronischen L i n i e N gerechnet) aber ist gleich der E r r e i c h u n g der innerhalb des Dreiecks (von unten rechts von der L i n i e N D i e S u m m e dieser Streifenstücke jenigen, dem Streifenstück durchlebten B e v ö l k e r u n g ist auch hier u n u m g ä n g l i c h ; sie wird aber nur für eine Jahresstrecke verlangt und ist daher immer, wenn auch nicht genau, so doch sehr nahe erfüllt. W e n n die Sterblichkeit sich innerhalb einer einjährigen Altersstufe nicht merklich sich innerhalb derselben man ohne weiteres ändert, nahezu sagen: A l t e r s g r e n z e n gestorben d. h. wenn sind m Personen und haben L schritten, so haben die ersteren innerhalb der L J a h r e , beide zusammen durchlebt und die Zahl Lebenden ist bei stationärer A u s dem O b i g e n geht liebig grosser Altersklasse gleichzeitig also in Bevölkerung dieser Grenze Altersklasse über­ -| m also L - | - | m J a h r e dieser Altersklasse ebenfalls L + ^ m. aber hervor, dass der S a t z auch bei be­ Veränderlichkeit der gilt, innerhalb die obere J a h r e , die letzteren der die Sterbepunkte gleichmässig verteilen, so k a n n namentlich Sterblichkeit auch innerhalb der für die j ü n g s t e n und ältesten K l a s s e n anwendbar ist. Schliesslich sei noch bemerkt, dass die Zahl der L e b e n d e n , die in den G r e n z e n einer der beiden in Hauptgesamtheit M Betracht k o m m e n d e n 1 am E n d e des ersten Kalenderjahre vorhanden — 4° — sind, d. h. die Zahl der z. B . die D i a g o n a l e N , , A 2 sehne idenden L e b e n s linien g l e i c h ist der Durchschnittszahl der L e b e n d e n der betreffenden G e n e r a t i o n innerhalb der beiden A l t e r s g r e n z e n , in unserem Beispiel also zwischen den Linien X N 2 s und A A . D a b e i kann wieder die 2 3 D i c h t i g k e i t der S t e r b e p u n k t e sich mit dem A l t e r beliebig ändern, d a g e g e n m u s s sie in jedem beliebig schmalen horizontalen Streifen z w i s c h e n den beiden senkrechten Grenzlinien g l e i c h m ä s s i g bleiben. Teilt m a n die A l t e r s s t r e c k e wieder in n gleiche Teile, ist die Zahl der in den einzelnen Streifen enthaltenen unten nach oben /n v /u , /u^, . . . . 2 S t e r b e p u n k t e von m„ und die Zahl der die untere 1 A l t e r s g r e n z e überschreitenden L e b e n d e n L , so hat man als d u r c h ­ schnittliche Zahl der L e b e n d e n in den einzelnen Streifen: L ' - ^ i L — (fi -f- IfioJ 1 L l L —C"l + fJ-2 + W L —(/"l + th + • • • • + 2/*« ) 1 Addiert durch n, so man diese erhält man Ausdrücke L 1 und dividiert — 2 ix, wenn Zu die Summe die S u m m e aller n in den Einzelausdrücken v o r k o m m e n d e n /u und \ ja bezeichnet. D i e s ist bei beliebiger A e n d e r u n g der Sterblichkeit mit dem A l t e r um so genauer die durchschnittliche Zahl der L e b e n d e n zwischen den beiden A l t e r s g r e n z e n , j e grösser n angenommen wird. Die senkrechten R e i h e n der fi aber sind, wie man leicht sieht, g l e i c h dem n-fachen Punkteninhalte der v o n der Grenzlinie N A 2 gehenden trapezförmigen Streifenstücke. d e m Punkteninhalt des gesamtheit gleich 1 /f . der Zahl schneiden, also Die Dreiecks N „ N 3 A Durchschnittszahl Altersklasse in Zeitpunkte. Vorausgesetzt dem Zahl (Fig. 5) aus­ oder der E l e m e n t a r ­ 2 1 L — J der Lebenslinien, welche gleich der 2 D e m n a c h ist -- Zfi gleich 1 die ist der L e b e n d e n der dieser isochronischen aber Diagonale Linie auch N., A 2 betreffenden entsprechenden ist dabei, dass die G e b u r t e n d i c h t i g k e i t in dem Geburtsjahr der betrachteten Generation konstant ist und die A b s t e r b e o r d n u n g unverändert bleibt. III. Die Sterbenswahrscheinlichkeiten unter dem Einfluss der Wanderungen. i. W i r haben bisher a n g e n o m m e n , dass die V o l k s z a h l nur durch G e b u r t e n und Sterbefälle Ein- Aenderungen erfahre, also die und A u s w a n d e r u n g e n in ihrer B e d e u t u n g für die Bestim­ m u n g der Sterbenswahrscheinlichkeiten und der A b s t e r b e o r d n u n g ausser Betracht gelassen. Bevor wir indes auf diese Frage näher eingehen, m ö g e n einige allgemeine B e m e r k u n g e n über das Wesen der mathematischen Wahrscheinlichkeit vorausgeschickt werden. D i e L e h r e von der Wahrscheinlichkeit a priori ist ein von jeder Erfahrungsthatsache u n a b h ä n g i g e r Z w e i g der reinen M a t h e ­ m a t i k , und an, Analysis. Sie nimmt was in der W i r k l i c h k e i t g a r nicht vorkommt, dass s Fälle irgend zwar eines der kombinatorischen Ereignisses gleich möglich seien und dass unter diesen m F ä l l e einer bestimmten A r t seien, die man als „ g ü n s t i g e " zu bezeichnen pflegt. u. s. w. für irgend angenommen, W e r d e n nun die Verhältnisse —,-, — „ - , ™ welche A r t e n so beschränkt Wahrscheinlichkeitsrechnung wie von Ereignissen als sich die darauf, viele überhaupt m ö g l i c h e Aufgabe im und wie der voraus gegeben eigentlichen zu berechnen, viele g ü n s t i g e F ä l l e im obigen S i n n e sich für ein aus diesen Ereignissen in irgend einer bestimmten Art kombiniertes E r e i g n i s ergeben und wie sich demnach das Verhältnis der — nur gedachten — g ü n s t i g e n zu den F ä l l e n , also — ebenfalls nur gedachten ihrer Definition entsprechende kombinierten Ereignissen Ereignisses eine — möglichen herausstellt. anschauliche die apriorische Wahrscheinlichkeit des Um Vorstellung von solchen zu m a c h e n , sich benutzt — 42 — m a n in der R e g e l das B i l d eines Glückspiels mit W ü r f e l n oder mit schwarze und weisse K u g e l n enthaltenden U r n e n . M a n nimmt z. B . a n , dass für jede Seite eines W ü r f e l s die gleiche M ö g l i c h k e i t bestehe, nach einem W u r f e als oberste herauszu­ kommen. O b dies bei einem g e g e b e n e n W ü r f e l wirklich der F a l l sei, k o m m t g a r nicht in F r a g e . D e r U m s t a n d , dass die gleiche M ö g l i c h k e i t der F ä l l e nach unserem subjektiven W i s s e n vorhanden ist, hat hier nur die B e d e u t u n g , dass wir unter dieser A n n a h m e ein von beiden Parteien als g e r e c h t a n ­ erkanntes Glückspiel regeln können. A u f G r u n d einer solchen V o r a u s s e t z u n g gleich möglicher F ä l l e ist also die W a h r s c h e i n ­ lichkeit, mit einem W ü r f e l eine V i e r zu werfen = /' . F r a g e n wir n u n , welches ist das Verhältnis der günstigen zu den m ö g ­ lichen Fällen, wenn der g ü n s t i g e F a l l das H e r a u s k o m m e n der V i e r in z w e i aufeinander folgenden W ü r f e n ist, so ergiebt sich aus einer einfachen U e b e r l e g u n g , dass unter diesen B e d i n g u n g e n die Zahl der möglichen F ä l l e 36 ist u n d dass a u f diese nur e i n günstiger k o m m t ; das Verhältnis, das wir als Wahrscheinlichkeit des geforderten Ereignisses bezeichnen, ist also y . F r a g e n wir, wie sich das Verhältnis der günstigen zu den möglichen F ä l l e n stellt, wenn verlangt wird, dass bei 600 W ü r f e n zuerst 2oomal nacheinander die V i e r u n d bei den folgenden 400 W ü r f e n immer eine der übrigen N u m m e r n herauskomme, so findet man l a g 6 F r a g t m a n nach dem entsprechenden V e r h ä l t n i s , wenn der g ü n s t i g e F a l l darin besteht, dass auf 600 W ü r f e überhaupt 2oomal die V i e r kommt, gleichviel in welcher S t e l l u n g in der ganzen Reihe, so ergiebt die R e c h n u n g 6 0 0 . 5 9 9 . 5 9 8 . . . . 401 _ 5 4 0 0 6 0 0 1 . 2 . 3 . . . . 200 6 ' V e r g l e i c h t m a n dieses Verhältnis mit der Wahrscheinlichkeit, dass die V i e r , gleichviel in welcher R e i h e n f o l g e , bei 600 W ü r f e n i o o m a l v o r k o m m e , so findet m a n , dass diese letztere, nämlich 6 0 0 . 5 9 9 . 5 9 8 . . . . 501 5 5 0 0 grösser ist als jenes. Allgemein 1 . 2 . 3 . . . . 100 6 findet man, dass die Wahrscheinlichkeit des V o r k o m m e n s v o n 0 0 0 i o o m a l V i e r auf 600 V e r s u c h e , nämlich desjenigen Zahlenverhält­ nisses der Versuchsergebnisse, das der apriorischen Wahrschein- — 43 — lichkeit des verlangten Ereignisses gleich ist, die relativ grösste ist und dass jedes andere Verhältnis des V o r k o m m e n s der V i e r um so grösser ist, je weniger es von i o o : 600 abweicht. Fasst man die Wahrscheinlichkeiten einer A n z a h l von diesem V e r h ä l t ­ nis nahestehenden K o m b i n a t i o n e n zusammen, z. B . von 80 bis 120mal V i e r auf 600 V e r s u c h e , so ist die Wahrscheinlichkeit, dass das E r g e b n i s zwischen die a n g e n o m m e n e n G r e n z e n falle, gleich der S u m m e der Wahrscheinlichkeiten der einzelnen K o m b i n a ­ tionen und daher schon ziemlich gross. D i e s e Wahrscheinlich­ keit eines zwischen zwei G r e n z e n fallenden E r g e b n i s s e s aber wird u m so grösser, j e grösser die Zahl der V e r s u c h e a n g e ­ nommen wird, wenn die Grenzzahlen in konstantem V e r h ä l t n i s zu den Versuchszahlen bleiben, also z. B . bei der V e r s u c h s z a h l 6000 •auf 800 und 1200 steigen. S o kann man es durch A n n a h m e einer g e n ü g e n d grossen Versuchszahl dahin b r i n g e n , dass die R e c h n u n g eine beliebig hohe (d. h. der Einheit beliebig nahe kommende) Wahrscheinlichkeit dafür ergiebt, dass das Verhältnis der in der Versuchsreihe vorkommenden günstigen F ä l l e zu der Versuchszahl nur bis zu einem beliebig kleinen B r u c h von der g e g e b e n e n Wahrscheinlichkeit des günstigen F a l l e s abweicht. A u c h dieser nach J . B e r n o u i l l i benannte S a t z ist ein rein mathe­ matischer, da u n a b h ä n g i g von jeder E r f a h r u n g unter der A n ­ n a h m e gleicher M ö g l i c h k e i t aller F ä l l e nach der Kombinationslehre -a priori berechnet wird, wie sich bei zahlreichen W i e d e r h o l u n g e n die Zahl der m ö g l i c h e n F ä l l e einer bestimmten A r t zu der Zahl der überhaupt m ö g l i c h e n verhält. W e n n sich nun aber zeigt, dass in der T h a t , wenn man einige T a u s e n d V e r s u c h e mit einem W ü r f e l oder mit Z ü g e n aus einer U r n e macht, eine bestimmte N u m m e r oder eine K u g e l mit bestimmter F a r b e annähernd in der Zahl herauskommt, deren V e r h ä l t n i s zur Versuchszahl der nach den B e d i n g u n g e n dieses Zufallspiels a n g e n o m m e n e n W a h r ­ scheinlichkeit dieses Ereignisses gleich ist, so ist dies eine inter­ essante Thatsache, von der aber die mathematische W a h r s c h e i n ­ lichkeitsrechnung g a n z u n a b h ä n g i g ist. D i e s e E r f a h r u n g lässt nur erkennen, dass die uns subjektiv plausibel scheinende A n ­ n a h m e , dass jede N u m m e r des W ü r f e l s oder jede K u g e l der U r n e mit gleicher M ö g l i c h k e i t herauskommen könne, objektiv durch die Thatsachen bis zu einem gewissen G r a d e bestätigt wird. O b die B e s t ä t i g u n g wirklich so vollständig ist, dass man 44 sagen kann, die Beobachtungsergebnisse sind solche, wie sie sein müssten, wenn für das Grundereignis das a n g e n o m m e n e V e r ­ hältnis von günstigen und möglichen Fällen wirklich bestände, bedürfte immer noch einer besonderen U n t e r s u c h u n g , denn die B e j a h u n g dieser F r a g e h ä n g t davon a b , ob auch die A b ­ weichungen, die bei einer grösseren Zahl von V e r s u c h s r e i h e n in dem E r g e b n i s auftreten, sich auf die nach der W a h r s c h e i n ­ lichkeitsrechnung zu erwartenden A r t verteilen. Bei g u t einge­ richteten Glückspielen wird auch diese B e d i n g u n g erfahrungsmässig annähernd erfüllt und insoweit findet dann die W a h r ­ scheinlichkeitsrechnung eine A n w e n d u n g auf wirkliche Ereignisse. W e n n aber der W ü r f e l auf dem Tische rollt, steht physisch schon fest, welche N u m m e r schliesslich oben liegen wird. G l e i c h w o h l ist es dann noch ein rationell geregeltes Spiel, wenn der eine Spieler i darauf einsetzt, dass die 6 herauskommen werde, und der andere 5 darauf, dass dies nicht der F a l l sein werde. Wie die annähernde U e b e r e i n s t i m m u n g der E r f a h r u n g bei einer grossen Zahl von V e r s u c h e n in einem korrekten Glückspiel mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung zustande k o m m t und zu erklären ist, hat diese gar nicht zu untersuchen, wie es auch für sie gleich­ g ü l t i g ist, wenn bei einer g e g e b e n e n Versuchsreihe die erwartete U e b e r e i n s t i m m u n g sich n i c h t herausstellt. 2. M a n kann nun auch u m g e k e h r t die H y p o t h e s e aufstellen, dass ein Ereignis, das in einer grossen Zahl s von Versuchen pmal aufgetreten ist, die Wahrscheinlichkeit ? habe, dass also z. B . , wenn bei 600 Z ü g e n aus einer U r n e (wobei die g e z o g e n e K u g e l stets wieder in die U r n e zurückzulegen war) io5mal eine weisse und 4g,5mal eine schwarze K u g e l g e z o g e n worden ist, das V e r ­ hältnis der weissen zu den schwarzen K u g e l n in der U r n e un­ gefähr 105 :495 betrage, oder 1 1 5 , wenn man wüsste, dass über­ haupt nur 6 K u g e l n in der U r n e seien. M a n kann auch noch weiter gehen und solche H y p o t h e s e n aufstellen für Ereignisse, auf die das Bild eines Glücksspiels mit W ü r f e l n oder U r n e n g a r nicht mehr a n g e w a n d t werden kann. W e n n überhaupt ein E r e i g n i s unter gewissen festgesetzten B e d i n g u n g e n p m a l eingetreten ist, das, soviel wir die S a c h e beurteilen können, an jedem von s be­ obachteten Einzelfalle hätte v o r k o m m e n können, so nehmen wir — hypothetisch an, dass — 45 — näherungsweise die Wahrscheinlichkeit dieses Ereignisses darstelle. O b diese A n n a h m e richtig sei, ob sie überhaupt einen S i n n habe, kann erst durch die U n t e r s u c h u n g mehrerer gleichartiger Beobachtungsreihen entschieden werden. D u r c h a u s irrig ist die M e i n u n g , dass überhaupt jedes aus grossen Zahlen gebildete V e r h ä l t n i s sich wie der N ä h e r u n g s w e r t eines festen Wahrscheinlichkeit verhalte und sich daher mit stei­ gender B e o b a c h t u n g s z a h l einem konstanten W e r t e nähere. E s ist vielmehr leicht möglich, dass bei fortschreitender V e r g r ö s s e r u n g von s durch H i n z u f ü g u n g neuer B e o b a c h t u n g e n das Verhältnis 1 —-- fortschreitend grösser oder kleiner wird. Zu diesen hypothetischen oder sogenannten Wahrscheinlich­ keiten „a posteriori" gehören nun die Sterbenswahrscheinlichkeiten der Bevölkerungsstatistik. W e n n man sagt, die Wahrscheinlich­ keit, dass ein neugeborenes K i n d vor E r r e i c h u n g des A l t e r s von genau einem J a h r sterbe, sei m , so hat dieser S a t z für sich keinen weiteren Sinn, als dass man m g e g e n (s — m) darauf wetten wolle, dass ein beliebig herausgegriffenes neugeborenes K i n d im ersten Lebensjahre sterbe. E i n e solche in der Luft schwebende W e t t e würde nun wohl schwerlich jemals zu stände kommen. W o h l aber wäre sie denkbar, wenn vorher die B e o b a c h t u n g g e m a c h t worden wäre, dass von einer grossen Zahl s N e u g e b o r e n e r wirklich m vor dem E n d e des ersten Lebensjahres gestorben seien. M a n hätte dann wenigstens einen vernünftigen A n h a l t s p u n k t , um, wenn z. B . m = 20000 und s = 100000 wäre, in B e z u g auf ein beliebiges neugeborenes K i n d 1 g e g e n 4 darauf zu wetten, dass es im A l t e r von o — 1 J a h r sterben werde. U n d wenn solche W e t t e n für eine grosse A n z a h l von K i n d e r n , etwa wieder 100000 a b g e ­ schlossen würden und dabei also der eine T e i l immer 1 M a r k und der andere 4 M a r k einsetzte, so würde sich schliesslich viel­ leicht herausstellen, dass der eine ungefähr 2 0 0 0 0 X 4 M . g e w o n ­ nen und 8 0 0 0 0 X 1 M . verloren hätte und ebenso für den anderen G e w i n n und V e r l u s t sich nahezu ausglichen. D i e aus der B e ­ o b a c h t u n g g e w o n n e n e N o r m für die R e g e l u n g der W e t t e wäre also dann richtig gewesen, und, was für die A n w e n d b a r k e i t der Wahrscheinlichkeitsrechnung wichtiger ist, man wäre berechtigt, - 4 6 - anzunehmen, dass die empirische Wahrscheinlichkeit, die sich aus der B e o b a c h t u n g der Sterbefälle im ersten Lebensjahre bei einer grossen Zahl nügend grosse t u n g habe. in einem von K i n d e r n ergeben hat, auch für andere S i c h e r ist dieses freilich keineswegs. L a n d e jährlich i o o o o o Sterblichkeit derselben so könnte überhaupt Kinder im ersten V e r b e s s e r u n g der hygieinischen E r n ä h r u n g u. s. w. in keine geboren Verhältnisse, feste im W e n n z. B . würden, Lebensjahre aber fortschreitender Sterbenswahrscheinlichkeit und solche einer rationelleren A b n a h m e begriffen wäre, auch für die Zukunft geltende Alter von o— i der Geburten für mehrere J a h r e nicht darstellen. keitsverhältnisse die infolge der angenommen werden, und auch durch Zusammenfassung der Sterbefälle Klasse ge­ Gesamtheiten von N e u g e b o r e n e n annähernd G e l ­ dieser könnte man eine Thatsächlich sind indes die innerhalb der praktisch in Betracht Sterblich­ kommenden Zeiträume bei grossen Beobachtungszahlen in der R e g e l so w e n i g verändert, dass man das V e r h ä l t n i s der Zahl der Gestorbenen der meisten Altersklassen zur Zahl der in diese Altersklasse einge­ tretenen Lebenden Rechnungen ohne so verwenden zu grosse Unsicherheit k a n n , als wenn es einen mathematischen Wahrscheinlichkeit a priori 3. Bei einer Sterbenswahrscheinlichkeit für die weitere Bedeutung besässe. für eine einjährige Altersklasse ist der „günstige" F a l l der, dass ein Lebender, der das A l t e r von g e n a u x Jahren erreicht hat, in der Altersstrecke von x diese bis x + i Jahr stirbt. D a s E r e i g n i s wird G r e n z a n g a b e n bestimmt, im übrigen unendlich mannigfaltiger Gestalt zustande k o m m e n . stände der gleichsam auf die P r o b e gestellte nur durch aber kann es in Welche Zu­ Mensch während dieser Altersstrecke durchläuft, welchen K r a n k h e i t e n und L e b e n s ­ gefahren er ausgesetzt ist, k o m m t gar nicht in F r a g e , es handelt sich nur um die im voraus erwogenen zwei Möglichkeiten, ob er die Altersstrecke durchlebt oder nicht. g ü l t i g , in welcher A r t ein W ü r f e l Bahnen er während S o ist es auch geworfen des R o l l e n s beschreibt: gleich­ wird und welche es sind nur sechs E n d m ö g l i c h k e i t e n vorhanden, von denen jede auf unendlich viele Arten sich Lebende verwirklichen kann. durch U e b e r s c h r e i t u n g Treten nacheinander der A l t e r s g r e n z e x 100 000 gewisser- massen in das Versuchsfeld ein, so sind dies ebenso viele einzelne Erprobungen der Sterbenswahrscheinlichkeit, für die man auf 47 — diese A r t einen N ä h e r u n g s w e r t erhält. M a n muss sich nun i m m e r erinnern, dass die Sterbenswahrscheinlichkeit nur auf den A n f a n g der Versuchszeit bezogen werden darf, dass sie sich von hier aus als ein einheitliches Zahlenverhältnis auf die g a n z e Versuchszeit, nämlich die betreffende Altersstrecke bezieht und dass sie daher nicht durch A d d i t i o n der Sterbenswahrscheinlichkeiten für T e i l e dieser Altersstrecke das A l t e r v o n x gebildet werden 1 kann ). Denken wir bis x - j - i J a h r e in n Teile zerlegt, in uns denen von den a n f a n g s vorhandenen L L e b e n d e n j e fx sterben, so sind die empirischen Sterbenswahrscheinlichkeiten in diesen A b s c h n i t t e n für sich betrachtet —, —, - —-—. r Die Summe L L—fx L—2/u L—(n—i)li dieser besonderen Wahrscheinlichkeiten für die U n t e r a b t e i l u n g e n der Altersstrecke ist aber immer grösser, als die unmittelbar be­ trachtete Sterbenswahrscheinlichkeit für das ganze Altersjahr, v nämlich -y—. W e n n wir aber die Wahrscheinlichkeit ausdrücken wollen, dass einer der L x-jährigen in der Altersstrecke von r . r x - j - — bis x - j - i J a h r e n (wo — ein echter Bruch) sterben werde, so ist a u c h hier die U e b e r l e g u n g v o m A l t e r x aus anzustellen und es zeigt sich dann, dass es sich um eine zusammengesetzte Wahrscheinlichkeit handelt, nämlich u m die des L e b e n s v o n r x bis x - j - — J a h r e n und dann um die des Sterbens in der A l t e r s ­ strecke von x - } - — bis x - f - i Jahre. D e r empirische A u s d r u c k dieser Wahrscheinlichkeit ist aber allgemein und u n a b h ä n g i g v o n i) Selbstverständlich aber steht nichts im W e g e , von vornherein eine Sterbens­ wahrscheinlichkeit o d t für eine unendlich kleine Zeitstrecke d t in der betrachteten ein­ jährigen Altersstrecke anzunehmen. Die endliche Grösse a ist die „force of der Engländer, (Theorie der Statistik, die W e s t e r g a a r d Sterblichkeit" bezeichnet. Man findet leicht, dass 0 , S. wenn 1 7 5 ) als es mortality" „Intensität der innerhalb der Alters­ klasse konstant bleibt, gleich ist der Zahl der in dieser Altersklasse Gestorbenen, geteilt durch die Grösse der von den Ueberlebenden und Gestorbenen in derselben durchlebten Zeit. Diese schnittszahl > letztere aber der innerhalb (auf das J a h r der einjährigen Altersstrecke als Hauptgesamtheit M ) Lebenden, a also sowohl 1 die ganze Altersklasse, als auch bei Einheit von bezogen) (in den ist gleich Grenzen der Durch­ einer ersten der Sterbenswahrscheinlichkeit nicht-stationärer Bevölkerung von dem wähnten Sterblichkeitskoefficient für eine stationäre Bevölkerung verschieden. für obener­ •der A n n a h m e einer 4 8 - gleichmässigen Verteilung L—R innerhalb der Altersstrecke L Zahl der Gestorbenen M die der Nehmen wir nunmehr Hauptgesamtheit Personen in dem Gestorbenen M 1 in ersten dem einer Jahre, wo n und bezeichnet. der Grenzen einer Alterstrecke eintreten: ihre Zahl neue sei e und gleichmässigen) Eintritt r x -) 1 , w e n n R die Altersjahr einjährigen und ihr A l t e r bei ihrem (successiven ! Sterbefälle Bruchteil des J a h r e s ganzen in das B e o b a c h t u n g s g e b i e t r L an, dass i n n e r h a l b und der M—R M — R E — R J ein echter Bruch ist. Die Sterbenswahr- n r scheinlichkeit cp für die Altersstrecke von x - f - - - bis x - f - 1 r Jahr ist nun eine durchaus selbständige und nicht etwa ein Bestandteil der Sterbenswahrscheinlichkeit cp für die g a n z e Altersstrecke von x bis x -\- i Jahre. D e n n die beiden allein in Betracht kommenden G r e n z b e d i n g u n g e n für jeden „Versuch", nämlich das A l t e r beim Eintritt in die B e o b a c h t u n g und die zu durchlaufende Altersstrecke sind in dem einen und dem anderen Falle verschieden. Man kann wohl eine der E r f a h r u n g entsprechende Grössenbeziehung zwischen q\ und <p hypothetisch annehmen, aber die E r p r o b u n g der ersteren Wahrscheinlichkeit fällt mit der der letzteren in keiner W e i s e zusammen, sondern wenn i o o o o o Personen in dem A l t e r r von x J a h r e n und dann weitere i o o o o in dem A l t e r von x - | Jahren eingetreten sind, so sind die wahrscheinlichsten Zahlen der bis zum A l t e r x - j - i vorkommenden Sterbefälle aus beiden W a h r ­ scheinlichkeiten <p-\-10 iooooo , , unabhängig ip . ooo , r zu bestimmen M a n kann IOO OOO 09 4 - I O nun ooo <P Wahrscheinlichkeit und zu addieren: allerdings eine mittlere r bilden, deren empirischer 1 I O OOO W e r t gleich ist der S u m m e aller in der Altersklasse beobachteten Sterbefälle, geteilt durch die S u m m e aller anfangs oder später in sie eingetretenen L e b e n d e n . nicht beantwortet, A b e r die eigentliche F r a g e ist damit nämlich diese: wenn durch spätere Eintritte oder Austritte die ausschliessliche B e o b a c h t u n g der ursprünglich in Personen die Altersklasse lässt sich dann die eingetretenen für die ganze Wahrscheinlichkeit <p bestimmen? gestört einjährige S t r e c k e wird, wie geltende W e n n es m ö g l i c h ist, die G e - - 49 — storbenen aus der ursprünglichen Gesamtheit und die aus den Eingetretenen g e s o n d e r t zu ermitteln, so ist es am besten, die gesuchte .Sterbenswahrscheinlichkeit ausschliesslich aus dem A n ­ fangsbestand und dessen Sterbefällen für sich zu bestimmen und sich um die Eintretenden nicht zu k ü m m e r n . Diese S o n d e r u n g ist aber in der Bevölkerungsstatistik kaum m ö g l i c h und bei A u s ­ scheidungen lässt sich ein solches einfaches Verfahren überhaupt nicht anwenden, ebensowenig in den Fällen, in denen der A n ­ fangsbestand sehr klein oder g a r N u l l ist. E s ist zu beachten, dass es sich hier nicht nur um eigentliche E i n w a n d e r u n g e n und A u s w a n d e r u n g e n handelt, sondern allgemein um Eintritte und Austritte aus einer statistischen K a t e g o r i e in eine andere. W e n n man z. B . die Sterbenswahrscheinlichkeit der verheirateten Frauen in einer Altersklasse bestimmen wiil, so entsprechen den E i n w a n d e r u n g e n die in dieser Altersklasse stattfindenden T r a u un g e n und den A u s w a n d e r u n g e n die in derselben Altersstrecke ein­ tretenden V e r w i t w u n g e n von Frauen. E b e n s o sind bei der U n t e r ­ s u c h u n g der Sterblichkeit der aktiven B e a m t e n die neuen A n ­ stellungen mit der E i n w a n d e r u n g , die Uebertritte in den R u h e ­ stand mit der A u s w a n d e r u n g zu vergleichen und rücksichtlich der Sterblichkeit der Pensionäre sind die letzteren wieder wie E i n ­ wanderungen zu behandeln. H ä u f i g ist man zu der A n n a h m e berechtigt, dass die Eintretenden auserlesene L e b e n repräsentieren und innerhalb der betreffenden einjährigen Altersklasse nur einer minimalen Sterbenswahrscheinlichkeit unterliegen. M a n darf dann also annehmen, dass die beobachteten Sterbefälle in einer A l t e r s ­ klasse ausschliesslich von den ursprünglich vorhandenen L e b e n d e n herrühren, woraus sich dann deren Sterbenswahrscheinlichkeit ohne weiteres ergiebt. 4 . I m allgemeinen aber hilft man sich mit H y p o t h e s e n über das Verhältnis der kurzstreckigen Wahrscheinlichkeiten <}>,. zu der gesuchten Wahrscheinlichkeit <p. A m nächsten liegt die A n n a h m e , dass sich q> zu r/> verhalte wie die bis zur G r e n z e x - } - i noch zu durchlaufende Altersstrecke zu einem J a h r , dass also <p = n—r ——-<t'- D i e s e A n n a h m e harmoniert freilich keineswegs vollständig r r mit den aus der B e d e u t u n g von <p sich ergebenden F o l g e r u n g e n . Ist z. B . (p = J und die Zahl der in das A l t e r von g e n a u x Jahren Eintretenden 12 000, so ist die wahrscheinlichste Zahl der s Lexia, H e v u l k e n i n g s - u. M o r u l s l u t i s t i k . 4 Sterbefälle im A l t e r von x bis x -\-1 J a h r e 240. N i m m t man aber an, dass die Sterbenswahrscheinlichkeit sowohl v o m A l t e r x bis x - | - l wie von x - | - | bis x - f - i gleich J 9 9 sei, so erhält man als wahrscheinlichste Zahl der Gestorbenen im A l t e r von x bis x - j - i für einen A n f a n g s b e s t a n d von ebenfalls 1 2 0 0 0 nur 12 000 • -J-tf-|- 1 1 400 • 1-J0 oder 234. D e r allerdings nicht grosse Unterschied entsteht dadurch, dass nach dem Begriff der W a h r ­ scheinlichkeit cp, wie schon erwähnt, die V e r ä n d e r u n g des ur­ sprünglichen Bestandes an Beobachtungspersonen im L a u f e der Altersstrecke g a r nicht verfolgt werden soll, sondern es nur darauf a n k o m m t , wie viele lebend aus der P r o b e herauskommen und wie viele darin bleiben. F ü r diese Wahrscheinlichkeit würde sich nichts ändern, wenn z. B . alle Todesfälle plötzlich in demselben, gleichviel welchem, Alterszeitpunkt eingetreten wären. T Lassen wir aber die obige H y p o t h e s e gelten und nehmen wir an, dass die Altersstrecke x bis x - J - 1 J a h r e in n gleiche A b s c h n i t t e geteilt sei und dass an der unteren G r e n z e einer jeden j e e Personen eintreten, an der G r e n z e x aber kein A n f a n g s ­ bestand vorhanden sei, so ist die Zahl der aus den E i n w a n d e r n d e n in der ganzen Altersklasse Gestorbenen: M ^e n cp e (n— 1) cp n " " n e q) n 1 . eJn—2)_rp_ n e n (n -f- 1) cp e ( n — (n—2))<p n 2n D a aber n e gleich der Gesamtzahl der eingewanderten E ist und n beliebig gross a n g e n o m m e n werden kann, so erhält man einfach „ , M 4 E cp = M oder cp = —r^~- Ist ein A n f a n g s b e s t a n d von L L e b e n d e n im A l t e r von X Jahren vorhanden, so k o m m t auf diese in der S t r e c k e von x bis x -\- i J a h r e die statistisch nicht isoliert feststellbare Zahl von cp L = M Todesfällen. D u r c h V e r b i n d u n g mit der vorigen G l e i c h u n g hat man also 1 9 3 L - f - 4E90 = M - j - 1 M = (M) oder ^ - Ä — L - f - ^ i , w o (M) die statistisch zu beobachtende Zahl der Gestorbenen aus dem A n f a n g s b e s t a n d e und zeichnet. den E i n w a n d e r n d e n zusammen be­ A n s t a t t einer gleichmässig über die Altersstrecke ver- teilten E i n w a n d e r u n g E kann man also eine solche von der G r ö s s e | E am A n f a n g der Altersklasse annehmen, so dass also im G a n z e n L ~ j - \- E Personen während eines Altersjahres der Sterbensgefahr ausgesetzt wären. N i m m t m a n aber weiter an, dass von diesen (M) Personen sterben würden, so ist dies nicht g a n z genau, und wenn die Zahl M bekannt und g e n ü g e n d gross 1 M 1 wäre, so würde der W e r t - £ - für 99 dem obigen N ä h e r u n g s a u s druck vorzuziehen sein. S i n d aber die Eintretenden sämtlich gesunde und kräftige L e u t e mit sehr geringer Sterbensgefahr, so wird der praktisch richtigste A u s d r u c k von <p = (M) / L sein. H a n d e l t es sich um A u s w a n d e r u n g e n oder sonstige A u s s c h e i d ungen, so nehmen wir wieder dieselbe H y p o t h e s e n über die cp r und ferner an, dass das A u s s c h e i d e n von je a Personen unteren G r e n z e jedes an der der n kleinen A b s c h n i t t e der einjährigen Altersstrecke x bis x -f- 1 stattfinde, dass die letzten am A n f a n g des n-ten A b s c h n i t t e s ausscheiden ü b r i g bleibe. Wenn alle und dann kein Bestand mehr Ausscheidenden bis zum Ende der Altersstrecke weiter hätten beobachtet werden können, so würde man unter ihnen folgende Zahl von Todesfällen gefunden h a b e n : a n <p . a (n — 1) 9 -+-•--•-- n 11 1 a 1 . a ( n — 2 ) q> - - - -U — ' "(n + .)5P . a . . . = ' 1 1 n = 99 — A M > 1) i t wenn A die Gesamtzahl der A u s w a n d e r u n g e n bezeichnet und n sehr gross a n g e n o m m e n wird. W a r ein ursprünglicher Bestand vor L L e b e n d e n im A l t e r von x J a h r e n vorhanden, so würden aus diesem, wenn keine A u s w a n d e r u n g stattgefunden hätte, 9? L Todesfälle h e r v o r g e g a n g e n sein. D i e wirklich beobachtete Zahl der Todesfälle (M) ist aber infolge der A u s w a n d e r u n g e n um M oder \ Aor> kleiner. M a n hat also L g ? — \ A 9 9 = : (M) und d e m n a c h (M) w — 2 9 L - ' A - 5. M a n kann aber auch von anderen A n n a h m e n über das Verhältnis der q> zu <p a u s g e h e n , wie sie sich aus der B e t r a c h t u n g der V e r t e i l u n g der Dichtigkeit der Sterbepunkte in den Altersklassen einer in ihrem A b s t e r b e n verfolgten Generation ergeben. V o m 5. bis etwa zum 60. Altersjahre kann man ohne erhebliche F e h l e r annehmen, dass in den durch einjährige S t r e c k e n r 52 bestimmten G r e n z e n der Hauptgesamtheiten M 1 die D i c h t i g k e i t der Sterbepunkte gleichmässig bleibt, dass also auf jede A l t e r s ­ strecke von -^- J a h r gleich viele, nämlich /u Sterbefälle k o m m e n . 1 Ueberschreiten L Personen die untere A l t e r s g r e n z e von x J a h r e n und erreichen von diesen L,! die Altersgrenze von x -| so ist nach der obigen rische Ausdruck für A n n a h m e L,! = Jahren, l E — r u und der empi­ die Sterbensvvahrscheinlichkeit im Alter n . r (n—r) fi , M x -| — bis x -f- i J a h r e cp = —-—— - - oder, da - j y = <p, (n—r) • (p n cp = — • I m V e r g l e i c h mit dem oben a n g e n o m m e n e n i q> n A u s d r u c k für (p ist dieser also grösser und da er der V o r a u s ­ setzung einer konstanten Dichtigkeit der Sterbepunkte in der einjährigen Altersstrecke entspricht, so setzt jener, nämlich n—r <p = rp, eine a b n e h m e n d e Dichtigkeit der Sterbepunkte voraus. E s m ö g e n nun bei einem A n f a n g s b e s t a n d e o im A l t e r von r T T T von x J a h r e n am E n d e ' ) jeder Altersstrecke von ~ - J a h r e Per­ sonen x einwandern, auf die dann bis zu der oberen G r e n z e von i Jahren die Sterbenswahrscheinlichkeiten <p nach der vor­ r liegenden A n n a h m e zur A n w e n d u n g kommen. W i r d nun die Zahl der aus einer solchen G r u p p e von E i n w a n d e r n d e n hervor­ gehenden Sterbefälle mit m bezeichnet, also allgemein r (n-r) IT ' p e = i m,. gesetzt, w n so folgt aus dieser G l e i c h u n g : i ) Bei der A n n a h m e , dass die Einwanderung am E n d e jedes kleinen abschnittes stattfinde, wird e i n e Elementargruppe e vernachlässigt. Fehler von derselben Ordnung begangen, wie dass das Verhältnis — — — bei den gleich i angenommen wurde. Fällen, weil n beliebig gross angenommen werden kann. die vorigen folgende R e c h n u n g in Betreff der Auswanderung. Alters­ Dadurch wird Rechnungen ein dadurch, E r verschwindet in beiden Dieselbe Bemerkung gilt für e . e • „1 n n—2 — ni. — m, <p — m.j • — m 2 2 — <p n—i l 1 e w n 7 = y. m ^ i — m„._ i n n n D a 7' für die Altersklassen, für die die A n n a h m e einer gleichmassigen D i c h t i g k e i t der Sterbepunkte überhaupt zulässig ist, nur ein kleiner B r u c h ist, so sind die letzten Glieder auf der rechten Seite im V e r g l e i c h mit den m nur klein. S i e dürfen zwar nicht vernachlässigt werden, aber es ist gestattet, in ihnen bei der S u m m i e r u n g für die m einen Näherungswert, nämlich (n—r) v einzusetzen, w o v die für alle gleiche G r ö s s e e<p/n darstellt. E s rechtfertigt sich dies bei kleinen 71 ohne weiteres aus der B e ­ trachtung des vorher für m, aufgestellten allgemeinen A u s d r u c k s , da der N e n n e r i cp näherungsweise gleich 1 gesetzt werden r kann. M a n erhält also (r von 1 bis n — 1 ) : 2e- — cp = 2m —2(n—r)v- r — cp oder r n e- cp = n M—±rvcp - ] - 2 q>. n A u f der linken S e i t e ist e ( n — 1 ) gleich der Gesamtzahl der E i n ­ wanderer, die wir mit E bezeichnen. M ist die G e s a m t z a h l der aus den E i n w a n d e r e r n h e r v o r g e g a n g e n e n Sterbefälle und diese wird auch näherungsweise durch Srv oder durch 2\n—r)v ausgedrückt. D a s letzte Glied rechts endlich stellt die S u m m e der R e i h e zweiter Ordnung 2 2 i + 2 -)- 3 2 . . . (n— i ) 2 multipliziert mit ^cp dar, ist also gleich n(n—i)(2n—1) v 9 IT ' 6 N u n ist aber — • — — v wieder annähernd gleich M und da n beliebig gross a n g e n o m m e n werden kann, so darf man — ~ ™ 1 . gleich 2 setzen u n d somit wird 2 2 rv cp = n 2M x cp. einfach 54 2M E w = M—Mcp - J A l s o hat man 7 2 3 Ist ein A n f a n g s b e s t a n d vorhanden, so M 1 -• - i E - f - ^ M von I . Lebenden im A l t e r von x j a h r e n kommen Altersklasse qph = M w oder m = - auf diesen innerhalb der betreffenden Gestorbene und durch V e r b i n d u n g dieser G l e i c h u n g mit der vorhergehenden findet man ~ wo (M) ; I . - ; - * E A M ~ r + l E + l M ' wieder die S u m m e aller Gestorbenen aus den ursprüng­ lich Lebenden wie aus den Einwanderern bezeichnet. Diese S u m m e ist als g e g e b e n anzunehmen, die im N e n n e r vorkommende S u m m e M aber wird in der R e g e l , namentlich bei bevölkerungstatistischen A u f g a b e n , nicht bekannt sein, aber doch mit g e n ü g e n d e r G e n a u i g ­ keit näherungsweise lässigt werden wanderung handenen geschätzt, bei kleinem q> aber auch vernach­ können. F i n d e t statt (oder irgend der Einwanderung Aus­ ein anderes Ausscheiden aus dem vor­ Zustand, ausser durch Sterben) statt, so sei wieder a die Zahl der A u s w a n d e r n d e n am E n d e jeder kleinen Altersstrecke von x 4- — bis x - j - " — - J a h r und es seien ursprünglich im A l t e r n ' n von x Jahren wandernden L bis J a h r e n weiter Lebende vorhanden. zur E r r e i c h u n g des beobachten Hätte vollen man die Aus­ x -\- 1 A l t e r s von können, so würde allgemein die Zahl der in einer G r u p p e a n a c h der A u s w a n d e r u n g noch konstatierten Sterbefälle betragen haben n N a c h E i n s e t z u n g der N ä h e r u n g s w e r t e (n —r) v für m r findet man g a n z a u f dieselbe A r t , wie bei der E i n w a n d e r u n g —- wenn A zahl der <p =z M — J - M 9 P die G e s a m t z a h l der A u s w a n d e r e r und M die G e s a m t ­ unter ihnen nach der A u s w a n d e r u n g innerhalb der Altersklasse noch v o r g e k o m m e n e n , n i c h t beobachteten Sterbefälle bezeichnet. A u s den ursprünglich vorhandenen L L e b e n d e n aber würden, wenn keine A u s w a n d e r u n g stattgefunden hätte, bis zum A l t e r v o n x - | - i J a h r e n <p L sterben, die wirklich beobachtete Zahl (M) der Gestorbenen aber ist u m M kleiner, <ph—M. also (M) = Setzt man hier statt M auf G r u n d der obigen G l e i c h u n g ( A - j - M ) 9 ? , so erhält man 2 3 (M^_ _ r — L - A — iM. ' Bei kleinem <p kann die nicht g e g e b e n e G r ö s s e \ M vernachlässigt w e r d e n , andernfalls wird man einen N ä h e r u n g s w e r t einsetzen müssen. 2 6. M a n könnte nun auch annehmen, dass die Dichtigkeit der Sterbepunkte in der einjährigen Altersklasse in einem gewissen Verhältnisse mit dem A l t e r zunähme, wie es in den Altersklassen von 60 bis 70 J a h r e n wirklich der F a l l ist, oder dass sie, wie in dem ersten Lebensjahre, mit fortschreitendem A l t e r in einem gewissen Verhältnisse abnehme. D i e R e c h n u n g e n dieser A r t sind mit H i l f e einfacher Integrationen leicht auszu­ führen und lassen sich bis zu einem gewissen P u n k t e auch elementar behandeln, allerdings mit A n w e n d u n g von Differenzen­ reihen höherer O r d n u n g . W i r gehen aber auf diesen G e g e n s t a n d nicht weiter ein, zumal man sich in der P r a x i s ohnehin meistens mit ungenauen hypothetischen A n n a h m e n behelfen muss. S o ist es in der R e g e l schon nicht zutreffend, dass die neu Eintretenden und die lebend Ausscheidenden innerhalb der betreffenden A l t e r s ­ klassen derselben Sterbenswahrscheinlichkeit unterliegen, wie die bereits V o r h a n d e n e n oder Zurückbleibenden. B e i den eigentlichen E i n w a n d e r e r n und A u s w a n d e r e r n wird man, w i e schon erwähnt, abgesehen etwa von den mitgeführten K i n d e r n im zartesten A l t e r , weit günstigere SterblichkeitsVerhältnisse annehmen müssen, als die durchschnittlichen. E b e n s o haben die neu G e t r a u t e n im ersten J a h r e sicher eine geringere Sterbenswahrscheinlichkeit, als die bereits vorhandenen Verheirateten derselben Altersklasse. D a g e g e n ist die Sterbenswahrscheinlichkeit für die in den R u h e ­ stand tretenden B e a m t e n vermutlich grösser, als die der gleichalterigen, die noch im Dienste bleiben können. A u c h die A n ­ nahme einer gleichmässigen V e r t e i l u n g der E i n - und Austritte über die einjährige Altersstrecke trifft nicht zu und es k o m m t da­ her auch nicht lediglich auf die (positive oder negative) Differenz der Eintritte und der A u s t r i t t e in der Alterklasse an. D i e be- .0 - g a n g e n e n F e h l e r können indes um so unbedenklicher vernach­ lässigt werden, j e kleiner die Zahl der Z u - oder A b g e h e n d e n im V e r g l e i c h mit dem vorhandenen Bestände ist. 7. W i r schliessen hier noch die F r a g e an: W i e gross ist die Zahl der Gestorbenen, die innerhalb der Grenzen einer jeden der beiden Elementargesamtheiten z. B . in den Dreiecken N 2 N 3 einer A H a u p t g e s a m t h e i t M ' , also und N 2 A : j 2 A aus den innner- 3 halb derselben G r e n z e n E i n w a n d e r n d e n h e r v o r g e h e n ? Die Ein­ wanderung Altersab­ soll wieder gleichmässig am Ende der schnitte von ,', J a h r stattfinden, die durch die horizontalen Linien angedeutet gleich sind. W i r teilen ferner das Dreieck N N A 2 breite senkrechte Streifen, wie N j ' A a ' , 2 oberen E c k e n über die Seite N A 3 2 3 abstufungen eines solchen der in n 2 hinausragen, was aber um so eher vernachlässigt werden kann, je grösser n ist. Sterbenswahrscheinlichkeiten 2 die mit ihren Einwanderer Streifens nehmen F ü r die in den Alters­ wir die einfache z—r Näherungsformel cp — ——— <p an, w o rp wieder die T allgemein geltende Sterbenswahrscheinlichkeit für die Altersklasse von x bis x -(- i J a h r , z aber eine in den einzelnen senkrechten Streifen verschiedene G r ö s s e bezeichnet, die in dem ersten links mit n beginnt und in dem letzten rechts mit 1 endigt. A u c h der E n d ­ wert von r ist in einzelnen Streifen verschieden: er g e h t in dem ersten bis n — 1 , in dem den Schluss bildenden vorletzten aber nur bis 1, da dieser überhaupt nur e i n e n S u m m a n d e n ent­ hält. Bezeichnet man die Zahl der an der o b e r e n G r e n z e der einzelnen kleinen Q u a d r a t e E i n w a n d e r n d e n mit F., so hat man für die aus diesen E i n w a n d e r e r n in allen einzelnen Streifen hervorgehenden Sterbefälle: - - — n multipliziert (n-i) + (n-2)-|-(n-3) mit der Summe + 1 (n - 2) - j - ( n — 3 ) . . . (n-3) 1 + 1 . - f oder i ( n — i ) - | - 2 ( n — 2 ) + 3 ( n — 3 ) . . . ( n — 1 ) (n—(n—1)) — 2 n (n—1) 2 2 - ( i 2 3 2 2 + 2 + 3 --.(n-i) ) = n (n— 1) 2 n(n—1) (2n—1) 57 D i e gesuchte Zahl A* der gestorbenen E i n w a n d e r e r der unteren Elementargesamtheit ist also £( P , , / \ i \ ( 3 n ( n — i ) — n ( n — 1 ) ( 2 — —•) 1 oder, da die G e s a m t z a h l E der E i n w a n d e r e r innerhalb des Q u a d rats N 2 N A A 3 2 gleich n ( n — i ) e , 3 bei grossem D i e H a u p t g e s a m t h e i t M aller gestorbenen Grenzen n: A ^ • E i n w a n d e r e r in diesen ist aber bei demselben N ä h e r u n g s v e r f a h r e n — — und für die obere E l e m e n t a r g e s a m t b c i t derselben hat man also Diese Elementargesamtheit so gross, der — c wie gestorbener die untere, inneshalb des E i n w a n d e r e r ist ^T- doppelt was sich daraus erklärt, dass ein Teil Elementardreiecks auch in dem Dreieck N A A 3 Altersklasse liefert. I,? = 2 N 2 N A 3 2 Eingewanderten Sterbepunkte aus der betreffenden : ! In Betreff der A u s w a n d e r n d e n g e l a n g t man leicht zu einem entsprechenden Resultate. 8. E s sei hier noch darauf hingewiesen, dass bei der oben besprochenen sogenannten direkten A b s t e r b e o r d n u n g , wenn M e t h o d e der Berechnung der sie mit H ü l f e der wirklich beobachteten Elementargesamtheiten a n g e w a n d t wird, der Einfluss der W a n d e rungen bei gleichmässiger V e r t e i l u n g derselben nahezu von selbst eliminiert wird. Ist L 2 die durch die Volkszählung gegebene Zahl der gleichzeitig L e b e n d e n in dem der D i a g o n a l e des Q u a d r a t s N 2 N A 3 2 A stimmende 3 ( F i g . 5) entsprechenden Zahl derjenigen, Zeitpunkte, L die lebend l die zu be- die A l t e r s g r e n z e N 2 N 3 von g e n a u x J a h r e n überschritten haben, A\ die durch das D r e i eck N N 2 3 A 2 begrenzte untere Elementargesamtheit diesen L e b e n d e n h e r v o r g e g a n g e n e n Gestorbenen, E 1 der aus die Zahl der E i n w a n d e r e r innerhalb der G r e n z e desselben Dreiecks und A die 0 Zahl der aus diesen in denselben G r e n z e n herstammenden G e - storbenen, so hat man L oder ( 1 wenn = L 2 man 1 2 + ,1/ - ( E — Al) = L + {Al + für (Al -)- Al) setzt (,!'), Al)-E\ nämlich die untere E l e m e n t a r g e s a m t h e i t a l l e r Gestorbenen in den G r e n z e n N N A , 2 3 8 die, ebenso wie L * und E ' durch direkte Beobachtung- festgestellt werden k a n n : L 1 = L* +(/(') —E ' . 1 Bezeichnet wieder ( M ) die ebenfalls statistisch festzustellende erste H a u p t g e s a m t h e i t aller Gestorbenen im A l t e r von x bis x ~\- i, ohne R ü c k s i c h t auf die Herkunft, die durch das Q u a d r a t N N A 2 A 3 3 2 begrenzt wird, so ist bei der ersten N ä h e r u n g s a n n a h m e für cp l r / (M ) ' ^ L - -f-K" 1 da E bei gleichmässiger V e r t e i l u n g der E i n w a n d e r u n g gleich der H ä l f t e der in den G r e n z e n des Q u a d r a t s überhaupt ein­ wandernden E a n g e n o m m e n werden darf. Setzt man nun für L ' den obigen W e r t ein, so erhält man = _ { M - - ] E ' ist also weggefallen und die Formel enthält ausser den g e ­ zählten L e b e n d e n nur Zahlen von Gestorbenen, die durch direkte B e o b a c h t u n g leicht ermittelt werden können. D i e U n a b h ä n g k e i t der nach der obigen M e t h o d e berechne­ ten Sterbenswahrscheinlichkeit cp ergiebt sich auch noch bei der A n n a h m e , dass die Grösse der E i n w a n d e r u n g (im weiteren Sinne) nicht gleichmässig bleibt, sondern innerhalb der Altersklasse proportional der Alterszunahme wächst. D e n n auch in diesem F a l l e ist der im N e n n e r von cp vorkommende Bruchteil der G e ­ samtzahl der E i n w a n d e r e r in dem Q u a d r a t N N A A gleich der unteren, von dem Dreieck N N A umschlossenen Elementar­ gesamtheit dieser Einwanderer. W e n n wieder die N ä h e r u n g s a n n—r nähme cp — cp g e m a c h t wird und die Zahl der E i n w a n d e r e r 2 2 3 3 2 3 2 r a m E n d e einer jeden der (n—i) Altersabschnitte e, 2e, 3e, . . . ( n — i ) e beträgt, so hat m a n als Zahl der aus den Einwanderern innerhalb des Q u a d r a t s h e r v o r g e g a n g e n e n Gestorbenen M ^ ( i . ( n - i ) + 2 ( n - 2 ) + 3(11-3)... (n-i) (n-(n-i))) also mit R ü c k s i c h t auf den bereits oben a n g e g e b e n e n W e r t der R e i h e in der K l a m m e r und bei grossem n 59 wenn E die Gesamtzahl der E i n w a n d e r e r in dem zeichnet, die j a durch L 1 '' P Quadrat be­ ausgedrückt wird. Ist nun wieder die Zahl der die untere A l t e r s g r e n z e überschreitenden L e b e n d e n und M 1 die Zahl der aus diesen allein in der Altersklasse hervor­ gehenden Gestorbenen, so ergiebt sich _ M l- -4- M _ 1 : • :\H 1 (M ) 1-' + J K ' Andererseits hat man wie oben 2 I.i = L --[-(. I ' ) - E ' wo E 1 wieder die untere Elementargesamtheit der E i n w a n d e r e r (in dem Dreieck N N A ) bezeichnet. 2 3 2 diese ausgedrückt wird durch ^ (i M a n sieht aber sofort, dass (n — i) -j— 2 (n - 2) - j - . . (n — 1) (n—(n—1))), demnach gleich J , E ist und daher E nach E i n ­ setzung des W e r t e s von L aus dem A u s d r u c k für y verschwindet. Bei den A u s c h e i d u n g e n g e l a n g t man zu analogen Resultaten. A u c h bei einer innerhalb der Altersklasse gleichmässig steigenden A b n a h m e der Zahl der E i n - oder Austretenden findet man bei derselben N ä h e r u n g s a n n a h m e die U n a b h ä n g i g k e i t des W e r t e s von <p von der W a n d e r u n g . D i e G e n a u i g k e i t dieser M e t h o d e wird aber erheblich vermindert, wenn man für die Elementargesamtheit (/)') der sämtlichen in den Dreiecksgrenzen Gestorbenen nicht den wirklich beobachteten W e r t , sondern den üblichen N ä h e r u n g s w e r t einsetzt. 1 IV. Uebersicht der demographischen Elemente und ihrer Beziehungen zu einander . 1 i. D i e amtlichen A u f z e i c h n u n g e n über die Eheschliessungen, über die Taufen oder Geburten, die Begräbnisse oder Sterbefälle sind ursprünglich durch praktische und bürgerlichen Graunt, Lebens Ilalley Bedürfnisse veranlasst des worden. kirchlichen Auch und S ü s s m i l c h gezeigt hatten, nachdem dass dieses Material die Bausteine für eine neue Wissenschaft bilde, die wir jetzt als D e m o g r a p h i e zu bezeichnen pflegen, blieb die Statistik der B e w e g u n g der B e v ö l k e r u n g doch noch l a n g e Zeit ausschliess­ lich von jenen praktischen von den rein Interessen a b h ä n g i g und wissenschaftlichen unbeeinflusst F r a g e n , die übrigens, mit A u s ­ nahme der die Sterblichkeitstabellen betreffenden, nach dem T o d e Süssmilch's wieder mehr und mehr in den H i n t e r g r u n d traten. E s bedurfte des von Q u e t e l e t g e g e b e n e n A n s t o s s e s zur W i e d e r ­ aufnahme und V e r t i e f u n g der auf M a s s e n b e o b a c h t u n g gegrün­ deten Wissenschaft v o m Menschen, um auch die amtliche Statistik zu b e w e g e n , tischen den Rahmen Wünschen der ihrer E r h e b u n g e n nach nunmehr graphie allmählich zu erweitern. P r o g r a m m auf, die kräftig den theore­ aufblühenden Demo­ S i e nahm m a n c h e F r a g e n in ihr über die unmittelbaren Z w e c k e der S t a n d e s ­ buchführung hinausgingen; neben fach in den Zählkarten auch ein dem offiziellen gewissermassen erschien namentlich aber brachten es in der neueren Zeit die A e m t e r mehrerer Grossstädte, wie viel­ offiziöser T e i l ; statistischen die von Berlin, Paris, B u d a ­ pest, sowohl in der F r a g e s t e l l u n g , als auch in der V e r a r b e i t u n g des S t o f f s zu einer Vollständigkeit, i ) N e u e Bearbeitung eines im Bulletin de (Tome V I , Vienne 1 8 9 1 ) abgedruckten Vortrags. die vom l'Institut demographischen international de statisüque Ol S t a n d p u n k t nur noch w e n i g zu wünschen übrig lässt. kleinere Staaten waren weniger zu f o l g e n ; Länder von statistische werden, imstande, aber dreissig und Aufnahmen und wenn man es diesen darf Beispielen wohl nicht Einzelne mehr oder erwarten, dass mehr Millionen E i n w o h n e r n sich auf von solcher dennoch Ausführlichkeit geschähe, so würde einlassen man sich wahrscheinlich bald durch die S c h w i e r i g k e i t und die K o s t e n der V e r a r b e i t u n g und V e r ö f f e n t l i c h u n g des massenhaften Stoffs wieder abschrecken lassen. sache, dass G l e i c h w o h l bleibt wenigstens eine lokale es eine erfreuliche That- Vollständigkeit der demo­ graphischen E r h e b u n g e n als erreichbar zu erachten ist und dass die statistischen Idealforderungen in einem allmählich sich immer mehr erweiternden K r e i s e von S t ä d t e n wenigstens annähernd er­ füllt werden können. sich über die F r a g e D a h e r scheint es a u c h nicht überflüssig, R e c h e n s c h a f t zu g e b e n : W a s ist denn das letzte Forschungsziel der D e m o g r a p h i e , d. h. der die sich mit der zahlenmässigen bedeutsamen Um Wissenschaft, methodischen U n t e r s u c h u n g der Massenerscheinungen des Menschenlebens befasst? diese F r a g e zu beantworten, g e n ü g t es nicht, einfach die nötig oder z w e c k m ä s s i g erscheinenden R u b r i k e n der bevölke­ rungsstatistischen muss von E r h e b u n g e n zusammenzustellen, einem allgemeinen, einheitlichen sondern man G e s i c h t s p u n k t aus­ gehen, der alle einzelnen E l e m e n t e der U n t e r s u c h u n g in ihrem natürlichen Z u s a m m e n h a n g e zu überblicken gestattet. E i n e solche E i n h e i t der A u f f a s s u n g der demographischen E r s c h e i n u n g e n hat schoYi Q u e t e l e t erstrebt, indem er sich die Feststellung der E i g e n ­ schaften und natürlichen Tendenzen des als A u f g a b e setzte. den mittleren Menschen E r hatte dabei principiell nicht nur die ruhen­ oder statischen, sondern auch die beweglichen oder dyna­ mischen E r s c h e i n u n g e n des Menschenlebens im A u g e , aber thatsächlich hat er seine Theorie der Mittelwerte nur auf die festen anthropometrischen T y p e n wegung der angewandt B e v ö l k e r u n g nur die von und in Betreff der B e ­ früher bekannte ange­ näherte Stabilität gewisser Verhältniszahlen durch neues Material genauer nachgewiesen. Z u einer befriedigenden D a r s t e l l u n g des typischen G e s c h e h e n s in den menschlichen D i n g e n kann man je­ d o c h nur durch ein umfassenderes und tiefer greifendes V e r f a h r e n gelangen. sich die A l s natürliche R i c h t s c h n u r für dasselbe Vorstellung des demographischen aber bietet Lebenslaufs nicht des mittleren, sondern des a b s t r a k t betrachteten M e n s c h e n dar. Jeder M e n s c h durchläuft eine R e i h e von Zuständen und Zustandsänderungen, die die Statistik als von ihrem S t a n d p u n k t bedeutsam registriert. nächst gewisse dauer, das mittlere Zahlen M a n kann aus diesen B e o b a c h t u n g e n zu­ Mittelzahlen ableiten, A l t e r der wie die mittlere Heiratenden u. s. w., Lebens­ aber diese genügen nicht zur A u f s t e l l u n g der in R e d e stehenden demographischen Biographie, da für diese vor allem die T h a t - sache in Betracht kommt, dass nicht alle M e n s c h e n alle Phasen durchlaufen, sondern bei jedem nur gewisse Wahrscheinlichkeiten dafür bestehen, dass er in die verschiedenen möglichen Z u s t ä n d e eintreten wird. W a s nun diese Wahrscheinlichkeiten betrifft, so ist die Statistik berechtigt, nach ihren besonderen sie nötigenfalls einen besonderen scheinlichkeit Bruch, aufstellen als empirische Bedürfnissen Verhältniszahlen Wir können Begriff der s t a t i s t i s c h e n Wahr­ und diesen zu bilden. definieren als einen echten dessen Zähler eine A n z a h l beobachteter besonderer F ä l l e oder E l e m e n t e angiebt, die aus der im N e n n e r a n g e g e b e n e n A n ­ zahl beobachteter gegangen Fälle oder sind oder e i n e n Elemente Teil entweder hervor­ dieses letzteren bilden. Die demographischen Verhältniszahlen dieser A r t zeigen bei g e n ü g e n d grosser Grundzahl meistens eine bemerkenswerte Stabilität, aber diese ist dennoch nur bei wenigen A r t e n von E r s c h e i n u n g e n so gross, wie es nach der Theorie zu erwarten wäre, wenn den be­ obachteten E r s c h e i n u n g e n eine k o n s t a n t e mathematische W a h r ­ scheinlichkeit zu G r u n d e läge. U n t e r s u c h u n g e n notwendig E s wird also bei tiefergehehden sein, den G r a d der Stabilität jener empirischen Verhältniszahlen im V e r g l e i c h mit derjenigen Stabili­ tät, die sich bei konstanter mathematischer Wahrscheinlichkeit herausstellt, nach einer an anderer Stelle dargelegten M e t h o d e zu bestimmen. übrigen Setzen wir voraus, dass dieses geschieht, so sind im die statistischen Wahrscheinlichkeitsverhältnisse leicht zu handhaben. 2. D e r abstrakte M e n s c h , dessen demographischer L e b e n s ­ lauf dargestellt werden soll, ist scheidenden M e r k m a l e zu denken: weiblich, weder verheiratet Betracht k o m m e n d e n im Anfang noch ledig u. s. w., Qualitäten kann ihm Wahrscheinlichkeit zufallen. ohne alle er ist weder männlich mit unter­ noch aber jede der in einer gewissen E h e das G e s c h l e c h t des G e b o r e n e n - 6 3 bekannt ist, besteht dio Wahrscheinlichkeit von u n g e f ä h r 5 1 5 / 1 0 0 0 dafür, dass er m ä n n ­ lich, u n d die von 485/1000 dafür, dass er weiblich ist, und dies ist, nebenbei gesagt, einer der F ä l l e , in denen die statistische Wahrscheinlichkeit einer konstanten mathe­ matischen Wahrscheinlichkeit entspricht. N e h ­ men wir nun die U n t e r s c h e i d u n g nach dem G e s c h l e c h t e als bei allen B e o b a c h t u n g e n g e ­ geben a n , so können wir die Zustände des abstrakten männlichen und des abstrakten weiblichen Individuums für sich verfolgen. Fassen wir speziell das weibliche Geschlecht ins A u g e , weil dessen demographischer Lebenslauf reichhaltiger ist als der des männ­ lichen, so würde ein sich möglichst voll­ ständig auslebendes weibliches Individuum auf seiner nach dem A l t e r eingeteilten L e b e n s ­ linie ( F i g . 6, Linie 3) etwa die folgenden durch verschieden bezeichnete P u n k t e dar­ gestellten V e r ä n d e r u n g e n durchmachen. E s würde in einem gewissen A l t e r (Punkt e ) zum ersten M a l e in die E h e treten und dann in irgend welchen A b s t ä n d e n (bei 1, 2, 3) eine gewisse A n z a h l v o n K i n d e r n gebären. Bisher sind die E n t b i n d u n g e n als L e b e n s ­ ereignisse der F r a u e n allerdings nur in der Statistik weniger Staaten und einiger G r o s s - so t Die Punkte e,, e,, e 3 bezeichnen eine erste, zweite, i dritte Punkte I , 2, 3 . . . eine erste, zweite, dritte . . . Niederkunft Punkte 1 ' , 2 ' , . . . und in Eheschliessung; die 1 " , 2 " , . . . die Niederkünfte in der zweiten und driten E h e ; die Die Todesfälle sind durch die v„ die erste, zweite, schwarzen Endpunkte Sie sind nach dem Familienstande der Gestorbenen unterschieden 1> h, w für L e d i g e , Verheiratete und V e r w i t t w e t e . wird die uneheliche 6 der ersten E h e ; die Punkte ( 1 ) , (2) . . . die unehelichen Niederkünfte; die Punkte dritte V e r w i t w u n g . S 6 Fig, bezeichnet. durch die Buchstaben Bei den Gestorbenen unter 1 0 Jahren Geburt durch den Buchstaben u angedeutet. Die kleinen Kreise am E n d e oder am A n f a n g der Zeichnung einer Lcbenslinie bedeuten eine A u s w a n d e r u n g oder eine Einwanderung. soll in der letzten verheiratet ist. Bei der letzteren ist auch der Familienstand angegeben ; so Linie rechts durch h angedeutet werden, dass die Einwandernde - 6 - 4 Städte berücksichtigt worden, aber es unterliegt dass sie grosses sowohl Interesse Forderung nämlich in biologischer in dass jede A n f a n g s p u n k t einer keinem Zweifel, sozialer darbieten, und unserem entsprechen, als als Hinsicht Ideal würde also Geburt auf Lebenslinie doppelte die Art, als bedeut­ samer P u n k t mindestens in der Lebenslinie der Mutter, womög­ lich auch in der des V a t e r s verzeichnet ausser und ein werde, d. h. also, dass dem D a t u m derselben auch das A l t e r , oder genauer, Geburtsdatum der M u t t e r oder beider E l t e r n registriert das werde. V e r f o l g e n wir nun den weiteren V e r l a u f der Lebenslinien 3, so finden wir in einem gewissen A l t e r die erste V e r w i t w u n g (v,), und auf diese folgt nach einiger Zeit eine zweite V e r h e i r a t u n g (e.,). A u c h in der zweiten E h e werden einige K i n d e r geboren, und es wäre jedenfalls wünschenswert, dass diese F o l g e von E n t b i n d u n g e n nicht in einer R e i h e mit den früheren, sondern wieder von 1 be­ g i n n e n d besonders gezählt würde. w i t w u n g ein, bei e ;1 Bei v 2 tritt eine zweite V e r ­ eine dritte Eheschliessung, die noch zu weite­ ren E n t b i n d u n g e n führen kann. N a c h einer dritten V e r w i t w u n g (v ) 3 erreicht das dann endlich Ende seiner graphischen unser Laufbahn. Lebenslaufs Personen zu teil. Die bedürfenden unehelichen statistisch Diese Normalindividuum bei t Vollständigkeit wird freilich nur des wenigen demo­ weiblichen D i e meisten weisen eine geringere A n z a h l von Zustandsänderungen auf, klärung weibliches wie dies auf den keiner weiteren E r ­ Lebenslinien 1, 2, 3 u. s. w. dargestellt Entbindungen festgestellten sind neben den ist. überall unehelichen G e b u r t e n als solchen natür­ lich ebenfalls als Lebensereignisse nach dem A l t e r der M u t t e r zu verzeichnen (Linie 2). U e b r i g e n s ist auch zu empfehlen, dass bei den Gestorbenen im Kindesalter, 10. Lebensjahre, die unehelich werden (Linie 7). etwa bis zum Geborenen M a n c h e Lebenslinien, wie vollendeten unterschieden 1, brechen für die statistische B e o b a c h t u n g mit der A u s w a n d e r u n g (bei h) ab, andere beginnen statt mit der G e b u r t mit einer E i n w a n d e r u n g (bei h w). D i e A u f l ö s u n g der E h e erfolgt witwung, sondern in einer nicht nur durch T o d oder V e r ­ verhältnismässig F ä l l e n auch durch S c h e i d u n g . eine besondere zeichnen, A r t von P u n k t e n auf den was aber in unserer kleinen Zahl von Diese wäre also wieder durch Figur Lebenslinien nicht geschehen zu be­ ist. Als bedeutsames E r e i g n i s im demographischen Lebenslauf der F r a u e n , - 6 - 5 oder überhaupt der Eltern, könnte m a n auch noch den T o d Kinder lösung betrachten, wenigstens soweit der E h e der E l t e r n eintritt. gleichsam der Nettowert vor A u s der Zahl E h e geborenen und der in derselben sich derselbe der der Auf­ der in der gestorbenen K i n d e r würde der ehelichen Fruchtbarkeit er­ geben, aber bei der sehr grossen möglichen Verschiedenheit des A l t e r s und der Sterbenswahrscheinlichkeit der überlebenden K i n d e r hätte diese Zahl doch nur eine ziemlich unbestimmte B e d e u t u n g . Auch diese A r t von Punkten ist aus der Figur weggelassen worden. Denken linien wir uns nun einer bestimmten für ein g e g e b e n e s L a n d die L e b e n s ­ ganzen Generation, d. h. aller G e b o r e n e n aus Zeitstrecke, mit allen ihren demographisch einer bedeut­ samen P u n k t e n in den der Zeitfolge nach eingetragenen G e b u r t s ­ punkten senkrecht zu der Grundlinie aufgestellt, so bilden die verschiedenen A r t e n von P u n k t e n in den einzelnen Altersklassen »Massen« im statististischen S i n n e , die zu einander in mehr oder w e n i g e r festen Zahlen Verhältnissen stehen. in einen langen P u n k t e in ihrer graphischen Streifen Die Gesamtheit dieser zusammengedrängten natürlichen A u f e i n a n d e r f o l g e stellt den Lebenslauf einer Generation als dar, und dieser kann nun mannigfaltigen demo­ Massenerscheinung auch zahlenmässig durch eine R e i h e von statistischen Wahrscheinlichkeiten ausgedrückt werden. bei der D a r s t e l l u n g der Sterblichkeitsverhältnisse Wie Hauptgesamt­ heiten und Elementargesamtheiten von Verstorbenen unterschieden worden sind, so Getrauten, ergeben Verwitweten sich jetzt und ähnliche Gesamtheiten E n t b i n d u n g e n , und wenn, F ig". 4, mehrere Generationen mit den Streifen aneinander gereiht werden, denen zugehörigen wie von in senkrechten so treten auch die verschie­ A r t e n der H a u p t g e s a m t h e i t e n dieser E s dürfte a u c h nicht g a n z ohne Interesse K a t e g o r i e n hervor. sein, eine graphische D a r s t e l l u n g einer solchen M a n n i g f a l t i g k e i t von Zustandsänderungen zu versuchen. E s liegt nahe, die G r ö s s e des Punkteninhalts in den Quadraten einer Zeichnung, wie F i g . 4, m a g er sich nun auf Sterbefälle oder andere Zustandsänderungen K r e i s e mit den Punkteninhalten darzustellen. beziehen, durch proportionalem F l ä c h e n i n h a l t H a n d e l t es sich um Sterbefälle, so wird m a n z w e c k ­ mässigerweise wenigstens in den beiden ersten Jahresklassen des A l t e r s die grosse Verschiedenheit Lexia, B e v ö l k e r u n g B - u. M o r a l s t a t i s t i k . der beiden E l e m e n t a r g e s a m t ; ) — 66 — heiten v o n Gestorbenen unterscheiden müssen, wie in F i g . 7, in der ein J a h r als Masseinheit g e n o m m e n ist, dargestellt ist. V o n der dritten Altersklasse kann man ohne B e d e n k e n die g a n z e quadratische H a u p t g e s a m t h e i t durch einen einzigen K r e i s be­ zeichnen. U e b r i g e n s ist es bei dieser Darstellungsmethode nicht zu empfehlen, von der ersten bis zur höchsten Altersklasse denselben Massstab für die K r e i s e beizubehalten, da die .Sterblichkeit des ersten Altersjahres so ausserordentlich gross ist, dass die der jugendlichen und mittleren Altersstufen nur durch K r e i s e von g a n z g e r i n g f ü g i g e m R a d i u s ausgedrückt werden können. Bei einer graphi­ schen D a r s t e l l u n g der Sterblichkeit einer G e n e ­ ration wird es daher am besten sein, etwa v o m sechsten Altersjahre ab eine besondere Z e i c h n u n g zu ent­ 30werfen, in der dieselbe Zahl von Sterbefällen durch eine wenig­ stens zehnmal so grosse K r e i s ­ fläche repräsentiert wird als nach » j dem für die fünf ersten J a h r e angewandten Massstabe. Die T r a u u n g e n und sonstigen Z u standsänderungen k o m m e n über­ haupt erst für die Altersklassen von mehr als 1 5 J a h r e n in B e ­ tracht und für sie ist ebenfalls der grössere M a s s s t a b zu G r u n d e zu legen. E s lassen sich ohne F i g . 8. F i g . 7S c h w i e r i g k e i t drei Zustandsänderungen in einer Z e i c h n u n g für jedes Geschlecht zusammen dar­ stellen, so z. B . in F i g . 8 die Eheschliessungen und die E h e ­ lösungen sowohl durch T o d wie durch V e r w i t w u n g der F r a u , ohne U n t e r s c h e i d u n g der O r d n u n g s z a h l dieser V o r g ä n g e . D i e weissen Kreisflächen entsprechen der Zahl der Eheschliessungen in den fünfjährigen Altersklassen. W e n n in der K l a s s e von 1 5 — 2 0 J a h r e n die Elementargesamtheiten der T r a u u n g e n unter­ schieden w ü r d e n , so würde der zu dem unteren D r e i e c k g e ­ hörende H a l b k r e i s erheblich kleiner sein als der obere. Die 0 - 6 7 - schwarzen Kreisflächen drücken die Zahl der Sterbefälle v o n verheirateten F r a u e n , die schraffierten Kreisflächen die Zahl der V e r w i t w u n g e n derselben aus. D i e letztere wird, da die M ä n n e r durchschnittlich älter sind als die F r a u e n , im allgemeinen grösser sein als die erstere. Beide A r t e n der E h e l ö s u n g e n sind in den jugendlichen Altersklassen im V e r g l e i c h mit den T r a u u n g e n w e n i g zahlreich, sie werden aber mit dem Fortschreiten des A l t e r s immer häufiger, während die Zahl der T r a u u n g e n immer mehr abnimmt. D;iher wird z. B . in der Altersklasse von 40—50 J a h r e n der die letztere darstellende K r e i s von den beiden anderen umschlossen, während er in der K l a s s e von 40—45 J a h r e n noch grösser ist als der den Todesfällen entsprechende und in den früheren A l t e r s ­ stufen weit über die beiden anderen hinausreicht. D i e Z e i c h n u n g stimmt übrigens kaum in roher A n n ä h e r u n g mit den wirklichen Zahlenverhältnissen überein. W o l l t e man die E h e s c h l i e s s u n g e n und - L ö s u n g e n nach ihrer O r d n u n g s z a h l unterschieden darstellen, so müsste man die ersten, zweiten und dritten Eheschliessungen und den zugehörigen weiteren Verlauf in besondere Z e i c h n u n g e n bringen, die etwa mit gleichen Altersstufen nebeneinander zu stellen wären. A u c h zur D a r s t e l l u n g der ehelichen G e b u r t e n nach dem A l t e r der Mutter, mit U n t e r s c h e i d u n g etwa der ersten, zweiten, dritten und der folgenden E n t b i n d u n g e n , vielleicht auch noch kombiniert mit den Eheschliessungen der betreffenden A l t e r s ­ klasse, wäre wieder eine besondere F i g u r erforderlich. D i e A n ­ schaulichkeit dieser Z e i c h n u n g e n würde noch wesentlich gewinnen, wenn die konzentrischen sich teilweise überdeckenden K r e i s ­ flächen von verschiedener B e d e u t u n g durch verschiedene F a r b e n gekennzeichnet würden. A u c h könnte man eine A r t von M o d e l l herstellen, indem man die verschiedenen Kreisflächen aus ver­ schiedenfarbigem Papier herstellt und diese Papierscheiben k o n ­ zentrisch übereinander legte. D a n n könnte man auch in d e m ­ selben R a h m e n beliebig viele Zustandsänderungen darstellen. 4. E i n e ähnliche U e b e r s i c h t des demographischen V e r l a u f s einer Generation lässt sich auch ohne graphische K o n s t r u k t i o n durch blosse S y m b o l e geben, für die man in jedem F a l l e die wirklich beobachteten Zahlen einsetzen kann. M a n erhält dadurch ein zusammenhängendes S c h e m a derjenigen statistischen R u b r i k e n , deren A u s f ü l l u n g wünschenswert wäre, wenn sie auch für grössere Staaten schwerlich jemals zu erwarten ist. 5* — r* 1*5 Q O+ ** e _+ q" w + »» > + © o w 1 1 + "g M W w 1 ! I 68 > O 'S" ° ° Ol g 4k 1 1 ~ 1 1 1 1 1 ß 1 1 -< ' 1 ' 1 ! 1 1 I 1 j 1 1 ! 1 1 M 1 1 > 0> w O M 1 1 > e>r a 1 > 0 > > o> •> ° W W 1 1 w 1 e>r > Ä a CS ß CT. -> »-^ 1 g S aOl c 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 B 1 z izT s % 3 g ?r 5J B~ "V ß K l Co "V Ä B <* CT) s "a Co °k l 1/1 Ol a X X ei ro 3 t»2!r pr B B <x> -< s -1 C 21 B B % t> B" a OD C IT *2 3 B" "g S Vi K B" g 5 'S* B CD ß w 1 pc w s ,g * K Ol 1 a E "3 TT % 5 z; Ol K 1 ! 1 w 1*6 1 1 V -< "i K " cn \ B" B ** Das S c h e m a bezieht 6o - sich nur auf j e e i n Geschlecht, und zwar in unserem Beispiel auf das weibliche. D i e ganze zu verfolgende weibliche Generation, die G zu bezeichnen wäre, nach dem a n g e n o m m e n e n S y s t e m mit umfasst L e b e n d - und T o t g e b o r e n e (erste K o l o n n e links). Letztere ( G) scheiden wir jedoch sofort aus, indem t wir sie zugleich in eheliche und uneheliche T o t g e b o r e n e zerlegen ( G dieselbe und t t G). Bei Unterscheidung den Lebendgeborenen (,G) wird nach dem Familienstand g e m a c h t ( * G und " g ) . In unserer A u f s t e l l u n g sind nun bloss fünfjährige Altersstufen an­ genommen, was für die Darstellung der Sterblichkeit jedenfalls nicht ausreichen würde, wenn man sich auch für die übrigen Z u standsänderungen vielleicht mit dieser summarischen Abstufung b e g n ü g e n kann. D i e Sterbefälle sind jedenfalls nach Jahresklassen und im ersten Lebensjahr mindestens nach Monatsstufen zu unter­ scheiden. D i e fünfjährige S t r e c k e ist auch als Einheit für die das A l t e r angebenden Indices g e n o m m e n und es bezeichnet daher z. B . 4 M die Zahl der Gestorbenen in der vierten Altersstrecke, d. h. im Alter von 1 5 bis 20 J a h r e n . Z u den beiden untersten Alters­ strecken, also bis zum A l t e r von 10 Jahren, ist auch die U n t e r ­ scheidung der Gestorbenen nach ehelicher oder unehelicher G e ­ burt mittels der Indices e und u v o r g e n o m m e n . D i e E i n w a n d e r e r werden mit E , die A u s w a n d e r e r mit bezeichnet und nach Altersstufen nach dem Familienstand insoweit unterschieden, für die Ledigen rechts den heirateten den I n d e x h trägt. (durch die Indices links) Index o und A und als das S y m b o l das für die Ver­ Z u den Verheirateten werden also auch die — wahrscheinlich w e n i g zahlreichen — verheiratet G e ­ wesenen, also die V e r w i t w e t e n gezählt. Der Einfachheit wegen sind die Indices nicht den einzelnen, E und A , sondern der allein weiter in Betracht kommenden D i f f e r e n z dieser Grössen (die auch negativ werden kann) beigefügt. D i e M , w o x (mit dem Jahrfünft als Einheit) die Zahlen von 1 0 bis 20 durchlaufen müsste, gestorbenen bezeichnen die im l e d i g e n Stande in der xten A l t e r s s t u f e , d. h. im A l t e r von 5 X — 5 bis 5 x J a h r e n . hervorgehenden S i e schliessen auch die aus den E i n w a n d e r e r n Gestorbenen ein, soweit diese ursprünglich ledig waren und ledig geblieben sind. In der dritten senkrechten A b - teilung bezeichnet in der x-ten H K allgemein 1 fünfjährigen die Z a h l der e r s t e n Altersstufe, x M t Altersstufe in der ersten E h e Gestorbenen, dieser X W , die Zahl der Altersstufe zum ersten M a l V e r w i t t w e t e n , der in dieser S t u f e im allen diesen ersten Zahlen können E i n w a n d e r e r n herrühren. Symbole X zweiten Witwenstande 2 X 2 X Abteilung X 2 witwungen. X X vierte k o m m e n , so können E b e n s o in Heiraten sie mit und In die von haben die für die der fünften für die dritten Heiraten und 3 Sollten sein, in Zahl Gestorbenen. Bedeutungen x und V e r w i t w u n g e n . 3 M y die In der vierten A b t e i l u n g H , M , W , 3 x auch F ä l l e enthalten H , M , W , M j entsprechende Heiraten Heiraten die Zahl der in dieser Ver­ Verwitwungen vor­ den dritten vereinigt werden. Die W a n d e r u n g e n haben a u f die Zahlen der zweiten und dritten E h e n jedenfalls weit weniger vierten Altersstufe Einfluss, als auf die der wird es dritte E h e n wohl ersten. In überhaupt der nicht geben. Ferner bedeutet X x-ten Altersstufe, j M 1 S t u f e Gestorbenen, H X S die die S Zahl Zahl die der der Zahl Ehescheidungen als der Geschiedene in in der dieser V e r h e i r a t u n g e n von G e ­ schiedenen in dieser Stufe. Die N enthaltenden S y m b o l e endlich beziehen Niederkunft. x N k bedeutet sich auf die die Zahl der in der x-ten Altersstufe der M u t t e r ehelich u n d lebend geborenen K n a b e n und dieselbe B e d e u t u n g für die M ä d c h e n . Ordnungszahl der Geburt ist hier x N hat m E i n e U n t e r s c h e i d u n g der nicht vorgesehen. Es wäre aber vielleicht zweckmässig, wenigstens die weitere U n t e r s c h e i d u n g in N k und x x N k nebst der entsprechenden für die M ä d c h e n vor­ zunehmen, w o das erste S y m b o l sich auf die ersten E n t b i n d u n g e n der M ü t t e r und das andere sich auf die zweiten u n d folgenden bezieht. In dem unteren S t ü c k e dieser A b t e i l u n g bedeuten die S y m ­ bole l l N , N k m , "Nk, ' N m u. s. w. die Zahlen der lebendgeborenen K n a b e n und M ä d c h e n aus ersten, zweiten und dritten E h e n . D i e folgende A b t e i l u n g mit den S y m b o l e n x N k und x N m be­ zieht sich auf die unehelichen L e b e n d g e b o r e n e n mit U n t e r s c h e i d u n g ihres G e s c h l e c h t s und der letzten A b t e i l u n g bezeichnen denselben Unterscheidungen. leicht verständlichen Altersstufe X N K und X der Mutter und in der N „ , die T o t g e b o r e n e n mit I n d e m unteren Teile ist noch mit S y m b o l e n die U n t e r s c h e i d u n g der G e s a m t - — zahl der männlichen und Familienstande beigefügt. 7> — weiblichen Totgeborenen nach dem W i e man sieht, enthalten die senkrechten R e i h e n G e s a m t ­ heiten derselben A r t , die sich (abgesehen von den N in den unteren S t ü c k e n der drittletzten und letzten Abteilung) nur durch die Altersstufe unterscheiden. D i e S u m m e einer jeden A r t kann einfach durch W e g l a s s e n des A l t e r s i n d e x ausgedrückt werden, wie das in der untersten Horizontalreihe geschehen ist. E b e n s o bilden die M die S u m m e der rechtsstehenden H o r i ­ zontalreihen von M mit besonderen Indices. A u c h die H und die W bilden h o m o g e n e Horizontalreihen und den W können nötigenfalls auch die S als nächstverwandt zugerechnet werden. X X X X X X 5. A l l e Zahlen in dieser Uebersicht beziehen sich nur auf Z u s t a n d s ä n d e r u n g e n , nicht aber auf die in einem bestimmten Zustande an einer bestimmten Altersgrenze v o r h a n d e n e n G e ­ samtheiten. W i r wollen diese mit einem allgemeinen A u s d r u c k , der den F a l l der Ueberlebenden in der A b s t e r b e o r d n u n g mit u m ­ fasst, als die U e b e r g e h e n d e n bezeichnen. W i r d nur die einzige Zustandsänderung des S t e r b e n s vorausgesetzt, so ist immer ein­ fach _|_iU = U — M , wenn mit U und x + i U die in die x-te und (x-f- i)-te Jahresklasse U e b e r g e h e n d e n bezeichnet w e r d e n ) . D e r A n f a n g s b e s t a n d , U ist hier gleich der Zahl der lebend G e ­ borenen G . F i n d e n W a n d e r u n g e n statt und bezeichnen wir die Differenz ( E — A ) mit D , so ist U = U — M -)-xD, w o X M a l l e Gestorbenen der betreffenden Altersstufe, also mit Einschluss der etwa gestorbenen Einwanderer, bedeutet. Stellen wir so die R e i h e der U von , U bis kk)U auf, so erhalten wir eine U e b e r g a n g s o r d n u n g , die aber von der A b s t e r b e o r d n u n g der ursprüng­ lichen Generation um so mehr verschieden ist, je grösser die Diffe­ renzen der E i n - und A u s w a n d e r u n g e n in den einzelnen Altersstufen x X X X 1 e X sind. X X + 1 X X D a h e r stellt auch das V e r h ä l t n i s ^ j — x nicht die Sterbens- u Wahrscheinlichkeit in der x-ten Altersklasse dar, jedoch wird dieses Verhältnis, w e n n die W a n d e r u n g e n nicht bedeutend sind oder in derselben Altersklasse annähernd gleichmässig bleiben, für die 1 ) Im folgenden sind e i n j ä h r i g e burtsstrecke angenommen, Altersstufen enthält. Altersklassen während das Schema S . 68 wie des auch eine einjährige R a u m e s wegen Ge­ fünfjährige 72 aufeinander Noch X folgenden Generationen ziemlich konstant mehr unterscheidet sich das Verhältnis — — bleiben. — oder M— D, X , das wir als das A b g a n g s v e r h ä l t n i s d e r L e b e n d e n X ^ einer durch W a n d e r u n g beeinflussten Generation bezeichnen wollen, von einer Sterbenswahrscheinlichkeit. Bei starker E i n w a n d e r u n g k a n n es negativ, also ein Z u g a n g s v e r h ä l t n i s , werden und nur bei kleinem D im V e r g l e i c h zu M oder bei geringer Veränderlich­ keit von D wird es sich einigermassen konstant zeigen. A d d i e r e n wir die G l e i c h u n g e n U — U = M — D , wenn für x alle Zahlen von i bis 100 gesetzt werden, so erhalten wir T J = [ G = M — D , w o M und D die S u m m e aller Gestorbenen und der sämtlichen (positiven und negativen) Ueberschüsse der Einwanderer über die A u s w a n d e r e r bezeichnen. Bedeutet U„ die Zahl der als L e d i g e in die x-te A l t e r s ­ stufe U e b e r g e h e n d e n , so bildet die vollständige R e i h e dieser Zahlen die U e b e r g a n g s o r d n u n g der L e d i g e n , und zwar ist + i U = U — „Mo-fjDo—„Hi, w o X H X auch die zum ersten M a l e heiratenden E i n w a n d e r e r aus dieser Altersstufe mit einschliesst. A d d i e r t man die G l e i c h u n g e n X U 0 — x -|_iU 0 = x M 0 — x D ( > 4- x Hi (von x = i bis x = i o o ) , so erhält man i U „ = , G = M — D - | - H i . X X + 1 X X 1 X x 0 -nv XT Das Verhältnis x T T x 0 0 • xU — +iU„ 0 0 X M„—xDo-j-xHt — - oder -=- kann als das T A b g a n g s v e r h ä l t n i s der L e d i g e n bezeichnet werden. E s wird wohl immer positiv sein und unterliegt dem Einflüsse der W a n d e r u n g e n weit weniger als das vorher erwähnte, da dem D die S u m m e i M ^ j H i gegenübersteht. E s wird sich von Generation zu G e n e ­ ration ziemlich konstant erhalten, obwohl es keine Wahrscheinlich­ keit darstellt. X 0 W e r d e n die in die x-te Altersstufe übergehenden V e r ­ h e i r a t e t e n in e r s t e r E h e mit U i bezeichnet, so hat man für die U e b e r g a n g s o r d n u n g dieser Verheirateten - ^ U i = U i - ( - H i — Mi— W!-j- D — S. D a b e i ist a n g e n o m m e n , dass die verheirateten E i n - und A u s w a n d e r e r D | , und die Geschiedenen S ausschliess­ lich in der ersten E h e stehen. G e h t man von dem A l t e r von 15 Jahren, also von der 16. Altersklasse aus, so ist Ui = o und durch S u m m i e r u n g der G l e i c h u n g e n für U i — + i U i erhält m a n : o = H ! — M i — W i + Dh— S oder H = Mi + W , — D - f S , wie x x x x x h x x X X X 16 x t x h /o sich auch leicht durch unmittelbare U e b e r l e g u n g ergiebt. Das Verhältnis der Differenz U l — _|- ] U i oder Mi - | - W i — H i — D h -fS zu U i wird in den jüngeren Altersklassen w e g e n des U e b e r g e w i c h t s von H i negativ sein, also der Z u g a n g den A b g a n g überwiegen. E s kann natürlich erst von dem A l t e r ab gebildet werden, in dem U i mindestens — i ist und es bleibt dann während einer gewissen Altersstrecke grösser als —i. Bei nicht allzu grossen W a n d e r u n g e n wird es ebenfalls ziemlich konstant sein. F ü r die Verheirateten in zweiter E h e ist x Uo— x 4- 1U2 = xMä-j-xWa— x Hä— X H S , wenn man annimmt, dass W a n d e r u n g e n und S c h e i d u n g e n in zweiter E h e w e g e n ihrer geringen Zahl nicht besonders berücksichtigt zu werden brauchen. F ü r die V e r ­ heirateten in dritter E h e fällt unter dieser V o r a u s s e t z u n g auch das Glied H w e g . D a s A b g a n g s v e r h ä l t n i s für beide K a t e g o r i e n von dem dem W e r t e J J ? — U = 1 entsprechenden A l t e r ab er­ giebt sich ohne weiteres. x X x x x x x x x x X S x ; i Lässt man die U n t e r s c h e i d u n g der O r d n u n g s z a h l e n der E h e ­ schliessungen fallen und fasst alle Heiraten zusammen und be­ zeichnet die in die x-te Altersstufe U e b e r g e h e n d e n mit Ui, und die zusammengefassten O r d n u n g s z a h l e n bei den H, M und W ebenfalls mit dem I n d e x h, so ist x U i , - - x + iUi, = M i , - f - W i , — xHh-j-xS— X H 9 — x Dh, woraus sich auch das A b g a n g s v e r h ä l t n i s der Verheirateten ergiebt, das a n f a n g s negativ ist. x x x F ü r die Gesamtheit aller V e r w i t w e t e n ohne U n t e r s c h e i d u n g der O r d n u n g s z a h l endlich erhält man bei V e r n a c h l ä s s i g u n g der W a n d e r u n g e n und S c h e i d u n g e n , wenn der I n d e x w die dem h in dem vorigen Fall entsprechende B e d e u t u n g hat, während durch den I n d e x w bei H nur die H und H , also die W i e d e r v e r ­ heiratungen zusammengefasst w e r d e n , U — + i U w = x M ^ , - | - x H w , - W wiederum eine anfangs negative Differenz, also ein Z u g a n g , dem auch ein negatives A b g a n g s v e r h ä l t n i s entspricht. 2 3 X X W x W 6. W i l l man die Wahrscheinlichkeiten der e i n z e l n e n Z u ­ standsänderungen in einer Altersklasse ausdrücken, so sind alle übrigen wie E i n w a n d e r u n g und A u s w a n d e r u n g zu behandeln. S o erhält man bei A n w e n d u n g der einfachsten Näherungsformel für die allgemeine Sterbenswahrscheinlichkeit der x-ten A l t e r s ­ klasse mit B e r ü c k s i c h t i g u n g der W a n d e r u n g e n _ _ ^ M ^ ~ xU + ^ D ' — für 74 — die Sterbenswahrscheinlichkeit der L e d i g e n : A ? ~ «Uo + i U D « , - ^ ) x 9 ; für die Sterbenswahrscheinlichkeit aller Verheirateten, ohne R ü c k ­ sicht auf die O r d n u n g s z a h l : xMh xU + 4 ( H — » W h - l - x D , , — S ) ' = l 9 , h h für x h X die Sterbenswahrscheinlichkeit der V e r w i t w e t e n , ohne Rück­ sicht auf die O r d n u n g s z a h l : xm; ' wo H w V w U X W +*( W X W — H -f D ) x w X ' W sich, wie oben, auf die Wiederverheiratungen bezieht und die S c h e i d u n g e n von W i t w e n vernachlässigt sind. Für U X ist erste S y m b o l 2 und in q) x einzusetzen die S u m m e aller |G—2 M-\-2 T>, y wo y M von y = X das i bis y = x — i das zweite die entsprechende S u m m e der E i n - oder A u s g e ­ wanderten In bezeichnet. q> x ist a X U = i G — 2 M -\0 y 2 D —2f Hh, 0 y S u m m i e r u n g e n wieder bis x — i In q? x ist h Uu=-r Hh—2 M x y 0 w o y bei y den geht. y h —J Wh-f-2 D —2 S, y y h y wo y v o n dem frühesten zulässigen Heiratsalter bis x — i zu nehmen ist. In <p x ist w X U W = 2\W W — -2" H — ^ Mw y w y + ^ D , y w wo y frühestens mit 17 beginnt und wieder bis x — 1 reicht. Einfacher jedoch ist es, wenn die Zahl der U e b e r g e h e n d e n für alle Zustandsänderungen in ähnlicher W e i s e wie bei der so­ genannten direkten M e t h o d e der B e s t i m m u n g der Sterbenswahr­ scheinlichkeiten in den einzelnen Altersklassen nissen der V o l k s z ä h l u n g mit H i n z u f ü g u n g einer wenn nicht direkt Elementargesamtheit gleichförmiger bestimmten, ermittelt so wird. oder gleichförmig doch Unter aus den E r g e b ­ entsprechenden, geschäzten der veränderlicher unteren Voraussetzung V e r t e i l u n g der nach A n a l o g i e der W a n d e r u n g e n aufgefassten A b - und Z u g ä n g e erhält man dann nach der ersten N ä h e r u n g s m e t h o d e für die B e ­ s t i m m u n g von q> die Sterbenswahrscheinlichkeiten Kategorien und u n a b h ä n g i g von Zugänge, der der einzelnen K e n n t n i s der G r ö s s e der A b - wie dies oben hinsichtlich der W a n d e r u n g e n g e ­ zeigt worden ist. Ist z. B . die Zahl der ledigen L e b e n d e n in der betrachteten x-ten einjährigen Altersklasse nach der V o l k s z ä h l u n g 75 *L* und wird die unmittelbar — beobachtete anliegende untere E l e m e n t a r g e s a m t h e i t v o n gestorbenen L e d i g e n , die durch A b g a n g von H e i r a t e n d e n und vielleicht durch Z u g a n g von E i n w a n d e r n d e n beeinflusst ist, mit ( d' ) x X Andererseits x<Po gleich von X U X U = 0 bezeichnet, so hat man 0 X LJ + M^-lUDo-xHj. aber ist der N e n n e r in dem U 0 -f- ( LJ \ X Näherungswerte von — xHj) und durch Einsetzen des W e r t e s 0 erhält man also 0 _ *M 0 s ; ' "~ .14 • (, ':>• Entsprechend heirateten X die Sterbenswahrscheinlichkeit h u r ) x9?h = —•• ~ —r 2 x wenn ist Lh der Ver­ d die der V e r w i t w e t e n -f ( A ) X H durch die L J und L J . die gezählten gleichzeitig L e b e n d e n der betreffenden K a t e g o r i e und durch die (zlh) und (zC) die ent­ sprechenden anliegenden Elementargesamtheiten von Verstorbenen bezeichnet werden. D i e M bedeuten in diesen A u s d r ü c k e n immer die beobachteten, durch die A b - und Z u g ä n g e beeinflussten Hauptgesamtheiten Das v o n Verstorbenen ersten der einzelnen K a t e g o r i e n . V e r s c h w i n d e n der die A b - und Z u g ä n g e selbst ausdrücken­ den Grössen aus den F o r m e l n erklärt sich einfach dadurch, dass 2 die L einen beeinflussten durchschnittlichen, Bestand der durch scheinlichkeit zu bestimmen ist, darstellen. man die Standesgruppe, natürlich auch wieder A b - und deren Zugänge Sterbenswahr­ N ä h e r u n g s w e i s e kann für die ersten H a u p t g e s a m t h e i t e n M die leichter zu bestimmenden entsprechenden dritten H a u p t g e s a m t ­ x heiten und für die A die Hälfte dieser letzteren y. I n gleicher W e i s e wie diese lassen sich a u c h die Wahrscheinlichkeiten standsänderungen gänge aufstellen. durch T o d wie einsetzen. Sterbenswahrscheinlichkeiten für die sonstigen I n diesen F ä l l e n werden A u s w a n d e r u n g e n behandelt N e n n e r des Wahrscheinlichkeitsausdrucks auftretende Zu­ die A b ­ und die im Elementar­ gesamtheit bezieht sich auf die Zustandsänderung, um die es sich handelt. Ist z. B . die Heiratswahrscheinlichkeit o?° der L e d i g e n x im x-ten Altersjahr zu bestimmen, so ist der Zähler dieses Bruches - 6 X H, und der N e n n e r X U -f- i ( D — M„). 0 x 0 Andererseits aber X ist xU„ = Lo + ( z l h ) ~ ^ ( D — M„), w o ( ,Ji,) die E l e m e n t a r g e s a m t ­ x x x X 0 heit derjenigen darstellt, x die nach U e b e r s c h r e i t u n g der unteren G r e n z e des x-ten Altersjahres und vor dem (am E n d e des K a l e n d e r ­ jahres liegenden) Zeitpunkt der V o l k s z ä h l u n g aus dem ledigen in den Ehestand X 1 -•— demnach keit getreten der —. Verwitwung der aufgelösten sind. Der Näherungswert von ist A e h n l i c h findet man als W a h r s c h e i n l i c h (ohne Unterscheidung E h e ) im x-ten der O r d n u n g s z a h l Altersjahre q\ x h = v - - -, x U + (xX) wo x L die durch V o l k s z ä h l u n g ermittelte Zahl der verehelichten h F r a u e n im x-ten Altersjahr und ( A„) die X Elementargesamtheit der noch vor der V o l k s z ä h l u n g in diesem Altersjahr verwitweten bezeichnet. Mit gewisseti auch anwenden, verheirateten Modifikationen Hessen sich diese Methoden um die Wahrscheinlichkeit der Niederkunft der F r a u e n in den weise darzustellen. einzelnen Altersklassen näherungs­ D a s dazu erforderliche Material wird schwerlich jemals beschafft werden und man würde indes schon zu­ frieden sein können, wenn wenigstens die r e l a t i v e n W a h r s c h e i n ­ lichkeiten der Niederkünfte in den verschiedenen Altersklassen einer weiblichen Generation bestimmt werden könnten, d. h. wenn a n g e g e b e n werden könnte, wie viele von der G e s a m t z a h l der aus dieser Generation h e r v o r g e g a n g e n e n G e b u r t e n in die einzelnen ehelichen Altersklassen und fallen, G e s c h l e c h t der Geborenen zu unterscheiden unehelichen wobei auch das wäre. A u s s e r den hier angeführten lassen sich noch viele andere statistisch bedeutsame Zustandsänderungen in den demographischen Lebenslauf einfügen, so B e g i n n und A u f h ö r e n der Berufs- oder Erwerbsthätigkeit, Invalidität, Unfälle, V e r g e h e n und V e r b r e c h e n , bei den Sterbefällen auch Unterscheidung der Todesursachen. A u s diesem allgemeinen Leitfaden ergiebt sich leicht das S c h e m a für die rationelle B e h a n d l u n g auch dieser E r s c h e i n u n g e n . 8. B e i dem demographischen Lebenslauf wird aber voraus­ gesetzt, dass sprünglichen finden. Zur alle Zustandsänderungen Generation innerhalb oder Gesamtheit von vollständigen Beobachtung derselben Geborenen desselben an ur­ statt­ einer 77 wirklichen Generation wäre also etwa ein Jahrhundert erforder­ lich, und daher lässt sich praktisch dieser Lebenslauf nur rech- nungsmässig indem angenommen für eine ideale Generation wird, dass in dieser die aufstellen, verschiedenen Zustands­ änderungen in jeder Altersklasse mit denjenigen Wahrscheinlich­ keiten eintreten, die für die G e g e n w a r t gelten. demographische Lebenslauf ist also D e r so g e w o n n e n e nur ein G e d a n k e n d i n g , das theoretisch ohne Zweifel grosses Interesse darbietet und, sofern es die A b s t e r b e o r d n u n g einschliesst, das Versicherungswesen sicht besitzt, über die u n m i t t e l b a r e n obachtungen nicht gewährt. auch praktische B e d e u t u n g für aber eine z w e c k m ä s s i g e Ueber- E r g e b n i s s e der statistischen Be­ Diese stellen nicht die demographi­ schen Zustände und Zustandsänderungen einer Generation, sondern die einer ganzen, gleichzeitig verteilten B e v ö l k e r u n g lebenden, auf alle Altersklassen dar und dürfen eine besondere dische B e h a n d l u n g in A n s p r u c h nehmen. metho­ J e d o c h kann auch für diese der demographische Lebenslauf einer Generation als faden dienen, da die in diesem bedeutsamen Leit­ Zustandsänderungen auch für die gleichzeitig lebende B e v ö l k e r u n g zu berücksichtigen sind. Wäre eine B e v ö l k e r u n g stationär, so würden in allen Beziehungen alle A r t e n von vollständig Zustandsänderungen halb eines Kalenderjahres in jeder Altersklasse inner­ der B e v ö l k e r u n g mit derselben F r e q u e n z auftreten, wie in der gleichen Altersklasse einer in ihrem Lebenslauf verfolgten Jahresgeneration. also die Punkteninhalte Altersstufen des entsprechenden sein. In immerhin der schrägen verschiedenen Streifens b a c a 4 Stufen in dem senkrechten Wirklichkeit aber behalten trifft diese die 5 E s würden A r t e n , z. Ii. in den (Fig. 9) denen der Streifen b c e f A n n a h m e freilich Zustandsänderungen gleich nicht der zu, gleich­ zeitigen B e v ö l k e r u n g , wie sie sich in dem schrägen Streifen dar­ stellen, eine graphischen leicht zu Lebenslauf übersehende und Beziehung zu dem dieser selbst tritt, wie der Linie b e, wenigstens annähernd in um so demo­ z. B . l ä n g s grösseren Bruch­ stücken hervor, je mehr Jahresbeobachtungen der Zustandsände­ r u n g e n der B e v ö l k e r u n g aneinandergereiht werden. D i e s e letzteren indes, die durch die fortlaufenden statistischen E r h e b u n g e n in grösserer oder geringerer V o l l s t ä n d i g k e i t geliefert werden, und zwar meistens in der F o r m dritter Hauptgesamt­ heiten (wie die von b c m n begrenzten), seltener in zweiten H a u p t - gesamtheiten (wie die v o n b m o n begrenzten) ausnahmsweise in Elementargesamtheiten. und bisher nur D i e für diese G e s a m t ­ heiten zu bildenden Verhältniszahlen aber sind wesentlich anderer A r t , als die für die gleichartigen Zustandsänderungen einer G e n e ­ ration heiten einen aufgestellten. der A u s der R e i h e Zustandsänderungen der dritten H a u p t g e s a m t ­ eines Kalenderjahres (die schrägen Streifen ausfüllen würden) lassen also sich bei nicht­ stationärer B e v ö l k e r u n g die absoluten Wahrscheinlichkeiten dieser Zustandsände­ rungen in einzelnen den Al­ tersklassen nicht ableiten, d. h. man k a n n nicht sagen, wie viele von den­ jenigen, die die untere Grenze dieser Alters­ klasse über­ schreiten, inner­ halb derselben die Zustandsänderung erfah­ ren. W o h l aber „, , kann man relative oder analy- Fie. Q. tische scheinlichkeitsverhältnisse bilden, d. h. bestimmen, der einem Gesamtzahl der in ä n d e r u n g e n einer gewissen entfallen. D i e einzelnen Jahr vorkommenden A r t auf die einzelnen F ä l l e gehen hier nicht reden, kann man der bei den Todesfällen Form nach von z. B . von einer der, von Zustands­ Altersklassen aus einer meinschaftlichen Quelle, einer Jahresgeneration hervor, aber Wahr­ wie viele ge­ dennoch Wahrscheinlichkeit dass ein aus der G e s a m t z a h l der Gestorbenen eines Kalenderjahres zufällig heraus­ gegriffener einer technische Zwecke bestimmten auf diese A r t nicht Altersklasse brauchbare ableiten, angehöre. Sterblichkeitstabelle Eine lässt für sich aber diese relativen Sterbenswahr- 79 — scheinlichkeiten der Altersklassen sind von J a h r zu J a h r ebenfalls ziemlich konstant, wenn sie nicht durch u n g e w ö h n l i c h e S t ö r u n g e n beeinflusst werden, und sie sind daher zur Charakterisierung der Mortalitätsverhältnisse einer Bevölkerung wohl geeignet. selbe gilt von den relativen Wahrscheinlichkeiten Das­ der jährlich in einer B e v ö l k e r u n g in den verschiedenen Altersklassen stattfinden­ den T r a u u n g e n , V e r w i t w u n g e n und Niederkünften. Innerhalb der einzelnen Altersklassen vollends k a n n man durch­ aus vergleichbare, weil durch B e v ö l k e r u n g s z u n a h m e und W a n d e ­ r u n g e n nicht oder nur sehr w e n i g gestörte analytische W a h r s c h e i n ­ lichkeitsverhältnisse bilden, z. B . für das Verhältnis der K n a b e n ­ geburten oder der T o t g e b u r t e n zur Gesamtzahl der Geburten in den verschiedenen Altersstufen der M ü t t e r oder das V e r h ä l t n i s des V o r k o m m e n s einer bestimmten Todesursache zu der G e s a m t ­ heit der Sterbefälle. 9. E i n anderes charakteristisches Verhältnis wird dadurch gebildet, dass die Zahl der Zustandsänderungen einer bestimmten A r t innerhalb eines Kalenderjahres und einer Altersklasse durch die Durchschnittszahl derjenigen geteilt wird, die sich während des J a h r e s in dem der A e n d e r u n g unterliegenden Zustand befinden. In der Sterblichkeitsstatistik wird dieses Verhältnis als Sterblichkeitskoefficient für die einzelnen Altersklassen bezeichnet, und ana­ l o g kann man einen Heiratskoefficient der witwungskoefficienten Aenderungskoefficienten, kann, sind keine L e d i g e n , einen V e r - der Verheirateten u. s. w. aufstellen. wie man sie allgemein Wahrscheinlichkeiten von Diese bezeichnen Zustandsänderungen in Jahresstrecken oder überhaupt in endlichen Zeitstrecken, sondern sie ergeben kleinen zeit sich aus der R e i h e der unendlich Wahrscheinlichkeiten, dafür bestehen, dass die die im L a u f e beobachteten nächsten unendlich kleinen Zeitelement ä n d e r u n g erfahren. vielen der unendlich Beobachtungs­ Personen in dem die betreffende Zustands- D a b e i bilden diese Personen aber nicht eine Gesamtheit von G l e i c h a l t e r i g e n , sondern von G l e i c h z e i t i g e n in der Altersklasse von x bis x - f - n Jahren. Bei gleichmässigem Fortschreiten der B e v ö l k e r u n g in allen ihren Bestandteilen ist der N e n n e r des Stande fraglichen am A n f a n g Quotienten gleich dem Mittel aus z. B . aus den Zahlen der entsprechenden S c h n e i d e p u n k t e in Linien mr und no dem und a m E n d e des Beobachtungsjahres, also den (Fig. 9), während der Zähler durch die Zahl 8o der betreffenden A e n d e r u n g s p u n k t e in dem P a r a l l e l o g r a m m m n o r gebildet wird. Jahres Bei stationärer B e v ö l k e r u n g werden im L a u f e des die Ausscheidenden fortwährend durch eine gleiche Zahl von neu in die Altersklasse Eintretenden ersetzt und der N e n n e r der Aenderungskoefficenten fang des worfenen strecken ist dann einfach gleich der am A n ­ Beobachtungsjahres Zustande übt der in Lebenden. Unterschied dem Hei der Aenderung einjährigen zwischen der Beobachtungs­ mittleren A n f a n g s b e v ö l k e r u n g auf den Aenderungskoefficienten g e r i n g e n Einsfluss aus und keitskoefficienten unter­ und der nur einen man kann daher z. B . als Sterblich- auch den Quotienten der in einem K a l e n d e r j a h r in einer Altersklasse Gestorbenen durch die in dieser Altersklasse am J a h r e s a n f a n g L e b e n d e n nehmen. Lässt man die Unter­ scheidung der Altersklassen fallen, so erhält man die allgemeinen Aenderungskoefficienten völkerungskategorie. für die ganze Bevölkerung Jahres ist dies die sogenannte Sterbeziffer. fern als ein g e n e t i s c h e s stehenden Sterbefälle M a n kann Be­ eines sie inso­ Verhältnis bezeichnen, als die im Zähler aus bildenden, durch neue allen Geburten B e v ö l k e r u n g hervorgehen. Altersstufen sich der fortwährend D i e entsprechend rationellerweise nicht die den Nenner ergänzenden gebildete ziffer aber hat eine weniger h o m o g e n e G r u n d l a g e . müsste für sie oder F ü r die Gesamtheit der Sterbefälle Zahl Heirats­ A l s Nenner der B e v ö l k e r u n g , sondern die der L e d i g e n des betreffenden Geschlechts, oder wenn die O r d n u n g s z a h l der Heiraten nicht berücksichtigt wird, die der L e d i g e n und der V e r w i t w e t e n genommen werden. Aber auch diese Zahl hat noch immer gleichsam einen unnützen Ballast, da die L e d i g e n unterhalb einer gewissen A l t e r s g r e n z e und auch in der höchsten S t u f e des Greisenalters zu der Zahl der Heiratenden nichts beitragen. d e m niedrigsten E i n e A b g r e n z u n g dieser G r u n d z a h l e t w a nach gesetzlich zulässigen Heiratsalter behält immer etwas Willkürliches, zumal diese G r e n z e für die beiden Geschlechter verschieden ist. witwungsziffer Jahres Ein für entstehenden handenen fest beide begrenztes Verwitwungen Verheirateten Verhältnis Geschlechter, vorkommen bei da die allen können. die Ver- während ist eines gleichzeitig vor­ Dagegen V e r h ä l t n i s der jährlichen G e b u r t e n zu der Zahl der Ehen wieder nicht rein genetisch die G e b u r t e n nicht aus allen ist das bestehenden und nicht fest bestimmt, diesen E h e n hervorgehen da können, — 8i sondern nur aus denjenigen, in denen die E h e g a t t e n gewisse, aber nicht g e n a u festzustellende A l t e r s g r e n z e n nicht überschritten haben und in denen seit der letzten Geburt eine gewisse Zeit ver­ strichen ist. A n s t a t t die jährlich erhobenen Zustandsändernngen zu der B e v ö l k e r u n g oder den entsprechenden io. Bevölkerungskategorien in B e z i e h u n g zu setzen, kann man auch ihre Verhältnisse unter­ einander als demographische Kriterien benutzen. U m die Be­ d e u t u n g derselben zu übersehen, nehmen wir eine in allen ihren Zuständen und Zustandsänderungen s t a t i o n ä r e Dann veranschaulicht ein bis zur höchsten B e v ö l k e r u n g an. Altersgrenze gehender, mit allen A r t e n von P u n k t e n ausgefüllter Streifen, wie N N ' U 7 S U 7 ( F i g . 4), den s durch­ senkrechter demographischen L e b e n s ­ lauf einer Generation, andererseits aber enthält auch jedes Paral­ lelogramm des schrägen Streifens N N IL, U , der die Zustands­ 7 änderungen der g l e i c h z e i t i g e n s ; ) B e v ö l k e r u n g darstellt, nach A r t und Zahl die gleichen Punkteninhalte, wie das derselben A l t e r s ­ klasse entsprechende Quadrat des senkrechten Streifens. also auch Punkte z. B . die die in beiden vorhanden. ehelichen Niederkünfte S o sind bezeichnenden Streifen in gleicher Zahl und Altersverteilung Ihre G e s a m t z a h l aber ist in den Streifen N N U 7 offenbar gleich der in der Zeitstrecke N N s 2 U 3 enthaltenen Punkte für die ehelichen G e b u r t e n und daher ist die Zahl des in dem 7 Streifen N N U U letzteren Zahl gleich. 7 8 7 Niederkünfte und einer bis zu s H ihrem verzeichneten Wenn die Niederkünfte man N Zahl s e die Zahl ebenfalls aller aller Heiraten bezeichnet, Aussterben verfolgten dieser ehelichen die in weiblichen JahresN c generation v o r g e k o m m e n sind, so bietet das Verhältnis ^ offen­ bar das M a s s der gesamten Diese ehelichen Fruchtbarkeit dar. e beiden Zahlen sind aber auch den Zahlen [ N ] und [ H ] aus s c h r ä g e n Streifen einem gleich, welche Kalenderjahre ehelich demselben geschlossen angeben, geboren worden sind wie viele und wie und dem K i n d e r in viele demnach Ehen bildet in bei d u r c h w e g stationären Bevölkerungszuständen auch das V e r h ä l t n i s ^ ^ das M a s s der ehelichen Fruchtbarkeit. I n W i r k l i c h k e i t ist L J nun ein solcher stationärer Zustand nicht vorhanden und im all­ H gemeinen Loxis, wird die jährliche Zahl B e v ö l k e n i n g a - u. M o r a l s t a t i s t i k . der verschiedenen ö Zustands- 82 — änderungen gleichen ist, der B e v ö l k e r u n g im — V e r g l e i c h mit der, die in der Altersklasse der j ü n g s t e n Jahresgeneration zu erwarten um so kleiner weiter daher Wenn aber zwei sein, je höher die ihr Altersklasse ist und j e Geburtszeit Zustandsänderungen, die Jahresgeneration im ganzen aus einer diese entsprechende gleichzeitigen zurückliegt. in einer ablaufenden in der A n z a h l A und B auftreten, B e v ö l k e r u n g in einem K a l e n d e r j a h r in der A n z a h l [ A ] und [ B ] hervorgehen, so können A u n d [ A ] so­ wie B und [B] erheblich voneinander verschieden das Verhältnis [BJ sein, während d o c h vielleicht nur w e n i g v o n ^ B abweicht. Bei den für die D e m o g r a p h i e in Betracht k o m m e n d e n V e r h ä l t ­ nissen von Gesamtheiten, die nicht die g a n z e Lebenszeit, sondern nur die mittleren That mehr oder Altersjahrzehnte umfassen, weniger zu trifft dies in und insbesondere wird bei r m a s s i g fortschreitender B e v ö l k e r u n g N allzuweit von das Verhältnis der nur e N l ^ nicht e H abweichen und dass demnach wenigstens mit einiger A n n ä h e r u n g als M a s s der ehelischen Fruchtbarkeit b e trachtet werden können. E b e n s o können die Verhältnisse und [Hl h [M l W Ktt^t als N ä h e r u n g s a u s d r ü c k e für (_rij xi h M und - — g e n o m m e n werden, ti nämlich für die bei j e d e m G e s c h l e c h t besonders zu bestimmenden Wahrscheinlichkeiten, dass die geschlossenen Ehen durch V e r - w i t w u n g oder T o d des betreffenden Teiles gelöst werden. I i . D i e Zahlenverhältnisse, welche die Zustände und jähr­ lichen Zustandsänderungen der gleichzeitigen B e v ö l k e r u n g c h a r a k ­ terisieren, zeigen im allgemeinen einen ähnlichen G r a d von K o n ­ stanz, wie diejenigen, die sich aus dem demographischen V e r l a u f einer Generation ergeben. mittelbaren D i e ersteren B e o b a c h t u n g e n abgeleitet aber sind aus den un­ und sie stellen gleichsam das annähernd feste F a c h w e r k dar, das fortwährend von den sich stets erneuernden demographischen M a s s e n ausgefüllt wird. Ge­ rade diese Stetigkeit der inneren S t r u k t u r der Gesellschaft fest­ zustellen und aus den Massenerscheinungen der G e g e n w a r t a u f die wenigstens die Statistik der nächsten sowohl Zukunft zu schliessen, wissenschaftlich wie praktisch ist eine für besonders j - 8 - 3 w i c h t i g e A u f g a b e und diese lässt sich praktisch leichter mit H i l f e der Aenderungskoefficienten der B e v ö l k e r u n g als mit den W a h r scheinlichkeitsfolgten oder sonstigen Verhältnissen der rechnerisch ver­ Generationen darstellen. S o liegt z. B . keinerlei Grund zu der A n n a h m e vor, dass das V e r h ä l t n i s der im A l t e r v o n 20 bis 25 Jahren in einem K a l e n d e r j a h r Gestorbenen zu der Zahl der im A n f a n g konstant des J a h r e s in dieser Altersklasse L e b e n d e n weniger sei, als das Verhältnis der aus einer Jahresgeneration stammenden Gestorbenen in dieser Altersklasse zu der Zahl der­ jenigen, die aus dieser Generation die A l t e r s g r e n z e von z w a n z i g Jahren überschritten haben. Das erstere Verhältnis aber ohne weiteres aus der V o l k s z ä h l u n g und den gewöhnlichen obachtungen eines Jahres abzuleiten, während das letztere ist Be­ eine umständliche R e c h n u n g , das Material einer fünfjährigen Periode und, w e n n man sich nicht mit einem blossen Näherungswerte b e g n ü g e n will, die K e n n t n i s der Elementargesamtheiten erfordert. A l l e r d i n g s haben die auf eine Generation bezogenen Zahlenver­ hältnisse einen inneren genetischen Z u s a m m e n h a n g ihrer Glieder und dadurch eine anschauliche B e d e u t u n g , die den A e n d e r u n g s ­ koefficienten ersteren werden der deswegen Bevölkerung als nicht zukommt; aber Wahrscheinlichkeitsausdrücke dass die aufgefasst können, trägt zur E r h ö h u n g ihrer Stabilität nichts bei. 6* I V. Ueber die Ursachen der geringen Veränderlichkeit statistischer Yerhältniszahlen. D i e statistischen Verhältniszahlen sind ihrer F o r m nach ent­ weder Wahrscheinlichkeitsverhältnisse nisse. oder Koordinationsverhält­ D i e ersteren sind echte B r ü c h e von der A r t , dass die den Zähler bildenden Einheiten mittelb_ar_.,.,oder N e n n e r enthalten sind. unmittelbar auch im E i n e genauere U n t e r s u c h u n g der W a h r ­ scheinlichkeitsverhältnisse wird weiter unten folgen; hier sei nur ihre U n t e r s c h e i d u n g in genetische und analytische hervorgehoben. B e i den unteren giebt der Zähler die Zahl von F ä l l e n oder E r - eignissen besonderer A r t an, die aus der den N e n n e r bildejideii-Gesamtheit h e r v o r g e g a n g e n sind; ein solches V e r E ä l t n i s ist z. B . das der Gestorbenen einer bestimmten Altersklasse zu der der L e b e n d e n , die die untere Grenze dieser Altersklasse erreicht haben unter das betreffende Sterbensrisiko getreten sind. lvtischen Wahrscheinlichkeitsverhältnissen dagegen und Bei den anagehören die Einheiten des Zählers zu derselben G a t t u n g , wie die des N e n n e r s und sind nur durch irgend ein besonderes yferlkrnajjxnterschjeden; der Zähler bildet also eine besondere den N e n n e r bestimmten Gesamtheit. A b t e i l u n g in der durch E i n solches Verhältnis ist z. B . das der Zahl der K n a b e n g e b u r t e n zu der G e s a m t z a h l der G e ­ burten oder das der Zahl der Heiraten zwischen L e d i g e n zu der G e s a m t z a h l der Eheschliessungen. können alle betrachtet werden, scheinlichkeitsverhältnisse hältnisse von voneinander statistischen A l s Koordinationsverhältnisse die haben. nicht die F o r m der W a h r ­ S i e sind im allgemeinen Ver­ Gesamtheiten, die g a n z oder teilweise u n a b h ä n g i g sind. Hierher gehören z. B . die A e n d e - rungskoefficenten in dem oben bezeichneten S i n n e (Sterblichkeits-, Heirats-, Verwitwungskoefficenten), ferner auch Verhältnisse wie das der jährlichen Zahl der G e b u r t e n zu der der Eheschliessungen, - 85 der jährlichen Zahl der Heiraten zu der der V e r w i t t w u n g e n etc. A u s den Wahrscheinlichkeitsverhältnissen lassen sich immer auch Koordinationsverhältnisse ableiten und diese werden als statistische Kriterien den analytischen Wahrscheinlichkeitsverhältnissen vorgezogen. S o ist z. B . von dem häufig Verhältnis der K n a b e n g e ­ burten zu den M ä d c h e n g e b u r t e n häufiger die R e d e , als von dem Wahrscheinlichkeitsverhältnis einer Knabengeburt. Wird das Wahrscheinlichkeitsverhältnis, aus dem ein solches Koordinations­ verhältnis c abgeleitet man die B e z i e h u n g c werden = w kann, mit w bezeichnet, und c erscheint so hat demnach als eine i —w F u n k t i o n von w. Ob nun aber ein statistisches Wahrscheinlichkeitsverhältnisses V e r h ä l t n i s die Form eines oder die eines Koordinationsver­ hältnisses hat, ist, wie schon oben bemerkt, für die S t a b i l i t ä t desselben durchaus sind gleichgültig. überhaupt zahlen Normen I werden ihrerseits durch den V e r l a u f der gj^je^schaftlichety Mas.sen- der Ereignisse Naturgesetze I erscheinungen i durcrPannäherrTri—Konstant bleiben, hervorgebracht, beherrschende auf3n^ass^n^sj)n^j^i__sie und wenn sie_Jänggrjg^ Zeit so ist das nur ein dafür, dass i Ziehungen annähernd m__ejne,m._B.eharrungszustande befindet gesellschaftliche * Prozess__sicJi..ä«—gewissen nur langsamen A e n d e r u n g e n unterworfen ist. demographischen Z u s t ä n d e kommt Beoder D i e Stabilität der uns überhaupt nicht auffal­ lend, vielmehr, abgesehen von ausserordentlichen Katastrophen, ziemlich hin- Zeichen I / 3er die Verhältnis- ! Art als statistischen . nach nicht Die selbstverständlich vor. S t ö r u n g e n oder D a s s die Volks­ zahl nur l a n g s a m steigt, dass das Zahlenverhältnis der beiden G e ­ schlechter keinen plötzlichen Aenderungen unterworfen ist, dass a u c h die R e l a t i y z a h l e n der im Kindesalter, in der J u g e n d p e r i o d e , im gereiften Alter, im Greisenalter stehenden Personen sich von J a h r zu J a h r nicht wesentlich verschieben, das gilt als E r g e b n i s der g e ­ wöhnlichen—Lebenserfahrung, über das sich niemand wundert; da­ gegen findet man die konstanten Verhältnisse der jährlichen Z u - standsänderungen m e r k w ü r d i g und oft erstaunlich, obwohl sie aus der anerkannten Stabilität der Zustände logisch von_selbst folgen Bei genauerer E r w ä g u n g ergiebt sich allerdings, dass die R e g e l ­ mässigkeit der Erscheinung ist. Zustandsänderungen Die Bevölkerung in der That die primäre stellt j a überhaupt keinen — 86 — festen Bestand dar, sie ist eine M a s s e , deren E l e m e n t e in einem fortwährenden W e c h s e l begriffen sind, indem die ausscheidenden mehr oder w e n i g e r g e n a u , und zwar auch in ihrem besonderen V e r h ä l t n i s zur Gesamtheit durch teils g a n z rückende ; ersetzt werden. Wenn also neue, theils die V o l k s z a h l nach­ u n d das Zahlenverhältnis der Geschlechter sich von J a h r zu J a h r nur w e n i g j I ändert, so muss für die Todesfälle, l 1 schlechtsbestimmung \ Gesetzmässigkeit die G e b u r t e n u n d die G e - der G e b o r e n e n eine gewisse biologische bestehen. 2. E s fragt sich nun, wie weit sich solche statistische R e - y gelmässigkeiten nachweislich^auf~bestimmte naturgesetzlich J wirkende U r s a c h e n zurückführen lassen. A m leichtesten verständlich ist uns eine in einer Massener­ scheinung / \ \ ^ hervortretende ^ Gleichmässigkeit / Gesetzmässigkeit in d e m Falle, wenn sie in j e d e r E i n z e l e r s c h e i n u n g mit wenigstens annähernder wirksam ist. Eine physiologisch-biologische ^ Gesetzmassigkeit dieser^Art ist freilich kein einheitliches u n d pri­ märes N a t u r g e s e t z , sondern sammentreffens eines wieder Komplexes nur das R e s u l t a t des Z u ­ naturgesetzlicher Faktoren, aber es ist nicht nötig, a u f diese letzten Grundthatsachen zurück­ zugehen, sondern m a n ist berechtigt, eine solche abgeleitete oder sekundäre Gesetzmässigkeit darf •- m a n z. B . sagen, senen Männer als A u s g a n g s p u n k t zu nehmen. wegen S o r)„ 4 es ist ein Naturgesetz, dass die erwach- u n d F r a u e n einer jeden eine bestirruriFe K ö r p e r g r ö s s e erreichen. 1 .^\,V J V V i\ x Rasse normalerweise jlA ' Dieses Gesetz k o m m t / mannigfaltiger störender E i n w i r k u n g e n in den einzelnen Individuen nicht zum reinen A u s d r u c k , es giebt s o g a r bei R i e s e n und Z w e r g e n starke A b w e i c h u n g e n v o n der Normalgrösse, aber das sind seltene Mittelwert, A u s n a h m e n u n d im ganzen tritt ein normaler die gewisserrmtssen von der N a t u r in allen Fällen ^ erstrebte, wenn auch nicht g e n a u erreichte Grösse, deutlich her- •'; c \^ L vor. S o l c h e naturgesetzliche N o r m a l g r ö s s e n giebt es aber auch 'ft in d e n _ Ä e i t l i d J i e . . n Verhältnissen des.Menschenlebens. des Embj-yonallebens ist Ait-pr d e r P u b e r t ä t . i i e i naturgesetzlich bestimmt; Die Dauer ebenso das dem männlichen, wie bei dem weiblichen j G e s c h l e c h t u n d dieses G e s e t z ist wieder bei jedem normalen I n - J dividuum Spielraum. wirksam, w e n n auch mit einem gewissen massigen E b e n s o ist für alle weiblichen Individuen, wenn auch wieder mit einem Spielraum, das A l t e r naturgesetzlich bestimmt, ^ ^ - 8 7 - in dem sie die K^nceptionsjähj^feeit. verlieren. M a n sollte daher von vornherein erwarten, dass der menschliche O r g a n i s m u s auch von der N a t u r auf eine bestimmte L e b e n s d a u e r eingerichtet sei u n d dass alle Individuen innerhalb gewisser S c h w a n k u n g s g r e n z e n u n d mit einzelnen extremen A u s n a h m e n dieses normale A l t e r er­ reichen würden. I n der folgenden A b h a n d l u n g wird in der T h a t n a c h g e w i e s e n , dass m a n berechtigt ist, bei den europäischen N a t i o n e n ein A l t e r zwischen 70 — 75 J a h r e n in gewissem S i n n e als die normale menschliche Lebensdauer anzunehmen, aber die.se gewlssermassen naturgesetzliche N o r m gilt nicht für alle, sondern n u P T ü f " e'ih'en T e i l 3er ins L e b e n tretenden Individuen. E i n arro^eTTieTf^hTrrcTier Teil der N e u g e b o r e n e n stirbt r e g e l m ä s s i g schon in den ersten Altersjahren und zwar drängen sich in dieser Altersstrecke die Sterbefälle u m so e n g e r zusammen, j e näher sie der G e b u r t liegen. I n manchen L ä n d e r n sterben 2 0 — 2 5 Prozent der G e b o r e n e n vor E r r e i c h u n g des A l t e r s von 1 J a h r u n d dazu k o m m e n auch noch 3—4 Prozent T o t g e b o r e n e . D e r Prozentsatz dieser Sterblichkeit im ersten Lebensjahr ist allerdings in den verschiedenen B e v ö l k e r u n g s k l a s s e n sehr verschieden und nament­ lich bei den W o h l h a b e n d e n weit niedriger, als bei der grossen M a s s e der Unbemittelten. A b e r auch unter deu günstigsten h y gieinischen und wirtschaftlichen Verhältnissen bleibt er auffallend h o c h und überdies wird durch die bessere P f l e g e und E r n ä h r u n g der K i n d e r häirfig_,aur eine J ^ e b e n s v e r l ä n g e r u n g erreicht, so dass der T o d sie noch einige J a h r e verschont, während in den w e n i g e r begünstigten Volksschichten die strenge A u s l e s e rasch u n d ungehindert von statten geht. M a n kann es_ dahgr_unbedenklich als eine naturgesetzliche T h a t s a c E e betrachten, dass ein grosser Teil der erzeugten K i n d e r n i c h t w i r k l i c h l e b e n s ­ f ä h i g i s t , ' s o n d e r n einer gewissermassen specifischen Sterblich­ keit unterliegt. D a s D i c h t i g k e i t s m a x i m u m dieser Sterblichkeit, die schon v o r der G e b u r t beginnt, liegt auf dem T a g e der G e ­ burt selbst und die letzten A u s l ä u f e r dieser G r u p p e m ö g e n bis in das zehnte Altersjahr reichen. 3. W e n n wir nun sagen k ö n n e n : „ E s giebt in jeder G e n e ­ ration eine N o r m a l g r u p p e , deren A n g e h ö r i g e a l l e in einem A l t e r in der N ä h e v o n 70 Jahren sterben, und eine G r u p p e v o n L e b e n s ­ u n f ä h i g e n , die a l l e in kurzer Frist nach der G e b u r t w e g g e r a f f t werden", so sind diese S ä t z e allerdings schon insofern etwas mehr — 88 — als blosse U m s c h r e i b u n g e n der statistisch beobachteten T h a t s a c h e n , als sie eine für alle Einzelfälle der beiden G r u p p e n — mit einem gewissen Spielraum — geltende wenn auch nur sekundäre N o r m aufstellen; als eigentliche, Naturgesetze aber würden sie erst formuliert sein, wenn jede der beiden G r u p p e n auch durch b e ­ s t i m m t e M e r k m a l e erkennbar g e m a c h t und a b g e g r e n z t werden könnte, wenn man also den S a t z aufstellen könnte, N e u g e b o r e n e , bei denen diese oder jene B e d i n g u n g e n zutreffen, gehören in die eine oder in die andere Gruppe. Die E i g e n t ü m l i c h k e i t eines Naturgesetzes besteht j a eben darin, dass man auf G r u n d selben Fall für j e d e n einzelnen voraussagen kann. S o kann man etwas des­ allgemein G e l t e n d e s für jedes neugeborene Kind voraussagen, dass es, falls es am L e b e n bleibt, in einer bestimmten Altersstrecke die Geschlechtsreife erlangen werde, und so würde man auch von j e d e m s a g e n können, ob es in der Periode des Normalalters oder in frühester J u g e n d sterben werde, wenn jene G r u p p e n m e r k m a l e be­ kannt wären. Aber die diese beiden Gesamtheit der Gruppen umfassen G e b o r e n e n , denn Zahl stirbt etwa v o m eine noch nicht bedeutende 10. bis zum 60. Jahre, die weder zu der einen noch zu der an­ deren i l g werden kann. ' , 0 ' ge- rechnet D i e N o r m a l g r u p p e erleidet allerdings schon vor E r r e i c h u n g dieser eigentlichen Sterblichkeitsperiode gewisse luste durch V e r u n g l ü c k u n g e n , E p i d e m i e n aber die Z a h l derselben sein, während die und andere zeigt, dass etwa der Sterbefälle auf jene Altersstrecke kommen. noch die eine der Gruppe dritte Gruppe minderwertigen Zufälle, kann doch nur verhältnismässig Beobachtung unterschieden Leben klein Prozent E s muss werden, bezeichnen 25 Ver­ kann. die also man Für als diese giebt es j e d o c h keine typische Lebensdauer, wie sie für die N o r m a l g r u p p e und in anderer W e i s e auch für die der L e b e n s ­ unfähigen durch das M a x i m u m bezeichnet für den wird. ganzen der D i c h t i g k e i t der Sterbefälle In F i g . 10 ist die V e r t e i l u n g der Sterbefälle Lebenslauf einer Generation schematisch dar- gestellt. D i e N o r m a l g r u p p e mit dem D i c h t i g k e i t s m a x i m u m bei f ist durch die K u r v e efg, die zweite G r u p p e durch ab, die dritte durch b c begrenzt; die letztere überlagert an ihrem A n f a n g und ihrem E n d e die beiden anderen und die Sterbefälle in diesen U e b e r g a n g s s t r e c k e n sind d e m n a c h von gemischter H e r k u n f t . W e n n also auch die M e r k m a l e der Z u g e h ö r i g k e i t zu der dritten G r u p p e bekannt wären, so könnte man d o c h nicht, wie bei den anderen G r u p p e n , etwas Bestimmtes für jeden F a l l dieser A r t voraussagen, abgesehen von dem ganz v a g e n Satze, dass die Sterbefälle sich mit einer nur langsam steigenden, aber schliesslich abnehmenden Dichtigkeit zwischen dem 10. und 60. L e b e n s j a h r e verteilen werden. I m allgemeinen dürfte der vorzeitige T o d der A n g e h ö r i g e n dieser G r u p p e durch eine ursprüngliche S c h w ä c h e der Organisation, durch einen M a n g e l an Widerstandskraft g e g e n die lebengefährdenden E i n w i r k u n g e n bedingt sein. Günstige hygienische und wirtschaftliche Verhältnisse werden den T o d innerhalb der ganzen Altersstrecke hinausschieben, u n g ü n s t i g e ihn beschleunigen. Der zeitliche Fortbestand der G r u p p e in an­ nähernd gleichbleibender relativer S t ä r k e aber dürfte hauptsächlich auf d i e E r b l i c h k e i t der unternormalen Widerstandsfähigkeit zurück­ zuführen sein. M a n könnte versuchen, die G r u p p e nach den Todesursachen in kleinere zu zerlegen, in denen vielleicht D i c h t i g keitsmaxima erkennbar sein werden. A l s die wichtigste, für diese (•rruppe gewissermassen spezifische Todesursache stellt sich die Tuberkulose heraus. In Preussen z. B . entfallt auf diese K r a n k ­ heit ein volles Drittel aller im A l t e r von 1 5 — 6 0 Jahren G e ­ storbenen und ihren H ö h e p u n k t erreicht diese Sterblichkeit in der Mitte der dreissiger Jahre. 4. D i e N o r m a l g r u p p e hat einen bestimmteren typischen Charakter, aber bestimmte, schon bei den N e u g e b o r e n e n erkenn­ bare M e r k m a l e derselben können wir ebensowenig angeben, wie bei der dritten G r u p p e . E s ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass auch hier die Erblichkeit von wesentlichem Einfluss ist und durch genauere U n t e r s u c h u n g e n über die in Familien sich fortpflanzende L a n g l e b i g k e i t wird sich die L ö s u n g des vorliegenden P r o b l e m s vielleicht fördern lassen. U n t e r den in dieser G r u p p e wirkenden Todesursachen tritt die A l t e r s s c h w ä c h e mit etwa 40 Prozent der F ä l l e als besonders charakteristisch hervor. A u c h die durch S c h l a g f l u s s verursachten Sterbefälle zeigen in der hierher g e - 90 — — hörenden Altersstrecke ein deutliches D i c h t i g k e i t s m a x i m u m . A b ­ gesehen von der A l t e r s s c h w ä c h e finden sich übrigens in dieser Periode dieselben Todesursachen, wenn auch in anderer Proportion, wie in der mittleren Lebensstrecke; die L a n g l e b i g e n haben jetzt eben auch ihre Widerstandsfähigkeit Was endlich die Gruppe der eingebüsst. nicht lebensfähigen Kinder betrifft, so überwiegen unter den Todesursachen im ersten L e b e n s ­ jahr A t r o p h i e , L e b e n s s c h w ä c h e , K r ä m p f e und andere K r a n k h e i t e n , die auf - eine ursprüngliche U n z u l ä n g l i c h k e i t des O r g a n i s m u s und seiner E n t w i c k l u n g s f ä h i g k e i t hindeuten. A u s s e r d e m k o m m t aller­ d i n g s etwa ein Drittel der F ä l l e auf Diarrhoe und B r e c h d u r c h ­ fall und diese sind ohne Zweifel m ä s s i g e E r n ä h r u n g verursacht. grösstenteils durch unzweck­ V i e l e von diesen K i n d e r n hätten also bei besserer P f l e g e l ä n g e r am L e b e n erhalten werden können, aber diese würden doch im allgemeinen schwächlicher und weniger lebensfähig g e w e s e n sein, als diejenigen, die die A u s l e s e bei un• geeigneter N a h r u n g überstanden haben. I m ganzen scheint die A n n a h m e berechtigt, dass die grosse Kindersterblichkeit gewissermassen eine natürliche R e a k t i o n g e g e n barkeit bildet. die menschliche Frucht-" D a m i t würde auch die T h a t s a c h e übereinstimmen, d a s s die Sterblichkeit der K i n d e r mit der Z a h l - d e r Niederkünfte der M u t t e r zunimmt und dass der Prozentsatz_der überlebenden K i n d e r (nach K ö ' r ö s i ) mit der Zahl_._der G e b u r t e n in äet abnimmt. allerdings Ebenso ergiebt noch w e n i g sich aus umfassenden dem bisher vorliegenden, Beobachtungsmaterial, die Zahl der T o t g e b u r t e n in der R e g e l verhältnismässig grösser wird, je höher A u c h mit dem die Ehe dass um O r d n u n g s z a h l der Niederkünfte so ist. A l t e r der M u t t e r steigt die relative W a h r s c h e i n ­ l lichkeit einer T o t g e b u r t ) . E r w ä g t man ferner, dass ein gewisser Prozentsatz der F r a u e n von vornherein gänzlich unfruchtbar ist und dass die -MjJErzäTu" napfa—dref-bis- vier G e b u r t e n u n f m e h t b a r wird, so liegt die A n n a h m e nahe, dass die E n t w i c k l u n g s f ä h i g k e i t der menschlichen bei oder speziell gesunden Personen selben überhaupt i ) Ueber den nicht sehr der weiblichen K e i m z e l l e n selbst verschieden sei, dass ein Teil der­ zur E n t w i c k l u n g g e l a n g e n könne, Zusammenhang der Häufigkeit der Totgeburten und sterblichkeit mit der Fruchtbarkeit der •von der Mortalität und Mütter vgl. u. a. Morbilität, 2 . Aufl. ( J e n a der Westergaard, 1 9 0 1 ) , S . 333 u. 366 Die ff. ein Kinder­ Lehre — 9i — anderer T e i l aber nach der B e f r u c h t u n g nur Individuen mit ung e n ü g e n d e r Jüibejaskraft hcrAwrfarjnge, woraus sich dann das A u f treten der rasch absterbenden zweiten G r u p p e als eine ständige N a t u r e r s c h e i n u n g ergeben würde, zumal wenn für die V e r t e i l u n g der G r a d e der E n t w i c k l u n g s f ä h i g k e i t der K e i m e auch eine gewisse Erblichkeit bestände. 5. Bisher wissen wir also überhaupt für die E n t s t e h u n g der drei G r u p p e n in der absterbenden Generation keine andere h y p o thetische U r s a c h e anzugeben, als die Erblichkeit, nämlich die E r b lichkeit einerseits der L a n g l e b i g k e i t , andererseits der Disposition zu gewissen K r a n k h e i t e n und kraft die das L e b e n bedrohenden Einflüsse, endlich a u c h gegen der u n g e n ü g e n d e n W i d e r s t a n d s - der unzulänglichen E n t w i c k l u n g s f ä h i g k e i t eines Teils der K e i m e . Nimmt man hiernach die relative G r ö s s e der drei G r u p p e n als g e g e b e n an, so wird im übrigen der V e r l a u f der A b s t e r b e o r d n u n g als eine naturgesetzliche E r s c h e i n u n g begreiflich. die allmähliche A e n d e r u n g der gleichzeitigen damit j e d o c h noch nicht g e g e b e n . Erscheinung muss D e r S t a n d und Bevölkerung ist Zur E r k l ä r u n g der letzteren der Slexhlichkeit die „Natalitäf gegenüber- gestellt werden und es erhebt sich hier die F r a g e , ob ein naturgesetzlicher Zusamrnenhang zwischen diesen beiden A e n d e r u n g s ursachen des demographischen Zustandes besteht oder ob einfach d u r c h den Kampf ums D a s e i n das. .der-^nährungsmöglichkeit entsprechende V e r h ä l t n i s zwischen .Z.Ugans.ynd-A)agang. hergestellt w §£dj- F ü r die T i e r e mit enormer Fruchtbarkeit m a g die letztere A u f f a s s u n g ohne weiteres z u g e g e b e n werden. -aber trifft sie schon deswegen F ü r den M e n s c h e n nicht zu, weil die G r ü n d u n g einer Familie als V o r b e d i n g u n g der ehelichen Fruchtbarkeit von seiner vernünftigen Ueberlegung abhängt und er auch die K i n d e r - e r z e u g u n g in der E h e — w a s allerdings zu bedenklichen F o l g e n führen kann — nach seinem W i l l e n zu beschränken imstande ist. Dieser E i n f l u s s des W i l l e n s zeigt sich u. a. in der von G e i s s i e f " aus B e o b a c h t u n g e n an sächsischen Bergmannsfamilien festgestellten Thatsache, dass die Zwischenzeit von einer Niederkunft zur andern erheblich kleiner ist, w e n n das vorher geborene K i n d a l s wenn es am L e b e n geblieben ist. gestorben, ~~ A b e r a u c h rein physiologisch ist die menschliche Fruchtbarkeit verhältnismässig e n g beschränkt und die Sterblichkeit kann auch bei den höchststehenden K u l t u r v ö l k e r n leicht den P u n k t erreichen, bei dem eine A b n a h m e der B e v ö l k e r u n g beginnt. N u r ein kleiner Prozentsatz der Niederkünfte ergiebt Zwillings- oder M e h r g e b u r t e n ; die einfachen Geburten sind durchaus als das N o r m a l e anzusehen. D i e D a u e r der Fruchtbarkeitsperiode des weiblichen Geschlechts kann für Mitteleuropa auf etwa 30 J a h r e a n g e n o m m e n werden, und da in D e u t s c h l a n d die V e r h e i r a t u n g der F r a u e n erst nach vollendetem 16. J a h r e zulässig ist, so entfaltet sich die eheliche Fruchtbarkeit der Frauen mit A u s n a h m e weniger V e r s p ä t u n g e n in der Altersstrecke vom 16.—46. Jahre. A l s die physiologisch durch S c h w a n g e r s c h a f t und S ä u g e p e r i o d e bestimmte normale Zwischenzeit zwischen zwei Niederkünften ist etwa i / , J a h r an­ zunehmen, doch hätte es keinen Sinn, aus dieser Zahl und der Fruchtbarkeitsperiode etwa die M a x i m a l z a h l der möglichen G e ­ burten in dieser Periode zu berechnen. D e n n einmal ist das Durchschnittsalter der wirklich heiratenden F r a u e n 7—8 J a h r e höher als das gesetzliche Minimalalter, ferner stirbt ein Teil der F r a u e n während der Periode der Fruchtbarkeit und ein anderer verwitwet, ohne wieder zu heiraten, endlich ist ein Teil der E h e n — und wie es scheint, meistens w e g e n des Zustandes der F r a u — überhaupt unfruchtbar, viele F r a u e n werden es, wie schon oben er­ wähnt, nach wenigen G e b u r t e n und allgemein nimmt ihre F r u c h t ­ barkeit mit dem vorrückenden A l t e r ab. G e n a u e r e U n t e r s u c h u n g e n über die V e r b r e i t u n g der Unfruchtbarkeit unter den Frauen wären sehr zu wünschen. S i e würden vielleicht ergeben, dass die zu­ nehmende Unnatürlichkeit des civilisierten, namentlich städtischen L e b e n s auf die K o n c e p t i o n s - und G e b ä r f ä h i g k e i t des weiblichen Geschlechts einen allmählich mehr und mehr schädigenden E i n ­ fluss ausübt, wie man auch durch die tägliche E r f a h r u n g zu der V e r m u t u n g geführt wird, dass die F ä h i g k e i t der M ü t t e r zum S ä u g e n der K i n d e r immer seltener werde. E i n e solche allmähliche Degeneration der Fortpflanzungsfähigkeit würde allerdings der V e r w i r k l i c h u n g der M a l t h u s ' s c h e n Theorie e n t g e g e n wirken, aber nicht im S i n n e der optimistischen und harmoniegläubigen B e kämpfer dieser Lehre. 3 6. S p u r e n eines unmittelbaren Z u s a m m e n h a n g e s zwischen Sterblichkeit und Geburtenzahl sind in den oben erwähnten B e ­ ziehungen zwischen der Kindersterblichkeit und der Zahl der Nieder­ künfte zu finden, ferner auch in den hie und da festgestellten Verhältnissen zwischen der Zahl der am L e b e n erhaltenen und der 93 in der E h e geborenen Thatsache der — K i n d e r , aber auch schon in der blossen grossen Kindersterblichkeit der Prozentsatz derselben annähernd gleich überhaupt. bleibt, so Wenn entspricht doch immerhin einer grösseren Geburtenzahl auch eine Zahl von gestorbenen K i n d e r n aus dieser Generation. grössere E s scheint aber, dass unter U m s t ä n d e n die V e r g r ö s s e r u n g der Geburtenzahl a u c h eine S t e i g e r u n g des P r o z e n t s a t z e s im G e f o l g e hat. wären sehr ersten, Alter der Kindersterblichkeit Genauere Untersuchungen zu empfehlen; es müssten nicht die dritten H a u p t g e s a m t h e i t e n von o—i Jahr verwendet über diesen Punkt dabei aber natürlich die werden. der Gestorbenen im A l l e r d i n g s würde es noch immer zweifelhaft bleiben, ob diese S t e i g e r u n g der K i n d e r ­ sterblichkeit physiologisch oder durch die sozialen Verhältnisse bedingt wäre, im letzteren Falle also durch die steigende S c h w i e r i g ­ keit der E r n ä h r u n g der vermehrten Bevölkerung. K i n d e r z a h l der besitzlosen I m ganzen unterliegt es keinem Zweifel, dass das Verhältnis von Mortalität und Natalität des Menschengeschlechts bis zu einem gewissen G r a d e auf physiologischen naturgesetzlichen Bedingungen andere beruht, wenn auch ein bedeutender Spielraum für E i n w i r k u n g e n übrig bleibt. abgesehen von ungewöhnlichem durch schwere Seuchen In allen K u l t u r l ä n d e r n ist, Anschwellen der Sterblichkeit oder K r i e g e , die jährliche Zahl der G e ­ burten nicht kleiner als die der Sterbefälle, in der R e g e l grösser, aber doch k a u m jemals mehr als doppelt so gross. D a r a u s allein g e h t schon hervor, dass das Verhältnis dieser beiden Zahlen nicht jeden beliebigen W e r t annehmen, sondern nur zwischen G r e n z e n s c h w a n k e n kann, wenn auch damit nicht gewissen bewiesen ist, dass eine funktionelle A b h ä n g i g k e i t zwischen beiden bestehe, da es g e n ü g t , wenn jede selbständig auf naturgesetzlicher G r u n d l a g e innerhalb eines Spielraums bestimmt wird. Naturgesetzliche B e d i n g u n g e n regeln auch ohne Zweifel die ^Bestimmung d7eslj.escineehfs der Geborenen. M a n kann hier \ entweder jeder Konception annehmen, dass bei einzelnen die gleiche U r s a c h e wirksam sei, um einen durchschnittlich konstanten Ueberschuss mehrere einander von Knabengeburten herbeizuführen, oder dass U r s a c h e n in annähernd konstantem Verhältnis neben­ von denen jede ein besonderes durchschnitt­ liches Geschlechtsverhältnis der G e b o r e n e n bedingt. bestehen, D i e letztere A n n a h m e würde z. B . zutreffen, wenn dieses Geschlechtsverhältnis 94 — — durch die Altersverhältnisse der Eltern bestimmt wäre. dann, da die ständig verschiedenen Alterskombinationen E s würde sich ziemlich erhalten, auch das in der G e s a m t h e i t der G e b u r t e n er­ scheinende Geschlechtsverhältnis eine entsprechende Stabilität auf­ weisen. D i e auffallende Uebereinstimmung des Geschlechts Verhältnisses der G e b o r e n e n der Schwankungen mit den E r g e b n i s s e n der Wahrscheinlichkeitsrechnung, die in einer der folgenden A b ­ h a n d l u n g e n nachgewiesen ist, dürfte uns jedoch mehr g e n e i g t zu der V o r s t e l l u n g machen, dass schon die K e i m z e l l e n , sei es allein die weiblichen oder auch die männlichen, geschlechtlich bestimmt seien und dass schon in ihnen in allen Fällen durchschnittlich das G e ­ schlechtsverhältnis a n g e l e g t sei, das in der Gesamtheit der G e b u r t e n zu T a g e tritt. D i e physiologische U r s a c h e dieser T h a t s a c h e bleibt uns freilich g a n z unbekannt, ebenso wie die des Z u s a m m e n h a n g s , der in k a u m zu bestreitender W e i s e zwischen dem K n a b e n ü b e r ­ schuss bei der G e b u r t und der grösseren Sterblichkeit der K n a b e n in den ersten Lebensjahren besteht. 7. A u s diesen Darlegungen wird es wenigstens im a l l g e ­ meinen begreiflich, wie die g e g e b e n e Zahl einer B e v ö l k e r u n g und ihre V e r t e i l u n g nach naturgesetzlicher sich in dieser G e s c h l e c h t und Altersklassen B e d i n g u n g e n zustande gekommen ihrer S t r u k t u r nur l a n g s a m auf Grund ist, dass sie verändern kann und dass alle diese A e n d e r u n g e n auch in ziemlich konstanten hältnissen erfolgen Konstitution der müssen. Diese Bevölkerung ist Stabilität nun aber der Ver­ biologischen auch die Haupt­ b e d i n g u n g für die relative F e s t i g k e i t der sozialen und wirtschaft­ lichen Zustände erscheinungen und für auf diesem die Regelmässigkeiten Gebiete. der Massen­ D i e sozialen Zustände sind hauptsächlich durch die V e r m ö g e n s - und E i n k o m m e n s v e r t e i l u n g , die wirtschaftlichen durch die Beruf und G e w e r b e bedingt. G l i e d e r u n g der Gesellschaft nach D i e nach diesen M e r k m a l e n unter­ schiedenen gesellschaftlichen G r u p p e n unterliegen bei g e n ü g e n d e r Grösse trotz des fortwährenden W e c h s e l s der sie bildenden Per­ sonen nur einer langsamen, meistens einigermassen mit der B e ­ völkerungszunahme gehenden was parallel Aenderung, aus der natürlichen D a u e r der gesellschaftlichen einfach E x i s t e n z e n und B e z i e h u n g e n folgt und nur bei grossen zerstörenden K a t a s t r o p h e n A u s n a h m e n erleidet. Normalerweise findet jede einzelne in der ganzen gesellschaftlichen Gruppe S t r u k t u r eine S t ü t z e und S c h u t z g e g e n plötzliche U m w ä l z u n g e n . D i e von der Statistik beobach­ teten R e g e l m ä s s i g k e i t e n in gesellschaftlichen V o r g ä n g e n , die v o m W i l l e n der einzelnen abhängen, entstehen nun hauptsächlich da­ durch, dass die A n g e h ö r i g e n gewisser Gruppen s ä m t l i c h , wenn auch mit einem Spielraum nach Zeit und U m s t ä n d e n , eine g e ­ wisse H a n d l u n g ausführen oder sich auf bestimmte A r t verhalten. K ö n n e n wir die K e n n z e i c h e n einer solchen G r u p p e g e n a u an­ geben, so ist uns das Zustandekommen der betreffenden H a n d ­ l u n g in jedem F a l l e vollkommen begreiflich, und da die G r u p p e sich nur langsam verändert, so erklärt sich uns auch die W i e d e r ­ h o l u n g dieser V o r g ä n g e in annähernd gleich bleibender Zahl während einer R e i h e von Jahren. S o darf man annehmen, dass fast alle ledigen j u n g e n M ä n n e r , die gesund sind, heiraten werden, sobald sie wirtschaftlich In 'der L a g e sind, eine Familie nach dem für ihren S t a n d geltenden Massstab zu unterhalten. D i e Arbeiterklasse erlangt diese wirt­ schaftliche Selbständigkeit in der R e g e l schon in j u n g e n J a h r e n , für die bürgerlichen Gewerbetreibenden schiebt sie sich meistens schon weiter hinaus und noch weiter für die A n g e h ö r i g e n der gelehrten Berufsstände; jedoch k o m m e n für diese K a t e g o r i e n auch wieder die Vermögensverhältnisse der einzelnen in Betracht. E r s t nach E r r e i c h u n g eines gewissen schon reiferen A l t e r s , etwa von 3 5 — 4 0 Jahren, nimmt die N e i g u n g der L e d i g e n zur Heirat überhaupt ab, da sie sich dann mehr und mehr an ihre L a g e g e w ö h n t haberi. Bis dahin aber kann man nacri Altersklassen, B e s c h ä f t i g u n g U n d Beruf, E i n k o m m e n s - und V e r m ö g e n s v e r h ä l t ­ nissen, W o h n o r t , Gesundheitsverhältnissen Gruppen bilden, in denen das Heiraten durchaus die R e g e l bildet und die sich v o n J a h r zu J a h r ziemlich konstant erhalten. D a r a u s ergiebt sich denn auch eine entsprechende Gleichmässigkeit in der Zahl der Heiraten im V e r g l e i c h zur B e v ö l k e r u n g , die aber S c h w a n k u n g e n infolge der mehr oder weniger günstigen wirtschaftlichen K o n ­ junkturen in den einzelnen Jahren nicht ausschliesst. D u r c h die verhältnismässig kleine Zahl der mehr sporadischen Heiraten in den höheren Altersklassen wird sie nicht beeinträchtigt. S o ent­ steht also auch eine ständige V e r t e i l u n g der jährlich heiratenden ledigen M ä n n e r auf die einzelnen Altersklassen. Ueberwiegend haben sie die N e i g u n g , F r a u e n zu heiraten, die j ü n g e r sind als sie setfJsE THese "Tendenz nimmt in der R e g e l mit dem steigen- Alter oö - des M a n n e s , wenigstens bis zu einer gewissen Grenze, zu. W e n n sich nun auch die U r s a c h e n der Altersdifferenzen der G e ­ trauten im einzelnen nicht verfolgen lassen, so ergiebt sich doch s c h o n aus den beiden erwähnten U m s t ä n d e n auch eine annähernd ständige G r u p p i e r u n g der mit ledigen M ä n n e r n getrauten F r a u e n nach dem Heiratsalter. Diese Frauen werden heiratung zum weitaus grössten Teile gewesen vor ihrer ledig und nicht Ver­ verwitwet sein, schon aus d e m G r u n d e , weil die Zahl der W i t w e n in den hauptsächlich in Betracht kommenden Altersklassen weit kleiner ist als die der ledigen, ausserdem aber auch deshalb, weil die ledigen M ä n n e r entschieden frau als eine W i t w e zu heiraten. mehr N e i g u n g haben, eine J u n g ­ U n t e r den letzteren aber haben jedenfalls die relativ wohlhabenden a m meisten A u s s i c h t auf eine solche Wiederverheiratung. S c h o n aus diesen allgemeinen E r ­ w ä g u n g e n wird es begreiflich, dass das Verhältnis der T r a u u n g e n zwischen ledigen M ä n n e r n und W i t w e n im V e r g l e i c h mit d e m zwischen L e d i g e n und J u n g f r a u e n nicht nur klein, sondern auch ziemlich stabil bleibt. D i e Zahl der jährlich heiratenden Witwer hängt zunächst von der Zahl und der A l t e r s v e r t e i l u n g der vorhandenen W i t w e r , also von ständigen verheiratung die noch demographischen wird überwiegend G r ö s s e n ab. die R e g e l für die E r z i e h u n g jüngerer sein D i e Wieder­ bei denjenigen, K i n d e r zu sorgen haben oder in ihrem Wirtschaftsbetrieb auf die M i t w i r k u n g einer H a u s ­ frau angewiesen sind. Die Witwer F r a u e n wählen, die j ü n g e r sind vor den W i t w e n werden ebenfalls meistens als sie selbst, auch die ledigen bevorzugen, jedoch nicht in demselben M a s s e , wie dies v o n Seiten der J u n g g e s e l l e n geschieht. S o werden auch die Heiraten der W i t w e r sich dem langsamen Fortschritt der B e ­ völkerung anpassen wenn verschiedenen die und m a n wird nicht wundern, Familienstandskombinationen sich auch bei den E h e s c h l i e s s u n g e n jährlich in nur massig schwankenden Verhältnis­ zahlen auftreten. Heiraten ein Auch von W i t w e n das Zahlen Verhältnis der jährlichen einerseits und J u n g g e s e l l e n andererseits, reines Koordinationsverhältnis und g a r nicht als ein W a h r ­ scheinlichkeitsausdruck Stabilität, die jedenfalls Verhältnis der aufzufassen, zeigt hauptsächlich gleichzeitig unterhalb eine darauf bemerkenswerte beruht, gewisser lebenden W i t w e r u n d J u n g g e s e l l e n sich nahezu dass das Altersgrenzen konstant erhält 8. Auch theoretisch in betreff — 97 — der unehelichen solches E r e i g n i s fast mit Gewissheit natürliche (nicht G e b u r t e n lassen weiblicher Personen (Truppen bilden, eintreten bei sich denen ein wird, während die mathematisch gedachte) Wahrscheinlichkeit selben bei anderen des­ fast N u l l ist. (Truppen F ü r M ä d c h e n in gewissen Altersgrenzen, die des Familien­ schutzes entbehren, auf sich selbst angewiesen sind, in den Miets­ kasernen einer grossen Stadt wohnen, den Verlockungen des städtischen L e b e n s ausgesetzt sind, dabei normale Gesundheit und Körperbeschaffenheit besitzen, besteht offenbar die G e f a h r einer un­ ehelichen S c h w a n g e r s c h a f t in sehr hohem Grade. A u c h in manchen ländlichen Distrikten, sind, ist diese G e f a h r in denen gewisse l a x e Sitten gross, jedoch Niederkunft häufiger die Heirat. mehrung der unehelichen folgt hier herkömmlich der unehelichen Grossen Einfluss auf die V e r ­ G e b u r t e n hatte bekanntlich früher in B a y e r n die E r s c h w e r u n g der Niederlassung und Verheiratung. W i r können die gefährdeten G r u p p e n nach den angeführten und sonstigen M e r k m a l e n nicht wirklich ausscheiden, aber wir wissen, dass sie bestehen und dass sie sich infolge der g e g e b e n e n demographischen, wirtschaftlichen und sozialen Konstitution B e v ö l k e r u n g , trotz des W e c h s c i s der Personen stetig der behaupten, s o l a n g e nicht besondere A e n d e r u n g s u r s a c h e n . wie z. B . die E r ­ leichterung der Eheschliessung in B a y e r n , wirksam werden. Diese S t e t i g k e i t der G r u p p e n , aus denen die unehelichen G e b u r t e n g a n z überwiegend hervorgehen, Stabilität des bedingt Verhältnisses dieser dann auch die annähernde G e b u r t e n zu der G e s a m t z a h l der G e b u r t e n oder auch zu der Zahl der unverehelichten weib­ lichen Personen im gebärfähigen A l t e r . Bei den in den Bereich der Moralstatistik fallenden gesell­ schaftlichen E r s c h e i n u n g e n sind allerdings nicht nur die äusseren, sondern auch die subjektiven berücksichtigen. Bedingungen ihres A u f t r e t e n s A b e r bei grossen B e v ö l k e r u n g s g r u p p e n zu zeigen auch diese sich gewissermassen kontinuierlich stufungen und Schattierungen. S o wird sich auch z. B . der G r a d des Leichtsinns, der macht, in einer ein M ä d c h e n der Gesamtheit von vielen in allen ihren A b ­ Verführung zugänglich Tausenden, äusserlich dieser G e f a h r in h o h e m G r a d e ausgesetzt mit einiger G l e i c h m ä s s i g k e i t wiederfinden. f.exis, B e v ö l k e r u n g s - u. M o r a l s t a t i s t i k . die sind, auch immer A n d e r e in dieses G e i _ 9 8 - biet fallende menschliche H a n d l u n g e n , wie namentlich Verbrechen und Selbstmord, treten nicht als eigentliche Massenerscheinungen in grossem Massstabe, sondern, wenigstens im V e r g l e i c h mit den Thatsachen d e r j B e v ö l k e r u n g s b e w e g u n g , in verhältnismässig kleinen Zahlen auf. D i e entscheidenden objektiven und subjektiven B e ­ d i n g u n g e n sind bei ihnen weit mannigfaltiger und individualisierter. M a n k a n n auch hier auf G r u n d der gewöhnlichen Lebenserfah­ rungen K o m p l e x e v o n B e d i n g u n g e n aufstellen, deren Z u s a m m e n ­ treffen fast mit völliger Gewissheit eine jener H a n d l u n g e n zur F o l g e / h a t ; aber matj_kann nicht annehmen-,-dass grössere G r u p p e n unter I diesen B e d i n g u n g e n - stehen, weil eben die betreffenden E r e i g n i s s e i verhälttfisaiässig selten v o r k o m m e n . G l e i c h w o h l aber sind auch in diesen Fällen Wiederholungen" in Zahlen wenigstens von der­ selben G r ö s s e n o r d n u n g zu erwarten. W e n n in einem L a n d e in einem J a h r e i o o o U n t e r s c h l a g u n g e n stattgefunden haben, so ist nicht zu erwarten, dass dieses V e r b r e c h e n in anderen J a h r e n g a r nicht und wieder in anderen in i o o o o Fällen vorkommen werde. In einer grossen B e v ö l k e r u n g sind fortwährend alle A b ­ stufungen zwischen A r m und R e i c h vorhanden, ebenso alle A r t e n v o n Geschäftsbeziehungen und A m t s - und Dienststellungen, die zu einem solchen Verbrechen V e r a n l a s s u n g g e b e n können, ferner werden immer wieder viele Personen von wirtschaftlichen S c h w i e r i g .(\ keiten, Verlegenheiten und Notständen betroffen, auch sind LeichtI sinn, Gewissenlosigkeit, V e r s c h w e n d u n g s s u c h t und andere übele E i g e n s c h a f t e n stets in mannigfaltigen G r a d e n verbreitet, und so treffen dann a u c h immer wieder die B e d i n g u n g e n , die zu dem genannten und anderen V e r b r e c h e n und V e r g e h e n g e g e n das E i g e n t u m führen, in einer A n z a h l von Fällen zusammen. W e i l diese A n z a h l aber nicht sehr gross ist, wird sie durch individuelle und konkrete U m s t ä n d e stark beeinflusst; die S c h w a n k u n g e n dieser Zahlen sind daher bedeutend, lassen sich aber häufig auf g a n z bestimmte U r s a c h e n zurückführen, deren W i r k u n g auf diese W e i s e zahlenmässig geschätzt werden kann. 9. D a s Interessante in den moralstatistischen Zahlen und f Zahlen Verhältnissen ist überhaupt nicht ihre S t a b i l i t ä t , sondern ihre V e r ä n d e r l i c h k e i t . D i e erstere bleibt meistens hinter den von Q u e t e l e t erregten E r w a r t u n g e n weit zurück und beschränkt sich oft, wie schon gesagt, auf das E i n h a l t e n derselben Grössen- 99 — Ordnung, der H u n d e r t e , der Tausende, deutende Aenderungen symptomatisch treffenden weisen, solcher für A e n d e r u n g e n Erscheinungen. ist aber für die Verhältnisse des Diese Zehntausende. aber den Ursachensystems der be­ nachzu­ ohne Zweifel dass die S c h w a n k u n g e n gewisser dem Zusammenhang Be­ unmittelbar Kausalitätsverhältnisse Gesetz der rein weichungen von einem Mittelwerte entsprechen. leicht sind Gesellschaftswissenschaft wichtiger als die Feststellung, statistischer der Grössen der Zahl der zufälligen Ab­ S o erkennt man Diebstähle mit den Preisen der Lebensmittel, mit der A u s d e h n u n g der A r b e i t s l o s i g ­ keit und überhaupt mit dem auf- und niedersteigenden G a n g e der Volkswirtschaft. S c h w e r e Bankerotte und U n t e r s c h l a g u n g e n sind charakteristisch für Zeiten grosser heitsverbrechen vermehren sich nach K r i e g e n u. s. w. Vom S t a n d p u n k t der wirtschaftlicher K r i s e n , Wahrscheinlichkeitsrechnung man erwarten, dass die Stabilität eines statistischen Roh­ müsste Verhältnisses, das die F o r m einer Wahrscheinlichkeitsgrösse hat, um so grösser sein, je grösser die Grundzahl der N e n n e r ist. F ü r die eigent­ lichen moralstatistischen Verhältnisse trifft dies aber schon deshalb nicht zu, weil deren N e n n e r meistens g a r keine ziehung zu dem Zähler, der Zahl genetische B e ­ der betreffenden Ereignisse, hat und die g a n z e B e v ö l k e r u n g oder einen willkürlich a b g e g r e n z ­ ten Teil derselben darstellt. D a s Verhältnis der jährlichen Zahl der Selbstmorde zu der ganzen V o l k s z a h l z. B . ist zwar der F o r m nach eine Wahrscheinlichkeitsgrösse, hat aber sachlich nicht die B e d e u t u n g einer solchen, sondern nur die einer^Recluktionsformel zum Z w e c k von V e r g l e i c h u n g e n ! D i e Selbstmorde g e h e n säcKlieh ~ nur"~ aus*—etrrei—Sehr zersplitterten sonen mit gewissen M e r k m a l e n hervor 1, that-, Gesamtheit von P e r ­ und die Zahl derselben ist von der G r ö s s e n o r d n u n g der Zahl der wirklich vorkommenden Selbstmorde. D i e Stabilität der moralstatistischen Verhältniszahlen h ä n g t daher im allgemeinen von der G r ö s s e der E r e i g n i s z a h l e n , also dem Zähler und nicht von der mehr oder weniger willkür­ lich gewählten Grundzahl ab. ist, die nach den g e g e b e n e n J e grösser der K r e i s der Personen B e d i n g u n g e n fast mit Gewissheit zu der fraglichen H a n d l u n g veranlasst werden, u m so weniger deut­ lich wird sich das Hinzutreten neuer oder das W e g f a l l e n vorher vorhandener Einwirkungen in den Ereigniszahlen bemerklich 7* IOO machen den und auf die um so leichter Vergrösserung werden und auf Zahlen gerichteten U r s a c h e n eintreten. auch in Ausgleichungen die Verkleinerung dieser S o zeigt sich z. B . zwar der Verhältniszahl der jährlichen der B e v ö l k e r u n g — die j a auch noch zwischen Eheschliessungen zu eine moralstatistische B e ­ d e u t u n g hat — ein Z u s a m m e n h a n g mit der G u n s t oder U n g u n s t der L a g e der Volkswirtschaft, aber bei weitem nicht in dem Masse, wie in den der entsprechenden Verhältniszahlen für B e t r u g und betrügerischen Bankerott. VI. Die typischen Grössen und das Fehlergesetz. i. A l s typische beobachtete Grössen bezeichnen Einzelwerte Abweichungen sich um ihren wert stellt- also möglichst einzelnen Falle nach dem wir diejenigen, Gesetz Mittelwert gruppieren. genau gewissermassen der deren zufälligen Dieser Mittel­ den T y p u s dar, der in j e d e m erstrebt, aber infolge von zu­ fälligen S t ö r u n g e n , die ebenso leicht in positiver wie in negativer R i c h t u n g wirken können, fast niemals genau erreicht wird. Eine solche G r ö s s e kann sowohl eine absolute wie eine Verhältniszahl sein, doch beschäftigen wir uns hier zunächst nur mit der ersteren Art. Q u e t e l e t hat das grosse Verdienst, die in der A s t r o n o m i e ausgebildete Fehlertheorie auf die menschlichen Körperdimensionen angewandt und nachgewiesen zu haben, dass diese als typische Grössen im obigen S i n n e zu betrachten sind und ähnliche U n t e r ­ suchungen lassen demographische sich auch auf andere G e g e n s t ä n d e ausdehnen. anthropologische und Selbstverständlich ist nicht jeder Mittelwert aus gleichartigen B e o b a c h t u n g s g r ö s s e n ein Typus, sondern er hat nur dann die B e d e u t u n g eines solchen, wenn die obige B e d i n g u n g in der V e r t e i l u n g der Einzelwerte er­ füllt ist, während er in allen anderen F ä l l e n zweckmässiger als blosser D u r c h s c h n i t t s w e r t zu bezeichnen ist. E i n e anschauliche A b l e i t u n g der hier angewendeten Theorie hat G . H a g e n in seiner Wahrscheinlichkeitsrechnung (i. A u f l . , Berlin 1837) g e g e b e n , die dann von Q u e t e l e t bilites" (Bruxelles gebracht wurde. fällen in seinen „Lettres sur la theorie des proba- 1846) auf eine sehr einfache populäre Form W e n n eine gleichartige G r ö s s e in vielen E i n z e l ­ mit zufälligen A b w e i c h u n g e n ihres typischen W e r t e s be­ obachtet wird, so kann man annehmen, dass sie stets unter d e m Einfluss einer grossen Zahl elementarer Fehlerursachen steht, die ebenso leicht positiv wie negativ wirken können und zwar, wie I 0 2 wir zunächst annehmen, mit absolut gleicher W i r k u n g s f ä h i g k e i t . S i n d z. B . immer iooo Elementarstörungen (auf diese Zahl k o m m t weiter nichts an, sie muss nur g r o s s sein) bei dem Zustande­ k o m m e n der K ö r p e r g r ö s s e eines erwachsenen M a n n e s im Spiel, so wird die typische N o r m a l g r ö s s e sich nur dann herausstellen, wenn 500 positive und 500 negative Elementarstörungen zusammen­ treffen. Dieser F a l l ist relativ der wahrscheinlichste, aber absolut ist seine Wahrscheinlichkeit w e g e n der ungeheuer grossen Zahl der überhaupt möglichen Fehlerkombinationen doch äusserst klein. Treffen 550 positive und 450 negative Störungsursachen zu­ sammen, so ist das R e s u l t a t eine A b w e i c h u n g von 100 S t ö r u n g s ­ einheiten nach der positiven Seite hin und die Wahrscheinlichkeit desselben ist ebenso gross, wie die des Zusammentreffens von 550 negativen mit 450 positiven Störungsursachen, das einen um 100 Einheiten nach der negativen Seite verschobenen B e o b a c h t u n g s ­ wert herbeiführt. - 2. Dieses zufällige Zusammentreffen von gleich grossen posi­ tiven und negativen Elementarstörungen lässt sich vergleichen mit Serien von Z ü g e n aus einer U r n e , die eine gleiche Zahl schwarzer und weisser K u g e l n enthält, wenn die Zahl der Z ü g e in jeder Serie gleich ist der a n g e n o m m e n e n grossen Zahl des jedesmal zusammentreffenden Elementarstörungen. M a n kann sich aber auch vorstellen, dass die U r n e viele Millionen kleiner schwarzer und weisser K u g e l n in gleicher Zahl enthalte, die immer neu durcheinander gemischt werden und von denen nun immer eine an sich grosse, aber mit der G e s a m t m e n g e verglichen, doch relativ sehr kleine A n z a h l gleichzeitig auf zufällige A r t heraus­ g e n o m m e n werde. Q u e t e l e t nimmt, um alle K o m b i n a t i o n e n doppelt zu erhalten, eine ungerade Zahl der jedesmal zusammen­ gefassten K u g e l n an, nämlich 99g. D i e beiden grössten und zu­ gleich einander gleichen Wahrscheinlichkeiten sind dann die der F ä l l e 499 w, 500 s und 500 w, 499 s. Bezeichnet man die W a h r ­ scheinlichkeit des einen dieser Fälle, etwa 499 w und 500 s (die gleich ist dem zugehörigen Binomialkoefficienten geteilt durch 2 ) mit x, so ist die der folgenden K o m b i n a t i o n nach der Seite v o n 9l,n schwarz, nämlich 498 w und 501 s, gleich x - ^ y , die der folgenden, nämlich 497 w und 502 s, gleich x die der folgenden 499 , 49^ 501 497 u. s. w. Q u e t e l e t hat auf diese A r t die relativen # 502 503 Wahrscheinlichkeiten für 80 K o m b i n a t i o n e n von w und s, mit der wahrscheinlichsten b e g i n n e n d , berechnet, wobei sich die der letzten, nämlich 420 w und 579 s gleich 0 , 0 0 0 0 0 3 . x , also so klein ergab, dass alle übrigen vernachlässigt werden können, da x bei grosser Zahl der z u s a m m e n g e z o g e n e n K u g e l n immer ein kleiner B r u c h ist. Dieselbe Tabelle gilt natürlich auch für den anderen Z w e i g der E n t w i c k e l u n g des B i n o m s , der die K o m b i ­ nationen mit steigendem w und abnehmendem s enthält. D i e so gefundenen relativen Wahrscheinlichkeiten sind aber proportional den Zahlen der möglichen F ä l l e der einzelnen K o m b i n a t i o n e n u n d die G e s a m t z a h l aller möglichen F ä l l e ist proportional der S u m m e aller relativen Wahrscheinlichkeiten. M a n erhält also die absoluten Wahrscheinlichkeiten der einzelnen K o m b i n a t i o n e n mit E l i m i n i e r u n g des x , indem man die entsprechenden relativen Wahrscheinlichkeiten durch die G e s a m t s u m m e derselben dividiert, wobei man die letztere nur in den von der Tabelle a n g e n o m m e n e n G r e n z e n zu nehmen braucht. N a c h s t e h e n d folgt ein A u s z u g aus der Q u e t e l e t ' s c h e n Tabelle. D i e „Stufen" entsprechen der A b ­ nahme der Zahl der w und der Z u n a h m e der Zahl der s um je 1. U n t e r W ist die Wahrscheinlichkeit der einzelnen K o m b i n a t i o n e n , unter S die S u m m e aller Wahrscheinlichkeiten von der ersten bis zu der a n g e g e b e n e n S t u f e (einschliesslich) a n g e g e b e n . S .giebt also die Wahrscheinlichkeit, dass eine der K o m b i n a t i o n e n von 499 w, 500 s bis zu den bezeichneten herauskommen werde. D e r W e r t derselben nähert sich immer mehr der G r e n z e 0,500, da die Wahrscheinlichkeit / dafür besteht, dass überhaupt 500 oder mehr schwarze K u g e l n (wie andererseits auch 500 oder mehr weisse K u g e l n ) vorkommen werden. i 2 Kombination 499 498 497 496 495 494 493 492 491 490 489 488 w, w, w, 500 w 503 504 505 506 , w, w, w, w, w, w, w, w, 501 502 507 508 s s s s s s s s s s 509 510 S 511 s Stufe W i 2 0,0252 0,0251 0,0249 0,0246 0,0242 0,0238 0,0232 0,0226 0,0218 0,0211 0,0202 0,0194 3 4 5 6 7 8 9 10 II 12 S 0,0252 0,0503 0,0753 0.0999 0,1241 o,i479 0,1711 0,1936 0,2155 0,2365 0,2568 0,2762 Kombination 487 486 w, w, 4 8 5 w, 4 8 4 w, 4 8 3 w, 4 8 2 w, 4 8 1 w, 4 8 0 w, 4 7 9 w, 4 7 8 w, 4 7 7 w, 4 7 6 w, 512 513 5'4 5'5 5'6 51/ 5i8 5>9 520 s s s s s s s s s s 521 522 s 523 s Stufe \V s 13 H 15 16 0,0185 0,2946 0,3122 0,3287 •7 18 19 20 21 22 23 24 0,0175 0,0166 0,0156 0,0146 0,0137 0,0127 0,0118 0,0109 0,0100 0,0092 0,0084 0,3443 0,3590 0,3727 0,3854 0,3972 0,4081 0,4181 0,4272 o,435& 104 — Kombination 475 w, 474 w, Stufe 524 s 525 s w 2 ( s 473 > 5 > 472 w, 527 s 471 w, 528 s 470 w , 529 s 2 W. — Kombination S. 25 26 0,0076 0,0069 0,4432 0,4501 465 460 7 28 29 30 0,0062 0,0056 0,0050 0,0044 0,4563 0,4618 0,4668 0.47 455 45° 445 440 1 2 w, w, 534 s 539 s s 544 549 554 s 559 s w s > w, w, Stufe W. S. 35 40 0,0023 0,0011 0,4866 0,4943 45 5° 55 60 0,0005 0,0002 0,00007 0,00002 0,4978 0,4992 0,49975 0,49993 D e n k t man sich statt der K u g e l n zusammentreffende posi­ tive und n e g a t i v e Elementarfehler, die eine A b w e i c h u n g des beobachteten von dem wahren oder typischen W e r t e einer G r ö s s e verursachen, so nimmt die g a n z e hervortretende A b w e i c h u n g auf jeder S t u f e um das Zweifache der E l e m e n t a r a b w e i c h u n g e zu, die erste S t u f e aber entspricht nur dem einfachen e. A l l g e m e i n g e ­ hört demnach zur n-ten S t u f e die A b w e i c h u n g (2 n — i ) e . Die Wahrscheinlichkeit, dass der Fehler überhaupt positiv oder über­ haupt negativ sein werde, ist je /. . F ü r die S t u f e 1 1 ist S = 0,2567, also schon etwas grösser als 0,250 oder die W a h r ­ scheinlichkeit derjenigen A b w e i c h u n g , die nach der positiven wie auch nach der negativen Seite ebenso oft nicht erreicht, wie über­ schritten wird. N e h m e n wir die diesem sogenannten „wahrschein­ lichen" F e h l e r entsprechende S t u f e genauer gleich i o / an, so ist die G r ö s s e desselben nach beiden Seiten hin gleich (2. r o / — i ) e oder 2 0 / e , also die Wahrscheinlichkeit, dass der beobachtete W e r t zwischen den A b s t ä n d e n — 2 o / e und -f-2o /.,e v o m Mittel­ werte falle, gleich l 2 - 2 :! 2 3 , 3 1 1 3 3. D i e A n w e n d u n g der obigen Tabelle lässt sich noch leichter machen, als nach dem von Q u e t e l e t angewandten V e r ­ fahren. W i r nehmen als Beispiel die E r g e b n i s s e der M e s s u n g der K ö r p e r g r ö s s e von 25878 R e k r u t e n der F r e i w i l l i g e n - A r m e e der amerikanischen Nordstaaten im J a h r e 1863. D i e M a s s e sind in englischen Zollen a n g e g e b e n und wir nehmen an, dass jede M e s s u n g einen Spielraum von / Zoll nach oben und nach unten gehabt hat. W e r d e n die Grössenklassen auf 1000 bezogen, so ergiebt sich folgende G r u p p i e r u n g : l i Zahl Zoll unter 62'/, (beobachtet) 4 8 Zahl (berechnet) '5 136 403 345 93 8 — io5 — D e r mittlere und demnach wahrscheinlichste W e r t ist 68,20 und wir nehmen an, dass von diesem aus je 500 F ä l l e nach der positiven und nach der negativen Seite liegen. D e m n a c h ist die Zahl 408 in 353 und 55 zu zerlegen und der letztere Teil fällt noch auf die positive Seite. Bis zu der G r e n z e von 74 /.) Zoll finden sich dann auf dieser Seite 492 F ä l l e und 0,492 ist also die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein B e o b a c h t u n g s w e r t bis zu 74,50,. also um 6,30 Zoll v o m Mittel abweicht. Dieser Wahrscheinlich­ keit entspricht in der Tabelle die S t u f e 38 und demnach die A b ­ weichung 75c A u f einen Zoll k o m m e n also 7 5 : 6 , 3 0 oder 1 1 , 9 Elementarabweichungen. D i e S t r e c k e von 68,20 bis 7 1 , 5 0 ist gleich 3,30 Zoll, entspricht also 39,27 E l e m e n t a r a b w e i c h u n g e n oder der S t u f e 20,13 (da, wenn x die Zahl der Elementarabvveich1 x _i_ , u n g e n , die z u g e h ö r i g e S t u f e n —-: ). F ü r diese S t u f e giebt 2 die Tabelle als Zahl der F ä l l e 399 auf 1000 und somit fallen 492 399 = 93 in die Grössenklasse von 7 1 , 5 0 bis 74,50, Eben­ so findet man 54 F ä l l e für die S t r e c k e 68,20 bis 68,50 und d e m ­ nach 345 für die S t r e c k e 68,50—71,50 u. s. w. Statt des arithmetischen Mittels kann man bei grossen Beobachtungszahlen unbedenklich den von C o u r n o t s o g e n a n n ­ ten M e d i a n w e r t nehmen, nämlich denjenigen, bei welchem die der Grösse nach geordneten F ä l l e in zwei gleiche G r u p p e n getheilt werden. Denn wenn den B e o b a c h t u n g s g r ö s s e n überhaupt ein typi­ scher W e r t zu G r u n d e liegt, der mit der grössten Wahrscheinlichkeit durch das arithmetische Mittel dargestellt wird, so muss dieser ebenfalls sehr nahe in der M i t t e der nach der G r ö s s e geordneten Einzelfälle liegen. U c b r i g e n s ist es auch gestattet, versuchsweise zu verfahren und innerhalb der am stärksten besetzten G r ö s s e n klasse, die immer in der N ä h e der Mitte liegen muss, sich den W e r t auszusuchen, von dem aus sich die mit der wirklichen am besten übereinstimmende V e r t e i l u n g ergiebt, wobei auch h y p o ­ thetische A n n a h m e n über die L a g e dieses W e r t e s innerhalb der betreffenden Grössenklasse zulässig sind. W i r haben bisher der Einfachheit w e g e n a n g e n o m m e n , dass die zusammentreffenden Elementarfehlern sämtlich einander gleich seien. D i e s e A n n a h m e ist indes gar nicht n ö t i g : es g e n ü g t , wenn der m i t t l e r e W e r t von e gleich bleibt, also die E i n z e l ­ werte nur z u f ä l l i g e n A e n d e r u n g e n unterliegen und bei Z u - io6 — — sammenfassung nahezu die einer genügend gleiche Summe grossen Zahl derselben herauskommt Bei immer denjenigen K o m b i n a t i o n e n von positiven und negativen Elementarfehlern, für die nach dem o b i g e n S c h e m a eine überhaupt menden Wahrscheinlichkeit besteht, sind von in Betracht kom­ den positiven wie v o n den negativen E l e m e n t e n immer mehr als 400 als zusammen­ treffend a n g e n o m m e n , wobei die S c h w a n k u n g e n von e, w e n n sie rein zufällig sind, schon hinlänglich a u s g e g l i c h e n werden. Uebri- g e n s hat die G e s a m t z a h l 9 9 9 hier und überhaupt nur die B e d e u ­ t u n g einer „grossen Zahl" und sie k a n n beliebig grösser gedacht werden. 4. M a n könnte Elementarfehler auch f r a g e n , der einen gleicher Wahrscheinlichkeit, können, aber oder kleiner der (feste w a s sich Art, wie oder die der mittlere) wenn anderen, zwar die mit vorkommen W e r t derselben ist, als der mit dem anderen spiel dieser A r t wäre es, ergiebt, etwa die positiven, Vorzeichen. grösser Ein Bei­ wenn die schwarzen und weissen K u ­ g e l n zwar gleich leicht g e z o g e n werden könnten, aber verschiedenes G e w i c h t hätten und nur noch der V e r t e i l u n g der G e w i c h t e der in jeder Serie gezogenen gleichen Gesamtzahl gefragt würde. D i e V e r t e i l u n g der E i n z e l w e r t e wird a u c h in diesem F a l l e durch eine symmetrische K u r v e von derselben A r t wie in dem vorher­ gehenden das dargestellt, Maximum aber die grösste Ordinate derselben, also der D i c h t i g k e i t der F ä l l e , entspricht nicht mehr dem richtigen, durch die F e h l e r nicht beeinflussten W e r t e . richtige W e r t ist eben unter den mehr der w a h r s c h e i n l i c h s t e , Dieser g e g e b e n e n B e d i n g u n g e n nicht er tritt überhaupt in der V e r ­ teilungskurve nicht erkennbar hervor, sondern dient nur als A u s ­ g a n g s p u n k t für die B e r e c h n u n g . W e n n stets 2n gleich wahr­ scheinliche Elementarfehler zusammentreffen, von denen jeder ne­ g a t i v e die A b w e i c h u n g — e, jeder positive aber die A b w e i c h u n g -fae lichste tiven von Fall dem richtigen W e r t erzeugt, das Zusammentreffen von Elementarfehlern Verschiebung des und dadurch zugehörigen n a e—n e oder n (a— 1) e so ist der wahrschein­ n positiven wird, wenn wahrscheinlichsten und n n e g a ­ a^>i, Wertes eine um nach der positiven Seite v o m richtigen W e r t e ab erzeugt. F ü r die folgenden K o m b i n a t i o n e n erhält m a n die A b w e i c h u n g e n vom ( n - f i)ae—(n—i)e, richtigen W e r t nach dieser Seite (n + 2 ) a e — (n—2)e, hin: (n-|-3)ae— (n—3)e u.s. w. oder n (et—i) e + (a -f- i) e, n (a — i) e -f- 2 (a -f- i) e, n (a — i ) e - f - 3 (a + •) e - - - G e g e n ü b e r dem w a h r s c h e i n l i c h s t e n W e r t e im D i c h t i g k e i t s m a x i m u m verschiebt sich also jeder den folgenden K o m b i n a t i o n e n entsprechende W e r t um g l e i c h v i e l , nämlich jedesmal um (a-f- i ) e . N a c h der negativen S e i t e hin er­ hält man ähnlich n ( a — i ) e— (a-\- i)e, n ( a - i ) e — 2 ( a - f ))e, n ( a - i) e — 3 ( a - | - i ) e u. s. w.; auch hier entspricht also jede wei­ tere K o m b i n a t i o n der gleichen V e r s c h i e b u n g — ( a - f - i ) e v o m D i c h t i g k e i t s m a x i m u m aus. D i e Wahrscheinlichkeiten der einzelnen K o m b i n a t i o n e n sind sämtlich dieselben, wie bei der G l e i c h w e r t i g ­ keit der positiven und negativen Elementarfehler, und da diese Wahrscheinlichkeiten als Ordinaten in gleichen A b s t ä n d e n aufzu­ tragen sind, so unterscheidet sich diese K u r v e von der dem frühe­ ren Fall entsprechenden in ihrer F o r m nur durch die Verschieden­ heit des Elementarabstandes, indem sie, wenn a ] > i flacher g e ­ streckt, d a g e g e n , wenn a < ^ i , in der M i t t e höher g e w ö l b t er­ scheint; ihre gesamte L a g e aber ist durch die V e r s c h i e b u n g der grössten Ordinate geändert. u s w 5. N i m m t man an, dass statt 999 eine weit grössere Zahl, e t w a das V i e l f a c h e 999 v, gleicher Elementarfehler mit gleicher Wahrscheinlichkeit für die positiven und negativen zusammen­ treffen, so bleibt die G a t t u n g der mit den Wahrscheinlichkeiten der einzelnen K o m b i n a t i o n e n als Ordinaten gebildeten K u r v e un­ verändert; es steigt nur die Zahl der Stufen, die auf eine gleiche verhältnismässige A b w e i c h u n g von der wahrscheinlichsten K o m ­ bination entfällt. D i e a n g e n o m m e n e G e s a m t z a h l der zusammen­ treffenden Elementarfehler entspricht der Zahl der Z ü g e bei einer Versuchsreihe an einer U r n e mit gleich vielen schwarzen und weissen K u g e l n . Bei 999 Z ü g e n besteht nach einem bekannten S a t z der Wahrscheinlichkeitsrechnung die Wahrscheinlichkeit ' / dafür, dass das Verhältnis der gezogenen schwarzen K u g e l n zu der G e s a m t z a h l der Z ü g e zwischen den G r e n z e n 0,500 — 0,477 ? 1 / — — und 0,500 4- 0,47 7 1 / — ' — liegen w e r d e ) . F 2-999 ^ \ 2-999 1 1 D i) Das wahrscheinlichste Verhältnis D i e wahr- kann bei 99g Zügen natürlich nicht 1000 genau herauskommen, sondern man 500 schwarze K u g e l n auf 9 9 9 gerade nimmt, so erhält das muss von Züge ausgehen. mittlere Glied dem nur wenig verschiedenen Verhältnis W e n n man als die Gesamtzahl der Stufe o eine isolierte Stellung Züge und — io8 — scheinlichste A b w e i c h u n g ist also nach jeder S e i t e gleich 10,67 Tausendstel oder 10,66 ogostel. Diese Zahl der gaostel aber giebt die S t u f e n n u m m e r der wahrscheinlichen A b w e i c h ­ ungsart jeder Seite an, denn jede von der wahrscheinlichsten ausgehende K o m b i n a t i o n entfernt sich um / , von dem wahr­ scheinlichsten Verhältnis. Dieses E r g e b n i s stimmt auch g e n ü g e n d mit der aus der obigen Tabelle unmittelbar ersichtlichen S t u f e n ­ nummer der wahrscheinlichen A b w e i c h u n g der s nach der posi­ tiven Seite überein. Ist aber die Zahl der Z ü g e — oder die G e s a m t z a h l der Elementarfehler — 999 v, so wird die wahrschein1 9 m liehe A b w e i c h u n g nach jeder Seite 0,477 I/ ~~ oder 0,01067 (/2-999 v j/^ . W i r d dieser B r u c h auf einen solchen mit dem N e n n e r 999 v gebracht, so erhält man als dessen Zähler 1 o,66 \' v und dies ist die S t u f e n n u m m e r der wahrscheinlichen Zügen. A b w e i c h u n g bei 999 v U e b e r h a u p t ist hieraus leicht ersichtlich, dass bei den Gesamtzahlen z u n d z' der Elementarfehler — vorausgesetzt, dass z und z' beide g r o s s e Zahlen sind — die S t u f e n n u m m e r n n und n' der zugehörigen gleichen wahrscheinlichen A b w e i c h u n g e n in den betreffenden Binomialtabellen im Verhältnis von i 7. : ]^z' stehen. Ist nun eine B e o b a c h t u n g s g r ö s s e in zahlreichen E x e m p l a r e n nach irgend einer Einheit gemessen Einheit ausgedrückte werte vom M i t t e l , z worden wahrscheinliche so ergiebt sich und ist r die in dieser A b w e i c h u n g der E i n z e l ­ der Elementarfehler, wenn und z' gerade sind, bei A n w e n d u n g ' der Tabelle der z r , r Vz gleich — , nach der Tabelle der z aber gleich —- —. D e r E l e 2n \z mentarfehler ändert sich also bei A n w e n d u n g einer anderen man kann die ganze R e i h e nicht mehr in zwei Teile mit ganz gleichen Gliedern zer­ Tabelle im umgekehrten Verhältnis, wie die Stufennummern, die legen. Die kleinen Unbequemlichkeiten in beiden Fällen verschwinden übrigens um in den Tabellen einerdie AGesamtzahl b w e i c h uder n g Zvon gleicher Wwird. ahrscheinlich­ so vollständiger, je grösser ü g e angenommen keit entsprechen. Bei ungeraden z k o m m t 2n — 1 statt 211 in den Nenner, jedoch verschwindet der dadurch in d e m A u s d r u c k des Elementarfehlers entstehende Unterschied von d e m vorigen u m so mehr, je grösser n wird. A u s diesem G r u n d e empfiehlt es 2 n iog — — sich auch, statt der wahrscheinlichen A b w e i c h u n g eine grössere und mit grösserer Wahrscheinlichkeit, z. B . 0,9, nicht überschrittene der B e r e c h n u n g von e zu G r u n d e zu legen, da dann auch ein grosse- res n zur A n w e n d u n g kommt. 6. M a n kann nun auch die Zahl der zusammentreffenden mentarfehler als unendlich gross annehmen, Ele­ wobei der einzelne Elementarfehler unendlich klein wird. M a n erhält dann als G r e n z 2 fall die Tabelle grals mit den eines mit multiplizierten Grenzen o und A n h a n g beigefügt ist. u, die bestimmten Inte- in abgekürzter F o r m im W e i t e r e s über diese Punktion findet m a n in der folgenden A b h a n d l u n g . W i r bezeichnen sie mit F „ , weil u das A r g u m e n t ist, man in die Tabelle eingeht. mit dem Es entspricht der S t u f e n u m m e r in der Binomialtabelle, F „ selbst aber ist mit den verdoppelten Werten S zu vergleichen. D e n n die letzteren bezeichnen die Wahrscheinlichkeiten der bis zu den be­ treffenden Stufennummern gehenden Abweichungen von der wahrscheinlichsten K o m b i n a t i o n nur nach einer Seite hin, während die F „ die Wahrscheinlichkeiten angeben, dass die F e h l e r oder Abweichungen zwischen Grenzen liegen. den durch —u und - j - u bestimmten E i n e V e r g l e i c h u n g der W e r t e von 2 S und F „ ergiebt sofort eine bestimmte B e z i e h u n g zwischen ihnen und dem zugehörigen u. S o hat man, wenn n die S t u f e n n u m m e r bezeich­ net, als dem W e r t e von 2 S jedesmal zunächst liegenden von F „ und dem entsprechenden zweistelligen n 2S F„ 1 2 0,0505 0,1007 0,1505 0,1998 0,2483 0,2958 0,0451 0,1013 3 4 5 b 7 8 9 2 2 o,34 0,3873 0,4310 Wie o,i459 0,2009 0,2443 0,2974 0,3389 0,3893 0,4284 man sieht, n 11 0,04 0,09 0,13 0,18 0,22 0,27 0,31 0,36 0,40 2S 10 11 I 2 2 15 20 30 40 5° 60 entsprechen F„ 0,473" o,5'3<> o,55 3 o.'>575 o,7943 0,9424 0,9887 0,9985 0,99985 Werte u: o,4755 °>5" '7 o,5465 0,656b 0,7918 0,9419 0,9886 0,9985 0,99985 u 0,45 0,49 0,53 0,67 0,89 i,34 1.79 1,80 2,68 jeder S t u f e der n sehr nahe 4,5 Stufen in der R e i h e der u, wenn diese nur mit 2 D e z i m a l ­ stellen a u s g e d r ü c k t werden. In der F u n k t i o n F „ ist u für das P r o d u k t h x eingesetzt, in dem x die in irgend einer Masseinheit ausgedrückte darstellt, Abweichung die mit der von dem wahrscheinlichsten Werte g e g e b e n e n Wahrscheinlichkeit F „ eintritt, I I O und h die von der A r t der G r ö s s e n b e s t i m m u n g und der M a s s ­ einheit a b h ä n g e n d e P r ä c i s i o n der Einzelwerte bezeichnet. nach ist h = — und muss für alle zusammengehörende Dem­ Werte von n und x gleich sein. S u c h t man dieselbe W a h r s c h e i n l i c h k e i t in der Tabelle der 2 S , so muss ihr die gleiche A b w e i c h u n g x entsprechen. Ist die z u g e h ö r i g e S t u f e n n u m m e r in dieser T a b e l l e n, so ist der Elementarfehler —— n sehr nahe ••i annähernd ; n aber ist , . , gleich loou oder bei g e n ü g e n d grossem nach der obigen , , , und demnach e = Vergleichung 0,045 , . — u n d h= 4.5 0,045 2h 2e D e r Elementarfehler nach der Binomialtabelle ist also der P r ä ­ cision nach der Tabelle der F sehr nahe u m g e k e h r t proportional. 7. M a c h t man eine A n w e n d u n g auf das obige Beispiel in betreff der amerikanischen Soldaten, so entspricht der S t u f e 38 mit der A b w e i c h u n g von 6,30 Zoll, die in der Binomialtabelle bei B e r ü c k s i c h t i g u n g der positiven und der negativen Seite mit der Wahrscheinlichkeit 2 x 0,0492 = 0,0984 erscheint, in der Tabelle der F „ der W e r t u = 0,045 X 38 = 1,7 1 und diesem wieder die Wahrscheinlichkeit F „ = 0,9844, fast g e n a u mit der ersteren übereinstimmend. M a n erhält ferner h = — = — = 0,2714 x 6,30 ' ^ u und daraus z. B . für x = scheinlichkeit Mittelwert F u 3,30 Zoll u = rr= 0,795 gehört. 68,20 bis zum W e r t wozu die W a h r ­ o,8q, , i6 A u f die positive von 7 1 , 5 0 Zoll Seite vom kommen also nach der B e r e c h n u n g 397 F ä l l e , auf die S t r e c k e 7 1 , 5 0 bis 74,50 demnach 95 F ä l l e g e g e n 96 nach der B e o b a c h t u n g . D e n k t m a n sich statt der obigen Binomialtabelle mit der Gesamtfehlerzahl 999 eine solche mit der G e s a m t z a h l G = 999 v, so sind nach dem oben G e s a g t e n die den gleichen W a h r s c h e i n ­ lichkeiten entsprechenden Stufenzahlen n und n' in diesen Tabellen durch die G l e i c h u n g n' = n Vv verbunden. V e r g l e i c h t man nun die zweite Tabelle mit der der F , so k o m m e n u der n' nicht mehr 4.5, sondern nur ,. . daher allgemein n . . . 0,045 ' gleich — W i auf eine S t u f e S t u f e n der u und u ist r d 1 y v = 4,5, also v = 20,25, 111 so ist einfach n' = Tabellen gleich ioou, die Stufenzahl ist dann in den beiden- und sie fallen überhaupt fast g e n a u zusammen. W i r d j/v noch grösser, so muss die Tabelle der F „ für die dreioder mehrstelligen u berechnet werden, wodurch die Stufenzahl derselben beliebig erhöht werden kann. D i e Tabelle der F „ lässt sich übrigens auch unabhängig von der H y p o t h e s e des Zusammentreffens einer grossen Zahl v o n durchschnittlich bei grossen gleichen Beobachtungszahlen Wahrscheinlichkeit des des Ziehens Fehlerelementen einer auch Ziehens einer weissen w e g e n dieser allgemeinen ableiten für den und gilt dass die schwarzen K u g e l von der verschieden sei. Fall, sie Sie ist demnach B e d e u t u n g der Binomialtabelle vorzu­ ziehen. 8. M a n kann nun nicht nur räumliche Grössen, wie K ö r p e r ­ masse, sondern untersuchen wenn auch Zeitstrecken auf ihren und es ist oben schon typischen Charakter worden, dass man, erwähnt auch nicht für alle M e n s c h e n , so doch für eine als die „normale" bezeichnete G r u p p e mit g e n ü g e n d e r gewisse, Sicherheit eine typische L e b e n s d a u e r nachweisen kann, also eine solche, die von der N a t u r in allen F ä l l e n gewissermassen erstrebt, aber nur mit zufälligen, dem theoretischen Fehlergesetz folgenden A b w e i c h ­ u n g e n erreicht wird. festen M a n denke sich, j e m a n d werfe von einem S t a n d p u n k t aus K u g e l n nach einem entfernten P u n k t e . nur ausnahmsweise fällt eine K u g e l in der beabsichtigten E n t f e r n u n g nieder, sich doch in der N ä h e des Zieles am stärksten nügend oder mehr F u s s S e i n e Geschicklichkeit — die Präcision seines W e r f e n s — ist nur massig, genau 70 grosser Zahl verteilen nach dem Fehlergesetz. sie aber sie häufen an und bei sich um dasselbe E i n e n Teil der sich ihm ge­ annähernd darbietenden K u g e l n findet der Schleuderer gänzlich u n g e e i g n e t zu dem V e r ­ suche u n d er wirft sie einfach vor sich h i n ; ein anderer Teil wird durch irgend welche Hindernisse im F l u g e aufgehalten und diese K u g e l n bilden auf der S t r e c k e zwischen 1 0 und 55 bis 60 F u s s E n t f e r n u n g eine ziemlich gleichmässige, sich nur w e n i g ver­ stärkende Schicht, die dann weiter bei U e b e r l a g e r u n g des A u s ­ läufers der ersten G r u p p e rasch auskeilt. D a s ist u n g e f ä h r ein Bild der A r t , wie sich die Sterbefälle einer in ihrem A b s t e r b e n verfolgten Generation auf die einjährigen Altersklassen verteilen, wenn jede durch eine S t r e c k e v o n einem F u s s dargestellt wird. 112 — I n den für verschiedene L ä n d e r aufgestellten Sterbetafeln tritt diese V e r t e i l u n g mehr oder weniger deutlich hervor. E i n e sehr g u t e U e b e r e i n s t i m m u n g mit der Theorie zeigt z. B . die Tabelle für F r a n k r e i c h in der von Q u e t e l e t herausgegebenen S a m m l u n g „ T a b l e s de Mortalite" (Bruxelles 1872). V o n 500 G e b o r e n e n ) starben in den angegebenen Altersstrecken nach der Tabelle und nach der Theorie 1 M ä nner Alter F rauen Tabelle Tabelle Theorie 4°—45 45—50 'S 16 — (2) 40—45 14 — 45 — 5 ° >5 (2) 50—55 55—60 60-65 19 24 32 '4> (12) (24) 50-55 '8 (7) 55—60 23 (16) 60—65 31 28 65 — "0 38 37 65 — 70 70—72 39 r7 40 18 20 21 72—75 75-80 80 — 85 85—90 27 38 26 14 27 38 26 r ü b e r 90 7 8 72 — 7 2 ' 2 2 73',2 — 7 5 Tli< o r i e 0 2 1 75—8° 38 37 80—85 26 24 85—90 12 12 .Normalalter: 7 2 über 9 0 4 6 Präcision: 0 , 0 7 6 |aus 7 2 ' / — 8 0 ) . Wahrscheinliche A b w e i c h u n g : + 6 , 2 7 5 J a h r e ; oben und unten je 5 0 Fülle, was z.utrifft. Normalgruppe : 2 0 0 Fälle — 4 O , o ° / der Generation. Alter 4 Normalalter: 7 2 . Präcision: 0 , 0 7 1 (aus 7 2 — 8 0 ) . Wahrscheinliche A b w e i c h u n g : + 6 , 7 2 J a h r e : beobachtete aufwärts 5 5 , abwärts 5 6 Fälle statt je 5 6 , 1 2 Normalgruppe: 2 2 4 Fälle = der Generation. 0 44,8°/ 0 D a s Normalalter ist in der am dichtesten besetzten fünf­ jährigen Altersstrecke, also der von 70—75 Jahren, anzunehmen, j e d o c h nicht durch eine Interpolation, sondern durch S c h ä t z u n g mit R ü c k s i c h t auf die B e s e t z u n g der beiden Nachbarstrecken zu bestimmen, unter U m s t ä n d e n auch durch Versuche, bis sich die beste U e b e r e i n s t i m m u n g zwischen der beobachteten und der theoi) V e r g l . meine Schrift „ Z u r Theorie der Massenerscheinungen in der mensch­ lichen Gesellschaft" (Freiburg 1 8 7 7 ) , S . 5 1 . V o n der Theorie des Normalalters bei Q u e t e l e t kommt selbst nichts vor, die angeführte Sammlung enthält lediglich die Tabellen, mit deren Zahlen ich die von mir theoretisch abgeleiteten Zahlen verglichen habe. erwähne dies mit Rücksicht auf matische Statistik in Bevölkerungstheorie X I I I . Jahrgang), in die allgemeinerer Entwickelung von E . O e k i n g h a u s , und Ausdehnung (Teschen 1 9 0 2 , aus den Monatsheften der S. 306, Quetelet'schen Sammlung berechneten irrtümlicherweise Abhandlung Quetelet die von mir nach auf Die die für Mathematik und den zugeschrieben sind. formale Physik, Sterblichkeitstabellen Ziffern des Normalalters für verschiedene Ich mathe­ der Länder retischen V e r t e i l u n g ergiebt. die Strecken besetzt Mitte und wir nehmen der S t r e c k e v o n Zwischen 7 2 y Seite In der T a b e l l e für die M ä n n e r sind 6 5 — 7 0 und 7 5 — 8 0 2 gleich stark, nämlich mit 3 8 daher das Normalalter gerade in der 1 7 0 — 7 5 Jahren, also zu 7 2 / J a h r e n an. 8 und 80 J a h r e n liegen 5 8 und im ganzen auf der der positiven Abweichungen 100 Fälle. D e m n a c h ist die 1 empirische Wahrscheinlichkeit einer A b w e i c h u n g bis zu + 7 / J a h r e n 2 g l e i c h 0.580. Dieser W e r t ist in der Tabelle des F „ aufzusuchen und es entspricht ihm u = o . 5 7 = h x . D a x die absolute in der gegebenen Masseinheit — hier dem J a h r e — a u s g e d r ü c k t e A b ­ weichung, in h —0.076. dem vorliegendem 1 F a l l e 7 / , ist, so 2 M i t H ü l f e dieser Präcision retische Wahrscheinlichkeit für jede A b w e i c h u n g x Seiten des Normalalters leicht berechnen. sprechend = also u entspricht F 4 2 zwischen x von 70 — 7 2 / scheinliche sich nach beiden 1 Für x = 2 / , 2 ent­ der A l t e r s g r e n z e 7 5 oder 70, hat man 2 . 5 X 0 . 0 7 6 = 0 . 1 9 0 und diesem werden ergiebt lässt sich nun die theo­ 1 und von J2 / —75 2 1 / = 0.212. liegen. i A b w e i c h u n g ist der Wahrscheinlichkeit u den G r e n z e n 70 — 7 5 die, w e l c h e 200 F ä l l e n und zwar j e 2 1 D i e sogenannte wahr­ nach beiden Seiten mit ist also F = 0.500, d e m n a c h u —- 0.4769 = 0.076 X x , also das z u g e h ö r i g e x = 6.275. 2 auftritt. Von u F ü r sie u B e i der Tabelle für die F r a u e n wird die U e b e r e i n s t i m m u n g mit der Theorie der etwas besser, M i t t e der S t r e c k e v o n zurückschiebt. wenn m a n das Normalalter aus 7 0 — 7 5 Jahren um ein halbes J a h r U e b e r h a u p t w i r d m a n darauf verzichten das Normalalter genauer, als mit müssen, einer Unsicherheit von einem halben J a h r zu schätzen. I m übrigen sieht man, dass die N o r m a l g r u p p e (deren S t ä r k e m a n durch V e r d o p p e l u n g der über das Normalalter hinausgehen­ den F ä l l e erhält) bei den F r a u e n früher aus der U e b e r l a g e r u n g durch die vorzeitigen Sterbefälle heraustritt als bei den M ä n n e r n , w e n n a u c h die weibliche A l t e r s g r u p p e von 6 0 — 6 5 J a h r e n noch etwas stärker ist als der auf sie fallende T e i l der N o r m a l g r u p p e . 9. I m zweiten B a n d e des Bulletin de l'Institut international de statistique ( A n n e e 1 8 8 7 , p. 264ss.) sind einer A b h a n d l u n g v o n Bodio nach graphische den für g e g e b e n , die sprechen, Darstellungen der V e r t e i l u n g der Sterbefälle mehrere der obigen obwohl in den Länder Theorie aufgestellten in befriedigender Tabellen I . e x i s , Bev5\kerungs- u. Moralstatistik. Sterbetafeln beide bei­ Weise ent­ Geschlechter zu- 8 — sammengefasst sind. ii — 4 E s mögen hier noch einige Tafeln berechnete Beispiele folgen. nach diesen D i e Zahlen sind hier auf eine Generation v o n i o o o reduziert. Frankreich (1880—82) Tabelle Alter Theorie Aeltere Tabelle 45—50 35 <(IQ] 50—55 55-60 60—65 41 50 (30) 31 37 47 63 (54) 63 65—70 76 78 70—72 /., 43 44 77 42 72'/,-75 75-80 43 79 58 28 44 78 42 76 54 30 54 26 17 19 11 1 80-85 85—90 über 9 0 U n t e r der R u b r i k „ältere Tabelle" sind die beiden oben nach Q u e t e l e t angeführten Tabellen für M ä n n e r und F r a u e n zusammengefasst. D i e Sterblichkeit der späteren Periode hat hier­ nach im g a n z e n denselben Charakter wie die der früheren. D a s Normalalter ist nach der neuen Tabelle für beide G e ­ x schlechter 7 2 / 2 Jahre. 1 D i e Präcision: 0.070 (aus 72 /,,—80 abgeleitet). Wahrscheinliche A b w e i c h u n g : 6.81 J a h r e (0.4769:0.070). N o r m a l g r u p p e : 2 X 2 2 5 = 45.0 Prozent der Generation. G e s t o r b e n e bis zum A l t e r von 1 0 J a h r e n 27.6 Proz. der Generation, M i t t e l g r u p p e 27.4 Proz. der Generation. D i e N o r m a l g r u p p e hat also etwas z u g e n o m m e n , ebenso die B e s e t z u n g der höchsten Altersklassen, wozu auch die V e r m i n d e ­ r u n g der Präcision beigetragen hat. ( S i e h e T a b e l l e S . 115.) Die E r g e b n i s s e für B e l g i e n weichen von den in meiner Schrift „ Z u r Theorie der Massenerscheinungen" (S. 46) nach der älteren Q u e t e l e t ' s c h e n Tabelle berechneten nicht unerheblich ab. N a m e n t l i c h stellte sich nach dieser das Normalalter der M ä n n e r a u f 67 Jahre, das der F r a u e n allerdings wie hier auf 7 2 ' / 2 J a h r e , jedoch mit einer nur 38.2 ° ( 0 starken Normalgruppe. F ü r die S c h w e i z (1881 - 8 3 ) Belgien (l88l - 8 3 ) Alter Tabelle Theorie 45-50 38 50-55 55—60 60-65 44 54 68 — — — 65—70 80 /0—7 2 7, - 45 72 7 , - 7 5 75-80 80-85 85—90 über 9 0 Alter 45—50 /(I7l »V / 1 1 50—55 55—60 (29) (55) 5' (41) — 80 76 86 45 — — — — — 90 92 45 80 60 29 12 45 80 70—75 75-80 80-85 85—90 über 9 0 55 29 17 0 ergab die M ä n n e r 70, u n d 69 V Tabelle 45—50 2 0 0 Theorie 62 — — 7« 65—70 70—72 7' 29 — — — 72—75 75-80 80-85 85-90 über 9 0 43 66 45 64 39 18 — 60—65 65—70 69 77 — 78 62 38 "9 9 Normalalter: 7 0 Jahre. Präcision: 0 , 0 7 0 1 (aus 7 0 — 8 0 ) , Wahrscheinliche A b w e i c h u n g : 6 , 8 0 Jahre. Normaigruppe: 4 1 , 2 ° / , , . Gestorbene von o — i o j a h r e n : 3 5 , l ° / Mittelgruppe: 2 3 , 7 % . 0 älteren Tabelle 34 45 53 (38) 8 Alter 50—55 55—60 60—65 — der Normalalter: 7 0 J a h r e n . Präcision: 0 , 0 7 4 (aus 7 0 — 8 0 ) . Wahrscheinliche A b w e i c h u n g : 6 , 4 5 Jahre. Normalgruppe: 46,2°/,,. Gestorben von o — 1 0 J a h r e n 2 7 , 9 / , Mittelgruppe: 26,9°/o- 30 — — 5 45—50 50—55 55—60 79 61 40 18 4' 18 8 Italien ( 1881 — 83) Theorie (9) (19) — 7" 73 45 18 B e r e c h n u n g (1. c. S . 53) für die J a h r e für die F r a u e n als Normalalter. 33 45 56 70—75 75—80 80-85 85—90 über 9 0 92 frühere Preussen ( 1 8 8 1 - -83) Aus (8) (18) 60—65 65—70 s Alter Theorie 40 47 — Normalalter: 7 2 7 , J a h r . Präcision: 0 , 0 7 1 7 (aus 7 2 7 — 8 0 ) . Wahrscheinliche A b w e i c h u n g : 6 , 6 5 Jahre. Normalgruppe: 4 5 , 2 ° / , , . Gestorben von o — 1 0 J a h r e n 2 6 , 8 ° / . Mittelgruppe: 2 8 , 0 % . Schweiz Tabelle 38 20 7 \(\i1 (23) (43) — 67 30 8 Normalalter: 7 2 J a h r e . Präcision: 0 , 0 7 8 2 (aus 7 2 — 8 0 ) . Wahrscheinliche A b w e i c h u n g : 6 , i o Jahre. Normalgruppe: 3 4 , 6 ° / , , . Gestorbene von o— 1 o J a h r e n : 4 0 , 9 ° / , , . Mittelgruppe: 2 4 , 5 , . Ü 0 B o e c k h ' s c h e n Tabelle e r g a b sich (1. c. S . 59) für Preussen als Normalalter der M ä n n e r 70, als das d e r F r a u e n 71 Jahre, die N o r m a l g r u p p e aber betrug für die ersteren nur 3 3 . 8 % , für die letzteren nur 36.0°/o der Generation. 8* Die ji6 — für die J a h r e Handbuch 1 8 9 0 und für den 1 8 9 1 berechnete preuss. Tabelle (Statistisches Staat, B d . I I I , S . 1 9 3 ) weist für die Altersklassen von mehr als 65 J a h r e n folgende Zahlen auf: 65—70.-- 7 1 ; - - 7 5 - - -80.—85.--90. 16; 78 69 43 65 15 80 16 67 67 38 >7; M ä n n e r : Tabelle: Theorie: Tabelle: Theorie: Frauen: 65—70.88 84 48; 49; über 9 0 3 7 —75- - 8 0 . - 8 5 —90. 21 48 85 55 22 49 84 51 1, 90 6 „ 9 „ D a s Normalalter sowohl wie die N o r m a l g r u p p e hat also für beide Geschleehter im V e r g l e i c h mit den älteren Tabellen merk­ lich z u g e n o m m e n . D i e Zahl der im A l t e r von o — 1 0 J a h r e n g e ­ storbenen betrug Knaben indes n o c h immer 34.6 °/o, die der M ä d c h e n 3 1 . 0 °/o der Generation. I n der Tabelle für Italien fällt bei hohen auf, Normalalter der der hauptsächlich niedrige durch die einem Prozentsatz der ungewöhnlich verhältnismässig Normalgruppe grosse Kinder­ sterblichkeit verursacht wird. Norwegen Alter (1881—82) Tabelle 45—5° 50—55 55-60 60—65 65—70 31 39 52 71 84 70—75 75-78 85 55 78—80 80—85 85—90 über 9 0 37 85 54 Schweden (1881 - 8 2 ) Alter Theorie Tabelle 45 — 5 0 32 50—55 55—60 60—65 39 48 64 65—70 81 70—75 95 75—80 80-85 85—90 über 9 0 94 78 45 16 Theorie J( o) 4 73 99 99 73 40 21 22 Normalalter: 7 8 J a h r e . Präcision: 0 , 0 8 7 7 ( 78—85). Wahrscheinliche A b w e i c h u n g : 5,44 Jahre. Normalgruppe: 3 9 , 6 ° / . Gestorbene von o — 1 o J ahren: 1 9 , 7 % . Mittelgruppe: 4 0 , 7 ' / , , . a u s 0 Normalalter: 7 5 Jahre. Präcision: 0 , 0 7 9 3 ( 75—85). Wahrscheinliche A b w e i c h u n g : 6,01 Jahre. Normalgruppe: 46,6°/,,. Gestorbenevono — 1 0 J a h r e n : 25,5°/ . Mittelgruppe: 27,9°/,,. a u s 0 D i e U e b e r e i n s t i m m u n g der berechneten mit den beobachteten Zahlen ist bei diesen beiden nach den in meiner Tabellen weniger befriedigend als früheren Schrift (S. 5 2 und S . 5 7 ) für die­ selben S t a a t e n angeführten B e r e c h n u n g e n . B e i diesen e r g a b sich für N o r w e g e n als Normalalter der M ä n n e r 7 4 , als das der F r a u e n 75 Jahre und für Schweden waren die entsprechenden Zahlen 7 2 und 7 5 Jahre. Die Langlebigkeit in Norwegen scheint sich nach dieser neueren Tabelle noch bedeutend gesteigert zu haben. Die Normalgruppe ist allerdings nicht sehr stark besetzt, die Mittelgruppe aber ist nicht nur ausserordentlich gross, sondern sie schiebt sich auch in die hohen Altersklassen hinauf, die in den anderen Ländern ausschliesslich der Normal gruppe vorbehalten sind. 10. Dass manchmal grössere Abweichungen zwischen der Theorie und der Beobachtung vorkommen, kann nicht auffallen, denn, abgesehen davon, dass in den obigen Fällen die Zahlen für die beiden Geschlechter nicht auseinander gehalten sind, ist auch zu beachten, dass die Absterbeordnungen, aus denen die Ver­ teilung der Sterbefälle abgeleitet wird, nicht durch Verfolgung des Absterbens einer wirklichen Generation gewonnen, sondern nur Erzeugnisse der Rechnung sind, indem die für eine bestimmte Zeit gefundenen Sterbenswahrscheinlichkeiten auf eine hypothetische Generation angewandt werden. Ueberdies werden die auf solche Art berechneten Tabellen meistens noch Ausgleichungen nach verschiedenen Methoden unterworfen, die die etwa vorhan­ dene Verteilung der Sterbefälle der höheren Altersklassen nach dem Fehlergesetz mehr oder weniger verwischen können. Zur unmittelbaren Beobachtung dieser Verteilung werden sich nach der Hermann'schen Methode aufgestellte Absterbeordnungen besser eignen als die nach der sogenannten direkten Methode berechneten. Da die Statistik der Sterbefälle in den meisten Staaten 5 0 und mehr Jahre zurückreicht, so wäre fast überall das Material vorhanden, um das Absterben mehrerer Jahresgenerationen etwa vom 60. Lebensjahre ab mittelst der zusammengehörenden dritten Hauptgesamtheiten von Verstorbenen darzustellen und mit der Theorie zu vergleichen. Die Grösse der Normalgruppe in Prozent der ursprünglichen Generation lässt sich allerdings auf diese Art nicht bestimmen. Ein Beispiel einer solchen partiellen Absterbeordnung findet sich a. a. O. S. 5 5 für Bayern und die Rechnung stimmt befriedigend mit der Beobachtung überein. Die Bedeutung der oben angeführten charakteristischen Zahlen für die Beurteilung der Sterblichkeitsverhältnisse eines Landes ist leicht zu erkennen. Diese Verhältnisse sind um so günstiger, 1) je höher das Normalalter und 2) je stärker die — 118 — N o r m a l g r u p p e ist, und bei hohem Normalalter — etwa bei einem solchen von mehr als 75 J a h r e n — kann K r i t e r i u m hinzufügen: j e grösser man noch als drittes die Präcision, d. h. j e die wahrscheinliche A b w e i c h u n g v o m Normalalter ist. E x i s t e n z einer grossen die Gesellschaft noch kleiner D e n n die Zahl v o n N e u n z i g j ä h r i g e n ist weder für für die Volkswirtschaft ein Vorteil. In keinem L a n d e sind diese drei B e d i n g u n g e n bisher so g u t erfüllt wie in N o r w e g e n . D a s s ferner eine g e r i n g e Kindersterblichkeit ein Symptom sichten bildet, ist ist selbstverständlich. das A l t e r v o n 10 Jahren I n den günstiges obigen als G r e n z e der Ueber- Kindheits­ periode a n g e n o m m e n , weil d u r c h w e g in den nächsten J a h r e n das M i n i m u m der Dichtigkeit der Sterbefälle eintritt. ist ferner, dass die M i t t e l g r u p p e die Sterbefälle in einem nach dem 45. Jahre, verhältnismässig erlange Normalalter möglichst nahe und Wünschenswert Dichtigkeit ihrer vorgerückten A l t e r , etwa mit komme. zeigt sich N o r w e g e n als besonders 11. grösste ihren Ausläufern dem A u c h in dieser B e z i e h u n g begünstigt. Z u r A u f s t e l l u n g der obigen Kriterien ist übrigens g a r keine längere R e c h n u n g erforderlich, sondern sie lässt sich g a n z einfach findet und summarisch ausführen. der die Sterbefälle sich am ist I n jeder Absterbeordnung m a n sofort unter den höheren Altersklassen dann auch immer diejenige, in dichtesten zusammendrängen, und es leicht, mit B e r ü c k s i c h t i g u n g der beiden Nachbarklassen bis auf ein halbes J a h r das Normalalter zu schätzen. D i e V e r d o p p e l u n g der über dieses Normalalter Sterbefälle ergiebt hinausliegenden weiter die N o r m a l g r u p p e und endlich findet man durch A b z ä h l u n g und S c h ä t z u n g auch leicht das A l t e r , bis zu welchem die H ä l f t e dieser Sterbefälle, v o m Normalalter auf­ wärts gerechnet, erfolgt ist, also die wahrscheinliche A b w e i c h u n g . Ist die g a n z e A b s t e r b e o r d n u n g g e g e b e n , so erhält man ohne weiteres die G r u p p e der Gestorbenen von o — 1 0 Jahren und dann auch die letzteren Mittelgruppe. empfiehlt Z u r näheren es sich Charakterisierung noch anzugeben, dieser wie gross der T e i l derselben ist, der nach dem 45. J a h r e gestorben ist und d e m n a c h die N o r m a l g r u p p e überlagert. M a n könnte überhaupt diese M i t t e l g r u p p e , wie K i n d h e i t s g r u p p e aus verschiedenen pen zusammengesetzt denken, auch die übereinander liegenden G r u p ­ von denen jede ein Dichtigkeits- — i ig — m a x i m u m hätte und sich nach dem Fehlergesetz oder auch nach einer anderen F o r m e l verteilte. S o hat Prof. P e a r s o n die S t e r b ­ lichkeit der männlichen E n g l ä n d e r dargestellt, w o er verschiedene, teils symmetrische, teils unsymmetrische D i c h t i g k e i t s k u r v e n der Sterbefälle übereinanderlegt, 1 A l t e r von 7 1 7 2 . Jahres 4 » 2 2 72> deren D i e h t i g k e i t s m a x i m a sich 3 Jahren und im A n f a n g im des ersten befinden. E i n e solche A n a l y s e hat ebenfalls ein theore­ tisches Interesse, aber sie giebt uns keine weiteren A u f s c h l ü s s e über die U r s a c h e n der V e r t e i l u n g der Sterbefälle und der an­ nähernd sich behauptenden Gleichförmigkeit derselben. Eine N o r m a l g r u p p e von Sterbefällen mit einem D i c h t i g k e i t s m a x i m u m zwischen 7 0 und 7 5 J a h r e n und eine annähernd dem einfachen F e h l e r g e s e t z entsprechende V e r t e i l u n g der F ä l l e können wir als eine naturgesetzliche, in der menschlichen Konstitution begründete T h a t s a c h e hinnehmen, und wir würden uns dabei vollständig be­ ruhigen, wenn entweder a l l e Sterbefälle in dieser V e r t e i l u n g auf­ traten oder wenn wir besondere M e r k m a l e , sei es für die N o r m a l ­ fälle, sei es für die nicht zu dieser G r u p p e gehörenden F ä l l e an­ g e b e n könnten. E i n e bloss mathematische Z e r l e g u n g der G r u p p e n t r ä g t aber zur K e n n t n i s der ursächlichen Verhältnisse nichts bei. A n d e r s w ä r e dies allerdings, w e n n sich z. B . für jede wichtigere Todesursache ein D i c h t i g k e i t s m a x i m u m in einem bestimmten A l t e r nachweisen liesse, v o n d e m aus dann die V e r t e i l u n g der F ä l l e nach dem Fehlergesetz stattfände. 12. 1 Pearson ) hat a u c h eine mathematisch sehr wertvolle D a r s t e l l u n g der V e r t e i l u n g nach unsymmetrischen Dichtigkeits­ kurven gegeben, sonderen Fall das letztere von der das Gauss'sche Fehlergesetz einen be­ bildet. stets im anschauliche F ü r das statistische Interesse V o r d e r g r u n d bleiben, eine V o r s t e l l u n g von der E n t s t e h u n g einer ihm ent­ liche A n s c h a u u n g , wenn beobachtete werde, Grösse die ebenso von es indes wird allein sprechenden V e r t e i l u n g giebt. weil D e n n man erhält eine leicht fass­ man s a g e n kann, dass eine wiederholt rein zufälligen S t ö r u n g e n leicht und in derselben beeinflusst W e i s e im positiven wie im n e g a t i v e n S i n n e wirken k ö n n e ; d a g e g e n k a n n man sich nicht vorstellen, wie es zugehe, dass z. B . die positiven S t ö r u n g e n i) Skew Variation in homogenous material. Pbilos. Transactions, Vol. C L X X X V . London 1895. i so­ 5 mit der Wahrscheinlichkeit / und die negativen mit der W a h r ­ scheinlichkeit /s auftreten. U e b r i g e n s hat schon Q u e t e l e t ) eine elementare M e t h o d e zur D a r s t e l l u n g der V e r t e i l u n g der F ä l l e bei ungleichen C h a n c e n der positiven und negativen Störungsursachen g e g e b e n , indem er annahm, dass aus einer U r n e , die unendlich viele schwarze und weisse K u g e l n im Verhältnis von s: w ent­ hält, eine massige A n z a h l , nämlich j e 16 K u g e l n g e z o g e n werden. M a n darf die Zahl der zugleich g e z o g e n e n K u g e l n nicht gross nehmen, weil dann das jedesmal herauskommende Verhältnis von schwarz und weiss von dem wahrscheinlichsten W e r t e , nämlich s : w, immer nur w e n i g abweichen würde, so dass bei einer langen R e i h e von Versuchen (vorausgesetzt, dass nicht die eine der beiden Wahrscheinlichkeiten sehr klein ist) die praktisch in B e ­ tracht k o m m e n d e n K o m b i n a t i o n e n sich nahezu symmetrisch — und soweit nach dem einfachen Fehlergesetz — u m die wahr­ scheinlichste K o m b i n a t i o n gruppieren würden, während die grösse­ ren und unsymmetrisch auftretenden A b w e i c h u n g e n w e g e n ihres seltenen V o r k o m m e n s ausser acht gelassen werden könnten. Ist aber die jedesmal g e z o g e n e Zahl von K u g e l n n nicht gross, so erhält m a n keine F o r m e l für eine kontinuierliche V e r t e i l u n g , sondern n -f- i verschiedene Wahrscheinlichkeiten für die m ö g ­ lichen n -f- i K o m b i n a t i o n e n . S o ist z. B . , wenn s: w = 3 : 1 und n = i 6 , die Wahrscheinlichkeit der K o m b i n a t i o n e n : 16 s, o w = g 3 1 0,010; 1 5 s, i w = o,o53; 14 s, 2 w = o , i 3 4 ; 1 3 s, 3 w = o,2o8; 12 s, 4 w — 0 , 2 2 5 ; 1 1 s, 5 w = o,i8o; 1 0 s, 6 w = o , n o ; 9 s, 7 w = 0,052; 8 s, 8 w = 0,020; 7 s, 9 w — 0 , 0 0 6 ; 6 s, i o w = o,ooi. F ü r die übrigen K o m b i n a t i o n e n bis o s, 16 w ist die Wahrscheinlichkeit kleiner als VioooD e n k t man sich diesen Wahrscheinlichkeiten proportionale S e n k r e c h t e in gleichen A b s t ä n d e n auf einer Grundlinie errichtet, so erhält man gleichsam das Gerüst, über welches sich eine kon­ tinuierliche unsymmetrische K u r v e ziehen lässt. D i e s e K u r v e k a n n m a n durch andere W a h l des Verhältnisses s: w auf die m a n n i g ­ faltigste A r t ändern und so wird es auch h ä u f i g möglich, durch sie die V e r t h e i l u n g der Einzelfälle einer S t ö r u n g e n unterworfenen B e o b a c h t u n g s g r ö s s e annähernd darzustellen. 1 ) Lettres sur la Theorie des probabilites, p. 1 7 4 u. 4 0 8 . 12 I ! I 1 3 - M a n k a n n a u c h hier eine ähnliche B e t r a c h t u n g anstellen, wie bei der obigen A b l e i t u n g des Fehlergesetzes: man k ö n n t e annehmen, dass immer i6 Fehlerursachen zusammentreffen, und z w a r die positiven mit der Wahrscheinlichkeit / , die negativen mit der W a h r s c h e i n l i c h k e i t W e n n jeder dieser E l e m e n t a r ­ fehler durchschnittlich eine A b w e i c h u n g + der beobachteten v o n der wahren G r ö s s e g bewirkt, so wird das D i c h t i g k e i t s m a x i m u m der beobachteten F ä l l e bei g -f- i z e—4 e oder g -f- 8 e liegen. V o n 1000 B e o b a c h t u n g e n werden also nach der obigen Z u s a m m e n ­ stellung 225 annähernd dieses R e s u l t a t ergeben, auf g - f - i o e k o m m e n annähernd 208, auf g - | - i 2 e ungefähr 134, auf g - ( - i 4 e e t w a 53, auf g - | - i 6 e etwa 1 0 , andererseits auf g -\- 6 e annähernd 180, auf g - f - 4 e etwa 1 1 0 u. s. w. D i e diesen D i c h t i g k e i t e n proportionalen S e n k r e c h t e n sind also in A b s t ä n d e n v o n 2 e auf der Grundlinie errichtet zu denken. D i e aus ihnen und den Linienstücken 2 e gebildeten R e c h t e c k e sind ebenfalls den D i c h t i g ­ keiten proportional u n d die G e s a m t f l ä c h e einer durch die E n d ­ punkte der Mittellinien dieser R e c h t e c k e gezogenen K u r v e wird v o n der S u m m e der F l ä c h e n dieser R e c h t e c k e nicht allzuviel v e r ­ schieden sein. W e n n nun die E r g e b n i s s e einer grossen Zahl von B e o b a c h t u n g e n sich durch eine unsymmetrische D i c h t i g k e i t s k u r v e darstellen lassen, so kann m a n versuchen, ob diese n ä h e r u n g s ­ weise mit einer auf die a n g e g e b e n e A r t konstruierten K u r v e über­ einstimmt, wobei das V e r h ä l t n i s s: w annähernd g e g e b e n ist durch das V e r h ä l t n i s der (gleichviel in welchem M a s s e ausgedrückten) A b s t ä n d e der beiden S c h n i t t p u n k t e der K u r v e und der G r u n d ­ linie v o n dem F u s s p u n k t der grössten Ordinate. I m G r u n d e ist dieses Verfahren aber nichts anderes, als die nach einer besonderen M e t h o d e ausgeführte A u f s t e l l u n g einer empirischen F o r m e l für die beobachtete V e r t e i l u n g , wie sie in anderen F ä l l e n etwa durch eine Parabel höherer O r d n u n g g e g e b e n wird. D i e A n n a h m e von 16 positiven oder negativen F e h l er Ursachen ist willkürlich, sie giebt, wie gesagt, nur ein Gerüst für die K u r v e ; m a n kann a u c h versuchen, ob man bei 20 oder 25 Fehlerelementen bessere R e ­ sultate erhält. D i e verschiedenen Wahrscheinlichkeiten der posi­ tiven und negativen Fehlerelemente haben ebenfalls nur einen rein mathematischen S i n n und man k a n n sich über die physische B e d e u t u n g dieser B e d i n g u n g keine V o r s t e l l u n g machen. Der »wahre" W e r t der B e o b a c h t u n g s g r ö s s e im obigen S i n n e aber ist 3 4 e — bei 122 unsymmetrischer V e r t e i l u n g eine rechnerische Fiktion, der Einzelfälle überhaupt nur die sich e b e n s o w e n i g äusserlich be­ merkbar macht, als wenn die B e o b a c h t u n g e n sämtlich mit einem konstanten Fehler behaftet wären. Wenn die natürlichen B e ­ d i n g u n g e n der E n t s t e h u n g eines Beobachtungsobjektes bewirken, dass eine g e w i s s e G r ö s s e desselben immer mit grösserer W a h r ­ scheinlichkeit überschritten, als nicht erreicht wird, so hat nicht diese verdeckt bleibende Grösse, sondern nur die im Dichtigkeits­ m a x i m u m wirklich hervortretende für uns ein besonderes Interesse. D i e s e stellt eben das wahrscheinlichste B e o b a c h t u n g s e r g e b n i s dar und sie ist zugleich, wenn die V e r t e i l u n g der F ä l l e der unsymmetri­ schen Binomialformel entspricht, gleich d e m M i t t e l w e r t aus allen l E i n z e l b e o b a c h t u n g e n ). I ) Dieser von Q u e t e l e t angeführte Satz lässt sich auf folgende Art beweisen: a b , Es seien und die sich zu i ergänzenden Wahrscheinlichkeiten des m m Auftretens der negativen und der positiven Fehlerelemente, also a - | - b = m, es sei ferner n die angenommene Zahl der jedesmal zusammentreffenden, teils positiven, teils negativen Fehlerelemente, die also den Exponenten des Binoms bildet, und die Grösse 2e, um die sich die beobachtete Grösse bei jedem Uebergang von einer Fehlerkombi­ nation zur nächstfolgenden verändert, werde als Massheit angenommen. Da derjenige Teil der Beobachtungsgrösse, der allen Einzelbestimmungen derselben gemeinsam ist, für uns weiter nicht in Betracht kommt, so berücksichtigen wir nur den veränderlichen Teil, und zwar nehmen wir den k l e i n s t e n der in diesem vorkommenden Werte, der durch das Zusammentreffen von n negativen Fehlerelementen entsteht, gleich der Mass­ einheit (also = 2e) an. Wenn m Einzelwerte bestimmt werden, so wird die theo­ retische Verteilung derselben durch die Entwickelung des Binoms n n n (a + b ) = a + n, a ^ b + n n 3 3 a ' ^ V + n„ a - b + . . . b 2 n (i) dargestellt, wo die n die Binomialkoefficienten bedeuten. Diese Summe ist die Z a h l der Einzelwerte, ihre G r ö s s e in Einheiten der erwähnten Art beträgt: x n a -f- 2 D , a n _ 1 n 2 2 b + 30, a - b - ( - n 4 Z{x + l ) n 8 n a" - 3 b * - f . . . (n + i ) b n = D a b -* x (2) n n 2 Ix + l ) n a b - x x und das M i t t e l W der Einzelwerte demnach - (a + b ) n Nun kann man durch Entwickelung des Ausdrucks links leicht zeigen, dass 1 1 n ( a + b) - 1 = 1 2 3 2 1 n . a " - + 2n, a"-' b + n „ a " " b + . . . n b " - . 3 Multipliziert man diese Gleichung mit b und addiert die Gleichung ( i ) , so er:giebt sich n(a + b ) n _ 1 n n b + (a + b ) = 2(x + i ) n a b x n _ x 14. U n s y m m e t r i s c h e V e r t e i l u n g einer statistisch untersuchten Grösse kann auch dadurch entstehen, dass diese Grösse sich als F u n k t i o n einer anderen bestimmt, die ihrerseits sich regelmässig u m einen T y p u s gruppiert. S o verhält sich z. B . nach Q u e t e l e t d a s G e w i c h t der E r w a c h s e n e n annähernd wie das Quadrat der K ö r p e r l ä n g e und da diese sich als eine typische G r ö s s e verhält, so k a n n die R e i h e der G e w i c h t s b e s t i m m u n g e n wenigstens bei einem grösseren Spielraum der A b w e i c h u n g e n keine symmetrische V e r t e i l u n g der F ä l l e aufweisen. F e r n e r k a n n eine Mischung verschiedener T y p e n vorhanden sein, die bei den B e o b a c h t u n g e n nicht auseinander gehalten werden könnten. D e n k t m a n sich z. B . , d a s s i o o o Soldaten der P o t o m a c - A r m e e mit einem typischen Brust­ u m f a n g v o n 35 Zoll engl, und i o o o Schotten mit d e m mittleren B r u s t u m f a n g von ?>9*U Zoll unterschiedslos zusammen gemessen worden wären, so würde m a n v o n 32 bis 43 Zoll folgende G r u p p e n erhalten haben: 69, 1 2 2 , 1 7 3 , 2 0 1 , 2 0 1 , 1 9 3 , 1 9 1 , 2 1 5 , 2 1 0 , 1 7 1 , und durch Division mit m n = (a -f- b ) n b n m 1- I = W. b Demnach ist der Mittelwert W gleich der Ordnungszahl n 1- i in der Reihe der nach ihrer Grösse und steigenden Potenzen von b geordneten n -\- i Gruppen von gleich grossen Einzelwerten. Ist aber die Wahrscheinlichkeit des negativen Fehler- a b elementes — = w und die des positiven — = s, so entspricht diese Ordnungszahl dem g r ö s s t e n G l i e d e in der Reihe der Wahrscheinlichkeiten der verschiedenen Fehler­ kombinationen, also dem wahrscheinlichsten Werte des Messungsresultates. Ist also z. B. a = i, b = 3 , demnach w = — , s = — , und n, die Zahl der jedesmal zusammen4 4 treffenden positiven oder negativen Fehlerelemente, gleich 1 6 , so ist der Mittelwert in der hier anzuwendenden Einheit 1 3 und andererseits stellt das 1 3 . Glied die wahr­ scheinlichste Kombination dar, nämlich die mit den Exponenten 4 für w und 1 2 für s, <iie sich wie diese Wahrscheinlichkeiten selbst verhalten. Demnach giebt das arith­ metische Mittel aus der Gesamtheit der Beobachtungswerte auch bei unsymmetrischer Verteilung derselben den wahrscheinlichsten Wert, wenn die hier angenommene Hypo­ these über die Entstehung der Abweichungen durch die Kombination von positiven und negativen Fehlerelementen zulässig ist. Der Ausdruck „wahrscheinlichster Wert" aber hat vom Standpunkt dieser Hypothese die Bedeutung des bereits oben ange­ wandten des „wahrscheinlichsten Messungsresultats", denn der hypothetische wahre Wert, von dem die positiven und negativen Störungen ausgehen, ist, wie oben ausge­ führt worden, aus den Messungen gar nicht erkennber und das wahrscheinliche Messungsresultat ist gegen diesen um eine feste Grösse verschoben. i i i , 56. D i e K u r v e hält sich also auf eine längere S t r e c k e fast in gleicher H ö h e mit einer E i n s e n k u n g zwischen den M a x i m a l ­ werten 201 u n d 2 1 5 , die den S t u f e n v o n 36 und 39 Zoll ent­ sprechen. D a sie an beiden E n d e n die A u s l ä u f e r der einen und der andern R e i h e ziemlich rein hevortreten lässt, so könnte m a n durch versuchsweises R e c h n e n die beiden ungleichartigen E l e m e n t e mit ausreichender G e n a u i g k e i t voneinander sondern. E i n e solche T r e n n u n g wird um so leichter sein, j e weiter die typischen Mittel­ werte voneinander abstehen, mit j e grösserer Präcision der T y p u s zum A u s d r u c k k o m m t und weniger die beiden vermischten G r u p p e n in ihrer Zahl verschieden sind. Bei einer zufälligen A u s w a h l der zu messenden Personen in grosser Zahl werden die verschiedenen T y p e n annähernd in dem Verhältnis auftreten, in dem sie in der betreffenden B e v ö l k e r u n g vorhanden sind. D a die z u s a m m e n ­ gemischten T y p e n voneinander g a n z u n a b h ä n g i g sind, so m u s s für die theoretische B e s t i m m u n g ihrer G r u p p i e r u n g die V e r t e i l u n g für jeden besonders berechnet werden und die F ä l l e der gleichen Grössenklasse sind dann zu summieren. Ist also der T y p u s mit der N o r m a l g r ö s s e a m-mal, der mit der N o r m a l g r ö s s e b n-mal in der M i s c h u n g vertreten und sind die zugehörigen Präcisionen h und k, so k o m m e n auf die von der G r ö s s e x ausgehende kleine S t r e c k e A x (m h C - > + n k C e~ ^- ) A x Fälle, w o C den reciproken W e r t der W u r z e l aus der Zahl n und e die Basis der natürlichen L o g a r i t h m e n bezeichnet (s. die folgende A b ­ handlung). h 2 ( x a 2 k h) e D i e unregelmässige V e r t e i l u n g der M e s s u n g s e r g e b n i s s e k a n n auch dadurch entstehen, dass der T y p u s einer allmählichen A e n d e r u n g unterliegt. D i e physische Beschaffenheit einer B e ­ v ö l k e r u n g kann sich infolge der schlechten E r n ä h r u n g der A r ­ beitermasse, der vorzeitigen und übermässigen A r b e i t der K i n d e r u. s. w. verschlechtern und dadurch die E n t w i c k e l u n g der nor­ malen K ö r p e r g r ö s s e oder des B r u s t u m f a n g e s beeinträchtigt werden. Diese E n t a r t u n g des T y p u s wird sich aber hauptsächlich bei d e m ­ jenigen Teile der B e v ö l k e r u n g zeigen, der auch vorher schon d a s N o r m a l m a s s nur verhältnismässig selten erreichte, sodass also eine unsymmetrische V e r t e i l u n g mit weiterer A u s d e h n u n g der unter­ normalen G r u p p e n entsteht. W e n n u m g e k e h r t durch h y g i e n i s c h e und wirtschaftliche Fortschritte eine B e s s e r u n g der K ö r p e r ­ konstitution eines grossen Teiles der B e v ö l k e r u n g bewirkt wird, — 125 — so wird sich dieses ebenfalls hauptsächlich in dem die negativen A b w e i c h u n g e n darstellenden Z w e i g e der V e r t e i l u n g s k u r v e zeigen und durch dessen Z u s a m m e n z i e h u n g die vorher etwa vorhandene S y m m e t r i e gestört werden. E n d l i c h ist es a u c h möglich, dass gewisse statistische M a s s ­ grössen, namentlich differente anthropologische, Strecken keinen bestimmten mehr T y p u s bevorzugt. weniger in­ G e w i s s e äussere G r e n z e n werden eingehalten, innerhalb derselben lich gleichmässig oder aufweisen, a u f denen die N a t u r überhaupt oder es kommen ist die V e r t e i l u n g ziem­ durch irgend welche unbe­ rechenbare Einflüsse hier und da g a n z unregelmässige f u n g e n bestimmter B e o b a c h t u n g s g r ö s s e n vor. Anhäu­ D i e B i l d u n g neuer fester Varietäten wäre wohl hauptsächlich innerhalb solcher I n ­ differenzstrecken zu erwarten, weil eben in diesen die T e n d e n z zu einer typischen G r ö s s e nicht oder nur s c h w a c h vorhanden ist. S o l c h e Spielräume in den Grössen und Grössen Verhältnissen der menschlichen Glieder hat A l p h . B e r t i l l o n bildung seines Messungsverfahrens Verbrechern benutzt. zur mit E r f o l g zur A u s ­ Wiedererkennung D i e K ö r p e r g r ö s s e hat nur einen von geringen „signaletischen Wert", weil die meisten F ä l l e sich in der N ä h e des typischen Mittels z u s a m m e n d r ä n g e n und grössere A b w e i c h ­ ungen nur in geringer Zahl v o r k o m m e n . z. B . die innere L ä n g e des 1,60 bis 1,65 m. von Dagegen schwankt Beines bei einer K ö r p e r g r ö s s e v o n 730 bis 825 m m und die V e r t e i l u n g s k u r v e ist sehr gestreckt und unregelmässig. V o n 100 untersuchten I n ­ dividuen von der a n g e g e b e n e n G r ö s s e hatten 8 eine innere B e i n ­ l ä n g e von w e n i g e r als 755 m m und 9 eine solche v o n mehr als 8 1 0 m m ; zwischen diesen von 5 m m bezw. 6, 8, G r e n z e n k a m e n auf die A b s t u f u n g e n 1 0 , 10, 9, 5, 7, 8, 4, 4, 9 F ä l l e , so dass 13 meistens ziemlich gleichmässig besetzte K l a s s e n unterschieden werden konnten. Klassen gestatten, brauchen M e r k m a l e aber, die die B i l d u n g zahlreicher nur in geringerer Zahl kombiniert zu werden, um G r u p p e n zu erhalten, in denen nur w e n i g e und daher nach vereinigt ihren sind. mit indifferenten Photographien Z u diesen leicht besonders erkennbare Individuen brauchbaren M e r k m a l e n Spielräumen gehört u. a. a u c h die Breite der H ü f t e n , die L ä n g e des K o p f e s , die S p a n n w e i t e der L ä n g e des F u s s e s und die L ä n g e des Mittelfingers. Arme, die D i e typische K ö r p e r g r ö s s e einer R a s s e oder eines S t a m m e s k a n n man a u c h 126 — ohne zahlreiche M e s s u n g e n bestimmen, indem man einfach eine grosse A n z a h l von Personen, nach der G r ö s s e geordnet, neben­ einander stellt und die in der M i t t e stehenden allein misst. die typische B e d e u t u n g dieses Um Messungsergebnisses zu konsta­ tieren, zähle m a n zu beiden Seiten der Mittelperson je ein V i e r t e l der G e s a m t z a h l a b und untersuche, ob von den stimmten Personen die eine annähernd die beiden so be­ N o r m a l g r ö s s e um ebenso viel überschreitet, wie der andere unter derselben bleibt. Diese positive und n e g a t i v e Differenz stellt dann näherungsweise die wahrscheinliche A b w e i c h u n g dar und der reciproke W e r t der­ selben giebt das Mass der Präcision, mit der die N a t u r den T y p u s zum A u s d r u c k gebracht hat. 1 G a l t o n ) hat darauf hingewiesen, dass diese M e t h o d e der bloss vergleichenden R e i h e n o r d n u n g der B e o b a c h t u n g s o b j e k t e ohne E i n z e l m e s s u n g e n auch auf solche E r s c h e i n u n g e n anwendbar ist, die einer M e s s u n g g a r nicht unterworfen werden können, sondern sich nur im allgemeinen vergleichsweise nach dem grösseren oder geringeren G r a d e ihrer Intensität unterscheiden lassen, wie geistige Anlagen in bestimmter lische B e g a b u n g u. s. w. R i c h t u n g , G e d ä c h t n i s , musika­ S o werden in vielen A n s t a l t e n die Schüler für jedes H a u p t f a c h nach O r d n u n g s n u m m e r n klassificiert und der I n h a b e r der Mittelstelle k a n n daher als Vertreter der durchschnittlichen B e f ä h i g u n g in sehen werden, wenn sehr schlechten dem betreffenden Fach gleichzeitig die Zahl der sehr guten S c h ü l e r eine verhältnismässig kleine ist ange­ und und die Mehrzahl beiderseits den mittleren nahesteht. 1 5 . W i e oben erwähnt, k ö n n e n nicht nur absolute Mass­ grössen, sondern auch V e r h ä l t n i s z a h l e n als typische G r ö s s e n erscheinen. schnitten Von genauer solchen die wird in Rede sein; den beiden hier sei folgenden Ab­ nur bemerkt, dass streng g e n o m m e n nur solche Verhältniszahlen hierher gerechnet werden können, die unmittelbar als empirische A u s d r ü c k e mathe­ matischer Wahrscheinlichkeiten anzusehen sind. Reihe von E i n z e l werten u.s. w., w o die G r u n d z a h l e n g desselben 1 ( g 2 Hat man eine Verhältnisses •—, — , — gi 82 gs u. s. w. nur w e n i g verschieden voneinander sind, und bezeichnet man den Mittelwert — mit g p 1) Stati»tics by intercomparison, Philosophical Magazine, Vol. X L I X , p. 3 3 . und i — p mit q, so werden diese W e r t e , wenn sie eine typische G r ö s s e darstellen, sich nach dem Fehlergesetz mit der Präcision h = j/ gruppieren und die wahrscheinliche A b w e i c h u n g be- 2 pq ~i / trägt Q y—wo Q = 0,4769. Ist p ein typisches Verhältnis, so wird auch die lineare F u n k t i o n a p - j - b noch eine dem Fehlergesetz folgende V e r t e i l u n g der den Einzelwerten von p entsprechenden W e r t e n aufweisen, pa und zwar mit der wahrscheinlichen A b w e i c h u n g B e i ande­ ren F u n k t i o n e n von p wird dies aber im allgemeinen nicht der F a l l sein. ten von D e n n den sich in gleichen A b s t ä n d e n folgenden W e r ­ p entsprechen Funktionswerte mit verschiedenen Differenzen und demnach unsymmetrischer Verteilung. W e n n in­ des die W e r t e einer F u n k t i o n von p nur in engen G r e n z e n in Betracht k o m m e n , so macht sich diese U n s y m m e t r i e nur w e n i g be­ merklich, so dass ihre Einzelwerte sich dann ebenso, wie die v o n p, wenigstens annähernd nach dem Fehlergesetz verteilen. Dies gilt insbesondere v o n dem Koordinationsverhältnis — - — = c , das i—p z. B . zur D a r s t e l l u n g des Knabenüberschusses bei den G e b u r t e n häufiger a n g e w a n d t wird, als das Verhältnis p der K n a b e n g e ­ burten zu der G e s a m t z a h l der Geburten. W e n n z. B . das letztere die W e r t e 0,500, 0,505, 0,510, 0 , 5 1 5 , 0,520, 0,525, 0,530 hat, so sind die zugehörigen W e r t e von c = 1,0000, 1,0202, 1,0408, 1,0618, 1,0833, 1,1053, 1,1277 und deren Differenzen in Einheiten der vierten Stelle 202, 206, 2 1 0 , 2 1 5 , 220, 224. A u f jeder dieser annähernd gleichen S t r e c k e n fallen ebensoviele W e r t e von c, wie auf die entsprechende A b s t u f u n g des um 0,005 fortschreiten­ den W e r t e s von p und die V e r t e i l u n g der ersteren ist daher eben­ falls annähernd symmetrisch, wenn dies bei den p der F a l l ist. D e m Mittelwert 0,515 von p entspricht c = 1,0618 und die näch­ sten Differenzen v o n c nach beiden Seiten hin sind 0,0210 und 0,0215 oder nahezu gleich 0,0213 der Differenz von p multipliziert mit - — - — - d. h. mit dem Differentialquotienten von c nach p. (0,485) 2 E s können aber auch Wahrscheinlichkeitsverhältnisse vor­ liegen, die F u n k t i o n e n von zwei oder mehreren einfachen W a h r - 128 — — scheinlichkeiten sind. E i n e solche F u n k t i o n , z. B . a v , - j - b v , w e n n 2 v, u n d v 2 i r g e n d welche W a h r s c h e i n l i c h k e i t e n u n d a u n d b K o n ­ stante bezeichnen, verhält sich wie eine einzige zusammengesetzte Wahrscheinlichkeit, da reihen jeder m ö g l i c h e bei einer grossen empirische Zahl von W e r t von V j Versuchs­ mit j e d e m m ö g ­ lichen empirischen W e r t e von v„ zusammentreffen kann. E s er­ giebt sich eine V e r t e i l u n g nach dem Fehlergesetz mit der P r ä ­ Q : Va'r* - j - b ' r , , wenn r 2 cision weichungen von V j Eine sehr und v einfache und r t Funktion ist auch die Differenz v — v . 1 ist also / 2 die wahrscheinlichen A b ­ bezeichnen. 2 zweier Wahrscheinlichkeiten D i e wahrscheinliche A b w e i c h u n g 2 —)- r* u n d die V e r t e i l u n g , einer grösseren Zahl von E i n z e l w e r t e n u m das Mittel findet mit der Präcision Q :}/ T\ ~\- r\ statt. A n s t a t t der mit der l Wahrscheinlichkeit /. auftretenden 2 A b w e i c h u n g kann m a n auch nach der Tabelle der F eine A b ­ u w e i c h u n g nehmen, die mit einer der Gewissheit nahe k o m m e n d e n Wahrscheinlichkeit, z. B . 0,995, nicht überschritten wird. 2 w ü r d e sein + — ]/ r[ -\-r . Diese W e n n also zwei mit g e n ü g e n d grossen 2 G r u n d z a h l e n gebildete empirische Wahrscheinlichkeiten, z. B . die Sterbenswahrscheinlichkeit der N e u g e b o r e n e n zweier f o l g e n d e r J a h r e n um die G r ö s s e oder n a c h der letzteren aufeinander Formel um noch mehr voneinander verschieden würde man mit fast völliger Gewissheit annehmen bestimmte wären, können, eine reelle A e n d e r u n g der Sterbenswahrscheinlichkeit v o n J a h r e zum anderen stattgefunden habe. obachtete Differenz kleiner scheinliche Wenn ist, als die oben A b w e i c h u n g , so ist es leicht G r u n d e liegende Sterbenswahrscheinlichkeit ändert der hat und Unterschied nur so dass einem d a g e g e n die be­ bezeichnete wahr­ m ö g l i c h , dass die sich g a r nicht durch die zu ver­ zufällige A b ­ w e i c h u n g der empirischen v o n der wirklichen Wahrscheinlichkeit entstanden ist. D e r allgemeine A u s d r u c k für den wahrscheinlichsten W e r t einer F u n k t i o n v o n mehreren veränderlichen F ( x , x , x t F(a,, a , a 2 3 . . .) w e n n a , a , a t 2 3 2 8 . . .) ist die wahrscheinlichsten W e r t e der einzelnen veränderlichen sind, und der wahrscheinliche F e h l e r ist — 12g — wenn r ,r ,r . . die wahrscheinlichen Fehler der Einzelwerte (und verhältnismässig klein) sind. W e n n die x Wahrscheinlichkeits­ verhältnisse sind, wie v , v , v , die g e n ü g e n d grosse Grundzahlen haben, so werden ihre wahrscheinlichen A b w e i c h u n g e n nach der „kombinatorischen" M e t h o d e durch den oben angeführten W u r z e l ­ ausdruck mit p u n d q dargestellt und daraus ergiebt sich der wahrscheinliche Fehler des empirischen A u s d r u c k s der F u n k t i o n F . H a t man mehrere empirische W e r t e der F u n k t i o n , so kann m a n daraus auch direkt die wahrscheinliche A b w e i c h u n g der E i n z e l ­ werte bestimmen und aus der V e r g l e i c h u n g dieses A u s d r u c k s mit dem nach der anderen M e t h o d e abgeleiteten ergiebt sich der G r a d der Dispersion ). l 2 3 t 2 3 1 i) Von weiteren hierher gehörenden Arbeiten seien noch erwähnt E d g e w o r t h , Meihods of Statislics, im Jubiläumsband des Journ. of the Royal Statist. S o c , 1 8 8 5 . Verschiedene Abhandlungen desselben Verfassers in Bd. L X I und L X I I Zeitschrift, neu gedruckt u. d. T., The representation of statistics by derselben malhematical formulae, 1 9 0 0 . Derselbe, Metretike, London, s. a., wo auch die zahlreichen verwandten früheren Arbeiten des Verfassers angeführt sind. Y u l e in mehreren Abhandlungen im Journal of the Stat. Soc. [Vol. L I X ( 1 8 9 6 ) , L X (Theory of correlation), L X I I ] mit Anwendungen auf soziale Verhältnisse. v — F e c h n e r , Kollektivmasslehre, herausgeg. o n G. F. Lipps, Leipzig 1 8 9 7 . — G. D u n c k e r , Die Methode der Variationsstatistik, Lei pzig 1 8 9 9 , mit einem reichhaltigen Literaturverzeichnis. — E. B l a s c h k e in Heft I der Mitteilungen des Verbandes österreichischer und ungarischer Versicherungstechniker, Wien 1 8 9 9 . Seit Oktober 1 9 0 1 erscheint die Zeitschrift Biometrika, a Journal for the Statistical Pearson, study of biological problems (Cambridge), herausgegeben D a v e n p o r t in Verbindung mit Fr. G a l t o n . von Weldon, In der Wahrscheinlichkeits­ rechnung von E. C z u b e r (Leipzig 1 9 0 2 ) wird die Anwendung dieser Rechnung auf die •Statistik ausführlich berücksichtigt. Lexis, Bevfilkerunga- u . M o r a l s t a t i s t i k . 9 VII. Das Geschlechtsverhältnis der Geborenen und die Wahrscheinlichkeitsrechnung ). 1 i. D i e eigentümliche Regelmässigkeit des Knabenüber­ schusses bei den G e b u r t e n hat den Mathematikern schon mehr­ fach G e l e g e n h e i t geboten, die allgemeinen F o r m e l n der W a h r ­ scheinlichkeitsrechnung auf eine konkrete E r s c h e i n u n g anzuwenden. A b e r bei diesen U n t e r s u c h u n g e n ü b e r w o g das mathematische I n ­ teresse g a n z entschieden das statistische, und die physiologische F r a g e w u r d e gewissermassen allgemeine nur als V o r wand g e n o m m e n , u m analytische E n t w i c k e l u n g e n auszuführen, aus den Zahlen Verhältnissen der K n a b e n - für w e l c h e und Mädchengeburten hinterher einige A n w e n d u n g s b e i s p i e l e g e g e b e n wurden. I n diesem S i n n e ist namentlich die grosse A b h a n d l u n g von P o i s s o n über 2 die vorliegende F r a g e g e h a l t e n ) : sie ist für die A u s b i l d u n g der 1) Diese Abhandlung ist zuerst in den Hildebrand-Conrad'schen Jahrbüchern Bd. X X V I I ( 1 8 7 6 ) , S. 2 0 9 ff., veröffentlicht worden. Im Jahre 1 8 7 8 erschien die Theorie mathematique des assurances Sur la vie von E. D o r m o y , in der — und zwar auch mit spezieller Anwendung auf das Geschlechtsverhältnis der Geborenen — eine „Theorie des ecarts" entwickelt ist, die darauf hinausläuft, dass die Summe der ab­ soluten Abweichungen vom Mittel der beobachteten Einzelwerte mit dem n-fachen der theoretisch (nach der kombinatorischen Methode) abgeleiteten mittleren Abweichung verglichen und der Quotient aus diesen beiden Grössen als das Mass der „Divergenz" betrachtet wird. Dieses Verfahren trifft mit dem Grundgedanken, wenn auch nicht mit den weiteren Ausführungen der obigen und der folgenden (VIII.) Abhandlung teilweise zusammen und D o r m o y hat insoweit hierin die Priorität, da er seine Theorie schon 1 8 7 4 in dem „Journal des actuaires francais" veröffentlicht hatte, einer in Frankreich nur wenig und in Deutschland so gut wie gar nicht verbreiteten Zeitschrift, die mir gänzlich unbekannt geblieben war. Eine Vergleichung der Verteilung einer grossen Zahl von Einzelwerten mit der der Exponentialfunktion entsprechenden hat D o r m o y nicht versucht. 2) Mem. de l'Acad. des sciences, Paris 1 8 3 0 t. I X , p. 2 4 0 . Wahrscheinlichkeitsrechnung - von grosser Bedeutung, aber die A n w e n d u n g der aufgestellten F o r m e l n auf das Geschlechtsverhält­ nis des G e b o r e n e n erscheint nur als N e b e n s a c h e unter B e n u t z u n g von sehr g e r i n g f ü g i g e m Material. Was die R e s u l t a t e P o i s s o n ' s betrifft, so beschränken sie sich auf das, was ich hier die „ s t a t i s t i s c h e " F o r m der A n w e n ­ d u n g der W a h r s c h e i n l i c h k e i t s r e c h n u n g auf das P r o b l e m will. Es geburten ist gegeben das empirische nennen Verhältnis der K n a b e n ­ zu der G e s a m t z a h l der G e b u r t e n eines L a n d e s , und es wird bestimmt, innerhalb welcher G r e n z e n die der Massenerschei­ nung zu Grunde liegende, objektive Wahrscheinlichkeit K n a b e n g e b u r t mit einer der Gewissheit nahe k o m m e n d e n scheinlichkeit handene liegen wird — wie wenn Verhältnis der schwarzen einer Wahr­ man das wirklich vor­ K u g e l n zu der G e s a m t z a h l schwarzer und weisser K u g e l n in einer U r n e mit H ü l f e der Z a h l der schwarzen K u g e l n annähernd bestimmen will, die bei einer grossen A n z a h l von V e r s u c h e n — wobei die g e z o g e n e K u g e l jedes­ mal wieder in die U r n e zu legen ist — g e z o g e n F e r n e r untersucht dann P o i s s o n , lichkeit reihen einer ob der objektiven W a h r s c h e i n ­ K n a b e n g e b u r t in verschiedene Werte l worden sind ) . zwei g e g e b e n e n zukommen Beobachtungs­ und welches die Wahr­ scheinlichkeit sei, dass der eine W e r t den andern u m eine g e g e b e n e Grösse überschreite. 2. D a s Charakteristische dieser A n w e n d u n g der W a h r s c h e i n ­ lichkeitsrechnung ist dies, dass man von statistischen V e r h ä l t n i s ­ zahlen a u s g e h t , aufgefasst die werden. direkt Es als giebt empirische aber noch Wahrscheinlichkeiten eine andere Wahrscheinlichkeitsrechnung a u f die E r s c h e i n u n g e n Art, die anzuwenden, die ich hier die „physikalische" nennen will, weil sie vorzugsweise bei astronomischen und physikalischen B e o b a c h t u n g e n üblich ist. J e d e statistische Zahl, gleichviel ob sie als eine W a h r s c h e i n l i c h ­ keit aufgefasst werden kann oder nicht, lässt sich als eine G r ö s s e betrachten, die durch irgend ein Ursachensystem bestimmt ist. H a t nun dieses U r s a c h e n s y s t e m eine gewisse K o n s t a n z , obwohl es andererseits durch z u f ä l l i g e , ebenso leicht in dem einen in d e m entgegengesetzten S i n n e wirkende S t ö r u n g e n wie beeinflusst i) Mit Rücksicht auf die Art der Ableitung dieses Ausdrucks der wahrschein­ lichen oder höchsten zu erwartenden Abweichung habe ich diese Methode an anderen Stellen auch als die „kombinatorische" bezeichnet. 9* 132 — — wird, so ist die wiederholte F e s t s t e l l u n g jener Zahl aus mehreren R e i h e n von M a s s e n b e o b a c h t u n g e n g a n z analog der Messung einer und derselben physikalischen Instrumenten. wiederholten G r ö s s e mit astronomischen oder E s handle sich z. B . um das V e r ­ hältnis der Zahl der K n a b e n g e b u r t e n zur Zahl der M ä d c h e n ­ g e b u r t e n in einem g e g e b e n e n L a n d e und im L a u f e eines J a h r e s — ein Verhältnis, das nicht als eine Wahrscheinlichkeit betrachtet werden kann — so wird jedes T K a l e n d e r j a h r einen W ert des­ selben ergeben, der sich von den übrigen um mehr oder weniger unterscheidet. fikationen W e n n nun diese Einzelwerte als zufällige eines in allen Jahren gleichbleibenden Modi­ Normalwertes angesehen werden dürfen, so ist der wahrscheinlichste Wert dieses Normalverhältnisses bestimmungen letzteren und das sowohl wie Fehlergrenzen, die arithmetische man des mit Mittel aus den Einzel­ kann den wahrscheinlichen Fehler der Mittelwertes einer der oder a u c h die Gewissheit äussersten nahekommenden Wahrscheinlichkeit nicht überschritten werden, nach der M e t h o d e der kleinsten Q u a d r a t e berechnen, eben derjenigen, die wir hier der K ü r z e w e g e n als die „physikalische" bezeichnen. 3. P o i s s o n weist am Schlüsse seiner A b h a n d l u n g a u c h auf diesen Weg hin, aber er hält ihn nicht für praktisch, weil die Zahl der E i n z e l b e s t i m m u n g e n — von denen jede wieder das E r ­ gebnis einer M a s s e n b e o b a c h t u n g ist — sehr gross sein müsse. G l e i c h w o h l sind m a n c h m a l die wahrscheinlichsten W e r t e und die wahrscheinlichen F e h l e r statistischer Verhältniszahlen nach dieser M e t h o d e bestimmt worden — so z. B . von H e y m und F i s c h e r für die Sterblichkeitsverhältnisse. Feststellung lichen von A b e r wenn es sich nur u m die der wahrscheinlichsten W e r t e und der wahrschein­ F e h l e r handelt, Poisson so ist die „statistische Methode", wie sie a n g e w a n d t wird, falls sie überhaupt zulässig ist, weiteres F e l d der U n t e r ­ entschieden besser u n d zweckmässiger. Dagegen eröffnet sich hier ein s u c h u n g , das meines W i s s e n s noch nicht betreten kann erstens anwenden stimmen, kann beide M e t h o d e n auf dasselbe und zusehen, wie zweitens es statistische Material ob die R e s u l t a t e in der W e i s e überein­ nach der Theorie untersuchen, B e o b a c h t u n g e n desselben worden: m a n ob sich zu erwarten ist; und man bei hinlänglich zahlreichen Zahlenverhältnisses die A b w e i c h u n g e n v o m wahrscheinlichsten W e r t e so gruppieren, wie es das analy­ tische G e s e t z der V e r t e i l u n g z u f ä l l i g e r F e h l e r verlangt. In diesem letzteren F a l l e handelt es sich also um die V e r gleichung der empirischen mit den theoretischen Gruppen von Fehlern oder A b w e i c h u n g e n , wie sie in B e z u g auf astronomische B e o b a c h t u n g e n zuerst von B e s s e l hat dieses Verfahren in einer genauen sionen Gestalt auf die angewendet. statistische Quetelet freilich nicht ganz M e s s u n g e n menschlicher K ö r p e r d i m e n ­ Aber nichts Verhältniszahlen die Verschiedenheit der angestellt wurde. elementaren, hindert, dasselbe auszudehnen, auch vorausgesetzt, auf dass „Präcision" der E i n z e l b e s t i m m u n g e n be­ rücksichtigt wird und die A n z a h l dieser E i n z e l b e a t i m m u n g e n min­ destens einige hundert beträgt. M a n wird also die statistischen Verhältniszahlen n a c h dieser R ü c k s i c h t in zwei K a t e g o r i e n teilen können, j e nachdem sich nämlich die Einzelwerte um typische N o r m a l w e r t e der Theorie g e m ä s s gruppieren oder nicht. 4. Z u der ersten K l a s s e gehört nun, wie im folgenden ge­ zeigt werden soll, die empirische Wahrscheinlichkeit einer K n a b e n ­ geburt, das oder auch, was aus derselben Zahlenverhäknis der Knaben- abgeleitet und werden kann, Mädchengeburten. Es könnte allerdings scheinen, als ob dieser N a c h w e i s an dem M a n g e l hinlänglich für ein zahlreicher gegebenes Einzelbestimmungen Land scheitern müsse. jenes ist mehr als ausreichendes Material vorhanden. nicht nötig, die einzelnen W e r t e des Verhältnisses In W i r k l i c h k e i t aber D e n n es ist g a r Verhältnisses aus den B e ­ obachtungen für das g a n z e L a n d und ein ganzes J a h r abzuleiten; jede P r o v i n z oder jeder B e z i r k M o n a t einen W e r t , den oder ungenaue weniger des L a n d e s liefert für jeden man, zunächst hypothetisch, als mehr B e s t i m m u n g eines für das ganze L a n d g ü l t i g e n N o r m a l wertes ansehen kann. Preussen also mit seinen 35 R e g i e r u n g s b e z i r k e n von Hohenzollern) liefert (abgesehen uns jedes J a h r 420 B e s t i m m u n g e n des Sexualverhältnisses der Geborenen und diese Zahl g e n ü g t schon, um Theorie und E r f a h r u n g zu vergleichen. Den bezirk zwölf ergiebt, monatlichen W e r t e n , welche jeder R e g i e r u n g s ­ darf man unbedenklich gleiches Gewicht gleiche Präcision zuschreiben; die B e s t i m m u n g e n aus den oder einzel­ nen Bezirken aber, deren durchschnittliche monatliche G e b u r t e n ­ zahl beträchtlich verschieden ist, haben eben d e s w e g e n verschie- — 134 — dene G e n a u i g k e i t s g r a d e u n d dieser U m s t a n d darf bei der theoretischen F e s t s t e l l u n g der F e h l e r g r u p p e n natürlich nicht ausser acht gelassen werden. 5. W i e aber ist die „Präcision" der verschiedenen B e o b ­ a c h t u n g s g r u p p e n auszudrücken? D i e B e a n t w o r t u n g dieser F r a g e schliesst zugleich die erste der oben angeführten U n t e r s u c h u n g e n ein, nämlich die V e r g l e i c h u n g der E r g e b n i s s e der „statistischen" u n d der „physikalischen" M e t h o d e . D a s in der Wahrscheinlichkeitstheorie gebrauchte „ M a s s der Präcision" ist u m g e k e h r t proportional d e m wahrscheinlichen F e h l e r der auf eine bestimmte A r t vollzogenen B e o b a c h t u n g e n . J e grösser der wahrscheinliche F e h l e r einer Einzelbestimmung, desto kleiner die Präcision der B e o b a c h t u n g s a r t , und u m g e ­ kehrt — das ist ein Satz, der auch d e m Nichtmathematiker ein­ leuchtet. E s ist also zunächst der wahrscheinliche Fehler, d. h. der Fehler, dessen Wahrscheinlichkeit gleich ^ ist, der also ebenso leicht nicht erreicht, wie überschritten werden kann — nach beiden M e t h o d e n für die g e g e b e n e n B e o b a c h t u n g e n zu berechnen !). D i e beobachtete monatliche G e b u r t e n z a h l eines R e g i e r u n g s ­ bezirks sei g , die der K n a b e n g e b u r t e n k, so ist das Verhältnis — . = v die empirische Wahrscheinlichkeit einer und es besteht die Wahrscheinlichkeit objektive Wahrscheinlichkeit einer 1 dafür, dass die wirkliche Knabengeburt 2 w zwischen 0 die K o n - die G r ö s s e w zu vergleichen mit dem V den G r e n z e n v -4- Knabengeburt J^_—XL Hege, wenn durch stante 0,4769 bezeichnet wird. Es ist also hier wirklich vorhandenen Verhältnis der schwarzen K u g e l n zu der G e s a m t z a h l v o n schwarzen u n d weissen K u g e l n in einer U r n e , g entspricht der Zahl der Z ü g e (mit jedesmaligem Z u r ü c k l e g e n der gezogenen K u g e l ) , v ist ein aus d e m E r g e b n i s der Z ü g e be­ stimmter N ä h e r u n g s w e r t v o n w u n d der (absolut genommene) i) Man übersehe nicht, dass, wenn im folgenden von dem „Fehler" einer Einzelbestimmung des Sexualverhältnisses die Rede ist, nie an Fehler der statistischen Aufnahme, sondern nur an die Abweichungen des aus der Beobachtung einer Partial­ masse resultierenden Wertes von dem Normalwerte gedacht wird wahrscheinliche F e h l e r r dieses N ä h e r u n g s w e r t e s ist nach der D e r theoretische A u s d r u c k für die Präcision aber ist h = — r , TT i P ormel = uobigen Q V 2 v(i—v) j = —. V 8 VT also nach E i n s e t z u n g des W e r t e s von r ist h = y 2 v (i — v ) I n diesen A u s d r ü c k e n von r und h müsste statt v unter dem einem Wurzelzeichen eigentlich der g e n a u e W e r t w stehen. Die hier b e g a n g e n e U n g e n a u i g k e i t darf indes bei hinlänglich grossem g vernachlässigt mehrere, werden. dasselbe w Immerhin betreffende aber wird man, Beobachtungsreihen wenn vorliegen, statt der verschiedenen v der Einzelreihen den aus der G e s a m t ­ heit der B e o b a c h t u n g e n abgeleiteten genauesten Näherungswert von w substituieren. 6. D i e Präcisionen der verschiedenen B e s t i m m u n g e n v o n w sind d e m n a c h proportional den Quadratwurzeln aus den monat­ lichen Geburtenzahlen der einzelnen Regierungsbezirke — vor­ ausgesetzt, dass wirklich in allen Bezirken und in allen M o n a t e n unverändert dieselbe objektive Wahrscheinlichkeit einer K n a b e n ­ geburt vorhanden gleichsam immer ist. Die V e r s u c h e werdeu mit derselben Anzahl in diesem Falle schwarzer und weisser K u g e l n g e m a c h t und die Unterschiede der G e n a u i g k e i t der g e ­ fundenen Einzelverhältnisse h ä n g e n nur von der grösseren geringeren Zahl der V e r s u c h e in den Anders aber würde sich die oder verschiedenen R e i h e n ab. S a c h e verhalten, wenn die objektive Wahrscheinlichkeit w selbst sich von Bezirk zu B e z i r k u n d von M o n a t zu M o n a t änderte. änderungen seien nach R a u m A n g e n o m m e n , diese Ver­ wie nach Zeit in gleicher W e i s e z u f ä l l i g , so dass sich alle wie zufällige Beobachtungsfehler u m einen N o r m a l w e r t W hältnisse welche v mit schwarze gruppieren, so sind die empirischen Ziehungsresultaten und weisse aus Kugeln Urnen nicht in zu Ver­ vergleichen, völlig gleichem Verhältnisse enthalten, sondern bei deren F ü l l u n g zwar ein be­ stimmtes Verhältnis W herzustellen b e a b s i c h t i g t war, aber nicht mit voller G e n a u i g k e i t zu W e r k e g e g a n g e n worden, so dass zu­ fällige F e h l e r entstanden sind. D i e wahrscheinliche A b w e i c h u n g eines empirischen Verhältnisses v von dem w der Einzelreihe bleibt dieselbe, wie oben; aber die betreffenden wahrscheinliche 136 - - A b w e i c h u n g dieses v von dem allgemeinen N o r m a l w e r t e W offenbar grösser, indem zur E r z e u g u n g derselben ist zwei Fehlerur- sachen zusammenwirken, von denen man die eine die statistische und die andere die physiologische nennen könnte. 7. B e i der zweiten scheinlichen M e t h o d e der B e s t i m m u n g F e h l e r s und der Präcision ergiebt des wahr­ sich für jeden Bezirk direkt die wahrscheinliche T o t a l a b w e i c h u n g der einzelnen Monatswerte v von dem N o r m a l w e r t e w d i e s e s B e z i r k e s . das w den für alle M o n a t e gleich geblieben, reinen nahezu „statistischen" F e h l e r dasselbe Resultat und liefern. so beide Ist Methoden dagegen das Wahrscheinlichkeitsverhältnis von M o n a t zu M o n a t Störungen einen unterworfen, grösseren so muss die wahrscheinlichen müssen objektive zufälligen physikalische Fehler Ist erhält man wieder Methode ergeben, als die statistische. Bei Anwendung dieser zweiten andere E l e m e n t e als g e g e b e n Methode angenommen werden als bei der ganz ersten. E s sind in n Versuchsreihen mit unbekannter, aber gleicher A n ­ zahl von Z i e h u n g e n die n empirischen Verhältnisse v bestimmt worden (während das weissen K u g e l n in der Urne Verhältnis der möglicherweise 1 ( v , v ... v 2 3 schwarzen von einer n und Serie zur anderen zufällige A e n d e r u n g e n erfahren hat) — und es wird gefragt unter nach den der wahrscheinlichen vorliegenden A b w e i c h u n g eines Bedingungen bestimmten solchen, Verhältnisses von der objektiven Wahrscheinlichkeit des Ziehens einer schwar­ zen Kugel. E s wird hier der sogenannte mittlere Fehler zu H ü l f e g e ­ nommen, der eine allgemein plausible B e d e u t u n g hat. E i n e der wesentlichsten E i g e n s c h a f t e n der z u f ä l l i g e n F e h l e r ist die, dass positive und negative F e h l e r von scheinlich sein müssen. sicht auf ihr V o r z e i c h e n nahe, das weil dieses behandelt Mittel aus den eben eine gleicher G r ö s s e gleich w a h r ­ D i e F e h l e r müssen daher ohne mit werden, und es liegt Quadraten der derselben zu absoluten Rück­ somit benutzen, G r ö s s e der Fehler wachsende, aber von dem V o r z e i c h e n der einzelnen u n a b h ä n g i g e Grösse ist. nun der scheinlichen scheidet. D i e W u r z e l aus dem mittleren „mittlere Fehler" genannt, Fehler nur durch einen der Fehlerquadrat wird sich von dem konstanten Fehler wahr­ unter­ 137 — — Ist also w der wahre W e r t der normalen W a h r s c h e i n l i c h ­ keit einer K n a b e n g e b u r t in einem v,, v , v 2 . . . v 3 die 2 4 gegebenen beobachteten Bezirke und W e r t e derselben in sind 24 auf­ einander folgenden M o n a t e n , setzt man ferner Vj — w = r5 , v — w 1 <5 . . . v 2 2 1 —w=<5 2 4 , so ist der mittlere "1 T "2 T~ • • • "24 oder mit 2 Fehler eines v abgekürzter = gleich Bezeichnung der 24 Quadratsumme: D e r wahrscheinliche F e h l e r aber ist, wie die Theorie zeigt, gleich dem mittleren multipliziert mit q / 2, wo q wieder die oben a n g e g e b e n e K o n s t a n t e bedeutet, und es ist d e m n a c h bei n mit gleicher Präcision bestimmten W e r t e n v der wahrscheinliche F e h l e r 2 2 des Einzelwertes r = q "l/ [ d ] n bestimmung h = und die Präcision der E i n z e l - •- = Diese W e r t e von r und h müssten also den nach der ersten M e t h o d e bestimmten gleich sein, v nur mit dem statistischen wenn die E i n z e l b e s t i m m u n g e n und nicht auch mit einem logischen F e h l e r behaftet sind. physio­ Ist aber dieses letztere der Fall, so wird die zweite M e t h o d e ein grösseres r und ein kleineres h ergeben. J e d o c h ist noch folgendes zu b e m e r k e n : In dem A u s d r u c k für den mittleren Fehler kommen Q u a d r a t e der A b w e i c h u n g e n der E i n z e l b e s t i m m u n g e n von w a h r e n W e r t e vor. dem D i e B i l d u n g der Differenzen 6 würde also die K e n n t n i s dieses wahren W e r t e s voraussetzen, nicht besitzen, die die wir aber E s bleibt nichts übrig, als statt dieses unbekannten wahren W e r t e s w den w a h r s c h e i n l i c h s t e n zu benutzen, welcher durch das arithmetische Mittel V der n E i n z e l b e s t i m m u n g e n von gleicher Präcision dargestellt wird. Durch diese Substitution von V für w wird aber der A u s d r u c k des mittleren F e h l e r s u n ­ genau, und die W e r t desselben der Theorie lehrt nun, Q u a d r a t e der A b w e i c h u n g e n n— i dividiert. dass man möglichst nahe k o m m t , w e n n von V statt dem wirklichen m a n die S u m m e durch n d u r c h - 138 - D e r wahrscheinliche F e h l e r wird also, wenn die Differenzen <3 sich auf das arithmetische und die Präcision h Mittel V beziehen, T= Q = A b e r a u c h die so korrigierten W e r t e von r und h sind nur Wahrscheinlichkeitsbestimmungen, deren G e n a u i g k e i t um so ringer ist, j e kleiner die Z a h l n der E i n z e l w e r t e ist. wahrscheinliche F e h l e r eines auf diese A r t bestimmten gh y—, also, w e n n z. B . n = ge­ S o ist der h gleich 2 4 , g l e i c h 0,097 h, nahezu 1 0 Prozent des W e r t e s von h (in positiver und negativer R i c h t u n g ) . F ü r n = 24 darf m a n also sehr hohe E r w a r t u n g e n hinsichtlich der U e b e r e i n s t i m m u n g der nach der statistischen M e t h o d e einerseits und n a c h der physikalischen oder direkten andererseits be­ Vergleichung der stimmten W e r t e v o n h nicht h e g e n . 8. I m folgenden Wertbestimmungen stellen wir nun eine von h n a c h beiden M e t h o d e n an, wobei j e ­ d o c h als B e o b a c h t u n g s o b j e k t nicht, wie lichkeit einer K n a b e n g e b u r t , sondern g e n o m m e n wird, die auf i o o o bisher, die W a h r s c h e i n ­ die Z a h l z d e r K n a b e n M ä d c h e n geboren werden. Die physikalische M e t h o d e ist auf diese B e o b a c h t u n g s g r ö s s e unmittel­ bar anwendbar, die statistische aber nur nach einer besonderen Vorbereitung. I n den F o r m e l n dieser letzteren v wesentlich stellt nämlich die G r ö s s e eine W a h r s c h e i n l i c h k e i t dar. Die Zahl z da­ g e g e n ist k e i n e Wahrscheinlichkeit, wohl aber lässt sie sich als F u n k t i o n von v ausdrücken. Ist p das Verhältnis der K n a b e n g e ­ burten zu den M ä d c h e n g e b u r t e n , so ist z = l ä s s i g u n g der Bruchstellen); andererseits 1000 p (mit V e r n a c h ­ aber hat m a n zwischen v und p die B e z i e h u n g : Ist nun r selbe als «ich z e i g e n , gleich x der wahrscheinliche F e h l e r von v und darf der­ verhältnismässig dass ( ' - v ) 1* : ist. klein angenommen der wahrscheinliche so lässt F e h l e r von p sehr werden, nahe 139 — — H i e r a u s folgt als wahrscheinlicher jetzt mit r bezeichnen: iooopy Fehler von z, den wir 2v(i—v) und als Präcision der E i n z e l b e s t i m m u n g von z: i o o o / 2 v (1 — v) Dieser W e r t von h muss mit dem nach der zweiten M e t h o d e bestimmten innerhalb gewisser Fehlergrenzen übereinstimmen, wenn die U n g l e i c h h e i t e n der Einzelwerte von z nur aus der s t a t i s t i s c h e n Fehlerquelle entspringen — vorausgesetzt natür­ lich, dass unsere G r u n d a n s c h a u u n g von der Z u f ä l l i g k e i t der F e h l e r berechtigt ist. Da wir für jeden R e g i e r u n g s b e z i r k 24 Einzel werte von z benutzen, so würden streng g e n o m m e n für jeden auch 24 ver­ schiedene sein, Werte von h zu berechnen entsprechend den Verschiedenheiten der Geburtenzahlen g in den einzelnen M o n a t e n . D e r Einfachheit w e g e n für unseren mittlere Zweck monatliche Jahrgängen 1868 nehmen wir jedoch, was ohne B e d e n k e n gestattet ist, für g Geburtenzahl in und 1869, indem wir männlichen und weiblichen Geborenen geborenen) in jedes Bezirkes den in den jedem Bezirk beiden die Totalsumme (einschliesslich beiden die betrachteten der der Jahren Tot­ durch 24 dividieren. F ü r v aber nehmen Wert wir d u r c h w e g den möglichst genauen der Wahrscheinlichkeit einer nämlich die Zahl sämtlicher K n a b e n g e b u r t in Knabengeburten in Preussen, dem ganzen Staatsgebiet (mit A u s s c h l u s s jedoch von Hohenzollern, des J a d e ­ gebiets und des Militärs im Auslande) während der beiden J a h r e 1868 und 1869, dividiert durch die der K n a b e n - und M ä d c h e n g e b u r t e n . entsprechende i — v = 0,485, und der B r u c h , mit dem Vg in dem druck für h multipliziert ist, behält für alle denselben = Wert, nämlich Gesamtzahl D e m n a c h ist v = o , 5 i 5 und b = 0,0003328, obigen Aus­ Regierungsbezirke dessen Logarithmus 0,52219—4. D i e B e s t i m m u n g der Präcision nach der statistischen M e ­ thode ist also sehr einfach. F ü r den R e g i e r u n g s b e z i r k K ö n i g s b e r g u n d die J a h r e 1868 und 1869 z. B . hat m a n die mittlere Geburtenzahl (incl. Totgeb.) g = 3 4 2 6 , also l o g y g = 1,76740 log b 0,52219 — 4 l o g h = 0,28959—2, oder h = 0,0195. 10. F ü g e n wir nun die vollständige B e r e c h n u n g von h n a c h der physikalischen M e t h o d e bei. D i e zwölf M o n a t e von 1868 ergeben für K ö n i g s b e r g fol­ g e n d e E i n z e l b e s t i m m u n g e n von z : 1067— i i n — 1068— 1041 — 1 0 2 4 — 1055 1007—1037—1059— 992—1001—1073 und für 1869 hat m a n die M o n a t s w e r t e : 1044—1053 —1098— 985—1069—1085 i o 1089—1009—1059— 58 —1043—1089 Es sind dieses 24 Beobachtungswerte 1 denen wir gleiche Präcision beilegen dürfen ). lichste W e r t v o n z würde also gleich Mittel dem arithmetischen nach dieser aus jenen derselben Grösse, D e r wahrschein­ Beobachtungsreihe 24 W e r t e n sein, also = 1 0 5 1 . D e m n a c h ergeben sich folgende A b w e i c h u n g e n v o m w a h r ­ scheinlichsten W e r t e : -{-i6,~f6o,-f-17, — 10,—27,-j- 4,-44,-14 + 8,— 5 9 , — 5 0 , + 22, — 7,+ 2, + 47, — 66, - f 1 8 , + 34, + 38, — 42 • + 8,+ 7,- 8, + 3 8. 2 D i e S u m m e der Q u a d r a t e dieser A b w e i c h u n g e n , also [d ~\ ist = 26578. U m die U n g e n a u i g k e i t des arithmetischen Mittels möglichst unschädlich zu machen, nimmt m a n bei der B e s t i m m u n g des mittleren Fehlerquadrats nicht 24, sondern 23 als Divisor, u n d somit findet m a n als A u s d r u c k der Präcision: h = 1/ r 2 3 = 0,0208. 2.26578 Dieser W e r t stimmt mit dem nach der ersten M e t h o d e b e ­ rechneten so g u t überein, wie m a n nur irgend erwarten kann, 1) Dies heisst natürlich nicht, dass die Einzel werte alle gleich richtig sind, sondern dass alle unter gleichen Genauigkeitsbedingungen, speziell aus annähernd gleichen Geburtenzahlen abgeleitet sind. — i4i — w e n n m a n bedenkt, dass die zweite M e t h o d e bei Z u z i e h u n g v o n nur 24 B e o b a c h t u n g s w e r t e n einen wahrscheinlichen F e h l e r v o n nahezu / des gefundenen W e r t e s zulässt — der ebenso leicht überschritten, als nicht erreicht wird. S o sind also die oben zu­ sammengestellten A b w e i c h u n g e n , eben weil sie z u f ä l l i g e sind, doch durch ein gewisses gemeinschaftliches Band gleichsam g e zügelt; ihre G r ö s s e ist bedingt durch die in der zweiten F o r m e l für h g a r n i c h t v o r k o m m e n d e mittlere G e b u r t e n z a h l des Bezirks, dergestalt, dass m a n diese letztere Zahl mit Hülfe des eben gefundenen W e r t e s von h und des allgemeinen A u s d r u c k s der Präcision nach der e r s t e n M e t h o d e annähernd bestimmen kann. 1 l 0 M a n hat nämlich, wenn b den oben bezeichnet: angegebenen Bruch 0.0208 = b Vg und hieraus g~39oy, welche Zahl von der wirklich erhobenen 3426 nicht übermässig abweicht, wenn m a n die oben erwähnte Unsicherheit des angewandten W e r t e s von h in Betracht zieht. 1 1 . I m folgenden sind nun nach dem Material von 1868 und 1869 die Präcisionen für 34 Bezirke nach den beiden dar­ g e l e g t e n M e t h o d e n berechnet und zur V e r g l e i c h u n g zusammen­ gestellt. D i e R e s u l t a t e der statistischen M e t h o d e stehen unter S , die der physikalischen unter Q . D i e Bezirke A u r i c h u n d O s n a b r ü c k sind w e g e n der g a r zu kleinen monatlichen G e b u r t e n ­ zahl des ersteren zu einem Bezirk zusammengefasst, H o h e n zollern, das J a d e g e b i e t und das Militär im A u s l a n d e aber g a n z weggelassen. Bezirk Königsberg . . Gumbinnen . . . . . . Marienwerder Berlin Potsdam . Frankfurt . . . . . g . . . 2275 1830 2918 2448 3028 3211 2167 1844 Stralsund . . . . 639 3738 Bromberg . . . . 2133 4766 Magdeburg . S 0,0195 2975 4855 3650 0159 0142 0180 0165 0183 0189 0155 0143 0086 0203 OI54 0230 0182 0232 0171 Q 0,0208 0144 0151 0249 0158 0176 0185 0166 0119 0096 0205 0145 0205 0163 0214 0174 Bezirk Merseburg Erfurt Schleswig Hannover Hildesheim Lüneburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aurich-Osnabrück Arnsberg . . . . Wiesbaden . . . . Köln Düsseldorf Aachen . . . . g S 0 2899 0179 0117 0146 0142 0118 0130 0114 0094 0093 0122 "235 2715 1142 1200 0173 Ol 12 975 879 1220 0115 0104 0099 0116 1118 Ol 1 1 1464 2918 2441 0127 0180 0164 i837 1700 1901 0143 0137 OO92 OI4I 0177 0189 1936 0-45 0146 OI08 OI3I OI48 OI49 4305 •485 02 t 8 0128 O247 0151 1 2 . D i e U e b e r e i n s t i m m u n g der E r g e b n i s s e beider M e t h o d e n ist völlig befriedigend, denn eigentlich tritt nur ein einziges M a l , nämlich bei Marienwerder, eine Differenz auf, welche den wahr­ scheinlichen F e h l e r der zweiten M e t h o d e in auffallender W e i s e überschreitet. D a s heisst also, es sind im Bezirk Marienwerder bei 24 Einzelbestimmungen v o n z ausnahmsweise die A b ­ w e i c h u n g e n von Mittel im ganzen erheblich kleiner gewesen, als man es nach der Präcision dieser B e s t i m m u n g e n und dem S p i e l ­ raum, den die mittlere Geburtenzahl in diesem Bezirke gestattet, erwarten sollte. In allen Fällen, in denen die Ziffer unter Q kleiner ist, als die unter S , ist man streng g e n o m m e n g a r nicht genötigt, sich auf den wahrscheinlichen F e h l e r der zweiten B e s t i m m u n g zu berufen. M a n könnte annehmen, dass neben dem statistischen Fehler der E i n z e l b e s t i m m u n g e n von z auch noch ein physiolo­ gischer mit im Spiele sei, indem der N o r m a l w e r t von M o n a t zu M o n a t in jedem Bezirke zufälligen S c h w a n k u n g e n unterworfen sei. D a n n muss, wie bereits oben bemerkt wurde, die zweite M e t h o d e notwendig eine geringere Präcision ergeben. N u n ist allerdings i a m a l der W e r t unter Q kleiner als der unter S , während das U m g e k e h r t e nur i s m a l vorkommt; a u c h ist das Mittel der W e r t e unter Q gleich 0,0154, während das Mittel der nach der ersten M e t h o d e berechneten h etwas grösser ist, nämlich 0,0156. physiologischen G l e i c h w o h l scheint es nicht zutreffend, einen Fehler zur E r k l ä r u n g der Differenzen in den 143 — — 19 Fällen ersterer A r t anzunehmen, da die 1 5 anderen P'älle d o c h nur durch die Unsicherheit der zweiten M e t h o d e erklärt werden können und v e r m ö g e eben dieser U n g e n a u i g k e i t auch recht w o h l die 19 Differenzen nach der anderen R i c h t u n g auftreten können. S o m i t ist also die A n n a h m e berechtigt, dass der N o r m a l w e r t v o n z in den 24 M o n a t e n ungeändert bleibe. 1 3 . D i e vorstehende D o p p e l b e s t i m m u n g der Präcisionen hat schon an sich ein unbestreitbares Interesse, da sie zwischen scheinbar voneinander u n a b h ä n g i g e n G r ö s s e n einen der W a h r ­ scheinlichkeitstheorie entsprechenden Z u s a m m e n h a n g nachweist. A u s s e r d e m jedoch ist sie uns ein Mittel zur F e s t s t e l l u n g der theoretisch zu erwartenden G r u p p i e r u n g der E i n z e l b e s t i m m u n g e n um den wahrscheinlichsten W e r t , die wir mit der beobachteten G r u p p i e r u n g zu vergleichen wünschen. D i e hier anzuwendende F o r m e l ist folgende. W i r d der A b ­ stand einer E i n z e l b e s t i m m u n g von dem wahren W e r t e mit x (positiv oder negativ) und die Differenz x ' — x zweier nahe auf einanderfolgender W e r t e von x mit zlx bezeichnet, so ist die theoretische Wahrscheinlichkeit, dass bei B e s t i m m u n g e n , die mit einer g e g e b e n e n Präcision angestellt werden, ein Einzelwert i a die S t r e c k e x'-—x fallen werde, gleich 2 I —h X e 2 hzlx wenn 71, wie gewöhnlich, die Ludolph'sche Zahl, e die Basis des. natürlichen Logarithmensystems, also 2,71828, und h die Präcision bezeichnet. D i e obige F o r m e l gilt ganz allgemein für alle m ö g l i c h e n A r t e n von B e s t i m m u n g e n feststehender Grössen, die nur mit zufälligen F e h l e r n behaftet zur B e o b a c h t u n g g e l a n g e n ; die Spezia­ lisierung derselben für die besonderen F ä l l e der A n w e n d u n g erfolgt lediglich durch die einzige G r ö s s e h, den quantitativen A u s d r u c k der Präcision. W i r können diese Wahrscheinlichkeit daher zweckmässigerweise darstellen durch das F u n k t i o n s s y m b o l <p(x,h)Ax, in dem neben der Veränderlichen x die spezifische K o n s t a n t e h a n g e g e b e n ist. Setzt man nun in diesen Wahrscheinlichkeitsausdruck, immer um dieselbe kleine S t r e c k e Ax fortschreitend, nacheinander alle 144 W e r t e von x = o bis x = X — ein und summiert die R e s u l t a t e , so ergiebt sich die Wahrscheinlichkeit, dass der F e h l e r einer E i n z e l ­ b e s t i m m u n g zwischen o und dem beliebigen W e r t e X falle, und d a s D o p p e l t e dieser S u m m e stellte, da die positiven und negativen zufälligen Fehler von gleicher absoluter Grösse gleich wahr­ scheinlich sind, die Wahrscheinlichkeit eines zwischen — X + X und fallenden Fehlers dar. E i n e allgemeine brauchbare Tabelle über diese W a h r s c h e i n ­ lichkeit bei regelmässig fortschreitenden X könnte man indes auf diese W e i s e nicht herstellen, weil diese Wahrscheinlichkeiten nur für ein bestimmtes h gelten dürfen. zu beseitigen, setze man h x = hx = U m diese S c h w i e r i g k e i t t und beachte, dass hzfx = h x ' — t' — t, also gleich der konstanten Differenz At zweier auf­ einanderfolgender (d. h. j e zweien um zJx voneinander abstehenden W e r t e n von x entsprechender) W e r t e von t. Der obige Expo- nentialausdruck verwandelt sich alsdann in ~ in e-^t, worin keine spezifische K o n s t a n t e v o r k o m m t und wofür wir S y m b o l y>(t)At setzen wollen. nach der konstanten alle W e r t e von kleinen Differenz At o bis zu der beliebigen die R e s u l t a t e addiert, so das W e n n man nun in diesen A u s d r u c k , erhält man fortschreitend, für t G r ö s s e u einsetzt und eine S u m m e , die wir aus­ drücken durch das S y m b o l 2 (t)At v o Diese S u m m e stellt die F e h l e r eines Einzelwertes Grenzen x liegt, -entsprechen, welche Wahrscheinlichkeit dar, dass der der B e o b a c h t u n g s g r ö s s e zwischen den den G r e n z w e r t e n von t, also o und u also abzuleiten sind aus den Gleichungen: o = und u = h x , d. h. zwischen den Grenzen x = o und x = hx • h V e r d o p p e l t man die o b i g e S u m m e und setzt man u 2 2>(t)<dt = F„, o so ist F„ gleich der Wahrscheinlichkeit, dass E i n z e l b e o b a c h t u n g zwischen den G r e n z e n der Fehler und - j - ~ der liegt. — i45 — F e r n e r ist leicht zu sehen, dass Frj — F die Wahrscheinlich­ u keit ausdrückt, dass der F e h l e r in den beiden S t r e c k e n + -^h bis -|—— einerseits und — bis — andererseits liege. 14. N u n wird aber der A u s d r u c k F „ , wenn zlt unendlich klein g e n o m m e n wird, zu einem bestimmten Integral, und es lässt sich daher ohne S c h w i e r i g k e i t eine Tabelle berechnen, in welcher für eine R e i h e v o n W e r t e n von u der z u g e h ö r i g e W e r t der S u m m e F „ a n g e g e b e n ist. Diese Tabelle ist g a n z u n a b h ä n g i g von der besonderen A r t der Beobachtungen, die m a n vor sich hat; sie ist allgemein anwendbar, weil, wie bereits bemerkt wurde, in dem A u s d r u c k y>(t)At keine spezifische K o n s t a n t e enthalten ist. Nachstehend ist zur E r l e i c h t e r u n g des Verständnisses des F o l g e n d e n aus einer solchen Tabelle ein B r u c h s t ü c k abgekürzt angeführt u F„ u F„ u Fu °,3° 0,31 0,32 o,33 o,34 o,35 0.329 0,60 0,61 0,62 0,63 0,64 0,65 0,604 0,612 0,619 0,627 0,90 0,91 0,92 0,797 0,802 0,807 o,93 o,94 o,95 0,8 r 2 0,816 0,821 o,339 0,349 o,359 0,369 0,379 0,635 0,642 H a t m a n also für irgend eine Beobachtungsart die Präcision h, so ist z. B . 0,32g die Wahrscheinlichkeit, dass der F e h l e r einer „. 0,30 . , E i n z e l b e s t i m m u n g zwischen 0,30 . , ^ - und-) — falle. E s ist ferner 0,604—0,32g oder 0,275 die Wahrscheinlichkeit, dass die A b w e i c h u n g zwischen - I — h 5 einen und u 1 n c ] 0 1 1 - ° ' ^ auf der h d - auf der anderen Seite falle. h h W e n n nun die Zahl der E i n z e l b e s t i m m u n g e n eine sehr grosse ist, so werden die A b w e i c h u n g e n sich annähernd ihrer abstrakten Wahrscheinlichkeit g e m ä s s gruppieren, d. h. es werden sich von i o o o u n I ) Eine vollständige Tabelle bis u = 2 findet sich im Berliner Astronomischen Jahrbuch für 1 8 3 4 , S. 3 0 5 , bis 11 = 3 in C o u r n o t ' s Wahrscheinlichkeitsrechnung (Deutsch von S c h n u s e ) , S. 2 2 1 , in Q u e t e l e t ' s bilites, p. 3 8 9 , und anderwärts. ..Lettres sur la theorie des proba- Eine abgekürzte ist am Schlüsse dieses Werkes beigefügt. I,exis, Bevölkerungs- u. Moralstatistik. ^ — Beobachtungen °'h° u n ( ^ ~~f~ 146 — annähernd 329 F e h l e r ergeben, welche zwischen a e n u f " > " d u n g e f ä h r 275 F e h l e r v o r k o m m e n , die in der oben a n g e g e b e n e n Doppelstrecke liegen, und zwar so, dass ä f f die positive und die negative S t r e c k e annähernd g l e i c h viele k o m m e n . Bei der uns vorliegenden U n t e r s u c h u n g haben wir im ganzen 8 1 6 E i n z e l b e s t i m m u n g e n von z, geteilt in 34 G r u p p e n zu 24 mit mehr oder weniger verschiedenen Präcisionen, während diese eigentlich gleich sein sollen. W e n n indes die einzelnen G r u p p e n in ihrer G r ö s s e nicht allzu weit voneinander abweichen, so wird die theoretische V e r ­ teilung der F e h l e r der B e o b a c h t u n g s g r ö s s e annähernd dieselbe sein, als wenn alle B e o b a c h t u n g e n eine gleiche, nämlich die mittlere Präcision besessen hätten. N u n berechnet sich in unserem Beispiele diese mittlere Präcision, wie bereits angeführt wurde, aus der K o l o n n e S zu 0,0156, aus der K o l o n n e Q aber zu 0,0154. I m allgemeinen wird man die R e g e l aufstellen dürfen, dass die mittlere Präcision aus den E r g e b n i s s e n der physikalischen M e t h o d e zu entnehmen ist, wenn diese letzteren d u r c h w e g oder g a n z überwiegend merklich kleinere W e r t e haben, als die nach der statistischen M e t h o d e bestimmten h. Anderenfalls aber, und somit auch in unserem Beispiele, wird man dem aus den letzteren abgeleiteten Mittel den V o r z u g geben. S i n d die einzelnen G r u p p e n zu verschieden, so zerlege man sie nach ihrer G r ö s s e in zwei oder mehrere A b t e i l u n g e n und b e ­ rechne für jede die mittlere Präcision und die theoretische V e r t e i l u n g . 1 5 . D a die Präcision der E i n z e l b e s t i m m u n g e n aus den 34 B e ­ zirken annähernd der W u r z e l aus den mittleren Geburtenzahlen proportional ist, so ist nach unserem Material der wahrschein­ lichste W e r t des normalen, für das g a n z e G e b i e t gleichen z der­ jenige, welcher sich aus der Gesamtzahl aller K n a b e n - und aller M ä d c h e n g e b u r t e n des ganzen Gebietes in den beiden Jahren 1868 und 1869 berechnet, nämlich 1063. Diesen w a h r s c h e i n l i c h s t e n W e r t nehmen wir als den w a h r e n an und bilden nun f o l g e n d e R u b r i k e n , die d u r c h A u s s t r i c h e l u n g mit den beobachteten 8 1 6 Einzel werten auszufüllen sind: 1063, 1064 bis 1072, 1 0 7 3 bis 1082 u. s. w. bis zur vorletzten „ 1 1 5 3 bis 1 1 6 2 " und der letzten 1 — „ii63 147 — und mehr"; und auf der negativen Seite: 1 0 5 4 bis 1 0 6 2 , 1 0 4 4 bis 1 0 5 3 u. s. w . bis zur letzten „ 9 6 3 und weniger". Die mittlere R u b r i k 1 0 6 3 kann angesehen werden als die A b w e i c h u n g e n zwischen — \ und - | - \ umfassend, auf die R u b r i k 1 0 6 4 bis 1 0 7 2 kommen die Fehler zwischen - ) - $ und - ( - 9^, auf die R u b r i k 1 0 7 3 bis 1 0 8 2 diejenigen von - ( - g-fc bis -f- 19-$- u. s. w . Aehnlich entspricht die erste R u b r i k auf der negativen Seite den Abweichungen von — \ bis zwischen — g \ und — \ g \ Die so erhaltenen — g\, die folgende den Fehlern u. s. w. Fehlergruppen vergleichen wir indes nicht unmittelbar mit der theoretischen Verteilung, sondern wir fassen sie zu j e zweien zusammen und teilen überdies die (10) F ä l l e der R u b r i k 1 0 6 3 zur Hälfte der positiven und zur Hälfte der negativen Seite zu. S o erhält man folgende T a b e l l e : Fehler 0 Beobachtete Fälle <+' 19! .. 39* 59* ,. 79* 99* (-) l ± ) 152 96 74 46 25 29 130 118 61 48 22 *5 282 214 '35 94 47 44 bis I°4 39* 59* 79* Ueber 99J Die theoretischen Als mittlere Theorie (+) (+) 272 231 159 90 42 23 Zahlen sind auf folgende A r t berechnet. Präcision H haben wir den statistischen Methode bestimmten W e r t 0 , 0 1 5 6 . die Bedingung, dass die Einzelpräcisionen oben nach der A l l e r d i n g s trifft von diesem Mittel nicht erheblich abweichen dürfen, für mehrere derselben nicht zu, und man darf daher eine sehr genaue Uebereinstimmung zwischen den berechneten und beobachteten Zahlen nicht erwarten. Die erste Fehlergrenze ist nun + 1 9 ^ und das derselben entsprechende Tabellenargument u ist also = F ü r diesen W e r t Bruchstück S. o bis + von u giebt die Tabelle der F 222) 0,333 Abweichungen der 0 , 0 1 5 6 - 1 9 ^ = 0,304. u (s. d a s als die Wahrscheinlichkeit, dass Einzelbestimmungen in die die Doppelstrecke 1 9 ^ fallen. Wenn nun schon bei 8 1 6 Beobachtungen die V e r t e i l u n g der A b w e i c h u n g e n nach ihrer abstrakten Wahrscheinlichkeit g e n a u hervorträte — w a s indes nur näherungsweise zu erwarten ist — so würden auf die erste Fehlergruppe 2 7 2 F ä l l e kommen. 10* Die B e o b a c h t u n g ergiebt 282, und diese Uebereinstimmutig ist trotz der nicht g a n z gleichmässigen V e r t e i l u n g der F ä l l e auf die posi­ tive und die negative Seite sehr befriedigend. N e h m e n wir nun die Fehlergrenze a u f der positiven w i e auf der negativen Seite gleich 39^-, so ist das Tabellenargument u = 0,0156 • 39-J- = 0,616, demnach F oder die Wahrscheinlichkeit, dass der Fehler zwischen — 39I und - j 3 9 i falle, zufällig eben­ falls 0,616, und die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers zwischen + 19-i- und + 394 gleich 0,616 — 0,333 oder 0,283, so dass, wenn die V e r t e i l u n g nach der theoretischen Wahrscheinlichkeit erfolgte, bei 8 1 6 B e o b a c h t u n g e n 231 A b w e i c h u n g e n in die zuletzt be­ zeichnete Doppelstrecke fallen würden. D i e beobachtete Zahl ist 2 1 4 . u - I n ähnlicher W e i s e findet m a n für die Fehlergrenze + 59 J das A r g u m e n t u = 0,928 (dasselbe wächst für eine Z u n a h m e der Fehlergrenze v o n 20 immer u m 0,312); die Tabelle ergiebt für die Wahrscheinlichkeit eines F e h l e r s in diesen G r e n z e n 0 , 8 1 1 , für die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers innerhalb der D o p p e l ­ strecke 4: 3 9 ^ bis + 59^, aber 0,811 — 0 , 6 1 6 = 0,195, w o n a c h bei 8 1 6 B e o b a c h t u n g e n a m wahrscheinlichsten 159 Fehler in diesen G r e n z e n zu erwarten wären. U n d in derselben W e i s e wird die R e c h n u n g weiter geführt. D a s s die theoretischen Zahlen zusammen 817 statt 8 1 6 aus­ machen, erklärt sich aus den A b r u n d u n g e n der letzten Stellen. 16. D i e verhältnismässig stärkste Differenz zwischen Theorie und B e o b a c h t u n g zeigt sich in der letzten Fehlergruppe. Dieselbe findet jedoch darin ihre E r k l ä r u n g , dass einige Beobachtungsreihen (wie die für Stralsund, Stade, L ü n e b u r g mit h = 0,009 bis 0,010) verhältnismässig sehr kleine Präcisionen haben, so dass also auch beträchtlich mehr E i n z e l b e s t i m m u n g e n über die G r e n z e 1 1 6 3 einerseits und 963 andererseits hinausfallen werden, als m a n es bei der A n n a h m e einer gleichmässigen Mittelpräcision (0,0156) erwarten darf. M a n findet im Bezirk Stralsund (1868, O k t o b e r und N o v e m b e r ) die extremen W e r t e 9 1 9 u n d 1240, im Bezirk S t a d e (1868, J a n u a r und N o v e m b e r ) 977 und 1 2 6 5 . A u f den ersten B l i c k erscheint die U n s y m m e t r i e der sich entsprechenden G r u p p e n auf der positiven und negativen Seite nicht unerheblich. A b e r es findet eine befriedigende A u s g l e i c h u n g — 149 ~ zwischen den aneinander stossenden G r u p p e n statt. W e n n m a n die berechneten Zahlen halbiert, u m die nach der Theorie auf jede Seite k o m m e n d e r F ä l l e zu erhalten, so ergiebt die V e r g l e i c h u n g grösserer G r u p p e n folgendes: Fehler (+) Beobachtete Fälle Theorie (+) (+«•-) (-) o bis 3 9 J . 248 248 251> 39} 79i 11 79-! I. 9 9 j 120 25 109 22 211 124^ W e n n überhaupt auf die negative Seite 394, auf die positive aber 422 Fehler k o m m e n , so ist die Differenz hauptsächlich durch die U n r e g e l m ä s s i g k e i t der extremen A b w e i c h u n g e n über + 99^ entstanden. 17. U m der B e d i n g u n g , dass die Einzelpräcisionen v o n der Mittelpräcision nicht weit abweichen dürfen, besser zu g e n ü g e n , als in dem obigen Beispiele, teilen wir die 34 Bezirke nach ihrer mittleren monatlichen Geburtenzahl in zwei A b t e i l u n g e n v o n j e 1 7 . D i e erste umfasst die Bezirke K ö n i g s b e r g , G u m b i n n e n , M a r i e n ­ werder, Berlin, Potsdam, Frankfurt, Stettin, Posen, Breslau, L i e g ­ nitz, O p p e l n , M a g d e b u r g , M e r s e b u r g , S c h l e s w i g , A r n s b e r g , Düssel­ dorf, Kassel, mit Geburtenzahlen von 2 1 6 7 (Stettin) bis 4855 (Oppeln). Z u der zweiten gehören: D a n z i g , B r o m b e r g , K ö s l i n , S t r a l ­ sund, Erfurt, H a n n o v e r , Hildesheim, L ü n n e b u r g , Stade, A u r i c h Osnabrück, Münster, M i n d e n , W i e s b a d e n , K o b l e n z , Trier, K ö l n , A a c h e n , mit Geburtenzahlen von 639 (Stralsund) bis 2 1 3 3 (Bromberg). D a s M i n i m u m und M a x i m u m der Präcision (nach der stati­ stischen Methode) ist in der ersten A b t e i l u n g 0,0155 der Mittelwert H = In der zweiten u n d 0,0231, 0,0188. A b t e i l u n g sind die entsprechenden Zahlen 0,0086 und 0,0154 und das Mittel 0,0125. W i r stellen nun für die erste A b t e i l u n g die beobachtete G r u p p i e r u n g der A b w e i c h u n g e n der 408 Einzelbestimmungen v o n dem W e r t e 1063, den wir d u r c h w e g als den wahren ansehen, mit der auf G r u n d der Mittelpräcision 0,0188 berechneten theore­ tischen V e r t e i l u n g der Fehler z u s a m m e n : Fehler Beobachtete Fälle (+) <+> o bis 19! '9* 39* 59* 79* .. „ 39* 59* 79* 99^ .. 83* 56 48 73* 65 33 11 8 •7 7 3 Ueber 9 9 ^ Die (-) Uebereinstimmung Theorie (+) <+ ) 157 121 81 28 161 126 15 6 3 der 74 32 11 beiden 3 letzten Kolonnen ist sehr befriedigend; denn dass die sehr grossen F e h l e r etwas zahl­ reicher vorkommen, als die Theorie angiebt, w a r w e g e n der in der ersten A b t e i l u n g enthaltenen hältnismässig Auf geringer Präcision die positive negative Beobachtungsreihen von vornherein Seite kommen im zu ganzen mit ver­ erwarten. 2 1 4 ^ , auf die 1 9 3 ^ Abweichungen. Beim Zusammenfassen grösserer G r u p p e n erscheint die V e r ­ teilung g e n ü g e n d symmetrisch: o F'ehler (+) Beobachtete Fälle (4-) (-) bis 3 9 1 139* 39* 99* Theorie (+"•-) 8 I3 * 72 144 58* 52 Möglicherweise entsteht übrigens die A s y m m e t r i e in diesem und in anderen Fällen durch die U n g e n a u i g k e i t des Mittelwertes 1 0 6 3 , der nur als der w a h r s c h e i n l i c h s t e aus den Beobachtungen des ganzen Gebietes abgeleitet ist. N i m m t man statt desselben 1 0 6 6 , das arithmetische Mittel aus den 408 Einzelwerten der grösseren Bezirke, so erhält man folgende V e r t e i l u n g : Beobachtete Fälle Fehler (+) (+> O bis 1 9 " "9* 39* 59* 79| ,. >, ,. „ 81 63 37 16 65 43 9 9 5 3 Ueber 9 9 ^ (+ «. - ) 77 78 57 4' 16 39* 59* 79* 99$ Theorie (-) 5* '* 5 D i e Gesamtzahl der positiven F e h l e r ist jetzt 200, die der negativen 208, und stufungen gruppieren sich die F e h l e r auf beiden Seiten um den Ausgangswert 18. E i n e auch in 1 0 6 6 im verhältnismässig kleinen Ab­ ganzen wohl besser, als um 1 0 6 3 , genauere g a n g s w e r t e s w ü r d e indes daher auch im den folgenden Erörterung über die hier zu weit führen Wahl des Aus­ und w i r nehmen 1 0 6 3 als den wahren W e r t von z an. I — P'ür die 1 5 17 kleineren Bezirke ergiebt sich dann unter A n ­ nahme der Mittelpräcision = 0 , 0 1 2 5 Fehler ( ~9 ±> 391 2 19h 59}- 595 » 79i 79h .. 991 Ueber 9 9 ^ (-) (+) 68} 40 26 565 53 28 29 18 26 37 '4 12 125 93 54 66 könnte. die mangelhaft, Vergleichung: Theorie (+> D i e Uebereinstimmung ist nicht so die folgende Beobachtete Fälle bis 1 9 ^ 0 _ <±> 110 100 78 54 33 32 3* 38 zwischen Theorie und Beobachtung wie man auf den ersten B l i c k glauben W e g e n der geringen mittleren Präcision verbreiten sich Fehler nach beiden Seiten Strecken. Die hin über verhältnismässig grosse Wahrscheinlichkeitskurve, die im vorigen Falle rechts und links v o m M a x i m u m rasch abfiel, hat jetzt eine lang­ gestreckte F o r m angenommen. kommen verhältnissmäsig kleine der, wenn A u f die einzelnen Fehlerstrecken Gruppen und es ist kein in diesen die objektive Wun­ Verteilungswahrscheinlichkeit noch nicht klar zum A u s d r u c k gelangt. F a s s t man aber einige dieser Strecken zusammen, so findet man: Beobachtete Fälle Fehler (+) bis 3 9 J 0 39* ., (+) (-) 108} 1091 55 18 26 65 79h 79h 99l Ueber 9 9 ^ Theorie ( + u. - ) I°5 66 14 i6( 12 16 Mit diesem E r g e b n i s darf man zufrieden sein. E s sei noch bemerkt, dass die Gesamtzahl der positiven Fehler 207-jr, die der negativen 20o\ 19. D e n k t ausmacht. man sich die korrespondierenden theoretischen Fehlergruppen der beiden K a t e g o r i e n von Bezirken gleichsam zu­ sammengelegt, so ergiebt sich eine theoretische Verteilung der sämtlichen 8 1 6 Beobachtungsfehler, die korrekter ist, als die oben mit Hülfe einer einzigen gleichung Mittelpräcision stellen w i r die beobachteten abgeleitete. Abweichungen Zur V e r ­ (positive und negative vereinigt) und die oben nach der ungenaueren M e ­ thode bestimmten (a) mit den auf dem soeben angegebenen W e g e berechneten Gruppen (b) zusammen: 152 — Fehler 0 ., (+) Berechnet (a) (b) 282 214 272 231 272 226 135 94 47 159 90 42 152 86 44 44 23 35 Beobachtet <+> bis 1 9 J 19+ 39* 59i 79| — 39i 591 79* ,. 99* Ueber 9 9 ^ D i e korrektere R e c h n u n g s m e t h o d e weist also auch eine bessere U e b e r e i n s t i m m u n g mit den B e o b a c h t u n g e n auf. E i n noch besseres theoretisches R e s u l t a t würde man erhalten, wenn man die B e ­ zirke in drei oder noch mehr A b t e i l u n g e n zerlegte, für jede A b ­ teilung eine mittlere Präcision und mit deren H i l f e die theore­ tische V e r t e i l u n g der F e h l e r berechnete und endlich die ent­ sprechenden F e h l e r g r u p p e n zusammenlegte. 20. A n s t a t t indes diesen W e g hier weiter zu verfolgen, wollen wir die allzu kleinen Präcisionen dadurch beseitigen, dass wir eine A n z a h l Bezirke paarweise zusammenfassen. A u s s e r den oben angeführten Bezirken der ersten A b t e i l u n g lassen wir D a n z i g , B r o m b e r g und W i e s b a d e n als selbständige B e o b a c h t u n g s g e b i e t e stehen. D i e übrigen 14 aber werden ver­ einigt, wie es die folgende Uebersicht angiebt, welche zugleich die mittleren monatlichen Geburtenzahlen der vereinigten G e b i e t e und die aus derselben (also nach der statistischen Methode) be­ rechneten Präcisionen enthält: Gebiete Köslin-Stralsund . . Erfurt-Hannover Hildesheim-Lüneburg . Stade-Osnabrück-Aurich Münster-Minden Koblenz-Trier . . . Köln-Aachen . . . . . . . g h 2484 2377 2175 2099 2582 3601 0,0166 0,0162 0,0155 0,0152 0,0169 0,0200 3421 0,0195 M a n hat also nunmehr 27 B e o b a c h t u n g s g e b i e t e , für welche sich eine mittlere Präcision von 0,0174 ergiebt, während die Zahl der E i n z e l b e s t i m m u n g e n 648 beträgt. Als Ausgangswert be­ halten wir 1063 bei und so g e l a n g e n wir zu folgender V e r g l e i c h u n g zwischen Theorie und B e o b a c h t u n g : Fehler (±1 o 191 bis „ 39i 59* 79, .1 (+) 19J 39* ii6 82 59* 76 34 79* 995 Ueber 9 9 ^ 1 2 7 2 Beobachtete Fälle (-) {+) 1191 106 236 188 49 27 14 125 61 26 5 12 Theorie {+) 239 194 1 2 1 61 23 9 D i e beiden letzten R e i h e n stimmen sehr g u t zusammen. A u c h die R e i h e n der positiven und negativen F e h l e r für sich sind nicht unbefriedigend. D i e Zahl der ersteren beträgt 327^-, die der letzteren 320^, und die Unebenheiten der mittleren Fehlergruppen gleichen sich aus, wenn man sie paarweise zu­ sammenfasst: Fehler o <+) bis 1 9 J 19J59J- •, 59.; 99i Beobachtete Fälle (+) IIb. , (-) 119! 158" 155" 1 46 4 1 Theorie (+»•-) 119\ 157I 4 2 2 1 . D a s bisher a n g e w a n d t e R e c h n u n g s v e r f a h r e n ist ziem­ lich zeitraubend infolge der vorher nötigen B e s t i m m u n g der mitt­ leren Präcision, selbst wenn man diese nach der bequemeren (und in vielen Fällen auch sichereren) statistischen M e t h o d e aus­ führt. W i l l man sich aber möglichst schnell versichern, ob sich eine g e g e b e n e M a s s e von Beobachtungsresultaten ungefähr der Theorie g e m ä s s um ihr Mittel gruppiert, so kann m a n ein mehr summarisches, allerdings auch ungenaueres Verfahren einschlagen. M a n nimmt nämlich an, dass das b e o b a c h t e t e Verhältnis der F e h l e r innerhalb gewisser gleicher positiver und negativer Strecken v o m A u s g a n g s w e r t e ab zu der G e s a m t z a h l der F e h l e r identisch sei mit der t h e o r e t i s c h e n Wahrscheinlichkeit eines Fehlers innerhalb dieser Doppelstrecke, und hieraus lässt sich dann sowohl die mittlere Präcision als auch die theoretische V e r t e i l u n g der Fehler auf die übrigen S t r e c k e n bestimmen. S o haben wir in dem letzten Beispiel als empirische W a h r s c h e i n - 236 lichkeit eines Fehlers zwischen — 1 9 ^ und - j - 19-J- den B r u c h - ~ = 0,364. N i m m t man diesen W e r t als F , so ergiebt die Tabelle als zugehöriges u den W e r t 0,335 d man hat nun zur B e s t i m m u n g der Präcision H die G l e i c h u n g : 0,335 = H . 1 9 ] d hieraus H = 0,017 2 (statt des oben berechneten 0,017 4). Mit Hülfe dieses W e r t e s rechnet man nun weiter: das u der nächsten S t u f e ist 0 , 0 1 7 2 . 3 9 1 = 0,679, die z u g e h ö r i g e Wahrscheinlichkeit F = 0,663, ° dass auf 648 F ä l l e a m wahrscheinlichsten 430 zwischen — 3 9 ^ und -f~~39i> ' '94 zwischen den Grenzen + bis + 3 9 - I zu erwarten wären. U n d ähnlich findet m a n für die S t r e c k e n u u r | u r j s u a s o 154 — ±394 ; bis ± 5 9 i i 2 2 ; ± 3 9 i — bis ± 7 9 ^ : 6 2 ; + 7 9 ^ bis ± 9 9 ^ : 2 4 ; über 9 9 ^ : 10. Diese E r g e b n i s s e weichen von den oben w o h l wie v o n den beobachteten nur w e n i g zu vergessen, selbständig dass die bestimmt, ausführliche während rade für die wichtigste ab. berechneten so­ J e d o c h ist nicht Theorie alle F e h l e r g r u p p e n das summarische Verfahren ge­ Fehlerstrecke das Zusammenstimmen der •empirischen und der theoretischen Wahrscheinlichkeit hypothetisch annimmt. 2 2 . E i n Beispiel von etwas anderer A r t wollen wir mit dem Material der englischen Statistik durchführen. Die Beobachtungs- grösse ist wieder die Zahl z der K n a b e n g e b u r t e n auf i o o o M ä d •chengeburten, j e d o c h mit A u s s c h l u s s der T o t g e b u r t e n . b e s t i m m u n g e n aber nehmen A l s Einzel­ wir diejenigen W e r t e von z, welche s i c h aus den j ä h r l i c h e n Geburtenzahlen in den einzelnen strierungsbezirken in den 1 3 J a h r e n Regi­ 1 8 5 9 bis 1 8 7 1 ergeben. W i r v e r f ü g e n also, da die Zahl der „ R e g i s t r a t i o n - C o u n t i e s " 4 5 beträgt, über 5 8 5 E i n z e l w e r t e von z, von denen wir wieder an­ nehmen, dass sie sämtlich durch z u f ä l l i g e Modifikationen eines bestimmten Normalwertes Einzelbestimmungcn ist entstanden sehr seien. verschieden, Die Präcision zunächst wegen der der grossen Verschiedenheit der mittleren jährlichen G e b u r t e n z a h l in •den einzelnen Bezirken, ausserdem aber a u c h vielleicht w e g e n der physiologischen Fehler Ursachen, welche in den verschiedenen B e ­ z i r k e n in verschiedenem G r a d e zufällige A b l e n k u n g e n des N o r m a l ­ w e r t e s von J a h r zu J a h r erzeugen W i r berechnen könnten. nun wieder die Präcision für jede Grafschaft s o w o h l nach der statistischen M e t h o d e ( K o l o n n e S ) als auch nach der physikalischen ( K o l . Q ) . B e i der ersteren gehen wir aus von d e m aus der G e s a m t m a s s e der B e o b a c h t u n g e n bestimmten scheinlichsten Wert z=io42, und der wahr­ L o g a r i t h m u s des kon­ stanten F a k t o r s , mit dem die W u r z e l aus den durchschnittlichen G e b u r t e n z a h l e n multipliziert wird, ist = 0 , 5 3 0 8 1 — 4 . j ä h r l i c h e G e b u r t e n z a h l (g) aber nehmen das Jahresmittel ihrer G e b u r t e n aus A l s mittlere wir für jede Grafschaft der zehnjährigen Periode 1 8 5 9 bis 1 8 6 8 . Was vergessen, die physikalische M e t h o d e betrifft, so darf m a n nicht dass zur B e s t i m m u n g der Präcision h für jede schaft nur 1 3 B e o b a c h t u n g e n g e g e b e n Graf­ sind; der wahrscheinliche — 155 — F e h l e r ist daher - 7 = , u n d m a n m u s s renzen sich auf grössere zwischen den Präcisionsbestimmungen Diffe- nach den beiden M e t h o d e n gefasst machen, als die in d e m früheren Beispiele vor­ gekommenen. 2 2 . W i r stellen nun die R e s u l t a t e der R e c h n u n g zusammen. Bezirk London Lancashire . . York, West R . Staffordshire Süd-Wales . . Durham Warwick . . Kent Devonshire . . Cheshire g 102808 97220 . . . . . . . . . . i855> '7377 . . . . . . •5144 14625 14442 13842 13629 . . 13275 13071 . . . . i3°i7 12520 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7574 7453 7391 7160 . . . . . . . . . . . . 6734 6569 6084 5900 . . . Westmoreland . Rutland . . Hampshire . Gloucester . Sommerset . . . . Norfolk Lincoln Nord-Wales . Essex Northumberland Cornwall . . Sussex Nottingham . Suffolk Derbyshire . . Worcester . . York, East R . Surrey Leicester . . Shropshire . . Northampton Wiltshire . . Monmuth . . York, North R . Cumberland Berkshire . . Middlesex . . Cambridge . . Dorsetshire . Hertford . Oxford Buckingham Bedford Hereford . Huntingdon 61593 32957 25836 24974 21338 19101 11772 "536 "079 10874 10678 9795 9356 8986 8546 8387 5831 5748 5079 5082 3243 1984 1889 730 S 0,1089 0,1058 0,0843 0,0616 0,0546 0,0536 0,0496 0,0480 0,0462 0,0447 0,0418 0,0411 0,0408 0,0399 0,0396 0,0391 0,0388 0,0387 0,0380 0,0368 0,0365 0,0357 0,0354 0,035' 0,0336 0,0328 0,0322 0,0314 0,0311 0,0295 0,0293 0,0292 0,0287 0,0279 0,0275 0,0265 0,0261 0,0259 0,0257 0,0242 0,0242 0,0193 0,0151 0,0148 0,0092 Q 0,0796 0,1195 0,1231 0,0596 0,0517 0,0593 0,0529 0,0354 0,0616 0,0400 0,0410 0,0526 0,0332 0,0432 0,0482 0,0460 0,0410 0,0525 0,0387 0,0524 0,0466 0,0354 0,0296 0,0529 0,0287 0,0339 0,0308 0,0279 0,0268 0,0443 0,0279 0,0233 0,0189 0,0265 0,0227 0,0199 0,0291 0,0230 0,0256 0,0267 0,0445 0,0269 0,0127 0,0223 0,0082 - i 6 - 5 I m grossen und ganzen ist die U e b e r e i n s t i m m u n g der bei­ den letzten K o l o n n e n so gross, als man bei der Unsicherheit der aus so w e n i g e n B e o b a c h t u n g s d a t e n abgeleiteten W e r t e unter Q erwarten darf. I n den Fällen, in denen die K o l o n n e Q kleinere Zahlen aufweist, als K o l . S , könnte man wieder die E r k l ä r u n g in dem Einfluss physiologischer Fehlerquellen suchen; da aber die R e s u l t a t e der zweiten M e t h o d e die der ersten nahezu ebenso oft überschreiten, wie nicht erreichen, so sind auch die Differenzen der letzteren sehr wahrscheinlich auf die Unsicherheit der Zahlen der letzten K o l o n n e zurückzuführen. 22. D i e mittlere Präcision berechnet sich aus K o l . S z u 0,0386, aus K o l . Q zu 0,0410; für unsere weitere R e c h n u n g ver­ dient der erstere W e r t jedenfalls den V o r z u g . U e b r i g e n s ist in­ folge der sehr grossen Verschiedenheit der Einzelpräcisionen eine leidliche U e b e r e i n s t i m m u n g der beobachteten Fehlerverteilung mit der auf G r u n d einer einzigen Mittelpräcision berechneten nur für eine kleine Fehlerstrecke zu erwarten. — M i t dem A u s g a n g s ­ wert 1042 erhält m a n folgende G r u p p e n : Beobachtete Fälle Fehler Theorie (+) (-) (±) 117 72 46 122 72 40 239 144 86 49l 32 12 Ueber 4 9 ^ '9 25 17 11 57 29 30 (+) 0 bis gl 9l „ 194 19* 29J 39i .. 291 „ 39-1 „ 232 185 104 46 14 4 D i e bedeutenden Differenzen der beiden letzten R e i h e n entstehen also hier durch die U n g e n a u i g k e i t der theoretischen R e c h n u n g , indem die B e d i n g u n g , dass die Einzelpräcisionen von der Mittelpräcision nicht sehr verschieden sein dürfen, in diesem F a l l e nicht erfüllt ist. W i r teilen daher die Bezirke in mehrere G r u p p e n , bilden für jede eine Mittelpräcision, berechnen hiernach die z u g e h ö r i g e Fehlerverteilung u n d addieren schliesslich die korrespondierenden Fehlerzahlen der sämtlichen G r u p p e n . 23. A l s erste G r u p p e nehmen wir die Bezirke in der oben aufgestellten R e i h e v o n L o n d o n bis incl. D u r h a m ; m a n findet eine Mittelpräcision v o n 0,0781, und hiernach ist also die V e r ­ teilung v o n 78 Fehlern zu berechnen. (Eine weitere Z e r l e g u n g dieser G r u p p e in die drei grösseren und die drei kleineren B e z i r k e mit den Präcisionen 0,0997 d 0,0566 giebt ein v o n dem ersteren nur unerheblich abweichendes Gesamtresultat.) u n — '57 — D i e zweite G r u p p e bestehe aus den 10 Bezirken W a r w i c k bis N o r d - W a l e s incl.; Mittelpräcision 0,0431, womit also die V e r ­ teilung von 1 3 0 Fehlern zu berechnen. Dritte G r u p p e : die 13 Bezirke E s s e x bis incl. N o r t h a m p t o n ; Mittelpräcision 0,0351, anzuwenden auf 169 Fälle. V i e r t e G r u p p e : die 13 Bezirke Wiltshire bis einschl. H e r e ford; Mittelpräcision 0,0265, anzuwenden auf 169 Fälle. Fünfte G r u p p e : die drei kleinen Bezirke H u n t i n g d o n , W e s t moreland, R u t l a n d ; 39 F ä l l e mit der Mittelpräcision 0,0130. Diese kleinen Grafschaften wären besser mit benachbarten zu grösseren Beobachtungsgebieten zu verschmelzen. Fehler Beobachtung (±) (+) a er A u f diesem W e g e erhalten wir nun die in der folgenden Uebersicht unter b aufgestellte Fehlerverteilung, während unter a zur V e r g l e i c h u n g die oben aufgeführten ungenauen Zahlen nochmals beigefügt sind: 239 144 86 232 185 104 46 223 166 bis 0 9' 19.; 2 9i 395 gJ „ 19J 29.1 „ 39i - 491 Ueber 4 9 ] Theorie 57 29 14 4 3° 93 5° 25 27 D i e B e o b a c h t u n g e n und die R e s u l t a t e der korrekteren Theorie unter b stimmen jetzt befriedigend zusammen. M a n beachte, dass die einzelnen Fehlerstrecken hier nur halb so gross sind, wie in dem der preussischen Statistik entnommenen Beispiele. D i e mitt­ lere Präcision der hier vorliegenden B e o b a c h t u n g s g r ö s s e n ist w e g e n der grösseren Geburtenzahlen bedeutend grösser, als in dem vorigen Falle, und die Fehler drängen sich daher viel enger um den A u s g a n g s w e r t zusammen. A u c h die für sich betrachtete V e r t e i l u n g auf der positiven und negativen Seite harmoniert zur G e n ü g e mit der Theorie, wenn man etwas grössere Fehlergruppen vergleicht: Fehler (+) o 19* bis 19.J „ 39i Ueber 3 9 5 Beobachtete Fälle Theorie (+> (-) ( + «• - ) 189 194 194I 78 65 71J 31 28 26 D i e G e s a m t z a h l der positiven Fehler ist 298, die der nega­ tiven 287. I - 158 - 24- W i r betrachten nun auch ein Beispiel aus der schen Statistik. Departement Die 5 5 Jahre 1861—65 Bestimmungen liefern uns französi­ für jedes der Zahl z (wir schliessen auch in diesem F a l l e die Totgeborenen a u s ) , im ganzen also 445 E i n ­ zelwerte. der A l s wahrscheinlichsten Beobachtungen für ganz Wert nehmen Frankreich in wir das Mittel der angegebenen Periode, nämlich 1 0 5 1 . Die Einzelpräcisionen konnten in diesem F a l l e nach der physikalischen Methode weil für liegen. bietet jedes Departement Die B e r e c h n u n g keine sondern nur 5 Bestimmungen nach Schwierigkeit; bleiben bei nicht berechnet der statistischen wir wenden sie werden, z vor­ Methode von aber jedoch nicht an, dem oben angedeuteten summarischen V e r ­ die Gruppen der positiven und negativen A b ­ fahren stehen. ' Bildet man weichungen, so kommen die empirische auf die S t r e c k e — i g \ bis 243; ~ \ - i g i Wahrscheinlichkeit eines Fehlers in diesen Gren- 24 s zen ist also — - = 0,546, und wenn w i r diese der objektiven 445 Wahrscheinlichkeit gleichsetzen, also als einen W e r t von F „ be­ handeln, so ist das entsprechende u = 0 , 5 3 1 ; man setzt also 0,531 = 1 9 ^ . H , wenn H die Mittelpräcision nach H = 0,0272. darstellt, und erhält dem­ Mit H ü l f e dieses W e r t e s berechnen sich nun die Fehlergruppen wie folgt: Beobachtete Fälle (±) (-) Fehler (±> 0 bis 9 l I9l „ 291 291 » 391 391 „ 4 9 j 9l ~9l Theorie (±) (+) „ 64 60 58 61 122 121 127 116 5° 25 20 18 43 21 93 46 15 10 35 28 95 57 32 25 Ueber 4 9 J Die beiden letzten Kolonnen zeigen eine grössere Ueberein­ stimmung, als man in A n b e t r a c h t der sehr grossen Präcisions- verschiedenheiten der Einzelwerte von z erwarten möchte. jedoch hier zu beachten, zirke verhältnismässig 5 W e r t e geliefert tremen gross ist, von jedem werden. Departements (Seine Basses-Alpes und E s ist dass die A n z a h l der Beobachtungsbe­ Lozere M a n könnte einzelnen aber nur daher z. B . die 5 und N o r d einerseits, andererseits ganz ex­ Hautes-Alpes, weglassen, ohne dass durch die B e s e i t i g u n g der 25 entsprechenden Beobachtungs­ werte die verhältnismässige Gruppierung der übrigen 420 Ab- i — I 5 9 - weichungen und die aus derselben summarisch abgeleitete pirische Mittelpräcision sich merklich ändern würde. em­ 25. Interessant ist auch, dass man bei Z e r l e g u n g der D e ­ partements in zwei A b t e i l u n g e n mit verschiedener Mittelpräcision (ebenfalls nach dem summarischen V e r f a h r e n bestimmt) sehr nahe dieselben R e s u l t a t e erhält, wie oben. N i m m t man in die erste G r u p p e die 44 Departements, welche n a c h den E r g e b n i s s e n des J a h r e s 1861 die grössten G e b u r t e n ­ zahlen aufweisen (220 Einzelwerte), in die zweite die 45 übrigen (225 Werte), so findet man, indem man wieder die empirische Wahrscheinlichkeit einer A b w e i c h u n g zwischen — i g ± und - ) - i g der theoretischen gleich annimmt (in beiden Fällen bleibt der A u s g a n g s w e r t 1 0 5 1 ) , als empirische Mittelpräcisionen resp. 0,032a und 0,0227. 1 Hieraus folgt die V e r t e i l u n g der A b w e i c h u n g e n auf oben angegebenen Fehlerstufen bei der ersten G r u p p e die Theorie (+): 73 — 64—43—24— 1 1 — 5 Beob. (+): bei der zweiten 70 — 67— 4 5 — i b — 1 3 — 9 Gruppe: Theorie ( + ) : 5 4 — 5 2 — 4 2 — 3 1 — 2 1 — 2 5 Beob. ( + ) : 5 2 — 5 4 — 4 8 - 3 0 —22 — i g D i e S u m m e n der korrespondierenden theoretischen G r u p p e n betragen also: 127 — 1 1 6 — 8 5 — 5 5 — 3 2 — 3 0 . Diese Zahlen weichen von den oben unmittelbar gefundenen w e n i g ab und im ganzen stimmen diese letzteren eben so g u t mit den Beobachtungen, wie die mit H i l f e zweier Mittelpräcisionen berechneten. 26. A u s den obigen E r ö r t e r u n g e n und Beispielen ist n u n ersichtlich, wie man entscheiden kann, ob eine g e g e b e n e A n z a h l von B e o b a c h t u n g e n derselben Grösse, die gleiche oder ver­ schiedene Präcision besitzen, den Beweis liefert, dass die be­ treffende G r ö s s e einen normalen oder typischen W e r t besitzt, der in dem Einzelfalle nur durch z u f ä l l i g e S t ö r u n g e n modifiziert ist. D a b e i ist aber angenommen worden, dass wir wenigstens einige H u n d e r t Einzelwerte zur V e r f ü g u n g haben. O b w o h l nun aber gezeigt worden, dass man sich die g e ­ n ü g e n d e A n z a h l von Einzelwerten leichter verschaffen kann, als es auf den ersten B l i c k m ö g l i c h scheint, so bleibt es doch in i6o — vielen F ä l l e n wünschenswert, — sich auch in B e z u g auf kleinere Beobachtungsreihen, z. B . von 2 5 — 30 Einzelwerten von gleicher Präcision, ein Urteil darüber zu verschaffen, ob sie mit der V o r a u s s e t z u n g eines zufällig gestörten N o r m a l w e r t e s in E i n k l a n g stehen. Zur Beantwortung dieser Frage giebt es verschiedene Kriterien. Kann die beobachtete G r ö s s e als eine empirische Wahr­ scheinlichkeit oder als F u n k t i o n einer solchen aufgefasst werden, so untersuche man auf die oben a n g e g e b e n e Weise, ob die nach der statistischen physikalischen M e t h o d e berechnete Präcision mit der nach der Methode Ist dies der Fall, der Einzelwerte durch die oben und die der so bestimmten darf man schliessen, einigermassen angegebene annähernd dass die V e r t e i l u n g derjenigen entspricht, Exponentialfunktion A n n a h m e zufälliger zusammentrifft. S t ö r u n g e n des welche gegeben wird Normalwertes entspricht. S t a t t der beiden Präcisionsbestimmungen kann man natür­ lich auch die wahrscheinlichen Fehler, die sich nach den beiden Methoden ergeben, miteinander vergleichen, da der vvahrschein- F e h l e r r, wie bereits mehrfach erwähnt wurde, mit der Präcision h durch die G l e i c h u n g r = verbunden ist. °'^J^~- 0 h Ist die nach der physikalischen M e t h o d e bestimmte Präcision beträchtlich lieferte (in kleiner, als die von welchem Falle neben der statistischen Methode ge­ der „statistischen" Fehlerquelle noch andere mitwirken), oder k a n n die B e o b a c h t u n g s g r ö s s e nicht als eine Wahrscheinlichkeit behandelt den wahrscheinlichen Fehler werden, so berechne man nach der physikalischen Methode (Methode der kleinsten Quadrate) und sehe zu, ob die positiven und negativen Abweichungen vom Mittelwerte wirklich inner­ halb der gefundenen G r e n z e n annähernd ebenso zahlreich sind, wie ausserhalb derselben. Allzu g e r i n g darf natürlich die ge­ g e b e n e Zahl von B e o b a c h t u n g e n nicht sein. F i n d e t nun eine leidliche U e b e r e i n s t i m m u n g des berechne­ ten wahrscheinlichen teilung statt und Fehlers mit ist ausserdem der die beobachteten G e s a m t z a h l der Fehlerverpositiven F e h l e r von derjenigen der negativen nicht sehr verschieden, so ist wieder der S c h l u s s , wenn auch nicht sicher, so doch genügend t i6i — — gerechtfertigt, dass nur der Zufall die A b w e i c h u n g e n der E i n z e l ­ werte v o n einem typischen N o r m a l w e r t e erzeugt habe. 27. E n d l i c h sei noch ein anderes K r i t e r i u m erwähnt. Wenn wirklich nur zufällige A b w e i c h u n g e n von einem N o r m a l w e r t vor­ liegen, d. h. wenn die E x p o n e n t i a l f u n k t i o n massgebend ist für die Verteilung der Abweichungen, S u m m e n der verschiedenen nach genommenen denen wir hier so zwischen den Potenzen der ihrem absoluten W e r t e 1 Abweichungen die bestehen gewisse B e z i e h u n g e n ) , einfachste zur A n w e n d u n g bringen von wollen. 2 Ist wie oben n die Zahl der B e o b a c h t u n g e n , [<5 ] die S u m m e der Fehlerquadrate positiv und [<5] die genommenen Summe der einfachen sämtlich A b w e i c h u n g e n , so hat man (mit gewissen V e r n a c h l ä s s i g u n g e n ) die G l e i c h u n g : n wo n die ^ [<5? n 2 2 = ~ 2[<5 ] ^ n Ludolph'sche Zahl den zufälligen 2 . oder 2n[(5 ] — ± ^ [<5] jz = f bedeutet. Beobachtungsfehlern , 2 M a n kann die Zahl n somit aus berechnen, wie F e c h n e r dies mit H ü l f e seiner psychophysischen B e o b a c h t u n g e n g e t h a n hat. N i c h t sowohl Richtigkeit auf das oben wir n als K u r i o s u m , sondern unserer aus Voraussetzungen behandelte den 24 preussische monatlichen R e g i e r u n g s b e z i r k berechnen. als K r i t e r i u m für die wollen wir diese Material Formel anwenden, Beobachtungswerten indem für jeden U m j e d o c h die Unsicherheit, welche aus der g e r i n g e n Zahl der B e o b a c h t u n g e n entsteht, so weit wie 2 m ö g l i c h zu beschränken, wenden wir eine nach F e c h n e r ) a b g e ­ leitete K o r r e k t i o n jener F o r m e l an. unter den wahren d die Abweichungen Werte verstanden; w e i c h u n g e n aber nehmen werte von In derselben der statt sind nämlich Einzelbeobachtungen dieser (unbekannten) vom Ab­ wir die A b w e i c h u n g e n der 24 E i n z e l - ihrem arithmetischen Mittel. H a b e n also die (5 diese 2 modifizierte B e d e u t u n g , so ist der wahrscheinlicherweise dem __ , . , Ausdruck 2 n[<5 ] ~ T $ j i ' ' damit - e r dem W e r t e j z möglichst nahe k o m m e , mit , Korrektionsfaktor — n (jin— ; i) ; 2 , — a l s o (n—\)n 2 . für n = 24 mit 1 , 0 1 5 zu multiplizieren. 1 ) Der Beweis findet sich im Berliner astronomischen Jahrbuch von 1 8 3 4 , S. 2 8 9 ff. 2) Psychophysik, II. Teil, S. 3 7 1 . Lexis, B e v ö l k e r u n g s - u. M o r a l s t a t i s t i k . 11 N e h m e n wir wieder als Beispiel die oben bereits v e r w e n ­ deten D a t e n für K ö n i g s b e r g . D a s M i t t e l der 24 M o n a t s w e r t e von z ist 1 0 5 1 , die S u m m e der Q u a d r a t e der A b w e i c h u n g e n 26578, die einfache S u m m e der A b w e i c h u n g e n ohne R ü c k ­ sicht auf das Vorzeichen 646 und es soll also der A u s d r u c k 2.24.26578 „ ,. , - 1 , 0 1 5 der Zahl 71(3,14..) nahe k o m m e n . , . Die A u s - (646) ^ f ü h r u n g der R e c h n u n g ergiebt in der T h a t 3,103, w a s mit R ü c k ­ sicht auf die g e r i n g e Zahl der zu G r u n d e gelegten B e o b a c h t u n g e n eine sehr g u t e B e s t ä t i g u n g unserer theoretischen V o r a u s s e t z u n g bildet. 28. I n ähnlicher W e i s e findet man aus den B e o b a c h t u n g e n der übrigen B e z i r k e folgende e r u n g e n an Königsberg Bromberg A. n n . äh • 2,913 Staden :. . . 2,920 Gumbinnen Danzig . Marienwerder Berlin . . Potsdam Frankfurt . Stettin . . Köslin . Stralsund . Posen . . . . • 3,103 • 2,937 • 2,639 • 3,366 • 2,982 • 3,333 • 3.75 • 3,423 . 2,898 1 . . • . 3,373 2,996 Breslau . Liegnitz Oppeln . Magdeburg Merseburg . Erfurt . . Schleswig . Hannover . Hildesheim Lüneburg . . . • 2,987 • . • 3,359 2,882 2,823 • • • 3,509 3,35o 2,735 • • 3,497 2,585 • 3,oio Osnabrück-Aur. Münster Minden Arnsberg . Kassel . Wiesbaden Koblenz Düsseldorf Trier Aachen . . 3,402 2,512 3,566 3>562 2,767 3,389 3,468 2,893 3,264 3,38o D a s Mittel aus den 1 1 W e r t e n der ersten R e i h e ist 3,164, das Mittel aus der zweiten K o l o n n e 3,05g, das Mittel aus der dritten 3 , i g 3 , das Mittel aus den sämtlichen 33 W e r t e n endlich 3 , 1 3 g oder rund 3 , 1 4 , k o m m t also d e m W e r t e v o n n auf zwei Dezimalstellen gleich. A u c h die A n n ä h e r u n g e n der E i n z e l werte an n sind so be­ friedigend, als m a n es bei A n w e n d u n g von nur j e 24 B e o b a c h ­ tungsfehlern verlangen kann. N u r in einem einzigen Bezirke, nämüch K ö l n , das in die obige Zusammenstellung nicht mit a u f g e n o m m e n worden, k o m m t eine g a n z abnorme Zahl heraus, nämlich 4,344. A l s G r u n d dieser A n o m a l i e erkennt m a n die g a n z ungewöhnliche V e r t e i l u n g der W e r t e v o n z , indem einerseits die kleinen A b w e i c h u n g e n v o m Mittel verhältnismässig zahlreich sind, andererseits aber der g a n z extreme u n d a priori nach der monatlichen Geburtenzahl höchst unwahrscheinliche W e r t 1 2 2 5 (November 1868) auftritt. Zieht m a n bei der B i l d u n g des allgemeinen Mittels dieses anomale R e s u l t a t mit hinzu, so erhält m a n 3 , 1 7 1 , eine Zahl, d i e — i63 — immer noch nicht allzuweit von n abweicht, und wahrscheinlich würde schon das Hinzutreten einiger weiteren Einzelbestimrnungen g e n ü g e n , u m die hier entstandene U n e b e n h e i t auszugleichen. A u s den 24 monatlichen Beobachtungsresultaten v o n 1869 und 1870 ergiebt die F o r m e l auch für K ö l n den g e n ü g e n d stimmenden W e r t 3,413. 29. Sieht man die oben berechneten W e r t e als zufällige Modifikationen einer G r ö s s e an, die den wahren W e r t n hat, so kann man untersuchen, ob die unter dieser V o r a u s s e t z u n g be­ rechnete wahrscheinliche A b w e i c h u n g durch die B e o b a c h t u n g be­ stätigt wird. W i r runden zu diesem Z w e c k e die sämtlichen Z a h ­ len auf zwei Dezimalstellen a b und bilden die A b w e i c h u n g e n von dem wahren W e r t 3 , 1 4 . E s finden sich, wenn man sämtliche 34 B e o b a c h t u n g s g e b i e t e in Betracht zieht, gleich viel positive und negative A b w e i c h u n g e n . B e i der B e s t i m m u n g des mittleren Fehlers ist 34 als Divisor zu nehmen, weil der A u s g a n g s w e r t der w a h r e ist. D e r wahrschein­ liche Fehler berechnet sich alsdann (indem der W e r t 4,344 mit berücksichtigt wird) zu 0,254. N u n findet man in der T h a t 18 A b w e i c h u n g e n zwischen —0,25 und 4 - 0 , 2 5 (die G r e n z w e r t e mit einbegriffen) und 16 ausserhalb dieser Grenzen. L ä s s t m a n jenen abnormen W e r t beiseite, so erhält man einen wahrscheinlichen F e h l e r von 0,216, mit einer wahrscheinlichen Unsicherheit v o n + 0,018. N a c h den B e o b a c h t u n g e n liegen von den 33 A b w e i c h ­ u n g e n 14 in der S t r e c k e —0,23 bis -f-0,23 (die Grenzwerte ein­ begriffen) und 19 ausserhalb derselben. Dieser kleinere W e r t des wahrscheinlichen Fehlers stimmt also weniger g u t mit den B e o b a c h t u n gen. E s ist in dem Vorstehenden a n g e n o m m e n worden, dass die Präcision aller dieser N ä h e r u n g s b e s t i m m u n g e n von n dieselbe sei, w a s nur insofern berechtigt ist, als jeder E i n z e l b e s t i m m u n g die gleiche A n z a h l v o n (24) W e r t e n von z zu G r u n d e liegt. 30. A l s R e s u l t a t unserer U n t e r s u c h u n g ergiebt sich also folgendes: D i e Zahl 2 (oder auch die empirische Wahrscheinlichkeit einer K n a b e n g e b u r t ) gehört in ihren Einzelbestimmungen zu denjenigen statistischen Grössen, welche (wenigstens innerhalb einer gewissen Zeitperiode u n d eines gewissen geographischen 11* — 164 — Gebietes) als z u f ä l l i g e Modifikationen eines typischen N o r m a l ­ werts anzusehen sind. D i e s e E i g e n t ü m l i c h k e i t aber ist nicht in dem gewöhnlichen, v a g e n Sinne, sondern in ihrer mathematischen S t r e n g e aufzu­ fassen: der typische N o r m a l w e r t ist ein eigentlicher Mittelwert im S i n n e der Wahrscheinlichkeitsrechnung, d. h. die W a h r s c h e i n ­ lichkeit einer g e g e b e n e n A b w e i c h u n g von demselben ist durch die oben angeführte E x p o n e n t i a l f u n k t i o n bestimmt. M i t anderen W o r t e n , die Veränderlichkeit in dem Geschlechts­ verhältnis lässt sich zurückführen auf das S c h e m a der W a h r s c h e i n ­ lichkeitsrechnung. A n n ä h e r n d dieselben 8 1 6 Zahlen, welche wir oben für z als R e s u l t a t e von 24 monatlichen B e s t i m m u n g e n in 34 preussischen Bezirken gefunden haben, w ü r d e n s i c h i n a n ­ nähernd d e r s e l b e n V e r t e i l u n g e r g e b e n , wenn man aus einer U r n e , die s c h w a r z e u n d w e i s s e K u g e l n im V e r ­ h ä l t n i s von 1063 zu i o o o enthielte, j e 24mal so v i e l e Z ü g e t h ä t e (mit j e d e s m a l i g e r Z u r ü c k l e g u n g d e r g e ­ z o g e n e n K u g e l ) , als die d u r c h s c h n i t t l i c h e m o n a t l i c h e G e b u r t e n z a h l d e r e i n z e l n e n B e z i r k e b e t r ä g t und wenn man alsdann die Zahl der in jeder Versuchsreihe g e z o g e n e n schwarzen K u g e l n durch die z u g e h ö r i g e Zahl der weissen divi­ dierte und den B r u c h mit i o o o multiplizierte. 3 1 . W i e soll man sich aber die physiologische U r s a c h e dieser E r s c h e i n u n g denken? N a c h der A r b e i t von D r . W . S t i e d a über das S e x u a l v e r h ä l t n i s der G e b o r e n e n (Strassburg 1875) ist g a r kein G r u n d mehr vorhanden, die H o f a c k e r - S a d l e r - H y p o t h e s e festzuhalten. A u c h ist eigentlich nie G r u n d vorhanden gewesen, sie anzunehmen, denn die Zahlen, auf die sie sich stützte, waren viel zu klein, u m irgend welche Schlüsse zu gestatten. Bei einer Versuchsreihe von 3200 Z ü g e n aus der oben erwähnten U r n e be­ steht noch immer die Wahrscheinlichkeit 0 , 1 1 3 , dass man statt der richtigen Zahl 2 = 1 0 6 3 einen W e r t erhält, der unter 1004 oder über 1 1 2 2 liegt. M a n kann also auch ungefähr noch 1 g e g e n 9 wetten, dass bei einer G r u p p e von 3200 G e b u r t e n die G r ö s s e z unter resp. über diese G r e n z e n fallen werde, trotzdem der N o n n a l w e r t gleich 1063 wäre. H i e r a u s ist zu ersehen, wie vorsichtig man zu W e r k e gehen muss, wenn man zur E r k l ä r u n g der Verschiedenheiten der G r ö s s e z in verschiedenen G r u p p e n i6 von - 5 Geborenen, selbst w e n n jede einige Tausend Köpfe zählt, statt zufälliger U r s a c h e n spezifische und konstante annehmen will. U n m ö g l i c h ist es nicht, dass jene H y p o t h e s e , die ursprüng­ lich auf S a n d gebaut Boden genügenden worden, in Zukunft einmal auf dem Materials begründet werde. festen F ü r jetzt aber brauchen wir uns durch sie nicht abhalten zu lassen, zur forma­ len E r k l ä r u n g der B e o b a c h t u n g e n über das Sexualverhältnis der Geborenen die einfachste und bequemste V o r s t e l l u n g zu benutzen. Diese V o r s t e l l u n g ist die, dass schon die sehr zahlreichen fruchteten das andere unbe­ K e i m e in den weiblichen O v a r i e n für das eine oder G e s c h l e c h t prädestiniert 1 seien ), und zwar dass bei a l l e n weiblichen Individuen — um zunächst eine streng schema­ tische A n n a h m e zu machen lichen in demselben — die männlichen K e i m e die weib­ Verhältnisse überwiegen. Die Analogie mit der U r n e ist dann einleuchtend: jede B e f r u c h t u n g ist zu ver­ gleichen mit dem Z u g e einer schwarzen oder weissen K u g e l aus derselben Urne. D a s bei allen weiblichen Keime würde nun k o m m e n in dem aus len abgeleiteten Individuen gleiche Verhältnis der mehr oder weniger scharf zum A u s d r u c k einigen hunderttausend oder Millionen F ä l ­ Verhältnis nicht der K n a b e n g e b u r t e n Mädchengeburten, sondern der B e f r u c h t u n g e n K e i m e zu d e n B e f r u c h t u n g e n weiblicher K e i m e . tere V e r h ä l t n i s aber kennen wir nicht. zu den männlicher Dieses letz­ W i e gross ist die Zahl nicht nur der F e h l g e b u r t e n in den ersten M o n a t e n nach B e g i n n der S c h w a n g e r s c h a f t , sondern auch derjenigen K e i m e , die in den ersten W o c h e n nach der B e f r u c h t u n g abortieren, dass die Mutter darum weiss! naten M ä r z bis J u n i bryonen von nehmen , dass 3—5 die vielleicht ohne W e n n in Paris in den vier M o ­ 1868 24 E m b r y o n e n v o n 1 — 3 und 156 E m ­ Monaten r e g i s t r i e r t G e s a m t z a h l solcher w u r d e n , so ist anzu­ Frühgeburten eine sehr I ) Dass der Embryo anfangs zweigeschlechtlich erscheint, steht dieser An­ schauung nicht im Wege, denn man kann annehmen, dass die schliesslich überwiegende geschlechtliche Entwicklung in dem werdenden Organismus vorangelegt vorhanden sei. So müssen ja auch alle Aehnlichkeiten mit dem V a t e r , in Farbe des Haares, der Augen u. s. w. vom Augenblick der Befruchtung an in der Anlage vorhanden sein. Uebrigens hat van B e n e d e n in neuerer Zeit gezeigt, dass bei niederen Thieren die Geschlechtsanlage bis in den Beginn der Entwicklung hinaufreicht. i66 — beträchtliche — ist und die Zahl der registrierten gewöhnlichen S i n n e vielleicht Totgeburten im übersteigt. 32. A b e r wie die T o t g e b u r t e n eines L a n d e s zu der G e s a m t ­ zahl der G e b u r t e n des einen und des anderen Geschlechtes in einem annähernd konstanten V e r h ä l t n i s stehen, so darf m a n an­ nehmen, dass die nicht registrierten geburten und A b o r t e zu den und nicht bemerkten beobachteten der Geschlechter ebenfalls in einem konstanten veränderlichen Verhältnis bleiben. Früh­ Geburtenzahlen bei­ oder nur zufällig Diese V o r a u s s e t z u n g g e n ü g t , damit die K o n s t a n z des Verhältnisses der männlichen und weib­ lichen K e i m e auch für das Geschlechtsverhältnis der beobach­ teten G e b u r t e n einen N o r m a l w e r t mit der Wahrscheinlichkeits­ theorie entsprechenden Abweichungen erzeuge. W e i s e haben wir oben gesehen, dass dieselbe sowohl In ähnlicher Verteilungstheorie auf die G e s a m t h e i t der G e b o r e n e n — wie in d e m Bei­ spiele aus der preussischen Statistik — als auch auf die L e b e n d ­ geborenen allein — wie in den Beispielen von England und F r a n k r e i c h •— a n w e n d b a r ist. Uebrigens nommene Keime ist die Hypothese bei allen der von dem weiblichen grosse individuelle grösseren Einfachheit w e g e n konstanten Verhältnisse Individuen nicht nötig. Verschiedenheiten vorhanden ange­ der E s dürfen sein, wenn nur das m i t t l e r e V e r h ä l t n i s für die der B e f r u c h t u n g ausgesetzten Individuen von einem B e o b a c h t u n g s b e z i r k e z u m anderen (wenig­ stens für eine gewisse Periode) annähernd konstant bleibt. S c h w a n k u n g e n dieses Mittelverhältnisses eines Bezirkes von M o ­ nat zu M o n a t oder von J a h r zu J a h r dürfen vorkommen, wenn sie nur den C h a r a k t e r der Zufälligkeit tragen. I n d e s ist nicht zu leugnen, dass in W i r k l i c h k e i t verschie­ dene spezifische E i n w i r k u n g e n wenigstens die B e z i e h u n g e n dieses Mittelverhältnisses zu den beobachteten W e r t e n von z in den ein­ zelnen Bezirken auf verschiedene städtische B e v ö l k e r u n g e n pflegen Art modifizieren. Gross­ d u r c h w e g kleinere W e r t e von z aufzuweisen, als ländliche; ebenso ergeben die unehelichen G e ­ burten im g a n z e n kleinere Zahlen für z, als die ehelichen. Das V e r h ä l t n i s der S t a d t - zur L a n d b e v ö l k e r u n g , der ehelichen F r u c h t ­ barkeit zur unehelichen schlechtsverhältnis wird also der G e b o r e n e n auf eines das beobachtete Ge­ B e z i r k s von E i n f l u s s sein, ohne dass es jedoch u n u m g ä n g l i c h nötig ist, dieser E i n w i r - — 167 — k u n g e n w e g e n eine Verschiedenheit des Mittelverhältnisses männlichen und weiblichen K e i m e anzunehmen. der 33. M a n kann sich die S a c h e vielmehr so d e n k e n : A sei die Zahl der männlichen, B die der weiblichen K e i m e , die in einem Bezirke im L a u f e einer g e g e b e n e n Zeit befruchtet worden und in den E n t w i c k l u n g s p r o z e s s eingetreten sind; a aber sei der Bruchteil v o n A , ß der Bruchteil von B , welcher in dem frühe­ ren embryonalen S t a d i u m , bevor der F o e t u s als T o t g e b u r t re­ gistriert wird, in A b g a n g g e k o m m e n ist. S o hat man also für das der B e o b a c h t u n g z u g ä n g l i c h e Verhältnis der K n a b e n - und M ä d c h e n g e b u r t e n (incl. Totgeburten) Das K A—«A A ( 1 — a) M B—ßB B (i-ß) A_ V e r h ä l t n i s ^ = r - kann B also im Mittel konstant bleiben, K wenn auch das Verhältnis für verschiedene G r u p p e n verschie­ dene Mittelwerte erhält: es k o m m t eben nur auf den B r u c h -—~ = y an, der für uneheliche Geburten kleiner ist als für ehei—ß liehe, für grossstädtische kleiner als für ländliche. E i n e solche Veränderlichkeit v o n y, die auf der Veränderlichkeit von a und ß beim U e b e r g a n g von einer G r u p p e zur anderen beruht, scheint sehr annehmbar. D e r Prozentsatz der Totgeborenen ist bei den unehelichen G e b u r t e n grösser als bei den ehelichen; und mit R ü c k s i c h t hierauf, wie auch aus anderen E r w ä g u n g e n , ist es sehr wahrscheinlich, dass auch der Prozentsatz der frühen F e h l g e b u r ­ ten und der in der ersten E n t w i c k l u n g s p h a s e erstickten K e i m e bei der ersteren K a t e g o r i e grösser sei, als bei der zweiten. W e n n andererseits schon bei den ehelichen Geburten wohl glaublich ist, dass a ^> ß, also y ein echter B r u c h , so g e n ü g t schon, dass für die unehelichen a und ß u m gleich viel wachsen, um ein kleineres y und somit auch ein kleineres für diese K a t e g o r i e hervorzubringen. W e n n aber die G e f a h r einer unehelichen F r ü h g e b u r t für einen männlichen F o e t u s s t ä r k e r zunimmt, als für einen weiblichen — wie es sich hinsichtlich der unehelichen T o t g e b u r t e n aus vielen B e o b a c h t u n g e n herausstellt — so wird das y für die unehelichen Geburten im V e r g l e i c h mit dem für die ehelichen sich noch mehr verkleinern. Auch es nicht in Bezug auf die grossstädtischen allzu kühn, einen geburten — also vergrösserten V e r g r ö s s e r u n g der G e b u r t e n scheint Prozentsatz v o n F r ü h ­ B r ü c h e a und ß — mit stärkerer B e n a c h t e i l i g u n g des männlichen G e s c h l e c h t s anzunehmen, u n d es würden sich überhaupt alle konstanten j^jr in gewissen Minderwerte von G r u p p e n auf diesem W e g e erklären lassen. U e b r i g e n s soll in diesen E r ö r t e r u n g e n nicht etwa eine p h y ­ siologische Hypothese zur Erklärung des Ueberschusses der K n a b e n g e b u r t e n aufgestellt sein, sondern es war, wie bereits be­ merkt wurde, nur die E n t w i c k l u n g einer A n s c h a u u n g s w e i s e be­ absichtigt, v e r m ö g e mässigkeiten sten begreift. gehen, wie welcher man die früher dargelegten R e g e l ­ in den E r s c h e i n u n g e n am leichtesten und bequem­ M a n könnte auch von anderen V o r s t e l l u n g e n aus­ z. B . von denen, welche der Sadler-Hofacker'schen H y p o t h e s e zu G r u n d e liegen, aber für jetzt sind wir durch nichts genötigt, diesen verwickeiteren Ansichten den Vorrang ein­ zuräumen. 34. Z u m S c h l u s s sei noch hervorgehoben, dass die A n n a h m e eines in allen Beobachtungsgebieten gleichen Normalwertes von z nicht g e n a u ist, schon d e s w e g e n , weil die unehelichen städtischen G e b u r t e n in den verschiedenen schiedenen E i n f l u s s auf das Verhältnis und die Bezirken einen verausüben würden, selbst M wenn das Verhältnis — B in allen Bezirken konstant wäre. In einem grösseren L a n d e giebt es also wahrscheinlich mehrere lo­ kal und geographisch bestimmte Normalwerte von z. Auch m ö g e n diese N o r m a l w e r t e l a n g s a m e n A e n d e r u n g e n im L a u f e der Zeit unterworfen sein, so dass man w o h l daran thun wird, die Perioden, deren B e o b a c h t u n g e n man gruppieren will, nicht zu l a n g zu nehmen. Trotz jener heit der N o r m a l w e r t e friedigende wahrscheinlichen lokalen V e r s c h i e d e n ­ aber haben wir d o c h im obigen eine be­ Uebereinstimmung zwischen Theorie und B e o b a c h ­ t u n g erhalten unter der A n n a h m e , dass wir es nur mit zufälligen Modifikationen eines e i n z i g e n D a d u r c h wird bewiesen, Normalwertes zu thun hätten. dass die M e h r z a h l der B e o b a c h t u n g e n 16g — — auf N o r m a l w e r t e zu beziehen einander verschieden ist, die nicht oder nur w e n i g v o n ­ sind; einzelne Beobachtungsgruppen aber können immerhin zu weiter abseits liegenden Mittelwerten gehö­ ren, und indem diese ebenfalls auf den allgemeinen Mittelwert bezogen wurden, sind wahrscheinlich m a n c h e der S t ö r u n g e n ent­ standen, die sich, wenn a u c h nicht in bedenklicher W e i s e , oben in der H a r m o n i e zwischen stellt haben. ungen, Bei der weiteren wie ich sie beabsichtige, beantworten benen Theorie und B e o b a c h t u n g herausge­ Lande F o r t f ü h r u n g dieser wird Untersuch­ also auch die F r a g e zu sein, ob sich die G e s a m t m a s s e der in e i n e m bestimmten Einzelwerte g e o g r a p h i s c h unterschiedene von z Partialmassen gege­ nicht in mehrere zerlegen lasse, denen jede sich der Theorie g e m ä s s u m einen besonderen von Nor­ malwert gruppiert'). i) Eine Fortführung der obigen Untersuchungen findet sich in meiner Schrift ,,Zur Theorie der Massenerscheinungen, S. 6 4 ff., ferner in den Freiburger Dissertationen von Stark über das Geschlechtsverhältnis bei unehelichen Geburten und bei Tot­ geburten ( 1 8 7 7 ) und von H e r r l über das Geschlechtsverhältnis bei Mehrlingsgeburten (1884). Fernere Anwendungen von L e h r , der Wahrscheinlichkeitsrechnung auf diese Frage Zur Frage der Wahrscheinlichkeit von weiblichen Geburten und von Tot­ geburten (Zeitschrift für das ges. Staatsw., X L V . ( 1 8 8 9 ) , S. 1 7 2 ff. und S. 5 2 4 ff.) und von G e i s s l e r , Beiträge zur Frage des Geschlechtsverhältnisses der Geborenen (Zeitschr. des Kgl. sächs. Statist. Bureaus, X X X V ( 1 8 8 9 ) , Heft I u. II). statistischen und der physiologischen Untersuchung Wegen der allgemeinen des Gegenstandes und der zuge­ hörigen Literatur s. v. M a y r , Statistik und Gesellschaftslehre, Bd. II, S. 1 8 6 ff. und Handwörterbuch der Staatsw. Art. Geschlecbtsverhältnis der Geborenen und Gestorbenen. Vlil. Ueber die Theorie der Stabilität statistischer Reihen \ i. D i e Massenerscheinungen des Menschenlebens lassen sich durch statistische gewissen Zahlen oder Zahlenverhältnisse G r a d e äusserlich charakterisieren. bis zu einem Stellt man nun diese numerischen S y m p t o m e für eine R e i h e von Beobachtungsstrecken zusammen, so gehen ihre V e r ä n d e r u n g e n denjenigen der betrach­ teten Massenerscheinung parallel. verschiedenen G l i e d e r einer statistischen im einzelnen D i e s e Z a h l e n b e w e g u n g tritt in H a u p t f o r m e n auf: in manchen R e i h e trotz aller F ä l l e n zeigen die Unregelmässigkeiten eine im ganzen durchdringende Tendenz zur V e r ­ ä n d e r u n g in einer bestimmten R i c h t u n g ; diese R e i h e n entsprechen einer gewissermassen historischen E n t w i c k e l u n g und m ö g e n daher „evolutorische" g e n a n n t werden. In anderen R e i h e n finden wir zwar eine gewisse Gemeinschaftlichkeit der V e r ä n d e r u n g s r i c h t u n g in benachbarten Gliedern, aber im ganzen doch nur ein A u f - und A b g e h e n , das graphisch durch unregelmässige Wellenlinien dar­ zustellen werden wäre, weshalb diese R e i h e n „undulatorische" g e n a n n t könnten. K e h r t e n diese B e w e g u n g e n in B e z u g auf W e l l e n l ä n g e und Amplitude regelmässig wieder, so hätten wir „periodische" Reihe gänzlich zu­ Reihen. Wenn dagegen sammenhanglos die in einem Einzelwerte einer gewissen Spielraum aufwärts und ab­ wärts springen, so dürfte die B e z e i c h n u n g „oscillatorisch" für die­ selbe gerechtfertigt sein. E i n e scharfe A b g r e n z u n g dieser K l a s s e von Reihen den undulatorischen ist ebensowenig eine g e n a u e T r e n n u n g der letzteren von der möglich, wie evolutorischen. l ) Zuerst erschienen in Conrad's Jahrbüchern, Bd. X X X I I ( 1 8 7 9 ) , S. 6 0 ff. U n t e r diesen allgemeinen Begriff der oscillatorischen R e i h e n aber würde nun eine K l a s s e fallen, die man allen g a n z eigenartig gegenüberstellen R e i h e n , deren übrigen als könnte, nämlich die „typischen" E i g e n t ü m l i c h k e i t darin besteht, dass ihre E i n z e l ­ werte u n g e n a u e Darstellungen eines konstanten G r u n d w e r t e s sind, der nur mit r e i n zufälligen Abweichungen zum Ausdruck kommt. 2. I n allen angeführten K l a s s e n von Reihen können die V e r ä n d e r u n g e n der Einzelwerte in so engen Grenzen bleiben, dass m a n den letzteren nach subjektiver S c h ä t z u n g eine gewisse relative Konstanz zuschreiben auch bei solchen dürfte. sofort, dass die Stabilität oder der G e g e n s a t z derselben, die Dispersion, sehr verschieden ist. Man relativ Doch konstanten erkennt Reihen man bedarf daher eines M a s s e s der Stabilität oder der Dispersion, und z w a r eines solchen, das auch bei R e i h e n von N a t u r vergleichbar bleibt. Prozentzahlen Das oder R e i h e von geringer als die jener anderen? — ist eine F r a g e , auf die man bei demologischen oder moral­ statistischen A. grösser verschiedenartiger Ist die Stabilität d i e s e r von welchen U n t e r s u c h u n g e n sehr h ä u f i g geführt wird. Oettingen sich kategorien die von J a h r an den Regelmässigkeit zu J a h r die Eheschliessungen der S o hält Prozentsätze, verschiedenen mit Civilstands- beteiligen, für sehr gross, 1 W . S t i e d a ) d a g e g e n glaubt sie, wenigstens für E l s a s s - L o t h r i n g e n , g a r nicht so hoch anschlagen zu dürfen. entscheiden? Schwankt der W i e ist da objektiv zu Prozentsatz der Eheschliessungen zwischen J u n g g e s e l l e n und J u n g f r a u e n in E l s a s s - L o t h r i n g e n weniger, als in F r a n k r e i c h oder in E n g l a n d ? weniger als irgend welche andere S c h w a n k t er mehr oder demologische Verhältniszahl, wie z. B . die allgemeine Heiratsziffer? Man hat längst versucht, solche beantworten. F r a g e n zahlenmässig zu E s l a g nahe, die durchschnittliche A b w e i c h u n g der Einzelglieder von ihrem Mittelwerte als Kriterium und M a s s g r ö s s e der S c h w a n k u n g zu betrachten. Wagner S o verfuhren (in seiner Selbstmordstatistik), Oettingen. Aber namentlich A d . 2 G . M a y r ) und A . v o n diese M e t h o d e ist nur eine empirische, und 1 ) Die Eheschliessungen in Elsass-Lothringen, Dorpat 1 8 7 8 . 2) Vgl. namentlich auch dessen Schrift über „die Gesetzmässigkeit im Gesell­ schaftsleben", S. 5 7 . 172 — — erst eine allgemeine theoretische E r ö r t e r u n g der F r a g e wird er­ geben, in welchen G r e n z e n sie berechtigt ist. 3. Zuerst muss den statistischen ein Unterschied gemacht R e i h e n von a b s o l u t e n werden zwischen Zahlen und den R e i h e n von solchen Verhältniszahlen, welche die F o r m von mathematischen Wahrscheinlichkeiten scheinlichkeiten sind den absoluten Bei Reihen schnittliche oder auch von haben. F u n k t i o n e n solcher Verhältniszahlen Wahr­ ohne diesen C h a r a k t e r gleichzustellen. absoluter Zahlen ist nun allerdings die durch­ Abweichung Schwankungsmass. im obigen S i n n e *) ein brauchbares S i n d diese R e i h e n evolutorisch oder undula- torisch, so kann man überhaupt nur eine empirische Charakteristik ihrer Veränderlichkeit aufstellen und als solche bietet sich uns die durchschnittliche Reihe eine A b w e i c h u n g in erster L i n i e dar. typische, so dass Ist aber die Wahrscheinlichkeitsbeziehungen zwischen den Einzelgliedern und dem Mittelwerte bestehen, indem jene als zufällige Modifikationen und letzterer als wahrschein­ lichster W e r t einer typischen G r u n d g r ö s s e anzusehen sind, so w ä r e nach der Theorie die beste Charakteristik der Dispersion in der wahrscheinlichen Abweichung vom A b w e i c h u n g gegeben. richtigen W e r t e , die E s ist dies diejenige bei einer sehr grossen Zahl von E i n z e l b e s t i m m u n g e n ebenso oft nicht erreicht wie über­ schritten werden verhältnismässig würde. kleinen M a n kann aber auch schon aus einer Anzahl von Einzelwerten diese wahr­ scheinliche A b w e i c h u n g , zwar nicht streng, aber doch nach ihrem wahrscheinlichsten W e r t e bestimmen, und eine, allerdings nicht die genaueste, N ä h e r u n g dieser A r t wird mit H ü l f e der d u r c h ­ s c h n i t t l i c h e n A b w e i c h u n g ausgedrückt. E s ist nämlich näherungs­ weise die w a h r s c h e i n l i c h e A b w e i c h u n g R = = 0,84350, wenn D die d u r c h s c h n i t t l i c h e A b w e i c h u n g bezeichnet. Wegen dieser angenäherten Proportionalität von R und D k a n n also die letztere Grösse auch bei typischen Reihen von absoluten Zahlen als S c h w a n k u n g s m a s s verwendet werden. W i e R ist dann auch D u m ­ gekehrt Werte proportional der Reihe der unter Präcision, den mit welcher gegebenen die einzelnen Umständen zustande k o m m e n , und diese ist ihrerseits als M a s s der Stabilität zu be­ trachten. I ) Die Abweichungen vom sämtlich positiv zu nehmen. Mittel sind ohne Rücksicht auf das Vorzeichen 4. M a g m a n aber auch statt der theoretisch mehr zu em­ pfehlenden weichung wahrscheinlichen die durchschnittliche zur Charakterisierung der Stabilität oder Ab­ Dispersion einer R e i h e benutzen, so folgt daraus noch keineswegs, dass diese A b w e i c h u n g D in P r o z e n t e n Bei evolutorischen des Mittelwertes auszudrücken sei. oder undulatorischen R e i h e n m a g m a n allen­ falls diese R e d u k t i o n anwenden, da in diesen Fällen D überhaupt nur ein empirisches und u n g e n ü g e n d e s Kriterium der V e r ä n d e r ­ lichkeit der untersuchten absoluten G r ö s s e darbietet. die Einzelwerte zufällige Sind dagegen Modifikationen eines G r u n d w e r t e s , so liegt im allgemeinen g a r kein G r u n d zu der A n n a h m e vor, dass die durchschnittliche (oder auch die wahrscheinliche) A b w e i c h u n g irgendwie von der absoluten G r ö s s e des G r u n d w e r t e s abhänge. W e n n man wiederholte M e s s u n g e n eines W i n k e l s anstellt, die mit zufälligen Fehlern behaftet sind, so h ä n g t der G r a d der U e b e r ­ einstimmung der Einzelwerte und somit der durchschnittliche oder wahrscheinliche Fehler nicht von der G r ö s s e des zu bestimmenden Winkels, sondern nur von der Beschaffenheit des Instrumentes, der Geschicklichkeit des Beobachters und den äusseren U m s t ä n d e n ab, und zwei Versuchsreihen werden daher, w e n n diese G r u n d ­ l a g e n der Präcision dieselben bleiben, dasselbe S c h w a n k u n g s m a s s ergeben, wenn auch der zu messende W i n k e l in dem einen F a l l e z. B . 30 und in d e m anderen 60 G r a d beträgt. bare S c h w a n k u n g s m a s s ist also in diesem und nicht der in Prozenten von D oder R . D a s vergleich­ Beispiele der absolute der Mittelwerte ausgedrückte W e r t Dasselbe wird aber, wenn nicht besondere G r ü n d e für einen bestimmten Z u s a m m e n h a n g zwischen der Präcision und der G r u n d g r ö s s e sprechen, Zahlen gelten. bei den und eine gleiche Anzahl vollständig Grösse oder Brustweite gemessen. Reihe eine ergeben, typischen Reihen absoluter M a n habe z. B . eine A n z a h l zehnjähriger K n a b e n grössere erwachsener M ä n n e r nach V e r m u t l i c h wird die erstere durchschnittliche A b w e i c h u n g v o m Mittel als die letztere, physischen Unterschied metrischen Grössen und diese Differenz ist es, welche dem in der entspricht. Stabilität der Bezieht man beiden die anthropo- beiden Ab­ w e i c h u n g e n auf die zugehörigen sehr verschiedenen G r u n d g r ö s s e n , so wird die D i v e r g e n z dieser prozentmässigen S c h w a n k u n g s m a s s e bedeutend grösser, als die der absoluten; aber die ersteren sind nicht vergleichbar unter sich, während die letzteren der Präcision u m g e k e h r t proportional sind und demnach als direkte und gleich­ artige D a r s t e l l u n g der Dispersion betrachtet werden In Kürze gilt also für die Reihen können. absoluter Grössen folgendes: das beste S c h w a n k u n g s m a s s der typischen R e i h e n ist die wahrscheinliche A b w e i c h u n g , jedoch ist auch die durchschnitt­ liche A b w e i c h u n g für diesen Z w e c k brauchbar; die eine wie die andere M a s s g r ö s s e aber ist absolut und nicht in Prozenten der G r u n d g r ö s s e auszudrücken. Bei nichttypischen Reihen aber lässt sich ein ähnliches S c h w a n k u n g s m a s s überhaupt nicht theoretisch begründen; empirisch m a g man immerhin die S c h w a n k u n g s i n t e n s i t ä t durch die durch­ schnittliche A b w e i c h u n g kennzeichnen und die letztere auch, w o man es für z w e c k m ä s s i g hält, prozentmässig auf den Durchschnitts­ wert beziehen. 5. W i r gehen nun zu der U n t e r s u c h u n g der S c h w a n k u n g e n von V e r h ä l t n i s z a h l e n über, und zwar solcher, die als empirische Näherungswerte einer mathematischen Wahrscheinlichkeit a u c h einer F u n k t i o n einer solchen Wahrscheinlichkeit werden können. D a s erstere oder angesehen trifft z u , Wenn man eine grosse A n z a h l ( a - f - b ) E i n z e l b e o b a c h t u n g e n hat, von denen jede ein g e ­ wisses besonderes R e s u l t a t hätte ergeben k ö n n e n und von denen eine gewisse hat. lichkeit einer Anzahl (a) dieses R e s u l t a t auch wirklich ergeben W e n n dieses R e s u l t a t als ein E r e i g n i s von der W a h r s c h e i n ­ v angesehen werden darf, so wird der B r u c h ^ - mit g e g e b e n e n Wahrscheinlichkeit dem W e r t e v u m so näher kommen, je grösser die g e s a m t e B e o b a c h t u n g s z a h l a - ( - b wir die G r u n d z a h l nennen wollen. ist, die O b aber eine R e i h e g e g e b e n e r Verhältniszahlen wirklich den Gesetzen folgt, die für N ä h e r u n g s ­ werte einer konstanten Wahrscheinlichkeit gelten, k a n n nur nach­ träglich durch die E r f a h r u n g erprobt werden. Bei der A u f s t e l l u n g statistischer zugsweise empfehlen, werden Verhältniszahlen ist vor­ die F o r m des einfachen Wahrscheinlichkeitsbruches zu der mag. allenfalls Man noch wählt mit indes 100 oder auch wohl iooo multipliziert Verhältnisse, die nicht die F o r m einer Wahrscheinlichkeit, sondern einer F u n k t i o n einer Wahrscheinlichkeit besitzen, weil den praktischen G e b r a u c h bequemer sind. v o n der F o r m dem diese manchmal für E s gilt dies besonders Verhältnis der Zahl der Fälle, in denen — 175 — das besondere R e s u l t a t beobachtet worden, zu der Zahl derjenigen,, in denen es n i c h t eingetreten ist. L i e g t dem E r e i g n i s eine k o n ­ stante Wahrscheinlichkeit v zu G r u n d e , so ist dieser B r u c h ein v N ä h e r u n g s w e r t des A u s d r u c k s . 6. D i e R e i h e n v o n Verhältniszahlen können zunächst eben­ falls eingeteilt werden in evolutorische, undulatorische, periodische und typische. D i e letzteren aber, die wir hier vorzugsweise be­ trachten, können als G r a n d l a g e n haben entweder eine k o n s t a n t e Wahrscheinlichkeit, die in den Partialmassen, welche einer B e ­ obachtungsstrecke entsprechen, mehr oder weniger g e n a u zum A u s d r u c k k o m m t ; oder eine n i c h t konstante Wahrscheinlichkeit, deren A e n d e r u n g e n aber, weil die R e i h e typisch sein soll, den Charakter z u f ä l l i g e r Oscillationen um den Mittelwert besitzen müssen. I m ersten F a l l e entsprechen die Einzelwerte den E r g e b ­ nissen von V e r s u c h e n an einer U r n e mit schwarzen u n d weissen K u g e l n in konstant bleibendem Verhältnisse, wenn jedesmal so viele V e r s u c h e angestellt werden, als die Beobachtungszahl in einer Beobachtungsstrecke, also die Grundzahl der Einzelverhält­ nisse b e t r ä g t ) . D i e Stabilität der untersuchten R e i h e ist dann a priori eben durch die Thatsache bestimmt, dass die volle A n a ­ logie mit einem korrekten Zufallsspiel mit konstanten C h a n c e n vorliegt. D e r wahrscheinliche F e h l e r ) berechnet sich nämlich direkt aus dieser V o r a u s s e t z u n g nach der Wahrscheinlichkeits­ theorie zu 1 2 • r = s > n /nspr w o Q die K o n s t a n t e 0,4769, v einen möglichst genauen N ä h e r u n g s ­ wert der zu G r u n d e liegenden Wahrscheinlichkeit (in E r m a n g e l u n g des wahren Wertes) und g die G r u n d z a h l bedeutet. Ist die letz­ tere nicht für alle E i n z e l Verhältnisse gleich, so k a n n in die o b i g e Formel, falls die Unterschiede nicht sehr gross sind, ein mittlerer W e r t derselben eingesetzt werden. 1) Ueber das Folgende vgl. meine Schrift „Zur Theorie der Massenerscheinungen in der menschlichen Gesellschaft" (Freib. 1 8 7 7 ) und die vorige Abhandlung über dasGeschlechtsverhältnis der Geborenen. 2) Statt des wahrscheinlichen Fehlers könnte man natürlich im folgenden auch immer den einfacher auszudrückenden, aber weniger anschaulichen m i t t l e r e n nehmen. Fehler N u n kann aber der wahrscheinliche Fehler auch direkt aus den g e g e b e n e n Einzelwerten des Verhältnisses bestimmt w'erden, und z w a r wenn die letzteren hinlänglich zahlreich sind, durch unmittelbares A b z ä h l e n v o m Mittelwerte aus. A b e r auch schon bei einer verhältnismässig kleinen Zahl von Einzelwerten erhält man den jeweilig wahrscheinlichsten W e r t der wahrscheinlichen A b w e i c h u n g durch die F o r m e l : 2 wenn [r3 ] die S u m m e der Quadrate der A b w e i c h u n g e n der g e ­ gebenen Einzelwerte v o m Mittelwerte u n d n die A n z a h l der Einzelwerte bezeichnet W e n n nun wirklich die aus den B e o b a c h t u n g e n abgeleiteten Einzelverhältnisse nur zufällig ungenaue Darstellungen einer kon­ stanten Wahrscheinlichkeit v sind, so muss wenigstens annähernd die G l e i c h u n g zutreffen: R = r. J e kleiner die G r u n d z a h l g ist, um so grösser wird die wahrscheinliche A b w e i c h u n g . B e i einem relativ kleinen, z. B . unter iooo bleibenden g können vereinzelt sehr grosse A b ­ w e i c h u n g e n v o m Mittelwerte vorkommen und doch darf man, wenn die eben aufgestellte G l e i c h u n g erfüllt ist, die zu G r u n d e liegende Wahrscheinlichkeit und somit den allgemeinen B e ­ d i n g u n g s k o m p l e x der untersuchten E r s c h e i n u n g e n als konstant betrachten. W i e gross also auch die S c h w a n k u n g e n der be­ obachteten Verhältniszahlen sein mögen, sie sind, falls sie den S c h w a n k u n g e n der R e s u l t a t e v o n V e r s u c h e n an einer U r n e mit konstanter F ü l l u n g entsprechen, gewissermassen nur u n w e s e n t ­ l i c h , da sie eine wesentliche A e n d e r u n g der G r u n d l a g e der E r s c h e i n u n g nicht voraussetzen. 7. A n d e r s aber in dem zweiten der oben unterschiedenen Fälle. Derselbe entspricht der A n n a h m e , dass das F ü l l u n g s ­ verhältnis der U r n e zwar in jeder Serie v o n g Versuchen, aus der ein Einzelwert von v berechnet wird, konstant bleibe, aber von Serie zu Serie zufälligen A e n d e r u n g e n unterworfen sei, je­ doch so, dass immer eine T e n d e n z zur E r z i e l u n g eines gewissen 1) Eine weniger sichere Darstellung der wahrscheinlichen Abweichung ist der oben bereits angeführte weichung bezeichnet. Ausdruck 0,8453 D, wenn D die d u r c h s c h n i t t l i c h e Ab­ festen Füllungsverhältnisses ergiebt vorhanden ist. Jede einzelne also einen N ä h e r u n g s w e r t der ihr entsprechenden scheinlichkeit v; aber dieser letztere Spezialwert von v ist wieder nur die wertes, um welchen ungenaue G r u n d e liegenden D a r s t e l l u n g des die den Serie Wahr­ allgemeinen selbst Mittel­ einzelnen B e o b a c h t u n g s g r u p p e n zu Wahrscheinlichkeiten oscillieren. D i e T o t a l s c h w a n k u n g e n der b e o b a c h t e t e n Verhältniszahlen setzen sich also aus zwei K o m p o n e n t e n z u s a m m e n : die eine kann man als die u n w e s e n t l i c h e kungssystem bezeichnen, weil sie einem S c h w a n ­ angehört, das auch bei k o n s t a n t bleibender G r u n d ­ wahrscheinlichkeit auftritt; die andere dagegen beruht auf der physischen A e n d e r u n g der Grundwahrscheinlichkeit von Serie zu S e r i e und m a g daher die p h y s i s c h e Schwankungskomponente heissen. D a s M a s s der T o t a l s c h w a n k u n g ist die unmittelbar aus den beobachteten Abweichungen nach der Formel R wahrscheinliche A b w e i c h u n g ; die unwesentliche dargestellte wird durch die F o r m e l r gemessen, indem man für v den allgemeinen Mittelwert einsetzt, und w e n n man die wahrscheinliche A b w e i c h u n g der n Spezialwerte v von dem allgemeinen Mittelwerte mit p bezeichnet, so hat man nach der Wahrscheinlichkeitstheorie R = die B e z i e h u n g : 2 |/r +^. D i e „unwesentliche" und die „physische" S c h w a n k u n g s k o m p o n e n t e setzen sich also zu der beobachteten T o t a l s c h w a n k u n g zusammen, wie zwei rechtwinkelig gegeneinander gerichtete K r ä f t e zu einer Resultierenden. 8. Ist die physische S c h w a n k u n g s k o m p o n e n t e p = o, d. h. bleibt die Grundwahrscheinlichkeit in der g a n z e n R e i h e konstant, so verwandelt sich die obige G l e i c h u n g wieder eine reelle K o m p o n e n t e p vorhanden, so ist immer Dagegen kann unter den hier gemachten in R = r. Ist R>»r. Voraussetzungen niemals die U n g l e i c h h e i t auftreten R - < r , denn in diesem F a l l e würde p imaginär, was auf eine U n m ö g l i c h k e i t hinweist. H i e r a u s folgt, dass die Stabilität der typischen R e i h e n ein M a x i m u m hat, dessen U e b e r s c h r e i t u n g nur m ö g l i c h wäre, w e n n in der Massenerscheinung noch u n d B e z i e h u n g e n beständen. g a n z besondere Verbindungen W e n n bei einer statistischen U n t e r ­ s u c h u n g sich mit Bestimmtheit R < r herausstellte, also w e n n das Lexis, B e v ö l k e r u n g « - u. M o r a l s t a t i s t i k . 12 aus i 8 - 7 den B e o b a c h t u n g e n abgeleitete S c h w a n k u n g s m a s s wäre, als das n a c h der A n a l o g i e stanten C h a n c e n berechnete, kleiner eines Glücksspieles mit k o n ­ so l ä g e eben eine ähnliche E r ­ scheinung vor, wie w e n n bei einem Spiele ein bestimmtes R e s u l t a t mit einer nach der Wahrscheinlichkeitstheorie durchaus unwahr­ scheinlichen Konstanz müsste dann und Regelmässigkeit annehmen, dass die anscheinend x aufträte ) . isolierten Man Einzel­ ereignisse nicht diejenige U n a b h ä n g i g k e i t voneinander und v o n dem numerischen Endresultat besässen, welche den einzelnen V e r ­ suchen an einer U r n e oder an der R o u l e t t e zukommt. M i t an­ deren W o r t e n , eine jene obere G r e n z e überschreitende Stabilität einer Verhältniszahl würde darauf hinweisen, dass die untersuchte Massenerscheinung eine innerlich verbundene wissen regulierenden Sie würde mehr Eingriffen oder N o r m e n oder dass sie g e ­ unterworfen sei. oder weniger d e m Bereiche der planmässigen I ) In einer Dissertation v. F. Stark „Ueber das Geschlechtsverhältnis der Totgeburten und der unehelichen Geburten" (Freiburg 1 8 7 7 ) wird S. 4 7 eine erstaun­ liche Stabilität des Verhältnisses der männlichen zu den weiblichen Totgeburten in Frankreich während der Jahre 1 8 3 1 — 4 0 erwähnt, die der Verfasser für eine ganz aussergewöhnliche Anomalie des Zufalles hält. Jenes Verhältnis schwankt nämlich nur zwischen 1 , 4 4 8 0 und 1 , 4 4 8 1 ! Die absoluten Zahlen sind der Tabelle entnommen, die L e g o y t offiziell zu der von Q u e t e l e t und H e u s c h l i n g herausgegebenen „Statistique internationale" (p. 2 2 5 ) beigetragen hat. Da nun die französische amtliche Statistik erst seit dem Jahre 1 8 3 6 fragmentarische und erst seit 1 8 4 1 regelmässige (wenn auch anfangs noch sehr unzuverlässige) Angaben über die Totgeborenen liefert, so musste man zunächst vermuten, dass die Daten der Legoyt'schen Tabelle nachträglich aus dem Urmaterial der Civilstandsregister gewonnen seien. Ich habe nun aber jenes Geschlechtsverhältnis nach den Zahlen der Tabelle auch von 1 8 3 0 an rückwärts bis zum Anfang des Jahrhunderts berechnet und immer wieder denselben "Wert 1 , 4 4 8 gefunden. Ferner aber ergiebt sich das Verhältnis der Totgeburten überhaupt zur Gesamtzahl der Geburten von 1 8 4 0 an in allen vorhergehenden Jahren nach den Zahlen dieser Tabelle konstant gleich 0 , 0 3 2 7 6 . Eben diese Zahl ist aber auch der Durch­ schnittswert des letzteren Verhältnisses in den ersten fünf Jahren mit allgemeiner Er­ hebung der Totgeburten, 1 8 4 1 — 4 5 , und andererseits findet man 1 , 4 4 8 als Durch­ schnittswert des Sexualverhältnisses der Totgeborenen in diesem Jahrfünft. Unter diesen Umständen kann man mit einer der Gewissheit unendlich nahe kommenden Wahr­ scheinlichkeit behaupten, dass die betreffenden Zahlen jener Tabelle aus der Zeit vor 1 8 4 1 nicht auf wirklichen Beobachtungen beruhen, sondern nachträglich b e r e c h n e t worden sind, indem man das Durchschnittsverhältnis 0 , 0 3 2 7 6 zur Bestimmung der Totgeburten aus der Gesamtzahl der Geburten benutzte und die gewonnene Zahl nach dem Durchschnittsverhältnis 1 , 4 4 8 in Knaben und Mädchen zerlegte! Aber wenn man in dieser Weise eine Tabelle von B e o b a c h t u n g e n „vervollständigt", so sollte man es doch mindestens ausdrücklich sagen. — '79 O r d n u n g oder der gebietenden dieser — Gesetze angehören. A r t , die man „gebundene" nennen sondere K l a s s e , die nicht bloss Die Reihen kann, bilden eine be­ rein statistisch behandelt werden kann, da es vielmehr hauptsächlich darauf ankommt, die Bezie­ h u n g e n solcher R e i h e n zu der regelnden K r a f t oder dem z w i n g e n ­ den G e s e t z e zu ermitteln und namentlich festzustellen, das letztere A l s o nicht die statistischen erfüllt wird. sich, sondern das Gesetz und dessen Erfüllung Fällen der G e g e n s t a n d der U n t e r s u c h u n g . setz wirkt, um so weiter geltende Stabilitätsgrenze schliesst, dass zugleich kann die eine werden, was evolutorische formell Wahrscheinlichkeit des Reihen nicht auszur das G e s e t z a b ­ S o kann man z. B . das V e r h ä l t n i s der Zahl der die S c h u l e besuchenden unterrichtsfähigen diesen Bewegung E r r e i c h u n g des P u n k t e s vorhanden, an welchem solut erfüllt sein würde. sind in J e intensiver das G e ­ für unverbundene überschritten noch wie weit Zahlen für als K i n d e r zur Zahl der überhaupt einen empirischen Schulbesuches Ausdruck der Besteht kein betrachten. S c h u l z w a n g oder nur ein l a x gehandhabter, so dass jenes V e r ­ hältnis noch ziemlich weit von der werden die Einzelwerte desselben leicht S c h w a n k u n g e n zeigen, stanten noch geringere dass die immer strenger des wird, so werden Gesetzes die nicht etwa die R o l l e eines typischen über i hinaus gar bleibt, vielleicht Denkt von Jahr beobachteten sich immer mehr der Einheit nähern. ungen sind, Stabilität besitzen. Ausführung entfernt so die mit der A n n a h m e einer kon­ Grundwahrscheinlichkeit vereinbar auch eine aber, Einheit in einer R e i h e von J a h r e n viel­ Diese aber man sich zu Jahr Verhältnisse letztere aber spielt Mittelwertes, da A b w e i c h ­ nicht m ö g l i c h sind; sie ist nur ein oberer Grenzwert, der gewissermassen eine einseitige A n z i e h u n g s ­ kraft ausübt. Bei g e n ü g e n d e r Intensität der gesetzlichen Zwangs­ kraft werden dann auch die S c h w a n k u n g e n des der Einheit nahe­ gerückten Verhältnisses weit geringer sein können, als die unverbundenen Reihe mit konstanter einer Grundwahrscheinlichkeit, zumal jetzt geradezu kompensatorische Beziehungen zwischen den aufeinanderfolgenden energischer Umstand, auftreten können; denn bei T e n d e n z zur D u r c h f ü h r u n g des Einzelwerten Gesetzes wird der dass das Verhältnis in einem J a h r e etwas kleiner g e ­ worden ist, die V e r a n l a s s u n g zu grösserer S t r e n g e in der F o l g e ­ zeit bilden. 12* — i8o G a n z ähnlich verhält sich z. B . die empirische B e s t r a f u n g s ­ wahrscheinlichkeit für V e r b r e c h e n , d. h. das Verhältnis der Zahl der V e r b r e c h e n , die eine B e s t r a f u n g der Thäter nach sich g e ­ zogen, zu der Zahl der überhaupt v o r g e k o m m e n e n . Auch die R e i h e n dieses Verhältnisses können eine ähnliche Dispersion, wie unverbundene zeigen, solange jenes Verhältnis w e g e n M ä n g e l der Polizei und Justiz einigermassen bleibt. weit von der Einheit entfernt S t e h t es d a g e g e n dieser seiner oberen G r e n z e infolge der energischen E i n w i r k u n g der S t a a t s g e w a l t sehr nahe, so kommt für seine Stabilität die durch das K r i t e r i u m R = r gesetzte G r e n z e nicht mehr in Betracht. W e n i g e r intensiv regelnd als die Staatsgesetze werden z. B . kirchliche Vorschriften Gegenden a u c h ohne wirken, obwohl immerhin in manchen staatlichen T a u f z w a n g das V e r h ä l t n i s der Zahl der getauften K i n d e r zu derjenigen der in der betreffenden christlichen Konfession geborenen G r e n z e i so nahe k o m m e n ebenfalls seiner absoluten kann, dass die Stabilitätsgrenze der unverbundenen R e i h e n überschritten wird. E s ist hier noch zu bemerken, dass der A u s d r u c k r, v der E i n h e i t sehr nahe kommt, u n g e n ü g e n d wird. wenn A b e r auch ohne F o r m e l begreift m a n leicht, dass das M a x i m u m der Stabili­ tät, das aus der Analogie eines Glücksspiels mit konstanten C h a n c e n abgeleitet wird, nicht m a s s g e b e n d sein k a n n für die G e ­ nauigkeit, mit welcher ein alle Einzelfälle normativ beherrschendes Gesetz in der M a s s e zum A u s d r u c k gebracht wird. D i e obere G r e n z e der G e n a u i g k e i t ist unter diesen U m s t ä n d e n offenbar die dauernde A u s f ü h r u n g des Gesetzes in a l l e n F ä l l e n . 9. U n b e g r e i f l i c h würde uns aber die U e b e r s c h r e i t u n g des d u r c h die B e d i n g u n g R = r g e g e b e n e n M a x i m u m s der Stabilität dann sein, wenn sie bei einer unverbundenen Massenerscheinung von konkreten Einzelfällen vorkäme, also in einer solchen, in der wir weder kung kompensatorische innere B e z i e h u n g e n eines normativen könnten. E s gilt Gesetzes auf alle dies z. B . von den M ä d c h e n g e b u r t e n in einem Lande; noch die W i r ­ Einzelfälle einzelnen und eben entdecken K n a b e n - und deshalb giebt die G l e i c h u n g R = r das m ö g l i c h e M a x i m u m der Stabilität des V e r ­ hältnisses der K n a b e n g e b u r t e n zur G e s a m t z a h l der G e b u r t e n an, eine G r e n z e , die a u c h wirklich erreicht wird. — Zu den — 181 „gebundenen" Reihen sind auch rechnen, deren Glieder nach einem bekannten diejenigen zu oder erkennbaren N o r m a t i v g e s e t z e äussere V e r ä n d e r u n g e n , z. B . regelmässig perio­ dische nicht Bewegungen mehr aufweisen. gesehen werden, da sie sprechen. Solche Veränderungen als „ S c h w a n k u n g e n " in dem Wohl bisherigen können S i n n e an­ eben einer vorgeschriebenen N o r m ent­ aber sind die in der R e g e l vorhandenen A b ­ w e i c h u n g e n von der streng gesetzlichen B a h n als S c h w a n k u n g e n zu behandeln und w o m ö g l i c h zu messen. wieder Diese letzteren können in allen Grössengraden vorkommen, j e der herrschenden Gesetze. lich bestimmt ist, dass nach der W e n n z. B . in einem L a n d e 2 °/o stehenden Heere Jahreszeit ein V i e r t e l der der dienen sollen, männlichen dass j e d o c h Armee Kraft gesetz­ Bevölkerung in einer im gewissen zeitweise beurlaubt, in einer anderen Jahreszeit aber ein Viertel ihrer N o r m a l s t ä r k e an R e s e r v e n eingezogen werden solle, so wird die R e i h e der Zahlen, welche von M o n a t zu M o n a t das Verhältnis der Präsenzstärke der A r m e e zu der männlichen B e v ö l k e r u n g des L a n d e s angeben, eine deut­ liche Periodicität mit regelmässiger W i e d e r k e h r von und M i n i m u m erkennen fest, wie lassen. Nach Maximum dem Gesetze steht auch gross diese Verhältniszahl im M a x i m u m , im M i n i m u m und im Normalstande sein soll, aber in der W i r k l i c h k e i t werden immer A b w e i c h u n g e n v o r k o m m e n , die je nach dem G r a d e der S t r e n g e und G e n a u i g k e i t , mit der das G e s e t z durchgeführt wird, grösser oder kleiner sein werden. hier wieder die vollständige Jedenfalls aber muss m a n a u c h A u s f ü h r u n g des obere G r e n z e der G e n a u i g k e i t betrachten. Gesetzes als die D i e nach den K a l e n d e r ­ monaten geregelte Periodicität der Heiratsfrequenz d a g e g e n tritt mit weit geringerer Sicherheit auf. von ökonomischen S i e h ä n g t ab v o n der Sitte, in katholischen L ä n d e r n von den kirchlichen Vorschriften über die geschlossene Zeit. gewissen D i e letzteren eine regelnde wirken Verhältnissen am intensivsten, und da sie unmittelbar E i n w i r k u n g auf die Einzelfälle ausüben. Jedoch hat diese Vorschrift nicht die Z w a n g s g e w a l t eines Staatsgesetzes und sie wird thatsächlich nur von einem gewissen Teile der B e ­ v ö l k e r u n g berücksichtigt. N o c h mehr verwischt sich die Periodicität der Sterblichkeits­ verhältnisse nach den Jahreszeiten. R e i h e n dieser A r t gehören schon g a r nicht mehr zu den gebundenen, da die nur sehr u n k l a r auftretende Periodicität nicht auf einer herrschenden R e g e l , sondern nur auf flusses der periodischen Veränderlichkeit eines äusseren Ein­ beruht, dessen W i r k u n g nicht streng fixiert, sondern im Z u s a m m e n h a n g mit den sonstigen U m s t ä n d e n sehr wechselvoll ist. Jedenfalls aber ist die Periodicität einer solchen R e i h e insofern zu beachten, als man bei U n t e r s u c h u n g ihrer S c h w a n k u n g e n jede P h a s e für sich behandeln muss. 10. D e n G e g e n s t a n d der selbständigen statistischen U n t e r ­ s u c h u n g bilden wesentlich die unverbundenen konkreten M a s s e n ­ erscheinungen. In diesen herrschen weder normative Gesetze noch kompensatorische innere B e z i e h u n g e n ; jeder E i n f a l l k o m m t natürlich nur in einer strengen Kausalitätsreihe zustande, die aus äusseren U r s a c h e n oder inneren M o t i v e n bestehen m a g , aber das Zusammentreffen der Einzelfälle und die numerischen Verhältnisse der auf dadurch bedingten Massenerscheinungen Wahrscheinlichkeitsgesetzen, die keine beruhen nur Z w a n g s k r a f t haben, sondern nur die allgemeinen M ö g l i c h k e i t s b e d i n g u n g e n abspiegeln, unter denen jedes ist also individuelle durchaus verschieden Massenerscheinungen, Gesetz in denen unmittelbar bestimmte verlangt. E r e i g n i s auftritt. von ein derjenigen das Diese G a t t u n g der Ganze verbundenen beherrschendes Zahlenverhältnisse als Endresultat A l s Beispiel der letzteren A r t haben wir bereits er­ w ä h n t die wirkliche Präsenzstärke eines H e e r e s in Prozenten der Bevölkerung, wenn ein bestimmter Prozentsatz gesetzlich vor­ geschrieben ist; als G e g e n s t ü c k der ersteren G a t t u n g würde dem entsprechen das thatsächliche und B e v ö l k e r u n g , Verhältnis zwischen wenn die Soldaten durchaus freiwillig zu fest­ stehenden B e d i n g u n g e n a n g e w o r b e n würden. das letztere Heeresziffer O h n e Zweifel würde Verhältnis in einer R e i h e von J a h r e n weit grössere Schwankungen zeigen, als das erstere, und die Untersuchung dieser S c h w a n k u n g e n wäre jedenfalls statistisch interessanter, als die der anderen. 1 1 . G e h e n wir nun zu einer näheren B e t r a c h t u n g der nicht­ g e b u n d e n e n typischen R e i h e n über, deren Glieder die F o r m von Wahrscheinlichkeiten (oder von einfachen F u n k t i o n e n v o n W a h r ­ scheinlichkeiten) besitzen. F ü r diese G a t t u n g besteht unzweifel­ haft das M a x i m u m der Stabilität oder das M i n i m u m der Dispersion, das durch die B e d i n g u n g R = r bestimmt wird. N i m m t m a n als B e o b a c h t u n g s g r ö s s e nicht den empirischen W e r t von v, sondern i8 - 3 v Verhältnis z - = — , so bleibt die F o r m e l R u n v e r ä n d e r t ) b i —v das l r in G e l t u n g , während statt r der A u s d r u c k ist, den wir mit (r) bezeichnen wollen. zu nehmen A l l e r d i n g s giebt dieser A u s d r u c k nur eine N ä h e r u n g , die um so ungenauer wird, je grösser r ist. Bezeichnen dingung des wir den Quotienten — mit Q . so wird die B e ­ M a x i m u m s der Stabilität Q = i . D i e dieser Be­ d i n g u n g entsprechende minimale Dispersion habe ich in der oben angeführten Schrift die normale genannt, deutlicher wäre sie viel­ leicht noch lediglich als „normalzufällige" zu dadurch, dass bezeichnen. eine konstante Sie entsteht G r u n d Wahrscheinlichkeit nur mit derjenigen Unsicherheit in den beobachteten Verhältnis­ zahlen zum A u s d r u c k kommt, welche nach der A n a l o g i e eines korrekten Glücksspiels zulässig ist. Die persion", B e d i n g u n g Q ^> i die entspricht dadurch entsteht, „normal-zufälligen" sich dass der die „übernormalen D i s ­ „unwesentlichen" oder mit den physischen S c h w a n k u n g e n der G r u n d Wahrscheinlichkeit kombinieren. D i e unternormale Dispersion, entsprechend dem Kriterium Q <C i) k o m m t hier nicht in Betracht, weil sie nur bei g e b u n d e n e n R e i h e n m ö g l i c h ist. W e n n m a n nun verschiedene R e i h e n hinsichtlich ihrer S t a b i ­ lität oder ihrer Dispersion vergleichen will, so k o m m t es wesent­ lich nur auf die p h y s i s c h e für alle verglichenen S c h w a n k u n g s k o m p o n e n t e an. R e i h e n das K r i t e r i u m Q = in diesem S i n n e gleiche Gilt i, so ist ihnen Stabilität und Dispersion zuzuschreiben, wie verschieden auch die unmittelbar bestimmten S c h w a n k u n g s ­ masse R sein m ö g e n . D e n n in allen diesen F ä l l e n ist die p h y ­ sische S c h w a n k u n g s k o m p o n e n t e N u l l und die Verschiedenheit der Grösse R nur durch die verschiedenen dingt, und zwar verglichenen nach einer festen Reihen liegt W e r t e von g und v be­ theoretischen F o r m e l . eine k o n s t a n t e Allen Wahrscheinlichkeit zu G r u n d e , das ist das sachlich entscheidende M o m e n t . l ) Selbstverständlich ist sie mit den Einzelwerten und dem Mittelwerte der jetzt angenommenen Beobachtungsgrösse zu berechnen. — 184 — D e m n a c h wird man auch bei der V e r g l e i c h u n g von R e i h e n mit übernormaler Dispersion, für welche das Kriterium Q > 1 gilt, die normal-zufälligen S c h w a n k u n g s k o m p o n e n t e n aus den W e r t e n von R , welche die T o t a l s c h w a n k u n g e n darstellen, eliminieren und nur die von den Grundzahlen g u n a b h ä n g i g e n physischen S c h w a n k u n g s k o m p o n e n t e n p berücksichtigen. A u s der oben aufgestellten B e z i e h u n g zwischen R , r und p ergiebt sich 2 p— und dies wäre also die zur Charakterisierung und V e r g l e i c h u n g der Dispersion verschiedener R e i h e n theoretisch zu empfehlende Grösse. r^Q —i, 1 2 . B e i der A n w e n d u n g der obigen Formeln auf wirkliche statistische Daten muss man indes einige U n g e n a u i g k e i t e n hin­ nehmen. E i n e mathematisch genaue E r f ü l l u n g der B e d i n g u n g Q = i darf man nie erwarten, und wenn sie einträfe, so wäre dies nur auf R e c h n u n g des Zufalls zu schreiben. D e n n das den Zähler von Q bildende R ist nur der w a h r s c h e i n l i c h s t e W e r t der wahrscheinlichen A b w e i c h u n g und sein eigener wahrscheinlicher F e h l e r ist bei der gewöhnlich verwendeten massigen A n z a h l von Einzelwerten nicht unerheblich. Derselbe beträgt z. B . bei einem W e r t e n von 16 — 25 zwischen 0 , 1 1 9 2 und 0,0954 des wahrschein­ lichsten W e r t e s R und der wirkliche F e h l e r kann in einzelnen Fällen noch viel bedeutender sein. N e h m e n wir nun den jedes­ maligen W e r t von r als g e n a u an, was in der P r a x i s k e i n e s w e g s immer der F a l l ist, so wird man, wenn auch der w a h r e W e r t von Q gleich 1 wäre, doch bei der gewöhnlich vorkommenden Grössse von n für das empirische Q eine wahrscheinliche U n ­ sicherheit etwa zwischen den Grenzen 0.9 und 1.1 und vereinzelt sogar noch beträchtlich grössere A b w e i c h u n g e n erwarten müssen. E s wird also insbesondere doch auch m a n c h m a l das aus den B e ­ obachtungen berechnete R kleiner sein als r, d e m n a c h Q <^ 1 werden. D a aber eine wirkliche unternormale Dispersion unter unseren V o r a u s s e t z u n g e n nicht v o r k o m m e n kann, so sieht man aus solchen F ä l l e n , wie gross der negative Fehler von Q infolge der Unsicherheit von R unter U m s t ä n d e n werden kann, und man wird daher in anderen F ä l l e n einer gleichartigen U n t e r s u c h u n g auch positive A b w e i c h u n g e n von der Einheit in ähnlicher G r ö s s e als zufällige U n g e n a u i g k e i t e n ansehen dürfen, welche die normale Dispersion noch nicht ausschliessen. I n meiner A b h a n d l u n g über das Geschlechts Verhältnis der G e b o r e n e n (s. o. S . 1 4 1 ) findet man - i8 5 - z. B . einen V e r g l e i c h der Präcisionen für 34 R e i h e n von j e 24 Einzelwerten des Sexualverhältnisses und es ergiebt sich daraus, dass die Q entsprechende G r ö s s e in einem einzigen e x ­ tremen F a l l e bis 0,723 sinkt. D a der richtige W e r t derselben aber mindestens 1 sein muss, so liegt hier ein ausnahmsweise grosser negativer Fehler im B e t r a g e von mindestens 0,277 - Andererseits aber k o m m t bei jenen 34 R e i h e n auch in Q = 1,324 ein verein­ zeltes E x t r e m in positiver R i c h t u n g vor und man darf nun mit R ü c k s i c h t auf den eben angeführten negativen Fehler schliessen, dass diese starke positive A b w e i c h u n g wenigstens grösstenteils nur einen zufälligen Fehler darstelle und dass der wahre W e r t von Q der Einheit noch sehr nahe k o m m e . v o r 1 3 . A u s einer einzigen R e i h e wird man daher die Normalität der Dispersion eines Verhältnisses, wie z. B . der empirischen Wahrscheinlichkeit einer K n a b e n g e b u r t , im allgemeinen nicht mit g e n ü g e n d e r Sicherheit erkennen können. M a n muss eine grössere A n z a h l v o n R e i h e n g l e i c h e r A r t zur V e r f ü g u n g haben und aus derselben nachweisen, dass die einzelnen W e r t e von Q im ganzen in engen G r e n z e n u m die Einheit oscillieren, wenn a u c h einzelne grössere A b w e i c h u n g e n vorkommen. D i e Gleichartigkeit der R e i h e n schliesst übrigens die Verschiedenheit der z u g e h ö r i g e n äusseren B e d i n g u n g e n nicht aus; man darf annehmen, dass die m a x i m a l e Stabilität, d. h. die K o n s t a n z der allgemeinen M ö g l i c h ­ keitsbedingungen des Ereignisses eine physische B e d e u t u n g hat, die sich unter sehr verschiedenen äusseren U m s t ä n d e n behaup­ ten kann. M a n wird sich nach dem eben G e s a g t e n in der P r a x i s also damit b e g n ü g e n müssen, zu zeigen, dass es R e i h e n v o n Verhält­ nissen giebt, die wenigstens n a h e z u dem Kriterium Q~i ent­ sprechen. Dieser N a c h w e i s g e n ü g t zunächst, um mit grösserer oder geringerer Sicherheit (je nach dem W e r t e von n) behaupten zu können, dass das betreffende Verhältnis v im wesentlichen den Charakter einer mathematischen Wahrscheinlichkeit besitzt und dass die empirischen W e r t e desselben sich nahezu so gruppieren, wie es theoretisch aus der A n a l o g i e mit einem korrekten G l ü c k s ­ spiel abgeleitet werden kann. D e r N a c h w e i s einer auch nur a n ­ nähernden R e g e l m ä s s i g k e i t dieser A r t ist jedenfalls schon v o n wissenschaftlichem Interesse. E s ist eine positive V e r m e h r u n g unseres Wissens, wenn wir erfahren, dass eine R e i h e zusammen- i86 — — hangloser Zahlen von verschiedener G r ö s s e nicht etwa einer em­ pirischen F o r m e l , sondern einem a priori aus der K o m b i n a t i o n s ­ theorie abgeleiteten F e r n e r lassen Wahrscheinlichkeitsgesetze sich anpassen. sich manchmal aus der Thatsache, dass den ver­ schiedenen empirischen Einzelverhältnissen eine wenigstens nähe­ rungsweise konstante Wahrscheinlichkeit zu G r u n d e liegt, Schlüsse auf die ziehen. innere Beschaffenheit der untersuchten Erscheinung M a n erfährt ferner, wie grosse A b w e i c h u n g e n einzelner Verhältniszahlen vom wahrscheinlichsten W e r t e vorkommen dürfen, ohne dass man genötigt ist, eine wesentliche A e n d e r u n g der all­ gemeinen M ö g l i c h k e i t s b e d i n g u n g e n des Ereignisses anzunehmen. M a n wird sich daher auch, falls nicht ein augenfälliger äusserer S t ö r u n g s g r u n d vorliegt, nicht weiter zu bemühen brauchen, ein­ zelne A b w e i c h u n g e n von ungewöhnlicher G r ö s s e durch g e w a g t e V e r m u t u n g e n mit irgend welchen besonderen U m s t ä n d e n in Z u ­ s a m m e n h a n g zu bringen. S o finden sich z. B . unter den 36 monat­ lichen Werten des Geschlechtsverhältnisses der Geborenen im R e g i e r u n g s b e z i r k Stralsund aus den Jahren 1 8 7 0 — 7 2 nicht weni­ ger als 7, die einen U e b e r s c h u s s von M ä d c h e n g e b u r t e n kon­ statieren, und zwar k o m m e n in einem extremen F a l l e nur 930 K n a ­ ben auf iooo M ä d c h e n . Diesem steht ein anderes E x t r e m von 1292 K n a b e n auf i o o o M ä d c h e n gegenüber. A b e r diese enormen S c h w a n k u n g e n bedürfen weiter keiner E r k l ä r u n g ; sie sind mit der K o n s t a n z der M ö g l i c h k e i t s b e d i n g u n g e n einer K n a b e n g e b u r t ver­ einbar, die Dispersion der 36 Einzelwerte ist normal-zufällig und der kleinen Grundzahl 630 (der durchschnittlichen Geburtenzahl) entsprechend, form R einstimmung = monatlichen denn man findet (für die Verhältnis­ ^6,4 und (r) = 57,1» also fast vollständige U e b e r ­ der direkt aus den Beobachtungen der kombinatorischen Theorie abgeleiteten und der aus wahrscheinlichen A b ­ weichung. H i e r a u s folgt ferner, zelner dass man aus der V e r g l e i c h u n g e i n ­ Verhältnisse, selbst wenn verschieden voneinander Schlüsse ziehen kann. sind, deren Grundzahlen nicht sehr keine N u r typische irgendwie Mittelwerte verlässlichen können mit einiger Sicherheit verglichen werden und wenn sich zeigen lässt, dass normale Dispersion u m einen Mittelwert stattfindet, so er­ l a n g t dieser auch bei massiger G r u n d z a h l eine g e n ü g e n d e Sicherheit. - .8 - 7 14- E s nehmen also auch diejenigen R e i h e n , bei denen nur näherungsweise das K r i t e r i u m Q = S t e l l u n g ein. Einheit, den E s ist Q i zutrifft, eine ausgezeichnete möglich, dass in solchen der Ueberschuss Fällen aufweist, über die nur durch die U n - genauigkeit von R entstanden ist, also in Wirklichkeit das M a x i ­ mum der Konstanz Stabilität erreicht ist. Eine mathematisch strenge der Grundwahrscheinlichkeit ist indes nicht wohl vor­ auszusetzen, sondern es dürfte immer auch eine physische S c h w a n k u n g s k o m p o n e n t e vorhanden sein, die aber in den höchst stabilen R e i h e n im V e r g l e i c h mit der unwesentlichen mal-zufälligen K o m p o n e n t e sehr klein ist. bemerken, dass das Kriterium Q = oder nor­ H i e r ist nun aber zu i in den praktisch annehm­ baren G r e n z e n auch erfüllt sein kann, ohne dass die physische K o m p o n e n t e p gerade sehr klein zu sein braucht, also ohne dass das M a x i m u m aus der der Stabilität sehr nahe erreicht ist. Gleichung näherungsweise p=r/Q' 2 —i ersichtlich, E s ist dies für die man auch nehmen k a n n : p = r ] / 299, wenn cp ein klei­ ner B r u c h bis etwa 0,2 ist und man Q=i-\-q> setzt. H a t man also z. B . Q=i,i, so würde, wenn dieser W e r t s t r e n g r i c h t i g wäre, p noch immer 0,4447 r, also nur wenig kleiner als die H ä l f t e der zufälligen S c h w a n k u n g s k o m p o n e n t e sein. In W i r k l i c h k e i t wird nun allerdings der W e r t von Q un­ g e n a u sein und der U e b e r s c h u s s cp daher vielleicht grösstenteils nur auf dieser U n g e n a u i g k e i t beruhen, aber Gewissheit hat man darüber im einzelnen F a l l e nicht. Betrachten wir nun eine R e i h e , in welcher die physische S c h w a n k u n g s k o m p o n e n t e irgend einen W e r t p hat. ponente Diese K o m ­ wird unverändert bleiben, welches auch der W e r t der normal-zufälligen Komponente r sein m a g , der sich seinerseits u m g e k e h r t proportional der W u r z e l aus M a n kann folglich der G r u n d z a h l ändert. die G r u n d z a h l immer so gross nehmen, dass r g e g e n p g a r nicht mehr in Betracht k o m m t und d e m n a c h der 2 A u s d r u c k der T o t a l - S c h w a n k u n g R = ] / r ' - | - p 2 sich nahezu ver­ wandelt in R = p. U m g e k e h r t wird man, wenn der konstante W e r t p an sich nur massig gross ist, durch die W a h l kleiner Grundzahlen es dahin bringen können, dass die normal-zufällige K o m p o n e n t e die physische stark überwiegt, wodurch man sich der G l e i c h u n g — i88 — R = r nähert; übrigens muss die Grundzahl, d. h. die B e o b a c h ­ tungszahl in jeder Serie, doch immer noch einige H u n d e r t be­ tragen, weil sonst die F o r m e l r zu unsicher wird. 1 5 . A u s dem O b i g e n lässt sich nun folgern: ist die B e ­ d i n g u n g R = r nahezu erfüllt bei einer sehr grossen Grundzahl, z. B . i o o o o o oder mehr, so ist die physische S c h w a n k u n g s k o m penente p jedenfalls sehr klein und man kann die G r u n d w a h r ­ scheinlichkeit praktisch als konstant betrachten. Ist aber bei einer sehr grossen G r u n d z a h l die T o t a l - S c h w a n k u n g R nicht sehr klein, so stellt dieses letztere S c h w a n k u n g s m a s s unmittelbar nähe­ rungsweise die physische K o m p o n e n t e dar, und zwar mit um so grösserer A n n ä h e r u n g , je grösser es ist. Ist p von massiger Grösse, so wird bei einer relativ kleinen G r u n d z a h l (von einigen H u n d e r t aufwärts) der Quotient Q der Einheit ziemlich nahe k o m m e n ; daher auch umgekehrt, wenn Q nur weniger grösser als 1 ist, die M ö g l i c h k e i t vorliegt, dass eine g e g e n r nicht unerhebliche K o m p o n e n t e p vorhanden ist. O b dies der F a l l ist, würde sich entscheiden lassen, wenn man d a s ­ s e l b e Verhältnis in einer R e i h e mit sehr grosser Grundzahl untersuchen könnte, da sich in dieser die physische S c h w a n k u n g mit g e n ü g e n d e r Sicherheit unmittelbar herausstellen würde. J e grösser also die Grundzahl ist, um so grösser ist die A n n ä h e r u n g an das M a x i m u m der Stabilität, welche für eine R e i h e durch das approximative Zutreffen des K r i t e r i u m s Q = 1 angedeutet wird. B e i den massigen Grundzahlen aber, die bei praktischen U n t e r s u c h u n g e n gewöhnlich zur A n w e n d u n g k o m m e n , bleibt ein ziemlich grosser Spielraum für die m ö g l i c h e A n n ä h e r u n g an das Maximum. 16. D a nun a b s o l u t konstante Wahrscheinlichkeiten in den menschlichen Massenerscheinungen wohl nicht vorhanden sein werden, so wird im allgemeinen das K r i t e r i u m der normalen D i s ­ persion oder m a x i m a l e n Stabilität bei sehr grossen G r u n d z a h l e n besten F a l l s nur unvollkommen zutreffen, auch wenn es in R e i h e n desselben Verhältnisses mit massigen Grundzahlen durchaus be­ friedigend erfüllt wird. I n der A b h a n d l u n g über das G e s c h l e c h t s ­ verhältnis der G e b o r e n e n habe ich z. B . gezeigt, dass in den sämtlichen 45 Registrierungsgrafschaften E n g l a n d s nach den B e ­ o b a c h t u n g e n aus den J a h r e n 1 8 5 9 — 7 1 der B e d i n g u n g R = (r) iSg — a n n ä h e r n d g e n ü g t wird. — U n t e r s u c h t m a n aber die W e r t e dieses Verhältnisses für E n g l a n d im ganzen, so b e w e g e n sich in jenen 1 3 J a h r e n zwar nur zwischen dieselben den engen G r e n z e n v o n 1 0 3 5 bis 1 0 4 7 , bei einem Mittel v o n 1 0 4 2 K n a b e n auf 1000 M ä d ­ chen, aber man findet R = 2,6 und (r) = 1.6, den Quotienten R : (r) also gleich 1 . 6 2 5 , und demnach eine, wenn auch nur massig über­ normale Dispersion. A b e r die G r u n d z a h l ist hier die durchschnitt­ liche jährliche Geburtenzahl in g a n z E n g l a n d , über 7 3 0 0 0 0 , und dadurch wird (r) so klein, dass die physische S c h w a n k u n g p, die 2 sich n a c h der F o r m e l (r) / Q — 1 erhält. dass sie die zu 2,0 berechnet, die O b e r h a n d D i e s e letztere ist aber absolut betrachtet wieder so klein, gegen in den gestattet die grossen normal-zufälligen S c h w a n k u n g e n (r), Grafschaften wegen sind, g a r nicht der relativ kleinen Grundzahlen in Betracht k o m m t und d e m n a c h auch die Quotienten Q in den letzteren nicht merklich von der E i n h e i t entfernen kann. 1 7 . W i l l man die statistischen Verhältnisse suchen, für welche die G l e i c h u n g Q = r näherungsweise erfüllt ist, so wird m a n die Probe vorzugsweise mit solchen anstellen müssen, deren G r u n d ­ zahlen nur m a s s i g gross sind. E s wird dann möglicherweise eine gewisse physische S c h w a n k u n g s k o m p o n e n t e verdeckt bleiben, und in betreff der Stabilität der R e i h e n wird man a u c h bei kleinem W e r t e des Ueberschusses 99 nur sagen können, dass sie sich dem M a x i m u m einigermassen nähere. A b e r trotz dieser Unsicherheit bleibt es ein G e w i n n , wenn man zeigen kann, dass die unmittel­ bar beobachtete wahrscheinliche A b w e i c h u n g bei relativ kleinem g sich annähernd so gestaltet, wie es die a priori aufgestellte Theorie verlangt. wenn Q = E s ist ja gerade eine Verhältnisreihe i aufweist, eine neue B e s t ä t i g u n g der Theorie, bei massiger während bei sehr Grundzahl grossem g der Quotient g l e i c h 2 oder noch grösser ist. annähernd entsprechende A u c h ist die E r f ü l l u n g jenes K r i t e r i u m s der annähernd normalen Dispersion ein praktisch g e n ü g e n d e r B e w e i s dafür, dass die untersuchte R e i h e im wesent­ lichen den Charakter einer typischen trägt, und das früher G e ­ s a g t e in betreff der vereinzelten starken A b w e i c h u n g e n und der V e r g l e i c h b a r k e i t von Verhältnissen gilt a u c h mit R ü c k s i c h t auf R e i h e n dieser A r t . U m die bei kleiner G r u n d z a h l verdeckte K o m p o n e n t e p zu bestimmen, hat man, wie gesagt, ein Mittel in der U n t e r s u c h u n g 190 einer R e i h e v o n Einzelwerten — desselben Verhältnisses mit sehr grossen Grundzahlen. W e n n das betreffende Verhältnis n a c h ­ weislich nicht v o n der Jahreszeit beeinflusst wird, so kann man z. B . die erste R e i h e mit H ü l f e von M o n a t s b e o b a c h t u n g e n bilden, etwa so, dass man die E r g e b n i s s e je eines M o n a t s aus 1 5 — 2 0 J a h r e n zu G r u n d e legt. Trifft nun annähernd das Kriterium Q = i zu, so berechne man auch für die Verhältnisreihe, die sich aus ] den B e o b a c h t u n g e n der ganzen J a h r e e r g i e b t ) , sowohl R wie r und den entsprechenden Quotienten Q . G e h t dieser letztere eben­ falls nur w e n i g über die Einheit hinaus, so kann die physische S c h w a n k u n g als unbedeutend angesehen werden; ist er d a g e g e n beträchtlich grösser als 1, so lässt sich die K o m p o n e n t e p mit 2 g e n ü g e n d e r G e n a u i g k e i t nach der F o r m e l r / Q — 1 berechnen. In anderen Fällen wird es vielleicht zweckmässiger sein, die Verhältnisreihen geographische mit grosser und mit kleiner G r u p p i e r u n g zu bilden. G r u n d z a h l durch M a n berechne das be­ treffende V e r h ä l t n i s für eine R e i h e v o n J a h r e n einmal aus den B e o b a c h t u n g e n im ganzen Staatsgebiet und andererseits nach den E r g e b n i s s e n in einem K o m p l e x e v o n kleinen Distrikten, die durch das g a n z e L a n d verteilt sind, indem m a n etwa in Preussen aus jedem R e g i e r u n g s b e z i r k e einen K r e i s nähme. individuellen werden. Verhältnissen I m übrigen könnten würden G r o s s e S t ä d t e mit nötigenfalls ausgeschlossen das Verfahren und die Schluss­ 2 folgerungen dieselben bleiben wie oben ). 18. K o m m e n wir nun auf den praktischen G e b r a u c h des Ausdrucks r / Q 2 — 1 als Dispersionsmass zurück, so kann m a n , wenn Q > > 4 , in der P r a x i s schon ohne B e d e n k e n statt desselben die unmittelbar hervortretende wahrscheinliche Abweichung R nehmen, denn der Fehler, der durch die V e r n a c h l ä s s i g u n g der 1 unter dem Wurzelzeichen entsteht, ist dann geringer, als die in der R e g e l vorhandene Unsicherheit v o n Q . 4 stellt und etwa 1 . 5 , so die obige L i e g t Q zwischen Formel die physische 1) Sollte diese Jahresstrecke noch nicht genügen, um eine sehr grosse Grundzahl zu liefern, so kann man die Einzelverhältnisse aus zwei- oder dreijährigen Beobachtungs­ strecken ableiten. 2) Bildet man auf diese Art durch zeitliche oder geographische Gruppierung mehrere Reihen d e s s e l b e n Verhältnisses mit wesentlich verschiedenen Grundzahlen und übernormaler Dispersion, so wird man, wenn die Theorie zutrifft, aus den ver­ schiedenen R und r immer ungefähr das gleiche p finden. IQI — — S c h w a n k u n g s k o m p o n e n t e , die wir eben als das rationelle Mass der Dispersion annehmen, natürlich immer mit der durch die U n genauigkeit von Q bedingten Unsicherheit dar, aber ihre prak­ tische A n w e n d b a r k e i t wird dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt. D a g e g e n wird diese Unsicherheit störend, wenn Q kleiner ist als 1 . 5 , also das Kriterium der grössten Stabilität beinahe erfüllt ist. Die Wurzelgrösse O r d n u n g des ist dann möglicherweise Fehlers, mit dem ungefähr Q behaftet von ist, und es der könnte daher fast der ganze U e b e r s c h u s s 99 lediglich durch diesen Fehler entstanden sein. schliessen, M a n kann also dann aus der F o r m e l für p nur dass die R e i h e dem Maximum der Stabilität nahe k o m m t ; ob aber die physische K o m p o n e n t e wirklich so klein ist, dass m a n sich nur durch V e r - g l e i c h u n g mehrerer gleichartiger R e i h e n oder sie vernachlässigen darf, lässt von R e i h e n des­ selben Verhältnisses mit sehr verschiedenen G r u n d z a h l e n einigermassen entscheiden. Es wird z w e c k m ä s s i g sein, mit Berück­ sichtigung der N a t u r der untersuchten Verhältnisse eine untere G r e n z e für p anzunehmen, über welche hinaus m a n die p h y s i s c h e Dispersion als N u l l ansieht. ig. W i r haben Schwankungen bisher angenommen, dass die der Grundwahrscheinlichkeit den fälliger A b w e i c h u n g e n von einem physischen Charakter Mittelwerte trügen. W i r k l i c h k e i t wird dies nur bei solchen Verhältnissen zu­ I n der zutreffen, deren zeitlich aufeinander folgende Einzelwerte keinerlei Z u s a m m e n ­ hang oder Solidarität unter sich besitzen. Streng genommen wird eine absolute Selbständigkeit der successiven W e r t e wohl nie vorhanden sein. W e n n auch z. B . kein G r u n d vorhanden ist zu der geburten A n n a h m e , dass ein starker Ueberschuss von Knaben­ in dem einen J a h r e an sich irgend eine R e a k t i o n auf die relative H ä u f i g k e i t dieser G e b u r t e n im folgenden J a h r e aus­ übe, wenn successiven also keine innere Wechselwirkung Wahrscheinlichkeitswerten besteht, zwischen so können den die letzteren doch unter gemeinsamen äusseren E i n w i r k u n g e n stehen, die eine l a n g s a m kontinuierliche V e r ä n d e r u n g der M ö g l i c h k e i t s b e d i n g u n g e n verursachen. allgemeinen B e i manchen Verhältnissen k a n n m a n diese evolutorischen oder undulatorischen B e w e g u n g e n der Grundwahrscheinlichkeit w e g e n ihrer K l e i n h e i t vernachlässigen oder auch ohne weiteres wie zufällige S c h w a n k u n g e n behandeln. Letzteres gilt namentlich für solche Fälle, in denen die aufeinander folgenden beobachteten E i n z e l w e r t e äusserlich betrachtet keine z u s a m m e n h ä n g e n d e n V e r ä n d e r u n g e n erkennen lassen, sondern im g a n z e n unregelmässig u m einen Mittelwert zerstreut scheinen. In vielen Fällen aber treten solche Z u s a m m e n h ä n g e so deut­ lich und stark hervor, dass sie nicht unbeachtet bleiben können. W i e bereits angedeutet wurde, beruhen dieselben teils auf W e c h s e l ­ wirkungen der sich folgenden Grundwahrscheinlichkeiten, teils a u f allmählichen E n t w i c k l u n g e n in dem K o m p l e x e der M ö g l i c h ­ keitsbedingungen alten als eines Ereignisses. A u s g a n g s p u n k t und wahrscheinlichkeit eine so D e r neue Zustand hat wird auch Modifikation, sei die verschiedenen Werte der den Grund­ es eine V e r g r ö s s e r u n g oder eine V e r k l e i n e r u n g , der vorhergehenden. die neue Bezeichnen Grundwahrscheinlichkeit wir mit v 1 ; v , . . . . und betrachten wir sie als Ordinaten einer K u r v e , deren 2 Abscissen die Zeit t bildet, so wird diese L i n i e auf längere S t r e c k e n zusammenhängende H e b u n g e n oder S e n k u n g e n darstellen, während in dem F a l l e der zufälligen S c h w a n k u n g e n von v die Einzelwerte sprungweise bald oberhalb, bald unterhalb einer hori­ zontalen Mittellinie auftreten. U n t e r den Einzelwerten von v aber sind hier nicht die b e ­ o b a c h t e t e n Verhältniszahlen, die durch ( V j ) , (v ) u. s. w. bezeichnet 2 werden m ö g e n , sondern verstehen, die eben die Grundwahrscheinlichkeiten in den B e o b a c h t u n g e n Ausdruck kommen. nur näherungsweise zu zum W ä r e n die Ordinaten jener K u r v e v , v , . . . t bekannt, so müssten die A b w e i c h u n g e n ( V j ) — v l t (v )—v 2 2 2 u. s. w. den C h a r a k t e r normal-zufälliger S c h w a n k u n g e n aufweisen, wenn die W e r t e v wirklich die B e d e u t u n g mathematischer W a h r s c h e i n ­ lichkeiten besitzen sollen. Daher wäre es auch verfehlt, w e n n man, w a s sich immer ausführen Hesse, eine K u r v e n g l e i c h u n g ableitete, welche für die gegebenen obachtungswerte scheinlichkeiten (v) W e r t e t g e n a u die zugehörigen B e ­ wiedergäbe. Die Kurve der Grundwahr­ lässt sich nur hypothetisch aufstellen; zeigt sich dann, dass die durchschnittliche A b w e i c h u n g zwischen rechneten und den beobachteten W e r t e n nicht erheblich den be­ grösser und a u c h nicht erheblich k l e i n e r ist, als man es nach der W a h r ­ scheinlichkeitstheorie fertigt. erwarten darf, so ist die H y p o t h e s e gerecht­ M a n darf dann annehmen, dass die a n g e n o m m e n e K u r v e die thatsächlichen V e r ä n d e r u n g e n der Grundwahrscheinlichkeit in der vergangenen Zeit annähernd veranschaulicht. Aber eine 193 — — weitere B e d e u t u n g für die Zukunft hat eine solche K u r v e eben­ sowenig, wie sie irgend eine gesetzliche K r a f t in der V e r g a n g e n ­ heit besass. S i e ist nichts, als ein Bericht über G e s c h e h e n e s in geometrischer Form. 20. D i e wirkliche E r m i t t e l u n g solcher K u r v e n wird im all­ gemeinen die M ü h e nicht lohnen. V e r s u c h mit der einfachsten der H ö c h s t e n s m a g zuweilen Hypothese Grundwahrscheinlichkeit von ein über die V e r ä n d e r u n g einigem Interesse sein. Man könnte es vielleicht aus den äusseren U m s t ä n d e n sich noch einigermassen erklären, wenn gewisse Verhältniszahlen im ganzen auf längere S t r e c k e n regelmässig mit der Zeit fortschreitende A b oder Z u n a h m e zeigten. gegen die E i n e solche Abscissenaxe geneigten 1 deren G l e i c h u n g v = a + b t w ä r e ) . V e r ä n d e r u n g würde geraden Linie M a n hätte dann aus den n B e o b a c h t u n g s w e r t e n (v) die wahrscheinlichsten W e r t e der Koefficienten a und b zu bestimmen drücke R W e r t e n v und den be­ (v) der Wahrscheinlichkeitstheorie Entscheidung dieser F r a g e würde die entsprechen. Zur V e r g l e i c h u n g der Aus­ und r in ihrer früheren Gestalt nicht mehr g e n ü g e n , wenn die Grundwahrscheinlichkeit sich in der ganzen tungsstrecke u m einen sehr bedeutenden Denn die jedesmalige beiden und nur zu untersuchen, ob die Differenzen zwischen den berechneten obachteten einer entsprechen, Grösse B e t r a g geändert hätte. r, der wahrscheinliche Grundwahrscheinlichkeit v Beobach­ Fehler, zum mit Ausdruck dem die kommt, h ä n g t eben auch von v selbst ab, indem sich bei gleicher G r u n d ­ zahl und verschiedenem v die Präcisionen obachtungswerte (v) u m g e k e h r t dem (i—v). Produkt v Um verhalten der zugehörigen B e ­ wie die Wurzel aus weitläufigere R e c h n u n g e n zu ver­ meiden, wird es daher für praktische U n t e r s u c h u n g e n empfehlens­ wert sein, die Reihen so abzugrenzen, dass die auftretenden Differenzen der Grundwahrscheinlichkeiten keine störende G r ö s s e i) Man könnte i n ähnlicher Weise auch untersuchen, ob die Veränderungen von v denjenigen irgend eines anderen Elementes proportional wären, wie z. B. der Bevölkerungszahl, des Brotpreises oder sonstiger Faktoren, zu denen das betreffende v n a c h seiner besonderen Natur nähere Beziehungen haben könnte. Handelt es sich u m eine g e b u n d e n e Reihe, i n welcher die progressive Erhaltung eines streng gehand­ habten Gesetzes z u m Ausdruck kommt, so werden die übrig bleibenden Abweichungen der Beobachtungswerte von der geneigten geraden Linie möglicherweise den Charakter der unternormalen Dispersion tragen. Loxis, B e v ö l k e r u n g s - u. M u r a l s i a t i s t i k . 13 — erhalten. 194 — D e r E i n f l u s s derselben ist namentlich nur sehr g e r i n g , wenn v sich nicht sehr weit von 0,5 entfernt. S t e i g t die G r u n d ­ wahrscheinlichkeit z. B . von 0 , 3 5 0 auf 0,500, so nimmt der wahr­ scheinliche F e h l e r r nur im V e r h ä l t n i s von 1 : 1,048 zu, und bei weiterem Anwachsen kleiner, bis es bei G r ö s s e ankommt. Präcision denken der von g über 0,500 wieder E i n z e l w e r t e aber kann zumal unberücksichtigt man wenn V o r a u s s e t z u n g e n also einfach mit mit (vj)—v 2 Hülfe dem aus u. s. w. gleichen. wird r wieder lässt, ohne praktische B e ­ man welche einzelnen (v) noch stärker beeinflussen. ihn hinaus bei der gleich 1 gesetzten S o l c h e und n o c h grössere Unterschiede in der vernachlässigen, Grundzahl v v = 0,650 Ungleichheiten der die der Präcision M a n wird unter diesen den theoretischen wahrscheinlichen F e h l e r eines mittleren W e r t e s von v berechnen und den Q u a d r a t e n der bestimmten Abweichungen wahrscheinlichen (v ) — v , t Fehler x R ver­ Letzterer unterscheidet sich allerdings von dem früher aufgestellten R dadurch, dass die A b w e i c h u n g e n nicht auf einen festen Mittelwert, sondern auf die der aufgestellten G l e i c h u n g g e ­ mäss veränderlichen b o z o g e n werden. Grundwahrscheinlichkeiten v l t v u. s. 2 A u c h ist es in diesem F a l l e korrekter der zwei K o n s t a n t e n ) die w. (wegen Q u a d r a t s u m m e unter der W u r z e l statt durch n — 1 durch n—2 zu dividieren, obwohl praktisch auf diese V e r b e s s e r u n g w e n i g ankommt. F i n d e t man nun auf diese W e i s e annähernd R = r, so erscheint die H y p o t h e s e der V e r ä n d e r u n g von v und t g e n ü g e n d proportionalen berechtigt. 2 1 . D u r c h die E r m i t t e l u n g einer G l e i c h u n g zwischen v und t würde man eine unmittelbare änderungen der D a r s t e l l u n g der physischen Grundwahrscheinlichkeit S c h w a n k u n g s m a s s in d e m früheren geworden. erhalten D a s A u f s u c h e n einer solchen zweifelhaftem Nutzen. anderes V e r f a h r e n zweckmässiger. Ver­ ein S i n n e wäre dadurch u n n ö t i g Gleichung selbst in dem zuletzt betrachteten einfachen F a l l e eine A r b e i t von und ist indes mühsame F ü r die P r a x i s ist daher ein W e n n die evolutorische oder undulatorische B e w e g u n g der Grundwahrscheinlichkeit nicht über die G r e n z e n hinausgeht, innerhalb deren werte F o r m e l r noch praktisch brauchbar ist, von v berechnete die mit einem Mittel­ so kann m a n einfach den besonderen C h a r a k t e r dieser B e w e g u n g unberücksichtigt lassen und dieselbe behandeln wie die zufälligen Oscillationen der G l i e d e r einer typischen Reihe. M a n berechne '95 — also R und r wie in dem früheren F a l l e aus d e m arithmetischen Mittel der beobachteten W e r t e (v). R < < r , denn in diesem M a n wird nicht finden, dass F a l l e hätte m a n eine g e b u n d e n e R e i h e , deren Glieder durch besondere E i n w i r k u n g e n n o c h weniger ver­ änderlich wären, als bei k o n s t a n t e m Dispersion. v und normal-zufälliger E r g ä b e sich näherungsweise R = r, so entsprächen die direkt beobachteten S c h w a n k u n g e n nahezu der V o r a u s s e t z u n g einer konstanten Grundwahrscheinlichkeit und die physische V e r ­ änderlichkeit derselben, mag sie evolutorischer oder undulato- rischer A r t sein, wäre jedenfalls so klein, dass sie vernachlässigt werden könnte. S o bleibt also nur die F r a g e , ob auch, w e n n entschieden R > - r , das für die typischen R e i h e n geltende M a s s p der physischen Dispersion für evolutorische oder undulatorische R e i h e n in den oben a n g e g e b e n e n G r e n z e n brauchbar ist und ver­ gleichbare Grössen giebt. 2 22. D e r A u s d r u c k , u m den es sich handelt, ist p = } ' R — r 2 = r/Q —i. H i e r haben nun 2 p und R nicht, wie früher, die B e d e u t u n g eines wahrscheinlichen Fehlers, denn die physischen V e r ä n d e r u n g e n von v sind j a nicht zufälliger Natur, sondern sie stehen in gewissen V e r b i n d u n g e n unter sich oder entsprechen zu­ sammenhängenden betrifft, so Phasen kombiniert sich derselben E n t w i c k e l u n g , und w a s diese S c h w a n k u n g s g r ö s s e aus R den physischen V e r ä n d e r u n g e n und den zufälligen A b w e i c h u n g e n der empirischen W e r t e (v) von den zugehörigen unbekannten G r u n d ­ wahrscheinlichkeiten v. D i e letzteren A b w e i c h u n g e n müssen d e m Kriterium der normal-zufälligen Dispersion entsprechen, annähernd durch die B e d i n g u n g g e g e b e n ist: Q I / ~ ~ y unter (v ) — v 2 2 [T ] die 2 S u m m e der Q u a d r a t e der u. s. w. zu verstehen ist. r = > Differenzen N u n ist aber R welches wenn (v,) — v , t unmittelbar durch seine F o r m geeignet, die T o t a l s c h w a n k u n g e n u m das arith­ metische Mittel der Beobachtungswerte zu charakterisieren, da dieser A u s d r u c k nahezu der W u r z e l aus dem mittleren Q u a d r a t e dieser T o t a l a b w e i c h u n g e n proportional ist. S o würde sich schon durch die A n a l o g i e mit der früheren für die zufälligen physischen Schwankungen die obige Formel für p rechtfertigen lassen, indem m a n einfach durch Definition den U e b e r s c h u s s des Q u a d r a t e s v o n R über das Q u a d r a t von r als das Q u a d r a t des M a s s e s der physischen Schwankungen hinstellte. Aber die 13* Beziehung io6 R2_P2_|_ 2 lässt sich überdies R man in direkt ableiten, sich darin p in derselben F o r m vorzustellen, dem früher komponente betrachteten gebildet denken F a l l e die l muss ). physische und zwar hat wie man sich Schwankungs­ Z u g l e i c h ersieht man aus I) Man wird sich immer vorstellen können, dass die Grundwahrscheinlichkeiten v,, v,, . . . Ordinaten einer Kurve sind, deren Gleichung die Form hat: v = a + b T ' - F c T " + d T " - ( - • • • , wo T ' , T " , T ' " . . . wo die T Funktionen (Potenzen, trigonometrische Funktionen oder sonst geeignet scheinende! von t sind und a, b, c, d, . . . zu bestimmende Koefficienten darstellen, deren Zahl wir jedoch in Vergleich zur Zahl n der Beobachtungswerte als klein an­ nehmen. D i e Gleichung muss man sich so beschaffen denken, dass die Differenzen (v)—v oder x zwischen den beobachteten und der mit den w a h r s c h e i n l i c h s t e n W e r t e n der Koefficienten a, b, c, d . . . . berechneten Ordinatenwerten annähernd der oben in Bezug auf r aufgestellten Bedingung genügen. E s lässt sich nun allgemein der Satz beweisen, dass: 2 2 2 ^((v)-V) = -S>-V) -i- 2((v)-v) wenn durch das Zeichen 2 die Summe der dahinter stehenden Quadrate dargestellt wird, (v) und v die successiven beobachteten resp. aus der Gleichung mit den wahr­ scheinlichsten Koefficienten berechneten Ordinatenwerte bedeuten und V das arith­ metische Mittel aus sämtlichen Beobachtungswerten (v) bezeichnet. Multipliziert man nun auf beiden Seiten mit 2 p und dividiert durch n — I , so erhält der Ausdruck links vom Gleichheitszeichen genau die Form von R , der erste Summand rechts stimmt der Form nach mit dem Quadrat der wahrscheinlichen physischen Abweichung in dem früheren Falle überein und der zweite Summand rechts wird annähernd gleich r'-\ W i r behalten hier den Divisor n — I aus Rücksicht auf die Form von R bei, obwohl er theoretisch nicht ganz korrekt ist. Der obige Satz gilt auch bei beliebiger Ver­ schiedenheit der Präcisionen der Einzelbestimmungen, mir ist dann statt des einfachen arithmetischen Mittels V das mit Berücksichtigung des Gewichts der Einzelwerte be­ rechnete Mittel, das „Gewichtsmittel", wie man es nennen könnte, zu nehmen. 2 2 Zusatz ( 1 9 0 2 ) . Der obige Satz kann auf folgende Art bewiesen werden: Nehmen wir für T ' , T " . . . einfach die Potenzen t, t u. s. w. an — die Ausdehnung auf andere Funktiouen ergiebt sich ohne weiteres — so hat man nach der Methode den kleinsten Quadrate für a, b, c etc. die Bedingungsgleichungen 2 2 [(v)] = [ i ] a + [ t ] b + [ t ] c . . . [(v]t] = [t] a + [t ] b + [t ] c . . . [(v)t ] = [t ] a + [t <] 1 , + [ f ] c . . . 2 2 2 3 : wenn durch die eckigen Klammern die Summen der betreffenden, den Einzelwerten von t entsprechenden Grössen bezeichnet sind. Die (v) drücken die unmittelbar beobachteten Wahrscheinlichkeitswerte aus. Wenn aber die Werte von a, b, c . . . nach den obigen Bedingungsgleichungen bestimmt sind, so müssen für die aus der Gleichung v = a - ( - b t - | - c t . . . . abgeleiteten, den Beobachtungszeiten t ent­ sprechenden Werte v die Gleichungen gelten: 2 [v] - [(v)], [vtj = 2 2 L(v) tj, [vt ] = [(V) l ] — '97 dieser B e z i e h u n g , dass das arithmetische Mittel noch eine gewisse ausgezeichnete S t e l l u n g behält, auch wenn es nicht mehr den Charakter eines eigentlichen typischen Centraiwertes besitzt. W i r sind also berechtigt, alle R e i h e n von Verhältnissen, die die F o r m empirischer Wahrscheinlichkeiten besitzen, ihrer Stabilität oder Dispersion R hinsichtlich durch V e r g l e i c h u n g der Grössen und r zu beurteilen und den A u s d r u c k p = r / Q 2 — i als M a s s der physischen V e r ä n d e r u n g der Grundwahrscheinlichkeit zu be­ trachten, m a g diese V e r ä n d e r u n g nun in zufälligen S c h w a n k u n g e n oder in unregelmässigen Undulationen oder in einer fortschreiten­ den E v o l u t i o n bestehen. Spielraumes, in dem N u r dürfen die äussersten v sich bewegt, G r e n z e n des nicht so weit auseinander liegen, dass der A u s d r u c k r nicht mehr mit praktisch g e n ü g e n d e r G e n a u i g k e i t aus einem einzigen, mittleren W e r t e von v berechnet werden kann. 23. A l s neues Beispiel einer A n w e n d u n g der im vorstehenden erörterten Theorie der Dispersion statistischer R e i h e n wollen jetzt das Geschlechtsverhältnis der Gestorbenen Altersstufen in wir verschiedenen behandeln. M a n kann ohne Zweifel nach der Wahrscheinlichkeit fragen, dass eine in einer gewissen Altersstufe gestorbene Person, die aufs Geratewohl herausgegriffen wird, dem männlichen G e s c h l e c h t angehöre. hängt E s ist dies eine relative Wahrscheinlichkeit, von der absoluten Sterbenswahrscheinlichkeit des die ab­ einen und des andern G e s c h l e c h t s in der betreffenden Altersklasse und von der Zahl der dem Sterben ausgesetzten männlichen und weib- Aus der Gleichung für v ergeben sich ohne weiteres die folgenden : 2 [(v) v] = 2 [v ] = [(v)] a + [(v) t] b - f t(v) t ] c . . . , v] a + 2 [vt] b + [vt ] c . . . 2 Man hat also nach den vorigen Gleichungen [(v) v] = [ v ] . man die Differenz (v)—v = t quadriert: [(v) ] - [ v ] = [r ]. 2 2 2 Wenn ferner ( v ) - V = 2 2 A , so ist [(v) ]—nV = 2 2 Daraus folgt, wenn (1) 2 [^ ] (2) 2 und wenn v — V = D, so ist [ v | — n V = [ D ] . (3) Die Gleichungen (2) und (3) kommen dadurch zustande, dass 2 [(v)] V ebenso wie 2 [v] V 2 gleich 2 n V , da [(v)] = [v] = 1 1 V . Durch Addition von ( 1 ) und ( 3 ) erhält man schliesslich: s [<v) l-nV = also die zu beweisende Gleichung. 2 2 [r j + [D J = [A% Ucbrigens gilt dieser Satz nicht nur lür Wahr- scheinlichkeitsverhältnisse, sondern für beliebige Messungsgrössen überhaupt. IQ8 — — liehen L e b e n d e n . J e d o c h kann sie als g a n z selbständig n a c h unse­ rer Theorie behandelt werden. Sind in einem Kalenderjahre a männliche und b weibliche Individuen der bestimmten A l t e r s s t u f e e gestorben, so ist n ' empirischer Näherungswert jener relativen Sterbenswahrscheinlichkeit der M ä n n l i c h e n , u n d es fragt sich nun, ob in einer grösseren mit annähernd gleicher R e i h e solcher Verhältniszahlen Grundzahl die wahrscheinliche Ab­ w e i c h u n g v o m Mittelwerte so gross ist, wie bei den E r g e b n i s s e n eines analogen G l ü c k s s p i e l s mit konstanten C h a n c e n , mit anderen Worten, ob die R e i h e annähernd das M a x i m u m aufweist oder der Stabilität ob eine erhebliche physische S c h w a n k u n g s k o m p o ­ nente vorhanden ist. A l s Zahlenmaterial nehmen wir zunächst die in der „ S t a t i stique internationale" (p. 1 1 7 ) zusammengestellten D a t e n über die Sterbefälle in B e l g i e n in den J a h r e n Verhältnisses v = —^—raber legen a-f- b z = I O Q o a b die R e l a t i v z a h l r oder (r) in dem K r i t e r i u m der Stabilität auftritt. 2 ist also z d i e Z a h l auf i o o o weibliche. jener wir wieder A n s t a t t des zu G r u n d e , weshalb statt r, wie früher bereits bemerkt wurde, ——°°° (1—v) Es 1 1841—60 ). der gestorbenen D i e S c h w a n k u n g e n dieser Zahl sind nun in 20jährigen Periode sich dieselben jugendlichen, männlichen Individuen sehr verschiedener Natur, j e nachdem auf die Altersklassen mittleren der K i n d h e i t , auf die des und v o r g e r ü c k t e n äusserste Greisenalter beziehen. Alters und auf das S o findet m a n beispielsweise als W e r t e v o n z in den drei ersten A l t e r s m o n a t e n und in den drei Jahrfünften Jahr 1841 1842 l843 1844 1845 1846 1847 1848 1849 von 0—i M. '384 1337 1342 >3»3 1376 '353 1357 1330 '34° 45—60 Jahren: 1 — 2 M. 1250 1296 I3I7 '403 1375 1280 2 — 3 M. 1232 1214 1236 1239 1278 I3'5 1439 1318 1221 1310 I34I < 45 2 4 5 - 5 ° J. 853 973 992 998 1083 1253 1468 1116 1107 I ) Mit einigen Korrektionen nach den Originaltabellen. 50—55 837 898 869 888 934 1078 '353 1077 1138 J. 55—60 1004 961 937 860 960 1054 1138 860 873 199 Jahr — 2 M. 1850 1851 1852 1335 1247 1855 1856 l857 1858 '344 1408 1250 1348 l859 1860 45 — 5 ° J1100 1070 II 13 1183 1264 1255 '253 "58 1182 1244 1256 1318 1282 1390 1237 '445 1308 1316 1278 l853 1854 M. 2-3 5 0 — 5 5 JII 10 I17 2 "65 1206 5 5 — 6 0 J. 850 1028 1035 1067 U76 I206 II70 I 171 1245 I278 II74 1252 IIO6 I I 2 4 1212 I2L8 1238 129O I29I I276 1188 I197 Io8l I2II I 116 13OS I n den drei zuerst angeführten Altersklassen sind die O s c i l l a tionen ohne von z ohne irgendwie alle T e n d e n z in einer merkbaren bestimmten Zusammenhang Richtung. und Weder Notjahre noch die Cholerajahre sind besonders ausgezeichnet die und es zeigt sich a u c h keinerlei Parallelismus in den V e r ä n d e r u n g e n der drei R e i h e n . K u r z , die S c h w a n k u n g e n stellen sich hier v o n vornherein so dar, dass m a n in ihnen zufällige S t ö r u n g e n typischen darf, und wir einiger sehr beträchtlicher That Mittelwertes unten sehen, schläge die werden darf, also dass Stabilität scheinlichkeiten vermuten trotz dieser Reihen als die A n n a h m e nahezu werden maximale eines in der Aus­ angesehen konstanter G r u n d w a h r ­ gerechtfertigt ist. G a n z anders aber b e w e g e n sich die E i n z e l w e r t e in den drei letzten K o l o n n e n . D i e V e r ä n d e r u n g e n gehen hier, zumal bei den Altersklassen 45—50 von und von 50—55 Jahren, mit einem gewissen Parallelismus und zugleich in jeder einzelnen R e i h e mit ziemlich deutlich auftretenden E n t w i c k e l u n g s t e n d e n z e n v o n statten. Anfangs ist das V e r h ä l t n i s z kleiner lichen G e s c h l e c h t relativ günstig. als 1000, also dem m ä n n ­ I n d e m Notjahre . 1 8 4 6 aber steigt es stark an und in dem folgenden sehr u n g ü n s t i g e n J a h r e erreicht tritt es — in wohl allen drei K o l o n n e n infolge der ein M a x i m u m . Wegräumung vieler Dann aber schwächlicher M ä n n e r — auf kurze Zeit ein R ü c k s c h l a g zu G u n s t e n des männ­ lichen G e s c h l e c h t e s ein, dem j e d o c h bald wieder und bis zum E n d e des Zeitraumes eine im g a n z e n v o r w i e g e n d e E n t w i c k e l u n g von z n a c h aufwärts folgt. abgesehen von dem Jedenfalls trägt das erste Jahrzehnt, g a n z abnormen J a h r e 1 8 4 7 , einen Charakter als das zweite: anderen die relative Sterblichkeit der M ä n n e r ist grösser g e w o r d e n , u n d es scheinen sich also in B e l g i e n Ursachen angehäuft zu haben, welche auf die mehr Lebensfähigkeit 200 des männlichen Geschlechtes in seinem reiferen A l t e r s p e z i f i s c h u n g ü n s t i g einwirken. H ä n g t dies vielleicht mit der E n t w i c k e l u n g der Industrie in jenem Zeiträume zusammen? 24. D o c h betrachten wir jetzt die theoretischen Kriterien der Dispersion in den verschiedenen Altersstufen. D i e R u b r i k e n z, R u n d (r) in der folgenden Tabelle bedürfen keiner E r k l ä r u n g ; j e d o c h sei erwähnt, dass die W e r t e von z und die in R und (r) v o r k o m m e n d e n W e r t e von v, welche die w a h r s c h e i n l i c h s t e n sein sollen, für jede Altersklasse aus den Gesamtzahlen der männlichen und weiblichen Gestorbenen des g a n z e n Zeitraumes abgeleitet sind ')• A l s Grundzahl g ist bei der B e r e c h n u n g des (r) die jährliche Durchschnittszahl der Gestorbenen jeder K l a s s e a n g e n o m m e n ) . U n t e r Q sind die Quotienten R : (r) aufgeführt. D i e mit O bezeichnete K o l o n n e enthält die äussersten W e r t e von z, die in den einzelnen K l a s s e n während der 20jährigen Periode v o r g e k o m m e n sind. M a n sieht daraus wieder, wie b e ­ deutend bei relativ kleiner G r u n d z a h l die A u s s c h l ä g e werden können, die noch mit der normalen Dispersion, also der a n ­ genäherten K o n s t a n z der allgemeinen M ö g l i c h k e i t s b e d i n g u n g e n vereinbar sind. 2 U n t e r L ist für eine R e i h e von Altersklassen a n g e g e b e n , wie viele K n a b e n auf iooo M ä d c h e n die untere G r e n z e derselben überschreiten, damit m a n sich überzeuge, dass dieses M o m e n t zu der E n t s t e h u n g des grossen U e b e r g e w i c h t e s der relativen K n a b e n ­ sterblichkeit nichts Merkliches beiträgt. B e i den späteren A l t e r s ­ klassen ist diese R u b r i k ersetzt durch a D , w o 0 = 0 , 8 4 5 3 und D die d u r c h s c h n i t t l i c h e absolute A b w e i c h u n g v o m Mittelwerte bedeutet. E s ist dies also die F o r m e l , die oben als ein im V e r ­ gleich mit R etwas weniger sicherer A u s d r u c k des wahrschein­ lichen Fehlers a n g e g e b e n wurde, und unsere Zusammenstellung soll zeigen, w i e fern dieselbe sich als M a s s der Dispersion eignet. 1) Man kann übrigens, wenn die Grundzahlen nicht sehr verschieden sind, ohne erheblichen Fehler auch einfach das arithmetische Mittel der Einzelwerte von v oder z als wahrscheinlichsten Wert nehmen. Das oben angewandte Mittel ist das „Ge­ wich tsmittel". 2) Den dadurch begangenen Fehicr kann man beurteilen, wenn man r einmal mit der grössten und einmal mit der kleinsten Grundzahl berechnet. 20I Alter z O L R Totgeb. o — i M. I — 2 M. 2 - 3 M. 3 - 4 M. 4 — 5 M. 6 M. 6 — 9 M. 9 — 1 2 M. « J2 - 3 J. 3— 5 J. 5 J- 1348 (1281 — 1410) '359 1323 '253 1224 1284 ( ' 3 1 6 - '4'7) (1237 — 1445) ( 1 1 5 8 - 1390) (1099— 1394) ( " 7 4 - 1429) ( 1 1 1 7 — 1422) ( 1 1 0 9 - 1257) (1014— 1182) ( 9 6 6 - 1087) (926— 1065) ( 8 7 9 - 1019) (821 — 945) 1064 1052 1038 23.4 >8,S 5 2 1 0 1257 "79 1085 1028 990 947 878 1033 1030 1028 1026 1024 1020 1019 1018 1019 1022 w Q 2 3>6 22, r 0,99 0,84 42,4 36,2 37.' 40,8 '.'5 0,91 49.1 52,7 56,2 42,9 5°]6 52,9 1,14 1,04 1,06 34-3 30.4 27,8 ','3 1,12 '5,6 22,1 i,53 1,06 1,16 1,66 3>,i 23,9 23.5 23,7 28,7 20,I '7,4 oD 10—15 15-20 20—25 25—30 30—40 J. J. 7'3 770 J. J. J. 1095 905 826 40—45 45—50 JJ. 50-55 55-60 60-65 65—70 J. J. J. J. 943 "43 1124 1055 70—75 75-80 80-85 85-90 JJ. J. J. über 9 0 J. (620— (685- 46,0 847) 9'9) 36,4 38,0 30,2 (965— 1234) ( 8 0 4 - 1027) ( 7 6 6 - 909) ( 8 1 2 — iiiS) ( 8 5 3 - 1468) 33.2 48,3 83,0 103,2 ( 8 3 7 - '353) ( 8 5 0 - 1305) ( 8 4 8 - " 40) (789- "50 (766- "50) ( 8 . 1 - 1019) 962 9'3 906 903 866 800 95,2 63,4 71.8 60,3 ( 7 8 1 - 940) ( 7 2 1 — 904) ( 6 3 8 - 83') 693 2 5 . I n den verschiedenen 45,5 37.9 40,2 32,8 29.7 50,3 88,9 104,4 93,9 64,8 3',i 71.7 65,9 36,0 21,7 34,5 25,0 24,5 33,9 28,7 18,4 2,5 2, i '8,3 23,9 21,3 ',7 '9,5 26,3 ',5 2,' 2,3 3,4 4,3 4,3 3,5 4,3 4,' 2,1 1,26 1,29 38,1 o,75 '3,9 21,6 25,8 24.2 21,8 '8,5 16,6 '5,9 16,8 S t u f e n der ersten fünf Altersjahre k o m m t also Q d u r c h w e g (mit der w o h l zufälligen A u s n a h m e für das zweite Jahr) der E i n h e i t nahe, was darauf hindeutet, dass die a n g e g e b e n e n W e r t e z nahezu typisch sind und dass die Stabilität dieser R e i h e n nahezu das M a x i m u m erreicht. Jugendjahre und für die Periode W e r t von Q zwischen von 4 5 — 7 5 Jahren F ü r die späteren der V o l l k r a f t b e w e g t sich der 1,5 und 2 , 5 ; das reifere und höhere A l t e r erhöht diesen Quotienten noch u m ein Be­ deutendes, so dass er 4,3 erreicht; dann aber sinkt er rasch und weist in der äussersten L e b e n s p h a s e wieder auf m a x i m a l e Stabilität hin. D e r Quotient Q ist allerdings kein eigentliches M a s s der Dispersion, sondern nur w e n n (r) gleich bleibt oder kleiner wird, entspricht der V e r g r ö s s e r u n g von Q V e r g r ö s s e r u n g der Dispersion. teren dient n a c h den mit Gewissheit auch eine Z u r wirklichen M e s s u n g der letz­ früheren E r ö r t e r u n g e n nur die physische Dispersion, die nach A u s s c h e i d u n g der normal-zufälligen K o m p o ­ nente ü b r i g bleibt. 2 D i e F o r m e l p = ( r ) ^ Q — 1 giebt aber für 202 die Kindheitsperiode teils imaginäre, teils verhältnismässig reelle W e r t e . Da nun Q <C i) jedenfalls die ersteren (entsprechend den nur durch die Unsicherheit von Q kleine Werten entstanden sind und da die betreffenden R e i h e n ihrer N a t u r nach als gleich­ artig angesehen kleinen werden Ueberschüsse W e r t e von dürfen, so von p erzeugen, Q über ist es die Einheit, statthaft, auch welche die reelle auf jene U n g e n a u i g k e i t zurückzuführen. S o k o m m t bei den ersten 9 W e r t e n v o n Q als grösste negative A b w e i c h u n g von der E i n h e i t — 0 , 1 6 und andererseits als grösste positive eine solche von - [ - 0 , 1 5 vor, und m a n wird der letzteren denselben C h a r a k t e r beilegen dürfen, Mittel dieser 9 W e r t e aber ist 1,04. wie der ersteren. Das M a n ist also w o h l berechtigt zu der A n n a h m e , dass die w a h r e n W e r t e dieser Q der E i n h e i t sehr für nahe p kommen, diesen würde, die empirische dass also A u s d r u c k zu man einer früher Grenze wirkliche physische über die ist. diese G r e n z e liegt, kleinen kann. bereits gewissen Wo sehr vernachlässigen Q , wie doch dürfte es ihre E i n f ü h r u n g in wurde, hinausgehen, S c h w a n k u n g gleichwohl lässt nicht unpassend Grösse Ueberhaupt erörtert Einheit die F o r m e l machen kann bis zu während ganz das einer die unbedeutend sich natürlich nicht a n g e b e n ; sein, eine U n t e r s c h e i d u n g ein­ zuführen zwischen der physischen Dispersion, die k l e i n e r ist, als die mit ihr verbundene jenigen, die dieser normal-zufällige K o m p o n e n t e , und letzteren gleich oder grösser ist. würde also dem W e r t e Q = / 2= terhalb dieser G r e n z e , so ist es betreffenden Reihe dem 1,4 i entsprechen. m ö g l i c h , dass Maximum nahe der­ Die Grenze L i e g t Q un­ die Stabilität der kommt, ja dasselbe vielleicht so nahe erreicht, als dies in der W i r k l i c h k e i t überhaupt zu erwarten ist. Grundzahl g D o c h kann auch andererseits bei relativ kleiner der W e r t von p, w e n n er auch kleiner ist als (r), an sich n o c h ziemlich gross sein. 2 26. B e r e c h n e n wir eine n a c h der F o r m e l p = ( r ) y Q — 1 physische Dispersion für die Altersklassen, in denen sie ist als (r), so ergeben sich folgende Z a h l e n : Alter P i - 2 J. S — 1 0 J. 1 0 — 1 5 J- 18,8 23,1 42,2 15—20 20—25 33.8 32,8 J. J. Alter P 25—30 30—40 JJ. 40—45 45—50 JJ- 50-55 J- 23,8 25.7 44.7 83,8 101,2 Alter P 55—60 60-65 65-70 J. J. J. 70-75 75-80 JJ. die grösser 91,2 62,0 69-4 63,2 3i,o — Auch — 2C-3 diese Zahlen sind mit einer Unsicherheit betrachtet, aber dieselbe ist jetzt im V e r h ä l t n i s zur G r ö s s e der Zahlen selbst als massig oder klein anzusehen. I m wesentlichen sind diese als vergleichbar zu betrachten; man k a n n also z. B . sagen, die physische Dispersion des Verhältnisses z ist in der Altersklasse 5 0 — 5 5 J a h r e u n g e f ä h r dreimal so gross als in der K l a s s e 1 5 bis 20 J a h r e und mehr als viermal so bis 3 0 Jahre. In der noch der gross ersten K l a s s e 1 — 2 J a h r e ist p am kleinsten; in unserem Beispiel gewöhnlich gross als in der K l a s s e 2 5 Kindheit angehörigen wahrscheinlich aber ist es durch eine zufällige A n o m a l i e noch ausser- geworden, da die A n a l o g i e mit anderen B e ­ o b a c h t u n g e n über diese Altersklasse und mit den kleinen W e r t e n von Q in den beiden folgenden K l a s s e n dafür spricht, dass auch in dieser S t u f e das M a x i m u m der Stabilität nahezu erreicht wird. Die Werte von p kommen, wie es die Formel denen von R sehr nahe, sobald Q einigermassen gross ist. mit aD Andererseits aber stimmt R a u c h leidlich bedingt, geworden überein, so dass also für grössere W e r t e von Q die physische Dispersion u n g e f ä h r der durchschnittlichen A b w e i c h u n g in dem früher an­ gegebenen In S i n n e proportional wird. der frühesten normal-zufällig, die Jugend physische ist also die Dispersion Komponente kann von z vernachlässigt und die zu G r u n d e liegende relative Wahrscheinlichkeit als kon­ stant angesehen werden. Stufen möge D a s heisst also, es giebt für die ersten der K i n d h e i t einen konstanten B e d i n g u n g s k o m p l e x , dessen mehr K n a b e n als M ä d c h e n sterben. Anzahl der lebenden K n a b e n und Mädchen ver­ Die relative in diesem kann K o m p l e x e keine merkliche R o l l e spielen; denn die Zahl L weicht selbst in ihrem Veränderungen Maximum zeigen denjenigen von z. nur wenig von iooo ab und ihre nicht den mindesten Z u s a m m e n h a n g mit D i e letztere G r ö s s e steigt z. B . von 1 2 2 4 a u f 1 2 8 4 , w ä h r e n d L von 1 0 3 0 a u f 1 0 2 8 sinkt, und andererseits sinkt z von 947 auf 8 7 8 , w ä h r e n d L v o n 1 0 1 9 auf 1 0 2 2 steigt. Die einfachste H y p o t h e s e ist jedenfalls die, dass in der physiologischen K o n s t i t u t i o n des männlichen und weiblichen O r g a n i s m u s in seiner ersten L e b e n s p h a s e jener Unterschied der Sterblichkeit b e g r ü n d e t sei. Jedenfalls beweist die nahezu m a x i m a l e Stabilität von diesen Altersstufen, welche zeitweise dass spezifisch erhebliche äussere z in Störungsursachen, die Sterblichkeit des einen oder des 204 — anderen G e s c h l e c h t e s modifizieren könnten, nicht vorhanden sind. D e n n wenn solche E i n w i r k u n g e n zeitweilig oder in irgend einer selbständigen E n t w i c k e l u n g aufträten, so würde die G r u n d w a h r ­ scheinlichkeit nicht konstant bleiben. Wir können uns nicht wohl eine andere V o r s t e l l u n g machen, als dass das Durchschnittsmass der Widerstandsfähigkeit der K n a b e n g e g e n den T o d aus organischen G r ü n d e n in einem festen V e r h ä l t n i s g e r i n g e r sei, als das der M ä d c h e n 27. G a n z anders nisses z in den verhält sich späteren die Dispersion Lebensperioden. Die des V e r h ä l t ­ normal-zufällige K o m p o n e n t e tritt g e g e n ü b e r der physischen immer mehr zurück; wir müssen also jetzt energisch wirkende äussere und stark U r s a c h e n annehmen, welche s p e z i f i s c h wechselnde auf die S t e r b ­ lichkeit des einen oder des anderen Geschlechtes einwirken. der T h a t sind die B e d i n g u n g e n und G e f a h r e n des In selbständigen L e b e n s g a n g e s bei beiden Geschlechtern so verschieden, dass auch die V e r ä n d e r u n g e n derselben u n a b h ä n g i g nebeneinander hergehen können. Im höchsten gleichmässige ursachen ein. Greisenalter j e d o c h tritt wieder S t e l l u n g der Geschlechter g e g e n ü b e r Die Grundwahrscheinlichkeit nähert der K o n s t a n z ; j e d o c h scheint eine mehr den Todes­ sich wieder in dieser P h a s e nicht, wie in der kindlichen, ein erheblicher organischer Unterschied in der durch­ schnittlichen Lebensfähigkeit der Individuen vorhanden zu sein. schlechtern kommen eine ziemlich und weiblichen gleiche absolute Sterblichkeit zuzu­ und die W e r t e von z werden hauptsächlich durch das Geschlechtsverhältnis der klassen beeinflusst. vom männlichen E s scheint vielmehr beiden G e ­ gleichzeitig Lebenden dieser A l t e r s ­ S o k a m e n nach der belgischen V o l k s z ä h l u n g 1 5 . O k t o b e r 1 8 4 6 auf iooo F r a u e n im A l t e r von 80 bis 1) Es ist bemerkenswert, dass die relative Knabensterblichkeit der beiden ersten Monate ungefähr ebenso gross ist, wie das ebenfalls auf konstanter Giundwahrscheinlichkeit beruhende Geschlechtsverhältnis der Totgeborenen. Es ist also nicht etwa die grössere Schwierigkeit der Knabengeburt, welche den Knabenüberschuss unter den letzteren wesentlich bedingt. Auch das Geschlechtsverhältnis der abortierten Embryonen bewegt sich nach den Pariser Beobachtungen ungefähr in denselben Zahlen. Auf die Schlüsse, die sich aus diesen Thatsachen in betreff der Ursache der Geschlechts­ bestimmung ziehen lassen, gedenke ich bei einer anderen Gelegenheit zurückzukommen. — 2 0 —" 5 85 J a h r e 850, im A l t e r v o n 85—90 J a h r e n 8 0 1 , im A l t e r über 90 Jahren 720 M ä n n e r , u n d nach der Z ä h l u n g v o m 3 1 . D e z e m b e r 1856 betrugen die entsprechenden Zahlen 766, 777 und 729. D i e Zahlen von 1846 aber stimmen sehr nahe und die beiden letzten von 1856 wenigstens noch leidlich mit den W e r t e n von z für jene Altersstufen zusammen. 28. E s m ö g e n noch einige andere Beispiele folgen, welche bestätigen, dass die relative Sterblichkeit der beiden Geschlechter im Kindesalter eine typische Stabilität besitzt. W i r untersuchen zunächst die unmittelbar nach der F o r m f ausgedrückte a -\- b relative Sterbenswahrscheinlichkeit v der K n a b e n von o — 5 J a h r e n (excl. Totgeb.) in einigen österreichischen K r o n l ä n d e r n nach den B e o b a c h t u n g e n der 1 3 J a h r e 1862 — 74. M i t denselben Bezeich­ nungen, wie oben, erhält man h i e r ) : 1 Niederösterreich Oberösterreich Salzburg Steiermark Die IOOOO V O 5374 5447 5511 (5335—54'°) (5327—5555) (5374-5825) 54('i (5359—5536) R 15,8 42,8 78,4 32,2 r 37.0 82,2 3°-i Q 0,84 1,16 0.95 1,07 entsprechenden 4 W e r t e von z sind 1 1 6 2 , 1 1 9 6 , 1 2 2 8 , 1 2 0 3 . D i e negativen A b w e i c h u n g e n der G r ö s s e Q von der Einheit sind von derselben B e d e u t u n g wie die positiven, man kann also 1) Bei diesen Beispielen ist eine etwas vereinfachte Rechnung angewandt worden, die indes für den praktischen Zweck genügt. Statt des Gewichtsmittels ist das arith­ metische Mittel der Einzelwerte von v in jeder Reihe genommen und als jedesmalige Grundzahl nicht der Durchschnitt aus allen einzelnen Grundzahlen einer Reihe, sondern das Mittel aus der gröss'.en und der kleinsten verwendet. Dieses letztere Verfahren ist im Grunde ebenso berechtigt, wie das erstere, das an sich auch nicht korrekt ist, Ist die Dispersion annähernd normal-zufällig — aber auch nur dann — so verhalten sich die Präcisionen der Einzelwerte einer Reihe annähernd wie die Quadratwurzeln aus ihren Grundzahlen, und das strenge Verfahren besteht dann darin, dass man nach diesem Prinzip alle Einzelwerte auf eine gleiche Präcision reduziert. So findet man •/.. B. für Niederösterreich: wahrscheinlichster Wert von i o o o v aus dem Gewichts­ mittel: 5 3 7 3 (statt 5 3 7 4 ) ; Wert von R , wenn die Grundzahl (die Zahl aller Sterbe­ fälle von o — 5 J.) in allen 1 3 Jahren gleich der kleinsten ( 2 6 6 3 3 für 1 8 6 8 ) gewesen wäre: 1 7 , 4 ; dieser Grundzahl entsprechendes r : 2 0 , 6 . Bei Reduktion auf die grösste Grandzahl ( 3 7 9 1 2 für 1 8 7 3 ) dagegen wird R = 1 4 , 6 , r = 1 7 , 3 . Die im Texte ge­ gebenen Werte von R und r liegen zwischen diesen Extremen und lassen die maximale Stabilität ebenso gut erkennen, wie diese letzteren. — ohne B e d e n k e n schliessen, das M a x i m u m lichkeiten v 2o6 — dass die untersuchten R e i h e n nahezu der Stabilität besitzen und die G r u n d w a h r s c h e i n ­ in der 13 j ä h r i g e n Periode trotz der S c h w a n k u n g e n ihrer empirischen W e r t e nahezu konstant geblieben sind. Einige Statistik, weitere indem Beispiele wir die entnehmen wir der bayerischen U n t e r s c h e i d u n g der Gestorbenen nach ihrer L e g i t i m i t ä t berücksichtigen. A l s B e o b a c h t u n g s g r ö s s e nehmen wir wieder z, wie tungsmaterial ist bei den belgischen Beispielen. ebenfalls der „Stat. bezieht sich a u f die 2 5 J a h r e v o n Totgeborene eheliche uneheliche Gest. von 0 — i J.') eheliche uneheliche Gest. von i — 2 J. eheliche uneheliche Mit R ü c k s i c h t auf bei den i 835/36- entnommen 1859/60. z 0 R (D Q 1438 1158 (1367 — •544) (956 — ' 2 / 3 ) 34.1 49,2 32,5 47,i ',°5 1,04 1276 1169 (1245 — 1 3 1 0 ) ( 1 1 2 1 — 1234) 9,5 '8,9 8,9 '4,3 1,07 1046 970 (9&5- - 1 1 0 5 ) (888 - 1 0 3 9 ) 24,2 29,0 20,9 38,8 den Unehelichen D a s Beobach­ internationale" beträchtlichen von negativen 1 — 2 J . kann 1,32 1,16 0,75 F e h l e r von Q man auch die positive A b w e i c h u n g bei den U n e h e l i c h e n von 0 — 1 wieder hauptsächlich durch die U n g e n a u i g k e i t von R erklären und d e m n a c h die S t a b i ­ lität der 6 untersuchten weg ist als nahezu die g e r i n g e ehelichen R e i h e n von j e 25 Einzelwerten durch­ m a x i m a l betrachten. A b w e i c h u n g von G e s t o r b e n e n von hier die G r u n d z a h l (über Besonders bemerkenswert der Einheit, welche o — 1 entsprechende 3 8 0 0 0 ) schon so Q gross das aufweist, den da ist, dass auch eine an sich kleine physische S c h w a n k u n g schon m e r k b a r hervor­ treten kann. 29. D a nun also die obigen W e r t e von z eine typische K o n ­ stanz besitzen, so deutet die Verschiedenheit dieser Zahlen bei den E h e l i c h e n und U n e h e l i c h e n auf eine spezifische und konstante welchen die relative Sterblichkeit der Geschlechter in beiden K a t e g o r i e n Verschiedenheit be­ ruht. Dieser der B e d i n g u n g s k o m p l e x e hin, auf nachdem die W e r t e z nicht nur aus der G e s a m t z a h l der B e o b a c h t u n g e n des ganzen S c h l u s s ist erst jetzt Zeitraumes abgeleitet gerechtfertigt, sind, sondern l) Die Totgeborenen sind wieder miteingerechnet. auch der Nachweis — 207 — geliefert ist, dass jedes z das C e n t r u m einer normal-zufälligen D i s ­ persion bildet. W i e wenig man aus vereinzelten Beobachtungs­ werten dieses Geschlechtsverhältnisses F o l g e r u n g e n ziehen könnte, zeigt sich in der K l a s s e von i—2 J., w o der M a x i m a l w e r t für die U n e h e l i c h e n (103 g) weit über den M i n i m a l w e r t für die E h e ­ lichen (965) hinaus fällt. D e r relative K n a b e n ü b e r s c h u s s ist also für die T o t g e b u r t e n wie für die Sterbefälle des ersten Kindesalters kleiner bei den U n e h e l i c h e n als bei den E h e l i c h e n und ein konstantes B e d i n g u n g s ­ system wirkt auf die E r h a l t u n g dieser Differenz hin. E s folgt daraus aber keineswegs, dass das männliche G e s c h l e c h t durch die Unehelichkeit i r g e n d w i e positiv b e g ü n s t i g t werde, sondern die U r s a c h e jenes U n t e r s c h i e d e s liegt vielmehr darin, dass die weib­ lichen K i n d e r durch die U n e h e l i c h k e i t relativ mehr werden. unehelichen beide dem geschädigt B e i m U e b e r g a n g e von den ehelichen G e b u r t e n zu den steigt die Wahrscheinlichkeit einer T o t g e b u r t für Geschlechter, aber die S t e i g e r u n g ist relativ s t ä r k e r bei weiblichen, das seine normale Begünstigung unter den schlimmen E i n w i r k u n g e n der Unehelichkeit nicht vollständig be­ haupten kann. S o findet m a n in B a y e r n in dem oben angege­ benen 25 j ä h r i g e n Zeiträume auf: 10000 eheliche Knabengeburten uneheliche eheliche „ 3 4 1 Totgeburten = 1 353 1.035 Mädchengeburten 254 uneheliche „ 317 1.25 D a s s e l b e gilt für die relative Sterblichkeit des ersten Jahres. Unehelichkeit schlechter, sprunges So das erzeugt vergrösserte weibliche aber Sterblichkeit für b e i d e verliert einen Teil seines und wird relativ schwerer getroffen als das beträgt nach dem Die Ge­ Vor­ männliche. erwähnten bayerischen Material die Zahl der Gestorbenen von o — 1 J a h r (incl. T o t g e b . ) auf 10000 eheliche K n a b e n g e b u r t e n 3375 = 1 391g = 1,16 eheliche M ä d c h e n g e b u r t e n 2828 = i uneheliche 3485 = 1,23 uneheliche „ „ D i e vorstehenden Beispiele dürften zugleich den N u t z e n klar machen, den die Stabilitätsbestimmung für massenphysiologische 2o8 — Untersuchungen gewähren - kann. Eine Verhältniszahl, welche sich als Centraiwert einer normal-zufälligen Dispersion nachweisen lässt, erhält eine gewisse selbständige K o n s i s t e n z ; sie deutet auf relativ feste Ursachensysteme Zahlen dieser A r t g e w i n n e n Ueberhaupt und sind hin, und die Unterschiede Vergleichungen statistischer gegenseitigen Beziehungen Versuche, die von ebenfalls einen typischen Charakter. Verhältniszahlen derselben zu er­ mitteln, immer unsicher, w e n n man nicht die Dispersion derselben festgestellt hat. 30. Verhältnisse von näherungsweise normal-zufälliger D i s ­ persion scheinen auf den ersten B l i c k im G e b i e t e der D e m o l o g i e und Moralstatistik selten vorzukommen. Indes dürfte man sie in zahlreichen Fällen auffinden, wenn man sie nach dem früher be­ sprochenen Prinzip aufsucht, nämlich R e i h e n mit massigen G r u n d ­ zahlen untersucht. M a n kann noch eine zweite R e g e l aufstellen für die A u f ­ s u c h u n g solcher Verhältnisse: je mehr ein V e r h ä l t n i s den C h a r a k ­ ter einer r e l a t i v e n Wahrscheinlichkeit trägt, um so eher man erwarten, dass ihm j e n e E i g e n t ü m l i c h k e i t z u k o m m e n Bei Wahrscheinlichkeiten gemeinen rungen am dieser A r t haben wenigsten derselben durch Dispersion anzunehmen. w e g s ein B e w e i s wir nämlich im erfahrungsmässigen äussere Einflüsse als die mässig hältnisse Wahrscheinlichkeit häufig auch objektiv der Zahl physische bestätigt. findet wahrscheinlicher sich erfahrungs- S o sind z. B . die V e r ­ der im A l t e r o — 1 J a h r gestorbenen von absoluten U n t e r s u c h t man aber diese normale eine zu den lebend G e b o r e n e n desselben Näherungswerte von Jahren, Verände­ für das F e h l e n solcher E i n w i r k u n g e n , aber es subjektive und M ä d c h e n all­ Grund, U n s e r Nichtwissen ist allerdings keines­ macht doch diese A n n a h m e zunächst subjektiv und darf werde. so wird Dispersion man finden. Sterbenswahrscheinlichkeiten. empirischen bei Werte in einer beiden Geschlechtern Dieses Knaben Geschlechtes Resultat lässt Reihe eine über­ sich voraus­ sehen, da wir imstande sind, eine A n z a h l konkreter äusserer U r ­ sachen nachzuweisen, wie Cholera, wirtschaftlichen Notstand u.s.w., die tiefgehende S t ö r u n g e n der normalen hervorrufen. Sterblichkeitsverhältnisse D a g e g e n sehen wir nicht ein, weshalb diese äusseren E i n w i r k u n g e n speeifisch verschieden auf das männliche und das — weibliche Geschlecht 200 einwirken — sollten, solange die Lebensart der beiden Geschlechter, wie es in der K i n d h e i t der F a l l ist, g a n z dieselbe ist. Daher darf Sterbenswahrscheinlichkeit man vermuten, dass die relative der beiden Geschlechter in der K i n d ­ heit trotz der V e r ä n d e r u n g e n der absoluten konstant bleibe, und dies haben wir oben bestätigt gefunden, indem sich normal-zufällige Dispersion keit der empirischen W e r t e jener Sterbenswahrscheinlich­ herausstellte. 31. B e i relativ kleinen G r u n d z a h l e n zeigt, u m noch einige Beispiele anzuführen, das V e r h ä l t n i s der jährlichen Zahl burten zu der B e v ö l k e r u n g der G e ­ eines Gebietes m a n c h m a l eine dem M a x i m u m nahe k o m m e n d e Stabilität. Dieses V e r h ä l t n i s kann als eine zusammengesetzte Totalwahrscheinlichkeit betrachtet werden, die durch ein S y s t e m von U r n e n versinnlicht werden kann, von welchen eine A n z a h l n u r die dem negativen F a l l e F a r b e enthält. entsprechende D e r aus der U n g e n a u i g k e i t der B e v ö l k e r u n g s z a h l entspringende Fehler kann vernachlässigt werden. Untersucht m a n dieses V e r h ä l t n i s für g a n z e L ä n d e r , deren B e v ö l k e r u n g nach Millionen zählt, so normal-zufällige ist der sehr grossen Grundzahl Schwankungskomponente klein, so dass Q einen fast wegen die verschwindend ziemlich grossen W e r t erhält, a u c h wenn die physische S c h w a n k u n g an sich nur g e r i n g ist. D a g e g e n tritt in kleineren Gebieten die erstere K o m p o n e n t e überwiegend her­ vor und Q nähert sich in U e b e r e i n s t i m m u n g mit der Theorie der Einheit. S o finden wir in der englischen Grafschaft R u t l a n d nach den E r g e b n i s s e n der bei einem In 1 1 Jahre Mittelwerte jenes Westmoreland ist R r = 6 , 6 und r = 4,6. in 1865—75 R = I O , I Verhältnisses von derselben Periode E b e n s o finden und r=7,5, 299 auf 10.000. der Mittelwert 3 0 3 , wir in R u t l a n d in j e n e m Zeiträume die allgemeine Heiratswahrscheinlichkeit des einen oder d e s anderen G e s c h l e c h t e s (wobei die G r u n d z a h l also nur u n g e f ä h r der H ä l f t e der B e v ö l k e r u n g g l e i c h ist) sehr nahe konstant, da bei einem Mittelwert v von 1 3 0 a u f 1 0 0 0 0 der W e r t von der von r aber gleich 7,1 gefunden wird. gegen ist R = 8,4, r = die Dispersion übernormal: R=7,2, I n W e s t m o r e l a n d da­ der Mittelwert ist 1 3 5 , 4, >). 4 I ) L. v. B o r t k i e w i c z hat gezeigt, dass bei grossen Beobachtungszahlen, aber s e h r k l e i n e n Ereigniszahlen die Wirkung der Veränderungen der Lexis, B e v ö l k e r u n g « - u. M o r a l a t a t i s t i k . Wahrscheinlichkeit 14 2IO U n t e r s u c h e n wir nun auch die oft bewunderte Stabilität der relativen B e t e i l i g u n g der verschiedenen Civilstandsklassen an den Eheschliessungen. D a hier eine r e l a t i v e Wahrscheinlichkeit zu G r u n d e liegt, so dürfte man um so eher erwarten, dass die S t a b i ­ lität solcher R e i h e n d e m M a x i m u m n a h e k o m m e . doch nicht der Fall. gleichend-statistischen stellung dieser Wenn wir Tabellen in den 1 von Bodio ) Verhältnisse für mehrere E s ist dies j e ­ verdienstlichen die Länder ver­ Zusammen­ und meistens 1 1 J a h r e überblicken, so ergiebt schon eine vorläufige S c h ä t z u n g , dass bei der M e h r z a h l der Staaten eine stark übernormale D i s ­ persion vorhanden ist, während nur bei zweien, nämlich bei E n g ­ land weit Ii u n d S c h w e d e n , die Dispersion von Jahren 8168 der normalen 1865—75 im Mittel Eheschliessungen sich entfernt. In auf zwischen mit S c h w a n k u n g e n zwischen den wenigstens nicht allzu England kamen in den 1 0 0 0 0 T r a u u n g e n überhaupt Junggesellen und Grenzen 8 1 2 5 und Jungfrauen, 8194. Die S c h w a n k u n g e n sind an sich klein, aber dennoch grösser als die­ jenigen, welche bei den Versuchsresultaten an einer U r n e zu er­ warten wären, w e n n jede S e r i e eine der durchschnittlichen jähr­ lichen Zahl der Eheschliessungen A n z a h l von V e r s u c h e n enthielte. (die 1 9 0 0 0 0 übersteigt) gleiche D e n n nach dem letzteren S c h e m a ist die wahrscheinliche A b w e i c h u n g r — 6,0, während man direkt aus den Q u a d r a t e n der beobachteten A b w e i c h u n g e n findet R = 1 3 , 5 . H i e r a u s ergiebt sich p = 1 2 , 1 , w a s vergleichsweise allerdings eine massige physische Dispersion S c h w a n k u n g g l e i c h bleibt 2 anzeigt ). Wenn diese physische und nur die normal-zufällige K o m p o ­ nente durch V e r m i n d e r u n g der G r u n d z a h l (der E h e s c h l i e s s u n g e n ) sich vergrössert, R=23,9 nahe kommen. monatsweise den so wird bei und r = 2 o , 6 sein, W ä r e n die gegeben, einer G r u n d z a h l von also Q 1 6 0 0 0 schon der E i n h e i t schon ziemlich betreffenden Verhältniszahlen w o d u r c h die G r u n d z a h l a n g e g e b e n e n B e t r a g herabgebracht würde, so also u n g e f ä h r auf könnte m a n ebenfalls auf ein Minimum sinken und nahezu normale Dispersion entstehen kann. Das Gesetz der kleinen Zahlen, Leipzig 1 8 9 8 . 1) Movimento dello stato civile. Anno 1 8 7 5 . Introduzione, p. X V I I I — X X I V . 2) Bei verschiedenen Reihen müssen natürlich die Schwankungskomponenten der Wahrscheinlichkeit v selbst (im obigen Falle also 0,00121) oder gleicher Funktionen dieser Wahrscheinlichkeit verglichen werden. — 2 11 — prüfen, ob Q wirklich sich ungefähr auf die theoretisch voraus­ gesehene G r ö s s e reduziert. W a s S c h w e d e n betrifft, so beträgt der entsprechende Mittel­ wert in denselben 1 1 J a h r e n 8497, mit extremen A u s s c h l ä g e n bis S418 und 8555. M a n findet R = 33,8, r = i 4 , 6 , also Q — 2 , 3 1 5 und demnach die physische Dispersion = 30,5. Diese Zahl, die unmittelbar mit der für E n g l a n d gefundenen vergleichbar ist, be­ weist also, dass im letzteren L a n d e die Stabilität des untersuchten Verhältnisses bedeutend grösser ist als in S c h w e d e n . 32. A u f weitere A n w e n d u n g e n der Theorie müssen wir hier verzichten. D i e angeführten Beispiele aber dürften hinreichen, um den N u t z e n dieser U n t e r s u c h u n g s m e t h o d e klar zu m a c h e n . Dieselbe führt zur K e n n t n i s derjenigen Zahlenverhältnisse, die gewissermassen als massenphysiologische K o n s t a n t e n zu betrach­ ten sind. G a n z unverändert werden dieselben allerdings im L a u f e der Zeit nicht bleiben, aber um so wichtiger ist es, die säkularen V e r ä n d e r u n g e n dieser stabilsten demologischen E l e m e n t e g e n a u zu verfolgen. A u c h wenn eine physische Dispersionskomponente verdeckt bleibt, liefert das A u f t r e t e n der normal-zufälligen D i s ­ persion eines Verhältnisses immer den Beweis, dass das theo­ retische Gesetz der S c h w a n k u n g e n , das nicht auf Z w a n g , sondern auf den K o m b i n a t i o n e n der C h a n c e n beruht, in den untersuchten Zahlenverhältnissen die überwiegende R o l l e spielt. Andererseits finden wir, dass die g e w ö h n l i c h bewunderte R e g e l m ä s s i g k e i t demologischer und moralstatistischer Zahlenreihen niemals den G r a d der Stabilität überschreitet, der bei entsprechend eingerich­ teten V e r s u c h e n des Glücksspiels mit festen C h a n c e n zu erwarten ist; ja, man darf behaupten, dass dieser G r a d bei den bisher unter­ suchten Verhältnissen niemals in aller S t r e n g e auch nur erreicht wird. A l s die zu bestimmende und zu vergleichende Dispersion der statistischen R e i h e n betrachten wir nur die physische K o m p o ­ nente, die nach E l i m i n i e r u n g der mit der Grundzahl wechselnden normal-zufälligen K o m p o n e n t e übrig bleibt. D i e s e physische D i s ­ persion nehmen wir einfach gleich N u l l an, wenn das K r i t e r i u m der normal-zufälligen Dispersion mit hinreichender G e n a u i g k e i t erfüllt ist, anderenfalls aber giebt die F o r m e l für p einen allge­ meinen und vergleichbaren A u s d r u c k für dieselben. B i s zu welchem G r a d e die durchschnittliche A b w e i c h u n g für denselben 14* 2 12 Z w e c k dienlich ist, hat sich im L a u f e dieser U n t e r s u c h u n g eben- i) Ausser dem Geschlechtsverhältnis der Geborenen und dem der Gestorbenen in gewissen Altersperioden hatte ich anfangs kein anderes "Wahrscheinlichkeitsverhältnis mit sicher nachweisbarer normaler Dispersion gefunden. Dass insbesondere die beobachtete wahrscheinliche Abweichung der Sterbenswahrscheinlichkeit der Knaben und der Mädchen im ersten Lebensjahre um ein Vielfaches grösser ist als die theoretisch berechnete, habe ich in der „Theorie der Massenerscheinung" an einem der belgischen Statistik entnommenen Beispiel gezeigt. Nach neueren Untersuchungen kommt indes annähernd normale Dipersion in zahlreicheren Fällen vor, als ich ursprünglich ange­ nommen habe. So hat namentlich P e e k (Das Problem vom Risiko in der Lebens­ versicherung in Baumgarten's Zeitschrift für Versicherungsrecht und -"Wissenschaft, Bd. V ( 1 8 9 9 ) , S. 1 6 8 ff.j aus der niederländischen Sterblichkeitsstatistik für die Jahre 1 8 8 0 — 1 8 8 9 nachgewiesen, dass die Dispersion der Sterbenswahrscheinlichkeit im ersten und zweiten Lebensjahre allerdings in sehr hohem Grade und auch in den nächsten Jahren noch erheblich übernormal ist, dass sie aber vom 8. Jahre ab befriedigend normal wird und weitere Untersuchungen haben zu ähnlichen Resultaten geführt. Auch in W e s t e r g a a r d ' s Lehie von der Mortalität und Morbilität ( 2 . Aufl. 1 9 0 1 ) sind ver­ schiedene sonstige Uebereinstimmungen zwischen Theorie und statistischer Beobachtung nachgewiesen. Eine Kritik der Anschauungen von der statistischen „Gesetzmässigkeit" giebt K . "Wagner, Das Problem vom Risiko in der Lebensversicherung (Jena 1 8 9 8 ) . Vergl. auch L. v. B o r t k i e w i c z , Kritische Betrachtungen zur theoretischen Statistik in Conrad's Jahrbüchern, III. F. Bd. VIII, S. 6 4 1 ff., Bd. X , S. 3 2 1 ff., Bd. X I , S. 6 7 1 ff. (1894—1896). IX. Naturgesetzlichkeit und statistische Wahrscheinlichkeit. i. D a s Verhältnis der statistischen R e g e l m ä s s i g k e i t e n zu den naturgesetzlichen V o r g ä n g e n , das in den vorstehenden Abhand­ l u n g e n mehrfach berührt worden ist, m ö g e jetzt hier n o c h einer kurzen zusammenfassenden E r ö r t e r u n g unterzogen A l s N a t u r g e s e t z bezeichnen g a n g e s , der bestimmten oder Stein wir den A u s d r u c k eines V o r ­ nach gesicherter wissenschaftlicher E r f a h r u n g unter B e d i n g u n g e n und bei Hemmungen wiederholt. werden. sich in a l l e n Abwesenheit Fällen von S t ö r u n g e n auf bestimmte Art S o ist es ein Naturgesetz, dass ein nicht unterstützter zu B o d e n fällt, dass ein trockener mit S e i d e , geriebener Glasstab elektrisch wird, dass in der N ä h e eines v o n einem elek­ trischen S t r o m durchlaufenden D r a h t e s die M a g n e t n a d e l a b g e l e n k t wird u. s. w. Einen e x a k t e n Gesetz erst dann, wenn C h a r a k t e r aber hat der ihm entsprechende ein solches V o r g a n g auch q u a n t i t a t i v g e n a u bestimmt ist, w e n n also das G e s e t z m a t h e ­ matisch formuliert ist. S o gilt für das F a l l e n des Steines in der N ä h e der E r d o b e r f l ä c h e das Galilei'sche F a l l g e s e t z , für die Gravitation auf beliebig grosse E n t f e r n u n g e n von^äer E r d e aber das N e w t o n ' s c h e Gesetz. S o l c h e mathematisch formulierte N a t u r ­ gesetze kennen wir bisher nur im G e b i e t der Naturerscheinungen es m ö g l i c h ist, anorganischen und a u c h hier nur in den Fällen, in die E r s c h e i n u n g e n auf einfache denen gleichmässige E l e m e n t a r v o r g ä n g e unter bekannten B e d i n g u n g e n zurückzuführen. D i e s ist teils durch unmittelbare B e o b a c h t u n g möglich, w i e den Bewegungen der Himmelskörper, die störenden, von bei dem Gravitationsgesetz u n a b h ä n g i g e n E i n w i r k u n g e n nicht unterworfen sind; in den meisten F ä l l e n aber müssen auf dem W e g e des E x p e r i m e n t s die E l e m e n t a r v o r g ä n g e isoliert und die und gleichmässigen B e d i n g u n g e n derselben werden. einfachen künstlich J e mannigfaltiger und veränderlicher die hergestellt Bedingungen sind, unter denen die Naturerscheinungen auftreten, desto weniger sind wir imstande, sie aus e x a k t e n Naturgesetzen abzuleiten, selbst w e n n diese für die E l e m e n t a r Vorgänge g e g e b e n sind. wir zwar die hydrodynamischen und S o kennen aerodynamischen Grund­ gesetze, auch die G e s e t z e der W ä r m e s t r a h l u n g und W ä r m e l e i t u n g , dennoch Luft aber können wir die B e w e g u n g e n des M e e r e s und der und ihre T e m p e r a t u r ä n d e r u n g e n an einem gegebenen Ort nicht voraussagen, da diese von der F o r m und der Oberflächen­ gestalt der W e l t t e i l e und den Zuständen des M e e r e s und der A t m o s p h ä r e auf der ganzen E r d e a b h ä n g i g sind. Die physiologischen V o r g ä n g e in den O r g a n i s m e n haben zum Teil einen physikalischen oder können naturgesetzlichen soweit einer gebracht werden. lierte elementare exakten chemischen Charakter Fassung und nahe­ E i n e Z u r ü c k f ü h r u n g auf mathematisch formu­ M o l e k u l a r b e w e g u n g e n ist j e d o c h bisher nicht g e l u n g e n und bei den U n t e r s u c h u n g e n auf diesem G e b i e t e macht sich a u c h der U m s t a n d störend bemerkbar, dass die zu V e r s u c h e n dienenden O r g a n i s m e n mehr oder w e n i g e r grosse individuelle Verschiedenheiten darbieten und die Gleichheit der B e d i n g u n g e n des E x p e r i m e n t s oft nur u n g e n ü g e n d hergestellt werden kann. V o l l e n d s aber sind wir nicht imstande, die G e s e t z e der or­ ganischen F o r m e n b i l d u n g auf exakte, also mathematische A u s ­ drücke zu bringen. E s handelt sich hier namentlich um die em­ bryologische E n t w i c k e l u n g der verschiedenen Organismen. lässt sich für jede A r t ein regelmässiger V e r l a u f feststellen, g a n z abgesehen davon, dass wir schlechterdings nichts über die U r s a c h e n wissen, durch die der A u f b a u des werdenden m u s aus den zustande ihm kommt, Organis­ zugeführten Nährstoffen in bestimmter ist dieser V e r l a u f wie Produkt individuellen Verschiedenheiten die neugeborenen Tiere derselben Es aber auch das Form schliessliche unterworfen. S o zeigen A r t mannigfache Variationen in B e z u g auf Grösse, G e w i c h t , F a r b e , namentlich aber a u c h in B e z u g auf ihre L e b e n s f ä h i g k e i t , wie j a in betreff des M e n s c h e n oben als wahrscheinlich dargethan worden ist, dass die sogenann­ ten Gesetze der L e b e n s d a u e r hauptsächlich aus der ursprünglichen Veranlagung der Neugeborenen abzuleiten sind. Daher bildet 2i5 — a u c h eine aus einer — sehr grossen Zahl von B e o b a c h t u n g e n ab­ geleitete A b s t e r b e o r d n u n g einer Generation k e i n e s w e g s den A u s ­ druck eines e x a k t e n Naturgesetzes, sondern sie giebt nur eine zahlenmässige D a r s t e l l u n g der W i r k u n g e n der in einer grossen Gesamtheit von Geborenen auftretenden individuellen Verschiedenheiten B e d i n g u n g e n der Lebensdauer. A n sich könnte der man erwarten, dass alle M e n s c h e n hinsichtlich ihrer Lebenskraft als gleichartige Individuen geboren würden, und wenn dies zuträfe, so könnte man das N a t u r g e s e t z aufstellen: der M e n s c h wird, w e n n er nicht durch U n f a l l oder äussere G e w a l t getötet J a h r e alt. wird, so und so viele In W i r k l i c h k e i t aber zeigt sich, dass die A n g e h ö r i g e n der Spezies M e n s c h in B e z u g auf ihre L e b e n s f ä h i g k e i t in h o h e m G r a d e individualisiert sind. für M a n müsste daher, um N a t u r g e s e t z e diese E r s c h e i n u n g e n formulieren eine gewisse Zahl zu können, imstande sein, verschiedener K o m p l e x e von bestimmten B e ­ d i n g u n g e n aufzustellen und nun zu s a g e n : alle M e n s c h e n , für welche der B e d i n g u n g s k o m p l e x A besteht, haben ein natürliches Lebensalter von a Jahren, alle unter dem B e d i n g u n g s k o m p l e x B stehenden haben ein solches von b J a h r e n u. s. w. E s ist im höchsten G r a d e zweifelhaft, ob wir jemals a u c h nur annähernd zur L ö s u n g dieser A u f g a b e gelangen. A b e r wir haben stens noch eine weitere E r f a h r u n g gemacht. wenig­ W i r k ö n n e n aller­ d i n g s nur die V e r t e i l u n g der aus einer Generation hervorgehenden Sterbefälle nach Altersklassen feststellen ; aber wir finden weiter, dass sich annähernd dieselbe V e r t h e i l u n g a u c h bei den vorher­ g e h e n d e n und den nachfolgenden Generationen w i e d e r h o l t . w ü r d e natürlich auch der F a l l sein, zahlreichen G r u p p e n mit naturgesetzlich bestimmtem bestände und wenn ausserdem — Dies wenn j e d e Generation aus ebenfalls Sterbealter naturgesetzlich — diese G r u p p e n in jeder Generation in gleichen Verhältnissen auf­ träten. Die thatsächlich näherungsweise bestehende Ueberein­ s t i m m u n g der A b s t e r b e o r d n u n g verschiedener Generationen spricht nun jedenfalls für die E x i s t e n z naturgesetzlicher G r u n d l a g e n der Sterblichkeitsverhältnisse und insbesondere wird man schliessen dürfen, dass die Individuen verschiedener Generationen hinsicht­ lich ihrer G r u p p i e r u n g nach der L e b e n s f ä h i g k e i t annähernd gleich­ a r t i g sind, sich gewissermassen ersetzen oder vertreten können, dass also mit anderen W o r t e n die Individuen aus verschiedenen Generationen in dieser B e z i e h u n g bis zu einem gewissen Grade — 2l6 — als f u n g i b e l betrachtet werden können. Individuen, die die D i e s e Fungibilität der Individualisierung teilweise wieder aufhebt, wird auch im folgenden im A u g e zu behalten sein. 2. M i t den organischen B i l d u n g s v o r g ä n g e n in der E n t w i c k e lungsperiode, dem W a c h s t u m u n d d e m weiteren Lebenslauf der O r g a n i s m e n nahe verwandt sind die biologischen Thatsachen, die auf d e m tierischen T h u n r beruhen, w e n n w ir die B e z e i c h n u n g „ H a n d e l n " dem bewussten und überlegten menschlichen „ T h u n " vorbehalten. A u c h von diesen V o r g ä n g e n können viele, wenn auch nicht auf mathematisch exakte, so d o c h auf d e s c r i p t i v e gesetze zurückgeführt werden. Natur- D a s s ein h u n g r i g e s R a u b t i e r sich auf eine ihm z u g ä n g l i c h e B e u t e stürzt, ist ohne Zweifel eine natur— gesetzliche Erscheinung. stinktiven T h ä t i g k e i t der Brutpflege der E b e n s o bildet Vögel, Bienen u. s. w. Thiere, der die D a r s t e l l u n g der in- wie des Lebensweise N e s t b a u e s und der der der den A u s d r u c k beschreibender diese Tiere in allen entgegenstehen, in F ä l l e n , in diesen denen ihnen Beziehungen Ameisen, Naturgesetze, keine da Hindernisse gleichmässig verfahren. A b e r die höher organisierten Tiere weisen a u c h T h ä t i g k e i t e n auf, die nicht einfach als instinktive R e f l e x e konkreten U m s t ä n d e n angepasst erscheinen, sondern den sind oder auf E r f a h r u n g , E r - ziehung oder G e w o h n h e i t beruhen, kurz einen individuellen C h a r a k ter haben und d e m n a c h nicht unter das S c h e m a der N a t u r g e s e t z e gestellt werden können. E i n kluger, an menschlichen Umgang g e w ö h n t e r H u n d z. B . wird sich unter gleichen U m s t ä n d e n g a n z anders verhalten als ein roher K e t t e n h u n d . D e r Spielraum dieser individuellen T h ä t i g k e i t e n der Tiere h ä n g t von Intelligenz a b , ist aber auch bei ordentlich viel beschränkter Menschen. Reize den als bei dem G r a d e ihrer höchststehenden einem normal ausser- entwickelten B e i diesem tritt die instinktive und die durch blosse ausgelöste Thätigkeit hinter der mit Bewusstsein und U e b e r l e g u n g ausgeübten, also dem in der höheren menschlichen N a t u r begründeten D a s mensch- H a n d e l n vollständig zurück. liche HANFL^1p^W>*--wiesept1irh i n d i V i d i i e j L d a es auf unberechenbar m a n n i ^ r ä r a g e ^ A £ t j d j i r i ^ i _ d j e A r t u n d E n e r g i e der W i l l e n s e r r e g u n g und durch die UrteilsfähigkerTlJelr4<?HMEL^ Art der Willenserregung giebt das Motiv wird. des Handelns, Die die Urteilsfähigkeit wählt die zur E r r e i c h u n g des vorgesetzten Z w e c k e s am geeignetsten scheinenden Mittel, die W i l l e n s e n e r g i e b e s t i m m t die N a c h h a l t i g k e i t und Handelns an sich A n s t r e n g u n g , mit verfolgt wird. ganz der D a s menschliche ausserhalb des der Zweck des H a n d e l n fällt daher R a h m e n s der Naturgesetzlichkeit, denn es besteht nicht nur aus dem äusseren V o r g a n g e , sondern a u c h wesentlich aus den diesen bedingenden A k t e n des W i l l e n s und der Intelligenz. völlig gleichen D a h e r findet, streng äusseren Umständen ein genommen, auch menschliches bei Handeln niemals unter völliger Gleichheit aller B e d i n g u n g e n statt. Auch wenn Lage dasselbe kommt, steht I n d i v i d u u m wieder es ihr doch in die vielleicht früher, weil es mittlerweile ä l t e r geworden lebnisse und E r f a h r u n g e n hinter sich hat. der B e d i n g u n g e n des ausüben äussere ist und weitere E r - Diese Individualisierung H a n d e l n s schliesst dass die M e n s c h e n in grosser Z a h l mässig gleiche g a n z anders g e g e n ü b e r als indes k e i n e s w e g s aus, gewisse H a n d l u n g e n g l e i c h - Dnd" regetmässig"wiederholen, denn es können , eben für"viele dlei^IBeTrfieslim^ün gaj¥Ondg"itt gewisser R i c h t u n g e n t s c h e i d e n d ^ j m j i _ ^ u £ r j ^ wirksam "seirT: - -Zrr solchen—ekrrchschlagenden B e s t i m m u n g s g r ü n d e n gehört"" z. B . der staatsgesetz- liche Z w a n g , der mit solcher R e g e l m ä s s i g k e i t und A l l g e m e i n h e i t wirkt, dass m a n den ursprünglich politisch-gesellschaftlichen griff des Gesetzes bildlich auf die F o r m e l für streng auftretende N a t u r v o r g ä n g e übertragen ha.t. Be- regelmässig W i e die zwingenden Gesetze, so bringen auch Sitte, G e w o h n h e i t , M o d e gleichmässige M a s s e n h a n d l u n g e n hervor. Aber alle diese B e s t i m m u n g s g r ü n d e des H a n d e l n s sind selbst wieder veränderlich und beruhenden^TvIassenericheinungen haben daher die auf ihnen k e i n e s w e g s ~dTe StabihtJLt_der_ sich... w i e d i r h o l ^ d . e n , JCornplikatiölien von "Natur- erscheinungen,.-sonde«i-sie zeigen einen h i s t o r i s c h e n CEaraKter, teils mit e r k e n n b a r e r - E n t w i c k e l u n g - i a „bestimmter R i c h t u n g , teils mit unregelmässig veränderlichen Phasen. den volkswirtschaftlichen richteten H a n d e l n liegt Erscheinungen. bei Dasselbe gilt von D e m anf E r w e r b g e - den Einzelnen im allgemeinen das gleiche M o t i v , nämlich das Streben nach möglichst grossem G e winn zu Grunde, aber die Verschiedenheit der geistigen und körperlichen F ä h i g k e i t e n und der A r b e i t s e n e r g i e bringt auch bei gleichen äusseren U m s t ä n d e n sehr verschiedene gebnisse hervor. gung der ethische Dazu kommt Gewinnsucht durch individuelle E r - die B e s c h r ä n k u n g der B e t h ä t i staatliche Vorschriften, durch R ü c k s i c h t e n , durch T r ä g k e i t und Schlendrian, anderer- — 2l8 — seits die Beeinflussung der Volkswirtschaft durch Gemeinsinn und W o h l t h ä t i g k e i t , jedoch auch durch Genusssucht u n d unwirtschaft­ liche K o n s u m t i o n . Diese mannigfaltigen B e s t i m m u n g s g r ü n d e des wirtschaftlichen H a n d e l n s sind aber dem W e c h s e l unterworfen und a b h ä n g i g von dem allgemeinen K u l t u r s t a n d e der Gesellschaft. I n noch höherem M a s s e sind sie bedingt durch die geschichtliche G e s t a l t u n g der Produktionsverhältnisse und die E n t w i c k e l u n g der Produktionstechnik, durch das W a c h s t u m oder die A b n a h m e der B e v ö l k e r u n g , durch die weltwirtschaftlichen W e c h s e l w i r k u n g e n der Nationen aufeinander. 3. A l s o auch g a n z abgesehen von den oft sehr m ä c h t i g e n E i n w i r k u n g e n politisch-geschichtlicher Ereignisse, wie K r i e g und Revolution, erweisen sich die wirtschaftlichen Massenerscheinungen als einen Teil des Geschichtsstoffes der menschlichen Gesellschaft, zeitweilig annähernd in einem Beharrungszustande, im ganzen aber mit bestimmt gerichteten B e w e g u n g e n . Zuweilen treten solche E r s c h e i n u n g e n in längeren oder kürzeren Zeitabständen auf, die eine gewisse A e h n l i c h k e i t untereinander haben, wie z. B . im 19. Jahrhundert eine unregelmässig periodische R e i h e n f o l g e von wirtschaftlichen H e b u n g e n und K r i s e n zu beobachten war. D e n n o c h darf man in solchen W i e d e r h o l u n g e n keine A n a l o g i e einer naturgesetzlichen R e g e l m ä s s i g k e i t sehen wollen, denn die Aehnlichkeiten ergeben sich nur bei einer höchst abstrakten A u f ­ f a s s u n g der E r s c h e i n u n g , mit A b s e h e n von den konkreten T h a t sachen, die doch in den verschiedenen Perioden immer sehr wesentlich verschieden waren. D e r wirtschaftliche A u f s c h w u n g in den J a h r e n 1 8 9 6 — 1 9 0 0 war an sich doch etwas g a n z anderes als der von 1 8 7 1 — 7 3 oder als die der K r i s i s von 1857 vorher­ g e g a n g e n e Spekulationsperiode und vollends waren die vor dem Zeitalter der E i s e n b a h n e n und Telegraphen aufgetretenen K r i s e n und Krisenursachen von wesentlich anderer Natur, als die in ihren allgemeinen Z ü g e n ähnlichen V o r g ä n g e der Neuzeit. N o c h weniger ist man berechtigt, die allgemeinen B e w e g u n g e n der volkswirtschaftlichen E n t w i c k e l u n g , wie den Fortschritt von der Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft und von dieser zu dem mo­ dernen K r e d i t m e c h a n i s m u s oder die fortschreitende V e r d r ä n g u n g des Kleinbetriebs durch den Grossbetrieb und weiter die O r g a n i ­ sierung des Grossbetriebs durch Trusts und S y n d i k a t e naturgesetzlich aufzufassen oder hier v o n „ E n t w i c k e l u n g s g e s e t z e n " zu sprechen. Dieser A u s d r u c k wird überhaupt oft in ungenauer W e i s e für die einfache historische T h a t s a c h e einer bestimmten E r t w i c k e l u n g angewandt. U n t e r E n t w i c k e l u n g ist nichts w e i t e r " zu verstehen, als der kausale Z u s a m m e n h a n g jedes folgenden Z u standes des B e o b a c h t u n g s o b j e k t s mit dem nächstvorhergehenden, ohne W i e d e r h o l u n g eines früheren Zustandes. wickelungsgesetz sich dieselbe E n t w i c k e l u n g in allen holt, wie z. B . bei dem E m b r y o d e m alle F o l g e z u s t ä n d e schon fruchteten V o n einem E n t - aber kann man nur sprechen, erstens, Keims a n g e l e g t wenn gleichartigen F ä l l e n wieder­ einer bestimmten Tierart, bei in dem A n f a n g s z u s t a n d e des be­ sind, und zweitens, wenn wir die K o m b i n a t i o n von Naturgesetzen kennen, die die g a n z e R e i h e von Zuständen beherrscht und in jedem Zeitpunkt den g e g e b e n e n Z u ­ stand herbeiführt, j S o können wir z. B . das E n t w i c k e l u n g s g e s e t z eines glühenden, um eine A c h s e rotierenden Weltkörpers auf­ stellen: er wird sich nach den Gesetzen der W ä r m e l e h r e abkühlen und sich infolge davon zusammenziehen gesetz der M e c h a n i k wird sich Zusammenziehung in einem und nach dem F l ä c h e n ­ seine U m d r e h u n g infolge dieser bestimmten Masse beschleunigen. Dieses E n t w i c k e l u n g s g e s e t z gilt nicht nur für die V e r g a n g e n h e i t des W e l t k ö r p e r s , sondern auch für seine Zukunft, bis seine T e m ­ peratur auf die des W e l t r a u m e s g e s u n k e n ist. Hinsichtlich der wirtschaftlichen und überhaupt der ge­ schichtlichen E n t w i c k e l u n g der menschlichen Gesellschaft ist aber weder die eine noch die andere dieser F o r d e r u n g e n erfüllt. Wir dürfen Ent­ bei ihr nicht einmal, wie es bei der geologischen w i c k e l u n g berechtigt ist, die naturgesetzliche Gleichmässigkeit der Elementarvorgänge annehmen, Gesamterscheinungen sammensetzen. menschlichen in aus denen unberechenbarer sich die verwickelten Mannigfaltigkeit zu­ D e n n die wichtigsten E l e m e n t a r v o r g ä n g e in d e r } Gesellschaft sind stets die durch Intelligenz und W i l l e n bestimmten H a n d l u n g e n des E i n z e l n e n ; diese aber können z w a r thatsächlich unter gleichen U m s t ä n d e n in gewissem M a s s e gleichartig auftreten, aber in längeren Zeiträumen findet stets eine V e r ä n d e r u n g nicht nur der U m s t ä n d e , sondern auch der subjek­ tiven A n s c h a u u n g e n und M o t i v e der in verschiedenen phasen stehenden Individuen statt. Kultur­ U e b e r d i e s sind die B e s t i m ­ m u n g s g r ü n d e für ein gleichartiges H a n d e l n vieler Individuen für •diese niemals nach A r t eines Naturgesetzes zwingend, sondern man kann von ihnen nur mit Wahrscheinlichkeit vermuten, das» sie in der M e h r z a h l der F ä l l e entscheidend sein werden. Die metaphysische F r a g e , o b „ d e r . . M e n s c h , d e m in ihm wirkenden j e weilig stärksten M o t i v mit N o t w e n d i g k e i t folgen m u s s , kommt -. Eier g a r nicht in B e t r a c h t ; es g e n ü g t die erfahrungsmässige T h a t sache, dass bei verschiedenen Bedingungen oft sehr H a n d e l n entsprechend Menschen verschiedene unter gleichen äusseren M o t i v e auftreten und ihr bestimmen. Innerhalb des K r e i s e s der spezifisch wirtschaftlichen T h ä t i g ­ keit des M e n s c h e n lassen sich immerhin mit dem relativ besten E r f o l g e R e g e l n abstrahieren, die auch mit einiger W a h r s c h e i n l i c h ­ keit auf die Z u k u n f t angewandt werden können. Die meisten M e n s c h e n sind in ihrem wirtschaftlichen H a n d e l n nicht frei, sondern durch ihre L e b e n s s t e l l u n g schaftlichen als dienende Glieder dem M e c h a n i s m u s eingereiht; volkswirt­ das Selbstinteresse ist das • d u r c h w e g überwiegende M o t i v , aber die A r t seiner B e t h ä t i g u n g ,' wird durch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen jedes Einzelnen gleichartig und bestimmt, relativ und stetig. diese sind Dennoch für Verhältnisse grosse wird Gruppen man w o h l daran thun, auf die im G r u n d e nur bildliche R e d e n s a r t von den „ N a t u r ­ gesetzen der Volkswirtschaft" zu verzichten. wir, wie die früheren V o r s t e l l u n g e n v o n freien S c h o n jetzt sehen den Naturgesetzen der / K o n k u r r e n z durch die aus freiem W i l l e n der B e t e i l i g t e n ! gebildeten V e r b ä n d e zum Z w e c k der A u f h e b u n g der K o n k u r r e n z ^ bis zu einem gewissen G r a d e ^dementiert werden, und über die \ ^ G e s t a l t u n g der W i r t s c h a f t s o r d n u n g jenseits der nächsten !/. wird uns weder durch die Geschichte noch Zukunft durch die Beob­ a c h t u n g der G e g e n w a r t eine einigermassen sichere V o r a u s s a g u n g ermöglicht. 4. U e b e r h a u p t wird es am besten sein, die spielende logie mit den Naturgesetzen die aus bewussten und überlegten W i l l e n s a k t e n Massenerscheinungen des Ana­ g a n z aufzugeben, wenn es sich u m Menschenlebens hervorgehenden handelt. Die Unter­ s u c h u n g der R e g e l m ä s s i g k e i t e n dieser E r s c h e i n u n g e n bleibt darum nicht weniger interessant und ist die A u f g a b e des Z w e i g e s der Statistik, die man als Moralstatistik zu bezeichnen pflegt. Die Wirtschaftsstatistik ist nur Hülfswissenschaft der V o l k s w i r t s c h a f t s ­ lehre; sondern sie als solches, sie stellt entweder nur die E r g e b n i s s e desselben verfolgt nicht das menschliche Handeln quanti- f 22 1 tativ fest, wie in der Statistik der Produktion, der A u s - und E i n ­ fuhr, der Preise, oder sie giebt, wie in der Berufs- und G e w e r b e ­ statistik, die numerische G r u p p i e r u n g der M i t g l i e d e r der Gesell­ schaft nach ihrer wirtschaftlichen S t e l l u n g und Thätigkeit, endlich sie registriert nur die überhaupt die Bestandteile überhaupt keine Hülfsmittel der Produktion oder oder des Nationalreichtums und hat dann Beziehung zum menschlichen Handeln. Die Moralstatistik d a g e g e n hat als G e g e n s t a n d der B e o b a c h t u n g und der Z ä h l u n g unmittelbar gewisse, irgend hören einer A r t bedeutsame für das Gesellschaftsleben menschliche H a n d l u n g e n ; es in ge­ dazu aber nicht nur V e r b r e c h e n und a u g e n f ä l l i g e unsitt­ liche H a n d l u n g e n , sondern auch gesellschaftlich normale, wie die Eheschliessungen. D u r c h diese aber wird eine V e r b i n d u n g her­ gestellt mit den G e b u r t e n , die, w e n n es sich u m M e n s c h e n han­ delt, nicht bloss eine biologische, sondern auch eine soziale und als mit v o m menschlichen B e d e u t u n g haben. sozialer durch Bedeutsamkeit den W i l l e n a b h ä n g i g auch eine moralische D i e Statistik der Sterbefälle, die ebenfalls von sind, menschlichen wenn sie auch nur ausnahmsweise W i l l e n herbeigeführt werden, schliesst sich hier als nächstverwandter Z w e i g an. 5. Beträchtliche V e r ä n d e r u n g e n Zahlen lassen sich, wie gesagt, Ursachen erklären; treten Schwankungen festzustellen auf, u n d es so in meist den moralstatistischen durch leicht erkennbare diese Zahlen aber stetig mit g e r i n g e n ist zunächst eben nur diese T h a t s a c h e ist nicht viel g e w o n n e n , wenn zu ihrer E r ­ k l ä r u n g g e s a g t wird, dass das ihr zu G r u n d e liegende U r s a c h e n ­ system annähernd konstant geblieben sei. E i n weiterer Schritt aber ist der, dass man diese Zahlen auf Verhältnisse bringt, die die F o r m von genetischen oder analytischen Wahrscheinlichkeits­ ausdrücken haben, und nun untersucht, ob diese als empirische A u s d r ü c k e einer konstanten oder auch einer auf bestimmte A r t veränderlichen mathematischen Wahrscheinlichkeit ansehen lassen. Man erhält dadurch wenigstens einen brauchbaren M a s s t a b für die Stabilität oder Veränderlichkeit dieser Verhältnisse und kann das früher übliche U e b e r m a s s der V e r w u n d e r u n g einschränken, w e n n sich zeigt, dass die S c h w a n k u n g e n in weiteren oder höchstens in denselben G r e n z e n liegen, Reihen von Z ü g e n aus einer wie die der E r g e b n i s s e mehrerer U r n e mit schwarzen und weissen K u g e l n . I m m e r h i n aber bleibt der W u n s c h bestehen, sich einiger- massen eine A n s c h a u u n g von der realen, physischen Bedeutung der einem solchen Verhältniss „zu G r u n d e liegenden W a h r s c h e i n ­ lichkeit" zu verschaffen, scheinlichkeit hat an denn die reine sich g a r keinen mathematische Wahr­ Z u s a m m e n h a n g mit der Wirklichkeit, sondern sie giebt nur A n l a s s zu Kombinationsauf­ gaben unter der Annahme „ungünstiger" F ä l l e . gleich möglicher „günstiger" oder D i e erfahrungsmässige annähernde U e b e r ­ einstimmung solcher R e c h n u n g e n mit den w i r k l i c h e n E r g e b n i s s e n von Glücksspielen wenn wird wenigstens im allgemeinen begreiflich, wir uns z. B . den V e r l a u f der V e r s u c h e mit einem W ü r f e l überlegen. D e r W ü r f e l kann auf unendlich viele A r t e n geworfen werden, diese Verschiedenheiten des V e r l a u f e s k o m m e n aber für das S p i e l g a r nicht in Betracht, es handelt sich lediglich darum, w e l c h e Nummer schliesslich oben liegt. E s sind also nur sechs ver­ schiedene E n d e r g e b n i s s e m ö g l i c h und jedes von diesen k a n n auf unendlich viele A r t e n zustande k o m m e n . gleich W e n n nur die F l ä c h e n gross sind und der S c h w e r p u n k t g e n a u in der M i t t e des W ü r f e l s liegt, so scheint es plausibel, dass die unendlich vielen M ö g l i c h k e i t e n , unter denen eine der sechs N u m m e r n herauskommt, zu den unendlich vielen Möglichkeiten, unter denen jede der übrigen herauskommen kann, mit R ü c k s i c h t auf das hier in F r a g e k o m m e n d e R e s u l t a t sich wie i : i verhalten, woraus sich dann das Verhältnis 1 : 6 für das der M ö g l i c h k e i t e n einer N u m m e r zu der S u m m e aller M ö g l i c h k e i t e n ergiebt. Dieses stellt also gewissermassen die physischeWahrscheinlichkeit des H e r a u s k o m m e n s dieser N u m m e r dar. Dieselbe B e t r a c h t u n g kann m a n natürlich auch auf Z ü g e aus einer U r n e anwenden, die sechs gleiche K u g e l n enthält, v o n denen eine schwarz und fünf weiss sind. das Zahlenverhältnis der schwarzen W e n n man aber über und weissen K u g e l n in der U r n e nichts weiss, so kann man durch häufige W i e d e r h o l u n g der Z i e h u n g e n — natürlich immer mit Z u r ü c k l e g u n g der Kugel — gleichsam die vorhandenen 1 ausprobieren ). physischen Schon gezogenen Möglichkeitsverhältnisse nach einer massigen Zahl I ) Von diesem Standpunkt sind auch die Thatsachen zu beurteilen, aus denen M a r b e (Naturphilosophische Untersuchungen zur Wahrscheinlichkeitslehre, Leipzig 1 8 9 9 ) die Unvereinbarkeit der Erfahrungen beim Glücksspiel mit will. Er hat der Erfahrung nachweisen teils selbst Versuche mit dem Werfen einer Münze angestellt, teils die Ergebnisse des Roulettespiels in Monte Carlo benutzt und so ein immerhin interessantes Material zusammengebracht. Er glaubt nun daraus zeigen zu können, dass die so- — von Versuchen 223 — wird m a n zu d e m S c h l u s s M ö g l i c h k e i t des Z u g e s weiss mehrfach gelangen, dass die grösser sei, als die d e s Z u g e s schwarz, u n d nach einigen hundert V e r s u c h e n wird m a n genannten r e i n e n Gruppen, nämlich solche, die in 2 , 3 , 4 u. s. w. Fällen dieselbe Farbe oder überhaupt dasselbe von zwei gleich wahrscheinlichen Ereignissen aufweisen, weit seltener vorkommen, als es nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung zu erwarten wäre. M a r b e bildet aber dabei aus einer und derselben Versuchsreihe durch Ver­ schiebung des Anfangspunktes der Abzählung eine grosse Anzahl von Gruppen, die nicht voneinander unabhängig sind, sondern teilweise die auch in anderen vorkommenden Fälle enthalten. So werden z. B. aus den 4 0 0 Versuchen mit der Münze zunächst 1 0 0 Gruppen zu 4 aus den Fällen 1 — 4 , 5 — 8, . . . 3 9 7 — 4 0 0 , dann aber auch noch je 9 9 Gruppen aus den Fällen 2 — 5 , 6 — 9 , . . . 3 9 4 — 3 9 7 , aus den Fällen 3 — 6 , 7—10, . . . 395—398 und also 3 9 7 Gruppen gebildet. aus den Fällen 4 — 7 , 8 — 1 1 , . . . 396—399, im ganzen Die wahrscheinlichste Zahl des Vorkommens reiner Vierer2 Gruppen, sei es der einen oder der anderen Art, unter 3 9 7 ist — - 3 9 7 oder rund 5 0 , die wirklich gefundene Zahl aber war 6 9 , also ziemlich viel grösser. Dagegen kamen unter 3 9 3 , 3 9 2 und 3 9 1 auf ähnliche Art durch vielfache Abzählung gebildeten Gruppen zu 8 , 9 und 1 0 gar keine reinen Gruppen vor, während die wahrschein­ lichsten Zahlen bei den angenommenen Versuchszahlen rund 3 , 2 und I gewesen wären. Hierzu ist nun zu bemerken, dass das beobachtete Ereignis in dem als e i n h e i t ­ l i c h e r V o r g a n g a u f g e f a s s t e n successiven Zusammentreffen von 4 Wurfresultaten besteht. Die physische Möglichkeit der verschiedenen Formen dieses Ereignisses wird aber bei 4 0 0 Versuchen nicht 4 0 0 mal, sondern nur 1 0 0 mal ausprobiert. Ob ich 1 0 0 mal viermal nacheinander eine Münze oder 1 0 0 mal je vier Münzen auf einmal werfe, ist vom Standpunkt der Wahrscheinlichkeitsrechnung ganz dasselbe. Im letzteren Falle aber ist ohne weiteres klar, dass die physische Erprobung der Möglichkeit eines bestimmten Resultates, nämlich des Hcrauskommens von 4 mal Wappen oder 4 mal Schrift, nur 1 0 0 mal stattfindet. Bei den successiven Wurfgruppen zu vier aber ist die Sachlage nicht anders. Der physische Thatbcstand ist der, dass 4 0 0 Würfe statt­ gefunden haben. Es steht uns aber frei, den ersten, die beiden oder die drei ersten Würfe ausser acht zu lassen, und wir erhalten dann drei andere Reihen von ViererGruppen, die aber dieselbe thatsächliche physische Giundlage haben, wie die erste, alsonicht als neue, selbständige Erprobungen der Möglichkeit des „günstigen" Falles gelten können. Diese vier Reihen sind demnach, abgesehen von dem Unterschied zwischen 1 0 0 und 9 9 in der Zahl der Fälle, in Bezug auf die untersuchte Frage als identisch, als Ausdruck derselben Möglichkeitsprobe zu betrachten. Denn die blosse Verschieden­ heit der Abzählung derselben physischen Ereignisse zu gleich grossen Gruppen macht ebensowenig einen für die Wahrscheinlichkeitsrechnung in Betracht kommenden Unter­ schied des Thatbestandes des Versuches aus, wie ein solcher zwischen einem Wurf mit vier Münzen und vier Würfen mit einer Münze besteht. Die wahrscheinlichste Zahl des Vorkommens des gunstigen Falles ist in unserem Beispiel in der Reihe von 1 0 0 selbständigen Gruppen t 2 / , die von M a r b e beobachtete Zahl stellt sich, wenn wir den Durchschnitt aus den Ergebnissen der vier äquivalenten Reihen nehmen, auf 1 7 */ . Nun ist aber die Wahrscheinlichkeit dieser r e l a t i v wahrscheinlichsten Ergebniszahl. I J •schon zu der A n n a h m e geführt werden, dass schwarze u n d weisse K u g e l n in dem V e r h ä l t n i s von i : 5 in der U r n e verhanden seien. Stellt man mehrere R e i h e n von V e r s u c h e n in g e n ü g e n d grosser absolut keineswegs gross; sie beträgt sehen Näherungsformel ungefähr 0 , 1 1 3 . nach der Formel - ) - p 100! 12! 88! 88 (7) (iV -TT- oder nach der — (8) Stirline (8) Bestimmt man die wahrscheinliche Abweichung wo p = 0 , 4 7 6 9 , so findet man -f- 2 , 2 3 , d. h. es ist ebenso wahrscheinlich, dass bei 1 0 0 Versuchen 1 0 , 2 7 bis 1 4 , 7 3 günstige Fälle (also reine Vierer-Gruppen vorkommen, als dass irgend eine andere Zahl derselben herauskommt. Nach dieser Versuchszahl von 1 0 0 , nicht nach der von 3 9 7 , ist also die Wahr­ scheinlichkeit des wahrscheinlichsten Falles zu beurteilen und mit dem theoretisch be­ stimmten Vorkommen nicht die Zahl der in 3 9 7 Gruppen beobachteten Fälle, sondern nur der vierte Teil dieser letzteren zu vergleichen. Dass nun in diesem Beispiel die Durchschnittszahl der beobachteten günstigen Fälle noch über die obige Grenze nach der positiven Seite hinausging, ist keineswegs sehr auffallend, denn die Wahrscheinlich­ keit einer solchen Grenzüberschreitung ist noch immer j Die Wahrscheinlichkeit reiner Gruppen von noch grösserer Zahl der Einzelfälle nimmt in starkem Verhältnis mehr und mehr ab und zugleich wird bei derselben Gesamtzahl von Einzelfällen die Zahl der als selbständige Möglichkeitsproben anzusehenden Gruppenfälle immer kleiner. So kann man z. B. aus 4 0 0 Versuchen höchstens 5 7 selbständige Gruppen zu 7 bilden und die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens einer reinen Gruppe dieser Art ist ' / « 4 Die gewöhnlich angewandten Formeln aber versagen jetzt, weil 5 7 nicht mehr als eine „grosse Zahl" angesehen werden kann und die Wahrscheinlichkeit von / schon klein ist. Bei 5 7 Erprobungen ist der wahrscheinlichste Fall, dass gar k e i n e reine l i e i Gruppe herauskommt und die Wahrscheinlichkeit dieses Ergebnisses ist I — j oder 0 , 4 0 9 5 . Der nächste Fall, 1 reine Gruppe auf 5 6 andere, hat nur die Wahrscheinlich­ keit 0 , 3 6 8 6 , für den folgenden, 2 reine auf 5 5 gemischte Gruppen, ist die Wahr­ scheinlichkeit 0 , 1 6 3 5 l die weiteren Glieder der Reihe nehmen rapid ab. u n < Verlangt man reine Gruppen von 8, so geben 4 0 0 Einzelversuche höchstens 5 0 selbständige Erprobungen. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Gruppe ist '/us " " ^ der wahrscheinlichste Fall bei 5 0 Erprobungen ist wieder der, dass k e i n e reine Gruppe erscheint; dessen Wahrscheinlichkeit ist 0 , 6 7 5 3 die Wahrscheinlichkeit der Kom­ bination i reine auf 4 9 gemischte Gruppen beträgt nur 0 , 2 6 0 0 . Bei den Gruppen zu •9 ist die höchste Zahl der möglichen selbständigen Erprobungen in dem Marbe'schen 1 Beispiel 4 4 , die Wahrscheinlichkeit einer reinen Gruppe /76Q, die Wahrscheinlichkeit des wahrscheinlichsten Falles (o reine Gruppen) 0 , 8 4 1 8 , die Wahrscheinlichkeit der Kombination i reine auf 4 3 gemischte Gtuppen nur 0 , 1 4 1 9 . Bei den Gruppen zu 1 0 endlich ist die mögliche Zahl der selbständigen Proben 4 0 , die Wahrscheinlichkeit einer solchen Gruppe ' / , die Wahrscheinlichkeit des wahrscheinlichsten Falles bei 4 0 Proben (o reine Gruppen) 0 , 9 2 4 7 . Man sieht hieraus: wenn die Zahl der selbständigen Erprobungen kleiner ist, als der reeiproke Wert der Wahrscheinlichkeit der fraglichen reinen Gruppe, so ist der wahrscheinlichste Fall, b i 2 — 225 — Zahl an, so wird man, da die M ö g l i c h k e i t s b e d i n g u n g e n ungeändert bleiben, immer annähernd gleiche R e s u l t a t e erhalten. schauungsweise lässt sich Diese A n ­ nun auch auf statistische Verhältnis- dass k e i n e reine Gruppe herauskommt und die Wahrscheinlichkeit dieses Falles wächst um so mehr, je grösser jener reciproke Wert und je kleiner die Zahl der Proben wird. Wenn also M a r b e unter den von ihm benutzten grösstenteils nur formal gebildeten 3 9 3 Gruppen zu 8, 3 9 2 zu 9, 3 9 1 zu 1 0 statt der erwarteten 3 , 2 , 1 gar keine reinen Gruppen fand, so steht das mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung durchaus nicht in Widerspruch, weil diese grossen Gruppenzahlen vom Standpunkt der Wahrschein­ lichkeitsrechnung nur die Bedeutung von 5 0 , 4 4 und 4 0 selbständigen physischen Ver­ suchsgruppen haben, d. h. weil man unter den 8 bez. 9 oder 1 0 Gruppenreihen mit verschiedenen Anfangsfällen nur e i n e Reihe, gleichviel welche, als das Resultat des Gesamtversuchs betrachten und mit dem entsprechenden Ergebnis der Wahrscheinlich­ keitsrechnung vergleichen darf. (Die unvollständigen letzten Gruppen kann man übrigens durch die am Anfang ausser acht gelassenen Glieder ergänzen, um in jeder der zur Auswahl stehenden Reihen genau die gleiche Gliederzahl zu erhalten.) Will man die obige Auffassimg bestreiten, so muss man auch in Abrede stellen, dass ein Wurf mit n Münzen für die Wahrscheinlichkeitsrechnung gleichbedeutend sei mit n Würfen mit einzelnen Münzen. Dasselbe gilt für die von M a r b e mitgeteilten weit grösseren Beobachtungs­ reihen am Roulettespicl. Die erste dieser Reihen z. B. beruht auf I I 4 8 3 einzelnen Spielresultaten, aus denen M a r b e in ähnlicher Weise, wie in dem angeführten Beispiel auch annähernd ebenso grosse Zahlen von reinen Farbengruppen von 2 bis 1 4 Fällen ableitet. So findet er nach Ausscheidung der Zerofälle (die die Wahrscheinlichkeit ' / , haben und zu keiner Farbe gerechnet werden), als wahrscheinlichste Zahl der reinen Gruppen zu 1 0 , 1 1 , 1 2 , 1 3 , 1 4 bezw. 1 7 , 8, 4, 2, 1 unter 1 1 3 3 9 bis I I 2 7 5 seiner künstlichen Gruppen, während nach der Beobachtung nur 7 Gruppen zu 1 0 , 2 zu 1 1 und die übrigen gar nicht vorgekommen sind. Hier ist also wiederum zu sagen : die ganze Reihe der Spiele bildet einen einzigen physischen Thatbestand zur Erprobung der Möglichkeit des Herauskommens der beiden Farben (und des Zern). Man kann die Abzählung zum Zwecke der Gruppenbildung mit jedem beliebigen Einzelfall be­ ginnen (wobei wieder zweckmässigerweise die unvollständigen Gruppen am Schluss durch die am Anfang nicht mitgezählten F"älle ergänzt werden), aber man darf nur eine von diesen Gruppenreihen als das Versuchsresultat annehmen. Sehen wir der Einfachheit wegen von dem Vorkommen der Zerofälle ab, so stellen also z. B. die 1 1 3 0 7 Marbe'schen Gruppen zu 1 2 nur 9 4 2 selbständige physische Versuchsgruppen dar. Die Wahrscheinlichkeit einer reinen Gruppe zu 1 2 ist * / , der wahrschein­ lichste Fall ist o reine Gruppen, die Wahrscheinlichkeit dieses Falles 0 , 6 8 , es kann daher nicht auffallen, wenn er in der Regel vorkommt. AVenn allerdings die 1 1 3 0 7 Gruppen M a r b e ' s gleichbedeutend wären mit 1 2 selbständigen Beobachtungsreihen von 9 4 2 Fällen zu 1 2 , so wäre anzunehmen, dass in diesen Reihen auch einmal oder einigemale eine reine Gruppe erscheint, denn wenn wir jede Reihe als einen einheit­ lichen Versuch auffassen, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass I2mal nacheinander k e i n e reine Gruppe herauskomme, nur 0 , 0 0 9 2 . Aber jene 11 3 0 7 bilden eben keine 1 2 selbständigen Beobachtungsreihen, diese würden vielmehr 1 3 5 6 8 4 Einzelbeobachtungen Lexis, Bevölkeiungs- u. Moralstatistik. 15 3 t n i i zahlen übertragen. Bedingungen Mensch E s giebt z. B . unendlich viele K o m p l e x e von oder U m s t ä n d e n , infolge deren ein dreissigjähriger im L a u f e des 3 1 . Lebensjahres sterben kann, und zwar sind diese B e d i n g u n g e n teils in seiner körperlichen teils in seinen Dreissigjährigen äusseren einer Lebensverhältnissen Bevölkerung werden Beschaffenheit, begründet. Alle nun gleichsam ein J a h r l a n g auf die P r o b e gestellt, ob diese Todesmöglichkeiten für sie zutreffen oder nicht. M a n erhält dadurch eine V o r s t e l l u n g von der für diese G r u p p e bestehenden ungefähre Sterbensmög­ lichkeit, wie m a n sich auch z. B . annähernd eine V o r s t e l l u n g v o n der Bodengestalt eines S e e s verschaffen kann, wenn m a n an einer grossen Zahl von zerstreuten Stellen seine Tiefe misst. boden D e r See­ ist unveränderlich und eine zweite R e i h e v o n M e s s u n g e n wird daher wieder ungefähr dasselbe Bild von ihm ergeben. auch die körperlichen wiederholen Weise, Zustände der dreissigjährigen sich in gewissen aber annähernd Aber Individuen Grenzen, zwar nicht in identischer gleichwertig hinsichtlich des i n Frage erfordern und in einer solchen Anzahl werden sich auch wohl einzelne reine Gruppen finden. heit der Die übliche Formel für die wahrscheinliche Abweichung ist wegen der Klein­ Wahrscheinlichkeit ' / » « « nicht anwendbar. reinen Gruppe zu 1 4 vollends ist nur '/ai«i ^ e r Die Wahrscheinlichkeit einer wahrscheinlichste Fall natürlich wieder o reine Gruppen, die Wahrscheinlichkeit desselben bei 8 0 6 selbständigen Gruppen, die hier höchstens anzunehmen sind, 0 , 9 0 6 und die Wahrscheinlichkeit, dass in 1 4 Reihen von je 8 0 6 selbständigen Gruppen zu 1 4 — also bei 1 5 7 9 7 6 Einzelbeobachtungen — keine einzige reine vorkomme, immer noch 0 , 2 5 1 7 . Durch die von M a r b e beigebrachten Thatsachen wird daher nur bestätigt, dass die physische Möglichkeit eines zusammen­ gesetzten Ereignisses durch Ausprobieren nur nach einer reell begründeten Zahl von Beobachtungsgruppen zu schätzen ist, die nicht durch eine bloss formale weitere Gruppen­ bildung vermehrt werden darf. Ueber die Marbe'sche Abhandlung vgl. auch v. B o r t k i e w i e z in der Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, Bd. C X X I , der die Abhängigkeit der Marbe'schen Gruppen voneinander nachweist. — Auch P e a r s o n (The Chances of death, London 1 8 9 7 , Vol. I, p. 4 2 ff.) behandelt „The scientific aspect of Monte Carlo Roulette". Material, dass das Auftreten Er findet nach dem ihm zu Gebote stehenden der Farben in seiner Gesamtheit dem Gesetz befriedigend entspricht, dass dagegen die Gruppierung der Resultate von der theoretischen erheblich abweicht. mathematischen aufeinanderfolgenden Aber gerade im Gegensatz zu M a r b e findet er, dass die k l e i n e n Permanenzen ein bedeutendes Defizit aufweisen. Versuche mit Ziehungen von Kugeln von W e s t e r g a a r d (Theorie der Statistik, S. 2 2 ff.) stimmten im ganzen befriedigend, ebenso die von ihm untersuchten Lotterieresultate. Vgl. auch die Versuche Q u e t e l e t ' s , Lettres sur la theorie des prob., p. 9 4 u. 3 7 4 . Keiner von diesen Autoren denkt daran, die Gruppen in der vervielfältigen. Weise M a r b e ' s zu — stehenden Der Resultates, 2 2 7 — nämlich des T o d e s im nächsten Jahre. todbringende B e d i n g u n g s k o m p l e x k a n n in unendlich vielen Abstufungen variieren und z i e h u n g als gleichbleibend doch in dieser entscheidenden zu betrachten sein, Be­ ähnlich wie ein W ü r f e l an unendlich vielen verschiedenen Stellen des T i s c h e s und mit unendlich vielen verschiedenen Orientierungen der Kante, um die er sich zuletzt dreht, zu derselben R u h e l a g e mit B e z u g auf die herauskommende N u m m e r g e l a n g e n kann. E s besteht eben die schon erwähnte F u n g i b i l i t ä t der Individuen der aufeinander folgenden Generationen von Dreissigjährigen hinsichtlich der Z u ­ stände, in die sie eintreten und das gilt sowohl von den physio­ logischen und pathologischen Zuständen, als von den äusseren Lebensverhältnissen. 6. Dieselbe B e t r a c h t u n g aber gilt auch für die menschlichen Handlungen von moralstatistischem Interesse. Sie gehen aus K o m b i n a t i o n e n von B e d i n g u n g e n hervor, die teils durch die wirt­ schaftlichen, sozialen teils durch die und sonstigen psychologischen äusseren und Lebensverhältnisse, moralischen E i g e n t ü m l i c h ­ keiten der Individuen g e g e b e n sind. A b e r auch diese individuellen T y p e n wiederholen sich trotz ihrer möglichen unendlichen M a n n i g ­ faltigkeit doch gleichartig mit B e z u g auf das fragliche H a n d e l n . D a s S y s t e m der äusseren und der subjektiven B e d i n g u n g e n dieses H a n d e l n s bildet gleichsam ein annähernd festes R a h m e n w e r k , in das von J a h r zu J a h r neue, gewissermassen einrücken, wodurch mässigkeit herbeigeführt dann die abstrakte Individuen beobachtete wird. Diese statistische Regel­ Betrachtungsweise giebt allerdings keineswegs einen E i n b l i c k in die Einzelheiten des Z u ­ standekommens aber sie hältniszahlen lichkeit der Stabilität der statistischen Verhältniszahlen; verhindert wenigstens zu herrschenden nur R e s u l t a t e die H y p o s t a s i e r u n g dieser V e r ­ G e s e t z e n , während sie in W i r k ­ sind, die aus der verwickelten Mannig­ faltigkeit der E r s c h e i n u n g e n hervorgehen. Zeigen solche auf die F o r m von Wahrscheinlichkeitsausdrücken gebrachten Verhältniszahlen normale Dispersion, sich ihre S c h w a n k u n g e n in den gebnissen d. h. bewegen wie sie bei den E r ­ eines a n a l o g geordneten Glücksspieles an einer U r n e mit schwarzen Konstanz Grenzen, des und weissen Kugeln Bedingungssystems zu erwarten angenommen sind, so werden, darf wie j a auch das Verhältnis der beiden A r t e n von K u g e l n in der U r n e 15* konstant bleibt. als diesem Ist die Dispersion unverkennbar noch geringer, K r i t e r i u m entspricht, so ist anzunehmen, dass die Einzelfälle nicht völlig u n a b h ä n g i g voneinander sind, dass zwischen ihnen irgend welche ausgleichende W e c h s e l w i r k u n g e n oder doch besondere Verhältnisse bestehen, die diese übernormale Stabilität erzeugen. keiten S o können z. B . mehrere verschiedene W a h r s c h e i n l i c h ­ desselben Personen Ereignisses, die für verschiedene G r u p p e n von gelten, n a c h f e s t e n Verhältnissen zu einer Wahrscheinlichkeit mittelbar vereinigt sein, beobachtet werden. deren empirische W e r t e D i e Wahrscheinlichkeit des lichen E r e i g n i s s e s sei für die G r u p p e n g , g , g t p 3 mittleren 2 3 un­ frag­ . . . bezw. p , p , t 2 . . ., die S u m m e der g werde mit G bezeichnet und bei jeder weiteren B e o b a c h t u n g s r e i h e von G Personen bleibe die G r u p p i e r u n g g e n a u eingehalten. D a n n ist der Mittelwert ( g i P - | - g ' I P 2 + gsPs^f- • 1 eine F u n k t i o n mehrerer selbständiger Wahrscheinlichkeiten und die bei einer mehrfach wiederholten B e s t i m m u n g desselben vortretende wahrscheinliche A b w e i c h u n g von dem lichsten W e r t und P her­ wahrschein- wenn q — 0,477 gleich ist dem beobachteten Verhältnis der Summe aller Ereignisfälle zu der G r u n d z a h l G , ohne R ü c k s i c h t auf die Gruppierung. Diesen letzteren A u s d r u c k aber würde man für die wahrscheinliche A b w e i c h u n g halten, wenn man von der festen Gruppierung innerhalb der G e s a m t m a s s e G bei der V e r g l e i c h u n g desselben kleinsten Quadrate bestimmten nichts wüsste und mit der nach der M e t h o d e der wahrscheinlichen Abweichung würde sich daher scheinbar eine unternormale Dispersion heraus­ stellen. E s wäre denkbar, dass die in den verschiedenen Waffen­ g a t t u n g e n eines H e e r e s v o r k o m m e n d e n U n f ä l l e ein Beispiel dieser A r t darböten. Infanterie, D i e Unfallwahrscheinlichkeit ist ohne Zweifel bei K a v a l l e r i e , Artillerie und das V e r h ä l t n i s der S t ä r k e jedes Heeresstärke Pionieren sehr verschieden, dieser Truppenteile zur g a n z e n aber k a n n w e n i g s t e n s für eine l ä n g e r e R e i h e von i) Der wahrscheinliche Fehler der einzelnen Bestimmung der obigen mittleren Wahrscheinlichkeit ist nämlich p ^ 2 (y, p q, - ) - y p q 4 - y p q - j - . .)/G, wo g yx = —— und q = i — p . Der Beweis, dass dieser Ausdruck kleiner ist als der G P enthaltende, findet sich in C o u r n o t ' s Wahrscheinlichkeitsrechnung (deutsch von t x x S c h n u s e ) , S. 113. x 2 2 2 3 3 3 — 2 20 angesehen — Jahren als konstant einfach als Unfallwahrscheinlichkeit werden. N i m m t man für das aber P g a n z e H e e r an, so giebt die o b i g e F o r m e l unter der V o r a u s s e t z u n g fester Verhältnisse der W a f f e n g a t t u n g e n eine zu grosse wahrscheinliche A b w e i c h u n g . Dagegen würde sie richtig sein, wenn die Verhältnisse g /G, l g / G u. s. w. nicht fest, sondern wie empirische W a h r s c h e i n l i c h ­ 2 keitsausdrücke unterworfen mit der G r u n d z a h l wären. In diesem G zufälligen Falle wäre Schwankungen eine gewöhnliche zusammengesetzte Wahrscheinlichkeit vorhanden, wie q p -{- c t -f- . . . c n p„, w o c x 2 p 2 die Wahrscheinlichkeit bezeichnet, dass man in eine U r n e greift, für die die Wahrscheinlichkeit des Ziehens einer schwarzen K u g e l gleich p x ist. F ü r eine solche zusammen­ gesetzte Wahrscheinlichkeit gilt derselbe A u s d r u c k der wahrschein­ lichen A b w e i c h u n g , wie für eine einfache von gleicher Grösse. 7. M a n kann sich überhaupt jede der demographischen oder moralstatistischen B e o b a c h t u n g unterliegende Gesamtheit von P e r ­ sonen nach physischen, wirtschaftlichen und sozialen M e r k m a l e n in (ihrer G r ö s s e nach unbekannte) zerlegt denken, Gruppen g , t in denen das betrachtete denen Wahrscheinlichkeiten vorkommt. diese Wahrscheinlichkeit von hier aus bildet sie vielleicht der g , 2 g 3 u. s. w. E r e i g n i s mit verschie­ I n einigen G r u p p e n wird Einheit dann eine abnehmende nahe kommen; Reihe, bis sie schliesslich durch versc htnd end kleine Verhältniszahlen ausgedrückt wird. E s werden denen die M ö g l i c h k e i t des dann häufig noch G r u p p e n angeschlossen, Ereignisses unzweifelhaft gar in nicht besteht, seine Wahrscheinlichkeit also gleich o ist, wie j a m a n z. B . meistens die jährliche Zahl der G e b u r t e n auf die G e s a m t ­ zahl der man den Bevölkerung zufälligen bezieht. Der Fall ist ähnlich, als wenn Z ü g e n aus einer U r n e mit schwarzen weissen K u g e l n noch eine A n z a h l anderer und aus einer U r n e , die bekanntermassen nur schwarze K u g e l n enthält, folgen Hesse. Ist die Z a h l der Personen, bei denen das E r e i g n i s überhaupt m ö g ­ licherweise eintreten kann, G , die Z a h l der beobachteten Personen aber a G , w o a ; > 1, und ist e die Zahl der beobachteten E r e i g n i s ­ fälle, so wird die nach der kombinatorischen M e t h o d e bestimmte Dispersion der Verhältniswerte e / G = p durch die wahrscheinliche A b w e i c h u n g Q l/ 2 ^ ^ — — ausgedrückt. Bildet man aber mit - der vergrösserten G = G r u n d z a h l <x G den entsprechenden druck, so erhält m a n AusAbän- d e r u n g der wahrscheinlichen A b w e i c h u n g infolge der unberech­ tigten V e r g r ö s s e r u n g der G r u n d z a h l G darstellt. andererseits, gleichen wenn n Grundzahl Beobachtungsreihen G gegeben sind, die mit B e s t i m m t man annähernd der wahrscheinliche A b ­ w e i c h u n g n a c h der M e t h o d e der kleinsten Q u a d r a t e und setzt in diesen A u s d r u c k ebenfalls a G statt G , so verwandelt er sich 2 w e n n [ö ] die S u m m e der Q u a d r a t e der Differenzen der einzelnen p von ihrem Mittelwert bezeichnet. Die beiden A u s d r ü c k e der wahrscheinlichen A b w e i c h u n g von p, deren V e r g l e i c h u n g sich das K r i t e r i u m der Dispersion aus ergiebt, haben sich also durch die unberechtigte V e r g r ö s s e r u n g der G r u n d ­ zahl nicht g l e i c h m ä s s i g g e ä n d e r t und ihre A b ä n d e r u n g e n können daher a u c h nicht zur B e u r t e i l u n g der Dispersion dienen. Im N e n n e r des B r u c h e s unter dem Wurzelzeichen ist zwar in beiden F o r m e l n der F e h l e r a 2 hinzugetreten, d a g e g e n ist der Zähler in der zweiten unverändert geblieben, während in der ersten der in der wirklichen wahrscheinlichen A b w e i c h u n g v o r k o m m e n d e F a k ­ tor sich ( i - p) durch ( i — p / a ) dieser ersetzt ist. A u s d r u c k umsomehr, j e Demnach grösser a vergrössert ist, und daraus f o l g t : wenn bei einer als Wahrscheinlichkeitsgrösse a n g e n o m m e ­ nen Verhältniszahl die G r u n d z a h l durch H i n z u n a h m e indifferenter Einheiten vergrössert ist, so wird das auf die g e w ö h n l i c h e A r t bestimmte M a s s der Dispersion und es kann dann persion Nur also unrichtig, und zwar vermindert, eine in W i r k l i c h k e i t übernormale D i s ­ normal und eine normale unternormal zu sein scheinen. wenn die wirkliche W a h r s c h e i n l i c h k e i t p so klein ist, dass der U n t e r s c h i e d zwischen i — p u n d i — p / a vernachlässigt werden kann, lässt sich auch aus Verhältnissen mit unberechtigter W e i s e bedeutend vergrösserten G r u n d z a h l e n das Mass der Dispersion annähernd richtig ableiten. 8. D i e wendung W a h r s c h e i n l i c h k e i t s r e c h n u n g hat also in ihrer A n ­ auf die D e m o g r a p h i e und die Moralstatistik nur den Z w e c k , einerseits ein verständliches S c h e m a für die V e r t e i l u n g der F ä l l e u n d andererseits einen M a s s s t a b für die Stabilität der statistischen Verhältniszahlen zu bieten. D i e zur E r k l ä r u n g der annähernden K o n s t a n z wie a u c h der Veränderlichkeit derselben geeignete V o r s t e l l u n g ist bereits angedeutet worden: m a n denke sich die Gesamtheit G der Personen, für die das in F r a g e stehende E r e i g n i s überhaupt als m ö g l i c h anzusehen Merkmalen in eine A n z a h l von ist, nach bestimmten möglichst h o m o g e n e n G r u p p e n zerlegt, deren A n g e h ö r i g e also während der Beobachtungsperiode, als die wir das J a h r annehmen, in B e z u g auf das E r e i g n i s auf die P r o b e gestellt dass werden. E s ist nun eine plausible A n n a h m e , die objektive M ö g l i c h k e i t des Ereignisses innerhalb jeder h o m o g e n e n G r u p p e durch das Verhältnis der Zahl der Personen, bei denen es eintritt, zu der G e s a m t z a h l der G r u p p e ausgedrückt werden, und da der physische, wirtschaftliche und soziale Charakter der Gruppe wundern Jahr gleich können, zu J a h r - bleibe!T söTT,~so" wird man sich a u c h w'enn cTTese Möglichkeitsverhältnisse sich nicht viel ändern, zumal m a n auch eine nicht von gewisse Fungibilität der in der G r u p p e sich nach und nach ersetzenden Individuen mit R ü c k s i c h t auf das fragliche E r e i g n i s voraussetzen darf. E s ist eines solchen a u c h nicht erstaunlich, Schwankungen Verhältnisses aufweisen, den und wenn die V e r ä n d e r u n g e n C h a r a k t e r von in diesem zufälligen F a l l e kann das Ver­ hältnis als der empirische A u s d r u c k einer mathematischen W a h r ­ scheinlichkeit betrachtet werden. W i r können aber darüber nichts unmittelbar entscheiden, da wir die h o m o g e n e n G r u p p e n g a r nicht E s k o m m t nun darauf an, wie weit die G r u p p e n selbst von J a h r zu J a h r veränderlich sind. wirklich unterscheiden können. Da sie von der G r ö s s e der B e v ö l k e r u n g a b h ä n g e n und auch durch wirtschaftliche und soziale B e d i n g u n g e n bestimmt sind, so werden sie sich im allgemeinen im L a u f e der Zeit, wenn auch mit w e c h ­ selndem Tempo und zeitweiligen R ü c k s c h l ä g e n , in R i c h t u n g , zunehmend oder abnehmend entwickeln. bestimmter A u c h in den Verhältnissen der S t ä r k e der einzelnen G r u p p e n zu der ganzen beobachteten Gesamtheit werden diese historischen V e r ä n d e r u n g e n hervortreten, aber w e g e n der menschlichen von io, 20 der im ganzen bestehenden Zustände wird m a n in massigen und bei rein Stetigkeit Zeiträumen demographischen E r s c h e i n u n g e n n o c h mehr J a h r e n eine ziemlich grosse Stabilität dieser G r u p p i e r u n g s ­ verhältnisse erwarten dürfen. ten G r u p p i e r u n g e n werden N u r bei a b s i c h t l i c h fest g e r e g e l ­ sie, wie die Verhältnisse y in dem — 232 — o b i g e n Beispiel, unverändert bleiben können, d a g e g e n ist es leicht denkbar, dass sie, Schwankungen empirische wie von die oben zufälligem erwähnten Verhältnisse c, Charakter Wahrscheinlichkeitsgrössen zeigen, verhalten. Wenn dasselbe a u c h für die Wahrscheinlichkeiten p in den Gruppen gilt, so hat auch das unmittelbar nur also sich wie dann einzelnen beobachtete Total­ verhältnis e / G , w e n n e die Zahl der Ereignisfälle in einem J a h r bedeutet, den Charakter einer Wahrscheinlichkeitsgrösse und dem­ nach normale Stabilität. die der Bevölkerung massigen Zahl V i e l e Gruppierungsverhältnisse, wie z. B . nach von Jahren dem Alter, werden wahrscheinlich aber weniger in einer schwanken, als nach dem G e s e t z der zufälligen A b w e i c h u n g e n zu erwarten wäre. W e n n dann trotzdem das beobachtete V e r h ä l t n i s e / G über­ normale Dispersion normale Schwankungen zeigt, G r u p p e n erklären müssen. so der wird man sich Verhältnisse p dies durch in den über­ einzelnen W ä r e n diese letzteren S c h w a n k u n g e n normal, so könnte durch die grosse Stetigkeit der G r u p p i e r u n g s ­ verhältnisse, wenn auch nicht in d e m Masse, wie bei voller F e s t i g ­ keit derselben, eine gewisse verhältnisses e / G herbeigeführt sich um moralstatistische übernormale werden, Beobachtungen greiflich und erklärlich bliebe. Stabilität des Total­ die aber, auch wenn handelte, es durchaus be­ 1 X. Naturwissenschaft und Sozialwissenschaft ). i. Das grosse Reich der Erfahrungswissenschaften vom M e n s c h e n umschliesst eine A n z a h l innerlich selbständiger G e b i e t e , deren Inhalt sich nach den verschiedenen Seiten bestimmt, von denen aus die F o r s c h u n g den M e n s c h e n erfassen kann. A l s ein T y p u s des organischen N a t u r l e b e n s wird der M e n s c h zum G e g e n s t a n d verschiedener Disciplinen von rein naturwissen­ schaftlichem Charakter. Als T r ä g e r eines höher entwickelten Seelenlebens stellt er der empirischen P s y c h o l o g i e und der S p r a c h ­ wissenschaft Prozesse ihre jenes mitttelbarste Aufgaben, Seelenlebens Kollektivprodukt indem erstere erforscht, der die letztere eigenartigen aber menschlichen das u n - Denkfähigkeit untersucht. A b e r der M e n s c h ist nicht nur in seinem physischen und psychischen S e i n , sondern a u c h in seinem T h u n der wissenschaft­ lichen B e t r a c h t u n g zu unterwerfen. E r ist nicht nur ein mit der F ä h i g k e i t des E m p f i n d e n s und D e n k e n s ausgestattetes Naturwesen, sondern auch eine n a c h M o t i v e n handelnde und für ihr H a n d e l n verantwortliche Persönlichkeit, die nicht isoliert, sondern in einer gesellschaftlichen V e r e i n i g u n g steht. D i e verantwortlich handelnde Persönlichkeit ist nun zunächst das Grundelement wenigstens der im engeren Geschichte. S i n n e gefasst, Aber diese Wissenschaft, sucht in jenem H a n d e l n vor allem das Individuelle, E i n - und E i g e n a r t i g e , sowohl in der Initiative der historischen Persönlichkeiten, als in den grossen V ö l k e r b e w e g u n g e n , die durch politische K a t a s t r o p h e n oder w a l t i g e E v o l u t i o n e n des K u l t u r l e b e n s bezeichnet ge­ werden. i) Antrittsvorlesung, gehalten in Dorpart i m August 1 8 7 4 . Ein Auszug ist in der „Neuen Dörpt'schen Zeitung" veröffentlicht. — Ausser diesem 234 historischen — giebt es j e d o c h 'auch ein un­ historisches, im einzelnen nicht erzählbares T h u n und L e i d e n der M e n s c h e n das den H i n t e r g r u n d des historischen bildet und seine eigene Bedeutsamkeit besitzt. Es giebt daher a u c h eine W i s s e n s c h a f t oder vielmehr eine G r u p p e von W i s s e n s c h a f t e n , welche in der G e g e n w a r t wie in der V e r g a n g e n h e i t der menschlichen Gesellschaft nicht das Indi­ viduelle, sondern das Generelle, nicht das Veränderliche, sondern das relativ stetige scheinungen in ins A u g e den fassen. menschlichen Diese relativ stetigen E r ­ Dingen entstehen einesteils aus der generischen Beschränktheit der menschlichen Individualität, anderenteils aber aus der V e r b i n d u n g der Individuen und der Gesellschaft, die dem einzelnen einen Platz mit mehr oder weniger festen Beziehungen zu den übrigen Gliedern anweist und ihm dadurch in vielen F ä l l e n eine empfundene oder nicht empfundene Z w a n g s f ü h r u n g mit e n g e m Spielraum der A b w e i c h u n g setzt. wirkt die Maschine Masse der Gesellschaft wie So das S c h w u n g r a d einer als R e g u l a t o r der B e w e g u n g der Einzelteile; die V e r ­ änderungen des G a n z e n erscheinen als E n t w i c k e l u n g e n von solcher L a n g s a m k e i t , dass m a n auf längere S t r e c k e n konstante Phasen annehmen darf. I n den e i n z e l n e n Regelmässigkeiten F ä l l e n allerdings sind die der G e s a m t e r s c h e i n u n g nicht unmittelbar erkennen, aber d e n n o c h trägt jeder Einzelfall das S e i n i g e um die grössere oder geringere Stetigkeit zu bei, zu unterhalten, die durch die M a s s e n b e o b a c h t u n g enthüllt wird. 2. Diejenigen Wissenschaften nun, welche auf dem W e g e der E r f a h r u n g das persönlich-gesellschaftliche Menschenleben in seinen stetigen relativ E r s c h e i n u n g e n untersuchen, empirische Sozialwissenschaften nennen. wollen wir D u r c h die B e t o n u n g den E r f a h r u n g s m ä s s i g k e i t sind also aus diesem K r e i s e diejenigen den gesellschaftlichen schlossen, die Menschen betreffenden Wissenschaften ausge­ nicht aus der E r f a h r u n g , sondern aus allgemeinen Prinzipien die gebietenden N o r m e n aufstellen u n d in ihren K o n ­ sequenzen entwickeln, und T h u n gestalten nach denen sich das menschliche W o l l e n soll. Materiell reicht das G e b i e t der Sozialwissenschaften in dem bezeichneten S i n n e so weit, als überhaupt Stetigkeiten in den menschlichen E r s c h e i n u n g e n , sei es in ihrem Bestände oder in ihren Veränderungen, nachweisbar sind. Die Form aber, in welcher dieser reiche Stoff wissenschaftlich k a n n , ist nicht eine einfache, sondern aufgefasst werden eine mehrfache, und auf dieser M a n n i g f a l t i g k e i t der A u f f a s s u n g s f o r m beruht die später zu erörternde Z e r l e g u n g der Sozial Wissenschaften. E s fällt sofort eine gewisse A n a l o g i e auf, die zwischen den Sozialwissenschaften und letzteren die erforschen Seins, die ersteren aber relativ den Naturwissenschaften typischen besteht. E r s c h e i n u n g e n des Die äusseren beschäftigen sich mit den zwar nicht absolut, typischen Massenerscheinungen in faltigkeit des gesellschaftlichen Menschenlebens. der Mannig­ A l s Erkenntnis­ mittel soll der einen wie der anderen K l a s s e von Wissenschaften die E r f a h r u n g dienen. D a nun die Naturwissenschaft als spezifische Erfahrungswissenschaft Sozialwissenschaft gilt, so liegt die V e r s u c h u n g nahe, die unter die L e i t u n g der älteren S c h w e s t e r zu stellen, indem man ihr die erprobte M e t h o d e der letzteren zuwiese. A l s S ü s s m i l c h zuerst mit umfassendem B l i c k die S t e t i g ­ keiten in gewissen menschlich-sozialen E r s c h e i n u n g e n beobachtete, stellte er sie mit den naturgesetzlichen zusammen unter seinen physico-theologischen Gesichtspunkt. In der neueren Zeit d a g e g e n hat die Quetelet'sehe S c h u l e die sozialen P h ä n o m e n e ohne weiteres auf das K a t e g o r i e n s c h e m a der Naturwissenschaft zurückzuführen gesucht, indem sie das G e s e t z im astronomisch - physikalischen S i n n e zu ihrem leitenden Begriffe machte. S o verdienstlich auch die B e s t r e b u n g e n dieser R i c h t u n g gewesen sind, so musste doch die Einseitigkeit ihres rufen. Man hat Grundauffassung, versuche A u s g a n g s p r i n z i p s eine R e a k t i o n Einspruch die jener eigentümlich ist, erhoben gegen die hervor­ mechanische S c h u l e trotz mancher V e r h ü l l u n g s ­ und man hat dem naturwissenschaft­ lichen den ethischen G e s i c h t s p u n k t gegenübergestellt. 3. B e i diesem S t a n d e der Diskussion E r ö r t e r u n g der naturwissenschaftlichen hältnisse zu den jedoch kann dürfte eine nähere M e t h o d e in ihrem Ver­ Sozialwissenschaften nicht überflüssig sein; hier ich dieses T h e m a nur andeutungsweise in grossen Z ü g e n behandeln. Unter der M e t h o d e einer Wissenschaft verstehe ich hier das allgemeine Verfahren, nach welchem sie den unmittelbar g e ­ fundenen S t o f f in die ihm adäquate wissenschaftliche A u f f a s s u n g s ­ form überführt. D e m n a c h ist diese letzte A u f f a s s u n g s f o r m , das Kategorienschema, nach welchem wir reale Beziehungen der 2 — empirischen Erscheinungen 3° — annehmen, spezifisch charakteristisch für die M e t h o d e einer Wissenschaft und man k a n n zwei W i s s e n ­ schaften dieselbe M e t h o d e zusprechen, wenn ihr allgemeinstes K a t e g o r i e n s c h e m a dasselbe ist, m a g auch die durch den Stoff be­ dingte T e c h n i k zur A u s f ü l l u n g des S c h e m a s bei der einen der anderen noch so verschieden U n d andererseits Kategorienschemas und sein. bedingt die Verschiedenheit des höchsten die Verschiedenheit zweier selbst w e n n ihr unmittelbarer Stoff derselbe Wissenschaften, ist. W a s ich unter dem höchsten K a t e g o r i e n s c h e m a einer W i s s e n ­ schaft verstehe, schaftliche Verknüpfen von beziehungen. logische habe ich eben Begriffen Diese nach Da überhaupt gewissen Verknüpfungen Bedeutung. realen bereits angedeutet. D e n k e n wie das D e n k e n aber jede will, logischen so sie an haben zunächst der stehen Dinge bei der eine reale selbst beilegen. Auffassung dem Grund­ nur eine Erfahrungswissenschaft den Erscheinungen einem gewissen V e r k n ü p f u n g e n auch Beziehungen bleibt muss wissen­ in allgemeinen Z u s a m m e n h a n g der ihr vorliegenden kennen Das besteht der er­ P u n k t e den bloss Bedeutung für die D i e eine Wissenschaft unmittelbar anschau­ l i c h e n , mathematisch darstellbaren B e z i e h u n g e n der E r s c h e i n u n ­ g e n in R a u m und Zeit; die andere erhebt den A n s p r u c h , in den inneren Kausalzusammenhang dringen, also handeln; eine Zweckes der Erscheinungen einzu­ U r s a c h e n selbst noch als R e a l i t ä t e n zu dritte noch ten Prozessen Es die fühlt sich berechtigt, dem Begriff be­ des eine wirksame R o l l e in den von ihr untersuch­ zuzuschreiben. ist für die einzelnen Wissenschaften keineswegs leicht, das ihnen adäquate K a t e g o r i e n s c h e m a aufzufinden. D a s beweist namentlich die G e s c h i c h t e der Naturwissenschaften, deren schritt worden fast zwei J a h r t a u s e n d e hindurch gehemmt Fort­ ist, weil der M e n s c h sich nicht von d e m naiven Selbstvertrauen zu befreien vermochte, mit dem er bei seinen ersten wissenschaft­ lichen B e s t r e b u n g e n seine subjektiven D e n k f o r m e n als E r k l ä r u n g s ­ gründe in die N a t u r hineintrug. Es fehlte den A l t e n nicht an naturwissenschaftlichen Be­ obachtungen, noch weniger an Geisteskraft u n d Scharfsinn, aber bei der A u f f a s s u n g der Naturerscheinungen k o n n t e n sie sich nicht über den S u b j e k t i v i s m u s des menschlichen Denkens erheben. Während sie die G e o m e t r i e mit bewundernswürdiger Strenge behandelten, gerieten sie schon in der L e h r e von der B e w e g u n g , die doch der G e o m e t r i e so nahe steht, unter dem Einfluss der schlimmsten Idole, u m einen Baconischen A u s d r u c k zu gebrauchen. S o brachten sie z. B . in diese L e h r e den B e g r i f f der V o l k o m m e n heit_ als wirksame K a t e g o r i e hinein; der K r e i s w a r ihnen die voll­ kommenste F i g u r , daher galt ihnen als natürliche B e w e g u n g die kreisförmige. Solche Gesichtspunkte zum Zeitalter Galilei's. Baco von blieben massgebend V e r u l a m weiss bis geistreich die Idole zu kritisieren, die das wissenschaftliche D e n k e n irre g e ­ führt haben, sobald aber er verfällt selbst der Herrschaft dieser Idole, er sich an positive mechanische oder physikalische Auf­ gaben w a g t . S o g a r ein D e s c a r t e s kann die M e c h a n i k nicht ohne dogmatische Zusätze, ohne E i n f ü h r u n g willkürlicher, zu besonde­ ren Entitäten gestempelter Abstraktionen behandeln. U n d noch im achtzehnten J a h r h u n d e r t zeigt der Streit der Cartesianer und Leibnizianer über Beibehaltung die lebende unnötiger Kraft, wieviel K a t e g o r i e n selbst in Verwirrung den Köpfen die der mathematischen M e c h a n i k e r anrichten konnte. Wenn dies bei der M e c h a n i k m ö g l i c h war, so ist es kein W u n d e r , wenn es den konkreteren Naturwissenschaften, der P h y ­ sik, C h e m i e , P h y s i o l o g i e noch schwerer geworden, die Herrschaft der subjektiven Beziehungsbegriffe abzuschütteln, die sich den S c h e i n v o n besonderen Wesenheiten verschafft hatten. 9. G i e b t es nun aber irgend einen Leitfaden oder eine R e g e l , n a c h ' w e l c h e r jede Wissenschaft das ihrem S t o f f e A u f f a s s u n g s s c h e m a bestimmen k a n n ? bei einer gegen solchen Bestimmung leiten lassen den Subjektivismus unseres D e n k e n s . wir die Beziehungsformen, entsprechende V o r allem müssen wir uns durch Misstrauen D a r a u s folgt, dass die wir als real bedeutsam in letzter Instanz beibehalten, so weit wie irgend m ö g l i c h reduzieren müssen, indem wir nur diejenigen festhalten, die wir nicht fallen lassen können, ohne auf einen Teil unseres möglichen W i s s e n s zu ver­ zichten. Die erklärende Naturwissenschaft hat gegenwärtig R e d u k t i o n ihres A u f f a s s u n g s s c h e m a s im wesentlichen vollzogen. diese vollständig W e n n sie auch der Bequemlichkeit w e g e n von S u b ­ stanzen, U r s a c h e n , K r ä f t e n und selbst Z w e c k m ä s s i g k e i t e n spricht, so enthält doch ihr wirkliches E n d s c h e m a nur die K a t e g o r i e n des unmittelbaren schauungen. Seins angewandt auf räumlich zeitliche A n ­ Ihr Ideal ist eine rein mathematische A u f f a s s u n g ihres Stoffes in R a u m Erscheinungen und Zeit, d u i c h welche die Q u a l i t ä t der in q u a n t i t a t i v e Bestimmungen aufgelöst wird. D e m n a c h besteht die M e t h o d e der Naturwissenschaft in der E r f ü l l u n g zweier F o r d e r u n g e n : sie hat erstens die subjektive A u f ­ fassung der äusseren E r s c h e i n u n g e n in eine objektive, die sinn­ liche W a h r n e h m u n g in eine mathematische A n s c h a u u n g zu ver­ wandeln, die E r s c h e i n u n g e n gleichsam aus der perspektivischen in die orthogonale Projektion überzuführen. Sie hat zweitens die E r s c h e i n u n g e n so weit wie m ö g l i c h in quantitativ bestimmte Elementarerscheinungen zu zerlegen, aus welchen nach dem rein logischen Verhältnis von beobachteten Thatsachen sich wieder Grund letzteren dann und F o l g e die zusammensetzen. S o erscheint die B e w e g u n g eines Planeten der unmittelbaren Beobachtung höchst von unserem unregelmässige und irdischen Gesichtspunkte verwickelte; beziehen als eine wir sie aber auf den heliocentrischen S t a n d p u n k t , so ergiebt die g e n a u e quan­ titative B e o b a c h t u n g , dass der Planet mit einer in bestimmbarer Weise veränderlichen Geschwindigkeit eine Ellipse deren einen B r e n n p u n k t die S o n n e einnimmt. beschreibt, Diese Thatsache, verbunden mit der anderen T h a t s a c h e der B e w e g u n g der E r d e um die S o n n e , bedingt als logische F o l g e die unmittelbar be­ obachtete E r s c h e i n u n g . A b e r die T h a t s a c h e der elliptischen B e w e g u n g des Planeten lässt sich noch weiter wir die weiteren blick eine bestimmte R i c h t u n g besitzt zerlegen. A l s E l e m e n t e derselben finden Thatsachen, dass der Planet in jedem A u g e n ­ und Geschwindigkeit nach einer gleichzeitig einen nach der Newton'schen bestimmten F o r m e l ausdrückbaren G e s c h w i n d i g k e i t s z u w a c h s nach dem S c h w e r ­ punkt des S o n n e n s y s t e m s bilden hin erlangt. Diese neuen Thatsachen in ihrer V e r b i n d u n g wieder den G r u n d , aus dem sich als identische F o l g e die elliptische B e w e g u n g zusammensetzt. E s ist also für die naturwissenschaftliche E r k l ä r u n g der E r s c h e i n u n g e n nicht nötig, den Begriff der K r a f t physischen Kausalitätsbegriff der U r s a c h e für die der äussersten naturwissenschaftliche oder überhaupt einen meta­ einzuführen. D i e F r a g e nach bekannten Elementarthatsachen ist Auffassung gleichbedeutend mit — der F r a g e , 239 — ob sich jene E l e m e n t e n o c h in andere räumlich-zeit­ liche G r u n d t h a t s a c h e n zerlegen lassen. 5. S o ergeben sich im Prinzip als E n d f o r m e l n aller natur­ wissenschaftlichen E r k l ä r u n g e n der E r s c h e i n u n g e n die fundamen­ talen Differentialgleichungen der D y n a m i k , welche als veränder­ liche enthalten die Zeit und die R a u m k o o r d i n a t e n von b e w e g t e n Punkten. D u r c h diese G l e i c h u n g e n werden also einfache thatsächliche B e z i e h u n g e n ausgedrückt zwischen diesen V a r i a b e i n , ihren unendlich kleinen A e n d e r u n g e n und gewissen 1 stanten ). man empirischen Kon­ D e n k t man sich diese G l e i c h u n g e n integriert, so erhält ein S y s t e m von G l e i c h u n g e n , durch welches in jedem Zeit­ punkt die räumliche L a g e aller b e w e g t e n P u n k t e bestimmt ist. F o r m e l l bestimmt also dieses S y s t e m die räumlichen E r s c h e i n u n g e n für a l l e Zeit; abgeleitet ist es indes nur aus den Thatsachen der V e r g a n g e n h e i t und seine G ü l t i g k e i t für die Zukunft ist ein I n ­ duktionsschluss, den die Naturwissenschaft bis zum Beweise des G e g e n t e i l s als berechtigt betrachtet. I n dieser letzten Operation der Naturwissenschaft, dem in­ duktiven Schliessen auf die Zukunft, ist zugleich in aller Bestimmt­ heit das E n d s c h e m a der naturwissenschaftlichen erkennen. Es wird geschlossen: A u f f a s s u n g zu weil die E r f a h r u n g bisher in allen F ä l l e n das Vorhandensein gewisser räumlich zeitlicher B e - i) In meiner Dissertation „ D e generalibus motus legibus" (Bonn 1 8 5 9 ) babe ich näher ausgeführt, dass in der Dynamik der Begriff wendung kommt, dass die allgemeinen dynamischen der Kraft gar nicht zur An­ Gleichungen nur besagen: die Aenderung, die das Produkt aus der Masse und der Geschwindigkeit (die Bewegungs­ quantität) eines materiellen Punktes in einer unendlich kleinen Zeit erhält, ist, in einer bestimmten Einheit ausgedrückt, so und so gross (d. h. es ist für jede Koordinaten2 dx axe ein'; Gleichung von der Form m - j ^ d t = X dt gegeben, die auf beiden Seiten nur Pewegungsquantitäten enthält). Es entspricht dies der Anschauung K i r c h h o f s , nach der die Mechanik die Bewegungen nur zu b e s c h r e i b e n hat — allerdings in mathematischer Form. Dass in der neuesten Zeit die ältere, namentlich von L a p l a c e ausgebildete Vorstellung, nach der die ganze Natur auf ein System von bewegten, sich anziehenden und abstossenden Atomen zurückgeführt wurde, teilweise durch weniger anschauliche Annahmen ersetzt worden ist, lässt die obigen Betrachtungen unberührt. Auch wenn man z. B. statt der Bewegungsquantität die lebendige Kraft — einer ur­ sprünglich erst mit Hilfe der Bewegungsquantität gebildeten Funktion der Geschwindig­ keit •— oder allgemein die Energie als Grundbegriff der Mechanik annehmen will, bleibt deren Aufgabe doch die mathematisch-quantitative Darstellung der Verände­ rungen der materiellen Systeme in Raum und Zeit ( 1 9 0 2 ) . — Ziehungen in bestimmten 240 materiellen S y s t e m e n nehmen wir an, dass dieselben Beziehungen zeigen — werden. ergeben hat, so S y s t e m e auch fernerhin V o n Kräften, dieselben Gesetzen, Z w e c k e n ist in dieser F o r m e l nicht die R e d e , weil eben diese H ü l f s b e g r i f f e in der Naturwissenschaft nur bequeme A u s d r ü c k e für beobachtete thatsächliche räumlich-zeitliche B e z i e h u n g e n sind. N i c h t für alle Naturwissenschaften ist das S c h e m a der rein q u a n t i t a t i v e n A u f f a s s u n g der E r s c h e i n u n g e n in R a u m und Zeit er^ reichbar: mehrere und namentlich die organischen müssen sich auf eine nichtmathematische D a r s t e l l u n g materieller F o r m e n und V o r g ä n g e beschränken, aber für alle ist die R e d u k t i o n der E r ­ scheinungen auf quantitative N o r m e n das letzte Ideal. Die M e t h o d e der Naturwissenschaft besteht also in ihrer idealen D u r c h f ü h r u n g in der objektiven A u f f a s s u n g der E r s c h e i ­ nungen in R a u m und Zeit, ihrer Z e r l e g u n g in Grundthatsachen und der Schemas Aufstellung eines rein quantitativen mathematischen für die Beziehungen der E r s c h e i n u n g e n . M e t h o d e auf den S t o f f der Sozialwissenschaft Ist nun diese a n w e n d b a r , und w e n n dies der F a l l ist, g e n ü g t das rein quantitative, nur äussere Beziehungen darstellende S c h e m a , um die Gesamtheit unserer m ö g l i c h e n E r f a h r u n g e n auf diesem G e b i e t e aufzunehmen? D e r erstere F r a g e ist zu bejahen, die letztere zu verneinen. D i e Naturwissenschaften schliessen als solche mit dem K a t e ­ gorienschema des unmittelbaren S e i n s ab. D i e Sozialwissenschaften d a g e g e n können von verschiedenen G e s i c h t s p u n k t e n aufgefasst werden, die sich übereinander erheben, so dass der obere immer den unteren mit umfasst, während auch der untere eine relative S e l b s t ä n d i g k e i t besitzt. 6. Bleiben wir bei der naturwissenschaftlichen A u f f a s s u n g der sozialen E r s c h e i n u n g e n stehen, so ergiebt dieselbe die Statistik. Wenn diese W i s s e n s c h a f t so m u s s sie sachen überhaupt feste G r e n z e n haben soll, streng auf das G e b i e t quantitativ bestimmter T h a t ­ beschränkt werden, während die ätiologischen und teleo­ logischen K a t e g o r i e n als konstitutive Bestandteile der schliesslichen A u f f a s s u n g s f o r m auszuschliessen sind. D i e Statistik hat, soweit sie einen selbständigen wissenschaft­ lichen Z w e c k verfolgt und nicht bloss als H ü l f s o r g a n der prak­ tischen V e r w a l t u n g dient, objektiv und zahlen massig das relativ Stetige Bestände u n d T y p i s c h e im und der V e r ä n d e r u n g der menschlich-sozialen E r s c h e i n u n g e n zu k o n s t a t i e r e n . zu diesem Zweck Massenbeobachtungen S i e muss anstellen, weil jenes relativ S t e t i g e nicht in der E i n z e l e r s c h e i n u n g hervortritt, sondern nur in der V e r b i n d u n g der Einzelerscheinungen schaftlichen in dem gesell­ Ganzen. S i e wird ferner der naturwissenschaftlichen M e t h o d e g e m ä s s die komplizierteren Massenerscheinungen soweit wie m ö g l i c h in ein­ fachere zu zerlegen suchen. B e i dieser Operation wird sie sich natürlich nach ursächlichen Verhältnissen in den E r s c h e i n u n g e n umsehen, aber schliesslich k o m m t sie immer zu gewissen numerisch bestimmten Massenerscheinungen von Stabilität, die sie grösserer oder einfach als Thatsachen annehmen geringerer muss, ohne dass sie von ihrem S t a n d p u n k t über die U r s a c h e n derselben etwas auszusagen hat. S i e untersucht z. B . in einem L a n d e N e u g e b o r e n e n im ersten Lebensjahre. masse der G e b o r e n e n einer die Sterblichkeit der S i e kann nun die G e s a m t ­ Zeitstrecke zerlegen nach gewissen U n t e r s c h e i d u n g s m e r k m a l e n , die mutmasslich einen Einfluss auf die Sterblichkeit ausüben, z. B . nach Geschlecht, ehelicher und un­ ehelicher Geburt, Geburtsort, g ü n s t i g e oder u n g ü n s t i g e ökonomische Lage der E l t e r n u. s. w.; sie wird also möglichst gleichartige G r u p p e n bilden u n d das Sterblichkeitsverhältnis in jeder derselben bestimmen. Je weiter die Individualisierung geführt werden kann, je h o m o g e n e r jede einzelne G r u p p e konstituiert ist, desto besser; aber schliesslich muss die Statistik bei einem S y s t e m von Gruppen stehen bleiben, von stellt; und denen jede noch eine M a s s e dar­ ihr letztes W o r t ist dann dieses, dass in einer stimmten A b t e i l u n g der B e v ö l k e r u n g von be­ ioooo Neugeborenen z. B . 2000 im ersten Lebensjahre gestorben sind. N e b e n dieser Thatsache die kann sie in der R e g e l die fernere konstatieren, dass aufeinander folgenden Jahresgenerationen annähernd das g l e i c h e Sterblichkeitsverhältnis aufweisen. E i n e weitere der Statistik. Z e r l e g u n g dieser T h a t s a c h e n ist nicht S a c h e D i e Massenerscheinungen sind F o l g e n der Einzel­ fälle, bis zur U n t e r s u c h u n g der Einzelfälle aber kann die Statistik nicht zurückgehen. Daher welche die ist auch die höchste Statistik ihren Wahrscheinlichkeitsrechnung. Lexis, B e v ö l k e r u n g s - u. M o r a l s t a t i s t i k . Stoff wissenschaftliche fassen Form, in kann, das S c h e m a der Dieses aber ergiebt sich lediglich 16 aus dem thatsächlichen Verhältnis, dass bei einer g e g e b e n e n A n ­ zahl von m ö g l i c h e n F ä l l e n eine g e g e b e n e Zahl v o n F ä l l e n bestimmten Art kennt numerisch nur vorkommt. Die einer Wahrscheinlichkeitsrechnung bestimmte Anfangs- und Endzustände; von den U r s a c h e n , die den E n d z u s t a n d aus dem A n f a n g s z u s t a n d erzeugt haben, weiss sie ihrem W e s e n diese U r s a c h e n und ihre W i r k u n g nach nichts; denn wären bekannt, so w ä r e überhaupt die A n w e n d u n g der W a h r s c h e i n l i c h k e i t s r e c h n u n g nicht mehr am Platze. Wenn bei gewissen E r ö r t e r u n g e n der W a h r s c h e i n l i c h ­ keitsrechnung von U r s a c h e n die R e d e ist, so verbindet diesem W o r t e einen und gewöhnlichen: g a n z anderen Begriff, als den man versteht eigentlichen dann unter U r s a c h e eine B e ­ d i n g u n g , v o n der man annimmt, dass sie nicht mit sondern nur mit einer gebene Erscheinung wird übrigens bestimmten nach Gewissheit, Wahrscheinlichkeit zieht. Diese nur der Bequemlichkeit wegen könnte leicht vermieden sich man mit eine ge­ Ausdrucksweise angewendet und werden. 7. D i e Statistik k a n n also nach dem eben G e s a g t e n als eine formell Stoff abgegrenzte mit den Wissenschaft übrigen behandelt werden, die Sozialwissenschaften gemein hat, ihren ihre E i g e n t ü m l i c h k e i t aber durch die B e s c h r ä n k u n g ihrer A u f f a s s u n g s ­ form erhält. I h r höchster B e g r i f f ist das rein numerische hältnis der mathematischen Wahrscheinlichkeit; und sie rein naturwissenschaftlich teten Vorhandensein induktiv, wenn gewisser sie aus dem Zahlenverhältnisse Ver­ verfährt beobach­ schliesst, dass auch in Z u k u n f t wahrscheinlich ähnliche Verhältnisse sich ergeben werden. Mit den Ursachen der möglichst Massenerscheinungen, bei denen sie stehen nicht befassen, weil die Zahlen, mit individualisierten bleibt, denen sie kann sie allein sich operiert, diese U r s a c h e n überhaupt nicht enthalten. A b e r die statistische A u f f a s s u n g der sozialen E r s c h e i n u n g e n ist k e i n e s w e g s eine erschöpfende. D i e Naturwissenschaft erfahrungsmässigen dem Warum, verliert nichts von ihrem m ö g l i c h e n Erkenntnisstoffe, sofern diese nicht wenn den sie die äusseren, Frage sondern nach den inneren Z u s a m m e n h a n g der D i n g e betrifft, fallen lässt. Ganz anders bei den unsere E r k e n n t n i s imstande, zusammenhang der äusseren sozialen Wissenschaften: unmittelbar in den inneren Erscheinungen hier ist Kausal­ einzudringen, und — wir würden einen — 2 3 4 wesentlichen Teil unseres möglichen Wissens opfern, w e n n wir die F r a g e nach diesem K a u s a l z u s a m m e n h a n g e aufgeben wollten. D i e B e a n t w o r t u n g dieser F r a g e führt uns hier nicht mehr bloss zur Z e r l e g u n g der E r s c h e i n u n g e n in ebenfalls äussere G r u n d e r s c h e i n u n g e n , sondern Gebiet des äusseren sie führt uns quantitativ bestimmten über das S e i n s hinaus in ein anderes, in dem wir für die E r f a h r u n g der K a u s a l i t ä t gewissermassen ein neues O r g a n erhalten. D a s E l e m e n t der sozialwissenschaftlichen E r s c h e i n u n g e n ist das nach M o t i v e n handelnde menschliche I n d i v i d u u m . K a u s a l i t ä t des menschlichen F ü r die Individuums aber, für die mensch­ lichen M o t i v e und deren W i r k u n g e n haben wir v e r m ö g e eigenen Bewusstseins ein unmittelbares Verständnis. unseres Die Frage nach dem W a r u m erhält also den menschlich-sozialen E r s c h e i n u n g e n g e g e n ü b e r eine g a n z andere T r a g w e i t e als in der Naturwissen­ schaft, wo ihre B e a n t w o r t u n g nur das logische V e r h ä l t n i s v o n G r u n d und F o l g e aufklären kann. sichtspunkt zu erkennen W a s v o m statistischen G e ­ war, bleibt a u c h in dieser höheren fassungsform der menschlichen D i n g e gewahrt. Auf­ Höchstens könnte man von den mehr der N a t u r o r d n u n g angehörenden E r g e b n i s s e n der G e b u r t s - und Sterblichkeitsstatistik behaupten, dass sie das naturwissenschaftliche können. I n d e s ist Schema zu bemerken, nicht als bloss physische, sondern lichen dass hinausgeführt über werden a u c h diese T h a t s a c h e n als E r s c h e i n u n g e n des persön­ Menschenlebens in den Sozialwissenschaften finden. keit nicht ihren Platz, M i t voller Deutlichkeit aber zeigt sich die U n v o l l s t ä n d i g - der bloss statistischen A u f f a s s u n g , wenn wir die mensch­ lichen H a n d l u n g e n u n d deren R e s u l t a t e ins A u g e fassen. So sind wir also imstande, die menschlichen D i n g e mit R ü c k s i c h t auf die K a u s a l i t ä t und W e c h s e l w i r k u n g der sich nach ihrem eigenen Wesen bestimmenden Individuen wissen­ schaftlich zu betrachten. J e d o c h bezieht sich diese B e t r a c h t u n g nur auf das Wirk­ liche, auf die menschlich motivierten H a n d l u n g e n , wie sie sind, nicht wie sie sein sollen. D u r c h diese B e s c h r ä n k u n g des Gesichtspunktes erhalten wir die A b g r e n z u n g eines zweiten K r e i s e s der Sozialwissenschaften. E r schliesst äusserlich wieder den ganzen Inhalt des sozialen L e b e n s nach seiner wissenschaftlichen, staatlichen, moralischen S e i t e 16* ein, — erhält 244 — aber seine relative Selbständigkeit durch die besondere A r t der A u f f a s s u n g dieses Erkenntnisstoffes. 8. Am ausgebildet vollständigsten für die ist diese Erscheinungen Behandlungsform des wirtschaftlichen bisher Lebens. I n der Volkswirtschaftslehre in ihrer heutigen Gestalt betrachten wir die Massenerscheinungen, gebenen Rechtszustandes welche Bedürfnisse hat und auf möglichst gung zu erreichen auf dem B o d e n eines g e ­ dadurch entstehen, sucht. dass D i e M o t i v i e r u n g des H a n d e l n s der M e n s c h e n ist, wenn der Mensch leichte W e i s e deren Befriedi­ wirtschaftlichen auch nicht konkret in jedem Einzelfalle, so doch ihrem allgemeinen W e s e n und Charakter nach unserer E r k e n n t n i s durch psychologische B e o b a c h t u n g z u g ä n g l i c h . W i r können mit g e n ü g e n d e r Sicherheit behaupten, dass gewisse M o t i v e mit grosser A l l g e m e i n h e i t wirken und daher a u c h die E r ­ gebnisse der werden. Z u diesen durchschlagenden M o t i v e n gehört Massenbeobachtungen vorzugsweise beeinflussen vor allem der wirtschaftliche E i g e n n u t z , die das Individuum leitenden M a x i m e , möglichst vollständige B e f r i e d i g u n g seiner Bedürfnisse g e g e n eine möglichst geringe schaftslehre muss G e g e n l e i s t u n g zu Die Volkswirt­ diese Triebkraft als ein wirklich vorhandenes E l e m e n t hinnehmen, wie untersuchen. erlangen. sie ist und ihre W i r k u n g nach aussen V i e l e g l a u b e n sogar, dass jener F a k t o r das einzige Grundprinzip liefere, von dem aus die Wissenschaft imstande sei, a u f deduktivem Wirklichkeit Wege alle zu erklären. wirtschaftlichen Dieses q u e m und überdies bestechend scheinbare mathematische Erscheinungen Verfahren ist durch die Strenge allerdings Durchsichtigkeit seiner E n t w i c k e l u n g . der be­ und Aber vergleicht man die Sätze, zu denen es führt, mit e x a k t e n R e s u l ­ taten, der E r f a h r u n g , oder versucht man auf G r u n d jener S ä t z e eine V o r a u s s a g u n g über den A u s g a n g eines vorliegenden wirt­ schaftlichen Prozesses, so wird sich in sehr vielen F ä l l e n heraus­ stellen, dass die lebendige M a n n i g f a l t i g k e i t des deduzierte Fachwerk Abstraktionen schwemmt. Selbst von wenn W i r k l i c h e n das überflutet und weg­ der wirtschaftliche E g o i s m u s in allen Individuen in der F o r m der rationellen Privatpolitik eines G r o s s ­ händlers oder Banquiers wirksam wäre, so würden abstrakte V o r a u s s a g u n g e n über eine bestimmte wirtschaftliche E n t w i c k e l u n g i m m e r höchst problematisch bleiben, weil sie die positive Ver- — teilung der wirtschaftlichen 2 5 4 — M a c h t unter die Individuen, deren Interessen sich bekämpfen, nicht berücksichtigen können. Aber der E g o i s m u s der grossen M a s s e ist überhaupt ein anderer als der des rationellen Grosshändlers. D e r letztere ist bis zu einem gewissen G r a d e berechenbar, in dem ersteren aber steckt ein starker irrationeller R e s t , bedingt durch Indolenz, G e w o h n h e i t , Vorurteil, der als wesentlicher F a k t o r zur G e s t a l t u n g der wirt­ schaftlichen Gesamtverhältnisse mitwirkt; aber a u c h idealere M o ­ tive greifen thatsächlich in das Getriebe des wirtschaftlichen E i g e n ­ nutzes ein, um die Ricardo'schen Zirkel zu stören. 9. W e n n also die Volkswirtschaftslehre die volle W i r k l i c h ­ keit der wirtschaftlichen E r s c h e i n u n g e n erfassen soll, so muss sie die Gesamtheit der M o t i v e berücksichtigen, die auf jene E r s c h e i ­ nungen einen erheblichen Einfluss üben. Diese U n t e r s u c h u n g aber muss nicht nur an ihrem A u s g a n g s p u n k t e , sondern a u c h auf ihrem ganzen W e g e eine erfahrungsmässige sein. Es gilt zu erforschen, idealen welche K o m b i n a t i o n von rationellen, irrationellen und schaftlichen L e b e n s der verschiedenen Zeiten m a s s g e b e n d sind. auf auch allgemeine M o t i v e n für die G e s t a l t u n g des wirt­ psychologische R ü c k s i c h t zu V ö l k e r zu verschiedenen Diese U n t e r s u c h u n g hat sich nicht nur nehmen E r f a h r u n g e n zu stützen, auf die konkreten sondern Charaktere der V ö l k e r , auf die in ihnen vorherrschenden S t r ö m u n g e n des D e n k e n s und E m p f i n d e n s , ferner auf die Organisation des gesellschaftlichen und staatlichen K ö r p e r s , auf die V e r t e i l u n g der M a c h t u. s. w. wirtschaftlichen A l l e diese M o m e n t e sind in B e z i e h u n g zu setzen zu den unmittelbar hervortretenden wirtschaftlichen E r s c h e i n u n g e n , die ihrerseits in ihrem V e r l a u f und ihren R e s u l t a t e n e x a k t und zahlenmässig zu beobachten sind. möglichst S o wird man sich durch B e o b a c h t u n g eines gleichartigen Prozesses unter verschie­ denen B e d i n g u n g e n und E i n w i r k u n g e n ein U r t e i l bilden k ö n n e n über das relative G e w i c h t der kombiniert wirkenden M o t i v e und Einflüsse; m a n wird entscheiden können, wie fern einzelne der­ selben von überwiegender S t ä r k e sind, und wie weit ihre W i r k ­ samkeit und aber durch das Vorhandensein anderer F a k t o r e n gestört wird. sicher Kurz, man zu einer erfahrungsmässigen K a u s a l z u s a m m e n h a n g s der modifiziert wird auf diesem W e g e K e n n t n i s des mühsam inneren volkswirtschaftlichen T h a t s a c h e n ge­ langen, die es m ö g l i c h machen wird, mehr oder w e n i g e r allge- mein g ü l t i g e S ä t z e nicht nur aufzustellen, sondern auch erfahrungsm ä s s i g zu beweisen. Offenbar fällt dieses Verfahren mit der naturwissenschaft­ lichen M e t h o d e insofern zusammen, als es von der naturwissen­ schaftlichen Grundlage der Sozialwissenschaften, der Statistik ausgeht u n d a u c h in seinem ferneren V e r l a u f e die objektive B e ­ trachtung der E r s c h e i n u n g e n beibehält. A b e r in seinem Ziele überschreitet es die G r e n z e n der naturwissenschaftlich-statistischen A u f f a s s u n g , indem es nicht bei der Feststellung der äusseren B e ­ ziehungen der E r s c h e i n u n g e n stehen bleibt, sondern die innere V e r b i n d u n g derselben durch menschliche K a u s a l i t ä t u n d W e c h s e l ­ w i r k u n g erklärt, für die uns unser eigenes Bewusstsein ein un­ mittelbares Verständnis ermöglicht. D i e letzten Schlüsse der W i s s e n s c h a f t sind daher bei diesem Verfahren nicht bloss Induktionsschlüsse aus äusseren E r f a h r u n g s thatsachen. W e n n z. B . die Volkswirtschaftslehre sich berechtigt glaubt, die W i e d e r h o l u n g einer Massenerscheinung in der Zukunft vorauszusagen, so stützt sie sich nicht einfach auf das F a k t u m , dass diese E r s c h e i n u n g vorher in einer bestimmten W e i s e statt­ gefunden hat, sondern sie beruft sich auf die Wahrscheinlichkeit, dass die Gesamtheit der menschlichen scheinung bedingen, werde. S i e schliesst bleiben, wird sich M o t i v e , welche auch in der Zukunft gleichmässig die E r ­ wirken also: weil die wirkenden M o t i v e dieselben die äussere E r s c h e i n u n g wiederholen — ein Schluss, der offenbar v o n der naturwissenschaftlichen Induktion wesentlich verschieden ist. i o . D a h e r sind denn a u c h die allgemeinen S ä t z e , zu denen die Volkswirtschaftslehre g e l a n g t , keineswegs naturwissenschaftlich aufzufassen. Selbst w e n n sie sich auf mathematische F o r m e l n bringen Hessen, so würden diese F o r m e l n die unsere K e n n t n i s s e abschliessende besitzen; B e d e u t u n g v o n sogenannten sie würden Naturgesetzen nicht nicht als letzte thatsächliche N o r m e n der E r s c h e i n u n g e n anzusehen sein, sondern nur als P r o d u k t e der realen U r s a c h e n , die wir in den menschlichen M o t i v e n u n d ihren W e c h s e l ­ wirkungen erkennen. E i n menschliches H a n d e l n , das nicht auf ein individuelles M o t i v zurückgeführt werden kann, gehört nicht mehr in das G e b i e t der Sozial Wissenschaften, sondern in das der Pathologie. D i e M o t i v e m ö g e n g u t oder böse, thöricht oder k l u g , klar bewusst oder instinktiv sein, sie müssen jedenfalls in normal­ menschlicher W e i s e als V o r s t e l l u n g e n das W o l l e n und H a n d e l n des und auf Individuums bestimmen. namentlich den W i e auch die äusseren die W i r k u n g der gesellschaftlichen Einzelnen beschaffen Einflüsse Gesamtheit sein m ö g e n , das R e s u l t a t dieser E i n w i r k u n g e n tritt im Individuum immer in der F o r m von M o t i v e n auf, die als solche beobachtet werden können oder wenigstens begreiflich sind. D i e naturgesetzliche, gewissermassen physikalische A u f f a s s u n g der Volkswirtschaftslehre hat indes bei ihrer Einseitigkeit w e n i g ­ stens eine e x a k t e Tendenz. Dasselbe aber k a n n man nicht sagen v o n dem Spielen mit naturwissenschaftlichen A n a l o g i e n , wie es z. B . Carey sie liebt. hingehen; Sollen diese A n a l o g i e n nur Bilder sein, so m ö g e n g l a u b t man aber dadurch der Wissenschaft eine ernstliche F ö r d e r u n g zu bringen, so b e g e h t man eine V e r m i s c h u n g der K a t e g o r i e n im u m g e k e h r t e n Sinne, wie es die A l t e n gethan haben. M a n fasst den motiviert handelnden M e n s c h e n auf nach der S c h a b l o n e der bloss äusserlich erkannten Naturerscheinungen, während die Alten umgekehrt den subjektiven Formen des menschlichen D e n k e n s eine reale B e d e u t u n g für die N a t u r zu­ schrieben. D a s s jene A n a l o g i e n sich ziemlich weit ausspinnen lassen, f o l g t aus ihrer abstrakten N a t u r . M a n fasst z. B . die V e r ä n d e ­ r u n g unter dem Bilde der B e w e g u n g auf, bezeichnet sociale E r s c h e i n u n g e n als A n z i e h u n g , A b s t o s s u n g u. s. w. gewisse Sofern nun diese Bilder gewisse abstrakte M e r k m a l e mit den wirklichen Erscheinungen gemein h a b e n , werden auch ihre V e r b i n d u n g e n wieder eine A n a l o g i e mit den entsprechenden V e r b i n d u n g e n der E r s c h e i n u n g e n aufweisen. D e r soeben betrachtete K r e i s der Sozialwissenschaften hat a l s höchsten B e g r i f f von realer B e d e u t u n g das individuelle Motiv, w i e es in der W i r k l i c h k e i t in der gesellschaftlichen W e c h s e l w i r k u n g auftritt. D a s I n d i v i d u u m erscheint als frei, sofern es sein H a n d e l n durch seine eigenen M o t i v e bestimmt; aber diese M o t i v e selbst werden auf die mannigfaltigste A r t bedingt und beeinflusst. Die Wissenschaft in der oben erörterten von diesen B e s c h r ä n k u n g erfasst die M o t i v e erzeugenden Einflüssen nur das Resultat, um daraus die W i r k l i c h k e i t zu erklären. Nun aber steht wirklichen sittlichen über dem M o t i v der Begriff Motivs. wirklichen M e n s c h e n und des sittlichen A l s sittliche Wesen dem M e n s c h e n und kennen des wir unmittelbar das G e s e t z der M o t i v e , dem sie sich in der W i r k l i c h k e i t fügen sollen. H i e r zum ersten M a l e stossen wir auf den Begriff des Gesetzes, nicht als einer A u f f a s s u n g s f o r m des Thatsächlichen in R a u m und Zeit, sondern als einer R e a l i t ä t in unserem sittlichen Bewusstsein. H i e r auch finden wir den Begriff eines Z w e c k e s , den wir nicht äusserlich in die E r s c h e i n u n g e n hineintragen, sondern der der inneren Entwickelung der menschlichen D i n g e ein reales E n d z i e l setzt, und hier erkennen wir als Z w e c k des Gesetzes die V e r w i r k l i c h u n g einer höheren sittlichen W e l t o r d n u n g . D i e soziale W i r k l i c h k e i t hebt sich also a b auf einem idealen H i n t e r g r u n d e , auf dem wir sie wissenschaftlich erfahren k ö n n e n , indem wir über das R e i c h der empirischen hinausgehen nehmen. und die teleologisch-sittlichen Sozialwissenschaften K a t e g o r i e n zu H ü l f e A u f diesem neuen u n d höchsten G e s i c h t s p u n k t e können wir uns zunächst den sozialen E r s c h e i n u n g e n g e g e n ü b e r k r i t i s c h verhalten, d. h. wir können sie lobend und tadelnd beurteilen nach M a s s g a b e der Prinzipien, die uns von der philosophischen R e c h t s l e h r e und E t h i k geliefert w e r d e n ; wir können ferner mit praktischer A b s i c h t auftreten und nach den Mitteln suchen, um die W i r k l i c h k e i t jenen Prinzipien g e m ä s s zu verbessern. I i . A b e r wir können uns auch auf einen objektiv-erfahrungsmässigen S t a n d p u n k t stellen und eine besondere Untersuchung Wirklichkeit darüber das Sein unternehmen, zum Sollen wie wissenschaftliche sich verhält. in Die der sozialen menschlichen M o t i v e entstehen aus einem K o n f l i k t des naturalistischen E g o i s m u s mit dem sittlichen Gesetze. W e l c h e s ist nun in einer gegebenen Gesellschaft die thatsächlich erkennbare relative M a c h t dieser sich bekämpfenden Wage, Faktoren? W i e bewegt sich das Z ü n g l e i n der die G u t e s und Böses in den Massenerscheinungen m i s s t ? Ist es wunderbar und mit der sittlichen Freiheit des M e n s c h e n unverträglich, w e n n wir finden, dass der A u s s c h l a g der W a g e fast konstant oder bleibt nur in l a n g s a m e r S c h w a n k u n g sich ändert. E i n e solche relative K o n s t a n z in den M a s s e n e r s c h e i n u n g e n , welche aus dem K a m p f e der egoistischen und der sittlichen E l e - — mente für 249 — der menschlichen M o t i v e hervorgehen, ist die B e d i n g u n g die Möglichkeit, eine besondere schaft mit der oben angedeuteten Wissenschaft, die man etwa soziale E r f a h r u n g s w i s s e n ­ Aufgabe als zu b e g r ü n d e n , empirische eine Sozialethik be­ zeichnen kann. S o unvollständig und mangelhaft unsere bisherigen r u n g e n auf diesem G e b i e t e auch noch sein m ö g e n , so sie doch schon zur G e n ü g e , wissen U m f a n g e erfüllt ist. Stabilität in den Erfah­ beweisen dass jene B e d i n g u n g in einem g e ­ E s giebt unzweifelhaft eine gewisse Massenergebnissen des gleichzeitigen der egoistischen und der sittlichen K r ä f t e . Wirkens Die Erfahrungsresul­ tate dieser A r t lassen eine E r k l ä r u n g a priori nicht zu, da sie durch die e m p i r i s c h e N a t u r des M e n s c h e n bedingt werden; sie sind vielmehr ihrerseits zu benutzen, um über die empirische M e n s c h e n ­ natur und deren thatsächliche Beschränktheit A u f s c h l u s s zu geben. Die Frage, ob der M e n s c h volle moralische Willensfreiheit be­ sitzt, d. h. ob er virtuell die K r a f t besitzt, unter allen U m s t ä n d e n dem G e b o t e des Sittengesetzes zu folgen, können seite lassen; thatsächlich steht der aktuell werdenden sittlichen d u u m s ein ist; und begrenztes es uns auch nicht wunder Massenresultaten fest, dass wir hier bei­ das Durchschnittsmass K r a f t des menschlichen Indivi­ wenn wir dies zugeben, so darf nehmen, wenn wir in den konkreten dieser Durchschnittskraft und der sie beschrän­ kenden egoistischen G e g e n k r a f t dieselbe Stetigkeit wahrnehmen, wie sie überhaupt in den Massenerscheinungen der menschlichen Gesellschaft hervortritt. 1 2 . D i e empirische Sozialethik wird sich freilich immer darauf beschränken sittlichen müssen, diese M e s s u n g des und versuchen egoistischen E l e m e n t e an relativen G e w i c h t s der einzelnen Punkten zu und zwar wird sie sich dabei auf äussere, mehr oder w e n i g e r unsichere Indicien angewiesen sehen. ihr zunächst ein mehr D i e Statistik liefert und mehr anwachsendes Beobachtungs­ material über menschliche H a n d l u n g e n , die durch das Strafgesetz oder durch die öffentliche M o r a l als schlecht und unsittlich charak­ terisiert sind. S i e liefert aber a u c h D a t e n über andere M a s s e n ­ erscheinungen auf dem intellektuellen, wirtschaftlichen und sozialen Gebiete, denen pirische eine sittliche Bedeutsamkeit zukommt. Sozialethik fasst diesen statistischen Stoff Die em­ unter ihren. spezifischen Gesichtspunkt und sucht durch A n a l y s e zu Schlüssen über das V e r h ä l t n i s der moralischen K r ä f t e zu g e l a n g e n , die jenen Massenerscheinungen zu G r u n d e liegen. S i e wird bei ihrer U n t e r ­ s u c h u n g vergleichend verfahren, indem sie n u n g e n unter verschiedenen physischen, gleichartige E r s c h e i ­ staatlichen und sozialen U m g e b u n g e n betrachtet, um ein U r t e i l über die spezifische kung besonderer F a k t o r e n zu erlangen. Sie wird Wir­ feststellen, welche K o m b i n a t i o n von erreichbaren E r f a h r u n g s d a t e n den sozial­ ethischen unter G e s a m t z u s t a n d eines gegebenen Umständen Volkes oder möglichst einer Gesellschaft vollständig charakteri­ siert, u n d mit H ü l f e dieser Kriteriensysteme wird sie imstande sein, die E v o l u t i o n e n des sittlichen L e b e n s der V ö l k e r annähernd e x a k t zu verfolgen. S o wird die empirische Sozialethik den g e ­ wichtigsten B e i t r a g liefern Frage, zu der L ö s u n g der verhängnisvollen wie sich die sittliche E n t w i c k e l u n g der Menschheit in­ mitten des unzweifelhaften Fortschrittes auf dem materiellen und intellektuellen G e b i e t e verhält. Völlige U n t e r w e r f u n g unter die beobachteten Thatsachen, grösste Objektivität in der A n w e n d u n g der sittlichen K a t e g o r i e n mit A b w e h r aller optimistischen oder pessimistischen sind unbedingte Erfordernisse, wenn sich vor I r r g ä n g e n bewahren soll. Tendenzen die empirische Sozialethik Die naturwissenschaftliche M e t h o d e leitet sie auf ihrem W e g e durch das Thatsächliche, aber die spezifische jenseits eigene T h ä t i g k e i t dieser W i s s e n s c h a f t Hegt weit der G r e n z e n der naturwissenschaftlich-statistischen fassung der menschlichen Dinge. Auf­ A l l e r d i n g s finden wir nume­ rische R e g e l m ä s s i g k e i t e n , die den R e s u l t a t e n jener F o r s c h u n g e n einen naturwissenschaftlichen nicht die Berechtigung Schlusses. S c h e i n verleihen, aber daraus folgt eines naturwissenschaftlich induktiven E i n solcher würde lauten: weil in einer grossen A n ­ zahl von B e o b a c h t u n g e n gewisse sittlich bedeutsame, unsittliche E r s c h e i n u n g e n in einem insbesondere gewissen Verhältnis v o r g e ­ k o m m e n sind, nehmen wir an, dass dasselbe V e r h ä l t n i s sich auch fernerhin herausstellen wird. Die beobachtete Sozialethik aber bleibt nicht bei dieser äusseren B e z i e h u n g der T h a t s a c h e n stehen; sie ist imstande, in die Genesis der ethischen E r s c h e i n u n g e n einzudringen und weiss daher, nungen dass die numerischen R e g e l m ä s s i g k e i t e n nicht beherrschen, sondern ihrerseits diese E r s c h e i ­ durch die sittliche Konstitution der menschlichen Gesellschaft bedingt werden. Auch unter dem scheinbar glatten S p i e g e l der g l e i c h m ä s s i g verlaufenden moralstatistischen Massenerscheinungen wirkt der immer neu er­ wachende D r a n g eines Sein-Sollens, das nicht ist, u n d w e n n a u c h das Zahlenverhältnis der S i e g e des E g o i s m u s über die K r a f t in der Gesamtheit sich sittliche noch so l a n g e constant erhält, so erheben wir immer von neuem die F o r d e r u n g , dass dieses V e r ­ hältnis in der Zukunft so .bleiben, nicht sondern anders besser werden soll, und es bleibt die allen g e m e i n s a m e zur E r f ü l l u n g dieser F o r d e r u n g mitzuwirken. und Aufgabe, Anhang. A b g e k ü r z t e Tabelle der F u n k t i o n F „ . / e dt. inj o ii Fi, u Fu 11 F11 0,00 0,02 0,03 0,04 0,05 0,06 0,07 0,08 0.09 0,000 0,011 0,023 0,034 0,045 0,056 0,068 0,079 0,090 0,101 0,30 0,31 0,32 o<33 0-34 0,35 0,36 0,37 0,38 0,39 0,329 0,339 0,349 0,359 0,369 0.379 0.389 0,399 0,409 0,419 0,60 0,61 0.62 0.63 0,64 0,65 0.66 0,67 0,68 0,69 0,604 0,612 0,619 0,627 0,635 0,642 0,649 0,657 0,664 0,671 0.10 0,11 0,12 0,13 0,14 0,15 0,16 0,17 0,18 0,19 0,112 0,124 0,135 0,146 0,157 0,168 0.179 0,190 0.201 0,212 0,40 0,41 0,42 0,43 0,44 0,45 0,46 0,47 0,48 0,49 0,428 0,438 0,447 0,457 0,466 0,475 0.485 0,494 0,503 0,512 0,70 0,71 0,72 0,73 0,74 0,75 0,76 0,77 0,78 0,79 0,678 0,685 0,691 0,698 0,705 0,711 0,718 0,724 0,73c0,736 0,20 0,21 0,22 0.23 0,24 0,25 0,26 0,27 0,28 0,29 0,223 0,234 0,244 0,255 0,266 0,276 0,287 0,297 0,308 0,318 0,50 0,51 0,52 0,53 0,54 0,55 0,56 0,57 0,58 0,59 0,521 0,529 0.538 0.546 0,555 0,563 0,572 0,580 0,588 0,596 0,80 0,81 0,82 0,83 0,84 0,85 0,86 0,87 0,88 0,89 0,741 0,748 0,754 0,760 0,765 0,771 0,776 0,781 0,787 0,792 O.Ol 253 F„ 0,90 0,91 0,92 o,93 o,94 °,95 0,96 o,97 0,98 o,99 ,00 ,01 ,02 1,03 ,04 •05 ,06 ,07 1,08 1,09 1,10 .11 .12 .13 , 4 .15 1,16 [ ,17 i,i8 .'9 u F„ 0,797 0,802 0,807 0,812 0,816 0,821 0,825 0,830 0,834 0,839 ,20 ,21 ,22 ,23 ,24 ,25 ,26 0,843 0,847 0,851 0,855 0,859 0,862 0,866 0.870 0,873 0,877 ,30 ,3' ,32 ,33 ,34 ,35 ,36 ,37 .38 ,39 o,934 o,936 0,938 0,940 0,942 0,880 0,884 0,887 0,890 ,40 ,41 42 ,43 •44 ,45 ,46 -47 ,48 ,49 o,952 o,954 0,955 0,957 0,958 0,960 0,961 0,962 0,964 0,965 0,893 0,896 0,899 0,902 0,905 0,908 ,27 ,28 ,29 0,910 0,913 0,916 0,918 0,921 0,923 0,925 0,928 0,930 0.932 o,944 0,946 0,947 o,949 o,95 0,966 0,967 0,968 0,970 ,60 ,62 0,976 0,978 0,980 0,981 0,982 0,984 ,64 ,66 ,68 ,7o ,72 ,74 ,76 1 Buchdruokerel v. Ant. Kämpfe, Jena. 1 ,50 ,5' ,52 ,53 ,54 ,55 ,56 ,57 ,58 ,59 ,80 ,82 ,84 ,86 ,88 ,90 ,95 2,00 z,5o 3,oo 0,971 0,972 0,973 0,974 o,975 0,975 0,985 0,986 0,987 0,988 0,989 0,990 0,991 0,991 0,992 o,993 0,994 0,995 o,9995'» 0,99998