Lina Mazzoni Akademische Sprachtherapeutin B.Sc. Gesa Schröder Akademische Sprachtherapeutin B.Sc. Hochschule Fresenius, FB Gesundheit, Studiengang Logopädie, Hamburg Marketing in logopädischen Praxen Eine Arbeit über die Einsetzbarkeit von Promotion in Theorie und Praxis I. Einleitung und Forschungsfrage IV. Ergebnisse Der Gesundheitssektor ist, aufgrund des demographischen Wandels der Gesellschaft, ein sich schnell entwickelnder und wachsender Markt (Mai, Schwarz, & Hoffmann, 2012). Da auch der Bedarf an Dienstleistungen ansteigt, kann von einer Zunahme an Gesundheistunternehmen ausgegangen werden (Meffert & Bruhn, 2012). Zudem findet eine zunehmende Liberalisierung des Gesundheitsmarketes statt (Institut für Freie Berufe Nürnberg, 2012). Die Weichen hierfür wurden 2006 durch den Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung gestellt.Die Reformmaßnahmen zur Stärkung des Wettbewerbes erhöhen den Wettbewerbsdruck zum Beispiel durch eine größere Freiheit der Vertragsgestaltung der Leistungserbringer mit den Krankenkassen. Durch einen zunehmenden Grad an Gestaltungsfreiheit können nun verstärkt auch Vorgehensweisen und Methoden anderer Wirtschaftszweige Eingang in die traditionell stark regulierten Gesundheitsberufe finden. Auch logopädische Praxen unterliegen dem Wandel des Gesundheitssektor. Ein Herausstechen aus der Masse wird In der folgende Tabelle sind Auzüge der generalisierten Aussagen dargestellt. Dargestellt wird, wie Inhaber logopädischer Praxen Promotion für sich definieren und in welcher Form und weshalb Promotion genutzt wird. Des Weiteren wird der Wissensstand bezüglich des Werberechts im Gesundheitswesen dargestellt. Definition von Promotion · Promotion=Werbung · Netzwerkarbeit · Öffentlichkeitsarbeit · Präsentation der therapeutischen Arbeit Konkurrenz & Wettbewerb · Generell mehr Praxen · Eher Patientenzuwachs · Steigender Wettbewerb · Positionieren · Gemisch aus Konkurrenz und Kollegialität · Qualität setzt sich durch · Konkurrenz bei Privatpatienten merkbar Rechtliches · Eingeschränkte Werbung im Gesundheitswesen · Kein aktuelles Wissen · Verlass auf externe Berater Chancen für die Logopädie · Promotion bringt Transparenz · Qualität transportieren · Profil zeigen z.B Fachpraxis Notwendigkeit für die Logopädie · Spezialisierung, Qualifikationen & Qualität hervorheben · Wirtschaftlich zu arbeiten · Nischenangebote brauchen kaum Promotion Promotion Maßnahmen · Netzwerkarbeit · Briefwurfsendungen · Veröffentlichungen · Seminare · Anzeigen · Werbung auf Auto Einschätzung des eigenen Promotion -Verhaltens · Potential vorhanden · Bezahlbare Weiterbildung wünschenswert · Schlechte Arbeit=schlechte Werbung · Werbung zurückhaltend, da Therapien im Vordergrund · Promotion ist zeit-, arbeits- & kostenaufwendig · Mehr private Leistungen bewerben · Keine Werbung sinnvoll bei voller Auslastung der Praxis · Gutes Netzwerk=Keine Werbung notwendig · Veraltete Werbung=Keine gute Außenwirkung · Standort und Lage für Anmeldungen wichtig Promotion-Ziele · Präsenz zeigen · Spezialisierung zeigen · Das Besondere der Praxis darstellen · Aufmerksamkeit gewinnen · Flyer an Zielgruppe · Leistungen bewerben · Therapie, Beratung effizient halten Die Forschungsfrage ist, ob Inhaber logopädischer Praxen Promotion nutzen und inwieweit sie auf Promotion angewiesenen sind. Ziel ist somit die Notwendigkeit und die Möglichkeiten von Promotion in logopädischen Praxen zu untersuchen. III. Methode Die Datengrundlage zu dieser Arbeiten bildeten 5 Interviews. Um feststellen zu können, ob das Marketingverhalten oder -bewusstsein im Zusammenhang zur Praxisgröße und des Standortes steht, wurden bewusst Praxen an unterschiedlichen Standorten ausgewählt. Die Auswertung der Interviews erfolgte nach der qualitativen Inhaltsanalyse in Anlehnung an Mayring (2010). Angewandt wurde die qualitative Technik zur Strukturierung. Ziel hierbei ist es gewählte Strukturen mittels eines Kategoriensystems aus dem vorliegenden Material zu extrahieren, um Aussagen über den Einsatz und die Umsetzung von Promotion in logopädischen Praxen zu gewinnen. II. Theoretischer Hintergrund Bei logopädischen Therapien handelt es sich um Dienstleistungen und im Besonderen um gesundheitsassozierte Leistungen, deshalb fällt die Logopädie in die Bereiche des Dienstleistungs- und Gesundheitsmarketings. Im angewandten Marketing wird auf das Dienstleistungsmarketing, im Speziellen auf den Marketing-Mix und die Marketinginstrumente, zurückgegriffen. Gezielt für den Gesundheitsmarkt entwickelter Marketing-Mix und spezifische Marketinginstrumente sind noch nicht bekannt. Der Marketing-Mix besteht im Dienstleistungsbereich aus 5Ps (Place, Promotion, Price, Product und Personel) (Meffert & Bruhn, 2012). Gesundheitsmarketing Leistungsrahmen einer logopädischen Praxis Dienstleistungsmarketing Leistungen außerhalb des Heilmittelkataloges Leistungen innerhalb des Heilmittelkataloges Tabelle 1: Auzüge aus den Ergebnissen der Interviews Darüberhinaus wurden die ausgewerteten Interviews auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Marketingverhalten der Inhaber logopädischer Praxen und Standort und Größe der Praxis hin untersucht. Die Auswertung zeigt, dass kein Zusammenhang zwischen der Größe der Praxis oder des Standortes und der gesehenen Notwendigkeit von Promotion besteht. Auch konnte kein Zusammenhang zwischen Größe, Standort und dem Einsatz von Promotion erfasst werden. Sowohl bei den Stadt- als auch bei den Landpraxen gibt es zwei übergeordnete Gründe für den Einsatz von Promotion. Das vordergründige Ziel ist es, mit anderen Praxen mitzuhalten. Nur vereinzelt wird Promotion ganz bewusst eingesetzt und gepflegt. Die Mehrheit der interviewten Praxisinhaber nutzt Promotion in geringem Ausmaß. Gründe hierfür sind der Aufwand an Kosten, Zeit und Arbeitskraft. Abbildung 1: Einordnung der Logopädie Das Recht auf Werbung wird im Gesundheitswesen unter anderem durch die Berufsfreiheit geschützt. Rechtlich geschützt ist zudem das Recht des Patienten auf Selbstbestimmung und Information. Selbstbestimmung beinhaltet hier die freie Wahl des Heilmittelerbringers. Um dies zu ermöglichen, müssen den Klienten jegliche Informationen und Fakten zur Verfügung stehen. Dies weist auch das Recht auf Information auf. Diese muss ungehindert und ohne großen Aufwand zugänglich sein (Bahner, 2004). Aus dem Recht des Patienten auf Information folgt das Recht der Heilmittelerbringer zur Information. Die rechtlichen Rahmenbedingungen werden durch das Heilmittelwerbegesetz, das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb, die Berufsordnung des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie e.V. und den bestehenden Rahmenverträgen mit den Krankenkassen festgelegt. V. Fazit Die Annahme, dass ein Zusammenhang zwischen Marketingverhalten und dem Standort der Praxen besteht, konnte auf Basis der Interviewauswertung nicht bestätigt werden. Der von den Inhabern beschriebene steigende Wettbewerbsdruck ist vom Standort der Praxis unabhängig. Einzelne Unterschiede in den Rahmenbedingungen des Praxisalltages scheinen keine Auswirkungen auf das Marketingverhalten der Praxisinhaber zu haben. Es zeigte sich, dass langbestehende Praxen auf funktionierende Netzwerke zurückgreifen. Sie haben sich als Praxis an ihrem Standort etabliert und sind in ihrer momentanen Situation nicht auf verstärktes Promotion angewiesen. Für Existenzgründer hingegen wird Promotion mit seinen Mitteln und Maßnahmen aufgrund der anzunehmenden Marktentwicklung bedeutsamer. Literatur Bahner, B. (2004). Das Neue Werberecht für Ärzte. Berlin, Heidelberg: Springer- Verlag. Institut für Freie Berufe Nürnberg. (Hrsg.)(2012). Gründungsinformation Nr.20 Werbung: Gesundheitsberufe. Abgerufen auf www.ifb.uni-erlangen.de/fileadmin/ifb/doc/publikationen/gruendungsinfos/20_werbung_ges.pdf. Mai, R., Schwarz, U., & Hoffmann, S. (2012). Gesundheitsmarketing: Schnittstelle von Marketing, Gesundheitsökonomie und Gesundheitspsychologie. In R. Mai, U. Schwarz,& S. Hoffmann (Hrsg.), Angewandtes Gesundheitsmarketing (S. 4-14). Wiesbaden: Springer Gabler. Mayring, P. (2010). Qualitative Inhaltsanalyse (11. Aufl.). Weinheim und Basel: Beltz Verlag. Meffert, H., & Bruhn, M. (2012). Dienstleistungsmarketing Grundlagen-Konzepte-Methoden (7. Aufl.). Wiesbaden: Springer Gabler. Grundsätzlich benötigt das Thema Promotion in logopädischen Praxen viel Zeit für die thematische Einarbeitung. Dies gilt besonders, wenn spezifische betriebswirtschaftliche Themen durch Ausbildung oder Fortbildungen nicht thematisiert wurden. Jedoch können logopädische Praxen einen Mehrwert aus der Arbeit mit Promotion ziehen. Darüber hinaus sollten Praxisinhaber verstärkt Weiterbildungen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen anstreben, einerseits um das Potential auszuschöpfen, andererseits um im Bereich legal erlaubter Maßnahmen zu bleiben.