Jes 55 - Katholisches Bibelwerk

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Katholisches Bibelwerk
Lektorenhilfe
Osternacht ABC
5. Lesung
Hochfest der Auferstehung des Herrn
Die Feier der Osternacht
Lesejahr ABC
5 Lesung: Jes 55,1-11
Vorbemerkung
von Bettina Wellmann
Die Osternacht ist hinsichtlich der Stellung und Bedeutung des Alten Testaments ein
empfindliches Feld. Manche beklagen die große Zahl der alttestamentlichen Lesungen. Viele
finden es anstößig, in dieser Nacht von einem Gott zu hören der von Abraham das Opfer
seines Sohnes fordert oder die Ägypter am roten Meer ertrinken lässt. Zudem fördert die
Lichtinszenierung Häufig ein Missverständnis, das die moderne Bibelwissenschaft eigentlich
überwunden hat, nämlich das Alte Testament als dunkles Vorspiel des Neuen Testaments zu
betrachten.
Doch wer verstehen will, welcher Gott sich in Jesus Christus offenbart, muss sich von Anfang
an erinnern. Es ist reizvoll, den Weg nachzugehen, welchen die Gläubigen in den Lesungen
dieser „Nacht des Wachens“ geführt werden. Ein Weg, der die ganze Dramatik der
Gottesbeziehung umfasst. Leider lesen wir häufig in den Gemeinden nur die verstümmelten
Kurzfassungen der Texte, die ihre Tiefe kaum aufleuchten lassen. Dennoch sollte man einmal
versuchen, sich den biblischen Lesungen als Herzstück der Osternacht zu stellen und diese
alljährlich einmalige Feier herauszuheben, denn „wo nichts Besonderes erlebt wird, kann
auch nichts Prägendes erfahren werden!" (Georg Steins)
Gute Anregungen bieten folgende Schriften:

Heinz-Günter Bongartz / Georg Steins, Österliche Lichtspuren. Alttestamentliche
Wege in die Osternacht – Ein Lese- und Arbeitsbuch, 144 S., Don Bosco Verlag,
München 2002.

Themenheft „Pessach und Ostern – Feste der Juden und Christen“ in der
Zeitschriftenreihe „Welt und Umwelt der Bibel“ (Heft 40, 2/2006; darin auch ein Beitrag
von Georg Steins zur Osternacht).

Themenheft „Sterben und Auferstehen“ (Heft 27, 1/2003)
Mehr unter: http://www.weltundumweltderbibel.de
Die sieben alttestamentlichen Lesungen der katholischen Osternachtfeier
1. Lesung: Gen 1,1-2,2 (Schöpfung)
2. Lesung: Gen 22,1-18 (Prüfung Abrahams u. Bestätigung der Verheißung)
3. Lesung: Ex 14,15-15,1/besser: ab 14,5 (Rettung Israels vor dem Tod)
4. Lesung: Jes 54,5-14 (Verherrlichung Jerusalems)
5. Lesung: Jes 55,1-11 (Ewiger Bund)
6. Lesung: Bar 3,9-15.32-4,4 (Gebote des Lebens)
7. Lesung: Ez 36,16-17a.18-28 (Wiederherstellung Israels)
Nach jeder Lesung folgt ein Psalm und ein Gebet
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Die Lektorenhilfe ist kostenlos, Spenden sind willkommen: Konto 645 1551, Liga Stuttgart, BLZ 75090 300
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Osternacht ABC
5. Lesung
Hochfest der Auferstehung des Herrn
Die Feier der Osternacht
Lesejahr ABC
5 Lesung: Jes 55,1-11
1. Hinführungstext zum Vortragen vor der Lesung
Auch die fünfte Lesung entstammt dem Ende des zweiten Jesajabuchs. Sie schließt beinahe
nahtlos an die vierte Lesung an. Das ganze Volk wird ermutigt, am Heil Jahwes teilzunehmen,
den heiligen Bund mit ihm einzugehen. Insbesondere der erste Teil gehört noch zur
„Brautwerbung“ Jahwes, der sein Volk prächtig umwirbt, während der zweite Teil eher
mahnenden Charakter hat und dabei klar auf die Differenz zwischen Jahwe und seinem Volk
hinweist. „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine
Wege“ – das ist eine deutliche Ansage, dass trotz des Liebesbundes die Unverfügbarkeit
Jahwes gewahrt bleibt und wir ihn nie vollständig verstehen werden. Dennoch dürfen wir
seiner unverbrüchlichen Treue sicher sein.
Kurzer Alternativtext
Die Sorge und das Kümmern Gottes um sein Volk setzen sich fort. Noch ist das Volk Israel
im Exil, aber das Heil kündigt sich an. Keiner wird ausgeschlossen von seiner liebenden
Zuwendung, Ohne Geld oder eine andere Gegenleistung sind wir eingeladen, an seinem Tisch
Platz zu nehmen. Wir brauchen uns nur auf den Weg zu machen, ihm unser Ohr zu geben. Es
ist beeindruckend, in welch großen Bildern hier das Erbarmen und die uneingeschränkte
Liebe Gottes zu uns Menschen beschrieben werden.
(Abraham Roelofsen, Gottes Volk 4/2004, 12.)
2. Praktische Tipps zum Vorlesen
a. Textumfang
 siehe vierte Lesung!
b. Betonen
Lesung
aus dem Buch Jesaja
1
So spricht der Herr:
Auf, ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser!
Auch wer kein Geld hat, soll kommen.
Kauft Getreide, und esst, kommt und kauft ohne Geld,
kauft Wein und Milch ohne Bezahlung!
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Osternacht ABC
5. Lesung
Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt,
und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht?
Hört auf mich,
dann bekommt ihr das Beste zu essen
und könnt euch laben an fetten Speisen.
Neigt euer Ohr mir zu, und kommt zu mir,
hört, dann werdet ihr leben.
Ich will einen ewigen Bund mit euch schließen
gemäß der beständigen Huld, die ich David erwies.
Seht her: Ich habe ihn zum Zeugen für die Völker gemacht,
zum Fürsten und Gebieter der Nationen.
Völker, die du nicht kennst, wirst du rufen;
Völker, die dich nicht kennen, eilen zu dir,
um des Herrn, deines Gottes, des Heiligen Israels willen,
weil er dich herrlich gemacht hat.
Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt,
ruft ihn an, solange er nahe ist.
Der Ruchlose soll seinen Weg verlassen,
der Frevler seine Pläne.
Er kehre um zum Herrn,
damit er Erbarmen hat mit ihm,
und zu unserem Gott;
denn er ist groß im Verzeihen.
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken,
und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des Herrn.
So hoch der Himmel über der Erde ist,
so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege
und meine Gedanken über eure Gedanken.
Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt
und nicht dorthin zurückkehrt,
sondern die Erde tränkt
und sie zum Keimen und Sprossen bringt,
wie er dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen,
so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt:
Es kehrt nicht leer zu mir zurück,
sondern bewirkt, was ich will,
und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe.
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Osternacht ABC
5. Lesung
c. Stimmung, Modulation
Die Verse 1-5 haben werbenden, auffordernden Charakter. Sie sind voll von Verheißung –
aber die schönste Verheißung nützt nichts, wenn sie nicht angenommen wird. Darauf weist
der zweite Teil der Lesung hin (V. 6-11), der – immer noch werbend – eher mahnend ist.
Wie so oft bleibt auch hier die Spannung des Lebens erhalten: Freude und Herrlichkeit auf der
einen Seite, unbedingte, notwendige Annahme dieser Botschaft auf der anderen Seite.
d. Besondere Vorleseform
Ähnlich wie in der zweiten Lesung kann die Lesung zwischen zwei Lektoren aufgeteilt
werden. Während die werbende Stimme Gottes am besten von einer klaren Frauenstimme
gesprochen wird, übernimmt die Mahnrede eine reife, sonore Männerstimme.
3. Textauslegung aus der Reihe „Gottes Volk“
Die zweite Jesaja-Lesung ist ein Zwilling zur vorangehenden. Sie wirbt im Gegenzug fast
marktschreierisch um die Zuwendung des Volkes zu Jahwe. Denen, die die babylonische
Gefangenschaft erfahren haben, werden verführerische Bilder vor Augen gestellt. Gott als
Gastgeber lädt ein zu Wein, Milch, Gutem und Fettem als Bilder für wahres Leben. Er wirbt
darum, den falschen Weg zu verlassen (V. 7) und sich auf den Weg Jahwes einzulassen. Und
dieser ist verheißungsvoll und widerspricht alltäglicher Erfahrung: Er kann ohne Geld
begangen werden und lässt sich leicht finden, da er so nahe ist. Fast möchte man sich
angesichts dieser Leichtfertigkeit Gottes ungläubig die Augen reiben, aber Gott ist der ganz
Andere, dessen Gedanken „himmelweit“ von unseren menschlichen Berechnungen und
kleinkarierten Ängsten entfernt sind. Gleichzeitig spiegelt sich die Erfahrung, dass das, was
existenziell glücklich macht, eben nicht käuflich erworben werden kann. Ein Modell für die
versprochene Zuwendung Gottes ist der Bund mit David, der nun demokratisch auf das ganze
Volk übertragen wird. Am Ende der Lesung tauchen Schöpfungsmotive auf. Das Wort Gottes
hat nichts von seiner Leben spendenden Kraft (Gen 1) verloren. Es ist nicht bloß leeres
Gerede, sondern bewirkt Veränderung bei denen, die es aufnehmen. So ist es auch Leben für
die, die es in dieser Osternachtfeier hören.
Jesaja verkündet eine österliche Botschaft: Wer sich auf Gott einlässt, erfährt Befreiung. Er
muss nicht mehr krampfhaft Dingen hinterher jagen, die „nicht sättigen“ (V. 2). Gott schenkt
wahres Leben – ohne Vorleistung und umsonst, aus reiner Liebe.
(Bettina Wellmann, Gottes Volk 4/2002, 10-11)
Dipl. Theol. Joachim Lauer
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