Fortbildung und Informationen für Fachleute 1 | 2015 Schwerpunkt Nackenschmerz Teil 2 Nackenschmerzen Dr. Stefan Mariacher-Gehler RehaClinic Zollikerberg Teil 2 Der Umfang der Beiträge zum Thema Nackenschmerzen sprengte alle Grenzen, weshalb wir hier in einem zweiten Teil diesen Schwerpunkt erweitern. Herzlichen Dank gebührt Dr. Stefan Mariacher-Gehler, welcher Teil eins und zwei dieses Schwerpunktes koordiniert hat. Kiefer-, Gesichtsund Nackenschmerzen Koinzidenz von Dr. dent. Mei-Yin Hou Interdisziplinäre orofaziale Schmerzsprechstunde Zentrum für Zahnmedizin, Zürich Dr. et dent. Nenad Lukic Interdisziplinäre orofaziale Schmerzsprechstunde Zentrum für Zahnmedizin, Zürich PD Dr. Dr. Dominik Ettlin Interdisziplinäre orofaziale Schmerzsprechstunde Zentrum für Zahnmedizin, Zürich Kiefer- und Gesichtsschmerzen treten in der ­Bevölkerung häufig auf und sind, besonders bei anhaltenden Beschwerden, multifaktoriell bedingt. Der häufigste Schmerz im orofazialen Bereich ist dentogen. Die Myoarthropathie (MAP), in Deutschland auch als Craniomandibuläre ­D ysfunktion (CMD) bekannt, ist die zweithäufigste Häufig wird die Diagnosestellung durch aus­ strahlende Symptome im Bereich von ­Z ähnen, Kiefer, Ohren und auch Nacken erschwert. Als Ursachen der MAP werden periphere und zentralnervöse Mechanismen diskutiert (Farella et al. 2010). Die historische Hypothese, dass es zwischen Zahnstellung (okklusale Faktoren) und MAP einen Zusammenhang gibt, ist heute widerlegt. Somit ­bilden Zahnbehandlungen oder orthopädische Zahnstellungskorrekturen keinen therapeutischen Ansatz (Greene 2010). Es besteht hingegen eine hohe Assoziation von MAP-Beschwerden mit (meist unbewusster) anhaltender Anspannung der Kaumuskulatur im Sinne von Zähne­pressen und -knirschen (Bruxismus). Kaumuskelschmerzen sind meist von geringer bis mittlerer Intensität und durch einen dumpf-­ drückenden und ziehenden Charakter gekennzeichnet. Häufig werden die Schmerzen in andere Kopfbereiche übertragen (sog. «referred pain») und beispielsweise als Spannungskopfschmerz wahr­ genommen. Grundsätzlich ist die Prognose der MAP-Beschwerden selbstlimitierend, wenn den Betroffenen ein orofaziale Schmerzursache. Es handelt sich dabei um muskuloskelettale Beschwerden im Bereich des Kiefergelenks und der Kaumuskulatur. 7 Fortbildung und Informationen für Fachleute 1 | 2015 Schwerpunkt Nackenschmerz Teil 2 a­ däquates Krankheitsmodell vermittelt wird. Selbst entzündliche Kiefergelenkbeschwerden führen kaum zu langfristigen Komplikationen, was durch die Tatsache verdeutlicht wird, dass Betagte allenfalls einen Knie- bzw. Hüftersatz benötigen, aber kaum je einen Kiefergelenkersatz. Wegen der ätiologischen Bedeutung von Stressfaktoren ist es therapeutisch von zentraler Bedeutung, dass Schmerzen im Kopf- und ­K ieferbereich im Rahmen eines ­biopsychosozialen Krankheitskonzepts verstanden werden (Suvinen et al. 2005). Im Allgemeinen sind konservative, reversible Therapiemassnahmen wirksam (Aufklärung, Entspannungstechniken, Dehnübungen, lokale NSAR, okklusale Aufbissschiene). Gemäss aktueller Evidenzlage sind physiotherapeutische Massnahmen bei MAP Beschwerden kaum wirksam, ausser der Fokus liegt bei Entspannungstechniken wie z. B. der Instruktion von ­Biofeedback (Craane et al. 2012). Ein chirurgisches Vorgehen ist nur in Ausnahmefällen indiziert (Schiffman et al. 2007). Patienten mit protrahiertem Krankheitsverlauf (meist bei Therapien ohne Einbezug psychosozialer Aspekte) beschreiben gelegentlich eine Schmerzausweitung in Richtung Ohren, Hinterkopf, Nacken bis Schulterbereich. Aus neuroanatomischer Sicht könnte dafür die Konvergenz von trigeminalen und zervikalen Primärafferenzen auf sekundäre Neurone im unteren Hirnstamm verantwortlich sein. Insbesondere ist zu beachten, dass es im Faser­ verlauf von peripher zum Hirnstamm zu einer somatotopischen Neugliederung der trigeminalen ­peripheren rezeptiven Felder kommt. Neurone der Mundregion werden in kranialen Segmenten des Hirnstamms umgeschaltet, während posteriore Gesichtsregionen und das Okkziput im kaudalen Hirnstamm (Subnucleus caudalis des trigeminalen ­Kernkomplexes) angeordnet sind, also nahe der ­zervikalen Verschaltungen (Abb. 1). Im Rahmen neuroplastischer Prozesse können demnach anhaltende Schmerzstimuli im Innervationsgebiet der Kaumuskulatur bzw. des Kiefergelenks sekundäre Projektionseurone sensibilisieren, auf welche trigeminale und zervikale Afferenzen konvergieren (Stichwort Langzeitpotenzierung bzw. «wind-up» Phänomen). Dass die erwähnten anatomischen Gegebenheiten das gemeinsame Auftreten von Kiefer-/Gesichtsschmerzen und Nackenschmerzen vollumfänglich erklären, ist unwahrscheinlich. Vielmehr ist aufgrund klinischer Beobachtungen zu vermuten, dass Patienten mit erhöhtem Muskeltonus in der Kau­muskulatur vielfach eine generalisierte Muskel­tonuserhöhung aufweisen (inkl. Nacken- und Schulter­bereich) und die Symptome sich daher überlappen. Literatur Craane, B.; Dijkstra, P. U.; Stappaerts, K.; Laat, A. de (2012): Oneyear evaluation of the effect of physical therapy for masticatory muscle pain: a randomized controlled trial. In: Eur J Pain 16 (5), S. 737–747. DOI: 10.1002/j.1532-2149.2011.00038.x. Farella, M.; Soneda, K.; Vilmann, A.; Thomsen, C. E.; Bakke, M. (2010): Jaw muscle soreness after tooth-clenching depends on force level. In: J. Dent. Res. 89 (7), S. 717–721. DOI: 10.1177/0022034510365448. Greene, Charles S. (2010): Managing the care of patients with temporomandibular disorders: a new guideline for care. In: J Am Dent Assoc 141 (9), S. 1086–1088. Schiffman, E. L.; Look, J. O.; Hodges, J. S.; Swift, J. Q.; Decker, K. L.; Hathaway, K. M. et al. (2007): Randomized effectiveness study of four therapeutic strategies for TMJ closed lock. In: J. Dent. Res. 86 (1), S. 58–63. Abb. 1.: http://openi.nlm.nih.gov/detailedresult. php?img=3201012_CTO-04-12-g-002&req=4 8 Suvinen, Tuija I.; Reade, Peter C.; Kemppainen, Pentti; Könönen, Mauno; Dworkin, Samuel F. (2005): Review of aetiological concepts of temporomandibular pain disorders: towards a biopsychosocial model for integration of physical disorder factors with psychological and psychosocial illness impact factors. In: Eur J Pain 9 (6), S. 613–633. DOI: 10.1016/j.ejpain.2005.01.012. Bei ANCA-Vaskulitis mit MabThera zur Remission: MAINTENANT ADMIS PAR LES CAISSES MALADIE 2 JETZT KASSENZULÄSSIG 2 ANCA Vaskulitis ● ● mindestens gleich wirksam wie CYC 1 nach Relapse wirksamer als CYC 1 ANCA = anti-neutrophile zytoplasmatische Antikörper; CYC = Cyclophosphamid MabThera® (Rituximab): Monoklonaler chimärer Antikörper gegen das Antigen CD20. Ind: Rheumatoide Arthritis (RA): MabThera in Kombination mit Methotrexat (MTX) ist zur Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver RA indiziert nach Versagen einer oder mehrerer Therapien mit Tumornekrosefaktor- (TNF-) Hemmern. ANCA-assoziierte Vaskulitis (AAV): MabThera in Kombination mit Kortikosteroiden ist zur Behandlung von Patienten mit schwerer aktiver AAV (Granulomatose mit Polyangiitis (auch bekannt als Morbus Wegener) und mikroskopische Polyangiitis) indiziert. D: Es soll stets eine Prämedikation verabreicht werden. RA: Ein Behandlungszyklus besteht aus zwei i.v. Infusionen zu je 1000 mg im Abstand von 2 Wochen. AAV: Die empfohlene Dosierung beträgt 375 mg/m2 Körperoberfläche, einmal wöchentlich i.v. während 4 Wochen. KI: Überempfindlichkeit gegen Bestandteile des Arzneimittels. Aktive Infektionen. Schwere Herzinsuffizienz (NYHA Klasse IV). In Kombination mit Methotrexat während der Schwangerschaft und Stillzeit. VM: Bei vorbestehender respiratorischer Insuffizienz, Herzerkrankungen, Schwangerschaft, stark eingeschränkter Immunabwehr. IA: Keine IA mit MTX. UAW: Infusionsreaktionen, Infektionen (insbesondere der oberen Atemwege und Harnwege), Bronchospasmus/ Stenoseatmung, Oedeme, Urtikaria, Alopezie, reversible Hypotonie oder Hypertonie. P: 2 Amp. MabThera zu 100 mg/10 ml und 1 Amp. zu 500 mg/50 l Infusionskonzentrat. Verkaufskategorie A. Weitere Informationen, u.a. zu onkologischen Indikationen, entnehmen Sie bitte der publizierten Fachinformation unter www.swissmedicinfo.ch. September 2013. Januar 2014 Referenz: (1) Stone JH et al. Rituximab versus cyclophosphamide for ANCA-associated vasculitis. New Engl J Med 2010;363:221-232. (2) www.sl-preise.ch Roche Pharma (Schweiz) AG 4153 Reinach www.roche-rheumatology.ch Fortbildung und Informationen für Fachleute 1 | 2015 Schwerpunkt Nackenschmerz Teil 2 Physiotherapeutisches Management von Nackenschmerzen Rick Peters PT OMTsvomp ®, MAS Msk ZFH Physiotherapie Ergotherapie UniversitätsSpital Zürich n n n n n n Ronald Stam PT MAS Sportsphysiotherapy Physiotherpie Ergotherapie UniversitätsSpital Zürich Nackenschmerzen sind im klinischen Alltag häufig und können hohe medizinische sowie volkswirtschaftliche Kosten verursachen. Etwa drei Viertel aller Menschen leiden mindestens einmal im Leben an Nackenschmerzen. Die Task Force on Neck Pain hat 2010 eine Gradierungsklassifikation für Nackenschmerzen vorgestellt: Grad 1: Nackenschmerzen und assoziierte Symptome ohne Zeichen für strukturelle Pathologie, mit minimalen oder keinen Einschränkungen der ATL (Aktivitäten des Täglichen Lebens). Grad 2: keine Zeichen für schlimme strukturelle Pathologie (z. B. Fraktur, Rückenmarksverletzungen, Infektionen, Neoplasmen, systemische Erkrankungen, entzündliche Erkrankungen) aber deutlichen Einschränkungen der ATL. Grad 3: keine Zeichen für strukturelle Pathologie, mit neurologischen Zeichen. Grad 4: Symptome verursacht durch eine strukturelle Pathologie. n Gelenks-und Bewegungskomponenten somatosensorische Komponenten motorische Komponenten sensorische Komponenten psychologische Komponenten Sozial-, Umwelt-, und Arbeits- Komponenten Für den Physiotherapeuten ist die medizinische ­Diagnose (ICD-10) der Ausgangspunkt zur Erfassung des Gesundheitsproblems des Patienten. Die Untersuchung der HWS beinhaltet: Anamnese, Inspektion, aktive Bewegungsuntersuchung, passive Bewegungsuntersuchung, Untersuchung der neurologischen Leit-, und Gleitfähigkeit (Neuro­dynamik), Spezialteste: Stabilitätsteste, Teste für die Beurteilung des okulomotorischen Systems, die motorische Kontrolle und die Palpation. Die Resultate werden mit Hilfe der ICF Klassifikation geordnet und ein klinisches Muster wird erstellt. Die häufigsten klinischen Muster der HWS sind: Die zervikale Bewegungsstörung diskogener Genese, die zervikale Bewegungsstörung fazettärer Genese, das zervikoradikuläre Syndrom, zervikogener Kopfschmerz und Status nach WAD (Whiplash Associated Disorder). n n n Diese Einteilung ist allerdings ätiologisch unspezifisch und nur bedingt hilfreich, eine HWS Dysfunktion hat zudem verschiedene Komponenten oder Charakteristika: 10 Die zervikale Bewegungsstörung Nach akuter HWS Dysfunktion entwickelt ungefähr jeder zehnte Patient chronische Nackenschmerzen. Risikofaktoren sind: schlechte Haltung, Sportver­ letzungen, Verkehrs-, und Arbeitsverletzungen, Angst und Depression. Die obere HWS-Dysfunktion ist verantwortlich für Schmerz/Missempfindung ­lokal, im Nacken und in der Kopf- und Gesichtsregion. Die untere HWS verursacht Symptome in den Bereichen ­Nacken, Schultergürtel, obere Extremität und Thorax. In der Anamnese sollten Red Flags (vertebro-basiläre Insuffizienz, Myelopathie, entzündliche und tumoröse Erkrankungen) ausgeschlossen werden. Der Patient klagt oft über eine lange Geschichte mit mehreren akuten Episoden. Er klagt über «Müdig- Fortbildung und Informationen für Fachleute 1 | 2015 Schwerpunkt Nackenschmerz Teil 2 Die aktive Bewegungsprüfung zeigt eine ungleichmässige Entfaltung der HWS. In einem Abschnitt findet viel Bewegung statt, im benachbarten Abschnitt ist eine arthrogene, muskulogene, neurogene oder symptombedingte Hypomobilität vorhanden. keit» oder Steifigkeit des Nackens, evtl. mit Kopfschmerzen und Schwindel(gefühl). Er kann nicht lange in derselben Stellung bleiben, ebenfalls kann er den Nacken nicht gut «unter Kontrolle» halten. Bewegung vermindert oft die Symptome, aber die Endstellungen sind schmerzhaft und oft treten spontane «Klicks» auf. Bildgebende Verfahren: Normal­röntgen seitlich: degenerative Veränderungen, Antero- und oder Retrolisthesen möglich. ­Funktionsröntgen: Atlantodentales Intervall? Die passive Bewegungsprüfung zeigt ein vergrössertes Gelenkspiel und vergrösserte akzessorische invertebrale Bewegungen. Segmentale Provokationssteste sind schmerzhaft. Die Inspektion zeigt oftmals eine kyphotische Fehlhaltung mit Kopfprotraktion und eine tiefe Hautfalte über dem hypermobilen Segment. Die oberflächliche Halsmuskulatur (Sternocleidomastoideus, Scaleni, Trapezius, Levator Scapulae) ist hyperton und fühlt sich verspannt an. Meistens fehlt eine radikuläre Symptomatik in der neurologischen Untersuchung. Pseudoradikuläre Symptomatik (Referred Pain) ist weniger selten. Die neuralen Spannungsteste können diese Symptome provozieren. Im Falle eines zervikoradikulären ­Syndroms stehen die Befunde der neurologischen Abb 1.: ­B ezeichnung: Passive ­p hysiologische Gelenksmobi­ lisation für die Rotation links Abb. 2: ­B ezeichnung: Passive ­a kzessorische Gelenks­ mobilisation in antero-­ posteriorer Richtung 11 Fortbildung und Informationen für Fachleute 1 | 2015 Schwerpunkt Nackenschmerz Teil 2 (Kraft, Reflexe und Sensibilität) und neurodynamischen (Upper Limb Nerve Tension Tests) Untersuchung im Vordergrund. Zudem kann eine deutliche Schonhaltung der HWS-Schulterregion auftreten. n Palpatorisch findet der Therapeut Gewebeveränderungen mit Schmerz über dem Processus spinosus, über der Ventralseite der Wirbelkörper und über den tiefen Nackenmuskeln. Physiotherapeutische Massnahmen: Dysfunktionen im neuromuskuloskelettalen System führen zu aphysiologischen Bewegungsmustern, die ihrerseits Symptome hervorrufen. Bei der ­Behandlung von Nackenschmerzen müssen daher folgende Komponenten angegangen werden: Behandlung der Gelenksbefunde: Passive akzessorische Gelenksmobilisationen lindern den Schmerz und verbessern die Gelenksbeweglichkeit. Frequenz, Intensität und Dauer der Technik sollen innerhalb der Schmerzgrenze liegen und die Grösse der Amplitude erreicht in der akuten Phase nicht das Ende des Gelenkswiderstandes. In der subakuten Phase kann bis an die Endgrenze bewegt werden oder ein qualifizierter Manualtherapeut (OMT) kann eine Mobilisation mit Impuls durchführen. Die möglichen Techniken sind: posteroanteriorer unilateraler vertebraler Druck (PA’s), anteroposteriorer unilateraler vertebraler Druck (AP’s), transversaler vertebraler Druck und Traktion in Flexionsstellung (für den unteren Zervikalbereich). Passive physiologische Gelenksmobilisationen verbessern in der akuten Phase die Gelenksbeweglichkeit und lindern den Schmerz, wenn die Techniken nicht in Schmerzen und Widerstand durchgeführt werden. Die Bewegungsamplitude sollte so gross wie möglich sein, ohne dass diese Bewegung die Schmerzen reproduziert. n n n n Behandlung der myofaszialen Befunde: Mit Hilfe passiver Weichteiltechniken sollten die globalen oberflächlichen Muskeln (Sternocleidomastoideus, Trapezius, Levator Scapulae) mit Trigger Punkt Techniken und Muscle Energy Techniken behandelt werden. Erfahrungsgemäss reagieren Patienten mit einem zervikoradikulären Syndrom im akuten und subakuten Stadium schlecht auf klassische Massage. Generelle Kräftigung wird im frühen Stadium­ nicht empfohlen, weil es die Dysfunktion n n 12 n zw ischen tiefen und oberflächlichen Muskeln nicht anspricht. Möglichst früh sollte ein therapeutisches Trainingsprogramm angefangen werden. In mehreren Studien haben Wissenschaftler festgestellt, dass Menschen mit chronischen Nackenschmerzen folgende Defizite aufweisen: Beeinträchtigungen der tiefen zervikalen Muskeln (M. rectus capitis ant. & lat., M. longus colli, M. longus capitis), die Gelenke sichern und steuern. Unzureichende Muskelkoordination, die zu mangelnder Gelenksicherung und Überlastung zervikaler Strukturen führen kann. Insuffizienter Feed-forward-Mechanismus zervikaler Muskeln ineffizienter neuro­ muskulärer Aktivierung. Übermässige Ermüdbarkeit der oberflächlichen zervikalen Muskeln. n n n n Behandlung der neurologischen Strukturen: Neurodynamische Techniken sind vor allem bei zervikoradikulären und pseudoradikulären Syndromen ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Am Anfang dienen sie dazu, die neuralen Strukturen zu entlasten und die Schmerzen zu lindern. Später können die Techniken zu r Verbesserung der neuralen Beweglichkeit durchgeführt werden. Verbesserung der sensomotorischen ­Kontrolle: Die Augen-Nacken Koordination und das Gleichgewicht sollten im Trainingsprogramm gefördert werden. Beitragende Faktoren: Hierbei handelt es sich nicht nur um die bio-psycho-sozialen Faktoren, sondern auch um ergonomische Aspekte und eine Analyse der Alltagsfunktionen. n n n Treten Nackenschmerzen auf, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass es rasch zu Störungen der zer­ vikalen Muskeln kommt. Verschwinden die Symptome, verschwinden jedoch nicht automatisch die muskulären Funktionsstörungen. Dies zeigt, wie unerlässlich therapeutische Übungen für die Genesung von Patienten mit Nackenschmerzen sind. Die Literaturhinweise aller Artikel finden Sie unter: www.rheuma-schweiz.ch / f achzeitschrift / lit31 Fortbildung und Informationen für Fachleute 1 | 2015 Schwerpunkt Nackenschmerz Teil 2 Nackenschmerz aus Sicht der Manualtherapie Dr. Ulrich W. Böhni Schaffhausen Mittels manueller Diagnostik bei Nackenschmerzen werden folgende Ziele verfolgt. a) Exakte Lokalisation der Schmerzquelle (Nozigeneratoren): welche Struktur bzw. welches Segment ist schmerzhaft. b) Festlegung des funktionellen Anteils des Problems > Indikation zur manuellen Therapie und Therapieplanung (z. B. definierte Physiotherapiemassnahmen) c) Feststellung von klinischen Zeichen, dass eine ­signifikante strukturelle Pathologie vorliegen könnte > exakte Formulierung von Fragestellungen für Zusatzuntersuchungen ( Die sog. «Pretest Probability» hängt von der Qualität der Fragestellung ab!) Dysfunktionsdiagnostik Ein Nozigenerator beispielsweise am Achsenorgan führt auf spinaler Ebene zu reflektorischen Reaktionen als Veränderung der motorischen Muster (motorische Systemaktivierung > klinische Zeichen der Irritation). Klinische Kriterien der segmentalen Dysfunktion auf dieser Basis sind (Abb. 1): die Prüfung der Beweglichkeit (Mobilität), die Prüfung der Zeichen der Irritation und die Provokationsuntersuchung zu r Provokation von Symptomen und zu r funktionellen Analyse bezüglich eingeschränkter und freier Bewegungsrichtungen. n n n Merke Jede klinische Dysfunktion kann das klinische Abbild einer Funktionsstörung ohne strukturelle Pathologie (Nozigenerator = irritierte überlastete Struktur) sein, oder das klinische Bild auf dem Boden einer ­strukturellen Pathologie als Nozigenerator darstellen. n n Dies bedeutet eine permanente differenzialdiag­ nostische Herausforderung. Wichtige Kriterien bei strukturellen Pathologien sind die Sensibilisierung Abb. 1.: Die Palpation der Beweglichkeit und der Irritation als sog. «Scanning» mittels leichter Lateralflexionsbewegung unter gleich­ zeitiger Palpation der Fazettengelenksregion kann auch durch den nicht-manualmedizinisch geschulten Kollegen erlernt werden. Dabei kann auch die dritte Komponente der Dysfunktionsdiagnose nämlich die Provokation mit Frage nach freien Bewegungsrichtungen ebenfalls durchgeführt werden bei positivem Befund. Aus Böhni 2011 mit freundlicher Genehmigung des Thieme-Verlages. 13 Fortbildung und Informationen für Fachleute 1 | 2015 Schwerpunkt Nackenschmerz Teil 2 der Rezeptoren, was zur angerichteten Dysfunktion führt ohne freie Richtungen in der Provokations­ untersuchung, sowie die lokale Hyperalgesie z. B. der Irritationszonen. Definition der Funktionsstörung im ­n euromuskulären System: fehlende oder nicht darstellbare strukturell-­ pathogenetische bzw. pathobiochemische ­Ursache für die Beschwerden (noch) keine irreversible Gewebeschädigung Symptomkonstellation tastbarer/palpabler oder provozierbarer Befunde, die manualdiagnostisch und -therapeutisch zu griffsfähig sind Aus der therapeutischen Zugriffsfähigkeit leitet sich die Reversibilität der Funktionsstörung ab = reversible Funktionsstörung. e) Z entrale Faktoren wie Sensibilisierungsphänomene (ausgeweitete, rezeptive Schmerzfelder, ausgedehnte Hyperalgesie, Allodynieareale). Die manuelle segmentale Untersuchung zeigt in ­einigen neueren Studien eine ordentliche Reliabilität (Hall 2010, Zito 2006 bzw. ausführlich bei Böhni et al. 2014) n n n n Mögliche Nozigeneratoren bei «Nackenschmerzen» Aufgrund der multirezeptiven Konvergenz an den spinalen WDR-Neuronen (Wide-Dynamic-RangeNeuron = spinothalamische Projektionsneurone) können verschiedenste Nozigeneratoren ein Schmerz- und Symptombild unterhalten. In der klinisch-funktionellen Diagnostik empfiehlt es sich im Rahmen der Schmerzanalyse alle Ebenen zu beurteilen (MANSZ): a) M yofasziale Schmerzquellen wie z. B. Triggerpunkte b) A rtikuläre Dysfunktionen (segmentale Funktionsstörungen, schmerzhafte strukturelle Pathologie z. B. aktivierte Fazettenarthrosen: Kriterien s.o.) c) Neuromeningeale Schmerzursachen (Radikulopathien durch Foraminalstenosen oder Diskushernien, die oft atypische Schmerzprojektionen in die obere BWS-Skapularegion verursachen neben Nackenschmerzen) d) B eurteilung der Stabilisationsfunktionen (Skapulastabilisation, Flexionskontrolle am zervikothorakalen Übergang, Schulter-Kopf-Vorhaltestellung) 14 Abb. 2.: Klinisch hochzervikale Nackenschmerzen rechtsbetont bei Segmentdysfunktion C2/C3 rechts bei degenerativen ­Veränderungen der unteren HWS. Massive degenerative Veränderungen der unteren HWS im Rahmen von Osteochondrosen ab C4/C5 mit Hypomobilität führen zur funktionellen Mehrbelastung bzw. Überlastung, z. B. für die Rotationsbewegungen, der oberen HWS-Segmente mit segmentaler Dysfunktion der oberen HWS-Segmente. a: Seitliches Röntgenbild der HWS. b: Seitliches Röntgenbild der HWS in Flexionsstellung. c: MRT mit T 2-Sequenz, sagittal: Die grüne Linie liegt auf Höhe C 4/C 5. d: MRT mit T 2-Sequenz, horizontal: relative Enge des Spinalkanals ohne Myelonkompression oder Myelopathie. Unterschied obere Nackenregion und untere Nackenregion Aufgrund der zusätzlichen Konvergenz der Afferenzen im oberen HWS-Gebiet C1– C3 mit den trigeminalen und weiteren Hirnnervenafferenzen (sog. ­zervikotrigeminale Konvergenz mit vestibulären Projektionen) zeigen regionale Schmerzquellen und Dysfunktionen der sog. Kopfgelenksregion bis C2 /3 (C3/4 teilweise neuroanatomisch beteiligt) andere Schmerzbilder, welche als sog. zervikozephales ­Syndrom zusammengefasst werden (Neuhuber 2014). Dabei können auch Kopfschmerzen (zervikogener Kopfschmerz), Gleichgewichtsstörungen, Globusgefühl etc. auftreten, unabhängig, ob es sich um eine Funktionsstörung oder um eine strukturelle Pathologie handelt. Diese Symptompräsentation gibt es unterhalb C3/4 nicht (also werden keine zervikogenen Kopfschmerzen von degenerativen Veränderungen der unteren HWS ausgelöst!). Beachte Funktionsstörungen können mit strukturellen Veränderungen einhergehen. Fortbildung und Informationen für Fachleute 1 | 2015 Beispiel: symptomatische Dysfunktion C2 /C3 bei asymptomatischer Hypomobilität der unteren Halswirbelsäule mit ausgeprägten Osteochondrosen ab C4/C5; die gehäuft auftretenden Osteochondrosen C4/5– C6/ 7 führen zu einer mechanischen Mehrbelastung der oberen HWS – der ältere Mensch dreht seinen Kopf vor allem mit der oberen HWS. Funktionelle Dysfunktionen der unteren HWS sind häufiger beim jüngeren Menschen, während beim älter werdenden Menschen dort die Degeneration rasch zunimmt (ev. Diskushernien, Unkovertebralspondylosen C4/5– C6/ 7). Dagegen sind Funktionsstörungen am zervikothorakalen Übergang wieder sehr häufig. Neuer Hilfsmittel-Katalog Kleine Helfer, grosse Wirkung Hilfsmittel 2015/16 Manuelle Therapie Die Indikation stellt der Nachweis einer Funktionsstörung bzw. einer solchen Komponente am Beschwerdebild dar (Kriterien siehe oben). Sowohl an der oberen als auch an der unteren HWS ist die Mobilisation mit Impuls eine gute Therapieoption (Studienlage besonders bei akuten bis subakuten Beschwerdezuständen gut; vgl. Literatur unten). Entsprechend den oben dargestellten diagnostischen Ebenen «MANSZ» ist der Therapieplan zu gestalten (myofasziale Befunde und segmentale Dysfunktionen behandeln, evtl. Hinweise für neuromeningeale Kompressionen grosszügig bildgebend abklären, Stabilisationsfunktionen verbessern). Anzumerken ist, dass die neuere Literatur zeigt, dass die Manipulation auch an der oberen HWS kein spezielles Risiko darstellt. Das Problem Dissektion der A. vertebralis ist nicht, dass sie durch eine Manipulation verursacht worden wäre, sondern, dass ein Patient mit vorliegender spontaner Dissektion Symptome zeigt, die fälschlicherweise manuell behandelt werden – dabei wären dann ALLE manuellen Massnahmen wie z. B. eine Traktionsbehandlung hochgefährlich (FIMM 2013, Übersicht mit Literatur bei Böhni 2014). Der neue Hilfsmittel-Katalog ist randvoll mit vielen bewährten und einigen neuen Produkten. Leiden auch Ihre Patientinnen und Patienten unter Gelenkschmerzen? Die cleveren Helfer tragen dazu bei, beeinträchtigte Gelenke zu schonen, gesunde Gelenke zu schützen und trotz Einschränkungen selbstständig zu bleiben. Die Literaturhinweise aller Artikel finden Sie unter: www.rheuma-schweiz.ch / fachzeitschrift / lit31 Kostenlos bestellen über Telefon 044 487 40 10 oder im Webshop auf: www.rheumaliga-shop.ch Fortbildung und Informationen für Fachleute 1 | 2015 Schwerpunkt Nackenschmerz Teil 2 Kopfschmerz und Nackenschmerz PD Dr. Andreas R. Gantenbein Präsident Schweizerische Kopfwehgesellschaft SKG RehaClinic Bad Zurzach Der sekundäre Kopfschmerz Stellt sich ein Patient in der Praxis mit Kopf- und ­Nackenschmerzen vor, geht es in erster Linie darum, die sekundären, insbesondere die gefährlichen Kopfschmerzen, von den viel häufigeren primären Formen abzugrenzen. Als Hilfsmittel dient die Klassifikation der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft, welche über 200 verschiedene Kopfschmerzen definiert (International Classification of Headache Disorders, ICHD-3 beta1). Die wichtigsten Warnsymptome sind in Tabelle 1 dargestellt. So ist bei plötzlich auftretenden Kopf- und Nackenschmerzen, speziell nach einer Manipulation der HWS oder einem Unfall, an eine Dissektion einer hirnzuführenden Arterie zu denken (Abb. 1). Typischerweise präsentiert sich eine Karotisdissektion mit Schmerzen entlang der Gefässbahn, am Hals, im Ohr- und Schläfenbereich, eine Vertebralisdissektion mit Nacken-, Hinterkopf- und Ohrschmerzen. Meistens finden sich weitere neurologische Ausfälle, in seltenen Fällen kann sich eine Dissektion isoliert mit Schmerz präsentieren. Die Migräne Die typischen Symptome einer Migräne sind bekannt: ein starker, pulsierender Kopfschmerz, begleitet von einer generellen Überempfindlichkeit auf Sinnesreize (Photo-, Phono-, Osmophobie) und Bewegung. Der Schmerz wird in 40 –60 % im Nacken oder Hinterkopf lokalisiert 2. Die Diagnose wird anhand der typischen Anamnese und einem unauffälligen neurologischen Status gestellt. Als Therapie stehen für die Attackenbehandlung Triptane, NSAR und andere Analgetika zu Verfügung. Bei häufigeren Kopfschmerzen kann eine Prophylaxe indiziert sein (vgl. Therapieempfehlungen der Schweizerischen Kopfwehgesellschaft, www.headache.ch). Um einer Chronifizierung durch einen Medikamentenübergebrauch (MÜKs) vorzubeugen, sollten Akutmittel an maximal 8 Tagen pro Monat zum Einsatz kommen. Der zervikogene Kopfschmerz Der zervikogene Kopfschmerz wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Neben den ICHD-Kriterien existieren die Kriterien der «Cervicogenic Headache International Study Group», welche sich teilweise unterscheiden. Als Kondensat bleibt ein streng einseitiger, provozierbarer Nacken- / Kopfschmerz, der auf eine diagnostische Blockade anspricht. Plötzlicher, schlagartiger Beginn Der Spannungskopfschmerz Spannungskopfschmerzen bilden mit einer Prävalenz von über 80 % die grösste Gruppe der primären Kopfschmerzen. Fast jeder kennt das diffuse, druckartige Kopfweh ohne Begleitsymptome. Nur wenige suchen deswegen einen Arzt auf, nicht zuletzt, weil die Schmerzstärke per Definition die Alltagsakti­ vitäten nicht beeinflussen sollte. Ursächlich werden zentrale Sensibilisierungseffekte und externe ­Stressoren diskutiert. Oft findet sich eine Druckempfindlichkeit der perikraniellen Kopf- und Nackenmuskulatur. Als therapeutische Optionen bieten sich Entspannungsübungen, Ausdauertraining und allenfalls Physiotherapie zum Aufbau der Schulter- und Nackenmuskulatur an. 16 Erstmaliges Auftreten, inbesondere wenn > 50 Jahre Progredient und/oder kontinuierlich Ausgelöst durch Valsalva oder HWS-Manipulation Zirkadiane oder posturale Änderung Allgemeinsymptome (Fieber, Gewichtsverlust etc.) Tabelle 1: Wichtige Warnsymptome für sekundäre Kopf- und Nackenschmerzen. Fortbildung und Informationen für Fachleute 1 | 2015 Schwerpunkt Nackenschmerz Teil 2 Bezüglich der therapeutischen Nervenblockade ­existieren zahlreiche Studien auch für andere Kopfschmerzarten, z. B. Occipitalisneuralgie, Migräne und Clusterkopschmerzen (ev. Leroxu), die meisten prospektiv und observativ, nur wenige jedoch randomisiert und /oder kontrolliert 3, 4. Die beschriebene Effektdauer reicht von wenigen Tagen, bis zu mehreren Monaten, in prospektiven Fallserien (Abb. 2). Der posttraumatische Schmerz nach HWS-Distorsion Chronifizierte Nacken- und Kopfschmerzen sind in bis zu 10 –20 % nach HWS-Distorsion beschrieben. Die vegetativen Begleitsymptome sind sehr unterschiedlich, beinhalten meist Schwindel und Übelkeit sowie Konzentrations- und Schlafstörungen. Es gilt auch hier die Chronifizierung durch einen Schmerzmittelübergebrauch zu erkennen und zu vermeiden. Abb. 1: Nachweis eines Wandhämatoms im fettsupprimierten T1-MRI bei Dissektion der linken Arteria carotis interna. 17 Fortbildung und Informationen für Fachleute 1 | 2015 Schwerpunkt Nackenschmerz Teil 2 Abb. 2: Infiltration des N. occipitalis major rechts (1): ca. 1–2 cm unterhalb des Mittelpunktes zwischen Protuberantia occipitalis externa (2) und Processus mastoideus (3). Der Nervenaustrittspunkt ist meist die empfindlichste Stelle (loco dolenti). Lateral liegt der N. occipitalis minor. Bei fehlendem Erfolg der ambulanten Therapiemassnahmen kann eine stationäre Rehabilitation angezeigt sein, wo Coping-Strategien erlernt und die physiotherapeutischen und physikalischen Massnahmen intensiviert werden können. Es erstaunt nicht, dass sich beim Outcome eine deutliche Assoziation zwischen Schmerzreduktion, physischem Befinden und der Arbeitsfähigkeit findet 5. Der Exot Eher selten ist das Nacken-Zungen-Syndrom 6. Die kurzdauernden Schmerzen und Dysästhesien, werden zeitgleich an Hals, Hinterkopf wie auch im Bereich der Zunge wahrgenommen. Die Symptome werden meist durch Kopfdrehung zur symptomatischen Seite ausgelöst. Als Erklärung dienen sensible Fasern der Zunge, die über Verbindungen von N. lingualis, N. hypoglossus und Zervikalwurzel C2 gemeinsam das zentrale Nervensystem erreichen. Literatur 1. H eadache Classification Committee of the International Headache Society. The International Classification of Headache Disorders, 3rd edition (beta version). Cephalalgia 2013; 33:629–808. 18 2. K elman L. Migraine pain location: a tertiary care study of 1283 migraineurs. Headache 2005; 45(8):1038–47. 3. Tobin J, Flitman S. Occipital nerve blocks: when and what to inject? Headache 2009; 49(10):1521–33 4. G antenbein AR, Lutz NJ, Riederer F, Sándor PS. Efficacy and safety of 121 injections of the greater occipital nerve in episodic and chronic cluster headache. Cephalalgia 2012; 32(8):630–4. 5. A ngst F, Gantenbein AR, Lehmann S, Gysi-Klaus F, Aeschlimann A, Michel BA, Hegemann F. Multidimensional associative factors for improvement in pain, function, and working capacity after rehabilitation of whiplash associated disorder: a prognostic, prospective outcome study. BMC Musculoskelet Disord. 2014;15:130. 6. L ance JW, Anthony M (1980) Neck-tongue syndrome on sudden turning of the head. J Neurol Neurosurg Psychiatry 43:97–101. Fortbildung und Informationen für Fachleute 1 | 2015 Schwerpunkt Nackenschmerz Teil 2 Zervikale Dystonie als Ursache von Nackenschmerzen Prof. Dr. Peter Sandor RehaClinic, ANNR Kantonsspital Baden Die zervikale Dystonie als Ursache von Nackenschmerzen ist selten. Gleichwohl treten praktisch immer Nackenschmerzen auf, wenn ein Patient betroffen ist. Genaue Angaben zu Inzidenz und Prävalenz liegen nicht vor – wohl aufgrund der Seltenheit der Erkrankung. Nichtsdestotrotz ist der sogenannte Torticollis spasticus oder spasmodicus, wie die Bestandteil eines komplexen klinischen Syndroms, das teils aus rigid akinetischen, teils aus dystonen Elementen besteht. Selten tritt eine zervikale Dystonie als Teil einer idiopathischen, generalisierten Dystonie auf. Diagnose und Differentialdiagnose Differentialdiagnostisch ist ausser dystonen Muskel­ schmerzen auch an sekundäre, degenerative Störungen der Halswirbelsäule, altersassoziiert oder vor dem Hintergrund der langjährigen, ausgeprägten Belastung, zu denken. Auch eine hohe Frequenz primärer Kopfschmerzsyndrome bei häufiger Triggerung durch Stress und aufgrund einer Wechselwirkung mit den Dystonieschmerzen kann zusätzlich belasten. ­zervikale Dystonie auch genannt wird, eine eindrückliche Erkrankung und provoziert immer wieder metaphorische Interpretationen der Symptomatologie. Pathophysiologie und Klinik Aufgrund einer Dysbalance der fein tarierten zer­ vikalen Muskulatur, mit Überwiegen der einen Seite, kann die Patientin nicht mehr nach vorne schauen, sondern dreht den Kopf so stark, dass sie trotz ausgeprägten willkürlichen Anstrengungen nicht in der Lage ist, geradeaus zu schauen. Dies wurde und wird, zum Leidwesen mancher Patienten als «psychisch» interpretiert, basiert neurologisch jedoch am ehesten auf einer Störung der Basalganglien, insbesondere des Globus pallidum. Für die ­Patienten sind ausserdem sogenannte «dystone Schmerzen», also schmerzhafte, teils muskelkaterartige Spannungsgefühle in der beteiligten Muskulatur, besonders beeinträchtigend. Diese korrelieren mit dem Ausmass der Dystonie und auch der ein­ gesetzten willentlichen Kontrollversuche. Die Diagnose ist meist klinisch zu stellen und die Zusatzuntersuchungen, wie eine Elektrodiagnostik sowie Bildgebung und Laboruntersuchungen, dienen in erster Linie der Bestätigung der Diagnose und dem Ausschluss gefährlicher Differentialdiagnosen. Generell wird zwischen fokalen und generalisierten Dystonien unterschieden. Geht es um eine fokale zervikale Dystonie, sind Diagnose und Therapie meist einfacher als bei generalisierten Dystonien oder sogenannten sekundären, also aufgrund einer zugrundeliegenden anderen Erkrankung auftretenden Dystonien, wie z. B. einem langjährigen M. ­Parkinson oder einer metabolischen Störung. Bei generalisierten Dystonien, insbesondere solchen mit Beginn im Kindesalter, ist an eine genetische Ursache zu denken. Eine molekulargenetische Diagnostik ist jedoch nur in Einzelfällen zielführend und wird nach deutschsprachigen Richtlinien nur in gut begründeten Einzelfällen empfohlen. Die zervikale Dystonie kann isoliert oder aber als Bestandteil einer generalisierten Dystonieerkrankung auftreten. Die häufigste klinische Situation ist diejenige, bei der dystone Störungen der HWS ­Muskulatur als Komplikation eines idiopathischen Parkinsonsyndroms auftreten. In diesem Fall sind die Nackenschmerzen jedoch nicht isoliert, sondern 19 Fortbildung und Informationen für Fachleute 1 | 2015 Schwerpunkt Nackenschmerz Teil 2 Therapie Therapeutisch gibt es eine ganze Reihe von Medikamenten, vorwiegend Anticholinergika, die nur ­mässige Wirksamkeit zeigen, und /oder durch eine beträchtliche Nebenwirkungsrate in ihrer Einsatzmöglichkeit limitiert sind. Die Therapie der Wahl sind periodische, gezielte Injektionen mit Botulinumtoxin durch den geübten Spezialisten 2,3, bei ­denen durch periphere Muskel-Denervation das Gleichgewicht zwischen Agonisten und Antagonisten für einige Zeit wieder hergestellt wird. Operative Verfahren 4 ebenso wie die in den letzten Jahren vermehrt eingesetzte tiefe Hirnstimulation 5 erscheinen weniger erfolgversprechend. Tabelle: Therapieempfehlungen nach Leitlinien 1 Zervikale Dystonie (Torticollis spasmodicus) 1. Botulinum-Toxin 2. Anticholinergika 3. Tetrabenazin 4. medikamentöse Kombinationstherapie 5. selektive periphere Denervierung 6. tiefe Hirnstimulation Zusammenfassung und Conclusio Im schmerztherapeutischen Kontext ist die zervikale Dystonie eine seltene Ursache von Nacken-und HWS-Schmerzen. Liegt sie jedoch vor, sind Schmerzen – oft vor den anderen Folgen der Asymmetrie – deutlich beeinträchtigend. Die Therapie der Wahl für sämtliche assoziierte Beschwerden ist die periphere muskuläre Denervation mit Botulinumtoxin. Eine Gabe von Schmerzmitteln alleine erscheint nur wenig wirksam, die Botulinumtoxin-Therapie dagegen steht näher zur Kausalität und ist deutlich besser wirksam. Literatur 1. L eitlinien der Deutschen Neurologischen Gesellschaft «Dystonie», 2012 2. L ew MF, Brashear A, Factor S. The safety and efficacy of botulinum toxin type B in the treatment of patients with cervical dystonia: summary of three controlled clinical trials. Neurology 2000; 55 (Suppl. 5): S29–S35 3. C osta J, Espírito-Santo C, Borges A et al. Botulinum toxin type A therapy for cervical dystonia. Cochrane Database Syst Rev 2005; 1: CD003633 4. B ertrand CM. Selective peripheral denervation for spasmodic torticollis: surgical technique, results, and observations in 260 cases. Surg Neurol 1993; 40: 96–103 5. O strem JL, Marks WJ jr., Volz MM et al.Pallidal deep brain stimulation in patients with cranial-cervical dystonia (Meige syndrome). Mov Disord 2007; 22: 1885–1891 Nackenschmerzen in der Notfallstation Dr. Thierry Brunschwig Interdisziplinäre Notfallstation, Spital Zollikerberg Nackenschmerzen sind häufig geäusserte Beschwerden in der Notfallstation. Die Prävalenz ist in etwa ähnlich häufig wie die der lumbalen Rückenschmerzen. Im Gegensatz zu den lumbalen Rücken­ schmerzen sind bei Nackenschmerzen neurologische Symptome viel seltener. Oft handelt es sich bei Nackenschmerzen um Banalitäten. Dennoch führen Nackenschmerzen zu Einschränkung der Lebens20 qualität und Ausfällen am Arbeitsplatz und somit volkswirtschaftlichen Folgen. Ausserdem erfordern Nackenbeschwerden eine hohe Aufmerksamkeit des Notfallarztes, um gefährliche Ursachen, welche eine eingehendere Abklärung benötigen, nicht zu verpassen. Zu unterscheiden sind traumatisch, bzw. posttraumatisch bedingte von atraumatischen Ursachen. Rheumatologisch-entzündliche Ursachen (bspw. ­Polymyalgia rheumatica) müssen ebenso wie infektiöse oder tumorbedingte Ursachen erkannt werden. Diskushernien und cervicale Myelopathien beeinflussen ebenfalls den Abklärungsgang. Fortbildung und Informationen für Fachleute 1 | 2015 Schwerpunkt Nackenschmerz Teil 2 «Red Flags» In der Anamnese sollten «Red Flags» sorfältig ­erfragt und gesucht werden (Tab. 1). Dazu gehören etwa höheres Alter, Allgemeinsymptome wie Fieber, Schüttelfrost oder Gewichtsverlust, nächtliche Schmerzen, Immunsuppression, Drogenabusus oder Tumorerkrankungen in der Vergangenheit. In der Untersuchung ist ein besonderes Augenmerk auf Lymphadenopathie und Radikulopathien beziehungsweise Myelopathien mit Gangstörungen oder Sphinkterstörungen zu legen. Tabelle 1: «Red Flags» höheres Alter Fieber Schüttelfrost Gewichtsverlust nächtliche Schmerzen Immunsuppression/ Immuninkompetenz Drogenabusus Tumorerkrankungen in der Vergangenheit Spondylogene Schmerzen Schmerzen, denen eine mechanische Ursache zu Grunde liegt, treten vor allem tagsüber unter Belastung auf. Sie bessern sich durch Entlastung, wie etwa Hinlegen. Spondylogene Schmerzen strahlen nicht dermatomspezifisch aus und sind oft mit muskulären Verspannungen assoziiert. Die häufigsten Ursachen sind Degeneration und Fehlhaltungen. Oft sind Nackenschmerzen multifaktoriell bedingt. Psychosoziale und beruflich bedingte Faktoren haben einen wesentlichen Anteil. Es ist deswegen sinnvoll, chronifizierte Nackenschmerzen oder solche, die zu chronifizieren drohen, möglichst von der Notfallstation in die hausärztliche Praxis zu verlagern. Wie auch bei anderen chronischen Rückenschmerzen ist eine kontinuierliche möglichst ­multimodale Behandlung anzustreben. In der Notfallstation erfolgt die Therapie zur Hauptsache medikamentös, anderseits sind Übungsanweisungen für zu Hause sinnvoll. Kälte oder Wärme Applikation können hilfreich sein. Bei hartnäckigeren Beschwerden können Manualmedizinische Massnahmen, Physiotherapie, Chiropraktik und ähnliches verordnet werden. solchen Fällen können Laboruntersuchungen weiterhelfen. Das konventionelle Röntgenbild bringt selten eine sichere Diagnose, weswegen wir fast ganz darauf verzichten. Die Computertomographie oder MRI- Untersuchung geben rasch diagnostische Sicherheit und sind in der Notfallstation deswegen die Methoden der Wahl. Mit neurologischen Ausfällen Radikuläre Symptome sind in der Regel einseitig und spezifisch einem Dermatom zuordenbar. Sie können mit oder ohne objektivierbare neurologische Symptome auftreten. Gelegentlich kann der eigentliche Nackenschmerz fehlen und die radikuläre Symptomatik im Vordergrund stehen. Eine MRI Untersuchung ist indiziert zur weiteren Abklärung. Bei deutlichen neurologischen Ausfallsymptomen, einer Spinalkanalstenose oder therapierefraktären Schmerzen trotz adäquater konservativer Massnahmen ist ein Konsil bei einem Wirbelsäulenchirurgen empfehlenswert. Ansonsten und insbesondere bei einer Diskrepanz zwischen Anamnese bzw. Klinik und Bildgebung sind analgetische und physiotherapeutische Massnahmen die bessere Option. Ein neurologisches Konsil ist angebracht bei myelopathischen Störungen ohne morphologisches Korrelat. Meningismus Perakut aufgetretene massive Nackenschmerzen mit Meningismus sollten an eine Meningitis oder an eine Chondrokalzinose im atlanto-axialen Gelenk denken lassen. Ein rascher Ausschluss einer ­Meningitis, die meistens mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, Tachykardie, Somnolenz und anderen systemischen Symptomen einhergeht, ist mittels Lumbal­punktion zwingend. Allerdings haben rund 35 % der über 60 jährigen eine Nackensteifigkeit, diese ist vertebragen bedingt und die Prävalenz ist mit steigendem Alter um so ­höher. Daraus resultiert bei älteren Patienten mit ­Fieber sehr oft ein klinisch irrelevanter «Pseudomeningismus». Entzündungsbedingte Schmerzen Entzündungsbedingte Schmerzen oder Tumorschmerzen treten eher in Ruhe und in der Nacht auf. Gelegentlich werden sie begleitet von systemischen Symptomen wie B- Symptomen oder Arthralgien. In 21 Fortbildung und Informationen für Fachleute 1 | 2015 Schwerpunkt Nackenschmerz Teil 2 Technische Untersuchungsmethoden Laboruntersuchungen sind nur indiziert bei Verdacht auf entzündliche oder infektiöse Ursachen. Die Indikation für eine Computertomographie oder MRI- Untersuchung sollte bei traumatisch bedingten Schmerzen, radikulären Schmerzen oder bei Vorhandensein von «Red Flags» grosszügig gestellt werden. Die Interpretation von konventionellen HWS Röntgen ist schwierig. Die Gefahr des Nichterkennens einer Pathologie durch den Notfallarzt ist hoch. Ein CT oder MRI liefert in kurzer Zeit sehr viel mehr Informationen und schützt somit vor Unter­ diagnosen. Etwas seltenes Eine relativ seltene aber eindrückliche Form von ­Nackenschmerzen ist das dyskinetische Syndrom. Es tritt meist bei Kindern und jungen Erwachsenen nach grosszügiger Einnahme von Antiemetika (meist Metoclopramid) auf. Es ist gekennzeichnet durch plötzlich auftretende repetitive Episoden von Nacken- und «Schlund»-Krämpfen. Kleine Dosen von Bipridin reichen zum sofortigen Sistieren dieser Beschwerden. Follow up Untersuchungen von Nackenschmerzen sollten möglichst nicht in einer Notfallstation stattfinden, sondern sind, sofern banal, in die hausärztliche Praxis zu überweisen. Bei spezifischen Krankheitsbildern ist eine Weiterbetreuung durch einen Spezialisten angebracht. Literatur Aeschlimann AG, Angst F, Eschle D, Thueler A, Nackenschmerzen. Schweiz Med Forum 2010;10(11):208-213. Schellingerhout JM, Heymans MW, Verhagen AP, et al. Prognosis of patients with nonspecific neck pain: development and external validation of a prediction rule for persistence of complaints. Spine (Phila Pa 1976) 2010; 35:E827. White AP, Biswas D, Smart LR, et al. Utility of flexion-extension radiographs in evaluating the degenerative cervical spine. Spine (Phila Pa 1976) 2007; 32:975. 22 XELJANZ®: eine starke Therapie zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis1–6, ‡, * SMALL PILL YEA R IVER SAR ANN Y7 BIG IMPACT *, 2–5 ‡ Als Monotherapie oder Kombinationstherapie mit einem krankheitsmodifizierenden nicht biologischen Antirheumatikum (einschliesslich Methotrexat) bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis, bei denen eine vorherige Therapie mit Methotrexat nicht angesprochen hatte oder nicht vertragen wurde.6 * Die Behandlung mit XELJANZ® bewirkte eine schnelle und klinisch bedeutsame Verbesserung der Anzeichen und Symptome der RA, eine Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit und eine Reduktion der Krankheitsaktivität.2–5 Xeljanz® (Tofacitinib). Indikationen: Mono- oder Kombinationstherapie mit einem nicht biologischen DMARD bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis, bei denen eine vorherige Therapie mit Methotrexat nicht angesprochen hatte oder nicht vertragen wurde. Dosierung: 2 × täglich 5 mg, je nach klinischem Ansprechen 2 × täglich 10 mg. Kontraindikationen: Aktive, schwere Infektionen, schwere Leberinsuffizienz und Überempfindlichkeit gegen einen Inhaltsstoff. Vorsichtsmassnahmen: Xeljanz® darf nicht an Patienten mit aktiver systemischer oder lokalisierter Infektion verabreicht werden. Vorsicht bei Patienten mit Tuberkulose, Virus- und Tumorerkrankungen und Magen-Darm Perforationen. Dosisanpassungen aufgrund Beeinträchtigung der Leber- und Nierenfunktion sind gegebenenfalls erforderlich. Vor und während der Behandlung sind Blutbildkontrollen empfohlen (Prüfung auf Neutropenie und Anämie), gegebenenfalls sind Dosisanpassungen erforderlich. Kombination mit biologischen DMARDs und starken Immunsuppresiva ist zu vermeiden. Interaktionen: Vorsicht bei gleichzeitiger Anwendung von potenten CYP3A4 Inhibitoren, potenten CYP3A4 Induktoren und mittelstarken CYP3A4 Inhibitoren welche gleichzeitig starke CYP2C19 Inhibitoren sind. Unerwünschte Wirkungen: schwerwiegende Infektionen, Nasopharyngitis, Pneumonie, Herpes zoster, Bronchitis, Influenza, Sinusitis, Zystitis, Sepsis, Leukopenie, Anämie, Neutropenie, Hyper/Dyslipidämie, erhöhte Lipoproteine niedriger Dichte, erhöhter Blutcholesterinspiegel, Gewichtszunahme, Insomnie, Kopfschmerzen, Hypertonie, Dyspnoe, Husten, Unterbauchschmerzen, Erbrechen, Gastritis, Diarrhö, Übelkeit, Dyspepsie, Ausschlag, Skelettmuskelschmerzen, Arthralgie, erhöhter Blutspiegel der Kreatininphosphokinase, erhöhte Leberenzyme, Pyrexie, Müdigkeit, peripheres Ödem u. a.. Packungen: 5 mg: 56 Filmtabletten. Verkaufskategorie B. Zulassungsinhaberin: Pfizer AG, Schärenmoosstrasse 99, 8052 Zürich. Ausführliche Informationen siehe Arzneimittel-Fachinformation unter www.swissmedicinfo.ch. (FI V004) 70510-127-09/14 Referenzen: 1. Feist E, Burmester GR. Small molecules targeting JAKs –a new approach in the treatment of rheumatoid arthritis. Rheumatology (Oxford) 2013; 52: 1352–1357. 2. Burmester GR et al. Tofacitinib (CP-690,550) in combination with methotrexate in patients with active rheumatoid arthritis with an inadequate response to tumour necrosis factor-inhibitors: a randomised Phase III trial. Lancet 2013; 381(9865): 451–460. 3. van Vollenhoven RF et al. Tofacitinib or adalimumab versus placebo in rheumatoid arthritis. N Engl J Med 2012; 367: 508–19. 4. van der Heijde D et al. Tofacitinib (CP-690,550) in patients with rheumatoid arthritis receiving methotrexate: Twelve-month data from a twenty-four-month phase III randomized radiographic study. Arthritis Rheum 2013; 65(3): 559–570. 5. Fleischmann R et al. Placebo-controlled trial of tofacitinib monotherapy in rheumatoid arthritis. N Engl J Med 2012; 367(6): 495–507. 6. Fachinformation XELJANZ®, www.swissmedicinfo.ch. 7. Swissmedic Journal 07/2013, 08/2013, p. 586.